Gravitationswellen

Werbung
Gravitationswellen
Workshop MNU-Tagung Aachen 2017
Gravitationswellen
Technische Universität Dresden
Dr. rer. nat. Frank Morherr
Schwarze Löcher
•
Begriff geprägt durch John Wheeler (1969)
•
starke Krümmung der Raumzeit, der nicht
einmal Licht entkommen kann
•
komprimierte Sterne nach ihrem
Untergang
•
Raum und Zeit haben keine Bedeutung
•
Stellen schwierigste und in der Vergangenheit
meist diskutierteste Objekte im All dar
•
Beschreibbar durch lediglich drei physikalische
Kenngrößen: Masse, Drehimpuls, elektrische
Ladung (keine Multipolmomente)
Klassische Berechnung des Schwarzschildradius:
Nachweise Schwarzer Löcher
•
Nachweis schwierig, da man
Schwarze Löcher nicht sieht
•
Beobachtung indirekt

Durch Gasjets

Gravitationswirkung
auf andere Sterne

Gravitationslinsen

Rotierende Teilchen
geben Röntgen- bzw.
Gammastrahlung ab
Bis heute über 30 schwarze
Löcher sicher nachgewiesen
Das schwarze Loch der Milchstraße:
Sagittarius A*
Röntgen
Sichtbares Licht
Radio (1m)
+
Sgr A*
Sternbewegung um das Schwarze Loch
Kepler Bahnen um Schwarze Löcher
Die Systeme, in denen mittelschwere Schwarze Löcher enthalten sein
sollen, sind junge Sternhaufen, Kugelsternhaufen und Zwerggalaxien.
Löcher verraten sich aus der Bewegung der Sterne im Haufen bzw.
derGalaxie oder durch ultrahelle Röntgenquellen.
M = 4 π2 a3 /G τ2
Keplers Gesetze beschreiben Punktteilchen,
die einander umkreisen
Inaktives Schwarzes Loch?
Im Zentrum unserer Milchstraße
extrem massereiches Schwarzes
Loch, Masse von ca. Zwei
Millionen Sonnenmasse. So
genanntes inaktives Schwarzes
Loch:
Es saugt kaum noch Materie in sich
hinein:
 alle in der Nähe befindliche
Materie bereits angesaugt
 "Rest" auf stabilen Bahnen um
das Schwarze Loch.
Starke Helligkeitsschwankungen Indiz
für Schwarzes Loch
Schwarze Löcher als Gravitationslinsen
• Schwarze Löcher können Licht abzulenken, so entsteht der
Effekt der Gravitationslinse.
• Effekt entsteht auch bei dunkler Materie oder
Galaxienhaufen, weshalb Methode schwer umzusetzen
• Damit diese Nachweismethode erfolgreich , sehr hohe
Auflösung der Teleskope erforderlich.
• Bei Gravitationslinsen entstehendes Helligkeitsmuster wird
"Einsteinring" genannt.
Gravitationswellen
Gravitationswellen gehören zu den wenigen von der
Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagten Phänomenen,
die lange nicht direkt nachgewiesen werden konnten.
Erster direkter Nachweis durch LIGO am 14.9.2015: GW150914
1974 entdecken amerikanischen Radioastronomen Russell Hulse
und Joseph Taylor zwei sich eng umkreisende Pulsare (1913/16)
von denen Sie Radiopulse mit äußerst genauer Periode
empfingen.
Dadurch eigneten sich die beiden Körper als sehr genau gehende
kosmische Uhren.
Für ein solches System sagt Allgemeine Relativitätstheorie
merklichen Energieverlust durch die Abstrahlung von
Gravitationswellen voraus. Als Folge davon müssten sich die
beiden Sterne einander annähern und immer schneller einander
umkreisen.
Abnahme der Umkreisungsdauer konnten Hulse und Taylor aus
der jahrzehntelangen Beobachtung der Radiopulse
nachweisen.Wert stimmt exakt mit der relativistischen Vorhersage
überein.
