Bonn/Stuttgart, April 2008 13. Deutscher Logistik- und Versandleitertag Das braucht der Logistikstandort Deutschland: Innovation, Infrastruktur und Incentives! Am 17. April 2008 fand in Stuttgart der 13. Deutsche Logistik- und Versandleitertag unter dem Motto: „Logistik schafft MehrWert – Lösungen für dynamische Transportmärkte“ statt. Zahlreiche Referenten diskutierten in Vorträgen, auf dem Podium und in Workshops aktuelle Themen aus Transport und Logistik, zum Beispiel zur Zukunft des Ladungsverkehrs, zum deutschen Mautsystem als Wegbereiter für Logistik-Mehrwertdienste, notwendigen Image-Verbesserungen für die Branche, Problemen und Potenzialen an der Schnittstelle Rampe sowie Aspekte der Fahrerbeschaffung und –qualifikation. Das Impuls-Statement – auszugsweise wiedergegeben – gab der Präsident des BWVL, Herbert Götz: „Mit der Themenwahl und der Konzeption der Veranstaltung wollen wir einmal mehr unterstreichen, welche immense Bedeutung Transport und Logistik für eine funktionierende Volkswirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Bundesrepublik Deutschland in der Mitte Europas haben. Logistik schafft Mehrwert - wir können ein wenig mit dem Titel spielen - je nachdem wie wir die Betonung setzen. Schafft Logistik Mehrwert bzw. sind durch Transport und Logistik unsere Produkte einfach mehr wert? Letzteres liegt natürlich nicht daran, dass Transport so teuer ist, viele Stimmen behaupten da ja eher im Gegenteil, dass Transport zu billig wäre und reden einer weiteren Verteuerung das Wort. Nein, das ist nicht der Grund, sondern die Tatsache, dass durch Logistikleistungen Produkte überhaupt erst arbeitsteilig entstehen können, unsere tägliche Versorgung sichergestellt wird und Waren den Weg zum Kunden finden um zum Wachstum und Wohlstand unserer Volkswirtschaft beizutragen. Ähnlich wie auch Freiheit ohne Mobilität nicht denkbar ist, so ist der Exportweltmeister Deutschland ohne Transport und Logistik einfach nicht vorstellbar. Insoweit freuen wir uns, dass gerade unser heutiger Veranstaltungstag auch bundesweit zum Initiativtag der Logistik ausgerufen worden ist und in ganz Deutschland einem breiten Publikum die Bedeutung dieses Sektors, der immerhin inzwischen mit einer Wertschöpfung von 188 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt und 2,6 Mio. Menschen beschäftigt vorgestellt wird. Logistik und Transport schaffen Werte, machen Arbeitsteilung erst möglich und sind im wahrsten Sinne Motor unserer Wirtschaft. Diese Erkenntnis, meine sehr geehrte Damen und Herren, setzt sich erfreulicherweise auf immer mehr gesellschaftlichen Ebenen durch! Trotzdem ist unser Image längst nicht auf dem Stand, der der Branche gebühren würde. Trotz aller Lippenbekenntnisse zum Logistikstandort Deutschland denkt man in der Politik oft mehr in Vermeidungskategorien statt in pro-aktiven Strategien. Um so mehr ist es zu begrüßen, wenn wir gemeinsam mit 11 anderen Institutionen und Verbänden unter Beteiligung und Schirmherrschaft von Wirtschaftsminister Pfister die LogistikImage-Kampagne Baden-Württemberg aus der Taufe gehoben haben. Natürlich ist es auch lobenswert, wenn erstmals in einem Koalitionsvertrag das Stichwort Logistik auftaucht und wir von der Verkehrspolitik initiiert gemeinsam an einem Masterplan Güterverkehr und Logistik arbeiten, der nun in die entscheidende Phase der Umsetzung geht. Die Schlussfolgerungen des Bundesverkehrsministers aus der in fast zweijähriger Arbeit unter Beteiligung aller Interessengruppen erstellten Wissensbasis –oder soll ich lieber ’Wunschliste’ sagen- sind aber aus