Wirtschaft MTU

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Projektwoche MTU
U. Hohl
U. Gysel
Wirtschaftliche Zusammenhänge
Einige Grundlagen
1. Das Konzept der Marktwirtschaft
Alle Menschen brauchen zum Leben Nahrung, Kleider, ein Dach über dem Kopf, und wenn der
Lebensstandard etwas gehoben ist, auch noch ein paar Dinge mehr. Um unsere Bedürfnisse
nach dem Lebensnotwendigen und den Extras zu befriedigen, arbeiten wir, haben ein Einkommen aus Vermögen oder eine Rente. Die Frage, wie die Güter und Dienstleistungen zur
Befriedigung der Bedürfnisse der Einwohner eines Landes am besten erzeugt werden können,
beschäftigt seit langem die Nationalökonomen. Ihr Fach heisst Nationalökonomie oder auch
Volkswirtschaftslehre. Wir befassen uns hier mit einigen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, weil wirtschaftliche Fragen im Zusammenhang mit ökologischen Themenstellungen immer
sehr schnell eine Rolle spielen.
Die Nationalökonomen gehen davon aus, dass die Bedürfnisse der Menschen sehr gross sind
(Wie gross sind sie, eventuell sogar unendlich?). Die zur Verfügung stehenden Mittel reichen
nicht aus, um allen das zu geben, was sie sich wünschen. Die Frage der Nationalökonomen
ist nun, wie mit den vorhandenen Mitteln ein Maximum an Gütern und Dienstleistungen zur
Verfügung gestellt werden kann.
Es ist unumgänglich bei der Behandlung des Themas Wirtschaft, ein paar Begriffe zu erklären. Da ist zuerst der Begriff der wirtschaftlichen Güter:
Wirtschaftliche Güter
Sachgüter
Konsumgüter
Dienstleistungen
Investitionsgüter
Dabei versteht man unter:
•
Konsumgüter = Güter, welche dem unmittelbaren Verbrauch dienen (Nahrungsmittel,
Kleider, Möbel, TV etc.)
•
Investitionsgüter = Güter, mit denen andere Güter hergestellt werden (Maschinen, Werkzeuge etc.)
•
Dienstleistungen = Dienste von Banken, Versicherungen, im Gastgewerbe, Schulen etc.
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Zur Erzeugung der Güter und Dienstleistungen benötigt man die so genannten Produktionsfaktoren. Man unterscheidet bei diesen:
•
Natürliche Ressourcen = Land, Rohstoffe und Energie
•
Arbeit = menschliche Arbeits- und Einfallskraft
•
Kapital = vorhandene Produktionsmittel, welche früher durch Investitionen gebildet wurden und mit denen Güter hergestellt werden können (aber kein Geldkapital).
Wirtschaften im volkswirtschaftlichen Sinn bedeutet, die zur Verfügung stehenden Produktionsfaktoren so einzusetzen, dass sie möglichst vielen Menschen zur Befriedigung
ihrer Bedürfnisse dienen und möglichst wenigen Menschen schaden [1].
Den Ökonomen geht es also primär um einen effizienten Einsatz der Produktionsmittel mit
dem Ziel, einen möglichst grossen Wohlstand zu erzielen.
Kommentar:
In der volkswirtschaftlichen Rechnung (siehe weiter unten) werden bei den natürlichen
Ressourcen nur die Kosten für die Gewinnung der Rohstoffe und der Energie eingesetzt.
In keiner Weise wird aber die Tatsache, dass beide endliche Vorräte haben, berücksichtigt. Der Preis zeigt damit nicht an, dass die natürlichen Ressourcen einmal erschöpft
sein könnten. Der Preis steigt höchstens, wenn mit zunehmend schwindenden Vorräten
unwirtschaftlichere ausgebeutet werden müssen.
