1 2 Sehr geehrte Eltern! Das Projekt „Seelische Gesundheit für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund“ wurde in Graz an drei Neuen Mittelschulen umgesetzt und diente dem Zweck, den Jugendlichen auch im schulischen Bereich zusätzliche Unterstützung zukommen zu lassen und sensible gesundheitsrelevante Themen wie beispielsweise Angst, Depression, Mobbing, richtiger Umgang mit Stress etc. anzusprechen. Mithilfe von Trainings und Workshops wurde das Bewusstsein der Jugendlichen für diverse psychische Belastungen und deren richtigen Umgang gefördert. Die Jugendzeit beeinflusst alle Lebensbereiche, vor allem aber auch den schulischen Bereich. Gerade in Bezug auf Lernen, lassen die Leistungen der Jugendlichen während der Pubertät stark nach. Nicht nur Eltern und LehrerInnen bzw. Erwachsene leiden während dieser Zeit, sondern auch die Jugendlichen selbst. Sie fühlen sich besonders durch Alltagskonflikte, wie beispielsweise Mithilfe im Haushalt, Kleidung, Ausgehen am Abend, sowie durch schulische Konflikte belastet. Hier können die Eltern ihre Kinder unterstützen, indem sie ihnen Stabilität und emotionale Unterstützung bieten. In dieser Broschüre möchten wir daher die Inhalte der Trainings und Workshops wiedergeben und aufzeigen, wie man mit psychisch und sozial bedingten Gesundheitsbezogenen Problemen leichter umgehen kann. Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals bei allen Schülerinnen und Schülern, LehrerInnen und Lehrern sowie bei den Eltern bzw. Beziehungsberechtigten herzlich für Ihre Teilnahme und die erfolgreiche Zusammenarbeit und Durchführung des Projektes bedanken! Ein weiterer Dank geht an alle Subventionsgeber, die dieses Projekt erst ermöglich haben! Das Team von OMEGA 3 Inhaltsverzeichnis: Über Omega- Transkulturelles Zentrum.....................................................................S 04 Hintergrundinformation zum Projekt.........................................................................S 05 Stress - und Stresstheorien........................................................................................S 06 Depression und Angst....................................................................................................S 11 Gewalt- und Gewaltprävention.....................................................................................S 20 Sucht- und Suchtprävention..........................................................................................S 24 Soziale und Interkulturelle Kompetenz.......................................................................S 29 Quellenverzeichnis.........................................................................................................S 32 Abbildungsverzeichnis...................................................................................................S 34 Organisation des Projekts.............................................................................................S 34 4 Über Omega – Transkulturelles Zentrum für psychische und physische Gesundheit und Integration Der Verein Omega wurde 1995 gegründet, um Flüchtlingen Hilfe anzubieten. Der Schwerpunkt lag und liegt immer noch auf dem Bereich Gesundheit, wobei wir uns hier an der Gesundheitsdefinition der WHO orientieren: „Gesundheit ist ein Zustand umfassenden körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur ein Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“. OMEGA versteht sich als Brückenschlag zwischen dem aktuellen Bedarf an Begleitung und der nachhaltigen Integration von Flüchtlingen und MigrantInnen in unsere Gesellschaft. Wir wollen unseren KlientInnen eine Orientierungshilfe im Gastland Österreich geben und ihre eigenen Fähigkeiten stärken. Als Hauptaufgabenbereich haben wir uns die Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit von MigrantInnen und Flüchtlingen zum Ziel gesetzt, als auch deren soziale und ökonomische Integration in die Aufnahmegesellschaft. Wir wollen die Eigenständigkeit unserer KlientInnen fördern, so dass sie das österreichische Angebot von Gesundheit, Bildung, Arbeit und Soziales eigenständig wahrnehmen können. Unsere KlientInnenzielgruppe sind Menschen mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus, wie beispielsweise Asylwerber, Asylberechtigte, Menschen mit subsidiärem Schutz und MigrantInnen mit Niederlassungsbewilligung. Ein besonderes Augenmerk gilt Frauen, Jugendlichen, Folteropfern und unbegleiteten minderjährigen Asylwerbern (UMAS). OMEGA beschäftigt ein multiprofessionelles Team, bestehend aus ÄrztInnen, PsychiaterInnen, PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, SozialarbeiterInnen, IntegrationsassistentInnen, JugendbetreuerInnen, DaF-TrainerInnen, uvm., die allesamt um das Wohl und die Integration der KlientInnen bemüht sind, indem sie medizinische, psychiatrische, psychotherapeutische, psychologische und psychosoziale Beratung, Betreuung und Behandlung anbieten. Psychosoziale, integrative Projektarbeit zur Förderung der Eigenständigkeit der KlientInnen, Kontaktaufbau zu ÖsterreicherInnen, sowie Schulungsangebote und Kooperationen zu bestehenden Sozial- und Gesundheitseinrichtungen, die Organisation von Seminaren, Fortbildungen, Tagungen und nationalen und internationalen Konferenzen sind ebenso Teil der Arbeit OMEGAs. Omega ist eine anerkannte Praktikumseinrichtung und Träger der Jugendwohlfahrt. Weitere Informationen zum Verein und den Projekten und Angeboten finden Sie auf der Homepage www.omega-graz.at 5 Hintergrundinformationen zum Projekt „Seelische Gesundheit für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund“ Ziel des Projekts war es, gesundheitsfördernde Maßnahmen in Schulen zu etablieren und Präventionsarbeit zu leisten. Hierzu wurden an drei Neuen Mittelschulen in Graz für SchülerInnen Workshops zur Förderung der seelischen Gesundheit durchgeführt. Themen des Projekts waren