Marktchancen in Afrika 2011/12 - Potenzial für den deutschen

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Studie des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft
Marktchancen in Afrika 2011/12 Potenzial für den deutschen Mittelstand
v
Marktchancen in Afrika 2011/12 Potenzial für den deutschen Mittelstand
Eine Studie des:
In Zusammenarbeit mit:
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung ............................................................................................................III
1 Einleitung..................................................................................................................1
2 Bewertung der afrikanischen Länder .......................................................................3
2.1 Volkswirtschaftliche Analyse ..............................................................................3
2.2 Befragung von Experten ...................................................................................8
2.3 Auswahl der am geeignetsten besten geeigneten Länder für
unternehmerisches Engagement ...........................................................................11
3 Die Marktchancen in den ausgewählten Länder.....................................................13
3.1 Südafrika..........................................................................................................14
3.2 Nigeria..............................................................................................................27
3.3 Ägypten............................................................................................................40
3.4 Angola..............................................................................................................52
3.5 Namibia............................................................................................................63
3.6 Tunesien ..........................................................................................................73
3.7 Botsuana..........................................................................................................82
3.8 Mauritius ..........................................................................................................90
3.9 Algerien............................................................................................................98
3.10 Ghana ........................................................................................................107
3.11 Marokko .......................................................................................................116
4 Neufassung des südafrikanischen Gesellschaftsrechts: Katalysator für die
wirtschaftliche Entwicklung Südafrikas ....................................................................126
Abkürzungsverzeichnis............................................................................................131
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................134
Quellenverzeichnis ..................................................................................................135
Anhang ...................................................................................................................137
II
Vorbemerkung
Die deutsche Wirtschaft interessiert sich zunehmend für Afrika. Der Afrika-Verein der
deutschen Wirtschaft unterstützt die Unternehmen dabei, in Afrika aktiv zu werden
und bietet ein breites Angebot an Informationen, Dienstleistungen und individuellen
Kontakten. Bereits 2007 hatte der Afrika-Verein erstmals eine Studie vorgelegt,
welche die Marktchancen für deutsche Unternehmen in Subsahara-Afrika darstellte.
Diese Studie erweitert den Blick auf den gesamten Kontinent und bietet eine
aktualisierte Darstellung der interessantesten Märkte für deutsche Unternehmen auf
dem Kontinent. Die Grundlage für diese Studie bilden volkswirtschaftliche Daten,
politische
Indikatoren
und
Befragungen
von
deutschen
Unternehmen.
Die
quantitativen und qualitativen Faktoren haben wir ausgewertet und darauf basierend
eine Rangfolge erstellt. Die wichtigsten elf Märkte – drei Länder teilen sich den
gemeinsamen neunten Platz – stellen wir in einzelnen Länderporträts vor. Der
interessanteste Markt ist demnach die Republik Südafrika, aber auch Länder wie
Botsuana und Ghana sind vertreten. Die Befragung der Unternehmen wurde
größtenteils vor dem Ausbruch des „arabischen Frühlings“ durchgeführt. Die
Bedeutung der nordafrikanischen Staaten Ägypten, Algerien, Marokko und Tunesien
wird aber in Zukunft nicht weniger groß sein und besonders die reformfreudigen
Länder, wie z.B. Tunesien, werden voraussichtlich eine noch größere Rolle für die
deutsche Wirtschaft spielen.
Wir bedanken uns bei Rödl & Partner für die freundliche Unterstützung. Rödl &
Partner hat seine Aktivitäten in Afrika in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut
und ist die erste deutsche Prüfungs- und Beratungsgesellschaft mit eigenen Büros in
Subsahara-Afrika (und u.a. in Südafrika). Einen Artikel von Rödl & Partner über das
neue Gesellschaftsrecht in Südafrika finden Sie im Anschluss an die eigentliche
Studie
Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und Rödl & Partner freuen sich darüber,
Ihnen mit dieser Studie einen ersten Einblick in den afrikanischen Markt zu
verschaffen. Für weitere Informationen und Unterstützung stehen wir Ihnen gerne
bereit.
III
1 Einleitung
Der afrikanische Kontinent hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte in
seiner sozialen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung gemacht. Im letzten
Jahrzehnt vor der globalen Wirtschaftskrise erreichte Afrika ein durchschnittliches
Wirtschaftswachstum von 6 Prozent und lag damit deutlich über dem Wachstum
anderer Regionen. Auch für 2011 rechnet der IWF wieder mit einer Wachstumsrate
von über 5 Prozent für den Kontinent. Die Länder profitierten dabei von einer
Kombination vorteilhafter Faktoren wie hohe Rohstoffpreise und schnell wachsendes
Exportvolumen,
allgemein
umsichtige
Wirtschaftspolitik,
Schuldenerlass,
die
Steigerung der Zusagen der Geberländer sowie Zuflüsse von ausländischen
Direktinvestitionen (ADI).
Diese Entwicklung belegt, dass Afrika die globale Wirtschaftskrise relativ gut
überstanden hat. Vor allem der afrikanische Bankensektor war aufgrund der geringen
Integration in den Weltmarkt kaum von der Krise betroffen. Eine schnelle Erholung
der Rohstoffpreise und des globalen Handels sowie der Gebrauch von antizyklischer
Fiskalpolitik unterstützten die Normalisierung der Wirtschaft des Kontinents. Vor
allem
Investitionsprogramme
Infrastrukturbereiche
der
Regierungen,
Energieversorgung,
insbesondere
Straßenverkehr,
in
Schifffahrt
die
und
Telekommunikation bieten vielfältige Chancen für ausländische und damit auch für
deutsche Unternehmer.
Die deutsche Wirtschaft ist hat an den positiven wirtschaftlichen Entwicklungen in
Afrika bisher nur durchschnittlich teilgenommen. Der Anteil Afrikas am gesamten
deutschen Außenhandel liegt bei lediglich 2 Prozent und verzeichnet erst in den
letzten Jahren wieder ein leicht ansteigendes Niveau. Im Vergleich zum Vorjahr stieg
der deutsch-afrikanische Außenhandel im Jahr 2010 um 17 Prozent auf € 37 Mrd.,
vor allem im südlichen Afrika konnte der Anteil des bilateralen Außenhandels erhöht
werden. Auch im ersten Halbjahr 2011 konnten die deutschen Exporte nach Afrika
gesteigert werden. Die Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika hat dem Land und
der Region einen sehr positiven Wachstumsschub gebracht, wodurch die
Wirtschaftskrise schnell überwunden werden konnte.
Da Afrika bei vielen Unternehmen bisher unzureichend als Markt erkannt wurde, aber
in letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerät, wurde die vorliegende Studie
1
„Marktchancen in Afrika“ erstellt. Es handelt sich um eine Aktualisierung und
Ausweitung der Studie „Marktchancen im subsaharischen Afrika“ aus dem Jahr 2007
auf Gesamtafrika und soll deutschen Unternehmen einen Überblick über einige
afrikanische Volkswirtschaften geben. In diesem Rahmen werden die afrikanischen
Länder vorgestellt, deren wirtschaftliches Potenzial besondere Chancen für ein
erfolgreiches unternehmerisches Engagement des deutschen Mittelstandes aufweist.
Um eine aussagekräftige Rangfolge erstellen zu können, wurden alle Länder Afrikas
einer qualitativen und quantitativen Analyse des Wirtschaftsumfelds unterzogen. Die
quantitative Analyse besteht aus der Zusammenfassung ökonomischer Indikatoren
wie z.B. dem Bruttoinlandprodukt pro Kopf, sowie dem Ease of Doing Business Index
der Weltbank und dem Freedom House Index. Die Länder Afrikas wurden anhand
dieser Kennzahlen geordnet, so dass sich eine erste Rangfolge ergab. Im Rahmen
der qualitativen Analyse wurde anschließend eine Befragung von Afrikaexperten
über die Geschäftssituation in den einzelnen Ländern Afrikas vorgenommen, um
auch Aspekte berücksichtigen zu können, die sich nicht in statistischen Zahlen
widerspiegeln. Aus dieser Befragung konnte eine weitere Rangliste erstellt werden,
die
angibt,
welche
Länder
für
ein
mittelständisches
Engagement
laut
Expertenmeinung am ehesten in Betracht zu ziehen sind. Diese Analyse wird im
ersten Teil der Studie näher beleuchtet.
Die Zusammenführung der quantitativen und der qualitativen Analyse ergaben eine
endgültige Ordnung der Länder, deren Top 10 im zweiten Teil der Studie detailliert
dargestellt wird. Da einige der Länder dieselbe endgültige Punktwertung erhalten
haben, werdendie Marktchancen der ersten elf Ländern dieser Rangliste – Südafrika,
Nigeria, Ägypten, Angola, Namibia, Tunesien, Botsuana, Mauritius, Algerien, Ghana
und Marokko – näher beleuchtet. In diesem Rahmen wird ein Überblick über die
politische und die wirtschaftliche Entwicklung des jeweiligen Landes gegeben und
auf seine Potenziale für mittelständisches unternehmerisches Engagement näher
eingegangen.
2
2 Bewertung der afrikanischen Länder
Zur Identifikation der Potenziale der afrikanischen Länder für ein unternehmerisches
Engagement des deutschen Mittelstandes wurden sowohl eine volkswirtschaftliche
Analyse
als
auch
volkswirtschaftliche
eine
Befragung
Analyse
besteht
von
aus
Afrikaexperten
der
durchgeführt.
Zusammenfassung
von
Die
fünf
ökonomischen Indikatoren. Diese werden durch den Ease of Doing Business Index
der Weltbank und dem Freedom House Index ergänzt, um insgesamt ein
ausgewogenes Bild der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aller Länder zu liefern.
Aber nicht alle entscheidenden Faktoren für die Investitionsentscheidungen eines
Unternehmens
sind
messbar.
So
lassen
sich
zum
Beispiel
konkrete
unternehmerische Erfahrungen oder das Vorhandensein von Netzwerken nur schwer
in Zahlen ausdrücken. Deshalb ergeben die Indikatoren allein kein hinreichendes Bild
über die Chancen und Risiken für unternehmerische Tätigkeiten. Aus diesem Grund
wurden
im
Rahmen
einer
Befragung
Afrikaexperten
um
ihre
persönliche
Einschätzung zu der wirtschaftlichen Entwicklung in Afrika gebeten. Diese
Afrikaexperten
stammen
größtenteils
aus
der
Privatwirtschaft,
Verbänden,
Wissenschaft und Politik und zeichnen sich durch ein fundiertes Wissen über die
Bedingungen in den afrikanischen Märkten aus. Anhand dieser Befragung kann eine
qualitative Rangliste der wirtschaftlichen Situation der afrikanischen Länder erstellt
werden. Gemeinsam mit der volkswirtschaftlichen Analyse ergibt sich eine Rangliste,
mit deren Hilfe Länder identifiziert werden können, die das beste Umfeld für
mittelständisches unternehmerisches Engagement in Afrika bieten können.
2.1 Volkswirtschaftliche Analyse
Aus der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und allgemeinen wirtschaftliche Situation
einer Volkswirtschaft können Rückschlüsse auf das Potenzial für unternehmerisches
Engagement in diesem Land gezogen werden. Es lassen sich für eine Bewertung
verschiedene
insbesondere
makroökonomische
solche
Indikatoren
Kennzahlen
zur
heranziehen.
Anwendung
kommen,
Hier
die
sollen
auch
für
mittelständische Unternehmen eine Bedeutung besitzen. Aus diesem Grund wurden
für diese Studie das Bruttoinlandprodukt (BIP) sowie das BIP-Wachstum, das
durchschnittliche BIP pro Kopf der letzten fünf Jahre, die ausländischen
Direktinvestitionen (ADI), das Handelsvolumen mit Deutschland, der Doing Business
Index und der Freedom House Index ausgewählt. Der Betrachtungszeitraum der
3
vorliegenden Studie endet je nach vorliegenden Informationen 2010 oder 2011.
Untersucht wurden alle Länder Afrikas mit Ausnahme Somalias, für dessen
volkswirtschaftliche Entwicklung seit 1991 kaum belastbares Zahlenmaterial
verfügbar ist.
Das BIP
Das Bruttoinlandsprodukt gibt den Wert aller Güter und Dienstleistungen an, die in
einem Jahr innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erwirtschaftet werden.
Es
lässt
Rückschlüsse
Leistungsfähigkeit
der
auf
die
Volkswirtschaft
absolute
und
Marktgröße,
somit
auf
die
die
allgemeine
Absatz-
bzw.
Investitionsmöglichkeiten im jeweiligen Land zu.
Das BIP-Wachstum
Unter dem Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft wird die Steigerung der
gesamtwirtschaftlichen Produktion bzw. des gesamtwirtschaftlichen Einkommens
verstanden. Als Messgröße dient dafür die Veränderungsrate des realen BIP, welche
somit die Dynamik und den gesamtwirtschaftlichen Trend eines Landes anzeigt.
Wachstum ist ein bedeutender Indikator für mittelständische Unternehmen, da
höhere Wachstumsraten auch grundsätzlich die Geschäftsmöglichkeiten erhöhen.
Das BIP pro Kopf
Das BIP pro Kopf setzt die absolute Größe einer Volkswirtschaft in das Verhältnis zu
der Bevölkerungsgröße und erlaubt daher am ehesten eine Vergleichbarkeit der
Entwicklungsstufen verschieden großer Volkswirtschaften untereinander.
Die ADI
ADI bezeichnen Vermögensanlagen ausländischer Unternehmen in einem Land, mit
dem Ziel, Einfluss und Kontrolle über die erworbenen Aktiva auszuüben.
Hohe ADI in einer Volkswirtschaft weisen somit grundsätzlich auf ein attraktives
Umfeld für ausländische Unternehmen hin und werden deshalb in die quantitative
Analyse mit einbezogen.
Das Handelsvolumen
4
Das Handelsvolumen umfasst die Ein- und Ausfuhren eines Landes und beschreibt
hier somit den Umfang direkter geschäftlicher Beziehungen eines Landes mit
Deutschland.
Der Ease of Doing Business Index
Der von der Weltbank erstellte Ease of Doing Business Index sortiert die Länder der
Welt im Hinblick auf die in einem Land vorherrschende Einfachheit bzw. Komplexität
der Regularien hinsichtlich des Aufbaus, der Führung und der Schließung eines
Unternehmens, indem er Faktoren wie die Anzahl notwendiger Verwaltungsvorgänge
zur Gründung eines Unternehmens misst sowie deren Auswirkungen insbesondere
auf die Geschäftstätigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen.
Der Freedom House Index
Der Freedom House Index misst die formal verbrieften und die tatsächlichen
politischen und zivilen Rechte, die in einem Land existieren. Diese Bedingungen
lassen Rückschlüsse auf das Entwicklungsniveau politischer Institutionen zu und
damit auch auf die Effizienz und Transparenz von Verwaltungsstrukturen sowie auf
die Freiheit des Unternehmertums.
Mit Hilfe dieser Indikatoren können die Länder Afrikas in eine Rangfolge gebracht
werden, welche die Länder mit den im interregionalen Vergleich günstigsten
volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln anzeigt1.
Für jeden Indikator werden die Länder entsprechend der Indikatorwerte absteigend
sortiert und die Werte in Prozentangaben umgewandelt, wobei dem Land mit dem
höchsten Wert jeweils 100 Prozentpunkte zugeordnet werden. Hiervon ausgehend
werden den nachfolgenden Ländern wiederum Prozentwerte in Abhängigkeit des
höchsten absoluten Wertes (100 Prozent) des jeweiligen Indikators zugewiesen.
Durch diese Methode können die Abstände zwischen den einzelnen Ländern
zueinander berücksichtigt werden. Es lässt sich außerdem eine Vergleichbarkeit
zwischen den einzelnen Indikatoren herstellen und sie können zusammengefasst
werden, so dass letztendlich eine Rangfolge entsteht, die die ökonomischen
Rahmenbedingungen approximiert.
1
Für genauere Informationen über die Methodik siehe die näheren Angaben im Anhang.
5
Die Länder werden in Abbildung 1 entsprechend der aufaddierten Prozentwerte der
Indikatoren in eine Rangfolge gebracht und bekommen jeweils eine Rangzahl
zugeordnet, die alle fünf ökonomischen Indikatoren beinhaltet.
Abbildung 1: Zusammenfassung der ökonomischen Kennzahlen
Rang Land
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
23
25
26
27
28
29
30
31
31
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
Rep. Südafrika
Angola
Nigeria
Ägypten
Libyen
Äquatorialguinea
Algerien
Seychellen
Marokko
Sudan
Tunesien
Mauritius
Gabun
Äthiopien
Kap Verde
Botsuana
Namibia
Rep. Kongo
Uganda
Tansania
Sambia
Ghana
Ruanda
Mosambik
Kenia
Malawi
Liberia
São Tomeé & Príncipe
Dem. Rep. Kongo
Dschibuti
Mali
Swasiland
Sierra Leone
Burkina Faso
Gambia
Mauretanien
Côte d’Ivoire
Niger
Kamerun
Senegal
Madagaskar
Benin
Lesotho
Guinea
Burundi
Guinea-Bissau
BIP
BIP pro
v.H. Kopf v.H.
100,0
60,8
23,9
41,5
60,4
11,9
65,4
25,6
21,0
99,5
4,3
100,0
49,0
42,0
0,3
93,7
31,6
29,9
19,0
14,6
14,0
40,2
3,1
71,4
3,8
78,0
11,3
4,1
0,6
36,0
4,1
66,9
3,3
47,4
3,3
26,5
5,5
5,0
7,8
5,8
4,5
11,3
5,4
7,0
1,8
5,6
3,4
4,9
11,4
9,5
1,6
3,4
0,3
2,5
0,1
12,3
3,9
1,8
0,4
13,6
3,1
6,9
1,0
30,3
0,7
3,2
2,8
5,9
0,3
4,6
1,1
10,2
7,8
11,0
1,8
3,9
7,7
11,6
4,4
10,4
3,0
4,3
2,3
7,4
0,6
6,7
1,5
4,3
0,5
1,7
0,3
5,4
Wachstum
v.H.
25,3
100,0
41,8
41,9
41,0
67,1
20,1
23,8
33,6
54,2
32,4
22,8
14,9
79,1
48,6
12,0
24,5
35,4
57,2
47,3
41,1
39,8
53,2
49,0
31,6
49,1
47,4
39,0
39,6
33,0
35,7
15,7
42,2
36,2
39,7
28,4
14,3
36,1
18,9
23,2
24,8
26,4
22,0
16,5
24,4
19,5
HandelsV
v.H.
100,0
4,3
20,2
27,8
46,5
0,8
22,5
0,5
15,5
2,4
20,6
1,2
1,1
2,0
0,1
0,3
1,3
0,9
1,0
1,8
0,5
2,6
0,4
1,3
2,7
0,7
2,4
0,0
0,7
0,1
0,6
0,1
0,4
0,2
0,1
1,2
7,3
0,2
1,4
0,7
1,0
0,5
0,1
1,0
0,2
0,0
ADI v.H.