Wie alle Wissenschafter haben auch die Ökonomen begonnen, Modelle und dazugehörige
Theorien zu entwickeln. Die ersten modernen Ansätze, die auch heute noch die Grundideen
der modernen Nationalökonomie bilden, gehen zurück auf Adam Smith (1723 – 1790). Er hat
als erster die Ideen formuliert, die wir heute unter dem Begriff Marktwirtschaft kennen. Dazu hat er Das Konzept des Homo Oeconomicus (Wirtschaftsmensch) geschaffen. In der 'reinen Lehre' wird auf dem Konzept des Homo Oeconomicus aufgebaut. Darunter wird verstanden, dass alle Marktteilnehmer (Anbieter und Nachfrager) vollständig rational denken (sämtliche Informationen zur Verfügung haben!) und sich entsprechend verhalten. Es wird erwartet, dass das Individuum seinen persönlichen Nutzen maximiert und sich nicht um Bedürfnisse anderer kümmert.
Kommentar:
Das Modell des Homo Oeconomicus ist eine wesentliche Vereinfachung der Realität.
Kaum jemand verhält sich vollständig entsprechend dem Modell. Es greift damit wesentlich zu kurz und führt zu einer verzerrten Wahrnehmung der 'klassischen Wirtschaftstheorie'.
Das Konzept des Marktes
Das Konzept des Marktes basiert auf der Idee des Homo Oeconomicus und geht davon aus,
dass dank des rationalen Verhaltens der Marktteilnehmer ständig ein Gleichgewicht herrscht.
Im Regelfall passt sich das Verhalten der Anbieter dem Verhalten der Nachfrager an. Grundlage der Anpassungen ist die Annahme, dass kein Marktteilnehmer soviel Macht besitzt, dass
er den Markt beeinflussen kann (siehe Monopol und Oligopol weiter unten).
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Preis
Angebot
Je höher der Preis, desto höher der Anreiz, eine höhere
Menge anzubieten.
Nachfrage
Umgekehrt: Je höher der Preis,
umso kleiner die Nachfrage
Menge
Bei einem solch ideal funktionierenden Markt ergeben sich nach der Theorie die optimale
Verteilung der Güter und der beste Einsatz der Produktionsfaktoren von selbst. Denn wenn
ein Marktteilnehmer die Produktionsfaktoren nicht optimal einsetzt, so wird ihn der Markt
dafür automatisch bestrafen. Ein Beispiel aus dem Elektrizitätsmarkt soll dies veranschaulichen. Fluss- und Kernkraftwerke erzeugen sog. Bandenergie, nämlich Tag und Nacht gleich
viel. Nun ist aber die Nachfrage nach elektrischem Strom stark abhängig von der Tageszeit.
D.h. der Betreiber eines Flusskraftwerks kann seinen Strom nicht immer zum optimalen Preis
verkaufen, da er in der Produktion unflexibel ist. Bandenergie ist daher billiger als Spitzenenergie.
Kommentar:
Unbeeinflusste (der Theorie entsprechende) Märkte existieren kaum oder gar nicht. Der
Theorie am nächsten kommen vermutlich die Finanzmärkte (Börsen).
Marktstörung: Preissubvention
Preis
Angebot
1: Der Preis des Angebots wird
durch eine Subvention reduziert.
1
2
Nachfrage
Menge
2: Dieser Eingriff in den Markt
führt zu einer erhöhten Nachfrage
Beispiel: Investitionshilfen des Staats für erneuerbare Energiequellen, z.B. Solarstromanlagen oder Sonnenkollektoren, machen diese wirtschaftlich attraktiver.
Marktstörung: Abnahmegarantie
Bis vor kurzem funktionierte der Markt für landwirtschaftliche Produkte in der Schweiz überhaupt nicht nach dem Modell des freien Spiels von Angebot und Nachfrage. Der Staat garantierte zur Sicherung des Einkommens der Bauern die Preise für die Produkte. Diese steigerten
ihre Produktion, um mehr zu verdienen (z.T. mit umweltschädlichen Methoden wie übermässigem Pestizid- und Düngemitteleinsatz). Um die Überproduktion einzudämmen, begann der
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Bund, Kontingente auszuteilen (z.B. Milch) und musste z.T. die Überproduktion mit hohen
Kosten absetzen.