der richtige Umgang mit Stress, Angst, Depression, Aggression, Gewaltprävention, Mobbing, Suchtprävention und soziale und interkulturelle Kompetenz. Die Jugendlichen wurden aufgefordert, sich zu diesen Themen Gedanken zu machen. Mit Hilfe von interaktiven Übungen, Rollenspielen, Entspannungsübungen und Einzel- oder Gruppenarbeiten wurden Situationen dargestellt und gemeinsame Lösungswege erarbeitet. Auf diese Weise wurden die SchülerInnen beim Erlernen von Strategien unterstützt, die ihnen dabei helfen sollen, besser mit Problemen im Alltag zurechtzukommen. Das Projekt richtete sich jedoch nicht nur an SchülerInnen, sondern auch an deren Eltern/Erziehungsberechtigten und LehrerInnen. Hierzu fanden Elterntreffen/ Schulungen und LehrerInnen-Fortbildungen statt, im Rahmen derer mit den Eltern und LehrerInnen darüber gesprochen wurde, wie sie ihre Kinder/SchülerInnen unterstützen und fördern können. Darüber hinaus wurden zwei Gremiumtreffen organisiert, bei welchen ExpertInnen aus dem Bildungs- und Sozialbereich über die momentanen Herausforderungen, denen Jugendliche, Eltern und LehrerInnen gegenüberstehen, diskutierten und über mögliche Lösungswege sprachen. Im Rahmen des Projektes wurden mehrsprachige Handlungsleitfäden für die Eltern entwickelt. Diese bieten eine Anregung dafür, wie man als Elternteil/ Erziehungsberechtigter die Jugendlichen selbst bestmöglich unterstützen kann. Die Ergebnisse des Projekts wurden im Rahmen einer Tagung präsentiert – den Tagungsbericht finden Sie auf der Homepage von Omega. Im Folgenden finden Sie Informationen zu den Themen, welche im Rahmen des Projekts behandelt wurden. 6 Stress und der richtige Umgang mit Stress 7 Definition von Stress Psychologische Theorie: Lazarus (1974) geht in seinem „Transaktionalen Stressmodell“ davon aus, das die kognitive Verarbeitung von Reizen darüber entscheidet ob die Person einen Stresszustand erreicht oder nicht. Ob ein Reiz als stressreich wahrgenommen wird, ist sehr individuell und hängt von der subjektiven, emotionalen Bewertung ab. Dabei nehmen Persönlichkeitsmerkmale eine wesentliche Rolle ein. Im Vordergrund steht die Bewältigung von Stressreizen durch sogenannte Coping-Mechanismen, mit deren Hilfe wieder ein Gleichgewicht im System entstehen soll. Physiologische Theorie: Hans Selye (1950, zitiert nach Wagner-Link, 1993) meinte, dass Stress eine Reaktion auf Belastungen, Anstrengungen und Ärgernisse sei, denen ein Lebewesen ausgesetzt ist. Es handle sich um Anspannungszwänge, die einen aus dem persönlichem Gleichgewicht bringen können und man sich seelisch und körperlich unter Druck fühlt. Entstehung von Stress Stressauslöser: akute oder anhaltende Belastungen können Auslöser für Stress sein. Das können sowohl innere Zustände als auch externe Ereignisse sein. Von Bedeutung ist, wie häufig, wie lange und wie intensiv diese auftreten: • • Umweltbedingungen (externe Stressoren) wie Lärm, Hitze, Staub etc.…. Gefühlszustände (interne Stressoren) wie Angst, Wut, Trauer, Frust über Misserfolge, Krankheit,…. Individuelle Reaktion auf die Stresssituation: der Stress wirkt sich immer auf den gesamten Menschen aus. Man kann sich gestresst fühlen, diesen körperlich spüren oder man macht sich Gedanken über Stresssituationen. Auswirkungen von Stresssituationen: Die Auswirkungen hängen davon ab, ob man bei der Bewältigung der Stresssituation erfolgreich war. Ist dies der Fall, so klingt der Stress ab, man kann sich erholen. Wenn nicht, ergibt sich eine weitere Belastung, die in Dauerstress münden kann (vgl. activelife, 2009). 8 Arten von Stress Arten von Stress Eustress: guter, und konstruktiver Stress durch Herausforderungen, die Glückhormone fördern und der nach erfolgreicher Bewältigung ein positives Gefühl hinterlässt Distress: negativer und überfordernder Stress wie z.B.: durch eine Trennung oder Tod einer Bezugsperson verursacht Das 4-Komponentenmodell von Stress Ob wir in einer Situation Stress erleben hängt ab: • • vom Stressauslöser und davon wie häufig, wie lange und wie intensiv dieser auftritt von unseren Gedanken, Gefühlen, Verhaltensweisen und Körperempfindungen Die vier genannten Komponenten wirken während der Stressreaktion zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Sie bestimmen, wie belastend die jeweilige Situation empfunden wird (vgl. Junge, Neumer, Manz und Markgraf, 2002). 9 Fünf Schritte zur Lösung von Stresssituationen: 1. Beschreibung des Problems: Was ist das Problem? Kann man es in Teilprobleme zerlegen? Was ist die Ursache des Problems? Welche Konsequenzen hat das Problem? 2. Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten?: So viele Lösungsmöglichkeiten sammeln wie möglich. Benennen von allen spontanen Ideen, auch unsinnig erscheinende Ideen sind erlaubt. 3. Bewertung und Auswahl einer Lösung: was spricht für und was gegen die jeweilige Strategie? Welche Konsequenzen hat die Strategie für mich und für andere? Welche Lösungen sind ungeeignet? Welche Rangreihe für die verbleibenden Lösungen lässt sich bilden? Wähle eine Lösung. 