Trompe l´oeil – Mehr als Kunst am Bau 2 | CreativeStadt FASZINIERENDE WANDBILDER IM GROSSFORMAT Das Unternehmen Creative Stadt aus Potsdam gestaltet täuschend echt wirkende Wandmalereien. Viele der Arbeiten entstehen im städtebaulichen Kontext mit dem Ziel, die Identifikation der Bewohner mit ihrem Viertel zu stärken und den Lebensraum positiv zu entwickeln. Dabei werden städtebauliche Defizite abgebaut und neue Lebensqualitäten geschaffen. Die Wandkunst beginnt dort, wo der gebauten Architektur liche Liebe zum Detail und über die Art und Weise, wie sich die Grenzen gesetzt sind. Sie verändert die Umgebung der Menschen, Künstler intensiv mit den jeweiligen Orten auseinander setzen. so entstehen die Kunstwerke von Creative Stadt auch an Trompe l´oeil nennt sich diese Maltechnik. Übersetzt heißt das sozialen Brennpunkten. `Täuscht das Auge´ und steht für Illusionsmalerei, deren hohe Qualität die Grenze zwischen Realität und Schein auflöst. Gemeinsam mit dem Systemanbieter alsecco geben die Fassadenkünstler seitdem zahlreichen Gebäuden und ganzen Wohn- Das Atelier gestaltet seit vielen Jahren zahlreiche Altbau- quartieren ein völlig neues Gesicht. fassaden und Neubauten mit unterschiedlichen Motiven, mit Fachwerk, Säulen oder Ornamenten. Ihre Leinwände sind Fassaden – weltweit. Und wo immer die Künstlergruppe aktiv wird, herrscht zunächst Erstaunen - um sich Triste Architekturkulissen erhalten durch lebendige szenische schließlich in Begeisterung zu verwandeln! Begeisterung über Darstellungen ein komplett neues Erscheinungsbild. Dabei atemberaubende Wandbilder im Großformat, über die unglaub- realisiert Creative Stadt Projekte von unterschiedlicher Größe – 01 3 02 03 von Einzelflächen auf Bunkern, Garagen, Industrie- und Wohn- Insbesondere die Projekte in Großwohnsiedlungen haben stets gebäuden bis hin zur Gestaltung ganzer Wohnsiedlungen. eine starke soziale Komponente. Vor der künstlerischen Vision stehen das Erfahren des Ortes und der enge Kontakt zu den „Unsere Arbeit sehen wir nicht nur als Kunst am Bau, sondern Menschen die hier leben. Aus der Geschichte des Ortes schaf- immer im Kontext einer umfassenden Stadterneuerung“, betont fen die Künstler ihre Wandbilder für eine neue Umwelt. Andreas Wunderlich, Architekt und Geschäftsführer der Creative Stadt GmbH und der Brandenburgischen Stadterneuerungs- Durch den engen Bezug zum Raum ermöglicht die ästhetische gesellschaft mbH in Potsdam. Aufwertung eine stärkere Identifikation der Bewohner mit ihrem Umfeld. Die Arbeiten geben den Gebäuden eine besondere 01 In Neuberesinchen (Frankfurt /Oder) entsteht der Qualität und Persönlichkeit, auf die die Anwohner stolz sind. Und Garten Europas – Blumen der Zukunft auf den manchmal werden sie dabei sogar selber zu einem Motiv im Kunst- Giebeln der Plattenbausiedlung. Wandkunst ist werk. Von Graffiti und Vandalismus bleiben die Wandbilder in der hier integraler Bestandteil des Stadtumbaus Ost. Regel verschont, weil die Anwohner im kooperativen Entstehungsprozess teilnehmen und Verantwortung dafür übernehmen, dass 02 Architekt Andreas Wunderlich, Geschäftsführer alles erhalten bleibt. Potenzielle Sprayer erkennen den Wert der der Creative Stadt GmbH (Potsdam), koordiniert Bilder und schützen sie. So wirken die Arbeiten von CreativeStadt die Projekte in Deutschland. In allen Fragen der wie ein Neuanfang für eine soziale Aufwertung ganzer Viertel. technischen Gestaltung der Fassade kooperiert er eng mit dem Fassadensystemanbieter alsecco. 