Nichtlineare Spinwellenpakete in Yttrium-Eisen-Granat-Filmen mit kontrollierten Phaseneigenschaften DIPLOMARBEIT in Experimentalphysik von Alexander André durchgeführt am Fachbereich Physik der Technischen Universität Kaiserslautern unter Anleitung von HD Dr. habil. Sergej O. Demokritov Februar 2004 Für meine Eltern Eva und Nikolaus Science has been made for people. People have not been made for science. Andrej N. Slavin Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Dipol-Dipol-Wechselwirkung und Entmagnetisierungsfeld . . . . . . . . 2.2 Austauschwechselwirkung und Austauschbeitrag zur effektiven magnetischen Feldstärke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Dispersionsrelation für dipolare Moden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Die Walker-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Die Dispersionsrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Volumenmoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.4 Oberflächenmoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Solitonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Induzierte Phasenverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Parametrische Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Anregung von Spinoszillationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.2 Erzwungene Verstärkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.3 Parametrische Verstärkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 7 7 8 9 10 12 15 16 16 16 17 3 Experimentelle Methoden 3.1 Gesamtüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Aufbau der Probe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Aufbau zur Anregung von Spinwellenpaketen mit Mikrowellenpulsen 3.4 Schaltplan zur Erzeugung dunkler Solitonen . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Schaltplan zum Versuch bezüglich gespeicherter Pulse . . . . . . . . 3.6 Brillouin-Lichtstreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Das Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8 Orts- und zeitaufgelöste Brillouin-Lichtstreu- Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . 21 21 23 24 25 27 29 30 31 . . . . . . . . 34 34 35 40 43 43 44 45 46 4 Experimentelle Ergebnisse 4.1 Dunkle Solitonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Zeitliche dunkle Solitonen . . . . . . . . . . . 4.1.2 Räumliche dunkle Solitonen . . . . . . . . . . 4.2 Gespeicherte Pulse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Experimentelle Angaben und Daten . . . . . . 4.2.2 Transmissionsspektrum des verwendeten Films 4.2.3 Beobachtung eines gespeicherten Pulses . . . . 4.2.4 Einfluss des Pumpens auf gespeicherte Pulse . i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 INHALTSVERZEICHNIS 4.2.5 4.3 Einfluss der Intensität des Eingangssignal auf den gespeicherten Puls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.6 Einfluss einer Änderung des Magnetfeldes auf den gespeicherten Puls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.7 Beobachtung des Auftretens gespeicherter Signale in einem Film mit Transmissionslücken unterschiedlicher Breite . . . . . . . . . 4.2.8 Diskussion der Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Propagation von Spinwellenpaketen durch ein lokal inhomogenes Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Experimentelle Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2 Beobachtung des Einflusses der lokalen Feldinhomogenität für beide Stromrichtungen mit BLS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.3 Vergleich mit einem Tunnelprozess . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.4 Tunneln durch eine lokale Absenkung des Feldes . . . . . . . . . 4.3.5 Vergleich mit einem Tunnelprozess durch Anfitten“ . . . . . . . ” 4.3.6 Interferenzbild einer Spinwelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.7 Lokales Einschließen eines Spinwellenpaketes . . . . . . . . . . ii 5 Zusammenfassung und Ausblick 46 46 48 51 54 54 55 56 58 61 62 63 66 Kapitel 1 Einleitung Nichtlineare Wellen und Wellenpakete bilden ein wichtiges Kapitel in der modernen Physik. Eine Gruppe mathematischer Objekte, welche aufgrund von vielseitigen physikalsischen Anwendungen von besonderem Interesse ist, sind die sogenannten Solitonen. Zum ersten Mal wurde diese Art von nichtlinearen Wellen in der Natur von dem schottischen Wissenschaftler und Ingenieur John Scott Russell im August 1834 beobachtet [1]. Es handelte sich um Wasserwellen, welche in engen Kanälen am Schiffsbug entstehen und nach plötzlichem Anhalten des Schiffs über mehrere Kiliometer weiterlaufen können, ohne dabei ihre Form zu ändern oder an Geschwindigkeit zu verlieren. Nachdem er sie zuerst als Translationswellen“ bezeichnet hatte, prägte er später den Begriff ” einsame Wellen“ (engl. solitary waves). Eine genauere mathematische Beschreibung ” des hydrodynamischen Problems lieferten Kortweg und de Vries 1895. Der eigentliche Begriff des Solitons“ geht zurück auf Zabusky und Kruskal (1965). Sie lieferten unter ” periodischen Randbedingungen eine numerische Untersuchung der Kortweg-de VriesDifferentialgleichung [1]. Infolge der Nichtlinearität verschmälert sich die Einhüllende der Welle, was jedoch nach einer gewissen Zeit durch die Dispersion kompensiert werden kann, so dass der Wellenberg mit konstantem Profil weiter propagiert. Die Namensgebung jedoch korreliert mit der Entdeckung, dass zwei oder mehr dieser Wellen nach einem Zusammenstoß sich ungestört durchdringen, abgesehen von einen kleinen Änderung der Phase. Die Endung on“ aus dem Griechischen erinnert an den Teilchencharakter der ” so beschriebenen Wellen. Solitonen existieren allerdings nicht nur als Lösungen der Kortweg-de Vries-Gleichung. 1971 wurde eine exakte analytische Lösung der sogenannten nichtlinearen Schrödingergleichung von Zakharov und Shabat veröffentlicht [2, 3]. Diese Gleichung bestitzt die Form einer quantenmechanischen Wellengleichung i∂ ψ /∂ t = −∂ 2 ψ /∂ x2 + V (x)ψ mit einem Potentialterm V (x) = −2|ψ |2 als Störung. Solitonen können in vielerlei Hinsicht in der Physik auftreten, von Graviationswellen in tiefem Wasser bis zu Plasmawellen [4]. Eine besondere Anwendung besteht in der Optik seit 1980, als Solitonen in Glasfasern experimentell beobachtet wurden. Besonderes Interesse besteht hier in der Informationsübertragung über weite Strecken. 1988 wurde hierzu der erste Beweis in einem Experiment für transozeanische Entfernungen geliefert [5]. Einhüllende Solitonenwellen existieren auch als Spinwellenpakete im Magnetismus. In dieser Arbeit werden Spinwellen mit Hilfe von Mikrostreifenleitungen in Ferritfilmen angeregt. Als Ferrit dient Yttrium-Eisen-Granat, ein Material, das bereits in den sechziger Jahren von J. R. Eshbach zur Spinwellenanregung verwendet wurde [6, 7]. Zur Untersuchung und Anregung dienen einerseits die Mikrowellentechnik, andererseits ist es aber 1 KAPITEL 1. EINLEITUNG 2 auch möglich, die Wellenpropagation mit Hilfe von orts- und zeitauftel öster BrillouinLichtstreu-Spektroskopie zu beobachten. Diese Möglichkeiten bieten sich an, um universelle Eigenschaften von einhüllenden Solitonen zu untersuchen, da die mathematische Beschreibung analog mit der in der Optik ist. Der erste Teil dieser Arbeit befasst sich insbesondere mit sogenannten dunklen Solitonen, welche als Senke in einem einheitlichen Hintergrundsignal auftreten k önnen. Zum ersten Mal wird eine durch den experimentellen Aufbau induzierte Phasenverschiebung berücksichtigt und kompensiert, so dass eine Phasensprung von 180 ◦ innerhalb dieser Senke erzeugt werden kann. Mit Hilfe dieses Versuchsaufbaus ist es ferner m öglich, gezielt theoretische Vorhersagen über die Anzahl gebildeter dunkler Solitonen durch beliebige Einstellung des Phasensprungs experimentell zu überprüfen. Diese Arbeit befasst sich sowohl mit der Erzeugung zeitlicher dunkler Solitonen, bei denen die umgebenden Pulse nacheinander erzeugt werden, als auch mit der Erzeugung räumlicher dunkler Solitonen, bei denen die umgebenden Wellenpakete räumlich nebeneinander existieren. Für die Erzeugung räumlicher dunkler Solitonen wird das gleiche Verfahren zur Einstellung des Phasensprungs ausgenutzt. Ist die Wellenamplitude ausreichend groß, k önnen eine Reihe von nichtlinearen Effekten eintreten, wie z. B. eine parametrische Anregung von Spinwellen. Im zweiten Teil der Arbeit wird eine derartige Anregung stationärer austauschdominierter Spinwellen behandelt, wobei auch auf eine Wiederabstrahlung als magnetostatische Wellen eingegangen wird. Es wird gezeigt werden, inwiefern ein inhomogenes Feld die Propagation magnetostatischer Spinwellen beeinflussen kann, insbesondere wird ein Spinwellentunneleffekt beobachtet. Kapitel 2 Theoretische Grundlagen In einem Festkörper besteht der ferromagnetische Grundzustand aus parallel ausgerichteten Spinmomenten infolge der Austauschwechselwirkung zwischen ihnen. Im Folgenden wird stets die Bezeichnung Spin anstatt Spinmoment gebraucht. Spinwellen k önnen als kollektive Anregungen aller Spins verstanden werden, die sich als Wellen im Festk örper ausbreiten [8]. Im Quasiteilchenbild werden sie als Magnonen bezeichnet. Sie stellen das magnetische Pendant zu Gitterschwingungen (Phononen) dar. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass Gitterschwingungen im klassischen Verständnis durch interatomare Kräfte bewirkt werden, während auf Spins Drehmomente wirken [9]. Je nach Größe des Wellenvektors dominiert bei Spinwellen entweder die Austauschwechselwirkung oder die dipolare Wechselwirkung bzw. kann eine Mischung der beiden vorliegen. Die ersten beiden Abschnitte dieses Kapitels behandeln diese Wechselwirkungen. Anschließend werden die entsprechenden Dispersionsrelationen hergeleitet. Es wird zudem auf eine Überlappung von Dispersionskurven stehender austauschdominierter Spinwellen und dipolare Spinwellen eingegangen. Der vorletzte Abschnitt befasst sich mit einer besonderen Art nichtlinearer Spinwellen: Solitonen. Nichtlinearität bedeutet in diesem Fall, dass die Amplitude der Wellen so groß wird, dass Linearisierungen der im Folgenden genanneten Landau-Lifschitz-Gleichung nicht mehr gültig sind [10]. Somit hängt beispielsweise das Spektrum von der Amplitude der Welle ab. Der letzte Abschnitt erklärt die Pumpprozesse, mit denen Spinwellen verstärkt werden können. 2.1 Dipol-Dipol-Wechselwirkung und Entmagnetisierungsfeld Magnetische Dipole wechselwirken untereinander in Abhängigkeit von ihrer relativen Orientierung zueinander. Für die Wechselwirkungsenergie zweier magnetischer Dipole m1 und m2 gilt klassisch [11, S. 188 - 190]: E(m1 , m2 , r12 ) = m1 · m2 − 3(m1 · er )(m2 · er ) 3 r12 (2.1) mit dem Abstandsvektor r12 er . Die Wechselwirkung ist langreichweitig. Der Übergang zu einem Festkörper erfolgt über eine Summation über alle Gitterplätze. Die Energieskala der Wechselwirkung kann jedoch abgeschätzt werden. Für Spin-1/2-Momente m = µB in 3 KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 4 einer Entfernung von jeweils 2 Å ' 4 Bohr’sche Radien aB folgt: E≈ µB2 m2 = ' 9, 08 · 10−18 erg. 3 (4aB )3 r12 (2.2) Dabei bezeichnet µB den Bohr’schen Magneton . Die Energie entspricht einer äquivalenten thermischen Energie von weniger als einem Kelvin. Des Weiteren ist zu beachten, dass eine kubische Umgebung um einen Aufpunkt, die vollständig im Festkörper enthalten ist, keinen Beitrag zur dipolaren Energie liefert. Dieser kommt lediglich von den Rändern des Festkörpers. Für eine homogen magnetisierte Probe einfacher Geometrie, wie ein homogen magnetisiertes Ellipsoid, ergibt sich im Inneren ein homogenes Feld, dessen Richtung der Probenmagnetisierung entgegengesetzt ist, das sogenannte Entmagnetisierungsfeld [12]. Ausgangspunkt zur Berechnung des Entmagnetisierungsfeldes H d ist folgende MaxwellGleichung der Magnetostatik [11, S. 2]: ∇ × Hd = 0. (2.3) Aufgrund der Wirbelfreiheit lässt sich das Entmagnetisierungsfeld als Gradient eines Potentials Hd = −∇ϕ schreiben. Weiterhin gilt aus der Magnetostatik die Maxwell-Gleichung: ∇ · B = ∇(Hd + 4π M) = 0. (2.4) ∆ϕ = 4π ∇ · M = −ρM . (2.5) ρ d 3 r0 = − 0 |r − r | (2.6) Die magnetische Induktion wird mit B, die Magnetisierung mit M bezeichnet. Somit folgt: Hierbei ist −ρM die magnetische Volumenladungsdichte. Für das Potential φ gilt in Analogie zur Elektrostatik [11]: 1 ϕ= 4π Partielle Integration ergibt: Z ϕ =− Z M(r0 ) · ∇ Z ∇ · M(r0 ) 3 0 d r. |r − r0 | 1 d 3 r0 . 0 |r − r | (2.7) Unter Verwendung der Schreibweise als Gradientenfeld ergibt sich f ür das Entmagnetisierungsfeld: Z Hd = V Ĝ(r, r0 )M(r0 )d 3 r0 . (2.8) Der Tensor Ĝ ist die Green’sche Funktion. 2.2 Austauschwechselwirkung und Austauschbeitrag zur effektiven magnetischen Feldstärke Die magnetische Dipolwechselwirkung von Spins kann nicht der Grund f ür die magnetische Ordnung in einem Ferromagneten sein, da die thermische Energie diese Wechselwirkungsenergie bei weitem übersteigt und somit die Ausrichtung zerstören würde. KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 5 Ferromagnetische Ordnung lässt sich erzielen durch einen Austauschbeitrag, einen Teil der Coulomb-Energie der Elektronen, der abhängig von der Orientierung der Spins ist. Betrachtet man zwei Wasserstoffatome, so muss die Gesamtwellenfunktion aufgrund des Pauli-Prinzips antisymmetrisch sein. Sind die beiden Atome weit genug voneinander entfernt, so existieren entartete Zustände. Diese Entartung wird bei Annäherung aufgehoben. Grund ist eine zusätzliche Wechselwirkung, deren Beiträge in ein soganntes CoulombIntegral und ein Austauschintegral aufgeteilt werden k önnen [13]. Beschrieben wird die Wechselwirkung duch den sogenannten Heisenberg – Hamiltonoperator: Ĥ = −2 ∑ Ji, j Si · S j . (2.9) i6= j Das Austauschintegral Ji, j ist rein quantenmechanischer Natur: J1,2 = Z φa∗ (r1 )φb∗ (r2 )V̂ φa (r2 )φb (r1 )d 3 r1 d 3 r2 , (2.10) wobei V̂ der Operator für die Coulomb-Wechselwirkung ist. Die Wellenfunktion φ a,b (r1,2 ) bezieht sich auf das Elektron mit dem Ortsvektor r1 , das zum Atom a gehört usw. Der Stern symbolisiert die komplex konjugierte Wellenfunktion. Es wird deutlich, dass im Integral jeweils ein und dasselbe Elektron an zwei verschiedenen Orten betrachtet wird. Die Spinoperatoren werden mit Si, j bezeichnet. Die Summation erfolgt über die einzeln Elektronen der beteiligten Atome. Sind alle Atome identisch, lässt sich die Austauschenergie mit Hilfe des Kosinussatzes |Sj − Si |2 = 2S2 (1 − cos(ϕi, j )) wie folgt ausdrücken, mit dem Winkel φi, j zwischen den beiden Spins Si und S j : 1 2 2 2 1 − 2 |S j − Si | . (2.11) Eexch = −2zJS ∑ cos(ϕi, j N.N. ) = −2zJS ∑ S i6= j i6= j N.N. Weiterhin wurde die Mittelfeldnäherung für das Ising-n-Vektor-Modell verwandt, wonach es ausreicht, über nächste Nachbarn z zu summieren und zu mitteln [14]. Durch Neuwahl des Nullpunktes der Energie wird der erste, konstante Term in der Summe, welcher die Energie paralleler Spins beschreibt, weggelassen. Auf größerer Skala als zwischen einzelnen Gittermaschen des Festkörpers betrachtet lässt sich eine Magnetisierung M und eine Sättigungsmagnetisierung des Festkörpers Ms einführen. Eine Beziehung zu der Betrachtungsweise auf einzelnen Gitterplätzen erreicht man durch eine Entwicklung: 1 1 | ri j · ∇ M|. (2.12) |S j − Si | = S MS Beim Einsetzen in Gl. (2.11) bleibt jedoch immer noch die Summation über einzelne Gitterplätze. Die Summe lässt sich, unter der Bedingung, dass ein Volumen vorliegt, in ein Integral der Form: Z Eexch = εexch d 3 r (2.13) umschreiben mit der Energiedichte: εexch = 2A (∇ · M)2 . Ms2 (2.14) Des Weiteren wurde die Austauschkonstante A = zJS 2 /a mit der Gitterkonstanten a benutzt. Aus der Gleichung der Feldstärke H = −∇M ε wird der Austauschbeitrag zur Feldstärke gewonnen: KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Hexch = 6 A 2 ∇ M. Ms2 (2.15) Zu beachten ist, dass bei der Berechnung der Austauschenergie der Überlapp von Wellenfunktionen die Grundlage bildete. Die Wechselwirkung ist also kurzreichweitig. Der lokale Charakter schlägt sich hier in der Verwendung einer Ableitung an einer bestimmten Stelle nieder. Dispersionsreleation von austauschdominierten Moden. Die im Hamiltonoperator der Austauschwechselwirkung genannten Spinoperatoren lassen sich durch die PauliMatrizen darstellen [8]: 1 0 1 1 0 −i 1 1 0 x y z Ŝ = , Ŝ = und Ŝ = . (2.16) 2 1 0 2 i 0 2 0 −1 ± x y Des Weiteren seien Operatoren zum Umklappen der Spins Ŝ = Ŝ ± Ŝ definiert. Die 1 0 Spinzustände (up und down) | ↑>= und | ↓>= reagieren in folgender 0 1 Weise auf sie: Ŝ+ | ↑>= 0, Ŝ+ | ↓>= | ↑>, Ŝ− | ↓>= 0 und Ŝ− | ↑>= | ↓> . (2.17) Die beiden Spinzustände sind Eigenvektoren des Operators Ŝz mit Ŝz | ↑>= +1/2 | ↑> sowie Ŝz | ↓>= −1/2 | ↓>. Hiermit lässt sich der Hamiltonoperator bei alleiniger Austauschwechselwirkung zwischen nächsten Nachbarn schreiben, wobei die Indizierung die Position der Spins in der Spinkette beschreibt: 1 + − z − + Ĥ = −J ∑ ∑ Ŝiz · Ŝi+ j + (Ŝi Ŝi+ j + Ŝi Ŝi+ j ). 2 i j (2.18) Die Indizes i, j seien natürliche Zahlen, die alle Nachbarpaare in der Spinkette nummerieren. Ein Zustand |0 >= ∏i | ↑>i , bei dem alle Spins nach oben gerichtet sind, ist ein Eigenvektor von Ĥ. Das Umklappen eines einzigen Spins in der Kette, z. B. an der Position n mit S− n ∏i | ↑>i ist kein Eigenzustand von Ĥ mehr, wobei n eine natürliche Zahl ist. Wird jedoch nur im Mittel über ein Kette von N Spins ein Spin umgedreht, etwa durch einen Zustand 1 (2.19) |k >= √ ∑ exp(ik · rm )| ↓>m , N m so ist dieser ein Eigenzustand. Die Summation erfolgt über alle Spin in der Kette, m ist eine natürliche Zahl. Der Spin präzediert mit einem Wellenvektor k. Der Eigenwert E mit Ĥ|k >= E|k > dieses Zustands lässt sich schreiben als 1 (2.20) E = E0 + J z − ∑ exp(−ik · rm ) + exp(−ik · rm ) . 2 m Die Engerie im ferromagnetischen Grundzustand lautet E0 . Eine Entwicklung für nicht zu große Wellenzahlen ergibt E ≈ E0 + 1 (k · rm ). 