1. Einleitung Georg Nöldeke Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Basel Versicherungsökonomie (FS 11) Einleitung 1 / 17 1. Hintergrund 1.1 Bedeutung der Versicherungswirtschaft 0123456127893 2418 2 48 41,128,1 56144 81227310729 /23302418418 .28, +28-21456 +4888, * 8 ) %% %# "( ( &%%% &%' $%# $%"& $& $% # #" 21018 56,18 51 ( $( %( &( #( 7114331492!" 2 / 17 1. Hintergrund 1.1 Bedeutung der Versicherungswirtschaft Durchschnittliche Haushaltsausgaben für Versicherungen: Quelle: Bundesamt für Statistik, Haushaltsbudgeterhebung 2008 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/02/blank/ key/einkommen0/niveau.html Durchschnittliches Monatsbruttoeinkommen pro Haushalt: SFr 9’103 Ausgaben für Versicherungen: 1 2 3 4 Sozialversicherungsbeiträge: SFr 887 Krankenkasse (Grundversicherung): SFr 493 Krankenkasse (Zusatzversicherung):SFr 120 Übrige Versicherungsprämien: SFr 195 Wir betrachten im Folgenden Private Versicherungswirtschaft 3 / 17 1. Hintergrund 1.1 Bedeutung der Versicherungswirtschaft Private Versicherung in der Schweiz Quelle: “Zahlen und Fakten 2011 der privaten Versicherungswirtschaft”, Schweizerischer Versicherungsverband http://www.svv.ch/de/publikationen/zahlen-und-fakten-2011 Anzahl der Versicherungsgesellschaften: 218 Beschäftige in der Schweiz: 49’386 Prämieneinnahmen Schweiz: 53.6 Milliarden CHF Zahlungen für Versicherungsfälle: 43.9 Milliarden CHF Aktiven inkl. Kapitalanlagen: 576’2 Milliarden CHF. Direkte Erträge der Kapitalanlagen: 17’2 Milliarden CHF 4 / 17 1. Hintergrund 1.2 Versicherungszweige Prämieneinnahmen und Versicherungsleistungen in der Schweiz 2009 Quelle: “Zahlen und Fakten 2011 der privaten Versicherungswirtschaft”, Schweizerischer Versicherungsverband http://www.svv.ch/de/publikationen/zahlen-und-fakten-2011 Zweig Leben Kranken Motorfahrzeug Feuer, Elementar- übrige Sachschäden Unfall All. und Berufshaftpflicht Sonstiges Prämieneinnahmen 29’420 8’593 5’365 3’803 2’942 1’926 1’977 Leistungen 28’255 6’571 3’664 1’772 1’793 1’035 835 (Angaben in Mio. Franken) Sonstiges: Rechtsschutzversicherung, Kreditversicherung, Kautionsversicherung, Verkehrsservice, Transportversicherung . . . 5 / 17 1. Hintergrund 1.3 Das Wesen des Versicherungsvertrages Jeder dieser Versicherungszweige weisst seine Besonderheiten auf . . . . . . die wir ignorieren werden. Stattdessen fokussieren wir auf den gemeinsamen Aspekt dieser Versicherungsverträge. Sprachliche Orientierung an dem Fall der Sachversicherung. Tausch einer Prämienzahlung gegen das Versprechen unter bestimmten Umständen eine Leistung zu erbringen. Versicherungsvertäge sind bedingte Verträge. 6 / 17 1. Hintergrund 1.4 Das Wesen des Versicherungsgeschäftes Versicherung als Kapitalanlagegesellschaft: Prämienzahlung und Leistung im Schadensfall fallen zeitlich auseinander. Dies bedingt, dass die Kapitalanlage ein wesentlicher Bestandteil des Versicherungsgeschäftes . . . . . . und Hauptquelle der Gewinne vieler Versicherungsunternehmen ist. Versicherung als Wettbüro: Prämienzahlung (analog zum Wetteinsatz) wird gegen Entschädigungszahlung im Schadensfall (analog zum Wettgewinn) getauscht. Aus Sicht des Versicherungsunternehmens ist diese Beschreibung angemessen . . . . . . aber aus Sicht des Versicherungsnehmers? . . . und der Volkswirtschaft? Wir werden auf den zweiten Aspekt des Versicherungsgeschäftes, das Zeichnungsgeschäft, fokussieren. 7 / 17 1. Hintergrund 1.4 Das Wesen des Versicherungsgeschäftes Aus dem Geschäftsbericht 2009 der AXA Winterthur http://www.axa-winterthur.ch/SiteCollectionDocuments/ 2009-axa-versicherungen_de.pdf 0 234567893 43 !"#$%&'())) !%. 3#4 7#88# ;<9=>?34567893 43@399< *++, *++ 9/)/)126902)5) 9021/) 90:65 ::: 1:0 G*A+H,C*GA-++++, D 234E78346FE>3E96F3 !"#$%&'())) !%. 3#4 7#88# ;<9=>234E78346FE>3E96F3@399< *++, *++/0121 000 5121 06) 95010 9::02) 0ABCD,+ 0A+*AC0 8 / 17 1. Hintergrund 1.4 Das Wesen des Versicherungsgeschäftes Aus dem Geschäftsbericht 2009 der AXA Winterthur 0 234567894 8 !"#$%&'())) ./0%%/%1 ./0%%/9#/ :;9 <=>;?@4@;3AB>99; ./GHI KHI L#%#HMHKGM ./0%%/#MM# :;9 <234567894 8 A399; *++, 3J4656 2 28)67 44J663 27)435 68)J 238348 24)J37 D*O*0+ E P>8;<Q 4R S@9 < < Q3 !"