Ziliaten 56.5 - Thieme Connect

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Parasiten von Darm und Darmanhangsorganen
■■ Gang der Untersuchung
■■ Therapieempfehlungen
Wie oben beschrieben, sollte jedoch in spezialisierten Labors durchgeführt werden.
In Einzelfällen von Infektionen mit Brachiola (Anncaliia)
vesicularum und Trachipleistophora hominis wurde Albendazol in einer Dosierung von 400 mg 2-mal täglich
mit Erfolg eingesetzt, bei anderen Arten liegen keine therapeutischen Erfahrungen vor.
Direktnachweis
Mikroskopie. Sporen könne lichtmikroskopisch in gefärbten Punktions- oder Schmierpräparaten nachgewiesen
werden oder histologisch mit Spezialfärbungen (s. E. bieneusi). Die elektronenmikroskopischen Analysen wurden
weitgehend von molekularen Methoden verdrängt. Für
keine der aufgeführten Organismen sind monoklonale
Antikörper verfügbar.
Molekularbiologischer Nachweis. PCR mit universellen
(„Panmikrosporidien“) Primern (Weiss 2000) kombiniert
mit Sequenzierung erlaubt eine Identifizierung der Mikrosporidien. Gattungs- oder artspezifische Primer sind
für diese Mikrosporidien nicht beschrieben.
Serologischer Nachweis
Serologische Nachweise sind bei diesen seltenen Mikrosporidiosen nicht erprobt.
■■ Relevanz der Befunde
Literatur
Franzen C, Müller A. Microsporidiosis: human diseases and
diagnosis. Microbes Infect. 2001;3:389-400.
Gross U. Treatment of microsporidiosis including albendazole.
Parasitol Res. 2003;90(Suppl. 1):14-8.
Katzwinkel-Wladarsch S, Lieb M, Helse W, Löscher T, Rinder
H. Direct amplification and species determination of microsporidian DNA from stool specimens. Trop Med Int Health.
1996;1:373-8.
Mathis A, Weber R, Deplazes P. Zoonotic potential of the microsporidia. Clin Microbiol Rev. 2005;18:423-45.
Weber R, Deplazes P, Schwartz D. Diagnosis and clinical aspects
of human microsporidiosis. Contrib Microbiol. 2000;6:166-92.
Weber R, Mathis A, Deplazes P. Microsporidia. In: Murray, P. et
al., eds. Manual of clinical microbiology. 9th ed., Washington;
ASM Press; 2007.
Weiss LM. Molecular phylogeny and diagnostic approaches to
microsporidia. Contrib Microbiol. 2000;6:209-35.
Der Direktnachweis in geschädigten Geweben spricht für
den kausalen Zusammenhang mit der Organschädigung,
z. B. myositisbedingte Mikrosporidiose oder der Mikrosporidiennachweis aus dem Auge.
56.5
Ziliaten
Heinz Mehlhorn
56.5.1
Balantidium
■■ Speziesbeschreibung
Balantidium coli. Der Ziliat Balantidium coli, der seit 1856
aus diarrhöeischen Stühlen von Menschen bekannt ist
und wegen seiner Ähnlichkeit mit den frei lebenden
Pantoffeltierchen (Gattung Paramecium) auch Paramecium coli genannt wurde, hat seine weltweite Hauptverbreitung in Schweinen (neben anderen Wirten), was besonders durch die Untersuchungen von Leuckart bekannt
ist. Dieser gab der Art schließlich den noch heute gültigen
Namen B. coli.
Systematisch gehört dieser Erreger heute in den Einzellerstamm Ciliophora, dort zur Klasse der Litostomatea,
der Ordnung Vestibulifera und schließlich zur Familie der
Balantidiidae.
B. coli tritt in 2 funktionell unterschiedlichen Erscheinungsformen auf:
1. als ovoider Trophozoit, der mit den stammestypischen,
der Fortbewegung dienenden Zilien versehen ist und
sich durch einen ebenfalls typischen Kerndimorphismus (Mikro- und Makronukleus) auszeichnet. Dieses
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Stadium, das sich über ein Zytostom (Zytopharynx)
vom Darminhalt seiner Wirte ernährt, wird bis zu 300
µm lang und erreicht einen Durchmesser von 30–100
µm. Oft finden sich aber auch kleine Stadien von 30 × 50
µm Größe (Abb. 56.28). Dieses Fressstadium bevorzugt
als Aufenthaltsraum das Lumen von Caecum und Kolon und ist dort nur mäßig, wenn überhaupt pathogen.
