Zentrum für Interreligiöse Studien ⎜Fleischstraße 2 ⎜ D-96045 Bamberg Zentrum für Interreligiöse Studien Centre for Interreligious Studies Fleischstraße 2 D-96045 Bamberg t. (0951) 863-1732 f. (0951) 863-4734 [email protected] www.zis.uni-bamberg.de 2005/06 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort (S. 3) 2 Organisation (S. 5) 2.1 Leitungsteam (S. 5) 2.2 Mitglieder (S. 5) 2.3 Koordination (S. 7) 2.4 Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (S. 7) 3 Das Zentrum - Strukturen und Ziele (S. 8) 4 Eröffnung der neuen Räumlichkeiten des ZIS (S. 10) 5 Der Studiengang (S. 12) 5.1 Zur derzeitigen Studiensituation (S. 12) 5.2 Lehrangebot im Wintersemester 2005/06 (S. 13) 5.3 Ringvorlesung im Wintersemester 2005/06 (S. 14) 5.4 Lehrangebot im Sommersemester 2006 (S. 15) 5.5 Ringvorlesung im Sommersemester 2006 (S. 16) 5.6 „Mehrgleisigkeit kann nicht schaden!“ (S. 18) 5.7 Interreligiöser Dialog in der Praxis (S. 21) 5.8 Jüdische Theologie einmal anders (S. 23) 6 Wissenschaftliche Projekte (S. 25) 6.1 Christlich-Muslimischer Dialog in Deutschland (S. 25) 6.2 Religion in säkularen Öffentlichkeiten (S. 25) 7 Kooperationen (S. 27) 7.1 Inneruniversitäre Kooperationen und Kontakte (S. 27) 7.2 Interuniversitäre Kooperationen und Kontakte (S. 28) 7.3 Weitere Kontakte (S. 28) 2 8 Aus der Arbeit der ZIS-Mitglieder (S. 29) 8.1 Forschungsprojekte (S. 29) 8.2 Publikationen (S. 29) 8.3 Tagungen und Vorträge (S. 31) 8.4 Weitere internationale Kontakte (S. 35) 9 Impressum (S. 36) Sonderbeitrag: „Erinnerung, Versöhnung und die Zukunft des Interreligiösen Dialogs“ (Prof. Dr. Michael A. Signer, USA) 3 1 Vorwort Im zweiten Jahr seines Bestehens konnte das ZIS seine 2004 begonnene dynamische Entwicklung in erfreulicher Weise fortsetzen. Äußeres Zeichen dafür und ein wichtiger Schritt unserer „sichtbaren“ Beheimatung in der Universität war im Sommersemester 2006 der Bezug eigener Räume im Gebäude Fleischstraße 2 mit Arbeitsplätzen für den Koordinator und für zwei Wissenschaftler – sowie einem Konferenzraum (zur Einweihungsveranstaltung vgl. S. 10). Diesem Schritt der Konsolidierung nach innen entspricht die Entfaltung unserer Aktivitäten in Bamberg und über Bamberg hinaus – insbesondere durch die Intensivierung von Wissenschaftskontakten. Wir konnten Gastwissenschaftler – u.a. aus Neuseeland, Kanada, Irland,, USA und England – zu Vorträgen und Seminaren sowie zu ausführlichen Gesprächen über mögliche Kooperationsperspektiven in Bamberg begrüßen (vgl. S. 27). Um auch Sie, verehrte Leserinnen und Leser, stärker an den inhaltlichen Impulsen unserer Arbeit teilnehmen zu lassen, haben wir uns entschlossen, von diesem Jahr an unserem Bericht jeweils einen besonderen inhaltlichen Akzent zu geben. In diesem Jahr bietet der Vortrag, den Prof. Dr. Michael A. Signer (Notre Dame, USA) anlässlich der Einweihung der neuen Räume des ZIS gehalten hat, einen prägnanten Akzent zu Theologie und Praxis des jüdisch-christlichen Dialogs aus jüdischer Sicht. Im Berichtszeitraum konnte der erste Band der Schriftenreihe „Judentum – Christentum – Islam: Bamberger Interreligiöse Studien“ im Ergon-Verlag, Würzburg, erscheinen: Er dokumentiert das Symposium zur Eröffnung des ZIS vom November 2004, in Verbindung mit Beiträgen eines themenverwandten Symposiums des Graduiertenkollegs „Anthropologische Grundlagen und Entwicklungen im Christentum und Islam“. Das ZIS übernimmt mit dieser Veröffentlichung die Verantwortung für die vormals vom Graduiertenkolleg initiierte, nun auf eine breitere thematische Basis gestellte Reihe; so kann sicherge- 4 stellt werden, dass das Begonnene auch nach Abschluss des Graduiertenkollegs im Frühjahr 2007 eine aussichtsreiche Fortsetzung erfährt. Einmal mehr zeigt sich daran, wie die beiden Projekte aufeinander bezogen sind und den Profilschwerpunkt Interreligiöse Studien an der Universität Bamberg gemeinsam tragen. Für den Masterstudiengang Interreligiöse Studien sind insofern wichtige Fortschritte zu verzeichnen, als mit dem Studienjahr 2005/06 erstmals die Möglichkeit des berufsbegleitenden Studiums (mit entsprechend verlängerter Regelstudienzeit) eröffnet werden konnte. Zudem wurden Perspektiven für Auslandsaufenthalte unserer Studierenden sondiert, um trotz der knappen Studiendauer von nur zwei Jahren konkrete Erfahrungen in interreligiös bedeutsamen Konstellationen und einschlägige Kontakte und Begegnungen über den deutschen Erfahrungsraum hinaus zu ermöglichen. Wir sehen aussichtsreiche Perspektiven, im nächsten Jahr darüber Konkretes berichten zu können. Das wichtigste Ziel des kommenden Jahres muss nun sein, die dringend benötigte Professur für Judaistik einrichten zu können. Wir sind zuversichtlich, mit der Arrondierung des Angebots seitens der Universität auch den quantitativen Ausbau des noch sehr kleinen Studiengangs befördern zu können. Mit dem Bericht über die Entwicklungen und Aktivitäten des ZIS im akademischen Jahr 2005/06 verbinden wir ein herzliches Wort des Dankes an alle, die dazu beigetragen haben, das zarte Pflänzchen der Interreligiösen Studien in Bamberg kräftig gedeihen zu lassen – die Mitglieder und Freunde des ZIS, die Hochschulleitung der Universität Bamberg, die Drittmittelgeber und Kooperationspartner. Bamberg, im Dezember 2006 5 2 Organisation 2.1 Leitungsteam Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins (Geschäftsführende Direktorin) An der Universität 2 (U2/211), D-96045 Bamberg 0951/863-1733 [email protected] Prof. Dr. Rotraud Wielandt An der Universität 11 (U11/113), D-96045 Bamberg 0951/863-2187 [email protected] Prof. Dr. Reinhard Zintl Feldkirchenstraße 21 (F21/316), D-96045 Bamberg 0951/863-2639 [email protected] Das Leitungsteam traf sich im Berichtszeitraum dreimal: im Wintersemester 2005/06 am 15.12.2005 sowie am 23.02.2006 und im Sommersemester 2006 am 29.05.2006. Wichtige Beratungsgegenstände waren u.a. die Bereitstellung eigener Räume für das ZIS, die Finanzierung der Aktivitäten und die strukturelle Weiterentwicklung des Zentrums und des Studiengangs, insbesondere die zukünftige Einrichtung einer Professur für Judaistik. 2.2 Mitglieder Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm (Evangelische Theologie) Markusplatz 3 (M3/119), D-96045 Bamberg 0951/863-1844 [email protected] Prof. Dr. Klaus Bieberstein (Altes Testament) An der Universität 2 (U2/024), D-96045 Bamberg 0951/863-1712 [email protected] Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins (Christliche Sozialethik) An der Universität 2, D-96045 Bamberg 0951/863-1733 [email protected] 6 Prof. Dr. Lorenz Korn (Islamische Kunstgeschichte und Archäologie) An der Universität 11 (U11/127), D-96045 Bamberg 0951/863-2189 und -2233 [email protected] Prof. Dr. Klaus Kreiser (Turkologie) [email protected] Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler (Pastoraltheologie) An der Universität 2 (U2/213), D-96045 Bamberg 0951/863-1736 [email protected] Prof. Dr. Rotraud Wielandt (Islamkunde und Arabistik) An der Universität 11 (U11/113), D-96045 Bamberg 0951/863-2187 [email protected] Prof. Dr. Reinhard Zintl (Politikwissenschaften) Feldkirchenstraße 21 (F21/316), D-96045 Bamberg 0951/863-2639 [email protected] Dr. Johannes Först (Pastoraltheologie) An der Universität 2 (U2/224), D-96045 Bamberg 0951/863-1739 [email protected] Dr. Reza Hajatpour (Iranistik) An der Universität 11 (U11/115), D-96045 Bamberg 0951/863-2193 [email protected] Dr. Matthias Koenig (Soziologie) Lichtenhaidestraße 11 (Raum 406), D-96045 Bamberg 0951/863-2618 [email protected] Die Mitgliederversammlung tagte im Berichtszeitraum zweimal: Im Wintersemester 2005/06 fand diese am 15.12.2005, im Sommersemester 2006 am 30.05.2006 statt. Hauptthemen beider Versammlungen waren Fragen im Zusammenhang mit dem Studiengang (u.a. Prüfungsmodalitäten in den Ringvorlesungen) sowie die Arbeit am Forschungsprogramm, insbesondere mit den auswärtigen Kooperationspartnern (siehe S. 27). 7 2.3 Koordination Dipl. theol. Dipl. päd. Florian Lamprecht Fleischstraße 2 (Raum F2/102), D-96045 Bamberg 0951/863-1732 [email protected] http://www.zis.uni-bamberg.de Der Koordinator ist mit einem zeitlich befristeten Vertrag als wiss. Hilfskraft angestellt. 2.4 Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kerstin Clark, M.A. (wiss. Hilfskraft, Übersetzungstätigkeit) Julia Haberl (stud. Hilfskraft, Öffentlichkeitsarbeit) 8 3 Das Zentrum - Strukturen und Ziele Als wissenschaftliche Einrichtung der Universität Bamberg koordiniert das Zentrum für Interreligiöse Studien / Centre for Interreligious Studies die an der Otto-Friedrich-Universität in verschiedenen Fakultäten, Fächern und Fächergruppen vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen für Interreligiöse Studien in Forschung und Lehre und fördert einschlägige Kooperationen. Das Zentrum • setzt den Hauptschwerpunkt seiner Arbeit auf gegenwartsbezogene interreligiöse Fragestellungen im Bereich von Judentum, Christentum und Islam. Dazu gehören selbstverständlich auch historisch orientierte Forschungen, die für das Verstehen gegenwärtiger Entwicklungen und Veränderungen bedeutsam sind. • verantwortet den Masterstudiengang „Interreligiöse Studien: Judentum – Christentum – Islam / Interreligious Studies: Judaism – Christianity – Islam“ (vgl. dazu das folgende Kapitel). Über das Lehrangebot im Rahmen des Masterstudiums hinaus gibt es regelmäßige Ringvorlesungen, die auch der breiteren wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit offen stehen. • bietet eine Plattform für Forschungskooperationen innerhalb der Universität Bamberg und mit auswärtigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Es dient der interdisziplinären Vernetzung zwischen den beteiligten Fächern und Fächergruppen und bietet eine verlässliche Grundlage zur weiteren Profilbildung. Dadurch wird mit einem bisher in Bayern konkurrenzlosen Projekt zur Profilbildung der Universität Bamberg insgesamt beigetragen. • führt derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Kompetenzen aus vier Fakultäten (Katholische Theologie, 9 Sprach- und Literaturwissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Philosophie - Pädagogik – Psychologie) zusammen. Gemeinsam garantieren sie das Lehrangebot des Studiengangs und kooperieren in verschiedenen Forschungszusammenhängen untereinander und mit externen Partnern. • stellt mit den Kompetenzen seiner Mitglieder ein Angebot zur Beratung in interreligiösen Belangen für verschiedene gesellschaftliche, politische und religiöse Gruppen und Institutionen bereit. 10 4 Feierliche Eröffnung der neuen Räumlichkeiten des ZIS Eröffnungsvortrag und Einweihung am 25.10.2006 Ein wichtiges Datum mit symbolträchtigem Eröffnungsvortrag war Mittwoch, der 25.10.2006, der Tag der offiziellen Eröffnung der Räumlichkeiten des Zentrums für Interreligiöse Studien im Gebäude Fleischstraße 2. Gastredner Prof. Dr. Michael Signer von der Universität Notre Dame (Indiana/USA) machte auf seiner Europareise wegen dieses Ereignisses eigens Halt in Bamberg. Der Inhaber des Lehrstuhls für jüdische Geistesgeschichte und Kultur, den freundschaftliche Beziehungen mit der Universität Bamberg, und besonders mit Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler verbinden, sprach als einer der Mitverfasser über das Dokument Rabbiner Prof. Dr. „DABRU EMET – Redet Wahrheit!“ (vgl. Sach Michael A. Signer ist einer der Mitverfasser 8,16 und im Wortlaut nachzulesen unter http:// von „Dabru Emet“. www.jcrelations.net/de/?item=1046). Die vom National Jewish Scholars Project verfasste jüdische Stellungnahme zu Christen und Christentum vom 10.09.2000 (Vorabend des Versöhnungstages Yom Kippur 5761!) ist ein Meilenstein für den jüdisch-christlichen Dialog, für die Versöhnung und die Zukunft des Interreligiösen Dialogs. Der in deutscher Sprache gehaltene Vortrag (eine Premiere für Prof. Signer) zeigte historische, aber auch inhaltliche Stationen des Dialogs auf, angefangen von der Aufklärung und ihren Toleranzgedanken über Schuld und Scham durch die Schoa bis hin zu Anerkennung und Verantwortung. „Es ist leichter zu zerstören, als aufzubauen!