04 03 Diese Fassade war das „hässliche Entlein“ in einer belebten Straße in Waren an der Müritz. Heute strahlt das Gebäude in voller Leuchtkraft und ist Anziehungspunkt vieler Passanten. 04 “Wenn Kunst den begrenzten Raum des Museums verlässt und sich der Häuser als Leinwand bedient, wird sie zum Lebensraum der Menschen und verändert damit unsere Umwelt in einer Art und Weise, die der Architektur verwehrt bleibt.“ Annette Münchmeyer, Projektleiterin Creative Stadt 4 | CreativeStadt ARCHITEKTURKULISSEN – INVESTITIONEN, DIE SICH RECHNEN In den meisten Fällen werden Wandbilder über Investoren finanziert. Die Mehraufwendungen im Vergleich zu herkömmlichen Renovierungen machen sich in der Regel jedoch schon nach wenigen Jahren bezahlt. Eine entscheidende Rolle spielen deutlich niedrigere Leerstands- Anschließend entstehen Figuren und Details, die schließlich in quoten – die individuell gestalteten Objekte sind bei Mietern sehr der letzten Phase durch die Künstler täuschend echt ausge- gefragt. Hinzu kommen mittel- bis langfristig niedrigere Instand- arbeitet werden. Eine große Herausforderung ist dabei, dass die haltungskosten. Abbildungen vor allem aus großer Entfernung wirken müssen. Die Künstler arbeiten jedoch nur im Abstand von etwa 30 Zenti- Bei einigen Projekten erfolgt die Finanzierung über Sponsoring. metern von der Wandfläche und haben nur einen winzigen Aus- So gibt es sechs finanzierende Partner des Kunstwerks „Zeit- schnitt des Bildes vor Augen. Die künstlerische Umsetzung gelingt reise“ im Frankfurter U-Bahnhof Konstablerwache. An anderen auf Grund der intensiven Vorbereitung, des hohen technischen Orten finden sich Geldautomaten von beteiligten Banken, Fahr- Könnens der Künstler und des großen Erfahrungsschatzes von zeugtypen, Farbeimer und Gerüste in den Bildern, die auf die Creative Stadt. Sponsoren hinweisen. OPTIMAL ABGESTIMMTE FASSADENSYSTEME RAFFINIERTE MALTECHNIK Wichtigste Basis für die technische Qualität und hohe Wert- Die Umsetzung der meist großflächigen Entwürfe erfolgt in der beständigkeit der einzigartigen Wandbilder ist ein einwand- Regel in vier aufeinander folgenden Phasen: Zunächst wird ein freier, optimal abgestimmter Untergrund. Bei allen auf den Grundraster mit den ersten groben Strukturen vorgegeben, auf folgenden Seiten präsentierten Referenzprojekten kooperierten dem dann in einem zweiten Schritt eine Flächenkolorierung mit die Fassadenkünstler deshalb mit dem Systemanbieter alsecco. Hintergründen und Grundfarben aufgetragen wird. Zum Einsatz kamen ausschließlich hochwertige Premiumbeschichtungen und -systeme. 01 75 01 U-Bahnhof Konstabler Wache: Eine “Zeitreise” zwischen Lyon und Frankfurt am Main 02 Unter einem Dach: Auf dieser Teltower Giebelwand ist ein harmonisches Miteinander der verschiedenen Generationen entstanden. 