1. Forschungstag des fachübergreifenden Forschungsclusters

Werbung
1. Forschungstag des
fachübergreifenden Forschungsclusters Nachhaltigkeit
der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Mittwoch, 20. November 2013, 13.30 – 17 Uhr.
Stiftungssaal im Servicegebäude der AAU, Universitätsstraße 65-67
Programm
13.30-13.45
Begrüßung
13.45-14.15
Widerstandsmotive gegen ein Ernstnehmen der globalen
Klimakatastrophe
Josef Berghold
14.15-14.45
Zur „affektiven Arbeit“ von Klimawandel-Filmen. Eine
explorative Studie zur gesellschaftlichen Relevanz von
Filmen zum Thema Nachhaltigkeit
Brigitte Hipfl, Alexa Weik von Mossner
14.45-15.15
Urbane und rurale Transitionsszenarien in Richtung eines
nachhaltigen Ernährungssystems
Juliana Lutz
15.15-15.45
Kaffeepause
15.45-16.15
Caring Societies and Sustainable Development
Ulli Weisz, Klaus Wegleitner
16.15-16.45
Danube:Future
Verena Winiwarter
16.45-17.00
Verabschiedung
Eine Kurzbeschreibung der Präsentationen sowie der Vortragenden findet sich
im Anhang.
13.45-14.15
Widerstandsmotive gegen ein Ernstnehmen der globalen
Klimakatastrophe
Josef Berghold
Es soll darum gehen, wesentliche Beweggründe (Reaktionsweisen, psychische
Mechanismen...) konkret zu explorieren und zu differenzieren, die sich dagegen richten, die
Herausforderungen der globalen ökologischen Gefahren ins Bewusstsein zuzulassen und
entschieden und angemessen genug darauf zu reagieren. Daraus sollen Anhaltspunkte bzw.
Orientierungshilfen gewonnen werden, wie eine größere Offenheit begünstigt werden
könnte -- u.a. in Richtung größerer Angstfähigkeit und eines aktiveren Sinns für globale
(gesamtgesellschaftliche, ökologische) Verantwortung.
Als Erhebungsmethoden sind problemzentrierte Interviews, Gruppendiskussionen und
Analysen von Kommentaren und Diskussionen in ausgewählten Medien angedacht.
Konkret sollten in etwa die folgenden Haupt-Motive (oder Gruppen von Motiven) näher
betrachtet werden:
1.) Ängste vor Gefühlen der Hilflosigkeit gegenüber existenziellen Bedrohungen (oder
jedenfalls realistisch höchst belastenden Entwicklungen) und die dagegen mobilisierten
Abwehrmechanismen (Verdrängung, Verleugnung, Spaltung, Regression,
Reaktionsbildung...).
2.) Ängste vor schwer erträglichen Schuldgefühlen (gegenüber unreifen, sehr bedrohlich
erlebten Gewissensinstanzen) -- was auch zur Frage führt, welche Art von Moral und
Gewissen für eine nachhaltige Entwicklung wesentlich wäre.
3.) Ängste gegenüber den radikalen psychologischen Konsequenzen der sich immer
dringender abzeichnenden Überlebens-Notwendigkeiten einer weitreichenden politischen
und zivilisatorischen Neuorientierung (Abbau von Feindbildern und Sündenbockdenken,
größere soziale Gerechtigkeit und Gesamtverantwortung, Verzicht auf technologischen u.ä.
Allmachtswahn, Denken in großen systemischen Zusammenhängen, größere Bereitschaft zur
politischen Partizipation...).
Univ.-Prof. Dr. Josef Berghold ist analytisch orientierter Sozialpsychologe. Schwerpunkte
u.a. Psychologie von Vorurteilen und Feindbildern, Wurzeln von Solidarität und
Sozialdarwinismus, globale Gesellschaft und nachhaltige Entwicklung, interkulturelle
Beziehungen, Deutungen des Unbewussten auf öffentlicher Ebene.
