60 jahre ferring

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09/2016
SONDERAUSGABE
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60 JAHRE
FERRING
DEUTSCHLAND
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PCA-ARENA NEWSLETTER | SONDERAUSGABE | 60 JAHRE FERRING DEUTSCHLAND
60 Jahre FERRING Deutschland
– von Beginn an verbinden wir Generationen
mit wirkungsvollen Therapiekonzepten
INHALT
Unsere Themen
60 Jahre FERRING Deutschland 3
INDIKATIONSGEBIETE VON FERRING
Kongressbericht ASCO 2016 4
Reproduktionsmedizin
Dr. med. Ahmad Haider
FIRSTANA- und PROSELICA-Studie 10
Gastroenterologie
PD Dr. med. Henrik Suttmann
Highlights AUA 2016 12
Dr. med. Rolf Eichenauer
Subgruppenanalyse
IQUO-Registerstudie Urologie & Uro-Onkologie
16
Endokrinologie
18
Klinik
Dr. med. Götz Geiges
Casus palliative Hormontherapie Dr. med. Alexander Rentschler
Online CME-Fortbildungen 19
Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht! In nur zwei Generationen hat
sich aus dem kleinen schwedischen Hormonlabor ein weltumspannendes Unternehmen mit Niederlassungen in fast 60 Ländern entwickelt,
mit einer Mitarbeiterzahl von fast 5.000. Man mag es kaum glauben
– FERRING ist heute eines der weltweit größten Unternehmen im
Bereich der Entwicklung und Herstellung von Peptidhormonen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Autoren, die zu
dieser umfangreichen und sehr interessanten Sonderausgabe
des PCA-Arena Newsletters beigetragen haben:
Dr. med. Ahmad Haider
Facharzt für Urologie/Andrologie
Praxis Dr. med. Haider
Georg Str. 44
27570 Bremerhaven
PD Dr. med. Henrik Suttmann
Facharzt für Urologie
Zusatzbezeichnungen: Andrologie/
medikamentöse Tumortherapie
Urologikum Hamburg
Harksheider Straße 3
22399 Hamburg
DR. MED. FREDERIK PAULSEN – GRÜNDER VON FERRING
1909
Geboren in Nordfriesland
1928
Beginn Medizinstudium in Kiel
Dr. med. Rolf Eichenauer
Facharzt für Urologie
Zusatzbezeichnungen: Andrologie, Medikamentöse
Tumortherapie, Proktologie, Röntgendiagnostik
fachgebunden, Spezielle Urologische Chirurgie,
Fachkunde in Laboruntersuchungen im Gebiet Urologie
Urologikum Hamburg
Harksheider Straße 3
22399 Hamburg
1933
Inhaftierung durch das Naziregime
1935
Emigration in die Schweiz und
Abschluss des Medizinstudiums
Dr. med. Götz Geiges
Facharzt für Urologie
Praxis Dr. med. Geiges
Lietzenburger Str. 54
10719 Berlin
Dr. med. Alexander Rentschler
Facharzt für Urologie
Zusatzbezeichnungen: Andrologie,
Medikamentöse Tumortherapie
Gemeinschaftspraxis für Urologie
Drs. Linné und Rentschler
Georg-Nerlich-Str. 2
01307 Dresden
Seite 2
1935
Auswanderung nach Schweden
1950
Gründung FERRING
1956
Gründung der ersten Tochterfirmen
in Dänemark und Deutschland
Menschen mit Visionen schaffen die Basis für eine
wirkungsvolle Zukunft
Die Brüder Frederik und Otto Paulsen haben in einzigartiger Weise im
Zusammenspiel ihrer intellektuellen und unternehmerischen Fähigkeiten die Chancen in der Phase des Wiederaufbaus nach dem zweiten
Weltkrieg genutzt. Die Möglichkeit, die veränderten Kopien der natürlichen körpereigenen Hormone mit einem isolierten biologischen
Effekt zu produzieren, ohne auf tierische oder menschliche Quellen
angewiesen zu sein, hat die Entwicklung und Herstellung von maßgeschneiderten Arzneimitteln für bestimmte Krankheiten bestimmt. Die
Idee der synthetischen Herstellung von Peptidhormonen hat den Globus erobert – und zu einem guten Teil von Kiel aus! Diese Vision der
Gebrüder Frederik und Otto Paulsen wirkt fort, ist nachhaltig und immer im Unternehmen präsent. So hat sich FERRING rasch aus einem
Hersteller von Hormonsubstanzen zu einem Hersteller von Arzneimitteln entwickelt und etabliert. Im Laufe der Zeit haben sich die vier
großen therapeutischen Geschäftsfelder herauskristallisiert – Arzneimittel im Bereich der Gastroenterologie, der Urologie, der gynäkologischen und der pädiatrischen Endokrinologie werden entwickelt und
zum Nutzen der Patienten eingesetzt.
Historisch gesehen repräsentierte Frederik Paulsen sen. den Forschungs- und Entwicklungsteil des neugegründeten Unternehmens.
Otto Paulsen gründete die deutsche Niederlassung und übernahm neben der anwenderbezogenen Entwicklung überwiegend den Vertrieb
der Medikamente. Deutschland war die erste europäische Keimzelle
von FERRING, zunächst in Düsseldorf ansässig, seit 1973 mit Einrichtung einer Produktionsstätte in Kiel, dem Heimatbundesland der Gründer. Hier hat sich die Firma gut und organisch wachsend entwickelt.
In 1989 dann der Generationenwechsel von der Gründergeneration
zu den Nachgeborenen – die Firma wurde nun von professionellen
Managern geführt – jedoch und immer ganz im Sinne der Gründer. Es
wurde modernisiert und entwickelt und man begann die Arzneimittel nicht mehr nur zweimal die Woche zu produzieren, sondern im
Schichtbetrieb an mindestens fünf Tagen in der Woche. Ein Paradebeispiel für Wachstum, Kernkompetenz und Innovation am Standort Kiel
war der gelungene Einstieg in ein therapeutisches Gebiet, welches zu
diesem Zeitpunkt von nur zwei Firmen dominiert wurde – die Reproduktionsmedizin. Unser Medikament zur Behandlung des unerfüllten
Kinderwunsches wurde in Kiel entwickelt und wird bis heute für den
Weltmarkt auch hier hergestellt – von FERRING Kiel ging der weltweite Erfolg dieses Arzneimittels aus – dank kluger unternehmerischer
Überlegungen und der pharmazeutischen Entwicklung vor Ort.
Mit dem internationalen Wachsen der Firma wurde auch die Kieler
Kompetenz in alle Welt getragen. Viele Mitarbeiter aus Kiel haben
dazu beigetragen, dass in den internationalen Standorten Unternehmens-Gesellschaften in Kopenhagen und St. Prex immer ein wenig
Gründergeist aus Kiel vorhanden ist. Mitte der 80er Jahre hatte
FERRING Deutschland 50 Mitarbeiter – heute sind es über 330 und für
alle Mitarbeiter gilt: bei FERRING zählen die Menschen und es gelten
immer noch die von den Gründern verkörperten Werte von Loyalität
und Verbundenheit des Einzelnen mit dem Unternehmen.
FERRING Deutschland wird immer eine besondere Rolle in der Firmengruppe haben – es ist zum einen eine bedeutende Niederlassung
im Bereich Marketing und Vertrieb, zum anderen werden hier die
Arzneimittel hergestellt, die die stärksten Indikationsgebiete repräsentieren. FERRING hat seine ältesten Wurzeln in Deutschland und
wird auch weiter in Deutschland wurzeln, zum Wohle und Nutzen der
Patienten.
Im Bereich der Urologie werden wir unser Engagement weiter intensivieren und mit Hilfe von Ärzten und Wissenschaftlern innovative
Therapiekonzepte identifizieren, ganz zum Wohle und Nutzen der
Patienten.
Erfahren Sie mehr über FERRING Deutschland auf www.ferring.de
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N
EU
KONGRESS-HIGHLIGHTS
Kongressbericht zur Jahrestagung
der ASCO 2016
In diesem Kongressbericht von der Jahrestagung 2016 der ASCO in
Chicago präsentieren wir Ihnen eine Auswahl der wichtigsten Arbeiten, die zu den Themengebieten Harnblasen Urothelkarzinom und
Prostatakarzinom vorgestellt wurden.
Auf dem diesjährigen Kongress der ASCO in Chicago stand beim metastasierten Harnblasenkarzinom die Immuntherapie im Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit. Sie findet mit Atezolizumab möglicherweise
schon bald den Weg in die Firstline-Therapie. Dennoch gab es auch
andere interessante Studienergebnisse. So wurden beispielsweise
Ergebnisse einer deutschen chirurgischen Studie zum Harnblasenkarzinom vorgestellt.
Beim Prostatakarzinom werden wir Ihnen die Ergebnisse der FIRSTANA-Studie zum Einsatz von Cabazitaxel, die Ergebnisse der SPCG-12Studie zur adjuvanten Therapie mit Docetaxel und die PROMI-Studie
zur Bedeutung des MRT in der Diagnostik kurz vorstellen.
Bei Hodentumoren bildete die Frage nach dem Vorgehen bei mangelhaftem Markerabfall einen Schwerpunkt.
Fokusthema: Harnblasen Urothelkarcinom
Atezolizumab als Erstlinientherapie beim Harnblasen
Urothelkarzinom (#LBA4500)1
In der Studie wurden 119 Patienten beobachtet. Die Einschlusskriterien
waren folgende: chemonaiv, GRF < 60 und ECOG 2. Das mediane Alter betrug 73 Jahre, wobei 21 % der Patienten über 80 Jahre alt waren.
Eine vorangegangene Systemtherapie (z. B. neoadjuvant) hatten 18 %
der Teilnehmer gemacht, 10 % hatten sich bereits einer Radiotherapie
unterzogen, 66 % wiesen viszerale Metastasen auf.
Als Therapie erhielten die Teilnehmer Atezolizumab 1.200 mg i.v. q3W.
Es kam unter dem Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab bei rund einem
Viertel der 119 Patienten zu einer Regression des Tumors. Atezolizumab löst eine „Bremse“ des Immunsystems, die verhindert, dass dieses
die Tumorzellen attackiert. Die mediane Überlebenszeit betrug 14,8
Monate. Unter den üblichen Carboplatin-basierten Therapien, die
eingesetzt werden, wenn Cisplatin nicht infrage kommt, betragen die
Überlebenszeiten nur 9 bis 10 Monate.
Bei 21 der 28 Patienten (75 %), die auf Atezolizumab ansprachen,
hält die Response nach einem medianen Follow-up von 14,4 Monaten
derzeit noch an.
Die Immuntherapie ist generell gut vertragen worden. Nur 10 % bis
15 % der Behandelten hatten schwerere Nebenwirkungen, die
typischerweise Hypothyreoidismus, Leberfunktionsstörungen, Hautausschläge und Diarrhoen umfassten. Nur 6 % brachen die Therapie
aufgrund der Toxizität ab. Unter einer Carboplatin-basierten Chemotherapie betragen die Abbruchquoten in der Regel rund 20 %.
