Backgrounder Fertigungsverfahren Verdichter und Turbinen made by MTU gehören weltweit zum Besten, was es auf dem Markt gibt. Auch bei Fertigungsverfahren hat sich das Unternehmen, das seit Jahrzehnten für Schub am Himmel sorgt, in die Weltspitze vorgeschoben. Bei einigen Verfahren ist die MTU weltweit Technologieführer. Zu den wichtigsten MTU-Herstellverfahren gehören: • Laserformbohren • Adaptives Fräsen • Präzises Elektrochemisches Abtragen • Reibschweißen • Selektives Laserschmelzen bohren und Laserstrahlabtragen und ist eine Schlüsseltechnologie zur Herstellung noch effizienterer Turbinen. Mit dem Laser werden Kühlluftlöcher trichterförmig in Lauf- und Leitschaufeln der Hochdruckturbine gebohrt, wodurch sich der Luftstrom besser auf der Oberfläche des Bauteils verteilen kann. Das senkt den Bedarf an Kühlluft und verbessert die Effizienz. Beim GP7000, dem Antrieb des Mega-Airbus A380, erhöht sich der Wirkungsgrad der Hochdruckturbine beispielsweise um ein Prozent – Kraftstoffverbrauch und CO2Emissionen sinken dadurch jeweils ebenfalls um ein Prozent. Laserformbohren Das Laserformbohren haben die Triebwerksspezialisten der MTU entwickelt und besitzen dafür das Weltpatent. Dieses Verfahren kombiniert die beiden Einzelverfahren LaserKekse „Mit unseren Technologien bewegen wir uns am oberen Leistungsspektrum.“ Richard Maier, Leiter Produktionsentwicklung und Support bei der MTU Aero Engines in München Blisk-Herstellung Blisks (Blade Integrated Disks) sind Hochtechnologie-Bauteile, bei denen Scheibe und Schaufeln aus einem Stück bestehen. Eine solche Konfiguration verringert Baulänge und Gewicht. Zum Einsatz kommen Blisks in Niederdruck- und Hochdruckverdichtern militärischer und ziviler Anwendungen. „Eine Verwendung in Turbinen wird diskutiert”, erklärt Produktionsexperte Maier. Die MTU ist weltweit einer der führenden Hersteller dieser Blade Integrated Disks. In den kommenden Jahren werden es bis zu 5.000 Exemplare jährlich sein. Um das zu schaffen, hat die MTU auf dem Münchner Werksgelände eine neue Halle gebaut, in der das Kompetenz-zentrum zur Fertigung von TitanBlisks unter-gebracht ist. 5.000 Stück Fertigung einer Blisk für den PW1000G-Getriebefan Große Blisk-Schaufeln aus Titan werden mittels Linearem Reibschweißen einzeln mit der Scheibe verbunden und anschließend durch Adaptives Fräsen angepasst; mittlere und kleine Titan-Blisk-Schaufeln werden aus dem Vollen gefräst. Kleine und mittlere Blisk-Schaufeln aus Nickel – und somit aus einem schwer zu bearbeitenden Werkstoff – können mittels Präzisem Elektrochemischen Abtragen (Precise Electrochemical Machining = PECM) hergestellt werden. Wie sonst beim Elektrochemischen Abtragen üblich entfällt hier eine Nachbearbeitung der Oberfläche. Das PECM-Verfahren haben die Experten der MTU selbst entwickelt. Kompetenzzentrum für Titan-Blisks in München Anzahl der Blisks, die die MTU pro Jahr fertigen wird PECM-Grundprinzip: Ein metallischer Werkstoff wird bei Anwesenheit eines Elektrolyten mit Hilfe elektrischen Stroms gezielt aufgelöst. Der zu bearbeitende Werkstoff wird als positiver Pol geschaltet und das dreidimensionale, metallische Abformwerkzeug als negativer Pol. Als Elektrolyt kommt eine wässrige Natriumnitratlösung zum Einsatz, die zwischen Anode und Kathode fließt. Diese Flüssigkeit hat drei Funktionen: Sie stellt eine elektrisch leitende Verbindung her, sorgt für den Abtransport des abgetragenen Materials sowie entstehenden Wasserstoffs und kühlt den Prozess. Die Vorteile von PECM gegenüber zerspanenden Verfahren: Das Bauteil wird nicht berührt, weshalb die Werkzeuge verfahrensbedingt nicht verschleißen. Zudem erzielt das PECM-Verfahren wesentlich höhere Abbildungsgenauigkeiten durch die Bearbeitung mit extrem kleinen Spalten im Mikrometerbereich. „Elektrochemisches Abtragen ist ein Standardverfahren und gehört seit langem zu unserem Fertigungsportfolio. Mit PECM können wir noch präziser arbeiten.