www.industriebau-online.de ISSN 0935-2023 B 7509 2 | 2017 Logistik und Distribution Bauen mit Systemen/Systemgebäude Flachdachabdichtungen Fassadensysteme Publikationsorgan der Arbeitsgemeinschaft Industriebau (AGI) 63. Jahrgang HZDS/Giorgia Müller LOGISTIK UND DISTRIBUTION 18 www.industrieBAU-online.de LOGISTIK UND DISTRIBUTION L O GI S T I KZ E N T RU M H G C OMME R C IALE HARDWALD, UNTER E N G S T R IN G E N , K A N T ON Z Ü RICH, SCHWEIZ Alles unter einem Hut Angemessenheit ist den Architekten und Generalplanern des Zürcher Büros HZDS wichtig. Beim Bau des Logistikzentrums für den Schweizer Bauhändler HG Commerciale in Unterengstringen im Kanton Zürich ist ihnen die Umsetzung dieses Anspruchs gelungen. 2/17 industrieBAU 19 HZDS/Giorgia Müller (5) Skulpturale Form: Logistikzentrum des Schweizer Bauhändlers HG Commerciale in Unterengstringen im Kanton Zürich. Weil die Vordächer in ihrer Form noch einmal zurückknicken, wirken sie wie die Fittiche eines Vogels, die den Besucher unter sich aufnehmen. 3 Auf sein Lieblingszitat „Schönheit wird die 75.000 m3 alle Funktionen wie Büros, Logis- Architektursprache finden, könne man nicht Welt retten“ nimmt Heinz Zimmermann, tik und Repräsentation unter einen Hut brin- nur im Wohnbau oder bei Museen, sondern Architekt und geschäftsführender Part- gen. Zum anderen soll sich der Baukör- durchaus auch bei Industriebauten realisie- ner des Zürcher Büros HZDS, Architektur per über die Großform in seiner Umgebung ren. Beim Baukörper in Unterengstringen ist für die Arbeitswelt, auch in baulicher Form behaupten. In der Nachbarschaft mit ihren das gelungen. gerne Bezug. Das Zitat stammt von keinem zergliederten Bauformen befinden sich ein Geringeren als dem russischen Schriftsteller riesiger Kieshügel für das Betonmischwerk Fjodor Dostojewski. Mit der skulpturalen und ein Golfplatz. Dazu bildet die Groß- Form des neuen Logistikzentrums hat der form ein Gegenvolumen, zeigt Präsenz und Die riesigen Vordächer tragen maßgeb- Schweizer Planer einen Baukörper realisiert, behauptet sich am Standort. Das in zwölf- lich zur Definition der großen Form bei. den Heinz Brunner, Leiter Profitcenter Zürich monatiger Bauzeit entstandene Gebäude bil- Wären die Dächer einfach abgehängt, wür- HG Commerciale, aus Bauherrensicht als die det heute an der Überlandstrasse, einer der den sie nicht annähernd dieselbe optische „schönste Baumaterial-Arena der Schweiz“ Verkehrsachsen von Zürich, eine Wegmarke. Anziehung ausüben. Außerdem ist die bezeichnet. Die hohe Anforderung an eine Wenn man übertragen davon spricht, dass Form über die Vordächer stark abstrahiert, schöne Gestaltung des Gebäudes scheint Gebäude singen oder auch schreien kön- hebt sich dadurch von der Umgebung ab somit erfüllt. nen, so strebt Zimmermann das „Schreien“ und zeigt eine starke Präsenz. Weil die Vor- keineswegs an. Schließlich gebe es bereits dächer in ihrer Form noch einmal zurück- genug derartiger Gebäude, die geradezu knicken, wirken sie wie die Fittiche eines lauthals auf sich aufmerksam machen. Viel- Vogels, die den Besucher unter sich aufneh- Große gebaute Form Dach als Schirm Nähert man sich dem Neubau für HG mehr betont er, zufrieden zu sein, wenn men. Ohne diese zusätzliche Knickung wäre Commerciale (HGC) im