Prof. Christine Straumer Diplom-Musikpädagogin für Rhythmik und Klavier an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, Künstlerische Leiterin des Institutes Rhythmik Hellerau e.V. Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden Wettiner Platz 13 01067 Dresden www.hfmdd.de www.rhythmikwerkstatt-hellerau.de [email protected] Telefon: 49 351 4923662 oder 4923618 (Frau Hanke) mobil: 0173 6813947 Musik und Bewegung von Anfang an.... Janusz Korczak: „Die Liebe zum Kind ist der Schlüssel für eine kindgerechte Erziehung“ Das Thema erstellt die Frage, was Musik und Bewegung in der kindlichen Entwicklung bewirken können. Erfahrungen, Beobachtungen und wissenschaftliche Forschungen bestätigen immer häufiger, dass durch die Beschäftigung mit Musik elementare Potentiale für weiter Lern- und Verhaltensprozesse angelegt werden können. Indem alle Sinne das Medium "Musik" erfahren, vermittelt Musik Basisinformationen für weitere motorische, sensorische, emotionale, soziale und intellektuelle Entwicklungsmöglichkeiten. Zurückzuführen ist diese Wirkung auf die Musik selbst, ihre elementare Funktion bei der Menschwerdung. Besonders nachdrücklich wirksam sind aktive Formen des „Musik Machens“, Singen, Musizieren, Bewegen, Tanzen, Malen zur Musik. Ich werde in den nächsten 90 Minuten den Versuch unternehmen, Ihnen einen Einblick in die Theorie und Praxis des Erlebens und Lernens von Musik zu vermitteln und Ihnen praktische Eindrücke in meine Arbeit zu geben. Vielleicht bekommen Sie Lust, sich weiter mit der Thematik zu beschäftigen. Musik ist nicht nur für Spezialisten da! Robert Schumann: „Des PRAKTISCHER ÜBUNG) in 3 Stufen, Diskussion Lernens ist kein Ende“(MUSIKBEISPIEL MIT PROBLEMSTELLUNG Hermann Regner (Musikpädagogikprofessor, Musikdidaktiker, war Professor am Orff- Institut, Komponist) schildert die Bedeutung der frühen Begegnung des Menschen mit der Musik und gibt Eltern wie Erziehern eine Menge Tipps, wie man Kinder schon im frühen Lebensalter „behutsam, aber konsequent“ an die Musik heranführen kann. Er war enger Begleiter von Carl Orff, dem wir den Grundgedanken der elementaren Musik- und Bewegungserziehung verdanken. Orff beschreibt: „Elementare Musik ist nie Musik allein, sie ist mit Bewegung, Tanz und Sprache verbunden, sie ist eine Musik, die man selbst tun muss, in 1 die man nicht als Hörer, sondern als Mitspieler einbezogen ist. Sie ist vorgeistig, kennt keine große Form, keine Architektonik, sie bringt kleine Reihenformen, Ostinati und Rondoformen. Elementare Musik ist erdnah, naturhaft, körperlich, für jeden erlernbar und erlebbar, dem Kinde gemäß“ (S.54,Gersdorf). “ Ob nämlich Musik für einen Menschen etwas bedeutet, ob sein Leben durch Musik reicher und glücklicher wird, hängt wesentlich von den Eindrücken und Erlebnissen aus den ersten Lebensjahren ab“ (Regner, 1988, Einführung)“. Nun stelle ich die Frage: Wie soll ein Kind etwas können, was wir wahrscheinlich bei aller Mühe nicht fertig bringen, lieben lernen? Geht das überhaupt? Der Schlüssel könnte in dem Wort Mühe, sich Bemühen, in der Motivation zu finden sein. Ein Kind bemüht sich zunächst nicht, etwas zu lernen, sondern es lernt. Wer sagt einem Säugling, dass er jetzt lernen muss, zu gehen. Oder zu singen, oder seine Mutter zu lieben? Lernen kann, ja muss leicht gehen. Wenn ein Kind beim (nachweisbaren) Üben nichts erreicht, kann nur der Weg falsch sein. Oder es müht sich, um etwas zu erreichen, was es selbst nicht empfindet, ein zu fremd erscheinendes Ziel, welches durch eine ehrgeizige Mutter oder einen erfolgsgewohnten Lehrer vorgegeben wird. Das Wollen steht dem Fühlen und Erleben im Wege. Der Wille lässt Erleben, Improvisieren und Gestalten nicht zu. Also handelt das Kind nach seinem Empfinden. Was und wie empfindet ein Kind und warum tut es das eine und das andere nicht? Sie als künftige oder wir als tätige Musikpädagogen spüren dabei berufsbeflissen auch unseren Auftrag, Kindern Musik beizubringen, was manchmal auch gar nicht gelingen will. Schnell ist das Urteil gefällt: Das Kind ist nicht begabt. Begabung wird zu gesammelten Kraft einer Persönlichkeit für eine geliebte Aufgabe(nach Heinrich Roth, Psychologe, in Regner). Kontraproduktiv sind: Leistungsstress, Perfektionszwang, Funktionsdenken, Erfolgsucht, Glanz und Glimmer der Spaßgesellschaft, Überrumpelung der Gefühlswelt durch visuelle Überlastung, müheloses „Musik- Machen“ durch „Knopfdruck“, emotionale Verarmung in der Beziehungswelt der Familien, immer wieder Geld, Sparen, …warum nicht an der Kunst, sie bringt ja nichts…wer kennt das alles nicht. Musik ist eine Erfahrung des Hörens und des „Tun“. Sie baut auf den Erfahrungen der Stille, des In- Sich- Hinein- Horchen- Könnens, wie es dort klingt, auf. Eigenes Musik-Machen ist nicht nur nicht mehr modern, auch oftmals nicht mehr möglich. Meine Mutter zitierte noch oft die alte Weisheit“ Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder… böse Menschen haben keine Lieder“. „Jedes Kind sollte in den ersten sieben Jahren einen Rhythmus in den Füßen spüren können, ein Echo hören und erzeugen, Lärm bis zu Schmerzgrenze erlebt haben, Stille als einen Teil der Musik erfahren…( Dorothea Eschenbroich). Kunst Empfinden und künstlerisch tätig sein braucht Atmosphäre, Raum, in der sie möglich wird. Die von Stanislawski beschriebene persönliche Öffentlichkeit, den individuellen, durch Konzentration geschützte Raum für das künstlerische Tätigsein kann das Kind nicht ohne Hilfe erfahren. Musik ist etwas, was man persönlich erfahren kann und muss. Gehen wir davon aus, das im Kind alle Anlagen vorhanden sind (Heinrich Jacobi)dann haben 2 Eltern und Musikpädagogen die Aufgabe, den Raum und die Zeit zu bereiten, in der sie sich entfalten können. Regner schreibt: „Alle (anderen) Wirkungen hängen davon ab, wie weit es gelingt, die Musik um der Musik willen lieben zu lernen“. Was ist Musik für ein Kind (ich sage hier bewusst nicht bedeutet oder stellt dar) und warum wird es Musik nur dauerhaft mit gesammelter Kraft lernen können, wenn es Musik liebt, wenn es die Musik als seine Sprache empfindet. DIE MUSIK Prozesse, bei denen Empfindungen entstehen, die Beziehungen zur Musik entstehen lassen, da diese allgemein verständliche Botschaften enthält: Basale menschliche Fähigkeiten, die in der Musik zu finden sind und die zutiefst menschliche Bedürfnisse berühren: Geborgenheit : Ordnung Rhythmus Raum, Körper Identität: Einheit von Klang, Bewegung und Empfindung Kommunikation/Verständigung: nonverbal, Erfahrungen der Menschheit , vergleichsweise verbal im Märchen, Ausdruck: Singen Bewegen Vertrauen: in sich selbst, Funktionalität des Körpers, Sicherheit im Umgang (Natur) durch Bewegung in der Musik, Gruppenerleben (Kreisform), von anderen geführt werden Können (statt Wissen) körperliche Fähigkeiten, stolz auf Ergebnisse, Mein Schüler Bilgin: Ich kann etwas, was andere nicht können, was mein Können ist. Niemand wird so Klavier spielen wie ich. Lebenslust, Freude : Zitat aus Westafrika: Musik ist das, was Freude in die Menschen bringt. Das Kind braucht das elementare Erlebnis der Übereinstimmung… ich bin Musik. Diese Stärkung bereichernd das Selbstempfinden. Goleman beschreibt dieses Fließen, auch als „flow“ bezeichnet, als Freisetzung von Lebensenergie. Musikrezeption: Jeder Mensch versteht Musik. Beispiele kindlicher Fähigkeiten, Musik zu hören. 3 DIE BEWEGUNG Die Rolle der Bewegung bei der Entwicklung des Menschen ist vielfach diskutiert und mittlerweile unumstritten. Erwähnenswert ist die Tatsache, das einstmals offensichtlich das gemeinschaftliche (und religiöse) Leben der Menschen aus gemeinsamen Gesang und Tanz bestand. Diese „Gruppenbewegungen“ konnten extatischer Natur sein und in tranceähnlichen Zuständen enden. Sacks zitiert Donald, der die Ansicht vertritt, das die Fähigkeit, Emotionen, äußere Ereignisse oder Geschichten nur mit Gesten, Körperhaltungen, Bewegungen und Lauten, aber ohne Sprache darzustellen, noch heute das Fundament der menschlichen Kultur bildet. Dabei schreibt er dem Rhythmus als integrativ- mimesische Fertigkeit eine besondere Bedeutung zu. Man kann demnach den Rhythmus als eine Art „Bindungsmittel“ bezeichnen, der verschiedene Wahrnehmungen verkettet. Sobald ein Rhythmus da ist, schreibt Donald, kann er mit jeder motorischen Modalität, einschließlich Händen, Füßen, Mund oder dem ganzen Körper wiedergegeben werden. Bewegungen sind der Motor der Entwicklung des Menschen, es gibt kein Lernen ohne Bewegung. In der Entwicklung vollzieht sich der körperliche Lernprozess in zunehmender Weise differenziert über Grobmotorik zur Feinmotorik, von äußerlich sichtbaren Bewegungen zu innerlicher Bewegung (Bewegung von Teilchen in den Zellen oder Zellverbindungen), von bewussten zu unbewussten (sogenannten dynamischen Stereotypen) Vorgängen und umgekehrt. Bewegung