4. Erstellung des Handlungsplans: Festlegung der Methode und eines schrittweisen Vorgehens 5. Umsetzung des Plans: Umsetzung des Handlungsplans in der konkreten Problemsituation (vgl. activelife, 2009) Wenn die genannten Lösungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen um den Stress zu bewältigen, kann es zu chronischen seelischen und körperlichen Fehlfunktionen kommen wie z.B.: Bluthochdruck, Muskelverspannungen, schwaches Immunsystem, Konzentrationsstörungen und verminderte Magen-Darmfunktion, weiters auch zu Depressionen oder Angstzuständen und im schlimmsten Fall auch zu Burn Out. Deswegen sollen im Folgenden Strategien zur Stressbewältigung Darstellung finden. Strategien zur Stressbewältigung Laut der WHO gibt es so genannte Life Skills (Lebens- und Gesundheitskompetenzen), die es uns und unseren Mitmenschen ermöglichen gut mit Stress oder Problemen umzugehen. Wer diese entwickelt hat: • • • • • • • 10 mag sich selbst ist empathisch kann kritisch und kreativ denken kann kommunizieren und Beziehungen führen trifft durchdachte Entscheidungen löst Probleme erfolgreich kann Gefühle und Stress bewältigen (vgl. Bühle & Keppehausen, 2005, zitiert nach GIVE, 2015, S.09) Kinder und Jugendliche benötigen folgende Fähigkeiten zu Stressabbau: • • • • Spannungszustände wahrnehmen und ausdrücken können Ursachen und Folgen von Spannungszuständen wahrnehmen und beschreiben Strategien zur Regulation und zum Abbau von Spannungen selbst entwickeln und anwenden Hilfe von anderen anfordern Mögliche Strategien zum Umgang mit Stress sind folgende: Kurzfristige Strategien: • • • • Ablenkung Entspannungsübungen Positive Selbstgespräche Abreagieren z.B.: durch sportliche Aktivitäten Langfristige Strategien: • • • • • Negatives Denken abbauen Problemlösen Soziale Kontakte aufnehmen Positive Aktivitäten Zeitmanagement (activelife, 2009) 11 Quelle: www.gesundheitsalzburg.at Quelle: www.psychotipps.com 12 Was ist Angst? Angst ist eine emotionale und biologische, sowie psychische, und körperliche Funktion als Reaktion auf eine bedrohliche Situation im Leben. Sie hat eine überlebenswichtige Funktion. Körper und Geist schalten auf einen Kampf- oder Flucht-Modus. Sie hat aber nicht nur eine biologische Funktion, sondern basiert auch auf sozial oder kulturell erworbenen Verhaltensweisen. Manchmal gerät die Schutzfunktion der Angst aber außer Kontrolle. Manche Menschen haben dann z.B.: Angst vor einer Gruppe zu sprechen, einen fremden Menschen anzusprechen, zu Festen oder Veranstaltungen zu gehen etc. Wenn jemand genug Kraft hat, um mit diesen Ängsten konstruktiv umzugehen, kann er/sie solche Situationen gut bewältigen. Wenn nicht, kann eine pathologische Form der Angst, auch Angststörung genannt, entstehen (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2016). Entstehungsmodelle für Angststörungen: Psychophysiologisches Modell von Ehlers und Markgraf (1989, zitiert nach Junge et al., 2002): körperliche Reize wie z.B.: Herzklopfen, Erröten,… dienen als zentraler Ausgangspunkt und werden begleitet von psychologischen Reaktionen wie z.B.: Gedankenkreisen oder Konzentrationsproblemen. Meistens verstärken sich die genannten Symptome zunehmend und werden dadurch auch mit einer Gefahr assoziiert. Es kommt zu einer Angststeigerung und Symptomeskalation. Somit entsteht ein Teufelskreis. Kognitives Modell der sozialen Phobie von Clark und Wells (1995, zitiert nach Junge et al., 2002): Die betroffenen Personen versuchen einen besonders guten Eindruck auf andere zu machen und sind sich aber gleichzeitig sehr unsicher hinsichtlich ihrer Fähigkeiten. Sie glauben, dass soziale Situationen eine Gefahr darstellen und befürchten einen katastrophalen Status- oder Werteverlust. Es werden kognitive, somatische, affektive und behaviorale Veränderungen ausgelöst, die unangemessen sind wie z.B.: Erröten, Schwitzen, Zittern etc. 13 4-Komponenten-Modell der Angst Ob jemand in einer Situation ängstlich wird hängt ab: • • von der auslösenden Situation und davon wie häufig, wie lange und wie intensiv diese auftritt von den Gedanken, Gefühlen, Verhaltensweisen und Körperempfindungen (vgl. Junger et al., 2002) Kurzübersicht über die häufigsten Angsterkrankungen: Panikstörungen: Die Angst tritt plötzlich auf und ist von deutlichen körperlichen Symptomen begleitet wie Herzrasen, Schwitzen, Schwindel, Übelkeit, Hitze- oder Kältegefühl sowie Kribbeln an Armen/Beinen, Angst vor einer Ohnmacht oder zu sterben. Meistens vergeht die Attacke nach einigen Minuten. Beendet werden kann eine Panikattacke durch Bewältigungsmöglichkeiten wie z.B.: Umbewertung der Körperempfindungen als ungefährlich; Gewöhnung oder Ermüdung; Ablenkung oder Vermeidung. 14 Agoraphobie: Es tritt Angst vor bestimmten Orten, kombiniert mit Panikattacken z.B. vor öffentlichen Plätzen oder in engen Räumlichkeiten wie einem Fahrstuhl. Soziale Phobien: Betroffene meiden es, im Mittelpunkt oder im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Je nach Ausprägung kann schwer fallen, einen Vortrag zu halten oder einen Annäherungsversuch beim anderen Geschlecht zu wagen etc. Spezifische Phobien: z.B.: Spinnen, Höhen, Schlangen etc. Generalisierte Angststörung: körperliche, seelische und psychische Beschwerden wie z.B.: Zittern, Schwindel, Herzrasen etc. treten auf. Zudem kann es zu Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität oder Schlafstörungen kommen. Die Angst ist hier ein Dauerzustand. Betroffenen ist meistens nicht klar, wovor sie eigentlich Angst haben, und sie sind im Allgemeinen auch sehr besorgt über sich und ihre Umwelt. Angst mit einer depressiven Störung gemischt: Angst und Depression bestehen gleichzeitig, wobei beide nicht stark ausgeprägt sind. (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2016) Risikofaktoren für Angsterkrankungen Ca. 30% aller Menschen haben ein erhöhtes Risiko, Angststörungen zu entwickeln. Aber nicht jedeR mit einer Veranlagung bekommt ein Angstproblem. Wir tragen alle ein „Risikopäckchen“ mit uns herum. Für die Größe des Päckchens können mehrere Faktoren verantwortlich sein: • • • • • Veranlagung: Es gibt Menschen, die von Natur aus ängstlicher sind als andere. Vererbt wird aber nur eine sogenannte Vulnerabilität „Verletzlichkeit“ für Angst, nicht aber die Angststörung selbst. Soziales Umfeld: Wie reagiert die soziale Umgebung auf mögliche Gefahren, Ängstlichkeit, körperliche Erkrankungen und anderen Probleme? Man lernt von seinen Mitmenschen, ob etwas als gefährlich empfunden wird oder nicht. Weibliches Geschlecht Nachgeburtliche Komplikationen Psychische Störungen bei einem oder mehreren Elternteil(en) (vgl. Junge et al., 2002) 15 Auslöser für das Problem Die Art und Stärke der Auslöser und unsere