14.15-14.45
Zur „affektiven Arbeit“ von Klimawandel-Filmen. Eine
explorative Studie zur gesellschaftlichen Relevanz von
Filmen zum Thema Nachhaltigkeit
Brigitte Hipfl, Alexa Weik von Mossner
Ausgangspunkt für die vom Forschungsrat der AAU geförderte explorative Studie ist die Frage,
in welcher Weise Filme als Auslöser für ein Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit und für
nachhaltige Handlungspraktiken fungieren können. Untersuchungsmaterial sind zwei aktuelle
Dokumentarfilme zum Klimawandel: Chasing Ice (USA, 2012) thematisiert den dramatischen
Eisverlust in der Arktis, PEAK (Deutschland/Italien 2012) befasst sich mit den Auswirkungen
des Klimawandels auf alpine Schigebiete in Österreich und Südtirol, sowie das Abschmelzen
der Gletscher im Alpenraum. In der interdisziplinär angelegten Pilotstudie an der Schnittstelle
zwischen Film- und Medienwissenschaften wird ein theoretischer und methodischer Zugang
erprobt, der in der Folge in einem größer angelegten Forschungsprojekt verwendet werden
soll. Untersucht wird dabei das Zusammenspiel des filmischen Angebotes (d.h. der
Narrationen und Diskurse, der filmischen Gestaltungsweisen, nahegelegten Bedeutungen, der
filmischen Steuerung von Emotionen) mit der Art und Weise, wie diese Filme bei den
Zuschauern und Zuschauerinnen ankommen. Für die Nachhaltigkeitsforschung geben die
Ergebnisse der Studie Aufschluss über das Potential von Filmen, Bewusstsein und Verhalten
in Richtung Nachhaltigkeit verändern zu können.
Ao. Univ.-Prof. Dr. Brigitte Hipfl ist Außerordentliche Professorin am Institut für Medien- und
Kommunikationswissenschaft. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte bezieht sich auf Fragen der
Medienrezeption. Gegenwärtig setzt sie sich insbesondere mit den affektiven Dimensionen
der Medien und deren Potential für gesellschaftliche Transformationen auseinander.
Dr. Alexa Weik von Mossner ist Postdoc Assistentin am Institut für Anglistik und Amerikanistik
und beschäftigt sich in ihrer filmwissenschaftlichen Forschungsarbeit mit den Erzähl- und
Emotionalisierungsstrategien und von Nachhaltigkeitsfilmen. Als Kuratorin der
Umweltfilmreihe “Green Visions” im Münchner Kulturzentrum Gasteig organisiert sie im
laufenden Semester eine Themenreihe zum Klimawandel.
14.45-15.15
Urbane und rurale Transitionsszenarien in Richtung eines
nachhaltigen Ernährungssystems
Juliana Lutz
Die in diesem Vortrag vorgestellte Projektidee, die im Oktober als „Expression of Interest“
beim ÖAW-Call „Earth System Sciences“ eingereicht wurde, ist eine Kooperation zwischen
dem Institut für Soziale Ökologie in Wien sowie dem Interuniversitären Forschungszentrum
in Graz.
Ausgangspunkt des geplanten Projektes ist die Erkenntnis, dass das gegenwärtige,
industrielle Agrar- und Ernährungssystem ökologisch und sozial nicht nachhaltig ist. Es ist
abhängig vom Einsatz fossiler Ressourcen, verursacht einen großen Teil der
Treibhausgasemissionen, reduziert die Biodiversität und kann trotz des vorhandenen
technischen Potentials einen großen Teil der Weltbevölkerung nicht ernähren. Zudem
verlieren ErzeugerInnen wie Konsumenteninnen landwirtschaftlicher Produkte in einem
ökonomischen Zwängen untergeordneten Ernährungssystem zunehmend die Kontrolle
darüber, was und wie Lebensmittel erzeugt, verteilt und konsumiert werden.