Summe
40,2
86,9
100,0
71,9
17,0
15,2
15,0
1,6
2,9
23,0
0,2
1,6
2,1
3,1
1,3
3,1
4,5
12,8
5,3
5,2
6,7
7,2
0,4
2,8
1,8
0,5
1,0
0,2
2,9
1,3
1,1
0,2
0,6
1,1
0,6
3,0
3,2
0,7
2,6
2,5
5,1
1,0
0,9
3,8
0,0
0,1
326,3
256,6
234,3
232,6
225,0
187,3
148,7
119,8
113,4
113,3
107,4
100,1
99,9
99,5
86,6
86,3
81,0
78,8
73,9
67,8
64,2
62,1
61,4
61,4
57,0
55,2
53,5
51,5
48,9
48,4
47,4
47,4
47,1
46,1
45,2
43,9
43,5
42,8
42,3
41,2
38,2
37,6
30,3
27,2
26,8
25,2
6
47
Zentralafrikanische
Republik
0,7
4,7
18,8
0,1
0,5
24,8
48 Tschad
2,4
7,2
8,7
0,3
4,8
23,3
49 Togo
1,0
4,4
15,7
1,0
0,6
22,7
50 Komoren
0,2
8,3
11,2
0,0
0,0
19,8
51 Eritrea
0,7
3,8
-4,4
0,2
0,0
0,3
52 Simbabwe
1,5
3,9
-24,8
1,0
0,5
-17,8
Die Zusammenfassung der ökonomischen Kennzahlen zur Erzeugung einer Rangfolge der Länder
Diese Indikatoren werden durch den Doing Business Index und den Freedom House
Index ergänzt. Dafür wird für jedes Land die Gesamtkennzahl der ökonomischen
Indikatoren mit dem Faktor fünf gewichtet und es werden die Rangzahlen, die sich
aus der Reihenfolge des Ease of Doing Business Index und des Freedom House
Index ergeben haben, hinzugefügt.
Aus den sich so ergebenden drei Rangzahlen wird der einfache Durchschnitt
gebildet, welcher letztendlich Auskunft über die endgültige Rangfolge der Länder in
der Zusammenfassung der gewählten Indikatoren gibt, wie Abbildung 2 verdeutlicht:
Abbildung 2: Ermittlung der endgültigen Rangfolge der quantitativen Analyse
Rang
1
2
3
4
5
6
7
8
8
10
11
12
13
14
15
16
16
18
19
20
21
22
23
23
25
26
27
28
Land
Rep. Südafrika
Nigeria
Seychellen
Mauritius
Ägypten
Angola
Marokko
Algerien
Botsuana
Namibia
Kap Verde
Tunesien
Äthiopien
Äquatorialguinea
Ghana
Libyen
Sambia
Sudan
Gabun
Uganda
Tansania
Mosambik
Kenia
Ruanda
Malawi
Rep. Kongo
Liberia
São Tomé & Príncipe
ökonom
. Rang
1
3
8
12
4
2
9
7
16
17
15
11
14
6
22
5
21
10
13
19
20
23
25
23
26
18
27
28
*5
5
15
40
60
20
10
45
35
80
85
75
55
70
30
110
25
105
50
65
95
100
115
125
115
130
90
135
140
Doing
Business
2
15
12
1
10
38
16
22
3
4
24
6
11
39
8
52
7
28
31
13
18
21
9
5
19
47
27
48
Freedom
Durchschnitt
4
23
10
2
34
34
23
34
8
4
1
42
29
49
2
49
14
49
34
23
14
14
20
34
14
34
14
4
1,6
7,6
8,9
9,0
9,1
11,7
12,0
13,0
13,0
13,3
14,3
14,7
15,7
16,9
17,1
18,0
18,0
18,1
18,6
18,7
18,9
21,4
22,0
22,0
23,3
24,4
25,1
27,4
7
28
Mali
31
155
29
8
30
Sierra Leone
33
165
26
10
31
Swasiland
31
155
14
42
32
Dschibuti
30
150
34
29
33
Burkina Faso
34
170
25
20
34
Gambia
35
175
23
29
35
Dem. Rep. Kongo
29
145
50
42
36
Senegal
40
200
30
10
37
Lesotho
43
215
17
10
38
Mauretanien
36
180
36
34
39
Madagaskar
41
205
20
29
40
Benin
42
210
41
4
41
Côte d’Ivoire
37
185
37
34
41
Niger
38
190
43
23
43
Kamerun
39
195
40
42
44
Burundi
45
225
45
23
45
Komoren
50
250
33
14
46
Guinea-Bissau
46
230
49
20
47
Togo
49
245
35
23
48
Guinea
44
220
42
47
Zentralafrikanische Republik
47
235
51
29
49
50
Tschad
48
240
46
47
51
Simbabwe
52
260
32
42
52
Eritrea
51
255
44
49
Zusammenführung der ökonomischen Rangzahlen mit dem Ease of Doing Business Index und dem
Freedom House Index zur Ermittlung einer endgültigen Rangfolge
27,4
28,7
30,1
30,4
30,7
32,4
33,9
34,3
34,6
35,7
36,3
36,4
36,6
36,6
39,6
41,9
42,4
42,7
43,3
44,1
45,0
47,6
47,7
49,7
2.2 Befragung von Experten
Die Indikatoren der quantitativen Analyse liefern ein annäherndes Bild der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der allgemeinen wirtschaftliche Situation der
afrikanischen Volkswirtschaften. Um einen umfassenderen Überblick über das
Geschäftsklima zu erreichen, sind aber zusätzliche Informationen nötig. So geben sie
keine Auskunft über Erfahrungen aus Unternehmenssicht in und mit dem Land und
lassen nur begrenzte Aussagen über die Rahmenbedingungen für deutsche
Unternehmen zu.
Entscheidungen
über
Investitionen
oder
solche
zum
Anknüpfen
von
Handelsbeziehungen von deutschen Unternehmen gehen oft auf Faktoren zurück,
die mit den gewählten klassischen Indikatoren nicht zu erfassen sind. Hierzu zählen
insbesondere der Entwicklungsgrad des Privatsektors und seine Freiheit von
Regierungsinterventionen. Die absolute Anzahl geberfinanzierter Projekte kann
ebenso ein entscheidender Faktor sein wie die meist unberechenbare und teure
Energieversorgung in vielen Ländern der subsaharischen Region, die die
Produktionskosten prohibitiv hoch werden lassen kann. Die geographische Lage
beeinflusst entscheidend die in Afrika allgemein hohen Transportkosten. Aber auch
die Nähe zu Absatzmärkten im Zusammenhang mit der in mehreren afrikanischen
8
Wirtschaftblöcken
voranschreitenden
regionalen
(Zoll-)Integration
kann
unternehmerische Entscheidungen beeinflussen. Darüber hinaus geben nicht selten
weitere und schwer messbare Faktoren den Ausschlag dazu, in einem Land eine
Geschäftstätigkeit aufzunehmen. Hier sind neben individuellen Kontakten und
Beziehungen insbesondere Faktoren wie die allgemeine Lebensqualität in einem
bestimmten Land oder eine enge bilaterale Beziehung zu Deutschland zu nennen.
Da all diese Faktoren in der bisherigen Betrachtung kaum eine Rolle spielen, wurden
23 Personen aus der Privatwirtschaft, Verbänden, Wissenschaft und Politik befragt,
deren besondere Kenntnisse über die politische und wirtschaftliche Lage in den
einzelnen Ländern Afrikas sowie des privatwirtschaftlichen Engagements deutscher
Unternehmen sie als Experten auf dem Gebiet der Geschäftschancen in Afrika
qualifizieren. Es handelt sich bei dieser Befragung um eine qualitative Umfrage,
anhand welcher eine Rangliste erstellt werden kann, die solche Aspekte wie die
soeben genannten beinhaltet.
Im Rahmen dieser Umfrage mussten die Befragten in einem Fragebogen ihre
persönliche Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage in den einzelnen Ländern
sowie zur Entwicklung der Geschäftslage in den folgenden 12 Monaten angeben.
Außerdem sollten unter der Angabe von Gründen mindestens drei, aber maximal
zehn Länder genannt werden, in denen sich ein klein- oder mittelständisches
Unternehmen engagieren sollte, unter der Berücksichtigung aller relevanten
politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Faktoren. Daran anknüpfend sollten für
die ausgewählten Länder jeweils die zwei Sektoren einschließlich einer Begründung
genannt werden, welche die größten Chancen für unternehmerisches Handeln
bieten. Außerdem sollten für die ausgewählten Länder jeweils die zwei wichtigsten
Hindernisse für unternehmerische Aktivitäten angegeben werden.
Die Ergebnisse der quantitativen Studie wurden nicht bekannt gegeben, um eine
Unvoreingenommenheit zu bewahren.
Bei der Frage nach der allgemeinen Bewertung der aktuellen Geschäftssituation in
Gesamtafrika zeigten sich die Experten mit der Lage insgesamt zufrieden. So
schätzten sie die Situation in Nordafrika als überwiegend gut ein, wobei Marokko und
Ägypten dabei am besten abschnitten. Ausnahmen bilden Mauretanien und der
Sudan, die sehr schlechte Bewertungen erhielten. Die aktuelle Geschäftssituation im
südlichen Afrika wurde als insgesamt gut bis befriedigend eingeschätzt, wobei die
9
Lage in den Ländern Angola, Botsuana, Mauritius und Namibia eher besser als
befriedigend beurteilt wurde. Ausnahmen bilden die Länder Madagaskar, Simbabwe
und Swasiland, in denen die Geschäftschancen als eher schlecht bewertet wurden.
In Ost- sowie West- und Zentralafrika wurde die aktuelle Situation der
Geschäftschancen als insgesamt befriedigend eingeschätzt, wobei die Länder
Eritrea, Guinea-Bissau, Gambia, Kap Verde, die Demokratische Republik Kongo, die
Republik Kongo, Niger, São Tomé & Príncipe sowie der Tschad und die
Zentralafrikanische Republik nicht so gut abschneiden und die Lage in Somalia als
sehr negativ bewertet wurde. Befriedigend bis gut schneiden dagegen Uganda und
Ghana ab.
Bei der Frage nach der Entwicklung der unternehmerischen Chancen in den
kommenden 12 Monaten wurde die Geschäftslage der einzelnen Regionen Nord-,
Süd-, West- und Zentralafrika als gleich bleibend bewertet. Positive Ausnahmen
bilden vor allem Marokko, Angola, Kenia und Tansania, denen eine Verbesserung in
der zukünftigen Entwicklung der Geschäftschancen bescheinigt wurde. Auch die
Entwicklung der Geschäftslage der Länder Mosambik, Namibia, Südafrika, Uganda,
Ghana, Kamerun, Nigeria und Sierra Leone weist nach der Einschätzung der
Experten insgesamt eine positive Tendenz auf.
Im Sudan wurde im Vorfeld des Referendums zur Unabhängigkeit des Südsudans
eine starke Verschlechterung der Situation und in den Ländern Madagaskar, Eritrea,
Somalia, Kap Verde, Mali, Tschad und der Zentralafrikanischen Republik insgesamt
eine negative Tendenz erwartet.
Bei den Antworten zu der Frage, in welchen Ländern Afrikas ein klein- und
mittelständisches Unternehmen aktiv werden sollte, wurde für jedes Land zunächst
ermittelt, wie häufig es insgesamt genannt wurde.
Die absolute Häufigkeit der Ländernennungen konnte so, wie Abbildung 3
verdeutlicht, in eine Rangfolge überführt werden, bei der den 31 genannten Ländern
jeweils entsprechend der Häufigkeit der Nennungen eine Rangzahl von 1 bis 21
zugewiesen wurde.
Abbildung 3: Anzahl der Ländernennungen
10
Rang
Land
Rep. Südafrika
Ghana
Namibia
Ägypten
Nigeria
Tunesien
1
2
3
4
4
4
Häufigkeit
der
Nennungen
Rang
16
9
7
6
6
6
12
12
12
12
21
21
Land
Mauritius
Ruanda
Senegal
Tansania
Burkina Faso
Dem. Rep.
Kongo
Gabun
Kamerun
Kap Verde
Lesotho
Malawi
Mali
Mosambik
Simbabwe
Togo
Angola
5
7
21
Botsuana
5
7
21
Algerien
4
9
21
Marokko
3
10
21
Uganda
3
10
21
Äthiopien
2
12
21
Côte d’Ivoire
2
12
21
Kenia
2
12
21
Liberia
2
12
21
Libyen
2
12
Rangfolge gemäß der Häufigkeit der Ländernennungen aus der Umfrage
Häufigkeit
der
Nennungen
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
In Kapitel 2.3 wird diese Tabelle mit der Rangfolge der volkswirtschaftlichen Analyse
zusammengefügt. Die Kombination dieser Daten dient als Grundlage für die Auswahl
der für unternehmerisches Engagement attraktivsten Länder.
Die ausführlichen Gründe für die jeweilige Länderwahl einschließlich der geeigneten
Sektoren und der jeweiligen Hindernisse spiegeln sich im zweiten Teil dieser Studie
in der Potenzialanalyse der ausgewählten Länder wider.
2.3 Auswahl der am besten geeigneten Länder für unternehmerisches
Engagement
Für die Zusammenführung der Rangfolge der Länder aus der volkswirtschaftlichen
Bewertung und aus der Befragung der Experten werden nur die Länder aufgeführt,
die auch in der Umfrage genannt wurden. In einem letzten Schritt wird von den
beiden Rangzahllisten der einfache Durchschnitt ermittelt. So ergibt sich eine
endgültige Rangliste, wie Abbildung 4 verdeutlicht:
Abbildung 4: Die endgültige Rangliste
Rang
1
2
3
4
4
Land
Rep. Südafrika
Nigeria
Ägypten
Angola
Namibia
quantitativer
Rang
1
2
5
6
10
qualitativer
Durchschnitt
Rang
1
1,0
4
3,0
4
4,5
7
6,5
3
6,5
11
6
Botsuana
8
7
7,5
7
Tunesien
12
4
8,0
7
Mauritius
4
12
8,0
9
Algerien
8
9
8,5
9
Ghana
15
2
8,5
9
Marokko
7
10
8,5
12
Äthiopien
13
12
12,5
13
Libyen
16
12
14,0
14
Uganda
20
10
15,0
15
Kap Verde
11
21
16,0
Tansania
16
21
12
16,5
17
Kenia
23
12
17,5
17
Ruanda
23
12
17,5
19
Liberia
27
12
19,5
Gabun
20
19
21
20,0
21
Mosambik
22
21
21,5
22
Malawi
25
21
23,0
23
Senegal
36
12
24,0
24
Côte d’Ivoire
41
12
26,5
25
Dem. Rep. Kongo
35
21
28,0
Lesotho
26
37
21
29,0
27
Kamerun
43
21
32,0
47
21
28
Togo
34,0
29
Simbabwe
51
21
36,0
Zusammenführung der quantitativen und qualitativen Ergebnisse zu einer endgültigen Rangliste der
Länder
Die ersten elf Plätze belegen die Länder Südafrika, Nigeria, Ägypten, Angola,
Namibia, Botsuana, Tunesien, Mauritius, Algerien, Ghana und Marokko. Diese
Rangfolge lässt sich nicht wie ursprünglich angedacht auf eine Top 10 reduzieren, da
die Plätze neun bis elf von Algerien, Ghana und Marokko mit demselben
Durchschnitt von 8,5 belegt werden. Die elf genannten Länder werden im folgenden
Kapitel als die für unternehmerisches Engagement am besten geeigneten Länder
Afrikas vorgestellt. Dabei soll insbesondere auf ihre Potenziale und die Chancen für
deutsche mittelständische Unternehmen eingegangen werden.
12
3 Die Marktchancen in den ausgewählten Länder
Um die Chancen für ein unternehmerisches Engagement identifizieren zu können
wurden einerseits volkswirtschaftliche Daten ausgewertet und zum anderen
Personen mit langjähriger Afrika-Erfahrung befragt, um auch Faktoren in die
Betrachtung mit einbeziehen zu können, die sich nicht in statistischen Angaben
wieder finden.
Die folgenden Potenzialanalysen der ausgewählten Länder geben einen Überblick
über die aktuelle Situation und die wirtschaftliche Entwicklung der zuvor
ausgewählten Länder. Um die Marktchancen aufzuzeigen wird zunächst für jedes
Land jeweils eine kurze Zusammenfassung wichtiger politischer und wirtschaftlicher
Daten wiedergegeben. Danach erfolgt ein Überblick über die politische Situation und
die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Anschließend wird näher auf die
bilateralen
Wirtschaftsbeziehungen
mit Deutschland
eingegangen.
In
einem
nächsten Abschnitt, in dem sich auch die Ergebnisse der Befragung der AfrikaExperten
widerspiegeln,
werden
die
Potenziale
des
jeweiligen
Landes
zusammengefasst und die wirtschaftlich attraktivsten Sektoren vorgestellt. Außerdem
wird auf den Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit dem
Land und auf seine Einbindung in regionale Organisationen eingegangen, um die
Nähe zu Absatzmärkten im Zusammenhang mit der in mehreren afrikanischen
Wirtschaftblöcken voranschreitenden regionalen (Zoll-)Integration aufzuzeigen.
13
3.1 Südafrika
Allgemein:
Bevölkerungszahl:
49,99 Mio.
Hauptstadt:
Pretoria
Korrespondenzsprache:
Englisch (Weitere Sprachen: Afrikaans, Xhosa, Zulu, u.a.)
Offizielle Bezeichnung:
Republik Südafrika
Staatsform:
Präsidialrepublik mit föderalen Elementen
Staatsoberhaupt:
Präsident Jacob Zuma
Nächste Wahlen:
2014
Währung:
Südafrikanischer Rand (ZAR)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
351 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
3,0% (2011 geschätzt: 3,5%)
Aufteilung BIP:
Landwirtschaft: 3%, Industrie: 31,1%, Dienstleistung: 65,8%
Inflation:
5,6%
Haushaltsgleichgewicht:
-6,1% des BIP
Leistungsbilanz:
-4,3% des BIP
Auslandsschulden:
28,0% vom BIP
Exportgüter:
Platin, Gold, Kohle, Kraftfahrzeuge (Kfz), Nahrungsmittel
Importgüter:
chemische Produkte, Kfz-Zubehör, Kfz und Maschinen, Erdöl
Handelsvolumen (US-$):
Export: 66,6 Mrd., Import: 66,0 Mrd.
Handelspartner:
Export: China, USA, Japan, Deutschland
Import: China, Deutschland, USA, Saudi-Arabien
Wichtige Sektoren:
Bergbau (Gold, Diamanten, Platin, Chrom, Vanadium, Mangan,
Uran, Eisenerz und Kohle), Automobil-, Textil-, Metallindustrie,
Maschinen, Eisen und Stahl, chemische und Pharmaindustrie,
Düngemittel, Nahrungsmittel
ADI (US-$) (2009):
Bestand: 125,1 Mrd., Zuflüsse: 5,7 Mrd.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 1998
- Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1975
(neues Doppelbesteuerungsabkommen bereits 2008 unterschrieben)
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
14
Politik
Mit dem Ende der Apartheid 1994 begann die demokratische Herrschaft der größten
Partei des Landes, des African National Congress (ANC). Nach den vierten freien
Parlamentswahlen im April 2009 verfügt der ANC auch weiterhin über eine absolute
Mehrheit im südafrikanischen Parlament. Staatspräsident ist seither Jacob Zuma, der
seit Dezember 2007 Parteipräsident des ANC ist und einen wirtschaftspolitischen
Kurswechsel angestoßen hat. Die Regierung definiert ihre Wirtschaftspolitik nach
dem Vorbild eines Developmental State, in dem der Staat aktiv in die Wirtschaft
eingreift mit dem Ziel, Armut zu verringern und neue wirtschaftliche Möglichkeiten zu
eröffnen.
