Polyphase Deformation und Deckenstapelung in der östlichen

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Doria Haller, BSc
Polyphase Deformation und Deckenstapelung
in der östlichen Grauwackenzone
Masterarbeit
Zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Science
Masterstudium: Erdwissenschaften
eingereicht an der
Technischen Universität Graz
Betreuer
Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Harald Fritz
Zweitbetreuer
Dr. Josef Nievoll
Institut für Erdwissenschaften
Universität Graz
Graz, September 2016
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, andere als die
angegebenen Quellen/Hilfsmittel nicht benutzt, und die den benutzten Quellen wörtlich und
inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Das in TUGRAZonline
hochgeladene Textdokument ist mit der vorliegenden Masterarbeit identisch.
______________________
Datum
___________________________________
Unterschrift
2
Danksagung
Eine Masterarbeit ist immer eine große Herausforderung, die ohne richtige Anleitung, Hilfe und
Unterstützung von vielen Personen wohl kaum zu bewältigen ist. Allen voran danke ich meinem
Betreuer Prof. Harald Fritz, der mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Dabei war er nicht nur
maßgeblich beteiligt am Gelingen meine Arbeit, sondern auch an den damit verbundenen Lernerfolg
meinerseits. Danken möchte ich ihm neben der fachkundigen Beratung auch für seine Geduld und
den großen Zeitaufwand. Während unserer zahlreichen und gewinnbringenden Diskussionen gelang
es ihm stets, mich zu begeistern und zu motivieren.
Ebenso danke ich Dr. Josef Nievoll, ohne dessen Hilfe die Arbeit kaum so durchführbar gewesen
wäre. Er versorgte mich nicht nur mit Karten und zusätzlichen Probenmaterial, sondern nahm auch
eine wesentliche beratende Funktion ein.
Ein weiterer großer Dank gilt meinen Mitstudierenden Anna, Isa, Silvia, Marlene, Kathi, Phillip und
Evelyn, die mich während des gesamten Studiums begleiteten und unterstützt haben. Sie waren
sowohl fachlich als auch persönlich eine große Stütze für mich. Dank ihnen werde ich stets mit
Freude auf meine Studienzeit zurückblicken.
Danken möchte ich auch meinen Eltern, die mich nicht nur finanziell, sondern in jeglicher Hinsicht
mein Leben lang immer unterstützt und ermutigt haben.
Nicht zuletzt möchte ich meinem Freund Pierangelo danken, der stets ein offenes Ohr für meine
Probleme hatte und sehr viel Geduld bewies.
Anerkennen möchte ich auch die Hilfe und den Beistand der zahlreichen Personen, die hier keine
namentliche Erwähnung fanden.
3
Kurzfassung
Die östliche Grauwackenzone (GWZ) zwischen Bruck an der Mur und Gloggnitz ist ein Deckenstapel
von vier tektonischen Einheiten, welche auf den Troiseck-Floning-Zug aufliegen. Die Decken vom
Liegenden ins Hangende sind die Veitscher Decke, die Silbersberg Decke, die Kaintaleck Scholle und
die Norische Decke. Alle Decken setzen sich aus Paläozoischen bis Permomesozoischen Sedimenten
oder aus kristallinen Schollen zusammen. Die südliche Grenze der GWZ ist eine steil stehende Zone,
in welcher die unterschiedlichen Decken eine Mächtigkeit von nur wenigen Metern bis einigen
hundert Metern aufweisen. Im Gegensatz dazu steht die sehr mächtige hangende Norisch-Tirolische
Decke aus komplexen Strukturen mit zahlreichen Überschiebungen und Verfaltungen.
Im Untersuchungsgebiet (Hinterhofgraben, Rotsohlgraben) konnten drei Hauptüberschiebungen
auskartiert werden: der Scheikel-thrust, Rotsohl-thrust und die frontale gestapelte Zone bei
Aschbach. In der östlichen Grauwackenzone konnten vier Deformationsereignisse (D1-D4)
unterschieden
werden.
Frühe
höher
temperierte
Strukturen
(D1)
beinhalten
Deformationsmechanismen von subgrain rotation bis grain boundary migration und SW-gerichtete
Schersinne, abgeleitet aus Quarz c-Achsen Mustern, welche Kombinationen aus basalen <a> und
prismen <a> Gleiten beinhalten. Die Makro- und Mikrostrukturen zeigen vor allem im Norden
Koaxialität und N-S gerichtete Schersinne (D2). Dadurch wurden früher gebildete Gefüge überprägt
und in spröde gebildete Strukturen eingearbeitet. Aus diesem Grund wurden möglicherweise zuvor
gebildete Gefügeelemente reorientiert. Das spröde Gefüge zeigt einen generellen N-gerichteten
Versatz, welcher mit Duplexstrukturen in Verbindung gesetzt werden können. Im Süden verweisen
Makro- und Mikrostrukturen, sowie das Kartenbild auf eine sinistrale strike slip Zone (D3). Als letztes
Ereignis (D4) wurde das Untersuchungsgebiet von zahlreichen spröden Störungen als Resultat der
Exhumation durchzogen.
In Anlehnung an geochronlogische Daten, welche ein generelles Abkühlen des Oberostalpins
zwischen ca. 140-110 Ma zeigen, kann spekuliert werden, dass D1, D2 und D3 als Substadien, im Zuge
der Deckenstapelung des eo-alpinen Events abliefen. Daher wird davon ausgegangen, dass die
zunächst W-gerichtete Stapelung (D1) sich später nach Norden umorientierte (D2). Durch die
anhaltende N-S Verkürzung kam es zu einer W-E Streckung der Einheiten, zu Seitenverschiebungen
(D3), sowie zu einer sekundären Modifikation der Schersinne. Profilrekonstruktionen im
Arbeitsgebiet zeigen in-sequence und out-of-sequence Strukturen. Durch die strike slip Zone im
Süden kam es zu einer komplexen Verschuppung der liegenden Einheiten. Die Duplexstrukturen im
Norden können je nach Komplexität in drei unterschiedliche Zonen gegliedert werden.
4
Abstract
The Eastern Greywacke Zone (GWZ) located between Bruck/Mur and Gloggnitz is an imbricate
structure of four major tectonic units resting on the Troiseck-Floning complex. From tectonic footwall
to hanging wall these tectonic units are the Veitsch nappe, Silbersberg nappe, Kaintaleck nappe and
Noric nappe. All of them contain late Paleozoic to Permo-Mesozoic sediments or a crystalline
portion. The southern boundary of the GWZ is a steep belt with individual nappes, which varies in
thicknesses from a few meters to some hundreds. By contrast, the thick hanging wall Noric Tirolic
nappe is an imbricated thrust and fold belt with three major thrusts mapped in the study area
(Hinterhofgraben, Rotsohlgraben). These thrusts are the Scheickl Thrust, the Rotsohl Thrust and a
frontal imbricate zone at Aschbach.
Four major deformation events (D1-D4) are known in the Eastern Greywackezone: The first event
results in high-temperature structures (D1), including subgrain rotation and grain boundary migration
deformations mechanism with shear senses top SW. These results are derived from quartz C-axes
patterns, which show a combination of basal <a> and prism <a> gliding. In the northern part the
macro- and microstructures exhibit coaxiality and N-S orientated shear senses (D2). This D2 event
overprints and incorporates an older fabric into a brittle fold-and-thrust belt. This deformation might
have reoriented earlier formed fabric elements. The brittle fabric shows a general northward
displacement, correlated with duplex-structures. In the south the macro- and microstructures and
the map view indicate a sinistral strike slip zone (D3). During the last event (D4) the whole study area
was streaked by numerous brittle faults as the result of exhumation.
Considering the available geochronological data, which shows a general cooling of the upper
Austroalpine nappes about 140-110 Ma, D1, D2 and D3 could represent substages of the eo-alpine
nappe stacking. Therefore it is possible that the previously W-orientated stacking (D1) later turned
northwards (D2). As a result of the N-S shortening involved units underwent a W-E stretching and
strike-slip movement (D3) and a secondary modification of the shear senses. The balanced sections
of the study area show in-sequence and out-of-sequence structures. Due to the strike slip zone in the
south the footwall units are imbricated in a complex belt. The duplex structure in the north can be
classified depending on complexity in three different zones.
5
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................................... 6
Fragestellung und Ziel der Arbeit ............................................................................................................ 8
Methodik ................................................................................................................................................. 9
Quarz-Texturen ................................................................................................................................... 9
Fraktale Geometrie ........................................................................................................................... 13
Profilbilanzierung .............................................................................................................................. 15
Geographische Lage .............................................................................................................................. 16
Geologischer Überblick ......................................................................................................................... 17
Alpen ................................................................................................................................................. 17
Grauwackenzone ............................................................................................................................... 29
Lithologische Beschreibung ................................................................................................................... 43
Sedimentäre Bedeckung des Troiseck-Floning-Zug........................................................................... 43
Veitscher Decke ................................................................................................................................. 43
Silbersberg Decke .............................................................................................................................. 44
Kaintaleck Scholle .............................................................................................................................. 46
Norische Decke .................................................................................................................................. 47
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen .................................................................................. 54
Einteilung des Arbeitsgebietes .......................................................................................................... 54
Profilabschnitt 1 ................................................................................................................................ 55
Profilabschnitt 2 ................................................................................................................................ 60
Profilabschnitt 3 ................................................................................................................................ 64
Profilabschnitt 4 ................................................................................................................................ 70
Profilabschnitt 5 ................................................................................................................................ 76
Quarz-Texturen ..................................................................................................................................... 82
Überblick ........................................................................................................................................... 82
Profil Hinterhofgraben-Rotsohlgraben.............................................................................................. 83
Oberdorf ............................................................................................................................................ 88
6
Inhaltsverzeichnis
Schlöglmühl ....................................................................................................................................... 90
Preiner Gscheid ................................................................................................................................. 90
Fraktale Geometrie ............................................................................................................................... 92
Chloritoid-Vorkommen.......................................................................................................................... 95
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion ............................................................................................. 97
Rekonstruktion Turnau-Neuberg .................................................................................................... 100
Profilbilanzierung ............................................................................................................................ 104
Interpretation ...................................................................................................................................... 108
Deformationsabfolge....................................................................................................................... 108
P/T-Abfolge...................................................................................................................................... 112
Abfolge der Deformationsmechanismen ........................................................................................ 113
Rekonstruktion des Gebietes .......................................................................................................... 114
Zusammenfassung............................................................................................................................... 115
Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................................... 117
Literatur ............................................................................................................................................... 122
7
Fragestellung und Ziel der Arbeit
Fragestellung und Ziel der Arbeit
Die Grauwackenzone setzt sich aus einer Abfolge von Paläozoischen Gesteinen, unterschiedlichen
Alters, zusammen. Es kann nach NEUBAUER et al. (1994) zwischen vier Decken unterschieden werden,
welche im Zuge der alpidischen Orogenese übereinander gestapelt wurden und bis dato
unterschiedliche Entwicklungen erfuhren. Je nach Decke wurden die Gesteine zu unterschiedlichen
Zeiten gebildet und in unterschiedliche Metamorphosen eingebunden. Erst durch die alpidische
Gebirgsbildung wurden die Decken in ihre heutige Lage gebracht.
Durch
eine
detaillierte
strukturgeologische
Untersuchung
der
Gesteine
soll
die
Entwicklungsgeschichte der Grauwackenzone zurückverfolgt werden. Der Fokus gilt dabei der
alpidischen Entwicklung, d.h. für den Zeitraum von 150-20 Ma. Dabei soll versucht werden, die
vorherrschenden Bedingungen während der alpidischen Metamorphose zu klassifizieren. Ziel ist, eine
Deformationsabfolge zu ermitteln und die Stapelung, sowie damit verbundenen Verformungen,
soweit wie möglich zurück zu konstruieren. Außerdem soll der Grad der Metamorphose als Resultat
der alpidische Überprägung abgeschätzt werden.
8
Methodik
Methodik
Quarz-Texturen
Durch die Untersuchung von Quarz in Metamorphiten können Annahmen über die vorherrschenden
Temperaturen zur Zeit der Deformation getroffen werden. Dafür gibt es drei allgemein anerkannte
Methoden: 1. Anhand der Rekristallisationsmechanismen und den daraus resultierenden
Mikrostrukturen, wie z.B. von STIPP et al. (2002b) beschrieben. 2. Durch die Quarz c-Achsen Regelung,
aus der auf das dominant wirksame und temperaturabhängige Gleitsystem geschlossen werden kann
(SCHMID & CASEY, 1986). 3. Eine andere empirische Abschätzung der syndeformativen Temperaturen
beruht auf dem Öffnungswinkel der peripheren Quarz-c-Achsen Maxima (fabric opening angel), nach
der Methodik von KRUHL (1996).
Außerdem
können
anhand
der
c-Achsenorientierungen
etwaige
Rückschlüsse
auf
die
Deformationsgeometrie getroffen werden. Dadurch kann beispielsweise der Grad der Koaxialität
(simple und pure shear Komponente), sowie die Scherrichtung bestimmt werden (PASSCHIER & TROUW,
2005).
Mittel eines weiteren Verfahrens können Annahmen über die vorticity gemacht werden (GRASEMANN
et al., 1999). Mitthilfe der Bestimmung der fraktalen Geometrie können des weiteren Rückschlüsse
auf die strain rate ermittelt werden (TAKAHASHI et al., 1998).
Quarz-Rekristallisations-Thermometer
Durch die Untersuchung von natürlich deformiertem und dynamisch kristallisiertem Quarz (am
Adamello Pluton, Norditalien) konnte STIPP et al. (2002b) drei Mikrostrukturen von Quarz
unterscheiden, welche spezifischen Verformungsmechanismen zugeordnet werden können (siehe
Tabelle 1). Welche dieser Mikrostrukturen sich ausbildet steht in direktem Zusammenhang mit der
Deformationstemperatur und erlaubt dadurch Rückschlüsse auf dieselbe zu treffen. Jedoch können
auch andere Faktoren, hauptsächlich strain rate und Einwirkung von fluiden Phasen, die Ausbildung
von Mikrostrukturen beeinflussen (LAW, 2014).
Die Gesteine werden als Dünnschliff im Polarisationsmikroskop untersucht, um so die spezifischen
Mikrostrukturen zu klassifizieren.
Quarz c-Achsen fabric opening angel-Thermometer
KRUHL (1996) beschrieb anhand mehrerer Datensätze aus unterschiedlichen tektonischen Settings
den Zusammenhang zwischen Temperatur und Quarz c-Achsen fabric opening angle. Dieses
Thermometer basiert auf Untersuchungen von natürlich deformierten quarz-dominanten Gesteinen
9
Methodik
bei vollständiger dynamischer Rekristallisation und plane strain (Wk=1; Wk bezeichnet die
kinematische vorticity Nummer, mit den Endglieder pure shear (Wk=0) und simple shear (Wk=1)
(LAW, 2014).
Tabelle 1: Übersicht der temperaturabhängigen Mikrostrukturen von Quarz. (Abbildungen nach LAW, 2014)
Grain Boundary bulging recrystallization (BLG)
-
Nieder-Temperaturbereich (ca. 300-400 °C)
-
Lokale Korngrenzenmobilität kann zur Bildung
kleiner unabhängiger Körner führen
-
tritt entlang von Tripelpunkten der Altkörner auf
-
Ausbildung von Kern-Mantel-Strukturen (große
Altkörner umrandet vom vielen kleinen
kristallisierten Körner)
-
(PASSCHIER & TROUW, 2005)
Subgrain rotation recrystallization (SGR)
-
Mittel-Temperaturbereich (ca. 400-550 °C)
-
Gitterfehler „klettern“ von einem Gitterplatz zum
nächsten, dadurch wird der Winkel zwischen den
Gittern entlang einer Subkorngrenze kontinuierlich
erhöht, bis das Subkorn als eigenständiges Korn
gesehen werden muss.
-
Subkörner bilden meist gestreckte Formen aus
-
(PASSCHIER & TROUW, 2005)
Grain boundary migration recrystallization (GBM)
-
Hoch-Temperaturbereich (ca. 500-600 °C)
-
Gitterfehlstellen werden vollständig aus dem
Kristall getrieben und Subkörner erreichen sehr
hohe Mobilität
-
große amöboide Kornformen bilden sich aus
-
(PASSCHIER & TROUW, 2005)
10
Methodik
Zur Anwendung des Thermometers muss die Lattice Preferred Orientation (LPO) von kristallisierten
Körnern bestimmt werden. LPO ist die bevorzugte Ausrichtung der Gitterebene eines Kristalls durch
Deformation, d.h. das Gestein wurde entlang von spezifischen Gleitflächen deformiert. Je nach
Aktivierung einer bestimmten Gleitfläche und Scherung entlang einer Gleitrichtung, können
verschiedene Gleitsysteme unterschieden werden. Welches System bzw. welche Systeme sich
ausbilden, ist abhängig von Metamorphose- und Spannungsbedingungen und damit charakteristisch
für diese.
Die Ausrichtung der einzelnen Körner wird mittels Photometer bestimmt und im Stereogramm
geplottet. Das Photometer ist ein automatisiertes Gerät, welches die c-Achsenorientierung von
Kristallen ermittelt. Das Fotometer wird aus zwei Polarisatoren aufgebaut, welche zeitgleich bei
gekreuzter Stellung um die eigene Achse rotieren. Der Dünnschliff ist dabei in einer 90° Stellung zu
den beiden Polarisatoren ausgerichtet und wird je nach Stellung der Polarisatoren unterschiedlich
belichtet. Durch eine digitale Bilderfassung mittels CCD-Kamera, kann jeder Punkt im Schliff
analysiert werden. Anhand des so gewonnenen Datensatzes kann mittels der Software G50-Fabric
Analysator ein Achsenverteilungsmuster generiert werden (WILSON et al., 2007). Um die Daten zu
verarbeiten bzw. im Stereogramm zu plotten, wurde die Software Fabric8 verwendet (WALLBRECHER,
2012).
Je nachdem welches Gleitsystem bzw. Gleitsysteme aktiv war oder waren, können verschiedene
Muster entstehen (Abbildung 1). Waren mehrere Systeme aktiv, können sich Kreuzgürtel ausbilden.
Für Quarz können vier Gleitsysteme unterschieden werden, die typische Quarz-Achsen Muster
erzeugen, wobei anzumerken ist, dass mindestens drei Gleitsysteme zusammen wirken müssen, um
die Kompatibilität der Verformungsgeometrie zu gewährleisten. Demzufolge kommt nie nur ein
Gleitsystem alleine vor, die Dominanz der einzelnen Gleitsysteme wird interpretiert.
Jedes Gleitsystem wir über zwei Komponenten definiert,
einerseits die Gleitfläche im Bezug zu c-Achsen (z.B. Basis),
andererseits
die
Gleitrichtung,
welche
anhand
der
kristallographischen Achsen definiert wird (z.B. <a>).
Abbildung 1: Verteilungsmuster der
Gleitsysteme im Stereogramm für Quarz
(nach SCHMID & CASEY, 1986)

Basis-Gleiten <a> -> niedrig temperiert

Rhomben-Gleiten <a> -> mittel temperiert

Prismen-Gleiten <a> -> hoch temperiert

Prismen-Gleiten <c> -> sehr hoch temperiert bei hoher
Scherspannung
11
Methodik
Abbildung 2: Plot - Temperatur gegen
Quarz c-Achsen opening angel; Kästchen Datensatz von (KRUHL, 1998); Gestrichelte
Linie
–
emiprisch
ermittelter
Zusammenhang;
Stereogram
–
schematische
Darstellung
eines
Kreuzgürtels und opening angel; (nach LAW,
2014)
Zwischen dem Öffnungswinkel des so generierten Kreuzgürtel und der Deformationstemperatur
besteht ein statischer Zusammenhang (Abbildung 2). Dabei gilt, je größer der Winkel, umso höher die
Temperatur (LAW, 2014).
Da auch die strain rate so wie der Fluideinwirkung die LPO beeinflussen, kann von einem Fehler der
Analyse ausgegangen werden; dieser beträgt ca. +/- 50 °C. Beispielsweise kann eine Veränderung in
LPO-Muster auch auf eine Veränderung der Deformationsgeometrie und variablen finite strain
hindeuten (UNZOG & KURZ, 2000). Je höher strain rate (k) umso größer opening angel (TULLIS, 1971).
Außerdem ist nur sehr wenig von der Einwirkung von Rekristallisationsprozessen (BLG, GBM, SGR)
bekannt.
Deformationsgeometrie
Wie bereits erwähnt, können sich durch die gemeinsame Aktivität verschiedener Gleitsysteme
Kreuzgürtel ausbilden. Je nach Erscheinungsbild verweisen diese auf die Deformationsgeometrie. Es
können zwei grundsätzliche Kreuzgürtelformen unterschieden werden: Typ I und Typ II (Abbildung 3)
(LISTER, 1977). Typ I-Kreuzgürtel entstehen durch flattening strain, wohingegen Typ-II-Gürtel das
Ergebnis von constrictional strain darstellt (PASSCHIER & TROUW, 2005).
Wurden die Gesteine nicht durch reinen pure shear
deformiert, d.h. wenn auch eine simple shear
Komponente auftritt, zeigen die Kreuzgürtel ein
asymmetrisches Muster. Dem zufolge plotten die
Kreuzgürtel im Stereogramm nicht normal auf die
Abbildung 3: Schematische Darstellung von
Kreuzgürteltypen; a. Typ I; b. Typ II; (nach PASSCHIER &
TROUW, 2005)
Foliation sondern sind in Richtung der Scherung
geneigt (PASSCHIER & TROUW, 2005).
12
Methodik
Vorticity Abschätzung
Abbildung 4: S - Scherebene; P Plättungsebene; ß - Winkel zwischen S und P
(geändert nach GRASEMANN et al., 1999)
Abbildung 5: Vorticity-Analyseplot; Kurven – Funktionen
spezifischer vorticity-Werte; Rf – Elliptizität des strain ellipsoid
(geändert nach GRASEMANN et al., 1999)
Eine weitere Methode ermöglicht Aussagen über die vorticity der untersuchten Gesteine zu treffen.
Dabei wird die Elliptizität des strain ellipsoid (Rf) gegen den Winkel zwischen Plättung- und
Scherebene (β) geplottet (Abbildung 4). Der Winkel β stellt eine Funktion zwischen der vorticity und
dem finite strain dar, wodurch sich für bestimmte vorticity-Werte im Diagramm spezifische Kurven
ergeben (WALLIS, 1992). Werden nun empirisch erfasste Daten der Proben im Diagramm geplottet,
können bezeichnende Werte für die vorticity abgelesen werden (siehe Abbildung 5) (GRASEMANN et
al., 1999).
Fraktale Geometrie
TAKAHASHI et al. (1998) beschrieb einen systematischen Zusammenhang zwischen Mikrostrukturen
von dynamischen Rekristallisaten von Quarz (Kornform) und Deformationsbedingungen (Temperatur
und strain rate). Zur Quantifizierung der Kornform kann die fraktale Geometrie (D) herangezogen
werden. Mittels empirischer Daten konnten fraktaler Geometrie (D), Temperatur (T) und strain rate
(𝜀) in Relation gesetzt werden:
𝐷 = Φ log 𝜀 +
𝜌
+ 1.08
𝑇
Wobei 𝛷 = 0,0934 (log 𝑠 −1 )−1 und 𝜌 = 644 K konstant sind (TAKAHASHI et al., 1998).
Demnach nimmt die Verzahnung der Korngrenzen mit steigender Temperatur und sinkender strain
rate ab (TAKAHASHI et al., 1998).
Die fraktaler Geometrie kann anhand der yardstick-Methode ermittelt werden. Dabei wird die Kontur
des Korns wiederholt mit unterschiedlich langen Maßbalken gemessen. Zwischen der benötigen
Anzahl an Maßbalken N(r) um das Korn zu umrunden und der Länge des Maßbalken r besteht
folgende Beziehung (KRENN et al. , in prep.):
𝑁(𝑟) ~ 𝑟 −𝐷
13
Methodik
Werden N(r) und r gegeneinander in eine doppel-logarithmischen Diagramm dargestellt, ergibt sich
mittels last-square Methode, eine Gerade (𝑦 = 𝑘 ∗ 𝑥 + 𝑑) deren Steigung die fraktalen Geometrie
wiederspiegelt (KRENN et al. , in prep.).
Um N(r) und r zu ermitteln, muss zuerst ein Korn mittels einer Bildbearbeitungs-Software vom
Hintergrund isoliert werden. Anschließend kann die Analyse mittels des Programms Grain Boundary
Analyzer (KRENN & STEGMÜLLER, unpublihed) durchgeführt werden. Dieses misst N(r) und r, erstellt ein
doppel-logarithmisches Diagramm und bildet die Ausgleichsgerade ab. Anhand dieser Geraden kann
die fraktale Geometrie errechnet werden (KRENN et al. , in prep.).
Um
die Genauigkeit der
so ermittelten Werte
auszudrücken, werden zusätzlich
die
Standardabweichung (s) und der Korrelationskoeffizient (r²) ermittelt.
1
𝑠 = √𝑁−1 ∗ ∑(𝑑𝑖 − 𝑑̅)² 𝑟 =
∑(𝑥𝑖 −𝑥̅ )(𝑦𝑖 −𝑦̅)
̅̅̅̅̅√(𝑦 −𝑦̅)²
√(𝑥𝑖 −𝑥)²
𝑖
N – Läge; d – Distanz zur Ausgleichgerade (errechnet durch die Hessesche Normalformel); xi, yi –
Koordinaten im Graphen;
Sind fraktale Geometrie und die Temperatur eines Gesteines bekannt, können Rückschlüsse auf die
strain rate gezogen werden. Im Diagramm aus Abbildung 6 können die bekannten Werte geplottet
und dadurch die strain rate abgelesen werden (KRENN et al. , in prep.).
Abbildung 6: Diagramm zu Ermittlung der strain rate (nach KRENN et al. , in prep.)
14
Methodik
Profilbilanzierung
Bei einer Profilbilanzierung wird ein Profilschnitt eines tektonisch überprägten Gebiets unter
Einhaltung bestimmter geometrischer Voraussetzungen in den prädeformativen Zustand
zurückgeführt. Voraussetzung ist dabei, dass das Profil parallel zur Deformationsrichtung verläuft. Die
zwei bekanntesten Methoden der Profilbilanzierung sind die Längenkonstanz und die
Flächenkonstanz (FOSSEN, 2016).
Wird bei der Bilanzierung von konstanten Flächen ausgegangen, basiert dies auf der Annahme von
plane strain, d.h. kein Material sollte aus dem Profil entnommen bzw. hinzugefügt werden,
beispielsweise durch querende Plattenverschiebungen oder Drucklösung. Demzufolge müsste
dieselbe Menge Material, die an einer Stelle entfernt wird an einer anderen Stelle wieder auftreten
(siehe Abbildung 7 a) (FOSSEN, 2016).
Wenn hingegen von konstanten Längen ausgegangen wird, kann das Profil trotz einer
Massenänderung ausbilanziert werden. Allerdings dürfen die Horizonte nicht verkürzt oder
verlängert werden, wie beispielsweise durch penetrative Scherung. Bei konstanten Schichtlängen
wird meist die Pin-Line-Methode angewandt (Abbildung 7 b). Dabei handelt es sich um eine
Referenzlinie, die senkrecht zur Schichtung orientiert sein sollte. Sie markieren einen gedanklichen
Fixpunkt im Profil, von dem aus die deformierten Anteile rückkonstruiert werden (FOSSEN, 2016).
Abbildung 7: a. Bilanzierung nach konstanter Fläche; b. Bilanzierung nach konstanter Länge; (geändert nach FOSSEN, 2016)
15
Geographische Lage
Geographische Lage
Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich NW des Mürztals in der Obersteiermark. Die westliche
Grenze stellt dabei St. Katharein an der Laming, NE von Bruck an der Mur, dar. Im Westen wird das
Gebiet durch Gloggnitz in Niederösterreich begrenzt.
Besonderes Augenmerk gilt einem ca. 13 km langen Profil zwischen den Ortschaften Turnau und
Neuberg. Dieses zieht sich vom Pretalsattel entlang des Hinterhofgrabens und über die Rotsohlalm
bis hin zur Ortschaft Aschbach nahe Niederalpl.
Um Rückschlüsse auf das gesamte Gebiet zu ziehen, werden die aus dem Profil gewonnenen Daten
mit
bereits
bestehenden
Proben
und
Daten
aus
vorhandenen
Publikationen
und
Bakkalaureatsarbeiten der Universität Graz verglichen. Diese konzentrieren sich auf drei Gebiete: Auf
die Gegend um Oberdorf nahe St. Katharein, auf das Gebiet um den Preiner Gscheid und auf die
Umgebung von Schlügelmühl nahe Gloggnitz.
Abbildung 8: Überblickskarte - geographische Lage des Arbeitsgebietes;
16
Geologischer Überblick
Geologischer Überblick
Alpen
Die Alpen sind das höchste Gebirge Mitteleuropas und erstreckt sich bogenförmig vom Ligurischen
Meer bis zum Pannonischen Becken. Sie sind etwa 1000 km lang und zwischen 120 und 250 km breit.
Geologisch lassen sich die Alpen in vier Großeinheiten unterteilen. Der hangendste Deckenstapel
wird als Ostalpin bezeichnet. Die Gesteine dieses Deckenstapels entstammen paläogeographisch der
Adriatischen Platte. Über diesen großtektonischen Einheiten liegen Fragmente des Meliata Hallstatt
Ozeans. Unterhalb des Ostalpins liegen das Penninikum, eine Abfolgen mit ozeanischer Affinität
(Penninischer Ozean) und darunter die Subpenninischen Einheiten die dem Europäischen Kontinent
zugerechnet werden. Beide Einheiten sind in tektonischen Fenstern unter dem Ostalpin
(Tauernfenster) aufgeschlossen. Daran schließt sich das Helvetikum an, das als Kontinentalrand des
Europäischen Kontinents interpretiert wird. Der südlichste Anteil wird als Südalpin angesprochen und
ist durch die Periadriatische Naht markant von den anderen Einheiten getrennt (FROITZHEIM , in prep.)
Plattentektonisch ist der Südalpin Teil der Adriatischen Platte und somit äquivalent des Ostalpins mit
abweichender fazieller Entwicklung.
