Bauen für Forschung und Entwicklung

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ISSN 0935-2023
B 7509
1 | 2017
Bauen für Forschung
und Entwicklung
Industriebau-Neuheiten BAU 2017
Bauen mit Holz
Heizung/Lüftung/Klima
Publikationsorgan der Arbeitsgemeinschaft Industriebau (AGI)
63. Jahrgang
Daniel Blaser/photoresque
EDI TO R I AL
Karin Kronthaler, Robert Altmannshofer,
Detlef Hinderer, Melanie Meinig
(v. l. n. r.).
Anpassungsfähigkeit
Fehlende Anpassungsfähigkeit ist nicht nur grundsätzlich schlecht, sondern insbesondere
auch gefährlich. Das gilt im menschlichen Bereich ebenso wie bei Gebäuden, die dem stetigen
inhaltlichen Wandel und der Veränderung unterliegen. Kann sich ein Gebäude im Laufe
seines Lebenszyklus nicht schnell genug anpassen, ergibt sich nicht nur eine Wertminderung, auch die Dauer des Lebenszyklus ist deutlich verkürzt. Dass das der Nachhaltigkeit
widerspricht, liegt auf der Hand. Um langfristig den Werterhalt von Immobilien zu sichern,
denken viele Planer daher weit voraus und entwickeln anpassungsfähige Gebäude. Zu den
Stellschrauben gehören ebenso die Grundrisse und die Geometrie der Gebäude, wie auch
die Konstruktion sowie die technische Ausstattung.
Die Hochschule Ruhr West in Mülheim an der Ruhr von der Arbeitsgemeinschaft aus
HPP Architekten und Astoc Architects and Planners ist in vielerlei Hinsicht flexibel und
räumlich anpassungsfähig. Der Entwurf ist statt durch kurzfristiges Denken durch langfristige Perspektiven geprägt, denn die Gebäude sind dem Bedarf entsprechend umnutzbar.
Betrachtet man den kleinen Maßstab, lassen sich beispielsweise in den einzelnen Hörsälen
die Stühle herausnehmen. Und: Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit behalten die Gebäude
im Falle einer Umnutzung ihren Charakter. Lesen Sie ab S. 18 selbst, was den Entwurf
besonders macht.
Auf der BAU 2017, Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme, die im Januar
in den 17 Münchener Messehallen stattgefunden hat, standen zwei Themen im Mittelpunkt: Zum einen Building Information Modeling (BIM) und zum anderen smarte Bauelemente und -systeme, die gewissermaßen mitdenken können, also anpassungsfähig sind.
Sie besitzen spezielle Eigenschaften, um auf äußere Einflüsse reagieren zu können. Dazu
gehören beispielsweise auch Fassaden, die Energie erzeugen. Die Industriebau-Neuheiten
von der Messe finden Sie ab S. 30.
Eine inspirierende Lektüre wünscht Ihnen
Melanie Meinig
[email protected]
1/17 industrieBAU
3
I N H A LT
AR B EI TSGE ME IN S C H A FT I ND US T R I E B A U (A G I )
7
NEU ÜBERARBEITETES AGI-ARBEITSBLATT Q132
Mineralwolle als Dämmstoff für
betriebstechnische Anlagen
8
AGI-HERBSTFACHFORUM
AGI-Förderpreise und Vortragsprogramm
B AUEN F Ü R F ORS C H U NG UN D E NT WI CK LUN G
12
FORSCHUNGSGEBÄUDE IMP, WIEN, ÖSTERREICH
Kommunikation im Fokus
18
HOCHSCHULE RUHR WEST, MÜLHEIM AN DER RUHR
Farbenfroher Campus
24
ERWEITERUNG HOCHSCHULE DER MEDIEN, STUTTGART
Klare Formen & Betonästhetik
26
FORSCHUNGSGEBÄUDE DLR-STUTTGART
Zentrum in Gelb
12
Kommunikationsfördernd:
Forschungsgebäude IMP, Wien
30
Industriebau-Neuheiten BAU:
Weltleitmesse für Architektur,
Materialien und Systeme
42
Holzdachkonstruktion E Center,
Gaimersheim
B AU 2 0 17
30
INDUSTRIEBAU-NEUHEITEN
B AUEN MIT H OL Z
38
UMBAU BERKELEY GREEN SKILLS CENTER
Vom Forschungsreaktor zum
Ausbildungszentrum
40
UMBAU FÜR SERVICEPLAN SOLUTIONS, MÜNCHEN