In den vergangenen Jahren kämpfte der ANC fortwährend mit innerparteilichen
Differenzen. Diese führten unter anderem zum Rücktritt von Thabo Mbeki im
September 2008. Ein weiterer Höhepunkt der internen Machtkämpfe bildete die
Abspaltung einer neuen Partei, dem Congress of the People (COPE), der sich im
Dezember 2008 gründete und als neuer Hoffnungsträger für die Parlamentswahlen
2009 galt. Aufgrund von Führungsstreitigkeiten und einem fehlenden politischen
Konzept konnte COPE die hohen Erwartungen jedoch bisher nicht halten,
Wirtschaftspolitische Differenzen wie zum Beispiel der Ruf nach Verstaatlichung der
Minen (durch den Ex-Vorsitzenden der ANC Youth League Julius Malema)
verstärken zudem die ideologische Unterschiede zwischen den Parteien der
Tritpartite Alliance (ANC, kommunistische Partei SACP, Gewerkschaftsdachverband
COSATU). Weitere Herausforderungen für die demokratischen Verhältnisse und die
politische Stabilität Südafrikas stellen unter anderem hohe HIV/AIDS- und
Kriminalitätsraten, ethnische und rassische Probleme, sowie durch wachsende
soziale Ungleichheit und Korruption, die sich mitunter in Fremdenfeindlichkeit entlädt.
Die fortbestehende Dominanz der Wirtschaft durch die weiße Minderheit sollen
mittels Programmen wie Broad-Based Black Economic Empowerment (B-BBEE)
weiter korrigiert werden. Beim B-BBEE handelt es sich um eine langfristig angelegte
politische Strategie Südafrikas, um mit Hilfe einer Reihe von Maßnahmen die
wirtschaftliche
Gleichstellung
der
schwarzen
Bevölkerung
in
diversen
Wirtschaftsbereichen zu fördern. Trotz bestehender Kritikpunkte, bildete sich in den
vergangenen Jahren dadurch eine wachsende schwarze Mittelschicht aus, die
zunehmend Bedeutung im südafrikanischen Wirtschaftssystem erlangt.
15
Die im Jahr 2006 ins Leben gerufene wirtschaftspolitische Initiative für ein
beschleunigtes und gemeinschaftliches Wachstum in Südafrika AsgiSA (Accelerated
and Shared Growth Initiative for South Africa), welche Hindernisse für ein rasches
und breiten Bevölkerungskreisen zugute kommendes Wachstum beseitigen soll, wird
die Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre bestimmen. Im Fokus stehen dabei unter
anderem die Halbierung der Arbeitslosigkeit und Armut bis 2014, die Ausweitung der
Infrastrukturausgaben, der Schutz und die Erhöhung der Ausgaben für soziale
Bereiche sowie vermehrte Bildungsanstrengungen und der Abbau der Belastungen
für klein- und mittelständische Unternehmen. Sie löste das Programm GEAR
(Growth, Employment and Redistribution Plan) aus dem Jahr 1996 ab.
Wirtschaft
Südafrika stellt den größten und am weitesten entwickelten Markt des südlichen
Afrikas dar. Die Wirtschaft orientiert sich stark am Außenhandel und der Kapitalmarkt
gehört zu den größten 20 der Welt. Das Land verfügt über gut entwickelte
finanzwirtschaftliche, Rechts- und Kommunikationssektoren, hohe Börsenumsätze
und eine regional betrachtet sehr gute Infrastruktur. Im überregionalen Vergleich ist
diese aber ausbaubedürftig.
Ausgelöst durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise kam es 2008/2009 zur
ersten Rezession seit 17 Jahren. Aufgrund der größeren Integration in den Weltmarkt
wurde Südafrika stärker als die meisten anderen afrikanischen Volkswirtschaften von
der Finanzkrise getroffen. Die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise auf
Rohstoffpreise und Nachfrage bewirkten außerdem eine steigende Arbeitslosigkeit,
sinkende Steuereinnahmen und somit ein steigendes Haushaltsdefizit. Dies und die
vorsichtigere Kreditvergabe sowie eine zurzeit sehr starke Landeswährung haben ein
begrenztes Wachstum zur Folge.
Der Finanzsektor ist trotz der Krise jedoch relativ stabil. Insbesondere die
südafrikanischen Banken haben die Finanzkrise deutlich besser überstanden als ihre
nordamerikanischen und europäischen Wettbewerber. Dank eines finanziellen
Spielraums konnte die Regierung wesentliche staatliche Expansionen vornehmen,
um die schwache private Nachfrage auszugleichen. Dieser Spielraum ergibt sich
durch eine jahrelange Haushaltsdisziplin und geringe öffentliche Verschuldung,
zusammen mit liquiden Kapitalmärkten und einem kontinuierlichem Zugang zur
16
globalen Finanzwirtschaft sowie disziplinierteren Praktiken zur Darlehens- und
Kreditvergabe (gesichert durch den National Credit Act von 2007).
Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und den Folgewirkungen der FußballWeltmeisterschaft ist eine mittelfristige Verbesserung des Staatshaushaltes und
steigendes Wachstum zu erwarten. Der IWF erwartet ein Ansteigen des Wachstums
auf 3,5 Prozent für das Jahr 2011 mit Prognosen von bis zu 4,5 Prozent bis 2015, ein
Verharren der Inflationsrate auf unter 6 Prozent sowie eine Verlangsamung der
Ausweitung des Zahlungsbilanzdefizits.
Die größte wirtschaftspolitische Herausforderung für Südafrika liegt neben der
schnellen Erholung des Landes von der Rezession eine Verringerung der
Arbeitslosigkeit. Um eine nachhaltige Verringerung der Arbeitslosenrate, die derzeit
bei 24,8 Prozent liegt, zu erreichen, ist jedoch ein Wirtschaftswachstum von ca. 6
Prozent nötig.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Für die bilateralen Beziehungen von großer Bedeutung ist die seit 1996 stattfindende
deutsch-südafrikanische Binationale Kommission (BNK). Sie ist ein wichtiges
Gremium
für
den
gemeinsamen
Politikdialog
und
setzt
sich
aus
sechs
Fachkommissionen in den Bereichen Entwicklung, Verteidigung, Umwelt, Wirtschaft,
Wissenschaft/Forschung
und
Kultur
zusammen.
Neben
einer
stetigen
Bestandsaufnahme werden in diesem Rahmen konkrete Vorhaben der sechs
Ressorts
diskutiert
und
beschlossen
und
gehen
weit
über
Entwicklungszusammenarbeit hinaus. Den Vorsitz der Binationalen Kommission
haben die Außenminister beider Länder.
Südafrika bleibt weiterhin der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Afrika und
der siebtwichtigste Abnehmer von Waren in Übersee. Ebenso ist Deutschland nach
wie vor einer der wichtigsten Handelspartner Südafrikas und ein wichtiger Investor.
Das Handelsvolumen von Deutschland und Südafrika steigerte sich 2010 um rund 35
Prozent auf € 13 Mrd. Der Bestand an deutschen Direktinvestitionen belief sich 2008
auf € 4 Mrd.
Die wichtigsten deutschen Ausfuhrgüter 2009 waren Kraftfahrzeuge (Kfz) und –Teile,
Maschinen sowie chemische und elektrotechnische Erzeugnisse. Bei den wichtigsten
deutschen Importen handelte es sich um Rohstoffe, Maschinen, Kfz und Nicht-EisenMetalle (NE-Metalle).
17
Derzeit sind etwa 600 deutsche Unternehmen sowie Tochterunternehmen in
Südafrika registriert. Diese beschäftigen ca. 90.000 Arbeitnehmer und die
Schwerpunktbranchen sind der Automobilsektor, die chemische Industrie, der
Maschinenbau und die Elektrotechnik. Ein Großteil dieser Unternehmen ist Mitglied
der Deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK Südliches
Afrika) in Johannesburg, welche bereits seit über 50 Jahren im südlichen Afrika aktiv
ist. Gemeinsam mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft ist sie der erste
Ansprechpartner für deutsche Unternehmen mit Interesse am südlichen Afrika. Beide
Partner haben 2009 das Deutsch-Südafrikanische Wirtschaftsforum ins Leben
gerufen, welches die zentrale Plattform für bilaterale Wirtschaftsbeziehungen ist.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Südafrika zeichnet sich durch ein relativ stabiles sowie wirtschaftlich und
volkswirtschaftlich diversifiziertes Umfeld mit hoher Rechtssicherheit aus. Die
Rahmenbedingungen für Geschäftstätigkeiten entsprechen europäischen Standards
und die Politik wird von den befragten Experten als unternehmerfreundlich
bezeichnet.
Südafrika verfügt über eine relativ gute und moderne Infrastruktur und ist als
stärkstes Mitglied der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft SADC (Southern
African Development Community) Dreh- und Angelpunkt für den Wirtschaftsverkehr
innerhalb des südlichen Afrikas. Es bietet somit sehr gute Voraussetzungen, um
auch die SADC-Region zu erschließen und wird häufig als Sprungbrett in das
südliche Afrika genutzt. Außerdem spielt das Land aufgrund großer Reserven an
natürlichen Ressourcen und Basismetallen (Gold, Platin, Diamanten, Kohle und
verschiedene Metalle) sowohl international, als auch auf dem eigenen Kontinent eine
bedeutende
Rolle.
Ein
weiterer
Vorzug
für
deutsches
unternehmerisches
Engagement ist die Tatsache, dass bereits viele deutsche Unternehmen bzw.
deutsche Industrien vor Ort anzutreffen sind.
1996 wurde zudem die Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI)
vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, dem Bundesverband der Deutschen
Industrie (BDI) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ins
Leben gerufen, welche durch ihr Engagement auf das große Potenzial der Region
aufmerksam machen und die deutsche Wirtschaft zu einem noch stärkeren
Engagement in der Region veranlassen möchte. Als weitere Plattform für die
bilateralen Wirtschaftsbeziehung hat sich das seit 2009 jährlich stattfindende
18
Deutsch-Südafrikanische
südafrikanische
Vertreter
Wirtschaftsforum
aus
Politik
entwickelt,
und
welches
Wirtschaft
deutsche
und
zusammenbringt
und
Möglichkeiten zur Geschäftsanbahnung bietet.
2008 wurde ein neues Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und
Südafrika unterzeichnet, welches eine Erweiterung des bereits geschlossenen
Doppelbesteuerungabkommens aus dem Jahr 1975 ist, aber zum Druck dieser
Studie noch nicht in Kraft getreten ist
Deutsche Unternehmen können aktuell wieder mit einem Anziehen des SüdafrikaGeschäfts rechnen. Güter und Dienstleistungen (insbesondere Beratung) sind in
nahezu allen Sektoren gefragt. Insbesondere die in den kommenden Jahren
geplanten hohen Infrastrukturausgaben der südafrikanischen Regierung bringen
großen Importbedarf mit sich: Ausrüstungsgüter und Bauleistungen, vor allem
Transport und Verkehr, Energie, Telekommunikation, Wasser und staatliche
Krankenhäuser. Auch private Investitionen dürften wieder deutlich zunehmen. So
sind größere Vorhaben u.a. in der Automobilindustrie und im Bergbau zu erwarten.
Zum Beispiel plant der Münchner Autobauer BMW, ab 2012 seine neue 3er Serie in
Südafrika zu montieren. Im Bergbau dürften hohe Rohstoffpreise für eine
Ausdehnung der Produktion sorgen.
Diese Trends werden von den letzten Ergebnissen des SADC Business Climate
Survey bestätigt, die der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft jährlich unter
deutschen Unternehmen durchführt, die Geschäfte in Ländern der SADC betreiben.
Als größte Hindernisse für die Aufnahme unternehmerischen Engagements nannten
die befragten Experten Kriminalität und Korruption, Zollregularien, -prozeduren und bürokratie, die Regularien des Broad-Based Black Economic Empowerment
(BBBEE),
die
schlechte
Sicherheitslage
und
Währungsschwankungen.
Von
besonderer Bedeutung sind die Probleme bei der Verfügbarkeit qualifizierter
Arbeitskräfte, bei den Preisen und der Zuverlässigkeit der Energie- und
Wasserversorgung, bei der Transparenz von Gesetzen und Bestimmungen und bei
den Bedingungen für einen lokalen Wertschöpfungsanteil (Rules of Origin).
> Energiewirtschaft
Der südafrikanische Energiesektor steht vor besonderen Herausforderungen.
Jahrzehntelang wurde zu wenig in die Infrastruktur investiert, so dass es in den
letzten Jahren teilweise auch zu Stromausfällen und geregelten Abstellungen kam.
19
Derzeit verfügt Südafrika über eine installierte Kapazität von 40.000 MW.
Federführend für die Energiepolitik ist das Energieministerium (Department of
Energy), welches 2009 aus der Aufteilung des Ministeriums für Bergbau und Energie
in zwei getrennte Bereiche hervorging. Es nennt als kurz- und mittelfristige Priorität
den generellen Zugang zu Energie.
Der staatliche Energieversorger Eskom plant im Laufe der nächsten zwanzig Jahre
deren Verdoppelung. Südafrika ist der größte Energieverbraucher und -produzent auf
dem afrikanischen Kontinent und sein Energiebereich steuert knapp ein Sechstel
zum BIP bei, wobei Kohle mit Abstand der wichtigste Energieträger ist. Aufgrund des
hohen Investitionsbedarfs und wieder günstigeren Wachstumsperspektiven sowie
einem ausgezeichneten Investitionsklima bieten sich gute Chancen für verstärktes
Engagement deutscher Unternehmen.
Eskom startet ein groß angelegtes Programm zur Modernisierung und Erweiterung
der
Strominfrastruktur.
Zahlreiche
Initiativen
und
Projekte
sollen
die
Versorgungsprobleme lindern und mit dem Bau zweier neuer Kohlekraftwerke wurde
bereits begonnen. Das Unternehmen unternimmt außerdem die Reaktivierung von
drei Kraftwerken, die in den 90ern stillgelegt wurden und eine Verbesserung der
Energieeffizienz insbesondere durch den Einsatz neuer Turbinen und Generatoren
und Energiesparinitiativen.
In Südafrika überwiegt mit ca. 94 Prozent der Gesamtproduktion die Stromerzeugung
mit Kohle. Auch in der gesamten Energieproduktion dominiert die Kohle als Rohstoff
mit
72,1
Prozent.
Diese
Dominanz
kommt
vor
allem
durch
die
hohen
Kohlevorkommen im Land zustande und wird durch den erwähnten Bau neuer
Kohlekraftwerke weiter gefestigt. In der Nähe Kapstadts befindet sich zusätzlich ein
Kernkraftwerk. Die Regierung plant auch in diesem Bereich Investitionen. Das bisher
einzige Atomkraftwerk soll bis 2016 durch ein zweites mit einer mehr als doppelt so
hohen Megawattleistung ergänzt werden. Die Planungen hierfür ziehen sich
allerdings bereits über Jahre ohne erkennbares Ergebnis hin.
Erneuerbare Energien spielen in der Energieproduktion Südafrikas bisher eine
verschwindend geringe Rolle. In den letzten Jahren entwickelt sich dennoch eine
steigende Nachfrage seitens der öffentlichen Stellen und der Industrie. Vor allem
Windenergie wird von der südafrikanischen Regierung als Sektor mit hohem
Wachstumspotenzial
eingeschätzt.
Möglichkeiten
für
das
unternehmerische
Engagement deutscher Unternehmen bestehen zum Beispiel bei emissionsarmen
20
Kraftwerkstechnologien, Energieeffizienz auf Erzeuger- und Verbraucherseite sowie
im gesamten Bereich der Erneuerbaren Energien. Dieser zieht nationale und
internationale Investoren nach Südafrika.
Bereits im Jahr 2003 wurde das Weißbuch für Erneuerbare Energien von der
südafrikanischen Regierung veröffentlicht. Ziele sind unter anderem eine Produktion
von 10.000 GWh aus Erneuerbaren Energien bis 2013. 4 Prozent des gesamten
Strombedarfs sollen bis dahin aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden. Die
Realität hängt allerdings den ambitionierten Zielen hinterher. Im Jahr 2008 wurde nur
278 GWh durch Erneuerbare Energien erzeugt. Um die Anreize für die Einführung
Erneuerbarer Energien zu erhöhen, hat die nationale Energieregulierungsbehörde
NERSA im Jahr 2009 Einspeisetarife für vier Technologien erlassen. In einer zweiten
Phase wurden weitere umweltfreundliche Technologien hinzugefügt. Damit ist
Südafrika eines der ersten afrikanischen Länder mit Einspeisetarifen für Erneuerbare
Energien. Erneuerbare Energien wurden 2010 als Priorität verschiedenster Ressorts
der südafrikanischen Regierung identifiziert und könnten somit eine nachhaltige
Entwicklung in dem Sektor befördern.
Den größten Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung weist
Wasserkraft mit 2,2 Prozent an der gesamten Stromerzeugung auf. Solarenergie trug
2008 lediglich 0,2 Prozent bei. Windenergie wird vom DoE das größte Potenzial
eingeräumt. Im Western Cape entstand 2008 die erste Windfarm (Darling Wind
Farm), die mit deutscher Hilfe installiert wurde. Ferner gibt es zwei weitere
Windfarmen im Western und Eastern Cape. Weitere private Windparks sollen ab
2011 ans Netz gehen können. Insgesamt ist das Potenzial jedoch in allen Bereichen
groß. Hohe Sonneneinstrahlung, lange Küstenlinien, gute Windverhältnisse und
große unbesiedelte Flächen begünstigen die Entwicklung eines ausgeglichenen
Energiemixes.
>> Automobilindustrie und Zulieferer
Der südafrikanische Automobilsektor ist einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren
des Landes und einer der stärksten Automobilmärkte weltweit. 2008 betrug sein
Anteil am BIP rund 8 Prozent. Auch für deutsche Hersteller bietet Südafrika einen
günstigen Produktionsstandort. Volkswagen produziert in Uitenhage bei Port
Elizabeth, Daimler in East London und BMW in Rosslyn bei Pretoria. Die Aussichten
21
sind positiv, so wird BMW die neue 3er Serie ab 2012 bauen, Mercedes Benz SA die
neue C-Klasse ab 2014.
2009 wurde der Sektor stark von der internationalen Wirtschaftskrise und der damit
einhergehenden geringeren weltweiten Nachfrage getroffen. Doch bereits 2010
erholte sich die Branche wieder mit einer jährlichen Produktion von 472.000
Fahrzeugen. Für 2011 wird mit einer weiteren Produktionssteigerung von ca. 17,5
Prozent gerechnet. Dabei profitiert der Automobilstandort Südafrika insbesondere
von der Unterstützung der Regierung. Zur Bekämpfung der Krise legte das
Wirtschaftsministerium einen Qualifizierungsfonds auf, den die Automobilhersteller,
insbesondere auch deutsche Unternehmen, zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter
während der Kurzarbeits-Phasen nutzen konnten. Außerdem wurde eine anhaltende
staatliche
Unterstützung
bis
2020
zugesichert.
So
profitiert
die
deutsche
Automobilindustrie seit 1995 von dem Entwicklungsprogramm Motor Industry
Development
Program
(MIDP),
welches
2012
ausläuft
und
durch
das
Förderprogramm Automotive Production Development Programme (APDP) abgelöst
werden soll. Dieses gewährt deutliche Produktionsanreize für Hersteller und
Zulieferer. Im Gegensatz zum Vorgängerprogramm beziehen sich die Anreize auf
eine Produktionsausdehnung und nicht mehr auf Exporte. In den Unternehmen
wurde die Ankündigung des neuen Programms aufgrund der nun deutlich höheren
Planungssicherheit für Neuinvestitionen positiv aufgenommen.
Zudem ist der weitere Ausbau des Sektors geplant. Dies dürfte auch für Zulieferer
gute Nachrichten bedeuten, da weiterhin mit Aufträgen aus Südafrika zu rechnen ist.
Außerdem ist es für die Automobilfirmen aufgrund des derzeitig sehr starken
Randkurses zum Euro vergleichsweise billig, zu importieren.