Aus geohistorischer Sicht sind die Alpen das Ergebnis der Kollision zwischen den Eurasischen und den
Afrikanischen Kontinentalplatten. Die Entwicklungsgeschichte sowie die Geologie sind aufgrund von
mehreren enthaltenen Ozeanen und Mikroplatten, sowie dem Zusammenspiel aus Verkürzungen und
lateralen Bewegungen, sehr komplex (Handy et al., 2010).
Entwicklungsgeschichte
Um die komplexe Entwicklungsgeschichte der Alpen wiederzugeben, muss bereits lange vor der
eigentlichen alpidischen Orogenese angesetzt werden, da auch zahlreiche Gesteine älterer Orogene,
insbesondere der Varisziden, in den Bau der Alpen eingearbeitet sind.
Variszische Orogenese
Durch die Kollision der Groß-Kontinente Gondwana und Laurussia kam es zur Variszischen Orogenese
und im Zuge dessen zur Bildung des Superkontinents Pangea (KRONER & ROMER, 2013). Die Varisziden
waren ein gewaltiges Gebirge von über 1.000 km Länge (HANDLER et al., 1999) und türmten sich im
Zeitraum von ca. 400-300 Ma (Devon-Spät- Karbon) auf (KRONER & ROMER, 2013). Während der
Entstehung des Gebirges wurden zahlreiche verschiedene kontinentale Elemente miteinander
verschmolzen (MATTE, 1986; FRANKE et al., 1995). Ebenso wurden auch zahlreiche vor-variszische
Einheiten (Cadomian, Kaledoniden) in das Gebirge eingearbeitet (FRANKE et al., 1995). Die so
17
Geologischer Überblick
gebildeten Gesteine sind stark überprägt und häufig in jüngere Gesteine eingebaut, wie z.B. in den
Alpen (NEUBAUER & FRISCH, 1993).
Daher ist es heute schwer, die genauen Bewegungsabläufe der Kollision zu rekonstruieren. Es gibt
mehrere verschiedene Theorien von einfachen „Zwei-Platten“ (KRONER & ROMER, 2013) bis „VielPlatten-Viele-Ozeane“ Szenarien (FRANKE, 2000).
Eine der aktuellsten Interpretationen der Variszischen Orogenese stammt von (KRONER & ROMER,
2013). In Abbildung 9 ist der Ablauf der Orogenes, laut dieser Interpretation, schematisch dargestellt.
Dabei handelt es sich um ein Zwei-Platten-Modell mit heterogenen Konvergenzbewegungen
zwischen Gondwana und Laurussia, d.h. die Kruste wurde bei der Schließung des Rheinischen Ozeans
nicht in allen Bereichen gleich stark beeinflusst. Die Ursache dafür ist die unterschiedliche
Abbildung 9: Schematische Paläogeographische Rekonstruktion der Variszischen Orogenese (Grün=Laurussia,
Gelb=Gondwana, Orange=Cadomische Blöcke; Hellbalu = Rheischen Ozean bzw. Paläotethys;) (geändert nach KRONER &
ROMER, 2010)
18
Geologischer Überblick
Zusammensetzung der Krustenelemente. Während die Cadomischen Blöcke Gondwanas zum großen
Teil aus kompetenten magmatischen Gesteinen bestanden, setzte sich der nördlichste Ausläufer des
Kontinents, der Armorika-Sporn aus schwächeren Lithologien zusammen. Dieser Sporn war im
Gegensatz zu den Cadomischen Blöcken subduzierbar und wurde dementsprechend intensiver
überprägt bzw. in das Gebirge eingearbeitet.
Die ersten Anfänge der Orogenese begannen bereits vor etwa 425 Ma, als sich Avalonia an Laurussia
anschloss und sich entlang der Südküste Avalonias ein aktiver Kontinentalrand ausbildete. Während
der Schließung des Rheischen Ozeans bildete Laurussia die obere Platte. Die abtauchende Gondwana
Platte bestand aus ozeanischer Kruste des Rheischen Ozeans und aus dem Armorika Sporn im Vorfeld
des westafrikanischen Kratons. Der Schelf des Armorika Sporn bestand teils aus Cadomischen
Blöcken, welche nicht subduzierbar war (vgl. (CLOOS, 1993); (KRONER & ROMER, 2010). Als der
Armorika Sporn in die Subduktion eintrat, wurde an den Randbereichen weiterhin Ozeanische Kruste
subduziert. Es kam zu zwei grundlegenden Interaktionen zwischen den Platten, zu einer
kontinentalen Subduktion (Iberien, Frankreich, Böhmische Masse) und der Kollision zwischen
Cadomischem Anteil des Armorika Sporn (Brabant-Massiv) und Laurussia (SOPER & WOODCOCK, 2003;
MEERE & MULCHRONE, 2006; SINTUBIN et al., 2009). Durch diesen Vorgang wurde zum großen Teil
Laurussia verformt. Gondwana und der noch nicht in die Subduktion eingetretene südliche Anteil
Armorikas waren weitgehen unberührt und daher fand dort eine ruhige Sedimentation statt.
Durch die fortschreitende Konvergenz verlagerte sich die Subduktionszone um 380 Ma in den
hinteren Bereich des Cadomischen Blocks (d.h. hinter Armorika). Westlich des Blockes entwickelte
sich eine NE-SW-gerichtete sinistrale Seitenverschiebung. Zeitgleich kam es am nördlichen Rand von
Gondwana zu einer Umpolung der Subduktion, d.h. dort wurde nun Laurussia unter Gondwana bzw.
unter dem Cadomischen Block des Armorika Sporn subduziert (ZEH & GERDES, 2010). Dadurch wurde
der Armorika Block aufgezinkt.
Im Devon öffnete sich die Paläotethys, wodurch sich Südchina von Gondwana abtrennte, zeitgleich
hält die Schließung des Rheischen Ozeanes an. Vor ca. 360 Ma begann ein HP-Metamorphose
Ereignis entlang verschiedener Subduktionszonen, welche nicht mehr mit der Rheischen Sutur
übereinstimmten. Der tief subduzierte Rand der Gondwana Platte kann von den Ostalpen bis zur
Böhmischen Masse nachvollzogen werden. Ein orogener Keil entwickelte sich durch die Subduktion
von Gondwana unterhalb des Cadomischen Blocks. Charakteristisch für dieses Stadium ist das völlige
Fehlen von Indikatoren einer anfänglichen ozeanischen Subduktion. Das Vorkommen von
Metasandsteinen weist eher auf eine Inner-Schelffazies des Armorika Sporns hin als auf AußerschelfLithologien (MINGRAM, 1998; KRONER et al., 2007). Daraus kann gefolgert werden, dass die treibende
Kraft für diese interkontinentale Subduktionszone ausschließlich der Druck der Gondwana Platte war.
19
Geologischer Überblick
Dieser Subduktion folgte eine Kontinent-Kontinent-Kollision. Die ridge push Kraft der Paläotethys
STAMPFLI & BOREL (2002), sowie der slab pull des Rheischen Ozeans (NANCE et al., 2010) gelten als die
Plattenantriebskräfte, welche auf Gondwana einwirkten. Die fortschreitende Konvergenz der Platten
führte in weiterer Folge zur Ausbildung mehrere shear Zonen und zur transpressiven Stufe der
Variszischen Orogenese.
Die im Karbon (ca. ab 340 Ma) ablaufende Transpression beeinflusste das gesamte Variszische
Orogen und steht in Zusammenhang mit einer escape Tektonik (Iberia & möglicher heutiger Balkan).
Das Entweichen dieser Blöcke ist assoziiert mit konjugierten strike-slip Störungen. Auch im
nördlichen Bereich des Orogens zeigen einige Blöcke NNW-gerichtete Konvergenz (z.B. BrabantMassive) (SCHULZ et al., 2007; FAURE et al., 2010), wobei es möglicherweise zu Überschiebungen und
Faltungen kam. Im westlichen Anteil des Orogens wurde die Subduktionszone am Nordrand des
amorischen Sporns als spät Variszischen strike-slip Störung reaktiviert. Im Gegensatz dazu wurde der
östliche ehemals passive Kontinentalrand des Armorika Sporns, durch die Subduktion der Paläotethys
zu einem aktiven Kontinentalrand umgewandelt. Grund dafür war vermutlich das ostwärts Driften
eines südlich gelegenen
Cadomischen Blocks (Balkan?). Ursprünglich war das Transpressions
Stadium verbunden mit einer isothermalen Exhumation. Es kam zu einen HT-Metamorphose Ereignis,
verbunden mit zahlreichen großen granitischen Intrusionen (COOKE & O'BRIEN, 2001; ŽÁK et al., 2011).
Aufgrund der steilen Flanken des Gebirges kam es zu schneller Erosion und zur Auffüllung von
synorogenen Becken, weshalb die Orogenränder Verfaltungen und thrust belts aufweisen. Ab 300
Ma. kam die Kompressions-Tektonik im nördlichen Teil der Varisziden zum Erliegen (KRONER et al.,
2008), im marokkanischen Teil des Gebirges hielt sie jedoch weiterhin an (CERRINA FERONI et al., 2010).
Um ca. 300 Ma wurde Europa westlich und nördlich des Osteuropäischen Kratons zu einer
Extensional-Provinz. An der mitteleuropäischen Extensionsprovinz kam es zu rifting Ereignissen,
welche große Flächen außerhalb der Varisziden betrafen. Es entstand das nördliche und südliche
Permische Becken, das von der Intrusion mächtiger Plutone begleitet wurde. Dadurch kam es zu
einem HT-Ereignis. Dieser Effekt der Extension betraf auch die Varisziden, war jedoch nicht auf diese
beschränkt und daher nicht unmittelbar mit der Variszischen Orogenese verbunden. Stattdessen wird
die Extension mit der Schließung des westlichen Teils des Rheischen Ozeans in Verbindung gebracht.
Dieses Ereignis mündete in eine Neuorganisation der Gondwana Platte. Gondwana bewegte sich nun
uhrzeigerförmig, d.h. dadurch kam es zur vorschreitenden Kollision im Westen, zur Extension in
Europa und zur Öffnung der Neotethys im Osten.
Alpidische Orogenese
Durch die bereits im Perm begonnen Extensionstektonik wurde die Kruste schrittweise ausgedünnt
und Gabbros intrudierten in die Oberkruste (SCHUSTER et al., 2001). Die daraus resultierende Dehnung
20
Geologischer Überblick
führten in der Trias (Abbildung 10 A) zur Öffnung des Meliata-Hallstatt-Ozeans, westlich der
Neotethys (USTASZEWSKI et al., 2009). Rings um den neu gebildeten Ozean entstanden passive
Kontinentalränder, welche riesige Korallenriffe beherbergten (SCHUSTER & FRANK, 1999).
Im Jura (Abbildung 10 B) kam es am Kontinent durch erneute tektonischer Aktivität zur Öffnung des
Atlantiks. Gleichzeitig entstand der Penninische Ozean, dieser reichte beinahe bis zu Bucht der
Neotethys (GAWLICK et al., 1999). Im Westen der Neotethys bildete sich eine bogenförmige
Subduktionszone aus, wodurch der Meliata-Hallstatt Ozean subduziert wurde und die OphiolithSequenzen des Vardar-Ozeans auf die kontinentale Platte obduziert wurde (SCHUSTER et al., 2007).
Abbildung 10: Schematische Paläogeographische Rekonstruktion der
Alpidischen Orogenese (nach SCHMID et al., 2004)
21
Geologischer Überblick
Ebenso entwickelte sich vermutlich im nördlichen Teil des Adriatischen Sporns eine transpressive
Seitenverschiebung mit links gerichtetem Versatz (SCHUSTER & STÜWE, 2010).
Im Bereich des triassischen Riffgürtels (Tirolikum) wurden die Gesteine durch mehrere
Überschiebungsbahnen übereinander gestapelt und auf diesen Hochzonen wuchsen jurassische Riffe
(Bajuvarikum). Im anliegenden Becken wurden die Sedimente der Juvavischen Decke abgelagert
(GAWLICK et al., 1999). Gleichzeitig mit diesen Entwicklungen kam es im Penninischen Ozean zur
Bildung von Ophiolithen, Radiolariten und Tiefwasserkalken. Ebenso wurden am Südrand des
Europäischen Kontinentes kalkige Sedimente abgelagert, welche später die Helvetische Zone
aufbauen sollten (SCHUSTER & STÜWE, 2010).
Am Beginn der Kreide (Abbildung 10 C) brach die Adriatische Platte vom afrikanischen Kontinent ab
und wurde durch das östlich gerichtete Driften Afrikas gegen Norden geschoben. Dadurch begann
vor etwa 130 Ma die Eo-alpine Metamorphose und damit die Stapelung der alpidischen Decken
(SCHUSTER & STÜWE, 2010). Nördlich der heutigen iberischen Halbinsel kam es erneut zu einen rifting
Ereignis und zur Öffnung des Wallis Ozeans (FRANK, 1987). Zwischen Wallis und dem PiemontLigurien-Ozean lag die Brianconnais-Insel (SCHUSTER & STÜWE, 2010). Die im Jura angelegte
Seitenverschiebung entwickelte sich durch die anhaltende Konvergenz zu einer nach Süden
abtauchenden Subduktionszone. Zahlreiche Decke der Adriatischen Platte wurden von ihren
Untergrund abgeschert und im Norden übereinander gestapelt (=Bildung des Ostalpins) (SCHUSTER &
STÜWE, 2010).
Später wurde der durch die Subduktionszone entstandene high pressure wedge exhumiert und mit
ihm die hoch metamorphe Gesteine, welche heute beispielweise im Koralpe-Wölz Deckensystem
enthalten sind (SCHUSTER & STÜWE, 2010). Anschließend kam es zur Erosion der durch die Subduktion
und Exhumation gebildeten Erhebungen und zur Sedimentation des so entstandenen Materials in
den anliegenden Meeresbecken. Die heute noch erhaltenen Anteile dieser Ablagerungen sind die
Sedimente der Gosau Gruppe (NEUBAUER et al., 1995; FROITZHEIM et al., 1997).
Durch das weitere Anhalten der NS-Vergenz entstand vor etwa 80 Ma am südlichen Rand des
Penninischen Ozeans eine Subduktionszone, wodurch der gesamte Ostalpine Deckenstapel über den
Großteil des Penninische Ozeanes und die Brianconnais-Insel geschoben wurde (SCHUSTER & STÜWE,
2010). Aufgrund des Fortschreitens der S-gerichteten Subduktionszone kommt es, im Paläogen, zur
Schließung des Penninischen Ozeans und in weiterer Folge trat der Südrand des europäischen
Kontinents in die Subduktion ein (RUBATTO et al., 1998). Die nun subduzierte Kruste bestand aus
Variszischem Gebirge und den permisch-jurassischen Sedimenten (SCHUSTER & STÜWE, 2010). Die
daraus resultierende Verlangsamung der Subduktionsgeschwindigkeit und die Erwärmung der Kruste,
22
Geologischer Überblick
sowie ein slab break-off verursachte eine Hebung (BLANCKENBURG & DAVIES, 1995; GENSER et al., 1996).
Dadurch entstanden eine Vielzahl markanter Störungen, Verfaltungen und Intrusionen in den
heutigen Alpen (z.B. GENSER et al., 1996; SCHMID et al., 1996). Dieses Ereignis wird als Neo-alpidische
Metamorphose bezeichnet (SCHUSTER & STÜWE, 2010).
Vor 35 Millionen Jahren wurde die alte Nahtstelle zwischen Ostalpin und Adriatischer Platte
reaktiviert. Entlang dieser Seitenverschiebung, der Periadriatischen Naht, wurden viele Plutone an
Abbildung 11: Tektonische Entwicklung in den Ostalpen (nach NEUBAUER et al., 2000)
23
Geologischer Überblick
die Oberfläche transportiert. Nun wurden Teile der Adriatischen Platte nicht mehr gegen Norden,
sondern gegen Süden abgeschert und es bildete sich der heutige südalpine Deckenstapel (SCHUSTER &
STÜWE, 2010). Die Orogenese und der damit verbundenen Krustenverdickung, so wie der slab breakoff führten zur Bildung des Hochgebirges der Alpen (BLANCKENBURG & DAVIES, 1995; GENSER et al.,
2007). Ebenso schloss sich der westliche Teil der Neotethys. Ein Restmeer, die Paratethys zog sich
noch um die Erhebungen in den Ostalpen. Der nördlichste Arm dieses Meeres bildete sich später zu
nördlichen Molassezone um (SCHUSTER & STÜWE, 2010).
Im Neogen wurde durch die anhaltende Annäherung der Kontinente der östliche Anteil der Südalpen
schneller nach Norden geschoben als der westliche Anteil. Die Periadriatischen Naht, welche zuvor
horizontal nach W-E-gerichtet war, wurden in den Bereich des Etschtales versetzt. Der östliche Anteil
des Südalpen-Intenter stieß vor und verursachte eine Verkürzung der Ostalpen. Gleichzeitig wurde
sie nach Osten hin „ausgequetscht“ (=Periode der lateral Extrusion) (SCHUSTER & STÜWE, 2010). Es kam
zur Ausbildung einiger EW-gerichteten Störungen verbunden mit NS-Abschiebungen. Dies bewirkte
eine Ausdünnung des Gebirges und gleichzeitiger Freilegung tieferer Stockwerke, z.B. Tauernfenster
(RATSCHBACHER et al., 1991; SCHMID & KISSLING, 2000).
Ebenso kam es während diesem Zeitraum zu einer Aussüßung und anschließender Trockenlegung der
Molassemeere, welche die Alpen umspülten. Durch eine zeitweilige Schließung der Meeresenge bei
Gibraltar war auch das Mittelmeer vorübergehen trocken (SCHUSTER & STÜWE, 2010).
Aufbau
Die komplexe Entwicklungsgeschichte der Alpen führte letztendlich zu dem geographischen und
geologischen Aufbau des Gebirges, wie es heute anzutreffen ist. Im NW wurde die europäische Platte
vom Alpenvorland, Helvetikum, Penninikum und Ostalpin überlagert. Dieser Block wurde durch die
Periadriatische Naht vom SE Anteil getrennt, der sich aus dem Südalpin zusammensetzt (Abbildung
12).
Abbildung 12: Schematische Darstellung des tektonischen Stabelbaus der geologischen Großeinheiten der Alpen.
TW=Tauern Fenster; EW = Engadiner Fenster; C = Cervinia; (nach RAAB, 2015)
24
Geologischer Überblick
Helvetikum
Diese Einheit bildet heute den nördlichsten Anteil der Alpen und stellt den ehemaligen europäischen
Kontinent dar. Grob kann das Helvetikum in drei Anteile gegliedert werden. (1) Das kristalline
Basement setzt sich aus Variszischen Gesteinen des späten Devons bis Karbon zusammen und wurde
durch alpine uplift-Mechanismen an die Oberfläche transportiert. (2) Das cover, welches aus
Mesozoischen bis Känozoischen Sedimenten aufgebaut wird (Raumer & Neubauer, 1993). (3) Die
geringmächtige und unterbrochenen Ultrahelvetische Einheiten, die als Slope Sedimente nahe des
Penninischen Ozeans aufgefasst werden (Froitzheimer, 2011).
Penninikum
Das Penninikum bildet zusammen mit dem Helvetikum ein nord-vergentes gefaltetes thrust sheet
(Neubauer & Raumer, 1993). Grob kann das Penninikum in drei Abschnitte gegliedert werden
(Schmid et al., 2004).
Das Obere Penninikum (ehemaliger Piemont-Ligurien Ozean) ist zum großen Teil aus Ophiolithen
aufgebaut, welche nun metamorph überprägt sind. Hingegen besteht das mittlere Penninikum
(ehemaliger Brianconnais Mikrokontinenten) hauptsächlich aus dem sedimentären cover, welches
von seinen Untergrund losgelöst wurde. Die liegendste Einheit, das untere Penninikum (ehemaliger
Walli Ozean) enthält Ophiolithe, marine Sedimente und Flysch (Rhenodanubischer Flysch). Unter den
Penninischen Einheiten liegt das Sub-Penninikum als Teil der europäischen, variszisch verformten
Kruste (Schmid et al., 2004).
In den Ostalpen ist das Penninikum nur entlang eines dünnen Streifens im Norden sowie in den
tektonischen Fenstern (z.B. Tauern- und Engadiner Fenstern) aufgeschlossen.
Ostalpin
Das Ostalpin ist die hangendste tektonische Großeinheit der Ostalpen und enthält mehrere
gestapelte Decken aus präalpidischen Basements und spät Paläozoischen bis Mesozoischen coverSedimenten (RAUMER & NEUBAUER, 1993). Es liegt direkt oberhalb des Penninikums und enthält teils
noch Relikte des Südrandes des Piemont-Ligurien Ozean (SCHMID et al., 2004). Aufgebaut wird das
Ostalpin aus dem Material der Adriatischen Platte (ehemaliger Afrikanischen Kontinent) und wird
durch die Periadriatische Naht vom Südalpin separiert. Des Weiteren ist es durch eine OphiolithSutur des Piemont-Ligurien Ozean von den tiefer gelegenen Einheiten (Helvetikum & Penninikum)
abgetrennt (RAUMER & NEUBAUER, 1993). Außerdem können in den Ostalpen, im Gegensatz zu weiten
Bereichen in den Westalpen, zwei Metamorphose-Stadien der Alpenbildung unterschieden werden.
Diese wären die Eo-alpine und Neo-alpine Metamorphose, welche durch ein Dehnungsereignis in der
späten Kreide getrennt werden können (SCHMID et al., 2004).
25
Geologischer Überblick
Nach TOLLMANN (1977) kann das Ostalpin in drei Deckeneinheiten unterteilt werden: das
Unterostalpin als liegendste Einheit, gefolgt vom Mittelostalpin und dem Oberostalpin im
Hangenden. Dieser drei Einheiten wurden während der alpidischen Orogenese durch
Überschiebungsbahnen aufeinander gestapelt. Die Einteilung nach TOLLMANN (1977) beruht auf der
ehemaligen geographischen Verbreitung unterschiedlicher Permomesozoischer Schichtfolgen
(Bajuvarikum - Ozean fern; Juvavikum - Ozean nah) und deren heutiger Position im alpidischen
Abbildung 13: Geographische Verteilung der geologischen Großeinheiten, mit detaillierte Gliederung der Ostalpen (geändert
nach SCHMID et al., 2004)
26
Geologischer Überblick
Deckenstapel (Basement cover Wiederholung). Die Stapelung und Bildung der basement – cover
Wiederholungen wird als Resultat der Schließung des Meliata Hallstatt Ozeans gesehen.
Einer neueren Interpretation des Ostalpine Stapelbaus nach SCHMID et al. (2004) unterteilt das
Gebirge in nur zwei Deckeneinheiten, das Oberostalpin und das Unterostalpin. Diese Gliederung
bezieht sich also auf die relative Position der Deckenkomplexe in Bezug zum high pressure wedge,
also auf eine tektonische Phase um 90 Ma.
Diese klare Unterscheidung der tektonischen Konzepte von TOLLMANN und SCHMID sind insofern von
Bedeutung, als die Deckenstapelung im Arbeitsgebiet als Resultat der Schließung des MeliataHallstatt Ozeans vor etwa 130-100 Ma gesehen wird. Diese passierte zeitlich vor der Entwicklung des
high pressure wedges vor etwa 90 Ma. Insofern wäre eine Gliederung nach Tollmann eher
angebracht, die sich auf das älter eo-alpine Ereignis bezieht.
Laut der Einteilung von SCHMID et al. (2004) setzt sich das Unterostalpin aus dem ehemaligen
Kontinentalrand des Piemont-Ligurien Ozean zusammen und ist gekennzeichnet durch die Extension
und spätere Deckenstapelung während der Öffnung und Schließung dieses Ozeanes (Schuster &
Frank, 1999).
Abbildung 14 Deckenstapel der Ostalpen (nach SCHUSTER et al., 2013)
27
Geologischer Überblick
Das Oberostalpin setzt sich aus Eo-alpinen gestapelten Decken zusammen. Die liegendste Einheit
stellt das Silvretta-Seckau Deckensystem dar (Variszisches Basement und Perm-Trias-cover, durch Eoalpine Metamorphose Grünschiefer-Amphibolit-faziell überprägt) (SCHUSTER & FRANK, 1999).
Im Norden wird die Silvretta-Seckau Decke von der Grauwackenzone (grünschieferfaziellen
Paläozoischen Sequenzen) und dem Bajuvarikum überlagert. Diese Interpretation stützt sich auf
Beobachtungen aus dem Westteil der Ostalpen (Silvretta, Ötztal), wird aber nicht entsprechende der
Beobachtungen aus dem Ostteil der Alpen gestützt. Bajuvarikum, Tirolikum und Juvavikum bauen die
Kalkalpen (geographische Bezeichnung) auf und repräsentieren die Riffablagerungen der Neotethys
(SCHUSTER & FRANK, 1999). Im Süden wird die Silvretta-Seckau Decke vom Koralpe-Wölz System
überlagert. Diese stellt einen Eo-alpinen metamorphen Extrusions wedge dar. Das permische bis
mesozoische cover war während des frühen Eo-alpidischen Orogenese-Events komplett freigelegt
und wurde erodiert. Das Basement ist polymetamorph und weist eine Perm-Trias HT/LP
Metamorphose auf und wurde durch eine Eo-alpine LT/HP Metamorphose überprägt (SCHUSTER et al.,
2004).
Die Ötztal-Bundschuh Decke zeigt einen ähnlichen lithologischen Zusammensetzung wie die SilvrettaSeckau Decke, liegt jedoch im Hangendem der Koralpe-Wölz Decke (SCHUSTER & FRANK, 1999).
Die darüber liegende Drauzug-Gurktal Decke besteht aus einem Variszischen Basement,
grünschieferfaziellen, Paläozoischen Metasedimenten und unmetamorphen Perm-Trias-Sedimenten
(RANTITSCH & RUSSEGGER, 2000).
Die Oberkretazischen bis Paläogenen Sedimenten der Gosau Gruppe setzten sich aus postorogenen
Sedimenten des Eo-alpidischen Orogenese Events zusammen (FAUPL & WAGREICH, 1992).
Südalpin
Ähnlich wie das Ostalpin setzt sich auch das Südalpin aus Bestandteilen der Adriatischen Platte
zusammen, besteht jedoch aus nach Süden gerichteten Überschiebungen und Störungen (SCHMID et
al., 2004). Es wird als ein retro-arc orogenic wedge interpretiert. Das Südalpin wird durch die
Periadriatische Naht von den restlichen Alpen separiert und zeigt eine leichte Deformation entlang
seines Randes. Der Großteil steht in Kontakt zu einer subkontinentalen Lithosphäre (z.B. FROITZHEIM
et al., 1996). Laut SCHMID et al. (2004) kann das Südalpin in drei Teile gegliedert werden: Untere
Kruste, Oberes Krustenbasement, post-Variszischen Vulkanite und Sedimente. Alle sind Teile der
Adriatische Mikroplatte.
Die Stapelung der Südalpen erfolgte während der Eo-alpinen Metamorphose und wurde vermutlich
während der Neo-alpinen reaktiviert (BERNOULLI, 2007).
28
Geologischer Überblick
Grauwackenzone
Die Grauwackenzone ist ein bis zu 23 km breiter und ca. 450 km langer Streifen aus Paläozoischen
Gesteinen. Er zieht sich von Rätikon im Westen (Vorarlberg, Schweiz, Lichtenstein) bis Ternitz im
Osten (Niederösterreich). Sie ist im Hangenden der Zentralalpen und von diesen durch einen
tektonischen Kontakt (Oberostalpine Überschiebungsfläche) abgetrennt (SCHÖNLAUB, 1980). Die
Grauwackenzone wird lokal transgessiv diskordant von den Permomesozoischen nördlichen
Kalkalpen überlagert, örtlich begrenzt sind auch tektonische Kontakte anzutreffen (MATURA, 2006).
Litho-tektonische Einteilung
Ursprünglich wurde die Grauwackenzone in zwei Decken gegliedert: die Norische Decke im
Hangenden und der Veitscher Decke im Liegenden. Diese beiden Einheiten sind getrennt durch die
Norische Überschiebung (noric line) (TOLLMANN, 1963). Die Norische Störung weist einem Versatz von
ca. 150 km auf (TOLLMANN, 1987).
Nach NEUBAUER et al. (1994) wird die Grauwackenzone in vier Decken eingeteilt, vom Hangenden ins
Liegende:

Norische Decke

Kaintaleck Decke

Silbersberg Decke

Veitscher Decke
Abbildung 15: Überblick der östlichen Grauwackenzone (nach NEUBAUER et al., 1994)
29
Geologischer Überblick
Abbildung 16: Tektonostratigraphisches Profil der Grauwackenzone. Links: Interpretation nach NEUBAUER et al. (1994);
Rechts: Interpretation nach SCHUSTER (2015)
Eine weitere Gliederung stammt von SCHUSTER (2015). Er argumentiert, dass der Begriff
Grauwackenzone als ein rein geographischer Begriff angesehen werden sollte und führt daher den
neuen Begriff Grauwackenzone-Deckensystem ein. Dieses liegt hangend zum Silvretta SeckauDeckensystem und wird in zwei tektonische Einheiten, die Veitscher und die Silbersberg Decke,
gegliedert. Unter der Silbersberg Decke fasst er die von NEUBAUER et al. (1994) beschriebene
Silbersberg Decke und die Kaintaleck Scholle zusammen und interpretiert dies als inverse basmentcover Beziehung. Da zwischen Norischer Decke und dem Tirolikum kein tektonischer Kontakt besteht,
fasst er diese Decken als Tirolisch-Norisches Deckensystem zusammen. Die liegendste Einheit die
Veitscher Decke bleibt in Vergleich zu NEUBAUER et al. (1994) unverändert.
Veitscher Decke
Die Veitscher Decke ist eine vollständige stratigraphische Abfolge von fossilreichen, früh- bis spätKarbonen Gesteinen (RATSCHBACHER, 1987; RATSCHBACHER & NIEVOLL, 1984; NIEVOLL, 1983; KRAINER,
30
Geologischer Überblick
1992), welche in klastische Sequenzen (möglicherweise permisch) übergehen (NEUBAUER & VOZAROVÁ,
1990). Außerdem können lokal Einschaltungen von Magnesit auftreten (Neubauer et al., 1994).
