Neuropsychologie des Autismus

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© 2001 Verlag Hans Huber
Zeitschrift für Neuropsychologie
August 2001 Vol. 12, No. 3, 221-231
For personal use only--not for distribution
doi:10.1024//1016-264X.12.3.221
Originalia
Neuropsychologie des Autismus
Sven Bölte
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt, Frankfurt a.M.
Sabine Feineis-Matthews
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt, Frankfurt a.M.
Fritz Poustka
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt, Frankfurt a.M.
Zusammenfassung: Autismus ist eine persistierende, durch soziale und kommunikative
Defizite sowie stereotypes, repetitives Verhalten charakterisierte tiefgreifende Entwicklungsstörung mit Beginn vor Vollendung des 3. Lebensjahres. Vielfältige organische Befunde weisen
auf eine neurobiologische Basis des Syndroms hin. Wenngleich die molekulargenetischen
Mechanismen noch unklar sind, legen Zwillings- und Familienstudien ätiologisch eine Involvierung hereditärer Faktoren nahe. Auf neuropsychologischer Ebene haben im Autismus in der
jüngeren Vergangenheit vor allem drei kognitive Theorien zum besseren Verständnis der
zugrunde liegenden gestörten Denkprozesse und zur Integration unterschiedlicher Erklärungsansätze beigetragen: die theory of mind, Exekutivfunktionen und die Theorie der (schwachen)
zentralen Kohärenz. Für die zukünftige neuropsychologische Erforschung des Autismus sind
die Konkretisierung und verbesserte Operationalisierung dieser kognitiven Theorien, die Einführung methodischer Standards sowie die Entscheidung über eine kategoriale versus dimensionale Betrachtung des Autismus von Bedeutung.
Schlüsselwörter: Autismus, Neuropsychologie, Genetik, theory of mind, Exekutivfunktionen,
zentrale Kohärenz
The Neuropsychology of Autism
Abstract: Autism is a severe, static developmental disorder characterised by social and communicative deficits as well as by stereotyped, restricted behaviour patterns beginning within the
first three years of life. Research suggests autism to be a biologically-based syndrome. Even
though the molecular-genetic mechanisms are still unknown, family and twin-studies indicate
heredity factors playing a major role in the aetiology of autism. On the neuropsychological level,
three cognitive theories have made significant contributions to the understanding of the underlying impaired mental processes and helped integrating various scientific approaches: the
theory of mind, executive function and (weak) central coherence. Future neuropsychological
research in autism will need an improvement of cognitive theories and their operationalisation,
the introduction of methodological standards and a decision whether autism is viewed being a
categorical or dimensional disorder.
Keywords: autism, neuropsychology, genetics, theory of mind, executive function, central
coherence
1
Die Bedeutung der Neuropsychologie für die Psychiatrie ist in den letzten Jahren stetig angewachsen (Keefe,
1995). Auch eine Reihe von zentralen klinischen Syndromen des Kindes- und Jugendalters wie Hyperaktivität und
Störung des Sozialverhaltens waren in der Vergangenheit Gegenstand neuropsychologischer Forschung (Teeter
& Semrud-Clikeman, 1997). Dies gilt in besonderem Maße auch für den frühkindlichen Autismus (Happé & Frith,
1996). Autismus ist eine schwerwiegende Entwicklungsstörung mit Beginn in den ersten 36 Lebensmonaten.
Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist die Störung chronisch, sodass die meisten Betroffenen lebenslang
zumindest eines gewissen Maßes an Pflege, Betreuung oder Unterstützung bedürfen (Howlin & Goode, 1998).
Die ersten Kasuistiken des Autismus finden sich in der historischen Arbeit von Kanner (1943). Ein ähnliches
klinisches Erscheinungsbild, jedoch ohne das Vorliegen von Sprachverzögerung oder Intelligenzminderung, das
heute diagnostisch separat gefasst wird, wurde ein Jahr später von Asperger (1944), unabhängig von Kanner,
dokumentiert. Diese Beschreibungen sind auch heute noch überwiegend gültig. In der internationalen kinder- und
jugendpsychiatrischen Klassifikationen nach ICD-10 und DSM-IV ist die autistische Störung übereinstimmend
durch Beeinträchtigungen der wechselseitigen sozialen Interaktion, der Sprache und Kommunikation sowie durch
bizarre oder eingeschränkte Interessen, Rituale, Zwänge und stereotype, restriktive Verhaltensweisen
charakterisiert. Fombonne (1998) zitiert 19 Prävalenzstudien des Autismus, die im Median eine Frequenz der
Störung von 4.8 Fällen auf 10.000 ausweisen. Jungen sind dabei etwa 3-4mal häufiger betroffen als Mädchen.
Ergebnisse neuropsychologischer Untersuchungen haben in den letzten zwei Dekaden wesentlich zum Verständnis der kognitiven Grundlagen autistischer Störungen beigetragen. Fragen von besonderem Interesse in der
Autismusforschung waren die Identifikation von Denkstörungen hoher Sensitivität und Spezifität für das Syndrom
sowie die Erfassung zugrunde liegender neurologischer Korrelate, darüber hinaus die Entschlüsselung, wie die
einzelnen Denkstörungen untereinander verknüpft sind und mit den klinischen Kernsymptomen des Autismus,
also den sozial-kommunikativen Defiziten und Stereotypien, zusammenhängen. Mit der vorliegenden Arbeit
wollen wir versuchen, einen integrativen Überblick zu aktuellen Entwicklungen der genetischen, kognitiven und
neurobiologischen Autismusforschung zu geben, die neuropsychologisch von Relevanz sind.