Die Vermehrung erfolgt durch eine quer verlaufende
Zweiteilung. Der nierenförmige Makronukleus und
der kleine, kugelige Mikronukleus, der in unmittelbarer Nähe des Makronukleus liegt (Abb. 56.28), steuern
unterschiedliche Zellfunktionen. Bei der sog. Konjugation bildet der Mikronukleus letztlich ein Wanderstadium aus, das mit dem stationären Kern des Partners
fusioniert. Weiterhin charakteristisch für B. coli sind
2 pulsierende Vakuolen (wie bei der Gattung Paramecium), die zur Osmoregulation dienen, sowie ein am
Hinterende liegender Zellafter (Zytopyge), über den
überflüssiges Material ausgeschieden wird. Die Trophozoiten sind unter noch nicht geklärten Umständen
in der Lage, in die Darmwand einzudringen (ähnlich
wie die Trophozoiten von E. histolytica), und können
auf diese Weise Blutungen initiieren (Abb. 56.29).
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56.5 Ziliaten
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■■ Parasitose
Abb. 56.29 Karminrot gefärbter Schnitt durch die Darmwand mit
2 eingedrungenen Trophozoiten von Balantidium coli.
Krankheitsbild. Als Krankheitssymptome (sog. Balantidien-Ruhr) treten offenbar in Kombination mit anderen
Erregern beim Menschen gastrointestinale Symptome
auf: blutig-schleimige Diarrhöen (wie bei der AmöbenRuhr), Fieber, Anorexie, Nausea, abdominale Krämpfe, Erbrechen. Bei ausgeprägter Symptomatik kann es darüber
hinaus zu starker Dehydrierung mit den entsprechenden
Folgeerscheinungen kommen.
Die Mehrzahl der Patienten erholt sich etwa nach 3–4
Tagen – auch ohne Chemotherapie. In seltenen Fällen fanden sich Abszesse in der Leber und Lunge. Häufig ist aber
der Übergang zum chronischen Verlauf mit dem Wechsel
von Phasen der Diarrhöe und Obstipation.
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Abb. 56.28 Ungefärbter Trophozoit von Balantidium coli aus dem
Stuhl.
Entwicklungsgang. Die Infektion erfolgt auf oralem Wege
durch die Aufnahme von Zysten mit verschmutzter Nahrung oder kontaminiertem Trinkwasser bzw. über den
Hand-Mund-Weg bei landwirtschaftlichem Personal,
das mit Arbeiten in Schweineställen beschäftigt ist. Auch
Metzger zeigen entsprechende Infektionen. Sofern nach
einer Infektion überhaupt Symptome einer Erkrankung
auftreten, so erfolgt dies nach einer unspezifischen Inkubationszeit von einigen Tagen bis Wochen, wobei dann
nach einer variablen Präpatenzzeit von 4 Tagen bis mehrere Wochen Zysten ausgeschieden werden. Die Patenz
kann für Jahre anhalten, aber auch durch Reinfektionen
bedingt sein.
Epidemiologie. B. coli ist ubiquitär verbreitet. Vor allem
in Japan, Südafrika, Zentral- und Südamerika und Europa
gilt die Parasitose als endemisch.
■■ Untersuchungsmaterialien
Fester Stuhl. Wegen der Widerstandsfähigkeit der Balantidium-Zysten kann der Stuhl mit der Post versandt werden.
Frischer Stuhl. Zum Nachweis der Trophozoiten sollte der
Stuhl sofort zum Labor verbracht werden.
■■ Gang der Untersuchung
Abb. 56.30 Ungefärbte, frische Zyste von Balantidium coli aus
dem Stuhl.
2. als kugelige (seltener auch ovoide) Zyste. Dieses Stadium, das etwa 40–70 µm Durchmesser erreichen kann,
wird von einer dicken Wand von ca. 500 nm umschlossen, die vom Trophozoiten abgeschieden wird (Abb.
56.30). In frischen Zysten kann man noch die Zilien
und Bewegungen des Trophozoiten erkennen. Später
werden die Zilien ins Zytoplasma resorbiert und erst
kurz vor dem Schlüpfen im nächsten Wirt wieder neu
ausgebildet. Diese Zysten gelangen mit den Fäzes ins
Freie und können u. a. von Fliegen, Schaben, Ameisen
verschleppt werden.
Direktnachweis
Mikroskopie. Die Diagnose von B. coli erfolgt durch den
mikroskopischen Nachweis der Zysten (Abb. 56.30) im
Stuhl mithilfe von Anreicherungsverfahren wie die MIFKonzentration (vgl. Kap. 10.2.4).