Marktverzerrungen 1
Monopol: ein einzelner Anbieter (oder allenfalls Nachfrager) besitzt soviel Macht, dass er
den Markt beeinflussen kann. Die Nachfrager haben kaum Chancen, auf andere Angebote
auszuweichen. Der zusätzliche Gewinn, der dank der Marktmacht erzielt werden kann, wird
als Monopolrente bezeichnet (Beispiel Microsoft).
Oligopol: Einige wenige Marktteilnehmer beherrschen einen so grossen Teil des Marktes,
dass Sie die Preise beeinflussen können. (Wenn die Preise abgesprochen werden, wird dies
als Kartell bezeichnet.) Beispiel: Das vor einiger Zeit aufgeflogene Vitaminkartell von Roche
und einigen weiteren Firmen.
Marktverzerrungen 2
Externe Kosten: Kosten, welche die wirtschaftlich handelnden Personen (Private, Unternehmen) bei Ihren Entscheidungen nicht berücksichtigen müssen und auf Drittpersonen oder
den Staat (die Allgemeinheit) abwälzen können. Externe Kosten führen dazu, dass gewisse
Tätigkeiten in grösserem Umfang ausgeführt werden, als dies gesellschaftlich wünschenswert
wäre.
Preis
Angebot, wenn externe Kosten berücksichtigt würden
Angebot des Marktes
Externe Kosten, die der Allgemeinheit belastet werden
Nachfrage
Menge
Beispiel: Strassenverkehr (Kosten der Unfälle, Luftverschmutzung, Lärmbelastung)
Internalisierung externer Kosten: Die Lösung der nicht bezahlten externen Kosten besteht
darin, dass diese den VerursacherInnen angelastet werden. Man spricht dann von der Internalisierung der externen Kosten. Dieses Prinzip verlangt, dass die wirtschaftlich handelnden
Personen auch für die Schäden aufkommen müssen, welche sie verursachen, statt sie auf
Dritte (vielfach den Staat und damit die Steuerzahler) zu überwälzen.
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2. Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)
Das wirtschaftliche Geschehen besteht aus Konsumgütern, welche die Konsumenten einkaufen, aus Arbeit, die sie in Unternehmen leisten und dafür entlöhnt werden, aus Steuern die
private Haushalte und Unternehmen an den Staat zahlen und vielen andern Wechselbeziehungen. Geht es um den Kauf von Gütern, so entspricht einem Materialstrom in einer Richtung ein Geldstrom in der andern. Desgleichen bei der Arbeit, wo der Arbeitnehmer seine
Arbeit einem Unternehmen zur Verfügung stellt und dafür ein Lohn in der umgekehrten Richtung fliesst.
Vereinfacht man das Wirtschaftsgeschehen auf das absolute Minimum, so erhält man das
folgende Kreislaufschema:
Löhne, Zinsen, Einkommen aus Grundbesitz
(Geldstrom)
Produktionsfaktoren: Arbeit, Kapital, Boden
Unternehmen
(Produzenten)
Haushalte
(Konsumenten)
Güter und Dienste
(Güterstrom)
Verbrauchskäufe
(Geldstrom)
Einfacher wirtschaftlicher Kreislauf
Die Haushalte liefern den Unternehmen die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden.
Als Gegenleistung erhalten sie dafür Geld in Form von Löhnen, Zinsen und Einkommen aus
Grundbesitz (sog. Grundrenten). Mit den Einnahmen kaufen sich die privaten Haushalte
Verbrauchsgüter und Dienstleistungen und zahlen dafür mit Geld. Ist die Wirtschaft im
Gleichgewicht, so sind zusammengehörende Güter- und Geldströme gleich.
Diese Beschreibung ist sehr stark vereinfacht. Schaut man sich die Sache etwas genauer an,
so müssen der Staat, die Sozialversicherungen, die Beziehungen zum Ausland und die Vermögensbildung mitberücksichtigt werden. Es entsteht ein Kreislaufschema, wie es im Anhang
gezeigt ist.
Aufbauend auf dem vollständigen Kreislaufschema berechnen die Nationalökonomen die sog.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR). Bei dieser werden, wie in einer Buchhaltung,
die Ein- und Ausgaben der verschiedenen Teile der Volkswirtschaft (z.B. Unternehmen, private Haushalte, Staat, etc.) gegeneinander aufgerechnet.