Fähigkeiten, mit ihnen fertigzuwerden, bestimmen mit, ob sich übermäßige Angst entwickelt. Wenn man ein großes Risiko für eine Angststörung hat, reichen „kleinere“ Auslöser aus, damit die Schwelle zwischen Gesundheit und Krankheit überschritten wird. Alle diese Faktoren sind entscheidend, ob sich eine Angststörung entwickelt oder ob man sich nach einer kleinen Krise wieder gut fühlt. Die Aufrechterhaltung und Verstärkung von Angst Sind übermäßige Ängste einmal aufgetreten ist es wichtig, ob sie sofort erkannt und bearbeitet werden oder durch ungünstige Denk-und Verhaltensweisen kurz oder langfristig verstärkt werden z.B. bestimmte Situationen, Objekte und Körperempfindungen werden vermieden oder die gefährliche Situation wird überschätzt. Es kommt zu einer Katastrophisierung und es wird nur mehr der Ausschnitt der Wirklichkeit wahrgenommen, der die Gefährlichkeit bestätigt. Katastrophisieren: ist eine Denkfalle, in die alle Menschen ab und zu tappen. Es heißt, dass man in problematischen Situationen immer die schlimmste aller möglichen Konsequenzen erwartet. Wie funktioniert nun Entkatastrophisieren? 1. Bestimmung der Situation 2. Welche Gedanken hat die Person? Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Was ist das Beste, das passieren könnte? 3. Was ist das Wahrscheinlichste, das passieren könnte? Einen Plan machen wie: • das Schlimmste vermieden werden kann • die Chancen für das Beste erhöht werden können • auf das am ehesten wahrscheinliche vorbereiten (vgl. activelife, 2009) 16 Was ist eine Depression? Traurigkeit und depressive Verstimmung Gefühle von Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit oder auch Verzweiflung sind an sich keine Krankheit. Alle Menschen spüren von Zeit zu Zeit eine depressive Verstimmung, ohne dass es pathologischen Charakter hat. Diese Gefühle sind ebenso wie Freude, Zorn oder Angst grundlegende menschliche Empfindungen und gehören in einer guten Mischung zu einem erfüllten Leben. Fast alle Menschen haben in ihrem Leben einmal Liebeskummer nach einer Trennung oder durchlaufen eine Phase großer Trauer, wenn eine geliebte Person oder ein Haustier stirbt. Wann wird Traurigkeit zur Krankheit? Wird Traurigkeit/Niedergeschlagenheit zur Krankheit, kann man sie nicht einfach ausschalten, überspielen oder verdrängen. Krankhafte Depressionen verändern die Gedanken, Gefühle, Verhaltensweisen und die Vorgänge in unserem Körper sehr viel stärker als normale Traurigkeit. Von einer Depression spricht man erst dann, wenn mehrere dieser Belastungen gleichzeitig, über einen längeren Zeitraum vorhanden sind, diese Beschwerden ein deutliches Leiden verursachen und zu einer starken Beeinträchtigung führen. Folgende Symptome können Zeichen eine Depression sein: Interessens- und Freudlosigkeit; sozialer Rückzug, verminderter Antrieb, rasche Ermüdbarkeit, Schlafstörungen, Ängste, Gefühlsleere, Hilflosigkeit, Verlust des Selbstvertrauens, Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle, Vermeidungsverhalten, körperliche Symptome (wie z.B. Appetitverlust, Verlust der Libido, Schmerzen), Aufgeregtheit, Stupor (regloses Verharren, starrer Gesichtsausdruck, nicht reagieren auf äußere Reize), Grübeln, Konzentrationsprobleme, negative Sicht der Vergangenheit und Zukunft und auch der eigenen Person, Selbstmordgedanken, übertrieben gehobene Stimmung während einer manischen Phase, die abwechselnd mit einer depressiven Phase auftritt, auch Wahnvorstellungen und Halluzinationen (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2016). Typen von Depressionen: Typ I: Betroffene erleben viele Beschwerden über mindestens zwei Wochen Typ II: Betroffene haben wenige Beschwerden aber befinden sich in einer gedrückten Stimmung (vgl. activelife, 2009) 17 4- Komponenten-Modell der Depression Ob wir depressiv werden hängt ab: • • von unseren Genen, den Umweltfaktoren und unserem sozialen Netzwerk (Freunde, Familie, Bekannte,…) von unserer individuellen Persönlichkeit und unseren Gedanken, Gefühlen, Verhaltensweisen und Körperempfindungen (vgl. Junge et al., 2002) Auslöser/Ursachen einer Depression: • • 18 Genetische Ursachen: Menschen mit Blutsverwandten, die an Depressionen leiden, haben ein erhöhtes Risiko, selbst an Depressionen zu erkranken. Neurobiologische Ursachen: Leidet man an einer Depression, ist der Stoffwechsel im Gehirn verändert – der Spiegel der Überträgerstoffe ist niedriger als bei Gesunden. Ob diese Stoffwechselstörung die eigentliche Krankheitsursache der Depression oder nur Folge anderer krankmachender Prozesse ist, darüber sind sich ExpertInnen noch nicht einig. • • Psychische Gründe: Seelische Belastungen sind oft schwer zu tragen und können zu einer Depression führen. Einschneidende Erlebnisse, wie etwa der Tod eines geliebten Menschen, Trennung, Scheidung oder Verlust des Arbeitsplatzes, kosten viel Kraft. Auch länger andauernde Konflikte, Erschöpfungszustände oder traumatische Erlebnisse (Gewalt, Missbrauch etc.) können Ursachen für eine Depression sein. Soziale Gründe: Armut oder soziale Ausgrenzung können das Entstehen einer Depression begünstigen (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2016). Risikofaktoren für die Entstehung einer Depression Modell der dysfunktionalen Kognitionen: Beck (1976, zitiert nach Junge et al., 2002) meinte, dass depressiven Störungsbildern sogenannte kognitive Schemata zugrunde liegen. Hierbei handelt es sich um dysfunktionale Denkmuster, die sich in einer negativen Einstellung gegenüber der eigenen Person, der Umwelt und Zukunftserwartungen manifestiert, auch „kognitive Triade“ genannt. Eine wichtige Rolle spielen dabei dysfunktionale Kognitionen wie negative Gedanken, Fehler im Denken und in der Wahrnehmung, negative Selbstaussagen und unzulässige Generalisierungen. Die Theorie der erlernten Hilflosigkeit von Seligman (1974, zitiert nach Junge et al., 2002) differenziert hier