Hochschulbibliothek der Fachhochschule Brandenburg

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Bibliothek 26. 2002. Nr. 1 Zänker, Becker – Hochschulbibliothek der Fachhochschule Brandenburg im ehemaligen Pferdestall
Den Grundstock der Bibliothek der 1991 im Ostteil Berlins neu gegründeten Katholischen Fachhochschule
Berlin bildeten Bestände aus vier kirchlichen Einrichtungen (Seminar für den kirchlich-caritativen Dienst, Magdeburg; Kirchliches Seminar 2, Berlin/Greifswalderstraße; Zentralstelle des Deutschen Caritasverbandes,
Hamburg; Sprachkurs/Bischöfliches Vorseminar, Schöneiche), erweitert um eine Dublettensammlung aus katholischen Bibliotheken der alten Bundesländer. Von
Anfang an besorgt über die Unterbringung der vielen
Medien, verstärkt durch den hohen dynamischen Bestandszuwachs, mussten schon nach kurzer Zeit Teile
der Bestände in externe Räume auf dem Hochschulgelände verlagert werden.
Im Jahre 1999 schließlich erhielt die Bibliothek nach Abschluss der komplexen Bauphase neue Räumlichkeiten,
die eine großzügigere Bestandspräsentation und wesentlich verbesserte Arbeitsbedingungen für die BenutzerInnen boten. Den Anstoß dazu gab letztlich die Übernahme – ein großer Kraftakt für das Personal – der wissenschaftlichen Diözesanbibliothek und der Theologisch-Pädagogischen Akademie des Erzbistums Berlin
mit zusammen rund 30 000 bis 40 000 Medieneinheiten
und einer in die Hochschulbibliothek zu integrierenden
„AV-Medienstelle“.
Anschrift der Autoren:
Frank Wehrand
Fachhochschule für Verwaltung
und Rechtspflege Berlin
Hochschulbibliothek
Alt-Friedrichsfelde 60
D-10315 Berlin
[email protected]
Simone Ermert
Alice-Salomon-Fachhochschule
für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin
Hochschulbibliothek
Alice-Salomon-Platz 5
D-12627 Berlin
[email protected]
Birgit Zänker/Reiner Becker
Hochschulbibliothek der Fachhochschule
Brandenburg im ehemaligen Pferdestall
Eine ehemalige Kürassierkaserne, erbaut nach dem Deutsch-Französischen Krieg, wurde zum Hauptgebäude der
Fachhochschule Brandenburg. Im früheren Pferdestall befindet sich eine moderne Hochschulbibliothek mit einer
Hauptnutzfläche von 1 425 m2. Neben der Freihandzone, die 35 000 Bände umfasst, stehen auf 2 Etagen moderne
Arbeitsmöglichkeiten für Nutzer und Mitarbeiter mit moderner Recherchetechnik zur Verfügung.
Library of the University of Applied Sciences Brandenburg in a former cuirassier barrack
A former cuirassier barrack, built after the German-French war, changed to the main building of the University of Applied Sciences in Brandenburg. Today the belonging horse stable accomodates a modern university library on a usable
space of 1 425 m2. Besides an open access area, which includes 35 000 volumes, for users and employees on two
floors generous working possibilities with modern searching technics were created.
Bibliothèque de l’école supérieure spécialisée Brandenburg dans une ancienne caserne des cuirassiers
Une ancienne caserne des cuirassiers, construite après la guerre franco-allemande, est devenue le bâtiment central
de l’école supérieure spécialisée Brandenburg. Dans l’écurie d’autrefois se trouve maintenant une bibliothèque moderne avec une surface de 1 425 m2. A côté d’une bibliothèque d’accès direct avec 35 000 volumes les usagers et les
employés peuvent se servir sur deux étages des possibilités de travail généreuses, y compris des possibilités de recherche très moderne.
Der Campus der Fachhochschule befindet sich im westlichen Teil der Stadt, im Bereich der ehemaligen Kasernenvorstadt, die mit Hilfe der Kriegsgewinne aus dem
deutsch-französischen Krieg 1870/71 zu einem eigenen
Stadtteil entwickelt wurde. In diesem Zusammenhang
wurde eine Kürassierkaserne mit einem repräsentativen
Vorderbau und einer dahinter liegenden Remisenbebauung errichtet, bestehend aus zwei U-förmigen Flügeln, die den Kasernenhof bildeten. Trotz Kriegseinwir-
kungen und Umbauten in späteren Jahren blieb als erhaltenswerte Substanz das Vorderhaus sowie ein Eckbereich der ehemaligen Remisen. Zu DDR-Zeiten
waren hier Hubschrauberpiloten der NVA untergebracht.