Der karbonische Anteil der Veitscher Decke wird nach RATSCHBACHER (1987) in folgende Formationen
eingeteilt: Diese währen vom Liegenden ins Hangende die Steilgraben Formation, die aus Klastika
und einigen Karbonaten aufbaut ist, die Triebenstein Formation aus Karbonaten und weniger
häufigen Grünschiefern, und der darüber liegenden Sunk Formation, welche sich aus QuarzKonglomeraten und Antracit/Grphit Lagen zusammensetzt.
Der hangendste Anteil der Sunk Formation (gräuliche Klastika) geht im Osten in die Graschnitz
Formation über (NEUBAUER & VOZAROVÁ, 1990). Diese setzt sich wiederum aus hellen, bräunlichen bis
rötlichen Sandsteinen, Phylliten und vereinzelten Quarz-Brekzien zusammen. Nördlich von
Frauenberg ist auch eine geringmächtige Lage von sauren Tuffen in der Graschnitz Formation
enthalten (NEUBAUER et al., 1994).
In Summe werden die karbonen Anteile der Veitscher Decke als Molasse Sedimente interpretiert, die
einen zeitlichen Umfang von frühem Vise bis Westphal umfassen (etwa von 345 bis 250 Ma)
(NEUBAUER et al., 1994)
Silbersberg Decke
Die verschieden Einheiten der Silbersberg Decke wurden erstmals von CORNELIUS (1952) und LESKO
(1960) beschrieben. Diese enthalten vor allem Quarzphyllite und kalkhaltige Chlorit-Schiefer, welche
an der tektonischen Basis der Decke vorkommen. Weiter im Hangenden sind der Gloggnitz RiebeckitGneis, sowie die Silbersberg-Konglomerate anzutreffen.
Die liegendsten Einheiten stellen die kalkhaltigen Chlorit-Schiefer und Quarzphyllite dar. Erstere sind
gut foliiert und unterbrochen von kalkfreien Chlorit-Schiefer-Einschaltungen. Die Quarz-Phyllite
können lokal Einschaltungen von felsischen Vulkaniten und Grünschiefer (alkaliner Geochemismus)
enthalten (PAULUS, 1991). Diese beiden Gesteinseinheiten ähneln früh Paläozoischen Quarz-Phylliten
aus den Ober-Ostalpen (z.b. SCHÖNLAUB, 1979; NEUBAUER & SASSI, 1993).
Entlang des Kontaktes zwischen den Quarz-Phyllit und den Silbersberg-Konglomeraten kommen
immer wieder Einschaltungen des Gloggnitz Riebeckit-Gneis vor. Dabei handelt es sich um
feinkörnige Mylonite (Quarz, Feldspat & wenig Klinopyroxen). Die geochemische Signatur der Gneise
weist auf einen hoch fraktionierten vulkanischen Protolith (PAULUS, 1991).
Die hangendste Einheit setzt sich aus hellen quarzitischen Phylliten zusammen, welche dünne
Schichten von sauren Tuffen und Quarz-Brekzien enthalten. Diese repräsentieren die
Silbersbergkonglomerate, interpretiert als alpine Verrucano. In beiden Formationen dominieren
31
Geologischer Überblick
Quarzklasten, welche häufig rötlich gefärbt sind. Andere seltenere Bestanteile sind Karbonatklasten,
detritäre Glimmer (teilweise auch Glimmerschiefer) und Orthogneise (NEUBAUER et al., 1994).
Die Silbersberg-Konglomerate werden als permische Ablagerungen interpretiert (NIEVOLL, 1984). Für
diese Interpretation spricht die generelle Ähnlichkeit zur Alpinen Verrucano Formation, wie
beispielsweise im Semmeringer-Wechsel-Kristallin (TOLLMANN, 1977) und die eindeutigen
Unterschiede zu den früh Paläozoischen Gesteinen dieser Zone. Außerdem sind vom Alpinen
Verrucano ähnliche Tuffeinschaltungen, wie die bereits erwähnten anzutreffen. Ebenso sind rötliche
Quarzgerölle wie in den Konglomeraten in den Alpen ausschließlich in Permischen Ablagerungen
enthalten (NEUBAUER et al., 1994).
Kaintaleck Decke
Die Kaintaleck Decke bzw. Scholle tritt in der östlichen Grauwacken Zone entlang der Norischen
Überschiebung auf (HAUSER, 1938; CORNELIUS, 1952). Sie ist etwa 70 km lang und höchstens 200 m
mächtig. Teilweise ist sie mit den hangenden bzw. liegenden Decken verschuppt (NEUBAUER et al.,
1987; HERMANN, 1992). Aufgrund der Lithologien, der geochronologischen Daten, der geologischen
Beziehungen und der strukturellen Position der Kaintaleck Decke, wird angenommen, dass sie aus
vielen unterschiedlichen Litho-tekonischen Einheiten aufgebaut ist (NEUBAUER et al., 1994).
Laut NEUBAUER & FRISCH (1993) kann die Kaintaleck Decke in drei Komplexe gegliedert werden. Die
Unterscheidung beruht auf der Untersuchung des Gebietes um Bruck an der Mur:
1. Ritting Komplex (bei Bruck an der Mur, Kaintaleck und Vösthofen):
In diesem Komplex sind Granat-Zoisite, Amphibolite, Serpentinite, Glimmerschiefer und dünne
Marmorlagen enthalten. Vereinzelt können Cu-Mineralisationen in den Amphiboliten und Chromite
in den Serpentiniten auftreten (NEUBAUER et al., 1989). Laut geochemischen Analysen handelt es sich
um einen Tholeiit-Basalt-Protholit (NEUBAUER et al., 1989) mit within plate-basalt Affinität (HERMANN,
1992).
2. Frauenberg Komplex (Bruck an der Mur und Oberdorf):
Bei den dort anzutreffenden Gesteinen handelt es sich zum großen Teil um Hornblenden-GrantParagneise, welche Plagioklas-Amphibolite, sowie Marmorlinsen enthalten können. Aufgrund des
hohen Pyropanteil in den Granaten wird angenommen, dass diese Einheit ein HP-Ereignis miterlebt
haben muss.
32
Geologischer Überblick
3. Prieselbauer Komplex (Bruck an der Mur, Oberdorf und Vöstenhof):
Dieser Komplex ist zum großen Teil aus migmatischen Augen-Gneisen (Paragneise) und
Glimmerschiefer zusammengesetzt. Außerdem sind auch kleinere Vorkommen von Amphiboliten und
konkordanten und diskordanten aplitischen Gängen vorhanden.
Der Ritting und der Frauenberg-Komplex sind transgressiv überlagert von den Kalwag (Gneis)
Konglomerate. Diese Konglomerate enthalten zahlreiche Kristalline-Komponenten, wie Amphibolite,
Serpentinite und tronhjemitische Orthogneise. Die Orthogneis-Komponenten stammen vermutlich
von einer plutonischen Quelle. Die Dominanz der Orthogneisklasten verweist auf einen Pluton im
Hinterland der Konglomerate. In der Kaintaleck Decke selbst sind keine derartigen OrthogneisVorkommen bekannt. Einige Autoren (z.B. DAURER & SCHÖNLAUB, 1978) interpretierten die Kalwag
Konglomerate als mögliches Basement der Norischen Gruppe. Jedoch soll laut LOESCHKE et al. (1990)
eine Störungsfläche zwischen den Kalwag Konglomerat und dem möglichen Equivalent, der
Gerichtsgraben Formation verlaufen.
In beinahe allen Bereichen ist die Kaintaleck Decke durch duktile Scherzonen von den anderen
Einheiten abgetrennt. Auch treten ähnliche duktile Scherzonen (1-10 m) innerhalb der Scholle auf
und formen „Pseudokonglomerate“ mit Boudins aus kompetenten Lithologien und einer duktil
verformten glimmerreicher Matrix (NEUBAUER et al., 1994).
Norische Decke
Die Norische Decke setzt sich aus mächtigen durchgehenden Sequenzen von Klastika, Vulkaniten und
Karbonat-dominierenden Formationen zusammen, welche als Norische Gruppe bezeichnet werden.
Die Gesteine beinhalten Sequenzen von spät-Ordovizium bis zur Visean-Namurian Grenze (SCHÖNLAUB
et al., 1980; SCHÖNLAUB, 1982; NIEVOLL, 1987), sowie fossil-freie Gesteine unterhalb der fossilreichen
spät-Ordovizischen Anteile (NEUBAUER et al., 1994).
Die Basis der Norischen Decke besteht aus arkosischen Phylliten mit Grüngesteinsschichten, sauren
Tuffen und Metasandsteinen. Die Gruppe wird als Gerichtsgraben-Formation bezeichnet (NEUBAUER
et al., 1994). Aufgrund von Conodonten-Funden konnten die hangensten Anteile dieser Formation
dem Caradocian zugeordnet werden (FLAJS & SCHÖNLAUB, 1976). Zu dieser Einheit zählt auch der
Kaintalgraben Porphyroid, welcher unabhängig vom Blasseneck Porphyroid gebildet wurde und
möglicherweise mit den sauren Tuffen direkt oberhalb der Kalwag Konglomerate bei
Kalwag/Teichgraben korreliert (SCHÄFFER & TARKIAN, 1984; LOESCHKE et al., 1990).
Der Basseneckporphyroid ist auf ignibritischen Ursprung (Rhyolit) zurückzuführen (HEINISCH, 1981;
LOESCHKE et al., 1990) und ist lokal von der Petersbauergraben Formation überlagert. Diese Formation
33
Geologischer Überblick
besteht aus Metakonglomeraten, welche möglicherweise nach Westen in die Polsterquarzite
(STATTEGGER, 1982; FLAJS & SCHÖNLAUB, 1976) und anschließend in schwarzen Tonschiefern und cherts
(HERMANN, 1992) übergehen. Lateral treten mächtige Tonschiefer und Phyllite auf, welche in der
Literatur als Rad Schiefer bzw. Rad Phyllite angesprochen werden (CORNELIUS, 1952). Diese Rad
Einheiten enthalten teilweise saure Tuffe, Grauwacken und Lydite (NIEVOLL, 1987). Die Tonschiefer
gehen in mittel- bis spätdevonische pelagische Kalksteine und mittel-Karbonische Tonsteinen über.
Die Devonischen Kalke weisen teils Siderit-Vererzungen auf (Erzberg) (GASSER et al., 2009).
Die hangendste Einheit stellt die Eisenerz Formation dar, welche im Ober-Karbon abgelagert wurden
und aus Brekzien und Karbonaten aufgebaut ist. Dies ist die letzte Einheit der Paläozoischen Sequenz.
Darüber liegen transgressiv die Ablagerungen des Tirolikums (Präbichl- und Werfener Formation)
(GASSER et al., 2009).
Das Deformationsalter ist jünger als Namurian (jungste Sedimente der karbonischen CrinoidenBrekzien) und älter als frühes Perm (Alter der transgressiv hangenden Präbichl Formation).
Abfolge im Untersuchungsgebiet
Im Untersuchungsgebiet zwischen Turnau und Neuberg liegt die Grauwackenzone oberhalb der
Permomesozoischen covers (=Semmeringquarzit) des Troiseck Floning Zugs. Die Abfolge der
Grauwackenzone beginnt im Liegenden mit Graphitschiefern und Klastika der Veitscher Decke. Dort
treten auch einige Einschaltungen von Magnesiten auf, andere Karbonate kommen jedoch kaum vor.
Darüber liegt die Silbersberg Decke, in Form von permischen Klastika, in geringmächtiger
Ausprägung. Hangend dazu ist die Kaintaleck Scholle mit Gneisen und Amphiboliten anzutreffen,
welche nicht nur wenige Meter mächtig sind und nur als Schollen auftreten. Anschließend darauf
taucht die hier sehr mächtige Norische Decke auf. Innerhalb dieser Zone beginnt sie mit einem
tektonischen Kontakt zwischen Blasseneck Porphyroid und der Kaintaleck Scholle bzw. Silbersberg
Decke, die Gerichtsgraben Formation fehlt. Oberhalb des sehr mächtig ausgeprägten Blasseneck
Porphyroid geht die Abfolge in Klastika der Rad Formation und in Karbonate über, vereinzelt treten
auch Tuff-Ablagerungen auf. Der Kontakt mit dem Permomesozoikum der Präbichl- und Werfener
Formation ist hier tektonischer Natur.
Zeitliche Entwicklung
Seit den 80er Jahren wurde die Grauwackenzone von mehreren Autoren mittels unterschiedlichen
Methoden untersucht und datiert. Einen Überblick über die gewonnenen Daten und die daraus
ableitbaren Interpretationen soll Abbildung neun geben. Dort werden die unterschiedlichen
Datensätze nach den tektonischen Einheiten der Grauwackenzone sortiert. Dazu herangezogen
wurde die Gliederung von NEUBAUER et al. (1994), mit einem Unterschied: Die Kalwager
34
Geologischer Überblick
Gneiskonglomerate werden in dieser Abbildung nicht als Teil der Kaintaleck Scholle angesehen,
sondern mit den Silbersberg Konglomeraten gleichgesetzt. Außerdem werden teilweise Daten der
Nördlichen Kalkalpen genutzt, um die Entwicklung der Norischen Decke wiederzugeben.
Archaikum - Kambrium
Einige Datierungen der Grauwackenzone weisen auf ein sehr frühes Alter hin. U/Pb-Zirkon
Datierungen von Hornblende-Granat-Gneisen des Frauenberg-Komplex von NEUBAUER et al. (2002)
zeigen teils Archäische Alter (upper intercept: 2545-2800 Ma) an, welche als Entstehungsalter der
Protolithen (basische Vulkanite) interpretiert werden. Dasselbe Gestein zeigt ein lower intercept Alter
von 514+-43 Ma. Untersuchungen der Kalwager Konglomerate (Orthogneisbolder) zeigen upper
intercept Alter von 498-502 Ma an. Diese beiden Alter werden als Entstehungsalter der
Vorläufergesteine (saure Plutone) bzw. als Überprägungsalter während der ProteozoischKambrischen Orogenes Interpretiert.
Außerdem verweist eine Paragneis Probe des Prieslbauer Komplexes auf Archaisches Alter, aufgrund
der ungenauen Ergebnisse lässt sich jedoch keine exakte Zeitabschätzung ablesen (NEUBAUER et al.,
2002).
Ar/Ar Datierungen von detritären Glimmern der Rad-Formation und der Gerichtsgraben Formation
verweisen ebenfalls auf Präkambrische Alter (614-562 Ma) und werden als Deformations- bzw.
Abkühlalter der Proteozoisch-Kambrischen Orogenese interpretiert (HANDLER, 1994; HANDLER et al.,
1997).
Ordovicium – Trias
Die Gerichtsgraben Formation der Norischen Decke ist eine Abfolge von klastischen Gesteinen, die im
Hangenden einige Karbonateinschaltungen enthalten. Diese Karbonate konnte mittesl Conotonten
Funde dem Caradocian (Unter-Ordovizium) zugeordnet werden (FLAJS & SCHÖNLAUB, 1976). Diese
Einheiten werden vom Blasseneck Porphyroid überlagert, der wiederum von Cystoideenkalken
überdeckt wird. Anhand von Fossilien werden diese Schichten in das Ashgill (Ober-Ordovizium)
gestellt, demzufolge muss der Blasseneck Porphyroid ein Alter zwischen Caradocian und Ashgill
haben (FLAJS & SCHÖNLAUB, 1976). Die transgressive Lagerung innerhalb der Norischen Decke lässt sich
bis ins Devon verfolgen (SCHÖNLAUB, 1982). Daher kann von einer klastischen Ablagerung mit
Tuffeinschaltungen, gefolgt von eine marinen Entwicklung während des Ordoviziums bis ins Devon
ausgegangen werden. Laut RATSCHBACHER (1984) deutet die anschließende Faziesentwicklung
während des Karbons auf ein Innerschelf Environment hin, mit einer Präflysch-Entwicklung.
35
Geologischer Überblick
Ar/Ar Untersuchungen der Gerichtsgraben Formation von HANDLER et al. (1997), ergaben ein Alter
von 301,8-544 Ma. Das jüngere Alter könnte die Abkühlung nach der späten variszischen Orogenese
repräsentieren, die älteren Daten werden von HANDLER et al. (1997) als geologisch nicht relevant
eingestuft. Anschließend setzte während des Perms bzw. Trias eine Dehnung, vermutlich in
Verbindung mit Molasseablagerung ein. Darauf deuten Rb/Sr Untersuchungen an den
Zwischenschiefern des Erzberges (heutige Rad-Formation) von JUNG (1980), welche Alter von ca. 246
Ma ergaben und auf einen thermischen Input hinweisen. In der Trias kam es zur Öffnung des MeliataHallstadt-Ozeans und damit zur Ablagerung von Sedimenten und Riffbildungen (Tirolikum) auf den
Permischen Molasseablagerungen. Eine erneute marine Entwicklung der Norischen Decke setzte ein.
Innerhalb der Kaintaleck Scholle deuten zahlreiche Daten auf die frühe Variszische Orogenese hin.
Dazu gehören Ar/Ar Alter von Alpitgneisen bzw. Pegmatiten (ca. 364-375 Ma) (HANDLER et al., 1999),
Rb/Sr Daten von Glimmermarmoren, Pegmatitgneisen bzw. Pegmatiten und Glimmerschiefer (ca.
355-400 Ma) (HERMANN, 1992) und U/Pb-Zirkon Ergebnisse von Alpitgneisen und Paragneisen des
Prieselbauer-Komplexes (ca. 365-391 Ma) (NEUBAUER et al., 2002). Die Alter sprechen für eine
markante metamorphe Überprägung während der früh variszischen Orogenese. Hinweise auf eine
anschließende Molasseablagerung während des Karbons fehlen.
Ein Datierungsversuch der Amphibolite des Ritting Komplex von HANDLER et al. (1999) mittels Ar/Ar
ergab keine signifikanten Ergebnisse. Dies kann auf die mehrfache Überprägung des Gesteins und die
damit verbundene Verjüngung zurückgeführt werden. Das Ergebnis (430-405 Ma) kann daher nur als
jüngst mögliches Alter angesehen werden.
Innerhalb der Silbersberg Decke fallen zwei Datensätze in diesen Zeitabschnitt: erstens eine Ar/Ar
Datierung der Silbersbergkonglomerate, die Alter von 359,6-289,5 Ma ergaben, (HANDLER et al., 1997)
und zweitens Rb/Sr Untersuchungen ebenfalls der Silbersberg Konglomerate, die auf ein Alter von
355-310 Ma hinweisen (HANDLER, 1994). Diese Daten werden als Abkühlungsalter der Protolithen
nach der früh-variszischen Orogenese interpretiert. Die Silbersbergkonglomerate selbst werden von
NIEVOLL (1984) als permische Molasse interpretiert, dafür spricht die generelle Ähnlichkeit zum
Alpinen Verrucano.
Die Veitscher Decke kann aufgrund von Fossilfunden dem Karbon zugeordnet werden. Die
unterschiedlichen
Fazies
deuten
auf
eine
flachmarine
Entwicklung,
verbunden
mit
Präflyschablagerungen (RATSCHBACHER, 1987; RATSCHBACHER, 1984). Interpretiert wird dies als
Molasseablagerung nach der früh variszischen Orogenese. Ar/Ar und Rb/Sr Untersuchungen der
Sunk-Formation ergaben signifikante Daten von ca. 300-310 Ma (HANDLER, 1994; HANDLER et al., 1997)
und werden als Abkühlalter interpretiert.
36
Geologischer Überblick
Abbildung 17: Überblick über die geochronologische und stratigraphische Entwicklung der östlichen Grauwackenzone.
Verwende Literatur: (DALLMEYER et al., 1998; PAULUS, 1991; NEUBAUER et al., 2002; KRALIK, 1982; KRALIK et al., 1981; JUNG, 1980;
HANDLER et al., 1997; HANDLER, 1994; HANDLER et al., 1999; HERMANN, 1992; FLAJS & SCHÖNLAUB, 1976; SCHÖNLAUB, 1982;
RATSCHBACHER, 1984; RATSCHBACHER, 1987; NIEVOLL, 1984; FAUPL & TOLLMANN, 1979; CORNELIUS, 1952)
37
Geologischer Überblick
Jura-Neogen
Innerhalb der Norischen Decke ist bis zum Ende des Juras eine marine Entwicklung in Form einer
subsidierenden Plattenform ersichtlich. Rb/Sr Daten von Paläozoischen Qtz-Phylliten (KRALIK et al.,
1981) zeigen ein Alter von 137-94 Ma an. Diese Daten können als beginnende Subduktion des
Meliata-Hallstadt-Ozeans angesehen werden. Gestützt wird diese Annahme durch eine flyschoide
Entwicklung während der Unterkreide. Ersichtlich ist dies in den oberen Roßfeldschichten der
Nördlichen Kalkalpen, die von FAUPL & TOLLMANN (1979) als slumping-Ablagerungen innerhalb eine
tektonisch aktive Tiefseerinne beschrieben wurden. In den Zeitraum der Eo-alpidischen
Metamorphose fallen Daten von DALLMEYER et al. (1998), der Ordovizische Phyllite mittels Ar/Ar
Untersuchung und auf 94,5 +/-0,5 Ma datieren konnte. Ein weiterer Datensatz stammt von KRALIK
(1982). Dabei handelt es sich um Rb/Sr Datierungen von Paläozoischen Phylliten, die Alter von 97-101
Ma ergaben. Diese beiden Ergebnisse werden als Überprägungsalter bzw. als Abkühlalter der Eoalpidischen Stapelung gesehen. Außerdem wird die Norisch-Tirolische Decke von Gosausedimenten
überlagert (Beginn vor ca. 80 Ma), welche die Eo-alpidische Entwicklung abschließt.
Auch Daten aus der Kaintaleck Scholle bzw. der Silbersberg Decke verweisen auf die Anfänge des Eoalpidische Events. U/Pb Zikron Daten der Kalwager Konglomerate von Neubauer et al. (2002) zeigen
lower intercept Alter von 116 /+132 -159 Ma an.
Ebenso zeigen Ar/Ar des Silbersberg Konglomerat Alter von 98,4-(70) Ma (Dallmeyer et al., 1998).
Dies wird als Überprägung bzw. als Abkühlungsalter während der Eo-alpidischen Stapelung gedeutet.
Außerdem zeigt eine Rb/Sr Untersuchung von PAULUS (1991) des Riebeckitgneise, Alter von 102-173
Ma an. Dies deutet auf sauren Vulkanismus während der Jura-Kreide-Grenze hin. Dieses Ereignis
könnte möglicherweise eine island arc Entwicklung darstellen und mit der Subduktion des MeliataHallstadt-Ozeans in Verbindung stehen (GAWLICK & SCHLAGINTWEIT, 2006).
Auch in der Veitscher Decke führte DALLMEYER et al. (1998) Rb/Sr Untersuchungen durch. Für
glimmerreiche Marmore ergaben sich dadurch Alter von 120-84,1 Ma. Dies dürfte die Eo-alpidische
Metamorphose in der Veitscher Decke wiederspiegeln. Auffällig ist, dass ein großer Teil der
Datierungen die der Metamorphose bzw. Abkühlung nach der Metamorphose entsprechen, in einen
Zeitraum zwischen etwa 140-100 Ma fallen, also auf eine Tektonik vor der Entwicklung des
alpidischen high pressure wedges hinweisen.
Als letzter Event wurde die Grauwackenzone von der Neo-alpidischen Extrusionstektonik beeinflusst.
Dieses Ereignis kann aufgrund der nur schwachen Überprägung nicht anhand geochronologischer
Methoden nachgewiesen werden. Ein Hinweis auf die Neo-alpidische Extrusionstektonink ist aber
anhand mehrerer Sedimentbecken nahe der Grauwackenzone gegeben. Beispielsweise das Aflenzer
38
Geologischer Überblick
Becken, das mit miözänen Sedimente gefüllt ist (CORNELIUS, 1952) und daher in den selben
Zeitabschnitt wie die Extension fällt.
Die Grauwackenzone während der variszischen Orogenese
Aufgrund der vorliegenden Daten ist klar, dass die variszische Orogenese innerhalb der Decken der
Grauwackenzone in unterschiedlichen Zeiträumen aktiv war. Während die früh variszische
Orogenese (Devon) die Veitscher- und Silberberg Decke, sowie die Kaintaleck Scholle erfasste
(HERMANN, 1992; HANDLER et al., 1999; HANDLER et al., 1997; HANDLER, 1994; NEUBAUER et al., 2002),
fand in der Norischen Decke eine marine Entwicklung statt (SCHÖNLAUB, 1982). Weitere Daten dazu
liefert eine „companion study“ von Eichinger und Haas. Im Zuge diese Arbeit wird der Ursprung
verschiedener sedimentärer Einheiten der Grauwackenzone mittels Zirkon Daten untersucht.
Aufgrund der höheren Metamorphose in der Kaintaleck Scholle könnte sie sich im variszischen
Subduktionsweg befunden haben, wohingegen die Norische Decke vermutlich am Godwana-Shelf lag
(NEUBAUER & HANDLER, 2000). Eine Abschätzung der möglichen Lagen der Veitscher- und der
Silbersberg Decke liefert HANDLER et al. (1997) und ist in Abbildung 18 dargestellt.
Die spät variszische Orogenese während des Karbons ist lediglich in der Norischen Decke ersichtlich
(HANDLER et al., 1997), da erst dort der Shelfbereich Gondwanas in das Gebirge eingearbeitet wurde
(NEUBAUER & HANDLER, 2000). Die anderen Decken lagen vermutlich bereits weiter im Hinterland und
wurden daher nicht mehr von der spät variszischen Orogenese erfasst. Dafür spricht unter anderem
die bereits im Karbon einsetzende Molasseablagerung innerhalb der Veitscher Decke (RATSCHBACHER,
Abbildung 18: Schematische paläogeographische Rekonstruktion des östlichen Bereiches der
Ostalpen im späten Paläozoikum (nach HANDLER et al., 1997)
39
Geologischer Überblick
1987). Die Molasseentwicklung nach der spät variszischen Orogenese ist in der Silbersberg- und der
Norischen Decke während des Perms nachgewiesen (JUNG, 1980; NIEVOLL, 1984).
Die Grauwackenzone während der alpidischen Orogenese
Wie das gesamte Ostalpin wurden auch die tektonischen Einheiten der Grauwackenzone im Zuge der
frühen Eo-alpidischen Orogenese nach NW übereinander geschoben (NEUBAUER et al., 1994). Dadurch
Abbildung 19: Entwicklung der Grauwackenzone während der alpidischen Orogenese
40
Geologischer Überblick
kam es zu einer nahezu zeitgleichen Überprägung aller Decken während des Ober- Juras bzw. der
Kreide.
Aufgrund der vorzufindenden Mineralparagenesen kann von grünschieferfaziellen Bedingungen
ausgegangen werden (RATSCHBACHER & KLIMA, 1985).
In den spät Paläozoischen und den früh triassischen Sedimenten sind einige alpidische
Deformationen zu finden. Dazu gehören eine generell nach NNW einfallende Foliation und ein
subhorizontales Streckungslinear, welches nach W (bzw. NW bis SW) gerichtet ist. Ebenso verweisen
die Schersinnindikatoren auf eine W- bis NW-gerichtete Bewegung hin (NIEVOLL, 1983; NEUBAUER et
al., 1987; NEUBAUER et al., 1994).
Im oberen Jura (ca. 155 Ma) wurde das Juvarikum auf das Tirkolikum gestapelt (FRISCH & GAWLICK,
2003). Vermutlich wurde um etwa 135 Ma (untere Kreide) das heutige Bajuvarikum und
Tirolikum/Juvarikum über die Grauwackenzone und das Ostalpin geschoben. Dadurch wurden die
Einheiten des Tirolikums und mit ihm die Norische Decke auf den anderen drei Decken der
Grauwackenzone gestapelt (SCHMID et al., 2004). Zeitgleich wurde Veitscher-, Silbersberg- und
Kaintaleck Decke nach WNW übereinander geschoben. Um ca. 110 Ma verschob sich die
Überschiebungsbahn, wodurch Triolikum/Juvarikum und die Grauwackenzone teilweise über das
Bajuvarikum geschoben wurde, welches dadurch einen komplexen Faltenbau entwickelte (SCHMID et
al., 2004). Anschließend vor ca. 80 Ma kam es zu einer Exhumierung südlich der Grauwackenzone.
Daraus resultierte die Hebung des Gleinalm-Doms (NEUBAUER et al., 1995) und somit eine Verkippung
der nördlich gelegenen Einheiten (NEUBAUER et al., 2000). Dies ist der Grund, wieso die ehemals
südeinfallenden Decken der Grauwackenzone heute nach Norden einfallen. Auch die nach Norden
weisenden Schersinne sind deshalb nicht ein Anzeichen für Ab- sondern für Aufschiebungen.
Als letztes Ereignis wirkte die Neo-alpidische Gebirgsbildung auf die Gesteine der Grauwackenzone
ein.
Rekonstruktion
Es gibt mehrere Modelle, wie die Stapelung des Ostalpins ablief. Zwei davon sollen hier angeführt
werden. Die in Abbildung 20 A ersichtliche Rekonstruktion beruht auf der Theorie von NEUBAUER et al.
(2000). Er orientiert sich nach der Gliederung von TOLLMANN (1963, 1977). Demnach geht er von drei
Ostalpinen Deckensystemen aus. Laut dieser Einschätzung lag die Grauwackenzone vor der
alpidischen Gebirgsbildung unterhalb des Tirolikums und wurde mit diesem auf das Mittelosalpin
aufgeschoben. Eine detaillierte Ansicht in Bezug auf die Grauwackenzone bietet Abbildung 21. Dort
ist die Rückbilanzierung von NEUBAUER et al. (1994) dargestellt. Diese ergab folgende
Paläogeographische Rekonstruktion während des Perm/Trias (Abbildung 21). Von NW nach SE:
41
Geologischer Überblick
Mittel-Ostalpin, Veitscher Decke, Silbersberg Decke, Kaintaleck Decke und Norische Decke,
überlagert von den Einheiten der Kalkalpen.