“, so Prof. Signers geschichtliche Zusammenfassung. Seit 1945 habe sich die Christenheit dramatisch verändert und in öffentlichen Stellungnahmen beider christlicher Konfessionen Reue und 11 ein Umdenken der Beziehungen zum Judentum ausgedrückt. Das Dokument „DABRU EMET“ würdigte diese positive Entwicklung und sei eine jüdische Antwort auf die glaubhaften Bemühungen des Christentum sich „von seiner fast zweitausendjährigen Feindschaft und Verachtung des Judentums“ zu distanzieren. In acht kurzen Thesen erläutert das Dokument, auf welche Weise Juden und Christen miteinander in Beziehung stehen können. Darunter wurden als Fundament z.B. der Glaube an einen Gott und die gemeinsame Berufung auf die Hebräische Bibel, die Anerkennung der ethischen Grundsätze der Tora und der gemeinsame Auftrag für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt betont. „Redet Wahrheit“ – mit diesen Worten soll ein Prozess angestoßen werden, ein Aufbruch in theologisches Neuland. Viel Dialog und Austausch gab es nach dieser Eröffnungsrede auch in den neuen Räumen des ZIS mit dem Gastreferenten, mit Universitätsrektor Prof. Dr. Dr. Godehard Ruppert, Kanzlerin Martina Petermann, zahlreichen Professoren und Dozenten des Zentrums, dem Architekten, MitHeiner Olmer (l.), Vorsitzender der Israarbeitenden und vielen Freunden elitischen Kultusgemeinde in Bamberg, des interreligiösen Dialogs. Bei Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm (m.) und Prof. Dr. Klaus Bieberstein (r.) im einem kleinen Umtrunk und interreligiösen Dialog. „Häppchen“ bedankte sich die Geschäftsführende Direktorin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins bei allen Beteiligten für die tatkräftige Hilfe und finanzielle Unterstützung. Daran schloss sie einen zufriedenen Rückblick auf das vergangene Jahr an und einen zuversichtlichen, hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft des Zentrums mit dessen Studierenden. von Isabell Arnold 12 5 Der Studiengang 5.1 Zur derzeitigen Studiensituation Nach Genehmigung im Frühsommer 2004 konnte der reguläre Studienbetrieb im Masterstudiengang Interreligiöse Studien: Judentum – Christentum – Islam / Interreligious Studies: Judaism – Christianity – Islam erst mit dem Studienjahr 2005/06 beginnen (vgl. dazu den Tätigkeitsbericht 2004/05). In den Berichtszeitraum fällt daher das erste Jahr des ersten Studierendenjahrgangs sowie die Zulassung der Kandidaten und Kandidatinnen für den zweiten Jahrgang. Damit ist deutlich, dass der Studiengang sich nach wie vor in der Anfangsphase befindet; zwar sind die Zahlen noch gering, die Entwicklung der Studierenden wie des Studienangebots aber eröffnen gute Perspektiven. Im Studienjahr 2005/06 haben zwei Studierende das Studium im Masterstudiengang Interreligiöse Studien: Judentum – Christentum – Islam / Interreligious Studies: Judaism – Christianity – Islam aufgenommen; beide Damen haben ihr erstes Studienjahr mit höchstem Engagement, mit einer sehr hohen Identifizierung und mit erfreulichen Ergebnissen absolviert; sie sind mit dem WS 06/07 in die Masterarbeitsphase eingetreten. Für das Studienjahr 2006/07 konnten im Sommer Zulassungen für fünf Damen und Herren erteilt werden, von denen drei im Oktober mit dem Studium begonnen haben. Erstmals besteht für diesen Jahrgang auch die Möglichkeit zum berufsbegleitenden Studium. Satzungsgemäß bespricht die Studiengangsbeauftragte am Beginn jedes Semesters mit den Studierenden deren individuelle Studienpläne. Begleitung und Beratung im Studienverlauf können mit gelegentlichen gemeinsamen Treffen („Stammtisch“) und der jederzeitigen Möglichkeit, die Sprechstunde der Studiengangsbeauftragten in Anspruch zu nehmen, gewährleistet werden. Diese Verständigungsmöglichkei- 13 ten werden gerne in Anspruch genommen und tragen zu einem für alle Beteiligten hilfreichen Erfahrungsaustausch bei. Das Lehrangebot für den Masterstudiengang wird zum größten Teil aus bestehenden Programmen importiert; hinzu kommen die eigens konzipierten zusätzlichen Pflichtvorlesungen „Einführung in die Hl. Schriften und ihre Gegenwartsbedeutung“ (WS) und „Religion, Gesellschaft und Staat“ (SS). Erstmals fand im Sommersemester 2006 das Praxisseminar zum Interreligiösen Dialog statt (vgl. dazu den gesonderten Bericht auf S. 21). Besondere Höhepunkte im Lehrangebot bildeten das Blockseminar zur Einführung in jüdische Theologie mit Rabbiner Dr. Erwin Schild aus Toronto (vgl. auch dazu den eigenen Bericht auf S. 23) sowie die Teilnahme unserer Studierenden an der Zypern-Exkursion des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte. Prüfungsausschuss: Prof. Dr. Lorenz Korn (Vorsitz) Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm Studiengangsbeauftragte: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins Studienordnung (inklusive Änderungssatzung vom 11.09.2006): http://www.zis.uni-bamberg.de/Ordnungen/stointerrelstudien.pdf Prüfungsordnung (inklusive Änderungssatzung vom 11.09.2006): http://www.zis.uni-bamberg.de/Ordnungen/fpointerrelstudien.pdf http://www.zis.uni-bamberg.de/Ordnungen/fpointerrelstudien.pdf 14 5.2 Lehrangebot im Wintersemester 2005/06 Bedford-Strohm, H. Das Böse in biologischer, theologischer und religionsdidaktischer Sicht (S) Bieberstein, K. Alttestamentliche Literaturgeschichte I: Geschichte und Literatur der vorexilischen Zeit (V) Bieberstein, K. Der Weg zum Monotheismus. Einführung in die Religionsgeschichte Israels (V) Jesaja. Vom Prophet zum Buch (V) Christl. Apologetik von den Anfängen der Väterzeit bis zum Ende der Spätantike. (V) Die nord- und mitteleuropäische Malerei um 1400 (HS) Grundzüge der rechtl. Struktur der Kirche (V) Bieberstein, K. Bruns, P. Büttner, F. O. Hierold, A. König, M. Koziel, E. (u.a.) Ziemek, W. Religion und Gesellschaft (S) "Ein Gott - viele Religionen"? Zur christlichen Suche nach einer Theologie der Religionen (BS) Kirche, Kirchen, Weltreligionen (V) Islamische Kunstgeschichte und Archäologie I: Früher Islam und Umayyaden (V) Einführung in die Islamische Kunstgeschichte und Archäologie (PS) Arabisch I a (SU) Bibelkunde – Eine theologische Auslegung ausgewählter Schriften des NT " (S) Biblisches Hebräisch I (SU) Jüdische Existenz & christlich-jüdische Beziehungen: Glaube in Deutschland nach 1945 (V) Gottesbegriff und Gotteserkenntnis bei Th. v. Aquin (S) Einführung in das islamische Recht (V) Religiöser Extremismus und religiös legitimierte Gewaltbereitschaft als Gegenstände innerislamischer Diskussion (S) Griechischer Sprachkurs I (SU) Zintl, R. Theorien gerechter Ordnung (V) Klausnitzer, W. Korn, L. Korn, L. Ragab, A.e.-H. Rubel, G. Rölver, O. Schöttler, H.G. Schröer, Chr. Wielandt, R. Wielandt, R. 15 5.3 Ringvorlesung im Wintersemester 2005/06 16 5.4 Lehrangebot im Sommersemester 2006 Bauer, U. Bauer, U. Bauer, U. Die vier Evangelien (V) Religionsgeschichte des Alten Testaments (V) Zwischen d. Testamenten: Das Frühjudentum im Spiegel seiner literarischen Zeugnisse (V) Bauer, U. Jesus von Nazaret - sein Leben und seine Botschaft (V) Bedford-Strohm, Prägende Gestalten der Kirchengeschichte (V) H. Bedford-Strohm, Zur Aktualität von Kirche und Religion heute (S) H. Bruns, P. Die großen Konzilien der Alten Kirche (V) Hajatpour, R. Die Schia. Eine Einführung (S) Heimbach-St., Kirche und Welt: Christlicher Glaube in gesellM. schaftlicher Verantwortung (HS) Klausnitzer, W. Die Gottesfrage angesichts pluraler Weltdeutungen (V) Korn, L. Einführung in die islamische Kunstgeschichte und Archäologie (PS) Korn, L. Symbole islamischer Religion (HS) Korn, L. Islamische Kunstgeschichte und Archäologie III (V) Mulzer, G. Die Anfänge der Prophetie im Alten Testament (S) Munteanu, D. Christliche Spiritualität zwischen orthodoxer und evangelischer Theologie (S) Ragab, A.e.-H. Arabisch I a (SU) Rölver, O. Biblisches Hebräisch I (SU) Weinrich, I, Grundlegende Texte zur Islamkunde (PS) Wielandt, R. Einführung in den Islam (V) Ziemek, W. Griechischer Sprachkurs II (SU) Zintl, R. Theorie politischer Institutionen: Religion und Staat (HS) 17 5.5 Ringvorlesung im Sommersemester 2006 18 5.6 „Mehrgleisigkeit kann nicht schaden!“ Der außergewöhnliche Masterstudiengang „Interreligiöse Studien“ bietet ein breites, interdisziplinäres Spektrum Der Dialog zwischen den Kulturen ist wichtiger denn je. Der vom Bamberger Zentrum für Interreligiöse Studien (ZIS) initiierte Masterstudiengang „Interreligiöse Studien: Judentum – Christentum – Islam“ vermittelt vielfältige, interdisziplinäre Kompetenzen. Eine eindrucksvolle Persönlichkeit, die da vor den Studierenden steht. Rabbi Erwin Schild, 85 Jahre alt, gibt Einblicke in die rabbinische Thora-Auslegung. Und viel mehr als das: er öffnet die Tür zu seiner Erinnerungskammer, die sich sicher nicht leicht öffnen lässt. Schilds Leben ist wie mit einer schwarzen Folie eingedunkelt durch die Judenverfolgung der Nationalsozialisten: Schild, geboren 1920 in Köln, entkam aus dem Konzentrationslager Dachau und floh über Holland und England bis nach Kanada, wo er heute immer noch lebt. Doch Schilds Hass auf Deutschland hat sich längst gewandelt. Der Rabbiner arbeitet buchstäblich an der Aufhellung der Vergangenheit, seit Isabell Arnold (l.) und Kerstin Schweizer (r.) sprechen über ihre Perspektiven den 1980er Jahren reist er wie- nach dem Masterstudium. der nach Deutschland und bemüht sich um Verständigung – und um Verständnis der jeweils anderen kulturellen und religiösen Tradition. So jemanden wie den kanadischen Rabbi treffen zu können und von seinem Erfahrungsschatz und Engagement zu profitieren, das ermöglicht der neue Studiengang „Interreligiöse Studien“, der vom fächerübergreifenden Zentrum für Interreligiöse Studien aufgebaut wurde. ERINNERUNG, VERSÖHNUNG UND DIE ZUKUNFT DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS Michael A. Signer Erinnerung, Versöhnung und die Zukunft des Interreligiösen Dialogs* Es ist eine große Ehre für mich, den Vortrag zur Eröffnung der neuen Räume des Zentrums für Interreligiöse Studien halten zu dürfen. Im Talmud können wir lesen: „Aller Anfang ist schwer.“ Dass das Zentrum für Interreligiöse Studien heute seine neuen Räume beziehen kann, ist das Ergebnis langer, ausdauernder Arbeit von vielen, die heute hier anwesend sind. Den unvermeidlichen Schwierigkeiten aber, ein solches interdisziplinäres Projekt auf den Weg zu bringen, entspricht die Freude auf die zukünftige Arbeit des Zentrums für Interreligiöse Studien. Im Moment weiß niemand von uns, was die Studierenden des Zentrums einmal mit ihrem Wissen bewegen werden. Werden sie akademische Bücher verfassen? Werden sie Lehrerinnen und Lehrer sein, um die nächste Generation deutscher Studierender für die Wertschätzung der verschiedenen religiösen Gemeinschaften zu sensibilisieren, die in Deutschland leben? Oder kann es sein, dass die Studierenden des Zentrums für Interreligiöse Studien von Anhängern der eigenen Religion misstrauisch beäugt werden, weil sie verstanden haben, dass Schönheit und Wahrheit in mehr als einer religiösen Gemeinschaft zu finden ist? Wir können heute dazu noch keine Aussagen treffen. Das Konzept, dass Anhänger unterschiedlicher Religionen, die in ihrer jeweiligen religiösen Tradition tief verwurzelt sind, miteinander einen Diskurs führen können, ist noch sehr jung und hat seine Feuertaufe noch nicht bestanden. I. Dialog und Versöhnung Dennoch scheint der Impuls zum interreligiösem Dialog der kategorische Imperativ unserer Zeit zu sein. In unserem Menschsein werden wir mit der Realität einer Aussage von Hans Küngs konfrontiert: „Kein Friede zwischen den Völkern ohne Frieden zwischen den Religionen“1. Immer wieder betonen wir, dass dieser Friede im Dialog entdeckt werden kann. Aber der Dialog, wie wir ihn brauchen, bedarf einer Atmosphäre ohne Angst und erfordert das Wachstum gegenseitigen Vertrauens. Ist ein solcher Dialog ohne Vergebung möglich, um nicht an Verbitterung und erfahrenen Verletzungen festzuhalten? Können Juden, Christen und Muslime unserer Zeit es schaffen, in eine Phase des Miteinanders einzutreten, dessen Fundament aus Vergebung besteht? Ich werde in diesem Vortrag erklären, dass die Idee von Versöhnung einen effektiveren Weg darstellt, gegenseitiges Vertrauen und ein tieferes Verständnis zwischen unseren Gemeinschaften zu ermöglichen.2 Im Anschluss daran möchte ich das Dokument „Dabru Emet. Eine jüdische Stellungnahme zu Christen und Christentum“ vorstellen (s. Anhang). Dabru Emet ist ein Beispiel für eine Art und Weise Diskurs zu betreiben, die hinführt zu interreligiösem Dialog, indem Unterschiede nicht verschwiegen und heruntergespielt, sondern in einen Zusammenhang gegenseitigen Respekts gestellt werden. Es besteht eine Kluft zwischen den Hoffnungen der Menschen, die in einen Dialog eingetreten sind, und den institutionellen Vertretern ihrer religiösen Gemeinschaften. Diese Kluft trägt dazu bei, dass diese Menschen in Selbstzweifel geraten. Als beispielsweise das Dokument Dominus Iesus im September 2000 erschien, entbrannte eine Debatte darüber, ob die dort verwendete apodiktische theologische Sprache auch das Judentum meinte oder nicht. Aus der Perspektive der jüdischen Gemeinschaft war der Diskurs, wie Dominus Jesus ihn führte, so exklusiv, dass alle Brücken zum Dialog abgebrochen wurden. Kardinal Dulles von New York scheint in seinen Schriften davon auszugehen, dass die jüngsten Überlegungen zum Verhältnis der katholischen Kirche gegenüber dem Judentum sich lediglich auf die politische Situation der Kirche beziehen, jedoch nicht auf theologische Aspekte abzielen.3 Weitere Klarstellungen durch Kardinal Kasper und Kar- 1 MICHAEL. A. SIGNER 2 dinal Ratzinger selbst scheinen sich jedoch in eine andere Richtung zu bewegen, in eine Richtung, die Papst Johannes Paul II. mit seinen Schriften und durch seine Gesten auf seiner Wallfahrt nach Jerusalem im Heiligen Jahr 2000 vorgegeben hatte. Papst Johannes Paul II. hat dadurch immer wieder verdeutlicht, dass die Frage nach dem Verhältnis zum Judentum zum Innersten der katholischen Theologie gehört und dass die Gnadengaben Gottes unwiderrufbare Gültigkeit besitzen.4 Die Motivation, den Dialog fortzusetzen, wurde durch den Dialog selbst neu geboren. Mit einfacheren Worten: Das aufrichtige Bemühen einiger Christen, das Dokument Dominus Iesus zu erläutern und zu deuten, ließ erneut ein Brücke der Hoffnung entstehen hin zu gegenseitigem Verständnis. Dabru Emet, eine Initiative einer unabhängigen Gruppe jüdischer Gelehrter, deren Absicht es ist, die theologischen Veränderungen innerhalb christlicher Theologie anzuerkennen, hat zu zahlreichen Kontroversen geführt. Innerhalb der jüdischen Gemeinschaft regte sich Widerstand unter denjenigen, die behaupten Dabru Emet sei ein apologetischer Rückzug hin zu einem „Amalgam“ [Mischung] aus Judentum und Christentum.5 Im letzten Teil meines Vortrags werde ich zeigen, dass die Gegner von Dabru Emet die innovative Weise der Kommunikation von Dabru Emet nicht verstanden haben. Im Kern der Ablehnung von neuen Wegen theologischen Denkens stellt sich folgende Frage: „Machen wir uns als Juden und Christen schuldig gegenüber dem Erbe unserer Vorfahren?