>> Maschinen und Anlagenbau
Der südafrikanische Maschinenbausektor produziert hauptsächlich Ausrüstungen für
den Bergbau. In allen anderen Bereichen ist das Land auf den Import von Maschinen
und
Anlagen
angewiesen.
Südafrika
bietet
somit
auch
in
Zukunft
gute
Absatzchancen für deutsche Maschinen und Anlagen. So ist der Bedarf groß und
Kapital für den Kauf neuer Produkte vorhanden. Während die verarbeitende Industrie
und der Bergbau unter Abnahme der ökonomischen Aktivitäten und mangelnder
22
ausländischer Nachfrage litten, konnte der Bausektor, vor allem wegen WMInfrastruktur Projekten, in 2009 positives Wachstum verzeichnen.
Deutsche Anbieter sind nach wie vor die wichtigsten Lieferanten im Bereich des
Maschinen- und Anlagenbaus. Südafrika importierte 2009 nach Angaben des
Verbands
Deutscher
Maschinen-
und
Anlagenbau
(VDMA)
Maschinen
im
Gesamtwert von etwa € 4,1 Mrd. Mit einem Lieferanteil von rund 22 Prozent sind
deutsche Anbieter mit Abstand Marktführer.
Benötigt werden in Südafrika vor allem Baumaschinen und Maschinen in den
Infrastrukturbereichen Transport, Energie, Wasser und Informationstechnologie.
Vorhaben im Kraftwerksbau, Erweiterungsinvestitionen in der Petrochemie sowie der
Aufbau eines weiteren Telefonnetzes durch Neotel bieten gute Chancen. Auch der
andauernde Bau des Schnellzugs Gautrain, der unter anderem von Bombardier
gebaut wird und zwischen Johannesburg und Pretoria fahren soll, wird weiterhin für
Bedarf an Anlagen sorgen (siehe Infrastruktur).
Auch
die
Aussichten
für
den
Absatz
von
Nahrungsmittel-
und
Verpackungsmaschinen haben sich verbessert. Der lokale Verpackungssektor mit
seinen beiden Marktführern Nampak und Strapak gilt als international hochgradig
wettbewerbsfähig und investiert fortlaufend in neueste Produkttechnologien.
Von den umfangreichen Ausgaben im Automobilsektor sollte auch der Absatz von
Werkzeugmaschinen profitieren und durch die anstehenden Projekte im Bergbau,
insbesondere bei Platin, Kohle und Eisenerz, ist ebenfalls die Nachfrage nach
Bergbaumaschinen und -anlagen gesichert. Von Südafrika aus werden auch die
Nachbarländer mit Bergbaumaschinen und -ausrüstungen beliefert (zum Beispiel
Sambias Kupfergürtel, Titansand- und Kohleprojekte in Mosambik, Namibias
Uranminen und die Platinindustrie in Simbabwe), wodurch sich Absatzmöglichkeiten
für Zulieferer über die südafrikanischen Landesgrenzen hinaus ergeben.
Für ausländische Maschinenlieferanten wirkt sich zudem die derzeitige Stärke der
südafrikanischen Währung förderlich aus. Einfuhren aus Europa werden dadurch
spürbar günstiger.
>> Infrastruktur
Südafrika besitzt eine allgemein gut ausgebaute Kommunikations-, Energie- und
Transportinfrastruktur. Dominiert wird der Infrastruktursektor überwiegend von
staatlichen Unternehmen, die für 2011 und die weitere Zukunft erhebliche
23
Investitionen planen. Betroffen sind davon insbesondere die Bereiche Transport und
Verkehr (Ausschreibungen durch das Staatsunternehmen Transnet), Energie
(Eskom), Telekommunikation (Telkom und Sentech), Wasser (Department of Water
Affairs and Forestry und die staatlichen Wasserversorger) sowie die staatlichen
Krankenhäuser (Department of Health). In diesen Bereichen besteht ein stetiger
Bedarf an ausländischer Technik sowie Beratung und die Regierung kündigte dafür
laut GTAI Investitionen im Umfang von € 80 Mrd. an. Aus diesem Grund verspricht
das Land für 2011 weiterhin gute Lieferchancen für deutsche Unternehmen. Der
Importanteil bei den jeweiligen Projekten ist sehr hoch. Der größte Anteil (ungefähr
36 Prozent) wird für das Elektrizitätsangebot ausgegeben. Darauf folgen Projekte in
den Bereichen Transport, Wasser, Wohnungsbau, Schulen und Krankenhäuser.
Geplant ist außerdem Hafenausbauten in Durban, Ngqura, Richards Bay und
Saldanha Bay. Mit Abschluss der ersten Phase des Schnellzugprojekt Gautrain
wurde eine Verbindung des O.R. Tambo International Airports mit Sandton
hergestellt. Die zweite Phase nach Pretoria soll 2011 beendet werden. Für das
südafrikanische Transportwesen werden private Investoren gesucht.
Auch
in
der
Trinkwasserversorgung
besteht
Nachholbedarf.
In
die
Wasserinfrastruktur sollen bis 2018 mindestens € 2,7 Mrd. investiert werden und vor
allem der Bau von Staudämmen steht dabei im Vordergrund. Zu den anstehenden
Großprojekten gehört zum Beispiel das Olifants River Water Resource Development
Project, welches in einer ersten Phase die Fertigstellung eines Staudamms bis 2012
vorsieht.
>> Gesundheitssektor
Das Gesundheitssystem Südafrikas gewährleistet eine gute bis hervorragende
medizinische Versorgung. Es besteht aus einem großen öffentlichen Sektor, der die
medizinische Grundversorgung kostenlos zur Verfügung stellt, und einem kleineren,
aber schneller wachsenden Privatsektor, welcher vor allem hochspezialisierte
Gesundheitsdienstleistungen anbietet. Der Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi
will die Kooperation von staatlichen Einrichtungen und privaten Trägern ausbauen
und für beide Bereiche insgesamt ungefähr € 10 Mrd. ausgeben. Neben den
regelmäßigen
Investitionen
im
privaten
Krankenhaussektor
werden
in
den
kommenden Jahren vor allem Projekte zur Modernisierung der staatlichen
Krankenhäuser erwartet, da hier einiger Nachholbedarf besteht.
24
Der südafrikanische Markt für Medizintechnik hat laut GTAI mit zukünftigen
Wachstumsraten von fast 8 Prozent zu rechnen. Es werden außerdem nur etwa 10
Prozent des Gesamtbedarfs an Medizintechnik im Land selbst produziert, während
die übrigen 90 Prozent importiert werden müssen. Deutschland gehört dabei mit
einem Marktanteil von 15 Prozent zu den wichtigsten Lieferanten. Chancen für
deutsche
Unternehmen
bieten
sich
zurzeit
vor
allem
in
den
Bereichen
Orthopädietechnik, Prothesen und Zahnmedizin. Auch der Arzneimittelimportbedarf
wird weiterhin hoch bleiben.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Offizielle staatliche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) wurde erst mit Ende des
Apartheid-Regimes ab 1992 gewährt und Südafrika ist heute trotz seiner
Entwicklungsstandes ein Schwerpunktland der deutschen EZ. Im Rahmen seiner
Südafrikareise sagte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel im April 2010 Mittel in
Höhe von € 112,5 Mio. für den Zweijahreszeitraum 2010 bis 2011 zu. Die
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit im Land liegen weiterhin in der
Unterstützung zur Förderung Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz, und
Klimaschutz.
So
werden
beispielsweise
mit
deutscher
Unterstützung
über
südafrikanische Institutionen zinsverbilligte Darlehen an kleine und mittelständische
südafrikanische Unternehmen für Investitionen in erneuerbare Energien und
Energieeffizienzmaßnahmen
vergeben.
Weitere
Themen
sind
gute
Regierungsführung, öffentliche Verwaltung, im Bereich Berufsausbildung sowie
HIV/AIDS. Deutschland ist einer der größten bilateralen Geber Südafrikas.
Einbindung in regionale Organisationen
Südafrika ist die wichtigste Regionalmacht des südlichen Afrikas. In der
südafrikansichen
Entwicklungsgemeinschaft
(Southern
African
Development
Community - SADC), deren Vorgänger ursprünglich als Gegenmacht zu ApartheidSüdafrika gegründet wurde, ist das Land die mit Abstand wichtigste Ökonomie und
der größte Geldgeber. Die SADC ist die wichtigste Regionalorganisation des
südlichen Afrikas mit derzeit 15 Mitgliedsstaaten. Sie ist mittlerweile die
einflussreichste Regionalorganisation des afrikanischen Kontinents. Die SADC
versucht sich am Modell der EU zu orientieren, kommt aber in ihrem Bestreben zur
verstärkten Integration der Region südliches Afrika nur langsam voran. Die regionale
25
Hegemonialstellung Südafrikas ist ein bedeutendes Hindernis zu einer vertieften
Integration innerhalb der SADC.
Fünf dieser Länder (Südafrika, Botswana, Namibia, Lesotho und Swasiland) sind
zudem in der Südafrikanischen Zollunion (Southern African Customs Union - SACU)
zusammengeschlossen, die bereits im Jahr 1910 gegründet wurde. Diese Länder,
mit Ausnahme von Botswana, sind zusätzlich in einer Währungsunion (Common
Monetary Area – CMA) vereint und die Währungen der Länder sind an den
südafrikanischen Rand gebunden.
Thabo Mbeki, der frühere Präsident Südafrikas, war ferner einer der Initiatoren und
Südafrika somit eines der Gründungsländer der New Partnership for Africa’s
Development (NePAD). Sie wurde im Jahr 2001 von der Afrikanischen Union (AU)
angenommen und stellt eine positive Initiative von Afrikanern für die eigenständige
Entwicklung Afrikas dar.
Auch außerhalb der Region ist Südafrika ein zunehmend aktives Mitglied. In den
vergangenen Jahren hatte das Land den Vorsitz in einer Reihe internationaler
Organisationen inne wie United Nation Conference on Trade and Development
(UNCTAD), G77 oder dem Commonwealth. Auch in der Afrikanischen Union (AU) ist
Südafrika einer der wichtigsten Akteure.
26
3.2 Nigeria
Allgemein:
Bevölkerungszahl:
158 Mio.
Hauptstadt:
Abuja
Korrespondenzsprache:
Englisch (weitere Sprachen: Hausa, Yoruba, Igbo, u.a).
Offizielle Bezeichnung:
Bundesrepublik Nigeria
Staatsform:
Präsidiale Bundesrepublik
Staatsoberhaupt:
Dr. Goodluck Jonathan
Nächste Wahlen:
2015
Währung:
Nigerianische Naira (NGN)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
222,7 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
7,4%
Aufteilung BIP:
Landwirtschaft: 33,1%, Industrie: 33,8%, Dienstleistung:33,1%
Inflation:
11,9%
Haushaltsgleichgewicht:
-5,9% des BIP
Leistungsbilanz:
6,6% des BIP
Auslandsschulden:
2,2% des BIP
Exportgüter:
Erdöl und Erdölprodukte, Kakao, Kautschuk
Importgüter:
Industriegüter, chemische Produkte, Maschinen,
Transportausrüstung
Handelsvolumen (US-$):
Export: 74.6 Mrd, Import: 41,2 Mrd.
Handelspartner:
Import: China, USA, Niederlande, Südkorea
Export: USA, Brasilien, Indien, Spanien
Wichtige Sektoren:
Erdöl und -gas, Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion,
Kohle, Gummiprodukte, Holz, Leder und Häute, Textilien,
Zement
ADI (US-$)(2009):
Bestand: 69,1 Mrd., Zuflüsse: 5,9 Mrd.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und –schutzvertrag, in Kraft seit 2007
- Doppelbesteuerungsabkommen besteht nicht
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
27
Politik
Nigeria erlangte seine Unabhängigkeit im Jahr 1960. Mit dem Ende der
Militärregierungen und den demokratischen Wahlen im Jahr 1999 setzte sich in
Nigeria
ein
Prozess
wirtschaftliche
der
Reformen
Demokratisierung
haben
seitdem
in
Gang.
Demokratische
und
zu
einer
Verbesserung
des
Investitionsklimas und der wirtschaftlichen Bedingungen beigetragen.
Bei den letzten Wahlen im April 2011 wurde mit Goodluck Jonathan zum dritten Mal
ein Präsident Nigerias demokratisch gewählt. Er war bereits seit Februar 2010 der
amtierende Präsident, da sein Vorgänger Umar Yar’Adu während seiner ersten
Amtszeit verstarb. Präsident setzt inhaltlich die Politik Yar’Aduas fort.
Diese positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nigeria
noch immer vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen steht. Dazu zählen die
politisch motivierten Unruhen im Niger-Delta und die aus Migrationsbewegungen
entstandenen Spannungen zwischen Christen und Muslimen, die auch während der
jüngsten Wahlen wieder viele Todesopfer forderten. Es kommt immer wieder zu
Konflikten, welche in einzelnen Fällen mehrere Hundert Tote fordern wie zuletzt im
zentralnigerianischen Jos Ende 2008 sowie Ende 2011.
Die Menschenrechtssituation hat sich seit Amtsantritt der Zivilregierung erheblich
verbessert.
Die
Regierung
bekennt
sich
ausdrücklich
zum
Schutz
der
Menschenrechte, die auch in der Verfassung einklagbar sind. Probleme wie Armut,
Analphabetismus, Gewalt, Kriminalität, ethnische Spannungen, Korruption sowie die
Scharia-Rechtspraxis im Norden des Landes bestehen jedoch fort.
Die Regierung hat Maßnahmen zur Verbesserung des Wachstums und der
makroökonomischen
Stabilität
aufgenommen
und
entwickelte
eine
Wachstumsstrategie für den Zeitraum 2009-2011. Ein sieben Punkte umfassender
Plan hat außerdem die Verbesserung der sieben Schlüsselsektoren Landwirtschaft,
Nahrungsmittelversorgung, Energieversorgung, Armutsbekämpfung, Stärkung der
öffentlichen Sicherheit (Niger-Delta), Beschäftigung, Transport und Bildung zum Ziel.
Ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die stark verbreitete Korruption ist die
Einführung eines geordneten Verfahrens bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und
die Schaffung größerer Transparenz bei den Einnahmen im Öl- und Gasgeschäft
sowie die Einrichtung einer Economic and Financial Crimes Comission (EFCC) zur
Bekämpfung von Korruption und Wirtschaftsverbrechen.
28
Wirtschaft
Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und bietet somit einen großen
Absatzmarkt. Es verfügt über einen großen Reichtum an Bodenschätzen, vor allem
über sehr große Öl- und Gasvorkommen. So stammen über 90 Prozent der
Exporterlöse
und
80
Prozent
der
Staatseinnahmen
aus
der
Erdöl-
und
Erdgasförderung (rund ein Drittel des BIP). Das Wachstum der letzten Jahre wurde
aber hauptsächlich von der starken Leistung der Nicht-Öl-Sektoren angetrieben,
insbesondere durch Landwirtschaft und Dienstleistungen, aber auch durch Transport
und Kommunikation.
2009 verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Landes aufgrund des
Einbruchs der Ölpreise und dem Zerfall des inländischen Finanzsystems, ausgelöst
durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Insgesamt hat sich die wirtschaftliche
Lage in den letzten Jahren jedoch verbessert und zurückliegende Reformen haben
die Fähigkeit des Landes gestärkt, auf die internationale Krise zu reagieren.
Außerdem zeigen aktuelle Trends eine größere Diversifikation der Zuflüsse in die
Nicht-Öl-Sektoren, unter anderem unterstützt durch das Regierungsprogramm
Nigerias Vision 2020, welches bis 2020 den sehr ambitionierten Plan verfolgt, Nigeria
unter den Top 20 der Volkswirtschaften der Welt zu platzieren.
Die Grundlage der wirtschaftlichen Reformen bildet die National Economic
Empowerment and Development Strategy (NEEDS), welche eine generelle Erhöhung
der Wirtschaftsleistung, eine Senkung der Staatsausgaben, die Schaffung von
Arbeitsplätzen, die Verringerung der Armut sowie die Privatisierung einiger
Industrieunternehmen und des Energie- und Telekommunikationssektors anstrebt
und den Kampf gegen Korruption fokussiert. Das Nachfolgeprogramm NEEDS-2 liegt
im Entwurf bereits vor und beinhaltet insbesondere die Kreditvergabe an klein- und
mittelständische Unternehmen.
Aktuelle Umstrukturierungen im Bankensektor haben den Anteil Notleidender Kredite
nachhaltig verringert, wodurch die meisten Banken wieder liquide und profitabel sind.
Seit 2004 werden außerdem überschüssige Einnahmen aus Ölexporten auf einem
Sonderkonto der nigerianischen Zentralbank (CBN) festgelegt, um eine stabilere
Fiskalpolitik zu erzielen, einen Inflationsschub zu verhindern und Reserven für
schwierige Zeiten anzulegen.
Seit im Frühjahr 2005 mit dem „Pariser Club“ der internationalen Gläubiger ein
Schuldenerlass von rund 60 Prozent der gesamten Auslandsschulden Nigerias in
29
Höhe
von
US-$
30
Mrd.
ausgehandelt
werden
konnte,
ist
die
externe
Staatsverschuldung des Landes stark reduziert worden. Seit 2008 belaufen sich die
Auslandsverbindlichkeiten auf rund 2 Prozent des BIP. Der Internationale
Währungsfonds (IWF) erwartet für Nigeria außerdem ein langsames Absinken des
Inflationswertes auf bis zu 9,8 Prozent bis 2011.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Nigeria ist der zweitwichtigste Handelspartner Deutschlands in Afrika südlich der
Sahara. Im Zusammenhang mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sank der
Wert der Importe Deutschlands aus Nigeria im Jahr 2009 um 34 Prozent auf fast €
1,2 Mrd. Hauptsächlich verantwortlich für diese starke Reduzierung war der Verfall
des Ölpreises, welches mit einem Anteil von
über 90 Prozent das wichtigste
Einfuhrgut darstellt. 2010 stieg der Import nigerianischer Waren wieder sprunghaft an
und belief sich zum Jahresende auf € 2 Mrd (ein Plus von 69 Prozent). Die
deutschen Exporte nach Nigeria blieben 2010 im Vergleich zum Vorjahr mit € 1,08
Mrd. stabil. Bei den wichtigsten deutschen Ausfuhrgütern handelt es sich um
Maschinen, Kfz und Kfz-Teile, chemische und elektrotechnische Produkte.
Im Zentrum der wirtschaftlichen Zusammenarbeit steht der Energiebereich,
insbesondere die Rehabilitierung und Weiterentwicklung der Stromproduktion in
Nigeria, auch mittels Nutzung Erneuerbarer Energien, sowie eine stärkere
Beteiligung deutscher Firmen an der Gewinnung von Energieträgern in Nigeria.
Diese Zusammenarbeit wurde 2008 mit der Gründung der Deutsch-Nigerianischen
Energiepartnerschaft durch die Regierungen beider Länder offiziell definiert.