Die Zielplanung für den gesamten Campus sah vor,
diese beiden Fragmente in das Konzept der Fachhochschule Brandenburg zu integrieren. Im Hauptgebäude
sind außer der Hochschulleitung die Verwaltung und der
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Bibliothek 26. 2002. Nr. 1 Zänker, Becker – Hochschulbibliothek der Fachhochschule Brandenburg im ehemaligen Pferdestall
Fachbereich Wirtschaft untergebracht. Weiterhin sollten
die Studiengänge Informatik, Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaften und Elektrotechnik ein
eigenes Gebäude bekommen. Zusätzlich sollten eine
Mensa, die zugleich als Behördenkantine dient, sowie
Studentenwohnheime mit einer Kapazität von 600 Betten auf dem Campusgelände errichtet werden. Die Anordnung der Gebäude auf dem Campus ist so konzipiert, dass durch L-förmiges Gegeneinanderstellen
Höfe entstehen, nach dem Vorbild der im Land existierenden Klöster. Die vorhandenen Gebäude sind aus rotem Klinker gemauert. Um Alt- und Neubauten im Kontrast gegeneinander abzusetzen, sollten die Neubauten
mit gelbem Klinker verkleidet werden.
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hiernach war die Ästhetik dieses Tragwerkes mit gusseisernen Stützen und Ziegel-Kreuzgewölben auf den
Sandsteinkapitellen zu erkennen.
Nun stellte sich die eigentliche Aufgabe: Wie kann ein
Gebäude, das als Pferdestall geplant war, den Charakter einer Bibliothek bekommen, ohne sein ursprüngliches Gesicht zu verlieren? Am meisten Sorgen machte
den Architekten die vorgefundene Fassade, die durch
eine Aufstockung des Obergeschosses in den dreißiger
Jahren ihre Proportion verloren hatte. Die vorgefundenen kleinen und unterschiedlichen Fenster im Erdgeschoss wurden durch weitaus größere Elemente ersetzt, so dass ein Sockelgeschoss ablesbar wurde, welches die Fassade nun eindeutig gliedert. Zudem wurde
erst durch den Einbau dieser Fensterelemente eine Nutzung des Gebäudes als Hochschulbibliothek möglich,
Die alte Remise, in der
zu Zeiten der Kürassiere ca. 250 Pferde
untergebracht waren,
wurde zu DDR-Zeiten
als Offizierskantine genutzt. Im Erdgeschoss
war die Küche und im
Obergeschoss
der
Speisesaal
untergebracht. Leider wurde
nach der Wende – wie
bei anderen militärischen Objekten auch –
durch Vandalismus viel
zerstört.
Im Jahre 1993 wurde
das
Architekturbüro
Becker aus Potsdam
mit dem Umbau des
Gebäudes zur Hochschulbibliothek beauftragt. Auf 1 425 m2 Abb. 1 Freihandzone mit Gewölbe
Hauptnutzfläche wurde eine der schönsten
Bibliotheken des Landes errichtet. Die Bauausführung
unterlag
dem
Landesbauamt
Brandenburg.
Aus der Sicht der Planer stellten sich folgende Hauptprobleme:
Vor dem Umbau des
Gebäudes war die
Tragstruktur durch Einbauten und Zwischenwände nicht mehr ablesbar. Auch eine genaue Aussage über
Qualität der vorgefundenen Substanz war zu
diesem Zeitpunkt nicht
möglich. Somit war der
erste Schritt eine vollständige Entkernung
bis hin zum Fußboden
im Erdgeschoss. Erst Abb. 2 Lesesaal
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Bibliothek 26. 2002. Nr. 1 Zänker, Becker – Hochschulbibliothek der Fachhochschule Brandenburg im ehemaligen Pferdestall
da nun ausreichend Tageslicht in den Räumen und insbesondere in der Freihandzone vorhanden war.
Als zweites Problem stellte sich die innere Richtung des
vorhandenen Teilstückes einer Kasernenanlage dar. Die
Architekten entschlossen sich, diesen Winkel in einen
Hauptflügel und einen Nebenflügel aufzuteilen und somit eine innere Führung herbeizuleiten. Folglich wurde
der Haupteingang an die Außenecke, an die der Stadt
Brandenburg zugewandten Seite gelegt und damit der
so erschlossene Flügel durch Weglassen jeglicher Einbauten und Trennwände betont. Im Westflügel wurden
sämtliche Funktionen untergebracht, die nur in kleineren Räumlichkeiten sinnvoll sind. Somit entsteht ein klarer Unterschied zwischen Bibliothek und Verwaltung –
zwischen öffentlichem und nichtöffentlichem Bereich.