“ Werden wir der Erinnerung an unsere Vorfahren untreu, wenn wir für den Dialog zwischen Juden und Christen eintreten? Die Antwort ist nicht einfach. Beide, Christentum und Judentum, waren die Nutznießer großer Migrationsbewegungen von Menschen, die heute eine andere Tradition leben als die, in der sie geboren wurden. Übertritte zum Judentum und Übertritte zwischen christlichen Konfessionen haben die religiöse Landkarte des Nordamerikanischen Judentums verändert, und eine kleine Bewegung von Übertritten zum Judentum in Deutschland hat bereits begonnen. Dieser Vortrag wird nicht die Frage von Übertritten vom Christentum und vom Judentum zum Islam behandeln, aber ich bin der festen Überzeugung, dass die steigende Zahl der Übertritte zum Islam in Amerika und Europa fundamentalistische Standpunkte erstarken lässt: Neue Mitglieder religiöser Gemeinschaften sind erpicht darauf, ihre religiöse Identität innerhalb ihrer angenommenen Tradition zu etablieren. Sie sehnen sich nach klaren Grenzen, die sie von anderen Religionen unterscheiden, und nehmen oftmals eine religiöse Praxis an, die den Kontakt oder Ähnlichkeiten mit allen anderen religiösen Gruppen scheut. Der Impuls zum Dialog mag von ihnen als Schwächung ihrer eigenen Gemeinschaften wahrgenommen werden und wird als „Politcal Correctness“ oder Assimilation abgelehnt. „Converts do not the dialogue.“ Die Kontroversen über den Dialog werden noch von einem weiteren Thema bestimmt. Die Shoah, die Vernichtung des Europäischen Judentums, bildet den Kern mancher Abneigung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, sich am Dialog zu beteiligen.6 Die meisten der schwierigsten Punkte zwischen Juden und Katholiken innerhalb der letzten 40 Jahre hingen alle mit der Shoah zusammen. Die Litanei der Wehklagen dürfte jedem bekannt sein. Obwohl viele, die stark am Dialog zwischen unseren religiösen Gemeinschaften beteiligt gewesen sind, argumentieren würden, dass jeder dieser neuralgischen Punkte die Möglichkeit bot, die Beziehungen zu vertiefen, gibt es zahlreiche Juden und Christen, die diese Ereignisse als schwere Vertrauensbrüche erachten. Ihre Ablehnung des jüdisch-christlichen Dialogs scheint neuen Auftrieb zu bekommen, wann immer sich ein neuer Vorfall ereignet. Weil einige Leute daran festhalten, die Vergangenheit als ausschlaggebenden Bezugspunkt zu sehen, ist es klar, dass Vergebung allein die tiefen Wunden nicht lindern kann, die sich zwischen unseren Gemeinschaften in Augenblicken der Krise auftun. Ich behaupte, dass eine andere Dimension notwendig ist, das Ziel der Versöhnung zu erreichen. Diese Dimension könnte der Weg der Teschuwa sein, das heißt: die Rückkehr zu Gott, verstanden in dem Sinne, was ich als die vier Wege des Diskurses zwischen Juden und Christen bezeichnen möchte. Der Begriff Teschuwa wurde Teil des Diskurses jüdischchristlicher Beziehungen, wie er sowohl im Dokument Wir Erinnern vorkommt als auch in den Schriften Johannes Paul II. in Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2000.7 ERINNERUNG, VERSÖHNUNG UND DIE ZUKUNFT DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS II. Begegnung mit der Moderne In der Tat: man muss sich das Jahr 1945 als einen Wendepunkt bezüglich der materiellen und intellektuellen Gegebenheiten für Juden und Christen vorstellen. Die größte Zahl der europäischen Juden war vernichtet und die intellektuellen Zentren des Osteuropäischen Judentums waren zerstört. Als dann 1948 der Staat Israel geboren wurde, warf dies fundamentale und – ich möchte hinzufügen – bis heute ungelöste Fragen auf für Juden und Christen überall auf der Welt. Das deutschsprachige Judentum mit seiner ausgeprägten intellektuellen Schaffenskraft und Kultur war auf England, Kanada, Amerika und Israel verstreut. Dazu kommt, dass Juden und Christen in den Jahren nach der Shoah auf unterschiedliche Weise auf die Erfordernisse der Moderne reagierten. Angestoßen von den Beiträgen der französischen Theologen wie Marie-Dominique Chenu, Yves Congar und Henri de Lubac begannen die hohen Mauern zu bröckeln, die von den Anti-Modernisten in der Kirche errichtet worden waren. Ihre Studien zur historischen und systematischen Theologie zeigten der Kirche einen „modus vivendi“, mit der Moderne umzugehen und zugleich nicht jeglichen Fortschrittsoptimismus zu teilen. Auf jüdischer Seite wuchs das Misstrauen gegenüber der Moderne, das das Denken der wichtigsten deutschsprachigen und amerikanischen jüdischen Theologen fast völlig in Beschlag genommen hatte.8 Richard Rubenstein und Arthur Cohen übten solch vernichtende Kritik an der Moderne, dass ein unbeschwerter Umgang mit dem Fortschrittsoptimismus für Juden in Europa und Nordamerika beinahe unmöglich wurde.9 In den späten 1970er Jahren zeigten Irving Greenberg und Emil Fackenheim neue Wege für jüdische Denker auf. Greenberg umging eine dogmatische Verurteilung der Moderne, indem er den Glauben nach der Shoah als „momenthaften Glauben“ charakterisierte, der zwischen Verzweiflung und Hoffnung oszilliert. Gleichzeitig weist er auf die Notwendigkeit für Juden und Christen hin, ihr Theologietreiben daraufhin zu untersuchen, ob es sich nicht von blindem Vertrauen gegenüber den Strömungen unserer Zeit leiten lässt.10 Emil Fackenheim zeichnet sorgfältig die verworrenen Pfade westlichen philosophischen Denkens nach, die dazu führten, dass nicht genügend Zivilcourage vorhanden war, Widerstand gegen das Nazi-Regime zu leisten. Fackenheim meint innerhalb der Konzentrationslager eine philosophische Begründung des Widerstands [Ontology of Resistance] zu entdecken, die Juden und Christen heute innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft hinführen kann zum Weg der Teschuwa [= Umkehr], indem sie durch eine Hinkehr zur je eigenen Tradition zur Heilung der Welt [Healing the World (= Tiqqun Olam)] beitragen.11 Der Beitrag von Greenberg und Fackenheim genauso wie der von Abraham Joshua Heschel – beispielsweise in „No Religion is an Island“ – bilden eine solide theologische Grundlage für den Dialog mit den christlichen Kirchen, die ihrerseits in eine Epoche tief greifender Teschuwa gegenüber dem Judentum eingetreten sind.12 Nach Hanspeter Heinz ist genau diese Art und Weise der Teschuwa das beste aller möglichen Verhältnisse zwischen Judentum und Christentum, eine Teschuwa, die einen grundlegenden Wechsel der Kommunikationstruktur zwischen beiden Gemeinschaften darstellt. Ihm zufolge können sich Christen und Juden nicht auf eine Weise begegnen, die Christen als die Hüter der Wahrheit darstellt, während die Juden im Dunkeln tappen. Christen können Juden nicht auf eine Weise begegnen, die Christentum als Sitz der Weisheit erscheinen lässt und Juden als Ignoranten. Anstatt an diesen beiden Bildern festzuhalten, die für Christen einen Machtanspruch gegenüber Juden bedeuten, drängt Hanspeter Heinz darauf, dass das neue Verhältnis lauten muss. Glauben steht gegen Glauben, Wissen steht gegen Wissen und Wahrheit steht gegen Wahrheit.13 Wir sind als Christen und Juden auf demselben Niveau. Theologen haben längst das implizit vorhandene und oft versteckte Machgeflecht erkannt, das die Grundlage der Kommunikationsstruktur bildet in Schrift, Wort und Tat. Die Blindheit gegenüber Machtausübung innerhalb von Kommunikationsstrukturen ist verführerisch. Sie macht es für diejenigen, die sich am Dialog beteiligen, einfach, die komplizierte Debatte über Machtverhältnisse auszusparen. Dies führt allerdings dazu, dass 3 MICHAEL. A. SIGNER strukturellem Rassismus und Sexismus immer neuer Nährboden bereitet wird. Das Vorhandensein von Machtansprüchen innerhalb jeglicher Kommunikation anzuerkennen, ermöglicht es zu erkennen, wenn Grenzen beim Dialogpartner überschritten wurden. Der Dialog zwischen Juden und Christen fand fast zwei Jahrtausende unter der Prämisse statt, dass Christen als geistiges Israel im Besitz der Fülle der Macht sind und die wahren Erben der göttlichen Verheißungen. Obwohl mit Hilfe der Instanz Vernunft versucht wurde, einen neutralen Diskurs zu führen, liegt es auf der Hand, dass spätantike und mittelalterliche Schriften argumentierten, dass die Macht der Vernunft nur dem Christentum eigen sei und wir Juden irrational sind.14 Die damit einhergehende jüdische Ablehnung des christlichen Absolutheitsanspruches schlug sich in unterdrücktem Ärger nieder und in der Debatte über einen Rache übenden Messianismus [vengeful messianism].15 Im Zuge der Aufklärung und Moderne wirkte sich eine veränderte Wahrnehmung von Macht nicht auf den Diskurs aus. In den Schriften Spinozas oder Mendelsohns und ihrer Nachfolgern wurden Juden immer noch als engstirnige Vorläufer der universalen christlichen Ethik gesehen. Der „vernünftige“ Jude, der die Wahrheit der Vernunft anerkennt, würde die Wahrheit einst, gereinigt durch das Wasser der Taufe, finden. Obwohl die Zahl der Taufen beständig zunahm, werden die meisten Historiker anerkennen, dass es nur selten mystische Wahrheitsoffenbarungen gewesen sind, die Juden zum Taufstein führten. Vielleicht übten Marxismus und zugleich Zionismus auch deswegen auf junge Juden am Ende des 19. Jahrhunderts eine so große Anziehungskraft aus, weil sie darin sowohl den Anspruch des Christentums, Pforte zur Wahrheit zu sein, erfüllt sahen als auch die Verbesserung der sozialen Lebensumstände der jüdischen Bevölkerung. Die schrecklichen Jahre des Nationalsozialismus zeigten, wie einfach der christliche Diskurs sich mit dem des wissenschaftlichen Rassismus vermischen konnte und wie diese Mischung zu einem Diskurs der Macht führte, der es für die jüdische Stimme beinahe unmöglich machte, sich weiterhin in den Diskurs einzubringen. Die gegenwärtige Situation erlaubt sowohl Christen als auch Juden, die in früheren Diskursen vorhandene gegenseitige Abneigung anzuerkennen und zu einer Weise der Kommunikation zu finden, die es beiden Gemeinschaften ermöglicht, sich selbst mitzuteilen, ohne die andere Gemeinschaft zu unterdrücken. Juden und Christen müssen, wie Emil Fackenheim ihnen nahe legt, zu den tiefsten Wurzeln ihre Glaubens zurückkehren, um dann den Weg zurück zueinander zu finden mit einem erneuerten Bekenntnis zu Tiqqun Olam, der Heilung der Welt, oder indem sie das Reich Gottes ins Spiel bringen, wie es von den Propheten der hebräischen Bibel geschildert wurde.16 Im 20. Jh. und bis heute wurde bisher eher Zerstörung betrieben als auf Tiqqun hingewirkt. Ich bin jedoch der Meinung, dass Juden und Christen eine Basis finden können, den Weg der Umkehr nebeneinander und miteinander zu gehen. Diese Basis umfasst drei Ebenen: erstens: die Sprachebene des Diskurses, zweitens: die politische Situation der westlichen Welt, und schließlich: unsere inneren oder spirituellen Einstellungen. Am Ende dieses Vortrages will ich gerne auf drei unterschiedliche Momente eingehen, die jeweils Bezug zu jeder der drei genannten Ebenen nehmen. Ich bin überzeugt, dass unsere Gemeinschaften dadurch auf einen Weg der Versöhnung finden werden, der die heilige Erinnerung in unseren Traditionen nicht verletzt, sondern uns dazu anspornt, unsere eigenen Grenzen zu überschreiten. III. Vom Streitgespräch zum Dialog: drei Modi der Sprache 4 Es ist allgemein üblich, den momentanen Stand des jüdisch-christlichen Diskurses als eine Bewegung vom Streitgespräch zum Dialog zu bezeichnen. Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es keinerlei Gelegenheit für einen nachhaltigen Gedankenaustausch zwischen Juden und Christen ohne die Annahme, dass eine Seite siegreich sein würde, während die andere unterliegt. Erst Nostra Aetate mit seiner ausdrücklichen Aufforderung für Christen, Lehrstühle für Judaistik zu errichten und sich im geschwisterlichen Dialog zu engagieren, bereitete den Boden für einen fruchtbaren Austausch. Den- ERINNERUNG, VERSÖHNUNG UND DIE ZUKUNFT DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS noch ist der Übergang vom Modus des Streitgesprächs zum Modus des Dialogs weitaus komplexer. Tatsächlich hat das Wort „Dialog“ im Kontext religiöser Denker eine weitere Bedeutung als von seiner Etymologie her. Martin Bubers Buch „Ich und Du“ erhöhte den Anspruch für diejenigen, die Dialog betreiben. Die Unterscheidung zwischen „Ich ‑ Du“ anstatt „Ich ‑ Es“ erhebt einen Anspruch von Dialog, der jede utilitaristische Absicht ablehnt. Wer Dialog treibt, sollte den Heiligen Augustinus im Blick haben, der res fruendi von res utendi unterscheidet. Die Abkehr von einem Verhältnis des Wettbewerbs und der gegenseitigen Schuldzuweisungen hin zu einem Verhältnis des Vertrauens und der Intimität ist sehr komplex. Darüber hinaus ist ein Dialog ohne utilitaristischer Motive und Wettbewerb für die meisten Menschen nahezu unmöglich und für Institutionen noch weniger. Deshalb ist es eine übertriebene Erwartung, Juden und Christen könnten den Schritt vom Streitgespräch zum Dialog schon in weniger als einem halben Jahrhundert gehen. Diese Sichtweise führt zu Enttäuschung und zur vorschnellen gedanklichen Versuchung, die Anstrengungen der anderen Gemeinschaft zu verwerfen. Es kommt allzu häufig vor, dass in weniger idealen Situationen Mitglieder unserer Gemeinschaften sich zu Aussagen hinreißen lassen wie: „Die Juden haben nichts aus ihrem eigenen Leiden gelernt, weil sie heute selbst Ursache für das Leid anderer sind, wie man am Beispiel der Palästinenser sehen kann.“ Oder: „Die Christen ignorieren unsere Sorgen aufgrund eines noch immer bestehenden Antisemitismus; sie haben nichts aus der Vergangenheit gelernt.“ Solche Aussagen mögen eine große Erleichterung darstellen für die tief empfundene Not, sich im Dialog zu engagieren, aber oft überhören sie zahlreiche Stimmen innerhalb ihrer Gemeinschaft, die einen neuen Kurs forcieren. Es mag hilfreich sein, Streitgespräch [disputation] und Dialog [dialogue] als zwei Modi der Sprache oder des Diskurses zu betrachten. Jeder dieser Modi hat seine eigenen Charakteristika, die jedoch immer erfordern, dass religiöse Traditionen in geeigneter Weise ihren Platz behalten. Darüber hinaus vorschlage ich vor, dass ein dritter Modus von Diskurs hinzugefügt wird, der Modus der Diskussion, so dass Christen und Juden ihre Kommunikationsstrukturen nicht nur in einem binären System verorten. Ich will zunächst das Streitgespräch [disputation] als einen Modus des Diskurses zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gemeinschaften näher beschreiben. Alle Beteiligten treten in ein Streitgespräch ein mit einer festen Reihe von Argumenten. Ziel ist es, den anderen Teilnehmer zu überzeugen, dass seine Meinung falsch ist. In einem Streitgespräch geht es um das „End-Ziel“, den anderen zur Kapitulation zu bewegen und dazu, den Fehler in seiner Argumentation einzugestehen. Streitgespräch ist somit aggressiv und defensiv zugleich. Aus der langen Literaturliste von Juden und Christen zum Thema Streitgespräch können wir schließen, dass Streitgespräch als Modus der Interaktion und der Kommunikation aggressiv sein kann, wenn es versucht, den religiösen Patriotismus einer Religion auszuweiten. Streitgespräch kann aber auch dazu genutzt werden, die Loyalität des anderen zu erhalten.17 Aufgrund der Erfahrung mit gegenwärtigen jüdisch-christlichen Kommunikationsstrukturen behaupten wir, dass der Begriff Dialog ein Gegenentwurf darstellt. Im Dialog treten beide Partien in einen Gedankenaustausch ein, ohne ein vorgefertigtes Ziel im Kopf zu haben. Es ist ein anhaltender Gesprächsprozess, dessen alleinige Motivation daher rührt, dass die beteiligten Parteien ihre Gedanken austauschen möchten. Jede Seite hört der anderen respektvoll zu. Das einzige Ziel des Dialogs ist fortwährender Gedankenaustausch. Dieser Austausch ist nicht inhaltslos, jedoch existiert keine Erwartung, dass ein Dialogpartner das Verstehen des anderen kontrollieren könnte.18 Nach dem Austausch reflektiert jede Person darüber, ob und wie sich dadurch neue Möglichkeiten für ein tieferes Verständnis der eigenen religiösen Tradition ergeben. An dieser Stelle führen wir den dritten Modus der Kommunikation ein, den ich als Diskussion bezeichnet habe. Ich denke, dass Diskussion eine Mischform zwischen Disputation und Dialog darstellt. Eine Diskussion verfolgt ein Ziel. Beide Parteien sind sich über 5 MICHAEL. A. SIGNER den Diskussionsgegenstand einig und wollen ihn tiefer erforschen. Man will einender Informationen auf eine kollegiale Art und Weise vermitteln. Diskussion erfordert nicht die hohe Stufe von Vertrauen, die Voraussetzung für den Dialog ist. Damit kann ein kommunikatives Verhältnis aufrecht erhalten werden, das weniger intensiv ist als der Dialog. Hier sind alle drei Modi für den Diskurs der Teschuwa (= Umkehr) und des Tiqqun Olam (= Heilung der Welt) notwendig. Disputation in einer weniger aggressiven Form wird auch in Zukunft notwendig sein, damit die Grenzen zwischen unseren Gemeinschaften nicht verwischen. Dialog-Gegner kritisieren oft, dass durch Dialog ein Amalgam [Mischung] zweier Traditionen produziert werde. Disputation und Diskussion ergänzen einander. In der Diskussion lernen wir gegenseitig in harter Arbeit voneinander. Auch das Erlernen der eigenen Tradition geschieht im Modus der Diskussion. Dialog vollem Sinn des Wortes findet dann statt, wenn alle, die miteinander streiten und diskutieren, ohne Nebenabsicht daran festhalten, einander besser verstehen und tiefer in die Sache eindringen zu wollen. Meiner Erfahrung nach geschieht Dialog oft einfach zwischen uns, ohne dass wir es wissen, und wir werden uns dessen oft erst bewusst, nachdem er stattgefunden hat. IV. Von der Toleranz zum Geheimnis bzw. zum Gebot: Die politische Situation 6 Die Kommunikation zwischen zwei religiösen Gemeinschaften, denen es um Versöhnung geht, findet nicht im Vakuum, sondern in komplexen Interaktionen zwischen Menschen statt. Folglich sind die Modi der Kommunikation in die jeweilige politische Situation der Teilnehmer integriert. Politik impliziert das Vorhandensein von Machtverhältnissen. Das Narrativ des Lamentierens über den Stellenwert, den das Judentum innerhalb christlich dominierter Gesellschaften einnimmt, ist zu bekannt, als dass wir es an dieser Stelle wiederholen müssten. In der Anfangszeit der Kirche war die Situation ihrer Anhängen sehr prekär. Ihre Stellung stand in scharfem Kontrast zu denen, die an ihren Privilegien mit anderen Formen des Judentums festhielten und den Status einer anerkannten Religion innerhalb des Römischen Reiches genossen. Natürlich wissen wir auch, dass sich die Situation in den Generationen nach dem Übertritt des römischen Kaisers zum Christentum änderte. Fast zwei Jahrtausende lang waren die Juden eine geschützte Minderheit, und im 18. Jahrhundert galten sie zumindest als toleriert. Ein gutes Stück postmoderner Kritik innerhalb der Wissenschaften richtet sich gegen die Aufklärung. Katholiken, mit oder ohne wissenschaftlichen Hintergrund, brauchten nicht erst die Postmoderne, um Kritik an der Methodik der Aufklärung zu üben. Dennoch war, so weit wir wissen, Toleranz das „sine qua non“, ohne die ein Eintritt von Juden zu den Bürgerrechten nicht stattgefunden hätte. Das Ende des Systems der Staatskirchen schuf eine neutrale Sphäre, in der Juden und Christen einander begegnen und ein Netwerk schaffen konnten, in dem ein sozialer Austausch stattfinden konnte, der für beide Seiten fruchtbar war.19 Trotzdem stellte sich diese neutrale Sphäre, die auf einem rationalen Toleranzbegriff basierte, als unbefriedigend heraus. Etymologisch betrachtet bedeutet Toleranz, dass der „andere“ von der Mehrheit einer Gesellschaft geduldet oder mitgetragen wird. Wie Goethe sagte: „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“20 Da sich Toleranz oft in der Gesetzgebung niederschlägt, kann man sich leicht vorstellen und in der Tat kann man beobachten, dass Toleranz durch eine nachfolgende Entscheidung genauso leicht wieder beseitigt werden kann. Für Juden und Christen gibt es eine religiöse Alternative. Das Gebot der Tora „Gedenke des Fremden, denn ihr ward selbst Fremde in Ägypten“ bietet die Grundlage für eine soziales Engagement, das durch Erinnerung Mitgefühl ermöglicht. Weiterhin bietet das Narrativ der Schöpfungsgeschichte, das die ganze Menschheit auf einen einzigen Menschen zurückführt, der als Ebenbild Gottes geschaffen wurde, eine feste Grundlage für unser gegenseitiges Verhältnis und zu den anderen religiösen Traditionen, die nicht eine ERINNERUNG, VERSÖHNUNG UND DIE ZUKUNFT DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS Schrift mit uns teilen. Anstrengungen der jüdischen Gemeinschaft, eine theologische Basis zu entwickeln, wie sie gemeinsam in einer Welt mit Christen leben können, liegen noch in der Zukunft. Dennoch bieten „Dabru Emet. Eine jüdische Stellungnahme zu Christen und Christentum“ sowie die Aufsätze in dem Buch Christianity in Jewish Terms einen Entwurf, wie eine solche Theologie aussehen könnte: Schriftinterpretation, Ethik und Israel.21 Die Rabbinische Sichtweise, dass Christen zum Noachidischen Bund gehören, kann hier hilfreich sein. Sie ist jedoch nicht ausreichend für christliche Gemeinschaften, die sich in einem Prozess der Reue über ihre Vergangenheit befinden und deren Anliegen es ist, neue Formen der Ekklesiologie für die Weltkirche zu entwickeln.22 Durch diese innerjüdischen Streitgespräche und Diskussionen wird neues Material aus der Schatzkammer jüdischer Kreativität auftauchen und den jüdischen Horizont weiten, um einen Dialog ohne die Angst eingehen zu können, die Erinnerung an die Vergangenheit zu vernachlässigen.23 V. Dabru emet als Beispiel für die Sprache interreligiösen Dialogs Es ist nicht nur der Inhalt von Dabru Emet (s. Anhang), der den Boden für Teschuwa zwischen Juden und Christen bereitet, sondern auch die Form des Diskurses selbst. Die verschiedenen Punkte provozieren den Leser erst zum Denken und dann zur Sprache. Lassen Sie mich einige Charakteristika von Dabru Emet kurz vorstellen. Dabru Emet verwendet die rhetorische Stilfigur der Paranese. Das heißt: Die Sprache von Dabru Emet bietet dem Leser verschiede Interpretationsmöglichkeiten des jüdischchristlichen Verhältnis an, die Möglichkeiten der Zustimmung und der Ablehnung. Ein paranetisches Gebet enthält Lobpreis, Klage und Hoffnung. Beinahe alle Thesen von Dabru Emet sind mit einigen Elementen der Zustimmung und einigen Momenten der Ablehnung zum Ausdruck gebracht. Seine schlussfolgernde These 8: „Juden und Christen müssen sich gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen“ ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Angebot der Hoffnung und eine Möglichkeit, einen zwei Jahrtausende dauernden Weg der Gewalt und gegenseitigen Schuldzuweisungen zu verlassen. Dabru Emet geht eher exemplarisch und analog vor, als analytische Thesen aufzustellen. Diese Vorgehensweise soll die nicht-theologischen Leser nicht abschrecken, vielmehr sie bzw. ihn dazu einladen, sich auf zwei verschieden Arten des Argumentierens einzulassen. Eine analoge Argumentationsweise bietet die Möglichkeit, Ähnlichkeiten innerhalb von Unterschieden aufzudecken. Deshalb aber verfehlen manche Leser beispielsweise den Kern der These 2: „Juden und Christen suchen Autorität aus demselben Buch – der Bibel (das die Juden ‘Tanach’ und die Christen das ‘Alte Testament’ nennen).