Limmattal, Kanton seine Gebäude zwar vielleicht nicht sin- das Dach in seiner Form nach außen ausge- Zürich, fallen insbesondere die Kraft der gen, aber summen. Damit meint er, dass laufen und hätte den Umschlagplatz nicht großen gebauten Form und das weit aus- sie in einer elegant zurückhaltenden und weiter räumlich definiert. Insgesamt kra- kragende Dach ins Auge. Für die Entschei- zugleich auffälligen Art auf sich aufmerk- gen die Gebäudeecken 10 m aus. Die Trag- dung, das Gebäude als Großform zu realisie- sam machen. Dabei sei auch die Berücksich- konstruktion des Vordaches ist auf die Höhe ren, gibt es zwei Gründe. Zum einen wollte tigung des kleinen Maßstabes wichtig. Denn des Hallendaches angehoben und in dessen der Architekt in dem Gebäudevolumen von gerade Details, die sich in der klassischen Tragwerk integriert. Damit ist die Unterkonstruktion unsichtbar. Nach außen zeigt sich das Vordach einheitlich in leichtem, gelochten Wellblech aus Aluminium. DIPL.- ARCH. ETH/SIA HEINZ ZIMMERMANN, GESCHÄFTSFÜHRENDER PARTNER HZDS AG, ARCHITEKTUR FÜR DIE ARBEITSWELT, ÜBER LOGISTIKGEBÄUDE DER ZUKUNFT: „Das Gebäude des 21. Jahrhunderts muss alles sein: nützlich, nachhaltig und insbesondere schön. Ein Unternehmen kann so auch nach außen zeigen, wofür es einsteht. Unser Ziel ist es, innerhalb des Budgets eine Lösung zu finden, die diese Kriterien erfüllt.“ Nachts leuchtet der obere Gebäudeteil von Innen heraus und das Dach scheint zu schweben. Dabei entspricht die Größe des Daches etwa der eines Fußballfeldes. Tagsüber wird dieser Eindruck dadurch verstärkt, dass sich das leichte Dach von dem massiven, visuell schweren Sockel aus rot gestriche- 20 www.industrieBAU-online.de LOGISTIK UND DISTRIBUTION „Ich habe großen Respekt vor dem Handwerk, denn ohne das Handwerk existiert eine Idee nur in den Köpfen und auf dem Papier“, erklärt Heinz Zimmermann, HZDS, und ergänzt: „Bauen ist Teamwork. Der Architekt moderiert die Prozesse.“ nen Holzschalungstafeln deutlich absetzt. verkehrsstraßen eine Wegmarke zu setzen. Wand trennt den Luftraum zur Treppe hin ab Diese dreischichtigen OSB-Platten mit ihrem Damit dient der Gebäudekörper gleichzei- und bildet beispielsweise für Vorträge einen geschichteten Fugenbild stammen aus dem tig Repräsentationszwecken: als Visitenkarte geschlossenen Bereich. Diese Wand lässt Sortiment von HGC. Der Effekt wird noch und Werbeträger für das Unternehmen. sich bei Bedarf verschieben, sodass ein gro- deutlicher, weil der Sockel vom Dachvolu- Zum anderen sollten Lieferanten und Kun- ßer Raum für hauseigene Veranstaltungen men über eine Fuge beziehungsweise Nut den von HGC selbstverständlich nicht den entsteht. Die Küche, die normalerweise den getrennt ist. Dadurch entsteht gleichzeitig Eindruck haben, das Gebäude schlussend- Mitarbeitern zur Verfügung steht, wird dann ein scheinbar selbstverständliches Gleichge- lich über den Erwerb von Produkten mit zu zum Cateringbereich. Von diesem ersten wicht zwischen den beiden Bauteilen. Über- bezahlen. Außerdem mussten die Architek- Obergeschoss sind auch die Büros erschlos- dimensionale rote Rahmen fassen die Berei- ten während der Planung ihren Gebäudeent- sen. Dabei bilden die Bereiche zur Fassade che der Fenster mit ihrem silberfarbenen wurf