Gravitationswellen sich umkreisender Pulsare
1974: Hulse/ Taylor, Pulsare (PSR 1913/16) Nobelpreis 1993: indirekter Nachweis
Historisches zu Gravitationswellen
1958 Erste Versuche von Joseph Weber an der University of
Maryland, Gravitationswellen mittels Resonanzdetektoren
nachzuweisen
Historisches zu Gravitationswellen
1974 Russel Hulse und Joseph Taylor entdecken den ersten Pulsar
in einem Doppelsternsystem: PSR 1913+16 umkreist einen
Neutronenstern auf enger Bahn in 7,75 Stunden
1979 Indirekter Nachweis von Gravitationswellen: Hulse und Taylor
zeigen, dass das Doppelsternsystem mit dem Pulsar PSR 1913+16
durch Abstrahlung von Gravitationswellen Energie verliert
1983 Das Max-Planck-Institut Quantenoptik in Garching baut einen
interferometrischen Gravitationswellendetektor mit 30 Meter
Armlänge
1984 Das Caltech und das MIT in den USA vereinbaren den Bau des
interferometrischen Gravitationswellendetektors LIGO
1989 Deutsche und britische Forschergruppen beschließen den
gemeinsamen Bau eines interferometrischen
Gravitationswellendetektors
1994 Baubeginn für die beiden Gravitationswellendetektoren
LIGO in Hanford, Washington, und Livingston, Louisiana
1995 Baubeginn für den deutsch-britischen GravitationswellenDetektor GEO600 in Ruthe bei Hannover
1997 Gründung der LIGO Scientific Collaboration, der LIGO und
GEO600 angehören
2001 Das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (AlbertEinstein-Institut) in Potsdam übernimmt in Hannover die
Aktivitäten des MPI für Quantenoptik
2002 Erster Koinzidenz-Testlauf von LIGO und GEO600
2007 Inbetriebnahme des französisch-italienischen GravitationsWellendetektors Virgo in Italien
2010 Der Umbau von LIGO zu Advanced LIGO beginnt
2011 Gemeinsame Messkampagne von GEO600 und Virgo. Im
Anschluss beginnt der Umbau von Virgo zu Advanced Virgo
14.9.2015 Erster direkter Nachweis von GW mit Advanced LIGO
Direkter Nachweis von Gravitationswellen
• Am 11. Februar 2016 gaben Wissenschaftler den ersten direkten Nachweis von
Gravitationswellen aus dem laufenden LIGO-Experiment bekannt.
• Das Ereignis wurde am 14. September 2015 nahezu zeitgleich in den beiden
LIGO-Observatorien in den USA beobachtet. Die Signifikanz des Ergebnisses
wurde mit mehr als fünffacher Standardabweichung angegeben. Es dauerte
0,2 Sekunden.
• Die Form des Signals war von einer charakteristischen Form, die Vorhersagen
aus numerischen Simulationen der Kollision zweier Schwarzer Löcher
bestätigte.
• Das Ereignis fand in einem Abstand von 1,3
Milliarden Lichtjahren statt (410 Megaparsec).
Zwei schwarze Löcher von rund 29 und 36
Sonnenmassen kreisten umeinander und
fusionierten zu einem Schwarzen Loch von
62 Sonnenmassen, drei Sonnenmassen an
Energie wurden in Form von Gravitationswellen
abgestrahlt.
Gravitation bei Newton und Einstein
Sir Isaac Newton
(1643 – 1727)
Albert Einstein
(1879 – 1955)
Allgemeine Relativitätstheorie
(1915)
Gravitationsgesetz
(1686)
▪ Jeder Körper übt auf einen anderen Körper
eine anziehende Kraft aus.
F G
r
F
F
m1  m 2
r2
m3
G  6.673  10
kg s 2
(Gravitationskonstante)
-11
m1
m2
▪ Die Gravitationswirkung breitet
sich instantan (unendlich schnell)
aus.
▪ Raum und Zeit sind zwei voneinander
unabhängige Erscheinungen.
▪ Gravitation ist eine Eigenschaft von Raum
und Zeit; jede Masse bewirkt eine Krümmung der 4-dimensionalen Raumzeit.
▪ Bewegte Massen erzeugen Änderungen in
der Krümmung, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten → Gravitationswellen.
x
y
Gravitation und Relativität
Wie kann man eine relativistische Theorie mit Gravitationskraft aufstellen?
• Einsteins Äquivalenzprinzip : Freier Fall und Schwerelosigkeit sind lokal
ununterscheidbar
• Kovarianz: Gleichungen sind forminvariant unter Koordinatentransformation
→ Gravitation ist äquivalent zur Krümmung des Raumes
Lokal gekrümmter Raum
Der Riemannsche Krümmungstensor
• Auf gekrümmten Flächen
ändern Vektoren nach
Paralleltransport ihre
Richtung.