#$%&'())) THUV%GM WG%%I%HH#%" WG%%XGHHH#%" WG%%I%H/%MUV%GGM WG%%XGHH/%MUV%GGM YH%#HMHUV%GGM L#%#HMHUV%GGM LHIHUV%GGM :;9 <Z399;3>8;<Q 4R S@9 < < Q3 *++, *++2334546 235478 24)76 2734 CDDDE*E CD0E-F24845 25J)4 2446 2J7)88 27)83 2488 4)) )765 C---,E,CN++OF*D *++57)5J 54 2 )J5)4 26755 5J353 288885 243J3 N-+,,N 9 / 17 1. Hintergrund 1.5 Geschichte der Versicherung: Einige Beispiele Seeversicherung Kodex Hammurabi (Babylon, ca. 1700 v. Chr.) Havarie-Klausel (Rhodos, 900 v. Chr.) Genua (14. Jhd. n. Chr.) Lloyd’s (ab 1680 n. Chr.) Feuerversicherung Hamburger Feuerkasse (1676) Gründung der ersten Feuerversicherung in London (1680) Gründung der ersten Versicherung in den USA (1732) Lektürehinweis: Peter L. Bernstein: “Against the Gods: The Remarkable Story of Risk” 10 / 17 2. Worum geht es in der Vorlesung? 2.1 Ausgangspunkt: Ein einfaches Versicherungsnachfrageproblem maxC (1 − π)u(W − P(C)) + πu(W − P(C) − L +C). W ist das Ausgangsvermögen eines Individuums. π ∈ (0, 1) ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden eintritt. Der Verlust im Schadensfall ist L. Das Individuum kann den Deckungsbetrag C wählen, den ihm eine Versicherung im Schadensfall erstattet. P(C) ist die Prämienzahlung, die von der Höhe des Deckungsbetrags abhängt. Im einfachsten Fall setzen wir P(C) = pC. u ist die Bernoulli-Nutzenfunktion des Individuums. Der Gesamtausdruck ist der Erwartungsnutzen des Individuums. Wir unterstellen durchweg die Gültigkeit der Erwartungsnutzenhypothese. 11 / 17 2. Worum geht es in der Vorlesung? 2.2 Versicherungsnachfrage Komparative Statik des einfachen Versicherungsnachfrageproblems: Wie hängt die Versicherungsnachfrage von dem Versicherungspreis, dem Ausgangsvermögen, der Grösse des möglichen Schadens der Schadenswahrscheinlichkeit und der Risikoaversion des Versicherungsnehmers ab? 12 / 17 2. Worum geht es in der Vorlesung? 2.3 Selbstbehalt und Selbstbeteiligung Erweiterung des Grundmodells auf eine Situation mit verschiedenen Schadenshöhen. Erwartungsnutzen ist (1 − π)u(W − P) + ∑ πi u(W − P − Li +Ci ), i wobei Ci der Deckungsbetrag für den Fall ist, dass ein Schaden in Höhe von Li eintritt, und P die Prämienzahlung ist. Beispiele für mögliche Versicherungsverträge in einer solchen Situation: Ci = αLi : Versicherungsvertrag mit Selbstbeteiligung. Ci = max{0, Li − D}: Versicherungsvertrag mit Selbstbehalt. Kann man sagen, unter welchen Umständen die eine oder die andere Form des Versicherungsvertrages vorgezogen wird? 13 / 17 2. Worum geht es in der Vorlesung? 2.4 Versicherungsangebot Fragestellung: Was bestimmt die Höhe der Prämienzahlung? (1 − π)u(W − P(C)) + πu(W − P(C) − L +C). Wie auch in anderen Märkten hängt die Antwort von der Wettbewerbs- und Kostenstruktur im Markt ab. Wir fokussieren auf die Besonderheiten des “Versicherungstechnologie” Risikostreuung Risikobündelung 14 / 17 2. Worum geht es in der Vorlesung? 2.5 Risikoallokation Motivation: Theorie der Versicherungssyndikate. 1 Wie sollten Risiken zwischen heterogenen Individuen aufgeteilt werden? Bestimmung effizienter Risikoallokationen. 2 Unter welchen Voraussetzungen lassen sich effiziente Risikoallokationen durch einfache Teilungsregeln realisieren? Untersuchung linearer Teilungsregeln. 3 Wie wirkt sich die Risikostreuung innerhalb einer Gruppe auf die Risikopräferenzen der einzelnen Gruppenmitglieder aus? Existenz eines repräsentativen Agenten und der Eigenschaften seiner Risikopräferenzen. 15 / 17 2. Worum geht es in der Vorlesung? 2.6 Adverse Selektion Kennt das Versicherungsunternehmen die Schadenswahrscheinlichkeit eines einzelnen Versicherungsnehmers? (1 − πi )u(W − P(C)) + πi u(W − P(C) − L +C). Was geschieht, wenn die einzelnen Versicherungsnehmer unterschiedliche Schadenswahrscheinlichkeiten aufweisen und diese besser einschätzen können, als die Versicherungsunternehmen? Sollten die Versicherungsunternehmen statistische Information über Schadenswahrscheinlichkeiten in der Gestaltung von Verträgen nutzen? Was geschieht, wenn dieses nicht erlaubt ist? 16 / 17 2. Worum geht es in der Vorlesung? 2.7 Moralisches Risiko Kann der Versicherungsnehmer die Schadenswahrscheinlichkeit beeinflussen? (1 − π(e))u(W − P(C)) + π(e)u(W − P(C) − L +C) − c(e). . . . oder einen Schaden vortäuschen? (1 − π)u(W − P(C)) + πu(W − P(C) − L +C). Welche Probleme werden durch solche Möglichkeiten ausgelöst? Wie können diese Probleme durch eine geeignete Vertragsgestaltung gelöst werden? 17 / 17