42
Artisticco/Fotolia.com
Akustisch optimiertes Großraumbüro
E CENTER, GAIMERSHEIM
So kauft man heute ein
B R ANDS C H U T Z
44
EC 6 UND DIN 4102-4
Brandschutz mit Porenbetonmauerwerk
47
BVFA-QUALITÄTSSIEGEL „SPRINKLER PROTECTED“
Vorbeugender Brandschutz im Logistikzentrum
48
BRANDSCHUTZKONZEPT
Rolltreppen könnten auch evakuieren
HEI ZUNG / L Ü F T U N G/ K L I M A
50
RAUMLUFTTECHNIK (RLT)
„Ein Höchstmaß an Sicherheit und Transparenz“
52
SOLARWÄRME IN DER INDUSTRIE
Prozesswärme von der Sonne
54
ENERGIEWENDE IM GEWERBE
Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung
im Logistikzentrum
3
Editorial
58
Know-how
5
Aktuell
60
Veranstaltungskalender
9
AGI-Veranstaltungen
62
Recht
10
AGI-Baubarometer
64
Firmenverzeichnis
56
BIM
66
Vorschau/Impressum
57
Literatur
Titel: HPP/Astoc; Christa Lachenmaier
4
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ATP/Kurt Kuball (3)
BAUEN FÜR FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
F ORS C H U N G S G E B Ä U D E I MP, WI EN , ÖSTERREICH
Kommunikation im Fokus
Am Standort Vienna Biocenter im 3. Wiener Gemeindebezirk ist ein neues Gebäude des
Forschungsinstituts für molekulare Pathologie (IMP) entstanden. Rund 250 Forscher
arbeiten in dem von Boehringer Ingelheim finanzierten Neubau. Für die integrale
Planung zeichnen ATP Architekten Ingenieure, Wien, verantwortlich.
3 Stille empfängt den Besucher des neuen
dringend einer Sanierung, sondern auch
lich ein bisschen Schicksal. Der Bauherr, das
Forschungsinstituts für molekulare Patholo-
die Platzkapazitäten wurden den aktuel-
deutsche Pharmaunternehmen Boehringer
gie im 3. Wiener Gemeindebezirk. Das über-
len Anforderungen nicht mehr gerecht. Der
Ingelheim, ließ die Gelegenheit nicht unge-
rascht beim ersten Besuch besonders deswe-
1988 fertiggestellte Baukörper stammt vom
nutzt und kaufte das Grundstück, um dort
gen, weil die Umgebung des Gebäudes in der
Büro Architekt Podsedensek, Wien. Nord-
das neue Gebäude zu errichten.
biologischen Forschungsstadt architektonisch
östlich davon befindet sich das Gebäude
sehr unruhig ist. Dabei ist das Vienna Bio-
der Akademie der Wissenschaften. Die-
center einer der bedeutendsten Forschungs-
ses Gebäude beherbergt mit dem Institut
standorte für Lebenswissenschaften in Europa
für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und
Den Neubau des IMP, das zwischenzeit-
mit Forschungseinrichtungen und Unterneh-
dem Gregor Mendel Institut (GMI) zwei
lich auch seine Corporate Identity angepasst
men aus dem Bereich molekulare Biowissen-
Partnerinstitute des IMP und stammt von
hat, verbindet heute eine Brücke im zweiten
schaften. Rund 1.400 Wissenschaftler und
dem in Wien lebenden Architekten Boris
Obergeschoss mit dem ehemaligen, mittler-
Studierende sind hier beschäftigt.
Verbindung & Idee
Podrecca. Der Entwurf kann sich durch-
weile sanierten IMBA sowie dem GMI. So
Das erste Gebäude im Dienst der Lebens-
aus sehen lassen. Dass das Baugrund-
können diese Institute Synergien, wie bei-
wissenschaften am Standort war das alte
stück direkt gegenüber frei wurde und
spielsweise die Infrastruktur des Neubaus,
IMP-Gebäude. Dieses bedurfte nicht nur
zum Verkauf stand, war dann schlussend-
nutzen. Für die Sanierung des Instituts-
Das fünfgeschossige Atrium bildet den
Kern des Gebäudes. Über die offene Glasfassade
artikuliert sich der Anspruch an Kommunikation
und Begegnung auch nach außen.
