25. Ausgabe 22. Februar 2012 Tübinger Sternchen Lieber Sternfreund, „ich würde gern zum Mond und danach zur Venus fliegen, um zu sehen, was sich hinter den Wolken verbirgt “. Das war der Wunsch von Juri Gagarin nach seinem Weltraumflug. Durch seinen frühen Tod hat es für ihn mit der Mondlandung leider nicht geklappt, zum Glück jedoch wurde kein Raumfahrer zur Venus entsandt. Trotz einer dichten Atmosphäre und der annähernd gleichen Größe wie die Erde, ist es auf diesem Planeten äußerst ungemütlich. Wurden auf Merkur die größten Temperaturunterschiede gemessen, herrschen auf der heiße Schwester der Erde die höchsten Temperaturen aller Planeten in unserem Sonnensystem. Die russische Planetensonde „Venera 7“, welche am 15. Dezember 1970 auf der Venusoberfläche landete und wenige Minuten lang Daten zur Erde senden konnte, meldete eine Temperatur von 543°C. Bei diesen Temperaturen glüht sogar der Boden. Trotz dicker Wolken, ist ein Venustag etwa so hell wie ein trüber Tag auf der Erde. Verbirgt sich der gesamte Planet unter einer undurchsichtigen Wolkendecke, erscheint er für uns auf der Erde als strahlend helles Gestirn, welches oft sogar am Taghimmel sichtbar ist – wenn man weiß wo man suchen muss. Auch in diesen Wochen, zu Beginn der Abenddämmerung, steht unübersehbar ein heller Stern über dem Westhorizont. Das ist die Zeit, in der aufgeregte Anrufe wegen Ufosichtungen bei den Polizeiwachen und Sternwarten eingehen. Wirst du gefragt (als sternkundiger Mensch), ist dir natürlich bewusst, es handelt sich dabei um den Abendstern. Als interessierter Astronom weißt du noch mehr: der Abendstern ist gar kein Stern sondern der Planet, zu dem Juri Gagarin fliegen wollte, die Venus. Sie leuchtet darum so hell, weil sie uns sehr nahe kommen kann und ihre dicke Wolkenschicht das Sonnenlicht hervorragend reflektiert. Das Rückstrahlvermögen bei den Planeten nennt der Fachmann „Albedo“. Eine Albedo von 1 würde bedeuten, dass alles Licht, wie bei einem Spiegel, reflektiert wird. Venus hat mit einem Wert von 0,75 die höchste Albedo aller Planeten. Nach Sonne und Mond ist die Göttin der Liebe, trotzdem sie sich hinter einem dicken Wolkenschleier verbirgt, das hellste Objekt am Himmel. Viel Spaß beim lesen wünscht Dir Dein Ludwig Inhalt Seite 3 Der Mond im März 2012. 3 Besondere Ereignisse im März 2012. 3 Planeten im März 2012. 4 Venus, die heiße Schwester der Erde. 6 Hinweise. Der Mond im März 2012. 01.03.2012 08.03.2012 15.03.2012 22.03.2012 30.03.2012 zunehmender Halbmond Vollmond abnehmender Halbmond Neumond zunehmender Halbmond Besondere Ereignisse im März 2012. Am 20.3.2012 ist Tagundnachtgleiche, Frühlingbeginn. Am 25.3.2012 werden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Planeten im März 2012. Merkur kann in der ersten Märzwoche kurz nach Sonnenuntergang am Westhimmel beobachtet werden. Doch schon in der zweiten Woche des Monats ist der flinke Planet kaum mehr zu finden. Venus erreicht am 27. März den größten Abstand zur Sonne. Einen Tag zuvor bekommt sie Besuch vom Mond, sicher ein tolles Bild auch ohne Teleskop. Dazu gesellt sich noch Jupiter, nur etwa 3 Grad entfernt. Mitte des Monats überholt die strahlend helle Venus den ebenfalls sehr auffälligen Riesenplaneten. Mars, wegen seiner stark elliptischen Bahn ist die diesjährige Opposition nicht ganz ideal. Am 3. März steht er aus unserer Sicht genau gegenüber der Sonne und ist somit die ganze Nacht über zu beobachten ist. Der Abstand zur Erde ist dann auf 100,9 Mio. km geschrumpft. Die Opposition im Jahr 2018 ist für den Marsbeobachter deutlich besser. Der Abstand zur Erde beträgt dann lediglich 57,6 Mio. km. Trotz alldem, den Mars betrachten ist für einen Hobbyastronomen jetzt Pflicht, auf zur Sternwarte! Jupiter ist abends hoch über dem Westhorizont. Der Riesenplanet ist wegen seiner Helligkeit nicht zu übersehen. Saturn erscheint immer früher. Mitte April steht er in Opposition zur Sonne. Jeder der ihn