EDEKA – Informationen für politische Entscheider 2016 Wettbewerb: Funktionierende Marktbedingungen im Lebensmitteleinzelhandel LEBENSMITTELSEKTOR: WETTBEWERB: MARKTSTELLUNG: Vitaler Wettbewerb zwischen Industrie und Handel Funktionierende Marktstrukturen zum Wohle des Kunden Begrenzte Wettbewerbsposition der EDEKA // Seite 2 // Seite 3 // Seite 4 2 Wettbewerb Der Lebensmittelsektor in Deutschland Wie Handel und Industrie in Konkurrenz zueinander stehen Umsatz der Top-100-Lieferanten Deutschland nur von geringer Umsatzbedeutung 770 Mrd. € davon in Deutschland 86 Mrd. € Gruppenumsatz entspricht: 11,2 Umsatz Deutschland % Umsatzanteil Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel (LEH) stellt wie kein Zweiter den Verbrauchernutzen in den Mittelpunkt. Nirgendwo in Europa sind Angebotsvielfalt, Angebotsqualität und das Preisniveau – auch aufgrund einer niedrigen Inflationsrate und eines unterdurchschnittlichen Ausgabenanteils für Lebensmittel – verbraucherfreundlicher als in Deutschland. Und trotzdem wird immer wieder kritisch über die Marktsituation, über Erzeuger, Hersteller und vor allem Händler diskutiert. Im Fokus stehen dabei zum einen die Beziehungen zwischen Lebensmitteleinzelhandel und Produzenten, zum anderen die Kooperationen der Händler untereinander. Über die Struktur und Ausrichtung des EDEKA-Verbunds existieren zudem nach wie vor falsche Vorstellungen und Annahmen. In Bezug auf die Beziehungen in der Lieferkette resultieren nicht gerechtfertigte Forderungen der Politik – auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene – hinsichtlich einer stärkeren Überwachung oder Regulierung. Sogar die Vertrags­ freiheit als zentrales Element unserer Rechtsordnung und der sozialen Marktwirtschaft soll nach den Vorstellungen einiger Akteure massiv eingeschränkt werden. Vielfältige Absatzkanäle für die Lebensmittelindustrie Entgegen weitverbreiteter Vorurteile ist die Lebensmittelindustrie keineswegs vom stationären Einzelhandel als Absatzkanal abhängig. So werden nur rund 20 Prozent der Fleischpro­duktion in Deutschland über den LEH vertrieben (Quelle: HDE/IfH). Gastronomie, Lieferdienste, Großhandel, Onlinehandel und Export sind weitere Absatzmärkte für die Industrie. Der Handel hingegen ist auf die Produkte der Hersteller angewiesen. Die großen Markenhersteller sorgen mit hohem Marketingaufwand dafür, dass ihre Ware vorverkauft wird und der Kunde sie konsequent im Markt nachfragt. Wettbewerbsverschärfend kommt hinzu, dass die EDEKAKaufleute nur in Deutschland aktiv sind. Auch das erschwert es den EDEKA-Kaufleuten, allein gegenüber internationalen Herstellern zu bestehen, die zwischen internationalen Absatzmärkten differenzieren können. Starker, keinesfalls einseitiger Wettbewerb * So liegt die Konzentration laut Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes mindestens auf gleichem Niveau wie auf der Stufe des LEH. Aus Sicht der Wettbewerbsökonomie ist der LEH ein wichtiger Innovations- und Effizienztreiber. Die komplexen Verhältnisse zwischen Handel und Industrie können nicht allein durch die Konzentrationsdichte dargestellt werden. Viele andere Kriterien, wie beispielsweise die zunehmende Konzentration der Konsumgüterkonzerne*, deren länderspezifische Preispolitik (Anhebung der Preise in Land A zum Ausgleich von Verlusten in Land B), steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten sowie die Kostenstruktur der Unternehmen, bestimmen