“ Der Gebrauch des Begriffs „dasselbe“ soll den Leser dazu provozieren, weiter nachzuforschen und sich über die Unterschiede zwischen den Heiligen Schriften zu informieren, zu denen sich die jeweilige Gemeinschaft bekennt. In der Tat ist es möglich, jede einzelne These von Dabru Emet mit einem Ausrufe- oder einem Fragezeichen zu versehen. Das Ziel von Dabru Emet ist es, die Leserinnen und Leser dazu zu bewegen, Unterschiede zwischen den beiden Gemeinschaften festzustellen, um dann die Gemeinsamkeiten zu verstehen. Dabru Emet ist ein Dokument, das einen Prozess anstoßen möchte. Von den Autoren war es nie beabsichtigt, dass Dabru Emet ein pesaq din (eine Rechtsentscheidung), eine Teschuwa (eine rabbinisch-autorative Antwort auf eine Frage des jüdisch-praktischen Lebens) oder eine Fatwa darstellt. Wir hoffen, dass Dabru Emet weitere Erklärungen über Christen und Christentum von anderen jüdischen Gruppen folgen werden. Französische Rabbiner haben bereits eine Stellungnahme veröffentlicht. Polnische Juden haben Dabru Emet kommentiert und sich für weitere Diskussionen eingesetzt. Getragen vom Center for the Study of Christianity at Hebrew University, dem Hebrew Union College und dem International Council of Christians and Jews fand eine Konferenz zu Dabru Emet statt, mit dem expliziten Ziel, eine Erklärung zu verfassen, die der momen- 7 MICHAEL. A. SIGNER tanen Situation in Israel gerecht wird. Dabru Emet ist weiterhin wesentlicher Bestandteil der jüngsten Erklärung des Gesprächskreises Juden und Christen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (zdk). VI. Von Schuld und Scham zur Verantwortung: spirituelles Leben [inner Life] Unser letzter Schritt gilt sich der Frage, was die Motivation beider Gemeinschaften sein könnte, ein Verhältnis einzugehen, das sowohl auf Dialog abzielt als auch auf Streitgespräch und Diskussion. Als ich vor fast dreißig Jahren anfing, mich an diesen Diskussionen zu beteiligen, gab es eine stereotype Formulierung zur Asymmetrie des Dialogs, die lautete: Christen betreiben Dialog der Theologie wegen, Juden wegen Politik. Die einfachste Erklärung dieses Satzes war, dass Christen sich schuldig fühlten, weil sie sich an den Verbrechen des Anti-Judaismus und des Antisemitismus beteiligt hatten, und Juden sich glücklich fühlten, wenn sie Christen helfen konnten, ihre religiöse Tradition von diesen Übeln zu säubern. Dennoch bin ich der Meinung, dass auf beiden Seiten Schuld und Scham angehäuft wurden. Natürlich verstanden Christen, die guten Willens waren, den Zusammenhang zwischen der Lehre der Verachtung [The Teaching of Contempt], wie Jules Isaac es bezeichnete, und modernem Antisemitismus. Dennoch gab es auch unter Juden, die sich in den ersten Jahren am Dialog beteiligten, ein Gefühl der Schuld, der Scham und des Ressentiments. Ihr Gefühl des Unbehagens rührte daher, dass ihnen immer mehr bewusst wurde, wie die Teilhabe von Juden an der Moderne und ihren Forderungen sie verführt hatte, die eigenen Wege zu verlassen. Der Ärger wuchs, als Historiker herausstellten, dass Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft nicht alles in ihrer Macht Stehende getan hatten, die Shoah zu verhindern. Aber ein dauerhafter Dialog kann nicht auf der Basis von Scham oder Ressentiment geführt werden. An manchen Punkten der Geschichte sind diejenigen, die sich am Dialog beteiligen, nicht länger Teil derselben Kultur wie ihre Eltern und Großeltern. Ihre Erfahrungen und die Anforderungen, die an sie gestellt werden, sind sehr unterschiedlich. Die christlichen Studenten, die ich an meiner Universität in den USA, in Berlin und in Augsburg erlebt habe, haben ein tiefes Gefühl der Schuld oder Scham. Manche lehnen ab, dass sie schuldig sein sollen für Verbrechen, die sie nicht begangen haben, und für Hass, den sie nicht gesät haben. Es ist nicht ihre Art, Verachtung zu verbreiten. Aber wenn sie mir gegenüber sitzen oder wenn sie sich am Dialog mit Juden beteiligen, fühlen sie sich paralysiert. Sie wissen, dass schreckliche Verbrechen gegenüber Juden in christlichem Namen verübt wurden. Welche Antworten können sie darauf geben? Wie ist es überhaupt für sie möglich, ein Gespräch zu beginnen? Die Antwort liegt vielleicht in einem emotionalen Ausbruch einer jungen Frau während eines Seminars an der Universität Augsburg im Jahr 1997. Sie meint, dass sie sich nicht schuldig für ihre Vergangenheit fühlen kann, aber dass sie in der Tat die Verantwortung dafür übernehmen muss. Im Sinne ihrer Wahrnehmung der Wirklichkeit musste sie darauf antworten. Auf diese Art und Weise wurde ihr persönlicher Weg hin zum Dialog mit Judentum und Juden zu einer nachhaltigen Anfrage – einer Reihe von Fragen –, die schließlich eine Antwort ermöglichen wird. Der deutsche Begriff Verantwortlichkeit und das englische Responsibility enthalten beide das Moment des Antwortens. VII. Schlussfolgerungen Das spirituelle Leben [inner Life], der innere Antrieb von Christen und Juden, kann einen Wendepunkt herbeiführen: Unsere beiden Gemeinschaften können Wege finden, auf die Vergangenheit zu antworten, und diese Antwort wird zu einem gegenseitigen Verständnis von Verantwortlichkeit füreinander und für eine Zukunft, die nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholt. Schließlich meint der hebräische Begriff Teschuwa (Rückkehr / 8 ERINNERUNG, VERSÖHNUNG UND DIE ZUKUNFT DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS Umkehr), der den Kern von Emil Fackenheims Post-Shoah Imperativs für Juden und Christen bildet, auch eine Antwort auf eine Anfrage. In diesem Sinne führt die Bewegung des Gesprächs vom Streitgespräch hin zum Dialog und zu einem Akt der Teschuwa. Die drei Diskurse stellen eine Alternative zur Idee der Vergebung dar, weil das Verständnis der Teschuwa letztlich ein Prozess ist, ein lebenslanger Prozess. Der große jüdische Philosoph und Theologe Moses Maimonides (1135-1204) gibt in seiner Sammlung Jüdischen Rechts Hilfestellung, welche Antworten Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft geben können, wenn sie um Vergebung gebeten werden. Im Abschnitt mit dem Namen Hilchot Teschuwa (Gesetze der Umkehr) sagt er: „Es ist einer Person verboten, grausam zu sein [akhzari] und nicht wieder versöhnt zu werden. Lieber soll eine Person sich zum Vergeben hingezogen fühlen und hart sein gegenüber dem Zorn. Wenn der Sünder ihn nach Vergebung fragt, soll er ihm mit ganzem Herzen und großzügiger Seele vergeben. Sogar wenn jemand ein Unterdrücker war und mehrmals gegen ihn gesündigt hat, begegne er ihm nicht mit Groll oder Missachtung. Das ist der Weg des Samens Israels, weil ihr Herz dafür empfänglich ist [libam nachon].“ [II: 10] Maimonides macht eine beachtenswerte Unterscheidung zwischen der Empfänglichkeit des Herzens der Juden und den Götzenanbetern, denen mit unbeschnittenem Herzen: Er definiert als Charakteristikum der Götzenanbeter, dass „sie ihren Zorn auf ewig behalten.“24 Sicherlich stellte die Vermeidung von Götzendienst eine Grenze für Juden und Christen dar. Die Ironie von Maimonides’ Konzept des Götzendienstes als „hartherzig“, um jemanden zu beschreiben, der nicht vergeben kann, ist für beide Traditionen wichtig. Dies impliziert, dass es dem Sünder ernst ist und dieser sich am Prozess der Umkehr beteiligt. Teil dieses Prozesses ist es, das Individuum zu finden, gegenüber dem gesündigt wurde. Ohne die Wechselwirkung von Bekenntnis, Reue und Versöhnung wird der Prozess der Teschuwa eher zu einem leblosen als zu einem nachhaltigen Prozess. In unserer gegenwärtigen Situation bringt Teschuwa ein Narrativ hervor, das nicht aus einem beständigen Fortschreiten besteht, sondern eher vorwärts und rückwärts oszilliert, indem es in einer Polyphonie zahlreicher Stimmen zusammenklingt, die zugleich Kakophonie und Euphonie sein kann, je nachdem, auf welche Weise wir hören können oder wie wir den Diskurs gestalten. Erfahrung wird vielleicht unsere traditionellen Denkmuster übersteigen und zu einem Kriterium werden, wie diese verändert werden können. Die tiefe Anziehungskraft der Freundschaft, wie sie bei den früheren Generationen von Wissenschaftlern nach dem Zweiten Vatikanischen Konzils wahrgenommen wurde, löst bei Juden und Christen keine Angst einsamer Verzweiflung mehr aus, sondern die Hoffnung auf Gemeinschaft. Wir hoffen, dass Christen, Juden und Muslime an der Universität Bamberg zu Freunden werden, wenn sie in ernsthaftem Studium die je andere Tradition kennen lernen. In der Tat bedeutet die Hoffnung ein Risiko für Juden, Christen und Muslime, dass sich der Weg vom Streitgespräch zum Dialog ereignen wird, von Toleranz zum Geheimnis oder zum Gebot (mitzvah), von der Schuld zur Verantwortung. Aber Gott wartet auf unsere Teschuwa – unsere Antwort und unsere Rückkehr. Nur dann werden wir Schalom, Salaam, Pax, Frieden kennen lernen, wie es unsere Heiligen Schriften beschreiben. 9 MICHAEL. A. SIGNER Anhang: National Jewish Scholars Project25 DABRU EMET [Redet Wahrheit] Eine jüdische Stellungnahme zu Christen und Christentum (2000)26 In den vergangenen Jahren hat sich ein dramatischer und beispielloser Wandel in den christlich-jüdischen Beziehungen vollzogen. Während des fast zwei Jahrtausende andauernden jüdischen Exils haben Christen das Judentum zumeist als eine gescheiterte Religion oder bestenfalls als eine Vorläuferreligion charakterisiert, die dem Christentum den Weg bereitete und in ihm zur Erfüllung gekommen sei. In den Jahrzehnten nach dem Holocaust hat sich die Christenheit jedoch dramatisch verändert. Eine wachsende Zahl kirchlicher Gremien, unter ihnen sowohl römisch-katholische als auch protestantische, haben in öffentlichen Stellungnahmen ihre Reue über die christliche Misshandlung von Juden und Judentum ausgedrückt. Diese Stellungnahmen haben zudem erklärt, dass christliche Lehre und Predigt reformiert werden können und müssen, um den unverändert gültigen Bund Gottes mit dem jüdischen Volk anzuerkennen und den Beitrag des Judentums zur Weltkultur und zum christlichen Glauben selbst zu würdigen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Veränderungen eine wohl bedachte jüdische Antwort verdienen. Als eine Gruppe jüdischer Gelehrter unterschiedlicher Strömungen – die nur für sich selbst spricht – ist es unsere Überzeugung, dass es für Juden an der Zeit ist, die christlichen Bemühungen um eine Würdigung des Judentums zur Kenntnis zu nehmen. Wir meinen, es ist für Juden an der Zeit, über das nachzudenken, was das Judentum heute zum Christentum zu sagen hat. Als einen ersten Schritt wollen wir in acht kurzen Punkten erläutern, auf welche Weise Juden und Christen miteinander in Beziehung stehen können. 10 1. Juden und Christen beten denselben Gott an. Vor dem Aufstieg des Christentums waren es allein die Juden, die den Gott Israels anbeteten. Aber auch Christen beten den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Schöpfer von Himmel und Erde an. Wenngleich die christliche Weise, Gott anzubeten, für Juden keine annehmbare religiöse Alternative darstellt, freuen wir uns als jüdische Theologen darüber, dass Abermillionen von Menschen durch das Christentum in eine Beziehung zum Gott Israels getreten sind. 2. Juden und Christen suchen Autorität [Sinngebung] aus demselben Buch – der Bibel (das die Juden „Tanach“ und die Christen das „Alte Testament“ nennen). In ihm suchen wir nach religiöser Orientierung, spiritueller Bereicherung und Gemeinschaftsbildung und ziehen aus ihm ähnliche Lehren: Gott schuf und erhält das Universum; Gott ging mit dem Volk Israel einen Bund ein und es ist Gottes Wort, das Israel zu einem Leben in Gerechtigkeit leitet; schließlich wird Gott Israel und die gesamte Welt erlösen. Gleichwohl interpretieren Juden und Christen die Bibel in vielen Punkten unterschiedlich. Diese Unterschiede müssen immer respektiert werden. 3. Christen können den Anspruch des jüdischen Volkes auf das Land Israel respektieren. Für Juden stellt die Wiedererrichtung eines jüdischen Staates im Verheißenem Land das bedeutendste Ereignis seit dem Holocaust dar. Als Angehörige einer biblisch begründeten Religion wissen Christen zu würdigen, dass Israel den Juden als sichtbares Zentrum des Bundes zwischen ihnen und Gott versprochen – und gegeben wurde. Viele Christen unterstützen den Staat Israel aus weit tiefer liegenden Gründen als nur solchen politischer Natur. Als Juden begrüßen wir diese Unterstützung. Darüber hinaus wissen wir, dass die jüdische Tradition gegenüber allen Nicht-Juden, die in einem jüdischen Staat leben, Gerechtigkeit gebietet. ERINNERUNG, VERSÖHNUNG UND DIE ZUKUNFT DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS 4. Juden und Christen anerkennen die moralischen Prinzipien der Tora. Im Zentrum der moralischen Prinzipien der Tora steht die unveräußerliche Heiligkeit und Würde eines jeden Menschen. Wir alle wurden nach dem Bilde Gottes geschaffen. Dieser moralische Schwerpunkt, den wir teilen, kann die Grundlage für ein verbessertes Verhältnis zwischen unseren beiden Gemeinschaften sein. Darüber hinaus kann er auch zur Grundlage eines kraftvollen Zeugnisses für die gesamte Menschheit werden, das der Verbesserung des Lebens unserer Mitmenschen dient und sich gegen Unmoral und Götzendienst richtet, die uns verletzen und entwürdigen. Ein solches Zeugnis ist insbesondere nach den beispiellosen Schrecken des vergangenen Jahrhunderts dringend nötig. 5. Der Nationalsozialismus war kein christliches Phänomen. Ohne die lange Geschichte des christlichen Antijudaismus und christlicher Gewalt gegen Juden hätte die nationalsozialistische Ideologie keinen Bestand finden und nicht verwirklicht werden können. Zu viele Christen waren an den Grausamkeiten der Nazis gegen die Juden beteiligt oder billigten sie. Andere Christen wiederum protestierten nicht genügend gegen diese Grausamkeiten. Dennoch war der Nationalsozialismus selbst kein zwangsläufiges Produkt des Christentums. Wäre den Nationalsozialisten die Vernichtung der Juden in vollem Umfang gelungen, hätte sich ihre mörderische Raserei weitaus unmittelbarer gegen die Christen gerichtet. Mit Dankbarkeit gedenken wir jener Christen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft ihr Leben riskiert oder geopfert haben, um Juden zu retten. Dessen eingedenk unterstützen wir die Fortsetzung der jüngsten Anstrengungen in der christlichen Theologie, die Verachtung des Judentums und des jüdischen Volkes eindeutig zurückzuweisen. Wir preisen jene Christen, die diese Lehre der Verachtung ablehnen, und klagen sie nicht der Sünden an, die ihre Vorfahren begingen. 