02 6 | Wohnsiedlungsbau in Berlin-Neukölln HIGH-DECK-SIEDLUNG – DIE GRÖSSTE VOLIERE DER STADT Mit dem sozialen Kunstprojekt „Volière“ sanierte die Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft in der Berliner Heinrich-Schlusnus-Straße nicht nur ein Gebäudeensemble, sondern schuf auch neue Ausbildungsplätze für Jugendliche aus dem Quartier. Eine Sanierung des 1984 errichteten Gebäudekomplexes erwies aus der Vogel- und Pflanzenwelt. Ein beeindruckendes Kreativ- sich 2008 als dringend notwendig. Von Anfang an bezog die Stadt konzept, das dem massiven Betonbau heute ein völlig neues und Land Wohnbauten-Gesellschaft die Bewohner in den Pro- Erscheinungsbild verleiht. zess der Neugestaltung mit ein, um einen weiteren Beitrag zu einer positiven Entwicklung im Quartier zu leisten. Ideale Vor- ERFOLGREICHES SOZIALES ENGAGEMENT aussetzungen dafür bot die enge Kooperation mit den Künstlern Umgesetzt wurde die Sanierung der Fassaden durch die Firma der CitéCréation. Binnen eines Jahres verwandelten sie gemein- BIG.B der Unternehmensgruppe Borst & Muschiol, die sich im sam mit jungen Leuten aus der Neuköllner High-Deck-Siedlung Rahmen des Projektes verpflichtete, vier Jugendliche aus der einen bis dato schmucklosen Gebäudekomplex mit insgesamt Siedlung zu Malern und Lackierern auszubilden. Dafür erhielt das 214 Wohneinheiten in eine überdimensionale Voliere. Unternehmen den Integrationspreis 2008 und im Jahr 2010 den Preis “Soziale Stadt”. FASSADE MIT JUGENDSTIL-ELEMENTEN Für die Gestaltung der Fassade entwickelten die Künstler in Für die Jugendlichen war das Projekt erst der Einstieg in die Aus- mehreren Workshops Ideen und Motive und schließlich die bildung. Allerdings ein durchaus ungewöhnlicher Start, denn sie Voliere als Leitmotiv. Nach und nach entstand so eine bunte, wurden von den Künstlern der CitéCréation auch in speziellen fröhlich anmutende Fassade mit Jugendstil-Schmuckelementen Maltechniken geschult. 01 7 BAUHERR: STADT- UND LAND WOHNBAUTENGESELLSCHAFT MBH, BERLIN PLANUNG: GNEISE 66 PLANUNGS- UND BERATUNGSGESELLSCHAFT, BERLIN 02 ENTWURF/AUSFÜHRUNG: CITÉCRÉATION, LYON KOOPERATIONSPARTNER: BEZIRKSAMT NEUKÖLLN, BIG B BAU UND INSTANDSETZUNG GMBH, BERLIN, ALSECCO, CAPAROL 03 01 04 Deutliche Aufwertung: Die farbenfrohe Gestaltung der 05 03 “Volière” bringt Leben in den bis dato schmucklosen Visuelle Einladung: Viele Schulklassen im Quartier nutzen das Objekt zu Vogelstudien. Gebäudekomplex. 04 02 Optische Täuschung: In einigen Bereichen schafft die Sozialer Ansatz: Die Umsetzung des Wandbildes bot Wandgestaltung einen fließenden Übergang zwischen Jugendlichen die Möglichkeit zum Einstieg in die Aus- Architektur und Himmel. bildung zum Maler und Lackierer. 05 Im Kontrast von Alt und Neu wird die Qualität der Wandgestaltung deutlich. 8 | Wohn- und Geschäftshaus in Bad Freienwalde ERINNERUNGEN AN EIN ALTES LADENGESCHÄFT Das mehr als hundert Jahre alte Wohn- und Geschäftshaus in der Königstraße 19 mitten in der Altstadt von Bad Freienwalde wurde nicht nur umfassend saniert, sondern durch die Gestaltung mit großen Wandbildern zu einem faszinierenden Blickfang in der Stadt. Der Wandel ist perfekt. Nach der Sanierung erstrahlt das Wohn- Aus einem der gemalten Fenster darüber blickt ein Mann. Es und Geschäftshaus