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Die Nationalökonomen leiten aus der VGR einige wichtige Grössen ab. Die wichtigste ist das
Bruttoinlandprodukt (BIP). Es stellt die Summe aller Wertschöpfungen dar. Unter Wertschöpfung versteht man die Gesamtheit aller während eines Jahres in einem Land hergestellten Güter und Dienstleitungen. Als solches ist das BIP ein Mass für die Stärke einer Volkswirtschaft. So etwa werden BIP von verschiedenen Ländern miteinander verglichen; oder die
Entwicklung des BIP eines Landes über die Jahre sagt Wichtiges aus über die Veränderungen
seiner Wirtschaft. (Das BIP hat in der neuen VGR das Bruttosozialprodukt (BSP) als Schlüsselgrösse abgelöst. Das BSP wurde etwas anders berechnet. Es erscheint in der revidierten
VGR nicht mehr.)
Kommentar
In der Wirtschaftspresse wurde während vieler Jahre auf das BIP (früher BSP) Bezug
genommen, wenn über die 'Leistungsfähigkeit der Wirtschaft' geschrieben wurde und
'Wachstum‘ gemeint war. Das Wachstum des BIP war der Massstab für die Gesundheit
der Wirtschaft. Dabei wurde übersehen, dass beispielsweise Unfälle (resp. deren Folgen
wie Heilungskosten, Reparaturen an Fahrzeugen etc.) ebenfalls zu einem Wachstum des
BIP führen. Diese Ausgaben führen allerdings nicht zu einer Erhöhung des 'Wohlstandes' oder des 'Wohlbefindens' der Menschen. Deshalb dürften diese Ausgaben nicht
mitgezählt werden, wenn von der 'Gesundheit' oder der 'Leistungsfähigkeit' der Wirtschaft gesprochen wird.
In den 80er Jahren wurde versucht, mittels der Entwicklung von Indikatoren ein präziseres Abbild des Zustands der Wirtschaft und der 'Wirtschaftssubjekte' zu entwickeln.
Diese Indikatoren haben aber keinen Eingang in die allgemeine Diskussion gefunden.
3. Liberalisierung
Grundlage: Die Schweiz verdient jeden zweiten Franken (oder mehr!) im Ausland. Die internationale Konkurrenzfähigkeit hat damit eine grosse (entscheidende) Bedeutung für die
schweizerische Volkswirtschaft.
In den Jahren, in denen alles mach- und finanzierbar schien, wurde die 'Marktwirtschaft'
zuerst in eine 'soziale Marktwirtschaft' und anschliessend in eine 'ökologisch-soziale Marktwirtschaft' umdefiniert. Im Wesentlichen wurde versucht, mittels staatlicher Eingriffe die
gröbsten Schwachpunkte der 'reinen' Marktwirtschaft zu korrigieren.
Seit sich das Wachstum abgeschwächt hat und beim Staat finanzielle Engpässe (sprich Defizite) auftreten, hat sich die Stimmung gewandelt. Die Verschiebung von Produktionsstätten
in Billiglohnländer hat zu einer Verlagerung von Einkommen geführt. Die Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Wirtschaft schien durch die 'Schutzmassnahmen' gefährdet.
Zusammen mit der Modeerscheinung 'Liberalisierung' aus den USA führte das auch in Europa
und in der Schweiz dazu, dass staatliche 'Marktverzerrungen' abgebaut werden sollten. Einerseits sollen Monopole (z.B. Schutz durch staatliche Gesetzgebung [PTT, SBB, Stromnetze...])
der Konkurrenz geöffnet werden, um Monopolrenten abzubauen und den Wettbewerb zu fördern. Andererseits sollen eben Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Regelungen (z.B.
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Umweltnormen, Arbeitsschutznormen) auf das internationale Niveau angeglichen (sprich
reduziert) werden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Kommentar:
Um die Schweiz künftig als 'Hochlohnland' zu erhalten, sind Denk- und Innovationsleistungen gefragt. Nur wer der Konkurrenz ideenmässig und allenfalls preislich voraus ist,
hat die Chance, sich in internationalen Verhältnissen zu behaupten.