6. Der nach menschlichem Ermessen unüberwindbare Unterschied zwischen Juden und Christen wird nicht eher aufgehoben werden, bis Gott die gesamte Welt erlösen wird, wie es die Schrift prophezeit. Christen kennen und dienen Gott durch Jesus Christus und die christliche Tradition. Juden kennen und dienen Gott durch die Tora und die jüdische Tradition. Dieser Unterschied wird weder dadurch aufgelöst, dass eine der Gemeinschaften darauf besteht, die Schrift zutreffender auszulegen als die andere, noch dadurch, dass eine Gemeinschaft politische Macht über die andere ausübt. So wie Juden die Treue der Christen gegenüber ihrer Offenbarung anerkennen, so erwarten auch wir von Christen, dass sie unsere Treue unserer Offenbarung gegenüber respektieren. Weder Jude noch Christ sollten dazu genötigt werden, die Lehre der jeweils anderen Gemeinschaft anzunehmen. 7. Ein neues Verhältnis zwischen Juden und Christen wird die jüdische Praxis nicht schwächen. Ein verbessertes Verhältnis wird die von Juden zu Recht befürchtete kulturelle und religiöse Assimilation nicht beschleunigen. Es wird weder die traditionellen jüdischen Formen, Gott anzubeten, verändern, noch wird es die Anzahl interreligiöser Ehen zwischen Juden und Nicht-Juden zunehmen lassen, noch wird es mehr Juden dazu bewegen, zum Christentum überzutreten, und auch nicht zu einer unangebrachten Vermischung von Judentum und Christentum führen. Wir respektieren das Christentum als einen Glauben, der innerhalb des Judentums entstand und nach wie vor wesentliche Kontakte zu ihm hat. Wir betrachten es nicht als eine Erweiterung des Judentums. Nur wenn wir unsere eigenen Traditionen pflegen, können wir in Aufrichtigkeit dieses Verhältnis weiterführen. 8. Juden und Christen müssen sich gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Juden und Christen erkennen, ein jeder auf seine Weise, die Unerlöstheit der Welt, wie sie sich in andauernder Verfolgung, Armut, menschlicher Entwürdigung 11 MICHAEL. A. SIGNER und Not manifestiert. Obgleich Gerechtigkeit und Frieden letztlich in Gottes Hand liegen, werden unsere gemeinsamen Anstrengungen zusammen mit denen anderer Glaubensgemeinschaften helfen, das Königreich Gottes, auf das wir hoffen und nach dem wir uns sehnen, herbei zu führen. Getrennt und vereint müssen wir daran arbeiten, unserer Welt Gerechtigkeit und Frieden zu bringen. In dieser Bemühung leitet uns die Vision der Propheten Israels: „Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest ge-gründet als höchster der Berge. Er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker. Viele Natio-nen machen sich auf den Weg und sagen: ‘Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen.’“ (Jesaja 2,2‑3). Tikva Frymer-Kensky, University of Chicago David Novak, University of Toronto Peter Ochs, University of Virginia Michael Signer, University of Notre Dame 12 ERINNERUNG, VERSÖHNUNG UND DIE ZUKUNFT DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS Anmerkungen: * Festvortrag anlässlich der Eröffnung der neuen Räume des Zentrums für Interreligiöse Studien der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (http://www.zis.uni-bamberg.de) am 25. Oktober 2006. Rabbi Prof. Dr. Michael A. Signer is Abrams Professor in the Department of Theology and a Senior Fellow of the Medieval Institute at the University of Notre Dame (Indiana / USA). He is Director of the Notre Dame Holocaust Project – an interdisciplinary faculty group that designs educational opportunities for students to engage in the study of the Shoah. Since 1998 he has been co-chair of the Joint Commission on Interreligious Affairs of the Reform movement. See: http://www.nd.edu/~msigner. Übersetzung des Vortrags aus dem Amerikanischen: Claus Jungkunz (Wasserburg am Inn) und Heinz-Günther Schöttler (Bamberg). In eckigen Klammern stehen zur Verdeutlichung Ausdrücke und Wendungen des amerikanischen Originals. 1 Hans Kűng, Judaism: Between Yesterday and Tomorrow (New York: Crossroad, 1992), Introduction. 2 The discussion about reconciliation and forgiveness remains a divisive topic within the spectrum of topics in the literature of Jewish-Christian dialogue. The Discussion Group of the Central Committee of German Catholics issued a document, „After 50 Years: How Can We Talk about Guilt, Suffering and Reconciliation? A Declaration of February 19, 1988“, which is available at http://www.jcrelations.net/en/?item=2571 [in German: http://www.jcrelations.net/de/?item=2527 and http://www.zdk.de/ erklaerungen]. The process leading to that document is described by Hanspeter Heinz in: Humanity at the Limit: The Impact of the Holocaust Experience on Christians and Jews, edited by Michael A. Signer (Bloomington, IN: Indiana University Press, 2000), 95-106. See also the important discussion in: After-Words: PostHolocaust Struggles with Forgiveness, Reconciliation, Justice, edited with an introduction by David Patterson and John K. Roth (Seattle, WA: University of Washington Press, 2004). 3 Avery Dulles and John W. O’Malley present contrasting views of the II Vatican Council in their articles „Vatican II: The Myth and the Reality“ and „The Style of Vatican II: The ‘how’ of the Church changed during the Council“ in: America 188:6 (February 24, 2003), 7-11, and 12-15. 4 Walter Kasper, „Steps Taken and the Questions Still Remaining in Jewish-Christian Relations Today: Thirty Years of the Commission for Religious Relations with the Jews“ delivered in Rome, 19th October 2004, at the Pontifical Gregorian University and available at http://www.bc.edu/research/cjl/meta-elements/texts/center/ conferences/Bea_Centre_C-J_Relations_04-05/Kasper.htm. See also the writings of Joseph Ratzinger [Pope Benedict XVI], „Many Religions – One Covenant: Israel, the Church, and the World“ (San Francisco, CA: Ignatius Press, 1999). 5 Jon D. Levenson, „How Not to Conduct Jewish-Christian Dialogue“, in: Commentary (December 2001): 38-42, and the subsequent correspondence that is printed in: Commentary (April 2002), 8-21. My response to Levenson and other critics can be found at www.bc.edu/cjlearning. 6 There is a rich literature on the relationship of the Shoah to Jewish-Christian relations. Humanity at the Limit: The Impact of the Holocaust Experience on Jews and Christians [see note 2] has essays by Jewish and Christian theologians from both Europe and North America. For an account of the Auschwitz convent controversies, 13 MICHAEL. A. SIGNER see Memory Offended: The Auschwitz Convent Controversy, edited by Carol Rittner and John K. Roth (New York: Praeger, 1991) and on Edith Stein, The Unnecessary Problem of Edith Stein, edited by Harry James Cargas (Lanham, MD: University Press of America, 1994). 14 7 „We Remember: A Reflection on the Shoah“ by the Holy See’s Commisiion for Religious Relations with the Jews is printed together with other relevant documents in Catholics Remember the Holocaust Published by the National Council of Catholic Bishops (Washington DC: US Catholic Conference, 1998). John Paul II introduced the idea of penitence into his encyclical Tertio Millennio Adveniente and focused specifically on the Jewish people in the Jubilee year 2000 during his visit to Jerusalem. The relevant material is available on the website www.vatican.va or www.bc.edu/ cjlearning. 8 The pre-history of the II Vatican Council approaches to Judaism is a research desideratum. I provide a brief summary of the possibilities in „Building Towards Teshuvah“ in: The Church, Jews, and Judaism: Catholic International: The Docmenentary Window on the World, Vol. 13:2 (May 2002), 5-7. 9 Arthur A Cohen, The Tremendum: A Theological Interpretation of the Holocaust (New York: Continuum, 1993). Richard Rubenstein, After Auschwitz: History, Theology and Contemporary Judaism, second edition (Baltimore, MD: Johns Hopkins University Press, 1992). 10 Irving Greenberg, „Cloud of Smoke, Pillar of Fire: Judaism, Christianity and Modernity after the Holocaust“ in: Auschwitz: Beginning of a New Era? Reflections on the Holocaust: Papers Given at the International Symposium on the Holocaust held at the Cathedral of Saint John the Divine, New York City, June 3-6, 1974, edited by Eva Fleischner (New York: Ktav, 1974), 7-55. 11 Emil Fackenheim, To Mend the World: Foundations of Post-Holocaust Jewish Thought (New York: Schocken Books 1989). 12 Abraham Joshua Heschel, „No Religion is an Island“ in: Moral Grandeur and Spiritual Audacity, essays edited by Susannah Heschel (New York; Farrar Straus Giroux, 1996)268-285. 13 I paraphrase the argument that he gives in „After Sixty Years – How Can We Speak of Guilt, Suffering, and Reconciliation“ in: Humanity at the Limit: The Impact of the Holocaust Experience on Jews and Christians, ed. Michael A. Signer (Bloomington, Ind.: Indiana University Press, 2000), 99-100. 14 One of the best examples is Abelard, Dialogue of a Philosopher with a Jew and a Christian, trans. Pierre J. Payer (Toronto: Pontifical Institute of Medieval Studies, 1979). On the rational versus irrational Jew in medieval Christian literature, see Anna Sapir Abulafia, „Christianized Reason at Work,“ Christians and Jews in the TwelfthCentury Renaissance (London and New York: Routledge, 1995), 77-94. 15 Israel Jacob Yuval, Israel Jacob Yuval, Shnei Goyyim be-Bevitneych: Yehudim veNotserim-Dimuyyim Hadadiim, English: Two Nations in Your Womb: Perceptions of Jews and Christians (Tel Aviv: 'Am Oved, 2000). 16 Fackenheim, To Mend the World, 300-331. ERINNERUNG, VERSÖHNUNG UND DIE ZUKUNFT DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS 17 The comprehensive review of Jewish disputation literature by Haim Hillel Ben-Sasson in the Encyclopaedia Judaica , V:79-103 is most helpful. 18 My notion of dialogue here is, of course, derived from Martin Buber but owes a much greater debt to Alois Halder, „Wie sehen sich Juden und Christen“ in: Wie Juden und Christen einander sehen, ed. Herbert Immenkoetter (Augsburg: Wissner Verlag, 2001), 65-70. 19 Jacob Katz, Tradition and Crisis: Jewish Society at the End of the Middle Ages, translated with an afterword by Bernard Dov Cooperman (New York: Schocken Books, 1993) offers an account of the development of the „neutral sphere“ as a meeting ground for Christians and Jews. 20 Quoted in Amos Elon, The Pity of it All: A History of the Jews in Germany (New York: Metropolitan Books, 2002), 45. Elon’s book is a testimony to the weakness of tolerance. 21 Christianity in Jewish Terms, edited by Tikva Frymer-Kensky, David Novak, Peter Ochs, David Fox Sandmel, Michael A. Signer (Boulder, CO: Westview Press, 2000). 22 David Novak, The Image of the Non-Jew in Judaism: An Historical and Constructive Study of the Noahide Laws (Toronto: Edwin Mellen Press, 1983) outlines the limits of the possibility of the category of „Children of Noah“ for Christians and other nonJews. 23 The debate about whether or not Orthodox Jews are permitted to engage in theological discussions with Christians provides a lens into the challenges offered by Christian communities to enter into serious dialogue. These essays may be read on the website of the Boston College Center for Christian-Jewish Learning under the heading, „Rabbi Joseph Soloveitchik and Interreligious Dialogue 40 Years Later“ (http:// www.bc.edu/research/cjl/meta-elements/texts/center/conferences/soloveitchik). 24 My article, „Can Jews Trust Catholics? A Rabbi Looks Forward“ in: Catholic International, Vol. 13 No.2, (May 2002), 12-13 explores the implications of this passage by Maimonides for the future of dialogue between Jews and Christians. 25 Eine Gruppe von etwa 200 Frauen und Männern der jüdischen Gelehrsamkeit und des synagogalen Lebens aus den Vereinigten Staaten, aus Kanada, Großbritannien und Israel hat – initiiert vom „Institute for Christian and Jewish Studies“ (ICJS), Baltimore (USA) – am 11. September 2000 in Baltimore eine religiöse Stellungnahme unter dem Titel „Dabru Emet“ der Öffentlichkeit vorgestellt [vgl. Sach 8,16a: „Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet die Wahrheit (= Dabru emet), einer mit dem anderen!“]. Mit dem Titel fordern die Autoren auf, die Wahrheit zu sagen. Sie fordern ihre Gemeinschaft auf, ihre Furcht und ihr Misstrauen gegenüber dem Christentum aufzugeben, die Anstrengungen der Kirchen zur Verbesserung ihres Verhältnisses zum jüdischen Volk und Judentum anzuerkennen und eine neue Phase in den jüdisch-christlichen Beziehungen einzuleiten. Das ICJS veranstaltet seit 1987 Bildungsprogramme zum Verständnis jüdischer und christlicher Traditionen und zum Abbau von Missverständnissen. Die Erklärung wurde in der New York Times vom 11. September 2000 veröffentlicht. 