wieder in altem Glanz. Ein sehenswertes ist der Politiker und Unternehmer Walther Rathenau – eine Gebäude, das mit viel Liebe zum Detail modernisiert wurde und weitere Reminiszenz an die Vergangenheit des Ortes. Rathenau heute mehr denn je durch das einzigartige Kunstwerk an der zur nahm seinen Weg häufig an diesem Gebäude vorbei zum Schloss, Altstadt gerichteten Giebelwand neue Akzente setzt. Dabei ist welches er 1909 erwarb. das, was entstanden ist, nicht nur schön anzusehen, sondern auch ein eindrucksvoller Beleg für die intensive Auseinander- Hinzu kommt im obersten Dachgeschoss ein Balkon mit Blumen. setzung der Künstler mit der besonderen Historie des Ortes und Besonders diese Details sind von der realen Profilierung und des Objektes. Gliederung der zur Straße gerichteten Fassade kaum zu unterscheiden. Eine nahezu perfekte Illusion – eine Augentäuschung, REMINISZENZ AN EINEN BESONDEREN ORT mit der es den Künstlern gelingt, dem historischen Gebäude in Markantes Motiv ist ein alter Kolonialwarenladen, der an diesem der Altstadt von Bad Freienwalde ein einzigartiges, unver- Ort über Jahrzehnte ein wichtiger Fixpunkt im städtischen Leben wechselbares Gesicht zu geben. Die Gesimse und die Fenster- war und den älteren Bürgern noch in guter Erinnerung ist. faschen sind aus Fassadenprofilen hergestellt, der Balkon ist gemalt. 01 9 02 03 01 04 Perfekte Illusion: Markantes Motiv ist ein alter Kolonialwarenladen, der an diesem Ort über Jahrzehnte ein wichtiger Fixpunkt im städtischen Leben war. 02 BAUHERR: ENTWURF/AUSFÜHRUNG: CREATIVE STADT GMBH, POTSDAM FINANZIERUNG: BUND-/LÄNDERPROGRAMM STÄDTEBAULICHER DENKMAL- Die Gesimse und die Fensterfaschen sind “echt”, der SCHUTZ Balkon ist gemalt. 04 03 JOHANNES SCHAFFRATH Kompletter Wandel: Nach der Sanierung mit einem Abgeplatzter Putz, Risse und keinerlei Wärmedämmung hochwertigen Fassadendämmsystem von alsecco – die Fassaden des mehr als 100 Jahre alte Wohn- und erstrahlt das Wohn- und Geschäftshaus wieder in Geschäftshauses waren dringend sanierungsbedürftig. neuem Glanz. 10 | Wohn- und Geschäftshaus in Bad Freienwalde 01 Blick zurück: Die Wandgestaltung lässt die Erinnerung an den alten Kolonialwarenladen wieder aufleben. 02 Reminiszenz an die Vergangenheit: Walther Rathenau nahm häufig seinen Weg an diesem Gebäude vorbei zu seinem Schloss. 03 Raffinierte Ergänzung: Die Wandgestaltung fügt auch architektonische Details wie Regenrinnen oder Wandprofilierungen neu hinzu. 04 Stammplatz: Im aufgemalten Fenster hat eine Katze ihren Platz am Fenster gefunden. 05 Täuschend echt: Hinter dem neuen "Schaufenster" locken Spezialitäten aller Art. 06 Permanente Bewegung: Hier haben die Künstler den Landeanflug einer Taube ins Bild gesetzt. 