weiter und deutet wiederholte Erfahrungen des Kontrollverlusts in aversiven Situationen an. Personen können dadurch keinen Zusammenhang zwischen dem eigenen Handeln und von Umweltereignissen erkennen. In einer Neuformulierung der Theorie deutet er auf den „Pessimistischen Attributionsstil“ als besonderen Risikofaktor für die Entstehung von Depressionen. Demzufolge ist es entscheidend welchen Ursachen der Kontrollverlust zugeschrieben wird. Eine Attribution auf die eigene Person (eigene Unfähigkeit) sowie generelle andauernde Gründe (z.B.: mangelnde Intelligenz) sind dabei besonders ungünstig. Ebenso wenn die Ursachenzuschreibung bei Misserfolg häufig und situationsübergreifend und ohne weitere Differenzierung passiert. Nach dem verhaltenstheoretischen Ansatz von Lewinsohn (1974, zitiert nach Junge, 2002) ist eine Depression besonders durch Verhaltensreduktionen gekennzeichnet. Diese zeigen sich in Form von Interessensverlust, Passivität und Antriebsverlust bis hin zur Apathie. 19 Wie kann man Depressionen vorbeugen? • • • • Veränderung negativer Denkmuster Verringerung oder Vermeidung sozialen Rückzugs (Hautzinger 2000, a, b, zitiert nach Junge, 2002) Vermeiden von Denkfehlern Positive Aktivitäten: wenn man sich niedergeschlagen und traurig fühlt, fällt es besonders schwer aus dem Haus zu gehen und etwas zu unternehmen. Viele Menschen ziehen sich dann von ihren Hobbies und Freunden zurück. Dies ist auf Dauer der falsche Weg. Gerade wenn man in negativer Stimmung ist, sollte man sich täglich gezielt angenehme Aktivitäten vornehmen (vgl. activelife, 2009) Viele Menschen machen den Fehler und richten ihre Aufmerksamkeit nur auf eine mögliche Ursache z.B.: persönliches Versagen. Dagegen kann man etwas tun: 1. Die erste Erklärung ist nicht immer die Richtige 2. Beurteile eine Situation erst, wenn du alle Seiten betrachtet hast 3. Suche nach Beweisen, Gegenbeweisen und Alternativen Was sollte man noch wissen? 10- 15% an Männern und bis zu 25% an Frauen erleben im Laufe ihres Lebens einmal eine Depression. 20 Gewalt- und Gewaltprävention Quelle: www.hirschkuppe.de 21 Was ist Aggression? Der Begriff Aggression bezeichnet Verhaltensweisen wie z.B. drohen, zurückdrängen, verletzen, schädigen,…. Es ist eine innere Bereitschaft, die aufgrund eines äußeren Ereignisses entstehen kann. Aggressionen treten häufig auf, z.B. bei der Durchsetzung eigener Wünsche und Interessen, die mit den Wünschen anderer im Konflikt stehen oder auch bei dem Versuch, Beachtung durch andere Personen zu finden. Aggression ist eine dem Menschen gegebene Eigenschaft, ohne die er nicht überlebensfähig wäre. Ziel ist es einen konstruktiven Umgang mit den eigenen und fremden Aggressionen zu entwickeln – ohne die Anwendung von psychischer oder physischer Gewalt (vgl. Zimbardo, 1995). 4-Komponenten-Modell der Gewalt Ob wir in einer Situation aggressiv/wütend werden hängt ab: • • von der individuellen Bewertung der Situation von unseren Gedanken, Gefühlen, Verhaltensweisen und Körperempfindungen (vgl. Junge et al., 2002) 22 Was ist Gewalt? Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2002) ist Gewalt der tatsächliche oder angedrohte absichtliche Gebrauch von physischer oder psychologischer Kraft oder Macht, die gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft gerichtet ist und die tatsächlich oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt. Gewalt wird meistens als eine schädigende Einwirkung auf andere verstanden. Unter körperlicher Gewalt versteht man die zielgerichtete, physische Schädigung einer Person. Der weiter gefasste Gewaltbegriff bezeichnet zusätzlich die psychische Gewalt z. B. in Form von verbaler Gewalt und emotionaler Vernachlässigung mit ein. Was der eine als Gewalt sieht, ist für den anderen vielleicht ein Scherz. Ob etwas als Gewalt empfunden wird, hängt auch von der Situation und der Beziehung der Beteiligten ab. Was ist Mobbing? Mobbing ist ein überaus schadhaftes, anti-soziales Verhalten mit lang anhaltenden und weit reichenden negativen Folgen. Jedes zehnte Kind bzw. jeder zehnte Jugendliche in österreichischen Schulen ist Opfer von Mobbing. Im Schulkontext wird Mobbing oft mit Bullying gleich gesetzt, womit Mobbing zwischen SchülerInnen gemeint ist. Es ist eine Form aggressiven Verhaltens, das von einer einzelnen Person oder ganzen Gruppe über einen längeren Zeitraum ausgeführt wird mit dem Ziel, ein schwächeres Opfer oder mehrere schwächere Opfer absichtlich zu schädigen oder zu verletzen. Mobbing umfasst somit Schädigungshandlungen, die immer wieder über einen längeren Zeitraum (mindestens ein Monat) durchgeführt werden, um eine andere Person systematisch zu quälen und zu schikanieren (vgl. Kessle& Strohmeier, 2009). Wesentlichste Merkmale von Mobbing sind: 1. Schädigendes Verhalten: Körperliches und/oder seelisches verletzendes Verhalten, das offen und/ oder verdeckt abläuft. 2. Machtungleichgewicht: Ein Kind hat mehr Macht über ein anderes schwächeres Kind, das dieser negativen Beziehung nur schwer entkommen kann. 3. Wiederholung über einen längeren Zeitraum: Bei Mobbing handelt es sich um einen wiederholten, über einen längeren Zeitraum andauernden Machtmissbrauch in Beziehungen. 