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Dr. med. Ahmad Haider, Bremerhaven
Begrenzte vs. erweiterte Hüft-Lymphadenektomie bei
Patienten mit Blasenkrebs, bei denen eine radikale
Zystektomie durchgeführt wurde: Überlebensraten (#4503)3
Es handelt sich um die erste randomisierte Studie zur Frage der Extensivität der Lymphadenektomie (LA) bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Blasenkarzinom und Zystektomie.
Fazit
Die Studienergebnisse sind besonders im Hinblick auf
die Behandlung älterer Patienten – für die derzeit oft keine guten therapeutischen Alternativen verfügbar sind –
ermutigend.
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/170759-176
Sicherheit und Effektivität von Durvalumab beim urothelialen
Harnblasenkarzinom (#4502)2
Diese Phase 1B Studie schloss Patienten mit metastasiertem oder inoperablem primäre Urothelzellkarzinom (1st line) ein. Es wurden 44
Patienten mit metastasiertem Urothelzellkarzinom (davon 27 mit viszeralen Metastasen) nach Vortherapie mit Cisplatin beobachtet. Die Patienten wurden unabhängig von der PD-L1 Expression eingeschlossen.
Als Therapie erhielten die Patienten Avelumab (anti-PD-L1 IgG1 Antikörper) 10 mg/kg i. v. alle zwei Wochen bis Progress oder Abbruch.
Die Tumor-Beurteilung erfolgte alle sechs Wochen (RECIST 1.1) mit
Hilfe der Evaluierung von progressionsfreiem (PFS) und Gesamtüberleben (OS). Bei allen Patienten erfolgte ein medianes Follow-up (FU)
nach elf Monaten. Die mediane Anzahl vorheriger Therapien betrug 2.
Unerwünschte Nebenwirkungen wurden bei 30 Patienten beobachtet
und teilten sich wie folgt auf:
- Infusions assoziierte Reaktion (20,5 %)
- Erbrechen 11,4 %, Übelkeit 20,5 % und Asthenia (11,4 %)
Die Gesamtansprechrate (ORR) betrug 18,2 %. Bei Patienten mit
viszeralen Metastasen lag sie bei 18,5 % vs. 17,6 % ohne Metastasen.
Das OS nach 12 Monaten lag bei 50,9 %.
Fokusthema: Prostatakarzinom
Lebensqualität unter Docetaxel – Ergebnisse der
CHAARTED-Studie (#5004)4
Ausgeschlossen wurden Patienten mit neoadjuvanter Chemo-/Radiotherapie. Primärer Endpunkt war das rezidivfreie Überleben (RFS),
sekundärer Endpunkt das krebsspezifische Überleben (CSS).
Die Androgen Deprivation in Kombination mit Docetaxel (ADT+D)
verbessert beim metastasierten hormonsensiblen Prostatakarzinom
(mHSPC) zwar das OS, doch hat Docetaxel viele unerwünschte Nebenwirkungen. In der vorliegenden Studie wurden die Patienten in die
zwei Gruppen ADT + D (6 Zyklen) oder alleinige ADT aufgeteilt. Die
Lebensqualität (QOL) der Teilnehmer wurde mittels verschiedener Instrumente gemessen. Hierzu zählten funktionale Bewertung der PCa
Therapie (FACT-P), FACT-Taxane, FACIT-Fatigue und Brief Pain Inventory (BPI). Diese wurden jeweils zu Beginn und nach 3, 6, 9 & 12 Monaten durchgeführt. Die abgeleitete QOL wurde in beiden Studienarmen
verglichen.
Die Studie zeigte für N = 437 Patienten (davon 375 auswertbar)
folgende (intention to treat) ITT Analyse:
Bei 49 % der Patienten war der Tumor lokal begrenzt (pT2), bei
24 % waren die Lymphknoten betroffen (pN+).
Es wurden 790 Patienten randomisiert in ADT+D (N = 397) oder
ADT (N = 393), von denen 90 % vor Therapie an der QOL-Bestimmung teilnahmen, 84 % nach 3 Monaten, 74 % nach 9 Monaten und
69 % der Patienten nach 12 Monaten.
Weitere Daten sind in Tabelle 1 dargestellt.
In der Auswertung zeigte sich, dass ADT+D der alleinigen ADT mehrfach überlegen war. Die Kombination ADT+D bot den Patienten neben
einem Überlebensvorteil auch eine bessere QOL bei mHSPC als unter
ADT alleine.
Dazu wurden 375 Patienten mit lokal fortgeschrittenem Urothelzellkarzinom (high grade T1 und cT2-T4a) in 16 deutschen Zentren in der
Zeit von 2006-2010 rekrutiert (1:1 randomisiert, limitierte vs. extendierte Lymphadenektomie bei radikaler Zystektomie).
In den Ergebnissen zeigte sich keine signifikante Verbesserung des RFS
und CSS bei extendierter LA in der Gesamtgruppe. In der Subgruppe
der organbegrenzten Tumoren < pT2 war eine signifikante Verbesserung des RFS zugunsten der extendierten LA festzustellen.
Fazit
Fazit
Diese Studie ist die erste und größte Studie weltweit in
dieser Indikation mit einer sehr hohen Rate an Progressionsfreiheit bei der limitierten LA (62 %). Eine 5-Jahres
Rezidivfreiheit von 85 % hatten pT2 Tumore & extendierte
LA. Für die Praxis sollte man bei organbegrenzten Urothelblasen-Tumoren < pT2 an die limitierte Lymphadenektomie mit der radikalen Prostatocystektomie denken.
Obwohl Docetaxel die erwarteten Beeinträchtigungen der
Lebensqualität nach 3 Monaten zur Folge hatte, zeigte sich,
dass die Kombination ADT + D nach 12 Monaten eine verbesserte QOL hat. Unklar bleibt, warum die Lebensqualität trotz der Bereinigung um tumorbedingte Symptome
nach 12 Monaten besser ist als mit ADT alleine.
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/171187-176
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/168539-176
Fazit
Durvalumab hat ein akzeptables Sicherheitsprofil mit einer
etwas besseren Wirksamkeit beim PD-L1+ metastasierten Urothelzellkarzinom. Viszerale Metastasen sprechen
ebenfalls an. Damit ist Durvalumab ein weiterer erfolgversprechender PD-L1 Inhibitor/Antikörper mit ähnlichen
Daten wie Atezolizumab oder Durvalomab bzw. Nivolumab als PD-1 Antikörper. Das objektive Ansprechen liegt
mit 18 % etwas tiefer als bei den Konkurrenzpräparaten.
Tabelle 1: 5 Jahres RFS und CSS nach LA3
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/163749-176
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N
EU
FORTSETZUNG – KONGRESS-HIGHLIGHTS
Kongressbericht zur Jahrestagung der ASCO 2016
Intermittierende vs. kontinuierliche Docetaxel-Therapie bei
Patienten mit CRPC (#5005)5
Cabazitaxel vs. Docetaxel bei Chemotherapie-naiven (CN)
Patienten mit mCRPC (FIRSTANA-Studie) (#5006)6
Zum Zeitpunkt der Rekrutierung der Studie war unklar, ob eine intermittierende Gabe von Docetaxel zur Therapie des CRPC einer kontinuierlichen Gabe gleichwertig ist.
Diese Studie stellte die Frage, ob Cabazitaxel in Dosierungen von
20 mg oder 25 mg IV Q3W + Prednison 10 mg PO QD (C25) der
primären Therapie mit 75 mg Docetaxel IV Q3W + P (D75) überlegen
ist. In der multinationalen Phase-3-Studie wurden mCRPC-Patienten
(ECOG PS 0-2), die Progression nach Kastration aufwiesen 1:1:1 (C20,
C25, D75), randomisiert.
Es wurden N = 187 Patienten randomisiert in zwei Arme aufgeteilt.
Arm A erhielt Docetaxel intermittierend für 12 Wochen, danach wurde bis zur klinischen Progression (definiert als entweder PSA > 4 ng/
ml & 50 % Erhöhung gegenüber Basiswert oder radiologischer oder
symptomatischer Progress) pausiert. Arm B erhielt Docetaxel kontinuierlich. Primärer Endpunkt war das 1-Jahres Überleben, welches auf
Nicht-Unterlegenheit bei einer 12,5 % Wirksamkeitstoleranz getestet
wurde. Sekundäre Endpunkte waren OS, PFS und Zeit bis zum Therapieversagen (TTF).
Ausgewertet wurden 78 Patienten in jedem Studienarm. Für das 1-Jahres Überleben wurden 72,6 % (kontinuierlich) vs. 75,8 % (intermittierend) beobachtet. Das mediane OS betrug 18,3 Monate vs. 19,3
Monate (siehe Abb.1).
Primärer Endpunkt war das OS, sekundäre Endpunkte Sicherheit, PFS,
Zeit bis zu Skelett-assoziierten Ereignissen (SRE) und Lebensqualität
(HRQOL).
1.168 Patienten wurden im Zeitraum von 2011 bis 2013 randomisiert (C20 = 391, C25 = 389, D75 = 388) und einer medianen Zahl
von neun Behandlungszyklen unterzogen. Bezüglich der sekundären
Endpunkte führte C25 zu einem besseren Ansprechen des Tumors auf
die Medikation, ansonsten wurden keine signifikanten Unterschiede
zwischen den Gruppen beobachtet.
Taxan-Wechsel bei Patienten mit mCRCP (#5007)8
Welchen Einfluss ein früher Taxan-Wechsel nach CTC Biomarkerbestimmung auf den PSA-Verlauf bei Patienten mit chemo-naivem mRPC
hat, sollte diese Phase-2-Studie untersuchen. Die Patienten wurden
2:1 nach Erstlinientherapie Docetaxel (D) vs. Cabazitaxel (C) randomisiert. Wenn Patienten nicht bis zum vierten Behandlungszyklus mindestens eine PSA-Reduktion ≥ 30 % erreichten, fand der Wechsel auf
das jeweils andere Regime statt. Bei Progression oder unerwünschten
Nebenwirkungen wurde die Behandlung beendet. 63 Patienten randomisiert in D (N = 41) oder C (N = 22) nahmen teil. Ihr medianes
Alter lag bei 71 Jahren. Weitere Parameter waren: ECOG PS ≤ 1 in
93,7 % und 44,4 % bekamen vorher antiandrogene Sekundär-Therapie.
33 Patienten (52,4 %; D 48,8 %, C 59,1 %) erreichten eine PSA-Reduktion von ≥ 30 % und wechselten somit nicht den Studienarm. 30
Patienten (47,6 %) erreichten nicht ≥ 30 % PSA-Reduktion. 15 Patienten dieser Gruppe (23,8 %; D 29,3 %, C 13,6 %) wechselten daraufhin
den Studienarm, 8 der 15 Wechsel-Patienten (53,3 %) erreichten danach ≥ 50 % PSA-Reduktion. 15 Patienten unterbrachen die Therapie.
