Kältetechnik.book Seite 131 Donnerstag, 25. August 2011 5:55 17 Mehr Informationen zum Titel 4.1 Die Hauptteile einer Kälteanlage 4 Kälteanlagen 4.1 Die Hauptteile einer Kälteanlage Mit Hilfe einer Kälteanlage wird Wärme von einer Stelle mit niedrigem Temperaturniveau zu einer Stelle mit höherem Temperaturniveau transportiert. Die Wärme muss also entgegen der natürlichen Flussrichtung (siehe Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik) bewegt werden. Dazu sind besondere Einrichtungen erforderlich, die man Kälteanlagen nennt. Die Aufgabe einer Kälteanlage kann man auch mit der Aufgabe einer Pumpstation vergleichen. Verbindet man z. B. zwei Gewässer mit verschiedenem Höhenniveau, dann fließt das Wasser des höheren Beckens von selbst in das tiefere. Soll jedoch Wasser aus dem tieferen See in den höheren gebracht werden, dann sind dazu maschinelle Hilfsmittel erforderlich (Abb. 4.1). Abb. 4.1: Wasser fließt immer vom geografisch höheren Niveau zum niedrigeren. Für den umgekehrten Vorgang muss man Energie einsetzen. Ähnlich ist es bei einer Kälteanlage. Am Kühlkörper herrscht die niedrigste Temperatur, während der Verflüssiger die höchste Temperatur hat. Um die tiefe Temperatur der Kühlstelle konstant zu halten, muss nun dort dauernd Wärme aufgenommen und zum Verflüssiger transportiert werden. Am Verflüssiger wird die aufgenommene Wärme wieder freigegeben. Soll beispielsweise die Temperatur eines geschlossenen Raumes +2 °C betragen, dann fließt im Winter Wärme aus dem Raum ab und im Sommer muss Wärme nach außen gepumpt werden (Abb. 4.2). 131 Kältetechnik.book Seite 132 Donnerstag, 25. August 2011 5:55 17 4 Kälteanlagen Abb. 4.2: Im Winter wird dem Raum Wärme zugeführt (oben). Soll im Sommer eine Temperatur eingehalten werden, die unter der Außentemperatur liegt, muss ständig Wärme aus dem Raum nach draußen transportiert werden (unten). Abb. 4.3: Die Hauptteile einer Kälteanlage Eine Kälteanlage hat also die Aufgabe, Wärme an einer Stelle wegzunehmen und an einer anderen wieder freizugeben. Sie hat folgende Hauptteile (Abb. 4.3): 1 Verdichter 2 Motor 3 Verflüssiger 4 Flüssigkeitssammler 132 Kältetechnik.book Seite 133 Donnerstag, 25. August 2011 5:55 17 4.2 Der Verdichter 5 Drosselorgan 6 Verdampfer 7 Rohrleitungen Zu diesen Hauptteilen kommt noch das im System zirkulierende Kältemittel. 4.2 Der Verdichter Im Verdichter wird das dampfförmige Kältemittel mit niedrigem Druck angesaugt und auf einen höheren Druck verdichtet. Es gibt Verdichter mit hin- und hergehenden Kolben (Hubkolbenverdichter) und solche mit rotierenden Kolben. Letztere werden auch Rotations- oder Umlaufverdichter genannt. Rotationsverdichter werden hauptsächlich im Bereich der Kleinkälte angewandt, wie z. B. für Kühlschränke, Tiefkühltruhen, Kühlmöbel und Raumklimageräte. In der gewerblichen Anwendung wird jedoch der Verdichter mit hin- und hergehenden Kolben am häufigsten verwendet. Die Unterscheidung in offene, halbhermetische und hermetische Verdichter hat mit der Art des Kolbens nichts zu tun. Die Bezeichnung bezieht sich nur auf das Verhältnis von Verdichter und Antriebsmotor. 4.2.1 Offene Kolbenverdichter Der offene Verdichter wird so genannt, weil an einem Ende die Kurbelwelle aus dem Kurbelgehäuse herausragt (Abb. 4.4). Dadurch ist der Verdichter für eine Vielzahl von Antriebsmöglichkeiten geeignet. Abb. 4.4: 1 Schnitt durch einen offenen Kolbenverdichter Ventilplatte 2 Kolben 3 Gehäuse 4 Öltaschen 5 Pleuellager 6 Öl-Schauglas 7 8 Kurbelwelle Hauptlager 9 Wellenabdichtung 10 Pleuelstange 11 Zylinderbohrung 12 Kolbenbolzen 13 Saug- und Auslassventile 14 Zylinderkopf An der Austrittsstelle der Kurbelwelle aus dem Gehäuse sitzt entweder eine Stopfbuchse oder eine Gleitringdichtung, die verhindert, dass Kältemittel oder Öl aus dem System ausströmen, und andererseits dafür sorgt, dass keine Luft eindringen kann. Die meisten offenen Verdichter werden von Elektromotoren angetrieben. Zum Antrieb eignen sich ebenfalls Verbrennungsoder Dampfmaschinen (Abb. 4.7). 133 Kältetechnik.book Seite 134 Donnerstag, 25. August 2011 5:55 17 4 Kälteanlagen Als Antriebsart kommen in Frage: Riemenantrieb oder Direktantrieb. Abb. 4.5 zeigt eine Verdichtereinheit mit Keilriemenantrieb. Der Antrieb setzt sich zusammen aus einer großen Keilriemenscheibe, die auf dem Kurbelwellenende sitzt und gleichzeitig als Schwungrad dient, einer kleinen Keilriemenscheibe auf dem Motorwellenende und einem oder mehreren Keilriemen. Die Anzahl der Riemen hängt von der zu übertragenden Leistung ab. Abb. 4.5: Offener Kolbenverdichter mit Riemenantrieb Abb. 4.6: Offener Kolbenverdichter mit Direktantrieb Abb. 4.7: Antrieb durch Verbrennungsmotor Eine Änderung der Drehfrequenz des Verdichters kann durch entsprechende Wahl der Riemenscheibendurchmesser erzielt werden. 134