Die Darstellung von beweglichen Trophozoiten ist im
frischen Stuhl möglich (verdünnt in 37 °C warmer physiologischer Lösung).
Mithilfe der Flotationsmethode können lebende Stadien zur Vermehrung in Kulturen gewonnen werden.
Serologischer Nachweis
Serologische Nachweisverfahren sind bei der Balantidiose nicht etabliert.
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Parasiten von Darm und Darmanhangsorganen
■■ Therapieempfehlungen und
Literatur
Infektionsprophylaxe
Beim Menschen haben sich wie bei Schweinen mit akuter
Symptomatik die Gaben von Nitroimidazolen (wie bei der
Amöbiasis) bzw. von Tetrazyklinen bewährt. Eine Substitution der Flüssigkeit und eventuell verlorener Elektrolyte ist auf jeden Fall notwendig.
! Als Prophylaxemaßnahmen dienen die Vermeidung des
Kontakts mit Human- bzw. Schweinefäzes, das Waschen von Salaten etc. sowie generelle Reinlichkeit.
Intestinale Trematoden
Thomas Löscher
Intestinale Trematoden sind vor allem in Ostasien verbreitet. Für den Menschen von epidemiologischer Bedeutung
sind Infektionen mit dem Großen Darmegel Fasciolopsis buski und den kleinen Darmegeln Heterophyes heterophyes, Metagonimus yokogawai und verschiedenen
Echinostoma-Arten. Daneben wurden über 70 weitere
zoonotisch verbreitete Arten beim Menschen beschrieben, davon einige mit gewisser regionaler Bedeutung (Tab.
56.2).
Tab. 56.2 Nicht so häufige intestinale Trematodeninfektionen.
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Art
Verbreitung
Infektionsquelle
Klinik
Diagnostik
Therapie
Gastrodiscoides
hominis
Indien, China,
Südostasien,
Russland, Afrika
Wasserpflanzen
asymptomatisch oder
Durchfälle
Einachweis
im Stuhl1
Praziquantel
Gymnophalloides
seoi
Korea
Austern
asymptomatisch oder
abdominelle Schmerzen,
Durchfälle
Einachweis
im Stuhl
Praziquantel
Haplorchis spp.
(H. taichui u. a.)
Ost- und Südostasien, Ägypten
Süßwasserfische
asymptomatisch oder
abdominelle Schmerzen
Einachweis
im Stuhl1
Praziquantel
Neodiplostomum
(Fibricola) seoulensis
Korea
Schlangen,
­Frösche
abdominelle ­Schmerzen,
Durchfälle, Fieber,
­Bluteosinophilie
Einachweis
im Stuhl
Praziquantel
Phaneropsolus spp.
Prosthodendrium
molenkampi
Thailand,
Indonesien, Laos
Insekten (auch
Insektenlarven)2
asymptomatisch oder
abdominelle Schmerzen,
Durchfälle
Einachweis
im Stuhl1
Praziquantel
Plagiorchis spp.
Korea, Thailand,
Philippinen, ­Japan,
Indonesien,
Insektenlarven2
asymptomatisch oder
abdominelle Schmerzen,
Durchfälle
Einachweis
im Stuhl1
Praziquantel
Spelotrema
brevicaeca
Philippinen
Strandkrabben
Eiembolien (Herz, ZNS),
wie bei H.-heterophyesInfektion
Einachweis
im Stuhl
?
Troglotrema (Nanophyetus) salmincola
Nordamerika,
Russland
Lachse,
­Süßwasserfische
Durchfälle, abdominelle
Schmerzen, Nausea,
Bluteo­sinophilie
Einachweis
im Stuhl
Praziquantel,
Niclosamid
Definitive Artdifferenzierung anhand der Adultwürmer (Stuhluntersuchung nach Therapie und Laxantiengabe).
Akzidentelle Ingestion über Wasser und rohen Fisch.
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56.6
Leuckart R. Die menschlichen Parasiten. Leipzig und Heidelberg:
Wintersche Verlagsbuchhandlung; 1863.
Mehlhorn H, Eichenlaub D, Löscher T, Peters W. Diagnose und
Therapie der Parasiten des Menschen. 2. Aufl. München:
Urban und Fischer; 1995.
Zaman V, Cox FED. Balantidium coli: In: Cox FEG, Wakelin D, Gillespie H, Despommier DD, eds. Parasitology. Vol. 5 of Topley
and Wilson’s Microbiology. 10th ed. London: Hodder Arnold;
2005.
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