2∑ (2.21) Mit der Relation aus der Quantenmechanik E = h̄ω ergibt sich eine Dispersion ω ∝ k 2 , d. h. für sehr große Wellenlängen wird die Anregungsenergie zu null. KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2.3 7 Dispersionsrelation für dipolare Moden Im Zusammenhang mit dipolaren Moden wird oft der Begriff der magnetostatischen Moden gebraucht. Ihre charakterstische Wellenlänge ist viel kürzer als die Wellenlänge elektromagnetischer Wellen gleicher Frequenz. Gleichzeitig soll mit diesem Begriff ausgedrückt werden, dass die Wellenlängen ausreichend groß sind, um die Austauschwechselwirkung vernachlässigen zu können [15]. 2.3.1 Die Walker-Gleichung Ausgehend von folgenden Maxwell-Gleichungen der Magnetostatik [11, S. 2] ∇ × H = 0, (2.22) ∇·B = 0 (2.23) ∇ × H = ∇ × h = 0. (2.25) verwendet man einen Ansatz mit ebenen Wellen H(t) = (hx exp(iω t), hy exp(iω t), H0 ) sowie M(t) = (mx exp(iω t), my exp(iω t), Ms ), wobei mx,y und hx,y die dynamischen Anteile mit der Winkelfrequenz ω , während H0 den Betrag der äußeren Magnetfeldstärke und Ms der Sättigungsmagnetisierung darstellen (vgl. Abb. 2.1) [16]. Der Ansatz ist m öglich unter der Voraussetzung, dass die Amplituden der Oszillationen hinreichend klein sind. Ansonsten handelt es sich um nichtlineare Wellen. Folglich lauten die Maxwell-Gleichungen (2.22, 2.23): (2.24) ∇ · [(H + 4π M)] = ∇ · [(h + 4π m)] = 0, | {z } ≡B x MS mx + my H0 z l y Abbildung 2.1: Film mit eingezeichnetem Koordinatensystem. Die dynamischen Anteile der Magnetisierung liegen in der xy-Ebene, das externe Feld sättige den Film in zRichtung. Wegen Gl. (2.25) kann der dynamische Anteil der Feldstärke als Gradientenfeld geschrieben werden, so dass sich Gl. (2.24) umschreiben lässt: ∆ϕ + 4π ∇ · m = 0. (2.26) In der klassischen Mechanik besteht zwischen Drehimpuls und Drehmoment eine Beziehung, zu der in der Theorie der Spinwellen ein Analogon existiert. Eine ähnliche Rolle KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 8 wie der Drehimpuls spielt hier das magnetische Moment, das mit dem Drehimpuls durch das Verhältnis verbunden ist. Die sogenannte Landau-Lifschitz-Gleichung [17, 18] lautet: ∂M (2.27) = −|γ |M × He f f , ∂t wobei M die gesamte Magnetisierung, γ das gyromagnetische Verhältnis und He f f das effektive Magnetfeld ist. Dieses setzt sich zusammen aus dem äußeren angelegten Magnetfeld Hex , einem dynamischen Anteil h(t), dem Austauschbeitrag Hexch und dem Entmagnetierungsbeitrag Hdem : He f f = Hi + Hexch + Hdem . (2.28) Durch Einsetzen von He f f = H(t)wird aus der Landau-Lifshitz-Gleichung (2.27) eine Beziehung zwischen den dynamischen Komponenten der Feldstärke und der Magnetisierung gewonnen: mx κ iν hx = (2.29) my hy −iν κ mit κ= 4πγ 2 MS H0 , γ 2 H02 − ω 2 ν= 4πγ MS ω . γ 2 H02 − ω 2 (2.30) Einsetzen in Gl. (2.26) ergibt, dass das Potential ϕ der sogenannten Walker-Gleichung [19] 2 ∂ ∂2 ∂ 2ϕ + =0 (2.31) (1 + κ ) ϕ + ∂ x 2 ∂ y2 ∂ z2 genügt. 2.3.2 Die Dispersionsrelation Außerhalb der Probe existiert keine Magnetisierung. Das Analogon zu Gl. (2.26) lautet folglich: ∆ϕ e = 0. (2.32) Die Indizierungen e und i kennzeichnen Anteile außerhalb bzw. innerhalb der Probe. An den Grenzflächen der Probe müssen die magnetische Induktion und die magnetische Feldstärke folgenden Randbedingungen genügen: bix = bex , hiy,z = hey,z . (2.33) Wird eine in z-Richtung magnetisierte, unendlich lange Schicht betrachtet, so verschwindet der Demagnetisierungsfaktor in z-Richtung, so dass das interne Feld gleich dem äußeren ist, Hi ≡ H0 . Die Lösung von Gl. (2.31) wird gesucht in der Form: ϕ (x, y, z) = X(x)Y (y)Z(z). (2.34) Nur der Faktor X(x) hängt von seiner Position innerhalb oder außerhalb der Probe ab: i X , wenn − l/2 < x < +l/2 (2.35) X(x) = X e , sonst KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 9 Des Weiteren werden folgende Ansätze gewählt: Y (y) = exp(iky y), Z(z) = exp(ikz z), X i = a sin(kxi x) + b cos(kxi x), wenn − l/2 < x < l/2, sowie X e = c exp(−kxe x), wenn x > l/2, und X e = d exp(+kxe x), wenn x < −l/2. (2.36) (2.37) (2.38) Die Wellenzahlen sind kx etc., ein hochgestellter Index i oder e kennzeichnet, ob es sich um eine interne oder externe Komponente handelt. Nach Einsetzen in die Walker- beziehungsweise Laplace-Gleichungen (2.31, 2.32) ergibt sich: (1 + κ )((ki )2x + ky2 ) + kz2 = 0, (2.39) (kxe )2 − ky2 − kz2 = 0. (2.40) (1 + κ )kzi tan(kzi l/2) − kze ν ky c−d = = − . c + d (1 + κ )kzi cot(kzi l/2) + kze ν ky (2.41) Die Randbedingungen stellen Beziehungen zwischen den Amplitudenkoeffizienten a, b, c und d her: Mit ky = k sin φ folgt aus der letzten Gleichung: (kxe )2 + 2kxe kxi (1 + κ ) cot(kxi l) − (kxi )2 (1 + κ )2 − (ν ky )2 = 0. (2.42) Mit den Gl. (2.39, 2.40, 2.42) werden kxi und kxe ersetzt. Resultat ist die Dispersionsrelation s s 2 2 p 1+κ +η 1+κ +η (1 + η 2 ) + 2 1 + η 2 − (1 + κ ) cot − 1+κ 1+κ 1 + κ + η2 2 − ν2 = 0 +(1 + κ ) − (2.43) 1+κ mit η = kz /ky . 2.3.3 Volumenmoden Falls (1 + κ ) < 0 ist, können alle Wellenzahlen innerhalb der Probe reell sein. Die so beschriebenen Moden heißen magnetostatische Volumenmoden, in diesem Fall genauer: backward“-Moden. Der Name rührt daher, dass, wie später gezeigt wird, die Gruppen” geschwindigkeit ein negatives Vorzeichen besitzt, während die Phasengeschwindigkeit positiv ist. Sei ky → 0 beziehungsweise η 1, so folgt: 1 + η 2 −→ η 2 , η2 1 + η2 + κ −→ 1+κ 1+κ KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 10 und das Argument des Kotangens wird zu −|kz |l/(1 + κ ). Diese Gleichung werde durch η 2 dividiert und der Grenzwert η −→ ∞ gebildet. Der Parameter κ hängt, abgesehen von Konstanten, nur noch von der Winkelfrequenz ω ab. Folglich wird die Dispersion beschrieben durch die Gleichung: 2 cot(α |kz |l) = α − 1 α (2.44) mit α = (−1/(1 + κ ))−1/2 oder umgeformt s s 1 4π MS γ H0 4π MS γ H0 kz = − 1+ arctan − 1 + . l (γ H0 )2 − ω 2 (γ H0 )2 − ω 2 (2.45) 2.3.4 Oberflächenmoden Für den Fall (1 + κ ) > 0 lässt sich Gl. (2.43) umschreiben zu: (1 + η 2 ) + 2 p 1 + η2 s 1 + κ + η2 s (1 + κ ) coth 1 + κ + η2 1+κ 2 2 1+κ +η +(1 + κ ) − ν 2 = 0. 1+κ 1+κ Für kz = 0 ergibt sich durch Umformen der Gleichung: s 8π 2 MS2 , ω = γ H0 H0 + 4π MS + H0 (1 + coth(|ky |l)) welche weiter umgeformt werden kann zu s 4π MS 2 4π MS 2 H0 + ω =γ − exp(−2ky l). 2 2 (2.46) (2.47) (2.48) Gemäß den Gl. (2.39) und (2.40) folgen für die Wellenzahlen kxe = |ky |, sowie kxi = ±iky . (2.49) Der gewählte Ansatz ergibt hier folglich eine Abschwächung der Wellenamplitude ins Innere des Films mit der Linearkomination aus cosh(ky x) und sinh(±ky x) und nach außen mit exp(−|ky x|). Die charakteristische Abschwächungslänge beträgt somit 1/|ky |. Die vorliegenden Moden werden als magnetostatische Oberflächenmoden (engl. magnetostatic surface waves (MSSW) bezeichnet [10]. Die für diese Arbeit relevanten magnetostatischen Volumenmoden werden als magnetostatic backward volume waves (MSBVW). Für MSBVW liegen Sättigungsmagnetisierung und Wellenvektor in der Filmebene parallel zueinander. Bei den Oberflächenmoden liegt die Sättigungsmagnetisierung senkrecht zum Wellenvektor, beide liegen jedoch in der Filmebene (vgl. Abb. 2.2). In Abb. 2.3 werden die Dispersionsrelationen dargestellt. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass im Falle von MSBVW die Frequenz der Welle mit steigender Wellenzahl abnimmt. Der Grund liegt in der unterschiedlichen Auswirkung KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN MSSW k 11 MS mx+my MS MSBVW k MS Abbildung 2.2: Veranschaulichung der Lage von Sättigungsmagnetisierung MS und Wellenvektor bezüglich der Filmebene im Falle von magnetostatischen Wellen . F ür Oberflächen (MSSW)- und backward (MSBVW)-Wellen liegt MS in der Filmebene. Bei Oberflächenwellen stehen sie jedoch senkrecht zueinander, während sie im anderen Fall parallel liegen. MSSW FREQUENZ [MHz] MS austauschdominiert (~k²) k MS k MSBVW WELLENZAHL k [1/cm] Abbildung 2.3: Dispersion für MSSW (magnetostatic surface waves) und MSBVW (magnetostatic backward volume waves). Die Sättigungsmagnetisierung wird mit MS , der Wellenvektor der Spinwelle mit k bezeichnet. Des Weiteren ist der Übergang zu austauschdominierten Spinwellen zu sehen. Für die Berechnung wurden folgende Parameter verwendet: 4π MS = 1750 G, äußeres Magnetfeld H0 = 1730 Oe, Filmdicke l = 5 µm. KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 12 des Entmagnetisierungsfeldes. Ein dünner Film besitzt ohne angelegtes Feld im Gleichgewicht eine Magnetisierung in der Filmebene [20]. Eine Magnetisierung mit einer Komponente, die aus der Filmebene zeigt, würde zu viel dipolare Energie kosten. Bei MSBVW existiert eine dynamische Komponente der Magnetisierung außerhalb der Filmebene. Mit steigender Wellenzahl, also geringer werdender Wellenlänge, wird diese Energie kleiner. 2.4 Solitonen Solitonen sind stabile, nichtlineare Wellenpakete, die ihre Form während der Ausbreitung nicht ändern. Sie stehen damit im Gegensatz zu linearen Anregungen, die während der Ausbreitung infolge der Dispersion auseinander laufen. Die Einhüllende eines Solitons ist eine Lösung der nichtlinearen Schrödinger-Gleichung (NLS) [22, 5]: ∂u ∂u ∂ 2u 1 ∂ 2u + vg (2.50) + D 2 + S 2 − N|u|2 u = 0 i ∂t ∂z 2 ∂z ∂y mit der Dispersion D = ∂ 2 ω (k)/∂ kz2 und der Diffraktion S = ∂ ω (k)/∂ ky2 . Die Wellenfunktion wird mit u ≡ u(z,t) bezeichnet, vg = ∂ ω (k)/∂ k ist die Gruppengeschwindigkeit. Im Folgenden wird die Diffraktion vernachlässigt und nur der eindimensionale Fall betracht. Ein Lösungsansatz für Gl. (2.50) besteht in der Form: u(z,t) = |u(z,t)| exp[iσ (z,t)], (2.51) wobei σ (z,t) die Phase beschreibt. Eine einfache Lösung kann dargestellt werden durch [27] |u(z,t)| = u0 und σ (z,t) = k0 z − Ωt, wobei k0 = k− q N D u0 . r (2.52) (2.53) N u0 (z − vgt). D (2.54) N 1 Ω = vg k + Dk2 − vg u0 2 D (2.55) ψ (z,t) = Dabei gilt 1 cosh[ψ (z,t)] Ferner ist . Die Amplitude der Trägerwelle wird mit u0 bezeichnet. Der Term exp[iσ (z,t)] entspricht einer nichtlinearen Phasenverschiebgung, die das Wellenpaket während der Propagtion im Medium erhält. Die Einhüllende eines dunklen Solitons, welches aus einem dunklen Puls in einem kontinuierlichen (cw) Eingangssignal besteht, besitzt die folgende Form [28, 29]: 1 2 2 2 |u(z,t)| = u0 1 − A (2.56) cosh2 (χ (z,t)) KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN mit χ (z,t) = mit p N/Du0 A [x − vg (t − t0 )]. Die Phase σ (z,t) ist gegeben durch σ (z,t) = k0 z − Ωt − σ 0 (z,t) r (1 − A2 )N u0 , D r (1 − A2 )N 1 2 vg u 0 Ω = vg k + Dk + N(3 − A2 )u20 − 2 D s A2 0 σ (z,t) = arctan tanh χ (x,t) . 1 − A2 0 k = k− und 13 (2.57) (2.58) (2.59) (2.60) Die Tiefe des dunklen Pulses wird mit A bezeichnet. Zum Zeitpunkt t 0 weist die Phase einen Sprung von 180◦ auf. Bei einem hellen Soliton existiert im Gegensatz hierzu kein derartiger Phasensprung. Reicht zusätzlich der dunkle Puls bis auf das Nullniveau herab, ist die Bildung eines einzelnen schwarzen Solitons möglich. Solitonen werden erzeugt durch das simultane Zusammenspiel von Nichtlinearität und Dispersion [23]. Infolge von normaler Dispersion wird z. B. sichtbares Licht hoher Frequenzen in einem Glasprisma stärker abgelenkt als das niedriger Frequenzen. Der Grund dafür ist, dass Licht hoher Frequenz das Medium langsamer durchläuft. Ein Wellenpaket in einem dispersiven Medium besitzt eine begrenzte zeitliche Länge. Sein Fourierspektrum zeigt also eine gewisse spektrale Breite. Die Gruppengeschwindigkeit, definiert durch vg = ∂ ω /∂ k ist frequenzabhängig. Die Winkelfrequenz werde hiebei bezeichnet mit ω , k sei die Wellenzahl. Da folglich unterschiedliche Frequenzen unterschiedlich schnell laufen, verbreitert sich das Wellenpaket mit der Zeit beim Durchlauf eines Mediums. Während jedoch für sichtbares Licht in Glas für den Dispersionskoeffizienten gilt ω 00 (k) = ∂ 2 ω (k)/∂ k2 < 0, gilt für infrarotes Licht eine anomale Dispersion ωk00 > 0. Der Nichtlinearitätskoeffizient ist in einem nichtlinearen Medium definiert als N= ∂ ω (k) , ∂ |u|2 (2.61) wobei u die Amplitude der Welle ist. Er beschreibt also die Abhängigkeit der Winkelfrequenz von der Amplitude. Sichtbare Lichtwellen kleiner Amplitude propagieren schneller als solche großer Amplitude. Die Phasengeschwindigkeit ist definiert: v ph = ω /k und hängt insofern auch von der Amplitude ab. Bei einem negativen Nichtlinearitätskoeffizient besitzen Anteile großer Amplitude eine kleinere Phasengeschwindigkeit als solche kleiner Amplitude. Die Phasengeschwindigkeit nimmt also zur Mitte des Paketes mit steigender Amplitude hin ab und wächst von da an mit fallender Amplitude . Es kommt zu einer Verzerrung des Paketes, da an der Front des Paketes die Anteile mit geringerer Amplitude schnell propagieren und das Paket strecken. Unterdessen bewegen sich am Ende des Paketes die Anteile mit größerer Phasengeschwindigkeit als die Mitte des Paketes, die eine größere Amplitude besitzt. An seinem Ende wirkt das propagierende Paket gestaucht. Simultan kommt allerdings ein weiterer Effekt hinzu. Bei anomaler Dispersion besitzen Anteile niedrigerer Amplitude eine h öhere Frequenz, und KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 14 gleichzeitig ist ihre Gruppengeschwindigkeit auch höher. Da die Anteile am Ende des Pulses höherfrequenter sind als der sich anschließende Teil höherer Amplitude, komprimiert und fokussiert sich das Spinwellenpaket von selbst [5]. Sind dagegen beide Koeffizienten negativ, so verbreitert sich das Wellenpaket immer mehr bei seiner Propagation. Ist jedoch einer der beiden Koeffizienten positiv, so verschmälert sich der Puls immer mehr. Dies ist das Kriterium für die Entstehung von Solitonen, das sogenannte LighthillKriterium [24, 25]: ω 00 (k)N < 0. (2.62) Das Wellenpaket wird als Fouriertransformierte beschrieben: f (z,t) = Z { f (k) exp [i ((k − k0 ) · z − (ω (k) − ω (k0 ))t)] dk} exp [i (k0 · z − ω (k0 )t)] . (2.63) Der erste in Akkoladen gefasste Term entspricht der Einhüllenden. Sie wird mit dem Term der Trägerwelle multipliziert. Die Winkelfrequenz lässt sich entwickeln zu ∂ ω (k) 1 00 2 ω (k) = ω (k0 ) + (k − k0 ) + ω (k0 ) (k − k0 ) + ∂k 2 k0 k0 ∂ ω (k) |u(z,t)|2 . (2.64) + 2 ∂ |u| k0 ,u(z,t)=0 Die ersten beiden Terme entsprechen einem nichtdispersiven Wellenpaket. Der dritte Term verursacht eine Verbreiterung des Wellenpaketes. Diese kann aufgehoben werden durch den letzten, nichtlinearen Term, sofern das Lighthill-Kriterium (2.62) erf üllt ist. Wird im Experiment die Eingangsintensität eines rechteckigen Pulses bei fester Pulsbreite erhöht, so wächst das Ausgangssignal zunächst linear an (Abb. 2.4). Ab einem gewissen Schwellwert wächst die Ausgangsamplitude jedoch immer stärker in einem nichtlinearen Bereich an, erreicht dann schließlich ein Maximum und fällt wieder ab. Innerhalb des ansteigenden nichtlinearen Bereiches kann ein Soliton gebildet werden (s. Abb. 2.4). Es ist jedoch zu sagen, dass im Allgemeinen viele Effekte Nichtlinearität zur Folge haben können. Ab dem Maximum liegt ein Bereich vor, indem ein zweites Soliton gebildet werden kann. Eine andere Möglichkeit, Solitonen zu erzeugen, ist dadurch gegeben, die Pulsbreite zu vergrößern. Ab einer gewissen Breite ist eine Solitonenbildung m öglich, bei weiterer Verbreiterung des Pulses eventuell auch eine Mehrfachbildung von Solitonen [26]. Die nach dem Lighthill-Kriterium (2.62) gebildeten Solitonen werden auch als helle“ ” Solitonen (engl. bright solitons) bezeichnet. Eine andere Art von Solitonen kann erzeugt werden, wenn eine Senke in einem breiten Eingangspuls vorhanden ist. Diese Senke wird als dunkler Eingangspuls bezeichnet [29]. Ist das Lighthill-Kriterium f ür helle Solitonen nicht erfüllt, gilt also ND > 0, so kann umgekehrt unter diesen Bedingungen ein stabiles dunkles Soliton (engl. dark soliton) erzeugt werden. Helle Solitonen gehören zu dynamischen Solitonen. Diese werden stabilisiert durch Erhaltungssätze wie die Energieerhaltung. Der Grundzustand zu beiden Seiten eines dynamischen Solitons ist der gleiche, im Gegensatz zu sogenannten topologischen Solitonen [29]. Bei diesen ist es nicht möglich, durch reine Deformation wie z. B. Verbreiterung den Grundzustand wiederherzustellen. Die Grundzustände auf beiden Seiten sind Ausgangsleistung KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN linear 15 nichtlinear ... Erzeugung weiterer Solitonen Bildung eines Solitons Eingansleistung Abbildung 2.4: Abhängikeit der Ausgangsleistung einer Verzögerungsleitung von der Eingangsleistung. Im nichtlinearen Bereich der Kurve bis zum Erreichen des ersten Maximus kommt es zur Erzeugung eines Solitons. Bei weiter Erhöhung der Eingangsleistung ist eine weitere Solitonenbildung möglich. verschieden voneinander. Domänenwände in uniaxialen Ferromagneten können so ebenfalls im Modell topologischer Solitonen beschrieben werden [30]. 