1/17 industrieBAU
Den Neubau des IMP verbindet eine Brücke im zweiten Obergeschoss
mit dem ehemaligen, mittlerweile sanierten IMBA sowie dem GMI (hinten im Bild).
13
BAUEN FÜR FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
FORS C H U N G S G E B Ä U D E D LR -STU TTG AR T
Zentrum in Gelb
Einen sechsgeschossigen, kubischen Baukörper stellten Hammeskrause Architekten
auf den Universitätscampus in Stuttgart-Vaihingen. Die Eigendynamik der Faltläden
an der ansonsten geschlossenen Fassade assoziiert Bewegung und Veränderung. Im
Innern schafft das Forschungsgebäude mit nur einem Farbton Atmosphäre.
3 Neben umfangreichen Forschungs- und
Architekten
gestalterisch
anspruchsvoll
Entwicklungsarbeiten in Luftfahrt, Raum-
um und gaben dem Bau damit ein unver-
fahrt, Energie und Verkehr ist das Deutsche
wechselbares äußeres Erscheinungsbild. Die
Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
äußerst detailgenau ausgeführte Streck-
im Auftrag der Bundesregierung als Raum-
metallfassade mit ihren Faltläden umhüllt
fahrtagentur für die Planung und Umsetzung
das Gebäude mit einer feinen, fast textil
der deutschen Raumfahrtaktivitäten zustän-
anmutenden Haut. Durch die plastische Ver-
dig. Am Standort im Pfaffenwald in Stuttgart-
änderung des Gebäudes wird zudem, für
Vaihingen, in unmittelbarer Nähe zur Stutt-
ein Forschungsgebäude durchaus angemes-
garter Universität, entstand nun ein neues,
sen und zutreffend, Dynamik, Bewegung
sechsgeschossiges Forschungsgebäude für
und Veränderung assoziiert.
die beiden Institute Technische Thermodynamik und Technische Physik des DLR.
Strahlendes Goldgelb
im Atrium
Unverwechselbare Fassade
Das Forschungsgebäude ist geprägt von
Der Neubau erweitert den DLR-Stand-
einem dichten Raumprogramm mit Labor-
ort Stuttgart auf dem Universitätscampus
und
und baut ihn weiter aus. In den Forschungs-
Messungen mit Lasern erfolgen ohne Tages-
laboren, Werkstätten und Büroräumen sind
licht. Zudem machte der Brandschutz ein
seit Juli 2016 rund 115 Wissenschaftler
hohes Maß an geschlossenen Wänden not-
tätig und arbeiten an Zukunftsthemen aus
wendig. So entstand die Idee, einen Ort im
den Bereichen der Energie- und Laserfor-
Gebäude zu schaffen, an dem das Tageslicht
schung. Der kubische Baukörper fügt sich
in die Tiefe des Raums fällt. Wer das Foyer
nahtlos in die städtebauliche Grundstruktur
betritt, befindet sich in einem Luftraum, der
des Universitätscampus und des DLR-Stand-
mit seinem intensiven, metallisch reflektie-
ortes ein. Den Typus der Lochfassade mit
renden Goldgelb zu leuchten scheint und
Klapp-Schiebeläden setzten Hammeskrause
dem Forschungsgebäude seine Identität ver-
Büronutzung.
Die
experimentellen
W.-D. Gericke/Hammeskrause Architekten BDA (3)
leiht. Über das nach Norden ausgerichtete
Atriumoberlicht dringt das Tageslicht tief
in das Innere des Gebäudes Fast 1.300 m²
Wandfläche im Bereich des Atriums und
der angrenzenden Flure sind in der metallischen Oberflächenoptik Creativ Lucento von
Brillux gestaltet. Je nach Lichteinfall chanDie Streckmetallfassade mit Faltläden
umhüllt das Gebäude mit einer fast textil
anmutenden Haut, die durch die Bewegung
immer wieder variiert.
26
giert die Farbe und vermittelt doch immer
den Eindruck, als ob die Sonne selbst im
Zentrum des Gebäudes scheint.
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ATP/Becker (3)
Die gelbe Eingangsbox ist signifikant für die
neue Supermarkt-Generation von Edeka.