Dem gegenüber steht die Interpretation von SCHMID et al. (2004) ersichtlich in Abbildung 20 B. Er
nimmt nur zwei Ostalpine-Deckensystem an und geht davon aus, dass lediglich die Norische Decke
unterhalb des Tirolikums lag. Die restlichen Decken der Grauwackenzone lagen hingegen am
Kontinentalschelf und wurden erst durch die Deckenstapelung unterhalb der Norischen Decke
eingeschuppt.
Abbildung 20: Paläographische Rekonstruktion des Ostalpins im frühen Mesozoikum. A – Nach NEUBAUER et
al. (2000); B. – Nach SCHMID et al. (2004); (geändert nach SCHUSTER, 2013)
Abbildung 21: Paläogeographische Rekonstruktion der östlichen Ostalpinen Decken, mit Focus auf die
Grauwackenzone (geändert nach NEUBAUER et al., 1994)
42
Lithologische Beschreibung
Lithologische Beschreibung
Insgesamt können entlang des Profils zehn Lithologien in sechs verschiedenen Decken unterschieden
werden. Dazu gehören die vier Decken der Grauwackenzone, sowie der dazu liegende TroiseckFloning-Zug und die darüber hangenden basalen Einheiten der Kalkalpen (Präbichl-/Werfener
Formation).
Sedimentäre Bedeckung des Troiseck-Floning-Zug
Innerhalb des Profils wurde der Semmeringquarzit als einzige Lithologie des Troiseck-Floning-Zugs
untersucht. Dabei ist zu beachten, dass die Bezeichnung Semmeringquarzit eine historische
Bezeichnung ist und für zahlreiche Quarzite des Altkristallins herangezogen wird.
Semmeringquarzit
Der Semmeringquarzit befindet sich im Liegenden der Grauwackenzone und ist entlang der
Pretalstraße wiederholt aufgeschlossen, teils ist er bei großen Steinbrüchen freigelegt. Im Aufschluss
ist gut erkennbar, dass der Fels tektonisch stark beansprucht wurde. Zahlreiche Störungen und
Verwerfungen zeugen davon. Das Gestein ist durchzogen von mehreren kleineren und größeren
Brüchen, welche teils mit Quarz verfüllt sind. Das Gestein weist eine hellgraue Färbung auf,
unterbrochen von dunkelgrauen und bräunlicheren Lagen. Im Handstück erscheint es hell, massig
und feinkörnig. Innerhalb der quarzitischen Matrix sind vereinzelt kleine dunkle Gemengeteile
eingebettet. Teils sind auch bräunliche Flecken im Gestein verteilt, welche auf die Oxidation
verschiedener eisenhaltiger Phasen zurückgeführt werden können.
Im Dünnschliff (Abbildung 22a) ist deutlich zu erkennen, dass es sich bei diesem Gestein um ein
Feinklastika handelt. Neben den feinkörnigen Quarzen sind auch Feldspat und kleine detritäre
Glimmerblättchen verteilt. Auch im Mikroskop sind mehrere opake bzw. braun oxidierte Phasen
erkennbar. Neben Quarz und Muskovit kommen auch noch weitere Phasen vor, wie Plagioklas,
Kalifeldspat, Turmalin und Zirkon.
Veitscher Decke
Die Veitscher Decke ist im Profil nur sehr geringmächtig vorhanden und nur in sehr kleinen stark
verwitterten Aufschlüssen, an der Pretalstraße nahe der Abzweigung zum Hinterhofgraben,
anzutreffen. Im Profil ist diese Decke nur durch eine Lithologie, den Graphitschiefer, vertreten.
Graphitschiefer
Dieses Gestein weist eine starke, wellige Schieferung, sowie ein deutlich ausgeprägtes
Runzelungslinear auf. Im angeschnittenen Handstück lassen sich innerhalb der feinkörnigen Matrix
43
Lithologische Beschreibung
hauchdünne hellere und dunklere Lagen ausmachen. Unterbrochen wird dieser Lagenbau von mit
Eisenoxid gefüllten Bändern. Außerdem sind immer wieder Feldspat- und Quarzeinsprenglinge im
Gestein eingebettet. Diese bilden entweder Augenstrukturen oder sind so stark gelängt, dass sie
teilweise als Lagen erscheinen.
Auch im Dünnschliff (Abbildung 22b) ist der feinkörnige und lagige Aufbau des Gesteins gut
erkennbar. Es treten abwechselnd Schichten von Quarz, Serizit und graphitische Schlieren auf.
Untergeordnet ist auch Plagioklas in der Gesteinsmatrix enthalten. Wiederum sind einige größere
Quarzklasten erkennbar, um welche sich Chlorid-Druckschatten ausbilden. Die bereits zuvor
erwähnten Eisenoxidbänder erscheinen im Dünnschliff leicht boudiniert.
Silbersberg Decke
Die Silbersberg Decke ist nur gering vertreten und nur einige zehner Meter mächtig. Sie kommt
ausschließlich im Süden des Profils in der Nähe des Pretalsattels vor. Im Profil sind lediglich die
Metasandsteine als einzige Lithologie der Silbersberg Decke anzutreffen.
Metasandstein
Die Metasandsteine erscheinen im Aufschluss als dunkle geschieferte Gesteine, die teilweise „Geröll
führend“ sind. Jedoch sind nur sehr wenige relativ kleine Komponenten innerhalb der feinkörnigen
Matrix erkennbar. Größere Klasten (1-5 mm) sind nur vereinzelt vorhanden und bestehen
ausschließlich aus Quarz.
Der Hauptbestandteil des Gesteins setzt sich aus Quarz und serizitischen Glimmer zusammen. Die
Quarze sind bis auf wenige größere Klasten sehr feinkörnig und entlang der Schieferung deutlich
gestreckt. Außerdem ist ein nicht unwesentlicher Anteil an Karbonat im Schliff (Abbildung 22c)
erkennbar. Die Kalzite kommen sowohl als relativ große euhedrale Kristalle vor, welche
Verzwilligungen (Typ I) aufweisen, aber auch als sekundäre Füllung von Brüchen und Rissen. Des
Weiteren sind einige Plagioklase, sowie Chlorit im Gestein vorhanden, ebenso wie opake Phasen und
Eisenoxide. Auffällig sind auch einige Komponenten, die als Titanit identifiziert werden können und
teilweise Umwandlungen zu Ilmenit zeigen.
Diese Entmischung ist eine magmatische Erscheinung, d.h. eine transportierte und kann daher als
Hinweis für ein vulkanogenes Liefergebiet interpretiert werden.
44
Lithologische Beschreibung
Abbildung 22: a. Semmeringquarzit; b. Graphitschiefer; c. Metasandstein; d Amphibolit mit Formrelikt von Quarz; e.
Amphibolit mit kelifitischen Saum um Granat; f. Gneis;
S – Serizit; Ms – Muskovit (detritär); Qz – Quarzklast; Q – rekristallisierte Quarz; G – Graphit; F – Eisenoxid; T –
Titanit; P – Plagioklas; K – Kalzit; A – Amphibol; Gr – Granat; kS – kelifitischer Saum; C – Chlorit;
45
Lithologische Beschreibung
Kaintaleck Scholle
Ähnlich der Veitscher Decke ist auch die Kaintaleck Scholle nur sehr geringmächtig im Profil
enthalten. Vertreten ist sie durch das Vorkommen von Amphiboliten und Gneisen.
Amphibolit
Die Amphibolite erscheinen dunkelgrau mit einer leicht grünlichen Färbung. Sie sind fein geschiefert,
mit sich abwechselnden helleren und dunkleren Lagen. In der ansonsten feinkörnigen Matrix sind
einige gröbere Einsprenglingen erkennbar.
Die Hauptbestandteile des Gesteins (Abbildung 22d) sind neben den Amphibolen (Hornblenden)
auch Plagioklas und Quarz. Die Hornblenden sind deutlich an ihrem Pleochroismus, von hellgrün zu
olivgrün, und ihren bunten Interferenzfarben zu erkennen. Außerdem weisen einige Körner die
typische Spaltbarkeit von 120° auf. Quarz tritt in der Matrix als sehr kleine Komponenten auf, jedoch
wird das Gefüge immer wieder von grobkörnigeren Quarzlagen unterbrochen. Vereinzelte Quarze
sind stark ausgedünnt und in die Länge gezogen. Plagioklas, Serizit und Chlorit sind als feine Minerale
in der Matrix verteilt. Als Akzessorien treten Zoesit und Titanit auf. Selten lassen sich runde
Formrelikte im Gestein ausmachen, die von der Zersetzung ehemaliger Granate herrühren.
Nur wenige Meter vom Profil entfernt treten bei Zwanzen Amphibolite der Kaintaleck Scholle auf
(Abbildung 22e). Diese sind jedoch massiger und kaum geschiefert. Auch der zuvor beschriebene
Lagenbau ist nicht erkennbar. Ein weiterer auffälliger Unterschied ist, dass der Amphibolit bei
Zwanzen Granat führend ist. Die Granate sind in mehrere Fragmente zerbrochen. Der Raum zwischen
den Brüchen ist zum großen Teil mit Quarz und Chlorit verfüllt, aber auch einige Hellglimmer und
Plagioklase sind vorhanden.
Erwähnenswert ist dabei auch die auffällige anormale blaue Interferenzfarbe der Chlorite. Außerdem
sind die Granate von einem kelefitischen Saum umgeben.
Dieser besteht aus mikrokristallinem Plagioklas und Pyroxen, welche als dunkle Gemengeteile
erscheinen. Die Matrix rund um die Granate besteht, ähnlich den Amphiboliten entlang des Profils,
aus Hornblenden, Quarz, Plagioklas und Glimmern.
Gneis
Die zweite Lithologie der Kaintaleck Scholle entlang des Profils ist der Gneis. Dabei handelt es sich um
ein mittelgraues Gestein mit sehr vielen konkordanten Quarzgängen. Es ist geschiefert und sehr
feinkörnig. Makroskopisch sind die einzigen identifizierbaren Phasen Quarz, Plagioklas und
Hellglimmer.
46
Lithologische Beschreibung
Unter dem Mikroskop kann das Gestein (Abbildung 22f) genauer klassifiziert werden. Die Matrix baut
sich aus feinen Quarzen, Plagioklasen und Serizit auf. Die Minerale sind aufgrund der Schieferung
deutlich gelenkt und zum großen Teil deformiert. Einige größere Komponenten aus Quarz, Plagioklas
und Grant sind enthalten und ebenfalls durch die Schieferung beeinflusst. Viele bilden
Augenstrukturen aus und sind durch die Deformation in mehrere Fragmente zersplittert.
Beispielsweise zeigen die Granate eine deutlich Streckung entlang der Schieferungsflächen, sowie
mehrere parallele Ridelbrüche. Die Risse sind mit sekundär gebildeten Chlorit und Plagioklasen
gefüllt.
Außerdem sind einige saussoritisierte Plagioklase im Gestein enthalten, durch deren Umwandlung
hat sich teilweise auch Epitot ausgebildet hat.
Norische Decke
Die Norische Decke ist innerhalb des Profils mit Abstand die mächtigste und die am meisten
vertretene Einheit. Sie besteht zum Großteil aus dem Blasseneck Porphyroid, es treten aber auch
Marmore, sowie Schiefer und graphitische Quarzite der Rad-Formation auf. Die Gesteine der
Gerichtsgraben Formation fehlen entlang des Profils.
Marmor
Innerhalb der Norischen Decke treten immer wieder Einschaltungen von metamorphen Kalken auf.
Sie sind vor allem im nördlichen Teil des Hinterhofgrabens, sowie auf der Scheikelalm und vereinzelt
auf der Rotsohlalm, aufgeschlossen.
Im Aufschluss erscheinen die Marmore meist massig und wenn, dann nur leicht geschiefert. Sie sind
meist hell- bis mittelgrau, enthalten aber immer wieder dunklere Lagen. Der zum großen Teil
feinkörnige Aufbau wird häufig von konkordanten und diskordanten Brüchen durchschlagen, welche
mit weißen grobkörnigeren Kalziten gefüllt sind. Neben diesen verfüllten Brüchen sind auch
zahlreiche feine Risse und Drucklösungssäume im Gestein enthalten.
Unter dem Mikroskop lassen sich zwei Arten der Marmore unterschieden. Bei den Proben, die im
Hinterhofgraben entnommen wurden, ist im Dünnschliff (Abbildung 23b) gut erkennbar, dass der
Hauptanteil der Matrix aus sehr feinkörnigen Kalzitkristallen und teilweise aus Quarz besteht. Jedoch
sind zahlreiche gröbere Komponenten verschiedener Größen in die Matrix eingebettet. Diese zeigen
mit gekreuzten Polarisatoren die typischen Pastelfarben des Kalzits. Außerdem weisen sie fast
ausnahmslos Verzwilligungen von Typ I bis Typ II auf. Die Kristalle, welche die Brüche im Gestein
sekundär verfüllten, sind groß und gut ausgebildet, sie weisen beinahe keine Deformationsstrukturen
auf.
47
Lithologische Beschreibung
Die Proben der Rotsohlalm (Abbildung 23a) hingegen weisen eine feinkörnigere Matrix auf, deren
Körner kaum verformt sind und keine Verzwilligungen enthalten. Außerdem sind wesentlich weniger
Abbildung 23: a. feinkörniger Marmor; b. krobkörniger
Marmor; c. Radschiefer mit Druckschatten um Pyrit; d.
Radschiefer mit Chloritoid; e. graphitische Quarzite;
S – Serizit; Qz – Quarzklast; Q – rekristallisierte Quarz;
G – Graphit; K – Kalzit; Py – Pyrit; Ch – Chloritoid;
48
Lithologische Beschreibung
große Komponenten enthalten, welche Zwillinge von Typ I bis Typ II aufzeigen. Einige der groben
Kristalle können als fossile Crinoiden identifiziert werden. Ein weiterer Unterschied ist an den
verfüllten Brüchen erkennbar. Hier sind die Kristalle innerhalb der Brüche, hauptsächlich Eisenkalzite
und wesentlich feinkörniger.
Radschiefer
Die Radschiefer sind nur untergeordnet vertreten, sie sind teilweise im Hinterhofgraben und der
Scheikelalm aufgeschlossen. Die Probe des Hinterhofgrabens erscheint als sehr feinkörniges, stark
geschiefertes Gestein. Im Handstück ist ein Lagenbau aus großteils hellen aber auch teilweise
dunkleren Lagen erkennbar. Vereinzelt sind einige bis zu 2 mm große Pyriteinsprenglinge in der
feinkörnigen Matrix eingebettet. Auch im Dünnschliff (Abbildung 23c) ist der feinkörnige Lagenbau
deutlich erkennbar. Die Matrix setzt sich aus Quarzit, Serizit, Graphit und Kalzit zusammen. Einige
feine diskordante Brüche durchlaufen das Gefüge und sind sekundär mit Quarz und Kalzit verfüllt.
Um die bereits zuvor erwähnten Pyrite haben sich deutlich Druckschatten aus Quarz gebildet. Als
Akzessorien sind Eisenoxide und Turmaline im Gestein enthalten.
Die Probe der Rotsohlalm erscheint im Handstück etwas dunkler als die zuvor beschriebene, jedoch
ist erneut der lagige Aufbau aus helleren und dunkleren Schichten erkennbar. Häufig treten mit
Eisenoxid oder Quarz verfüllte Brüche auf und durchziehen das Gestein. Die Matrix setzt sich aus
Quarz, Kalzit und einem hohen Anteil an Serizit zusammen. Auch die graphitischen Schlieren sind
erneut beobachtbar. Eine Besonderheiten dieser Probe sind die zahlreichen Chloritoidkristalle, die
das Gefüge diskordant überwachsen und keine Vorzugsregelung erkennen lassen (Abbildung 23d).
NIEVOLL (1983) interpretiert die Chloritoidschiefer als permische, metamorphe, lateritische
Verwitterungsböden. Er stützt seine Vermutung auf die chem. Faktoren des Laterit, welche gute
Voraussetzungen für Chloritoidwachstum darstellen.
Graphitische Quarzite
Direkt auf der Scheikelalm befindet sich ein mehrere Meter mächtiger Aufschluss aus graphitischen
Quarziten. Dieses Gestein ist relativ massig aufgebaut und nur leicht geschiefert. Im angeschnittenen
Handstück ist eine dunkelgrau Matrix zu erkennen, die von zahlreichen quarzitischen Gängen und
schwarzen Schlieren durchzogen wird. Die Gänge und die Schlieren sind stark verfaltet und stellen
ein Gewirr aus Scherbändern, Schieferflächen und Verfaltungen dar.
Im Dünnschliff (Abbildung 23e) lassen sich ausschließlich zwei Komponenten ausmachen. Zum einen
die hellen quarzitischen Gänge und zum anderen die dunklen Schlieren, die aus Quarz und
Graphitlagen bestehen.
49
Lithologische Beschreibung
Abbildung 24: a. alterierte Biotitkomonenten; b-c. saussoritisierte Formrelikte; d. resorbierter Quarz;
S – Serizit; Qz – Quarzklast; Q – rekristallisierte Quarz; F – Eisenoxid; B – alterierter Biotit; Sa – Sausorit; Q-S – QuarzSerizit-Filz;
Blasseneck Porphyroid
Der Blasseneck Porphyroid ist an zahlreichen Stellen entlang des Profils aufgeschlossen. Er ist im
gesamten Hinterhofgraben, auf der Scheikelalm, der Rotsohlalm und dem Dürrwaldgraben
anzutreffen. Die Aufschlüsse sind häufig mit einer eisenoxidischen Verwitterungsschicht überzogen.
Im Handstück lassen sich einige Varietäten des Blasseneck Porphyroids unterschieden, teilweise
erscheint er sehr stark geschiefert und lagig aufgebaut, jedoch wirkt er häufig auch relativ massig.
Aufgrund von charakteristisch gerundeten Quarzeinsprenglinge (ca. 05-3 mm) kann das Gestein klar
von den andern Lithologien unterschieden werden. Auf der Rotsohlalm treten vereinzelt stark
mylonitisierte Blasseneck Porphyroide (Abbildung 25b) auf, bei denen kaum noch größere
Einsprenglinge erkennbar sind. Auch die Färbung kann von grünlich bis grau in unterschiedlichen
50
Lithologische Beschreibung
Helligkeitsstufen variieren. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sind jedoch immer runde
Quarzeinsprenglinge erkennbar. Teilweise sind schwarze, dünnblättrige bis zu 20 cm große Stellen im
Gestein enthalten, dabei handelt es sich um tuffoide Ablagerungen, sie kommen beispielsweise auf
der Rotsohlalm vor.
Das Gestein setzt sich aus einigen größeren Quarzklasten und einer feinkörnigen Matrix aus Quarz
und Serizit zusammen (Abbildung 25a). Neben diesen Komponenten kommen auch zahlreiche
untergeordnete Phasen vor. Dazu gehören neben Eisenoxiden, Kalziten und Chlorit auch Relikte von
Feldspaten und vereinzelt Amphibole. Als Akzessorien ist Turmalin, Zirkon und Epitot enthalten.
Meist sind eine deutliche Schieferung, sowie eine Einreglung der gröberen Klasten erkennbar. Der
vulkanogene Ursprung der Quarzklasten ist deutlich erkennbar. Hinweise darauf sind beispielsweise
die sehr häufig auftretenden Korrosionsbuchten und -schläuche.
Auffällig sind außerdem einige größere Komponenten, die sich aus bräunlichen Schlieren und
quarzitischen Lagen zusammensetzen. Diese erscheinen stark alteriert und sind teilweise in
sekundäre Phasen, wie Chlorit (im Süden) oder Muskovit (im Norden) umgewandelt.
Aufgrund der bräunlichen Färbung und der Umwandlungsprodukte werden diese Komponenten als
ehemalige Biotite interpretiert. Sie kommen nicht als Einzelminerale vor, sondern als ein
geschichteter Verband (Abbildung 24a).
Häufig wird das Gestein auch von vielen Klüften und Rissen durchzogen, die oftmals sekundär mit
Quarz oder Kalzit verfüllt sind. Die Proben des gesamten Profils zeigen auch Anzeigen für sekundäre
Karbonatinfiltration, sowie sekundäre Kalzitausfällungen. Eine weitere Besonderheit stellen mehrere
Formrelikte dar. Dabei handelt es sich um einen dichten, sehr feinkörnigen Filz, der sich großteils aus
Serizit zusammensetzt. Meist zeigen sie keine spezifischen Formen (Abbildung 24c), vereinzelt treten
aber auch Rohmboeda-Formen (Abbildung 24b) auf, was auf einen Kristall (vermutlich Plagioklas) als
Vorläufer schließen lässt.
Teilweise sind in den Gesteinen auch Drucklösungssäume sowie Lösungserscheinungen an den
Quarzkörnern enthalten. Im manchen Fällen ist dies so weit fortgeschritten, das die Quarze beinahe
vollständig resorbiert wurden und nur mehr als Relikte vorhanden sind (Abbildung 24d). Außerdem
ist ein hohes Maß an Alterierungsprozessen wie Serizitisierung und Saussuritisierung beobachtbar.
Anzumerken ist, dass ein Trend von Süden (Pretalstraße) nach Norden (Rotsohlalm) beobachtbar ist.
Viele Erscheinungen wie sekundäre Karbonatinfiltration, Drucklösungssäume, Saussuritisierung und
das Auftreten der Formrelikte nehmen in Richtung Norden stetig zu.
51
Lithologische Beschreibung
Abbildung 25: a. typisches Gefüge des Blasseneck
Porphyroids; b. Gefüge eines mylonitisierten
Blasseneck Porphyroids; c. umgewandelter Blasseneck
Porphyroids (Dürrwaldgraben); d. Konglomerat des
Permomesozoikums;
e.
Sandstein
des
Permomesozoikums;
S – Serizit; Ms – Muskovit (detritär); Qz – Quarzklast; Q
– rekristallisierte Quarz; F – Eisenoxid; K – Kalzit; Q-S –
Quarz-Serizit-Filz;
52
Lithologische Beschreibung
Einen Sonderfall stellen die Blasseneck Porphyroide des Dürrwaldgrabens dar. Dort weisen die
Gesteine eine weit fortgeschrittene Alterierung und zahlreiche Anzeichen für eine spröde
Deformation auf (Abbildung 25c). Immer noch gut erkennbar sind die groben Quarz- und ehemaligen
Biotitklasten. Die Matrix besteht aus einem dichten Filz aus feinen Hellglimmern und Quarzen, häufig
ist keine oder nur mehr eine leichte Schieferung erkennbar. Im Handstück ist ein deutliches
kataklastisches Gefüge sichtbar. Das Gestein ist stark geschert und zerbrochen. Auffällig ist auch die
starke Vererzung der Gesteine.
Präbichl- und Werfener Formation
Bei diesen beiden Einheiten handelt es sich um das Permomesozoische cover der Grauwackenzone
und sie werden in dieser Arbeit als solches zusammengefasst. Sie treten, aufgrund tektonischer
Duplikation, erstmals am nördlichen Ende der Rotsohlalm auf und ziehen sich bis zum erneuten
Auftreten der Grauwackenzone bei Aschbach durch den Rotsohlgraben. Beprobt wurden diese
Schichten nur in der unmittelbaren Umgebung der Grauwackenzone, d.h. auf der Rotsohlalm, nahe
der Ortschaft Aschbach und im Dürrwaldgraben. Diese Einheit setzt sich aus überprägten
Sandsteinen (Abbildung 25e) und Konglomeraten (Abbildung 25d) zusammen. Die Konglomerate
weisen klastische Komponenten in unterschiedlicher Korngröße von 1 cm bis in den µm-Bereich, auf.
Die Klasten bestehen zu einem großen Teil aus Quarz, welche häufig magmatische
Korrosionsschläuche aufweisen. Es treten aber auch Plagioklase auf, die deutliche polysynthetische
Verzwilligungen enthalten und teilweise Anzeichen für beginnende Saussuritisierung zeigen.
Außerdem treten immer wieder, ähnlich der Blasseneck Porphyroide, stark alterierte Komponenten
auf, die großteils aus Biotit bestehen und teilweise Umwandlung zu Chlorit oder Muskovit zeigen.
Häufig sind auch einige größere Glimmerblättchen erkennbar, die vermutlich detritären Ursprungs
sind. Die Matrix setzt sich aus Quarz und feinen Hellglimmern zusammen. Auch einige sekundär
gebildete Phasen sind erkennbar, dazu gehören vorrangig Karbonatausfällungen und Vererzungen
(opake Phasen). Immer wieder treten kleine bräunliche rhomboedrische Kristalle auf, die das Gefüge
diskordant überwachsen, dabei handelt es sich vermutlich um Fe-Kalzitausfällungen. Als Akzessorien
sind Turmalin und Zirkon enthalten. Eine Schieferung ist meist nur schwach ausgebildet.
Die Sandsteine zeigen Korngrößen von 0,2 -1 mm. Abgesehen von der Korngröße unterscheiden sich
die Sandsteine kaum von den Konglomeraten. Der Mineralbestand sowie das Gefüge sind weitgehen
sehr ähnlich, auch wenn die Sandsteine häufig eine deutlichere Schieferung aufweisen. Jedoch treten
bei den Konglomeraten viele unterschiedliche Komponentengrößen innerhalb einer Probe auf,
wohingegen die Sandsteine meist eine regelmäßige Verteilung zeigen.
53
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Einteilung des Arbeitsgebietes
Das ca. 12 km lange Profil erstreckt sich quer über die gesamte Grauwackenzone, vom
Semmeringquarzit im Liegenden zu den Nördlichen Kalkalpen im Hangenden. Zur besseren Übersicht
wurde das Profil in fünf Abschnitte eingeteilt (siehe Abbildung 26):
Abbildung 26: Überblick der Profilabschnitte und Probenpunkte
54
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
1. Der südlichste Bereich setzt sich aus dem Semmeringquarzit, sowie den liegenden Decken
der Grauwackenzone zusammen. Aufgeschlossen ist diese Zone nur entlang der Pretalstraße.
Hier findet man neben dem Semmeringquarzit auch geringmächtige Graphitschiefer der
Veitscher Decke, Metakonglomerate der Silbersberg Decke und Amphibolite und
Glimmerschiefer der Kaintaleck Scholle.
2. Direkt darüber liegen die Gesteine des unteren Hinterhofgrabens. Diese setzten sich
ausschließlich aus Blasseneck Porphyroid zusammen. Die südlichsten Anteile dieser
Lithologie werden zum zweiten Abschnitt zusammengefasst.
3. Der nächste Abschnitt zieht sich durch den oberen Teil des Hinterhofgrabens bis zur
Scheikelalm. Hier sind verschiedene Lithologien der Norischen Decke anzutreffen. Dabei
handelt es sich um dem Blasseneck Porphyroid, Schiefer der Radformation und Karbonate.
4. Zwischen der Scheikelam und den Beginn des Rotsohlgrappen schließt sich die nächste Zone
an. Sie ist im Wesentlichen aus denselben Lithologien aufgebaut wie Abschnitt zwei, jedoch
sind an der Nordgrenze zusätzlich Metasedimente der Präbichl- und Werfener Formation
aufgeschlossen.
5. Der nördlichste Teil ist von dem südlicheren Teil durch eine Mulde der Nördlichen Kalkalpen
im oberen Bereich des Rotsohlgrappens getrennt. Der Abschnitt selbst zieht sich durch den
unteren Rotsohlgrappen bis hin zur Ortschaft Aschbach. Vorzufinden sind wiederum
Gesteine der Norischen Decke, sowie die basalen Einheiten der Nördlichen Kalkalpen.
Profilabschnitt 1
Die in diesem Bereich enthaltenen Lithologien sind der Semmeringquarzit, die Graphitschiefern der
Veitscher Decke, die Mikrokonglomeraten der Silbersberg Decke und die Amphiboliten und Gneisen
der Kaintaleck Scholle.
Makrostrukturen
Dieser Profilabschnitt beinhaltet die Überschiebungbahn zwischen der Grauwackenzone und dem
Troiseck-Floning-Zug. Entlang dieser Linie sind neben den duktilen Strukturen sehr viele spröde
Strukturen beobachtbar. Am südlichsten Abschnitt fallen die Gesteinsschichten sehr steil nach N ein
bzw. fallen sie nahezu senkrecht ein, bei einem generellen E-W Streichen. Entlang des Profils in
Richtung Norden wird das Einfallen tendenziell flacher. So fallen die Schichten der Veitscher- und der
Silbersberg Decke mit einem Winkel von ca. 70° und die der Kaintaleck Scholle mit ca. 60° Richtung
Norden ein. Innerhalb dieses Gebietes können zwei Lineationsrichtungen unterschieden werden.
Während der Semmeringquarzit eine Lineation nach ENE aufweist, sind die der Veitscher Decke und
der Kaintaleck Scholle nach S bzw. SW gerichtet. Die Messungen des Einfallens der Silbersberg Decke
schwanken zwischen E und S.
55
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Abbildung 27: Aufschlussfotos; a. konjugierte WE-gerichtete Störungen; b. flowerstrukture, N-S Einengung;
Charakteristisch für dieses steile Einfallen und die damit verbundenen makroskopischen Strukturen
ist der Steinbruch des Semmeringquarzites südlich der Pretalstraße. Auffallend sind zahlreiche mit
Quarz gefüllte Brüche, die sich diskordant durch das Gestein ziehen. Diese können in zwei Gruppen
gegliedert werden: Erstere sind ca. zwei bis drei cm mächtig und fallen mit einem Winkel von ca. 45°
nach SSE ein. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um mehrere feine Risse (zwei bis fünf mm), die
als en-echelon Struktur auftreten, welche steil mit 80° in Richtung W einfallen (siehe Abbildung 27).
In der von Nord nach Süd gerichteten Flanke des Aufschlusses ist eine Reihe von sehr steil stehenden
und verzweigten Störungen erkennbar. Sie fallen mit Winkeln zwischen 75-90° ein, teilweise Richtung
N, aber auch nach S. Im Gesamtverband betrachtet, lässt sich eine flowerstucture ausmachen.
Im W-E Schnitt betrachtet ist im Aufschluss ein weiteres Störungssystem sichtbar. Mehrere
miteinander konjugierte Störungen fallen mit 65° nach SW bzw. mit 80° nach NE ein. Da einige
Quarzadern entlang dieser Trennflächen versetzt wurden, können diese eindeutig als Abschiebungen
bestimmt werden.