dieses Verhältnis. Auch kleine Abnehmer können – wie dies bei Unternehmensübernahmen offenkundig wird – mitunter bessere Konditionen als große Lebensmittelhändler verhandeln. EDEKA – Deutschlands erfolgreichste Unternehmer-Initiative Das Profil des mittelständisch und genossenschaftlich geprägten EDEKA-Verbunds basiert auf dem erfolgreichen Zusammenspiel dreier Stufen: Bundesweit verleihen rund 4.000 selbstständige Kaufleute EDEKA ein Gesicht. Sie übernehmen auf Einzelhandelsebene die Rolle des Nahversorgers, der für Lebensmittelqualität und Genuss steht. Unterstützt werden sie von sieben regionalen Großhandelsbetrieben, die täglich frische Ware in die EDEKAMärkte liefern und darüber hinaus von Vertriebs- bis zu Expansionsthemen an ihrer Seite stehen. Die Koordination der EDEKA-Strategie erfolgt in der Hamburger EDEKA-Zentrale. Sie steuert das nationale Warengeschäft ebenso wie die erfolgreiche Kampagne „Wir Lebensmittel“. Von hier erfolgen die Impulse zur Realisierung verbundübergreifender Ziele wie beispielsweise dem Schaffen durchgängiger IT-Strukturen oder zur Entwicklung zeitgemäßer Personalentwicklungs- und Qualifizierungskonzepte für den Einzelhandel. Mit dem Tochterunternehmen Netto Marken-Discount setzt sie darüber hinaus erfolgreiche Akzente im Discountgeschäft und rundet so das breite Leistungsspektrum des Unternehmensverbunds ab. EDEKA erzielte 2015 mit rund 11.400 Märkten und 346.800 Mitarbeitern einen Umsatz von 48,4 Mrd. Euro. Mit rund 16.800 Auszubildenden ist EDEKA einer der führenden Ausbilder in Deutschland. Wettbewerb 3 Wettbewerbssituation in Deutschland Wie der scharfe Handelswettbewerb dem Kunden dient Unterschiedliche Handelsmodelle Der deutsche LEH zeichnet sich durch einen harten Wettbewerb der Handelshäuser im Lebensmittelbereich aus. Der Wettbewerb im LEH ist dabei nicht nur auf Handels­ häuser mit weitgehend deckungsgleichen Sortimenten beschränkt, sondern findet auch zwischen den verschiedenen LEH-Formaten statt (SB-Warenhaus, Discount, Supermarkt, großer Supermarkt, Bio-Markt und übrige Lebensmittelgeschäfte). Gerade aus der zum Teil unterschiedlichen Zusammenstellung der Sortimente generiert sich ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor im deutschen LEH („Wettbewerb der Formate“). Darüber hinaus besteht auf weiteren Ebenen ein ebenso harter und mehrschichtiger Wettbewerb, der bei der Berechnung von Marktanteilen im LEH heute nur unzu­ reichend berücksichtigt wird: Stationärer Handel vs. Onlinehandel Klassischer LEH vs. Fachhandel, Bio-Supermärkte, Wochenmärkte, Kioske und Tankstellen Klassischer LEH vs. Drogeriemärkte (mit immer mehr Lebensmitteln) Essenzubereitung EU-Studie zum modernen Einzelhandel „The Impact of Modern Retail on Choice and Innovation in the EU Food Sector“: stark ausgeprägte Konzentration weniger des Einzelhandels nimmt offenbar Herstellerkonzentration stärker zu als die des Einzelhandels für Verbraucher hat in den Angebot meisten EU-Mitgliedstaaten zugenommen Zunahme der Innovationen bei guter Konjunktur der Lieferanten kann Konzentration sich negativ auf die Innovation auswirken zu Hause vs. Außer-Haus-Konsum (Gastronomie; „Coffee to go“) Wichtig für das Verständnis des Marktes ist auch, dass der Wettbewerb im LEH nicht nur zwischen gleichen Artikeln eines Herstellers bei verschiedenen Händlern (Intrabrand-Wettbewerb) ausgetragen wird, sondern auch mit Artikeln unterschiedlicher Hersteller (InterbrandWettbewerb) und sogar darüber hinaus (siehe oben „Wettbewerb der Formate“). Der häufig zitierte Marktanteil eines Händlers ist ungeeignet, das Verhältnis zwischen Händler und Lieferant im Einzelfall zu bestimmen. Je nach Vertriebskonzept kann ein Händler, der mit vergleichsweise wenigen Artikeln einen hohen Umsatz erzielt hat (Discounter), möglicherweise für die Lieferanten eine höhere Bedeutung haben als ein Händler mit einem großen Sortiment. Darüber hinaus erfordert der extrem harte Preiswettbewerb im LEH ständige Prozessoptimierungen zwischen der Ernährungsindustrie und dem Handel. Dabei hat der Handel bei den Verhandlungen mit der Industrie keineswegs eine dominante Stellung. In vielen Segmenten ist faktisch eine Angebotsdominanz seitens weniger Markenartikelhersteller zu konstatieren. Diese hohe Konzentration auf der Herstellerseite hat auch das Bundeskartellamt in allen sechs in der Sektoruntersuchung analsysierten Warenkategorien festgestellt. Diese Konzentration spricht für eine bedeutende Verhandlungsmacht der Hersteller, die auch durch die in der Regel deutlich höheren Renditen der Industrieunternehmen offensichtlich wird. Niedrige Gewinnmarge im LEH Der enorme Preisdruck im Handel belastet die Gewinnmargen der einzelnen Betriebe, darunter auch die der selbstständigen EDEKA-Kaufleute. Die Margen im Handel sind signifikant geringer als die der Lebensmittelhersteller, die oftmals eine Rendite um die zehn Prozent (häufig sogar darüber) erwirtschaften. Diese Zahlen belegen, dass die Industrie nach wie vor ihre Produkte zu sehr guten Konditionen über den LEH absetzen kann und der Wettbewerb funktioniert. Dies wurde auch durch das 19. Hauptgutachten der Monopolkommission im Jahr 2012 bestätigt. Die Kommission stellte dabei fest, dass es für eine einseitige Nachfragemacht des LEH bislang keinerlei Belege gibt. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch das Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) in seinen „Ordnungspolitischen Perspektiven Nr. 48, 2013“. Europäische Supply Chain Initiative Im September 2013 wurde von acht europäischen Dachverbänden der Lebensmittelwirtschaft die „Supply Chain Initiative“ gegründet. Ihr Ziel ist es, dass Handelspartner entlang der Lieferkette Vertragsfreiheit und Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen. Auf freiwilliger Basis werden mithilfe der Initiative etwaige Probleme in der Lebensmittellieferkette mittels eines Streitbeilegungssystems unter den Betroffenen selbst gelöst. EDEKA ist als eines der ersten deutschen Handelsunternehmen der Initiative beigetreten. Die EUKommission teilte jüngst mit, das derzeit auf EU-Ebene kein Handlungsbedarf bestehe, unfaire Geschäftspraktiken (Unfair Trading Practices/UTP) zu regulieren. Mehr Informationen unter: http://www.supplychaininitiative.eu/de 4 Wettbewerb Der EDEKA-Verbund in Deutschland Der dreistufige Aufbau des EDEKAVerbunds verdeutlicht den größtenteils unterschiedlichen Warenbezug. EDEKA-Verbund Rund 4.000 selbstständige Kaufleute Bezug lokaler und regionaler Warensortimente Sieben Großhandels- Bezug regionaler gesellschaften Warensortimente EDEKA-Zentrale Bezug nationaler und internationaler Warensortimente Wie wir mit unserer Präsenz den Wettbewerb stärken In Deutschland zu Hause Der mittelständisch geprägte EDEKA-Verbund ist im Gegensatz zu den großen, international tätigen Lebensmittelkonzernen ausschließlich in Deutschland vertreten. Die