23 Welche Auswirkungen kann Mobbing haben? Mobbing schwächt das Selbstwertgefühl, fördert Schuldgefühle, schränkt die Handlungsfähigkeit bis zur Handlungsunfähigkeit ein, führt zu Hilflosigkeit und bewirkt dauerhafte psychische und gesundheitliche Beeinträchtigungen. Es vergiftet das Klassenklima, beeinträchtigt die Lernleistungen, begünstigt Feindseligkeiten und leistet negativen gruppendynamischen Formierungen Vorschub. Es kommt zu Polarisierungen in Opferrolle und Täterrolle. Welche Ursachen können dazu führen: Die Ursachen können vielfältig sein: Familiäre Situation, sozialer Status, soziale Indikatoren wie Markenbekleidung, bestimmte Verhaltensweisen oder Eigenschaften, Schul-/Klassenklima, Gruppendruck,… Was kann man tun? Hinschauen und Handeln! • • • • • • Rückhalt und Unterstützung bei Verbündeten in der Klasse/Schule suchen Das Problem ansprechen und mitteilen (Eltern/Erziehungsberechtigte, LehrerInnen, Schulleitung) Ein Mobbingtagebuch anlegen Gründe des Mobbings herausfinden Sich selbst positiv motivieren und akzeptieren Kontaktaufnahme mit der Schulpsychologie oder/oder anderen externen ExpertInnen (vgl. www.schulpsychologie.at, 2016) Welche präventiven Maßnahmen können von Eltern/ Erziehungsberechtigten gesetzt werden? • • • • • • 24 Eine sichere Bindung und Beziehung zu seinem Kind fördern Keine psychische und körperliche Gewalt selbst anwenden (Modelllernen) oder bei anderen zulassen Gewaltfreie und geschlechtersensible Sprache benutzen Offener und konstruktiver Umgang mit Konflikten Unterstützung anfordern durch ExpertInnen, Beratungsstellen etc. bei massiven Konflikten oder Überforderung in der Erziehung Eigene Gewalterfahrungen reflektieren und aufarbeiten sowie nicht auf sein Kind übertragen (vgl. Familie- Kein Platz für Gewalt! (?), 2009) Sucht-und Suchtprävention ABB.1: vgl. Paulik, R., Rabeder-Fink, I., Uhl, A., Bretbacher, I., Eberle, P., Svoboda, U., Springer, A., Brandstetter, M., Gschwandtner, F.(2012); S. 18 25 Was ist Sucht? Laut dem internationalen Klassifikationssystem (ICD 10) der Weltgesundheitsorganisation wird das Abhängigkeitssyndrom folgendermaßen definiert: Es handelt sich um körperliche, Verhaltens- und kognitiver Phänomene, bei denen der Konsum einer Substanz oder einer Substanzklasse für die betroffene Person Vorrang hat gegenüber anderen Verhaltensweisen, die von ihr früher höher bewertet wurden. Ein entscheidendes Charakteristikum der Abhängigkeit ist der oft starke, gelegentlich übermächtige Wunsch, psychotrope Substanzen oder Medikamente, Alkohol oder Tabak zu konsumieren. Sucht wird definiert als ein Verlangen nach einem bestimmten Gefühls-, Erlebnis- und Bewusstseinszustand. Dieser kann zum Beispiel durch Alkohol, Drogen, Medikamente oder durch Suchtverhaltensweisen, wie zum Beispiel übermäßiges Essen, Hungern oder Arbeiten herbeigeführt und ausgedrückt werden. Dadurch verändert sich die Persönlichkeit nachhaltig. Süchtige Menschen verlieren ihre Fähigkeit, rational und bewusst zu entscheiden. Mögliche Erklärungsansätze für die Entstehung von Suchterkrankungen: • Psychologische Faktoren: diese betreffen die Persönlichkeit des Individuums. Als Risikofaktoren gelten dabei z.B.: mangelnde Konfliktfähigkeit, instabiles Selbstwertgefühl, Störungen in der Beziehungsfähigkeit, geringe Frustrationstoleranz und Vieles mehr. • Lerntheoretischer und systemischer Ansatz: dieser beschäftigt sich damit, dass Sucht entstehen kann durch ein erlerntes Verhalten im Sinne von ModellLernen, Imitation, Identifikation, Rollenübernahme oder Rollenverhalten. Der systemische Ansatz beschäftigt sich mit der Beziehungsdynamik innerhalb der Familie und fragt nach den suchtaufrechterhaltenden oder verändernden Mechanismen. • Biologischer Erklärungsansatz: die unterschiedlichen stoffgebundenen und stoffungebundenen Drogen greifen in Stoffwechselprozesse des Gehirns ein und bewirken neurobiologische Veränderungen. Dadurch werden hirneigene Prozesse in Gang gesetzt und das Belohnungssystem aktiviert, sodass das Suchtverhalten aufrechterhalten wird. • Soziologischer Ansatz: dieser versucht Gründe in gesellschaftlichen und lebensweltlichen Faktoren zu finden. Mögliche Risikofaktoren hierbei sind: Zukunftsängste und mangelnde Zukunftsperspektiven, Erlebnis- und Konsumorientierung, Belastungen durch Ausbildung/Arbeit, Gruppenzwang durch die Peergroup, fehlerhafte Erziehungseinflüsse oder mangelnde familiäre Strukturen, Schwierigkeiten des Einzelnen sich in gesellschaftlichen Strukturen zurecht zu finden (vgl. Bundesministerium für Unterricht, Kunst, Kultur, Abteilung Schulpsychologie- Bildungsberatung, 2012) 26 Suchttriade: Sucht wird als dynamischer Prozess verstanden und setzt sich zusammen aus der Triade (Psychoaktive Substanz, Individuum und Gesellschaft bzw. sozialen Faktoren). Anfangs kommt der Einstieg, dann die Fortsetzung, schließlich die Gewöhnung und schlussendlich die Sucht. Nicht jeder Mensch, dessen Persönlichkeit oben genannte Mängel aufweist, greift automatisch zur Droge. Es kommt darauf an, wie zugänglich die Droge ist, sowie auch auf ihre Wirkung, Verträglichkeit und Dosis. Gesellschaftliche Faktoren beeinflussen die Suchtentstehung durch die Akzeptanz einer Droge oder durch die Ausgrenzung bestimmter Personengruppen, die nicht der Norm entsprechen. Aber auch gesellschaftliche Bedingungen im Zusammenleben (z.B.: soziale Konflikte, Verarmung etc.) können eine Suchterkrankung fördern (vgl., Bundesministerium für Unterricht, Kunst, Kultur, Abteilung SchulpsychologieBildungsberatung, 2012). 4- Komponenten- Modell der Sucht Ob jemand süchtig wird hängt ab: • davon wie regelmäßig, wie lange und in welcher Menge ein Mittel konsumiert wird • vom persönlichen Suchtpotential und damit zusammenhängend von unseren Gedanken, Gefühlen, Verhaltensweisen und Körperempfindungen (vgl. Junge et al., 2002) 27 Welche Suchtformen gibt es? ABB. 2: vgl. Paulik, R., Rabeder-Fink, I., Uhl, A., Bretbacher, I., Eberle, P., Svoboda, U., Springer, A., Brandstetter, M., Gschwandtner, F. (2012), S. 14 Schutzfaktoren gegen Süchte Positiven Selbstwert vermitteln durch: • • • • Indem dem Kind gezeigt wird, dass es einzigartig und ein wertvoller Mensch ist. Interesse am Kind zeigen und sich Zeit nehmen. Das Kind ermutigen zuhause mit zu helfen und Verantwortung zu übernehmen. Fehler zulassen, dem Kind gestatten Kind zu sein und nicht perfekt sein zu müssen. Selbstvertrauen durch: • • • • 28 Kennen lernen von eigenen Stärken, Bedürfnissen, Wünschen und Gefühlen. Indem Eltern an ihre Kinder glauben und sie zu eigenen Erfahrungen ermutigen. Durch