Die Delegation der deutschen Wirtschaft in Nigeria (AHK Nigeria), die ihren Hauptsitz
in Lagos hat, wurde bereits 1984 gegründet und bietet die erste Anlaufstelle für
deutsche Unternehmen in Nigeria. An die AHK Nigeria angebunden ist der
nigerianisch-deutsche Unternehmerverband (Nigerian-German Business Association
– NGBA), deren Vorgänger bereits 1986 gegründet wurde. Beide Institutionen
arbeiten eng und erfolgreich miteinander, mit dem Ziel der Intensivierung der
bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Etwa 50 deutsche Unternehmen sind in Nigeria
teils mit Produktionsstätten teils mit Repräsentanzen vertreten und größtenteils in
beiden Organisationen vertreten. Im Jahr 2008 begründete der Afrika-Verein der
deutschen Wirtschaft das Deutsch-Nigerianische Wirtschaftsforum gemeinsam mit
der AHK Nigeria und der NGBA, welches jährlich alternierend in Deutschland und
30
Nigeria
stattfindet
und
entscheidende
Wirtschaftspartner
beider
Länder
zusammenbringt.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Der Anreiz für unternehmerisches Engagement in Nigeria liegt nach Ansicht der
befragten Experten vor allem in seinem Rohstoffreichtum und seiner Marktgröße. Mit
fast 160 Mio. Einwohnern ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land des
afrikanischen Kontinents und bietet allein dadurch einen wichtigen Absatzmarkt.
Attraktivität gewinnt das Land außerdem durch die zunehmende Verbesserung
seines allgemeinen Investitionsklimas, die positiven Entwicklungen in der Ölindustrie,
die erfolgreichen Reformen im Finanz- und Bankensektor und das steigende
Einkommen der Bevölkerung. Wachstumsbranchen sind neben der dominierenden
Erdölförderung und des zunehmend wichtigeren Erdgassektors vor allem die
Telekommunikation, die Bauwirtschaft und die Agroindustrie.
Klein- und mittelständische Unternehmen sind unter anderem in den Bereichen
Energietechnik, Nahrungsmittelverarbeitung, Anlagenbau und Medizintechnik tätig.
Deutsche Unternehmen engagieren sich schwerpunktmäßig im Bausektor, in der
Elektroindustrie und im Fahrzeugbau. Bei dem anstehenden massiven Ausbau der
Energieinfrastruktur soll die Rolle des Privatsektors als Investor im Rahmen von
Public Private Partnerships (PPP) gestärkt werden. Aber auch andere Sektoren, wie
zum Beispiel Landwirtschaft, sollen gefördert und ausgebaut werden und können
somit Investitionspotenzial für deutsche Unternehmen bieten.
Als Hindernisse für wirtschaftliches Engagement wurden von den Experten die
mangelnde Transparenz von Gesetzen und Bestimmungen, Zollregularien, prozeduren und -bürokratie, Kriminalität, Rechtsunsicherheit, hohe Nebenkosten, die
politische Instabilität sowie die Kosten und Zuverlässigkeit der Energie- und
Wasserversorgung genannt.
Größte Herausforderungen der nigerianischen Regierung bleiben weiterhin die
Reduzierung der Armut, Diversifikation der extrem erdölabhängigen Wirtschaft sowie
der politische und wirtschaftliche Ausgleich zwischen verschiedenen Gruppierungen,
die immer wieder Unruhen hervorrufen (z.B. Konflikte zwischen Ethnien und
Religionsgruppen).
31
>> Energiewirtschaft
Der Erdölsektor dominiert die Wirtschaft Nigerias seit 1970. Das Land ist der größte
Erdölproduzent Subsahara-Afrikas und steht unter den Ölförderländern weltweit an
zwölfter Stelle. Die Gaswirtschaft ist außerdem dabei, sich zu einem der
bedeutendsten Wirtschaftszweige in Nigeria zu entwickeln. Geschäftsmöglichkeiten
können sich hier vor allem hinsichtlich Technologie und Infrastrukturaufbau, aber
auch für Produkte und Dienstleistungen ergeben.
Aktuell gibt es Pläne für eine Trans-Sahara-Pipeline über Niger nach Algerien um
den europäischen Markt zu versorgen. Die Kosten für den Bau werden auf US-$ 7
Mrd. bis 10 Mrd. geschätzt. Sowohl Russland/Gazprom, als auch die EU haben
Interesse an einer Beteiligung an dem Projekt geäußert. Weitere anstehende
Großprojekte bieten entsprechende Zuliefererchancen. So ist eine erhebliche
Ausweitung der Förderung von Gas und seiner Umwandlung zu Flüssiggas geplant.
Da die Vermarktung des Erdgas' ein zentrales Anliegen der Regierung ist, werden
Investitionen in diesem Bereich besonders gefördert. So genießen solche Projekte
unter
anderem
eine
mehrjährige
Steuerbefreiung,
vergünstigte
Abschreibungsvorschriften sowie eine Investitionszulage. Ausländische Investoren in
Nigerias Erdöl- und Erdgaswirtschaft müssen jedoch künftig mit verschärften
Bedingungen hinsichtlich der Bestimmungen zum inländischen Wertschöpfungsanteil
rechnen. Nach einer Gesetzesvorlage der Regierung soll grundsätzlich ein
Pflichtanteil inländischer Beschäftigter von 60 Prozent des Managements und 95
Prozent bei der sonstigen Belegschaft eingeführt werden. Für die Implementierung
dieser Vorschriften soll eine Übergangsperiode gelten, wobei von fünf bis zehn
Jahren die Rede ist.
Die Deutsch-Nigerianische Energiepartnerschaft sieht eine Reihe gemeinsamer
Projekte vor. Diese betreffen unter anderem die Bereiche Erdgas, Instandsetzung
und Neubau von Kraftwerken, Erneuerbare Energien und Abwärmenutzung. Kern der
Vereinbarung ist)die Unterstützung Nigerias beim Ausbau und bei der Verbesserung
der Stromversorgung durch deutsche Firmen. Im Gegenzug sollen deutsche
Unternehmen Zugang zu den Gasvorkommen und Flüssiggaslieferungen erhalten.
2008 entwarf die nigerianische Regierung eine neue nationale Öl- und Gaspolitik,
welche die Dezentralisierung des Sektors verfolgt, um die Ressourcenverwaltung zu
verbessern und den Sektor effizienter zu gestalten. Als einen ersten Schritt war die
Einstellung des bislang üblichen Abfackelns der bei der Ölförderung freigesetzten
32
Gasmengen verkündet worden. Die nachgewiesenen Erdgasvorkommen zählen zu
den größten der Welt und können selbst als Energieträger gewinnbringend nutzbar
gemacht werden.
Erneuerbare Energien werden zunehmend als Alternative zu herkömmlichen
Energiequellen betrachtet, die Regierung plant bis 2015 fünf Prozent des
Energiebedarfs durch Erneuerbare Energien zu decken. Die von deutschen Firmen in
diesem Bereich angebotenen Erzeugnisse und Dienstleistungen gelten als qualitativ
hochwertig und zuverlässig. Geschäftspotenzial besteht grundsätzlich auch für
Solartechnik, Windenergie und Kraftstoffgewinnung.
>> Infrastruktur
Nigerias Infrastrukturbereich besitzt weiterhin einen hohen Nachholbedarf. So
beeinträchtigt das Fehlen zentraler Infrastruktur, insbesondere in den Bereichen
Elektrizitätsversorgung, Straßen, Schienen, Häfen, Flughäfen, Binnenwasserwegen
und Flusshäfen die Entwicklung des Landes und das wirtschaftliche Wachstum. Aus
diesem
Grund
hat
die
Regierung
den
Ausbau
und
die
Pflege
der
Schlüsselinfrastrukturen ins Zentrum für die Zielerreichung der Vision 2020 gerückt.
Insgesamt sind über 90 Prozent des Investitionshaushalts für Infrastrukturprojekte
vorgesehen. Dabei soll vor allem die Rolle des Privatsektors als Investor gestärkt und
Infrastrukturprojekte sollen somit insbesondere im Rahmen von Public-Private
Partnerships (PPP) abgewickelt werden. Die zu diesem Zweck eingesetzte
Kommission, die Infrastructure Concession Regulatory Commission (ICRC), soll die
Beteiligung des Privatsektors an der Finanzierung und dem Betrieb von
Infrastrukturvorhaben als PPP überwachen und ein geeignetes Regelwerk
entwickeln.
Umgerechnet US-$ 3,2 Mrd. sind schwerpunktmäßig für den Transportsektor
vorgesehen. In der Hauptstadt Abuja soll zum Beispiel der internationale Flughafen
ausgebaut werden und ein neues internationales Terminal sowie eine zweite
Landebahn erhalten. Im öffentlichen Sektor versucht die Regierung Straßenbau- und
andere Infrastrukturvorhaben unter anderem durch PPP zu realisieren. Nahezu die
Hälfte des insgesamt 195.000 km langen Straßennetzes soll gemäß einem
Weltbankbericht von 2007 instandsetzungsbedürftig sein. So wurde Ende 2008 die
33
erste Mautstraßenkonzession Westafrikas für den Lekki Expressway in Lagos
vergeben.
Von Bedeutung ist außerdem das Eisenbahnnetz, welches sich derzeit in einem sehr
maroden Zustand befindet. Erste Instandsetzungsmaßnahmen wurden bereits
durchgeführt. Die erste 488 km lange Strecke zwischen Lagos und Jebba wurde mit
Hilfe eines chinesischen Unternehmens bereits im März 2011 fertiggestellt. Die
Gesamtstrecke von Lagos über Jebba nach Kano beträgt 1.300 km..
Ende 2009 wurde ein spezielles Investitionsprogramm für das Niger-Delta mit einem
Betrag von rund US-$ 1,2 Mrd. verabschiedet. Die Mittel stammen aus dem von
Ölerlösen gespeisten Excess Crude Account von insgesamt US-$ 2 Mrd. und sind für
rund 45 verschiedene Projekte in den neun Bundesstaaten des Deltas bestimmt. Es
geht dabei vor allem um den Bau von Straßen, Brücken, Krankenhäusern und
Schulen. Mit der Durchführung wurde die Niger Delta Development Commission
beauftragt.
Nigeria besitzt einen Telekommunikationssektor mit den im afrikanischen Vergleich
höchsten Wachstumsraten. Seine Liberalisierung hat dem Land eine enorme
Investitionssteigerung von US-$ 50 Mio. in 2000 auf insgesamt über 12 Mrd. bis 2010
eingebracht. Dennoch gilt er als weitgehend unerschlossen und bietet weiterhin
Potenzial für das Engagement ausländischer Unternehmen.
>> Baugewerbe
Die durch die starke Ausweitung der Staatsausgaben für Infrastruktur ausgelösten
regen Aktivitäten im Bausektor werden derzeit vor allem durch die schwierige Lage
des Finanzmarktes in Nigeria gedämpft. Im Infrastrukturausbau besteht jedoch
weiterhin ein hoher Nachholbedarf, insbesondere bei Straßen, Eisenbahnen und
Flughäfen. Neben Infrastrukturvorhaben und dem öffentlichen und privaten
Gebäudebau bilden Projekte für die Erdöl- und Gasindustrie für die führenden
Baufirmen im Land ein weiteres Geschäftsfeld.
So ist auch in den kommenden Jahren mit einer anhaltenden, wenn auch durch die
Finanzkrise gedämpften, Expansion des Bausektors zu rechnen. Laut GTAI ist
Nigeria dabei, sich längerfristig zu einem der größten Märkte für die Bauindustrie in
Afrika zu entwickeln. So erwartet die Branche ab 2011 wieder robuste
Wachstumsraten, so dass schon 2012 ein Marktvolumen von etwa US-$ 6 Mrd.
erreicht werden könnte.
34
Im Central Business District von Lagos gibt es zurzeit rege private Bauaktivitäten. Mit
dem so genannten „Lagos Island Central Business District Revitalisation/Marina City
Project 2008“ wurde ein Fünfjahresprogramm gestartet, welches vor allem den Bau
beziehungsweise die Modernisierung eines neu angelegten Geschäfts- und
Einkaufsviertels
mit
Restaurants,
Vergnügungszentren,
Freizeitanlagen
und
Bürogebäuden verfolgt.
Weiterhin wurde die nigerianische Hypothekenbank durch zahlreiche Maßnahmen
umstrukturiert, um effizientere Wohnungsbauprogramme durch den Zugang zu
Finanzierungspaketen des National Housing Fund zu gestalten. Die Federal Housing
Authority hat 2007 ein Fünfjahresprogramm zum Bau von zwei Millionen
Niedrigpreishäusern gestartet.
Im Baugewerbe in Nigeria sind Hunderte kleine lokale Firmen tätig, aber nur wenige
Hauptakteure. Die führenden Unternehmen, wie zum Beispiel Julius Berger, sind
vorwiegend in ausländischer Hand. Durch das Tochterunternehmen Julius Berger ist
die Bilfinger Berger SE eines der wenigen großen deutschen Bauunternehmen in
Afrika, das dauerhaft in Afrika engagiert ist.
>> Agrarsektor
In Nigeria werden hauptsächlich Palmöl, Süßkartoffeln, Kassava, Mais, Kokosnuss,
Hirse und Erdnuss angebaut. Das Land ist außerdem der mit steigender Tendenz
weltweit viertgrößte Kakaoproduzent. Der Anteil des Agrarsektors am BIP liegt
derzeit bei über 40 Prozent und sein Wachstum erzielte in den letzten Jahren mit
sieben bis acht Prozent überdurchschnittliche Raten. Über 70 Prozent der
Beschäftigten Nigerias sind in der sehr arbeitsintensiven Landwirtschaft tätig, die
zugleich eine nur sehr geringe Produktivität aufweist. Die Desertifikation im Norden
und Erosion im Süden bilden ein Hindernis für die Landwirtschaft und die
ökologische Nachhaltigkeit.
Das Ziel der Regierung ist die Modernisierung des Landwirtschaftssektors, so dass
eine profitable und nachhaltige Landwirtschaft entstehen kann. Im Fokus steht die
verbesserte
Produktivität
und
Exportförderung
von
verarbeiteten
Landwirtschaftsprodukten. Dafür soll das Landnutzungsgesetz von 1978 so
modifiziert
werden,
dass
vermehrt
auch
mittelgroße
und
große
Landwirtschaftsunternehmen aufgebaut werden können. Außerdem soll für Bauern
der Zugang zu Krediten verbessert werden. Weiterhin soll bis 2015 die Produktivität
35
verdreifacht und die Fläche bewässerten Anbaulandes von aktuell unter einem
Prozent auf 10 Prozent, bis 2020 sogar auf 25 Prozent vergrößert werden. Barrieren
sollen abgebaut werden, um Investitionen anzuziehen, die dazu beitragen, dass die
Düngemittel-Produktion angekurbelt und der Vertrieb von Düngemitteln dereguliert
wird. Kommerziell orientierte Landwirtschaft soll durch PPP-Projekte stimuliert
werden. Es ist geplant, die Produktivität der Landwirtschaft auch durch die Förderung
moderner Technologien und der Mechanisierung für kleine, mittlere und große
Bauernbetriebe zu gewährleisten. Biotechnologien sollen für Nachhaltigkeit sorgen.
Geplant ist zum Beispiel die Nutzung der Wasserkraft, Solar- und Windenergie zur
Herstellung von genügend Elektrizität für den Betrieb von Wasserpumpen bei
Bewässerungsprojekten. Die CBN verkündete Mitte 2010, dass die zweite Tranche
des Commercial Agricultural Credit Scheme gestartet wurde. Das Programm besteht
seit 2009.
>> Gesundheitssektor
Für die Gesundheitsversorgung Nigerias besteht ein großer Nachholbedarf. So sind
die Indikatoren im regionalen Vergleich ungünstig und die landesweite Versorgung
weder flächendeckend, noch bedarfsgerecht. Zum Beispiel gibt es einen erheblichen
Bedarf an Krankenhaus- und sonstigen Versorgungseinrichtungen, dessen Deckung
eine erhöhte Nachfrage nach importierten medizintechnischen Ausrüstungen
schaffen würde.
Die nigerianische Regierung plant eine intensive Reform des Gesundheitssektors
und
eine
erhebliche
Verbesserung
der
Versorgung.
Das
nigerianische
Gesundheitsministerium hat dafür einen Entwicklungsplan vorgelegt, den National
Strategic Health Development Plan (NSHDP), der ein umfassendes Rahmenwerk
bereitstellen soll. Es sind erhöhte Regierungsausgaben vorgesehen, gleichzeitig
werden private Investoren gesucht. Außerdem ist eine Modernisierung der
Krankenhäuser
angelaufen
und
es
wurde
ein
Rahmenplan
für
PPP
im
Gesundheitswesen eingeführt. Seit 2006 gibt es eine nationale Krankenversicherung,
das "National Health Insurance Scheme". Hauptsächlich sind Beschäftigte im
öffentlichen Dienst und im formellen privaten Wirtschaftssektor darüber versichert.
Die
technische
Ausstattung
der
staatlichen
Einrichtungen
ist
modernisierungsbedürftig. Absatzmöglichkeiten für deutsche Geräte bestehen vor
allem bei Spezialausrüstungen. Laut GTAI gehen Fachleute für den Markt für
36
Medizintechnik von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum vom circa 5
Prozent aus. Sie halten das Potenzial des Absatzes in Nigeria für zukunftsträchtig
und rechnen mit stabilen Steigerungsraten. Private Kliniken und Arztpraxen nach
westlichen Standards – als potenzielle Abnehmer für hochwertige Medizintechnik –
existieren nur im Wirtschaftszentrum Lagos und der Hauptstadt Abuja. Eine
Evaluierung der Versorgungseinrichtungen erfolgt unter anderem in regelmäßigen
Abständen durch den Regionalarzt des Auswärtigen Amtes, dessen Bericht den
deutschen Organisationen vor Ort zugänglich gemacht wird.
Die nationale Aufsichtsbehörde für öffentliche Beschaffungen (Bureau of Public
Procurement - BPP) hat gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium und der
Normierungsbehörde Richtlinien für die Beschaffung von medizinischer Ausrüstung
erlassen. Hierzu veröffentlicht das BPP jährlich eine Liste mit anerkannten
Herstellern von Medizintechnik. In dieser Liste finden sich auf deutscher Seite vor
allem Hersteller von Röntgenapparaten, Mammographie- und Ultraschalltechnik,
Dentaltechnik, Mikroskopen und Operationszubehör.
Besonderer Gerätebedarf besteht landesweit vor allem im Diagnosebereich für
gängige Tropen- und zunehmende Zivilisationskrankheiten wie Diabetes sowie Herzund Kreislauferkrankungen. Als neuester Trend wird derzeit die Telemedizin
eingeführt. In Nigeria werden keine medizinischen Geräte gefertigt, somit handelt es
sich um einen reinen Importmarkt, der zu etwa 60 Prozent von europäischen Firmen
bedient wird. Geräte aus Deutschland nehmen dabei einen verhältnismäßig
niedrigen Marktanteil ein. So wurden beispielsweise in 2009 medizintechnische
Produkte im Wert von US-$ 115,7 Mio. nach Nigeria eingeführt, wobei Deutschland
nur mit einem Warenwert von US-$ 6,2 Mio. vertreten war. Ein ähnliches Bild ergibt
sich bei der Einfuhr von Arzneimitteln mit einem Gesamtwert von US-$ 565,9 Mio. in
2009. Deutsche Pharmaunternehmen steuerten einen Warenwert von € 10,9 Mio.
bei, was im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 9,2 Prozent bedeutet. Dieser
Trend scheint sich fortzusetzen, da die Arzneimitteleinfuhren aus Deutschland bereits
in der ersten Jahreshälfte 2010 € 5,9 Mio. betrugen.
Für die Zulassung medizintechnischer Geräte in Nigeria ist die National Agency for
Food & Drug Administration & Control (NAFDAC) in Lagos zuständig. Der Antrag
muss vom Produzenten gestellt werden. Außerdem muss sich das Unternehmen auf
der
Liste
der
anerkannten
Lieferanten
des
BPP
befinden.
