sanierung jugendstilvilla - Stiftung Baukultur Thüringen

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T hüring er Prei s z ur För der un g d e r B a u k u l t u r 2 0 0 6
ST IFTUNG
B A UKULTUR
SANIERUNG JUGENDSTILVILLA
Ort -
07743 Jena, Erfurter Straße 46
Bewerber -
jenawohnen GmbH, Jena
Kategorie -
Sanierung / Umbau
Rahmenbedingungen
Das Grundstück befindet sich in der Jenaer Westvorstadt direkt an der Bundesstraße B7, der Ausfallstraße Richtung Weimar. Laut
Bauakten wurde die dreigeschossige Jugendstilvilla von Architekt Paul Wohlfahrt geplant und im Jahre 1904 fertig gestellt. Das
Gebäude ist in Holzfachwerkkonstruktion mit Ausmauerung der Gefache und massiven Erdgeschoss- und Kellerwänden erbaut.
Die Kellerdecke besteht als Stahlträgerdecke, die Obergeschosse sind als Holzbalkendecken ausgeführt. Im Gebäude existierten
und existieren nach der Sanierung vier Wohneinheiten. Die Beheizung erfolgte über Einzelöfen, die Warmwasserversorgung
über Einzelanlagen in den Küchen. Das Gebäude ist stadttechnisch komplett erschlossen. Sanierungsmaßnahmen Die jenawohnen GmbH plante im Jahr 2004 die Komplettsanierung des Gebäudes Erfurter Straße 46. Die Maßnahmen umfassten dabei eine
Aufarbeitung der Fassade, Erneuerung der Fenster, Schall- und Wärmeschutzverbesserungen, eine komplette Erneuerung der
Haustechnik sowie die Modernisierung der Innenräume. Dabei sollte der Charakter des Hauses trotz der nötigen Modernisierungsmaßnahmen erhalten bleiben. Das bedeutete zum einen, das äußere Erscheinungsbild, die Fassade, zu erhalten in schadhaften
Bereichen wiederherzustellen und konstruktiv zu schützen. Zum anderen sollte auch im Inneren der originale Zustand größtenteils
erhalten werden. Hierzu gehörte insbesondere der Erhalt der Innentreppe, der Wohnungseingangstüren, der Innentüren, der Stuckelemente in den Zimmern auf der Straßenseite des Gebäudes und der Fußböden im Erdgeschoß. Die Farbgestaltung des Hauses
entstand nach einer Befundung der Oberflächen der Fenster, der Innenwände im Erdgeschoß, der Wohnungseingangstüren,
der Innentüren des EG, des Treppenhauses sowie der Außenwände. Die Sanierung wurde mit einer Anerkennung beim Wettbewerb um den Jenaer Fassadenpreis 2005 gewürdigt.
Die Maßnahmen im Einzelnen
Außenanlagen: Die Außenanlagen des Gebäudes Erfurter Straße 46 gliedert sich in verschiednen Bereiche. Im Vorgarten war
die Einfriedung aus Steinpfeilern teilweise nicht ausreichend gegründet und dadurch verkippt und beschädigt. Die straßenseitige
Zaunanlage wurde neu gegründet. Dazu wurden die Pfeiler demontiert, gesichert, aufgearbeitet und wieder errichtet. Geländer und
Hoftor wurden repariert und verzinkt wieder eingesetzt.
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Bauherr -
ST IFTUNG
B A UKULTUR
jenawohnen GmbH, Jena
Entwurfsverfasser - WAGNER + GÜNTHER ARCHITEKTEN, Jena
Zeitliche Daten -
Entwurf 2004; Ausführung 2004-2005; Fertigstellung 2005
Sämtliche Pflaster- und Betonflächen wurden abgebrochen und durch neues Pflaster ersetzt. Die im hinteren Gartenbereich befindliche Treppenanlage aus Tuffstein mit Ruinencharakter blieb erhalten.
Fassade / Dach: Um die Außenputzfassade des Gebäudes originalgetreu zu erhalten, wurde mit dem Einbau einer Innendämmung
der Wärmeschutz des Gebäudes verbessert. An den Außenwandflächen wurden Schadstellen an Ornamenten, Fenstergewänden,
Profilierungen und Gesimsen beseitigt, der Sockel gereinigt und die Putzfläche erneuert. Die Fassade wurde entsprechend der Befundung nach einem Farbkonzeption des Denkmalamtes Jena gestrichen. Der Balkon des 1. Obergeschosses wurde aufgearbeitet.