Insgesamt 35 Patienten (55,6 %) erreichten im Laufe der Studie eine
≥ 50 % PSA-Reduktion.
Genauigkeit von multiparametrischer MRT (mpMRT) und
TRUS Biopsie bei Männern mit erhöhtem PSA (#5000)10
Der Stellenwert der mpMRT in der Primärindikation zur Prostatabiopsie eines Patienten mit erhöhtem PSA Wert ist unklar. PROMIS ist eine
prospektive Kohortenstudie, die in 11 Zentren in UK durchgeführt wurde. Untersucht wurden mpMRT mit anschließender TRUS-Biopsie im
Vergleich zu 5 mm Biopsien der Prostata (TPM-Biopsie). Die Ergebnisse
wurden vor Auswertung verblindet. Die Teilnehmer hatten PSA-Werte
bis zu 15 ng/ml und vorher noch keine Biopsie erhalten. Im Zeitraum
von 2012 bis 2015 wurden insgesamt 576 Männer untersucht. Mittels
der Referenzmethode TPM-Biopsie konnte bei 230 Patienten (40 %) ein
klinisch signifikantes PCa nachgewiesen werden. Beim mpMRT betrug
die Sensitivität 93 % und die Spezifität 41 %. Der positiv prädiktive Wert
(PPW) lag bei 51 % und der negativ prädiktive Werte (NPW) bei 89 %.
Die TRUS-Biopsie war mit 48 % signifikant weniger sensitiv als mpMRT
und wies zugleich mit 74 % einen signifikant schlechteren NPW auf. Die
Autoren schlussfolgern, dass durch ein initiales mpMRT bei etwa einem
Viertel der Patienten eine Biopsie vermieden werden könnte, ohne ein
klinisch signifikantes PCa zu übersehen.
Fazit
Fazit
Ein früher Wechsel auf das andere Taxan zeigt eine höhere PSA-Ansprechrate. Theoretisch macht vor allem der
frühe Wechsel von D auf C Sinn, um einer möglichen Resistenzbildung vorzugreifen. Zu Bedenken ist jedoch, dass
eine höhere PSA-Ansprechrate nicht immer mit einem
besseren Überleben korrelieren muss.
Es handelt sich nicht um eine randomisierte Studie zum
Vergleich von TRUS-Biopsie vs. mpMRT Biopsie. Es ist
zudem weiterhin unklar, ob ein mpMRT ein signifikantes
Karzinom wirklich ausschließen kann. Die Qualität der
TRUS-Biopsie kann nur im streng randomisierten Vergleich zur mpMRT-gestützten Biopsie verglichen werden.
Abbildung 1: 1-Jahres Überleben (links) und medianes OS (rechts) bei intermittierender vs. kontinuierlicher Docetaxel-Therapie bei Patienten mit CRPC
5
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/169628-176
Keine signifikanten Unterschiede wurden für PFS und TTF beobachtet. Die mediane Behandlungspause im intermittierenden Arm betrug
15 Wochen.
Es zeigte sich, dass die intermittierende Gabe von Docetaxel der kontinuierlichen Gabe nach einem Jahr Therapie nicht unterlegen war.
Fazit
Die Docetaxel Therapie kann nach 12 Zyklen unterbrochen werden und hat dann keinen Einfluss auf die 1-Jahres
Überlebensrate. Allerdings sind deutliche Vorteile bezüglich der Lebensqualität zu erwarten. Aus den großen
Docetaxel-Studien weiß man inzwischen, dass eine Gabe
über den 10. Zyklus hinaus keinen klinischen Vorteil mehr
bringt.
C20 und C25 sind D75 in Bezug auf das Überleben nicht überlegen.
C20 führt allerdings zu einem besseren Ansprechen des Tumors auf die
Medikation als die anderen Therapie-Schemata.
Fazit
Cabazitaxel wurde für Patienten entwickelt, die eine klinische Docetaxel-Resistenz aufweisen. Aus den erfolgversprechenden Daten der sog. TROPIC Studie war bereits
ein signifikanter Überlebensvorteil von Cabazitaxel gegenüber Mitoxantron gezeigt worden.7 Von daher war es nur
konsequent, dieses Präparat in der Erstlinie gegen Docetaxel zu prüfen. Die Studie zeigt klar, dass Cabazitaxel der
Erstlinie Docetaxel nicht überlegen ist.
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/163963-176
Nicht-Unterlegenheit von Cabazitaxel vs. Docetaxel beim
mCRPC (PROSELICA-Studie) (#5008)9
Ein 17-Gen Prostata-Score zur biochemischen und klinischen
Rezidiv-Vorhersage beim Hoch-Risiko-PCa (#5049)11
Die TROPIC-Studie konnte eine signifikante Verbesserung des OS bei
Cabazitaxel + Prednisolon (25 mg/m2 einmal in 3 Wochen + 10 mg
oral täglich) vs. Mitoxantron + P (Hazard Ratio [HR] 0,70; P < 0,0001)
nachweisen.7 Sie beobachtete Patienten mit mCRPC, die mit Docetaxel
vorbehandelt waren. PROSELICA ist eine randomisierte, multifunktionale Phase-3-Studie, die Patienten mit mCRPC, ECOG 0-2 und Progress nach Behandlung mit Docetaxel einschließt. Die Randomisierung
erfolgte 1:1 auf C20 oder C25. Ziel war, für C20 eine ≥ 50 % Effizienz-Verbesserung nachzuweisen. Als sekundäre Endpunkte waren
PFS, Sicherheit, PSA, Schmerzen und QOL gesetzt. C20 ist C25 in Bezug auf OS bei Patienten mit mCRPC Progress nach Behandlung mit D
nicht unterlegen und weist zugleich ein besseres Sicherheitsprofil auf.
Der Biopsie-basierte genomische Prostata-Score (GPS) ist ein validierter
Prädiktor beim Niedrig- und Mittel-Risiko-PCa. In dieser Arbeit wurde der
Zusammenhang zwischen einem 17-Gen GPS und dem biochemischen
(BCR) bzw. klinischen Rezidiv (CR) beim Hoch-Risiko-PCa erforscht.
Untersucht wurden insgesamt N = 441 Tumoren nach radikaler Prostatektomie mit niedrigem, mittlerem und hohem Risikoprofil (AUA
Score). Die Validierung erfolgte über eine unabhängige Kohorte von N =
139 Tumoren nach radikaler Prostatektomie. Die Studie zeigte, dass es eine
breite Überlappung der GPS-Werte in allen drei Risiko-Gruppen gab. Der
GPS war zudem stark mit BCR (HR 1,6/20 GPS, p < 0,001, FDR q-Wert
< 0,1 %) und CR assoziiert (HR 2,8/20 GPS, p < 0,001; FDR q-Wert
< 0,1 %). Tumoren mit mittlerem Risiko und GPS >40 hatten ein ähnlich
hohes Progressrisiko (BCR, CR) wie Hoch-Risiko-Tumoren. Die Autoren
schlussfolgern, dass ein GPS die Vorhersage für einen biochemischen oder
klinischen Rezidiv in der Mittel-Risiko-Gruppe verbessern kann.
Fazit
Aus den Ergebnissen könnte ein klinisch relevantes Zweitlinien-Protokoll abgeleitet werden, denn die Toxizität von
20 mg/m2 Cabazitaxel ist deutlich geringer als die von
25 mg/m2.
Fazit
Patienten mit intermediärem Risiko, aber hohem GPS
wären Kandidaten für eine adjuvante Therapie.
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/170886-176
Seite 6
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/166318-176
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Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/169889-176
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/167746-176
Seite 7
N
EU
FORTSETZUNG – KONGRESS-HIGHLIGHTS
Kongressbericht zur Jahrestagung der ASCO 2016
Decipher-Test (GC) zur Vorhersage des Risikos von Metastasen nach radikaler Prostatektomie (PRO-IMPACT Studie)
(#5053)12
Die Entscheidung für eine adjuvante Therapie bei Hoch-Risiko-Patienten nach radikaler Prostatektomie ist von starken Unwägbarkeiten
geprägt. Ziel der PRO-IMPACT Studie war es, mithilfe des etablierten
GC-Tests hier mehr Sicherheit bei der Therapieentscheidung zu erlauben. Die Studie umfasste N = 150 Patienten mit pT3 oder positivem
Absetzungsrand (R1) nach RP. Die beteiligten Ärzte dokumentierten
ihre Therapieentscheidung jeweils vor und nach Durchführung des GCTests.
Ergebnisse von 141 Patienten mit einem medianen Alter von 64 Jahre flossen in die Studie ein. Die mediane 5 Jahres-Wahrscheinlichkeit
für Metastasen nach dem GC-Test ermittelte für 48 % niedriges Risiko,
20 % mittleres Risiko und 32 % hohes Risiko. Vor dem GC-Test wurde
für 88 % der Patienten Beobachtung empfohlen, für 12 % eine adjuvante Radiation (ART). Nach dem GC-Test wurden 18 % der Behandlungsempfehlungen geändert, insbesondere bei 31 % der Hoch-RisikoPatienten.
Die Autoren halten fest, dass die Entscheidung für oder gegen eine
ART durch den GC-Test qualitativ beeinflusst wurde. Dabei wurde
für Niedrig-Risiko-Patienten eher Beobachtung empfohlen, für HochRisiko-Patienten eher ART.
Fazit
Molekulare Tests können bereits jetzt die Genauigkeit der
Prognose des Patienten nach radikaler Prostatektomie verbessern.
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/162383-176
signifikanten Unterschiede zwischen beiden Studienarmen. Die Autoren leiten daraus ab, dass eine adjuvante Therapie mit Docetaxel ohne
Hormontherapie das biochemische Rezidiv nach RP im Vergleich zur
Überwachung der Patienten nicht signifikant verhindern konnte.
Fazit
Ähnlich wie schon von Morris et al., im Rahmen des ASCO
Kongress 2015, gezeigt, (ADT +/- Docetaxel) kann eine
adjuvante Therapie mit Docetaxel das biochemische
Rezidiv nicht verhindern.14
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/166934-176
Einfluss von Enzalutamid (ENZA) auf eine neoadjuvante Therapie mit der Kombination von LHRH Analoga mit Abirateron
(AA) bei Hoch-Risiko-Patienten vor radikaler Prostatektomie
(#5002)15
Die neoadjuvante Therapie von Patienten mit Prostatakarzinom vor
radikaler Prostatektomie ist umstritten. Diese randomisierte Studie
untersucht den Einfluss von ENZA auf eine neoadjuvante Therapie.
Hierzu wurde eine neoadjuvante Therapie über 24 Wochen vor RP
durchgeführt. Die Patienten wurden randomisiert 2:1 in die Therapiegruppen AA + LHRHa + ENZA und AA + LHRHa aufgeteilt.
