LEICHT, STABIL UND KLIMASCHONEND ® Die erste tragende Hauswand aus Carbon-Faser-Stein (CFS ) D ie erste tragende Hauswand aus faserarmierten Natursteinplatten wurde im Mai 2008 an der HTW Chur vorgestellt. Das 100 Zentimeter breite Fertigbauteil ist 2,70 Meter und damit geschosshoch und wiegt lediglich 360 Kilogramm. Der Kern besteht aus 20 Zentimeter dickem Polyurethanschaum-Vollmaterial, auf das beidseitig jeweils zwei Zentimeter dicke CFS®-Platten aus dem Schweizer Paragneis »Lodrino« geklebt sind. Diese Natursteinplatten wurden vor dem Verkleben von TCT im CFS®-Verfahren mit einem Carbonfasergewebe beschichtet. Die großformatigen Natursteinscheiben nehmen die Druckkräfte auf. U-förmige, zu Kästen zusammengeklebte Standard-Profile aus Glasfaser-Komposit (GFK) ober- und unterhalb des PU-Kerns leiten über den auf der Innenseite der Steinscheiben liegenden Carbonfaserverbund die Deckenlasten in die Steinscheiben ein. Über je ein Kipplager aus CFS® wird eine gleichmäßige Kraftübertragung gewährleistet. Der PU-Kern sorgt durch die großflächige und kraftschlüssige Verklebung mit den Steinscheiben für die nötige Steifigkeit des Verbundes und fängt die auftretenden Schub-, Zugund Knicklasten ab. Zusätzlich sorgt der PU-Schaum für die geforderte Wärmedämmung: der k-Wert der nur 24 cm starken Wand entspricht dem Schweizer »Minergie«-Standard. Auch die GFK-Krafteinleitungselemente sind nicht nur leicht, sie sorgen auch dafür, Schön und leicht: nur 360 kg wiegt das komplette CFS®–Wandelement (hier noch mit aufgeklebten Dehnungsmessstreifen). dass Wärmebrücken vermieden werden. Foto:TechnoCarbon Technologies Durch ihr Innenleben aus PU-Vollschaum (rechts) und die beidseitige Verkleidung mit CFS® ist die Hauswand viel leichter und dünner als eine vergleichbare Beton-Vorhangfassaden-Konstruktion. CARBON-FASER-STEIN – ANWENDUNGEN – HAUSWAND Weniger Gewicht und Raumbedarf Eine außen liegende Wärmedämmung auf einer Betonwand, so wie sie heute üblich ist, braucht sehr viel Platz, der ohne technische Funktion ist. Die CFS®-Hauswand reduziert die Wandstärke um 10 bis 20 Zentimeter und bewirkt so einen deutlichen Zugewinn an nutzbarer Kubatur. Dieser Raumgewinn spielt |1 Druckversuch an der HTW Chur: 50 Fachleute aus dem Text und Fotos: Gesa Todt Bauingenieurwesen und der Natursteinindustrie waren Zeugen, heute im Bauwesen eine wichtige Rolle und rechtfertigt den im Vergleich zur Standard-Betonbauweise höheren Preis. Das geringe Gewicht und der schmale Aufbau der Wand sind möglich, weil der Querschnitt der Wärmedämmung zur Steifigkeit der Wand beiträgt. Voll genutzt wird dabei die im Vergleich zu Beton sehr viel höhere Druckbelastbarkeit des Natursteins, und hier vor allem das Verhältnis der Druckstabilität zum spezifischen Gewicht, das bei Naturstein mehr als doppelt so hoch ist wie bei Beton. In Verbindung mit der höheren Steifigkeit des Gesamtverbundes wiegt so die CFS®Wand bei gleichen Festigkeits- und Wärmedämmwerten weniger als ein Viertel einer Betonwand mit Vorhangfassade und ist kaum mehr als halb so dick. Fertigbau inklusive Wandverkleidung Von Vorteil ist zudem, dass das Konzept eine komplette Vorfertigung erlaubt. Die nur 360 Kilogramm leichten Elemente können problemlos transportiert werden und sind auf der Baustelle leicht versetzt und schnell aneinander gefügt. Darüber hinaus sind keine aufwändigen handwerklichen Fassadenarbeiten nötig, da die Elemente sowohl die Wärmedämmung bereits mitbringen wie auch die fertige Natursteinbekleidung: außen als Fassade und innen mit poliertem, geschliffenem oder gebürstetem Steindekor oder einfach roh gesägt und damit putzfertig. Der PU-Kern kann mit Leerrohren ver|2 als 20 Tonnen Last – vergleichbar mit drei Stockwerken – von der CFS®-Wand ohne jede Verformung aufgenommen wurden. sehen werden, welche die komplette Hausinstallation aufnehmen und weitere Montagearbeiten vereinfachen. CFS®-Wände sind leicht zu bohren oder zu sägen, ohne nennenswerte Einschränkung der Ankerzugkräfte des CFS®-Verbundes. Darüber hinaus lassen sich ganze Elemente wie Erkerkonstruktionen, Gauben, usw. im Werk vorfertigen und leicht versetzen. Interessant ist auch der Aspekt des Wohnraumklimas, bei voll wärmegedämmten Gebäuden oft ein Problem. Die Wasseraufnahmefähigkeit der großflächigen Steinschicht im Innenraum verspricht eine gute Feuchtigkeitsregulierung. Der Taupunkt liegt in der äußeren Steinscheibe, was Schimmelbildung in der Isolation – ebenfalls ein bislang ungelöstes Dauerproblem bei Außendämmsystemen – ausschließt. Änderungen des Materialverhaltens durch Frost-/Tauwechsel sind bei den meisten Gneisen und Graniten nicht zu erwarten. Mit einer CFS®-Hauswand sind auch größere Gebäudehöhen von 10 bis 20 Stockwerken vorstellbar. Da Tragkraft und Knickfestigkeit über den Querschnitt ohne Mehrgewicht einstellbar sind, ist das Material außerdem ideal für Wände in hohen Räumen und Hallen geeignet. Auch Dach- und Bodenkonstruktionen, mit Steinoberfläche an Boden und Decke, sind denkbar. Beitrag zum Klimaschutz Die Ökobilanz des neuen Sandwichaufbaus ist sehr gut. Berechnungen für die vorgestellte Struktur ergeben CO2-Einsparungen von 50 % im Vergleich zur herkömmlichen Betonbauweise. Zudem sind die CFS®Wandelemente voraussichtlich haltbarer als Betonkonstruktionen. Damit leisten sie sowohl hinsichtlich des Herstellungs-, Transport- und Montageaufwandes wie auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. ! CARBON-FASER-STEIN – ANWENDUNGEN – HAUSWAND