entwickelt sich zunächst „Vom Kopf zu den Beinen“, also von oben nach unten. Die ersten Bestrebungen eines Kindes sind, wahrzunehmen, zu sehen, zu riechen...es bewegt den Kopf, nachher Arme, Hände und Finger, die Wirbelsäule usw. bis es dann endlich auf beiden Beinen steht. Diese Entwicklung ist nicht „lernbar“ sondern an innere Reifungsprozesse gebunden. Die Motivation, sich zu bewegen, entsteht wie selbstverständlich aus dem ursprünglichen Instinkt des Menschen, die Welt kennen zu lernen, zu erobern, ja aus der Freude heraus, lebendiger Mensch zu sein. Mein Fokus gilt den Mechanismen, die Bewegung reproduzierbar, wiederholbar machen, um sie für das Lernen zu nutzen, also die erfahrene Bewegung. Wir wissen heute, dass im Alter von 2-3 Jahren ein Erlernen in Form von Üben möglich ist. Bewegungserfahrungen beinträchtigen jedoch erheblich die Entwicklung von nervalen Grundstrukturen im Gehirn. Diese sind vor allem gemeinsam mit musikalischen und sprachlichen Ereignissen zu beobachten. Beim Lernen durch Bewegung sind besonders die sensorischen Prozesse in Wechselwirkung mit der motorischen Aktivität bedeutsam. Für spezielle Speichervorgänge, die Erinnern und Lernen ermöglichen, benötigen wir eine vollständig ausgebildete Gehirnstruktur, die im jüngeren Vorschulalter noch in der Entwicklung begriffen ist. Bewegungserfahrungen werden komplex gespeichert und tragen wesentlich zur Herausbildung und Strukturierung des Gehirns bei. Diese „Speicher“ werden durch andere Wahrnehmungen, zum Beispiel das Hören, abgerufen. Wichtig für diese ganzheitlichen Wahrnehmungsketten ist eine austauschbare und trotzdem durch wesentliche Übereinstimmungen als gleich erkennbare lebendige rhythmische Struktur. 4 Welzer (S.73) spricht von assoziativen Mustern, die wir erinnern. Diese „Muster“ bestehen aus einem Komplex räumlich- visueller, räumlichsensorischer, akustischer, oliphaktorischer, gustativer und emotionaler bewusster und/oder unbewusster Wahrnehmungen. Ähnlich wie anhand eines Bildes das Kind ein ganzes Märchen rekonstruiert, kann ein Komplex von Erfahrungen im Gedächtnis sozusagen effektiv kompensiert und anhand eines Zentralpunktes mit vielen Ausläufern zu andern Zentralpunkten gespeichert werden. Eine Strukturierung von Raum und Zeit durch Musik und Bewegung nutzt den Rhythmus als strukturbildendes Element. Welche Bewegungen? Bsp: Gedächtnistraining mithilfe von Raumwahrnehmung Begib Dich in einen Dir bekannten Raum. In diesem Raum führst Du im Alltag gleiche Handlungen durch (Küche, Bad, ...) An jeden Gegenstand, den Du benutzt, kannst Du Erinnerungen knüpfen, so sind in sogenannten Schubkästen 3-5 Begriffe verborgen, die unter dem Schlüssel Raumgegenstand gespeichert werden. Dieses Gedächtnisspiel zeigt uns, wie genau das räumliche Gedächtnis funktioniert und welche Speicherkapazität in den Arealen Bewegung und Raum vorhanden sind. DIE SPRACHE „Reim“ und „Rhythmus“ kommen aus dem Griechischen und haben die gemeinsame Bedeutung von Maß, Bewegung und Fließen. Ein strukturierter Fluss, eine Melodie oder Prosodie, ist erforderlich, um uns vorwärts zu tragen, und das ist etwas, was Sprache und Musik verbindet und vielleicht auch ihren gemeinsamen Ursprüngen zugrunde liegt.“(Oliver Sacks in „Der einarmige Pianist“, S.264, Rowohlt Juni 2008. Wir sind nicht weniger eine musikalische Spezies als eine Sprachliche, so schreibt Oliver Sacks, sicherlich bekannt durch den Bestseller „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“, weiter. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den Zusammenhängen zwischen musikalischen und sprachlichen Phänomenen und ihrer Bedeutung für die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns. Dieses Interesse teilt er mit vielen Wissenschaftlern, unter denen gerade die Gehirnforscher durch die jetzt möglichen computergestützten Darstellungen von Aktionsmechanismen des Gehirns in den letzten Jahren unglaubliche Erkenntnisse veröffentlichten. Nicht zu vergessen sind jedoch auch die „Klassiker“ wie Alfred A. Tomatis, der mithilfe einer speziellen musikalischen Rezeptionsform Stotterer therapierte und unglücklichen Tenören das hohe C beibrachte. Oder Gertrud Orff, deren gesamte musiktherapeutische Arbeitsweise auf Sprache und Bewegung basiert. Nicht zu vergessen die Fülle von Atemschulen und Therapien, von denen besonders der „Aus- Atem“ als spezifisch menschliches Entwicklungsmerkmal