Grösse allein - wie man das im gegenwärtigen Fusionsfieber meinen könnte - ist kein
Wert der kurzfristig einen Wettbewerbsvorteil bringt. (Fusionen dienen bestenfalls dem
Ego der Manager und der Möglichkeit, ausserordentliche Abschreibungen vorzunehmen,
um die Folgen schlechter früherer Managerleistungen aus der Bilanz zu tilgen.)
Die Gefahr ist, dass sich anstelle von 'Monopolen' und 'geschützten Wirtschaftszweigen'
starke Oligopole bilden, die ebenfalls höhere Preise erzielen können, als ein Wettbewerb nach dem 'reinen' Modell erlauben würde. Inwiefern nationale Kartellbehörden in
der Lage sind, diese Oligopole zu kontrollieren, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt
schwer zu beurteilen. Ein Beispiel für derartige Oligopole sind die Treibstofffirmen (EXXON, Shell, ...).
Dort wo die Liberalisierung zu einem Abbau von Umweltnormen und zu billigeren Energiepreisen führt, läuft sie Anstrengungen zu einer nachhaltigeren Entwicklung klar
entgegen.
Liberalisierung ist eine 'Modeerscheinung' die auf ein verändertes Umfeld zurückzuführen ist. Ob der einzelne Konsument langfristig davon einen Nutzen hat und sie die
Probleme der Konkurrenzfähigkeit des Hochlohnlandes Schweiz lösen kann, bleibt abzuwarten.
Trotz Liberalisierung wird in der Energiewirtschaft weiterhin von diversen Marktverzerrungen auszugehen sein (s. unten). Die gegenwärtige Diskussion um 'nicht-amortisierbare Kosten' (s. unten) zur Erhaltung von Kernkraftwerken und teuren Pumpspeicherwerken ist eine neuerliche Subventionierung der AKW durch den Steuerzahler resp. den
Elektrizitätsbezüger.
4. Marktverzerrungen, die den Energiemarkt beeinflussen
Energiegarantie
Die Wirtschaft hat den Anspruch auf billige und ausreichende Energieversorgung. Daraus ergibt sich die Forderung, der Staat müsse die in Zukunft bei niedrigen Preisen auftretende
"Energielücke" (Differenz von Angebot und Nachfrage) durch die Förderung der Energieproduktion und Subventionierung neuer Energiequellen schliessen. Diese rein angebotsorientierte Konzeption - das eigentliche Fundament der heutigen Energiepolitik - übersieht, dass es
im Rahmen einer Marktwirtschaft nur unter der Bedingung konstant tiefer Preise zu Angebotslücken (Nachfrage grösser als Angebot) kommen kann. Es ist jedoch gerade eine zentrale
Aufgabe der Marktwirtschaft, bei Nachfrageerhöhungen mit Preiserhöhungen zu reagieren.
Höhere Preise aber geben nicht nur Anreize zu erhöhter Produktion, sondern auch zu sparsa-
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merem Umgang mit dem knapper (teurer) gewordenen Gut oder Produktionsfaktor und zur
Entwicklung von alternativen Problemlösungen. Ebendies wird durch die seit Jahren praktizierte Konzeption der Energielücke unterbunden. Statt einen Ausgleich von Angebot und
Nachfrage über einen höheren Preis zuzulassen, soll der Staat bei weiterhin niedrigem Preis
für eine Erweiterung des Angebotes durch Erschliessung immer neuer Energiequellen sorgen,
wenn die Nachfrage wächst.
Eine subtile Variante dieser Strategie ist die Risikoübernahme durch den Staat über verschiedene Arten der Haftungsbeschränkung. Eine solche Politik der billigen Energie steht den
umweltpolitischen Anliegen einer Reduktion der ökologischen Belastungen durch Energieproduktion und -verwendung diametral entgegen [2, Seite 113f].
