Wer ist die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum? - Gründung 1997 Sozialmedizinische Menschenrechtsorganisation Eingetragener Verein, ehrenamtlicher Vorstand Finanziert durch Stadt, Land, EU, UN, Spenden und Beiträge - Ziel war zu Beginn einen Zugang zu gesundheitlicher Versorgung von Menschen ohne Papiere zu schaffen, dazu gehören auch die Flüchtlinge, deren Aufenthaltsstatus nur eine Notfallhilfe vorsieht. - Erfahrungen in der täglichen Arbeit verdeutlichten schnell die multiplen Problemlagen der Klientel, auf die reagiert werden musste, daher Einrichtung eines Sozialdienstes und psychotherapeutischer Betreuung - zunehmende Aktivitäten im Bereich Menschenrechte mündeten 2002 in einen neuen Fachbereich: Die Kampagne „Gerechtigkeit heilt“ – Der internationale Kampf gegen Straflosigkeit“ Verwaltung Sozialdienst in Hattingen Vermittlungssprechstunde Therapiezentrum für Überlebende von Folter und Krieg Gerechtigkeit heilt Öffentlichkeitsarbeit Therapieteam Externe Therapeuten und Kooperationen Mobile Beratung Sozialdienst Bochum KlientInnen der MFH • Familien, EinzelklientInnen, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge • Versorgung im Jahr 2016 – 908 KlientInnen 232 Frauen, 676 Männer 192 UMF, 48 Kinder(Fam.) zusätzlich 373 indirekt begünstigte Angehörige • Hauptaltersgruppen 12 – 64 Jahre • In der Therapie 411 KlientInnen Hintergründe der Klienten_innen • Schwere Traumatisierungen durch politische, ethnische, religiöse oder geschlechtsspezifische Verfolgung Konkrete Erlebnisse dabei sind: • Misshandlungen, Foltererfahrungen • sexualisierte Gewalt • Verlust von Familienangehörigen • Das Miterleben von Misshandlung und der Ermordung von Menschen oder anderer Menschenrechtsverletzungen • Kriegserlebnisse • Vertreibung/ Ungewollter und erzwungener Verlust der Heimat • Zwangsrekrutierung als Kindersoldat/in • Zwangsverheiratung, Beschneidung • Fluchterlebnisse Folter Stumpfes Trauma (Prügel, gezielte Schläge auf Körperteile, Falanga) Positionsfolter (Stehen, Krummschließen) Verbrennungen Elektroschocks Asphyxiation Quetschverletzungen Penetrationsverletzungen Exposition gegenüber Chemikalien Sexualisierte Gewalt Medizinische Amputation Pharmakologische Folter Simuliertes Ertrinken Temperaturfolter Kaltwasserschlauch Haftbedingungen (Isolation, Licht) Scheinhinrichtungen Schlafentzug Musik Sensorische Deprivation Entwürdigung / Herabwürdigung Folterandrohung Tabuverletzungen Erzwungenes Verhalten Erzwungenes Zusehen oder Beteiligung an Gewalthandlungen Folter mit Tieren Traumareaktive Störungen •PTBS (DESNOS) •Depression •Angststörung •Essstörung •Persönlichkeitsstörung •Somatoforme Störung •Dissoziative Störung •Entwicklungsstörung •(Suizid)…… (zusätzliche) Symptome bei Kindern Erweitertes Ereigniskriterium (z.B. Verlust eines Elternteils) 1. Repetitives Spiel aktive Wiederholungen (evtl. als Täter) 2. Entwicklungsstopp/ -Rückfall Betäubung, Starre, Verträumtheit, Misstrauen, Lustlosigkeit 3. Trotzverhalten Lern- und Leistungsstörungen Therapeutische und weitere Angebote der MFH • Erstgespräche, Krisenintervention, Einzeltherapie, Gruppentherapie, Weitervermittlung • Familientherapie – Eltern mit PTBS / Kinder • Integrative therapeutische Arbeit: imaginativ, Kunst - malen, Systemisch, Entspannung, Körper, Alltagsstruktur und Normalität, Ressourcensuche und Aktivierung, Trauer, Psychoedukation, narrativ - Geschichten, Symptomkontrolle, Triggersuche = Stabilisation / innere Sicherheit • Verhaltenstherapie, tiefenpsycholog. orientierte Therapie • Zusammenarbeit mit Betreuern, Lehrern, Bezugssystemen, FachärztInnen, Kliniken, Beratungsstellen • Aufenthaltsrechtlich, Wohnraum – Sozialdienst, Rechtsanwälte, Verfassen von Stellungnahmen u. Bescheinigungen = äußere Sicherheit • Schulungen Phasen der Traumatherapie 1. 2. 3. 4. Beziehungsaufbau Stabilisierung (Hier und Jetzt) Traumaintegration (Dort und Damals) Entwicklung eines neuen Lebensentwurfs (Neubeginn) Methoden zur Stabilisierung 1. Psychoedukation – verstehen 2. Triggersuche – reduzieren / meiden 3. Ressourcen – auffinden – aktivieren – ankern biologisch: Stressregulierung, „gesunder Körper“ individuell: eigene Fähigkeiten, Stärken System: Familie, Freunde, Beziehungen, Zugehörigkeit zu einer Gruppe spirituell: Glaube, Werte, Sinn, Hoffnung Gute und positive Erinnerungen / innere Bilder entstehen lassen Stabilisierungsübungen • Ressourcenteam, Ressourcen-Zeitlinie, Ressourcenbriefkasten, usw. • Sicherer Ort, Wohlfühlort • Tresor, Bildschirmtechnik zur Distanzierung, • Dimmer, Regler zur Affektregulation • Innerer Helfer / Team zum trösten und beschützen • Schutzkreis, Schutzmantel, Rüstung • Unerwünschte Bilder zerspringen lassen/ zerschneiden, in gute Bilder umwandeln (Gegenbilder) • Notfallkoffer Stress - Management • • • • • • • • Äußere Sicherheit / Ruhe Tagesstruktur Genügend Schlaf Genügend Bewegung und frische Luft Sozialkontakte Kreative Tätigkeit Kein Alkohol und Drogen (Suchtgefahr) Körperübungen und Atemübungen Entspannung und Körper • • • • • • PMR Atmen.......... Atmen auf der Wiese Achtsamkeit „heilendes Licht“ „Schutzengel“ • • • • Schütteln Stampfen Körperscann Körper abklopfen Übungen zur Reorientierung • • • • • Gegenstände im Raum beschreiben „Ich sehe das was Du nicht siehst“ Zählen – rückwärts Sinne anregen – etwas Starkes riechen, Haut rubbeln Übungen zur Achtsamkeit Lebensbedingungen beschädigen Resilienz → → → → → → Residenzpflicht und Verteilung – Soziale Unterstützung Arbeitsverbot – Selbstwirksamkeit, Unabhängigkeit, Beschäftigung Unterbringung – Selbstwert, Integration, Ruhe Aufenthaltsstatus – Perspektive, Hoffnung, Sicherheit Gesundheitsleistungen – Diskriminierung, Prävention Abschottung – Familiennachzug, Wertschätzung, Willkommen Retraumatisierung / Reaktulaisierung • • • • • • Asylanhörung Behördenkontakte Gerichtsverhandlung Polizeieinsatz / -kontrollen Unterbringung Nachrichten • Arzt- / Krankenhausbesuche • Psychotherapie • Abschiebung Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Kontakt Jutta Gernert Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum Therapiezentrum für Überlebende von Folter und Krieg Dr.-Ruer-Platz 2, Bochum Tel.: 0234- 913 87 43 Mail: [email protected]