01 11 02 03 04 05 06 12 | Wohngebäude in Frankfurt/Oder FANTASIEVOLLE GARTENLANDSCHAFT ALS ZUKUNFTSVISION Die Wohnungsgenossenschaft Süd (WoGe Süd) in Frankfurt/Oder beauftragte das Team von Creative Stadt mit der Gestaltung eines Gebäudes im Wohngebiet Neuberesinchen. An der Giebelseite entwarfen die Künstler ein Gemälde im Großformat. Auf einer Fläche von 220 Quadratmetern entstand eine beeindruckende Gartenlandschaft. Das Wohngebiet Neuberesinchen in Frankfurt/Oder entstand zwi- Im Hintergrund erheben sich auf einem grünen Hügel Häuser der schen 1977 und 1990, war einst die drittgrößte Wohnsiedlung des WoGe Süd sowie ein alter Wasserturm – eines der Wahrzeichen Landes Brandenburg und bietet seit 2008 in der Gottfried-Benn- von Neuberesinchen. Straße den Bewohnern und Besuchern ein echtes Highlight. Innerhalb von nur vier Wochen realisierten die Künstler dort ein Die Verbindung des Giebels zum Wohngebiet schafft ein freund- Wandbild, das die Blicke der Betrachter auf sich zieht und mit lich lächelnder Gärtner. Ein spannungsvolles Wandbild, das nicht Fantasie und vielen durchdachten Details auch eine Zukunfts- von ungefähr authentisch wirkt und zugleich Identifikation vision für die Gemeinschaft des großen Wohnquartiers zeichnet. ermöglicht. Schon bei der Auswahl und Profilierung des Motivs Im Jahr 2010 folgte das zweite Bild des geplanten Bilderzyklus. suchten die Künstler den Kontakt zu den Bewohnern und sie ließen sich durch die zahlreichen liebevoll gestalteten Balkone ATTRAKTIVE PERSPEKTIVE Das Wandbild wird eingerahmt von einem haushohen fiktiven Torbogen. Vorne befindet sich ein See an dem Menschen flanieren. 01 und Vorgärten im Quartier sichtbar inspirieren. 13 02 04 03 05 01 Blühende Natur: Ein Gärtner im Vordergrund lädt den Betrachter ein, sich an den farbenfrohen und üppig wachsenden Blumen zu erfreuen. 02 BAUHERR: WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT SÜD EG, FRANKFURT/ODER ENTWURF/AUSFÜHRUNG: CREATIVE STADT GMBH, POTSDAM Durch Abriss entstehen Freiflächen und neue Giebel, die zu Leinwänden für Künstler werden. 05 Idee und Umsetzung: Vor der Ausführung entstand das Motiv zunächst als Ölgemälde. Diesen Entwurf setzten 03 Optimal vorbereiteter Untergrund: Bevor die Künstler die Künstler innerhalb von nur vier Wochen auf einer ans Werk gingen, wurde ein hochwertiges Fassaden- Fläche von insgesamt 220 Quadratmetern um. dämmsystem aufgebracht. 04 Zahlreiche Bewohner und Gäste trafen sich zur feierlichen Einweihung des Wandgemäldes. 14 | Wohngebäude in Teltow STREIFZUG DURCH DIE GESCHICHTE Aus der Perspektive eines Künstlers bieten große Fassadenflächen außergewöhnliche Gestaltungsmöglichkeiten. Ideale Voraussetzungen auch für den Entwurf einer ganzen Bildergeschichte. Genau diese erzählt das Team von Creative Stadt in Teltow im Auftrag der Wohnungsbaugesellschaft Teltow mbH (WGT) mit ihren Wandbildern auf einem viergeschossigen Gebäude aus den 1960er Jahren. Direkt gegenüber vom S-Bahnhof Teltow in der Lieselotte- 01 Hermann-Straße gelegen, befindet sich das Wohngebäude, das im Zeitraffer Szenen zweier Teltower Familien erzählt. Im Erdgeschoss blickt der Betrachter in zwei völlig verschiedene Welten. Links ist eine bäuerliche Stube um 1900 dargestellt. Eine Frau putzt Rüben, während im Hintergrund Kinder spielen. Rechts entwarfen die Künstler ein Abbild der bürgerlichen Realität. Ein Fotograf lichtet eine Familie in feierlicher Festtagskleidung ab. Über vier Etagen werden weitere Zeitabschnitte dargestellt – über die 1930er und 1970er Jahre bis zur Gegenwart. Auf dem Balkon der vierten Etage – inzwischen mit moderner Glas- und Edelstahlbrüstung – sieht man schließlich Kinder die mit einem Handy telefonieren. Komplettiert wird die Gestaltung des Wohngebäudes an der Fassadenfront durch mehrere Postkartenmotive mit Szenen aus dem Teltower Stadtleben. Insgesamt ein gutes Jahr arbeiteten die Künstler von der ersten Ideenentwicklung bis zur Realisation an dem einzigartigen Gestaltungskonzept. 