Eine Anzahl von N = 65 Patienten erhielten im Anschluss an die neoadjuvante Therapie auch eine Prostatektomie. Die Ergebnisse bzgl. des
pathologischen Downstaging und der Reduktion des PSA Nadir sind in
Tabelle 2 dargestellt:
Tabelle 2: Pathologisches Downstaging und PSA Nadir in den beiden Studienarmen15
Verlängert Docetaxel das biochemisch krankheitsfreie Überleben (BDFS) nach radikaler Prostatektomie bei Patienten mit
PCa und hohem Risiko? (#5001)13
• pT2 + R1 bei RP Präparaten mit GS 4+3 oder höher
• pT3b > GS 3+4
• positive Lymphknoten und > GS 3+4
Das Follow-up erfolgte über 5 Jahre mit einer PSA-Messung alle 3 Monate. 79 % der Patienten beendeten alle 6 Zyklen. Dabei wurde der
Endpunkt von 43,2 % der Patienten erreicht, wobei es keine behandlungsbedingten Todesfälle gab. Eine Kaplan-Meier Analyse zeigte keine
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Die klassische Bestrahlung von Patienten mit kurativ behandelbarem PCa
umfasst üblicherweise eine hoch dosierte Radiotherapie (RT) für 8-9
Wochen. Die Autoren dieser Studie wollten die Frage klären, ob eine
8 Wochen dauernde RT bei Patienten mit intermediärem Risiko durch
Hypofraktionierung sicher auf eine Dauer von 4 Wochen reduziert werden kann. Für die Studie wurden Männer mit PCa und intermediärem
Risiko randomisiert auf zwei Studienarme aufgeteilt. Arm A beinhaltete
eine konventionelle (CON) RT (78 Gy in 39 Fraktionen für 8 Wochen),
Arm B die hypofraktionierte (HYP) RT (60 Gy in 20 Fraktionen für 4 Wochen). Primärer Endpunkt war das biochemische/klinische Versagen der
Therapie (BCF), definiert durch: PSA Rezidiv (Nadir+2), Hormontherapie aufgrund von klinischem oder lokalem Versagen oder Tod. Zwischen
2006 und 2011 wurden N = 1.206 Männer aus Kanada, Australien und
Frankreich mit einem Durchschnittsalter von 71 Jahren beobachtet. 608
erhielten HYP, 598 CON. Das mediane FU lag bei 6 Jahren. Die Anzahl
Patienten, die bis dato BCF erlitten haben, beträgt 164 für HYP und 173
für CON. Die BCF-Rate in beiden Armen beträgt nach 5 Jahren 21 % (HR
0,69, 90 % CI, 0,8-1,15). 75 Patienten starben in beiden Gruppen (12 %).
Die Spättoxizität (Grad 3 und höher) lag für HYP bei 3,5 % für CON bei
5,4 %. Die Autoren bilanzieren, dass die hypofraktionierte Bestrahlung
über 4 Wochen bei Patienten mit PCa und mittlerem Progress-Risiko der
konventionellen Bestrahlung über 8 Wochen nicht unterlegen ist.
Fazit
Die Rezidivrate bei Patienten mit kurativer Bestrahlung
und intermediärem Risiko liegt bereits nach 6 Jahren bei
21 %, unabhängig vom Bestrahlungsregime.
Eine Reduzierung der Bestrahlungsdauer von 4 auf 8
Wochen wäre ein erheblicher Vorteil für die Patienten.
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/165234-176
Wie sehr unterscheiden sich Patienten mit mCRPC abhängig
vom Metastasen-Status bei der Erstdiagnose? (#5024)17
Docetaxel kann das Überleben bei fortgeschrittenem CRPC verlängern. Diese Studie sollte klären, ob 6 Zyklen mit Docetaxel das BDFS
nach radikaler Prostatektomie beim Hoch-Risiko-PCa verbessern.
Hierzu wurden N = 459 Patienten von 2005-2010 für diese multinationale openlabel Phase 3 Studie rekrutiert. Im Arm A erhielten die
Teilnehmer 6 Zyklen Docetaxel 75 mg/m2, in Arm B erfolgte Überwachung. Primärer Endpunkt war PSA Rezidiv > 0,5 ng/ml.
Hoch-Risiko-PCa war dabei definiert als
Kurzzeitbestrahlung beim lokalisierten PCa (#5003)16
Aus diesen Ergebnissen leiten die Autoren ab, dass die Zugabe von
ENZA zur neoadjuvanten Therapie mit AA + LHRHa bei lokal begrenztem PCa mit hohem Progressionsrisiko nicht empfohlen wird.
Fazit
Der Stellenwert der neoadjuvanten Therapie bei lokalisiertem PCa bleibt nach wie vor umstritten. Interessant an
dieser Studie ist, dass die Kombination von ENZA und AA
die biologische Wirkung am Tumor eher verschlechtert
als eine Therapie mit AA + LHRHa alleine.
Link zum Abstract: http://meetinglibrary.asco.org/content/169254-176
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Das Prostatakrebsregister (NCT02236637) umfasst mehr als 3.000 mCRPC-Patienten aus 199 klinischen Zentren in 16 europäischen Ländern.
Daten der Zwischenauswertung Europas erster und größter prospektiver
Studie zu Patienten mit mCRPC deuten darauf hin, dass das Vorhandensein von Fernmetastasen (M1) im Rahmen der Erstdiagnose ein wichtiger
Indikator für künftige Behandlungen und Prognosen für mCRPC-Patienten
sein kann. Die Daten beschreiben Merkmale zu Studienbeginn bei Männern mit mCRPC, bei denen im Rahmen der Erstdiagnose Fernmetastasen
(M1) festgestellt wurden, im Vergleich mit Patienten, deren Karzinome
bei der Erstdiagnose keine Metastasierungen aufwiesen (M0). Die Daten
belegten einen höheren PSA-Spiegel, vermehrtes Auftreten von Knochenläsionen und leichte Funktionseinschränkungen im Hinblick auf die
Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen, Alltagsaktivität und körperliche Fähigkeit (gemäß ECOG-Index) bei M1-Patienten im Vergleich mit M0-Patienten. Im Rahmen dieser Auswertung wurden Daten von 1.323 Patienten
mit mCRPC ausgewertet, darunter 549 in M1 (41,5 %) und 526 in M0
(39,8 %) bei Erstdiagnose, sowie 248 Männer, deren Stadium bei der Erstdiagnose nicht bestimmt werden konnte (Mx, 18,7 %). Wie Tabelle 3 zeigt,
war der PSA-Wert für M1-Patienten um 34,4 % höher als bei M0-Patienten. Das Vorhandensein von (mehr als 5) Knochenläsionen war bei M1
vs. M0 um 24 % erhöht. Zudem war auch der ECOG-Index (> 2) erhöht.
Tabelle 3: PSA-Wert, Knochenläsionen und ECOG-Indes bei M1 vs. M0-Patienten17
Fazit
Die Nachbeobachtung dieser Patienten wird im Laufe der
Zeit klären, wie diese klinischen Unterschiede und nachfolgende Behandlungen die klinischen Ergebnisse beeinflussen
können.
Literatur
1 Balar A V, et al. Atezolizumab (atezo) as first-line (1L) therapy in cisplatin-ineligible locally advanced/metastatic urothelial carcinoma (mUC): Primary analysis of IMvigor210 cohort 1. J Clin Oncol
34, 2016 (suppl; abstr LBA4500)
2 Massard C, et al. Safety and efficacy of durvalumab (MEDI4736), a PD-L1 antibody, in urothelial
bladder cancer. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 4502)
3 Geschwend J E, et al. Limited versus extended pelvic lymphadenectomy in patients with bladder
cancer undergoing radical cystectomy: Survival results from a prospective, randomized trial (LEA
AUO AB 25/02). München (Deutschland) - oral presentation
4 Patrick-Miller L J, et al. Quality of life (QOL) analysis from CHAARTED: Chemohormonal androgen
ablation randomized trial in prostate cancer (E3805). J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5004)
5 Cash H, et al. PRINCE: A phase III study comparing intermittent docetaxel therapy versus continuous docetaxel therapy in patients with castration-resistant prostate cancer. J Clin Oncol 34,
2016 (suppl; abstr 5005)
6 Sartor A O, et al. Cabazitaxel vs docetaxel in chemotherapy-naive (CN) patients with metastatic
castration-resistant prostate cancer (mCRPC): A three-arm phase III study (FIRSTANA). J Clin
Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5006)
7 de Bono J S, et al. Prednisone plus cabazitaxel or mitoxantrone for metastatic castration-resistant
prostate cancer progressing after docetaxel treatment: a randomised open-label trial. Lancet.
2010 Oct 2;376(9747):1147-54. doi: 10.1016/S0140-6736(10)61389-X.
8 Tagawa S T, et al. TAXYNERGY: Randomized trial of early switch from first-line docetaxel (D)
to cabazitaxel (C) or vice versa with circulating tumor cell (CTC) biomarkers in patients (pts) with
metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC). J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr
5007)
9 de Bono J S, et al. Phase III non-inferiority study of cabazitaxel (C) 20 mg/m2 (C20) versus
25 mg/m2 (C25) in patients (pts) with metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC)
previously treated with docetaxel (D). J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5008)
10 Ahmed H U, et al. The PROMIS study: A paired-cohort, blinded confirmatory study evaluating the
accuracy of multi-parametric MRI and TRUS biopsy in men with an elevated PSA. J Clin Oncol 34,
2016 (suppl; abstr 5000)
11 Klein E A, et al. A 17-gene genomic prostate score (GPS) as a predictor of biochemical (BCR) and
clinical recurrence (CR) in men with surgically treated intermediate- and high-risk prostate cancer
(PCa). J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5049)
12 Gore J L, et al. Effect of a genomic classifier on adjuvant treatment decision-making among patients
with high-risk pathology at radical prostatectomy: Results from the multicenter prospective PRO-IMPACT study. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5053)
13 Ahlgren G, et al. A randomized phase III trial between adjuvant docetaxel and surveillance after
radical prostatectomy for high risk prostate cancer: Results of SPCG12. J Clin Oncol 34, 2016
(suppl; abstr 5001)
14 Morris M J, et al. Effects of radium-223 dichloride (Ra-223) with docetaxel (D) versus D on
prostate-specific antigen (PSA) and bone alkaline phosphatase (bALP) in patients (pts) with castration-resistant prostate cancer (CRPC) and bone metastases (mets): A phase 1/2a clinical trial. J
Clin Oncol 33, 2015 (suppl 7; abstr 202)
15 Efstathiou E, et al. Neoadjuvant enzalutamide (ENZA) and abiraterone acetate (AA) plus leuprolide acetate (LHRHa) versus AA+ LHRHa in localized high-risk prostate cancer (LHRPC). J Clin
Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5002)
16 Catton C N, et al. A randomized trial of a shorter radiation fractionation schedule for the treatment
of localized prostate cancer. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5003)
17 Chowdhury S, et al. The Prostate Cancer Registry: Do patients with metastatic castration-resistant
prostate cancer (mCRPC) differ according to metastatic status at diagnosis? J Clin Oncol 34, 2016
(suppl; abstr 5024)
Seite 9
ERSTE DATEN DER FIRSTANA- UND PROSELICA-STUDIE
Cabazitaxel beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC)
Cabazitaxel stellt die erste Substanz dar, die in Deutschland zur
Zweitlinientherapie des mCRPC nach Docetaxel zugelassen wurde.