• Einführung des Symbols
als Ableitung des
Vektorfeldes Y in
Richtung des Vektorfeldes
X
• Riemannscher
Krümmungstensor:
Einsteinsche Feldgleichung
• Ric : Riccitensor
• R : Skalarkrümmung, Spur von
Ric, R = 2K, K G.-Krümmung
• T : Energie-Impuls-Tensor
• g : Metrik (Abstandsfunktion)
• Λ : Kosmologische Konstante
Spezielle Lösung:
Schwarzschildmetrik eines
schwarzen Loches:
Bublath,: Das neue Bild der Welt
Riemannscher Krümmungstensor
Bewegungsgleichungen im Gravitationsfeld
Allgemeine Relativitätstheorie
Rückkopplung: Die Masse sagt dem Raum, wie er sich krümmt und die Krümmung sagt der Masse,
wie sie sich bewegen muss.
Massen krümmen die
Raumzeit, wodurch
umlaufende Körper wie
auf einer schiefen Ebene
eine Kraft nach innen
erfahren.
Beschrieb Verhalten von
Körpern unter
Schwerkraft, doch Grund
für deren Existenz fand er
nicht.
Albert
Einstein
(1879-1955)
PM Magazin
PM Magazin
Isaac
Newton
(1643-1727)
PM Magazin
Herleitung der Feldgleichung
Die Feldgleichungen der ART
Herleitung der Wellengleichung
Herleitung der Wellengleichung
Analogie zur Elektrodynamik
Lösung der Wellengleichung
Polarisation
Bewegung der Teilchen im Feld der Welle
Auslenkung leichter Teilchen
Entstehung von Gravitationswellen
Formale Beschreibung:
Grundgedanke: Die Materie bestimmt die Krümmung des Raumes und die
Krümmung des Raumes bestimmt die Bewegung der Materie
Einsteinsche Feldgleichungen:
Gμν = (8πG/c4) Tμν
beschreibt die
Struktur der Raumzeit
G: Gravitationskonstante
beschreibt
die Materie
■ Energie-Impuls-Tensor Tμν: beschreibt die Verteilung von Materie und Energie (Vakuum: Tμν = 0)
■ Einstein-Tensor
Gμν = Rμν –
1
g R ; enthält den metrischen Tensor gμν, der die Geometrie
2 μν
der Raumzeit beschreibt (R, Rμν: Skalar und Tensor, die die Krümmung beschreiben)
■ Das Gravitationspotential wird von 10 Koeffizienten des metrischen Tensors bestimmt
→ 10 nicht-lineare gekoppelte Differentialgleichungen
Entstehung von Gravitationswellen
Lösungsansatz für schwache Felder:
gμν = ημν + hμν
ημν: beschreibt die gewöhnliche 4-dim. Raumzeit, ohne Massen (Minkowski-Raum)
hμν: Korrekturterm für schwache Störungen ( |hμν| << |ημν| )
 2
2
2 1 2 
8G
→ lineare Wellengleichung:  2  2  2 - 2 2  h    - 2 4 T 
y
z c t 
c
 x
z: Ausbreitungsrichtung
hμν(z,t): Auslenkung
hμν0: Amplitude
0
ω: Frequenz
Lösung der Wellengleichung: h   (z, t)  h   sin(kz - t)
k: Wellenzahl (k = ω/c)
„Gravitationswelle“
▪ GW Transversalwellen, breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus
▪ GW sind Quadrupolwellen
▪ GW verursachen Stauchungen und Streckungen des Raums
Gravitationswellen
Allgemeine Relativitätstheorie →
Beschleunigte Massen senden
Gravitationswellen aus, z.B. bei der
Verschmelzung zweier Schwarzer
Löcher
Gravitationswellen = periodisches Stauchen und Strecken des Raumes
Gravitationswellen breiten
sich mit Lichtgeschwindigkeit
aus, auch wenn es sich nicht
um elektromagnetische Wellen
handelt
Nachweis mit Laserinterferometer
durch die Verzerrung des Raumes,
(etwa 10–19 m) verändert sich die
Lichtlaufzeit
Analogien und Unterschiede
Analogien und Unterschiede
Folgerungen aus der Polarisation
• Gravitationswellen sind wie elektromagnetische Wellen transversal polarisiert: Bei
Ausbreitung der Wellen ändern sich geometrische Verhältnisse nur senkrecht zur
Ausbreitungsrichtung
– Elektromagnetische Wellen: zwei unabhängig transversale Polarisationsrichtungen, die aufeinander
senkrecht stehen
– Gravitationswellen: unabhängige Polarisationsrichtungen bilden einen Winkel von 45°
• Ellipsen der einen Polarisationsrichtung sind um 45° gegenüber der anderen
Polarisationsrichtung gedreht, + -Polarisation bzw. x-Polarisation
• Allgemeiner Polarisationszustand durch Überlagerung →links-, bzw. rechts zirkular
polarisiert
• Beim Elektromagnetismus erst nach 360° wieder Ausgangszustand →Photon hat
Spin +1 oder -1 (Welle hat Helizität 1) .