01 Vor der Neugestaltung der Fassade fiel der Blick der Passanten auf eine schmucklose nackte Wand. 02 Komplettiert wird die Gestaltung des Wohngebäudes durch mehrere Postkartenmotive mit Szenen aus dem Teltower Stadtleben. 03 Auf dem Weg in die Moderne: Im Zeitraffer zeigen die Wandbilder Szenen zweier Teltower Familien. 02 15 03 16 | Wohngebäude in Teltow 01 02 03 04 17 01 Blick vom Balkon: Im dritten Obergeschoss haben sich währenddessen drei Jugendliche einquartiert. 02 Im zweiten Obergeschoss sorgen Musiker für ausgelassene Partystimmung und gute Laune im Haus. 03 Richtig verbunden: Im Stockwerk darunter schaltet der Künstler gerade die Telefonleitung frei. 04 Bei der Arbeit: Im Atelier entstehen die Vorlagen für die Bildergeschichten. BAUHERR: WOHNUNGSBAUGESELLSCHAFT TELTOW MBH (WGT) ENTWURF/AUSFÜHRUNG: CREATIVE STADT GMBH, POTSDAM 18 | Geschäftsgebäude in Berlin-Weißensee ATTRAKTIVE GIEBELWAND ALS UNVERWECHSELBARER BLICKFANG Im Auftrag der Wohnungsgenossenschaft Weissensee e.G. HARMONISCHES MITEINANDER verwandelte die Potsdamer Künstlergruppe eine Giebelwand Das Fassadenbild zeigt mehrere Szenen des nachbarschaft- der Unternehmenszentrale in der Berliner Allee 231 in Berlin- lichen Zusammenlebens und soll dem Betrachter Einblicke in Weißensee zu einem faszinierenden Kunstwerk. das Leben der Genossenschaft verschaffen. Auf einem Balkon feiern Kinder mit Luftballons Geburtstag. In der fiktiven Eingangstür begrüßt eine ältere Dame einen Mitarbeiter der Genos- Die Zielsetzung des Wohnungsunternehmens war klar definiert. senschaft und aus dem Fenster schaut eine Mutter auf ein Das Fassadenbild sollte an der belebten Straße ein unüber- älteres Ehepaar – eine starkes Sinnbild für das Zusammenle- sehbarer Blickfang sein und zugleich das harmonische Mitein- ben von mehreren Generationen unter einem Dach. ander in einer alle Generationen umfassenden Gemeinschaft symbolisieren. Und genau das ist auf der 150 Quadratmeter großen Giebelfläche des 1898 errichteten gründerzeitlichen Gebäudes, das der Wohnungsgenossenschaft Weissensee e.G. 01 Kahler Anblick: Wo vorher nur eine nackte Wand war,… seit 2000 als Firmensitz dient, eindrucksvoll gelungen. 02 …ist innerhalb weniger Wochen… 03 ...ein lebendiges Miteinander verschiedener Generationen entstanden. 01 02 19 03 20 | Geschäftsgebäude in Berlin-Weißensee 01 Auf die Ohren: Der Tubist sorgt ab sofort für Musik im Haus. 02 Illusion von Dreidimensionalität: Der Künstler legt letzte Hand an das Dachgebälk. 03 Eine gemalte Tafel informiert über den Gemeinsinn des Hauses und der Genossenschaft. 04 Rundum verwandelt: Mit dem neuen Wandbild hat sich die Fassade zum attraktiven Blickfang entwickelt. 05 Creative Stadt-Geschäftsführer Andreas Wunderlich und Peter Czaja, technischer Vorstand der Genossenschaft Weissensee während der Sanierungsmaßnahme. 