Genetik
Bereits Kanner (1943) vertrat die Auffassung, es handele sich beim Autismus um eine angeborene Störung. Einer
genetischen Ätiologie wurde in den darauf folgenden Jahrzehnten jedoch wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obgleich die Stabilität von IQ-Messungen, die häufige Komorbidität des Autismus mit geistiger Retardierung
(Fombonne, 1999), Störungen der Sprachentwicklung und Epilepsie auf biologische Determinanten hindeuteten.
Vor allem auf der Grundlage von Zwillings- und Familienuntersuchungen seit Ende der 70er Jahre wird derzeit
verbreitet eine genetische Grundlage des Autismus angenommen (eine Übersicht gibt Mesibov, 1998). So ist
bspw. das Risiko, dass Geschwister an Autismus erkranken, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das ca.
50-fache erhöht (Folstein & Rutter, 1977), und die autismusspezifische phänotypische Konkordanz bei monozygoten Zwillingen übersteigt diejenige dizygoter Zwillinge bei weitem (LeCouteur et al., 1996). Auch der Befund
einer Aggregation von sozialen, kognitiven und verbalen Störungen unter Verwandten autistischer Personen
wurde formal im Sinne der Existenz einer zugrunde liegenden genetischen, über den Kernautismus hinausreichenden breiten Disposition für die Störung interpretiert (Bolton et al., 1994). Dafür spricht auch die Beobachtung milderer Formen einzelner neuropsychologischer Störungen unter Verwandten autistischer Individuen
(Hughes, Leboyer & Bouvard, 1997). Weitere Arbeiten zeigen, dass die Belastung in Multiinzidenz-Familien, also
in Familien mit mehr als einem autistischen Kind, in der Regel höher ist als in Singleton-Familien, das heißt in
Familien mit nur einem betroffenen Kind (Piven, Palmer, Jacobi, Childress & Arndt, 1997). Da sich einige Daten
aus Familienuntersuchungen nicht mit Vererbungsmodellen mit einzelnen Genen in Einklang bringen lassen, geht
man inzwischen von einem multiplikativen multilocus Modell des genetischen Geschehens bei der Entstehung
des Syndroms aus (Bailey et al., 1995). Eine Genotypisierungsstudie des International Molecular Genetic Study
of Autism Consortium (IMGSAC, 1998) mittels der sog. affected sib-pair-Methode zeigte insgesamt sechs Regionen am menschlichen Genom mit einer mindestens suggestiven Kopplung zum autistischen Phänotyp. Die signifikanteste Region für einen möglichen Suszeptibilitätslocus lag im Bereich des Chromosoms 7q31-q35. Eine weitere, aber schwächer bedeutsame Region ergab sich an einem Ort am Ende des Chromosoms 16. Insgesamt sind
die Arbeiten zur Identifikation von DNA-Markern oder anderen hoch sensitiven und -spezifischen biologischen
Markern jedoch noch inkonsistent geblieben. Der Autismus ist weiterhin ein ausschließlich verhaltensbezogen
2
definiertes Syndrom. Die familiäre Häufung der Störung und autismusnaher Merkmale sowie die Verhaltenskonkordanz bei betroffenen eineiigen Zwillingen sind nur notwendig, nicht hinreichend für einen genetischen Kausalschluss. Das bisherige Scheitern der Bemühungen, einen genetischen Schlüssel zum Autismus zu finden, liegt u.
U. in der nicht ausreichenden Spezifikation des autistischen Phänotyps begründet. Innerhalb der Diagnose Autismus ergibt sich ein heterogenes klinisches Erscheinungsbild (Bailey, Phillips & Rutter, 1996), und es bestehen
gewisse Schwierigkeiten bei der zuverlässigen differentialdiagnostischen Abgrenzung des Autismus von anderen
kinderpsychiatrischen Konzepten, z. B. den anderen tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (u. a. Asperger-Störung, atypischer Autismus), der geistigen Behinderung (ohne Autismus) und den Störungen der Sprachentwicklung. Zudem existieren neben dem idiopathischen Autismus bekannte organische Ursachen, die mit der Störung
assoziiert sind und bei denen eine Phänokopie des Autismus häufig zu beobachten ist. Gillberg und Coleman
(1992) gehen anhand einer Literaturübersicht davon aus, dass 24.4 % der Fälle von Autismus gemeinsam mit
fragilem X-Syndrom, tuberöser Hirnsklerose, Phenylketonurie, Neurofibromatose, kongenitaler Rubella, dem RettSyndrom oder zahlreichen chromosomalen Aberrationen auftreten (siehe Poustka, 1998, zur Übersicht). Keine
dieser Erkrankungen zeigt jedoch eine invariante Beziehung zum Autismus. Nach Miles und Hillman (2000) ist zu
erwarten, dass auch idiopathischer Autismus oft mit morphologischen Auffälligkeiten assoziiert ist. In ihrer Stichprobe zeigten 42 % der Personen mit idiopathischen Autismus vage oder definitive phänotypische Abnormitäten.
Miles und Hillmann gehen davon aus, dass sich diese Individuen genetisch von den idiopathischen Fällen ohne
Stigmata unterscheiden.