selbstständigen EDEKA-Kaufleute werben jeden Tag aufs Neue um das Vertrauen der Verbraucher und handeln nach der Maxime, dass die beste Lebensmittelversorgung die ist, die von verantwortungsvollen Händlern unmittelbar vor Ort und unter bestmöglicher Einbeziehung regionaler Wertschöpfung erbracht wird. Genau diese Möglichkeiten bietet den Kaufleuten der genossenschaftliche EDEKA-Verbund. Eine erfolgreiche Arbeitsteilung ermöglicht es ihnen, dass sie selbstständige Einzelhändler bleiben und sich um die Belange und Wünsche der Kunden vor Ort kümmern können. Charakteristisch für alle drei Stufen des EDEKA-Verbunds – den selbstständigen EDEKA-Einzelhandel, die sieben regionalen Großhandelsbetriebe und die Hamburger EDEKA-Zentrale – ist auch die Möglichkeit, unab­hängig von­einander Waren zu beziehen. In der Öffentlichkeit wird hingegen selten reflektiert, dass EDEKA kein Konzern, sondern ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von rund 4.000 selbstständigen Kaufleuten ist. Deren Einzelumsätze werden von Kritikern einfach aufaddiert. Das Ergebnis ist jedoch wenig aussagekräftig, denn jeder Kaufmann arbeitet auf eigene Rechnung und eigenes unternehmerisches Risiko. Jeder muss seinen Markt erfolgreich vor Ort führen, dazu die Wünsche seiner Verbraucher kennen und im Markt umsetzen. Unter dem Dach des genossenschaftlichen Verbunds haben die Kaufleute die Freiheiten, individuell und in dezentraler Struktur das anzubieten, was die Kunden in ihrer Umgebung wünschen. Lokal verwurzelt Die selbstständigen EDEKA-Kaufleute unterhalten vielfältige wirtschaftliche Beziehungen mit lokal produzierenden Lieferanten. Die Vielfalt und Regionalität vieler Sortimente fördert nicht nur kleine und mittelständische Landwirte und Produzenten vor Ort, sondern ist auch ein wichtiges Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb mit den großen Filialunternehmen im LEH. Erfolgreichen regionalen Erzeugern bieten die regionalen EDEKA-Handelsgesellschaften die Möglichkeit, ihre Produkte über die Zentrallager zu vertreiben. Schlussbetrachtung Der intensive Preis- und Qualitätswettbewerb um die Verbraucher bestimmt die Beschaffungspolitik des LEH. Der Verhandlungsspielraum der Einkäufer darf vor dem Hintergrund des scharfen Wettbewerbs daher nicht unangemessen eingeschränkt werden. Bisherige Zusammenschlüsse im Lebens­mittelbereich haben zu erheblichen Ver- brauchervorteilen (Preise und Produktqua­lität, Senkung der Transaktionskosten) geführt. Aus EDEKA-Sicht muss die Hebung von Effizienzvorteilen durch größere Einheiten weiterhin möglich bleiben. Der Erhalt von Arbeitsplätzen darf bei wettbewerbsökonomischen Betrachtungen nicht außer Acht gelassen werden. Wir freuen uns auf den weiteren Austausch mit Ihnen! Wenden Sie sich an unser Public Affairs-Team: Philipp Hennerkes (Leitung) · [email protected] · Telefon 040 / 6377-2282 David Volkert · [email protected] · Telefon 040 / 6377-2072 Der EDEKA-Verbund im Speziellen und der LEH im Allgemeinen verfügen über eine weitaus geringere Nachfragemacht, als gemeinhin behauptet wird. Der Wettbewerb funktioniert, es besteht eine große Abhängigkeit von Markenprodukten („Muststock“-Produkte), und Lieferanten haben vielfältige Ausweichmöglichkeiten hinsichtlich des Absatzes ihrer Ware. Herausgeber: EDEKA Zentrale AG & Co. KG · Unternehmenskommunikation/Public Affairs · New-York-Ring 6 · 22297 Hamburg · www.edeka-verbund.de Keine wettbewerbliche Einheit