• Bei Gravitationswellen kommt Ellipse bereits nach 180° wieder zur Deckung →
Graviton hat Spin 2 oder -2 (Welle hat Helizität 2)
Quellen von Gravitationswellen
Massereiche Doppelsysteme und Explosionsprozesse
Quelle
Erde - Sonne
2 Neutronensterne
Supernova
Urknall
Signal
periodisch
periodisch
impulsartig
Rauschen
Frequenz
~ 10–7 Hz
<1 Hz – 1 kHz
~ 1 kHz
~ 10–16 Hz
Leistung
102 Watt
1020 - 1045 Watt
1040 W
---
~ 10–40
≤ 10–18
≤ 10–18
---
Erwartete relative
Längenänderung
dL/L *)
*) auf der Erde und Umgebung
Ein Wert von dL/L ≈ 10–21 ändert den Abstand Erde-Sonne um den Durchmesser eines
Atoms !
Quellen von Gravitationswellen
Nachweis von Gravitationswellen
Direkte Methoden
Indirekte Methoden
Messen von Längenänderungen
Astronomische Beobachtungen
1) Resonanzdetektoren
▪ Schwere, gekühlte Metallzylinder
(~ 1 Tonne) mit Resonanzfrequenz
im Bereich der GW Frequenzen
Messen von Umlaufperioden
▪ Gravitationswelle regt Quadrupolschwingung im Resonator an
▪ Umwandlung der mechanischen
Schwingung in ein elektrisches Signal
→ sehr schmalbandiger Nachweis
2) Laser-Interferometer
Messen einer Weglängenänderung dL
mit Hilfe eines Interferenzmusters
zweier Laserstrahlen
z.B. an massereichen Doppelsystemen
m2
r
m1
Durch GW abgestrahlte Leistung:
32 G 4 (m1m 2 ) 2 (m1  m 2 )
P
[Watt]
5c5
r5
→ Verkleinerung des Abstands r
→ Verkleinerung der Umlaufperiode T
Die Beobachtung von Hulse und Taylor (1974)
Messung der Umlaufperiode des Doppelsystems
PSR 1913+16 (Pulsar + Neutronenstern)
1.4 M
d ~ (1 – 5) R
Joseph Taylor
Russel A. Hulse
0
T = 7.75 h
1.4 M
Abnahme der Rotationsperiode:
(dT/dt)Theorie = – (2.40242 +– 0.00002) · 10–12 s/s
(dT/dt)Experiment = – (2.4056 +– 0.0051) · 10–12 s/s
→ Übereinstimmung mit Theorie im 0.1 % Bereich
→ Bisher deutlichster (indirekter) Hinweis auf die
Existenz von Gravitationswellen
→ Nobelpreis für Physik 1993
Cumulative period shift / s
-5
-10
-15
-20
-25
-30
general relativity prediction
-35
-40
-45
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
Year
J.M. Weisberg et al., APJ 722, 1030 (2010)
Berechnung von Hulse und Taylor
Direkte Nachweismethoden: Interferometer
Prinzip des Michelson-Interferometers
Interferenz von zwei Lichtstrahlen
Gangunterschied Δx = L1 – L2
Sp 2
Phasenverschiebung: Δφ = 2π · Δx / λ
Amplitude
L1
Laser
Strahlteiler
L2
Δφ
Sp 1
Photodiode
φ
konstruktive Interferenz: Δφ = n · 2π
destruktive Interferenz: Δφ = (2n + 1) · π
(n = 0, ±1, ±2, ...)