Der Marktbereich wird von Brettschichtholzbindern im Abstand von 8 m
überspannt, die bis zu 17 m frei tragen.
Die Lamellenstruktur verleiht der großen Deckenfläche einen weichen Verlauf und zieht sich fließend
von innen bis ins auskragende Dach. Dazwischen ist
die darüberliegende Holzkonstruktion sichtbar.
E C E N T E R , G AI MER SH EI M
So kauft man heute ein
Edeka Südbayern eröffnete in Gaimersheim einen neuen Supermarkt, den ATP Architekten Ingenieure, München, hinsichtlich prototypischer Elemente für eine kommende
Supermarkt-Generation gestalteten. Das Konzept beinhaltet auch eine außergewöhnliche Holzdachkonstruktion.
3 Bereits im Rahmen einer von Edeka Süd-
ten” gestaltet. Die Plaza wird als zentraler
welche die Dachlasten aus Dachbegrünung
bayern im April 2012 ausgelobten Studie
Knotenpunkt zur orientierungsstiftenden
und Schnee aufnehmen. Die CLT-Platten
konzipierte ATP München einen neuen
Fläche im Markt. Der Frontcooking-Bereich
bestehen aus mindestens drei kreuzweise
Edeka-Supermarkt in Gaimersheim. Ein Ziel
und die Frischetheken laden zum längeren
verleimten Einschichtholzplatten. Zusätz-
war es, mit der konkreten Aufgabenstellung
Verbleib und zum Speisen ein. Das Edeka-
liche Zwischengeschosse ermöglichen die
für den dortigen Standort zugleich proto-
Super-Sign wurde bereits 2006 von ATP ent-
Unterbringung der Haustechnik.
typische Elemente für die nächste Gene-
worfen. Zu der gelben Eingangsbox gesellen
Das aus Primär- und Sekundärträgern
ration der Edeka-Supermärkte zu entwi-
sich nun ein neu definierter Frische-Bereich,
bestehende Dachtragwerk durchdringt die
ckeln. Der damalige Entwurf diente als Basis
ein Backshop und eine exklusiv gestaltete
Außenfassade des Gebäudes und setzt sich
für das eingeschossige Konzept des heuti-
Weinwelt. Neu ist außerdem die sogenannte
in gleicher Weise bis zum maximal 6,5 m
gen Gebäudes. Die wesentlichen Parameter
„Grüne Wand” über Obst und Gemüse und
auskragenden Dachrand fort. Sämtliche
wie Marktstruktur, Organisation, technische
der Frischetheke.
Verbindungsknoten im Dachtragwerk sind
Gebäudeausrüstung,
Interieur,
Footprint,
Nachhaltigkeit und Außenanlagen blieben im
aktuellen Projekt weitgehend erhalten bzw.
als verdeckte, nicht sichtbare Verbindungen
Tragwerksplanung: Verkaufsfläche bleibt stützenfrei
wurden adaptiert und weiterentwickelt.
bei der Entwicklung der Knotendetails stellten die einerseits schräg zur Außenfassade
Neben der veränderten inneren Struk-
Elemente des neuen
Edeka-Supermarktes
ausgeführt. Eine zusätzliche Erschwernis
tur prägt eine außergewöhnliche Holzdach-
verlaufende Binderachse sowie die selbst
konisch verlaufende Außenfassade dar.
konstruktion den Edeka-Markt. Der Markt-
Die Dachfläche ist als Scheibe ausgebildet.
bereich wird von Brettschichtholzbindern im
Sie übergibt die auf sie einwirkenden hori-
prototypischer
Abstand von 8 m überspannt, die bis zu 17 m
zontalen Kräfte aus Wind und Erdbeben
Elemente untersuchte ATP verschiedene
frei tragen. Dadurch konnte die Verkaufs-
an die vertikal aussteifenden Stahlbeton-
Aspekte des Einzelhandels. Nach gründlicher
fläche nahezu stützenfrei gehalten werden.
bauteile, bestehend aus Kernen und Wand-
Analyse kristallisierten sich im Marktinneren
Quer zu den Hauptbindern spannen sich im
scheiben. Durch das gewählte Aussteifungs-
die Bausteine Atrium, Plaza und Frontcoo-
Abstand von 2,5 m Brettschichtholzpfetten
konzept konnten die Stahlstützen, auf die
king sowie außen das Super-Sign heraus.