aufgrund der Kostenvorstellungen des hin die Bürozonen, während die der Fassade Sonnenschutz und Türen zusammen, sodass Bauherrn noch anpassen. Schlussendlich ist abgewandten Bereiche die dienende Zone ein Bezug zum Maßstab der Halle entsteht. das Projekt als „Design to Cost“ entstanden. bilden. Auch hier ging es wieder um Ange- Unternehmen & Standort Entwurf & Nutzung messenheit. So sind die Decken beispielsweise in Béton brut ausgeführt. Im hinteren Bereich des Grundrisses befindet sich der Bereich der Logistik mit dem Materiallager. „Alles für den Bau“ lautet der Slogan Im vorderen Gebäudebereich gibt es einen von HGC, einem führenden Schweizer Bau- eigenen Eingang, der auch für Kunden die händler. Am Standort sind die Bereiche Bau- Räume zur Beratung, Schulung sowie Prä- keramik und Holz abgedeckt. Die Nutzung sentation erschließt. Weil dieser Eingangs- des Gebäudes konzentriert sich hauptsäch- bereich zum Eventbereich im ersten Oberge- Die statisch wirksamen Träger der Logistik- lich auf Lager und Logistik. Die Bauauf- schoss hin repräsentativ gestaltet sein sollte, halle sind aus Stahl. Dabei folgt die Geome- gabe stellte für die Planer und Bauleiter von ist die Treppe nicht orthogonal ausgeführt, trie der Träger dem Kräfteverlauf, sodass HZDS einen Spagat dar. Denn zum einen galt sondern leicht gerundet. Im oberen Bereich sich eine Ersparnis beim verbrauchten Stahl es, den bis dahin freien Platz in der Umge- empfängt den Besucher dann ein hel- ergab. Auf einer Nutzfläche von 3.100 m2 bung zu besetzen und an einer der Haupt- ler, offener Bereich. Eine auberginefarbene gibt es nur vier Stützen. Dadurch entsehen Innerhalb des Volumens unter dem großen Dach lässt sich bei Bedarf die Fläche für Büroarbeitsplätze erweitern. Eine auberginefarbene, verschiebbare Wand trennt den Luftraum zur Treppe hin ab und bildet beispielsweise für Vorträge einen geschlossenen Bereich. Blick in die Bürobereiche. 2/17 industrieBAU Logistik 21 LLOGISTIK OGISTIK U UND ND DISTRIB DISTRIBUTION UTION Längsschnitt HZDS (3) Querschnitt Grundriss Erdgeschoss. 22 www.industrieBAU-online.de HZDS/Giorgia Müller (3) LOGISTIK UND DISTRIBUTION oben links: Transparenz und Durchblicke bestimmen das Innere. oben rechts: Der Logistikbereich ist licht gestaltet. links: Industrieästhetik zwei stützenfreie Hallenbereiche mit einer insgesamt für über 10.000 m2 entwickelten lagers nach hinten vergrößern. In der Stirn- Breite von 22 m und einer Länge von fast Masterplans ist bereits ein Erweiterungs- fassade gibt es bereits einen Hauptträger, 90 m. Die lichte Raumhöhe misst 14 m. Auf bau für den Vertrieb von Betonteilen etc. sodass die Fassadenstützen ohne weitere eine Beheizung der Halle wurde bewusst von HGC vorgesehen. Das neue Logistik- statische Maßnahmen ausbaubar sind. Im verzichtet. Große Fenster und Oberlich- zentrum ermöglicht aufgrund seines öko- Kopfbau lassen sich schon heute innerhalb ter versorgen die Räume ausreichnend mit nomischen Grundrasters und seiner großen des Volumens unter dem großen Dach die Tageslicht. Die Beleuchtung erfolgt inner- Stützenweite je nach Bedarf auch eine Büroarbeitsplätze bei Bedarf auf die drei- halb des gesamten Neubaus über LED. Das Umnutzung. Die Halle lässt sich in ihrer fache Fläche