Interferenzmuster
► GW bewirkt unterschiedliche Längenänderung in den beiden Interferometer - Armen
► Längenänderung bewirkt Änderung des Interferenzmusters
► Beide Spiegel schwingen bei GW als Testmassen gegenläufig relativ zum Strahlteiler, was die
Abstände zwischen den Spiegeln und dem Strahlteiler jeweils unterschiedlich verändert.
Direkte Nachweismethoden: Interferometer
► Die sich daraus ergebende Interferenz der beiden Teilstrahlen nach dem
Strahlteiler misst die relative Änderung der beiden Abstände und kann damit als
Nachweis von Gravitationswellen dienen.
► Oft wird argumentiert, dass Gravitationswellen als Raumzeitkrümmung ja sowohl
die Interferometerarmlänge als auch die Lichtwelle des Lasers gleichermaßen
betreffen und dadurch kein resultierender Effekt gemessen werden kann. Das ist
falsch!!!
– Korrekt ist, dass die Wellenlänge des Laserlichts von der
Gravitationswelle verändert
h   wird, jedoch auf eine andere Art und Weise
als der Spiegelabstand!
– Da der reine Wellencharakter einer Gravitationswelle in der TTEichung codiert ist und dort die Störung
nur Raumanteile besitzt,
wird in diesem Sinne durch die Gravitationswelle nur der Raum
„verbogen“ und das Laserlicht als „lichtartig“ erfährt eine
Phasenänderung.
Hierzu etwas Hintergrundinfo:
TT steht für „transverse“ und „traceless“, also transversal und spurlos
TT-Eichung
Gravitationswelle in der TT-Eichung
Polarisation und Spin
Gravitationswellen ändern die Metrik
Numerische Simulationen
Störquellen
• Seismisches Rauschen (Erdbeben)
 Unterdrückung durch monolithische, mehrstufige Pendelaufhängungen
• Thermisches Rauschen (Wärme)
 Monolithische Aufhängung konzentriert Rauschen auf schmales
Frequenzband
• Quantenzähl- bzw. Schrotrauschen („shot noise“)
– Laserlicht ist nicht kontinuierlich, sondern wird durch Zufallsverteilung
von einzelnen Photonen übertragen. Und: Photonen übertragen Impuls.
 Unterdrückung durch stabile Lasersysteme und „gequetschtem Licht“
• Viele kosmische GW-Quellen überlagern Signale!
– Wir sehen nur die stärksten und wie bei einem Radio nur bestimmte
Frequenzen. Bei welchen Frequenzen gibt es die stärksten Effekte
(→Theorie)
– Gravitationswellen treffen nicht unbedingt senkrecht auf die
Anordnung
Videos zu Gravitationswellen
• Gravitationswellen (1/3) • verschmelzende Schwarze Löcher • Live im Hörsaal
von Andreas Müller (YouTube) https://www.youtube.com/watch?v=kSlMaGkQ588
• Gravitationswellen (2/3) • Detektoren Geo600 und LIGO • Live im Hörsaal |
Andreas Müller (YouTube) https://www.youtube.com/watch?v=DBkD6rNP0aY
• Gravitationswellen (3/3) • Störquellen, Chirp,Nobelpreis • Live im Hörsaal von
Andreas Müller (YouTube) https://www.youtube.com/watch?v= uuVPI4YAqAo
• Warped Space and Time Around Colliding Black Holes
https://www.youtube.com/watch?v=1agm33iEAuo
• Gravitationswellen - Wellen in der Raumzeit von der Max-Planck-Gesellschaft
(YouTube) https://www.youtube.com/watch?v=mtCAmb_Mg1k
• Gravitationswellen nachgewiesen! Einstein hatte Recht! - GravitationsAstronomie (YouTube) https://www.youtube.com/watch?v=B85GJldRoH8
• Gravitationswellen EINFACH ERKLÄRT - Clixoom Science & Fiction
(YouTube) https://www.youtube.com/watch?v=RPNUi1pRSlc
• Alpha Centauri Was sind Gravitationswellen Teil 1 Harald Lesch
(YouTube) https://www.youtube.com/watch?v=HkZxNNNFZ08
• Gravitationswellen – das neue Bild vom Universum | Quarks & Co ...
http://www.ardmediathek.de/tv/Quarks-Co/Gravitationswellen-das-neue-Bild-vom-U/WDRFernsehen/Video?bcastId=7450356&documentId=38107080
Die Suche nach Gravitationswellen
Ein weltweites Netzwerk von Laser - Interferometern
Experiment
TAMA
GEO600
LIGO
VIRGO
Armlänge
300 m
600 m
3 km, 4 km
3 km
Start
2000
2001
2001
2002
LIGO-Detektor
• LIGO besteht aus zwei Observatorien, die sich in Hanford (Washington) und in
Livingston (Louisiana) befinden.