Da
sich
die
Beschaffungssysteme in staatlichen und privaten Kliniken sehr komplex gestalten,
37
sind laut GTAI lokale Vertreter mit einem effizienten Vertriebssystem sowie ein
funktionierender After-Sales-Service unumgänglich. Hierzu gehören unter anderem
Ausbildung, Training, Reparatur und Wartung sowie Beratung in allen Fragen zum
Betrieb der Anlagen. Nach einem Erfahrungsbericht in der Zeitschrift "NigerianGerman Business Quarterly" werden insbesondere in diesem Sektor Geduld und
Ausdauer als wesentliche Voraussetzungen für Markterfolg in Nigeria angesehen.
Ebenso spielen persönliche Beziehungen eine entscheidende Rolle für erfolgreiche
Geschäftsabschlüsse.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Nigeria ist für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit kein Schwerpunktland.
Dennoch gibt es einige entwicklungspolitische Projekte mit Nigeria, zum Beispiel die
beschäftigungsorientierte
Förderung
von
Kleinst-,
Klein-
und
mittelständiger
Unternehmen (KKMU) in den Bundesstaaten Niger, Nasarawa und Plateau.
Insgesamt
belaufen
sich
die
Mittelzusagen
an
Nigeria
seit
Beginn
der
entwicklungspolitischen Zusammenarbeit im Jahr 1963 auf über € 360 Mio, die
allerdings während der Abacha-Diktatur (1993 - 1998) eingefroren wurde. Rund zwei
Drittel entfallen auf die finanzielle Zusammenarbeit, ein Drittel auf die technische
Zusammenarbeit.
Einbindung in regionale Organisationen
Als größte Ökonomie Westafrikas besitzt Nigeria eine Hegemonialstellung in der
Region. Das Verhältnis Nigerias zu den westafrikanischen Nachbarstaaten ist von
einer zunehmenden Kooperation im Rahmen der Regionalorganisation ECOWAS
(Economic Community of West African States) geprägt, welche eine westafrikanische
Wirtschaftsgemeinschaft
mit
dem
Ziel
der
wirtschaftlichen
Integration
der
Mitgliedsländer ist. Dabei sind die Grenzen der beteiligten Länder aufgrund der
Niederlassungsfreiheit und des relativ freien Warenverkehrs für ECOWAS-Bürger
zumindest offiziell weitgehend offen. Abuja ist der Sitz von ECOWAS-Kommission
und –Parlament. 2009 stand der damalige Präsident Yar’Adua dem Rat der Staatsund Regierungschefs von ECOWAS vor. Für 2010 übernahm der jetzige Präsident
Jonathan Goodluck dieses Amt.
38
Der Sicherheitsapparat ECOWAS Monitoring Group (ECOMOG), der seit den 1990er
Jahren mehrmals zur Eindämmung militärischer Krisen in der Region eingesetzt
wurde, war personell und logistisch von den nigerianischen Streitkräften dominiert
und demonstrierte die Vorherrschaft Nigerias auch in der Konfliktlösung der Region.
Weiterhin hat sich Nigeria mit fünf ECOWAS-Staaten, die nicht Mitglieder der
frankophonen Wirtschafts- und Währungsunion UEMOA (Union Economique et
Monétaire Ouest Africaine) sind, zur Währungsunion WAMZ (West African Monetary
Zone) zusammengeschlossen, deren Ziel die Schaffung einer Zentralbank und der
gemeinsamen Währung Eco bis 2015 ist.
Nigeria ist Mitglied der Organisation Erdöl-exportierender Länder (OPEC), der
Arabischen Liga und war mit Ex-Präsident Olusegun Obasanjo Gründungmitglied der
NePAD (siehe Südafrika, Einbindung in regionale Organisationen).
39
3.3 Ägypten
Allgemein:
Bevölkerungszahl:
79,9 Mio.
Hauptstadt:
Kairo (al-Qahira)
Korrespondenzsprache:
Hocharabisch, Englisch
Offizielle Bezeichnung:
Arabische Republik Ägypten
Staatsform:
Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt:
Mohammed Hussein Tantawi (Übergangsweise seit Feb. 2011)
Nächste Wahlen:
2011/12
Währung:
Ägyptisches Pfund (EGP)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
215,8 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
5,3%
Aufteilung BIP:
Landwirtschaft: 13,7%, Industrie: 37,6%, Dienstleistung: 48,7%
Inflation:
11,7%
Haushaltsgleichgewicht:
-8,1% des BIP
Leistungsbilanz:
-5,5% des BIP
Auslandsschulden (2009)
16,8% des BIP
Exportgüter:
Erdöl und -produkte (inklusive Holzkohle), Fertigerzeugnisse
(inklusive Textilien), Halbfertigerzeugnisse, Eisen und Stahl
Importgüter:
Maschinen- und Ausrüstung, Kfz, Halbfertigerzeugnisse,
Kapitalgüter, Konsumgüter, Erdöl und Erdölprodukte
Handelsvolumen(US-$):
Import: 52,2 Mrd., Export: 25,2 Mrd.
Handelspartner (2009):
Export: Spanien, Italien, USA, Indien
Import: USA, China, Deutschland, Italien
Wichtigste Sektoren:
Erdöl-/Erdgasförderung, Tourismus, Textil, Automobilbranche,
Medizintechnik und Schiffsbau
ADI (US-$) (2009):
Bestand: 66,7 Mrd.
Zuflüsse: 6,7 Mrd.
Bilaterale Sonderregelungen:
- revidierter Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 2009
- Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 2005
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
40
Politik
Ägypten
hat
Anfang
des
Jahres
2011
den
bisher
größten
politischen
Veränderungsprozess seit der Unabhängigkeit begonnen. Der jahrzehntelang
amtierende Präsident Mubarak wurde abgesetzt und durch eine Übergangsregierung
abgelöst.
Ein
Demokratisierungsprozess
hat
begonnen
und
erste
Verfassungsreformen wurden verabschiedet, aber eine stabile Regierungsform hat
sich noch nicht wieder entwickelt, so dass die in diesem Artikel aufgezeigten
wirtschaftlichen Chancen derzeit unter einem politischen Vorbehalt stehen.
Als Königreich Ägypten erhielt das Land 1922 unter König Fuad I. die formelle
Unabhängigkeit und erlangte nach dessen Tod 1936 die vollständige Souveränität.
Die darauf folgende Monarchie wurde 1952 durch einen Militärputsch beendet.
Anschließend
führte
Gamal
Abdel
Nasser
von
1954
bis
1970
das
Präsidentschaftsamt. Sein Nachfolger Anwar Sadat bemühte sich um eine eher
westlich und liberaler ausgerichtete Politik. 1979 unterzeichnete er einen
Friedensvertrag mit Israel, was zu einer temporären Isolation Ägyptens innerhalb der
arabischen Welt führte. Diese konnte erst durch den bis Februar 2011 amtierenden
Präsidenten Hosni Mubarak beendet werden, der nach der Ermordung seines
Vorgängers 1981 ins Amt kam und die Friedenspolitik gegenüber Israel fortsetzt.
Die politische Lage Ägyptens war lange durch eine Kontinuität in der politischen
Führung des Landes gekennzeichnet. Formal verfügte das Land über ein
Mehrparteiensystem, die Macht lag tatsächlich aber beim Präsidenten und wurde
durch die staatstragende National-Demokratische Partei (NDP) und das Militär
gestützt. Unter der dreißigjährigen Herrschaft Mubaraks kam es vermehrt zu
Verletzungen
der
Menschenrechte,
willkürlichen
Verhaftungen,
Folter
und
Misshandlungen. Die Opposition wurde unterdrückt. Der Ruf in der Zivilgesellschaft
nach einer tatsächlichen Demokratisierung, mehr Transparenz, Rechtsstaatlichkeit
und Respektierung der Menschenrechte wurde bereits in den vergangenen Jahren
lauter.
Im Zuge der politischen Umbrüche in Tunesien begann auch das ägyptische Volk, im
Januar 2011 gegen die Herrschaft des amtierenden Präsidenten zu demonstrieren.
Mubarak sah sich schließlich gezwungen im Februar 2011 zurückzutreten, nachdem
die Demonstrationen wochenlang anhielten. Das Militär übernahm daraufhin vorläufig
die
politische
Macht.
Die
Militärregierung
begann
sehr
schnell
mit
den
41
Verhandlungen zu Verfassungsreformen, die auch bereits verabschiedet worden
sind. Der politische Prozess der Veränderungen ist jedoch noch nicht abgeschlossen,
da von Teilen der Zivilgesellschaft weitergehende Reformen verlangt werden und die
Wahlen zum Parlament noch laufen (Stand: Dezember 2011) und für Präsidentenamt
noch nicht stattgefunden haben. Das Militär übt zudem noch immer die Macht aus
und verfügt weiterhin über einen großen Einfluss.
Wirtschaft
Nach Südafrika ist Ägypten das am stärksten industrialisierte Land Afrikas. Seit 2005
wird der Übergang von einer staatlich gelenkten Wirtschaftsordnung zu einer
Marktwirtschaft aktiv vorangetrieben. Die Regierung hat zwischen 2008 und 2009
drei verschiedene Konjunkturprogramme ins Rollen gebracht und laut dem Doing
Business Report 2010 der Weltbank hat sich vor allem der Umgang mit
Baugenehmigungen, die Einrichtung von Handelsgerichten, um die Durchsetzung
von Verträgen zu beschleunigen, der Zugang zu Kreditinformationen und das
Entfernen
von
Anforderungen
einer
Mindestkapitalausstattung
für
Existenzgründungen verbessert.
Die ägyptische Wirtschaft ist relativ stark von externen Einflüssen abhängig, da die
Haupteinnahmequellen die Förderung und der Export von fossilen Energieträgern
(Erdöl und -gas), Einnahmen aus dem Tourismus, Rücküberweisungen der
ägyptischen Arbeitnehmer im Ausland sowie Einnahmen aus dem Suezkanal sind.
Alle diese Sektoren mit internationalem Bezug wurden durch die weltweite Finanzund Wirtschaftskrise negativ beeinflusst. Ägypten konnte sich jedoch in der Krise
relativ
gut
behaupten.
Die
Inlandsnachfrage
erwies
sich
insgesamt
als
widerstandsfähig. Sie wurde durch ein mittelgroßes Konjunkturprogramm, welches
vor allem in die Infrastruktur floss, sowie durch einen reformierten Bankensektor und
eine insgesamt geringe Integration in die globalen Finanzmärkte unterstützt. Der IWF
hat für 2011 für Ägypten ursprünglich ein Wachstum von 5,5 Prozent vorhergesagt,
welches allerdings im April 2011 auf nur noch 1 Prozent geschätzt wird. Aufgrund der
politischen Umbrüche Anfang 2011 wird die Tourismusbranche wohl vorübergehende
Einbrüche
erleben,
auch
wenn
beispielsweise
die
Bundesregierung
die
Reisewarnung nach Ägypten nach Rücktritt Mubaraks bereits wieder aufgehoben
hat. Die Einbrüche des ersten Quartals bei den Tourismuszahlen und im Handel,
42
sowie die länger andauernde Unsicherheit bezüglich der politischen Entwicklung,
führen jedoch zu einem deutlichen Wachstumsdämpfer.
Herausforderungen bleiben mittelfristig die geringen ADI, eine niedrige Sparquote
und daraus resultierend geringe Investitionen, steigende Arbeitslosigkeit, die
ungleiche
Einkommensverteilung,
die
Gesundheitsversorgung
und
die
Bildungssituation. Trotz der hohen Wachstumsraten der letzten Jahre bleibt der
Lebensstandard
der
Bevölkerung
relativ
niedrig.
Eine
Erhöhung
des
Lebensstandards für weite Teile der Bevölkerung wird die Herausforderung der neu
zu bildenden Regierung Ägyptens sein.
Für deutsche Unternehmen gilt es, die politischen Entwicklungen zu verfolgen.
Inwiefern sich die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung verändern wird, ist noch
nicht abschätzbar. Es ist indes nicht mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen zu rechnen. Die folgenden Aussagen sollten dennoch teilweise
unter Vorbehalt gesehen werden, da sie die Entwicklungen und Einschätzungen
größtenteils bis Ende 2010 widerspiegeln.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Der wichtigste Handelspartner für Deutschland im nördlichen Afrika ist Ägypten.
Zwischen beiden Ländern besteht eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie
ein vielfältiger Kultur- und Wissensaustausch. Das Handelsvolumen zwischen den
beiden Ländern konnte sich 2010 im Vergleich zum Vorjahr deutlich erholen. 2010
wurde Waren aus Ägypten im Wert von € 954,8 Mio. nach Deutschland eingeführt,
ein Plus von 15 Prozent. Deutsche Exporte nach Ägypten betrugen € 2,98 Mrd. und
damit 11 Prozent mehr als 2009. betrug 2009 € 3,5 Mrd. Die deutschen Exporte
fielen 2009 um 2,4 Prozent auf € 2,7 Mrd. Sie umfassten insbesondere Maschinen,
Kfz-Teile, Elektrotechnik, Kunststoffe, Arzneimittel sowie Mess- und Regeltechnik.
Bei den Importen aus Ägypten handelt es sich insbesondere um Erdöl, Textilien,
Bekleidung und Nahrungsmittel und sie fielen insgesamt um 29,6 Prozent auf € 0,8
Mrd., was hauptsächlich durch die rückläufigen Importe von Erdöl und Erdgas
verschuldet wurde.
2008 besuchten rund 1,2 Mio. deutsche Touristen das Land, die damit die
zweitgrößte Gruppe ausländischer Touristen ist. .
In Kairo ist seit mehr als 60 Jahren die Deutsch-Arabische Industrie- und
Handelskammer (AHK Ägypten) tätig und unterhält ein Projektbüro im Haus der
43
deutschen Wirtschaft in Berlin. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft hat 2010
ein Partnerabkommen mit der AHK in Ägypten abgeschlossen. Mit über 1.500
Mitgliedsunternehmen
ist
die
AHK
Ägypten
eine
der
größten
deutschen
Auslandshandelskammern. Sie bietet sowohl deutschen als auch ägyptischen
Unternehmen eine Anlaufstelle.
Überdies hat ein Korrespondent von GTAI in Kairo seinen Standort, der über die
wirtschaftlichen Entwicklungen in mehreren arabischen Ländern informiert.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
In Ägypten herrschen durch Steuerreduzierungen, klare Investitionsregelungen sowie
eine westlich orientierte Bankenlandschaft gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Das Land verfügt über einen großen Binnenmarkt und ein hohes wirtschaftliches
Wachstumspotenzial. Laut der befragten Experten stellt es zudem ein Sprungbrett in
die Maghrebregion und die Region Nah-Mittel-Ost dar. Weitere Potenziale
erschließen sich durch die Modernisierung der Infrastruktur, welche in vollem Gange
ist, durch die Nähe zu Europa und durch das Vorhandensein qualifizierter
Arbeitskräfte. Die Banken verfügen außerdem über eine solide Kapitalbasis.
Ägyptens Markt für Medizintechnik bietet nachhaltige Wachstumsperspektiven,
aufgrund Regierungsreformen zur Modernisierung des Gesundheitswesens und der
Expansion des privaten Gesundheitssektors. Weitere Wachstumssektoren sind die
Rohstoffindustrie, die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), die
Bauindustrie und der Groß- und Einzelhandel.
Als die größten Hindernisse für ein unternehmerisches Engagement wurden von den
Experten die Kosten und Zuverlässigkeit der Energie- und Wasserversorgung,
Zollregularien, Marktkenntnisse bzw. Marktzugangsinformationen, politische Risiken,
Bürokratie,
Kriminalität
und
Korruption,
Bedingungen
für
den
Land-
und
Eigentumserwerb sowie fehlende Infrastruktur genannt.
>> Infrastruktur
Der Infrastruktursektor in Ägypten floriert. Die geographische Lage des Landes
verleiht ihm eine wichtige Rolle im internationalen Handel und die Regierung strebt
eine massive Ausweitung im Exportbereich an. Hierfür ist der weitere Ausbau der
44
Infrastruktur vor allem bei See- und Flughäfen dringend notwendig. Ein großer Bedarf
besteht auch in dem Bereich Wasser- und Abwassersysteme.
Aktuell hat das Land über 40 Infrastrukturprojekte mit einem Gesamtvolumen von
US-$ 16 Mrd. ausgeschrieben. Großprojekte sind beim Flughafenausbau, beim
Schienenverkehr und im Tourismus geplant. Es sollen beispielsweise zwei
Eisenbahntrassen, zwölf Häfen und eine Autobahn gebaut werden. Das wichtigste
Projekt ist der Hafenausbau bei East Port Said. Bis 2030 sollen dort 22 Terminals
errichtet werden.
Aktuell gibt es Pläne für einen Tunnelbau in Höhe von US-$ 1 Mrd. unter dem
Suezkanal in Port Said. Laut der Regierung möchte Ägypten mit internationalen
Investmentfonds kooperieren, um das Projekt zu finanzieren.
Im Mittelpunkt der Pläne der Regierung stehen PPP-Projekte, für die die
Volksversammlung eigens ein neues Gesetz auf den Weg gebracht hat, welches die
Rahmenbedingungen für Betreiber verbessern soll.
Ägypten investiert jedes Jahr in sein Stromnetz, um dem steigenden Bedarf in den
Ballungszentren nachzukommen. Auch für die nächsten Jahre wird eine Ausweitung
der Erzeugungskapazitäten angestrebt.
Der IKT Sektor war 2008/2009 mit einer Wachstumsrate von 15 Prozent einer der am
schnellsten wachsenden Sektoren und seine Infrastruktur gehört zu den am besten
entwickelten und wettbewerbsfähigsten im Nahen Osten und in Afrika. Private
Investitionen haben zwar in 2009 einen starken Rückgang zu verzeichnen, dieser
wurde aber durch öffentliche Investitionen in Infrastruktur im Rahmen der
Konjunkturpakete der Regierung kompensiert. 2014 sollen die jährlichen Ausgaben
für IT bei US-$ 2,1 Mrd. liegen. Auch in Zukunft werden die Dezentralisierung des
Telekom-Sektors und die Reform des Postsystems unter der IKT-Strategie der
Regierung
weiter
vorangetrieben
und
der
IT-Sektor
bietet
lukrative
Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen, die ihre Aktivitäten in
Nordafrika ausweiten möchten. Das Land bleibt außerdem ein attraktiver Standort für
IT-Outsourcing.
>> Maschinen- und Anlagenbau
Ägypten bietet gute wirtschaftliche Möglichkeiten für Anbieter von Maschinen und
Anlagen. Da der inländische Markt für Maschinen- und Anlagenbau nur klein ist und
45
weitgehend
einfache
Maschinen
produziert
werden,
bleibt
das
Land
auf
Maschinenlieferungen und Wissenstransfers aus dem Ausland angewiesen.
Ägypten bleibt nach wie vor einer der bedeutendsten Handelspartner der Branche für
Deutschland in Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten. Kooperationen mit
deutschen Partnern werden in den Bereichen Technologie- und Know-how-Transfer,
Produktentwicklung, Problemlösung, Verbesserung der Fertigung und Design
gesucht. Die asiatische Konkurrenz gewinnt einen zunehmend stärkeren Einfluss.
Die Bereiche Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung expandieren und
Investitionen in Logistik und Verpackungen, Labore, Qualitätskontrolle, Kühlung und
Nahrungsmittelmaschinen sind deshalb in den nächsten Jahren notwendig. Auch
Landmaschinen sollten laut GTAI gefragt sein, da zum Beispiel die Zuckerindustrie
ausgebaut wird. Weiterhin werden Dosier- und Füllmaschinen benötigt und die Textilund Bekleidungsindustrie spielt eine wichtige Rolle.