Risikoübernahmegarantie
Eine Variante der Verbilligungsstrategien äussert sich im Anspruch an den Staat, die Last der
von Privaten geschaffenen technischen Grossrisiken ab einer bestimmten finanziellen Obergrenze zu übernehmen. Wichtigstes Beispiel ist die Haftungsgarantie bei Atomenergieanlagen. Die Unternehmen (einschliesslich Versicherungen) werden dabei von der Aufgabe befreit, sich der unerwünschten Folgen von Grossrisiken bewusst zu werden und entsprechend
umwelt- und sozialverträgliche Produkte und Produktionsverfahren zu entwickeln. Durch Haftungsbeschränkungen werden die Gefährdungen sozialisiert (der Allgemeinheit überbunden),
womit der systematische Anreiz in Richtung Hochgefährdungsstrategien gegeben ist. Als
Gegenleistung verlangt der Staat zwar die Erfüllung von Sicherheitsanforderungen. Diese
zielen jedoch bloss auf eine Reduktion der Eintretenswahrscheinlichkeit des Schadenereignisses, nicht aber auf eine Reduktion des Ausmasses des Schadensereignisses selbst. Bei
Grossgefährdungen widerspricht diese Praxis dem Nachhaltigkeitsgebot. Ausserdem fehlt in
der Regel eine einsatzbereite Notfallinfrastruktur. Falls es zum Aufbau einer solchen kommt,
wird erwartet, dass diese nicht von den Verursachern der Gefährdungen, sondern von der
Allgemeinheit finanziert wird [2, Seite 119]
Entsorgungsgarantie
Die Abfallentsorgung soll möglichst billig und reibungslos sein. In systematischer Ergänzung
zur Materialgarantie, die der Wirtschaft billigen Materialinput garantiert, besteht auf der
Abfallseite der Wirtschaft eine Entsorgungsgarantie. Es wird erwartet, dass der Staat die Entsorgung der im Zuge der Produktions- und Konsumprozesse anfallenden Abfälle gewährleistet
und entsprechende Infrastrukturen bereitstellt. Auch hier liegt nicht das marktwirtschaftliche Entscheidungskalkül zugrunde. Primäre Stossrichtung ist die Erhöhung der Entsorgungskapazitäten, bei möglichst tiefen und damit nicht knappheitsgerechten Preisen bzw. Gütern.
Als Massgabe für die Höhe der Gebühren werden bislang nur die unmittelbaren Arbeits- und
Kapitalkosten der Abholung und Ablagerung bzw. der Verbrennung akzeptiert. Die Kapazität
der Abfallentsorgung soll im Rhythmus der Steigerung der Abfälle erweitert werden, ohne
dass sich die Preise der Entsorgung über die unmittelbaren Kosten erhöhen dürfen.
Die nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Sinnlosigkeit einer permanent subventionsgestützten Abfallentsorgung wird zunehmend erkannt. Tatsächlich zwingt die Finanzknappheit der öffent lichen Haushalte, die Subventionen abzubauen und an deren Stelle vermehrt verursacherorientierte Finanzierungen einzuführen. Ein Beispiel dafür ist der allmähli-
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che Siegeszug der Abfallsackgebühr. Angesichts des nach wie vor billigen Materialinputs wird
jedoch zunehmend auch die Begrenztheit dieser outputorientierten Strategie deutlich: Es
besteht der systematische Anreiz zu Umgehungshandlungen, die im Extremfall in illegale
Entsorgungspraktiken münden [2, Seite 113f].
Literaturangaben
[1]
Rolf Dubs, Volkswirtschaftslehre, Eine Wirtschaftsbürgerkunde für höhere Schulen, Erwachsenenbildung und zum Selbststudium. Verlag Paul Haupt, Bern,7. Auflage 1998
[2]
J. Minsch, A. Eberle, B. Meier, U. Schneidewind, Mut zum ökologischen Umbau. Innovationsstrategien für Unternehmen, Politik und Akteurnetze. Birkhäuser, Basel 1996
Anhang: Umfassenderes Schema zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
Das Schema auf der nächsten Seite stellt die Geldströme dar, welche in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) erfasst werden. (Achtung, in diesem Schema sind nur noch die
Geldströme dargestellt. Umgekehrt verlaufende Güter- oder Dienstleistungsströme sind nicht
eingezeichnet.) Die VGR ist eine umfassende und zusammenhängende Beschreibung der wirtschaftlichen Aktivitäten mit Hilfe der Buchhaltungstechnik und wird daher als eine Abfolge
von verschiedenen Konten dargestellt. Beim Wirtschaftskreislauf handelt es sich also um ein
geschlossenes System, indem alle verfügbaren Produktionsfaktoren zur Erzeugung von Konsumgütern, von Investitionsgütern oder Exporten verwendet werden. Alle entstandenen Einkommen werden wieder verwendet, entweder zum Kauf von Gütern und Dienstleistungen oder
zur Bildung von Ersparnis.