2.4.1 Induzierte Phasenverschiebung Wird ein Wellenpaket in einem nichtlinearen dispersiven Medium erzeugt, so propagieren zu einem bestimmten Zeitpunkt Anfang und Ende des Paketes während unterschiedlicher Zeiten im Medium. Für einen zeitlichen Abstand t0 zwischen Anfang und Ende der Einhüllenden des Wellenpaketes ergibt sich aus der NLS (2.50) die Phasenverschiebung [45] 1 φ = (vg K + DK 2 + N|u|2 )t0 , (2.65) 2 wobei K = (k −k0 ) k0 die charakteristische Wellenzahl der Einhüllenden ist. Bei der Erzeugung eines Spinwellenpaketes, etwa der Länge l0 = vgt0 mittels einer Antenne wird allerdings lediglich ein Mikrowellenpuls als Eingangssignal verwenden. Deshalb ist, wenn das Ende des Pulses von der Antenne erzeugt wird, die Wellenfront des Paketes bereits um die Zeitspanne t0 im nichtlinearen dispersiven Medium propagiert. Daraus resultiert gemäß (2.65 eine räumliche induzierte Phasenverschiebung zwischen der Front und dem Ende der Einhüllenden. Bei einem dunklen, rechteckigen Puls der Länge L = vg T und der charakteristischen Wellenzahl der Einhüllenden K = 2π /L sollte noch berücksichtigt werden, dass der cwHintergrund die Phasenverschiebung beeinflusst. Dies kann erreicht werden, indem die Pulsdauer mit einem phänomenologischen Parameter multipliziert wird t0 = bT . Das Ergebnis lautet: " ( #) 1 S0 2 2T 1+ . (2.66) φ = b 2π + TD 2 π KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 16 Dabei wurde die Dispersionszeit TD = v2g T 2 /(π 2 |D|) sowie die dimensionslose Fäche des p Eingangspulses S0 = |u|L N/D definiert. Der Parameter b nimmt Werte größer als eins an. 2.5 Parametrische Prozesse Im Allgemeinen bedeutet ein parametrischer Prozess die Verstärkung einer Schwingung oder einer Welle durch eine periodische Änderung eines bestimmten Parameters des Systems, und zwar mit der doppelten Frequenz des anzuregenden Systems. Die Frequenz einer Schwingung ist eine Funktion innerer Parameter. Beim Fadenpendel ist dies die Fadenlänge und die Fallbeschleunigung, beim elektrischen Schwingkreis die Induktivit ät und die Kapazität. In einem magnetischen System können dies beispielsweise das interne Feld, die Magnetisierung oder die Temperatur sein. 2.5.1 Anregung von Spinoszillationen Wenn ein magnetisches Moment M einem Magnetfeld der Stärke H ausgesetzt wird, so präzediert es um eine Achse, die durch das Magnetfeld H vorgegeben wird (s. Abb. 2.5). Dabei wirkt ein Drehmoment T = M×H auf das magnetische Moment [9]. Durch zusätzlichen Einfluss einer Dämpfung kann erreicht werden, dass sich das Moment nach einer gewissen Zeit vollständig in Richtung des Magnetfeldes H ausrichtet. Das mechanische Pendant ist ein Kreisel, der zu präzedieren beginnt, wenn senkrecht zur Erdanziehung eine Kraft auf ihn ausgeübt wird. H M Abbildung 2.5: Präzession eines magnetischen Momentes M in einem äußeren Magnetfeld H. 2.5.2 Erzwungene Verstärkung Ein magnetisches Moment M sei parallel zu einem äußeren Feld H ausgerichtet. Wird zusätzlich ein sehr viel schwächeres Magnetfeld h ⊥ H für ein in Bezug auf die Präzessionsdauer kurzes Zeitintervall angeschaltet, so beginnt das magnetische Moment um die Achse parallel zu H zu präzedieren. Wird das Magnetfeld h mit der Präzessionsfrequenz ein- und ausgeschaltet, so vergrößert sich von Periode zu Periode der Präzessionswinkel KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 17 (Abb. 2.6 a). Die Richtung, in der sich das magnetische Moment bewegt, kann auch mit Hilfe der Landau-Lifschitz-Gleichung (2.27) erkannt werden. Ist die Frequenz jedoch verschieden von der Präzessionsfrequenz, so erfolgt im Allgemeinen keine Verstärkung (Abb. 2.6 b). H0 H H H0 a) m M t=0 M m t = T0 hh h h H H0 b) H H0 m M t=0 m M t = T0 /2 h h h h Abbildung 2.6: Erzwungene Verstärkung durch Hinzuschalten eines Magnetfeldes senkrecht zur Präzessionsachse. a) Verstärkung, wobei die Frequenz des Hinzuschaltens der der Präzession entspricht. b) Abwechselnde Verstärkung und Abschwächung bei Hinzuschalten mit dem doppelten Wert der Präzessionsfrequenz. 2.5.3 Parametrische Verstärkung Ellipsoidale Präzession. Bisher wurde angenommen, dass das magnetische Moment M auf dem Mantel eines Kegels rotiert, dessen Achse durch die Magnetisierung der Probe in z-Richtung gegeben ist mit M = mx + myq + Mz . Wegen der starken Austauschwechselwirkung in einem Ferromagneten gilt M = m2x + m2y + Mz2 = const. Für eine rein zirku- lare Präzession ist m2x + m2y = const. Somit ist Mz = const. Zur parametrischen Anregung werde ein schwaches Magnetfeld h, welches mit der doppelten Präzessionsfrequenz 2ω0 (vgl. [31]) oszilliert, in z-Richtung angelegt: h(t) = h 0 cos(2ω0t). Die Energie, die somit in das System gesteckt wird, verschwindet: < ∆E >∼< h · M >=< h > Mz = h0 Mz Z T0 0 cos(2ω0t) ≡ 0, (2.67) wobei die Dauer eines Präzessionsumlaufes T0 ist. Es ist daher eine weitere Bedingung an das System gestellt. Erfolgt die Präzession nicht mehr zirkular, so dass m2x + m2y = const. KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 18 gilt, sondern ellipsoidal (s. Abb. 2.7), so oszilliert auch die z-Komponente des magnetischen Moments um einen konstanten Wert, und zwar mit: Mz = const. + mz,0 cos 2ω t. Deswegen ist die in das System gepumpte Energie Ep ∼ Z T0 0 cos2 (2ω0t) 6= 0. Bedingung ist eine ellipsoidale Präzession um die Magnetisierungsachse (vgl. auch [18]). b) ellipsoidale Präzession a) zirkulare Präzession mZ mX+ mY MZ M M0 M z y x |mX+ mY| = const. |MZ| = const. |mX+ mY| = const. MZ = M0 + mZ mit mZ = mZ,0 cos(2w0t) Abbildung 2.7: a) Zirkulare Präzession. b) Ellipsoidale Präzession. Wird ein mit der doppelten Präzessionsfrequenz oszillierendes Magnetfeld in z-Richtung hinzugeschaltet, tritt eine parametrische Verstärkung auf, während sich bei a) der Energiezuwachs wegmittelt. Anregungsschwellwert. Es sei für das betrachtete System eine lineare Dämpfung angenommen, welche proportional zur Energie ist, die dem System hinzugef ügt wird. Im Falle einer maximal elliptischen Präzession verschwinde im Grenzfall die y-Komponente, so dass gilt: q 2 m2x m x 2 2 =M+ Mz = M − mx ' M 1 + . 2M 2 2M Da die Konstane M zum Energiegewinn keinen Beitrag leistet (c. Gl. (2.67), folgt: Mz ∝ m2x (2.68) Somit ist auch die Energie, die pro Zeiteinheit durch die Dämpfung dem System entnom2 D men wird, dE dt , proportional zu mx . Im gewählten Koordinatensystem liegt bei parametrischer Anregung das Pumpfeld in z-Richtung (s. Abb. 2.7). F ür die in das System pro Zeiteinheit gepumpte Energie gilt: dE p ∝ hz (Mz − M0 ) ∝ hz mz = Ahz m2x . dt (2.69) KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 19 Die Proportionalitätskonstante wird mit A bezeichnet. Um einen Pumpprozess zu erreichen, der die Dämpfung des Systems überwindet, muss gelten: dE p dED = Ahz m2x ≥ Bm2x = , dt dt (2.70) wobei B Proportionalitätskonstante ist, welche, ebenso wie die Konstante A, durch die experimentellen Gegebenheiten bestimmt ist. Das Pumpfeld muss demnach die Bedingung hz ≥ B A (2.71) erfüllen, also einen gewissen Schwellenwert überschreiten, um einen Pumprozess zu ermöglichen. Bei der erzwungenen Anregung liegt das magnetische Feld zur Verstärkung senkrecht zur Präzessionsachse. Daher gilt: dE p ∝ hx mx = Chx mx . dt (2.72) Die Konstante C bezeichnet den entsprechenden Proportionalitätsfaktor. Analog muss die Bedingung dE p dED = Chx mx ≥ Bm2x = , (2.73) dt dt zu einer Anregung erfüllt werden. Die Ungleichung lautet umgeformt: hx ≥ B mx . C (2.74) Das bedeutet, dass für beliebig kleine Feldstärken hx eine passende dynamische Komponente mx gefunden werden kann, so dass eine Verstärkung eintritt. Es existiert für eine erzwungene Verstärkung kein Schwellenwert des Anregungsfeldes. Die Erhaltungssätze des parametrischen Pumpprozesses [32] lauten: ωs + ω i = ω p sowie mit ωp ωs ∼ = ωi = 2 ki + k s = k p ∼ = 0. (2.75) (2.76) Die Winkelfrequenzen ωs und ωi gehören zu der angeregten Signalwelle sowie der Idlerwelle, desgleichen sind ks und k p die entsprechenden Wellenvektoren. Winkelfrequenz und Wellenvektor des Pumpsignals sind mit p indiziert. Idler- und Signalwelle propagieren in entgegengesetzter Richtung. Abbildung 2.8 stellt den Prozess noch einmal f ür eine Anregung von MSSW dar. Bei einer Verwendung dieses parametrischen Pumpprozesses, beispielsweise durch Verwendung von dielektrischen Resonatoren, ist es nicht notwendig, dass eine determinierte Phasenbeziehung zwischen dem Pumpsignal und der zu verstärkenden Welle vorliegt. KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 20 Winkelfrequenz wi + wS = wp wp kS + ki wi ws = Idlerwelle ~O wp 2 Signalwelle ki kS Wellenzahl Abbildung 2.8: Parametrischen Pumpen bei MSSW. Idler- und Signalwelle propagieren in entgegengesetzter Richtung. Die Pumpfrequenz ist doppelt so hoch wie die Frequenz der zu verstärkenden Spinwelle. Die dargestellten Relationen entsprechen der Energieund Impulserhaltung. Die Indizierung i steht für die Idlerwelle, s für die Signalwelle. Kapitel 3 Experimentelle Methoden Ausgehend von einem Überblick über den Gesamtaufbau werden die Probe, die Erzeugung von Mikrowellenpulsen sowie die Beobachtung mittels zeit- und ortsaufgel öster Brillouin-Lichtstreu-Spektroskopie beschrieben. Es werden die einzelnen Schaltpl äne der für die Versuche benötigten Netzwerke dargestellt. 3.1 Gesamtüberblick Ein Schema des gesamten Versuchsaufbaus ist in Abb. 3.1 zu sehen. Die von den Pulsgeneratoren erzeugten Mikrowellenpulse werden verstärkt und zur Eingangsantenne geführt, die sich in unmittelbarer Nähe des Ferritfilms befindet und die Spinwellen anregt. Die Probe mit dem Film befindet sich in einem zeitlich konstanten und räumlich möglichst homogenen Magnetfeld. Der Strahl eines Argonionenlasers wird mit einem Strahlteiler aufgeteilt. Der transmittierte Anteil (98% des Strahles) gelangt durch eine Lochblende und eine λ /2-Platte, um eine vertikale Polarisation des Strahls zu gewährleisten. Der Strahl wird anschließend mehrmals über Spiegel sowie zwei Winkelprismen umgelenkt und auf den Film gerichtet. Winkelprismen zur Positionierung des Strahls vor dem Auftreffen auf den Film sind deshalb vorteilhaft gegenüber Spiegel, da sie unempfindlicher gegen eine Änderung des Einfallswinkels des Laserstrahls sind. Ein Polarisationsanalysator mit horizontaler Polarisationsausrichtung filtert zum einen das ungestreute Licht hinter dem Film heraus, da die Polarisationsrichtung dieses Lichtes unverändert geblieben ist. Zum anderen wird das an longitudinalen akkustischen1 Phononen gestreute Licht, dessen Polarisation ebenfalls unverändert geblieben ist, unterdrückt. Der Anteil an transversalen akkustischen Phononen liefert elliptisch polarisiertes Streulicht [33, 34] und ist aufgrund des geringeren Streuquerschnittes kleiner. Im Gegensatz zur Streuung an longitudinalen Phononen bewirkt die Magnonstreuung eine Änderung der Nicht-Diagonal-Elemente des Suszeptibilitätstensors. Damit ist das Streulicht vollständig polarisiert, wobei die Polarisationrichtung gegenüber der ursprünglichen Ausrichtung um 90◦ gedreht ist [36]. Über einen räumlichen Filter, welcher der Unterdrückung von Hintergrundlicht dient, wird das Licht durch ein Eintrittsloch zu einem Schließsystem (Abb. 3.2) gef ührt. Senkrecht zu dem Eintrittsloch befindet sich ein weiteres Eintrittsloch, welches mit einem 1 Optische betrachtet. Phononen liegen in ihrer Frequenz höher als im Gigahertz-Bereich und werden daher nicht 21 Prismen Magnet Kondensorlinse Polarisationsanalysator Tandem-Fabry-PérotInterferometer FP 1 Spiegel } Schließsystem räuml. Filter Retroreflektoren Abschirmung gegen Licht Spiegel Lochblende Probe Sammellinse Verstärker l/2 Platte FP 2 Scan-Richtung Prisma } Referenzstrahl 22 Verstärker Detektor Schalter Pulsgenerator Zeitaufgelöster Detektor räumlicher Filter AvalanchePhotodiode Spiegel Spiegel + Ar -Laser 98% durchlässiger Spiegel Spiegel Netzwerkanalysator Eingang Trigger Oszilloskop Ausgang KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN Spiegel Abbildung 3.1: Schema des gesamten Aufbaus. Der Strahlengang des Lasers ist in gr ün dargestellt. Die Probe, auf der ein Ferritfilm angebracht ist, durch den Spinwellen, angeregt durch Mikrowellenantennen, propagieren können, befindet sich in einem Magnetfeld. Das Netzwerk zur Speisung der Eingangsantenne ist rot, das Ausgangsnetzwerk blau gezeichnet. Der gestrichelt gezeichnete Kasten versinnbildlicht das sich in einer Box befindliche Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer (TFPI) mit einer Avalanche-Photodiode zur Detektion bis zur ersten Ordnung. Der Referenzstrahl kann anstatt des Messtrahls mit Hilfe eines Schließsystems zum TFPI gelangen, was zur Kalibrierung auch w ährend eine Scan-Prozesses geschieht. KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 23 Referenzstrahl (kollimiert) Gitter als Diffusor Lochblende Schließer Lochblende Schließer Messstrahl Strahlteiler Interferometer Abbildung 3.2: Schließsystem. Es erlaubt, entweder den eigentlichen Messstrahl oder einen vom Laser abgezweigten Referenzstrahl zum Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer durchzulassen. Gitter als Diffusor und ebenso mit einem Schließer verbunden ist. Hierdurch k önnen die restlichen 2% des aufgeteilten ursprünglichen Strahles als Referenzstrahl zur Kalibrierung verwendet werden. Ein Strahlteiler leitet die Strahlen zum Tandem-Fabry-PérotInterferometer, welches über Retroreflektoren dreimal durchlaufen wird. Es verhindert Mehrdeutigkeiten durch die periodische Lichtübertragung in den einzelnen Etalons [35]. Das Schließsystem schaltet, auch während einer Messung, zwischen beiden eintretenden Strahlen hin und her. Der zuletzt genannte Referenzstrahl dient der Stabilisierung des Interferometers. Schließlich wird das Licht über ein Prisma umgelenkt, durchquert einen weiteren räumlichen Filter und wird detektiert an einer Avalanche-Photodiode. 3.2 Aufbau der Probe Die Proben selbst (vgl. Abb. 3.3) bestehen aus einem Plättchen aus Aluminiumoxid mit einer Dielektrizitätskonstante ε ' 10. Zum Erreichen einer bestimmten Impedanz ist bei Mikrostreifenleitungen darauf zu achten, welche Dielektrizitätskonstante beim Substrat vorliegt. Auf das Substrat sind zwei kupferne Leiterbahnen geätzt, welche parallel verlaufen und jeweils an einem Ende an Masse durchkontaktiert sind. Beide Leiterbahnen sind an der Position des Filmes unterbrochen, so dass 50-µm-dünne verzinnte Drähte als Eingangsund Ausgangsantenne angebracht werden können. Über den Leiterbahnen befindet sich ein Film, der aus Gallium-Gadolinium-Granat (GGG) als Substrat und einer 5-µm-dicken Schicht aus Yttrium-Eisen-Granat Y3 Fe5 O12 (engl. yttrium-iron garnet, YIG). Dieses KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN Eingangsantenne (Durchmesser 50 µm) 24 Ausgangsantenne (Durchmesser 50 µm) YIG 5 µm GGG Substrat mit hoher dielektrischer Konstanten Masse Keramik ähnlicher dielektrischer Konstanten wie Substrat Abbildung 3.3: Aufbau einer Probe. Der Film selbst besteht aus Yttrium-Eisen-Granat (YIG), das als 5 µm dünne Schicht auf einem Substrat aus Gallium-Gadolinium-Granat (GGG) angebracht ist. Der Film ruht auf zwei Keramikpl ättchen auf einem Substrat aus Aluminiumoxid. Keramik und Aluminiumoxid besitzen etwa die gleiche Dielektrizitätskonstante. Die Unterseite des Substrats ist mit Kupfer beschichtet und dient als Masse. In Kontakt mit dem YIG-Film sind zwei Antennen f ür das Eingangs- und Ausgangsnetzwerk angebracht, die an einer Seite mit der Masse verbunden sind. Ferrit zeichnet sich durch eine geringe Spinwellendämpfung aus, die für eine Ausbreitung über meherere Millimeter ausreicht (uniforme Resonanz-Linienbreite von 0, 2 - 0, 3 Oe gemäß [18, S. 296]). Zudem ist es transparent, so dass Brillouin-Lichtstreu-Spektroskopie damit betrieben werden kann. Der Kontakt mit der Erdung liefert einen Wellenbauch des Stromes. Das Mikrowellensignal erzeugt ein Magnetfeld, welches Spinwellen in dessen Frequenzbereich erzeugt. Die so erzeugten Spinwellenpakete laufen durch den Film. Gemäß der Abstrahlcharakteristik breiten sich die Spinwellen bevorzugt senkrecht zu den Antennen aus. An der Ausgangsantenne können über den inversen Prozess wiederum Mikrowellensignale aus einer vorbeilaufenden Spinwelle gewonnen werden. 3.3 Aufbau zur Anregung von Spinwellenpaketen mit Mikrowellenpulsen Ein Frequenzgenerator liefert ein kontinuierliches Wellensignal (vgl. Abb. 3.4). Ein Schalter, der von einem Pulsgenerator gesteuert wird, erzeugt daraus ein Pulssignal. Zum Schutz des Frequenzgenerators befindet sich direkt an dessen Ausgang ein Ferritisolator, der keine Reflexionen durchlässt. Das Signal wird anschließend verstärkt. Der Ausgang ist in blau dargestellt. Die Ausgangsantenne ist über einen regelbaren Widerstand mit einem Verstärker verbunden. Ein Mikrowellendetektor dient als integrierendes Element, um das Signal am Oszilloskop sichtbar zu machen. Das Oszilloskop wird durch den Pulsgenerator, der den Schalter im Einganskreis steuert, getriggert“. Der Aufbau ” wird in dieser Weise auch im Versuch zur Propagation von MSBVW-Paketen durch ein lokal inhomogenes Magnetfeld verwendet (s. S. 54 ff.). KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN Netzwerkanalysator 25 Oszilloskop Ferritisolator Detektor Schalter Verstärker Pulsgenerator Y-Zirkulator Verstärker Abschwächer Abschwächer Eingang Probe (YIG-Film auf Probenhalter) Ausgang äußeres Magnetfeld Abbildung 3.4: Schaltplan zur Erzeugung und Beobachtung von Spinwellen (hier: magnetostatic backward volume waves, MSBVW) mittels Mikrowellenpulse. Das Eingangsnetzwerk ist rot, das Ausgangsnetzwerk blau gezeichnet. Aus einem kontinuierlichen, von einem Netzwerkanalysator stammenden Mikrowellensignal werden mit Hilfe eines Schalters Mikrowellenpulse erzeugt. Dieser wiederum wird von einem Pulsgenerator gesteuert. Das verstärkte Signal wird zur Eingangsantenne geleitet. Die an der Ausgangsantenne detektierten Signale werden durch einen rauscharmen Vorverstärker verstärkt und können mit Hilfe eines Detektors am Oszilloskop sichtbar gemacht werden. 