unserer Sicht eher enttäuschend. Sie verkennen unseres Erachtens die wirtschaftlichen Notwendigkeiten und lassen nachhaltige Konzepte für eine konkrete Umsetzung der angeregten Maßnahmen und vor allem Ressourcen für deren Finanzierung vermissen. Hier müsste bzw. muß der Erhalt und Ausbau der Infrastruktur, streng orientiert am Kosten-NutzenPrinzip für alle Verkehrsträger oberste Priorität haben. Teilweise bekommt man hingegen den Eindruck eines Rückfalls in alte Ideologien. Wie VDA-Präsident Wissmann kürzlich ausführte, lässt sich die Taktik eher mit Vermeiden, Verlagern und Verteuern beschreiben als mit zielführender Verkehrs- und Infrastrukturpolitik. Wir plädieren hier im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung statt dieser 3 „V“ mehr für die drei „I“, das heißt für mehr, also Investitionsanreize, als zukunftsweisende Strategien, um unter anderem das mit 70% prognostizierte Wachstum des Güterverkehrs bis 2025 zu bewältigen. Apropos „V“ wie verteuern: dreimal dürfen Sie raten, wer für die Finanzierung der im Masterplan angedachten Maßnahmen in erster Linie aufkommen soll? Jeder kennt die Antwort: natürlich der Straßengüterverkehr. Es werden uns in diesem Jahr noch harte Gefechte um die Kostenanlastung der Verkehrswege ins Haus stehen. Haben wir es gemeinsam Ende vergangenen Jahres noch geschafft, eine Mauterhöhung durch die Hintertür unter einem umweltpolitischen Deckmantel zu verhindern, so bin ich mir sicher, dass dieser Erfolg leider nicht von Dauer ist. Durch ein neues Wegekostengutachten hat das Verkehrsministerium die Kosten der Straßeninfrastruktur in die Höhe rechnen lassen, um eine fadenscheinige Rechtfertigung zu finden, den Schwerlastverkehr über die Maut noch drastischer als bisher zur Kasse zu bitten. Wie anders als künstlich und fraglich soll man eine Wegekostenrechnung bezeichnen, die im Ansatz zu mehr als 50 Prozent auf kalkulatorischen Zinsen basiert?! Mautanpassung an die tatsächlichen Wegekosten heißt das ganze dann im Politdeutsch. Zusätzlich macht die EU-Kommission in Brüssel das Tor weit auf für die so genannte Internalisierung der externen Kosten. Dazu gehören zum Beispiel Kosten für Schadstoffemissionen, Lärm, Unfälle bis hin zum Stau. Gestartet wird – wie ist es anders zu erwarten – nicht bei allen Verkehrsträgern gleichzeitig, sondern natürlich zunächst mit dem Straßengüterverkehr. Dem Erfindungsreichtum der Verkehrs-, Umwelt- und Finanzpolitik zum Abkassieren dieses Sektors sind folglich kaum Grenzen gesetzt. Nicht ganz so eifrig ist man bei der Umsetzung anderer Versprechen. So warten wir, aber insbesondere natürlich unsere Partner auf Dienstleisterseite seit Jahren auf die zugesagte Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen, ein Dauerbrenner bei jedem unserer letzten Logistik- und Versandleitertage. Über Ansätze ist man bisher nicht hinausgekommen. Die Mittel aus der Investitionsförderung schadstoffarmer LKW waren viel zu schnell aufgebraucht. Hoffen wir wenigstens, dass die derzeitige Arbeit an so genannten De-Minimis-Maßnahmen, also Kleinbeihilfen, die nicht der Genehmigung durch die EU-Kommission bedürfen, ein gangbarer, wenn auch im wahrsten Sinne minimaler Weg sind. Kostenerhöhungen durch die Explosion der Dieselpreise und verschärfte Sozialvorschriften tun das übrige, damit uns die Arbeit ja nicht ausgeht. Insgesamt sehen wir uns leider mit deutlichen Steigerungen der Infrastrukturkosten konfrontiert. So müssen wir wirtschaftseitig jede erdenkliche Anstrengung unternehmen, uns gemeinsam mit unseren Logistikpartnern zur Wehr zu setzen.“