Kognition
Da Autismus häufig mit Intelligenzminderung einhergeht, ist für die publizierten kognitionspsychologischen Ergebnisse a priori zu bedenken, dass sich diese nur auf Individuen beziehen, die testpsychologisch oder experimentell
untersucht werden können. Die Befunde betreffen in der Regel die sog. high-functioning Population von autistischen Patienten (HFA), d. h. Personen, die außerhalb der geistigen Behinderung rangieren. Insofern sind die
kognitiven Befunde nicht generalisierbar, da ein Analogieschluss auf nicht-testbare Personen unzulässig ist.
Darüber hinaus werden zumeist auch Individuen mit der Diagnose eines Asperger-Syndroms eingeschlossen, d.
h. Personen, die zwar eine autistische Symptomatik aufweisen, die aber schwächer betroffen sind, eine günstige
kognitive und verbale Entwicklung zeigen und in der Regel sozial weniger isoliert sind. Manjiviona und Prior
(1999) weisen darauf hin, dass auf kognitiver Ebene allgemein keine bedeutsamen Differenzen zwischen HFA
und Personen mit Asperger-Störung zu erwarten sind. Als eines der am besten abgesicherten testpsychologischen Ergebnisse im Autismus gilt das charakteristische Leistungsprofil von Betroffenen in den WechslerIntelligenzskalen (z. B. Dennis, Lockyer, Lazenby, Donnelly, Wilkinson & Schoonheyt, 1999). Typischerweise
zeigen autistische Individuen die besten Leistungen bei Untertests, die visuo-spatiale Kompetenzen erfordern
(Mosaiktest, Figurenlegen) oder bei denen mechanische Gedächtnisfunktionen (rote memory) eingesetzt werden
können (Zahlennachsprechen). Bei Subtests, die soziale Kognition voraussetzen (Allgemeines Verständnis,
Bilderordnen) schneiden sie dagegen zumeist weit unterdurchschnittlich ab. Zwar ist dieses Intelligenzmuster
nicht universell im Autismus, jedoch wahrscheinlich in hohem Maße spezifisch für die Störung. Minshew,
Goldstein und Siegel (1997) verglichen die Leistungen von autistischen und sorgfältig parallelisierten, unauffälligen Kontrollpersonen bei der Bearbeitung einer umfangreichen neuropsychologischen Testbatterie, bestehend
aus Aufmerksamkeitstests, sensorischen, motorischen, einfachen und komplexen sprachlichen und mnestischen
Skalen sowie visuo-konstruktiven Tests und Verfahren zum schlussfolgernden Denken (reasoning). Bei motorischen komplex-verbalen, mnestischen und reasoning Aufgaben zeigten sich deutliche Defizite, während die
Leistungen auf den anderen Gebieten unauffällig oder überdurchschnittlich waren.
Oft wurde das Auftreten sog. Inselbegabungen im Autismus unter den Oberbegriffen Savant, Savant-Syndrom
oder - bei intraindividuell überdurchschnittlichen Leistungen - splinter abilities diskutiert (Miller, 1999). Rimland
(1978) gibt die Prävalenz besonderer Fähigkeiten unter autistischen Personen mit 10 % an. Die außergewöhnlichen Kompetenzen betreffen dabei vor allem mathematische, mnestische, musische, visuell-räumliche und
mechanische Fertigkeiten. Tatsächlich spektakuläre Fälle sind jedoch selten und gut durch Vignetten dokumentiert. Ihre Zahl beläuft sich weltweit auf nur etwa 100 in den letzten Jahrzehnten. Bei der Entstehung der Inselbegabungen sind wahrscheinlich eine Vielzahl von Faktoren beteiligt, darunter mechanische Gedächtnisprozesse
(rote memory), repetitiv-übende Verhaltensweisen (rehearsal) und kognitive Strategien (Yewchuk, 1999). Snyder
3
und Mitchell (1999) vermuten, dass das Savant-Syndrom mit der Möglichkeit des Zugangs zu basalen (low-level)
Prozessen der Informationsverarbeitung zusammenhängt. Demnach agieren unauffällige Personen kognitiv
normalerweise auf hohen Stufen der Informationsverarbeitung (top-down), während bei Savants häufig eine lowlevel Verarbeitung anzutreffen ist (bottom-up). Letzteres begünstigt die Entwicklung von Savant-Fertigkeiten, da
Interferenzen mit höheren, exekutiven Verarbeitungsstufen ausblieben. Auf der Grundlage von umfangreichen
Arbeiten mittels ereigniskorrelierter Potenziale und kontrovers zu Snyder und Mitchell geht Birbaumer (1999)
davon aus, dass auch gesunde Menschen durch konzentriertes Training lernen können, ihre cerebralen Funktionen so zu steuern, dass ihnen elementare Informationsverarbeitungsprozesse bewusst werden. Neben weiteren psychologischen Konstrukten, die in zurückliegender Zeit Gegenstand (neuro-)psychologischen Forschungsinteresses waren (Prior & Ozonoff, 1998, geben eine Übersicht), haben insbesondere drei kognitive Theorien
fruchtbare Beiträge zur Autismusforschung geleistet: die theory of mind, Exekutivfunktionen und die Theorie der
(schwache) zentrale Kohärenz, deren Inhalte und empirische Implikationen für den Autismus im Folgenden
erörtert werden.
