Die Entstehung des Christentums geht auf das Wirken von Jesus von Nazareth zurück. Sicher ist, dass Jesus keine neue Religion gründen wollte, sondern eher bestrebt war, das Judentum zu reformieren. Die ersten Christen glaubten an das nahe Weltende und die anschließende Gottesherrschaft. Durch diese endzeitliche Stimmung gewann Jesus viele Anhänger, die seine frohe Botschaft in die Welt trugen. Da die Botschaft Jesu von den Herrschenden als gefährlich eingestuft wurde, richtete man Jesus durch Kreuzigung hin. Sein Tod wird zeitlich um 30.n.Chr.eingestuft. Als eigentlicher Religionsgründer muss der Apostel Paulus gesehen werden. Ihm ist es hauptsächlich zu verdanken, dass das Christentum rasch verbreitet wurde. Paulus führte von Judäa ausgehend eine konsequente Missionierung von Juden und Heiden durch. Begünstigt durch die Bedingungen im römischen Reich breitete sich das Christentum sogar bis nach England aus. Um 300 n.Chr. waren rund 15% der römischen Bevölkerung Christen. Angezogen wurden durch das Christentum in erster Linie die unteren Bevölkerungsschichten. Petrus und Paulus Vier Elemente machten das Christentum besonders attraktiv für die Menschen: 1. Die Christen hatten nur einen einzigen Gott 2. Christus hatte wirklich gelebt, das Christentum basierte auf einer historischen Grundlage. 3. Das Christentum stand Männern und Frauen, allen Gesellschaftsschichten und Völkern offen. 4. Der christliche Glaube sprach den Menschen mit alle seinen Gefühlen an. Die Gefühle, die bisher verschiedene Kulte ritualisiert hatten, Trauer, Leid, Mutterliebe, Hoffnung auf Unsterblichkeit, konnten die Menschen jetzt durch Maria, Jesus und die Auferstehung in einer einzigen Religion erfahren. Wie die ersten Christen lebten wird in der Apostelgeschichte (Apg 2,41-47) überliefert: Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden. CHRISTENVERFOLGUNGEN Die erste große Christenverfolgung begann im Jahre 64: Nach dem Brand Roms suchte Kaiser Nero einen Sündenbock um den Volkszorn von sich abzulenken. Hunderte von Christen wurden verhaftet, gefoltert und umgebracht. Sie wurden gekreuzigt, von Stieren zerrissen und als lebende Fackeln in Brand gesteckt. Möglicherweise kamen auch die Apostel Petrus und Paulus bei diesen Ausschreitungen ums Leben. Verfolgungen waren aber nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Kaiser Trajan (98-117) verfügte, dass der Staat von sich aus keine Ermittlungen gegen Christen einleiten sollte und dass selbst anonymen Anzeigen nicht nachgegangen werden sollte. Er wollte die neue Religion nicht noch stärken, indem er ihr Helden verschaffte. Die letzte und zugleich größte Christenverfolgung begann im Jahr 303 unter Kaiser Diokletian. Wieder wurde von den Christen gefordert, den traditionellen römischen Staatsgöttern zu opfern. Wer sich weigerte, dem drohten Folter, Verhaftung und Tod. Tausende Christen starben. DAS CHRISTENTUM WIRD STAATSRELIGION Aber die christliche Bewegung wuchs trotzdem so stark, dass Kaiser Konstantin I. in der christlichen Religion die Zukunft sah (Legende vom Christuszeichen, das Kaiser Konstantin vor der Schlacht an der Milvischen Brücke 312 erscheint). Kaiser Konstantin erließ 313 das Edikt von Mailand, das den Christen im Römischen Reich die freie Religionsausübung gestattete. Das Christentum wurde also der römischen Religion gleichgestellt. Unter Kaiser Theodosius I. wurde das Christentum zur Staatsreligion (380) erklärt. VON DER HAUSKIRCHE ZUR BASILIKA Die neu gewonnen Freiheit veränderte die Lebenssituation der Christen. Das hatte auch Auswirkungen auf die Kirchen, die sie nun bauten. Bisher hatte man sich in so genannten „Hauskirchen“ versammelt. Nun