angesehen wird und die Grundlage des Singens und Sprechens bildet. Aus meiner Praxis kann ich berichten, wie ich ein Kind mit einer Sprachhemmung mithilfe von vielfältigen musikalischen Aktivitäten zum Sprechen gebracht habe. Die missliche Frage, ob der Mensch zuerst gesungen oder gesprochen hat, versucht Sacks an anderer Stelle zu erklären „Die Sprache selbst ist nicht nur eine Folge sinnvoll geordneter Wörter- sie hat Modulationen, Intonationen, Tempo, Rhythmus und Melodie, Sprache und Musik beruhen beide auf lautbildenden und artikulatorischen Mechanismen, die bei anderen Primaten nur rudimentär angelegt sind. Beide sind für ihre Entfaltung auf spezifisch 5 menschliche Gehirnmechanismen angewiesen, die für die Analyse komplexer, in Segmente unterteilter und rasch veränderlicher Lautströme zuständig sind.“(ebenda S.241) Es gibt also Gemeinsamkeiten zwischen Sprache und Musik, folgerichtig aber auch Unterschiede, zumindest aber eine große Schnittmenge. Da Menschen offensichtlich Sprachdefizite verschiedenster Art durch musikalische Tätigkeiten verbessern können, musikalische Defizite aber weniger nur durch Sprache (außer der rhythmischen Komponente) therapiert werden können, liegt die Mutmaßung einer tieferen Ebene musikalischer Kommunikation nahe. Anderseits bemühen wir in der Musikpädagogik vor allem Sprechsilben, Verse, Sprachrhythmen, Sätze und andere Elemente, um musikalische Sachverhalte zu erlernen, zu verdeutlichen, zu erklären und uns merken zu können. Wenden wir uns anderen Ebenen zu, um dem gemeinsamen Wesen von Musik und Sprache auf die Spur zu kommen: Emotionalität, Kommunikation, die Verbindung zur Bewegung. Sacks dazu (S. 264): „ Die Einbettung von Wörtern, Fertigkeiten oder Sequenzen in Melodie und Metrum ist eine spezifisch menschliche Fähigkeit. Die Tatsache, dass dieses Vermögen vor allem präliterarische Kulturen in die Lage versetzt, große Informationsmengen im Gedächtnis ihrer Mitglieder zu speichern, ist sicherlich einer der Gründe, warum die musikalischen Fähigkeiten in unserer Spezies eine solche Ausprägung erfahren haben.“ Zur Emotionalität: Sprache und Bildergedächtnis spielen vor allem für unsere Erinnerung eine große Rolle. Offensichtlich hilft die Musikrezeption, tief in emotionale Bereiche einzudringen und diese Erinnerungen wachzurufen. Sie öffnet auch Teile des unterbewussten Gedächtnisses (des Unterbewusstseins) und ermöglicht, unmittelbare nicht gedachte fließende Wahrnehmungen. Schopenhauer: „Die unaussprechliche Tiefe der Musik, so leicht zu verstehen und doch so unerklärlich, ist dem Umstand zu verdanken, dass sie alle Gefühle unseres innersten Wesens nachbildet, jedoch vollkommen ohne Wirklichkeit und fern jeden Schmerzes... Musik drückt nur die Quintessenz des Lebens und seiner Ereignisse aus, nie diese selbst“ Zur Kommunikation: Die Entwicklung der Sprache/Musik als Verständigungsebene der Individuen hat wahrscheinlich wesentlich dazu beigetragen, dass der Mensch sich in seinen Eigenschaften als Mensch entwickelt hat und dass er singen und sprechen kann. Nur in der Interaktion in der Gruppe war er fähig, zu überleben und seine Gattung weiterzuführen. „Die Bindung wird durch den Rhythmus hergestellt... er verwandelt Zuhörer in Teilnehmer, macht das Zuhören aktiv und motorisch und synchronisiert Gehirn und Geist... und auch die Herzen aller Teilnehmer. Es ist sehr schwierig, außen vor zu bleiben, sich der Sogwirkung des Rhythmus von Singen oder Tanzen zu widersetzen.“ (Sacks S. 270) Zur Bewegung Ausführungen unter Bewegung. 6 MUSIK UND BEWEGUNG ALS METHODE Wie ist die Wahrnehmung ausgerichtet und wie können wir die elementaren Grundstrukturen von Musik, Bewegung, Sprache und Bild so gestalten, das sie auch für kleine Kinder erfassbar werden. Gibt es eine Methode? ein historischer Exkurs Um die Jahrhundertwende schuf der Schweizer Theaterreformer Adolphe Appia die Grundlagen für eine Form modernen Theaters, die den Menschen aus der Passivität des Zuschauens in eine aktives Miterleben und Gestalten einbezieht. Seine Idee bestand in einer Strukturierung von Raum und Zeit in einer Art rhythmischer Gliederung. Besonders die Bekanntschaft mit Emile JaquesDalcroze, der eine Methode, später Rhythmik genannt, entwickelt hatte, bestärkte seine Auffassungen, das ein Zusammenhang zwischen der Raumwahrnehmung und dem Hören besteht und das der Raum durch die der Musik innewohnenden Elemente, wie