Unser Autor hat für Sie die neusten Ergebnisse zweier Studien zu
Verträglichkeit, Dosierung und Wirksamkeit von Cabazitaxel zusammengefasst, die erstmals beim diesjährigen ASCO-Kongress vorgestellt wurden.
Hintergrund
Im Gefolge der Publikation der TROPIC-Studie wurde Cabazitaxel in der
Dosierung 25 mg/qm q3wks als erste Substanz zur Zweitlinientherapie
des mCRPC nach Docetaxel in Deutschland zugelassen.1 Hinsichtlich
des Stellenwerts von Cabazitaxel in der Sequenztherapie des mCRPC
bestehen noch wesentliche offene Fragen, wie z.B. zur Verträglichkeit,
optimalen Dosierung sowie Wirksamkeit im Vergleich zu Docetaxel. In
Kooperation zwischen der „Food and Drug Administration“ (FDA) und
einem Industriesponsor (Sanofi) wurden zwei Phase-III-Studien zur Beantwortung dieser Fragen konzipiert, deren wesentliche Ergebnisse auf
dem diesjährigen ASCO-Jahreskongress erstmals vorgestellt wurden.
PD Dr. med. Henrik Suttmann, Hamburg
Abbildung 2: Unerwünschte Therapieereignisse und daraus folgende Therapieabbrüche in den verschiedenen Subgruppen der FIRSTANA-Studie2
Docetaxel bleibt in der Dosierung 75 mg/qm q3wks beim mCRPC die
Chemotherapie der ersten Wahl. Die Behandlungsrealität beim fortgeschrittenen Prostata-CA hat sich allerdings in den vergangenen Jahren
kontinuierlich verändert. So erhalten viele Patienten 6 Zyklen Docetaxel bereits „upfront“ beim metastasierten hormonnaiven Prostata-CA
(mHNPC), entweder beim „de novo“-mHNPC oder beim systemischen Progress nach Versagen einer lokalen Therapiemaßnahme. In
diesen Fällen wird sich die erneute Frage nach einer geeigneten zweiten Chemotherapie erst nach einer langen, oft mehrjährigen progressionsfreien Zeit unter androgendeprivativer Therapie (ADT) und ggf.
nach diversen Interventionen mit 2. Generations-Hormontherapien
(Abirateron oder Enzalutamid) stellen. Hier spricht die deutlich bessere Verträglichkeit von Cab20 im Vergleich zu Cab25 bei vergleichbarer
klinischer Wirksamkeit nun eher für die reduzierte Dosis.
Ergebnisse
Die Randomisierung in die FIRSTANA-Studie erfolgte zwischen Mai
2011 und April 2013. Die mediane Zyklenzahl in allen drei Behandlungsgruppen betrug 9. Die „intention to treat“(ITT)-Analyse ergab
keinen Unterschied bzgl. des Gesamtüberlebens zwischen den Gruppen Doc75, Cab25 und Cab20 – dieses lag bei 24,3 Mon, 25,2 Mon
bzw. 24,5 Mon.2
Abbildung 1: Gesamtüberleben und progressionsfreies Überleben in Studiensubgruppen der FIRSTANA-Studie2
Die Randomisierung in die PROSELICA-Studie erfolgte zwischen April
2011 und Dezember 2013. Die mediane Zyklenzahl betrug für Cab25
= 7 und für Cab20 = 6. In der ITT-Analyse zeigte sich kein Unterschied bzgl. des Gesamtüberlebens zwischen den Gruppen Cab25 und
Cab20 – dieses lag bei 14,5 Mon bzw. 13,4 Mon.3 Das progressionsfreie
Überleben lag bei 3,5 Mon bzw. 2,9 Mon (Abb. 3). Es zeigte sich ein
signifikant besseres Tumoransprechen zugunsten von Cab25 vs. Cab20
(23,4 % vs. 18,5 %) sowie eine signifikant bessere PSA-Ansprechrate
(42,9 % vs. 29,5 %) (Abb. 4). Unter Cab25 traten febrile Neutropenien
(9,2 %), Durchfälle sowie Hämaturien häufiger auf als unter Cab20.
Abbildung 3: Gesamtüberleben und progressionsfreies Überleben in den
Subgruppen der PROSELICA-Studie3
Studiendesign
FIRSTANA: Eine prospektiv-randomisierte dreiarmige Phase-III-Studie
an 1.168 Patienten in insgesamt 153 Zentren weltweit mit Chemo-naivem mCRPC zum Vergleich zwischen 1) Docetaxel 75 mg/qm q3wks
+ Prednison 10 mg/d (P) (Doc75) vs. 2) Cabazitaxel 25 mg/qm q3wks
+ P (Cab25) vs. 3) Cabazitaxel 20mg/qm q3wks + P (Cab20) (siehe
Tab. 1). Als primärer Endpunkt ist das Gesamtüberleben definiert.2
PROSELICA: Eine prospektiv randomisierte zweiarmige Phase-III-Studie an 1.200 Patienten in insgesamt 172 Zentren weltweit mit progredientem mCRPC während oder nach vorausgegangener Docetaxel-Chemotherapie zum Vergleich zwischen 1) Cabazitaxel 25 mg/qm
q3wks + P (Cab25) vs. 2) Cabazitaxel 20 mg/qm q3wks + P (Cab20)
(siehe Tab 1). Als primärer Endpunkt ist das Gesamtüberleben
definiert.3
Das progressionsfreie Überleben lag bei 5,3 Mon, 5,1 Mon bzw. 4,4
Mon (Abb. 1). Für Cab25 zeigte sich ein signifikant besseres Tumoransprechen im Vergleich zu Doc75 (41,6 % vs. 30,9 %). Unerwünschte
Ereignisse traten unter Doc75 in 46 %, unter Cab25 in 60,1 % und unter Cab20 in 41,2 % der Fälle auf – dies führte in 33,9 %, 31,7 % bzw.
25,2 % der Fälle zum Therapieabbruch (Abb. 2). Zusammenfassend
traten unter Doc75 vermehrt periphere Polyneuropathien (25,1 %
Grad I-IV; 2,1 % Grad III-IV), periphere Ödeme, Alopezien und Nagelveränderungen auf. Demgegenüber waren unter Cab25 febrile Neutropenien (12 %), Durchfälle und Makrohämaturien häufiger.
Abbildung 4: Tumoransprechrate und PSA-Ansprechrate in den Subgruppen
der PROSELICA-Studie3
Auffällig erscheint die große Varianz der bisher publizierten Daten zu
den als besonders problematisch diskutierten unerwünschten Ereignissen wie febrile Neutropenien und peripherer Polyneuropathien unter
Cab25. So wird die febrile Neutropenierate unter Cab25 mit zwischen
3,3 % in einem „expanded access“-Programm (EAP) und bis zu 12 % in
der FIRSTANA-Studie angegeben2,4, wobei wahrscheinlich die im Rahmen einer Phase-III-Studie systematisch erfassten Daten im Vergleich
zu einem EAP ohne „monitoring“ die Realität besser widerspiegeln.
Unter Cab20 beträgt die febrile Neutropenierate lediglich zwischen
2,1 % (PROSELICA) bis 2,4 % (FIRSTANA). Interessanterweise ist sie
somit sowohl unter Cab25 als auch unter Cab20 in der „first line“-Indikation tendenziell etwas höher als bei den bereits chemotherapeutisch
vorbehandelten, mutmaßlich „krankeren“ Patienten in der „second
line“.2,3 Periphere Polyneuropathien treten unter Doc75 mit 25,1 %
mehr als doppelt so häufig auf wie unter Cab20 und Cab25 (11,7 %
bzw. 12,3 %). Des Weiteren finden sich periphere Polyneuropathien
der Grade III-IV fast ausschließlich unter Doc75 (2,1 % vs. 0,3 % bzw.
0 %). Somit stellt in der urologischen Praxis Cab20 im Vergleich zu
Cab25 bzw. auch zu einer Doc75-„rechallenge“ bei mCRPC-Patienten in Progression nach vorausgegangener Docetaxel-Chemotherapie
eine attraktive Alternative dar.
EU
Interessante
Ergebnisse weiterer
Studien rund um das
Prostatakarzinom lesen
Sie auf der PCA-Arena.
www.pca-arena.de/de/degarelix
Seite 10
Zwar zeigten Subgruppenanalysen der PROSELICA-Studie einen
Trend zugunsten einer besseren Wirksamkeit von Cab25, insbesondere bei Abirateron- bzw. Enzalutamid-vorbehandelten Patienten.3 So
lange jedoch keine detaillierteren Daten zur Folgetherapie aus dieser
Studie bekannt sind, lassen sich hieraus keine verlässlichen Schlüsse
ableiten.
N
Tabelle 1: Einteilung der Studiengruppen der FIRSTANA2 und PROSELICA Studie3
Bewertung und Diskussion
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Literatur
1 de Bono, J. S. et al. Prednisone plus cabazitaxel or mitoxantrone for metastatic
castration-resistant prostate cancer progressing after docetaxel treatment: a randomised open-label trial. The Lancet, Volume 376, Issue 9747, 1147-1154
2 Sator, A. O. et al. Cabazitaxel vs docetaxel in chemotherapy-naive (CN) patients
with metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC): A three-arm phase
III study (FIRSTANA). J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5006)
3 de Bono, J. S. et al. Phase III non-inferiority study of cabazitaxel (C) 20 mg/m2
(C20) versus 25 mg/m2 (C25) in patients (pts) with metastatic castration-resistant
prostate cancer (mCRPC) previously treated with docetaxel (D). J Clin Oncol 34,
2016 (suppl; abstr 5008)
4 Heidenreich A., Pfister D. Cabazitaxel in the Management of Metastatic Castration-resistant Prostate Cancer Progressing After Docetaxel-based Chemotherapy.