Mikrostrukturen
Im gesamten Abschnitt zeigen die Quarzkörner dynamische Rekristallisationsstrukturen. Es lassen
sich Subkornausbildungen erkennen, sowie bereits einige lobate Korngrenzen, d.h. dass es sich bei
den vorherrschenden Quarzdeformationsmechanismen um eine Kombination aus subgrain rotation
(SGR) und grain boundary migration (GBM) handelt. Anhand der gewonnenen Informationen kann
von einem Deformationsereignis zwischen 350-400°C ausgegangen werden, verbunden mit hohen
Differentialspannungen, qualitativ abgeleitet aus sehr kleinen Rekristallisationsgrößen der Quarze.
56
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Generell löschen die Quarze undulös aus, zeigen aber kaum Deformationslamellen. Auffällig ist auch
eine querschlagende Scherzone innerhalb des Semmeringquarzits, in welcher sich durch dynamische
Rekristallisation sehr kleine Quarzkörner bildeten. Dies wird als Zeichen lokalisierter Scherzonen
gedeutet, die sich bei hohen Differentialspannungen gebildet haben.
Abbildung 28: Dünnschlifffoto; a. zerscherter Granat mit bookshelf Strukturen, Scherung nach SE (Gneis, Kaintaleck Scholle);
b. ECC-Gefüge, Scherung nach S (Gneis, Kaintaleck Scholle); c. sinistrale σ-Klasten und Abschiebung (Sandstein, Silbersberg
Decke); d. Karbonatdruckschatten mit sinistralen Schersinn (Sandstein, Silbersberg Decke); e. konjugierte Scherbänder, WEStreckung (Sandstein, Silbersberg Decke); f. Knickfalte mit sinistralen Schersinn (Sandstein, Silbersberg Decke);
a. x=L(140/75); b. x=L(140/75); c. x=L(090/05); d. x=L(090/05) e. x=L(090/05) f. x=L(090/05)
57
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Zu bemerken ist außerdem die Saussuritisierung der Plagioklase innerhalb der Mikrokonglomeraten
der Silbersberg Decke und innerhalb des Blasseneck Porphyroids, wobei teilweise bereits die
Ausbildung von holokristallinen Epidot beobachtbar ist. Des Weitern sind einige Titanitsäume
erkennbar, welche sich durch Entmischungsreaktionen aus Plagioklas bildeten. Zusätzlich findet sich
im Großteil der Gesteine sekundär gewachsener Chlorit, beispielsweise in Druckschatten oder in
verfüllten Granatbrüchen. Weitere sekundär gebildete Phasen sind serizitische Hellglimmer, sowie
einige eisenoxidische und karbonatische Ausfällungen.
Schersinnindikatoren
Der Südrand der Grauwackenzonen zeigt zwei duktile Lineare. Ein steil N-fallendes, das ein
Aufschiebendes Ereignis anzeigt und ein W-E streichendes, welches auf eine Seitenverschiebung
hindeutet. Außerdem weisen einige Strukturen auf spröde Ereignisse hin. Dies allein spricht schon
dafür, dass kontinuierlich oder periodisch dip slip und strike slip Verformungen während der Kühlung
der Gesteine, wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum wirksam waren. Anhand der
Mikrostrukturen konnten weiter Anzeichen für diese Bewegungen ausgemacht werden. Diese sind
weitgehend duktil und bildeten sich unter grünschieferfaziellen Bedingungen (sekundärer
Chloritwachstum). Untergeordnet treten einige S-gerichtete Schersinne auf (Beispiel siehe Abbildung
28 a & b), welche ebenfalls ein Indikator für ein Aufschiebendes Ereignis sind. Die Seitenverschiebung
lässt sich anhand der Mikrostrukturen ablesen, dominant sind sinistrale Schersinne (Beispiel siehe
Abbildung 28 c, d & f), lokal tauchen aber auch dextrale Schersinne auf (Beispiel siehe Abbildung 28
e). Die spröden Strukturen sind einerseits teilweise konjugierte Aufschiebungen nach Nord und Süd,
sowie die erwähnten flower structures die eine kombinierte vertikale Dehnung und sinistrale
Scherung aufweisen. Aus der Tatsache, dass das Kartenbild ebenfalls sinistrale Duplex Strukturen
zeigt, wie später erläutert wird, kann angenommen werden, dass die jüngere semiduktile bis spröde
Verformung eine sinistrale Bewegung darstellte.
Deformationsabfolge
Alle makroskopischen und mikroskopischen Strukturen als Ganzes betrachtet, können zu einer
Abfolge der Deformation Ereignisse rekonstruiert werden. Einen Überblick über die beobachteten
Strukturen und deren Einteilung in verschiedene Deformationsabfolgen ist in Abbildung 29
ersichtlich.
D1-sinistrale Seitenverschiebung (strike slip), duktil-spröd
Im Zuge dieses Events bildete sich das penetrative Gefüge aus, wozu neben der Schieferung auch die
sinistral gerichteten Schersinne gehören.
58
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
D2-koaxial (N-S Einengung; W-E Dehnung), semiduktil – spröd (brittle ductile transition)
Im xz-Schnitt sind mehrere Strukturen ersichtlich, die eindeutig auf eine koaxiale Komponente
hindeuten. Dazu gehören beispielsweise konjugierte Scherbänder und Störungen. Diese Elemente
zeigen teilweise eine dominate sinistrale, aber lokal auch eine dextrale Scherbewegung an.
Abbildung 29: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 1. (D-Deformationsevent, L-Liniation). Für
detaillierte Beschreibung siehe Text.
59
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Außerdem sind im yz-Schnitt Scherbänder, SC-Gefüge und bookshelf Strukturen in Granat ersichtlich,
welche eine Aufwärtsbewegung des Südblockes anzeigen.
Insgesamt kann daher von einer N-S Transpression, während D1 und D2, gesprochen werden, die
eine Extension nach W und E, aber auch nach oben hin zur Folge hatte.
D3 – koaxial (N-S Einengung; W-E Dehnung), spröd
In weitere Folge bildeten sich auch die vorkommenden spröden Strukturen aus. Die flowerstructure
im yz- Schnitt, sowie die Abschiebungen im xy-Schnitt verweisen auf eine Stauchung entlang der N-S
Achse.
Profilabschnitt 2
Diese Zone setzt sich ausschließlich aus Blasseneck Porphyroid zusammen.
Makrostrukturen
In diesem Profilabschnitt sind keine größeren Störungssysteme beobachtet worden, weshalb es
wenig überrascht, dass großteils duktile bzw. semiduktile Strukturen auftreten und spröde hingegen
nur untergeordnet vorhanden sind. Die Gesteinsschichten fallen relativ flach (ca. 20-30°) nach N ein.
Die Lineation zeigt einheitlich nach NE.
In diesem Abschnitt konnten anhand eines größeren Aufschlusses mehrere makroskopische
Beobachtungen aufgenommen werden. Dieser Aufschluss weist eine sehr flach einfallende
Schieferung nach N auf, welche im NE-SW-Profil großteils geradlinig, jedoch im NW-SE-Schnitt leicht
gewellt erscheint. Im Gestein sind zahlreiche ein bis zehn cm mächtige quarzgefüllte Dehnungsgänge
enthalten. Viele davon liegen konkordant zur Schieferung und die Asymmetrie der sigmoidale
Quarzgänge zeigt überwiegend Top SE gerichtet Schersinne (Abbildung 30). Jedoch kommen oft auch
diskordante Quarzgänge vor und weisen eine Scherung nach N auf. Diese ziehen sich geradlinig durch
den Fels oder sind teilweise verfaltet. Des Weiteren weist der Aufschluss ein duktil bis semi-duktil
gebildetes SC-Gefüge auf, welches wiederum Top S ausgerichtet ist.
Als einzig spröde Struktur tritt ein konjugiertes Störungssystem auf. Dabei fallen die Störungen mit
55° nach NNE ein bzw. mit 80° nach S. Da wiederum ein deutlicher Versatz der Quarzgänge vorliegt,
können die Verwerfungen eindeutig als Abschiebungen klassifiziert werden. In der unmittelbaren
Umgebung der Störungen sind zahlreiche kleinere Riedelflächen im Fels, die von den Hauptstörungen
abzweigen, ähnlich einer horsetail-Struktur (Abbildung 30).
60
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Abbildung 30: Aufschlussfoto; a. horse-tail Struktur zeigt Hebung des NE Blocks, b. diskonkordante Quarze mit NEgerichteten Scherfaltungen;
Mikrostrukturen
Hier zeigen die Quarze erneut Anzeichen von dynamischer Rekristallisation. Die auftretenden
Prozesse in diesem Abschnitt sind bulging (BLG) und subgrain rotation (SGR), wobei letzteres etwas
dominanter vertreten ist. Alle genommenen Proben dieser Zone zeigen undulöses Auslöschen von
Quarz. In den gröberen Quarzklasten sind außerdem deutliche Deformationslamellen enthalten.
Im Dünnschliff lassen sich einige Plagioklase ausmachen, die aufgrund stark fortgeschrittener
Saussuritisierung nur als Fragmente erhalten sind. Aufgrund dieses Umwandlungsprozesses setzt sich
ein Großteil der Gesteinsmatrix aus Hellglimmern zusammen. Auffällig sind auch einige in die Matrix
eingebettete Biotitscheiter, die stark alteriert und teilweise zu Chlorit umgewandelt sind.
Erwähnenswert sind auch zahlreiche Risse und Brüche, welche sekundär mit Karbonat und vereinzelt
mit Vererzungen verfüllt wurden. Dennoch sind einige Dehnungsstrukturen enthalten, welche mit
dynamisch
kristallisiertem
Quarz
verfüllt
sind.
Außerdem
sind
einige
Hinweise
auf
Drucklösungsprozesse im Gestein ersichtlich, wie beispielsweise Quarzdruckschatten.
Im Vergleich zu Abschnitt eins lässt sich eine Abnahme der Temperatur auf ca. 300-400°C ablesen.
Dies wird mit den Hauptdeformationsmechanismen bulging und subgrain rotation begründet und
dem weitgehenden Fehlen von grain boundary migration wie es im Südteil typisch ist. Gegenüber
dem steht eine Zunahme verschiedener Umwandlungsprozesse, wie beispielsweise Saussuritisierung
oder die Reaktion von Biotit zu Chlorit.
Schersinnindikatoren
Die dominante Bewegungsrichtung innerhalb dieser Zone war gegen NE. Dafür spricht nicht nur das
NE-einfallende Linear, sondern auch eine große Anzahl an NE-gerichteten Schersinnen (Beispiel siehe
Abbildung 31 b & d). Dies wird als ein Aufschiebendes Ereignis im Zuge eines thrusting gegen NE bzw.
61
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Abbildung 31: Dünnschlifffotos (Blasseneck Porphyroid, Norische Decke); a. Knickfalte, Scherung nach SW; b. σ-Klast, leicht
asymmetrisch mit Scherung nach NE; c. Knickfalte mit Kalzit gefüllten Dehnungsgängen in der Achsenebene, Scherung nach
SW; d. NE-gerichteter zerscherter Dehnungsgäng mit Klazitgefüllten bull-apart Strukturen;
a. x=L(050/10); b. x=L(050/10); c. x=L(070/30); d. x=L(50/10)
N interpretiert. Außerdem treten vereinzelt einige S-gerichtete Schersinne (Beispiel siehe Abbildung
31 b) auf, welche eine koaxiale Komponente aufzeigen. Die Top S orientierten Schersinne werden als
das Ergebnis von backthrust gedeutet. Einige Strukturelemente, wie beispielsweise verformte
Quarzgänge (siehe Abbildung 31d) tauchen teils als NE- und teils als SW-vergent auf, was
möglicherweise auf eine Plättung des Gesteinverbandes hindeuten könnte. Bei den spröden
Strukturen handelt es sich um eine konjugierte Abschiebung nach Norden und Süden. Dies wird mit
einer junge Extension und damit verbundenen Druckentlastung in Relation gesetzt.
Deformationsabfolge
Als Ganzes betrachtet kann eine Annahme über die einzelnen Deformationsevents getroffen werden.
Diese sind in Abbildung 32 dargestellt.
D1-N-gerichtete Stapelung, semi-duktil
Der Großteil der vorkommenden Komponenten ist nach NE ausgerichtet, demgegenüber stehen
einige nach SW gerichtete Elemente. Aufgrund dieser Beobachtung kann von einer N-gerichteten
62
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Abbildung 32: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 2. Für detaillierte Beschreibung siehe Text.
Stapelung ausgegangen werden, die einer koaxialen Komponente, aufgrund von backthrust, zur Folge
hatte. Verstärkt wird diese Annahme durch die ausgeprägte Plättungsgeometrie, sichtbar durch die
Boudination von Quarzgängen in NS und WE Richtung. Demzufolge kam es auch zu einer koaxiale
Verengung in vertikaler Richtung. Die Ausbildung der Schieferung wird auch mit diesem Event in
Verbindung gesetzt.
D2 – N-S Extension, spröd
Im Aufschluss sind konjugierte Störungen ersichtlich, die nach N und nach S einfallen. Ihre
Entstehung kann auf eine N-S Dehnung zurückgeführt werden.
63
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Profilabschnitt 3
Im südlicheren Teil dieses Abschnittes kommen Karbonate und Radschiefer vor, hangend dazu im
Norden treten graphitische Quarzite der Radformation und Blasseneck Porphyroide auf.
Makrostrukturen
Im dritten Abschnitt, dem oberen Teil des Hinterhofgrabens, fallen die Gesteinsschichten in 20-30°
Winkel ein, jedoch nicht mehr nach N sondern nach S. Weiter im Norden auf der Scheiklalm fallen die
Gesteinsschichten weiterhin nach S ein, allerdings nur mehr in einem 10° Winkel, sodass die
Lagerung beinahe als horizontal bezeichnet werden kann, auch die Lineation fällt mit 10° flach nach
SE ein.
Wenige Meter über der Scheikelalm befindet sich ein großer Aufschluss mit zahlreichen
makroskopischen Strukturen. Wie im gesamten Untersuchungsgebiet durchziehen auch hier
zahlreiche Quarzgänge (0,5-5 cm) das Gestein, teils konkordant, teils diskordant. Sie fallen großteils
relativ flach mit Winkeln zwischen 10-30° ein. Jedoch sind sie sehr unterschiedlich orientiert. Es
treten aber auch einige steilere Gänge auf, welche in Winkeln zwischen 80-90° nach SE bzw. NW
einfallen. Außerdem erscheint der lagige Aufbau des Gesteins an einigen Stellen entlang der steilen
Quarzgänge versetzt (Abbildung 33 b). Häufig treten auch steil stehende, stark verfaltete Gänge im
Fels auf (Abbildung 33 a).
Weitere auffällige Strukturen sind ein etwa 10 cm großer σ -Klast aus Quarz (Top WNW), mehrere
kleine Knickfalten (Top NE), eine große duktile Falte (Top SW) und ein duktil geformtes SC-Gefüge
(Top NW) (Abbildung 33 c, d).
Spröde Strukturen sind wiederum nur sehr untergeordnet enthalten. Erkennbar sind zwei sehr flach
einfallende Störungen, welche sich überkreuzen. Sie fallen mit 20° nach N bzw. nach S ein. Anhand
kleiner Versatze der Quarzadern können sie als Abschiebungen klassifiziert werden. Im Gestein direkt
an den Störungen können teilweise en-echelon Quarzadern ausgemacht werden.
Mikrostrukturen
Die Karbonate dieser Zone sind gekennzeichnet durch eine bimodale Korngrößenverteilung, d.h.
gröbere Komponenten stecken in einer Matrix aus feinen Kristallen. Die großen Kerne zeigen
deutliche Anzeichen von Verzwilligungen von Typ I bis II (nach BURKHARD, 1993). Außerdem weisen sie
unregelmäßige Korngrenzen auf, entlang dieser kleine dynamisch rekristallisierte Körne generiert
wurden. Die neu gebildeten Kalzite bauen zusammen mit vereinzelten Quarzkörnern die Matrix um
die älteren Kerne auf. Die feinkörnigen Kristalle zeigen kaum Anzeichen für spröde mechanische
Beanspruchung, wie Verzwilligungen. Des Weiteren können einige Gefügeelemente auf
Drucklösungsprozesse zurückgeführt werden, dazu gehören Druckschatten und Drucklösungssäume.
64
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Auch im Radschiefer sind deutlichen Hinweise auf Drucklösungsprozesse, sowie sekundäre
Mineralausbildungen vorhanden. Die sehr feinkörnige Matrix setzt sich aus Quarz und sekundär
Abbildung 33: Aufschlussfoto; a. strak verfaltete
Quarzgänge; b. Quarz gefüllter Dehnungsgäng in
Porphyroid mit versetzter Lagerung; c. SW-vergente Falte;
d. Quarz-σ-Klast mit einer Scherung nach WNW;
e. NE-vergente duktile Knickfalte;
65
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
gebildeten Serizit und Kalzit zusammen. Die Quarze zeigen dynamische Rekristallisation (SGR) und
wirken weitgehend stressfrei. Ähnlich der Quarze zeigen auch die Kalzite kaum Anzeichen für
Deformationen. Auffällig sind außerdem einige euhedrale Pyrite, um die sich deutliche Druckschatten
aus Quarz bildeten.
Eine Besonderheit in diesem Abschnitt stellen die graphitischen Quarzite dar. Anhand dieses Gesteins
lässt sich grob eine Deformationsabfolge konstruieren. Nach der Sedimentation und Kompaktierung
der einzelnen Komponenten bildeten sich quarzgefüllte Dehnungsgänge aus, welche die sedimentäre
Lagerung diskordant durchschlugen. Anschließend wurde das Gestein im Gesamtverband verfaltet. In
darauf folgenden Phasen bildete sich eine Achsenflächenschieferung aus. Längs dieser Schieferlage
bildeten sich konkordante Quarzgänge, die durch Kompression entlang der verfalteten graphitischen
Lagen versetzt wurden.
Während eines späteren Events wurde die Achsenflächenschieferung als Scherbänder reaktiviert,
wodurch einige Quarzadern entlang dieser Bänder gestreckt und geschert wurden. Als letztes
bildeten sich einige Drucklösungssäume aus, wodurch scheinbare Versätze generiert wurden.
Als hangendeste Lithologie dieses Bereiches tritt der Blasseneck Porphyroid auf. Ähnlich Abschnitt
zwei
tritt
auch
in
Abschnitt
drei
bulging
(BLG)
und
subgrain
rotation
(SGR)
als
Rekristallisationsprozesse auf, jedoch ist hier BLG gegenüber SGR dominanter. Ebenso zeigen die
großen Quarzklasten deutliches undulöses Auslöschen sowie Deformationslamellen. Die Gesteine
dieses Abschnittes erscheinen etwas höher temperiert bei ca. 350-450°C.
Wiederum ist das Gestein stark saussuritisiert, so dass ehemalige Plagioklase nur mehr zu erahnen
sind. Auch der Rest der feinkörnigen Matrix wurde durch Serizitisierung mit zahlreichen feinen
Hellglimmern durchzogen. Erneut kommen einige größere Biotitkomponenten vor, die retrograd zu
Muskovit umgewandelt wurden. Auch Titanitentmischungen sind immer wieder beobachtbar, sowie
einige Brüche, die sekundär mit Quarz- und Kalzitkristallen verfüllt sind.
Anhand der Kalzitverzwilligungen und der Rekristallisationsprozesse von Quarz kann die Temperatur
während der Deformationsphase in dieser Zone auf ca. 350° C geschätzt werden. Da eine Zunahme
von sekundären Kalzitausfällungen und Saussuritisierung festgestellt wurde, kann angenommen
werden, dass hier mehr Fluidaktivität vorhanden war. Dies korreliert mit der Beobachtung, dass auch
Drucklösungserscheinungen vermehrt auftreten.
Schersinnindikatoren
Auch wenn in diesem Abschnitt einige entgegengesetzte Schersinne vorkommen, wird von einer Ngerichteten Bewegung ausgegangen. Dafür sprechen einige Makroskopische Strukturen, wie eine
66
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Knickfalte und ein σ-Klasten, sowie einige Mikrostrukturen, beispielsweise die Pyritdruckschatten
und Aufschiebungen (siehe Abbildung 34 c & d). Da es sich dabei um relativ duktile bis spröde
Strukturen handelt, kann davon ausgegangen werden, dass diese Bewegung über einen längeren
Abbildung 34: Dünnschlifffotos; a. SE-vergente Quarz-σ-Klasten (Blasseneck Porphyroid); b. leicht verfalteter Quarzgang
(Blassenck Porphyroid); c. N-gerichtete Aufschiebung (Blassenck Porphyroid); d. Druckschatten, Scherung nach NW
(Radschiefer); e. Falte mit Parasitärfaltung und Achsenflächenschieferung (graphitische Quarzite); f. Versatz von
Quarzgängen entlang von Achsenflächenschieferung (graphitische Quarzite);
a. x=L(120/10); b. x=L(310/05); c. x=L(310/05); d. x=L(130/20) e. x=L(120/10) f. x=L(120/10)
67
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Zeitraum aktiv war. Die untergeordneten auftretenden S-gerichteten Schersinne (Beispiel siehe
Abbildung 34 a & c) werden als backthrust-Strukturen gedeutet. Außerdem kommen einige Elemente
vor, die auf eine subvertikale Stauchung, unter duktilen Bedingungen, hindeuten. Dazu zählen unter
anderem die Verfaltungen innerhalb der graphitischen Quarzite (Beispiel siehe Abbildung 34 b, e & f).
Eine mögliche Erklärung dafür könnte eine Verformung aufgrund des durch die Stapelung der
Einheiten entstehenden Überlagerungsdruckes sein. Die spröden konjugierten Störungen die nach N
bzw. S einfallen, stehen in Relation mit einer Extension, die eine Druckentlastung mit sich bringt.
Deformationsabfolge
Aufgrund der beobachteten Strukturen wurde eine Abfolge der Deformationen aufgestellt. Die
Strukturen und deren Zuordnung zu einzelnen Events ist in Abbildung 35 dargestellt.
D1 – N-gerichtete Stapelung verbunden mit einer koaxialen N-S-Kompression, duktil bis semiduktil
Erneut sind Schersinne in zwei unterschiedliche Richtungen erkennbar, daher kann wieder von einer
koaxialen Komponente ausgegangen werden. Es überwiegen jedoch Top N-gerichtete Schersinne, die
die Stapelungsrichtung anzeigen. Beispielsweise ist im xz-Schnitt ein SC-Gefüge (Top NW), sowie
Aufschiebungen, Druckschatten (Top NW) und σ-Klasten (Top SE) ersichtlich. Auch im yz-Schnitt
hingegen sind die große duktile Falte (Top SW), eine Knickfalte (Top NE) und ein δ-Klast (Top NW)
enthalten. Im Zuge dieses Events bildete sich auch die Schieferung aus.
D2 – Koaxiale vertikale Plättung, semi-duktil
Dieses Ereignis ist vor allem in den graphitischen Quarziten ersichtlich. Dies ist gut erkennbar an den
zahlreichen Verfaltungen, die großteils auf eine subvertikale Plättung zurückzuführen sind.
Gleichzeitig bildete sich jedoch auch eine S-fallende Achsenflächenschieferung aus. Auch die
zahlreichen stark verfalteten Quarzgänge innerhalb des Blasseneck Porphyroids können mit D2 in
Verbindung gesetzt werden.
D3 - Koaxiale vertikale Plättung, semi-duktil
Im Zeitraum zwischen D2 und D3 kam es zur Ausbildung von Quarzgängen, die parallel zur
Achsenflächenschieferung verlaufen. Während des D3-Events wurden diese entlang der
graphitischen Lage versetzt, vermutlich aufgrund einer koaxialen vertikalen Plättung. Ebenso wurde
die Achsenflächenschieferung teilweise als Scherbänder reaktiviert, diese zeigen Bewegungen nach
SE und NW. Innerhalb des Blasseneck Porphyroids zeigen auch einige Amphibolite zahlreiche
Trennflächen auf, die horizontal orientiert sind.
68
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
D4 – Drucklösung
Innerhalb der graphitischen Quarzite lassen sich einige Drucklösungssäume erkennen. Auch in den
Blasseneck Porphyroiden können diese vereinzelt beobachten werden.
D5 – N-S Scherung, spröd
Während dieser letzten Phasen bildeten sich die spröden Abschiebungen aus, die einen Teil der
Abbildung 35: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 3. Für detaillierte Beschreibung siehe Text.
69
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Quarzgänge versetzten.
Profilabschnitt 4
Diese Zone setzt sich vor allem aus Blasseneck Porphyroid zusammen. Unterbrochen wird er von
geringmächtigen Einschaltungen von Radschiefern und Marmoren. Am südlichsten Rand dieses
Bereiches treten außerdem die basalen Einheiten der Kalkalpen auf.
Makrostrukturen
Innerhalb dieses Bereiches befindet sich der Kontakt zwischen Grauwacken Zone und den basalen
Einheiten der nördlichen Kalkalpen. Eine Besonderheit hier ist, dass dieser Kontakt keine wie üblich
transgressive, sondern eine tektonische Grenze darstellt. Entlang dieser Trennfläche treten fast
ausschließlich spröde Strukturen auf. Die häufig gewellte Schieferung fällt hier sehr flach ein, in
Winkeln von höchstens 30°. Die Einfallsrichtung schwankt von NE bis SE. Anhand der gewonnenen
Abbildung 36: Aufschlussfoto; a. Knickfalte, nach NW; b. konjugierte Störungen; c. NW-gerichtete Abschiebung mit
Quarzaderversatz; d. konjugierte Abschiebungen mit Quarzaderversatz;
70
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Daten können zwei Lineationsrichtungen unterschieden werden, beide fallen relativ flach mit 10-20°
ein, jedoch in unterschiedlichen Himmelsrichtungen, nach NE oder SE.
In diesem Abschnitt des Profils zeigen zwei Aufschlüsse bedeutende makroskopische Strukturen.
Einer davon befindet sich direkt auf der Rotsohlalm, einige Meter östlich des Nikolokreuzes. Der
zweite direkt am Hang unter dem Kreuz, entlang einer neu errichteten Forststraße.
Kombiniert man die Beobachtungen der beiden Aufschlüsse, ergibt sich ein Bild der Makrostrukturen
dieses Abschnittes. Großteils treten spröde Strukturen auf, als einzig duktile bzw. semiduktile
Struktur treten einige stark verfaltete Quarzgänge auf. Diese sind jedoch auf einem sehr engen Raum
begrenzt und es kann keine Vorzugsrichtung bestimmt werden.
Weitere Beobachtungen sind ein stark zerbrochenes SC-Gefüge (Top SW), sowie einige Knickfalten
(Top NE & Top NW). Außerdem ist der Fels von zahlreichen Störungen und Quarzadern (0,5-10 cm)
durchzogen, die sich immer wieder überschneiden bzw. sich gegenseitig versetzen (Abbildung 36 a,
b). Durch das Zusammenfassen von Störungen zu Störungsgruppen können vier Hauptsysteme
unterschieden werden:
System Nummer eins setzt sich aus mehreren konjugierten Abschiebungen zusammen. Die
Trennflächen fallen in Winkeln zwischen 20-30° nach NE bzw. SW ein (low angel normal fault). Die
zweite Gruppe besteht aus Störungen, die in einem ca. 50-70°-Winkel nach NE oder in einem 60-70°Winkel nach SW einfallen. Es handelt sich um konjugierte Aufschiebungen (low angel thrust fault).
Das dritte Störungssystem stellt wiederum konjugierte Abschiebungen dar, die mit 40-20° nach S
oder mit 40-50° nach N einfallen (medium angel normal fault). Die letzte Gruppe, die unterschieden
werden kann, ist ebenfalls ein System konjugierter
Abschiebungen. Ein Anteil davon fällt mit 50-80° nach E ein
und der andere mit ca. 80° nach W (high angel normal
fault).
Die häufig auftretenden Quarzadern können in zwei
Gruppen gegliedert werden. Die erste Gruppe fällt in einem
70-90°-Winkel nach NE ein und ist vermutlich zeitgleich mit
Störungssystem eins (low angel normal fault) gebildet
worden. Gruppe zwei liegt nahezu solig bzw. fällt in Winkel
von 10-40° entweder nach SSW oder NNE ein. Diese Brüche
Abbildung 37: Übersicht der Richtungsdaten
der verschiedenen Störungssysteme
können mit Störungssystem zwei (low angel thrust fault) in
Verbindung gebracht werden (Abbildung 36 c, d).
71
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Mikrostrukturen
Anhand der dynamischen Rekristallisationsprozesse von Quarz lässt sich innerhalb dieses Abschnittes
ein Trend ablesen. So zeigen die südlichen Vorkommen des Blasseneck Porpyroids hauptsächlich BLG
bis SGR an. Die darauf hangenden Radschiefer und der direkt daran angrenzenden Anteile des
Blasseneck Porphyroids zeigen vorrangig SGR und GBM. Im Norden sind jedoch erneut BLG und SGR
die dominanten Prozesse. Auffällig ist, dass der mittlere Bereich (SGR-GBM) stark zerschert wurde
und ein weitgehen mylonitische Gefüge aufweist. Daher sind die hier anzutreffenden dynamischen
Rekristallisationsstrukturen vermutlich nicht das Ergebnis höherer Temperaturen, sondern sind auf
die
starke
Differentialspannung
zurückzuführen.
Anhand
dieser
Einschätzung
können
Temperaturbedingungen von ca. 300-350°C innerhalb dieser Zone angenommen werden.
Die für den Porphyroid typischen groben Quarzklasten sind auch in diesem Teil des Profils enthalten,
allerdings sind sie hier von zahlreichen Brüchen durchzogen und teilweise gelängt. Erneut zeigen die
Gesteine Anzeichen für stark fortgeschrittene Saussuritisierung und Serizitisierung. Die
Unterscheidung dieser Prozesse wird zunehmen schwerer, da sie sich zu einer Matrix aus feinen
Hellglimmern verwachsen. Die in den unteren Abschnitten häufig vorkommenden retrograd
umgewandelten Biotite fehlen in dieser Zone. Außerdem
sind einige
Anzeichen für
Drucklösungsprozesse vorhanden, wie Druckschatten oder Stylolithe.