Theory of Mind
Die theory of mind (TOM) ist als ein Sammelbegriff für ein weit reichendes Spektrum mentaler Fähigkeiten zu verstehen, die für einen erfolgreichen Ablauf sozialer Interaktionen von Relevanz sind. Es werden hierunter allgemein Kognitionen verstanden, die es einer Person ermöglichen, fremdes und eigenes Verhalten und Erleben zu
erkennen, zu verstehen, zu erklären, vorherzusagen und zu kommunizieren (Baron-Cohen, Tager-Flusberg &
Cohen, 2000). Die TOM-Konzeption wurde in den 70er Jahren durch Premack und Woodruff (1978) im Rahmen
der Primatenforschung entwickelt. Hierbei sollte die Bezeichnung “Theorie” kenntlich machen, dass die Fähigkeit,
psychische Zustände zu begreifen, a priori einen theorieähnlichen Charakter haben muss, da intrapsychische
Prozesse nicht beobachtbar sind und erschlossen werden. Erst in den 80er Jahren wurde dieser Ansatz – angeregt durch Arbeiten aus der Entwicklungspsychologie (Wimmer & Perner, 1983) - in die Autismusforschung eingebracht. Seitdem hat eine große Zahl von Studien aufzeigt, dass autistische Personen Schwierigkeiten haben,
verschiedene sog. false-belief-Aufgaben zu lösen. Auch bestehen narrative Schwächen allgemeiner Art (Craig &
Baron-Cohen, 2000) und im Besonderen Defizite im Verbalisieren sozialer Skripte (Trillingsgaard, 1999). Subtile
soziale Vorgänge, Stimmungen, Lügen, Täuschungen, das Verstehen von Anekdoten, Witzen und Sarkasmen
etc. bleiben autistischen Patienten verschlossen (Baron-Cohen, O'Riordan, Stone, Jones & Plaisted, 1999). Man
schloss daraus, dass ihnen die Fähigkeit zum Gedankenlesen (mind-reading) nicht zu eigen ist und sie daher
relativ blind (mind-blindness) gegenüber intrapsychischen Prozessen anderer seien. Mittlerweile hat der TOMBegriff eine solche Dominanz erreicht, dass auch vormals separat gefasste Aspekte sozialer Dysfunktionen, z. B.
die prominente Theorie von Hobson zur interpersonellen Wahrnehmung in das Umfeld dieses Terminus fallen.
Hobson, Ouston und Lee (1988) zeigten bspw., dass Kinder mit Autismus erhebliche Schwierigkeiten haben,
Emotionen in Gesichtern zu lesen. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangte auch Klin (1991). Er stellte fest, dass
junge autistische Patienten beim Hören keine natürliche Präferenz für sprachliche Reize im Vergleich zu anderen
akustischen Stimuli aufweisen. Baron-Cohen (1991) geht davon aus, dass solche Symptome, ebenso der Mangel
an geteilter Aufmerksamkeit, Präkursoren des TOM-Defizits darstellen. Die TOM hat sich bislang insgesamt als
geeignet erwiesen, Störungen der Imagination, Kommunikation und Sozialisation zu erklären. Abgesehen von der
Popularität der TOM und der von ihr ausgegangenen Innovation ist sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität
dieser Merkmale für Autismus, kritisch zu diskutieren (Bowler, 1992; Buitelaar, van der Wees, Swaab-Barneveld
& van der Gaag, 1999; Pilowsky, Yirmiya, Arbelle & Mozes, 2000). Ferner ist kritisch zu erwähnen, dass die TOM
weitestgehend soziale und kommunikative Aspekte des Autismus fokussiert und stereotypes, restriktives,
repetitives Verhalten außer Betracht lässt.
Exekutivfunktionen
Das Konzept der Exekutivfunktionen (EF) wird vor allem in den angelsächsischen Neurowissenschaften schon
seit längerer Zeit als Terminus für eine heterogene Gruppe von kognitiven Funktionen höherer Ordnung angewandt. Zwar ist man von einer präzisen Definition des Konstrukts noch entfernt, es existiert jedoch eine Art
Konsens in der Literatur darüber, dass EF willentliche, zielgerichtete Handlungsplanung, kognitive Adaptationsfähigkeit, Kontextunabhängigkeit und Impulskontrolle umfassen, die für eine erfolgreiche Selbststeuerung notwendig sind. Das Arbeitsgedächtnis spielt bei diesen Prozessen wahrscheinlich eine zentrale Rolle. Die Beschreibungen des Verhältnisses zwischen EF und intellektuellen Fähigkeiten variieren zwischen partieller bis zu völliger
4
Unabhängigkeit. Ein Beleg für die Verschiedenheit der Funktionsbereiche wird z. B. in dem Phänomen gesehen,
dass gestörte EF bei gleichzeitig unbeeinträchtigter Intelligenz auftreten können (Duncan, Burgess & Emslie,
1995). Insgesamt erscheint die akkurate Einordnung der EF unter andere psychologische Konstrukte noch nicht
abgeschlossen. Dafür spricht auch ihre bislang wenig zufrieden stellende Operationalisierung. Die Auswahl der
Verfahren erfolgt in der Regel entweder auf Grund von Augenscheinvalidität oder angesichts einer Assoziation
mit Frontalhirnläsionen, die ein dominierendes ätiologisches Konzept im Bereich exekutiver Dysfunktionen darstellen. Die Bedeutung der EF für kinder- und jugendpsychiatrische Störungsbilder wurde unter anderem in einer
umfangreichen Übersichtsarbeit von Pennington und Ozonoff (1996) dargestellt. Schon in einer Fallstudie von
