I ̈ M TU B Prof. Dr. Peter Friz Dr. Christian Bayer Übungen zur Finanzmathematik I 1. Aufgabenblatt vom 16. Oktober 2009 Aufgabe 1. (10 Punkte) Es sei ein Marktmodell mit einer risikolosen Anlage und zwei Aktien gegeben. Der Preisvektor hat die Gestalt π = (5, 24). Zum Zeitpunkt 1 gibt es zwei Szenarien ω1 , ω2 , die jeweils mit Wahrscheinlichkeit 1/2 auftreten. Es gilt S(ω1 ) = (4, 16), S(ω2 ) = (10, 32) und r = 0, 1. Man überprüfe, ob dieses Modell arbitragefrei ist. Falls nicht, gebe man eine Arbitragestrategie an und berechne einen alternativen Preisvektor e π, so dass der Markt arbitragefrei ist. Aufgabe 2. (10 Punkte) Bei einem Pferderennen treten zwei Pferde gegeneinander an. Aus Erfahrung schätzt ein Buchmacher, dass Pferd 1 mit Wahrscheinlichkeit p = 0, 75 gewinnen wird (und Pferd 2 mit Wahrscheinlichkeit 0, 25). Der Buchmacher bietet Wetten (zu fixen Quoten) auf den Ausgang des Rennens an, wobei er folgende Bezeichnungsweise verwendet: eine Quote m–n gegen Pferd 1 bedeutet, dass ein Spieler für einen Einsatz von nA C einen Gewinn von mA C ausbezahlt bekommt (zusätzlich zum Einsatz), m, n ∈ N, wenn er auf den Sieg von Pferd 1 setzt und dieses gewinnt. (Falls m < n, schreibt man n–m auf Pferd 1.) Eine faire Quote in diesem Beispiel wäre also 3–1 auf Pferd 1 bzw. 3–1 gegen Pferd 2. (a) Warum sind diese Quoten fair? (b) Gegeben eine Wettquote m–n gegen Pferd 1. Finden Sie eine Siegwahrscheinlichkeit q von Pferd 1, sodass die gegebene Quote fair ist! (Im folgenden werden wir diese Zahl als implizite Siegwahrscheinlichkeit bezeichnen.) (c) Nehmen Sie an, dass insgesamt 10 000A C auf den Sieg von Pferd 1 und 5000A C auf den Sieg von Pferd 2 gesetzt werden. Der Buchmacher bietet die folgenden Quoten an: 1. 3–1 auf Pferd 1 und 3–1 gegen Pferd 2 (die faire Quote), 2. 15–4 auf Pferd 1 und 13–5 gegen Pferd 2, 3. 5–2 auf Pferd 1 und 9–5 gegen Pferd 2. Berechnen Sie für jeden der drei Fälle die impliziten Wahrscheinlichkeiten für den Sieg von Pferd 1 sowie den Sieg von Pferd 21 , den Profit (oder Verlust) des Buchmachers in beiden möglichen Ausgängen des Rennens sowie seinen erwarteten Profit. Was fällt Ihnen auf? (d) Nehmen Sie an, dass insgesamt aA C auf Sieg von Pferd 1 sowie bA C auf Sieg von Pferd 2 gesetzt werden, sowie eine objektive Siegwahrscheinlichkeit p von Pferd 1. Finden Sie Quoten m1 –n1 gegen Pferd 1 und m2 –n2 gegen Pferd 2, sodass der Buchmacher immer 0A C Profit macht. Aufgabe 3. (5 Punkte) Sei F Verteilungsfunktion einer Zufallsvariablen. Eine Funktion q : (0, 1) → R heißt verallgemeinerte Inverse zu F falls F(q(t)−) ≤ t ≤ F(q(t)+) (= F(q(t))) für alle 0 < t < 1, wobei F(x+) und F(x−) den rechts- bzw. linksseitigen Grenzwert bezeichnen. Weiters definieren wir die obere und untere Quantilfunktion zu F durch q+ (t) = sup{x | F(x) ≤ t}, q− (t) = inf{x | F(x) ≥ t}. (a) Zeigen Sie: Eine Funktion q : (0, 1) → R is genau dann verallgemeinerte Inverse zu F, falls q− (t) ≤ q(t) ≤ q+ (t), t ∈ (0, 1). (b) Angenommen, eine Zufallsvariable X hat eine stetige Verteilungsfunktion F. Zeigen Sie, dass die Zufallsvariable U B F(X) gleichverteilt auf (0, 1) ist. Aufgabe 4. (5 Punkte) Man konstruiere ein Gegenbeispiel zu jeder der folgenden (i.A. falschen) Aussagen. 1 Beachten Sie, dass sich die impliziten Wahrscheinlichkeiten nicht zu 1 aufsummieren müssen! 1. Sei X eine P-f.s. endliche, nicht-negative Zufallsvariable auf dem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, F , P). Dann gilt E[X] < ∞. 2. Seien X, Y ∈ L2 (Ω, F , P) mit E[XY] = E[X]E[Y]. Dann sind X und Y unabhängig. 3. Gegeben drei Zufallsvariablen X, Y, Z ∈ L2 (Ω, F , P) mit E[XY] = E[XZ]. Dann gilt Y = Z. Abgabe am 23. Oktober 2009 vor der Übung.