Ein weiterer auffälliger Unterschied zwischen den Porphyroiden der Zone vier zu jenem im Süden ist
die große Anzahl an einsenkarbonatischen Ausfällungen. Diese treten häufig als fein verteilte
Einsprenglinge im Gestein auf und überwachsen dabei das ursprüngliche Gefüge. Sie zeigen die für
Karbonat typische Rhomboeder-Form und eine rostbraune Färbung.
Die Marmore dieses Abschnittes sind im Vergleich zu den Karbonaten aus Teil drei wesentlich
feinkörniger. Dies ist vermutlich auf die Zerscherung der Alt-Kerne und dynamische Rekristallisation
zu feinen Korngrößen zurückzuführen. Nur sehr wenige gröbere Kristalle sind noch vorhanden. Eine
Ausnahme dabei stellen einige Crinoidenreste dar, die sich vermutlich aufgrund ihrer
Einkristallstruktur den hohen Differentialspannungen wiedersetzten konnten. Die vereinzelten
gröberen Komponenten zeigen Verzwilligungen (Typ I-II) auf, wohingegen die feinen rekristallisierten
Komponenten nahezu stressfrei wirken.
Der Radschiefer in diesem Abschnitt weist sich durch ein mylonitisiertes Gefüge und eine sehr hohen
Anteil an serizitischen Glimmern aus. Unterbrochen wird der lagige Aufbau aus Hellglimmern nur von
sehr feinkörnigen Quarzen und einigen Graphitbändern. Außerdem wurde das Gefüge sekundär von
zahlreichen unterrichteten Chloritoidkristallen überwachsen.
72
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Die Sandsteine der Präbichl- und Werfener Formation weisen ein Gefüge mit unterschiedlichen
Schieferunggrad auf. Auffällig sind die zahlreichen eisenkarbonatischen Ausfällungen ähnlich wie im
Blasseneck Porphyroid. Außerdem kommen einige serizitische Scherbänder vor. Im Unterschied zu
Abbildung 38: Dünnschlifffotos; a. konjugierte Brüche (Blasseneck Porphyroid); b. Scherbänder mit Knickfalte und Versatz,
nach NE-gerichtet (Blasseneck Prophyroid); c. δ-Klast, nach NE (Blasseneck Porphyroid); d. Scherband, Versatz nach SW
(Blasseneck Porphyroid); e. Abschiebung nach NE und Klast mit konjugierte Brüchen (Blasseneck Porphyroid); f. verfalteter
Quarzgang (Blasseneck Porphyroid);
a. x=L(105/20); b. x=L(105/20); c. x=L(100/05); d. x=L(325/10) e. x=L(055/10) f. x=L(100/05)
73
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
den Gesteinen der Grauwackenzone sind hier noch einige Plagioklase klar erkennbar, auch wenn sie
bereits eine beginnende Saussuritisierung zeigen.
Die vorherrschenden Temperaturen in dieser Zone liegen vermutlich ähnlich wie in Abschnitt 3 bei
ca. 250-350° C. Da die höhergradigen Rekristallisationsmechanismen im zentralen Bereich mit dem
Auftreten mylonitischer Gefüge korrelieren, kann dieser Effekt auf erhöhte Differentialspannungen
zurückgeführt
werden.
Außerdem
ist
erneut
ein
Anstieg
von
Saussuritisierung
und
Drucklösungsmechanismen beobachtbar.
Schersinnindikatoren
In Anlehnung an die vorangegangen Abschnitte wird auch hier von eine N-gerichteten Stapelung
ausgegangenen, jedoch scheint hier eine stärker ausgeprägt koaxiale Komponente aufzutreten. Die
durch den thrust entstandenen N-gerichteten Komponenten treten zusammen mit zahlreichen Sgerichtete Elemente auf die einem backthrust zugeschrieben werden. Die N-vergenten thrustStrukturen wären beispielsweise Knickfalten, sowie die in Abbildung 38 b, c & e ersichtlichen
Strukturen. Beispiele für die S-vergenten Elemente wären ein makroskopisches SC-Gefüge und das
mikrostrukturele Scherband aus Abbildung 38 d. Ähnlich Abschnitt 3 sind auch hier wieder duktile bis
spröde Komponenten beobachtbar, daher wird angenommen, dass die N-gerichtete Bewegung über
einen längeren Zeitraum aktiv war, währenddessen das Gestein abkühlte. Die spröden
Abschiebungsstrukturen wie sie in beinahe allen Abschnitten vorkommen, sind hier besonders
markant, dem zufolge kann davon ausgegangen werden, dass das Dehnungsereignis, welches als
Grund für diese Entwicklung angenommen wird, hier eine starke Rolle gespielt hat.
Deformationsabfolge
Erneut wurde eine Abfolge der Deformationereignisse rekonstruiert und in Abbildung 39 sematisch
dargestellt.
D1 – N-gerichtete Stapelung mit koaxial N-S-Einengung, duktil
Bei diesem Event kann allgemein von einer N-gerichteten Stapelung, verbunden mit einer
dominanten N-S-gerichteten koaxialen Einengung gesprochen werden. Im yz-Schnitt sind δ- und σKlasten ersichtlich die nach NE gerichtet sind. Dem gegenüber stehen σ-Klasten, Scherbänder und SCGefüge, welche nach SW geschert wurden. Auch im xz-Schnitt sind einige Scherbänder enthalten,
welche SE-Scherung zeigen.
D2 – koaxial, semiduktil
Zahlreiche Mikrostrukturen verweisen auf ein weiteres koaxiales Ereignis. Dazu zählen nach NEgerichtete Knickfalten und Abschiebungen. Jedoch sind wiederum Abschiebungen nach SW
74
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
ersichtlich. Des Weiteren zeugen einige horizontale Brüche innerhalb der Quarzklasten sowie
horizontale Drucklösungsäume von diesem Ereignis. Auch die beiden makroskopischen Knickfalten
Abbildung 39: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 4. Für detaillierte Beschreibung siehe Text.
75
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
und die verfalteten Quarzadern können mit diesem Ereignis in Zusammenhang gebracht werden.
D3 – koaxial (N-S), spröd
Zu diesem Event werden die beiden ältesten spröden Störungen gezählt, d.h. low angel normal fault
und low angel thrust fault.
D4- koaxial (N-S), spröd
Während diesem Ereignis bildeten sich die beiden jüngeren Störungssystem aus, d.h. medium angel
normal fault und high angel normal fault.
Profilabschnitt 5
Innerhalb dieses Abschnittes treten die basalen Einheiten der Kalkalpen und der Blasseneck
Porphyroid auf.
Makrostrukturen
In diesem Bereich taucht die Grauwackenzone als Fenster innerhalb der Kalkalpen auf. Das Einfallen
der Gesteinsschichten schwankt zwischen 10-60°. Auch die Einfallsrichtung ist sehr variabel, der
Großteil fällt entweder nach NNE oder SSW ein. Ähnlich verhält es sich mit den auftretenden
Lineationen, abgelesen werden kann ein Schwerpunkt nach N und einer nach W.
In diesem Bereich sind nur sehr wenig große Aufschlüsse enthalten und auch aus den vorhandenen
können nur bedingt bedeutenden Makrostrukturen abgelesen werden. Am Eingang zum
Dürrwaldgraben befindet sich in einem Bachbett ein Aufschluss des Blasseneck Porphyroids, mit
einigen eingebetteten Quarzadern (Abbildung 40 a.-b.). Diese durchziehen das Gestein diskordant,
teilweise geradlinig in Winkeln von ca. 75° nach NE einfallend oder leicht verfaltet mit 90° nach SW
bzw. NE einfallend. Entlang von zwei 40 bzw. 75° nach SW bzw. NE geneigten Trennflächen
erscheinen diese Gänge versetzt. Dies ist jedoch nicht das Ergebnis einer Bewegung entlang der
Trennfläche, sondern eine Drucklösungserscheinung, dabei haben sich Gesteinspakete von bis zu 20
cm Mächtigkeit gelöst. Außerdem treten im Rotsohlgraben einige Aufschlüsse mit großen Sgerichteten Knickbändern auf.
Ein Besonderheit dieses Gebietes sind jedoch die im Dürrwaldgraben auftretenden Kataklasite
(Abbildung 40 c.). Dabei handelt es sich um tektonisch stark beanspruchte, spröd zerscherte
Blasseneck Porphyroide. In den angeschnittenen Handstücken lassen sich mit bloßem Auge bzw. mit
einer Lupe zahlreiche Strukturen erkennen. Auffällig ist, dass sich immer wieder Trennflächen durch
das Gestein ziehen, entlang derer ein scheinbarer Versatz erkennbar ist. Da es aber keine Anzeichen
76
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Abbildung 40: Aufschlussfoto/Handstück; a. Drucklösungssaum mit scheinbaren Quarzversatz; b. Verfaltete
Quarzader; c. Kataklasit des Dürrwaldgraben;
für Bewegungen entlang dieser Flächen gibt und sie stark gewellte Oberflächen aufweisen, handelt
es sich dabei vermutlich um Drucklösungssäume. Weitere Elemente sind beispielsweise Scherbänder
und Verfaltungen. Auch einige σ-Klasten kommen vor, zusätzlich sind einige gerichtete Brüche
enthalten. Anhand dieser Beobachtungen kann keine einheitliche Bewegungsrichtung bestimmt
werden. Auch wenn der Großteil der vorhandenen Strukturen NW Schersinne zeigt, treten eine nicht
unbedeutende Anzahl nach SE gerichteten Elemente auf. Dies legt den Schluss nahe, dass die
Kataklasite in einer Phase der NW-SE-Dehnung gebildet wurden.
Mikrostrukturen
Da der dominante Deformationsmechanismus dieser Zone Drucklösung war, kann keine
Temperaturabschätzung aufgrund von Rekristallisaten getroffen werden. Die gröberen Quarzklasten
zeigen deutlich undulöses Auslöschen und gut ausgebildete Deformationslamellen.
77
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Abbildung 41: Dünnschlifffotos; a. Drucklösungssaum mit scheinbaren Quarzversatz (Blasseneck Porhyroid); b. Scherband,
Scherung nach S (Präbichl Formation); c. Verfaltete Gänge (Präbichl Formation); d. δ-Klast, Scherung nach N (Präbichl
Formation);
a. x=L(355/25); b. x=L(130/45); c. x=L(195/40); d. x=L(130/45)
Die Matrix der Blasseneck Porphyroide besteht hier aus einem verdichteten Filz aus feinkörnigen
Quarz und serizitischen Hellglimmern. Da keinerlei Plagioklas vorhanden sind, kann angenommen
werden, dass diese durch stark fortgeschrittene Saussuritisierung vollkommen zersetzt wurden.
Häufig treten stark verwitterte Biotitkomponenten auf, die fast vollständig zu Muskovit umgewandelt
wurden. Außerdem ist eine erstaunlich große Anzahl von karbonatischen Komponenten im Gestein
eingebettet. Im Unterschied zu den anderen Abschnitten kommt der Kalzit hier nicht nur innerhalb
von Brüchen oder als feine Gemengeteile vor, sondern tritt als große polykristalline Komponente auf.
Des Weiteren kommen zahlreiche Vererzungserscheinungen vor. Insgesamt kann festgehalten
werden, dass die hier vorkommenden Blasseneck Porphyroide sehr stark retrograd überprägt und
umgewandelt sind.
Zweifelsfrei war einer der dominantesten Prozesse in dieser Zone Drucklösung. Das Gestein ist
durchzogen von mehreren Drucklösungsäumen (siehe Abbildung 41a). Anhand scheinbarer Versätze
78
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
kann die Masse an gelöstem Material abgeschätzt werden. An manchen Stellen scheinen bis zu eigen
cm mächtige Bänder verschwunden zu sein.
Die Konglomerate der basalen Kalkalpen zeigen einen ähnlichen Matrixaufbau wie der Blasseneck
Porphyroid. Auch die großen Quarzklasten sowie die zersetzten Biotitkomponenten kommen in
beiden Gesteinen vor. Ein jedoch eindeutiger Unterschied besteht darin, dass die Präbichl Formation
große Plagioklaskristalle und tetritäre Glimmer enthält. Die Sandsteine hingegen bestehen großteils
aus Quarzkomponenten und nur geringen Matrixanteil. Jedoch sind auch hier zahlreiche
Karbonatische Infiltrationen ersichtlich.
Schersinnindikatoren
Die Gesteine dieses Abschnittes zeigen zahlreiche Schersinn Indikatoren, die teilweise duktil und teils
spröde sind. Die duktilen Schersinne zeigen großteils nach N (Beispiel siehe Abbildung 41d), was mit
einen N-vergenten thrusting in Relation gesetzt wird. Erneut treten lokalen backthrust-Strukturen
auf, die die Entstehung von S-gerichteten Schersinne mit sich brachten. Einige Mikrostrukturen wie
z.B. in Abbildung 41c, könnten Anzeichen für eine Stauchung aufgrund von Überlagerungsdruck sein.
Bei den spröden Strukturen lässt sich hingegen schwer eine Vorzugsrichtung ermitteln. Es treten
eigene S-gerichtete Elemente auf (Beispiel siehe Abbildung 41b), der Hauptanteil ist jedoch nach Wbzw. Nach E- gerichtet, was mit der Bildung der Kataklasite in Verbindung steht. Zweifelsfrei kann
von einen W-E-Dehnungsereignis ausgegangen werden. In der Summe betrachtet handelt es sich um
ein N-S-kompressives Regime, was in weiterer Folge eine W-E-Dehnung mit sich brachte. Die
Annahme wir durch die Orientierung der beiden Linearen nach N bzw. W bestätigt. Da es sich dabei
um duktile gefolgt von spröden Strukturen handelt, kann angenommen werden, dass die Bewegung
über einen längeren Zeitraum aktiv war, währenddessen das Gestein graduell auskühlte.
Deformationsabfolge
Einen Überblick über die beobachteten Strukturen, sowie die Einteilung in unterschiedliche
Deformationsphasen gibt Abbildung 42.
D1 – N-gerichtete Scherung, semiduktil
Einige vorkommende Komponenten, wie z.B. δ-Klasten und Scherbänder, zeigen eine deutliche
Scherung nach Norden an. Auch die Süd-gerichteten Scherbänder können vermutlich indirekt, d.h.
durch Rücküberschiebungen, mit diesen Ereignis in Verbindung gesetzt werden.
79
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
Abbildung 42: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 5. Für detaillierte Beschreibung siehe Text.
80
Beschreibung von Makro- und Mikrostrukturen
D2 – Koaxial (E- & W-Dehnung), spröd
Bereits das Kartenbild lässt anhand großer markanter Störungen ein Dehnungsereignis vermuten.
Auch anhand der Handstücke und der Dünnschliffe ist dies durch die kataklastischen Strukturen gut
erkennbar. Das Gestein ist durchzogen von zahlreichen Scherbändern und Abschiebungen, wodurch
sich eine Art kataklastische Pseudoschieferung ausbildete. Das Einfallen und das Linear verweist auf
eine Orientierung nach SE bzw. NW. Begleitet wird dies außerdem durch einige Verfaltungen und
bull-apart Strukturen.
D3 - Drucklösung
Außerdem tritt eine Vielzahl von Drucklösungsäumen auf, sowohl im Aufschluss als auch im
mikroskopischen Bereich. Anhand scheinbarer Versätze ist deutlich erkennbar, dass relativ mächtige
Partien aus dem Gestein gelöst wurden.
81
Quarz-Texturen
Quarz-Texturen
Entlang des gesamten Profils wurden von ausgesuchten Proben mittels Photometer Quarz c-Achsen
Verteilungen gemessen. Diese Methode ist jedoch nur bei dynamischer Rekristallisation von Quarzen
anwendbar und da von Süden nach Norden ein gradueller Übergang der Deformationsmechanismen,
von dynamischer Rekristallisation zu Drucklösung, beobachtbar ist, kann diese Methode nicht für das
gesamte Untersuchungsgebiet angewendet werden. Die liegenden Einheiten weisen eindeutig auf
dynamische Rekristallisationsmechanismen hin und liefern daher signifikante Ergebnisse,
wohingegen die hangendsten Lithologien hauptsächlich durch Drucklösung überprägt wurden und
deshalb nicht für diese Analyse in Frage kommen.
In diese Untersuchung miteinbezogen wurden auch Proben der Bakkalaureatsarbeiten von (HAAS &
WEIGAND, 2014; ZAMBANINI, 2015; KLASS, 2014; KLASS, 2014; GRABNER & FIALA, 2016). Somit können die
Ergebnisse des Profils in Relation mit Gebieten im Westen und im Osten gebracht werden.
Überblick
Der Großteil der untersuchten Proben zeigt asymmetrische Kreuzgürtel-Muster von Typ I an, was auf
eine Beteiligung von pure shear und simple shear verweist. Jedoch treten immer wieder einige
Ausreiße auf, die symmetrische Kreuzgürtel (pure shear) oder asymmetrische „Einzel“-Gürtel (simple
shear) ausbilden.
Abbildung 43: Diagramm - Quarz c-Achsen opening angel gegen Temperatur, mit den Daten aus
Gloggnitz, den Profil nahe der Veitsch und Oberdorf; (geändert nach Law 2014)
82
Quarz-Texturen
Wird der gesamte Datensatz zusammen geplottet, gewinnt man einen Eindruck über die
vorherrschenden Temperaturen in der Grauwackenzone (Abbildung 43). Die gemessenen opening
angel verweisen eindeutig auf grünschieferfazielle Bedingungen zwischen 300-450° C, wobei sich
eine Anhäufung im unteren Grünschieferbereich ausmachen lässt.
Eine Diskrepanz ergibt sich anhand der Proben des Semmeringquarzits, der Veitscher- und
Silbersberg Decke, sowie der Gneis Probe aus der Kaintaleck Scholle. Diese ergaben sehr kleine
Öffnungswinkel. Wird streng nach dem von LAW (2014) vorgegebenen Diagramm vorgegangen,
entsprechen die Ergebnisse nicht den Temperaturabschätzungen anhand der Rekristallisate. Die
dadurch ermittelten Temperaturen würden bei ca. 250°C liegen, da Quarz aber erst ab 300°C
rekristallisiert, ist diese Abschätzung mehr als unrealistisch. Die Abweichung der von LAW (2014)
berechneten Verteilung kann möglicherweise auf folgenden Gründen zurückgeführt werden. Die
erste Möglichkeit wäre, dass diese Berechnung zwar für hochtemperierte Gesteine gut anwendbar
ist, aber auf den Niedertemperaturbereich nicht mehr genau zutrifft. Demzufolge müsste die von
LAW (2014) berechnete Linie gegen Ende steiler nach unten umbiegen, d.h. dass bereits opening
angel von 30° für eine Temperatur von mindestens 300°C sprechen würden, was noch im generellen
Fehlerbereich von -+50°C liegt. Allerdings darf auch nicht der Einfluss der strain rate auf die
Rekristallisationsmechanismen außer Acht gelassen werden.
Profil Hinterhofgraben-Rotsohlgraben
Entlang des Profils ergaben sieben Proben signifikante Ergebnisse. Der Großteil dieser Proben wurde
direkt an der südlichen Grenze der Grauwackenzone zum Troiseck-Floning-Zug entnommen. Die
restlichen Proben stammen aus dem Hinterhofgraben bzw. von der Scheikelalm. Die
Probenentnahmestellen sowie die Ergebnisse der Messungen sind in Abbildung 44 dargestellt.
Beinahe alle Proben zeigen asymmetrische Kreuzgürtel (Typ I), daher kann von einer Kombination
von einer simple shear, wie auch von eine plane shear Komponente ausgegangen werden. Im Süden
des Profils weichen zwei Messung (Abbildung 44; Pattern 6 & 9) vom allgemeinen Muster ab. Diese
zeigen keine Kreuzgürtelmuster sondern lediglich einen singel gride (Einzel Gürtel), dies verweist auf
annähernd reinen simple shaer. Da jedoch Messungen derselben Gesteine auch asymmetrischen
Kreuzgürtel zeigen, sind diese Ausreißer vermutlich das Ergebnis lokalisierter Scherzone. Ein weitere
Abweichung vom allgemeinen Trend stellt eine Probe des Blasseneck Porphyroids auf der
Scheikelalm dar (Abbildung 44; Pattern 1). Dieser Probe zeigt einen symmetrischen Kreuzgürtel, was
auf pure shear hindeutet. Auch die zweite Probe dieses Aufschlusses (Abbildung 44; Pattern 2) weist
nur eine leichte Asymmetrie auf, daher kann von nahezu koaxialen Bedingungen ausgegangen
werden. Diese Beobachtung korreliert mit den Erkenntnissen anhand der Mikrostrukturen.
83
Quarz-Texturen
Die anhand der c-Achsen Orientierungen abgeleiteten Schersinne zeigen großteils nach SW
(Abbildung 45; Pattern 2, 4, 6, 7, 8 & 9). Einen Sonderfall stellt eine Probe des Blasseneck
Porphyroids, die aus dem Hinterhofgraben (Abbildung 44; Pattern 3) stammt. Diese zeigt einen stark
asymmetrischen Kreuzgürtel an, der eine scheinbare Scherung nach NE vermuten lässt. Diese starke
Schrägstellung entstand vermutlich durch eine spätere Deformation, wo es zu einer Verkippung der
LOPs kam.
Anhand der Verteilungs-Muster und der damit verbundenen Bestimmung der Gleitsysteme können
Abschätzungen zur vorherrschenden Temperatur getroffen werden. Allgemein kann ausgesagt
werden, dass prismen <a> und rhomben <a> Gleiten die dominanteren Geleitsysteme innerhalb der
Gesteine der Grauwackenzone sind, was auf mittlere bis hohe Temperaturen hinweist. Drei Proben
bilden etwas stärkere Randmaxima (d.h. basal <a> Gleiten) aus, diese sind eine Porphyroid, ein Gneis
und ein Konglomerat der Silbersberg Decke (Abbildung 44, Pattern 2, 5 & 9), daher kann bei diesen
Proben
von
leicht
niedrigeren
Temperaturen
ausgegangen
werden.
Die
Proben
des
Semmeringquarzits (Abbildung 44; Pattern 6 & 7) zeigen tendenziell stärker ausgebildete
Randmaxima und nur eine geringe Ansammlung im Zentrum des Stereogramms, was auf geringere
Deformationstemperaturen wie bei den Gesteinen der Grauwackenzone hinweist.
Ebenso können anhand der opening angel Temperaturen für die einzelnen Proben abgeschätzt
werden (siehe Abbildung 45a). Generell zeigen die Proben an der Südgrenze (Semmeringquarzit,
Graphitschiefer, Metasandstein und Gneis) relativ niedere Temperaturen bei ca. 300°C an. Eine
Ausnahme dabei stellt der Amphibolit dar, der etwas höher temperiert ist und auf ca. 350-400°C
verweist. Ebenso plotten die Proben des Blasseneck Porphyroids (2), die weiter im Norden
entnommen wurden, bei leicht erhöhten Temperaturen um ca. 350-400°C. Der Blasseneck
Porphyroid (1) der aus dem Hinterhofgraben stammt, zeigt ca. 300°C an.
Demzufolge ergeben sich entlang des Profils, speziell im südlichen Bereich mehrere unterschiedliche
Werte für die Temperatur. Auffällig ist, dass sich speziell für den Amphibolit der Kaintaleck Scholle
höhere Werte ergeben. Aufgrund der massiven retrograden Überprägung kann aber dennoch davon
ausgegangen werden, dass die das Ergebnis der alpidischen Orogenese ist und nicht etwa mit den
älteren variszischen Ereignis in Verbindung steht. Dem gegenüber stehen die eher niedrigen
Temperaturen des Semmeringquarzits. Aufgrund dieser Unterschiede kann hier von displacement
partitioning ausgegangen werden, d.h. es wurden möglicherweise zwei unterschiedliche Ereignisse
erfasst, vermutlich zwei unterschiedliche Stadien der alpidischen Orogenese. Die höheren
Temperaturen könnten vom thrusting der Einheiten herrühren, wohingegen die niederen
Temperaturen mit der im Süden dominanten strik slip Bewegung, welche die thrust abschneidet, in
Verbindung stehen könnten. Für diese Theorie sprechen auch die Abschätzungen der vorticity-Werte.
84
Quarz-Texturen
Abbildung 44: Übersichtskarte der Probenentnahme für die Quarz c-Achsen Messungen; 1-2) Blasseneck Porphyroid (2) der
Scheikelalm; 3) Blasseneck Porphyroid (1) des mittleren Hinterhofgraben; 4) Graphitschiefer der Veitscher Decke; 5) Gneis der
Kaintaleck Scholle; 6-7) Semmerningquarzit; 8-9) Metasandstein der Silbersberg Decke; 10) Amphibolit der Kaintaleck Scholle;
85
Quarz-Texturen
Plottet man die gewonnenen Ergebnisse im vorticity-Analyse-Diagramm (siehe Abbildung 45b), lässt
sich ein Muster ablesen. Abgesehen vom Semmeringquarzits, dem Gneises und dem Blasseneck
Porphyroid (2) weisen alle liegenden Einheiten relativ hohe vorticity-Werte von ca. 0,7-1 auf.
Demzufolge wurden diese Gesteine vorrangig durch eine hohe simple shear Komponente verformt.
Dies korreliert mit den Beobachtungen anhand der Makro- und Mikrostrukturen und der Annahme,
dass dieser Bereich durch eine strik slip Bewegung deformiert wurde. Die etwas niederen Werte des
Semmeringquarzits (ca. 0,4-0,7) werden dadurch erklärt, dass diese Einheit nicht mehr ganz so
intensiv von dieser Bewegung erfasst wurde. Der Ausreißer des Gneises kann möglicherweise durch
Abbildung 45: Quarz c-Achsen Auswertungplotts; a) Temperaturbestimmung mittels opening
angel; b) vorticity-Bestimmungs-Diagramm; (geändert nach LAW, 2014; GRASEMANN et al., 1999)
86
Quarz-Texturen
einen Kompetenzunterschied zu den anderen Lithologien erklärt werden.
Die Blasseneck Porphyroid-Proben der Scheikelalm weisen niedere Werte zwischen 0-0,5 auf und
können daher einem pure shear dominanten Regime zugeordnet werden. Auch dieses Ergebnis
korreliert mit den Beobachtungen anhand der Strukturen, welche auch eine starke koaxiale
Komponente in diesem Bereich hindeuten. Der Blasseneck Porphyroid (1), der aus dem
Hinterhofgraben stammt, zeigt eine Verkippung der LOPs an und ist daher für diese Analyse
ungeeignet.
Graphitischer Quarzit
Eine weitere Analyse der Quarz c-Achsen wurde an einer Probe des graphitischen Quarzits der
Scheikelalm durchgeführt. Untersucht wurden die sekundären auskristallisierten und verfalteten
Abbildung 46: Dünnschlifffoto eines graphitischen Quarzits mit markierten Messpunkten;
87
Quarz-Texturen
Quarzgänge. Entlang einer Falte wurden abwechselnd Faltenschenkel und Faltenscheitel an fünf
aufeinanderfolgenden Punkten gemessen (siehe Abbildung 46). Die daraus resultierenden LPOMuster sind nicht gleichmäßig ausgerichtet, sondern je nach Lage innerhalb der Falte verkippt.
Demnach blieb die ursprüngliche c-Achsen Verteilung erhalten, wurden nicht durch die Verformung
überprägt und rotierte passiv. Dementsprechend kann die Bildung der Achsenflächenschieferung und
die dazugehörige Faltung als ein jüngerer Akt aufgefasst werden, der ein präexistierendes duktiles
Fabric überprägt. Dies ist ein eindeutiger Indikator, dass die Deformationstemperatur 300°C nicht
überschritt.
Oberdorf
Westlich des Profils nahe Oberdorf bzw. St. Kathrein an der Laming wurden einige Proben aus
Bakkalaureatsarbeiten untersucht (GRABNER & FIALA, 2016; HAAS & WEIGAND, 2014; KLASS, 2014). Fünf
Proben zeichnen ein eindeutiges Muster ab, diese weisen alle einen asymmetrischen Kreuzgürtel
(Typ I) auf. Die Maxima der LPOs liegen sowohl am Rand als auch in der Mitte der Stereogramme,
was auf ein Spektrum von Basales <a> bis Prismen <a> Gleiten hinweist. Demzufolge kann für das
gesamte Gebiet eine moderate Deformationstemperatur angenommen werden (siehe Abbildung 47).
Die Schrägstellung der Kreuzgürtel verweisen auf keine einheitliche Scherrichtung, sie zeigen
teilweise nach N bzw. NW (Abbildung 47, Pattern 1, 2 & 5) und teils nach SO (Abbildung 47, Pattern 3
& 4). Wobei die nach SO gerichteten Proben, die beiden südlichsten gelegenen sind.
Die Temperaturen, welche mittels Quarzachsen opening angel ermittelt wurden, liegen alle innerhalb
grünschieferfaziller
Bedingungen
zwischen
300-450°C.
Innerhalb
dieser
Zone
zeigt
die
Temperaturverteilung keinen Trend an. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Biotitschieferprobe
(Abbildung 47, Pattern 2) eine auffällig hohe Temperatur (450°C) aufweist (siehe Abbildung 48).
Bei der vorticity-Analyse dieser Zone zeichnen sich zwei Gruppen ab. Während drei Proben
(Quarzphyllit (1), Silberbergschiefer und Biotitschiefer) relativ hohe vorticity-Werte von ca. 0,8
aufweisen, zeigen zwei Proben (Silbersbergschiefer und Gneis) Werte von 0,6-0,8 an (siehe Abbildung
48).
88
Quarz-Texturen
Abbildung 47: Übersichtskarte der Probenentnahme für die Quarz c-Achsen Messungen;
Oberdorf: 1) Quarzitphyllit (1) der Silbersberg Decke; 2) Biotitschiefer der Kaintaleck Scholle; 3) Quarzitphyllit (2) der
Silbersberg Decke; 4) Silbersbergschiefer; 5) Gneis;
Preiner Gscheid: 1) Grünschiefer der Silbersberg Decke; 2) Phyllit der Silbersberg Decke; 3) Riebeckitgneis (2) der Kaintaleck
Scholle; 4) Riebeckitgneis (1) der Kaintaleck Scholle;
Schlögelmühl: 1) Gneis (2) der Kaintaleck Scholle; 2) Gneis (1) der Kaintaleck Scholle;
89
Quarz-Texturen
Schlöglmühl
Von der Umgebung nahe Gloggnitz bei Schlöglmühl ergaben zwei Messungen von bereits
bestehenden Proben (ZAMBANINI, 2015) signifikante Ergebnisse. Erneut handelt es sich um
asymmetrische Kreuzgürtel von Typ I. Die Maxima der LPOs liegen großteils am Rand der
Stereogramme. Dies verweisen auf Basales <a> Gleiten und damit auf relativ niedere
Deformationstemperaturen (siehe Abbildung 47). Dies wird durch die opening angel bestätigt, die
dadurch ablesbaren Temperaturen liegen zwischen 300-400°C (siehe Abbildung 48).