erweitern. Büro des Logistikleiters im Inneren der Halle Längsrichtung auf der Fläche des Außen- p [MELANIE MEINIG] ist wie die Außenhaut des Gebäudes rot und damit deutlich sichtbar. Gleichzeitig zieht sich dadurch der Außenraum optisch in den Innenraum. Das gesamte Gebäude ist nicht unterkellert. Nachhaltigkeit & Nützlichkeit Im Fokus der Planung standen die Angemessenheit und Flexibilität der Gebäude sowie die künftige Erweiterungsoption NAMEN UND DATEN Objekt: Logistikzentrum HG Commerciale Hardwald Adresse: Überlandstrasse 120, 8103 Unterengstringen, Kanton Zürich, Schweiz Bauherr: HG Commerciale Generalplanung, Architektur und Bauleitung: HZDS AG, Zürich Gebäudevolumen: 75.000 m3 des Standortes. In der zweiten Phase des 2/17 industrieBAU 23 Impressum Messe Essen V ORSC H AU · IM PRESSUM Neue Messe Essen Gerade bei Messegeländen ist eine stetige Modernisierung unver- Herausgeber und Verlag: FORUM Zeitschriften und Spezialmedien GmbH Mandichostr. 18, 86504 Merching Tel.: 08233/381-361, Fax: 08233/381-212 E-Mail: [email protected] www.industriebau-online.de www.facility-manager.de www.hotelbau.de www.forum-zeitschriften.de Geschäftsführer: Rosina Jennissen Objektleitung: Robert Altmannshofer, M.A., Tel.: 08233/381-129 [email protected] Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (Arch.) 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Versandkosten EUR 9,00 (Inland)/EUR 18,- (Ausland) Für Mitglieder der AGI e.V., Bensheim, ist der Zeitschriftenbezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. Erscheinungsweise: 6 x jährlich Das Abonnement gilt zunächst für ein Jahr; es verlängert sich automatisch mit Rechnungsstellung und ist jederzeit zum Ablauf des Bezugsjahres kündbar. Bei Nichtbelieferung durch höhere Gewalt besteht kein Anspruch auf Ersatz. stehen die Verbesserung der Logistik sowie die städtebauliche Integration im Fokus. Das Projekt mit seinem rund 2.000 m2 großen ThomBal/Fotolia.com Glasfoyer am Eingang Ost stellen wir in der nächsten Ausgabe vor. Bauen mit Beton Das Bauen mit Beton bietet unterschiedliche Vor- und Nachteile. industrieBAU ist eine Publikation der Sparte Bau- und Immobilienzeitschriften der FORUM Zeitschriften und Spezialmedien GmbH. Dazu gehören auch: Ob Projekte, die in Ortbeton erstellt sind, der als Transportbeton auf die Baustelle kommt, oder solche aus vorgefertigten BetonBauteilen – insbesondere im Industrie- und Gewerbebau werden sie immer ästhetischer. Industrieböden Industrieböden haben es im wahrsten Sondem/Fotolia.com Sinne des Wortes nicht leicht und nicht nur die statischen Belastungen machen ihnen zu schaffen. Was es bei der Planung und Instandhaltung zu berücksichtigen gilt, erklären wir in industrieBAU. www.facility-manager.de www.hotelbau.de Manuskripte werden gerne von der Redaktion angenommen. Sie müssen frei sein von Rechten Dritter. Sollten sie auch an anderer Stelle zur Veröffentlichung oder gewerblichen Nutzung angeboten sein, ist dies anzugeben. Zum Abdruck angenommene Beiträge und Abbildungen gehen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen in das Veröffentlichungs- und Verbreitungsrecht des Verlages über. Überarbeitungen und Kürzungen liegen im Ermessen des Verlages. 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