dem Rhythmus, aber auch der Tonhöhe (Schwingungsfrequenzen), Akzentuierung, Lautstärke, Tempo und anderen gegliedert werden kann. Diese Form des „Gesamtkunstwerkes“ mit einer dafür gebauten Halle, einer dreidimensionalen Bühne, einer zeitlich variabel schaltbaren Lichtanlage und sich in einer Einheit mit Musik bewegenden Menschen wurde das erste Mal 1912 im Festspielhaus Hellerau (Dresden) realisiert. Folgende Schwerpunkte kennzeichnen Appias „Theaterreform“: - Kennzeichnung der Raumebenen und Raumrichtungen durch die Bewegung des Akteurs mit variablem, im musikalischen Sinne schaltbarem Licht - Einheit von Hörbaren und sichtbaren Elementen durch rhythmische Gliederung - Aktive Einbeziehung der Zuschauer über das gemeinsame Hör- und Bewegungserlebnis - Bühnenraum, der Zuschauer und Akteure in eine räumliche Einheit bringt Das Zusammenspiel von Musik und Bewegung entwickelte sich zu einer neuen ästhetischen Kathegorie des sich in der Musik bewegenden Menschen gleich einer bewegten Plastik und einem Gesamtkunstwerk im Zusammenspiel mit Bühne, Publikum, Bühnenraum und Licht. Wir folgen sozusagen einem Handlungsansatz, der Musik, Sprache und Bewegung über eine Schnittmenge gemeinsamer neuronervaler Funktionen definiert und diese über den Rhythmus eine elementare Grundlage findet. Offensichtlich ist der Mensch in der Lage, rhythmische Muster exakt aufzunehmen und innere Modelle, eine Art Schablone oder Bewegungsmuster, inneres Abbild zu fertigen, welches in anderer Gestalt wieder abrufbar ist. Emile Jaques Dalcroze entwickelte um die Jahrhundertwende die Methode der Rhythmik, welche als wahrnehmungsbezogenes, Musik und Bewegung vernetzendes Arbeitsprinzip zu verstehen ist. In vielen Punkten ist die Rhythmik 7 der Elementaren Musik und Bewegungserziehung nach Orff gleich, vor allem in der praktischen Arbeit mit Kindern beschreiben beide Methoden ähnliche Vorgehensweisen. Definition:“ Rhythmik ist ein pädagogisches, therapeutisches und künstlerisches Arbeitsprinzip, welches mit den Mitteln Musik, Sprache und Bewegung in partner- und gruppenbezogenen Spielformen Lern- und Entwicklungsprozesse in Gang setzen möchte“(Straumer). Der Rhythmus- in allen Künsten ordnendes und strukturierendes Element- wird als Lernfaktor bewusst eingesetzt. Nach Dalcroze ist dieser jedoch nicht nur als zeitliches, sondern auch räumliches und dynamisches Element zu verstehen. Der Weg des Erlernens geht über das Wahrnehmen- Erleben- Erkennen- Üben und Einordnen- Benennen. Alle Sinne werden für diesen Wahrnehmungsprozess aktiviert, der grundlegend auf dem Hören (von Musik) basiert. Darauf baut sich ein System von Bewegungserfahrungen auf. RAUM- UND ZEITWAHRNEHMUNG Die Reflexion über Zeit ist ein Produkt menschlicher Reife, das die längsten Stadien der menschlichen Entwicklung durchläuft. So ist das Erfassen von Zeitbegriffen bis ins mittlere Schulalter nicht abgeschlossen. Wesentlich eher sind Kinder in der Lage, Raumbegriffe zu erfassen. Eine differenzierte Wahrnehmung des Raumes ist durch Hören, z.B. von Musik (Richtungen, Größe, Raumebenen) und Bewegen möglich. Piaget bezeichnet Raum und Zeit als unlösbares Ganzes. „Der Raum ist eine Momentaufnahme der Zeit und die Zeit der Raum in Bewegung“ und an anderer Stelle: “Zeit ist physikalisch und psychisch die Koordination der Bewegungen. Zeit tritt erst mit der Geschwindigkeit in Erscheinung“(Piaget, zit. Kind und Zeit, Storch). Die kognitive Struktur der Musik schlägt sich oft in anschaulichen Eindrücken nieder. Das Erlebnis eines Tonraumes entsteht, der durch die elementaren Gliederungen der Musik klar beschrieben sind. Akustische Eindrücke bewegen sich in ihm auf und ab oder auch nach vorwärts (vergl. de la Motte: in musikalische Begabung, S.307). Ein räumlicher Eindruck wird wiederum verantwortlich für das Erlebnis einer Bewegung. So ist eine unmittelbare Verbindung von Raumeindruck und Bewegungsempfindung über die konkrete Hörerfahrung nachvollziehbar. Fast alle Menschen können sich Musik räumlich vorstellen. Die Rhythmik setzt am Primat der akustischen Wahrnehmung an. Diese befindet sich in einer Zwischenstellung zwischen „Körpersinn“ und „Sinnesorgan“ und ist in besonderer Weise mit den emotionalen Empfindungen des Menschen verbunden. Das Kind fühlt Musik als Impulsgeber und reagiert mit individuellen Bewegungen, es entwickelt assoziative Empfindungen und Bilder. Durch ihre verschiedenen Elemente