Scheerer, Rothmann und Goldstein (1945) wurde darauf hingewiesen, dass Autismus mit Störungen der EF, die
an dieser Stelle mit “abstract attitudes” bezeichnet wurden, verknüpft sein könnte. Vermehrtes Interesse an der
Erforschung exekutiver Dysfunktion bei autistischen Störungen wurde jedoch erst mit einer Studie von Rumsey
(1985) geweckt. In dieser und folgenden Untersuchungen zeigten autistische Probanden im Vergleich zu unaufäligen und dyslektischen Personen weitaus schlechtere Leistungen im Wisconsin Card Sorting Test (WCST),
einem klassischen Verfahren zur Prüfung von EF. Szatmari, Bartolucci, Bremner, Bond und Risch (1990) stellten
zudem fest, dass dies auch dann gilt, wenn die Leistungen von autistischen Individuen mit denen von hyperaktiven Kindern oder Kindern mit einer Störung des Sozialverhaltens kontrastiert werden. In einer Studie von Ozonoff
(1995) waren die Leistungsdifferenzen im WCST zwischen autistischen Personen und Kontrollpersonen aber
erheblich geringer, wenn die computerunterstützte Fassung des Verfahrens angewandt wurde, bei deren Durchführung eine wechselseitige verbale Kommunikation zwischen Testleiter und Proband nicht vonnöten ist. Neben
der Möglichkeit einer Methodenabhängigkeit der Ergebnisse im WCST, legen die Befunde und weitere Arbeiten in
diese Richtung eher die Vermutung nahe, dass verbale, metakognitive Fähigkeiten und EF eine interdependente
Beziehung aufweisen (Russell, Saltmarsh & Hill, 1999). Störungen der EF sind nicht hochspezifisch für Autismus,
und jüngst wurden Zweifel an der Validität des Ansatzes bei autistischen Syndromen geäußert (Griffith, Pennington, Wehner & Rogers, 1999). Trotzdem hat sich der Ansatz der EF bei der kognitiven Beurteilung des Autismus
vor allem deswegen als fruchtbar erwiesen, weil er geeignet ist, die für den Autismus typischen restriktiven,
stereotypen Verhaltensweisen und neurologischen Befunde zu integrieren. Es ist bekannt, dass repetitive, perseverative Symptome Teil einer Reihe neurologischer Beeinträchtigungen sein können (Ridley, 1994). Insgesamt
sind Störungen der EF aber nicht in der Lage, jedwedes Verhalten außerhalb des sozio-kommunikativen Bereichs
zu erklären. Zudem besteht noch erheblicher Bedarf an Aufklärung im Bereich des Verhältnisses zwischen EF
und anderen kognitiven Fähigkeiten, vor allem aus dem Intelligenzbereich.
Zentrale Kohärenz
Fallberichte deuten darauf hin, dass Personen mit Autismus eine perzeptuelle Tendenz aufweisen, sich Szenerien eher detailliert und einzelheitlich bewusst zu machen als geschlossen-gestalthaft. Auf Grund solcher Kasuistiken und empirischer Studien anhand des Embedded Figures Tests und/oder des Mosaik-Tests der WechslerIntelligenzskalen (Shah & Frith, 1993) formulierte Frith (1989) die Theorie der sog. schwachen zentralen Kohärenz (siehe Happé, 1999, aktuelle Übersicht). Dieser Theorie liegt die Annahme zugrunde, dass Wahrnehmung
und Denken normalerweise durch zentrale Kohärenz (ZK) charakterisiert sind, dass also ein ausgeprägtes kognitives Streben besteht, Stimuli kontextgebunden, global, gestaltmäßig zu erfassen und zu interpretieren. Diese
Eigenschaft ist wahrscheinlich nur bei Menschen zu finden (Fagot & Deruelle, 1997). Bei autistischen Störungen
sei die ZK erheblich abgeschwächt, dagegen der Drang, Reize kontextfrei zu verarbeiten, stark ausgeprägt. Die
schwache ZK führe dazu, dass die betroffenen Personen beim Mosaik-Test und Embedded Figures Test vergleichbar gute Leistungen erzielen, da sie die Aufgaben präsegmentiert wahrnehmen und gegen die normalerweise vorherrschende Gestaltdominanz, die hier die Aufgabenbearbeitung erschwert, unempfindlich seien. Jolliffe
und Baron-Cohen (1999) fanden in einer umfangreichen Untersuchung Belege dafür, dass autistische Personen
und Individuen mit Asperger-Störung auch im linguistischen Bereich dazu neigen, kleine Informationseinheiten
übergeordneten Mustern vorzuziehen. Der Ansatz der schwachen ZK überzeugt, weil er nicht nur die autismustypischen Defizite, sondern auch die auftretenden Stärken zu erklären vermag. Weil auch bei geistig behinderten
autistischen Patienten gute Leitungen im Embedded Figures Test nachgewiesen werden konnten, ist zudem auszuschließen, dass die schwache ZK mit Intelligenzleistungen konfundiert ist. Nicht zuletzt hat die Theorie der
schwachen ZK eine hohe Augenscheinvalidität, obwohl sie nicht eine sozio-kommunikative Theorie des Autismus
ist. Bislang wurde die Theorie lediglich auf dem (hohen) Niveau von Leistungstests untersucht. Ein Problem der
Prüfung der schwachen ZK besteht jedoch bis heute im Bereich grundlegender Wahrnehmungsfunktionen. Happé
5
(1996) untersuchte die Gültigkeit der Theorie der schwachen ZK hinsichtlich basaler perzeptiver Prozesse anhand der Anfälligkeit autistischer Patienten für optische Täuschungen (z. B. nach Ponzo, Titchener, Müller-Lyer).