European Oncology & Haematology, 2012;8(1):42-5
Seite 11
Einleitung
Im Rahmen der “Late Breaking Abstracts” hat Jonathan Shoag vom
Weill Cornell Medical College, NY, auf dem AUA Kongress 2016 die
Gelegenheit genutzt, ein politisches Highlight zu präsentieren, welches
die maßgeblichen amerikanischen Gesundheitsbehörden veranlasst,
ihre grundlegende abwertende Haltung zum PSA-Screening zu überdenken und neu einzustufen. Urologen wurden und werden immer
wieder zwei Dinge vorgeworfen: erstens mit dem PSA Test nur Geld
verdienen zu wollen und zweitens habe dieser sowieso keine ausreichende Aussagekraft. In der urologischen Praxis wird die Sinnhaftigkeit
des Tests in der Regel mit dem Zusammenhang zwischen Einführung
der PSA-Diagnostik und abfallender Mortalität beim PCa in den entwickelten Ländern untermauert. Als Urologe erntet man dafür oft skeptische Blicke, denn die kritische Presse und damit auch die kritischen
Patienten verweisen an dieser Stelle gerne auf mehrere Studien, welche
die PSA-Diagnostik als nicht sinnvoll, ja sogar als gefährlich bezeichnen.
Grundlage dieser Kritik am PSA-basierten Screening sind Erkenntnisse aus dem „Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian (PLCO) Cancer
Screening Trial“. In dieser groß angelegten Studie wurden Männer randomisiert, einem Interventionsarm mit jährlichem PSA-Screening oder
einem Kontrollarm (Regelversorgung) zugeordnet. In den Ergebnissen
dieser Studie zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der PCaspezifischen Mortalität.1 Die Hauptkritik an dieser 2009 im NEJM publizierten Studie ist der hohe Anteil an PSA-Messungen im Kontrollarm,
der praktisch einer Kontamination entspricht. Trotz dieser massiven
Problematik kam es 2012 durch die U.S. Preventive Services Task Force
(USPSTF) zur Empfehlung „PSA-Screening wird nicht empfohlen“.
Ergebnisse und Diskussion
Weitere Analysen und eine grundlegende Überprüfung der Auswertung der PLCO-Fragebögen zeigte jetzt, dass „etwa jeder zweite Mann
des Kontrollarmes während des Studienzeitraumes mindestens einen
PSA-Test“ erhielt.2 Shoag und Kollegen wiesen deswegen in ihrem
Beitrag darauf hin, dass auch diese Einschätzung einer hohen Kontaminationsrate an PSA-Tests im Kontrollarm der PLCO-Studie immer
noch zu niedrig angesetzt ist. Die tatsächliche PSA-Test-Rate wurde bei
genauerer Analyse der Frage, wann ein PSA Test durchgeführt wurde,
erst bei einer jetzt durchgeführten Subgruppenanalyse entdeckt. Die
Antworten dieser Subgruppen bezüglich des Zeitpunkts des letzten
Tests waren „letztes Jahr“, „vor 1-2 Jahren“, „vor 2-3 Jahren“, „vor
mehr als 3 Jahren“ und „unbekannt“. In der 2009 erschienenen Publikation wurde die Rate an PSA-Bestimmungen im Kontrollarm auf die
Männer beschränkt, die antworteten, dass sie innerhalb des letzten Jahres aufgrund einer routinemäßigen körperlichen Untersuchung einen
PSA-Test hatten durchführen lassen. Andere Antworten wurden als
Seite 12
„nicht PSA-Wert getestet“ gewertet.3 Bei der erneuten Subgruppenanalyse wurde nun erkannt, dass mehr als 80 % aller Teilnehmer im
Kontrollarm – die bislang als „nicht kontaminiert“ galten (definiert durch
mehr als zwei PSA-Tests innerhalb von drei Jahren vor Studieneingang)
– angegeben hatten, mindestens einen PSA-Test während der Studie
gemacht zu haben. Dabei waren mehr als 50 % im vergangenen und
mehr als 70 % in den vergangenen zwei Jahren PSA-getestet worden.
Insgesamt betrug der Anteil der Männer im Kontrollarm, die vor oder
während der Studie mindestens einen PSA-Test hatten durchführen lassen, somit annährend 90 %, worin die bereits vorher bekannten 10 %
„kontaminierte“ Teilnehmer berücksichtigt sind.4 Als Konsequenz
daraus hat das Center for Medicare and Medicaid Services im März
2016 die Entwicklung eines Arbeitsprogramms mit dem Titel „Non-Recommended Prostate-Specific Antigen (PSA)-Based Screening“, dessen Kernaussage die Ablehnung des PSA-basierten Screenings in allen
Männern ist, vorübergehend unterbrochen. Die USPSTF aktualisiert
gegenwärtig ihr Statement, dass der PSA-Wert für das PSA-Screening
nicht zu empfehlen sei. Die zukünftigen Entscheidungen dieser beiden
Organisationen bezüglich des PSA-Werts dürften von entscheidender
Bedeutung für das PSA-basierte Screening in den USA sein und haben
dementsprechend auch Auswirkungen auf unser Vorgehen.
t
Unser Autor hat für Sie den AUA Jahreskongress besucht, der Anfang
Mai 2016 in San Diego, Kalifornien, stattgefunden hat. Für die PCAArena beleuchtet er drei ausgewählte Arbeiten, die für die urologische Praxis von besonderer Bedeutung sein könnten.
Dr. med. Rolf Eichenauer, Hamburg
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Neue Studienergebnisse stellen die Aussagen
des PLCO Trial zum PSA-Screening infrage
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AUA JAHRESKONGRESS 2016 – DIE HIGHLIGHTS
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Fazit
Da der PSA-Test in beiden Studienarmen nahezu gleich
häufig durchgeführt wurde, ist die Aussage der PCLO-Studie bzgl. des PSA-Screenings irrelevant und kann keinesfalls
weiter als Basis für die getroffene negative eine Aussage
über die PSA-Untersuchung im Rahmen eines Screening
Tests dienen. Es bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass
die USPSTF ihre Empfehlungen anpasst. Wir Urologen
sollten weiterhin nicht unkritisch mit der Empfehlung für
eine PSA-Untersuchung umgehen und sind gut beraten,
die Empfehlungen der S3-Leitlinie zu beachten und mit
unseren Patienten zu diskutieren.5 Wichtig ist es auch,
weiterhin Studien und ihre Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und erkennbare Fehler dieser Studien mit der kritischen Presse und den kritischen Patienten zu diskutieren.
Nicht, um Recht zu haben, sondern um weiter Patienten,
insbesondere mit relevanten Formen des Prostatakrebses
rechtzeitig erkennen, beraten und behandeln zu können.
Literatur
1 Andriole GL, Crawford ED, Grubb RL III, et al., Mortality results from a randomized
prostate-cancer screening trial, N Engl J Med 2009;360:1310-1319
2 Moyer VA., Screening for prostate cancer: U.S. Preventive Services Task Force
recommendation statement, Ann Intern Med 2012;157:120-134
3 Pinsky PF, Blacka A, Kramer BS, Miller A, Prorok PC, Berg C., Assessing contamination and compliance in the prostate component of the Prostate, Lung, Colorectal,
and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Trial., Clin Trials 2010;7:303-311
4 Jonathan Shoag, JE, Mittal S, and Hu, JC: Reevaluating PSA Testing Rates in the
PLCO Trial; New England Journal of Medicine; 374:1795-1796 May 5
5 Carter HB, Albertsen PC, Barry MJ, et al., Early detection of prostate cancer:
AUA guideline, J Urol 2013;190:419426)
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Seite 13
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Zweites White Paper:
Prostata MRT und MRT-geführte Biopsie bei Patienten mit
zuvor negativer Biopsie2
AUA JAHRESKONGRESS 2016 – DIE HIGHLIGHTS
Zwei neue White Paper zur Prostatabiopsie
– wichtige Praxishilfen
Dr. med. Rolf Eichenauer, Hamburg
Das zweite White Paper wurde von Peter L. Choyke vorgestellt und
gibt uns Hilfestellungen dafür, wie wir eine Prostatabiopsie durchführen
sollten und was das MRT dabei für einen Stellenwert hat.
durchgeführt werden. Kontrovers ist die Aussage, ob die alleinige Biopsie
der im MRT auffälligen Ziele ausreichend ist, da hier noch bis zu 15 % falsche negative Raten bestehen. Sollte eine PI-RADS 5 Läsion negativ biopsiert
worden sein, ist eine frühe Re-Biopsie erforderlich. Bei PI-RADS 1 oder 2
Läsionen sind nur klinische Untersuchungen und Labor (PSA) gefordert; im
Zweifel sollte eine erneute MRT-Untersuchung durchgeführt werden. Abschließend wurde auch hier ein Ablaufschema zum Vorgehen präsentiert.
Fazit
Hintergründe und Voraussetzungen
Prostatabiopsien sind ein etabliertes Verfahren der Urologie. Im Rahmen
des diesjährigen AUA Jahreskongress wurden gleich zwei White Paper
präsentiert, die hierzu wichtige Praxishilfen bieten. Sie thematisieren
einerseits den Umgang mit gängigen Komplikationen bei transrektalen Prostatabiopsien und andererseits die Verbesserung der Effizienz
MRT-geführter Prostatabiospien.
Einleitung
Bei den beiden folgenden Themen gibt es zwar noch keine offiziellen
neuen Leitlinien der AUA, aber jedes der Themen war es wert, als White Paper in der Plenary Session einem großen Publikum präsentiert zu
werden und wird somit als Vorstufe einer Leitlinie gewertet.
In beiden White Papers werden wichtige Hinweise und Hilfen für unsere
tägliche Arbeit in den urologischen Praxen gegeben. Beide Veröffentlichungen behandeln jeweils bestimmte Aspekte der Durchführung einer
Prostatabiopsie.
In der ersten Publikation beschreibt Michael A. Liss, wie man Hilfestellung geben kann, um eine Zunahme an Komplikationen durch Infekte bei
der transrektal ultraschallgeführten Prostatabiopsie zu vermeiden oder
zu vermindern.1
In dem zweiten White Paper wird eine Hilfestellung für die Diskussion
gegeben, wie in Zukunft Prostatabiopsie mit und ohne MRT sinnvoll
angewendet werden sollte.2
Erstes White Paper:
Prävention und Behandlung häufiger Komplikationen
einer Prostatabiopsie1
Durch retrospektive Datenanalysen wurden 346 Publikationen und Referenzen ausgewertet und dabei fünf Schwerpunktthemen identifiziert.
Der Aktualisierung der Informationen zum Thema Infektionen wurde
dabei größte Bedeutung beigemessen.
Das White Paper von Liss et al. fasst danach sieben grundlegende
Empfehlungen zur Prävention von Komplikationen zusammen:
1. Die Prävalenz von Komplikationen muss diskutiert werden
2. Es sollte eine Risikobewertung durchgeführt werden
3. Es sollte entsprechend der (AUA-)Leitlinien gearbeitet werden
4. Es sollte ein lokales Antibiogramm erstellt werden
5. Überprüfen des Materials und des Sterilisationsverfahrens
6.Wenn medizinisch möglich und gerechtfertigt, sollte die
Antikoagulation gestoppt werden
7. Umgehende Evaluation und Behandlung von Infektionen
Hilfreich kann das Vorgehen nach folgendem Ablaufschema (Abb. 1) sein.