einmal im Teleskop betrachtet hat, ist vom Herrn der Ringe begeistert. Uranus ist zu nahe der Sonne und kann nicht beobachtet werden. Neptun ist zu nahe der Sonne und kann nicht beobachtet werden. Venus, die heiße Schwester der Erde. Venus war für die Römer die Göttin der Liebe. Sehr bekannt ist das Gemälde von dem Künstler Botticelli aus dem Jahr 1485, auf welchem die Göttin am Meeresufer aus einer großen Muschel steigt. Bei den vielen Nacktbadern heutzutage, würde sicher die riesige Muschel mehr Aufmerksamkeit erregen, als die hübsche Dame. Der „Planet Venus“ ist ein Gesteinsplanet und mit einem Durchmesser von 12.100 km fast so groß wie unsere Erde (Äquator 12.754 km). Doch damit hören die Gemeinsamkeiten schon fast auf. Vermuteten die Astronomen vor 60 Jahren noch tropische Urwälder und Wüsten auf der Oberfläche von Venus, waren die ersten Messdaten doch sehr ernüchternd. Doch die gute Nachricht zuerst: Die dicke Atmosphäre verteilt die Temperatur relativ gleichmäßig vom Äquator zu den Polen. Bei einer Tageslänge von 116,75 Erdentagen, ist dazu auch genügend Zeit. Dadurch ist es auf der Oberfläche fast Windstill (unter 10m/s). Die schlechte Nachricht: Diese relativ gleichmäßige Durchschnittstemperatur beträgt fast 500°C. Die 543°C von „Venera 7“ wurden von ihrer Nachfolgerin „Venera 8“ mit gemessenen 530°C annähernd bestätigt. Ursache ist der hohe Kohlendioxidanteil (ca. 96%), dieser wirkt wie ein Treibhaus. Das Sonnenlicht, welches den Boden erreicht, heizt diesen auf. Die Oberfläche gibt diese Energie als Infrarotstrahlung wieder ab, welche aber durch die dicke Wolkenschicht nicht in den Weltraum abgestrahlt werden kann. Die Missionen „Venera 9 und 10“ lieferten sogar Bilder der Planetenoberfläche. Aus Beobachtungen amerikanischer und russischer Sonden, wird die Anzahl der Blitzeinschläge auf einem metallischen Gegenstand, auf bis zu 25 pro Sekunde geschätzt. Da ist es ein Wunder, dass sich die gelandeten Sonden so tapfer gehalten haben. Auch die etwa 80 km dicke Atmosphäre ist nicht sehr einladend. Sie kann in drei Schichten eingeteilt werden. Die unterste ist natürlich mit 90 bar bis 100 bar am dichtesten. Dies ist das 40fache des Reifendruckes eines normalen PKW, oder der Wasserdruck in ca. 900 m Tiefe auf der Erde. Unangenehm sind zudem die Schwefelsäure Tröpfchen. Schwefelsäure ist besonders bei Kfz-Mechanikern unbeliebt. Sie ist in Autobatterien enthalten und frisst, wenn man nicht vorsichtig ist, ständig Löcher in die Kleidung - doch nicht nur die Wäsche ist gefährdet. Schnell sollten die Hände nach Kontakt mit Schwefelsäure mit viel Wasser gereinigt werden, will man nicht auch hier hässliche Löcher davontragen. Da hätten wir auf der Venus schlechte Karten. Die russischen Sonden stellten zwar viel Staub fest - es dauerte einige Minuten, bis sich dieser nach der Landung wieder gelegt hat - Wasser wurde natürlich in diesem Glutofen nicht gefunden. Sollte ein Raumfahrer tatsächlich so mutig sein (oder dumm), auf diesem garstigen Planeten landen zu wollen, hat er wohl kaum Zeit sich über sein geringeres Gewicht zu freuen. Zeigte die Badezimmerwaage auf der Erde 75 kg an, wiegt er nun nur noch 67,5 kg. Also etwas weniger wie auf seinem Heimatplaneten. Dies jedoch nicht, weil er zu wenig zu essen bekam, sondern die Anziehungskraft ist auf der Venus etwas geringer als auf der Erde. Die Freude wäre jedoch nur von kurzer Dauer. Vom hohen Atmosphärendruck zermatscht, ruck zuck durchgebraten und schließlich von der Schwefelsäure sauber aus dieser Welt entfernt, bliebe keine Zeit den scheinbaren Erfolg der Astronautendiät über Funk durchzugeben. Da sind die ständigen Blitzeinschläge auch schon egal, also echt kein angenehmer Gedanke. Betrachten wir diesen höllischen Planeten lieber aus der Ferne. Ein Venusjahr dauert 224,7 Erdentage. Der minimale Abstand zur Sonne beträgt dabei 107,5 Mio. km, der maximale Abstand 108,9 Mio. km. Die Bahn ist also fast