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Nr. 19
23.April 2010 (ATS)
Neuer Ansatz in der Analyse von Immunantworten auf Krebs
Tumor-spezifische Antikörper im Blut könnten ein weiterer Schritt bei der Krebsfrüherkennung sein.
Antikörper, die Waffen des körpereigenen Abwehrsystems im Kampf gegen Krankheitserreger, werden seit
langem in Klinik und Labor eingesetzt. Beispielsweise kann man mit ihrer Hilfe Virusinfektionen wie die
sogenannte Schweinegrippe diagnostizieren, aber auch Krebserkrankungen mit Antikörpern wie Herceptin
oder Erbitux behandeln. Auch in der Forschung spielen sie eine wichtige Rolle, etwa um nachzuweisen,
dass das patienteneigene Immunsystem auf Krebszellen reagiert und damit zu beweisen, dass das
Immunsystem durchaus mit Krebszellen interagiert. Aufgrund dieser Tatsache kann man heute mit
Impfstoffen versuchen, die Krebsentstehung zu verhindern oder auch schon vorhandene
Krebserkrankungen durch eine gezielte Stärkung der Immunabwehr zu behandeln.
Professor Dr. Dirk Jäger vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg untersuchte
gemeinsam mit Dr. Lloyd J. Old vom Ludwig Institute for Cancer Research (LICR) New York City
systematisch Antikörperantworten bei Krebspatienten. In der aktuellen Ausgabe der Proceedings of the
National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlichten sie nun Ergebnisse, die zu neuen Ansätzen für die
Früherkennung von Eierstock- und Bauchspeicheldrüsenkrebs führen könnten. Ebenso könnten diese
Forschungsresultate auch helfen, geeignete Patienten für zielgerichtete Krebsbehandlungen zu
identifizieren.
Die Forscher untersuchten das Patientenserum auf Antikörperantworten gegen mehr als 8000
verschiedene Eiweiße mittels sogenannter Proteinarrays. Diese enthalten Testfelder mit sogenannten
Spots auf engstem Raum. Untersucht wurde Blut von Gesunden und von Patienten, die an Eierstocksowie an Bauchspeicheldrüsenkrebs litten. Dieses Detektionsverfahren erlaubt anschließend die
Unterscheidung zwischen Spots mit oder ohne Interaktion. Im Blut von an Eierstockkrebs erkrankten
Patientinnen fanden die Wissenschaftler wesentlich mehr Antikörper als im Blut von Patienten mit
Bauchspeicheldrüsenkrebs. „Das könnte ein Grund für die schlechte Prognose von
Bauchspeicheldrüsenkrebs sein“, spekuliert Dirk Jäger. „Je weniger Antikörper der Patient im Blut aufweist,
desto schlechter scheint sein Immunsystem den Krebs zu erkennen und abzustoßen“.
Die Antikörperantwort eines Patienten auf eine Tumorerkrankung bietet aber noch weitere Möglichkeiten:
So könnte der Nachweis von Antikörpern im Blut eine Krebserkrankung frühzeitig anzeigen, was
insbesondere bei Bauchspeicheldrüsen- und Eierstockkrebs von großer Bedeutung wäre, betont Dirk
Jäger: „Diese Krebsarten werden in der Regel erst dann bemerkt, wenn der Tumor schon weit
fortgeschritten ist. Das ist für die Prognose äußerst ungünstig. Könnten wir die Tumoren früher aufspüren,
wären die Heilungschancen für die Patienten sehr viel höher“, erhofft sich der Krebsspezialist.
Das ehrgeizige “cancer seromics” Projekt steht erst am Anfang von weit umfassenderen Analysen. Die
Forschungsergebnisse aus diesem Projekt, welcher Antikörper mit welchem Protein im Tumor reagiert,
sollen in eine Datenbank einfließen, zu der Krebsforscher aus aller Welt Zugang erhalten sollen. Ziel ist es,
so schnell wie möglich aussagekräftige Marker für die Früherkennung zu finden, Impftherapien gegen
bestimmte Krebsarten zu entwickeln oder neue immuntherapeutische Ansätze in der Krebstherapie zu
erforschen. „Das Immunsystem als Waffe gegen den Krebs ist noch längst nicht ausgereizt“, weiß Dirk
Jäger, „es ist an der Zeit, diese Möglichkeit im Kampf gegen die heimtückische Krankheit Krebs stärker zu
nutzen.“
Ein Bild von Professor Dr. Dirk Jäger steht im Internet zur Verfügung unter:
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2010/images/dirk_jaeger_pm_19.jpg
Gnjatic S, Ritter, E, Büchler MW, Giese NA, Brors B, Frei C, Murray A, Halama N, Chen Y-T, Andrews C, Ritter G, Old LJ, Odunsi
K, and Jäger D. Seromic profiling of ovarian and pancreatic cancer. Proc Natl Acad Sci USA. 2010 Mar 16;107(11):5088-93.
DOI: 10.1073/pnas.0914213107
Über das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg:
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen
Krebsforschungszentrums, des Universitätsklinikums Heidelberg, der Thoraxklinik Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe. Ziel
des NCT ist die Verknüpfung von vielversprechenden Ansätzen aus der Krebsforschung mit der Versorgung der Patienten von der
Diagnose über die Behandlung, die Nachsorge sowie der Prävention. Die interdisziplinäre Tumorambulanz ist das Herzstück des
NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten
Tumorboards, zeitnah erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist
somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik.
Ansprechpartner für die Presse:
Alenka Tschischka
NCT
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
Tel.: +49 6221-42-2254
Fax: +49 6221-42-2968
E-Mail: [email protected]
Universitätsklinikums Heidelberg
Dr. Annette Tuffs
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672 69120 Heidelberg
Tel.: +49 6221 / 56 45 36
Fax: +49 6221 / 56 45 44
E-Mail: [email protected]
www.klinikum.uni-heidelberg.de
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2854
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E-Mail: [email protected]
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