strukturiert und ordnet die Musik die entstehenden Bewegungen. Um die akustische Wahrnehmung zu aktivieren, benutzen wir Signale der Musik, die in einer Bewegungsänderung ausgedrückt werden. Zum Beispiel ändert der Lehrer am Klavier improvisierend das Tempo oder den Charakter der Bewegung, er stoppt die Bewegung oder setzt sie fort. Signale bedeuten Raumordnungen: Kommt zum Kreis, setzt euch hin, steht auf, lasst 8 uns beginnen, kommt zum Klavier, geht zur Tür, jeder sucht sich einen Platz, legt euch alle hin, setzt euch auf den Stuhl. Ein Raumspiel wird durch Regeln aufgebaut: Gehen im Schritttempo, Achtelnoten bedeuten Richtungsänderung (rückwärts, vorwärts), Triolen bedeuten Drehung, Pause bedeutet Hinknien. Dieselbe Spiel kann auch mit Intervallen durchgeführt werden: z.B. Quinte bedeutet rückwärts- vorwärts, Quarte bedeutet einen Sprung o.ä. Verglichen mit dem Atem ist die Phrasierung eine Gliederung der Musik in Ruhe und Bewegung. Die Ruhepunkte können wie eine Situation auf einem Stuhl oder im Reifen oder in einem durch ein Seil abgegrenzten Raum teilweise entspannt, gespannt oder entspannt sein. Genau so endet eine Phrase in einem Stück im Raum schwebend, weiter führend, enttäuscht, verzagt, zukunftsweisend, befriedigt, ruhend. Diese Stimmungen sind vom Charakter oder der Stimmung des Stückes abhängig oder von der Melodieführung und der Führung der Harmonik sowie der Intuition des Interpreten abhängig. Bewegte- klingende- rhythmische Räume schaffen ! Parameter, die Raum- und Zeitwahrnehmungen verstärken und lenken: +spürbare Bewegungen Berührung durch andere Personen (Eltern), passive Bewegung, Fußpattern, Spuren im Raum durch Material Armgesten, Taktieren, Klanggesten (Berührungspunkte), Spielbewegungen Instrumente(Trommeln, KLanghölzer, Schlegel im Raum , klingendes Material) +sichtbare Zeichen - Bilder - Kärtchen im Raum , Stuhle, Kartons, Sitzkissen - Material gliedert den Raum in Wegstrecken, diese können von allen Raumzielpunkten aus genutzt werden - Material selbst gibt Raumorientierung vor (vergleiche Reifen und Seil) + hörbare Orientierungen - Signale durch Geräusche oder Instrumente einbauen (Spielregel) - Bewegungsbegriffe einarbeiten - Musikstücke mit klaren Ordnungsprinzipien - den Rollen Klänge zuordnen (vergl. Peter und der Wolf, Leitmotive, ) - selbst gespielte Musik (Musik bewegt sich im Raum) - Mitsingen einfacher Floskeln (Refrain, Reime, Sprüche mit Nonsensworten) - Hand- oder Fußpattern +Raumstrukturen erfinden Durch das Strukturieren von Bewegungsabläufen und Ihre Bindung an Raumerfahrungen erweitern wir das Wahrnehmungsfeld. +Komplexe Raum- Musik- Bewegungsspiele erfinden - ZUSAMMENFASSUNG Musikalische Bewegung macht intelligenter Das stimmt nur bedingt. Musik kann helfen, Prozesse im Gehirn, die Intelligenz fördern, in Gang zu bringen, aber es heißt nicht, das ein weniger musikalischer 9 Mensch nicht intelligent ist. Manche dieser besonderen Eigenschaften wirken auch nur in einer Zeit, wo das Gehirn für Musik besonders aufgeschlossen ist, zum Beispiel bei Kindern, auch und besonders bei kleinen Kindern. ( Hinweis auf berühmte Forscher oder Künstler, die beides waren: Einstein, Schweizer, Klee) Beim musikalisch aktiv sein, dazu zähle ich Singen Bewegen, Tanzen, Musizieren mit Instrumenten werden Eigenschaften trainiert, die uns bei vielen andern Lernprozessen helfen können. Das hat ursächlich damit zu tun, das Musik für jeden Menschen verständlich ist. Sie ist nicht an eine sprachliche Erklärung gebunden und wirkt unmittelbar. Selbst behinderte Kinder können die Botschaft der Musik auf Ihrem Kanal empfangen, genau so wie jeder andere Mensch. Wir können Musik sozusagen mit dem ganzen Körper aufnehmen, nicht nur mit den Ohren. Wenn wir uns im Raum bewegen, können wir viel lernen, z. B. über Richtungen, über Tempo, über Zahlen, geometrische Figuren, über Zeit, über die Energie, die wir im Körper haben. Netzwerke. Räumliches Gedächtnis In unserem Gehirn ist viel Speicherplatz für Bewegungserfahrungen. Da diese mit der Zeit automatisiert werden- keiner denkt mehr darüber nach, mit welchem Fuß er die Treppe beginnt, herunterzusteigen- sind an diese Erfahrungen wiederum neue Informationen zu knüpfen. Im Gehirn entstehen so immer mehr Bahnen, Verschaltungen oder Synapsen, auf denen unsere Gedanken „surfen“ können, wie ein kompliziert verwebtes Spinnennetz. Das Besondere sind beim Musik Bewegen die