“ Richard Maier, Leiter Produktionsentwicklung und Support bei der MTU Aero Engines in München Tandem-Blisks sowie Verdichtertrommeln – mehrere hintereinander geschaltete Verdichterstufen – entstehen durch Rotationsreibschweißen. Eine der größten und präzisesten Anlage weltweit steht bei der MTU in München. Entwickelt wurde die rund 20 Meter lange Anlage mit einem Doppelspindelkonzept, um eine größere Bandbreite an Bauteilen mit höchster Genauigkeit verschweißen zu können. Hergestellt werden Verdichtertrommeln bei einem Druck von 1.000 Tonnen. MTU-Reibschweißanlage in München Das Reibschweißverfahren ist für Deutschlands führenden Triebwerkshersteller eine Schlüsseltechnologie zur Fertigung von Rotoren der nächsten Triebwerksgeneration, die aus höher belastbarem Material bestehen und wesentlich größer sind als herkömmliche Teile. Hergestellt werden können kompaktere und hochintegrale Verdichterrotoren aus Titan- und Nickelbasiswerkstoffen, die weniger wiegen und damit zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs des Triebwerks beitragen. Ebenfalls im Portfolio hat die MTU das Induktive Hochfrequenz-Pressschweißen, das mittlere Titanschaufeln mit den Scheiben verbindet. Additive Verfahren Additive Verfahren erobern eine Wirtschaftsbranche nach der anderen. Im Triebwerksbau ist der MTU ein Durchbruch gelungen: Als eines der ersten Unternehmen stellt sie Serienbauteile her. Per selektivem Laserschmelzverfahren (Selective Laser Melting = SLM) entstehen in München Boroskopaugen für das A320neo-Triebwerk, das PurePower® PW1100G-JM von Pratt & Whitney. Maier: „Damit fertigen wir mit einem der modernsten Verfahren der Welt Teile für eines der modernsten Triebwerke, den Getriebefan.“ Additive Fertigung eines Leitschaufelclusters Boroskopauge, das mittels selektivem Laserschmelzen hergestellt wurde Beim SLM-Verfahren wird das 3D-Modell des zu fertigenden Teils am Rechner in einzelne Schichten zerlegt. Nach diesem Bauplan baut ein Laser die Schichten auf einer Bauplattform nach und nach aus einem pulverförmigen Ausgangsmaterial auf. Die Pulverpartikel werden lokal aufgeschmolzen und so miteinander verbunden. Die Vorteile: Mit additiven Verfahren können komplexe Bauteile, die herkömmlich nicht oder nur sehr aufwendig gefertigt werden, mit geringerem Material- und Werkzeugeinsatz hergestellt werden. Die Realisierung neuer Designs wird möglich, Entwicklungs-, Fertigungs- und Lieferzeiten verkürzen sich deutlich und die Herstellkosten sinken. „Das additive Verfahren eignet sich vor allem für schwer zerspanbare Werkstoffe, etwa Nickellegierungen“, konstatiert Maier. Dank seiner Flexibilität empfiehlt sich das Verfahren insbesondere für die Fertigung von Kleinserien oder individuell aufgebauten Bauteilen. Maier: „In Technologieprojekten und Technologieprogrammen entwickeln wir das additive Verfahren mit hoher Priorität weiter.“ Es geht um neue Designs, neue Bauteile – denkbar sind Verdichter- und Turbinenschaufeln sowie Strukturbauteile – und neue Werkstoffe. Im Rahmen des größten europäischen Technologieprogramms Clean Sky arbeitet die MTU derzeit an einem additiv gefertigten Dichtungsträger: Der Innenring mit integralen Honigwaben soll im Hochdruckverdichter verbaut und zu einer Gewichtsreduzierung beitragen - einem Hauptziel in der Luftfahrt. Additive Fertigung der MTU in München Kontakt: Martina Vollmuth, [email protected], +49 (0) 176 100 17133