In diesem Schema stellen die gestrichelt eingezeichneten Ströme das Bruttoinlandprodukt
(BIP) dar. Die fett gezeichneten Ströme zusammen ergeben das sog. Volkseinkommen. Es ist
das während eines Jahres durch die Wohnbevölkerung eines Landes (oder einer Region) verdiente Gesamteinkommen.
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Fragen zur Volkswirtschaft
Name .............................
Vorname ............................
Klasse .............
1. Was verstehen Sie unter den Produktionsfaktoren? Nennen Sie zu allen Kategorien je zwei
Beispiele!
2. a) Nennen Sie zwei wichtige Eigenschaften des homo oeconomicus!
b) Stimmen für Sie diesen Annahmen? Geben Sie je nach Ihrer Antwort Beispiele, welche
diese Eigenschaften stützen oder widerlegen.
3. Bei welchen der folgenden staatlichen Zahlungen handelt es sich um Subventionen?
- Fürsorgeleistungen
- Impulsprogramm des Bundes zur Ankurbelung der Wirtschaft
- Exporthilfe für Käse
- Bau von Nationalstrassen
- Rüstungsaufträge an Firmen in Randgebieten der Schweiz
- Staatsbeiträge an den öffentlichen Verkehr
- Löhne für Staatsangestellte
4. Stellen Sie sich vor, Sie sind Software-EntwicklerIn in einer Firma. In welche Kategorie
würden Sie folgende Produktionsfaktoren einordnen?
– PC am Arbeitsort
– Hauswart für das Firmengebäude
– Sie als Entwickler in der Firma
– Gebäude und das Grundstück, auf dem es steht?
– Strom für das Bürogebäude
– Software auf den PCs
5. Das Konzept des Marktes geht davon aus, dass sich ein Gleichgewicht von Angebot und
Nachfrage einstellt. Spielt der Markt für PC-Speicherbausteine so, wie er von den Theoretikern beschrieben wird? Kennen Sie Märkte, wo die Theorie gut bzw. gar nicht stimmt?
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6. In welche Kategorie (Monopol, Oligopol, freier Markt) würden Sie die Stellung folgender
Unternehmen (Produkte) einordnen?
– SBB
– Pfitzer (Viagra)
– Cablecom (Kabelfernsehen)
– Migros (Lebensmittel)
– VW (Autos)
– St. Galler Tagblatt (Tageszeitung)
– Math Works (Matlab)
7. Der homo oeconomicus hat immer die volle Übersicht über die Marktsituation. Stimmen
Sie dieser Aussage für folgende Märkte zu?
– Wohnungsmarkt
– Mobiltelefonie
– Versicherungen
– Lebensmittel
– Fernseher
– Kleider
8. Gibt es in den folgenden Märkten bzw. bei den folgenden Produkten Verzerrungen, da externe Kosten nicht berücksichtigt werden? Benennen Sie die vernachlässigten externen
Kosten (ausser den zu niedrigen Energiekosten, die überall vorkommen).
– Bahnreisen
– Batterien
– Skisport
– Bananen aus Mittelamerika
– Äpfel beim Bauer nebenan
– Computerzeitschrift
– Badeferien auf Kreta
9. Nennen Sie mindestens drei Wirtschaftszweige in der Schweiz, welchen in den letzten
Jahren liberalisiert wurden, und mindestens drei, welche noch weitgehend nicht den sog.
"freien Marktkräften“ ausgesetzt sind.
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