Verschaltungen zwischen rechter und linker Gehirnhälfte. Jede dieser Gehirnhälften ist für bestimmte Dinge zuständig Wenn es viele Möglichkeiten gibt, eine Wahrnehmung zu speichern werden viele Gehirnzellen aktiviert und es entstehen viele bereite Bahnen, die man gleich oder später nutzen kann. Beispiel: sich anhand des Begriffes Pfefferkuchen viele Dinge vorstellen: Größe, Geruch, Geschmack, Gefühl beim Anfassen..... Üben und Wiederholen Leider passiert das nicht von selbst, wir müssen uns darum bemühen. Aus der Traum vom Schlaraffenland, nur wer neugierig bleibt, auch in derselben Sache immer wieder neue Fassetten entdecken lernt, kann lernen. Eine Sache trainieren, üben, damit der Effekt des Automatisierens (keiner denkt darüber nach, mit welchem Bein man eine Treppe betritt) eintritt, der dann wieder Platz für Neue Infos schafft. Der Gewinn sind dann Einprägen und Erinnern Neue Informationen an vorhandene Anknüpfen heißt sich mehr merken zu können, mehr zu wissen und schneller zu sein. Viele Menschen haben ein hervorragendes Gedächtnis, können aber das Wissen nicht schnell zur Verfügung haben. Es fehlt ein System, sozusagen ein übergreifendes Raster, um sich im Spinnennetz der Nervenbahnen des Gehirns zurechtzufinden (Finde ein Schubkastenprinzip- Bild vom Seelenvogel). Strukturieren Da kann die Musik, insbesondere der Rhythmus in allen seinen Dimensionen helfen. Er schafft eine Struktur, die in allen unseren Sinnen vorkommt und so vergleichbare Raster schafft (Beispiel Telefonnummer einprägen im Rhythmus gesprochen ist einfacher als in unbetonter Zahlenfolge im Abstand einer Sekunde). 10 Konzentrieren Musik schafft das Phänomen, ganz mit sich im Klaren, sozusagen einig zu sein. Wenn wir beim Hören alle Gedanken fliegen lassen und nur hören und spüren, entspannen wir das Nervensystem und sind ganz bei uns, in unserem Körper, in unserer Mitte. Koordinieren (Lernen mit Händen und Füßen) Eine Sache tun, sie beobachten und trotzdem etwas anderes dazu tun, das schult die Aufmerksamkeit und macht uns fit für immer neue Erfahrungen Erkennen und Einordnen in komplexe bewegte Bilder Spaß macht es, sich nicht nur einzelne Dinge einzuprägen, sondern ganze Bilder zu speichern. Könnt ihr eine ganze Geschichte in einem Bild erinnern, zum Beispiel Ein Märchen, Hänsel und Gretel, was könnt ihr alles sehen..... Oft begegnen uns im Traum solche Bilder. Beim Bewegen zur Musik lernen wir viele solche Bilder von unserem Körper und von den Menschen, die mit uns sind, kennen. Motivieren Wenn man Spaß an einer Sache hat, gemeinsam mit Freunden lachen kann und glücklich ist, etwas zu können wird uns das Erinnern und Einprägen erleichtert. Verantwortlich dafür sind Stoffe in unserem Körper, auch „Glückshormone“ genannt, die uns beim „Merken“ helfen. Musik macht gesünder Jeder hat schon einmal erlebt, dass das Hören von Musik ein angenehmes Gefühl erzeugt, noch intensiver, wenn man sich zur Musik bewegt, tanzt, sich in einer Gemeinschaft im gleichen Pulsieren aufgehoben fühlt oder gemeinsam musiziert oder singt (kurzer Austausch mit Nachbarn). Musik hat viele Eigenschaften, die uns unmittelbar berühren. Musik kann man eigentlich nicht sehen. Sie besteht aus Schwingungen, die sich unsichtbar im Raum ausbreiten. Aber man kann man sie hören und manchmal auch spüren. Jeder Mensch hört Musik anders, jeder Mensch kann sich etwas vorstellen, wenn er Musik hört..... Jedoch sendet Musik viele Botschaften, welche die meisten, wenn nicht alle Menschen gleich verstehen. Deshalb bedarf die Musik auch keiner Sprache und man kann sich auf der ganzen Welt unterhalten. Um diese Botschaften oder Eigenschaften näher kennen zu lernen, üben wir mit den Kindern, das, was wir hören, mit unserem Körper zu zeigen, zu bewegen oder mit einfachen Instrumenten mitzuspielen. Der Rhythmus motiviert zur Bewegung. Die Melodie begleitet unseren Atem, wenn wir singen oder singend lauschen. Die Harmonien( Zusammenklan der Töne) hinterlassen uns in instabile oder stabile (harmonische) Situationen. Die Klangfarben der Instrumente sind mit Bildern vergleichbar. Die Energie einer Komposition spiegelt sich im Erleben eines Raumes, in der Polarisation zwischen eng und weit, bedrückend und frei, klein und groß, laut und leise, viel und wenig, zusammen und einsam wieder. Welche Botschaften sendet Musik ? 