• Daten werden nach Arten möglicher Quellen von Gravitationswellen ausgewertet
–
–
–
–
–
Stochastische Quellen (z.B. vom Urknall)
Pulsare (Quellen mit kontinuierlicher Ausstrahlung)
Verschmelzung zweier kompakter Objekte wie Neutronensterne und schwarze Löcher
Kollabierende Sterne (Supernovae)
Exotische Quellen
• Zwei Observatorien im Abstand von ungefähr 3000 km
→ Licht benötigt dazwischen ungefähr 10ms
→Durch Laufzeitunterschied „Positionsstreifen“ bestimmbar
• Durch zwei Observatorien können dadurch zahlreiche
irdische Störungen, die sich lediglich mit Schallgeschwindigkeit ausbreiten (wie Vibrationen, entfernte
Erdbeben etc.), ausgeschlossen werden.
• Michelson- Interferometer.
• 4 km Armlänge legen 100 Hz fest
Positionsberechnung der GW-Ereignisse
Himmelsausschnitt der
wahrscheinlichen Position
des
Gravitationswellenereignisses vom 14.09.2016.
Die Darstellung enthält
einen Ausschnitt des
südlichen Sternhimmels.
Bei dem hellen Band, das
sich quer durch die Karte
zieht, handelt es sich um
die Milchstrasse. Die farbig
markierten Bereiche weisen
auf den möglichen Ort der
miteinander
verschmolzenen Schwarzen
Löcher hin. Die beiden
kleinen verwaschenen
Objekte darunter handelt es
sich um die beiden
Magellanschen Wolken
(LMC und SMC) [1].
Das Projekt GEO600
▪ Deutsch-Britisches Projekt
▪ Standort: Ruthe bei Hannover
▪ Armlänge: 600 m
▪ Kosten: ~ 6 M€
Viele Verfahren
und Techniken die
bei LIGO
Anwendung,
wurden hier
entwickelt
Bildquelle: P. Aufmuth
GEO600: Technische Daten
Schema des GEO600 Interferometers
End
Test
Mass
Power
Recycling
Mirror
Beam
Splitter
Lichtquelle: Nd:YAG-Laser
Laserwellenlänge: λ = 1064 nm
Laserleistung: P = 10 Watt
Sensitivität: h  dL/L ~
Input
Test
Mass
Fabry-Perot Cavity
Photodetector
„Fabry-Perot Cavity“ → effektive Verlängerung
der Armlänge L um Faktor 100 (→ ~ 100 km)
„Power Recycling Mirror“ → Verstärkung der
Laserleistung P um Faktor 100 (→ ~ 1 kW)

L P
Nachweis von Längenänderungen :
dL/L ≥ 10–21
Nachweisbarer Frequenzbereich:
10 Hz – 2 kHz
Reichweite: ca. 50 Millionen Lichtjahre
(erlaubt Beobachtung der Milchstraße und
von Nachbargalaxien)
GEO600: Technische Daten
▪ An Pendeln „frei“ hängende, justierbare
Interferometer-Spiegel aus Quarzglas
▪ Durchmesser: 25 cm
▪ Gewicht: ca. 10 kg
▪ Mittlere Oberflächenrauhigkeit: 10–10 m
Vakuumröhren: 2 x 600 m
Durchmesser: 60 cm, Druck: <10–8 mbar
(→ Isolation vor seismischen Störungen)
Status der Interferometer Projekte
▪ Mehrjährige Messreihen seit der Zeit von ~ 2005
▪ Am 14.09.2015 erster Direkter Nachweis von Gravitationswellen mit LIGO
▪ Laufend technische Verbesserungen und Neuentwicklungen
(→ bis 2015: Interferometer der 2. Generation; bis >2020: 3. Generation)
▪ Mehrere Detektoren:
Sensitivität bestehender und geplanter Interferometer
Limitierung der Sensitivität:
ω < 10 Hz: seismische Störungen
ω ≈ (10- 500) Hz: thermisches
Rauschen
ω > 1 kHz: Quantenrauschen des
Laserlichts
h / f1/2 [1/Hz1/2]
10–21
10–22
10–23
10–24
10–25
11
10
100
Frequenz f [Hz]
1000
10000
Interferometer der nächsten
Generation
Pläne für zukünftige Projekte
Laser-Interferometer im Weltall
→ Zugang zu GW mit Frequenzen < 1 Hz
Das eLISA Projekt (evolved Laser Interferometer Space Antenna)