26 Engl. Originaltext unter: www.jcrelations.net/stmnts/njsp_dabru_emet.htm. Deutsche Übersetzung aus: Henrix, Hans Hermann / Kraus, Wolfgang, Die Kirchen und das Judentum, Bd. 2: Dokumente von 1986-2000, Paderborn – Gütersloh 2001, 974-976. Modifikationen und theologische Präzisierungen dieser Übersetzung durch HeinzGünther Schöttler (Bamberg). 15 19 Vertiefung nach dem Studium Kerstin Schweizer, die zu den ersten Studierenden dieses neuen Masterprogramms gehört, zeigt sich begeistert über das breite Spektrum dieses interdisziplinären Studiengangs. „Das Studium fasziniert mich, weil es zu einer Vermittlungsarbeit und einer Gesprächsfähigkeit erzieht, die bei den sich verschärfenden Problemlagen im Bereich des Kulturkontakts immer nötiger werden!“ Schweizer hat in Bayreuth Kulturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Religion und Interkulturelle Germanistik studiert. Der neue Masterstudiengang an der Otto-Friedrich-Universität bietet ihr Gelegenheit zur Vertiefung und Erweiterung ihrer Kenntnisse und Interessen, die vor allem im Bereich der interkulturellen und -religiösen Kommunikation zwischen Christentum und Islam liegen. Die interreligiösen Studien führen unterschiedliche Disziplinen zusammen, neben der katholischen und evangelischen Theologie sind Islamwissenschaften, Judaistik, Politikwissenschaft und Soziologie tragend. Das Studium der Heiligen Schriften (Koran, Bibel, Thora) und die Beschäftigung mit den verschiedenen Lehrtraditionen geht folglich Hand in Hand mit der Vermittlung gesellschaftlicher und politischer Kenntnisse. Unterschiedliche Lebensläufe Doch die Studierenden des Masterprogramms treffen nicht nur regelmäßig auf spannende Gäste wie den Rabbi Erwin Schild, sie selbst kommen aus sehr unterschiedlichen Bereichen. Isabell Arnold, neben Kerstin Schweizer eine der ersten Studierenden, ist ausgebildete Grundschulpädagogin mit zusätzlicher Lehrerlaubnis für den Religionsunterricht. „Nach mehrjähriger Berufserfahrung, auch im Ausland, wollte ich meine gesammelten Erfahrungen wissenschaftlich vertiefen. Berufliche Weiterbildung, verbunden mit großem privatem Interesse an interreligiösen Fragestellungen, ergänzen sich perfekt in diesem Studienangebot“, sagt Arnold. Arnold ist es seit ihrer Kindheit gewohnt, mit anderen Kulturen und Religionen Kontakt zu haben, „ich habe mir früh eine Sensibilität für religiöse Fragen, Interpretatio- 20 nen, Sichtweisen und persönliche Glaubensrichtungen angeeignet“. Spannend sind für die Studentin die neuen Aufgabenfelder und Arbeitsmöglichkeiten, die sich durch den Masterabschluss eröffnen. Arnold kann sich vorstellen, im Bereich der Erwachsenenbildung bis hin zu internationalen Kooperationen im Kulturmanagement tätig zu sein. Genau festlegen will sie sich wie ihre Kommilitonin Kerstin Schweizer noch nicht. Schweizer kann sich vorstellen, ihre Kenntnisse schließlich in der interreligiösen Dialog-, Kultur-, Bildungs- und Beratungsarbeit gewinnbringend einzusetzen. Wo genau das sein wird, kann sie heute noch nicht sagen, aber in einer Sache sind sich Arnold und Schweizer einig: „Mehrgleisigkeit kann nicht schaden!“ Worüber sich die beiden neben den fachlichen Anreizen am meisten freuen, sind die vielen Kontakte, die sie schon geknüpft haben. „Das Praxisseminar zum interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen bot exzellente Möglichkeiten, mit Vertreterinnen und Vertretern muslimischer Gemeinschaften ins Gespräch zu kommen“, erzählt Schweizer. Und vielleicht ergibt sich aus solchen Kontakten ja auch einmal eine berufliche Perspektive, die längst nicht auf Deutschland beschränkt bleiben muss. Denn um Verständnis für die eigene Kultur zu werben und eine Vertrautheit mit der jeweils anderen Kultur zu erreichen, muss man viel reisen. Auch dafür ist der Rabbi Erwin Schild ein gutes Beispiel. von Dr. Martin Beyer 21 5.7 Interreligiöser Dialog in der Praxis Rückblick auf das erste Interreligiöse Praxisseminar vom 04.-07.04.2006 Vom 4. bis zum 7. April 2006 fand an der Universität Bamberg unter der Leitung von Prof. Dr. Rotraud Wielandt das erste interreligiöse Praxisseminar zum Dialog zwischen Christen und Muslimen statt. Obligatorisch war diese besondere Veranstaltung für die Studentinnen des Zentrums für Interreligiöse Studien, die bereichert wurde durch Studentinnen und Studenten der Islamwissenschaften in höheren Semestern. Ziel war das konkrete Kennenlernen von christlichislamischen Dialogstellen in Frankfurt und Köln, sowie muslimischer Dachverbände. Wir besuchten z.B. Cibedo in Frankfurt – Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle e.V., eine Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz in Frankfurt ist und seit Mitte der 70er Jahre vor allem ZeiZIS-Studierende zusammen mit Prof. Dr. Rotraud Wielandt auf dem Weg zum Re- tungsartikel, Zeitschriften und ferat für interreligiöse Dialog– und Welt- weitere veröffentlichte Materiaanschauungsfragen im Erzbistum Köln. lien (nicht nur deutschsprachige!) zum christlich-islamischen Dialog aus wissenschaftlicher Perspektive archiviert. Eine zweite Station war das Referat für Interreligiösen Dialog- und Weltanschauungsfragen des Erzbistums Köln, das in seiner Art bisher einmalig in Deutschland ist. Im Gespräch wurde deutlich, dass das Gründungsinteresse darin lag, den vor allem türkischmuslimischen Gastarbeitern in Deutschland entgegenzugehen und ihnen die Begegnung mit einem menschenfreundlichen Christentum zu ermöglichen. Auf dem vielfältigen Programm dieser Praxistage standen auch Begegnungen mit Vertretern der DITIB (DİYANET 22 İŞLERİ TÜRK İSLAM BİRLİĞİ)-Gemeinde in Köln, die 1985 gegründet wurde und als Dachverband angeblich mehr als fünfzig Prozent aller Muslime in Deutschland vertritt, dem Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) und dem Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V. (BFmF). Ziel von VIKZ sei es, „sprechende Bücher zu erziehen“, also Menschen, die Wissen aktiv weitergeben können. Auf den interreligiösen Dialog angesprochen wurde geantwortet, statt nur Dialog mit den Kirchen zu betreiben, setze man lieber auf einen gesamtgesellschaftlichen Dialog. Besonders beeindruckend empfanden wir alle BFmF, das 1996 auf Initiative einer konvertierten Muslimin gegründet wurde und sich zu einem beachtlichen Bildungszentrum mit 27 fest angestellten Frauen und einer Räumlichkeit von 1000 qm entwickelte. Mit enormem Engagement und Professionalität ist es gelungen, eine unglaubliche Fülle an Bildungsangeboten und ein funktionierendes soziales Netzwerk für muslimische Frauen aufzubauen. Mit großer Begeisterung und fruchtbaren Diskussionen fand auch unter den TeilnehmerInnen, die selbst christliche, atheistische und muslimische Hintergründe haben, ein reger interreligiöser Austausch von Meinungen, Erfahrungen und den gemeinsam erlebten Seminarstationen statt. von Isabell Arnold 23 5.8 Jüdische Theologie einmal anders Rückblick auf das Blockseminar mit Rabbiner Dr. Erwin Schild (Kanada) vom 07.-08.06.2006 „Gott erkennen ist eine existentielle Aufgabe“. Wie sie seitens jüdischer Gelehrsamkeit bestritten wird, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Blockseminars mit Rabbiner Erwin Schild hautnah erfahren Vom 07.08.06.2006 fanden sich etwa zwanzig Studierende der Theologie und des Master Interreligiöse Studien an der Otto-FriedrichUniversität Bamberg mit dem in Toronto lebenden Rabbi Erwin Schild zusammen. Im Mittelpunkt des vom Zentrum für Interreligiöse Studien (ZIS) initiierten Blockseminars „Einführung in die Jüdische Theologie“ stand der Text „Höre Israel – Sch’ma Jisrael“ (Dtn 6,4). Er resümiert die beiden wesentlichen Elemente jüdischen Glaubens – Gottesliebe und Gehorsam gegenüber dem Gesetz. Zeit als Raum der Erfahrung Gottes Eröffnet wurde das Blockseminar durch eine Vorlesung des Rabbi, zu der öffentlich eingeladen worden war. Schild beleuchtete impulsartig das in der Thora – dem Teil der Bibel, der Christen unter dem Begriff Altes Testament bekannt ist – zugrunde Rabbiner Dr. Erwin Schild (l.) und Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins (r.) im In- gelegte Zeitempfinden. Zeit sei, nenhof der Theologischen Fakultät. so der Rabbi, im Judentum keine illusorische Konstruktion, sondern gelebte Realität, manifest in Tagen, Jahreszeiten entsprechenden Festen und damit verbundenen religiösen Handlungen. So finde die jüdische Woche mit dem Sabbat als ihrem siebten Tag ihren Höhe- und Ruhepunkt, wie bereits in der 24 Schöpfungserzählung angelegt. In dieser durch die Schöpfungsgeschichte festgelegten Struktur werde die „Heiligkeit“ Gottes erfahrbar. Eine Kostprobe rabbinischer Hermeneutik Im kleineren Rahmen des auf die Vorlesung folgenden Blockseminars entwickelten sich auf der Grundlage des Textes „Höre Israel“ äußerst spannende Perspektiven auf die Art und Weise der rabbinischen Auslegungsarbeit. Es gilt, in der Auseinandersetzung mit dem Urtext und den bereits bestehenden, verschriftlichten Auslegungen zu einer eigenen Perspektive zu kommen. So wurde anknüpfend an das „Höre Israel“ über Menschen- und Gottesbild im Judentum, die GottMensch-Beziehung in ihrer Beidseitigkeit, über Monotheismus und die Frage nach Gut und Böse in der Welt diskutiert. Vertiefte Auseinandersetzungen mit ausgewählten jüdischen Segenssprüchen, B’rachot, und einer Interpretation einzelner Gebote aus dem Buch der Erziehung, Sefer Hachinuch, des Rabbi Aharon Halevi von Barcelona, folgten. Die gelesenen Textausschnitte griffen Inhalte des „Sch’ma Jisrael“ auf und entwickeln sie alltagsbezogen weiter. Zur Gegenwärtigkeit der Texte Besonders erfrischend waren bei der erlebten Kostprobe rabbinischer Textauslegung die persönlichen Anmerkungen des Rabbis, der keinen Zweifel an seiner Freude am Umgang mit dem Text ließ sowie seiner Begeisterung an ihrer Aktualität in seinem eigenen Leben. Seine Gesprächs-, Erklärungsbereitschaft und Offenheit zeigte sich einmal mehr in der abschließenden Fragerunde, in der nicht nur Themen wie die organisatorische Struktur der jüdischen Gemeinde, einzelne Strömungen, die Glaubenserziehung jüdischer Kinder, sondern auch seine eigene „rabbinische Geschichte“ zur Sprache kamen. von Kerstin Schweizer 25 6 Wissenschaftliche Projekte 6.1 Christlich-Muslimischer Dialog in Deutschland. Eine Untersuchung der Aktivitäten der christlichen Kirchen Kurzbeschreibung: Das Projekt diente der Erfassung und Untersuchung des Engagements der christlichen Kirchen im Dialog mit Muslimen und muslimischen Gemeinschaften in Deutschland. Unter systematischen Gesichtspunkten wurden Dialogaktivitäten erfasst und Kriterien zu einer theologisch-sozialethischen Evaluation derselben erarbeitet. Die Projektarbeit setzte somit an einem Desiderat sowohl der interreligiösen Forschung als auch der theologischen Selbstvergewisserung bezüglich der kulturell-diakonischen Aufgabe der Kirchen unter den Bedingungen religiöser Pluralität an. In der Zwischenzeit ist auf der Grundlage der erarbeiteten Ergebnisse ein Dissertationsprojekt im Fach Christliche Sozialethik entstanden, das nach dem Bayerischen Eliteförderungsgesetz durch ein Stipendium unterstützt wird. Projektbearbeiterin: Dipl. theol. Barbara Göb Laufzeit: September 2005 - März 2006 Finanzierung: Universität Bamberg (Interne Forschungsförderung) 6.2 Religion in säkularen Öffentlichkeiten Kurzbeschreibung: Welche öffentliche Rolle Religion in säkularisierten Gesellschaften spielt / spielen soll, ist eine zentrale Frage der Gegenwart. Wie die Debatte um Grenzen der Deutungshoheit des technischwissenschaftlichen Welt- und Menschenbildes zeigt, geht es dabei zunehmend um die Bedeutung religiöser Argumente im öffentlichen Diskurs. 26 Ob und wie sich religiöse Traditionen mit den Diskursstrukturen säkularer Öffentlichkeiten vermitteln lassen, ohne dabei ihren Eigensinn zu verlieren, soll aus theologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive nachgegangen werden. Zum einen werden die kulturellen, rechtlichen und politischen Faktoren untersucht, die in unterschiedlichen europäischen Gesellschaften die institutionellen Rahmenbedingungen für das Verhältnis religiöser und säkularer Argumente in öffentlichen Diskursen darstellen. Zum anderen wird an exemplarischen Debatten der Argumentationshaushalt öffentlicher Diskurse auf die Bedeutung religiös geprägter Menschenbilder hin geprüft. Zu fragen ist, an welche Traditionen menschlicher Selbstentwürfe innerhalb des gegenwärtigen Judentums, des Christentums und des Islam angeschlossen wird; wie die daraus abgeleiteten Argumente in unterschiedlichen europäischen Öffentlichkeiten vermittelt werden; und welche Bedeutung dies wiederum für die institutionelle Reproduktion demokratischer Grundwerte besitzt. Das Projekt wird von einer multidisziplinären Arbeitsgruppe getragen; personelle Veränderungen, u.a. Berufung eines beteiligten Kollegen an eine andere Universität und die Übernahme des Dekansamtes durch einen anderen Beteiligten, haben die Arbeit im Berichtsjahr verzögert. Sondierungen für eine Förderung durch die Volkswagenstiftung haben noch nicht zu einer Antragstellung geführt. Projektkoordination: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins Laufzeit: seit Juli 2005 Finanzierung: Eigenmittel der beteiligten Lehrstühle 27 7 Kooperationen Das ZIS unterhält Arbeitskontakte und Kooperationsbeziehungen zu unterschiedlichen Einrichtungen im In- und Ausland, die sowohl für gemeinsame Forschungsvorhaben als auch für Dozenten- und Studierendenaustausch gute Perspektiven eröffnet. Mit dem Centre for Intercultural Ethics an der Universität Tilburg/ Niederlande konnte im Januar 2005 eine formelle Kooperationsvereinbarung unterzeichnet werden. Der weitere Ausbau von Kontakten mit universitären Lehr- und Forschungseinrichtungen der christlichen wie der muslimischen und jüdischen Theologie wurde in diesem Jahr durch zahlreiche Kontaktgespräche vorangebracht und wird nach dem derzeitigen Stand der Dinge zu weiteren dauerhaften Kooperationen führen. Innerhalb der Universität Bamberg spielt nach wie vor die Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg eine tragende Rolle; sie ermöglicht erhebliche Synergieeffekte und wechselseitige Unterstützung. 