Die Schrägstellung beider Kreuzgürtel deutet auf eine nach N bzw. NW gerichtete Scherung. Die
vorticity-Werte beider Proben liegen im oberen Bereich von 0,8-1 und deuten damit auf eine
dominante simple shear Komponente hin (siehe Abbildung 48).
Preiner Gscheid
Vier weitere Proben stammen aus der näheren Umgebung des Preiner Gscheids. Die untersuchten
Riebeckitgneise zeigen asymmetrische „Einzel“-Gürtel mit deutlich ausgebildeten Randmaxima an.
Daher kann von einer simple shear dominierten Verformung bei relativ niederen Temperaturen
ausgegangen werden. Auch der Phyllit bildet eine asymmetrischen „Einzel“-Gürtel aus. Hingegen
zeigt der Grünschiefer ein asymmetrisches Kreuzgürtelmuster. Beide Gesteine zeigten Maxima am
Rand und im Zentrum des Diagramms. Daher kann von Basalen <a> und Prismen <a> Gleiten und
deshalb von mittleren Temperaturen ausgegangen werden (siehe Abbildung 47).
Anhand des opening angel der Grünschieferprobe konnte die vorherrschenden Temperaturen aus ca.
400°C festgelegt werden (siehe Abbildung 48). Da die LPO-Muster der anderen Proben keine opening
angel ausbilden, kann keine genauere Temperaturabschätzung durchgeführt werden. Die
Schrägstellung der Riebeckitgneis-Gürtel, sowie des Grünschiefers, verweist auf eine Scherung nach
NW. Dem gegenüber steht das Verteilungsmuster des Phyllits, welches eine sehr leichte Scherung
nach SO anzeigt.
Auch die Ergebnisse der vorticity-Analyse deuten mit Werten von ca. 0,8-1 auf simple shear hin. Die
Probe des Phyllits zeigt beinahe keine Schrägstellung, daher kann dort keine vorticity ermittelt
werden (siehe Abbildung 48).
90
Quarz-Texturen
Abbildung 48: Quarz c-Achsen Auswertungplotts; a) Temperaturbestimmung mittels opening angel; b) vorticityBestimmungs-Diagramm; (geändert nach LAW, 2014; GRASEMANN et al., 1999)
91
Fraktale Geometrie
Fraktale Geometrie
Die Beurteilung der Deformationsmechanismen (z.B., STIPP et al., 2002a) beruht nicht zuletzt auf der
Form von Quartkörnern. Bulging als niedrigst-temperierter Mechanismus ist charakterisiert durch die
Ausbildung sehr kleiner Subkörner. Dementsprechend hat das Altkorn eine sehr „unruhige“ Form mit
vielen kleinen Einbuchtungen (Loben). Bei den höher temperierten Deformationsprozessen (GBM,
Diffusion) werden die Korngrenzen zunehmend gerade, um schließlich bei GBAR gerade Grenzen mit
120° Winkeln zu erreichen. Die Anwendung der fraktalen Geometrie erlaubt es, die Form der
Korngrenze zu quantifizieren. Eine perfekt lineare und gerade Korngrenze hätte eine fraktale
Dimension von 1, eine derart „gewundene“ Korngrenze, die eine ganze Fläche ausfüllen würde, die
fraktale Dimension von 2. Stark gewundene Korngrenzen wie sie bei bulging auftauchen, haben also
eine größere Dimension als weniger gewundene (GMA oder gar gerade Korngrenze). Die fraktale
Dimension nimmt also bei steigender Temperatur ab und bei fallenden, langsameren strain raten zu.
Dabei liegen die Werte üblicherweise in einem Bereich von D=1,05 bis D= 1,4. Die Kornform, die
mittels der Analyse der fraktalen Geometrie quantifiziert werden kann (Fraktale Dimension), ist also
ein Effekt von Temperatur und strain rate. Ist die vorherrschende Temperatur während einer
Verformung aus einer anderen Technik bekannt, kann man auf Verformungsraten schließen. Dies
wurde im vorliegenden Fall versucht.
An fünf Proben wurde die fraktale Geometrie ermittelt, um in weiterer Folge Rückschlüsse auf die
strain rate ziehen zu können. Untersucht wurden eine Biotitschieferprobe (A) und ein
Abbildung
49:
Geographische Lage der
Probensentnahmestellen
92
Fraktale Geometrie
Silbesbergschiefer (B), entnommen nahe der Ortschaft Oberdorf, ein Blasseneck Porphyroid (C) von
der Scheikelalm, ein Blasseneck Porphyroid (D) aus dem Hinterhofgraben und ein Silbersbergschiefer
(E) von Zwanzen (siehe Abbildung 49).
Die fraktale Geometrie der dynamisch rekristallisierten Quarzkörner wurde mittels der yardstickMethoden (KRENN et al. , in prep.) bestimmt (siehe Abbildung 51). Die Temperaturen der Gesteine
wurden mittels des Quarz c-Achsen opening angel Thermometer bestimmt. Daraus ergaben sich
folgende Ergebnisse:
Tabelle 2: Überblick über die ermittelten Parameter zur strain raten Bestimmung
Probe
Fraktale Geometrie (D)
Temperatur (T)
A) Biotitschiefer
1,1941
450
B) Silbersbergschiefer
1,1187
350
C) Blasseneck Porphyroid
1,1985
350
D) Blasseneck Porphyroid
1,2063
350
E) Silbersbergschiefer
1,2028
350
Werden diese Daten im Diagramm in Abbildung 50 geplottet, kann die strain rate der untersuchten
Gesteine abgelesen werden. Für die Proben C, D, E und F ergaben sich sehr ähnliche Werte für
Temperatur und fraktale Geometrie, dem entsprechend weisen sie beinahe dieselbe strain rate auf.
Diese liegt in einem bei ca. 10−9,8 - 10−10 [𝑠 −1 ]. Auch die Probe B weicht nicht maßgeblich ab und
lieferte Ergebnisse von ca. 10−10,7 [𝑠 −1 ]. Dies impliziert hohe strain raten, die aber im Fall von
Scherzonen durchaus im üblichen Bereich liegen. Wohingegen die Biotitschieferprobe (A) erneut
einen Ausreißer vom generellen Trend darstellt, mit Werten von ca. 10−8,7 [𝑠 −1 ].
Abbildung 50: Diagramm - Temperatur gegen strain rate; mittels der
fraktalen Geometrie und der Temperaturen können die Proben in
das Diagramm geplottete werden und die strain rate abgelesen
werden.
93
Fraktale Geometrie
Nimmt man eine die ermittelten strain raten von etwa 10−10 𝑠 −1 als real an und setzt man die
üblichen Werte für duktile Verformung von Quarz, gewonnen aus experimentellen Daten, ein,
welche die strain rate in Beziehung zu Temperatur und Differentialspannung bringen, so stellt man
fest, dass die Verformung an individuellen Scherzonen etwa 1000 bis 10.000 Jahre dauerte. Es ist also
durchaus plausibel, wie in den vorangegangenen Kapiteln dargelegt, dass sich die Verformung zu
unterschiedlichen Zeiten auf unterschiedliche Zonen konzentrierte (displacement partitioning).
Dementsprechend
Grauwackenzone
können
zu
durchaus
unterschiedliche
unterschiedlichen
Zeiten
unter
Domains
an
der
unterschiedlicher
Südgrenze
der
Kinematik
und
unterschiedlicher Verformungsgeometrie deformiert worden sein.
Abbildung 51. Analyse Plots der yardstick-Methode zur Ermittlung der fraktalen Geometrie und die jeweiligen
gemessenen Quarze; D – fraktale Geometrie; s – Standartabweichung; r²- Korelationskoeffizient;
94
Chloritoid-Vorkommen
Chloritoid-Vorkommen
Abbildung 52: Beispiele für Chloritoidvorkommen; Rechts - Radschiefer; links - Permomesozoikum;
Innerhalb der Radformation und der Permomesozoischen Einheiten treten lokal Chloritoidkristalle
auf (siehe Abbildung 52), welche das penetrative Gefüge diskordant überwachsen und euhedrale
Formen ausbilden. Dies spricht für ein postdeformatives Wachstum in Verbindung mit einem
Temperatur Impuls innerhalb der Grauwackenzone.
Mittels eines P/T-Diagramms für Peliten mit durchschnittlicher Zusammensetzung (siehe Abbildung
53), kann Dank der Chloritoide eine ungefähre Temperaturabschätzung für dieses postdeformative
Ereignis getroffen werden. Für die Bildung von
Chloritoid in Metapeliten werden min. 400°C
benötig,
da
aber
die
vorgefunden
Minerale
euhedrale Formen ausbilden, muss von höheren
Temperaturen
ausgegangen
werden.
Möglicherweise kann dieses Ereignis mit der
Gosauextension in Verbindung gesetzt werden.
Einige weitere Argumente, die für einen relativ
hohen thermischen Input durch das Gosauevent
sprechen, wären beispielsweise das Auftreten von
Kyanit in den Silbersbergschiefern, was ebenso auf
mindestens 400 - 450°C verweist (NIEVOLL, 1983).
Außerdem beschrieb RANTITSCH et al. (2005) einen
thermischen Input im Grazer Paläozoikum entlang
Abbildung 53: Ausschnit aus P/T-Diagramm für Pelite
im KFMASH System; (geändert nach (SPEAR & CHENEY,
1989)
Rot - Bildungsreaktionskurve von Choritoid;
der Garden normal fault nahe der Kainacher Gosau.
Er postuliert Temperaturen von bis zu 500°C
95
Chloritoid-Vorkommen
während der späten Kreide bzw. der Paläogenextension. Ein weiterer Hinweis für das Alter eines
thermischen Input liefert das Auftreten von Monaziten, an der Grenze der Grauwackenzone im
Liesingtal nahe der Ortschaft Mautern, welche Th-Pb-Alter von 80-75 Ma zeigen. Auch diese Minerale
werden mit einer transtensionalen Bewegung im Zuge des Gosauevents in Verbindung gesetzt
(BERGEMANN et al., 2015).
96
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Um die gewonnenen Erkenntnisse in einen großstrukturellen Zusammenhang zu setzen, wurde ein
Profil entlang des Hinterhofgraben/Rotsohlgrabens angefertigt. Aus praktischen Gründen wurde die
Geologie etwas vereinfacht, d.h. innerhalb der drei liegenden Decken werden keine Lithologien
unterschieden. Außerdem werden innerhalb der Norischen Decke die Rad- und Stocker-Formation,
sowie die Karbonate zu einer Einheit zusammengefasst, welche jedoch in verdoppelter Form daliegen
(=variszische Überschiebung). Aus dieser Vereinfachung ergibt sich für die Norische Decke ein drei
Schichten Modell aus Blasseneck Porphyroid, Radschiefern und Permomesozoikum.
Das Profil stützt sich auf die geologische Karte von NIEVOLL (2015), wobei gemittelte Werte für die
Fallzeichen herangezogen wurden. Außerdem werden die durch diese Arbeit gewonnenen
strukturellen Erkenntnisse miteinbezogen. Der Hauptanteil der großen internen Strukturen wurde als
Duplexe interpretiert und mittels der Kickband Methode abgebildet. Der südlichste Streifen wurde
als eine steilstehende strik slip Zone ausgelegt (siehe Abbildung 54).
Normalprofil
Anhand der aus der Literatur (NIEVOLL, 2015; NIEVOLL, 1983; RATSCHBACHER & KLIMA, 1985;
RATSCHBACHER, 1984; NEUBAUER et al., 1994) gewonnenen Daten wurde ein „normal“
tektonostratigraphisches Profil des Untersuchungsgebietes angefertigt (siehe Abbildung 55). Dort
sind die prädeformativen Bedingungen dargestellt, d.h. die Abfolge, sowie die durchschnittlichen
Mächtigkeiten der einzelnen Schichten vor der alpidischen Orogenese. Damit auch die mechanische
Stratigraphie hervorgehoben wird, wurde eine grobe Abschätzung zu den unterschiedlichen
Kompetenzen der Lithologien getroffen, um so etwaige Scherhorizonte zu klassifizieren. Da die zu
erwartende Scherhorizonte innerhalb der inkompetenten Schichtglieder liegen müssten, wären
mögliche Scherhorizonte innerhalb der Veitscher Decke, der Gerichtsgraben-, der Rad- und/oder in
der Stocker Formation zu erwarten.
97
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Abbildung 54: Strukturelles Profil mit Beispielen für vorkommende Makro- bzw. Mikrostrukturen;
Die N-gerichtete Schersinne treten dominanter auf und zeigen die Bewegung des thrust an. Durch backthrust kommen aber
auch häufig S-gerichtete Schersinne vor.
A – Scherkörper (Top N) und Abschiebungen (Top S); B – SC-Gefüge und Aufschiebungen (Top S); C – SC-Gefühle (Top N)
und Knickfalte (Top S); D – duktile Falten; E – Druckschatten (Top S); F – konjugierte Abschiebungen; G – flowerstructer;
H – Scherbänder und Scherkörper (Top S); I – Scherbänder (Top S); J – σ-Klast (Top S) und Knickfalte (Top N); K – Falte
(Top S); L – Knickfalte (Top W); M – σ-Klast und δ-Klast (Top W); N – ECC-Gefüge, Scherbänder und deformierter Granat
(Top S)
98
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Abbildung 55: stratigraphisches Profil (links);
Abschätzung der Kompetenz (rechts);
1 – nieder-kompetent; 2 – mittel-kompetent;
3 – hoch-kompetent;
99
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Rekonstruktion Turnau-Neuberg
Um die Entwicklung im Gebiet zwischen
Turnau und Neuberg zu klassifizieren, wurden
über das gesamte Untersuchungsgebiet in
Abstand von ca. drei Kilometern Profile über
die Einheiten der Grauwackenzone gezogen
(siehe Abbildung 56 und Abbildung 57).
Insgesamt wurden elf Profile angefertigt,
somit können strukturelle Veränderungen von
SW nach NO nachvollzogen werden. Ähnlich
des Hinterhof-Rotsohlgraben Profils können
Abbildung 56: Lage bzw Verlauf der Profile; 1 - Zwanzen;
2 - Rauschkogel; 3 - Hinterhof-/Rotsohlgraben;
4 - Scheikelalm; 5 - Großveitschtal; 6 – Roßegg; 7 - Kalch;
8 – Draxlerkogel, 9- Hochegg; 10 – Veitschbach; 11 - Neuberg
überall zwei Hauptbewegungen unterschieden
werden: Die strik slip Bewegung im Süden und
die Duplexe im Norden. Dadurch konnte in
weiterer Folge eine strukturelle Karte für das Gebiet erstellt werden (sieh Abbildung 58). Daraus geht
hervor, dass es drei Hauptüberschiebungsbahnen gibt: die Scheikel-thrust, die Rotsohl-thrust und die
frontal gestapelte Zone bei Aschbach. Setzt man diese Erkenntnisse in einen großtechnischen
Abbildung 57: Übersicht der Profile und Auszüge ausgewällte Profile
100
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Abbildung 58: Strukturkarte der Grauwackenzone zwischen Turnau und Neuberg.
Zusammenhang und führt man sich vor Augen, dass die nördlichen Kalkalpen über die
Grauwackenzone geschoben wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die Grauwackenzone
eine Duplexstruktur unter einem roof thrust (nördliche Kalkalpen) ist.
Strik slip
Die strik slip Zone zieht sich durchgehend durch den südlichen Streifen des Gebietes. Sie erfasst
hauptsächlich die drei liegenden Decken der Grauwackenzone und teilweise den direkt
angrenzenden Blasseneck Porphyroid. Bemerkenswert ist, dass an dieser Stelle der Südgrenze alle
Strukturen abgeschnitten erscheinen. Daher ist es naheliegend, dass zumindest die jetzt sichtbare
Seitenverschiebung ein jüngeres Element als die Deckenstapelung ist.
Deutlich sichtbare Folge dieser Bewegung ist eine massive Verdünnung der Gesteinseinheiten. Im
Normalprofil zeigen die Veitscher Decke, die Silbersberg Decke und die Kaintaleck Scholle eine
gemeinsame Mächtigkeit von ca. 1200 m. Diese wurde auf durchschnittlich 400-500 m reduziert.
Ein weiterer Hinweis liefert das Einfallen der Gesteinsschichten. Der gesamte südliche Streifen zeigt
eine sehr steil stehende Schieferung, die mit 90-45° nach Norden einfällt und ein horizontales
Streckungslinear, neben dem vertikalen Streckungslinear. Eine derartige Aufsteilung der
Gesteinseinheiten ist ein eindeutige Hinweis auf eine strik slip Bewegungen.
101
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Abbildung 59: Schematische Zeichnung der strik slip boudinagen mit zwei Beispielauszügen aus dem Kartenbild.
Auch im Kartenbild lassen sich einige Anzeichen für eine strik slip Zone ausmachen (siehe Abbildung
59). Entlang des gesamten Südstreifens treten immer wieder Zonen auf, in denen die
Gesteinsschichten ineinander verzahnt sind, besonders gut ersichtlich ist dies beispielsweise bei
Zwanzen, östlich des Pretalsattels und im Arzbachgraben bei Neuberg. Dies ist entweder durch ein
out-of-sequence thrusting oder durch strik-slip-Duplexe zu erklären.
Bemerkenswert ist, dass an dieser Stelle der Südgrenze alle Strukturen abgeschnitten erscheinen.
Dies legt nahe, dass zumindest die jetzt sichtbare Seitenverschiebung ein jüngeres Element als die
Deckenstapelung ist.
Duplex
Im gesamten nördlichen Gebiet bildeten sich mehrere übereinander liegende Duplexe aus, wodurch
es zu einer Stapelung der Gesteinseinheiten kam. Dieser Prozess erfasst ausschließlich und
vollständig die Norische Decke. Die Basis der einzelnen Duplexe stellt der Blasseneck Porphyroid dar.
Dies ist vermutlich auf die liegende, niederkompetente Gerichtsgraben- Formation zurückzuführen,
welche als Scherhorizont gedient haben dürfte.
Es ergab sich jedoch kein einheitliches Bild für das gesamte Gebiet. Je nach Ausprägung der DuplexStruktur können drei Zonen unterschieden werden. In Abbildung 61 ist der strukturelle Aufbau der
verschiedenen Zonen schematisch dargestellt und in Abbildung 58 ist die räumliche Verteilung der
Strukturen abgebildet. Die erste Zone zieht sich vom westlichen Gebietsrand bis zur Rotsohlstörung.
102
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Dieser Bereich weist mit vier Haupt-Duplexen und
begrenzenden
tear
faults
sicherlich
die
komplexeste Geometrie auf. Des Weiteren
können die Haupt-Duplexe teilweise intern in
mehrere Fraktionen gegliedert werden. Die
Rotsohlstörung stellt eine scharfe strukturelle
Grenze dar und markiert den Übergang zur
zweiten Zone. Diese befindet sich zwischen der
Rotsohlstörung
Abbildung 60: Schematische Skizze der möglichen
Akkumulation der Rad Formation und der Karbonate.
und
Hochegg.
Die
hier
anzutreffende Struktur ist mit nur einem Duplex
relativ simpel. Die darauf anschließende dritte Zone zieht sich von Hochegg bis nach Neuberg und
setzt sich aus zwei Duplexen zusammen. Der Übergang zwischen Zone zwei und drei ist nicht durch
eine Störung gegeben, sondern durch das graduelle Auskeilen eines Duplexes.
Anzumerken ist auch, dass die Rad- bzw. Stocker-Formation in sehr unterschiedlicher Mächtigkeit
ausgeprägt ist. In Zone eins weist sie nur eine Mächtigkeit von bis zu 100 m auf, wohingegen sie in
Zone zwei und drei bis zu 1500 m dick ist. Eine mögliche Erklärung für diesen maßgeblichen
Unterschied wäre, dass die Radschiefer im östlich Teil durch eine Duplex-Stirnfalte von ihrem
Untergrund (Blasseneck Porphyroid) abgeschert wurden und an dessen Front akkumulierten und
verdickt wurden (siehe Abbildung 60). Dafür spricht die von (NIEVOLL & SUTTNER, 2015) beschriebenen
Verfaltungen innerhalb des Radschiefers am Südrand der Veitsch.
Abbildung 61: Schematische Abbildung der Duplex-Struktur in den unterschiedlichen Zonen
103
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Profilbilanzierung
Mittels der Profile wurden die Grundprinzipien der Verkürzung abgebildet. Um die Ausmaße dieser
Verkürzung zu klassifizieren, wurde eine Profilbilanzierung durchgeführt. Insgesamt wurden drei
Profile ausbilanziert, wobei jedes Profil repräsentativ für eine Zone der Duplexstruktur ist (siehe
Abbildung 62, Abbildung 64, Abbildung 63).
Das duktile Ereignis D1 kann aus Gründen der Durchführbarkeit nicht miteinbezogen werden.
Außerdem können die steil stehenden Schichten der Veitscher- und Silbersberg Decke, sowie die der
Kaintaleck Scholle zwar im Profil abgebildet werden, aber aufgrund der strik slip Bewegung (D3) nicht
in die Bilanzierung eingebunden werden. Daher konzentriert sich die Rückwicklung des Profils auf die
Duplex-Struktur der Norischen Decke (D2) und teilweise auf die späten Abschiebungen (D4)
innerhalb der Norischen Decke. Da aber auch der unterste Bereich der Duplexe durch die strik slip
Bewegung abgeschert wurde, ist ihr südlicher Verlauf nicht eindeutig bestimmbar. Die Bilanzierung
bezieht sich deshalb im südlichen Bereich auf die minimal mögliche Ausprägung der Duplexe.
Als erster Schritt wurden die späten Abschiebungen (D4) ausbilanziert. Außerdem wurde die strik slip
Störung im Süd (D3) entfernt und die abgescherte Duplexrampe rekonstruiert. Anschließend wurde
von Süden nach Norden jedes einzelne Duplex zurückgeführt. Dabei ergaben sich folgende
Verkürzungen:
Tabelle 3: Auflistung der Verkürzungen im Bereich der Profile
Profil
Ausgangslänge
Bilanzierte Länge
Verkürzung in %
Hinterhof-
ca. 13 km
ca. 31 km
ca. 40 %
Kalch
ca. 7 km
ca. 18 km
ca. 39 %
Veitschbach
ca. 14 km
ca. 12 km
ca. 33,5 %
/Rotsohlgraben
104
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Abbildung 62: Profilbilanzierung des Hinterhof-/Rotsohlgraben Profils
105
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
Abbildung 63: Profilbilanzierung des Kalch Profils
Abbildung 64: Profilbilanzierung des Veitschbach Profils
106
Strukturelle Analyse und Rekonstruktion
3D Modell
Anhand der angefertigten Profile wurde mittels der Software 3D Move ein vereinfachtes 3D Model
der Grauwackenzone zwischen Turnau und Neuberg angefertigt. Auf diese Art und Weise werden die
Beziehungen zwischen den großen Strukturen sehr gut veranschaulicht (siehe Abbildung 65). Vor
allem kann der Verlauf der Strukturelemente rekonstruiert werden und im Streichen verfolgt
werden. Daran sieht man, welche thrusts auskeilen bzw. verschwinden und welche in andere
Strukturen eingebaut werden.
Abbildung 65: Auszüge des 3D Modells; a. Übersicht über das gesamte Gebiet;
b. Seitenansicht der West-Teils; c. Seitenansicht des Ost-Teils; d. Überblick
über den Morphologieverschnitt der Profile; (vergleiche mit Abbildung 61)
107
Interpretation
Interpretation
Anhand der gewonnenen Ergebnisse können nun einige Rückschlüsse getroffen werden. Die
Verformungsmechanismen ändern sich nicht nur zeitlich hin zu kühleren Bedingungen, sondern auch
räumlich. Im Süden des Arbeitsgebietes herrschen intrakristalline Prozesse vor (Quarz), während im
Norden die Drucklösung der dominante Mechanismus ist. Demzufolge konnten nicht alle Techniken
zur Rekonstruktion der Verformungsmechanismen flächendeckend über das Gebiet angewandt
werden.
Deformationsabfolge
Werden alle strukturellen Beobachtungen in einen Zusammenhang gesetzt, können vier
Hauptdeformationsphasen unterschieden werden.
Tabelle 4: Übersicht der Deformationsereignisse
D1
Deformationsereignis
W-gerichtete
Scherung
duktil/spröd
duktil
D2
N-gerichtete
Überschiebungen
D3
Sinistrale Scherung duktil-spröd
D4
Extension
semiduktil-(spröd)
spröde
Prozess
Alpidische
Stabelung
Alpidische
Stabelung
(Duplexbildung)
strik slip
Exhumierung/Freilegung
Alter
Auftreten
140-110
Abschnitt 1, 2, (3,
4, 5)
140-110
Abschnitt 2,3,4,5
100-90
Abschnitt 1
Post 90
Abschnitt 2,3,4,5
D1
Aufgrund der massiven späteren Überprägung können nur sehr wenige Rückschlüsse auf dieses
Ereignis getroffen werden. Das Hauptargument dafür liefert die Verteilung der Quarz c-Achsen
Muster, welche großteils Schersinne nach SW bzw. NW zeigen. Diese konnte zwar nur in den
südlichen Abschnitten 1, 2 eindeutig bewiesen werden, dennoch kann davon ausgegangen werden,
dass sie sich penetrativ durch die gesamte Grauwackenzone zieht. Zurückzuführen ist dieses Ereignis
vermutlich auf die Einbindung der Grauwackenzone in die Stapelung der Ostalpendecken vor ca. 130110 Ma (SCHMID et al., 2004; NEUBAUER et al., 1994).
D2
Ein Großteil der in der Norischen Decke auftretenden Strukturen kann mittels einer N-gerichteten
Stapelung der Einheiten erklärt werden. Diese überprägten das erste Verformungsereignis. Dazu
zählen die im Zentralbereich (Abschnitt 3, 4;) auftretenden semiduktilen Strukturen, welche N-S
Einengungen, Faltungen und Scherungen anzeigen. Die semiduktilen Strukturen sind geprägt durch
108
Interpretation
koaxiale Verformung und N- sowie S-gerichtete Auf- und Überschiebungen. (Abschnitt 2, 3, 4;).
Ebenso könnten die im nördlichen Bereich (Abschnitt 3, 5;) auftretenden Drucklösungserscheinungen
auf den Überlagerungsdruck während der Stapelung zurückzuführen sein. Auch wenn keine
einheitlichen N-gerichteten Schersinne auftreten, kann aufgrund des Kartenbildes dennoch eindeutig
von einer N-gerichteten Duplex-Stapelung ausgegangen werden. Ähnlich D1 kann auch D2 mit der
alpidischen Stapelung vor ca. 130-110 Ma in Verbindung gesetzt werden (NEUBAUER et al., 1994).
D3
Die transpressive strik silp Bewegung ist ausschließlich im Süden (Abschnitt 1) beobachtbar. Anhand
dieses Events können fast alle im Süden auftretenden Strukturen erklärt werden. Anfänglich handelte
es sich vermutlich um eine duktile Scherzone, innerhalb dieser sich die duktil deformierten Klasten
etc. ausbildeten. Durch die für die strik slip Zone typische Aufrichtung der Gesteine entstanden
spröde Strukturen, die eine Einengung in N-S Richtung anzeigen, sowie eine Dehnung in W-E
Richtung. Aufgrund einer graduellen Abkühlung der Gesteine wurden diese Strukturen im Laufe der
Zeit zunehmend spröder. Diese späten Seitenverschiebungen schneiden ältere Strukturen, wie
Duplexe und tear faults und sind damit jünger als das Stapelungsereignis.
D4
Als drittes und letztes Ereignis kam es zu einer Exhumation, vermutlich aufgrund von Extension und
Erosion. Darauf sind die in allen Abschnitten vorzufindenden Entlastungsbrüche und späten
Abschiebungen zurückzuführen.
Versucht man die vier Deformationsereignisse in einen Kontext zu setzen, ergibt sich folgendes Bild:
Die alpidische Überprägung der Ostalpen beginnt vor ca. 150 Ma mit der Subduktion des MeliataHallstatt-Ozeans, ersichtlich in den Blauschiefern des Melaitikums (DALLMEYER et al., 2008). Ab diesen
Zeitpunkt bis vor ca. 90 Ma werden die Decken der Ostalpen kontinuierlich übereinander geschoben.
Innerhalb des untersuchten Gebietes begann die Stapelung vor ca. 130 Ma und kam bereits vor ca.
110 Ma zum Erliegen (NEUBAUER et al., 1994), da keine Altersdatierungen auf jüngere Überprägungen
hindeuten. Demzufolge war die Deformation des nördlichen Ostalpins bereits zum Stillstand
gekommen, als die südlicheren Einheiten der Ostalpen (Saualm, Koralm) vor 90 Ma massiv überprägt
wurden (SCHUSTER & STÜWE, 2010).
Die durch die Untersuchung der Grauwackenzone gewonnenen Daten legen nahe, dass die Stapelung
zunächst in Richtung W ausgerichtet war und sich im Zug der weiteren Entwicklung nach Norden
drehte. Diese progressive Verformung mit W-gerichteter Stapelung gefolgt von N-gerichteter
Stapelung scheint typisch für die obersten, ehemals am Rand des Meliate gelegenen Gesteine zu
sein. Zu finden sind diese Strukturen in der GWZ und im Paläozoikum von Graz. Das Alter dieser
109
Interpretation
Verformung ist nicht gut belegt, liegt aber bei etwa 125 Ma (z.B. FRITZ, 1988) In diesem Zeitraum
fallen die W-gerichteten Schersinne von D1, sowie die N-vergenten von D2. Die teilweise
auftretenden SW-gerichteten Schersinne können möglicherweise durch eine sekundäre Umlenkung
erklärt werden. Im Kartenbild ist ein bogenförmiger Verlauf der Grauwackenzone deutlich zu
erkennen. Die vermutlich zunächst einheitlich W-wärts ausgerichteten Schersinne sind je nach
Position in dem Bogen der GWZ entweder nach NW oder SW verkippt (siehe Abbildung 66). Auf
welchen Mechanismus diese Bogenstruktur zurückzuführen ist, kann nur spekuliert werden.