→ Ursprünglich geplant als Gemeinschaftsprojekt ELISA von ESA und NASA
→ 2011 aus finanziellen Gründen gestoppt (Kosten: ~2.5 Milliarden Dollar)
→ Jetzt geplant als ESA Projekt eLISA mit Start in 2034
▪ 3 Satelliten im Abstand von jeweils 5 Millionen km,
LISA
die im Dreieck angeordnet sind und im Abstand von
50 Millionen Kilometern hinter der Erde her fliegen
▪ Zwischen den Satelliten werden Laserstrahlen
ausgetauscht
▪ Frei fliegende Testmassen im Inneren der Satelliten,
an denen das Laserlicht reflektiert und verstärkt wird
▪ Frequenzbereich: (0.0001 – 0.1) Hz;
Sensitivität: dL/L ≈ 10–22
Zusammenfassung
► Gravitationswellen sind ein Phänomen der Allgemeinen Relativitätstheorie; sie
entstehen,wenn beschleunigte Massen Änderungen in der Struktur der
4-dimensionalen Raumzeit erzeugen, die sich wellenartig ausbreiten.
► Starke Quellen für GW sind Doppel-Systeme und Explosionsprozesse (z.B.
Supernovae); trotzdem werden nur relative Längenänderungen auf der Erde von
dL/L ≈ 10–18 -10–24 erwartet.
► Beobachtungen des Neutronenstern – Doppelsystems PSR 1913+16 (Hulse + Taylor)
geben sehr deutliche, aber indirekte, Hinweise auf die Existenz von
Gravitationswellen.
► Erster direkter Nachweis von Gravitationswellen gelungen (Verwendung von
Resonanzdetektoren und Laser-Interferometern).
► Zukünftige Experimente zielen auf die Verwendung von extraterrestrischen
Interferometern – eLISA Projekt der ESA, Start geplant für 2034
Ausblick
Warum ist der direkte Nachweis von GW von so großem Interesse?
▪ wichtige Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie
▪ ermöglicht Gravitationswellen-Astronomie
→ GW bieten ein zusätzliches Beobachtungsspektrum
→ ermöglicht die Beobachtung von ansonsten unsichtbaren Objekten und Ereignissen
→ GW sind nicht abschirmbar, dadurch kann ich in Gebiete schauen, deren
elektromagnetische Wellen absorbiert werden
Verschmelzen von Schwarzen Löchern
„Beobachtung“ des Urknalls
Resonanzdetektoren
Nautilus
(INFN Frascati)
J. Weber mit dem ersten GW Detektor
MiniGRAIL
(Leiden)
Funktionsweise der Zylinder-Resonanzdetektoren
LISA Pathfinder
→ ESA Projekt zum Test der Mess- und Kontrollsysteme unter Weltraumbedingungen
→ Start ursprünglich geplant für 2009 → verschoben auf 2015
→ Start am 3. Dezember 2015 mit einer Vega-Rakete
LISA Pathfinder befindet sich in einem Orbit um den Sonne-Erde-Librationspunkt L1
(Lagrangepunkt) im Abstand von ca. 1,5 Mio km von der Erde.
Nach Erreichen endgültiger Position wurde am 22. Januar 2016 der Raketenmotor abgeworfen.
Seit dem 22. Februar 2016 befinden sich die beiden Testmassen im "freien Fall" innerhalb der
Messapparatur, ohne jegliche Beeinflussung von außen.
– LISA Pathfinder ist ein Modell mit 30 cm langen
Interferometer-Armen
– zwei Testmassen können in einem Satelliten
untergebracht werden
– LISA Pathfinder soll 2015 ins All befördert werden
– Dauer der Experimente: 6 – 12 Monate
Bildquelle: ESA
Das Einstein Teleskop
Eigenschaften von Gravitationswellen
Verschiebung der Orte von Testmassen beim Durchgang einer GW in z-Richtung:
▪ Gravitationswellen kommen in zwei Polarisationszuständen vor
Polarisationszustand 1
y
L
L - dL
L + dL
x
Polarisationszustand 2
y
x
Herunterladen