Analog dazu wurde im 2. OG ein identischer Balkon hergestellt. Das Erdgeschoss erhielt gartenseitig eine Terrasse aus verzinkter
Stahlkonstruktion mit einer Auflage aus Holz. Die Dacheindeckung wurde als engobierte Doppelmuldenfalzziegel erneuert. Die
Zinkblechturmhaube wurde repariert und an die Eindeckung angepasst. Die Turmdacheindeckung wurde in farbig glasierten (grün,
gelb) kleinformatigen Falzziegeln teilweise erneuert. Dabei sollten möglichst die originalen Gratziegel wieder zum Einsatz kommen.
Die Westgaube wurde in Putzstruktur und Ornamentik analog des Bestandes ausgebessert. Die Zierelemente auf dem Zwerchhaus
der Straßenseite wurden ausgebessert und neu ausgerichtet. Der Dachkasten sowie die Dachentwässerung wurden erneuert. Es
wurden farbige Holzisolierglasfenstern in denkmalgerechter Ausführung eingebaut. Fensterbänke innen wurden als lackierte Holzfensterbänke ausgeführt. Die äußeren Fensterbänke an Werksteinen wurden als Stummelbleche in Titanzinkblech ausgeführt.
Hauseingang / Treppenhaus: Nach Befundung wurde die Hauseingangstür aufgearbeitet. Detailausbildung und Farblackierung wurde entsprechend dem Bestand hergestellt. Das Vordach wurde unter teilweiser Verwendung von erhaltbaren Originalteilen nachgebaut. Die Eindeckung erfolgt in Verbundsicherheitsglas. Um im Treppenhaus die bestehende Holztreppe erhalten zu können, wurde
aus brandschutztechnischer Sicht am oberen Treppenabschluss im Dachboden eine Rauchwärmeabzugsanlage eingebaut und
das Treppenhaus gegen den Dachraum mit einer F90-Wand abgeschottet. Der Terrazzoboden und die Betonwerksteinstufen
im Treppenhaus wurden erhalten und während der Bauzeit geschützt. Die Treppenläufe und Podeste wurden abgeschliffen und
versiegelt, die Wangen, Geländer und Handläufe in Abstimmung mit der Befundung gestrichen. Wohnungen Zur Verbesserung des
Einbruchschutzes erhielten die Wohnungseingangstüren neue Schlösser und Schließbleche und einheitliche WE-Beschläge. Wohnungsseitig wurde eine aufgeschraubte Festverglasungen aus ESG angebracht. Die bestehende Türverglasung wurde durch eine
farbige Verglasung ersetzt. Außerdem wurden die Altverglasungen der Oberlichter gegen undurchsichtige Gläser ausgetauscht.
Die Farbanstriche wurden komplett entfernt und die Türen erhielten einen deckenden Anstrich nach Befundung und Farbkonzept.
Alle vorhandenen Rahmenfüllungstüren wurden aufgearbeitet, fehlende Türen wurden baugleich ersetzt. An den Innenwänden der
Wohnungen wurde die Putzoberfläche ausgebessert. Der Deckenstuck im Bereich der Innendämmung wurde abgenommen,
nachgebildet und nach Einbau der Dämmung wieder angebracht. Der verbleibende Stuck und die Stuckrosetten der Lampenauslässe wurden ausgebessert. Im Erdgeschoss wurden im Flur und in den Zimmern die Weichholzdielen des Bestandes erneuert. Die
Obergeschosse erhielten komplett eine Auflage aus Trittschalldämmung mit Gussasphaltestrich und Fliesen- bzw. Parkettbelag.
Die Bäder wurden neu gefliest, erstmalig wurden Eckbadewannen und Duschen eingebaut. Die Grundrissstruktur der Wohnungen
blieb im Wesentlichen erhalten. Lediglich die ursprüngliche Speisekammer und das Gäste-WC wurden zu einem WC mit Waschmaschinen- und Trocknerstandplatz zusammengefasst. Das Erdgeschoss erhielt zusätzlich eine Terrasse. Im 2. OG wurde der
Balkon ergänzt.
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