das Ermöglichen von Körpererfahrungen (Hunger versus Sättigung, Balance zwischen Ruhe und Bewegung, eine Berührung als angenehm/ unangenehm empfinden). Das Kind in seinem Wahrnehmen und Erkennen bestätigen. Die Gefühlswelt des Jugendlichen zulassen: • • • • • Keine Bewertungen im Sinne von richtigen oder falschen Gefühlen. Alle Gefühlsfacetten zulassen und ernst nehmen. Gefühlsäußerungen nicht abwerten. Den Jugendlichen unterstützen seine Gefühle zu äußern und auszudrücken. Nicht alleine lassen mit seinen/ihren Gefühlen. Sicherheit durch Grenzen: • • • Für einen optimalen Rahmen sorgen, der weder zu eng noch zu weit ist. Klare Haltung vermitteln z.B.: gegenüber Rauchen. Grenzen und Regeln innerhalb der Familie wahren. Fähigkeit mit Konflikten umgehen zu können: • • • • Offenen Umgang mit Konflikten vorleben. Fair streiten indem jedes Bedürfnis seine Berechtigung hat. Vorleben, dass man sich Unterstützung holen kann. Zumuten, dass Enttäuschungen ausgehalten werden können. Fantasie und Kreativität: • • • Lustlosigkeit und Langeweile zulassen und lernen auszuhalten. Da Vertrauen des Jugendlichen in eigene Ideen und eigenem Denken fördern. Sich gemeinsam beschäftigen. Genuss und Lebensfreude: Vielfältige Sinneserfahrungen fördern z.B.: durch gemeinsame Spaziergänge in der Natur. • Nicht vorschreiben was schön/nicht schön ist. • Den Jugendlichen vor Fremdbestimmung durch Werbung und Medien schützen. • Den Alltag mit lustvollen Kleinigkeiten bereichern z.B.: durch gemeinsames Scherzen und Lachen. Gute Entwicklungsumgebung: • Unterstützung wenn es Probleme in der Schule gibt (vgl. Institut Suchtprävention, pro mente OÖ, 2007) „Suchtvorbeugung bedeutet vor allem Vorbild zu sein. Auf eigene Gefühle und Bedürfnisse und vor allem auf die des Jugendlichen einzugehen!“ (vgl. Institut Suchtprävention, pro mente OÖ, 2007, S. 79) 29 Soziale und Interkulturelle Kompetenz Quelle: www.magazintraining.com 30 Was versteht man unter sozialem Lernen/sozialer Kompetenz? „Unter sozialer Kompetenz versteht man die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, die in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen für den Handelnden führen“ (vgl. Hinsch & Pfingsten, 2007). Soziale Kompetenz ist die Gesamtheit des Wissens, der Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, welche die Qualität eigenen Sozialverhaltens im Sinne von sozial kompetenten Verhaltens fördert. Laut Hinsch und Pfingsten (2007) umfassen kompetente Verhaltensweisen folgende Fertigkeiten: • Nein sagen/Abgrenzung • Unerwünschte Kontakte beenden • Erwünschte Kontakte arrangieren • Gefühle offen zeigen • Schwächen eingestehen • Auf Kritik reagieren • Widerspruch äußern • Gespräche beginnen und aufrecht erhalten • Sich entschuldigen Selbstsicheres Verhalten Wenn ein Jugendlicher sich selbstsicher und erfolgreich durchsetzen möchte, ohne dabei unsicher oder aggressiv zu wirken, sollten vier Schritte zur Selbstsicherheit berücksichtigt werden. Auf diese Weise können Interessen umgesetzt werden ohne dabei andere Leute zu verletzen: 1. De(m)/r GesprächspartnerIn das Problem/den persönlichen Wunsch beschreiben 2. Ich-Botschaften senden 3. Eigene Wahrnehmungen und Gefühle mitteilen 4. Sagen was sich ändern soll (vgl. activelife, 2009) Was ist interkulturelle Kompetenz? Laut Thomas (2003) zeigt sich „Interkulturelle Kompetenz“ in der Fähigkeit, kulturelle Bedingungen und Einflussfaktoren im Wahrnehmen, Urteilen, Empfinden und Handeln bei sich selbst und bei anderen Personen zu erfassen, zu respektieren, zu würdigen und produktiv zu nutzen im Sinne einer wechselseitigen Anpassung, von Toleranz gegenüber Inkompabilitäten und einer Entwicklung hin zu synergieträchtigen Formen der Zusammenarbeit, des Zusammenlebens und handlungswirksamer Orientierungsmuster in Bezug auf Weltinterpretation und Weltgestaltung. 31 Kultur Kultur ist ein für eine Nation, Gesellschaft, Organisation und Gruppe spezifisches Orientierungssystem. Dieses wird aus spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft, Gruppe usw. tradiert. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller MitgliederInnen und definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft, Organisation und Gruppe (vgl. Thomas, 2003). Weitere Facetten des Kulturbegriffs: • • • • • • • • • • Lebensweisen, die über Generationen weitergegeben werden Sieht man an Kleidung, Gedichten, Büchern, Rituale, Kultur annehmen bedeutet die eigenen Wurzeln anzuerkennen Nonverbale Signale, Begrüßung, Gesten Oper, Theater, Malerei, Kunst, Musik, Essen… Unterschiedliche Denkmuster und Einstellungen Etwas, das sich verändert und neu bildet Sitten, Gebräuche, Regeln, Normen, Werte Kulturtechniken: Lesen, Schreiben, Rechnen Religion fließt in diese ein aber nicht umgekehrt (vgl. Was ist Kultur?, 2016) Identität Unter Identität versteht man die Einzigartigkeit eines Lebewesens, insbesondere eines Menschen. Es ist die einzigartige Persönlichkeitsstruktur eines Menschen, das „Wer bin Ich?“, auf „Wen beziehe ich mich?“, wer bezieht sich auf mich, „Worüber definiere ich mich?“ und „Was macht mich aus?