06 Im neuen "Eingangsbereich" begrüßt eine Mieterin mit Katze auf dem Arm einen Mitarbeiter der Wohnungsgenossenschaft. 01 02 03 04 21 BAUHERR: WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT WEISSENSEE EG ENTWURF/AUSFÜHRUNG: CREATIVE STADT GMBH, POTSDAM 05 06 22 | Wohngebäude in Marzahn-Hellersdorf PLATTENBAU MIT NEUEM GESICHT Die Fassaden des typischen in den 1980er Jahren errichteten Plattenbaukomplexes in der Großsiedlung Marzahn-Hellersdorf wurden umfassend saniert und durch die Künstler der CreativeStadt völlig neu interpretiert. Charakteristisch für das Projekt ist das Altberliner Backstein- besonders in kleinen szenischen Darstellungen widerspiegelt. haus an der Ecke Stendaler Straße/Quedlinburger Straße, denn Eine Frau telefoniert am offenen Fenster, eine andere kämmt sich das Gestaltungskonzept für den Gebäudekomplex orientiert sich auf dem Balkon die Haare, ein Mann schaut auf die Straße hin- als erstes realisiertes Referenzobjekt des „Europaviertels“ an aus. Doch alles ist nur Illusion – eine nahezu perfekte Augen- typischen Erscheinungsbildern historischer deutscher Fassaden. täuschung. Entsprechend wird die Fassadengestaltung durch vielfältige lebendige Strukturen und zahlreiche Ornamente bestimmt. Und auch bei diesem Projekt in Marzahn-Hellersdorf integrierten die Verantwortlichen in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirk SZENISCHE DARSTELLUNGEN UND PORTRÄTS und der Arbeitsagentur arbeitslose Maler und Lackierer in die Auch bei diesem Projekt gelang es den Künstlern, der ehemals Arbeiten. Gleichzeitig erhielten zehn Jugendliche einen firmen- tristen Architektur eine besondere Originalität und Persönlich- übergreifenden Ausbildungsplatz zum Maler oder Lackierer. keit zu geben. Alles verbunden mit viel Liebe zum Detail, die sich 01 04 02 03 23 05 BAUHERR: LEVEL ONE HOLDING PLANUNG: RTW ARCHITEKTEN, BERLIN ENTWURF/AUSFÜHRUNG: CREATIVE STADT GMBH, POTSDAM 06 07 01 Farbenfroh: Nach der Fertigstellung des Projektes erstrahlt das Gebäudeensemble in leuchtenden Farben. 02 Täuschend echt: Telefoniert hier tatsächlich eine Frau hinter einem Fenster? 03 …und haben sich hier drei Tauben auf einem echten Fenstersims niedergelassen? 04 Das vielköpfige Team von CreativeStadt vor ihrem Werk. 08 05 Vor der Sanierung präsentierte sich der Plattenbaukomplex in Marzahn-Hellersdorf in tristem Grau. 06 Durch die Wandgestaltung hat sich das Ensemble in ein lebendiges und lebenswertes Quartier verwandelt. 07 Das Zusammenspiel von gelben, roten und orangen Farbtönen und vielfältigen Details lässt den Eindruck von historischen Berliner Fassaden entstehen. 09 08 Perfekte Illusion: Selbst aus der Nähe ist der Unterschied zwischen echt und aufgemalt kaum auszumachen. 09 Heikler Balanceakt: Mutiges Spiel einer Katze auf einem aufgemalten Fenstersims Fotos: CreativeStadt GmbH, Potsdam, Text: Seligmann Unternehmens-Kommunikation, Oldenburg, Artwork: alsecco GmbH, Wildeck alsecco GmbH Kupferstraße 50 36208 Wildeck Telefon 03 69 22 / 88-0 Telefax 03 69 22 / 88-330 Internet www.alsecco.de Creative Stadt Cité de la Création GmbH Ludwig-Richter-Straße 23 14467 Potsdam Telefon 03 31 / 27 16 80 Telefax 03 31 / 27 16 830 Internet www.creative-stadt.de