Vor diesem Hintergrund plant das hier vorgestellte Projekt die Entwicklung von auf dem
Konzept der Ernährungssouveränität basierender Szenarien hin zu einem nachhaltigen
Ernährungssystem. Über die Ernährungssicherung hinaus betont die Ernährungssouveränität
die Bedeutung einer möglichst fair und demokratisch organisierten Erzeugung, Verteilung
und Konsumption von Lebensmitteln, einhergehend mit tiefgreifenden sozioökonomischen
Veränderungen. In diesem Zusammenhang möchte das Projekt der Frage nachgehen,
inwieweit alternative lokale Lebensmittelnetzwerke (z.B. Erzeuger-VerbraucherGenossenschaften) als Nischeninnovationen in einem industriell dominierten Agrarsystem
durch ihre sukzessive Ausbreitung und Vernetzung zu Bausteinen eines Transitions-Szenarios
auch auf größerer Skalenebene werden können.
Empirische Basis dieser Szenarien bildet, neben einer Literaturanalyse, eine auf Interviews
basierende Untersuchung sozialer und ökologischer Charakteristika bestehender lokaler
Lebensmittelnetzwerke. Auf Basis dieser Daten sollen im Projekt zwei exemplarische
Szenarien für jeweils eine städtische (Graz) und eine ländliche Region (Maria Anzbach)
entwickelt werden. Diese Szenarien dienen als Werkzeug, um damit Rahmenbedingungen,
Herausforderungen und Grenzen einer Verallgemeinerung alternativer
Lebensmittelnetzwerke zu analysieren. Im Sinne eines transdisziplinären Ansatzes werden
die Szenarien gemeinsam mit an alternativen Lebensmittelnetzwerken beteiligten Akteuren
entwickelt und analysiert.
Dr. Juliana Lutz ist Wissenschaftlerin und Lektorin am Institut für Soziale Ökologie der IFF in
Wien und Mitbetreiberin des lokalen Nahrungsversorgungsnetzwerkes „Speiselokal“ in
Maria Anzbach. Sie beschäftigt sich mit sozialen Einflussfaktoren von Landnutzungsveränderungen und damit verbundener Ernährungssysteme, mit besonderem Fokus auf der
Untersuchung lokaler Lebensmittelnetzwerke.
15.45-16.15
Caring Societies and Sustainable Development
Ulli Weisz, Klaus Wegleitner
Hintergrund
Ein Team der beiden Institute Soziale Ökologie (SEC) und Palliative Care und
OrganisationsEthik (PallOrg) hat im letzten Jahr (2012-2013) ein OE und fachübergreifendes
TREX-Projekt (Transdisziplinäre Experimente) zum Nachhaltigkeits-Forschungsschwerpunkt
der AAU durchgeführt. Als Ergebnis entstand das Diskussionspapier: „Caring SocietiesNachhaltige Entwicklung in Konzepten von Gesundheitsförderung und Palliative Care: für ein
gutes Leben für alle - bis zuletzt“, denn: Sowohl im Diskurs der nachhaltigen Entwicklung, als
auch in Palliative Care geht es um die Frage, welche Umgänge, Strategien, sozialen und
kulturellen Techniken Gesellschaften entwickeln sollten, um mit der prinzipiellen Unsicherheit
von möglichen Zukünften umzugehen, um herrschende Praxen der Lebensführung und „des
Caring“ zu verändern, damit ein gutes Leben für alle, - damit sind die jetzigen, wie auch die
folgenden Generationen angesprochen -, bis zuletzt möglich wird.
Unsere Arbeitshypothese ist, dass die Verbesserung von Sorge(Caring)Potentialen in der
Gesellschaft zu nachhaltiger Entwicklung, und umgekehrt, die Integration des Konzepts der
nachhaltigen Entwicklung in regionale Health Promotion Palliative Care Prozesse, zur
Entwicklung einer Caring Society beitragen.
Status und Zielsetzungen
In inhaltlich-konzeptueller Fortführung des TREX arbeitet das SEC-PallOrg Team derzeit an
einer gemeinsamen Journal-Publikation, sowie an einer konkreten Projektperspektive zum
Thema „Caring Societies“, die in einen Forschungsantrag beim FWF münden sollte.