“ Identität ist ein lebenslanger Prozess und zeigt sich im Auftreten, Mimik, Gestik, Sprache und körperlichen Stärken und Schwächen und natürlich im Selbstbild, Selbstgefühl und Glauben an sich. H.G. Petzold unterscheidet 5 Säulen der Identität: 1. Leib/Leiblichkeit 2. soziales Netzwerk/soziale Bezüge 3. Arbeit und Leistung 4. materielle Sicherheit 5. Werte Der Begriff Identität umfasst nach Redekop (2002) folgende Dimensionen: • • • • • 32 Notwendigkeit nach Sinn im Leben Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, einem Land und einer Sprache Wunsch nach Sicherheit Die Handlungsfreiheit sich entscheiden zu können und auf das Geschehen um sich herum Einfluss nehmen zu können Wunsch nach Anerkennung Quellenverzeichnis: Allgemeines: Über Omega. (2016). http://www.omega-graz.at/ueber-omega.shtml Zugriff am 09.06.2016 Stress, Angst und Depression: Bundesministerium für Gesundheit. Redaktion Gesundheitsportal (2015). Angstund Panikstörung: Was ist das?: Ursache und Symptome. https://www.gesundheit. gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/krankheiten-depression-basisinfowasisteinedepression.html Zugriff am 09.06.2016 Bundesministerium für Gesundheit. Redaktion Gesundheitsportal (2015). Depression: Ursache und Symptome. https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ ghp/public/content/krankheiten-depression-basisinfo-wasisteinedepression.html Zugriff am 09.06.2016 Junge, J., Neumer, S., Manz, R. & Markgraf, J. (2002): Gesundheit und Optimismus GO.Trainingsprogramm für Jugendliche. Weinheim:Beltz.. Das transaktionale Stressmodell von Lazarus. https://www.phil-fak.uni-duesseldorf. de/fileadmin/Redaktion/Institute/Sozialwissenschaften/BF/Lehre/SoSe_2015/Kroll/ Stressmodell_von_Lazarus.pdf Zugriff am: 29.05.2016 GIVE. Servicestelle für Gesundheitsbildung. Eine Initiative vom Bundesministerium für Bildung und Frauen, Bundesministerium für Gesundheit und Österreichischem Roten Kreuz. (2015). Lebenskompetenzen fördern. Suchtvorbeugung in der Schule. 05.-13. Schulstufe. http://www.give.or.at/fileadmin/media/download/download_ infoseiten/give_lebenskompetenzen_MOSakt2015.pdf Zugriff am 09.06.2016 Wieser, A. & Jauk, M. (2011). GO!- L Gesundheit und Optimismus für LehrerInnen. Entwicklung und Evaluation eines Präventionsprogramms gegen Stress, Angst, Depression und Burnout: eine Pilotstudie. Dissertation, Karl-Franzens-Universität Graz. Soziale und Interkulturelle Kompetenz: Hinsch, R. & Pfingsten, U.: Das Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK). Grundlagen, Durchführung, Materialien. 5. Auflage. PVU / Beltz, Weinheim / Basel 2007. 33 Interkulturelle Kompetenz: Zugriff am 16.05.2016 http://www.ikud-seminare.de/ veroeffentlichungen/interkulturelle-kompetenz.html Friedensbüro Graz. Kulturen Fair Stehen. Kulturschock: Zugriff am 16.05.2016 http://www.friedensbuero-graz.at/cms/fileadmin/user_upload/Schule/Materialien/ Kulturen/02_Definitionen.pdf Friedensbüro Graz. Kulturen Fair Stehen. Identitätsbedürfnisse: Zugriff am 16.05.2016 http://www.friedensbuero-graz.at/cms/fileadmin/user_upload/Schule/ Materialien/Kulturen/04_Identitaet.pdf Friedensbüro Graz. Kulturen Fair Stehen. Was ist Kultur: Zugriff am 09.06.2016 http://www.friedensbuero-graz.at/cms/fileadmin/user_upload/Schule/Materialien/ Kulturen/02_Definitionen.pdf Petzold, H. G. (1993). In: Sieper, J.: (2005). Personenlexikon der Psychotherapie. Springer-Verlag, Wien Redekop, V. (2002). From Violence to Blessing. Ottawa: Editions Novalis. Thomas, A., Kinast, E.-U., Schroll-Machl, S. (2003). Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kooperation. Band 1: Grundlagen und Praxisfelder. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co.KG. Gewalt- und Gewaltprävention: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend. (2009). Familie- Kein Platz für Gewalt! (?) 20 Jahre gesetzliches Gewaltverbot in Österreich. Vergleichende Untersuchung Österreich- Deutschland- Schweden- Frankreich- Spanien: Zugriff am 16.05.2015 http://www.gewaltinfo.at/uploads/pdf/bmwfj_gewaltbericht_2009_ keinplatzfuergewalt.pdf Kessler, D. & Stromeier, D. (2009). Österreichisches Zentrum für Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen in Kooperation mit der Universität Wien. Gewaltprävention an Schulen. Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen: Zugriff am 16.05.2016 http:// www.oezeps.at/wp-content/uploads/2011/07/Onlineversion_Gewaltpraevention. pdf Was ist Mobbing?: Zugriff am 16.05.2016 http://www.schulpsychologie.at/ gewaltpraevention/mobbing WHO-Weltgesundheitsorganisation (2002): Weltbericht Gewalt und Gesundheit. Zugriff am 16.05.2016 http://www.who.int/violence_injury_prevention/violence/ world_report/en/ summary_ge.pdf. 34 Zimbardo.(1995). Psychologie. (6. Auflage). Springer. Sucht- und Suchtprävention Paulik, R., Rabeder-Fink, I., Uhl, A., Bretbacher, I., Eberle, P., Svoboda, U., Springer, A., Brandstetter, M., Gschwandtner, F. Bundesministerium für Unterricht, Kunst, Kultur, Abteilung Schulpsychologie- Bildungsberatung. (2012). Suchtprävention in der Schule: Zugriff am 09.06.2016 http://www.praevention.at/Elternhandbuch_2012. pdf Dilling, H., Mombour, W., Schmidt, M. H. (Hrsg.). (2015). Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD 10. Kapitel V (F)- Klinisch- diagnostische Leitlinien. Göttingen: Hogrefe Institut Suchtprävention, pro mente OÖ. (2007). Wie schütze ich mein Kind vor Sucht? Ein Handbuch für Eltern? : Zugriff am 16.05.2016 http://www.praevention.at/ fileadmin/user_upload/09_Infobox/Infomaterialien/Elternhandbuch_2012.pdf Abbildungsverzeichnis: ABB. 1: Aus Bundesministerium für Unterricht, Kunst, Kultur, Abteilung Schulpsychologie- Bildungsberatung. (2012). Suchtprävention in der Schule. Von Paulik, R., Rabeder-Fink, I., Uhl, A., Bretbacher, I., Eberle, P., Svoboda, U., Springer, A., Brandstetter, M., Gschwandtner, F. Zugriff am 09.06.2016 unter http://www. praevention.at/Elternhandbuch_2012.pdf ABB 2: Aus Bundesministerium für Unterricht, Kunst, Kultur, Abteilung Schulpsychologie- Bildungsberatung. (2012). Suchtprävention in der Schule. von Paulik, R., Rabeder-Fink, I., Uhl, A., Bretbacher, I., Eberle, P., Svoboda, U., Springer, A., Brandstetter, M., Gschwandtner, F. Zugriff am 09.06.2016 unter http://www. praevention.at/Elternhandbuch_2012.pdf Organisation des Projektes: Projektleitung: Dr. med. Kuljuh Emir Projektentwicklung: Mag.a Hecher Elke Projektkoordinatorin: Sundaresan Usha, MA Projektumsetzung: Aftenberger Manuela (Psychotherapeutin i.A.) DSA Eggartner Martina Mag.a Jakelja Lucija Kontaktdaten Verein Omega: Homepage: www.omega-graz.at E-Mail:[email protected] Telefon: 0316/77 35 54 35 36