Kreisförmig. Der Abstand der Venus zur Sonne kann dabei für einen Beobachter auf der Erde, auf bis zu 48° anwachsen. Da sie innerhalb der Erdbahn ihre Kreise zieht, ist sie natürlich niemals um die Mitternachtsstunden am Himmel zu finden. Der Erde nähert sie sich bis auf 38,3 Mio. km. Für diese Strecke benötigen die lichtschnellen Funksignale 2,1 Minuten. Im Teleskop erscheint sie dann sehr groß, jedoch blicken wir auf ihre dunkle Nachtseite. Meist ist nur noch eine schmale beleuchtete Sichel zu erkennen. Befindet sich Venus hinter der Sonne im maximalen Abstand zur Erde, wächst die Entfernung bis auf 260,9 Mio. km (14,5 Lichtminuten). Im Fernrohr ist sie dann sehr klein und rund. Zu sehen ist nun die Tagesseite der Venus. Wie bei unserem Mond sind auch bei der Venus Phasen zu beobachten. Die maximale Helligkeit erreicht sie 37 Tage vor, und 37 Tage nach Erdnähe. Das Beobachten am Tageshimmel ist jedoch wegen der Nähe zur Sonne nicht ungefährlich. Am besten wartet man, bis sie als Abendstern nach Sonnenuntergang, oder als Morgenstern lange vor Sonnenaufgang zu sehen ist. Wie alle acht Planeten, wandert auch Venus auf ihre Bahn um die Sonne, entgegen dem Uhrzeigersinn (siehe Bild, 1 Venusjahr). Doch nur Venus dreht sich im Gegensatz zu allen anderen Planeten im Uhrzeigersinn um ihre eigene Achse (siehe Bild, 1 Venustag). Wiedersteht unser kühner Astronaut allen Schwierigkeiten, erlebt er in einem Venusjahr nicht ganz zwei Venustage (stelle dir einfach vor, er befindet sich am Ort des Pfeils). Die Sonne erscheint morgens somit nicht im Osten, wie auf der Erde, sondern im Westen. Hier machen es sich die Wissenschaftler doch recht einfach. Die behaupten doch glatt, der Venusnordpol ist unten und der Südpol oben auf der Venuslandkarte, somit stimmt die Drehrichtung wieder. Nun muss nur noch geklärt werden, wer die arme Venus umgeschubst hat. Darauf haben die Schlaumeier noch keine Antwort. Noch ein Rätsel! Neuste Messungen zeigen, dass sich ein Venustag im Vergleich zu Messungen vor 16 Jahren, um fast 7 Minuten verlängert hat. Sollten die Werte korrekt sein, stehen die Wissenschaftler vor einem Problem. Noch ist kein Schuldiger gefunden, welcher die Rotation eines Planeten innerhalb so kurzer Zeit, so bremsen kann. War es vielleicht unser Astronaut? Doch im Ernst, die von Vulkankratern übersäte Venus hat keine Kontinente welche sich zueinander ständig verschieben, wie auf der Erde. Auch die höchsten Berge (Maxwell Montes ca. 10 km Hohe) können nicht die Ursache der Verzögerung sein. Das kaum vorhandene Magnetfeld kommt auch nicht in Frage. Sind es die Gezeiten, unter welcher sich die Oberfläche anhebt und senkt? Auch die Tage der Erde werden wegen der Bremswirkung von Ebbe und Flut immer länger. Vor drei Milliarden Jahren dauerte ein Erdentag nur etwa 10 Stunden. Das ergibt in 100 Jahren jedoch nur eine Verzögerung von 1,7 tausendstel Sekunde. Die Lösung des neuen Rätsels um Venus wird diesmal sicher nicht lange warten lassen. Astronomische Vereinigung Tübingen: www.sternwarte-tuebingen.de Hilfe für Einsteiger und Fortgeschrittene www.astronomie.de VDS (Vereinigung der Sternfreunde e.V.) www.vds-astro.de Vorträge in der Sternwarte Tübingen Freitag 24.2.2012 Martina Ludwig (AVT) Galaxien Sterneninseln in der Unendlichkeit Freitag 2.3.2012 Prof.Dr.Wilhelm Kley (Universität Tübingen) Ferne Welten Über die Entstehung von Planetensystemen Freitag 16.3.2012 Wolfgang Wettlaufer (AVT) Ausblick auf das Schicksal unserer Sonne Vom veränderlichen Riesenstern Mira Freitag 30.3.2012 Henning Wende (Universität Tübingen) Die Farben des Weltraums Kunterbunte Wissenschaft ____________________________________________________________________________________________ Die nächste Treffen der AVT Jugendgruppe jeweils von 17:30Uhr bis 19Uhr sind am: 07.03.2012 Mittwoch 21.03.2012 Mittwoch 18.04.2012 Mittwoch 02.05.2012 Mittwoch 16.05.2012 Mittwoch Dein Jugendgruppenteam Ludwig und Katharina