3.4 Schaltplan zur Erzeugung dunkler Solitonen Mit Hilfe des Aufbaus sollen zwei Mikrowellenpulse gleicher Intensität, die beide mit regelbarer Verzögerung zeitlich aufeinanderfolgen, erzeugt werden. Zusätzlich soll zwischen beiden Pulsen eine einstellbare Phasendifferenz bestehen.Diese erm öglicht, dass ein regelbarer Phasensprung innerhalb des dunklen Eingangspulses erzielt wird, so dass eine phasenkontrollierte Erzeugung dunkler Solitonen erreicht werden kann. In Abb. 3.5 ist der gesamte Schaltplan dargestellt, wobei jeweils das Eingangsnetzwerk rot und der Ausgang blau dargestellt ist. Das vom Netzwerkanalysator erzeugte kontinuierliche Mikrowellensignal wird an einem (Dreifach-)Leistungsteiler in Signale gleicher Leistung aufgespalten. Eines davon kann als Referenz verwendet werden, die beiden anderen werden für das Eingangssignal gebraucht. Eines der beiden kann mit Hilfe eines Phasenschiebers verändert werden. Der Einbau je eines Schalter ermöglicht es, die zwei Pulse anstelle eines kontinuierlichen Signals zu erhalten. Die Schalter werden jeweils von KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN Netzwerkanalysator Phasenschieber 26 Pulsgenerator Leistungsteiler Schalter 3-fachLeistungsteiler Referenzsignal Verstärker Schalter Abschlusswiderstand Verstärker Pulsgenerator Abschwächer Frequenzfilter Ausgang Richtkoppler Detektor Abschwächer Oszilloskop Probe (YIG-Film auf Probenhalter) Abschwächer Y-Zirkulator Eingang äußeres Magnetfeld Abbildung 3.5: Mikrowellenaufbau zur Beobachtung dunkler Solitonen. Das kontinuierliche Mikrowellensignal wird aufgespalten. Über zwei von verschiedenen Pulsgeneratoren angesteuerten Schalter werden zwei zeitlich getrennte Pulse erzeugt. Die Phase eines der beiden Pulse kann mit Hilfe eines Phasenschiebers geändert werden. Es besteht die Möglichkeit, ein Referenzsignal abgezuzweigen, um eine Interferenz zur Ermittlung der Phasenverteilung zu erzeugen. einem Pulsgenerator gesteuert. Der Pulsgenerator des zeitlich fr üheren Eingangspulses liefert ebenfalls das Triggersignal“ zur Steuerung des anderen Pulsgenerators sowie des ” Oszilloskops. Als zusätzlicher Schutz des Netzwerkanalysators vor Reflexionen werden vor die Schalter sogenannte Ferritisolatoren angebracht. Eine Leitung wird über einen regelbaren Abschwächer in ihrer Leistung der anderen angepasst, so dass zwei Pulse gleicher Amplitude beobachtet werden können. Dann werden die Pulse mit einem Leistungsteiler, welcher in umgekehrter Weise geschaltet wird, zusammengef ührt. Das vereinigte Signal wird erstärkt. Ein weiterer Abschwächer ermöglicht die gesamte Einstellung der Eingangsleistung. In der Regel treten an der geerdeten Eingangsantenne weitere Reflexionen auf. Ein Y-Zirkulator lässt nur Signale in Richtung Antenne passieren, während reflektierte Anteile an einen anderen Ausgang des Bauteiles geleitet werden. Sie können über einen Detektor am Oszilloskop, z. B. zur Kontrolle des Eingangssignals, sichtbar gemacht werden oder aber über einen mit Masse verbundenen Abschlusswiderstand vernichtet werden. Am Ausgang wird ein Frequenzfilter für den Bereich von 6, 7 - 7, 45 GHz angebracht. Er verhindert, dass parasitär erzeugte Spinwellen mit detektiert werden. Diese können dadurch hervorgerufen werden, dass Spinwellen der Eingangsfrequenz parametrisch (s. KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 27 S. 17) thermische Spinwellen halber Eingangsfrequenz verstärken. Diese verstärkten Spinwellen können ihrerseits weitere thermische Spinwellen parametrisch verstärken [18, Kapitel 10]. Das Ausgangssignal kann durch einen regelbaren Abschwächer in seiner Intensität verändert werden. Insgesamt muss es jedoch nochmals einen Verstärker passieren, um über einen Detektor am Oszilloskop dargestellt werden zu können. Der Einbau eines Richtkopplers ermöglicht es, eine Interferenz durch Überlagerung eines Referenzsignals zu erzeugen. Das Referenzsignal wird vom Dreifach-Leistungsteiler abgezweigt. 3.5 Schaltplan zum Versuch bezüglich gespeicherter Pulse Abbildung 3.6 zeigt den Schaltplan zur Erzeugung von austauschdomninierten stehenden Spinwellen mittels MSSW und der anschließenden Rücktransfomation. Das vom Netzwerkanalysator kommende Signal wird mit einem Leistungsteiler verzweigt. Ein Netzwerk dient der Ansteuerung des Eingangs und entspricht dem im vorherigen Abschnitt geschilderten Eingangsnetzwerk. Ein anderer Teil des Signals dient als Referenz zur Überlagerung mit dem Ausgangssignal zum Zwecke der Phasendetektierung. Es kann mittels eines Phasenschiebers in seiner Phase geändert und mittels eines Abschwächers in seiner Intensität reguliert werden. Das Ausgangsnetzwerk entspricht ebenfalls dem zuvor geschilderten Aufbau. In analoger Weise ist das Pumpnetzwerk aufgebaut. Das Signal wird frequenzverdoppelt und anschließend mit einem von einem Pulsgenerator gesteuerten Schalter in Pulse aufgeteilt. Die Triggerung“ des Pulsgenerators erfolgt mittels ” eines Signals des führenden Pulsgenerators zur Steuerung des Schalters im Eingangsnetzwerk. Ein Ferritisolator dient dem Schutz des Frequenzverdopplers sowie des Netzwerkanalysators vor Reflexionen, die durch den Schalter entstehen k önnen. Die Verwendung eines Frequenzfilters für den Bereich zwischen 13, 4 und 14, 9 GHz ist erforderlich, da der Frequenzverdoppler einen Teil der ursprünglichen Signal ohne Verdopplung der Frequenz passieren lässt. Der folgende Verstärker des Signals wird durch einen Ferritisolator vor Reflexionen an der geerdeten Antenne geschützt. Ein Abschwächer dient der Intensitätsregelung. Das Pumpsignal kann so detektiert werden, indem der R ücklauf des Y-Zirkulators abgriffen und am Oszilloskop darstellt wird. Zu sehen sind in der Regel jeweils eine Ein- und Ausschaltspitze. Als Anregungsantenne für den Resonator wird eine einzelne Drahtschleife verwendet. Im Resonator soll nach Möglichkeit eine transversal-elektrische Mode (TE01δ ) ausgebildet werden, deren magnetische Feldlinien sich entlang der Linie, in der er mit dem Film in Kontakt steht, konzentrieren [41]. Das elektrische Feld verläuft kreisförmig um die Zylinderachse. Der Index δ verweist darauf, dass sich die Energie des Feldes sich nicht vollständig im Resonator konzentriert. Das Magnetfeld zur Anregung steht senkrecht auf dem Resonator, verläuft folglich senkrecht zur Propagationsrichtung der MSSW. Der Resonator kann mit Hilfe des Netzwerkanalysators getestet werden, indem die Anregungsschleife direkt mit seinem Ausgang verbunden wird und gleichzeitig das Reflexionsspektrum vermessen wird. Resonanzen ergeben Minima im Spektrum. Deren Frequenz kann mit vorher berechneten Werten für die entspechenden Moden verglichen werden. Zusätzlich ist die Tiefe der Minima ein Maß für die Güte der entsprechenden Resonanz. In der Regel werden Werte von −20 bis −30 dB erreicht, zuweilen auch tiefer. Zur An- KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 28 Netzwerkanalysator Pulsgenerator Pulsgenerator Ausgang Referenzsignal Frequenzverdoppler Ferritisolator Schalter Abschwächer Schalter Frequenzfilter Verstärker Verstärker Abschwächer Y-Zirkulator Abschwächer Verstärker Ferritisolator Frequenzfilter Abschwächer Ferritisolator Detektor Y-Zirkulator Eingang Pumpantenne Oszilloskop Abbildung 3.6: Mikrowellenaufbau zur Erzeugung von austauschdomninierten stehenden Spinwellen mittels MSSW und anschließender Rücktransfomation. Das Eingangsnetzwerk ist in Rot, die Ansteuerung der Pumpantenne in Grün und das Ausgangsnetzwerk in Blau dargestellt. Eingangs- und Ausgangsnetzwerk entsprechen den vorher erl äuterten Aufbauweisen. Zusätzlich existiert vom ursprünglichen Referenzsignal des Netzwerkanalysators ein Abgriff, dessen Phase mit einem Phasenschieber verändert werden kann und der mit Hilfe eines Leistungsteiler in umgekehrter Schaltweise mit dem Ausgangssignal überlagert werden kann. Ferner wird ein Teil des Mikrowellensignals dazu verwendet, einen Puls an die Pumpantenne, welche den Resonator anregt, abzugeben. Dieses Signal muss frequenzverdoppelt werden, da der Resonator der parametrischen Anregung dienen soll. Die Probe selbst mit dem dielektrischen Resonator ist in Abb. 3.7 aufgezeichnet, die entsprechenden Anschlüsse sind durch Sechsecke gekennzeichnet. passung der Frequenz wird die Höhe des Zylinders durch Abschleifen angepasst. KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN Schleife zur Anregung des Resonators 29 Pumpnetzwerk Ausgangsnetzwerk Eingangsnetzwerk Feld des Resonators YIG Dielektrischer Resonator Statisches Magnetfeld Abbildung 3.7: Anbringung des dielektrischen Resonators zur parametrischen Verstärkung an der Probe. Die Anregungsschleife ist mit dem Pumpnetzwerk verbunden. Der Resonator konzentriert die Energie, indem er eine TE01δ -Mode ausbildet. Das Magnetfeld verläuft senkrecht zum Resonator und somit senkrecht zur Propagationsrichtung der Spinwellen (MSSW). Die Magnetfeldlinien konzentrieren sich in der Mitte des Resonators, wo er mit dem Film in Kontakt ist. 3.6 Brillouin-Lichtstreuung Mit Hilfe der Brillouin-Lichtstreuung können inelastische Anregungen im GigahertzBereich beobachtet werden. Im Quasiteilchenbild kann dies so verstanden werden, dass einfallende Photonen in Wechselwirkung mit Magnonen (oder auch Phononen) gestreut werden unter Entstehung oder Vernichtung eines Magnons (oder Phonons). Dies geschieht durch Übertrag von Energie und Impuls, wie es in Abb. 3.8 dargestellt ist [37]. Die Energie und Impulsrelationen können durch Multiplikation mit h̄ erhalten werden. Nach klassischem Verständnis kann der Vorgang wie folgt beschrieben werden: Die propagierende Spinwelle erzeugt aufgrund der Spin-Bahn-Kopplung ein periodisches Phasengitter im Brechungsindex des Ferritfilms, welches mit der Phasengeschwindigkeit der Spinwelle sich fortbewegt. Bei der Bragg-Beugung ist das Gitter nicht statisch, weswegen eine Doppler-Verschiebung zu beachten ist, je nachdem, ob die Spinwelle parallel oder antiparallel zum Wellenvektorkomponente in der Filmebene verläuft [9]. Obschon das Licht senkrecht auf die Probe fällt, wird es durch Bragg-Reflexion am Einkristallgitter des YIG-Films gestreut und erhält damit Komponenten parallel und antiparallel zur Propagationsrichtung der Spinwellen. Erfolgt die Doppler-Verschiebung des Photons zu höheren Frequenzen, so spricht man von einem Anti-Stokes-Prozess, andernfalls von ei- KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 30 Einfallendes Photon wL, kL Einfallendes Photon wL, kL Spinwelle w, k Gestreutes Photon w L + w, k L + k Spinwelle w, k Wellenvektor Wellenvektor Gestreutes Photon wL - w, kL - k Stokes-Prozess Anti-Stokes-Prozess Spektren w wL + w wL - w w Abbildung 3.8: Schema zur Brillouin-Licht-Streuung, Anti-Stokes- und Stokes-Prozess. Die Streuung kann auch klassisch mit einer Bragg-Streuung an einem sich mit der Phasengeschwindikeit der Spinwelle fortbewegenden Gitter verglichen werden. nem Stokes-Prozess (s. Abb. 3.8). Die Intensität der zu beobachtenden Stokes- und AntiStokes-Linien für Magnonenstreuung sind nicht notwendigerweise gleich, da die jeweiligen Streuquerschnitte im Allgemeinen verschieden sind. Gleiche Streuquerschnitte ergeben sich nur für symmetrische oder antisymmetrische Suszeptibiltätstensoren (vgl. [37]). Für Ein-Magnon-Streuung ist dies der Fall bei rein linearer magnetooptischer oder rein quadratischer magnetooptischer Kopplung, nicht jedoch wenn eine Mischung aus beiden vorliegt (vgl. [38]). 3.7 Das Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer Das Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer wurde von J. R. Sandercock entwickelt [39]. Es besteht aus zwei in Reihe geschalteten Fabry-Pérot-Interferometern (Etalons) (vgl. Abb 3.9). Das einfallende Licht gelangt durch das erste Etalon, wird an einem Spiegel reflektiert und durchquert das zweite Etalon, das in einem Winkel ϑ gegen über dem ersten angebracht ist. Retroreflektoren sorgen anschließend f ür ein vielfaches Durchlaufen der Etalons. Die beiden Etalons sind so befestigt, dass bei einer Abstandsänderung die Spiegel beider simultan verschoben werden. Eine Abstandsänderung ∆L im ersten bewirkt folglich eine Abstandsänderung ∆L cos(ϑ ) im zweiten. Die Bedingung für eine gute Transmission in einem Etalon ist, dass der Spiegelabstand ein Vielfaches der halben Lichtwellenlänge ist. Bei Änderung des Plattenabstandes um λ /2 gelangt das Etalon von einer Transmissionsordnung zur nächsten. Sind beide Etalons in Transmission, so werden demnach bei einer Abstandsänderung höhere Transmissionsordnungen nicht mehr gleichzeitig erreicht, da sich der Plattenabstand des zweiten um den Faktor cos ϑ ändert. KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 31 Fabry-PérotInterferometer 1 Laserstrahl Fabry-PérotInterferometer 2 q Spiegel Scan-Richtung Abbildung 3.9: Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer, bestehend aus zwei in Serie geschalteten Fabry-Pérot-Interferometern. Die Etalons sind an einer gemeinsamen, beim ScanProzess verfahrbaren Bühne angebracht. Daher bewirkt eine Abstandsänderung an einem Interferometer gleichzeitig eine Änderung im zweiten Fabry-Pérot-Interferometer multipliziert mit dem Faktor cos(ϑ ). Durchlass kann nur dann erfolgen, wenn die Bedingungen für beide Interferometer erfüllt sind. Das Spektrum zeigt schließlich einen unverschobenen Puls des elastisch gestreuten Lichtes. Daneben befinden sich zwei um den gleichen Frequenzbetrag verschobene Pulse, ein Puls des Stokesprozesses zu niedrigeren Frequenzen und ein Anti-Stokes-Puls zu h öheren Frequenzen verschoben. 3.8 Orts- und zeitaufgelöste Brillouin-Lichtstreu- Spektroskopie Um eine räumliche Auflösung zu erhalten, wird eine Abrasterung durch Bewegen der Probe in beide Richtungen senkrecht zum einfallenden Laserstrahl mittels eines Schrittmotors erreicht. Die Auflösung ist dabei begrenzt durch den Durchmesser des Laserspots auf ungefähr 50 µm. Die Zeitauflösung (vgl. [40]) wird folgendermaßen erreicht: Der Laserspot befinde sich an einem festen Punkt auf der Probe (s. Abb. 3.10). Das Triggersignal“ des Pulsgene” rators, welches ausgelöst wird, wenn ein Puls an der Eingangsantenne anliegt, startet ein Zählwerk mit einer Zeitbasis von 0, 83 ns pro Zählsignal. Das Detektieren eines inelastisch gestreuten Photons an der Avalanche-Diode stoppt das Zählwerk. Die Erzeugung und Messung wird vielfach wiederholt. Ein Stapelverzeichnis, dessen Einträge mit den entsprechenden, so ermittelten Zeitwerten adressiert ist, zählt, wie oft zu einem bestimmten Zeitwert Photonen detektiert wurden. Die Wahrscheinlichkeit f ür eine entsprechende Detektion eines Photons ist proportional zur Spinwellenintensität am Laserspot. Ergebnis ist nach vielen Wiederholungen des Prozesses eine zeitliche Intensitätsverteilung an einem bestimmten Punkt des Films. Die Anzahl der Messungen muss dementsprechend bereits hoch gewählt werden, um statistische Beeinflussungen herauszumitteln. Die gesamte Probenoberfläche wird auf diese Weise abgerastert und somit Zeitprofile KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 32 Abbildung 3.10: Schema zur Realisierung der Zeitauflösung. Für eine feste Position des Laserstrahls wird ein Zähler mit dem Triggersignal“ zur Steuerung des Eingangspul” ses gestartet und gestoppt, sobald ein inelastisch gestreutes Photon detektiert wird. Eine ausreichend große Messreihe ergibt eine zeitliche Intensitätsverteilung. Die Wahrscheinlichkeit für eine Detektion ist am größten, wenn sich das Wellenpaket an der Position des Laserspots befindet. Mit Hilfe eines Schrittmotors kann der Film mit dem Laserspot abgerastert werden. an jedem Rasterpunkt der Probe gemessen. Durch die Bearbeitung der gesamten Datenmenge können für verschiedene Zeitpunkte Schnappschüsse“ dargestellt werden. Eine ” Kombination einer derartigen Schnappschussserie zeigt die Verbreitung des Spinwellenpaketes entlang der Probe. Mit Hilfe eines Programms wird zur Kontrastierung die KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 33 Dämpfung der Spinwellen berücksichtigt. Die Intensität I nimmt mit der vom Spinwellenpaket zurückgelegten Strecke z exponentiell ab: I ∝ exp(−κ z), wobei die Konstante κ die Dämpfung beschreibt [40]. Deshalb wird I exp(κ z) an Stelle von I aufgetragen, um ein allzu raschen Abnehmen der Intensität im Bild zu vermeiden und somit einen besseren Kontrast zu ermöglichen. Kapitel 4 Experimentelle Ergebnisse 4.1 Dunkle Solitonen Dunkle Solitonen wurden in Ferritfilmen bereits beobachtet, z. B. von Boris A. Kalinikos und Carl E. Patton und Mitarbeitern [42, 43, 44]. Ein dunkles Soliton kann angesehen werden als eine in einem nichtlinearen Medium propagierende formstabile Senke in einem kontinuierlichen Trägersignal, wobei sich die Auswirkungen der Nichtlinearität und Dispersionsverbreiterung im Gleichgewicht halten. Ein entscheidendes Merkmal eines solchen dunklen Solitons ist ein plötzlicher Phasensprung über die Senke hinweg. Im Falle eines schwarzen Solitons beträgt dieser exakt 180◦ . Ohne Voreinstellung dieses Phasensprungs kann sich kein einzelnes schwarzes Soliton, sondern nur z. B. symmetrische Paare von dunklen Solitonen ausbilden [45]. Des Weiteren muss ber ücksichtigt werden, dass bei der gegebenen experimentellen Konfiguration noch eine zusätzliche nichtlineare Phasenverschiebung auftritt (vgl. S. 15): Das Spinwellenpaket besitzt eine gewisse Breite. Es wird nicht spontan von der Eingangsantenne erzeugt und bewegt sich relativ langsam, so dass von seinem Beginn bis zum Ende unterschiedliche Zeiten in dem nichtlinearen Medium verbracht werden. Ziel ist es, zum ersten Mal dunkle Solitonen mit einstellbarem Phasensprung zu erzeugen, so dass die induzierte Phasenverschiebung kompensiert werden kann. Im Gegensatz zu den bisherigen Experimenten erlaubt die hier entwickelte Schaltung, einen variablen Phasensprung im dunklen Signal zu etablieren und dadurch gezielt schwarze Solitonen, aber auch jede andere Form dunkler Solitonen erzeugen zu können. Beispielsweise entstand in [42] ein schwarzes Soliton nur im Zusammenhang mit der Bildung weiterer dunkler Solitonen, da zur Kompensation des Phasensprunges eine Erzeugung weiterer symmetrischer Paare notwendig ist [45]. Die Versuche zu Spinwellensolitonen konzentrierten sich bisher ausschließlich auf zeitliche dunkle Solitonen. Deswegen wird zudem im Rahmen dieser Arbeit ein Aufbau entwickelt, der die Bildung räumlicher Solitonen erzeugt, welche nicht aus zeitlich aufeinanderfolgenden Spinwellenpaketen, sondern räumlich nebeneinander liegenden erzeugt werden. Unter Ausnutzung der zur Erzeugung eines Phasensprunges innerhalb eines zeitlichen dunklen Solitons entwickelten Schaltung kann gleichzeitig auch hier diese Technik angewandt werden. Die Propagation kann mit Hilfe der Brillouin-Lichtstreu-Spektroskopie (vgl. S. 30) beobachtet werden. 