zur Aufnahme der aus CLT-Platten (Cross
die Brettschichtholzbinder abtragen, sehr
Das transparente Atrium ist als „Nutzgar-
Laminated Timber) bestehenden Dachhaut,
schlank und statisch als Pendelstützen aus-
Für
42
die
Entwicklung
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BRANDSCHUTZ
E C 6 U N D D I N 4 1 0 2 -4
Brandschutz mit Porenbetonmauerwerk
Nach der allgemeinen bauaufsichtlichen Einführung des Eurocode 6 durch die Fachkommission Bautechnik im Jahr 2015 haben inzwischen alle einzelnen Bundesländer
die Regelungen in ihre Landeslisten integriert. Das gilt auch für den baulichen Brandschutz, der mit der neuen DIN 4102-4 vervollständigt wurde. Diese soll Anfang 2017
eingeführt werden. Mit Wänden aus Porenbeton fällt Brandschutz optimal aus.
3 Bislang war der Brandschutz von Bauteilen
ten Tabellen zur Ermittlung der erforderli-
Der neu definierte Ausnutzungsfaktor
allein in der DIN 4102-4 geregelt. Die neue
chen Mindestwanddicken erhalten geblie-
berücksichtigt, dass die maximal zulässi-
DIN 4102-4:2016-05 ergänzt das brand-
ben. Damit kann der in der Praxis bewährte
gen Normalkräfte nach DIN EN 1996 anders
schutztechnische
einfache tabellarische Nachweis auch wei-
(größer oder kleiner) als die bisherigen Werte
terhin erfolgen.
nach DIN 1053 sein können. Das wird durch
Nachweiskonzept.
Die
Bemessung der Feuerwiderstandsfähigkeit
die geänderte Knickformel und den Verhält-
tragender Bauteile erfolgt grundsätzlich mit
den bereits eingeführten, baustoffbezogenen
Die Norm DIN EN 1996-1-2/NA enthält für
niswert zwischen den neu festgelegten cha-
europäischen Bemessungsnormen (Euroco-
Mauerwerk aus genormten Steinen die aus
rakteristischen Mauerwerkdruckfestigkeiten
des). Für Mauerwerk – so auch für Porenbeton-
DIN 4102-4 tabellierten Werte für
in Verbindung mit dem dazugehörigen Nati-
• nichttragende Wände,
onalen Anhang. Ergänzend enthält die neue
• tragende raumabschließende Wände,
DIN 4102-4 Anwendungs- und Ausfüh-
• tragende nichtraumabschließende Wände,
rungsregelungen. Dazu kommen Angaben
• tragende Pfeiler und
zur
• Brandwände.
Feuerwiderstandsfähigkeit
derjenigen
fk und den bisherigen Grundwerten der
zulässigen Druckspannung ␴0 verursacht.
mauerwerk – regelt das die DIN EN 1996-1-2
tragenden Bauteile, für die Eurocodes keine
Klassifizierung nach
DIN 4102-4
Ergänzend zum Eurocode 6 Teil 1-2 enthält die neue DIN 4102-4:2016-05 Anwen-
Bemessungsregelungen aufweisen und die
Diese sind jedoch anders als bisher in DIN
dungs- und Ausführungsregelungen. Im
weiterhin nach DIN 4102-2 und DIN 4102-3
4102-4 nach Steinarten sortiert. So finden
Abschnitt 9 der Norm wurden die bereits in
klassifiziert werden.
sich dort u. a. eigene Tabellen für Poren-
der alten Fassung enthaltenen bekannten
betonmauerwerk. Die darin angegebenen
und brandschutztechnisch zu berücksich-
Wanddicken für das Erreichen der jeweili-
tigenden
gen Feuerwiderstandsklasse sind einzuhal-
Wand-Wand)
ten. Werte für Wände mit beidseitigem Putz
tionen übernommen – ergänzt um neuere
nach Abschnitt 4.2 der DIN EN 1996-1-2 sind
nachgewiesene Anschlussmöglichkeiten.
Klassifizierung nach
Eurocode 6
Der Eurocode 6 kann inklusive der Tragwerksbemessung für den Brandfall in der
in den Tabellen in Klammern angegeben.