Grundlegend empfiehlt das White Paper, zunächst eine Risikoanalyse
durchzuführen. Weiterhin wird zu einem Monitoring der Infekte geraten,
welches, nebenbei bemerkt, auch in Deutschland Pflicht ist und spätestens
bei einer Hygienebegehung abgefragt wird. Nach einer Biopsie sollte der
Arzt im Bereitschaftsdienst erreichbar sein. Bei Bedarf kann der sofortige
Einsatz von Generation IV Breitbandantibiotika erfolgen. Für die alltägliche Arbeit hält das White Paper einige Referenztabellen und -algorithmen
vor, an denen man sich bezüglich des Vorgehens orientieren kann.
Abbildung 1: Ablaufschema Prostatabiopsie nach Liss et al.1
Seite 14
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Hintergrund für die Entwicklung des White Papers stellen die sogenannten „Re-Biopsien“ dar. Sollte eine erste Prostatabiopsie keinen Nachweis
eines Prostatakarzinoms ergeben haben, jedoch aufgrund der Vorbefunde weiterhin ein hochgradiger Verdacht auf das Vorliegen eines Prostatakrebs bestehen, ist ggf. die Durchführung einer erneuten Prostatabiopsie
(sog. „Re-Biopsie“) zu diskutieren, in deren Rahmen mehr Stanzzylinder
entnommen werden. Dazu wurde angeführt: es solle grundlegend eine
verbesserte Patientenselektion und eine verbesserte Ausbeute der Wiederholungsbiopsie abgestrebt werden. Die MRT der Prostata und eine
MRT-geführte Untersuchunge scheinen dabei eine Verbesserung gegenüber der Standardbiopsie zu ermöglichen. Voraussetzung hierzu ist allerdings, dass für die MRT-Untersuchung moderne hochauflösende Geräte
zur Verfügung stehen und die Ergebnisse nach der PI-RADS Klassifikation
Version 2 interpretiert werden sollen.3 Für eine aussagekräftige Untersuchung sind vor allem zwei Voraussetzungen entscheidend: die Erfahrung
des Untersuchers in der Durchführung der MRT und die des Urologen in
der Verwertung der Ergebnisse für eine möglicherweise folgende Biopsie.
Choyke empfahl in seinem Vortrag zudem die Entwicklung von Qualitätssicherungsprogrammen, um eine qualitative Auswertung der MRTgeführten Biopsieergebnisse zu erlauben. PI-RADS 3, 4 und 5 Läsionen
sollten in jedem Fall bildgeführt biopsiert werden.
Praktische Durchführung
Als Führung für die gezielte Biopsie sind generell drei Methoden akzeptiert.
Die TRUS-MRT-Fusionsbiopsie, die MRT-gestützte Biopsie und die kognitive,
also visuell geführte Biopsie. Es sollten zwei Biopsien von jedem auffälligen
Ziel gemacht werden. Fallspezifisch können weitere systematische Biopsien
Beide White Papers geben Hilfestellungen für die Stanzbiopsie
der Prostata. Liss et al. fokussieren sich darauf, welche Möglichkeiten wir haben, Risiken einer Infektion vorauszusehen bzw. zu
vermeiden.1 Rosenkrantz et al. machen deutlich, dass das MRT
seinen Stellenwert in der Re-Biopsie der Prostata hat.2 In der
deutschen S3-Leitlinie ist das MRT bislang nur als „Kann“-Bestimmung nach negativer Biopsie genannt.4 In der EUALeitlinie von 2015 wird die MRT-gestützte Biopsie bei negativer erster Stanze gefordert.5
Literatur
1 Liss, M.A., et al. The Prevention and Treatment of the more common Complications related
to Prostate Biopsy Update. American Urological Association Education and Research, Inc.
2016. Verfügbar online unter: https://www.auanet.org/common/pdf/education/clinical-guidance/AUA-PNB-White-Paper.pdf
2 Rosenkrantz A.B., Verma S., Choyke P. et al. Prostate MRI and MRI-Targeted Biopsy in
Patients with a Prior Negative Biopsy: A Consensus Statement of the American Urological Association and the Society of Abdominal Radiology‘s Prostate Cancer Disease-Focused Panel. J
Urol. 2016 Jun 16. pii: S0022-5347(16)30659-0. doi: 10.1016/j.juro.2016.06.079. [Epub
ahead of print]; Verfügbar online unter: https://www.auanet.org/common/pdf/education/
clinical-guidance/Consensus-State-ment-Prostate-MRI-and-MRI-Targeted-Biopsy.pdf
3 Franiel T. PI-RADS-Klassifikation. Urologisch! Nachrichten der Deutschen Gesellschaft für
Urologie e.V., 2015,(2):2-3; Verfügbar online unter: https://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/UROlogisch__2.2015_Doppels.pdf
4 Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF):
Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der
verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langversion 3.1, 2014 AWMF Registernummer: 034/022 OL, Verfügbar online unter: http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Leitlinien.7.0.html (Zugriff am: 06.07.2016)
5 Mottet N. et al. Guidelines on prostate cancer. European Association of Urology (EAU).
2015. Verfügbar online unter: https://uroweb.org/wp-content/uploads/09-Prostate-Cancer_LR.pdf
Abbildung 2: Ablaufschema MRT-geführte Prostatabiopsie nach Rosenkrantz et al.2
Seite 15
HORMONTHERAPIE DES FORTGESCHRITTENEN PROSTATAKARZINOMS
Ergebnisse einer Subgruppenanalyse aus einer
IQUO-Registerstudie bei der Behandlung von
Prostatakarzinompatienten mit Degarelix plus
Antiandrogen im klinischen Alltag
Dr. med. Götz Geiges, Berlin
Ergebnisse zu PSA-PFÜ
Nebenwirkungen
Der durchschnittliche PSA-Ausgangswert der Subgruppe betrug
119 ng/ml (n = 130). Nach 12 Monaten betrug ihr durchschnittlicher PSA-Wert 45 ng/ml (n = 28). Der Median für das PSA-PFÜ der
Subgruppe lag bei 109 Wochen bzw. 27 Monaten (Abb.2).
Die häufigsten Nebenwirkungen am letzten Datenpunkt (n = 75)
waren Hitzewallungen mit 28,0 %, Erythem an der Injektionsstelle mit
21,3 % und Müdigkeit mit 13,3 %.
Zusammenfassung
Degarelix ist in klinischen Studien – also unter kontrollierten
Bedingungen – bereits intensiv untersucht worden; Ziel der IQUORegisterstudie war nun die Erhebung von Daten im Praxisalltag.
Unser Autor präsentiert Ihnen hier spannende Daten aus der Analyse
einer Subgruppe, die erstmals im Rahmen der 57. SWDGU Jahrestagung Anfang Juni in Ludwigshafen präsentiert wurden.
Einleitung
Degarelix, ein GnRH-Antagonist (gonadotropin releasing hormone
antagonist), dient als First-Line-Medikament beim hormonabhängigen
fortgeschrittenen Prostatakarzinom (PCa). Degarelix ist in klinischen
Studien – also unter kontrollierten Bedingungen – bereits ausreichend
untersucht worden; Ziel war nun die Erhebung von Daten im Praxisalltag. Analysiert wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Degarelix bei
der Subgruppe der Patienten mit Prostatakarzinom (PCa), die aufgrund
ihrer fortgeschrittenen Erkrankung zusätzlich ein Antiandrogen (AA)
erhielten.
Methode
Abbildung 2: Entwicklung des PSA-Werts in der Subgruppe
„Degarelix + AA“
Die vorliegende Subgruppenanalyse bestätigt die Wirksamkeit und
Sicherheit von Degarelix im Praxisalltag auch bei Patienten, deren
fortgeschrittener Krankheitszustand den Einsatz eines Antiandrogens
zusätzlich zur Degarelix-Therapie erfordert. Der Median für das PSAPFÜ wurde nach 109 Wochen, respektive 27 Monaten und der Median
für das Gesamtüberleben wurde nach 166 Wochen, bzw. 41 Monaten
erreicht. Dies stellt einen deutlichen Zuwachs zu den in der Literatur
für LHRH-Agonisten beschriebenen Zeiten für das Gesamtüberleben
von 25 bis 31 Monaten dar.2
Patienten in der Subgruppe
Eine Subgruppe von 130 Patienten erhielt zusätzlich zur Therapie mit
Degarelix ein steroidales (n = 20) oder nichtsteroidales (n = 110)
Antiandrogen (AA).
Gesamtüberleben
Der Median für das Gesamtüberleben der Subgruppe betrug 166
Wochen, bzw. 41,5 Monate (Abb.3).
Abbildung 1: Anzahl Patienten und jeweilige Therapie der
Patientensubgruppe „Degarelix + AA“ (n = 130)
Abbildung 3: Gesamtüberleben der Subgruppe „Degarelix + AA“
Gesamtpopulation
Insgesamt wurden die Daten zu 1010 Degarelix-Patienten aus uro-onkologischen Praxen in Deutschland erfasst. Das Durchschnittsalter der
Patienten betrug 70,3 Jahre, der durchschnittliche BMI 27 kg/m2. Der
durchschnittliche PSA lag bei 14,27. Das einzige Einschlusskriterium
war die Therapie mit Degarelix.
Ungefähr zwei Drittel der Patienten hatten ein lokalisiertes (n = 469)
oder lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom (n = 201), bei 340
Patienten (ca. 34 Prozent) fand sich ein metastasiertes Karzinom. In
klinischen Studien liegt diese Zahl bei 20 bis 23 Prozent. Ungefähr die
Hälfte der Patienten zeigte einen Gleason-Score von 8-10.1
Dokumentation
EU
Von den 130 Patienten, die eine kombinierte Therapie mit Degarelix plus AA erhielten, waren 98 Patienten hormonell vorbehandelt,
55 erhielten eine palliative Therapie, 44 Patienten wurden zusätzlich
schmerztherapiert, 20 unterlagen Watchful Waiting, 37 erhielten eine
externe Strahlentherapie, 36 Patienten eine radikale Prostatektomie
(RPE) und jeweils 1 Patient war mit Brachytherapie bzw. hochintensivem fokussierten Ultraschall (high intensity focused ultrasound, HIFU)
vorbehandelt (Abb.1).