34 KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 35 4.1.1 Zeitliche dunkle Solitonen Experimentelle Daten und Angaben Das Experiment wurde gemäß dem auf S. 26 vorgestellten Aufbau durchgeführt. Der Film, in dem die Spinwellen erzeugt werden, besteht aus YIG, das sich auf GGG als Substrat befindet. Der Film besitzt eine Länge von 18 mm und eine Dicke von 5 µm. Die Spins an der Oberfäche sind ungepinnt. Die Sättigungsmagnetisierung beträgt 4π MS = 1750 G. Die 10-GHz-Resonanz-Linienbreite 2∆H beträgt 0, 55 Oe. Eingangs- und Ausgangsantenne besitzen je eine Länge von 2, 5 mm und einen Durchmesser von 50 µm. Die Probe befindet sich in einem äußeren statischen Magnetfeld der Feldstärke H0 = 1745 Oe, welches über die Probe als homogen angenommen werden kann. Das Feld ist so angelegt, dass die Feldlinien in der Filmebene verlaufen, allerdings senkrecht zur Propagationsrichtung zwischen Eingangs- und Ausgangsantenne. Es werden folglich magnetostatische Oberflächenwellen (MSSW) mit der Trägerfrequenz 6, 95 GHz erzeugt. Diese liegt an der Stelle des Maximums der Transmissionskurve, die in Abb. 4.1 f ür das oben angegebene Magnetfeld dargestellt ist. Die entsprechende Trägerwellenzahl beträgt kS = 85 rad/cm. Der Nichtlinearitätskoeffizient N ist negativ, ebenso wie die Dispersion D, da die Dispersionskurve ω (k) rechtsgekrümmt ist, weshalb das Lighthill-Kriterium (2.62) f ür die Erzeugung dunkler Solitonen erfüllt ist: ND > 0. -20 Transmission [dB] -30 -40 -50 -60 Trägerfrequenz 6,95 GHz -70 6,80 6,90 7,00 7,10 7,20 7,30 7,40 Zeit [ns] Abbildung 4.1: Transmissionscharakteristik des verwendeten Films aus Yttrium-EisenGranat für magnetostatische Oberflächenmoden bei einem Magnetfeld von 1745 Oe. Das Eingangsnetzwerk versorgt die Eingansantenne mit zwei Rechteckpulsen, deren zeitliche Distanz mittels der Pulsgeneratoren gesteuert werden kann. Der spätere Puls wird KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 36 durch den Phasenschieber in seiner Phase verändert. Somit befindet sich der Phasensprung innerhalb des dunklen Eingangspulses. Der Phasenschieber zeigt ein lineares Verhalten zwischen seiner Skala und der tatsächlichen Phasenverschiebung, die frequenzabhängig ist, und muss diesbezüglich kalibriert werden. Die Kalibrierung wurde durch Interferenz zweiser Pulse durchgeführt. Je Skalenteil ergibt dies eine Phasenverschiebung von etwa 42 ◦ für 6, 95 GHz . Die Eingangsleistung Pin wird verändert von 2 · 103 bis 5 · 105 erg/s. Die zeitliche Gesamtdauer der beiden Pulse einschließlich der Senke liegt unter 120 ns. Längere Pulse ermöglichen das Auftreten zusätzlicher nichtlinearer Phänomene. Beispielsweise kann die Energie des Pulses ausreichen, um über einen Vier-Magnon-Prozess [18, Kapitel 11] stehende austauschdominierte Spinwellen parametrisch anzuregen; demzufolge kann eine sehr starke Deformation des propagierenden MSSW-Paketes beobachtet werden. Die Eingangspulse sind abgebildet in Abb. 4.2 a) für eine Breite der Senke von 6 ns sowie in Abb. 4.2 b) für 15 ns. a) b) 1,8 1,6 Eingangsleistung [10 6 erg/s] Eingangsleistung [10 6 erg/s] 1,6 1,4 1,2 1,0 54 ns 54 ns 0,8 6 ns 0,6 0,4 0,2 0,0 1,8 0 50 100 150 200 1,4 1,2 1,0 50 ns 50 ns 0,8 15 ns 0,6 0,4 0,2 0,0 0 50 Zeit [ns] 100 150 200 Zeit [ns] Abbildung 4.2: Dunkle Eingangspulse der Breite a) 6 ns, b) 15 ns. Die umgebenden Pulse sind zeitlich begrenzt, um nichtlineare Effekte wie etwa eine parametrische Anregung von austauschdominierten Spinwellen über einen Vier-Magnon-Prozess zu reduzieren. Nichtlineare Phasenverschiebung und ihre Kompensierung Linearer Puls. Abbildung 4.3 zeigt einen linearen Puls der Eingangsintensität 2·103 erg/s. Die nach der Propagation durch den Film beobachteten Spinwellenpulse sind glockenf örmig. Diese Verformung deutet auf den Einfluss der Dispersionsverbreiterung hin (vgl. auch S. 13). Infolgedessen verbreitert sich die ursprüngliche Senke von 6 ns auf 28 ns gemessen auf halber Tiefe. Da sich beide umgebenden Pulse an der Stelle der Senke gegeneinander aufgrund dispersiver Verbreiterung ausdehnen, ist dort eine vorher eingestellte Phasenverschiebung von 180◦ etwas verändert, die Tiefe der Senke geht nicht mehr vollständig auf Nullniveau zurück. Eine Korrektur kann durch eine geringe Änderung der Phasendifferenz erreicht werden, so dass die ursprüngliche Nulllage wieder erreicht wird. Nichtlinearer Puls. Wird die Eingangsintensität immer mehr erhöht, so wird ab einer gewissen Schwelle die Senke steiler und schmäler (vgl. linearer und nichtlinearer Puls in Abb. 4.3). Die Schwelle, ab welcher dieser Effekt beobachtet werden konnte und von KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 37 Intensität [bel. Einh.] linear nichtlinear, ohne Phasenkomp. nichtlinear, mit Phasenkomp. 300 600 Zeit [ns] 0 100 150 200 250 300 350 400 450 Zeit [ns] Abbildung 4.3: Lineare und nichtlineare Pulse. Der lineare Puls (2 · 10 3 erg/s) geht im Wesentlichen auf das Nullniveau. Leichte Abweichung hiervon ergibt sich aus dispersiver Verbreiterung der umgebenden Pulse. Bei größerer Eingangsleistung (2, 8 · 105 erg/s) wird infolge von dunkler Solitonenbildung die Senke“ zwischen den umgebenden Pulsen ” schmäler. Aufgrund einer induzierten Phasenverschiebung ist jedoch hier die Ausbildung eines (einzigen) schwarzen Solitons verboten. Hierfür muss eine Kompensierung von etwa 50◦ vorgenommen werden. Die Graphen wurden auf die gleiche Intensit ät normalisiert. Die eingefügte Graphik zeigt eine Überlagerung des nichtlinearen Pulses mit dem Referenzsignal, das direkt vom Netzwerkanalysator stammt. Die Interferenz weist über den dunklen Puls hinweg einen Phasensprung von 180◦ auf, wie es für ein schwarzes Soliton gefordert wird. einem nichtlinearen Puls gesprochen werden kann, lag bei zirka 7 · 10 4 , erg/s1 . Gemäß Gl. (2.66) existiert aufgrund der unterschiedlichen Propagationszeit in einem nichtlinearen dispersiven Medium zwischen Anfang und Ende eines Wellenpaketes eine induzierte räumliche Phasenverschiebung, die unter anderem von der Intensität des Pulses abhängt. Ohne jegliche Kompensierung dieser Phasenverschiebung ist zu beobachten (Abb. 4.3), dass sich die Senke eines nichtlinearen Pulses deutlich verschmälert gegenüber der eines linearen Pulses. Die Tiefe der Senke verringt sich. Nach [45] existieren f ür eine vorhandene Phasenverschiebung sowie eine gegebene Fläche des dunklen Pulses feste Bedingungen, wie viele Lösungen das Problem zulässt bzw. wie viele dunkle Solitonen erzeugt werden. Ohne Phasenkompensierung entsteht in diesem Fall ein dunkles Soliton, während 1 Es soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass der Begriff nichtlineares Spinwellenpaket“ im Allge” meinen nicht klar definiert ist. Er findet dann Verwendung, wenn in eindeutiger Weise nichtlineare Effekte, wie z. B. Solitonenerzeugung, zu verzeichnen sind. Jedoch kann die Schwelle, ab der eine Verwendung gerechtfertigt ist, sehr stark von den experimentellen Gegebenheiten abhängen. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 38 für eine Phasenverschiebung von 180◦ ein fundamentales schwarzes Soliton erzeugt wird, zusammen mit, je nach Eingangsleistung und Breite des dunklen Eingangspulses, symmetrischen dunklen Solitonpaaren. Die Phasenkompensierung beträgt in diesem Fall etwa 50◦ , wobei eine Eingangsleistung von 2, 8 · 105 erg/s, also deutlich im nichtlinearen Bereich. 3 Eingangsleistung [10 erg/s]: Intensität [bel. Einh.] 2 43 133 231 0 300 350 400 450 500 550 Zeit [ns] Abbildung 4.4: Pulse mit Kompensierung der induzierten Phasenverschiebung f ür verschiedene Eingangsleistungen. Die Pulse wurden auf die gleiche Intensit ät normiert. Mit Überschreiten des oben angegegenbenen Schwellwerts von etwa (7 · 10 4 erg/s) ist eine deutliche Verschmälerung der Senke zu beobachten. Auch kann eine Deformation des späteren umgebenden Pulses bei höheren Eingangsleistungen festgestellt werden, was auf das Eintreten zusätzlicher nichtlinearer Effekte wie das Anregen von stehenden austauschdominierten Spinwellen. Kompensierung der induzierten Phasenverschiebung in Abhängigkeit von der Eingangsintensität und der Breite der Senke im Eingangspuls. Abbildung (4.4) zeigt den dunklen Puls in Abhängigkeit von der Eingangsintensität, wobei jeweils die induzierte Phasenverschiebung kompensiert wurde. Mit größerer Intensität verschmälert sich die Senke, ein Anzeichen für Solitonenbildung. Die Schwelle für dessen Eintreten wurde im Experiment mit etwa 7 · 104 erg/s abgeschätzt. Für eine feste Breite der Senke des Eingangspulses wird die Eingangsleistung variiert. Mit wachsender Eingangsintensit ät vergrößert sich die induzierte Phasenverschiebung. Deren Abhängigkeit von der Eingangsleistung ist in Abb. 4.5 zu sehen. Die Steigung der Kurve ist im Fall der größeren Senke größer. Gemäß Gl. (2.66) ist ein linearer Zusammenhang zwischen der induzierten Phasenverschiebung und der Eingangsleistung zu erwarten. Die Steigung der Funktion sollte dabei proportional zur Breite der KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 39 90 Induzierte Phasenverschiebung [˚] 80 70 Lückenbreite im Eingangssignal: 6 ns 15 ns 60 50 40 30 20 10 0 0,0 0,1 0,2 Eingangsleistung [10 6 0,3 erg/s] 0,4 Abbildung 4.5: Abhängigkeit der induzierten Phasenverschiebung von der Eingangsleistung. Mit größerer Breite der Senke im Eingangssignal erhöht sich auch die Steigung der Kurve. Der Schnittpunkt geht daraus hervor, dass für geringe Eingangsleistungen der Betrag der Phasenverschiebung mit größerer Breite der Senke abnimmt. Ab etwa 3, 5 − 4 · 105 erg/s tritt eine Sättigung auf. Ein Teil der Energie eines Pulses wird zur Anregung stehender austauschdominierter Spinwellen verwandt. Senke sein. In diesem Punkt kann lediglich eine qualitative Übereinstimmung mit den beobachteten Werten gefunden werden. Dies ist damit zu begründen, dass die tatsächliche Breite der Spinwellensenken etwas erhöht ist gegenüber den Eingangspulsen, was unter anderem durch eine eingeschränkte Bandbreite der Verzögerungsleitung bedingt ist, und dieser Effekt in den qualitativen Vergleich noch mit einbezogen werden muss. Die Messung der induzierten Phasenverschiebung wird relativ ungenau bei geringer Eingangsintensität. Hier liegt ein linearer Bereich vor, und es müssen des Weiteren die bereits angesprochenen Dispersionseffekte besonders berücksichtigt werden. Nach Gl. (2.66) ist ein Schnittpunkt der beiden Geraden zu erwarten. Der Achsenabschnitt ist proportional zum Kehrwert der Senkenbreite und deswegen größer für schmalere Senken. Ab einer Leistung von 3, 5 · 105 erg/s bis 4 · 105 erg/s wird eine Sättigung erreicht. Die Form des späteren Pulses ist stark gestört, wie am Oszilloskop beobachtet werden kann. Die Deformation ist durch eine parametrische Anregung stehender Austauschmoden zu erklären [18, S. 269]. Dieser Prozess dominiert, eine weitere nichtlineare Phasenverschiebung ist nicht zu verzeichnen. Eine beginnende Deformation des späteren Pulses dieser Art ist auch in Abb. 4.4 bei höheren Leistungen zu sehen. Die verwendete Fehler- KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 40 abschätzung entspricht der Ablesetoleranz am Oszilloskop für die Einstellung einer Senke mit größter Tiefe mittels Regulierung des Phasenschiebers. Zudem ist zu erwähnen, dass für ein allzu schmales dunkles Soliton nur schwer die exakte Phasenkompensierung ermittelbar ist, da der tiefste Punkt der Senke nicht mehr exakt aufgel öst werden kann und es auf einem höheren Niveau auf dem Oszilloskopschirm vorher abgeschnitten wird. Außerdem ist stets ein latenter cw-Untergrund vorhanden (vgl. Einf ührung des Parameters b, S. 15). 4.1.2 Räumliche dunkle Solitonen Der verwendete Eingangskanal wurde beschrieben in Kapitel 3. Der wesentliche Unterschied zum vorherigen Versuch besteht darin, dass nun zwei bis auf die Phasenverschiebung gleiche Pulse zeitgleich erzeugt. Der Aufbau hierzu ist in Abb. 4.6 dargestellt. linear nichtlinear Verstärker Mikrowellengenerator (Netzwerkanalysator) Phasenschieber r H0 Abbildung 4.6: Schematischer Aufbau zur Erzeugung dunkler r äumlicher Solitonen. Neben den Eingangsantennen sind Schnappschüsse, die mit Hilfe der Brillouin-LichtstreuSpektroskopie aufgenommen wurden, dargestellt. Die Eingangsantenne entspricht in ihrer vertikalen Orientierung dem gezeigten Schema. Die räumliche Senke“ besteht aus einem sehr kleinen Zwischenraum, an dem die Anten” nen geerdet sind. Neben dem Einregeln der Eingangsleistung, um von linearen zu nichtlinearen Pulsen zu gelangen, kann eine Anpassung der Phase in Bezug auf beide Zweige des Eingangskanals folgendermaßen vorgenommen werden: Es wird eine rein zeitliche Messung mit Hilfe der Brillouin-Lichtstreu-Spektroskopie vorgenommen. Als Punkt auf der Probe wird eine Stelle auf dem Film in Höhe des Erdungspunktes der beiden Antennen gewählt. Mit Hilfe des Phasenschiebers wird das Minimum der detektieren Intensität des gestreuten Lichtes an dieser Stelle gemessen. Eine zusätzliche induzierte Phasenverschiebung spielt bei diesem Versuch nur eine untergeordnete Rolle, da die beiden umgebenden Pulse zur Solitonenerzeugung zeitgleich erzeugt werden. Sie ist allerdings nicht v öllig auszuschießen, da selbst bei exakt gleicher Propagationszeit im nichtlinearen dispersiven Ferritfilm nicht anzunehmen ist, dass beide umgebenden Pulse wirklich exakt die gleiche Intensit ät besitzen (vgl. Gl. (2.66)). Beide Verzweigungen besitzen nicht den gleichen Ohm’schen Widerstand, aber auch kann es vorkommen, dass der Film nicht v öllig gleichmäßig auf beiden Eingangsantennen aufliegt und mit einer der beiden ein besserer Kontakt besteht. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE a) b) c) 41 d) 0 ns 8 mm 24 ns 47 ns 5 mm Abbildung 4.7: Ausbildung eines räumlichen Solitons, aufgenommen mit zeit- und ortsaufgelöster Brillouin-Lichtstreuspektroskopie. a) Nichtlinearer Puls mit konstruktiver Phasenbeziehung. b) Linearer Puls (1, 5 · 104 erg/s) mit destruktiver Phaseneinstellung. c) Puls mit einer Intensit ät von 1, 9 · 105 erg/s und einer Einstellung des Phasenschieber wie in b). d) Nichtlinearer Puls (1, 5 · 106 erg/s)mit Einstellung des Phasenschieber wie in b); es ist die Ausbildung eines möglicherweise schwarzen Solitons erkennbar. Die Reihenfolge von oben nach unten zeigt Schnappschüsse“ zu fortlaufenden Zeitpunkten ” dar. Ebenfalls sind gewisse Ungleichheiten in den relativen Propagationszeiten anzunehmen. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 42 Abbildung 4.7 a) zeigt zunächst einen nichtlinearen Puls mit willkürlich gewählter Phasenverschiebung (10◦ ). Es ist keine Ausbildung eines dunklen Solitons erkennbar, obwohl die Intensität des Pulses erkennbar hoch ist. Im Gegenteil: Während im ersten Bild zum Zeitpunkt t = 0 noch zwei Zentren der entstehenden Pulse wahrnehmbar sind, scheint in diesem Fall die Senke des sich auszubildenden dunklen Solitons so schwach ausgebildet zu sein, dass sich schließlich bei weiterer Propagation nur ein erkennbares Wellenpaket herausbildet. Abbildungen 4.7 b) bis d) wurden f ür die gleiche Einstellung des Phasenschiebers vorgenommen. Es wird die Phasenverschiebung gemäß oben dargestellter Methode auf 180◦ einjustiert. Von Abb. 4.7 b) bis d) verringert sich die Breite der Senke immer mehr, wobei die Eingangsintensität in der genannten Reihenfolge von b) bis d) erhöht wurde. Dieser Effekt deutet auf eine Ausbildung eines dunklen bzw. schwarzen Solitons hin. In Abb. 4.7 d) ist die Solitonenbildung besonders ausgegr ägt. Ferner ist aus dem zeitlichen Verlauf zu erkennen, dass die Solitonenbildung eine gewisse Zeit benötigt, um eine räumliche Senke auszubilden, die in ihrer Tiefe etwa bis auf das Nullniveau herabreicht. Beide Beobachtungen, sowohl die Verschmälerung des Pulses wie auch die Tatsache, dass eine gewisse Zeitspanne für die Ausprägung einer ausreichend tiefen Senke notwendig ist, beweisen, dass es sich um die Bildung eines dunklen bzw. schwarzen Solitons handelt. Propagationsrichtung Abbildung 4.8: Abstrahlung des Wellenpaketes. Der Abstahlungswinkel liegt bei ungef ähr 20◦ . Die Darstellung wurde mit Hilfe der Brillouin-Lichstreu-Spektroskopie aufenommen. Sie entspricht einer Eingangsleistung von 1, 5 · 10 4 erg/s. Die Wellenzahl beträgt 85 rad/cm, die Länge der Eingangsantennen beträgt 2 mm. Bei weiterer Propagation laufen die umgebenden Pulse weiter auseinander (s. Abb. 4.8). Dies ist damit zu erklären, dass das Spektrum dipolarer Spinwellen mit sinkender Wellenpaketintensität in tangential magnetisierten Filmen anisotrop ist. Die Richtungen von Phasengeschwindigkeit v ph = ω (k)k/k2 , welche parallel zum Wellenvektor k verläuft, und Gruppengeschwindigkeit vg = ∇k ω (k) stimmen im Allgemeinen nicht überein. In [47] wurde unter der Bedingung, dass die Komponenten des Wellenvektors parallel und senkrecht zur Mikrostreifenantenne von vergleichbarer Größe sind, gezeigt, dass zwei bevor- KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 43 zugte Propagationsrichtungen auftreten können, falls die Anregungsantenne ausreichend klein oder sogar punktförmig ist. Ein solcher Effekt ist auch dann zu sehen, wenn die Verzögerungsleitung beispielsweise Defekte aufweist, welche wie eine Antenne wirken können und somit ihrerseits Spinwellen anregen und abstrahlen. Eine Abstrahlung senkrecht zur Mikrostreifenantenne wird nur dann erreicht, wenn die Komponente des Wellenvektors in dieser Richtung im Vergleich zur Komponente parallel zur Antenne groß ist. Eine Berechnung des Abstrahlungswinkel ergibt einen Wert von 20, 3 ◦ . Dies stimmt mit der experimentellen Beobachtung überein. 4.2 Gespeicherte Pulse Im vorhergehenden Abschnitt wurde die Entstehung von dunklen Solitonen behandelt. Sie ist ein Beispiel für einen nichtlinearen Effekt bei der Propagation von Spinwellenpaketen ausreichender Intensität. Dabei wurde auf einen unerwünschten Effekt hingewiesen, der auftreten kann, falls die Eingangspulse zu lang gewählt werden (vgl. S. 39). Da die Länge eines Pulses ebenso wie die Amplitude seine Energie beeinflusst, kann dies der Grund sein, dass ein Teil der Energie zu einer Anregung stehender austauschdominierter Spinwellen benutzt wird, die entlang der Filmnormalen verlaufen. Der Ausdruck stehend“ ” weist darauf hin, dass ihre Gruppengeschwindigkeit vernachlässigbar gering ist. Dieser Effekt kann ausgenutzt werden, um beispielsweise eine Information, die in Form eines Spinwellenpaketes in einen Film gespeist wird, kurzzeitig zu speichern und schließlich wiederzugewinnen. 