Theoriekonform zeigten die Personen mit Autismus im Vergleich zu Kontrollpersonen eine geringe Anfälligkeit für
die visuellen Täuschungen, ein Ergebnis, das aber in einer besser kontrollierten Studie von Ropar und Mitchell
(1999) nicht bestätigt wurde. Auch auf dem Niveau höherer Informationsverarbeitung sind nicht alle Befunde mit
dem Postulat der schwachen ZK vereinbar. So legen z. B. Arbeiten von Jarrold und Russell (1997) und Mottron,
Burak, Stauder und Robaey (1999) die Vermutung nahe, das Phänomen könnte eine eingeschränkte Spezifität
für Autismus besitzen respektive mit dem Abstraktheitsgrad des Reizmaterials korreliert sein.
Neurobiologie
Die Auffassung, dass Autismus mit Schädigungen des zentralen Nervensystems assoziiert ist, wird heute allgemein akzeptiert. In der Tat weisen Untersuchungen darauf hin, dass bis zu 90 % der Betroffenen eine Komplikation aufweisen, die eine neurologische Störung impliziert (Steffenburg, 1991). Die Feststellung des vermehrten
Auftretens von Epilepsie und Abnormitäten im EEG bei autistischen Störungen war der erste Indikator für eine
eher organisch als psychogen begründete Ätiologie des Syndroms. Neuere Schätzungen vermuten Auffälligkeiten
im EEG bei etwa 50 % der Individuen mit Autismus, wobei die Ergebnisse einzelner Studien in der Vergangenheit
erheblich variierten (Minshew, 1991). Eine für Autismus spezifische Abweichung im EEG-Muster ließ sich nicht
nachweisen. Die meisten Abnormitäten sind bilateral, und auch die unilateralen Auffälligkeiten sind nicht eindeutig
zu lokalisieren. Nichtsdestotrotz indizieren die Befunde zur Epilepsie und zum EEG eine gestörte Gehirnaktivität
und sind eventuell mit dem Schweregrad der Störung und perinatalen Komplikationen korreliert (Bailey et al.,
1996). Die Ergebnisse neurochemischer Analysen bei autistischen Störungen sind noch nicht eindeutig interpretierbar. Untersuchungen zur dopaminergen, noradrenergen und neuropeptiden Aktivität waren bislang unschlüssig. Dagegen wurde bei etwa ¼ der autistischen Personen eine Erhöhung der Serotoninkonzentration im Blut
konstatiert (Cook, 1990). Eine umfassende Übersicht zum Stand der neurobiologischen Autismusforschung der
jüngeren Zeit bietet u. a. Poustka (1998).
Neurologische Grundlagen kognitiver Theorien
Klinisch ist Autismus vor allem durch schwerwiegende soziale Störungen charakterisiert. Brothers (1990) nimmt
an, dass das soziale Gehirn des Menschen aus einem Netzwerk besteht, das unterschiedliche cerebrale Strukturen einschließt, darunter den orbito-frontale Kortex, die Amygdala und den Gyrus temporalis superior. Auf
Grund der Abwesenheit von groben neuromorphologischen Abnormitäten in post-mortem-Studien (Bauman &
Kemper, 1994) und der phänotypischen Vielfalt des Autismus ist davon auszugehen, dass für die neuropathologischen Wurzeln des Autismus möglicherweise ein Modell mangelnder neuronaler Vernetzung zwischen kritischen Strukturen einen besseren Erklärungswert liefert als die Annahme einzelner betroffener Areale (Piven,
Saliba, Bailey & Arndt, 1997; Happé & Frith, 1996). Eine defizitäre neuronale Verknüpfung wird bspw. zwischen
limbischen Arealen und dem Neocortex angenommen (Aylward et al., 1999). Die neuroanatomischen Befunde zur
Beschaffenheit der cerebralen Strukturen autistischer Patienten sind vielfältig (siehe Filipek, 1999). Seit einer
Arbeit von Damasio und Maurer (1978) wird die Symptomatik des Autismus mit neurologischen Defekten in Verbindung gebracht, so mit Schädigungen der Basalganglien (Sears, Vest, Mohamed, Bailey, Ranson & Piven,
1999), des Cerebellums und des Frontallappens (Carper & Courchesne, 2000) sowie der Amygdala (BaronCohen, Ring, Bullmore, Wheelwright, Ashwin & Williams, 2000). Bei schwer intelligenzgeminderten autistischen
Personen liegt zudem wahrscheinlich eine Unterentwicklung des Corpus Callosum vor (Manes, Piven, Vrancic,
Nanclares, Plebst & Starkstein, 1999).