11 Empfindungen und Impulse für unseren Körper(Körperhaus) – leicht, schwer, beschwingt, traurig, nervös, angespannt, heiter, lustig, steif, beweglich, schnell, geschickt, humorvoll – Du lernst viele Eigenschaften von Dir selbst kennen, was Du kannst, das macht Dich froh Erinnerungen an Bewegungen, die wir früher erfahren haben, zum Beispiel wiegen, schweben, aber auch rollen, schaukeln, schnell rennen, drehen - Musik wirkt beruhigend, wir fühlen uns wohl Bilder von uns selbst, wir können nur Teile unseres Körpers sehen, selbst im Spiegel, aber fühlen können wir uns ganz, Bewegung vermittelt das Gefühl von Vollständigkeit, Blut in alle Körperteile, Nervenzellen sitzen überall und warten auf Signale, Gehirnzellen stehen bereit, um die Signale zu speichern - der ganze Körper wird bewegt und dadurch beweglich, fit und wach Assoziationen In die Haut einer anderen Person schlüpfen, eine andere Rolle spielen, einen anderen Charakter spielen - Wünsche erfüllen, spielerisch eigene Stärken und Schwächen kennenlernen Träume Musik erzählt viele Geschichten, auch können Dir plötzlich Bilder einfallen, wie im Märchen. - Über den eigenen Schatten springen, selbst Musik oder Bewegung erfinden, - Dinge verwirklichen, die nur man selbst weiß - Spaß am eigenen Erfinden genießen Botschaften wie Freundschaft, Geborgenheit ZusammengehörigkeitKommunikative Botschaften - Erprobung sozialer Verhaltensstrukturen (Eigeninitiative gegen Anpassung, Solist in einer Gruppe sein, Einordnung für eine Gemeinschaftsleistung, Rollenspiel, Geborgenheit als Leistungspotential, Angstabbau durch Erprobung eigener Fähigkeiten),die kreative Potentiale nicht nur entwickeln, sondern auch realisieren helfen. - Gemeinsam Spaß haben, mit Freunden zusammen tanzen, singen, in einem Raum Musik hören oder selbst musizieren, andere Menschen anschauen, in ihrer Bewegung lesen, ihre Gedanken und Gefühle in der Musik lesen lernen - Anerkennung erfahren, von anderen beachtet werden, selbst Freunde finden Musik kann heilen Alle diese Eigenschaften werden in einem medizinischen Bereich, der Musiktherapie, genutzt. Verantwortlich dafür sind die Schwingungen, die von Tönen, Klängen ausgehen. Diese finden Korrespondenzen (Interferenzen) mit den Schwingungen in unserem Körper( Herzschlag, Atem, Muskelvibrationen, Stimmbänder, Wasseranteile in Geweben und Organen). Jede Klangeigenschaft ruft somit eine bestimmte Übereinstimmung hervor, die den individuellen, körperlichen Bezug zu Musik herstellt. Klänge berühren uns speziell an bestimmten Körperstellen. Sie können heilende Wirkung ausüben. WANN WENN NICHT IMMER 12 Der Erweb der grundlegenden musikalischen Fähigkeiten geschieht in den ersten zehn Lebensjahren (vergl. Gembris) Erste Jahre. Koselieder (Fröbel), Müttererziehung und Vätererziehung, Einfluss der Musikpädagogik zunehmend, Piepmatzkurse, musikalischer Geschmack und Bildung gesellschaftlich bedingt, Auftrag an Medien, besonders jedoch an Eltern. Musikalische Früherziehung/ Elementare Musikpädagogik/ Rhythmik Verschiedene Methoden, nicht Vorwegnehmen schulischern Wissens, sondern Arbeit an Erlebnisbereichen. Schulkinder Musikunterricht, ergänzende Fächer (Gymnastik, Bildende Kunst, Sport, Rhythmik), Ganztagsschulen (Singen, Tanzen) in den Tagesablauf integrieren, Grundschullehrer müssen allseitige Qualität der Ausstattung verbessern, Musik und Bewegung brauchen Raum und Zeit. Wert der lebendigen Musik und des Selbst- Machens fördern. Fächerübergreifende Projekte entwickeln. Gemeinsamer Auftrag an die Gesellschaft : Kunst wieder die Rolle in der Kindheit einräumen, die ihr gebührt, Literatur: Regner, Haselbach, Nykrin: Musik und Tanz für Kinder, Schott- Verlag, Erste Auflage 1986 Haselbach, Barbara: Improvisation; Tanz, Bewegung, Klett 1987 Tanz und Bildende Kunst, Klett 1991 Peter-Führe, Susanne: Rhythmik für alle Sinne Herder 1994 Klöppel/Vliex : Helfen durch Rhythmik Herder 1992 Korczak, Janusz: Die Liebe zum Kind, Eine Auswahl seiner Schriften, Union Verlag Berlin 1980 Regner, Hermann: „Musik lieben lernen“ Taschenbuch Schott 1988 Eschenbroich , Dorothea: „Das Weltwissen der Siebenjährigen, 2002 Gersdorf, Lilo: ORFF rororo 1981 Goleman, Daniel: EQ. Emotionale Intelligenz. 11. Auflage 1999. München Deutscher Taschenbuch Verlag. Sacks, Oliver : „Der einarmige Pianist“, S.264, Rowohlt Juni 2008 Gembris, Heiner: Grundlagen musikalischer Begabung und Entwicklung , WißnerLehrbuch Band 2009 Welzer, Harald: Das kommunikative Gedächtnis, Beck´sche Reihe 2005 13