Anschlussdetails
für
(Wand-Decke,
Mauerwerkskonstruk-
Zudem werden Aussagen zur Feuer-
Praxis komplett eingesetzt werden. Teil 1-2
Für tragende Wände ist zu beachten,
widerstandsfähigkeit derjenigen Bauteile
mit dem dazugehörigen Nationalen Anhang
dass ein neuer Ausnutzungsfaktor ␣6,fi defi-
getroffen, für die Eurocodes keine Bemes-
gilt in Verbindung mit den Normen DIN
niert wurde, der sich an der Systematik der
sungsregelungen
EN 1996-1-1, DIN EN 1996-2 und DIN EN
bisherigen Ausnutzungsfaktoren ␣2 gemäß
tonmauerwerk sind das Angaben zu den
1996-3 und darf nur für Bauteile angewen-
DIN 4102-4 orientiert. Dieser neue Faktor
Mindestwanddicken
det werden, die nach Eurocode 6 bemessen
wurde erforderlich, da die überwiegende
Wänden aus Porenbeton-Bauplatten und
(kalte Bemessung) und ausgeführt sind.
bieten.
von
Für
Porenbe-
nichttragenden
Anzahl der bisherigen in die Tabellenwerte
-Planbauplatten nach DIN 4166. Enthalten
Trotz der Umstellung auf das europäische
eingeflossenen Brandversuche mit den Belas-
sind in der Tabelle 9.1, Zeile 1 die Werte, die
Konzept mit neuen Bezeichnungen für Feu-
tungen aus der kalten Bemessung nach DIN
bereits Inhalt der alten Norm waren, d. h.,
erwiderstandsklassen (R, REI, EI, REI-M, EI-M)
1053-1 (altes Bemessungskonzept) durchge-
eine 7,5 cm dicke, nichttragende Wand aus
sind die aus der alten DIN 4102-4 bekann-
führt wurde.
Porenbeton-Planbauplatten kann bereits als
44
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HEIZUNG/LÜFTUNG/KLIMA
RA UM L U F T T E C H N I K (R LT)
„Ein Höchstmaß an Sicherheit
und Transparenz“
Der Herstellerverband RLT-Geräte e. V. macht auf seine
aktualisierte RLT-Richtlinie 01 und auf das neu eingeführte Label für „Regelkonformität“ aufmerksam.
Udo Ranner erläutert, wie Investoren und
Fachplaner davon profitieren.
Udo Ranner ist stellvertretender Vorsitzender
und Obmann des Arbeitskreises Technik
im Herstellerverband RLT-Geräte e. V.
des Verbands, Mindeststandards für raum-
Punkte beim individuellen RLT-Gerät einge-
„Allgemeine Anforderungen an Raum-
lufttechnische Geräte zu schaffen. Normativ
halten werden.
lufttechnische Geräte“ will eine sichere
gab es kaum Vorgaben. Das haben wir mitt-
Basis für einen hohen Qualitätsstan-
lerweile geändert. Für den Einzelnen ist es
Wenn beispielsweise ein zu kleiner Auf-
dard bei raumlufttechnischen Geräten
aber immer schwerer geworden, den Über-
stellplatz vorgegeben ist, wird das RLT-
bieten. Was war denn bislang unsicher?
blick über die umfangreichen Einzelpunkte
Gerät klein, die Luftgeschwindigkeit
Damals, als das Sick-Building-Syndrom dis-
zu behalten. Das Regelkonformitäts-Label
im Gerät aber groß und die spezifische
kutiert wurde, war es das Gründungsziel
gibt Sicherheit, dass sämtliche der rund 250
Ventilatorleistung hoch. Was dann?
Huber+Ranner (2)
Herr Ranner, die neue RLT-Richtlinie 01
50
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Logistik und Distribution
Auf der Werksanlage Pfieffewiesen bildet das neue Hochregallager für die B. Braun
Melsungen AG einen weiteren Puzzlestein am Standort Melsungen. Den Masterplan dazu haben James Stirling
und Michael Wilford & Associa-
Redaktion:
tes in den 1980er Jahren entwickelt. Das neue Modul 8 haben
Orange Blu Building Solutions
geplant. Das Projekt mit einer
Orange Blu
Bruttogeschossfläche von rund
5.400 m2 stellen wir in der
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5. April 2017
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