7.1 Inneruniversitäre Kooperationen und Kontakte Graduiertenkolleg "Anthropologische Grundlagen und Entwicklungen im Christentum und Islam" (Bamberg) Hornthalstraße 2, D-96045 Bamberg +49 (951) 863-2255 [email protected] http://web.uni-bamberg.de/~ba4gk99/ 28 7.2 Interuniversitäre Kooperationen und Kontakte Centre for Intercultural Ethics, Universität Tilburg (Niederlande) Postbus 9130, NL-5000 HC Tilburg +31 (13) 466-2782 [email protected] http://www.tilburguniversity.nl/facultiestft/cie/ Kontaktperson des ZIS: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins The Irish School of Ecumenics (ISE) / Trinity College, Dublin (Irland) College Green, Dublin 2 +353 (1) 896 1000 [email protected] http://www.tcd.ie/ Kontaktperson des ZIS: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins Department of Theology, University of Notre Dame (USA) 130 Malloy Hall, Notre Dame, IN 46556 +001 574-631-7811 [email protected] http://www.nd.edu/~theo/index.html Kontaktperson des ZIS: Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler 7.3 Weitere Kontakte Israelitische Kultusgemeinde Bamberg Willy-Lessing-Straße 7, 96047 Bamberg +49 (951) 297870 29 8 Aus der Arbeit der ZIS-Mitglieder Im Folgenden wird auf interreligiös relevante wissenschaftliche Aktivitäten hingewiesen, die von den einzelnen Mitgliedern des Zentrums in die Arbeitsbilanz des Zentrums eingebracht werden. 8.1 Forschungsprojekte Diskurse angesichts des Bösen. Transformationen der Theodizeefrage (Prof. Dr. Klaus Bieberstein). Vom Gottesentwurf zum Selbstentwurf. Der perfekte Mensch im Islam (Dr. Reza Hajatpour). 8.2 Publikationen Bedford-Strohm, Heinrich: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“ – Dietrich Bonhoeffer und die Juden, in: M. Baumann/T. Becker/R. Woebs (Hg.): Musik und Kultur im jüdischen Leben der Gegenwart. Berlin 2006, 89-106. Bedford-Strohm: Ökumenische Sozialethik nach Porto Alegre, in: Ökumenische Rundschau 55 (2006), 451-463. Bieberstein, Klaus: Der biblische Tempelberg in seiner islamischen Rezeption. In: Keel, Max (Hg.): Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt (Orte und Landschaften der Bibel IV 2). Göttingen 2007, 207-277. Först, Johannes, "Ex opere operato" und postmoderne Religiosität? Die Entdeckung der Tradition als inspirierende Kraft für die Pastoral der (Post-)Moderne, in: Mann in der Kirche 14 (2006),, 14-20. 30 Hajatpour, Reza: Mehdi Hairi Yazdi Interkulturell gelesen. Nordhausen 2005. Heimbach-Steins, Marianne / Wielandt, Rotraud / Zintl, Reinhard (Hgg.): Religiöse Identität(en) und gemeinsame Religionsfreiheit. Eine Herausforderung pluraler Gesellschaften, Würzburg 2006. Heimbach-Steins, Marianne: Religiöse Identität(en) und gemeinsame Religionsfreiheit. Politische und religiöse Voraussetzungen des Zusammenlebens in „postsäkularer“ Gesellschaft – eine Einführung, in: Heimbach-Steins, Marianne / Wielandt, Rotraud / Zintl, Reinhard (Hgg.): Religiöse Identität(en) und gemeinsame Religionsfreiheit. Eine Herausforderung pluraler Gesellschaften, Würzburg 2006, 9-24. Heimbach-Steins, Marianne: Körperbild, personale Identität und Gesellschaft. Sozialethische Denkanstöße und Desiderate – ein Diskussionsimpuls, in: Merks, Karl Wilhelm / Goris, Harm (Hgg): Bodiliness and Human Dignity. An Intercultural Approach – Leiblichkeit und Menschenwürde. Interkulturelle Zugänge, (Tilburg Theological Studies), Münster 2006, 11-27. Heimbach-Steins, Marianne: Education for World Citizens in the Face of Dependency, Insecurity and Loss of Control, in: Studies in Christian Ethics 19 (2006), 63-80. Heimbach-Steins, Marianne: Menschenrechte der Frauen. Universaler Anspruch und kontextbezogene Konkretisierung, in: StdZ 131 (2006) 546-561. Korn, Lorenz: Moments of Exoticism in Mamluk Architecture, in: Hagedorn, A. (Hrsg.): The Phenomenon of „Foreign“ in Oriental Art. Wiesbaden 2006, 103-115. 31 Schöttler, Heinz-Günther: „Auf der Ebene ihrer je eigenen Identität verbunden“ (Johannes Paul II.) – Theologische Überlegungen zu einem neuen Verhältnis von Kirche und Israel und zum christlich-jüdischen Dialog, in: Baumann, Max Peter / Becker, Tim / Woebs, Raphael (Hgg.), Musik und Kultur im jüdischen Leben der Gegenwart, Berlin 2006 (Reihe: Kulturwissenschaften), 33-87. Schöttler, Heinz-Günther: „Beziehungen wie zu keiner anderen Religion“ (Johannes Paul II.) – Das besondere Verhältnis von Christentum und Judentum, in: Lebendige Seelsorge. Zeitschrift für praktisch-theologisches Handeln 56 (2006), 314-319. Schöttler, Heinz-Günther: Religionen sind immer in Auslegungsprozesse verstrickt, in: Lebendige Seelsorge. Zeitschrift für praktisch-theologisches Handeln 56 (2006), 322-324. Zintl, Reinhard: „Sich einmischen?“ Statement zu einer Podiumsdiskussion, in: Filipović, Alexander / Lindner, Konstantin / Schmitt. Hans-Peter (Hgg.): Theologie in Politik und Gesellschaft. Berlin 2006, 96-101. 8.3 Tagungen und Vorträge „Diskurse angesichts des Bösen. Transformationen der Theodizeefrage“. Tagung vom 23.-24. April 2006 auf Burg Rothenfels (gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Bongardt, FU Berlin) (Prof. Dr. Klaus Bieberstein). 3. Coburger Gespräch der Religionen: Diskussion mit Vertretern von Buddhismus, Judentum und Islam am 28.06.2006 in Coburg (Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm). "Religion und Glauben im 21. Jahrhundert: Glauben und Werte". Veranstaltung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am 23.11.2006 in Berlin (Prof. Dr. Heinrich BedfordStrohm). 32 „Quo vadis, theologia? Kirchliches Handeln im Kontext spätmoderner Religionsformen.“ Internationales Symposium an der Fakultät Katholische Theologie der Universität Bamberg vom 03.-05. April 2006. (Dr. Johannes Först und Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler). Vollversammlung des Weltkirchenrats vom 14.-24.02.2006 in Porto Alegre/Brasilien (Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm). „Demokratieverständnis in Christentum und Islam“. Tagung am 15.02.2006, veranstaltet von der der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle e.V. (CIBEDO) und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen, Frankfurt/M.. Vortrag: Demokratie – eine christliche Perspektive (Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins); Moderation (Prof. Dr. Rotraud Wielandt). „Quo vadis, theologia? (Praktische Theologie und kirchliches Handeln im Kontext spätmoderner Religionsformen“. Symposium vom 3.-5. April 2006, veranstaltet von der Professur für Pastoraltheologie und Kerygmatik der Universität Bamberg. Vortrag: Katholische Kirche im demokratischen Staat: Rezeption und NichtRezeption (Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins). „Frauen – Gewinner oder Verlierer der Globalisierung? Neue Herausforderungen für eine Gender-gerechte Weltordnung“ Symposium am 19./20.05.2006 an der Hochschule für Philosophie in München. Vortrag: „Menschenrechte im „Gender-Test“. Frauenrechte zwischen Universalanspruch und soziokultureller Implementierung (Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins). „Religionen in Nachbarschaft“. Workshop des Interdisziplinären Forums Religion am 20./21.02.2006 an der Universität Erfurt, Kommentar zum Vortrag von Benedikt Kranemann, Funktion 33 christlicher Liturgie in Nachbarschaftsverhältnissen (Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins). „Catholic Theological Ethics in the World Church”. The First International Crosscultural Conference for Catholic Theological Ethicists vom 8.-12.07.2006 am Istituto Aloisiano in Padua. Beitrag zum European Continental Panel “Major Moral Challenges in Europe” (Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins). Jahrestagung der Societas ethica, Political Ethics and International Order vom 23.-27.8.2006 in Oxford (Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins). Jahrestagung der Oriental Numismatic Society/Sektion Vorderer Orient am 13./14.5.2006 in Bamberg (Prof. Dr. Lorenz Korn). Tagung der Ernst-Herzfeld Gesellschaft für islamische Kunstgeschichte und Archäologie vom 2.-3.07.2006 in Bonn (Prof. Dr. Lorenz Korn). I. Römische Konsultation zum Jüdischen und Kanonischen Recht vom 9.-11.10.2006 an der Pontificia Università Gregoriana in Rom (Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler). „Christlich-jüdischer Dialog auf dem Prüfstand“. Gemeinsame Fachtagung des Gesprächskreises Christen und Juden beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken und der Katholischen Akademie in Bayern vom 22.-24.10.2006 in München (Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler). 96. Deutscher Katholikentag vom 24.-28.05.2006 in Saarbrücken. Bibelarbeit zum Thema „Der falsche und der rechte Gottesdienst – Jesaja 1,10-17“ (Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler). 34 „Derascha und Predigt. Homiletik im jüdisch-christlichen Dialog“. Homiletisches Seminar vom 07.-10.04. und 01.-04.09.2006 in Bamberg (Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler). Begegnung von Walter Kardinal Kasper mit deutschen Rabbinern am 9.03.2006 in Berlin (Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler). Ephraim-Veitel-Dozentur am Abraham Geiger Kolleg (Berlin – Potsdam) im März 2006 (Prof. Heinz-Günther Schöttler). Kurzzeit-Gastdozentur im Theologischen Studienjahr der Dormitio-Abtei in Jerusalem mit Vorlesungen zur muslimischen Hermeneutik der Koranexegese in Geschichte und Gegenwart vom 21.01.-02.02.2006 (Prof. Dr. Rotraud Wielandt). „Recht auf Mission contra Religionsfreiheit? Das christliche Europa auf dem Prüfstand“. Kirchenrechtliche Tagung vom 20.22.02.2006 an der Universität Trier. Vortrag zum Thema „Religionsfreiheit und Absolutheitsanspruch der Religion im zeitgenössischen Islam“ (Prof. Dr. Rotraud Wielandt). „Interreligiöse Solidarität im Einsatz für die Armen“. Fachkonferenz zur interreligiösen Entwicklungszusammenarbeit vom 27.28.03.2006 in Mainz. Tagungsbeobachtung und Referat im Rahmen der Abschluss-Sitzung (Prof. Dr. Rotraud Wielandt). „Das Gottesbild im Christentum und im Islam“. Islamischchristliche Fachtagung vom 16.-17.05.2006 in der Katholischen Akademie in Bayern in München (Prof. Dr. Rotraud Wielandt). „Religion und Staat“. Dialogtagung der Eugen-Biser-Stiftung mit Theologen der (Islamisch-)Theologischen Fakultät der Universität Ankara vom 19.-21.05.2006 in Ankara (Prof. Dr. Rotraud Wielandt). 35 „Islam und Europa – Wird der ‚Kampf der Kulturen’ zur Realität?“. Öffentliches Expertengespräch der Hanns-Seidel-Stiftung am 22.05.2006 in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin (Prof. Dr. Rotraud Wielandt). 8.4 Weitere internationale Kontakte Dienstreise nach Ankara zum Zweck der Suche nach Praktikumsplätzen für Studierende des MA-Studienganges „Interreligiöse Studien“ und Gesprächen über Möglichkeiten der Kooperation zwischen ZIS und (Islamisch-) Theologischer Fakultät der Universität Ankara vom 01.-08.10.2006 (Prof. Dr. Rotraud Wielandt). Ministry of Awqaf and Religious Affairs, Sultanate of Oman (Prof. Dr. Lorenz Korn). 36 9 Impressum Herausgeber ZIS - Zentrum für Interreligiöse Studien Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins © All rights reserved by ZIS Redaktion Florian Lamprecht Layout, Satz und Bildbearbeitung Florian Lamprecht Fotos und Abbildungen Isabell Arnold, Martin Beyer, Florian Lamprecht, Kerstin Schweizer Druck Druckerei der Universität Bamberg Erscheinungsweise einmal jährlich, Auflage 300 Exemplare Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers Heimbach-Steins, M. / Wielandt, R. / Zintl, R. (Hrsg.) Religiöse Identität(en) und gemeinsame Religionsfreiheit. Eine Herausforderung pluraler Gesellschaften. (Judentum – Christentum – Islam. Bamberger interreligiöse Studien; Bd. 3) Würzburg, Ergon-Verlag, 1. Auflage 2006 168 Seiten – 170 x 240 mm. Kartoniert