hatte Kaiser Konstantin gleich nach seinem Sieg dem Bischof Miltiades in Rom einen Palast geschenkt, damit an diesem Ort eine Kirche gebaut werden könnte. Allein durch die Mitwirkung des Kaisers musste dieser Bau etwas ganz anderes werden. Unter den vielen großartigen Bauformen haben sich die Christen die Basilika als Versammlungsstätte ausgewählt. Der Grundriss hat die Form eines Kreuzes. Man sah darin das Abbild des gekreuzigten Christus und eines menschlichen Körpers. Der gedehnte Weg vom Eingang bis zum Altar diente als Prozessionsweg bei feierlichen Einzügen und Sinnbild für den langen Weg (Kreuzweg) zu Gott. Das lange Mittelschiff stellt auch eine Rangordnung zwischen hinterem und vorderem Raum her. Die Trennung zwischen Klerus und Laien wird deutlicher. Den oberen Raum darf nur der Klerus betreten, die Laien nehmen im Kirchenschiff Platz. Die erste Basilika auf deutschem Boden entstand in Trier, bald darauf in Köln. Man wählte für den Standort einer Kirche oft bewusst die heiligen Stätten der Vergangenheit. Zur Würde des alten Ortes aus heidnischer Zeit kam die Inbesitznahme des Platzes durch den Christengott. Fast alle Kirchen sind von West nach Ost gebaut. „Unser Haus soll dem Licht entgegensehen!“ Christus wurde als das wahre „Licht der Welt“ und die „Sonne des Heils“ auf diese Weise begrüßt. Die Westseite der Kirche bedeutet Sünde und Tod, der Süden ist Licht, Himmel, Leben. Die Nachtseite des Nordens verweist auf Finsternis und das Dämonenreich. Nur wenn man diese Bedeutung der Himmelsrichtungen beachtet, lässt sich die äußere Gestaltung der Kirchen verstehen. Für den heutigen Menschen ist es nicht leicht, die symbolische Sprache dieser Bilderwerke zu verstehen. Den damaligen Menschen waren sie sofort verständlich gewesen. Ohne besondere Erklärung wussten sie, dass dem Guten die rechte Seite, dem weniger Guten die linke Seite zukam, dass Rundbögen oder Wölbungen sich immer auf den Himmel bezogen und Zickzack- oder Wellenlinien das Auf und Ab des Lebens ausdrückten. Diese Sprache wurde wortlos verstanden, ebenso wie die Gesten einer Figur, deren Körpersprache und Gewandung. Wir müssen heute diese „Bildersprache“ erst entschlüsseln. WIE DIE GERMANEN CHRISTEN WURDEN Phantasiedarstellung von der Taufe Chlodwigs 482 wird der Merowinger Chlodwig König aller Franken. Mit seinem großen Machtwillen dehnt er sein Reich weiter aus. Als erster Germanenfürst lässt er sich 498 taufen. Dadurch sichert er sich die Unterstützung der katholischen Bischöfe. Im 7./8. Jh. kommen Mönche von den britischen Inseln in das Frankenreich, um das seit Chlodwig verbreitete Christentum zu erneuern. Zum Beispiel Wendelinus, der sich in der Gegend von St.Wendel als Einsiedler und Missionar niederließ. Der bekannteste aber von ihnen ist der Benediktinermönch Bonifatius (672 - 754), der als Beauftragter des Papstes durch die Lande zieht. Er gründet mehrere Klöster. Kaiser Karl Martell schützt Bonifatius und auch die anderen Glaubensboten, weil diese durch die Verbreitung des Evangeliums und die straffe Ordnung der Kirche (Gründung von Bistümern) zur Einheit des Frankenreichs beitragen. 754 wurde er bei einer Tauffeier erschlagen. Ebenfalls im 8.Jh. kommt ein Mönch namens Pirminius in die Gegend der heutigen Pfalz, wo er bei Zweibrücken das Kloster Hornbach gründet. Von dort erfolgt die Christianisierung der Pfalz. Der Hl. Pirminius gilt als der Namensgeber der Stadt Pirmasens. Bonifatius als Missionar Bonifatius als Märtyrer Die Christianisierung, die im 4.Jh. bei den Westgoten begonnen hatte, drängte die germanische Religion im Laufe der Jahrhunderte zurück. Dieser Prozess endete um das Jahr 1000 in Skandinavien.