Dabei geht es uns um folgende Fragen: 1) Wie gelingt es das Konzept nachhaltiger Entwicklung
als differenziertes, gesellschaftspolitisches Konzept in den Konzepten der Palliative Care und
Health Promotion zu verankern 2) Wie gelingt es die Diskurse und Akteure aufeinander zu
beziehen. Dementsprechende planen wir zwei Schwerpunkte für unser Vorhaben: 1)
vertiefende Diskursanalyse als Grundlage der theoretisch-konzeptionellen Arbeit 2) inhaltliche
und soziale Vernetzung der Akteure (über: internationale Workshops und/oder ein
Modellprojekt auf regionaler Ebene).
Die Präsentation und den kollegialen Diskurs im Rahmen des Forschungstages wollen wir
gerne zur Schärfung des inhaltlichen Projekt-Anliegens, sowie zur Beratung des
Forschungsantrages nutzen.
Mag.a Ulli Weisz, Institut für Soziale Ökologie/IFF Wien, ist Ökologin und Diplomierte
Gesunden- und Krankenpflegerin. Beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit Gesundheit und
Gesundheitsförderung aus der Perspektive sozialökologischer Nachhaltigkeitsforschung,
konkret geht es in ihrer Arbeit um das Erkennen von Synergien zwischen beiden
gesellschaftlichen Anliegen (co-benefits) und deren Umsetzung.
Mag. Dr. Klaus Wegleitner, Postdoc Assistent am Institut für Palliative Care und
OrganisationsEthik/IFF Wien, ist Sozialwissenschaftler und Versorgungssystemforscher.
Widmet sich Fragen des Transformationsbedarfs von Gesundheitssystemen und
Hilfenetzwerken in spätmodernen Gesellschaften in der Unterstützung von chronisch
kranken, alten und sterbenden Menschen.
16.15-16.45
Danube:Future
Verena Winiwarter
Zwei Rektorenkonferenzen (Alpen-Adria und Donau) haben sich gemeinsam entschlossen,
ihre Aktivitäten im Bereich der Forschung und des Trainings für nachhaltige Entwicklung des
Donauraums zu bündeln. Das Projekt wird von der AAU koordiniert, weitere Mitglieder des
Management Committee sind die Universität für Bodenkultur, die Universität Triest und die
Universität Novi Sad, sowie das außeruniversitäre Institut für den Donauraum und
Mitteleuropa.
Danube:Future ist das Dach für die Bündelung von nachhaltiger Entwicklung, es setzt auf drei
Schwerpunkte: Interdisziplinäre Methoden, die Rolle des kulturellen Erbes für nachhaltige
Entwicklung sowie die Rolle natürlichen Erbes für nachhaltige Entwicklung.
Das Projekt wurde als „networking project“ soeben vom steering committee der „Priority
Area 7“ (Knowledge Society) als eines von nur 4 „FLAGSHIP PROJECTS“ ausgewählt und kann
daher auf besseren Zugang zu Finanzierung hoffen. Jährliche Trainings („DIAnet International
School“) sollen DoktorandInnen und Junior Post Docs auf die Herausforderungen
interdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung vorbereiten, ein Workshop 2015 wird eine
Projektgruppe versammeln, die einen Antrag über Horizon 2020 stellen soll, eine
gemeinsame „KNOWLEDGE BASE“, das Herzstück des Projekts, wird die Ergebnisse und
andere relevante Informationen aus allen laufenden Danube:Future Projekten sammeln und
zugänglich machen. So entsteht eine über die Projekte hinaus wirksame Wissensbasis. Ein
multilinguales WIKI soll die sprachliche Zersplitterung von Wissen über nachhaltige
Entwicklung im Donauraum bekämpfen helfen. Es sollten jeweils 5-10 Projekte laufen, die
bi-, tri oder multilateral angelegt, inter- und transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung
betreiben und in das Netzwerk eingebettet sind.
Univ.-Prof. Dr. Verena Winiwarter ist Professorin für Umweltgeschichte am Institut für
Soziale Ökologie der IFF und Dekanin der Fakultät. Sie beschäftigt sich mit sozialökologischer Langzeitforschung. Das von ihr geleitete Zentrum für Umweltgeschichte setzt
Schwerpunkte insbesondere bei der Erforschung der Umweltgeschichte der Donau.
Herunterladen