In der Vergangenheit wurden vor allem Befunde über Verhaltensveränderungen nach erworbener Hirnschädigung
und Ergebnisse aus Tieruntersuchungen genutzt, um von cerebralen Störungen auf autismusähnliches Verhalten
zu schließen. Erwachsene Personen mit erworbener rechtshemisphärischer Läsion weisen einige Symptome auf,
die auch bei Patienten mit Autismus beobachtbar sind, z. B. die Unfähigkeit metaphorische Anmerkungen zu verstehen (Brownell, Simpson, Bihrle, Potter & Gardner, 1990) oder einen Mangel an emotionaler Färbung der Intonation (Ross, 1981). Patienten mit Läsionen der Amygdala zeigen Probleme, Gefühle zu erkennen und den emotionalen Inhalt von Geschichten zu begreifen (Cahill, Babinsky, Markowitsch & McGaugh, 1995). In einer jüngeren
Arbeit von Stone, Baron-Cohen und Knight (1998) zeigten Patienten mit bilateraler orbito-frontaler Läsion bei
6
einer Serie von TOM-Tests Probleme, die mit denen von Asperger-Patienten vergleichbar waren. Dagegen zeigten Personen mit dorsolateraler präfrontaler Schädigung keine TOM-Probleme, jedoch Störungen des Arbeitsgedächtnisses. Ein Befund aus Tierstudien könnte für die Theorie der schwachen ZK von Wichtigkeit sein. Bei Rudy
(1991) führten Schädigungen des Hippocampus dazu, dass die Fähigkeit zum elementaren und konfiguralen
Lernen gestört wurde.
Im Vergleich zu Studien morphometrischer Art sind funktionelle Untersuchungen des Autismus zur TOM, zu EF
und zur ZK seltener. In jüngerer Zeit sind jedoch mehrere bildgebende Studien zur TOM bei unauffälligen und
autistischen Probanden durchgeführt worden. Bei einer SPECT-Studie von Baron-Cohen, Ring, Moriartry,
Schmitz, Costa und Ell (1994), bei der die autistischen Personen aufgefordert wurden, aus einer Liste von Wörtern diejenigen auszuwählen, die etwas mit dem menschlichen Geist zu tun haben (Denken, Erinnern), zeigte sich
während der Aufgabe eine erhöhte Durchblutung im rechten orbitofrontalen Kortex. In einer PET-Studie an unauffälligen Probanden (Fletcher, 1995), denen eine TOM-Geschichte vorgelegt wurde, zeigte sich während der
Aufgabenbearbeitung eine Aktivierung linksseitig medial-frontal (Brodmann Areal 8). Auch eine andere Arbeitsgruppe (Mazoyer, Tzourio, Frak & Syrota, 1993) identifizierte diese Region als kritisch bei der Bearbeitung von
TOM-Aufgaben. In einer Folgeuntersuchung von Happé et al. (1996) an einer Stichprobe von fünf Asperger-Probanden sowie unauffälligen Probanden zeigten die Kontrollpersonen vor allem linkshemisphärisch eine medialfrontale Aktivation der Brodmann Areale 8/9, während die Personen mit Asperger-Störung bei der Bearbeitung
der TOM-Aufgaben insbesondere in den benachbarten Brodmann Arealen 9/10 aktiviert waren. In einer Arbeit
von Baron-Cohen et al. (1999) zeigte sich bei Personen mit Asperger-Störung oder HFA bei der Bearbeitung
einer sozio-imaginativen Aufgabe eine erhöhte Aktivation fronto-temporaler Areale, während unauffällige Probanden - konform mit der Theorie von Brothers (1990) - eine Aktivation des Gyrus temporalis superior und der Amygdala zeigten. Als eine höhere Form von TOM-Fähigkeit gilt das Erkennen affektiven Ausdrucks in Gesichtern, das
auch bei schwächer betroffenen autistischen Personen anzutreffen ist (Baron-Cohen, Jolliffe, Mortimore &
Robertson, 1997). Erst kürzlich konnten Schultz et al. (2000) im Rahmen einer Untersuchung zur Gesichtsdiskrimination zeigen, dass es wahrscheinlich ist, dass Personen im autistischen Spektrum Gesichter cerebral
grundsätzlich anders verarbeiten als unauffällige Personen. Demnach weisen autistische Personen ein Verarbeitungsmuster auf, das gewöhnlich bei der Wahrnehmung neutraler, nicht-menschlicher Objekte zu erwarten ist,
wobei insbesondere Gyri rechts inferior-temporal aktiviert werden. Normalerweise ist eher der fursiforme Gyrus
(Brodmann-Areal 19) beim Erkennen und Deuten von Gesichtern involviert (Gauthier, Tarr, Anderson, Skudlarski
& Gore, 1999). Obwohl die Theorie der schwachen ZK im Autismus zunehmend an Gewicht gewinnt, liegt nach
Kenntnis der Autoren bislang nur eine funktionale MRT-Studie vor, die sich näher mit den cerebralen Korrelaten
dieses Konstrukts beschäftigt. Ring et al. (1999) beobachteten die cerebrale Aktivität bei unauffälligen und autistischen Probanden während der Durchführung des Embedded Figures Test. In beiden Gruppen ergab sich zwar
eine vergleichbare Aktivation von Arealen, jedoch lag der Schwerpunkt der Aktivierung in der Gruppe der autistischen Personen im occipito-temporalen und bei den Kontrollpersonen im präfrontalen Kortex. Die Autoren schlossen daraus, dass sich die kognitiven Strategien der Gruppen bei der Aufgabenbearbeitung grundsätzlich unterscheiden. Während die unauffälligen Personen stärker das Arbeitsgedächtnis zur Problemlösung nutzen, deutet
die erhöhte Aktivität im visuellen System der autistischen Personen vor allem auf Prozesse der Objektanalyse
hin.