Auf die wenigen großen Verlags- und Druckhäuser fällt ein überwiegender Teil der
Investitionen der Druckindustrie. Sie fragen zudem nach technisch anspruchsvollen
und teuren Geräte. Außerdem besteht Bedarf an Maschinen und Anlagen in der
Verpackungs-, Papier-, Zement- und Stahlindustrie sowie in der Öl- und
Gasindustrie. So werden jährlich etwa US-$ 1,5 Mrd. für Ausrüstungen und Dienste
im Öl- und Gassektor ausgegeben.
Die Regierung möchte in einem Umfang von rund US-$ 20 Mrd. bis 2022 die
Petrochemie
ausbauen.
In
diesem
Zuge
wird
auch
der
Ausbau
der
Kunststoffindustrie erwartet. Weiterhin schafft der Ausbau von See-, Binnen- und
Flughäfen, Logistik und des organisierten Binnenhandels sowie der boomende
Wohnungsbau
Nachfrage
nach
moderner
Hebe-
und
Fördertechnik
sowie
Logistiksystemen. Weitere dynamisch wachsende Branchen, die damit einen Bedarf
an Maschinen und Ausrüstungen haben, sind Gesundheit, Produktion und Export
pharmazeutischer Produkte, Medizintechnik, IKT und vor allem Infrastruktur und der
Energiesektor. Ein Anliegen der Regierung ist es, verstärkt den Privatsektor in Form
von PPP in die Realisierung der Projekte mit einzubinden.
>> Energiewirtschaft
Der
Energiesektor
Ägyptens
bietet
große
Chancen
für
unternehmerisches
Engagement. Die Regierung konzentrierte sich in den vergangenen Jahrzehnten in
erster Linie auf die Erdöl- und Erdgasvorkommen. Inzwischen wurde jedoch auch die
46
Bedeutung der Erneuerbaren Energien für die Sicherung der einheimischen
Energieversorgung sowie für den Export erkannt, vor allem deshalb, da Ägypten nur
mäßig mit Öl- und Gasvorkommen ausgestattet ist. Bis 2050 sollen laut der DeutschArabischen Industrie- und Handelskammer 50 Prozent des in Ägypten erzeugten
Stroms aus regenerativen Quellen stammen. Außerdem soll der Energiemarkt
weitestgehend liberalisiert werden.
Um den steigenden Energiebedarf zu decken, sind in den nächsten Jahren
Großinvestitionen im Elektrizitätssektor geplant. Die derzeit vorhandene Kapazität
beträgt 27 Gigawatt. Diese soll bis zum Jahr 2020 auf 50 Gigawatt erweitert werden.
Langfristig ist eine Kapazitätserhöhung auf 120 Gigawatt bis zum Jahr 2050
vorgesehen. Im August 2010 erhielt Ägypten einen Kredit in Höhe von € 300 Mio.
von der Europäischen Investitionsbank als Unterstützung für den Bau eines
Kraftwerks am Rande von Kairo.
Ägypten ist afrikanischer Vorreiter im Bereich der Erneuerbaren Energien und bietet
gerade für Technologien und Produkte deutscher Unternehmen hervorragende
Geschäftschancen, da diese in dem Bereich ein sehr hohes Ansehen genießen und
Ägypten auf ausländische Erfahrung und Technologien angewiesen ist. Außerdem
unterstützt das BMZ die ägyptische Politik in diesem Bereich. Es existieren bereits
erste erfolgreiche deutsch-ägyptische Kooperationsprojekte.
Die Regierung will vor allem Windkraft, aufgrund deren geringer Kosten und hohen
Effizienz, deutlich stärker als bisher nutzen. Außerdem sollen die Energiegewinnung
aus Sonne und Biomasse gefördert werden. So gehört Ägypten zu den
Pionierländern im Bereich Solarthermie. Es wird zurzeit eines der weltweit ersten
solarthermischen Kombikraftwerke im Süden von Kairo mit konzessionären Krediten
gebaut. Als ausbaufähig können auch die Bereiche der Warmwassserbereitung und
die Kälteerzeugung mit Solarthermie sowie Photovoltaik gelten. Die Energiestrategie
beschränkt sich allerdings nicht auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Es soll
auch die Nutzung von Kernenergie aufgebaut werden, um mögliche Angebotslücken
in Zukunft zu vermeiden.
>> Automobilindustrie
In
Ägypten
befinden
sich
Produktionseinrichtungen
der
weltweit
größten
Autohersteller wie Daimler, BMW, Peugeot, Suzuki, Hyundai, Nissan, Daewoo,
Citroen, Chrysler, Opel, Kia und Fiat. Der Automobilsektor konzentriert sich vor allem
47
auf die beiden Kernbereiche Montage und Zulieferer und baut seine Position stetig
aus.
In den letzten Jahren durchlebte der Sektor eine dynamische Wachstumsphase. So
wurden 2008 mit 261.000 Einheiten mehr als dreieinhalb Mal so viele Fahrzeuge
abgesetzt wie 2003. Die internationale Wirtschaftskrise hatte 2009 jedoch negative
Auswirkungen auf den Sektor, betroffen waren der Markt für Importfahrzeuge, die
lokale Montage und auch der Kfz-Teile-Sektor. Im Januar 2010 hatte das Ministerium
für Industrie und Handel die Standards für importierte Kfz-Teile hochgesetzt, um die
Sicherheit der Autofahrer zu erhöhen. Dies bringt vor allem für europäische Zulieferer
erhöhte Exportchancen auf dem ägyptischen Markt. Das zuletzt stark verbesserte
Konsumklima begünstigte die Anschaffung von PKW, die Autofinanzierung über
Banken scheint wieder einfacher und die Kreditvergabe wieder lockerer zu werden.
Das Absatzpotenzial für Pkw bleibt hoch. Das schnelle Wirtschafts- und
Bevölkerungswachstum, der noch niedrige Motorisierungsgrad sowie zahlreiche
Altfahrzeuge
bilden
mittelfristig
gute
Perspektiven.
Auch
umweltfreundliche
Technologien gewinnen, nicht zuletzt wegen der gravierenden Umweltprobleme,
zunehmend an Bedeutung. Zusätzlich wurden im Rahmen des Taxi Replacement
Programme der Regierung Mittel in Höhe von US-$ 96 Mio freigesetzt. Es sah vor, in
Kairo alte Fahrzeuge bis Ende 2010 durch Unterstützung einer Art Abwrackprämie zu
ersetzen. In diesem Jahr sollte das Programm auf andere Städte ausgeweitet
werden, was der Branche zusätzliche positive Wachstumsprognosen verleiht.
Für die Kfz-Montage besteht eine „Local Content“ Erfordernis von 45 Prozent des
Fahrzeugwerts. Die Montagefirmen sind deshalb daran interessiert, ihre Zulieferer ins
Land
zu
holen.
Auf
der
anderen
Seite
berechtigt
diese
Erfordernis
zu
Zollermäßigungen bei importierten so genannten ckd (completely knocked down)
Bausätzen, welches bedeutet, dass das Fahrzeug als vollständig zerlegter Bausatz
geliefert
wird.
Dieser
Vorteil
kann
auch
durch
die
Ausfuhr
inländischer
Wertschöpfung realisiert werden. So plant beispielsweise Mercedes die Produktion
von einer Million Bremsscheiben für den Export.
Eine Infrastruktur für hoch automatisierte Fertigung ist laut GTAI derzeit in Ägypten
noch nicht vorhanden und eine periphere Industrie für Teilehersteller zum Beispiel im
Formen- und Werkzeugbau noch aufzubauen.
48
>> Gesundheitssektor
In
den
letzten
Jahren
haben
sich
die
Ausgaben
für
das
ägyptische
Gesundheitswesen deutlich erhöht. Die ansteigenden staatlichen Ausgaben, das
fortdauernde Wirtschaftswachstum und die demografische Entwicklung ebenso wie
Regierungsreformen zur Modernisierung des Gesundheitswesens und die Expansion
des privaten Gesundheitssektors bieten nachhaltige Wachstumsperspektiven und
bewirken, dass das Land auch in Zukunft weiter ein attraktiver Standort sein wird.
Der kontinuierliche Abbau von Handelsbarrieren wirkt sich zusätzlich positiv aus.
Das öffentliche Gesundheitssystem gilt als ineffizient und unterfinanziert und ist
durch qualitativ schlechte medizinische Ausrüstungen und das Fehlen moderner
Infrastrukturen
gekennzeichnet.
Dieser
Nachholbedarf
bietet
ausländischen
Unternehmen in den nächsten Jahren zahlreiche Geschäftschancen in der gesamten
Bandbreite der medizinischen Versorgung. Exportierende Unternehmen werden von
staatlicher
Seite
mit
Steuererleichterungen
gefördert.
Beim
Ausbau
des
Gesundheitssektors erhält das Land außerdem auch internationale Unterstützung,
zum Beispiel durch Programme und Gelder der EU, der Weltbank oder der
Weltgesundheitsorganisation.
Angesichts der unbedeutenden Produktion im Inland erfolgt die Bedarfsdeckung
weitestgehend durch Importe. Das Marktvolumen für Medizintechnik belief sich 2008
auf geschätzte US-$ 280 Mio. bis US-$ 320 Mio. Die Wachstumsprognosen für die
kommenden Jahre reichen von jährlich drei bis zu 10 Prozent. Schwerpunkte der
lokalen Produktion sind Verbrauchsgüter, Medizinmöbel sowie kleinere Low-TechGeräte und -Apparate (insbesondere Industrie- und Laboröfen, Inkubatoren,
Elektrokardiographen, Ultraschallgeräte und einfache Röntgenapparate).
Die Regierung plant mit dem so genannten Health Sector Programme im Zeitraum
von 2007/2008 bis 2011/2012 Investitionen von rund € 3,7 Mrd. in den
Gesundheitssektor. Außerdem soll die Zahl der Krankenhausbetten erhöht werden.
Weiterhin soll die gesetzliche Krankenkasse, bei der derzeit erst die Hälfte der
Ägypter Mitglied sind, bis 2010/2011 auf die gesamte Bevölkerung ausgeweitet
werden.
Bereits Ende 2009 wurde der Bau von zwei Unikliniken und einer Blutbank für die
Universität Alexandria ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist aber bis Juni 2011
verlängert,. Im April 2009 wurde ein Kooperationsvertrag zwischen der ägyptischen
Regierung und britischen Investoren zum Bau der größten „Medical City“ im Nahen
49
und Mittleren Osten sowie in Nordafrika unterzeichnet, mit dem südlich von Kairo
unter anderem 13 Spezialkliniken sowie einem internationalem Zentrum für Medizinund Pharmaforschung entstehen soll. Investoren für ähnliche Projekte werden
gesucht.
Die Prognosen für die zukünftige Entwicklung des ägyptischen Gesundheitssystems
und die dazu gehörigen Industriezweige sind trotz Wirtschaftskrise durchweg positiv.
Die derzeitige Situation bietet den Unternehmen die Chance, sich international
stärker zu etablieren. Auch das Investitionsklima wird sich weiterhin verbessern.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Bei
Ägypten
handelt
es
sich
um
ein
Schwerpunktland
der
deutschen
Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Gesamtzusagen der deutschen EZ belaufen sich
seit 1963 auf rund € 5,5 Mrd., womit das Land eines der größten Empfänger
deutscher EZ ist.
Eine wichtige Aufgabe für die deutsche Zusammenarbeit mit der neu zu bildenden
Regierung wird weiterhin die Bekämpfung der Armut sein. Unmittelbar nach dem
Volksaufstand hat die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Sofortmaßnahmen zur
Unterstützung der Transformation in den Bereichen Jugend, Beschäftigung
beispielsweise in Form von neuen Jobcentern, Demokratieförderung und der
Förderung unabhängiger Medien eingeleitet.
Die bereits im Jahr 2010 vom BMZ zugesagten Mittel in Höhe von € 190 Mio. werden
wie geplant in den Schwerpunkten Nutzung und Management von Wasserressourcen
sowie für den Umwelt- und Klimaschutz verwendet werden. Es laufen außerdem
derzeit
Projekte
in
den
Bereichen
Berufsbildung/Beschäftigungsförderung,
Stadtentwicklung, Grundbildung sowie Förderung von Frauenrechten. Im Zuge der
aktuellen politischen Entwicklungen wird sich die Bundesregierung außerdem in den
Bereichen Demokratieförderung sowie guter Regierungsführung engagieren.
Einbindung in regionale Organisationen
Die Ägyptische Diplomatie spielt in allen Gremien der Vereinten Nationen, der
Entwicklungsländer und der Zusammenarbeit mit Europa eine sichtbare Rolle. Das
Land gehört zur Afrikanischen Union (AU) und ist zudem Mitglied in der Organisation
der Nilstaaten und in der Organisation der arabischen, Erdöl exportierenden Länder
50
OAPEC (Organisation of Arab Petroleum Exporting Countries) sowie der Arabischen
Liga.
Als südlicher Ko-Vorsitzender der Union für das Mittelmeer begrüßt das Land die
Zusammenarbeit mit der EU. Seit seiner Rückkehr in die Arabische Liga vor 20
Jahren ist Ägypten wieder Sitz der arabischen Organisation und unterstützt in diesem
Rahmen auch die von dem langjährigen ägyptischen Außenminister Amr Moussa
eingeleiteten
Reformbemühungen
für
mehr
Effektivität
und
größere
Handlungsfähigkeit der Organisation.
Als Mitglied der Nilbecken-Initiative verfolgt Ägypten sein Hauptinteresse in der
Sicherung seiner Wasserversorgung.
51
3.4 Angola
Allgemein:
Bevölkerungszahl:
19 Mio.
Hauptstadt:
Luanda
Korrespondenzsprache:
Portugiesisch (Weitere Sprachen: Umbundu, Kimbundu,
Kikongo, u.a.)
Offizielle Bezeichnung:
Republik Angola
Staatsform:
Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt:
José Eduardo dos Santos
Nächste Wahlen:
2012
Währung:
Kwanza (AOA)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
85,5 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
5,9%
Aufteilung BIP (2008):
Landwirtschaft: 9,6%, Industrie: 65,8%, Dienstleistung: 24,6%
Inflation:
13,3%
Haushaltsgleichgewicht:
3,0% des BIP
Leistungsbilanz:
-2,3% des BIP
Auslandsschulden:
20,8% des BIP
Exportgüter:
Rohöl, Diamanten, raffiniertes Erdöl
Importgüter:
Konsumgüter, Investitionsgüter, Halbwaren
Handelsvolumen (US-$):
Exporte 52,2 Mrd., Importe: 24,9 Mrd.
Handelspartner:
Exporte: China, USA, Frankreich, Brasilien
Importe: Portugal, China, Brasilien, USA
Wichtigste Sektoren:
Erdöl, Bergbau (insbesondere Diamanten)
ADI (US-$)(2009):
Bestand: 16,5 Mrd.
Zuflüsse: 13,1 Mrd.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 2007
- Doppelbesteuerungsabkommen besteht nicht
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
52
Politik
Angola erlangte seine Unabhängigkeit im Jahr 1975. Bis 2002 herrschte daraufhin
ein von einzelnen Phasen der Waffenruhe unterbrochener Bürgerkrieg, bei dem
Kämpfe zwischen der MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola), der
Volksbewegung zur Befreiung Angolas, unter dem heutigen Präsidenten Eduardo
dos Santos, und der Bewegung UNITA (União Nacional para a Independência Total
de Angola) geführt wurden. Seit dem Tod des Anführers der UNITA, Jonas Savimbi,
herrscht ein anhaltender Frieden im Land und Angola steht im Zeichen der
politischen Stabilisierung und des nationalen Wiederaufbaus. 2008 fanden die ersten
Parlamentswahlen nach 1992 statt. Dabei konnte die seit der Unabhängigkeit 1975
regierende MPLA mit einem Stimmenanteil von 81,6 Prozent einen klaren Sieg
erringen.
Im Januar 2010 billigte die Nationalversammlung eine neue Verfassung, die das
provisorische
Grundgesetz
von
1991
ablöst
und
unter
anderem
eine
Wahlrechtsreform beinhaltet, welche die bisherige Wahl des Präsidenten durch das
Volk abschafft und dessen Amtszeit auf maximal zweimal fünf Jahre festlegt.
Präsident wird demnach der jeweilige Vorsitzende der regierenden Partei. Diese
Änderung ermöglicht dem seit 1979 amtierenden Präsidenten dos Santos bei
entsprechenden Wahlsiegen der MPLA zwei weitere Amtsperioden ab 2012.
Seit Mitte des letzten Jahrzehnts hat sich die Menschenrechtslage in Angola
prinzipiell verbessert, insbesondere bei der Meinungs- und Pressefreiheit. Bei der
Polizei, in der Justiz und im Strafvollzug gibt es jedoch noch immer Missstände. Die
Ernährungs-
und
Gesundheitssituation
eines
Großteils
der
angolanischen
Bevölkerung bleibt in vielen ländlichen Gebieten des Landesinneren unbefriedigend.
Unmittelbar vor dem Fünf-Jahres-Kongress der MPLA im November 2009 rief der
Präsident eine Kampagne gegen Korruption ins Leben und belebte damit ein
Versprechen wieder, welches er vor den parlamentarischen Wahlen 2008 gegeben
hatte.
Korruption
bleibt
eine
der
wesentlichen
Herausforderungen
der
Modernisierung der angolanischen Gesellschaft.
Wirtschaft
Angola verfügt über große Vorräte an natürlichen Ressourcen (Erdöl, Diamanten,
Mineralien, Landwirtschaft und Fischerei). Die traditionelle Landwirtschaft beschäftigt
53
einen Großteil der Bevölkerung, jedoch vor allem in der Subsistenzwirtschaft, sodass
die die Hälfte der Nahrungsmittel immer noch importiert werden muss.
Der importabhängige Erdölsektor bestimmt zum größten Teil die wirtschaftliche
Entwicklung des Landes. Angola ist mit derzeit ca. 1,7 Mio. Barrel/Tag nach Nigeria
der zweitgrößte Erdölproduzent in Afrika südlich der Sahara. Die Erdölerlöse stehen
für etwa 95 Prozent der Exporte und 80 Prozent des BIP. Diese einseitige
Abhängigkeit führte dazu, dass das Land schwer von dem Einbruch der Ölpreise
2009 getroffen wurde. War es zuvor eine der am schnellsten wachsenden
Volkswirtschaften der Welt, kam das Wirtschaftswachstum 2009 zum Stillstand. Die
monetären Politikinstrumente, die als Reaktion auf die internationale Finanz- und
Wirtschaftskrise angewendet wurden, und das Beharren auf der Nutzung von
Devisen, um den Kwanza gegen den Dollar zu stabilisieren, führten zu einer
beispiellosen Liquiditätskrise und einer hohen Inflationsrate. Ende 2009 stellte die
Regierung
einen
Antrag
für
eine
Intervention
des
IWF,
welcher
eine
Bereitschaftskreditvereinbarung in Höhe von US-$ 1,4 Mrd. mit Angola traf, bei der
vor allem die Unterstützung der angolanischen Zahlungsbilanz im Mittelpunkt steht.
Später zeigte sich der IWF bereit, eine weitere Milliarde US-$ aufzubringen. Seit
Anfang 2010 belebte sich die angolanische Wirtschaft wieder, wodurch bis Ende des
Jahres die Wirtschaft des Landes um 1,6 Prozent wuchs. Laut IWF ist für 2011
wieder ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum von 7,8 Prozent zu erwarten.
Ein bedeutender Teil der Infrastruktur des Landes ist auch nach dem Krieg noch
beschädigt oder unterentwickelt. Landminen aus der Zeit des Bürgerkrieges
erschweren
immer
noch
landwirtschaftliche
Tätigkeiten.