Möglicherweise wurde die Grauwackenzone durch zwei N-S-kompressive Blöcke (NW und SO der
GWZ gelegen) eingeengt und verformte sich dadurch. Eine andere Möglichkeit ist eine genrelle W-E
Dehnung und Ausbildung von Scherkörpern im Krustenmaßstab. Der östliche Teil versetzte sich nach
Norden, wohingegen der westliche Anteil nach Süden gedrückt wurde. Der mittlere Bereich wurde
seitlich in die Länge gezogen und ausgedünnt. Unmittelbar mit dieser Bewegung könnte auch das
strik slip Event (D3), im zentralen Bereich aufgetreten sein. Diese spezifische Form geht noch
deutlicher hervor, wenn die Beobachtungen auf die Silbersberg- und Veitscher Decke konzentriert
werden. Diese ist im Bereich zwischen Gloggnitz und Neuberg relativ mächtig, wohingegen sie
zwischen Neuberg und Turnau stark ausgedünnt ist und anschließend im Westen wieder an
Mächtigkeit gewinnt.
Demzufolge können die Deformationsereignisse D1, D2 und D3 als verschiedene Stadien ein und
desselben transpressiven Events, die alpidische Stapelung, gesehen werden.
Einige Fragen wirft noch das Auftreten von Gabbros nahe der Basis der Permomesozoischen
Schichten (Präbichl- und Werfener Formation) auf. Diese Gesteine sind zwar nicht anstehend
anzutreffen, treten aber als Schürflinge am Südrand der Veitsch auf. Da im Haselgebirge permische
Gabbros anzutreffen sind, wird auch bei diesen Gesteinen von einem permischen Alter ausgegangen
(NIEVOLL, 2015). Interpretiert werden können diese Gabbros als tekonische Schürflinge, die ein Relikt
des Meliata-Hallstatt-Ozeans darstellen. Sie wurden vermutlich im Zug der Stapelung von ihrem
Untergrund abgeschert und zwischen den Nördlichen Kalkalpen und der Grauwackenzone
eingeschuppt, auch wenn diese Grenze in manchen Fällen transgressiver Natur ist, so kann an
zahlreichen Stellen auch ein tekonischer Kontakt beobachtet werden, wo es zur Einschuppung
ozeanischer Reste kommen kann.
110
Links unten: Übersicht über die Hauptscherrichtungen
Abbildung 66: Übersicht über die östliche Grauwackenzone mit der Verteilung der Norischen Decke bzw. Veitscher- und Silbersberg Decke. Die Pfeile geben die Schersinne an, welche mittels
Quarz c-Achsen Muster bestimmt wurden. Der Großteil der Daten stammen von RATSCHBACHER (1986); PHADKE (1967) und wurden durch die gemessenen Proben dieser Arbeit erweitert.
Interpretation
111
Interpretation
P/T-Abfolge
In Abbildung 67 ist ein schematischer P/T-Pfad der
Grauwackenzone abgebildet. Punkt A liegt bei hohen
Temperaturen (ca. 700°C (HAAS & WEIGAND, 2014))
und hohen Drucken. Dies stellt die metamorphe
Überprägung durch die variszische Orogenese dar.
Erhalten blieb dieses Ereignis innerhalb der höher
metamorphen Gesteinen der Kaintaleck Scholle.
Aufgrund der anschließenden Exhumation wurden
die Einheiten freigelegt und kühlten aus (B). Durch
die Erfassung der Decken im Zuge der alpidischen
Abbildung
67:
Grauwackenzone
Schematischer
P/T-Pfad
der
Orogenese kam es zu einem erneuten Ansteigen der
P/T-Bedingungen und einer damit verbundenen
grünschieferfazielle
Überprägung
(C).
Die
Deformationsphasen D1, D2 und D3 können mit dieser Überprägung in Relation gesetzt werden.
Die im Untersuchungsgebiet vorgefundenen Rekristallisationsmechanismen sind großteils bulging
und teilweise sub grain rotation, was auf Temperaturen von 300-450°C verweist. Auch anhand der
Gleitsysteme kann ein Trend von Süden nach Norden beobachtet werden. Im Süden tritt
hauptsächlich basales <a> Gleiten auf, auch wenn bereits eine Beteiligung von rhomben <a> und
prismen <a> Gleiten beobachtbar ist. Eindeutig ist, dass nach Norden hin prismen <a> Gleiten
vermehrt auftritt. Demzufolge kann von einer Temperaturzunahme von Süden nach Norden
ausgegangen werden.
Ähnliches zeigen die Temperaturabschätzungen mittels der opening angel der LPOs. Abgesehen von
einem Ausreißer, dem Amphibolit der Kaintaleck Scholle, lässt sich ein Ansteigen der Temperatur im
Süd-Nord-Profil beobachten.
Anhand dieser Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass die Gesteine im Norden höher
temperiert sind als jene im Süden. Die maximalen Druck und Temperaturbedingungen während der
alpidischen Orogenese können anhand dieser Ergebnisse auf ca. 400°C und grob 5 kbar geschätzt
werden.
Die anschließende Abkühlung des Gesteins wurde unterbrochen von einem postkinematischen
penetrativen Ereignis, welches durch einen thermischen Input charakterisiert ist. Im Laufe dieses
Events bildeten sich die Chloritoide innerhalb der Radscheifer bzw. der Permomesozoischen
Einheiten aus. Die dazu nötigen Temperaturen liegen ca. bei 500°C. Dieses Ereignis wird mit
112
Interpretation
Dehnung, Exhumierung und gleichzeitiger Sedimentation der Gosau Sedimente an der Oberfläche vor
etwa 80 Ma in Verbindung gebracht. Es wird spekuliert, dass auch die Vererzungen im Raum Gollrad
mit diesem Ereignis in Verbindung steht, da die Erzkörper an lokalisierte Dehnungszonen gebunden
sind. Anschließend kam es zu einer Freilegung und Abkühlung der Gesteine, wodurch sich die heute
vorzufindenden Verhältnisse ergaben.
Abfolge der Deformationsmechanismen
Im Deformationsmechanismen-Diagramm kann ein schematischer Pfad der Gesteine abgebildet
werden. Dabei kann angenommen werden, dass sich die Entwicklung im Norden von jener im Süden
unterscheidet (siehe Abbildung 68). Aufgrund der im Süden vorgenommenen Untersuchungen kann
von ca. 400°C und einer strain rate von ca. 10^-10 [s^-1] während der alpidischen Stapelung
ausgegangen werden. Damit fallen die Gesteine in das Feld der dynamischen Rekristallisation.
Anschließend muss es zu einem Abfallen der Temperatur sowie einer Erhöhung der
Differentialspannung gekommen sein, wodurch das Gestein in das Feld der spröden Deformation fiel.
Beobachtbar ist dies eindeutig anhand der zahlreichen spröden Strukturen.
Im Norden des Profils lässt sich eine ähnliche Entwicklung ausmachen. Die Deformation beginnt
wiederum
mit
dynamischer
Rekristallisation,
jedoch
muss
es
anschließend
zu
einem
Abbildung 68: Deformationsmechanismen-Diagramm mit Zoom-Ausschnitt (oben); Entwicklung im Norden (unten
rechts); Entwicklung im Süden (unten links);
113
Interpretation
Temperaturabfall bei konstanter Differentialspannung gekommen sein, wodurch es zu einer
Drucklösung kam. Anschließend entstanden auch hier zahlreiche spröde Strukturen, was eine
Beteiligung spröder Deformation beweist.
Rekonstruktion des Gebietes
Werden die Profile im Überblick betrachtet, so geht klar hervor, dass der östliche Anteil wesentlich
höher gehoben wurde als der westliche. Dieser Unterschied ist großteils auf die vergleichsweise
extreme Mächtigkeit der Rad-Formation zurückzuführen. Wie bereits erwähnt, könnte diese
Mächtigkeit nicht eine sedimentäre sein, sondern das Ergebnis eine Akkumulation derselben.
Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied ist die deutlich längere Ausgangsposition des westlichen
Blockes, die aus der Bilanzierung hervorgeht. Es erscheint recht unwahrscheinlich, dass die
Ausdehnung der Einheiten dort so viel länger war als die des östlichen Anteils. Aus diesem Grund
kann angenommen werden, dass im östlichen Teil ähnlich dem westlichen auch mehrere Duplexe
gebildet wurden, welche jedoch nicht so deutlich aus dem Kartenbild hervorgehen. Vermutlich
bildete sich wie in Kapitel 9 beschrieben ein großer Duplex aus, unter welchem eine Ansammlung
kleinerer Überschiebungen entstand (Abbildung 69). Das ganz im Osten aufzufindende Duplex dürfte
Teil dieser Ansammlung sein. Aufgrund der annähernd dreieckigen Form des Gebietes kann davon
ausgegangen werden, dass die Kompression im Osten stärker war als im restlichen Bereich. Daher
erscheint es logisch, dass dort ein Duplex der Ansammlung weiter nach oben gedrückt wurde als im
mittleren Bereich. Auch dieser Theorie zufolge wurde der östliche Anteil wesentlich höher gehoben
als der westliche. Die Gründe für diesen Unterschied zu klassifizieren ist schwierig. Vermutlich hatten
die Einheiten im Westen schlicht mehr Raum um sich auszudehnen als jene im Osten und wurden
daher weniger stark übereinander gestapelt. Die Dreiecksform des Gebietes kann mit der generellen
bogenförmigen Form des Grauwackenzonenzuges und der Streckung im mittleren Bereich in
Verbindung gebracht werden.
Abbildung 69: Schematische Darstellung der unterschiedlichen Duplex-Ausprägungen; links – Entwicklung im
Westen; rechts – Entwicklung im Osten;
114
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die östliche Grauwackenzone setzt sich aus Paläozoischen und Permomesozoischen Gesteinen
zusammen und wurde teilweise bereits durch die variszische Orogenese überprägt. Jedoch konnte
mittels diverser Altersdaten bewiesen werden, dass die einzelnen Einheiten während des
Paläozoikums unterschiedliche stark und zu anderen Zeitpunkten überarbeitet wurden. Im Zuge des
eo-alpinischen Events während der unteren Kreide wurden die Decken gestapelt und im
Gesamtverband überprägt. Die Metamorphose lief unter grünschieferfaziellen Bedingungen ab und
war aus großtektonischer Sicht das Ergebnis der Kollision zwischen Eurasien und Afrika.
Die Deformation innerhalb der östlichen Grauwackenzone kann in vier Stadien gegliedert werden.
Durch die Subduktion des Meliata-Hallstadt-Ozeans und die darauf folgende Kollision zwischen
Europäischer und Adriatischer Platte wurden die Decken der Ostalpen zunächst gegen Westen
übereinander gestapelt. Davon zeugen die anhand von Quarz c-Achsen bestimmten W-gerichteten
Schersinne innerhalb des Untersuchungsgebietes (D1). Aufgrund von Rekristallisationsmechanismen
von subgrain rotation bis grain boundary migration sowie basalen <a> und prismen <a> Gleiten kann
davon ausgegangen werden, dass dieses Stadium mit ca. 400°C etwas höher temperiert war als die
darauf folgenden. Im weiteren Verlauf des eo-alpidischen Ereignisses vollzog sich eine Umbiegung
der Stapelungsrichtung nach N. Dies brachte neben der Stapelung der tektonischen Einheiten, auch
eine deckeninterne Verformung mit sich. So bildeten sich innerhalb der Norischen Decke mehrere Nvergente Duplexstrukturen in unterschiedlicher Ausprägung (D2). Die zahlreichen N- bzw. Sgerichteten Schersinne sowie die hohe Koaxialität werden als das Ergebnis dieses Stadiums
angesehen, auch die Im Norden auftretende Drucklösung wird mit dem Überlagerungsdruck während
der Stapelung in Relation gesetzt. Außerdem entstand dadurch ein bogenförmiges Erscheinungsbild
der Grauwackenzone, was möglicherweise auf Einwirken von zwei Intender zurückzuführen ist.
Dadurch wurden auch einige während D1 gebildete Gefügeelemente reorientiert und in spröde
Gebilde eingearbeitet. Innerhalb des vorherrschenden kompressiven Regimes kam es neben der N-S
Verkürzung auch zu einer W-E-Streckung. Im Zuge dessen kam es zu einer strik slip Bewegung an der
südlichen Grenze der Grauwackenzone (D3). Ersichtlich ist dies anhand zahlreichen koaxialer
Strukturen, die eine N-S Verengung und eine sinistrale Scherung in W-E Richtung anzeigen. Weitere
Hinweise auf die Seitenverschiebung liefern das Kartenbild, aus dem eine out-of-sequence
Verzahnung der Lithologien hervorgeht. Diese drei Ereignisse können – in Anlegung an
geochronlogische Daten von ca. 140-100 Ma – als Substadien der frühen eo-alpidischen Stapelung
angesehen werden. Nachdem die tektonische Energie zum Erliegen kam, folgten eine Exhumation
und eine damit verbundene Druckentlastung der Einheiten (D4). Die gesamte östliche
Grauwackenzone wurde spröd überprägt, wodurch zahlreiche Störungen entstanden.
115
Zusammenfassung
Ein weiteres Ereignis wurde durch das Auftreten von Chloritoiden innerhalb der Permomesozischen
Schichten der Norisch-Tirolischen Decke dokumentiert. Dabei handelt es sich um einen relativ hohen
thermischen Input, der vermutlich ca. 400-500°C betrug. In Relation mit bereits bekannten Daten aus
der Grauwackenzone kann spekuliert werden, dass die Gosau-Extension der treibende Mechanismus
dafür war.
Durch Profilrekonstruktionen und der Rückbilanzierung der Deformation (Fokus auf D2) konnten drei
Zonen innerhalb des Untersuchungsgebietes unterschieden werden. Die östliche Zone setzt sich aus
mindestens zwei Duplexen zusammen und geht graduell in die mittlere Zone über, wo nur ein Duplex
eindeutig nachgewiesen werden kann. Daran schließt sich die Rotsohlstörung an, die die Grenze zum
westlichen Abschnitt darstellt. Dabei handelt es sich um die komplexeste Zone der Duplexstruktur.
Dort können drei Hauptüberschiebungsbahnen bestimmt werden, die Scheikel thrust, die Rotsohl
thrust und die gestapelte Zone nahe Aschbach im Norden. Vermutlich weist auch der Anteil östlich
der Rotsohlstörung eine komplexere Geometrie auf und beherbergt mehrere kleinere Duplexe, die
jedoch nicht aus dem Kartenbild hervorgehen. Höchstwahrscheinlich wurde dadurch dieser Anteil
wesentlich höher gehoben als der westlich gelegene. Eine vollständige Rekonstruktion der Duplexe
ist jedoch nicht möglich, da der südlichste Anteil durch die strik slip Bewegung abgeschnitten wurde.
116
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Verteilungsmuster der Gleitsysteme im Stereogramm für Quarz (nach SCHMID & CASEY,
1986)...................................................................................................................................................... 11
Abbildung 2: Plot - Temperatur gegen Quarz c-Achsen opening angel; Kästchen - Datensatz von (Kruhl
1998); Gestrichelte Linie – emiprisch ermittelter Zusammenhang; Stereogram – schematische
Darstellung eines Kreuzgürtels und opening angel; (nach LAW, 2014) ................................................. 12
Abbildung 3: Schematische Darstellung von Kreuzgürteltypen; a. Typ I; b. Typ II; (nach PASSCHIER &
TROUW, 2005) ......................................................................................................................................... 12
Abbildung 4: S - Scherebene; P - Plättungsebene; ß - Winkel zwischen S und P (geändert nach
GRASEMANN et al., 1999)......................................................................................................................... 13
Abbildung 5: Vorticity-Analyseplot; Kurven – Funktionen spezifischer vorticity-Werte; Rf – Elliptizität
des strain ellipsoid (geändert nach GRASEMANN et al., 1999) ................................................................ 13
Abbildung 6: Diagramm zu Ermittlung der strain rate (nach KRENN et al. , in prep.) ............................ 14
Abbildung 7: a. Bilanzierung nach konstanter Fläche; b. Bilanzierung nach konstanter Länge;
(geändert nach FOSSEN, 2016)................................................................................................................ 15
Abbildung 8: Überblickskarte - geographische Lage des Arbeitsgebietes; ........................................... 16
Abbildung 9: Schematische Paläogeographische Rekonstruktion der Variszischen Orogenese
(Grün=Laurussia, Gelb=Gondwana, Orange=Cadomische Blöcke; Hellbalu = Rheischen Ozean bzw.
Paläotethys;) (geändert nach KRONER & ROMER, 2010).......................................................................... 18
Abbildung 10: Schematische Paläogeographische Rekonstruktion der Alpidischen Orogenese (nach
SCHMID et al., 2004)................................................................................................................................ 21
Abbildung 11: Tektonische Entwicklung in den Ostalpen (nach NEUBAUER et al., 2000) ....................... 23
Abbildung 12: Schematische Darstellung des tektonischen Stabelbaus der geologischen
Großeinheiten der Alpen. TW=Tauern Fenster; EW = Engadiner Fenster; C = Cervinia; (nach RAAB,
2015)...................................................................................................................................................... 24
Abbildung 13: Geographische Verteilung der geologischen Großeinheiten, mit detaillierte Gliederung
der Ostalpen (geändert nach SCHMID et al., 2004) ................................................................................ 26
Abbildung 14 Deckenstapel der Ostalpen (nach SCHUSTER et al., 2013) ................................................ 27
Abbildung 15: Überblick der östlichen Grauwackenzone (nach NEUBAUER et al., 1994) ....................... 29
Abbildung 16: Tektonostratigraphisches Profil der Grauwackenzone. Links: Interpretation nach
NEUBAUER et al. (1994); Rechts: Interpretation nach SCHUSTER (2015) .................................................. 30
Abbildung 17: Überblick über die geochronologische und stratigraphische Entwicklung der östlichen
Grauwackenzone. Verwende Literatur: (DALLMEYER et al., 1998; PAULUS, 1991; NEUBAUER et al., 2002;
KRALIK, 1982; KRALIK et al., 1981; JUNG, 1980; HANDLER et al., 1997; HANDLER, 1994; HANDLER et al., 1999;
117
Abbildungsverzeichnis
HERMANN, 1992; FLAJS & SCHÖNLAUB, 1976; SCHÖNLAUB, 1982; RATSCHBACHER, 1984; RATSCHBACHER, 1987;
NIEVOLL, 1984; FAUPL & TOLLMANN, 1979; CORNELIUS, 1952) ................................................................... 37
Abbildung 18: Schematische paläogeographische Rekonstruktion des östlichen Bereiches der
Ostalpen im späten Paläozoikum (nach HANDLER et al., 1997) .............................................................. 39
Abbildung 19: Entwicklung der Grauwackenzone während der alpidischen Orogenese ..................... 40
Abbildung 20: Paläographische Rekonstruktion des Ostalpins im frühen Mesozoikum. A – Nach
NEUBAUER et al. (2000); B. – Nach SCHMID et al. (2004); (geändert nach SCHUSTER, 2013) ..................... 42
Abbildung 21: Paläogeographische Rekonstruktion der östlichen Ostalpinen Decken, mit Focus auf die
Grauwackenzone (geändert nach NEUBAUER et al., 1994) ..................................................................... 42
Abbildung 22: a. Semmeringquarzit; b. Graphitschiefer; c. Metasandstein; d Amphibolit mit
Formrelikt von Quarz; e. Amphibolit mit kelifitischen Saum um Granat; f. Gneis; ............................... 45
Abbildung 23: a. feinkörniger Marmor; b. krobkörniger Marmor; c. Radschiefer mit Druckschatten um
Pyrit; d. Radschiefer mit Chloritoid; e. graphitische Quarzite; .............................................................. 48
Abbildung 24: a. alterierte Biotitkomonenten; b-c. saussoritisierte Formrelikte; d. resorbierter Quarz;
............................................................................................................................................................... 50
Abbildung 25: a. typisches Gefüge des Blasseneck Porphyroids; b. Gefüge eines mylonitisierten
Blasseneck Porphyroids; c. umgewandelter Blasseneck Porphyroids (Dürrwaldgraben); d.
Konglomerat des Permomesozoikums; e. Sandstein des Permomesozoikums; ................................... 52
Abbildung 26: Überblick der Profilabschnitte und Probenpunkte ........................................................ 54
Abbildung 27: Aufschlussfotos; a. konjugierte WE-gerichtete Störungen; b. flowerstrukture, N-S
Einengung; ............................................................................................................................................. 56
Abbildung 28: Dünnschlifffoto; a. zerscherter Granat mit bookshelf Strukturen, Scherung nach SE
(Gneis, Kaintaleck Scholle); b. ECC-Gefüge, Scherung nach S (Gneis, Kaintaleck Scholle); c. sinistrale σKlasten und Abschiebung (Sandstein, Silbersberg Decke); d. Karbonatdruckschatten mit sinistralen
Schersinn (Sandstein, Silbersberg Decke); e. konjugierte Scherbänder, WE-Streckung (Sandstein,
Silbersberg Decke); f. Knickfalte mit sinistralen Schersinn (Sandstein, Silbersberg Decke); ................ 57
Abbildung 29: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 1. (D-Deformationsevent, LLiniation). Für detaillierte Beschreibung siehe Text. ............................................................................. 59
Abbildung 30: Aufschlussfoto; a. horse-tail Struktur zeigt Hebung des NE Blocks, b. diskonkordante
Quarze mit NE-gerichteten Scherfaltungen; ......................................................................................... 61
Abbildung 31: Dünnschlifffotos (Blasseneck Porphyroid, Norische Decke); a. Knickfalte, Scherung nach
SW; b. σ-Klast, leicht asymmetrisch mit Scherung nach NE; c. Knickfalte mit Kalzit gefüllten
Dehnungsgängen in der Achsenebene, Scherung nach SW; d. NE-gerichteter zerscherter
Dehnungsgäng mit Klazitgefüllten bull-apart Strukturen; .................................................................... 62
118
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 32: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 2. Für detaillierte Beschreibung
siehe Text. ............................................................................................................................................. 63
Abbildung 33: Aufschlussfoto; a. strak verfaltete Quarzgänge; b. Quarz gefüllter Dehnungsgäng in
Porphyroid mit versetzter Lagerung; c. SW-vergente Falte; d. Quarz-σ-Klast mit einer Scherung nach
WNW; e. NE-vergente duktile Knickfalte; ............................................................................................. 65
Abbildung 34: Dünnschlifffotos; a. SE-vergente Quarz-σ-Klasten (Blasseneck Porphyroid); b. leicht
verfalteter Quarzgang (Blassenck Porphyroid); c. N-gerichtete Aufschiebung (Blassenck Porphyroid);
d. Druckschatten, Scherung nach NW (Radschiefer); e. Falte mit Parasitärfaltung und
Achsenflächenschieferung (graphitische Quarzite); f. Versatz von Quarzgängen entlang von
Achsenflächenschieferung (graphitische Quarzite); ............................................................................. 67
Abbildung 35: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 3. Für detaillierte Beschreibung
siehe Text. ............................................................................................................................................. 69
Abbildung 36: Aufschlussfoto; a. Knickfalte, nach NW; b. konjugierte Störungen; c. NW-gerichtete
Abschiebung mit Quarzaderversatz; d. konjugierte Abschiebungen mit Quarzaderversatz; ............... 70
Abbildung 37: Übersicht der Richtungsdaten der verschiedenen Störungssysteme ............................ 71
Abbildung 38: Dünnschlifffotos; a. konjugierte Brüche (Blasseneck Porphyroid); b. Scherbänder mit
Knickfalte und Versatz, nach NE-gerichtet (Blasseneck Prophyroid); c. δ-Klast, nach NE (Blasseneck
Porphyroid); d. Scherband, Versatz nach SW (Blasseneck Porphyroid); e. Abschiebung nach NE und
Klast mit konjugierte Brüchen (Blasseneck Porphyroid); f. verfalteter Quarzgang (Blasseneck
Porphyroid);........................................................................................................................................... 73
Abbildung 39: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 4. Für detaillierte Beschreibung
siehe Text. ............................................................................................................................................. 75
Abbildung 40: Aufschlussfoto/Handstück; a. Drucklösungssaum mit scheinbaren Quarzversatz; b.
Verfaltete Quarzader; c. Kataklasit des Dürrwaldgraben; .................................................................... 77
Abbildung 41: Dünnschlifffotos; a. Drucklösungssaum mit scheinbaren Quarzversatz (Blasseneck
Porhyroid); b. Scherband, Scherung nach S (Präbichl Formation); c. Verfaltete Gänge (Präbichl
Formation); d. δ-Klast, Scherung nach N (Präbichl Formation); ........................................................... 78
Abbildung 42: Schematischer Überblick der Strukturen von Abschnitt 5. Für detaillierte Beschreibung
siehe Text. ............................................................................................................................................. 80
Abbildung 43: Diagramm - Quarz c-Achsen opening angel gegen Temperatur, mit den Daten aus
Gloggnitz, den Profil nahe der Veitsch und Oberdorf; (geändert nach Law 2014) ............................... 82
Abbildung 44: Übersichtskarte der Probenentnahme für die Quarz c-Achsen Messungen; 1-2)
Blasseneck Porphyroid (2) der Scheikelalm; 3) Blasseneck Porphyroid (1) des mittleren
Hinterhofgraben; 4) Graphitschiefer der Veitscher Decke; 5) Gneis der Kaintaleck Scholle; 6-7)
119
Abbildungsverzeichnis
Semmerningquarzit; 8-9) Metasandstein der Silbersberg Decke; 10) Amphibolit der Kaintaleck
Scholle; .................................................................................................................................................. 85
Abbildung 45: Quarz c-Achsen Auswertungplotts; a) Temperaturbestimmung mittels opening angel;
b) vorticity-Bestimmungs-Diagramm; (geändert nach LAW, 2014; GRASEMANN et al., 1999) ................ 86
Abbildung 46: Dünnschlifffoto eines graphitischen Quarzits mit markierten Messpunkten;............... 87
Abbildung 47: Übersichtskarte der Probenentnahme für die Quarz c-Achsen Messungen; ................ 89
Abbildung 48: Quarz c-Achsen Auswertungplotts; a) Temperaturbestimmung mittels opening angel;
b) vorticity-Bestimmungs-Diagramm; (geändert nach LAW, 2014; GRASEMANN et al., 1999) ................ 91
Abbildung 49: Geographische Lage der Probensentnahmestellen ....................................................... 92
Abbildung 50: Diagramm - Temperatur gegen strain rate; mittels der fraktalen Geometrie und der
Temperaturen können die Proben in das Diagramm geplottete werden und die strain rate abgelesen
werden. ................................................................................................................................................. 93
Abbildung 51. Analyse Plots der yardstick-Methode zur Ermittlung der fraktalen Geometrie und die
jeweiligen gemessenen Quarze; D – fraktale Geometrie; s – Standartabweichung; r²Korelationskoeffizient; .......................................................................................................................... 94
Abbildung 52: Beispiele für Chloritoidvorkommen; Rechts - Radschiefer; links - Permomesozoikum; 95
Abbildung 53: Ausschnit aus P/T-Diagramm für Pelite im KFMASH System; (geändert nach (SPEAR &
CHENEY, 1989)......................................................................................................................................... 95
Abbildung 54: Strukturelles Profil mit Beispielen für vorkommende Makro- bzw. Mikrostrukturen; . 98
Abbildung 55: stratigraphisches Profil (links); Abschätzung der Kompetenz (rechts); ......................... 99
Abbildung 56: Lage bzw Verlauf der Profile; 1 - Zwanzen; 2 - Rauschkogel; 3 - Hinterhof/Rotsohlgraben; 4 - Scheikelalm; 5 - Großveitschtal; 6 – Roßegg; 7 - Kalch;
8 – Draxlerkogel, 9-
Hochegg; 10 – Veitschbach; 11 - Neuberg .......................................................................................... 100
Abbildung 57: Übersicht der Profile und Auszüge ausgewällte Profile ............................................... 100
Abbildung 58: Strukturkarte der Grauwackenzone zwischen Turnau und Neuberg. ......................... 101
Abbildung 59: Schematische Zeichnung der strik slip boudinagen mit zwei Beispielauszügen aus dem
Kartenbild. ........................................................................................................................................... 102
Abbildung 60: Schematische Skizze der möglichen Akkumulation der Rad Formation und der
Karbonate. ........................................................................................................................................... 103
Abbildung 61: Schematische Abbildung der Duplex-Struktur in den unterschiedlichen Zonen ......... 103
Abbildung 62: Profilbilanzierung des Hinterhof-/Rotsohlgraben Profils............................................. 105
Abbildung 63: Profilbilanzierung des Kalch Profils .............................................................................. 106
Abbildung 64: Profilbilanzierung des Veitschbach Profils ................................................................... 106
120
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 65: Auszüge des 3D Modells; a. Übersicht über das gesamte Gebiet; b. Seitenansicht der
West-Teils; c. Seitenansicht des Ost-Teils; d. Überblick über den Morphologieverschnitt der Profile;
(vergleiche mit Abbildung 61) ............................................................................................................. 107
Abbildung 66: Übersicht über die östliche Grauwackenzone mit der Verteilung der Norischen Decke
bzw. Veitscher- und Silbersberg Decke. Die Pfeile geben die Schersinne an, welche mittels Quarz cAchsen Muster bestimmt wurden. Der Großteil der Daten stammen von RATSCHBACHER (1986); PHADKE
(1967) und wurden durch die gemessenen Proben dieser Arbeit erweitert. ..................................... 111
Abbildung 67: Schematischer P/T-Pfad der Grauwackenzone............................................................ 112
Abbildung 68: Deformationsmechanismen-Diagramm mit Zoom-Ausschnitt (oben); Entwicklung im
Norden (unten rechts); Entwicklung im Süden (unten links); ............................................................. 113
Abbildung 69: Schematische Darstellung der unterschiedlichen Duplex-Ausprägungen; links –
Entwicklung im Westen; rechts – Entwicklung im Osten; ................................................................... 114
121
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