Ausblick
Obwohl vielfältige Befunde auf biologische Grundlagen des Autismus hinweisen, sind eindeutige somatische
Marker des Syndroms noch nicht bekannt. Auch die Defizite im Bereich der TOM, der EF und der ZK sind weder
universell noch spezifisch für die Störung. Die Fortschritte der neurobiologischen und neuropsychologischen
Erforschung des Autismus in den letzten Jahren sind jedoch trotzdem als bedeutsam zu werten. Regionen auf
dem Genom, die wahrscheinlich mit der autistischen Symptomatik assoziiert sind, konnten eingegrenzt werden.
Auf breiter empirischer Basis erfuhren die kognitiven Theorien eine Prüfung und realistischere Einschätzung ihres
Geltungsbereichs. Neuroanatomische und funktionelle Studien des Autismus geben deutliche Hinweise darauf,
dass die Störung mit einer abnormen Gehirnstruktur einhergeht, wobei zunehmend ein Modell mangelnder Vernetzung kritischer Areale gegenüber dem Ansatz einzelner betroffener Regionen favorisiert wird. Dies nicht
zuletzt, da auch zu Arealen, deren potenzielle Rolle im Autismus nachhaltig proklamiert wurde (z. B. der Amyg-
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dala), Negativbefunde vorliegen (Piven, Bailey, Ranson & Arndt, 1998). Neuropsychologische Erkenntnisse, die
primär durch die Autismusforschung angeregt wurden, haben auch den neuropsychologischen Erkenntnisgewinn
auf allgemeiner Ebene vorangetrieben. Frith und Frith (1999) postulieren bspw., dass sich die TOM beim gesunden Menschen in cerebralen Systemen entwickelt hat, denen bislang im Wesentlichen nur die Repräsentation von
Bewegungshandlungen anderer Personen zugeschrieben wurde.
Im Bereich der Molekulargenetik des Autismus wird der Schwerpunkt der Anstrengungen zukünftig sowohl in der
Absicherung der gefundenen Verdachtsregionen als auch in deren Feinkartierung liegen. Die kognitiven Theorien
des Autismus verlangen nach weiterer Konkretisierung und Operationalisierung. Insbesondere wäre eine Umsetzung der Theorien in unmittelbar alltagsrelevante Aufgaben und die Möglichkeit einer besseren Leistungsdifferenzierung in allen Bereichen wünschenswert. Dies gilt insbesondere für die ZK, deren Untersuchung derzeit im Prinzip nur anhand des Embedded Figures Test und des Mosaik-Tests vorgenommen wird. Zunehmend wird auch die
Klärung des Zusammenhangs von Leistungen im Bereich der TOM, EF und ZK im Blickpunkt stehen. Einige
Arbeiten geben Anlass zu der Vermutung, dass hier nicht zu vernachlässigende Interdependenzen bestehen (z.
B. Jarrold, Butler, Cottington & Jimenez, 2000). Bildgebende morphometrische und neurofunktionelle Studien des
Autismus werden auch weiterhin im Mittelpunkt des Interesses stehen, wobei technische Grenzen stets berücksichtigt werden sollten (Nadeau & Crosson, 1995). Die Theorie der schwachen ZK erscheint auf kognitiver Ebene
dem Postulat einer mangelnden neuronalen Organisation als organische Grundlage der Störung konzeptuell am
besten zu entsprechen. Wenngleich einige neurologische Daten im Sinne einer unzureichenden cerebralen Organisation zu deuten sind, z. B. die reduzierte Anzahl an Purkinje-Zellen oder die erhöhte Zelldichte in der Amygdala und anderen Arealen (Courchesne, 1997), so wird es technisch schwierig sein, für diese Theorie ein valides
neuropathologisches Korrelat zu finden. Selbst bei psychologischen Konstrukten, die eindeutig mit bestimmten
Gehirnarealen in Zusammenhang gebracht werden (bspw. EF und präfrontaler Kortex), ist mit funktioneller Bildgebung eine angemessene Abbildung der psychologischen Aktivität problematisch (Weinberger, Berman & Zec,
1986). Erfolgversprechend werden die Versuche, das Phänomen des Autismus in seinen biologischen und
psychologischen Grundzügen noch besser zu begreifen, aber nur sein, wenn einerseits die weit reichenden und
vielzitierten methodischen Mängel behoben werden und andererseits die anhaltende Diskussion um die Angemessenheit des kategorialen versus des dimensionalen Ansatzes im Autismus eine Lösung findet. Es ist also
sowohl für die klinischen Symptome des Autismus als auch für die assoziierten kognitiven Störungen zu klären,
ob sie Extreme einer normalen Variation oder tatsächlich qualitative Abweichungen von der Norm darstellen
(Myhr, 1998). Ein diesbezüglicher Paradigmenwechsel hätte erhebliche Implikationen für die Bewertung der
zurückliegenden Erkenntnisse und für die Planung neuer Studien.
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Anschrift
Sven Bölte, Dr. rer. med., Dipl.-Psych., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters,
Klinikum der J.W.G.-Universität Frankfurt a. M., Deutschordenstr. 50, D-60528 Frankfurt a. M., Tel: +49 69 63016223, Fax: +49 69 6301-6005, Email: [email protected].
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