Es entstand der großzügige Foyerbereich einschließlich
Garderobe und 10 rechnergestützten Katalog-Plätzen
(OPAC), die darauf folgende Freihandzone für einen Bestand von 35 000 Bänden und der im Obergeschoss liegende Lesesaal. Bedingt durch die Raumtiefe musste
eine Lösung zur zusätzlichen Belichtung mit Tageslicht
gefunden werden. So wurde ein Lichtband im First eingebaut, das auch in der Mitte des Raumes ein Arbeiten
bei natürlichem Licht ermöglicht.
Folgende Faktoren erschwerten die Sanierungsarbeiten
stark: die Gewölbe (Abb. 1) waren nicht vollständig erhalten und mussten an einigen Stellen erneuert werden,
wofür sich eine kompetente Firma fand. Eine weitere
Schwierigkeit ergab sich mit dem Einbau des Fahrstuhls
für Behinderte und Lieferanten. Dafür musste das Gewölbe durchbrochen werden, was bei der Statik des Gewölbes nicht einfach war. Zwar werden die Rundungen
von Stützen getragen, aber der Putz ist so sandhaltig,
dass trotz umfangreicher Berechnung nicht genau vorauszusehen war, wie das Gewölbe reagieren würde.
Auch im Lesesaal (Abb. 2) wurde die komplizierte Statik
zum Hindernis. Der Bibliotheksleitung schwebte vor,
durch das Querstellen von Regalen Lese- und Arbeitszonen zu schaffen. Die damit verbundene Deckenbelastung wäre aber zu hoch gewesen. Nur am Rand stehen
Regale, die allgemeine Nachschlagewerke und Zeitschriften aufnehmen.
Hinter dem Lesesaal befindet sich der Rechercheraum.
Dort haben die Nutzer Gelegenheit, an 10 PCs in CDROM-Datenbanken oder im Internet zu recherchieren.
Dieser Raum wird auch als Gruppenarbeitsraum genutzt, in dem Studiengruppen gemeinsam arbeiten und
auch diskutieren können, ohne, wie es im Lesesaal der
Fall wäre, andere zu stören.
Im Funktionsbereich im Untergeschoss sind die Toiletten, ein Elektroraum und das Magazin mit einer fahrbaren Regalanlage untergebracht. Dieses Magazin wurde
finanziert, da die geplanten 50 000 Bände nicht im Freihandbereich unterzubringen waren. Im Obergeschoss
sind ebenfalls Toiletten, ein Elektroraum, in dem auch
der Server steht, ein Service- sowie ein Sortierraum sowie Arbeitsräume von je 18 m2 für 6 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gegeben (ein Arbeitsraum hat 22 m2).
Zwei weitere Mitarbeiterinnen haben ihren Arbeitsplatz
an der Theke bzw. im Lesesaal. Ein weiterer Raum wird
als Schulungsraum genutzt.
Hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit der unteren
Denkmalschutzbehörde der Stadt Brandenburg, die viel
Verständnis aufbrachte und kompromissbereit war. Sie
stellte im Wesentlichen zwei Forderungen:
– Einmal sollte einer der bereits abgerissenen Futtertröge wieder aufgebaut werden. Dieser Futtertrog
wurde mit einer Buchenbohle abgedeckt und dient
jetzt als Anlesezone.
– Weiterhin sollten die wenigen vorhandenen Stahlfenster erhalten bleiben. Diese waren an verschiedenen Stellen im Haus vorhanden und konnten im Flur
des Funktionsflügels eingesetzt werden. Eine Form
der Beleuchtung, die für die dort regelmäßig stattfindenden Kunstausstellungen günstig ist, da das Licht
von oben einfällt.
Letztendlich musste sie dem Einbau des Lichtbandes
im Lesesaal zustimmen.
Abschließend lässt sich noch einmal zusammenfassen:
Es war sehr vorteilhaft, dass Bibliotheksleitung, Planer
und Bauausführende eng zusammengearbeitet haben.
Dadurch ist eine Bibliothek entstanden, die nicht nur
schön, sondern auch funktionell ist.
Anschrift der Autoren:
Dr. Birgit Zänker
Hochschulbibliothek
Fachhochschule Brandenburg
Magdeburger Str. 50
D-14770 Brandenburg
Reiner Becker
Architekturbüro Becker
Hebbelstr. 39
D-14469 Potsdam
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