Literatur
1 Geiges G, Harms Th, Rodemer G, Eckert R, König F, Eichenauer R, Schroder
J: Degarelix therapy for prostate cancer in a real-world setting: experience from
the German IQUO (Association for Uro-Oncological Quality Assurance) Firmagon®
registry, BMC Urology 2015; 15:122
2 Seidenfeld J, Samson DJ, Hasselblad V, Aronson N, Albertsen PC, Bennett CL, Wilt
TJ: Single-Therapy Androgen Suppression in Men with Advanced Prostate Cancer:
A Systematic Review and Meta-Analysis, Ann Intern Med 2000;132:566–577
N
Die Daten für die vorliegende Auswertung wurden mit dem Dokumentationssystem QuaSi-URO zwischen Mai 2009 und dem 21.09.2015
gesammelt. QuaSi-URO® basiert auf Daten der Mitglieder des IQUO
(Interessenverband zur Qualitätssicherung der Arbeit niedergelassener
Uro-Onkologen in Deutschland e.V.).1
• vorherige Behandlung
•Begleitmedikation
• Tumorstadium und -grad
• alkalische Phosphatase
•Testosteron-Wert
•PSA-Wert
•Nebenwirkungen
• Gesamtüberleben (GÜ)
• PSA-progressionsfreies Überleben (PSA-PFÜ)
Neu auf der PCA-Arena:
Wertvolle Informationen zur
PRONOUNCE-Studie von FERRING
Diese mit Spannung erwartete Studie wurde initiiert,
um das kardiovaskuläre Sicherheitsprofil zwischen
den zwei medikamentösen Formen der ADT, des
GnRH-Antagonisten Degarelix und des GnRHAgonisten (Leuprorelin), über einen Behandlungszeitraum von einem Jahr zu vergleichen.
Sie stellt eine einzigartige
Zusammenarbeit
zwischen Kardiologen, Onkologen und Urologen
dar und schließt etwa
900 Patienten in über
50 Prüfzentren ein.
Für die Patienten der Gesamtpopulation wurden folgende Parameter
dokumentiert:
www.pca-arena.de/de/degarelix
Seite 16
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Seite 17
DER FALL AUS DER PRAXIS
DIE CME-FORTBILDUNGSMODULE VON FERRING
Casus, palliative Hormontherapie,
Herr S.W., 67 Jahre
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Vorgestellt wird hier ein Fall aus der Praxis, welcher die Einsatzmöglichkeiten von Degarelix in der palliativen Hormontherapie
exemplarisch darstellt.
Anamnese
Die initiale stationäre Aufnahme im angeschlossenen Krankenhaus St.
Joseph-Stift in Dresden am 19.08.2015 erfolgte bei symptomatischer
Anämie zur stationären Diagnostik. Primär auffällig war ein CRP-Wert
von 200 mg/l und eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit > 110
sowie ein Gewichtsverlust von 15 kg innerhalb eines Jahres mit begleitender B-Symptomatik. Die weitere Diagnostik ergab insbesondere einen PSA-Wert von 1,723 ng/ml so dass eine konsiliarische urologische
Vorstellung in unserer Praxis erfolgte.
Bei hochgradigem Verdacht auf das Vorliegen eines multifokal metastasierten cT4 Prostatakarzinoms erfolgte am 24.08.2015 eine Prostatabiopsie, welche histologisch in allen 12 entnommenen Zylindern ein
high-risk Prostatakarzinom Gleason-Score 9 (5+4) nachwies. Die weiterführende bildgebende Diagnostik mittels CT Thorax und Abdomen
vom 27.08.2015 zeigte eine multiple ossäre Metastasierung in den
Wirbelkörpern und den Verdacht auf eine ausgedehnte Lymphknoten-Metastasierung im kleinen Becken. Die Skelettszintigraphie vom
31.08.2015 ergab den Nachweis einer generalisierten ossären Metastasierung im Sinne eines Super-Bone-Scans (Os sacrum, ISG bds, rechter Femur und Humerus bds. sowie in fast allen Rippenknochen und
Wirbelkörpern der BWS und LWS).
Dr. med. Alexander Rentschler, Dresden
Verlauf
Nach sofortigem Beginn einer maximalen Androgenblockade am
01.09.2015 mit Degarelix/Bicalutamid 50 bei high-risk Tumor zeigte
sich im weiteren Verlauf ein exzellentes PSA-Ansprechen mit Testosteronwerten um 0,1-0,2 nmol/l im niedrigen Kastrationsbereich.
Der PSA-Nadir betrug 12/2015 minimal 4,21 ng/ml und dokumentierte ein initial exzellentes Ansprechen auf die maximale Androgenblockade mit Regredienz der Symptomatik. Eine Chemotherapie nach
CHAARTED-Studie lehnte der Patient ab. Bei erneutem PSA-Anstieg
und Vorliegen einer Kastrationsresistenz mit Symptomatik im Sinne
von ossären Beschwerden erfolgte die Einleitung einer Therapie mit
Enzalutamid (XTANDI) unter Beibehaltung des LHRH Antagonisten
und vollständig regredienter Beschwerdesymptomatik. Eine Chemotherapie lehnt der Patient gegenwärtig weiterhin ab.
Fazit
Bei „high Volume“ Prostatakarzinomen mit hoher Tumorlast ist ein sofortiges Absenken der Testosteronwerte
mit einem LHRH-Antagonisten unterhalb des Kastrationsniveaus zur schnellen Behandlung und Linderung der
Tumorsymptomatik aus unserer onkologischen Erfahrung
empfehlenswert und insbesondere in Kombination mit
einer systemischen oralen oder intravenösen Therapie
auch im Praxisalltag gut praktikabel.
Weitere Kasuistiken auf der PCA-Arena:
Wertvolles Wissen aus der Praxis für die Praxis
www.pca-arena.de/de/degarelix/kasuistiken
MODERATOR: PD DR. OELKE
SPEKTRUM UROLOGIE
Blick nach vorn: Forschung und Fakten
ADT und Strahlentherapie:
Wo stehen wir heute? Ziele für die Zukunft?
SATELLITEN
SYMPOSIUM
30. September 2016
Saal F | 12-13 Uhr
PD Dr. med. Dirk Böhmer | Charité Universitätsmedizin Berlin
DGU 2016
Leipzig
Gesamtüberleben im Vergleich: Degarelix vs. Leuprorelin
PD Dr. med. Carsten-Henning Ohlmann | Universitätsklinikum des Saarlandes
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bietet die PCA-Arena auch einen vielseitigen CME-Fortbildungsbereich, der
laufend um neue Module ergänzt wird.
Neues CME-Modul: „Kardiovaskuläre Risiken der Androgendeprivationstherapie beim Prostatakarzinom“ von Herrn Prof. Dr. med. Kurt Miller
Aktuelle Fortbildungsthemen sind u. a. die Therapie des Prostatakarzinoms
sowie operative Verfahren in der Urologie und Uro-Onkologie.
So beschreibt das Fortbildungsmodul „Kardiovaskuläre Risiken der
Androgendeprivationstherapie beim Prostatakarzinom“ von Herrn
Prof. Dr. med. Kurt Miller einen Review zu den negativen Auswirkungen des Testosteronmangels (Impotenz, Osteoporose, Müdigkeit, Muskelschwund) unter ADT, wie auch zu den
vermehrt beschriebenen kardiovaskulären Ereignissen, die
pathophysiologisch nicht durch den Testosteronmangel erklärbar sind. Dieses Fortbildungsmodul gibt eine Übersicht
über die vorhandene Literatur, bewertet die Ergebnisse und zeigt
Konsequenzen für den klinischen Alltag.
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• Prostata – offene nerverhaltende Prostatektomie
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von je 120 mg nacheinander zu Therapiebeginn gegeben. FIRMAGON® 80 mg: Erhaltungsdosis von 80 mg als subkutane Injektion zur monatlichen Gabe. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Wechselwirkungen: Die gleichzeitige Anwendung von Degarelix mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QTc-Intervall verlängern, oder Arzneimitteln, die Torsades de pointes hervorrufen können wie Antiarrhythmika der Klasse IA oder Klasse III, Methadon, Moxifloxacin, Neuroleptika usw. ist sorgfältig abzuwägen. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Hitzewallungen*, Nebenwirkungen an der Injektionsstelle
(hauptsächlich Schmerzen und Erythem (28 % bzw. 17 % der Patienten), weniger häufig Schwellungen (6 %), Verhärtungen (4 %) und Knoten (3 %). Diese Ereignisse traten vorwiegend bei der Anfangsdosis auf. Die Inzidenzen pro 100 Injektionen bei der Erhaltungsdosis mit der 80 mg-Dosierung waren 3 für Schmerzen und < 1 für
Erythem, Schwellungen, Knoten und Verhärtungen. Häufig: Anämie*, Gewichtszunahme*, Schlaflosigkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Diarrhö, Übelkeit, erhöhte Lebertransaminasen, Hyperhidrose (inkl. Nachtschweiß)*, Hautausschlag, Skelettmuskelschmerzen und –beschwerden, Gynäkomastie*, testikuläre Atrophie*, erektile
Dysfunktion*, Schüttelfrost, Pyrexie, Müdigkeit*, grippeähnliche Symptome. Gelegentlich: Überempfindlichkeit, Hyperglykämie/Diabetes mellitus, erhöhte Cholesterinwerte, Gewichtsverlust, verminderter Appetit, Veränderungen des Blutkalziums, Depression, verminderte Libido*, psychische Störung, Hypästhesie, verschwommenes
Sehen, Herzrhythmusstörungen (inkl. Vorhofflimmern), Herzklopfen, QT-Verlängerung*, Hypertonie, vasovagale Reaktion (inkl. Hypotonie), Dyspnoe, Konstipation, Erbrechen, abdominale Schmerzen, abdominale Beschwerden, trockener Mund, erhöhte Bilirubinwerte, alkalische Phosphatase erhöht, Urtikaria, Hautknötchen,
Alopezie, Pruritus, Erythem, Osteoporose/Osteopenie, Arthralgie, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Gelenk-Schwellung/-Steifheit, Pollakisurie, Harndrang, Dysurie, Nykturie, Nierenfunktionsstörung, Inkontinenz, Hodenschmerzen, Brustschmerzen, Beckenschmerzen, Reizung der Genitalien, ausbleibende Ejakulation, Unwohlsein,
peripheres Ödem. Selten: Neutropenisches Fieber, Anaphylaktische Reaktionen, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz. Sehr selten: Schwerwiegende Reaktionen an der Injektionsstelle wie Infektionen, Abszesse oder Nekrosen, die eine chirurgische Behandlung/Drainage notwendig machen könnten. Deutlich abnormale Kalium-, Kreatinin- und BUN-Werte wurden beobachtet. Hinweis zur Verkehrstüchtigkeit: Die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen und die Verkehrstüchtigkeit können beeinträchtigt sein. Weitere Hinweise: Keine zusätzliche Gabe eines Antiandrogens zur Flare-up-Prophylaxe notwendig. Pharmazeutischer Unternehmer: Ferring
Pharmaceuticals A/S, Kay Fiskers Plads 11, 2300 Kopenhagen, Dänemark. Verschreibungspflichtig. Stand: Oktober 2014a; Kontaktadresse in Deutschland: FERRING Arzneimittel GmbH, Fabrikstraße 7, 24103 Kiel, Tel.: 0431-5852-0, Fax: 0431-5852-74, e-mail: [email protected]
* Bekannte physiologische Auswirkung der Testosteronsuppression
Seite 20
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