4.2.1 Experimentelle Angaben und Daten Der experimentelle Aufbau erfolgt nach dem Schema auf S. 28. Es werden zwei Filme betrachtet. Beide Filme bestehen aus YIG. Die Sättigungsmagnetisierung ist in beiden Fällen 1750 Oe. Die Länge des einen Films beträgt 30 mm. Seine Oberflächenspins sind ungepinnt, während die des zweiten Films gepinnt sind. Ein solcher Zustand kann durch eine besondere Behandlung der Filmoberfläche erfolgen. Die Film werden wie bei der Erzeugung dunkler Solitonen senkrecht zum äußeren Magnetfeld angebracht, so dass die Feldlinien verlaufen in der Filmebene. Die primär erzeugten Spinwellen sind folglich vom Typ MSSW. Das äußere Magnetfeld wird variiert von 1680 bis 1850 Oe. Die Trägerfrequenz zur Anregung der magnetostatischen Oberflächenwellen beträgt 6, 95 GHz, was bei einem Feld von 1750 Oe einer Wellenzahl von etwa 85 rad/cm entspricht. Die Eingangsleistung beträgt, falls keine anderweitige Angabe erfolgt, 1, 3 · 10 3 erg/s. Die Breite des Eingangssignals beträgt 100 ns. Während der Propagation durch den Film werden die gepulsten Mikrowellensignale parametrisch verstärkt mit Hilfe eines scheibenförmigen offen dielektrischen Resonators eines Durchmessers von 5 mm und einer Dicke von 0, 4 mm. Der Resonator besteht aus einer Bariumtitanat-Keramik der Dielektrizitätskonstante ε = 88 sowie einem Qualitätsfaktor von 60. Dieser beschreibt die Energie-Speicherfähigkeit des Resonators, d. h. die mittlere Energie im Resonator dividiert duch den Verlust pro Schwingung, falls die Energieverluste nicht zu hoch sind. Allgemeiner wird er als Quotient aus Resonanzfrequenz und -breite definiert [41]. Die Pumpfrequenz liegt entsprechend bei der doppelten Trägerfrequenz, also 13, 9 GHz. Die Eingangsleistung für das Pumpsignal beträgt etwa 8 · 107 erg/s. Soweit nicht anders angegeben, setzt das Pumpsignal zu einem Zeitpunkt t = 200 ns nach dem KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 44 Triggerpuls des Eingangssignals ein und besitzt eine Länge von 2500 ns. 4.2.2 Transmissionsspektrum des verwendeten Films 7,01 7,00 6.997 GHz 6,98 6.971 GHz 6,97 6,96 6.952 GHz 6,95 6.941 GHz -20 -30 -40 -50 -60 Transmission [dB] Frequenz [GHz] 6,99 6,94 -70 0 100 200 6,93 Wellenzahl [rad/cm] Abbildung 4.9: Vergleich der Lücken im Transmissionsspektrum des YIG-Films mit ungepinnten Oberflächenspins mit den Berechnungen gemäss Kapitel 2. Das Magnetfeld besitzt eine Stärke von etwa 1733, 8 Oe. Die Berechnung der Transmissionslücken erfolgt mit einer Korrektur des Feldes auf 1750, 3 Oe aufgrund der unbekannten Anisotropie. Das gemessene Transmissionsspektrum weist Lücken auf (vgl. Abb. 4.9). Es kann mit einer numerischen Berechnung der Lücken verglichen werden, die mit Hilfe eines Programms von Mikhail Kostylev2 durchgeführt wurde. Das Programm basiert auf den Berechnungen in [21]. Dort werden mit Hilfe von klassischer St örungsrechnung Dispersionsrelationen von Spinwellen in ferromagnetischen Filmen unter Ber ücksichtigung der dipolaren und der Austauschwechselwirkung hergeleitet. Die Transmissionslücken im verwendeten Film können recht gut reproduziert werden. Transmissionslücken sind bei vollständig ungepinnten Oberflächenspins bei einer Messung des Transmissionsspektrums nicht sichtbar, da die Modenabstoßung zu null wird [43, S. 7027]. Die Breite einer Lücke hängt vom Überlappintegral der Wellenfunktion einer stehenden Welle und der propagierenden Oberflächenwelle ab. Je nachdem, ob eine stehende Welle gepinnt oder ungepinnt vorliegt, verändert sich das Überlappintegral. Abbildung 4.9 lässt Transmissionslücken erkennen, was darauf hindeutet, dass ein Mischzustand vorliegt, bei dem auch gepinnte Oberflächenspins vorliegen. Die numerische Berechnung ist somit als Vergleich anzusehen, der bestmöglich die vorliegende Situation 2 Elektrotechnische Universität St. Petersburg, Russland. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 45 beschreibt. Die Lücken liegen an den Kreuzungspunkten mit stehenden Moden ungerader Ordnung. Zusätzlich ist bei 6, 962 GHz eine weitere Lücke, die mit einer berechneten Lücke übereinstimmt, gerade noch erkennbar. Das Überlappintegral ist diesen Fällen so groß, dass eine Lücke erkannt werden kann. Der Film besitzt die bereits angef ührten Parameter (s. S. 43), wobei folgende systematische Fehler zu berücksichtigen sind. Bei ihrer Herstellung werden die YIG-Filme aus einer Platte herausgetrennt, die als ganzes beschichtet wurde. Aufgrund inhomogener Beschichtung zwischen Rand und Mitte der Platte existieren Unsicherheiten in der Abschätzung der Filmdicke [49]. Während der Film auf der Oberseite mit Luft in Kontakt ist, besteht auf der Unterseite des Films ein Kontakt mit dem Substrat. Die Oberflächen sind nicht als äquivalent anzusehen. Das Substrat selbst weist stets gewisse Rauigkeiten auf, weshalb keine planparallelen Filmoberflächen erwartet werden können. Des Weiteren sollte ein Einfluss der Anisotropie ber ücksichtigt werden. Dieser kann anhand einer Variation des Magnetfeldes und Vergleich der resultierenden Transmissionslücken abgeschätzt werden. Das Feldstärke wurde in der Berechnung daher um 16, 5 Oe erhöht. 4.2.3 Beobachtung eines gespeicherten Pulses Eingangssignal Intensität [bel. Einh.] Pumpsignal Verzögertes Signal 0 1000 Gespeichertes Signal 2000 Zeit [ns] 3000 4000 Abbildung 4.10: Ausgangsignal mit verzögertem und gespeichertem Signal sowie Eingangs- und Pumpsignal. Die zeitlichen Skalen entsprechen einander. Das Eingangssignal besitzt eine Breite von 110 ns, das Pumpsignal in diesem Fall von 3000 ns. Die äußere magnetische Feldstärke beträgt 1727 Oe, die Trägerfrequenz 6, 95 GHz. Zunächst wird der Film mit ungepinnten Oberflächenspins betrachtet. Abbildung 4.10 zeigt das mit dem Oszilloskop beobachtete Signal am Ausgangskanal, einschließlich des Pumpsignals und einem Abbild des Eingangssignals. Das Ausgangssignal zeigt einen KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 46 verzögerten Puls. Er entsteht durch das Oberflächenwellenpaket, das an der Eingangsantenne erzeugt wird und zur Ausgangsantenne propagiert. Ein weiterer Puls, der um fast 800 ns gegenüber dem verzögerten Puls verspätet auftritt, wird beobachtet. 4.2.4 Einfluss des Pumpens auf gespeicherte Pulse Abbildung 4.11 zeigt das Auftreten des gespeicherten Pulses in Abhängigkeit vom Einschaltzeitpunkt des Pumpsignals. Dieser Einschaltzeitpunkt ist daran erkennbar, dass der gesamte Untergrund während des Auftretens des Pumpsignals etwas erhöht erscheint. Parasitär werden noch andere thermische Spinwellen parametrisch verstärkt und am Ausgangskanal als erhöhter Untergrund detektiert (vgl. S. 36). Mit späterem Einschalten den Pumpsignals verzögert sich das Auftreten des gespeicherten Pulses. Die Intensität des gespeicherten Puls wird mit späterem Pumpsignal kleiner. Diese beiden Effekte lassen darauf schließen, dass das Auftreten des gespeicherten Pules durch das Pumpen stimuliert wird. Abbildung 4.12 zeigt sowohl die Abhängikeit der Verzögerung als auch der Intensität des gespeicherten Pulses von der Intensität des Pumpsignals. Die Verzögerung des gespeicherten Signals erreicht mit zunehmender Intensität des Pumpsignals einen konstanten Wert. Mit zunehmender Pumpintensität verringert sich die Verzögerung und tendiert ebenfalls gegen einen festen Wert. 4.2.5 Einfluss der Intensität des Eingangssignal auf den gespeicherten Puls Abbildung 4.13 zeigt dagegen die Abhängigkeit der Intensität des gespeicherten Pulses und des verzögerten Pulses von der Eingangsintensität. Das verzögerte Signal wächst mit der Intensität des Eingangssignals an, was auch zu erwarten ist, da die Intensität der angeregten Spinwellenpräzessionen direkt von der Leistung des Signals an der Eingangsantenne abhängt. Die Intensität des gespeicherten Pulses wächst auch an, aber auf einem viel niedrigeren Niveau im Vergleich zum verzögerten Puls. Wird kein Eingangssignal angeschaltet, so ist kein gespeicherter Puls beobachtbar. Damit wird ausgeschlossen, dass der gespeicherte Puls allein durch das Pumpsignal verursacht wird. Bei Erh öhung der Eingangsintensität erhöht sich ebenfalls die Intensität der stehenden Spinwellen und damit auch in geringem Maße die Intensität des gespeicherten Pulses. Dieser Effekt bleibt weit geringer als das direkte Ansteigen der Intensität des verzögerten Pulses, weil zusätzliche nichtlineare Dämpfungseffekte die Intensität der gestreuten Spinwellen nicht beliebig anwachsen lassen. Mit wachsender Intensität spaltet sich eine stehende Spinwelle in weitere Spinwellen auf. 4.2.6 Einfluss einer Änderung des Magnetfeldes auf den gespeicherten Puls Eine Änderung des äußeren Magnetfeldes von 1690 bis 1698 Oe ist in Abb. 4.14 dargestellt. Der gespeicherte Puls erscheint und wächst mit grösserem Magnetfeld immer mehr in seiner Intensität. Dabei nimmt auch seine zeitliche Distanz gegenüber dem verzögerten Puls immer mehr zu. Bei einem Wert von etwa 1696, 3 Oe erreicht der gespeicherte Puls KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 47 a) Verzögerung ab der Front des Pumpsignals: Intensität [bel. Einh.] 100 ns 200 ns 300 ns 400 ns 500 ns 600 ns 0 500 1000 1500 2000 2500 Verzögerung des gespeicherten Pulses [µs] b) 1,8 1,38 1,7 1,31 1,6 1,23 1,5 1,15 1,4 1,08 1,3 1,00 1,2 0,92 1,1 100 200 300 400 500 600 0,85 700 Intensität des gespeicherten Pulses [erg/s] Zeit [ns] Verzögerung des Pumpsignals [ns] Abbildung 4.11: Gespeicherter Puls für verschiedene Zeitpunkte des Einsetzens des Pumpsignals. a) Verzögertes und gespeichertes Signal auf dem Oszilloskop. b) Verzögerung und Intensität des gespeicherten Puls. Das verzögerte Signal ist durch Dispersion verbreitert gegenüber dem Eingangssignal von 100 ns. Das äußere Magnetfeld beträgt 1694, 5 Oe. Je später das Pumpsignal eintritt, desto verzögerter ist der gespeicherte Puls. Des Weiteren sinkt damit auch seine Intensit ät. Die Angabe der Verzögerungszeiten bezieht sich stets auf das Einsetzen des Triggersignales des Eingangpulses. Dieser Zeitpunkt ist in allen Graphen mit t = 0 bezeichnet. Das Pumpsignal setzt zu Zeitpunkten t ≥ 200 ns ein. Die Dauer des Pumpsignals betr ägt 2500 ns. Die eingezeichneten Fehler entspechen der Ablesegenauigkeit. sein Maximum. Seine Intensität wird fortan mit zunehmendem Magnetfeld immer geringer. Währenddessen vergrößert sich weiterhin seine zeitliche Distanz, bis der gespeicherte Puls wieder ganz verschwindet. 48 1,7 1,7 1,6 1,6 1,5 1,5 1,4 1,4 1,3 1,3 1,2 1,2 1,1 35 40 45 50 55 60 65 70 Intensität des Pumpsignals [10 75 6 80 1,1 85 Intensität des gespeicherten Pulses [erg/s] Verzögerung des gespeicherten Pulses [µs] KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE erg/s] Abbildung 4.12: Verzögerung und Intensität des gespeicherten Pulses in Abhängigkeit von der Pumpintensität. Mit steigender Intensität des Pumpsignals erreichen sowohl Verzögerung als auch Intensität des gespeicherten Pulses konstante Werte. Die Graphen wurden gemessen für ein äußeres Magnetfeld von 1694, 5 Oe. Die eingezeichneten Fehler entspechen der Ablesegenauigkeit. 4.2.7 Beobachtung des Auftretens gespeicherter Signale in einem Film mit Transmissionslücken unterschiedlicher Breite Der Film mit ungepinnten Oberflächenspins wird durch einen Film mit gepinnten Oberflächenspins ausgetauscht. Außer der Dimensionierung behalten die sonstigen Parameterangaben ihre Gültigkeit. Der Film ist 9 mm lang, 2 mm breit und besitzt eine Dicke von 3, 1 µm. Der Vorteil dieses Films ist es, dass die Transmissionsl ücken im Vergleich zum Film mit ungepinnten Oberflächenspins deutlich breiter sind. Das gemessene Transmissionsspektrum ist in Abb. 4.15 dargestellt für ein Magnetfeld von 1788 Oe. Es können abwechselnd breite und schmale Transmissionslücken festgestellt werden. Die breiteren Entsprechen der Überlagerung mit ungeraden stehenden Moden (Knoten an den Filmoberflächen, dazwischen eine gerade Anzahl von Knoten bzw. kein Knoten). Die experimentell bestimmte Breite der Transmissionslücken liegt um 1 bis 2 MHz über den theoretischen Werten. Die beiden größeren Lücken besitzen eine gemessene Breite von zirka 5 bis 6 MHz. Als Grund ist ein Fehler in der Filmdicke anzusehen. Die Berechnung wurde f ür ein Magnetfeld von 1759 Oe vorgenommen, da die Anisotropie des Films ber ücksichtigt werden muss. Für eine feste Wahl der Trägerfrequenz, in diesem Fall 7, 055 GHz wird das Magnetfeld variiert und notiert, bei welcher Feldstärke ein gespeicherter Puls auftritt. Anschließend wird das Transmissionsspektrum mit Hilfe des Netzwerkanalysators aufgenommen a) Intensität des verzögerten Pulses [erg/s] KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 49 60 50 40 30 20 10 0 0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 b) Intensität des gespeicherten Pulses [erg/s] Intensität des Eingangssignals [10 0,12 6 0,14 erg/s] 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 Intensität des Eingangssignals [10 6 0,12 0,14 erg/s] Abbildung 4.13: Einfluss der Intensität des Eingangssignals auf die Intensität des verzögerten Signals (a) sowie gespeicherten Signals (b). Das äußere Magnetfeld beträgt 1694, 5 Oe. Ein Anwachsen der Eingangsintensität resultiert direkt in einem stäkeren verzögerten Signal, wobei die Leistungszunahme jedoch immer geringer wird. Ebenso wächst das gespeicherte Signal ein wenig. Die Skala der Verst ärkung ist jedoch viel geringer als beim verzögerten Signal. Das gespeicherte Signal erreicht ferner in seiner Leistung einen konstanten Wert. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE a) 50 Intensität [bel. Einh.] Äußeres Magnetfeld [Oe]: 1690,2 1695,5 1695,8 1695,9 1696,3 1696,4 1696,5 1696,7 1697,0 1697,4 1697,7 0 0 500 1000 1500 2,4 1,124 2,2 2,0 1,120 1,8 1,6 1,116 1,4 1,2 1,112 1,0 0,8 1695 1696 1697 1,108 1698 Intensität des gespeicherten Pulses [erg/s] b) Verzögerung des gespeicherten Pulses [µs] Zeit [ns] Äußeres Magnetfeld [Oe] Abbildung 4.14: Verzögerung und Intensität des gespeicherten Pulses in Abhängigkeit vom äußeren Magnetfeld. a) Verzögertes und gespeichertes Signal auf dem Oszilloskop. b) Verzögerung und Intensität des gespeicherten Puls. Die Verzögerung des gespeicherten Pulses wächst mit der Magnetfeldstärke, während für die Intensität ein Maximum existiert, so dass ab einer Feldstärke von etwas mehr als 1696 Oe die Intensität wieder abnimmt. Die Fehlerangaben sind aufgrund der Skalengr öße der Abbildung zu klein, um angegeben zu werden. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 51 7,06 7,044 GHz 7,04 7,02 7,017 GHz 7,000 GHz 7,00 6,995 GHz 6,983 GHz -30 -40 -50 Frequenz [GHz] 7,038 GHz 6,98 -60 Transmission [dB] 0 100 200 300 400 500 6,96 Wellenzahl [rad/cm] Abbildung 4.15: Vergleich der Lücken im Transmissionsspektrum des YIG-Films mit gepinnten Oberflächenspins mit den Berechnungen gemäss Kapitel 2. Das Spektrum wurde gemessen für ein Magnetfeld von 1788 Oe. und überprüft, welche Stellen des Spektrums sich für ein gegebenes Magnetfeld an der Trägerfrequenz befinden. Als Eingangssignal wurde ein Puls von 300 ns verwendet. Das Signal, welches zum Pumpen benutzt wird, dautert 4 µs und setzt 400 ns nach der Front des Eingangssignals ein. Die Abb. 4.16 a) bis d) zeigen die auftretenden gespeicherten Pulse sowie ihre entsprechende Position im Transmissionsspektrum. Das Auftreten der gespeicherten Pulse tritt ausschließlich im Bereich einer Transmissionslücke auf. In Abb. 4.16 a) erscheint ein gespeicherter Puls am Oszilloskop bei 1794, 4 Oe. Dies entspricht einer sehr breiten Transmissionslücke bei 7, 055 GHz für 1793, 8 Oe. Die Positionsangaben der Lücken beziehen sich auf die Mitte der Lücke. Desgleichen erscheint zwischen 1802, 2 Oe und 1802, 9 Oe ein Puls, dessen maximale Intensität bei etwa 1802, 4 Oe erreicht ist. Der Vergleich mit dem Transmissionsspektrum ergibt eine schmale Lücke bei 1801, 7 Oe (vgl. Abb. 4.16 a)). Weitere Pulse treten auf zwischen 1809, 8 Oe und 1810, 3 Oe mit einem Maximum bei 1810 Oe; im Transmissionsspektrum wird bei einer Feldstärke von 1810, 0 Oe eine breite Lücke gefunden. Schließlich erscheint noch ein gespeicherter Puls zwischen 1813, 4 Oe und 1816, 7 Oe, für den eine schmale Transmissionslücke bei 1815, 7 Oe gefunden wird. Das Maximum des Pulses ist bei 1815, 6 Oe bestimmt. 4.2.8 Diskussion der Beobachtungen Das Auftreten des gespeicherten Pulses ist nur möglich, wenn ein Eingangssignal vorliegt. Der Zeitpunkt des Auftretens kann mit Hilfe des Pumpsignals verändert werden. Mit Verschiebung dieses Zeitpunktes ändert sich auch die Intensität des gespeicherten Pulses. Daraus ist zu folgern, dass der Puls nicht allein durch das Pumpsignal hervor- KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE a) H 0 = 1794,4 Oe 52 Intensität [bel. Einh.] Transmission [dB] -30 -35 -40 -45 -50 7,00 7,05 Frequenz [GHz] 0 1000 2000 3000 4000 5000 Zeit [ns] -28 Transmission [dB] Intensität [bel. Einh.] b) H 0 = 1802,4 Oe -35 -42 -49 7,0 7,1 Frequenz [GHz] 0 1000 2000 3000 4000 Zeit [ns] c) H0 = 1810,7 Oe Intensität [bel. Einh.] Transmission [dB] -30 -35 -40 -45 -50 7,0 7,1 Frequenz [GHz] 0 1500 Zeit [ns] Intensität [bel. Einh.] Transmission [dB] d) 3000 4500 -30 -35 -40 -45 -50 7,00 7,10 Frequenz [GHz] Position der Trägerfrequenz (7,055 GHz) bei H 0 = 1815,6 Oe 0 1000 2000 3000 4000 5000 Zeit [ns] Abbildung 4.16: Gespeicherte Pulse für verschiedene Magnetfelder. Die eingefügten Nebenbilder zeigen die entsprechenden Transmissionsspektren bei den angegebenen Magnetfeldern und verweisen auf die Position der Trägerfrequenz von 7, 055 GHz. Die Eingangspulse besitzen eine Breite von 300 ns. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 53 gerufen wird. Das Pumpsignal steuert das Auftreten des Pulses. Der gespeicherte Puls besitzt eine feste Phasenbeziehung zum Eingangssignal. Die Überprüfung dessen erfolgte durch eine Überlagerung mit dem Eingangssignal. Ein Wellenvektorrelaxationsprozess, wie er in [48] beschrieben ist, kann ausgeschlossen werden, da in diesem Versuch ein inkohärentes Signal nur beobachtet werden konnte. Aus Abb. 4.11 ist zu entnehmen, dass ein Auftreten von Spinechos hier nicht vorliegt. Der Spinechoeffekt ist ein Beispiel f ür eine Phasenrelaxation [50, 52, 53, 51]. Durch das Einschalten eines Pulses nach dem Eingangssignal wird ein Echo erzeugt, welches exakt im zeitlichen Abstand τ der beiden ersten Pulse auftritt. Grund hierfür ist eine reversible Phasenkonjugation. Während im ersten Zeitintervall der Länge τ die Phasenverschiebungen untereinander immer mehr zunehmen, kann dieser Prozess jedoch rückgängig gemacht werden, so dass nach einem weiteren Zeitintervall, angeregt durch das Einsetzen des zweiten Pulses, eine Kohärenz wiederum vorliegt. Ein Erscheinen des Pulses nach gleichen Zeitintervallen τ liegt bei diesem Experiment jedoch nicht vor. Ferner wurde gezeigt, dass ein solcher gespeicherter Puls dann auftritt, wenn sich die Trägerfrequenz im Bereich von Lücken des Transmissionsspektrums befindet. Das Zustandekommen dieser Lücken wird in [21] begründet. In der Nähe dieser Lücken (vgl. Abb. 4.9 und 4.15) existieren Bereiche der Dispersionskurve, in denen die Gruppengeschwindigkeit sehr klein ist. Werden Spinwellen in diesem Bereich der Dispersionskurve angeregt, so können diese durch eine Verschiebung der Dispersionskurve wieder abgestrahlt werden, sofern die Verschiebung die Trägerfrequenz in einen Bereich rückt, in dem die Gruppengeschwindigkeit höher ist. Eine solche Verschiebung kann durch eine Änderung des äußeren Magnetfeldes oder durch eine Änderung der Sättigungsmagnetisierung bewirkt werden (s. S. 10). Eine Verstärkung der Spinwellen durch ein Pumpsignal vergrößert ihre Wellenamplitude und ändert damit auch die Sättigungsmagnetisierung [18, Kapitel 9]. Dies bewirkt eine Wiederabstrahlung eines kohärenten Spinwellenpulses. Das Erscheinen des gespeicherten Pulses hängt unmittelbar vom Einsetzen des Pumpsignals ab. Da jedoch die erzeugten stationären Spinwellen mit der Zeit keine konstante Phasenbeziehung zueinander aufrecht erhalten und ebenso der Dämpfung unterliegen, verkleinert sich mit zunehmender Verzögerung des Pumpsignals auch die Intensität des gespeicherten Pulses (s. Abb. 4.11). Bei Erhöhung der Intensität des Pumpsignal muss sich demnach eine Sättigung in der Intensität des gespeicherten Pulses einstellen, sobald der gesamte Anteil an stationären Spinwellen wieder abgestrahlt wird. Mit wachsender Pumpleistung kann ferner in k ürzerer Zeit eine höhere Energie in das System gepumpt und ein sichtbarer Puls wiederabgestrahlt werden, wobei auch eine Sättigung erwartet werden kann. Beide Resultate entsprechen dem Ergebnis von Abb. 4.12. Wird die Eingangsleistung erh öht, so vergrößern sich sowohl die Intensität des verzögerten als auch des gespeicherten Pulses (s. Abb. 4.13). Die Intensität des gespeicherten Pulses ist im Vergleich zum verzögerten Pulse allerdings viel geringer und vergrößert sich dementsprechend auf kleinerer Skala. Beide erreichen ab einer gewissen Eingangsleistung eine Sättigung, da wahrscheinlich andere nichtlineare Effekte eintreten wie z. B. die Anregung oder Aufspaltung in weitere Spinwellen. Eine Änderung des äußeren Magnetfeldes verschiebt das Transmissionsspektrum des Films. Geschieht dies in der Weise, dass eine Transmissionslücke sich über die Trägerfrequenz hinwegbewegt, so vergrößert sich der gespeicherte Puls, erreicht im Bereich der Trägerfrequenz ein Maximum und fällt bei weiter Erhöhung des Magnetfeldes wieder ab (vgl. Abb. 4.14). Eine Ursache könnte darin liegen, dass nur in einem Bereich nahe genug KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 54 an der Transmissionslücke eine Erzeugung stationärer Spinwellen möglich ist. Je weiter die Position der Trägerfrequenz von der Transmissionslücke ist, desto schlechter ist eine solche Anregung, weshalb die Intensität des Pulses immer mehr abnimmt. Gleichzeitig vezögert sich mit wachsendem äußeren Magnetfeld der gespeicherte Puls zunehmends. Mit zunehmendem Magnetfeld wird die Dispersionskurve ω ≡ ω (k) zu h öheren Frequenzen hin verschoben. Dies deutet darauf hin, dass die Verschiebung der Dispersionskurve in einem linksgekrümmten Bereich (vgl. Abb. 4.9) stattfindet. Eine derartige Verschiebung bewirkt dann bei anwachsendem Magnetfeld eine Abnahme der Gruppengeschwindigkeit und somit eine Verzögerung des Pulses. 4.3 Propagation von Spinwellenpaketen durch ein lokal inhomogenes Magnetfeld Theoretische Betrachtung von magnetostatischen Spinwellen, die ein nichthomogenes äußeres Magnetfeld passieren, wurden bereits unternommen, vgl. z. B. Arbeiten von V. V. Grimalskiy und Mitarbeitern [54, 55]. Gegenstand dieses Abschnitts ist die Betrachtung einer lokalen Inhomogenität des Feldes. Da die Dispersionskurve vom Magnetfeld abhängt, soll insbesondere der Fall Beachtung finden, bei dem die experimentell vorgegebene Trägerfrequenz außerhalb des in der Inhomogenität zugelassenen Bereiches liegt. Bei der Transmission durch eine solche Barriere werden Parallelen zu einem Tunnelprozess eines Teilchens gezogen. 4.3.1 Experimentelle Angaben Verwendet wird ein Aufbau, wie er in Abb. 3.4 beschrieben ist. Das Magnetfeld liegt parallel zur Propagationsrichtung der Spinwellen. Es liegt folglich die Konfiguration f ür MSBVW vor (s. Abb. (2.3)). Die Trägerfrequenzen liegen im Bereich von 7, 05 bis 7, 16 GHz. Bei einem Magnetfeld von 1840 Oe liegen folglich die Wellenzahlen zwischen 210 und 220 rad/cm. Zur Erzeugung der Inhomogenitäten werden zwei Drähte der Dicke 50 µm parallel zu Eingangs- und Ausgangsantenne in Kontakt mit dem Film zwischen Eingangs- und Ausgangsantenne angebracht (s. Abb. 4.17). Werden diese von einem Strom durchflossen, so entsteht ein Magnetfeld, dessen Feldlinien konzentrische Kreise um die Drahtachse bilden. Die Feldkompomente, welche parallel zur Oberfläche verläuft, ändert, je nach Durchflussrichtung des Drahtes, das Magnetfeld im Film (vgl. Abb. 4.21). Je weiter ein betrachteter Punkt auf dem Film sich von der Mittenachse des Drahtes befindet, desto geringer wird diese Änderung. Sie kann an der Filmoberfläche wie folgt berechnet werden: Nach dem Ampère’schen Gesetz [11] gilt für die Feldstärke H im Abstand d um das Zentrum eines als unendlich lang gedachten Drahtes H(d) = 2I/cd, der vom Strom I so durchflossen wird, dass das Magnetfeld geschwächt wird. Die Vakuumlichtgeschwindigkeit wird mit c bezeichnet. Demnach folgt für die Feldstärke an der Oberfläche des Films, wenn H0 das von außen angelegte Feld und r der Radius des Drahtes ist: H(x) = H0 − 2Ir c(x2 + r2 ) (4.1) Die Position auf dem Film wird mit x bezeichnet, wobei sich der Ursprung im Lotfußpunkt der Mittenachse des Drahtes auf den Film befindet. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Eingang 55 Ausgang Probe (YIG-Film auf Probenhalter) Draht äußeres Magnetfeld Pulsgenerator Abbildung 4.17: Ein lokal inhomogenes Magnetfeld kann mit Hilfe eines Drahtes erzeugt werden, der über dem Film angebracht wird. Ein Gleichstrom im Draht erzeugt je nach Durchflussrichtung ein Magnetfeld, welches das äußere Magnetfeld verstärkt oder herabsetzt. 4.3.2 Beobachtung des Einflusses der lokalen Feldinhomogenit ät für beide Stromrichtungen mit BLS In Abb. 4.18 sind für unterschiedliche Stromrichtungen durch den Draht die Propagationen von Spinwellenpaketen mit Hilfe der BLS dargestellt. Auf der rechten Seite ist die Eingangsantenne eingezeichnet, die das Spinwellenpaket anregt. Die Farbabstufungen von blau bis rot kennzeichnen die zunehmenede Intensität der Spinwellenanregung im Film. Die einzeln zu sehenen Streifen von oben nach unten sind Schnappschüsse“ zu ” aufeinanderfolgenden Zeitpunkten. Ist die Stromrichtung so gewählt, dass das äußere Magnetfeld abgeschwächt wird, wird das Spinwellenpaket an der Inhomogenität reflektiert. Die Stromstärke im Draht beträgt etwa 6·108 esu/s, was einem Maximum in der Inhomogenität des Magnetfeldes von 16 Oe entspricht. Ein Teil des Paketes gelangt dennoch hindurch und propagiert weiter in Richtung Ausgangsantenne. Wird das äußere Feld innerhalb der Inhomogenität noch verstärkt, so kann das Spinwellenpaket fast ungehindert hindurch propagieren. Nur ein geringer Teil wird an der Inhomogenität des Feldes reflektiert. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE a) Eingangsantenne 56 Eingangsantenne Draht Draht b) 10 ns 45 ns 81 ns 116 ns 152 ns 187 ns 224 ns 259 ns mag. Feldstärke Zeit 0 7 mag. Feldstärke Z [mm] 0 7 Z [mm] Abbildung 4.18: Propagation eines Spinwellenpaketes durch eine lokale Inhomogenit ät des Magnetfeldes. Jeder Streifen entspricht einem Schnappschuss des Films zu einem anderen Zeitpunkt. Die Zeitskala verläuft von oben nach unten. Die Messung wurde mit Hilfe von orts- und zeitaufgelöster Brillouin-Lichtstreu-Spektroskopie durchgeführt. Die Farben entsprechen von Dunkelblau bis Rot der zunehmenden Intensit ät. a) Lokale Absenkung des Magnetfeldes. Ein Großteil des Paketes wird reflektiert, w ährend ein geringer Teil transmittiert wird. b) Lokale Erhöhung des Feldes. Das Spinwellenpaket kann ohne merkliche Beeinflussung hindurch propagieren. Der reflektierte Anteile ist verschwindend. 4.3.3 Vergleich mit einem Tunnelprozess Die Dispersionsrelation für MSBVW lautet am Resonanzpunkt, an dem die Wellenzahl k = 0 ist gemäß Gl. (2.45): p ω (k = 0) = γ H(H + 4π MS ), (4.2) wobei MS die Sättigungsmagnetisierung des Filmes und H ≡ H(x) das äußere ortsabhängige Magnetfeld ist. Die Dispersionskurve von reinen MSBVW ist streng monoton fallend (s. Gl. (2.45)). Das Maximum der Winkelfrequenz ist der Resonanzfall, beschrieben durch Gl. (4.2). Wird das Magnetfeld abgeschwächt, so liegt die neue Dispersionskurve insgesamt tiefer. Wird eine experimentelle Trägerfrequenz zur Erzeugung der Spinwellen nahe unterhalb der Resonanzfrequenz bei vorgegebenem äußeren Feld gewählt, so lässt sich durch eine wie oben beschriebene Konfiguration die Dispersionskurve lokal unter die Trägerfrequenz verschieben. So entsteht eine örtlich begrenzte Zone quer über den YIG-Film, in der die Existenz von MSBVW eigentlich verboten ist (vgl. Abb. 4.19). KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 57 7,75 7,50 7,25 7,00 6,75 6,50 6,25 6,00 5,75 Frequenz [GHz] Dispersionskurve für 1840 Oe 1680 Oe 5,50 5,25 0 2500 5,00 5000 Wellenzahl [rad/cm] Abbildung 4.19: Verschiebung der Dispersionskurve von MSBVW aufgrund einer Änderung des äußeren Magnetfeldes. Die Dispersionskurve für 1680 Oe entspricht einer Herabsetzung des Magnetfeldes durch einen Strom von 6 · 109 esu/s. Die Trägerfrequenz des Fourierspektrums eines 40 ns breiten Pulses (blau) beträgt 7, 125 GHz. Sie liegt für die dargestelle Herabsetzung deutlich über der Resonanzfrequenz von 6, 721 GHz. Es entsteht in diesem Bereich des Filmes eine für MSBVW verbotene Zone. Für eine Feldstärke von 1840 Oe beträgt die Resonanzfrequenz 7, 199 GHz. Es ist zu beachten, dass der Draht teilweise von Strömen von 1, 5 · 101 0 esu/s durchflossen wird. Aufgrund des geringen Durchmessers erwärmt sich der Draht daher sehr schnell. Da der Draht direkt auf dem Film aufliegt, wird die Sättigungsmagnetisierung durch die Erwärmung herabgesetzt [58, S. 478]. Dieses Problem kann nicht vollständig vermieden werden. Um den Effekt dennoch herabzusetzen, wird ein gepulster Strom verwendet. Bei einer Trägerfrequenz von 7 GHz beträgt die Gruppengeschwindigkeit etwa 3, 2 cm/s. Die Rückseite eines Pakets von etwa 1 mm Durchmesser benötigt etwas mehr 31 ns, um zur momentanen Position der Front zu gelangen. Aus diesem Grund werden an den Draht Strompulse der Länge 100 ns angelegt, so dass das Spinwellenpaket ausreichend früh dem Einfluss der Barriere ausgesetzt wird, und dieser lange genug anhält. Im Versuch wurde nach den genannten Berechnungen eine maximale Barrierenbreite von 250 µm verwendet. Abbildung 4.21 zeigt die örtliche Verteilung der Resonanzfrequenzen entlang des Filmes für eine Sättigungsmagnetisierung 4π MS von 1750 G und und eine Trägerfrequenz von 7, 125 GHz. Das äußere Magnetfeld beträgt 1840 Oe. Dort, wo die Kurve der Frequenzverteilung niedriger ist als die Trägerfrequenz, sind keine MSBVW mehr erlaubt. Der Abstand der beiden Punkte zu beiden Seiten der Mittenachse des Drahtes, wo Trägerfrequenz und herabgesenkte Resonanzfrequenz übereinstimmen, wird als Breite der Inhomogenität des Feldes oder Barrierenbreite definiert. Diese ist abhängig von der Stromstärke, wie in Abb. 4.20 dargestellt ist: - KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 58 Barrierenbreite [µm] 150 100 50 0 1,5 3,0 4,5 6,0 7,5 9 Stromstärke [10 esu/s] Abbildung 4.20: Breite der Barriere in Abhängigkeit vom Strom, der den Draht durchfließt. Die Trägerfrequenz beträgt 7, 125 GHz, das äußere Magnetfeld 1840 Oe. Die Resonanzfrequenz ist 7, 199 GHz. 4.3.4 Tunneln durch eine lokale Absenkung des Feldes Es wird die Abhängigkeit der Tansmissionsrate von der Barrierenbreite experimentell beobachtet. Solange die Form des an der Ausgangsantenne detektierten Pulses konstant bleibt, kann die Transmission als Intensität, also die Höhe des detektierten Pulses gemessen werden. Der Detektor weist in manchen Bereichen der detektierten Intensität ein nichtlineares Verhalten auf. Die Messung der Höhe der Pulse am Oszilloskop allein kann deswegen als Maß für die Intensität fehlerhaft sein. Um dem entgegenzusteuern, wird am Oszilloskop eine bestimmte Maßhöhe für eine hinreichend kleine Intensität festgelegt. Alle (leistungsstärkeren) detektierten Pulse werden mit Hilfe eines Abschwächers auf diese Maßhöhe heruntergeregelt. Die Barrierenbreite wächst mit der Stromstärke. Der Strom wird wegen der Erhitzung des Drahtes gepulst. Bei einer Trägerfrequenz von 7 GHz beträgt die Gruppengeschwindigkeit etwa 3, 2 cm/s. Die Rückseite eines Pakets von etwa 1 mm Durchmesser benötigt etwas mehr 31 ns, um zur momentanen Position der Front zu gelangen. Aus diesem Grund werden an den Draht Strompulse der Länge 100 ns angelegt, so dass das Spinwellenpaket ausreichend früh dem Einfluss der Barriere ausgesetzt wird, und dieser lange genug anhält. Im Versuch wurde eine maximale Barrierenbreite von 250 µm verwendet. Abbildung 4.22 a) zeigt die Abhängigkeit der normalisierten Transmission von der Barrierenbreite für verschiedene Trägerfrequenzen. Eine sinnvolle Normaliesierung erfolgt bezüglich einer gemessenen Leistung, wenn die Barriere nicht vorhanden ist. Fließt ein ausreichend geringer Strom durch den Draht, so kann immer noch die Verteilungskurve der Resonanzfrequenzen vollständig oberhalb der Trägerfrequenz liegen (vgl. Abb. 4.21 KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 59 dem äußeren Feld H0 entgegengesetzes Magnetfeld Draht a) YIG GGG Verteilung der Resonanzfrequenzen [MHz] äußeres Feld H0 7125 MHz b) Trägerfrequenz I = 0,6 109 esu/s I = 1,5 1099 esu/s I = 3,0 10 9 esu/s I = 6,0 10 esu/s Position entlang der Propagationsrichtung z [µm] Abbildung 4.21: a) Verlauf der Feldlinien des Drahtes zur Schaffung eines inhomogenen Feldes. Draht und Film sind im Querschnitt zu sehen. Die Filmebene verl äuft senkrecht zur Zeichenebene, die Propagationsrichtung der Spinwellen parallel zum äußeren Magnetfeld H0 . Um die Drahtachse verläuft ein kreisförmiges Magnetfeld. Die Feldkomponente parallel zur Filmebene veringert das äußere Feld. Die entsprechenden Komponenten sind als Vektoren auf der Oberfläche des YIG-Films eingezeichnet. Die Verminderung wird mit wachsendem Abstand zur Drahtachse geringer. b) Verteilung der Resonanzfrequenzen entlang der Propagationsrichtung für verschiedene Stromstärken im Draht. Die Resonanzfrequenz für die verwendeten MSBVW hängt von der Sättigungsmagnetisierung und der äußeren magnetischen Feldstärke ab. Infolge des inhomogenen Feldes ist sie folglich an jedem Punkt des Filmes entlang der Propagationsrichtung verschieden. Da die Resonanzfrequenz von reinen MSBVW gleichzeitig das Maximum der Dispersionskurve ω ≡ ω (k) darstellt, ist der Bereich, welcher unterhalb der Trägerfrequenz für diese Art der Spinwellen verboten. Daher kann die Strecke zwischen den Schnittpunkte zu beiden Seiten der Drahtachse als Breite einer Tunnelbarriere angesehen werden. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 60 a) 1,0 Trägerfrequenz [GHz]: 7,095 7,110 7,125 7,140 7,148 Transmissionsrate 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 250 200 225 Barrierenbreite [µm] b) 1,0 Trägerfrequenz: 7,125 GHz 7,155 GHz Transmissionsrate 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0 25 50 75 100 125 150 175 Barrierenbreite [µm] Abbildung 4.22: Gemessene Transmissionsrate in Abhängigkeit von der Barrierenbreite für verschiedene Trägerfrequenzen. a) Mit wachsender Trägerfrequenz der MSBVW, also sinkender Wellenzahl, steigt die Tunnelrate an. Für eine Frequenz von 7, 125 GHz ist ein Fit“ gemäß Abschnitt S 61 f. dargestellt. b) Nahe an der Resonanzfrequenz von ” 7, 1993 GHz ändert sich das Verhalten. Es ist damit zu rechnen, dass ein Teil des Spektrums des Pulses bereits oberhalb der Resonanzfrequenz liegt. Zus ätzlich sind die Transmissionsdaten für eine Trägerfrequenz von 7, 125 GHz zum Vergleich eingezeichnet. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 61 für I = 6 · 108 esu/s). Daraus folgt, dass zwar ein Strom anliegt, der auch die Spinwellen zumindest derart beeinflusst, dass Wellenzahlen geringer werden k önnen, die Barrierenbreite jedoch immer noch der Definition nach null ist. Zur Vereinheitlichung werden alle Daten normiert auf die gemessene Leistung, bei der die Verteilung der Resonanzfrequenzen gerade die Trägerfrequenz in einem Punkt tangiert. Für größere Stromstärken ergeben sich zwei Schnittpunkte, so dass eine Barrierenbreite ungleich null definiert ist (vgl. ebenso Abb. 4.21). Mit größer werdender Barrierenbreite nimmt erwartungsgemäß die Transmissionsrate ab. Die Transmission nimmt mit steigender Trägerfrequenz zu. Dieser Zusammenhang kann auch so veranschaulicht werden, dass eine Welle größerer Wellenlänge, für MSBVW also auch höherer Frequenz, nicht so stark von einer Barriere gestört wird wie eine Welle kleinerer Wellenlänge. Im Gegensatz hierzu zeigt Abb. 4.22 b) eine deutliche Abweichung vom bisher gezeigten Verhalten. Bei einer Trägerfrequenz von 7, 155 GHz ist die Transmission für kleine Barrierenbreiten zunächst drastisch geriner als in den Fällen geringerer Trägerfrequenzen. Bei größer werdenden Brrierenbreiten verläuft die Transmissionskurve jedoch viel flacher, so dass die Transmission erst ab etwa 110 µm größer ist als die der zuletzt gemessenen Kurve bei 7, 14 GHz. Der Grund für dieses Verhalten ist darin zu suchen, dass die Trägerfrequenz sehr nahe an der Resonanzfrequenz von 7, 193 GHz liegt. Diese Tatsache wird auch im folgenden Abschnitt beim Vergleich mit einem Tunnelprozess Konsequenzen nach sich tragen. Da es sich nicht um eine kontinuierliche Spinwelle, sondern um ein zeitlich begrenztes Spinwellenpaket handelt. Die Fouriertransformation eines Rechteckpulses der Form f (t) = rect(t + t0 ) ergibt eine Funktion der Form F (ω ) = exp(2π it0 ω )sinc(ω ). Es existiert eine Frequenzverteilung einer gewissen Breite um die Trägerfrequenz herum mit ∆ω ∼ 1/∆t, wobei ∆ω und ∆t die Frequenzbreite und die zeitliche Breite des Paketes sind. Je stärker das Paket lokalisiert ist, desto breiter wird die Frequenzverteilung. Demzufolge liegen, wenn die Trägerfrequenz zwar kleiner, aber nahe an der Resonananzfrequenz ist, ein Teil der (höheren) Frequenzen des Spektrums im für MSBVW verbotenen Bereich, obgleich die Barriere sehr schmal oder gar nicht vorhanden ist. Die Transmission wird verschlechtert. 4.3.5 Vergleich mit einem Tunnelprozess durch Anfitten“ ” Für austauschdominierte Wellen existiert bereits eine Arbeit von E. Schl ömann, in der in Bezug auf eine Transmission durch ein inhomogenes Magnetfeld unter anderem Parallelen zu einem Tunnelprozess gezogen werden [56]. Die experimentellen Ergebnisse dieses Versuchs werden mit dem Tunnelprozess einer normierten ebenen Welle exp(ikz) durch eine rechteckige Potentialbarriere mittels Anfitten“ der experimentellen Daten vergli” chen. Die Wellenfunktionen lauten exp(ikz) + A exp(−ikz), wenn z < 0 B exp(−κ z) + B2 exp(κ z), wenn 0 < z < a (4.3) ψ (x) = 1 C exp(ikz), wenn z > a Die Breite der Barriere, welche bei x = 0 beginnt, wird mit a bezeichnet, A, B 1 , B2 und C beschreiben die zugehörigen Amplituden. Der Transmissionskoeffizient T = |C| 2 lautet [57, S. 40] 4(κ /k)2 . (4.4) T= 4(κ /k)2 + [(κ /k)2 + 1]2 sinh2 (κ a) KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Trägerfrequenz [GHz] 7,0950 7,1100 7,1250 7,1400 7,1475 62 k f it [rad/cm] k[rad/cm] 191 216 166 184 142 153 49 121 44 105 Tabelle 4.1: Vergleich der angefitteten“ Wellenzahlen mit den aus der Dispersionsrela” tion bekannten Werten. Er wird gewonnen durch Eliminieren der Amplituden mit Hilfe der Stetigkeitsbedingungen für die Wellenfunktionen und ihre erste Ableitung. Die Werte k und κ werden als Fitparameter verwendet. Im Modell wird die definierte Barriere zur Vereinfachung als rechteckig angenommen. Während die Barrierenbreite festgelegt ist, gibt es keine Angabe über die Berechnung der Höhe des Potentialwalls. Diese ist implizit in κ enthalten. Diese Größe wird daher als freier Parameter gelassen. Die erzielten Fitwerte f ür k können allerdings verglichen werden mit den durch die Dispersion und die Angabe der Trägerfrequenz gegebenen Werten. Die erhaltenen Fitwerte sind vergleichbar mit den theoretisch angenommenen Werten. Die Werte ab 7.14 GHz allerdings zeigen große Abweichung. Grund hierf ür ist unter anderem die bereits im vorangegangenen Abschnitt angegebene Tatsache, dass ein unter Umständen beträchtlicher Teil des Fourierspektrums des Spinwellenpulses auch ohne Barriere bereits in einer für MSBVW verbotenen Zone außerhalb des Dispersionsbandes liegt. Das Modell versagt in der Nähe der Resonanzfrequenz. Bereits ohne Aufbau einer Barriere liegt ein Teil des Pulsspektrums in einem Bereich außerhalb der Dispersionskurve von MSBVW. Die erhaltene Dispersionsrelation ω ≡ ω (k) ist fallend, was mit MSBVW übereinstimmt. Verbesserungen sind eventuell durch eine Anpassung der Barrierenform im Modell zu erreichen. Wird im Falle von magetostatischen Spinwellen das Magnetfeld lokal verstärkt, so kommt es aufgrund der Verschiebung der Dispersionskurve im Bereich des lokal inhomogenen Feldes zu einer Verschiebung zu höheren Wellenzahlen. Die Existenz von MSBVW ist jedoch weiterhin erlaubt. Daher kann das Wellenpaket in Abb. 4.18 f ür diese Konfiguration ohne merkliche Beeinflussung durch diese Inhomogenität propagieren. 4.3.6 Interferenzbild einer Spinwelle Der Versuchsaufbau entspricht weiterhin dem des Tunnelexperimentes des vorherigen Abschnitts. Die Eingangsantenne wird mit einem sehr langen Puls von 1 ms versorgt. Der Draht wird von einem konstanten Strom der Stärke 6 · 109 esu/s in der Weise durchflossen, dass das äußere Magnetfeld am Film lokal abgeschwächt wird. Die Trägerfrequenz beträgt 7, 125 GHz. Eine Aufnahme mittels BLS ist in Abb. 4.23 zu sehen. Es existiert ein einlaufender Wellenzug, der mit der reflektierten Welle interferiert. Das Interferenzmuster zeigt eine stehende Welle. Die daraus abzulesende Wellenlänge beträgt etwa 0, 4 mm; dies entspricht einer Wellenzahl von 157 rad/cm. Die Dispersionsrelation ergibt einen Wert von 152 rad/cm, was eine gute Übereinstimmung im Rahmen der Ablesegenauig- KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Eingangsantenne 63 Draht 6 mm Abbildung 4.23: Stehende Spinwelle. Die einlaufende Spinwelle an einer lokalen Erniedrigung des Magnetfeldes reflektiert. Der Draht wird von einem konstanten Strom durchflossen, der eine Barriere von etwa 84 µm erzeugt. Dies entpricht einer Tunnelwahrscheinlichkeit von weniger als 0, 3. Die Graphik wurde mit Hilfe der Brillouin-LichtstreuSpektroskopie aufnommen. keit darstellt. 4.3.7 Lokales Einschließen eines Spinwellenpaketes Ein propagierendes Spinwellenpaket kann zwischen zwei Barrieren“ eingeschloßen wer” den. Es wird ein zweiter Draht parallel zum ersten in einem Abstand von etwa 1 mm benötigt, wie es in Abb. 4.17 dargestellt ist. Der Versuchsablauf geschieht in folgender Weise: Der Draht, der näher an der Eingangsantenne liegt, bleibt zunächst unbeschaltet. Es wird ein Spinwellenpaket erzeugt, welches in Richtung der Ausgangsantenne propagiert und den ersten Draht passiert. Selbstinduktion des Spinwellenpaketes ist unwesentlich, wie oben bereits erwähnt wurde. Der zweite Draht wird von einem konstanten Strom durchflossen, der das äußere Magnetfeld abschwächt und somit, wie in Abb. 4.18 und 4.23 gezeigt, den größten Teil des Wellenpaketes reflektiert. Die Stromstärken werden wie im vorigen Abschnitt auf 6·109 esu/s eingestellt, auch die Trägerfrequenz bleibt unverändert. Hinzuschalten eines Pulses im ersten Draht hindert das reflektierte Spinwellenpaket daran, weiter in Richtung Eingangsantenne zu laufen. Die Stromrichtung in den Drähten bleibt stets die gleiche. Das Spinwellenpaket ist zwischen den beiden Barrieren“ ein” gesperrt. Um die Pulsfrequenz des ersten Drahtes korrekt einzustellen, wird mittels rein zeitaufgelöster BLS ein fester Punkt zwischen dem ersten Draht und der Eingangsantenne beobachtet. Bei richtiger Wahl der Frequenz sollte nur das einlaufende Wellenpaket zu sehen sein. Bei falscher Wahl ist ein zweites Wellenpaket zu sehen, welches entweder daher rührt, dass das am zweiten Draht reflektierte Paket den ersten in umgekehrter Richtung wieder passieren kann. Eine andere Möglichkeit ergibt sich, wenn bei falscher Frequenz- KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 64 wahl ein Teil des Paketes am ersten Draht reflektiert wird. Dieser ist allerdings um einiges schwächer sein. In diesem Fall ist die zeitliche Distanz zum einlaufenden Paket k ürzer. Pulse courte de 18 ns 0 Pulse courte de 40 ns 6mm 0 a) 300 ns 0 ns 6mm b) 300 0 nsns 360ns ns 60 360 ns 60 ns 120 ns 420 ns 420 ns 120 ns Eingangscourant courant konstanter antenne gepulster Strom pulsé constant Strom temps Zeit Eingangskonstanter antenne gepulster courant courant Strom Strom pulsé constant Zeit temps Abbildung 4.24: Einschluss eines Spinwellenpaketes zwischen zwei Inhomogenit äten. Das Spinwellenpaket wird während seiner Propagation an einer Erniedrigung des Feldes mittels eines Drahtes, der von einem konstanten Strom durchflossen wird, reflektiert. Mit Hilfe eines weiteren Drahtes wird das reflektierte Paket noch einmal reflektiert. Dieser Draht wird mit einem gepulsten Strom versorgt, so dass das Paket auf dem Hinweg ihn einmal passieren kann, anschließend jedoch reflektiert wird. a) Spinwellenpaket einer Dauer von 18 ns. b) Spinwellenpaket einer Dauer von 40 ns. Das Paket ist so lang, dass es größer ist als die Distanz der beiden Drähte und somit beim Einschalten des Drahtes, welcher näher an der Eingangsantenne liegt, durchtrennt“ wird. Die Aufnahmen sind als ” Schnappschüsse des Filmes anzusehen, wobei der zeitliche Verlauf von oben nach unten dargestellt ist. Es handelt sich um Aufnahmen mittels orts- und zeitaufgel öster BrillouinLichtstreu-Spektroskopie. Abbildung 4.24 zeigt die mittels zeit- und ortsaufgel öster BLS beobachteten Aufnahmen eines Spinwellenpaketes von 18 ns a) und 40 ns b). Das kürzere Spinwellenpaket kann zwischen den Drähten eingeschlossen werden. Ein Teil der Spinwellenpakete kann durch die Drahtbarrieren hindurchdringen, sowohl in Richtung der Ausgangsantenne wie auch ein reflektierter Teil in umgekehrter Richtung. Der längere Puls ist größer (mindestens 2 mm) als die Distanz der beiden Drähte. Nachdem auch er an der zweiten Antenne reflektiert worden ist, wird der erste Draht von einem Strom durchflossen, so dass ein Teil des reflektierten Pulses “abgeschlossen“ wird und zurück in Richtung Eingangsantenne propagieren kann. Auch hier sind bei Hin- und Herreflexionen Anteile festzustellen, die durch die Barrieren“ tranmittiert werden. In beiden ” Fällen wird mit der Zeit das gefangene Spinwellenpaket sowohl hierdurch als auch durch KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Dissipation im Medium schwächer. 65 Kapitel 5 Zusammenfassung und Ausblick In Rahmen dieser Arbeit wurde die Dynamik nichtlinearer Spinwellen untersucht, wobei zunächst die Bildung von dunklen Solitonen Beachtung fand. Die Motivation hierf ür lieferte insbesondere eine theoretische Arbeit, welche auf folgende Aspekte und Einfl üsse bei der Anregung dunkler Solitonen hinweist: • Voreinstellung des Phasensprungs über den dunklen Eingangspuls • Induzierte Phasenverschiebung zwischen verschiedenen Punkten eines Wellenpaketes bei der Propagation im nichtlinearen dispersiven Medium • Abhängigkeit dieser induzierten Phasenverschiebung von der Leistung und Breite des dunklen Eingangssignals. Hierzu wurde zum ersten Mal ein experimenteller Aufbau entwickelt, der diese Aspekte bei der Erzeugung dunkler Solitonen berücksichtigt. Für eine willkürliche Phasenverschiebung konnten dunkle Solitonen erzeugt werden. Hierbei wurden primär Pakete von magnetostatischen Oberflächenwellen angeregt. Für einen Phasensprung von 180◦ konnte ein schwarzes Soliton erzeugt werden. Der Phasensprung wurde im Ausgangssignal durch Überlagerung eines Referenzsignals beobachtet und bestätigt. Ist beispielsweise kein Phasensprung im Eingangssignal vorhanden, so ist theoretisch die Ausbildung eines schwarzen Solitons nur dann möglich, wenn sich zusätzliche dunkle Solitonen mit symmetrischer Phasenverschiebung ausbilden, was wiederum von der Fläche des dunklen Solitons abhängt. Da Anfang und Ende eines Wellenpaketes zu einem bestimmten Zeitpunkt während ihrer Propagation unterschiedliche Zeiträume im nichtlinearen dispersiven Medium des Films verbracht haben, existiert eine zusätzliche induzierte Phasenverschiebung. Diese konnte im Experiment kompensiert weden, so dass eine phasenkonrollierte Anregung von dunklen Solitonen erreicht wurde. Die induzierte Phasenverschiebung w ächst linear mit der Eingangsleistung. Gemäß den theoretischen Erwartungen erhöht sich jedoch für breitere dunkle Eingangspulse auch die Steigung dieser Geraden. Des Weiteren gelang es, unter Verwendung des vorher genannten Aufbaus ein Experiment zur Erzeugung räumlicher dunkler Solitonen mit einer entsprechenden Phasenanpassung zu entwickeln und durchzuführen. Mit Hilfe der Brillouin-Lichtstreu- Spektroskopie konnte der zeitliche Verlauf der Bildung eines dunklen bzw. schwarzen Solitons beobachtet und dargestellt werden. Bei der Versuchsdurchführung zeigte sich, dass zusätzliche nichtlineare Effekte zu parasitären Spinwellenanregungen führen können. Einer dieser Prozesse wurde anhand der 66 KAPITEL 5. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 67 Umwandlung von magnetostatischen Oberflächenwellen in austauschdominierte stationäre Wellen untersucht. Ferner gelang es, deren kohärente Wiederabstrahlung festzustellen. Der Effekt wurde beobachtet, wenn sich die Trägerfrequenz des Eingangssignals im Bereich von Lücken im Transmissionsspektrum des Films befindet. Diese Lücken konnten theoretisch berechnet werden. Zunächst wurde der Versuch durchgeführt für einen Film mit ungepinnten Oberflächenspins und sehr schmalen Transmissionslücken. Der wiederabgestrahlte Puls tritt mit zunehmender Verzögerung des Pumpsignals immer später auf. Dies deutet darauf hin, dass für den Abstrahlungsmechnanismus das Pumpsignal entscheidend ist, weil durch eine Änderung der Sättigungsmagnetisierung infolge einer Zunahme der Spinwellenamplituden eine leichte Verschiebung der Dispersionskurve diese Abstahlung bewirkt. Eine Speicherung des Signals erfolgte über eine Dauer von mehr als 1 µs. Da mit wachsendem Magnetfeld die Verzögerung des gespeicherten Pulses zunimmt, ist dies ein Hinweis darauf, dass eine Verschiebung des linksgekr ümmten ansteigenden Teiles der Dispersionskurve erfolgt, so dass eine Abnahme der Gruppengeschwindigkeit zu verzeichnen ist. Der Abstrahlungsprozess konnte von ähnlichen Effekten wie der Abstrahlung von Echos oder einer inkohärenten Wellenvektorrelaxation durch Einflussnahme von Defekten unterschieden werden. Im Rahmen dieser Arbeit gelang es, den Einfluss einer lokalen Inhomongenität des Magnetfeldes für magnetostatische Wellen (MSBVW) zu beobachten. Bei einer Verschiebung der Dispersionskurve unter die Trägerfrequenz entsteht ein Bereich, der mit einer Tunnelbarriere verglichen werden kann. Der grösste Anteil des Wellenpaketes wird an dieser Barriere reflektiert, ein geringerer Anteil transmittiert. Obwohl es sich um ein klassisches Phänomen handelt, ist ein Vergleich mit einem Tunnelprozess aus der Quantenmechanik möglich. Sowohl dieser Effekt als auch der nichtlineare Effekt der Anregung von stationären Spinwellen sind insbesondere interessant bei der Entwicklung von elektronischen Bauteilen in der Mikrowellentechnik, in erster Linie bei der Erkennung und Vermeidung von parasitärer Phänomene. Diese können auftreten, sobald für die Erzeugung von Spinwellen geeignete Materialien verwendet werden, z. B. Ferritisolatoren. Während eines Gastaufenthaltes bei Prof. Dr. Andrej N. Slavin an der Oakland University in Rochester, Michigan, wurde eine Berechnung lokalisierter Moden in rechteckigen dünnen Streifen, die entlang ihrer Breite magnetisiert sind, entwickelt. Die experimentellen Daten hierzu wurden zum Teil durch Arbeiten von Christian Bayer und Dr. habil. Sergej O. Demokritov aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Burkard Hillebrands geliefert. Die Feldverteilung innerhalb des Films ist an den Rändern stark inhomogen. Dies führt zur Ausbildung von Spinwellen-Potentialtöpfen, in denen für austauschdominierte Spinwellen lokalisierte Zustände existieren [59]. Eine Vereinfachung dieses Feldes durch eine Kosinusfunktion ermöglicht es, dass Problem mathematisch auf die Lösung einer Mathieu-Differentialgleichung zurückzuführen. Das Modell beschreibt die experimentell beobachteten lokalisierten Zustände durch Mathieu-Funktionen entlang der Filmlänge, welche die experimentell beobachtete Frequenzabhängigkeit vom äußeren Magnetfeld bestätigen. Anregungen für weiterführende Experimente bestehen insbesondere bei dem Experiment zu gespeicherten Pulsen. Im Rahmen dieser Arbeit wurde gezeigt, dass durch eine Änderung der Magnetisierung bedingte Verschiebung der Dispersionskurve die Wiederabstrahlung KAPITEL 5. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 68 der stehenden austauschdominierten Wellen verursacht. Der gleiche Effekt kann gezielt erreicht werden, indem das äußere Magnetfeld verändert wird. Erste Versuche hierzu wurden bereits mit Erfolg durchgeführt und beweisen, dass eine Speicherung des Signals und eine Wiederabstrahlung zu einem bestimmbaren Zeitpunkt m öglich sind. Dazu wurde ein Draht parallel zur Propagationsrichtung angebracht, der, je nach Stromrichtung, das äußere Magnetfeld verstärkt oder schwächt. Nach Abschalten dieses Pulses konnte das gespeicherte Signal beobachtet werden. Eine Verlängerung des Pulses bewirkte eine ebenso lange Verzögerung des gespeichten Signals. Dies bestätigt im Wesentlichen die genannten Resultate. Literaturverzeichnis [1] R. K. Dodd, J. C. Eilbeck, J. D. Gibbon and H. C. Morris, Solitons and Nonlinear Wave Equations (Academic Press, New York, 1982). [2] V. E. Zakharov and A. B. Shabat, Exact theory of two-dimensional self-focusing and one-dimensional self-modulation of waves in nonlinear media, Zhurnal Eksperimental’noi i Teoreticheskoi Fisiki 61(1), 118 (1971) [Soviet Physics - JETP]. [3] R. K. Bullough, Solitons, in: L. 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Meinen Eltern, die mir mein Physikstudium ermöglichten.