Die
allgemeinen
makroökonomischen Bedingungen haben sich jedoch seit dem Ende des
Bürgerkriegs stetig verbessert und die Regierung reformiert die Wirtschaft durch ein
Programm der Privatisierung bzw. der Restrukturierung öffentlicher Unternehmen,
um diese effizienter zu gestalten. Außerdem verändert sie die Steuerpolitik, mit dem
Ziel einer vergünstigten nationalen Produktion außerhalb des Erdölsektors.
Als wichtigste Aufgaben der Wirtschaftspolitik gelten unverändert die Schaffung von
Arbeitsplätzen, die Ankurbelung der Privatwirtschaft in den nicht mit dem Ölsektor
verbundenen Branchen und die Ausdehnung von Kapazitäten, vor allem in
Landwirtschaft und Industrie.
54
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Die
Wirtschaftsbeziehungen
zwischen
Deutschland
und
Angola,
dem
zweitwichtigsten deutschen Absatzmarkt im südlichen Afrika, weisen eine hohe
Dynamik in ihrer Entwicklung auf. So stieg der deutschen Export seit 2002 von € 56
Mio. auf € 402 Mio. in 2008. Davon sind allein 76 Prozent Fahrzeuge und
Ausrüstungslieferungen. Importiert wird von Deutschland mit einem Anteil von fast 96
Prozent hauptsächlich Rohöl. Das jährliche Importvolumen aus Angola schwankt
dementsprechend gemäß der Erdöleinfuhren und belief sich 2008 auf rund € 468
Mio. 2009 gingen die deutschen Exporte um fast 30 Prozent zurück auf € 298 Mio.
und die angolanischen Exporte um fast die Hälfte auf € 252 Mio. Aufgrund der
Liquiditätsengpässe
angolanischer
Institutionen
und
Unternehmen
ging
der
Außenhandel 2010 weiter zurück, auch im bilateralen Handel mit Deutschland
(deutsche Exporte nach Angola: € 263 Mio., deutsche Importe aus Angola: € 228
Mio.). Seit Beginn des Jahres 2011 zeichnet sich indes wieder ein Anstieg des
Außenhandels und der allgemeinen Wirtschaftsaktivitäten Angolas ab.
Anlässlich des Besuchs von Staatspräsident dos Santos in Berlin im Februar 2009
manifestierten beide Regierungen ihre wachsenden bilateralen Beziehungen mit der
Unterzeichnung einer Gemeinsame Absichtserklärung über eine strategische
Partnerschaft zur Erweiterung und Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit
zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Angola durch Präsident
dos Santos und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diesem Abkommen ging eine
Absichtserklärung aus dem Jahr 2007 voraus, die der damalige Wirtschaftsminister
Glos im Rahmen seiner Angola-Reise unterschrieb. Im Jahr 2008 wurde vom AfrikaVerein der deutschen Wirtschaft das jährlich stattfindende Deutsch-Angolanische
Wirtschaftsforum ins Leben gerufen, welches die einzige große Plattform für Kontaktund Geschäftsanbahnung für und mit Angola ist. Ein weiterer Schritt zur Vertiefung
der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen war die Eröffnung des Delegiertenbüros der
Deutschen Wirtschaft in Luanda (AHK Angola) im Juli 2010, die gleichzeitig mit dem
dritten Deutsch-Angolanischen Wirtschaftsforum in Luanda stattfand. Die AHK
Angola bietet sowohl deutschen als auch angolanischen Unternehmen eine erste
Anlaufstelle.
55
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Angola zeichnet sich durch zunehmend stabilere politische Verhältnisse aus. Die
mittel- und langfristigen Chancen für unternehmerisches Engagement sind hoch und
deutsche Unternehmen und Produkte haben in Angola einen guten Ruf. Das Land
besitzt einerseits aufgrund der Einnahmenbasis aus der Ölindustrie, andererseits
aufgrund des Bedarfs zum Wiederaufbau nach dem jahrelangen Bürgerkrieg eine
dynamische Wirtschaft. Somit besteht ein hohes Potenzial, erfolgreich auf dem
angolanischen Markt aktiv zu sein, welches von den befragten Experten bestätigt
wurde. Weitere Absatzmöglichkeiten bestehen in der Bereitstellung von Konsum- und
Investitionsgütern, da der Großteil aller in Angola verkauften Waren importiert
werden
muss.
Wachstumsbranchen
und
Märkte
sind
die
Erdölwirtschaft,
Infrastrukturprojekte (zum Beispiel Straßen- und Brückenbau, Ausbau von Häfen und
Flughäfen),
Energiewirtschaft,
Telekommunikation,
Bauwirtschaft
Landwirtschaft
und
(z.B.
Wohnungsbau),
Nahrungsmittelherstellung
sowie
die
Hotellerie.
Als Hindernisse für die Entwicklung einer dynamischen Privatwirtschaft nannten die
Experten vor allem der Mangel an ausgebildeten Fachkräften, die Zollregularien und
-prozeduren,
die
übermäßige
und
schwerfällige
Bürokratie,
unzureichende
Regulierungssysteme, Korruption, die hohen Lebenskosten sowie Schwachstellen
bei der Gerichtsbarkeit und die schwierigen Bedingungen für den lokalen
Wertschöpfungsanteil.
Für einen erfolgreichen Eintritt in den angolanischen Markt sind außerdem erhebliche
Vorleistungen ,große Ausdauer sowie Kenntnisse der portugiesischen Sprache
erforderlich.
>> Erdöl und Erdgas
Seit den 1980er Jahren stieg die Erdölproduktion Angolas stetig an, erfuhr aber erst
seit Ende des Bürgerkrieges eine rasante Zunahme. Im Jahr 2008 förderte das Land
über 2 Mio. Barrel/Tag und wurde damit kurzzeitig der größte Ölproduzent SubSahara Afrikas. Nach Einbuch der Erdölpreise 2008 sank die Produktion wieder auf
1,7 Mio. bis 1,9 Mio. Barrel/Tag. Die Erdölproduktion stellt die dominierende Größe
der angolanischen Volkswirtschaft dar, was unter anderem der Tatsache geschuldet
ist, dass sich während des Krieges ein allgemeiner wirtschaftlicher Niedergang
56
abzeichnete, im Zuge dessen alle wirtschaftlichen Aktivitäten außer denen im
Offshore-Ölsektor nahezu eingestellt wurden.
Die staatliche Erdölgesellschaft Sonangol E.P., die 1976 nach der Unabhängigkeit
gegründet wurde, ist mit ihren zahlreichen Tochterunternehmen die dominierende
Einheit der angolanischen Erdölindustrie und an fast allen Projekten der Branche als
Teilhaber beteiligt.
Diverse aktuell bedeutende industrielle Vorhaben sind in der Erdölindustrie
angesiedelt, in der in den nächsten Jahren ausländische Investitionen in der
Größenordnung von über US-$ 50 Mrd. erwartet werden. Ein weiteres Projekt ist der
Bau der Raffinerie Sonaref in Lobito, die nach Fertigstellung 200.000 Barrel/Tag
verarbeiten soll. Geplant ist der Produktionsbeginn 2012.
In Soyo, im Norden Angolas, ist die Gasverflüssigungsanlage AngolaLNG seit 2007
im Bau, die nach Fertigstellung eine Produktionskapazität von 5,2 Mio. Tonne pro
Jahr haben wird. Federführung für die Anlage in Soyo hat der amerikanische
Konzern Chevron mit Beteiligung von Sonangol, der britischen BP, der französischen
TOTAL und und der italienischen ENI, die gemeinsam ca. US-$ 9 Mrd. in den Bau
investiert haben. Die Anlage soll einerseits sämtliches bisher auf hoher See
abgefackeltes Gas, andererseits aber auch speziell gefördertes Gas größtenteils für
den Export verarbeiten.
AngolaLNG soll laut angolanischer Angaben noch im Jahr 2011 mit der Produktion
beginnen können. Derweil gehen die Planungen für eine zweite LNG-Anlage weiter.
Die Erdöl- und Erdgasreserven des Landes bieten der deutschen petrochemischen
Industrie gute Chancen. Vor allem auch in der Bereitstellung von Maschinen und
Einzelteilen für die Produktion sowie der Logistik haben deutsche Unternehmen
Geschäftsmöglichkeiten.
>> Energiewirtschaft
Angola ist derzeit mit elektrischer Energie unterversorgt, wodurch sich viele
Geschäftschancen auch für deutsche Unternehmen ergeben. Das angolanische
Stromnetz ist in drei Regionalnetze (Nord, Mitte, Süd) gegliedert, die nicht
miteinander verbunden sind. Es kommt durch die Mangelversorgung häufig zu
Stromausfällen, sodass viele Haushalte und Unternehmen, zumindest in den
Städten, Dieselgeneratoren als Notlösung besitzen. Nach Angaben der Regierung
57
aus dem Jahr 2010 benötigt das Land Investitionen mindestens in Höhe von US-$ 18
Mrd., um die Energieversorgung der sich industrialisierenden Wirtschaft sicherstellen
zu können. Diese Summe soll bis 2018 den Ausbau der Energieinfrastruktur sichern.
Das größte Potenzial zur Energiegewinnung besitzt Angola in seinen reichhaltigen
Wasservorkommen, die geschätzt bis zu 18.000MW produzieren könnten. Jedoch ist
der Großteil des Landes dünn besiedelt und eine flächendeckende Versorgung mit
Strom sehr kostspielig. Die heutige Stromgewinnung durch Wasserkraft liegt bei 900
Megawatt.
Auch für Solarenergie besteht in Angola Potenzial. Bisher wird diese Art der
Stromgewinnung noch in geringem Maße genutzt, doch für nicht an das nationale
Stromnetz angeschlossene Orte besteht durchaus Bedarf. Auch im Rahmen der
Initiative der angolanischen Regierung zum Bau von einer Million Häuser innerhalb
von vier Jahren, welche 2009 ins Leben gerufen wurde, wird Solarenergie als
potenzielle Stromquelle für Wohnhäuser diskutiert.
Windenergie ist in Angola z.B. entlang der 1.600 km langen Küste gut nutzbar.
Dennoch gibt es bisher auf diesem Gebiet keine größten Planungen.
Mit Hilfe brasilianischer Partner wurde die angolanische Companhia de Bioeneria de
Angola (Biocom) vor einigen Jahren gegründet, die bereits Zuckerrohrplantagen
angelegt hat. Ende 2011 soll voraussichtlich die Produktion von Biokraftstoff
beginnen und damit den Einstieg Angolas in den Biokraftstoffmarkt bezeichnen.
Bereits im Jahr 2010 erließ die angolanische Regierung ein Gesetz zur Förderung
von Biokraftstoffen. So sollen unter anderem Anbauflächen über die bisherige
Grenze der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche vergeben sowie andere (finanzielle)
Anreize bewilligt werden können.
>> Bergbau
Umfangreiche Mittel der Regierung sind auch zur Diversifizierung des Bergbaus
vorgesehen. Um die Abhängigkeit vom Diamantensektor zu verringern, sollen in den
Kupfer-, Manganerz- und Eisenerzbergbau bis 2012 rund US-$ 3 Mrd. investiert
werden. Für die Großprojekte werden internationale Investoren gesucht und es
ergeben sich auch Chancen für Zulieferer von Ausrüstungen. So soll zum Beispiel
demnächst die stillgelegte Kupfermine Mavoio nördlich der Stadt Uige wieder in
Betrieb genommen werden, welche bis zu 20.000 Tonnen Kupfer pro Monat
produzieren könnte. Des Weiteren wird es ein Joint Venture für ein groß angelegtes
58
Vorhaben im Eisen- und Manganerzabbau mit Investitionen in Höhe von US-$ 6 Mrd.
geben. Weitere Projekte sind vor allem im Eisenerzbergbau zu finden.
Der Diamantenbergbau erholt sich wieder von der Wirtschaftskrise und es können
weitere Projekte erwartet werden. Ausländische Unternehmen können sich im
Diamantenbergbau jedoch nur im Rahmen von Joint Ventures mit der staatlichen
Diamantengesellschaft Endiama engagieren. Per Gesetz ist die Beteiligung auf 40
Prozent begrenzt. Berichtet wird ferner über die Entdeckung von Goldvorkommen in
der Provinz Huíla. Laut Branchenberichten soll die Bergbauindustrie bis 2014 einen
Produktionswert von insgesamt rund US-$ 6,4 Mrd. erreichen und Experten sprechen
von einem riesigen noch ungenutzten Potenzial an Diamantenvorkommen.
Angola verfügt auch über reiche Vorkommen an Zinn, Phosphaten, Kaolin, Blei, Zink,
Beryll, Vanadin, Titan, Chrom, Quarz, Gips, Wolfram, Marmor und Granit, die bisher
unzureichend abgebaut werden.
>> Agrarsektor
Angola besitzt ein beachtliches Potenzial in der Landwirtschaft und könnte nach
Schätzungen ein Vielfaches seiner Bevölkerung ernähren. Das Land verfügt nach
Schätzungen des IWFs über 56 Mio. Hektar ungenutztes Agrarland, von dem nur
rund 10 Prozent genutzt werden und ist zudem mit ausreichenden Wasserreserven
ausgestattet. Die Hälfte aller Beschäftigten ist in der Landwirtschaft tätig, welche
jedoch nur 9,6 Prozent des BIP ausmacht. Große kommerzielle Farmen und
Plantagen gibt es kaum, der Großteil der landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung ist in
der Subsistenzwirtschaft beschäftigt.
In den 1960er und 1970er besaß Angola eine sehr weit entwickelte Landwirtschaft
und exportierte diverse Produkte z.B. Kaffee oder Zucker. Heute, verursacht durch
den jahrzehntelangen Bürgerkrieg liegen weite Teile des landwirtschaftlich nutzbaren
Landes brach und sind teilweise noch massiv vermint, sodass große Mengen
Nahrungsmittel importiert werden müssen. Die Wiederbelebung der Landwirtschaft
ist aufgrund dessen eine Priorität der angolanischen Regierung.
Zur Entwicklung des Landwirtschaftssektors plant die angolanische Regierung laut
GTAI bis 2012 Investitionen im Umfang von insgesamt US-$ 1,2 Mrd. Weiterhin will
der International Fund for Agriculture Development (IFAD) US-$ 50 Mio. für Projekte
in der angolanischen Landwirtschaft anbieten. Im März 2011 verkündete das
59
angolanische Landwirtschaftsministerium die Gewährung von Kredit für nationale
Produzenten in Höhe von US-$ 5.000 für langfristige Projekte. Diese Kredite werden
über einige kommerzielle angolanische Banken vergeben. Des Weiteren als prioritär
sieht die angolanische Regierung die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte.
Einige Fabriken zur Herstellung von Fruchtsäften, Molkereiprodukten u.ä. existieren
bereits, allerdings reicht die Produktion für den angolanischen Bedarf bei weitem
nicht aus. Hier bieten sich Chancen der deutschen Industrie, an der angolanischen
Entwicklung teilzuhaben. Derweil prüft das Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) eine mögliche Zusammenarbeit mit
Angola in Bereich der Landwirtschaft.
>> Infrastruktur und Baugewerbe
Seit dem Ende des Krieges fließen Milliardenbeträge in den Wiederaufbau der
größtenteils zerstörten Infrastruktur. Dennoch besteht immer noch ein großer
Nachholbedarf. 2011 beginnt die zweite Phase des Infrastrukturwiederaufbauprogramms der Regierung, welches auch der Bauwirtschaft weitere lukrative
Aufträge verschaffen soll. Es legt seinen Schwerpunkt auf den Transportsektor, vor
allem auf den Hafen- und Flughafenausbau. Im Rahmen der Wirtschaftskrise
2009/2010 gingen die Güterströme deutlich zurück, dennoch sind fast alle Häfen des
Landes dauerhaft überlastet. Zu den wichtigsten Projekten zählen der Hafenausbau
in Luanda und in Cabinda sowie die Errichtung eines neuen Containerterminals in
einer Bucht nördlich Luandas. Laut aktuellen Berichten aus Angola wurden die
Abfertigungsverfahren im Hafen von Luanda bereits erheblich verbessert und die
durchschnittliche Wartezeit für ankommende Schiffe von 80 auf zehn Tage reduziert.
Langfristig stehen außerdem Projekte im Straßen- und Brückenbau sowie die
Erweiterung des Schienennetzes auf dem Programm. Unter den geplanten
Großvorhaben ist insbesondere der Plan über einen Brückenbau in Höhe von US-$ 3
Mrd. hervorzuheben, der die durch die Demokratische Republik Kongo abgetrennte
Exklave Cabinda mit dem Rest des Landes verbinden soll.
Investitionen in Milliardenhöhe in den Wiederaufbau der Infrastruktur haben der
Bauwirtschaft eine Hochkonjunktur verschafft. Ein Problem stellen jedoch die
Schwächen im administrativen Bereich dar, durch die die Durchführung zahlreicher
Großprojekte behindert wird. Durch die Wirtschaftskrise konnte die Regierung 2009
60
außerdem vorübergehend ihre Zahlungsverpflichtungen aufgrund der knappen
öffentlichen Kassen nicht erfüllen und baute Ausstände von bis zu US-$ 6 Mrd auf,
wodurch viele Bauvorhaben ins Stocken gerieten. Der Großteil dieser Ausstände ist
aber mittlerweile wieder beglichen. Die Bauwirtschaft hat somit Ende 2010 langsam
wieder Fahrt aufgenommen.
Die Initiative zum Bau von einer Million Häuser innerhalb von vier Jahren (bis 2013)
bietet auch für deutsche Unternehmen Geschäftschancen. Jedoch ging auch in
diesem Bereich die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei, sodass viele Baueinheiten
zwar vergeben aber die Baumaßnahmen in Verzug geraten sind.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Angola ist kein Schwerpunktpartnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, dennoch gibt es verschiedene durch Deutschland finanzierte Projekte im
Land. Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit wurden seit 1992 drei Projekte
aus dem Bereich entwicklungsorientierte Nothilfe durchgeführt. Im Jahr 2003 wurden
zwei der Projekte in das integrierte Programm „Lokale Entwicklung und
Reintegration“
aufgenommen.
Außerdem
wurden
aus
Gründen
der
Post-
Konfliktmaßnahme zwischen 2007 und 2009 ehemalige Militärs an einer aus
Projektmitteln finanzierten Wildhüterschule für den Einsatz in Naturreservaten
ausgebildet. Seit 2011 wird von der Bundesregierung ein Programm zur
Verbesserung der Berufsausbildung durchgeführt, welches mit den Sektoren
Landwirtschaft und Baugewerbe in Sumbe, südlich von Luanda, beginnen wird. Auch
die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern ist seit 2010 im
Bereich der Berufsbildung in Angola aktiv. Mit Hilfe der Stärkung des angolanischen
Industrieverbandes AIA sollen Berufsbildungsmöglichkeiten nach deutschem dualem
System geschaffen werden.
Einbindung in regionale Organisationen
Es ist Mitglied in der Afrikanischen Union (AU) und der südafrikanischen
Entwicklungsgemeinschaft SADC. Von letzter übernimmt das Land 2011 die jährlich
rotierende Präsidentschaft. Der Beitritt des Landes zur 2008 von der SADC
eingerichteten Freihandelszone ist jedoch weiterhin verschoben.
2007 trat Angola der OPEC bei, deren Vorsitz es 2009 trotz Wirtschafts- und
Finanzkrise unter Erhalt der OPEC-Kohärenz und -disziplin erfolgreich ausübte.
61
Auch in der Kommission der Golf von Guinea-Staaten, deren Sekretariat sich in
Luanda befindet, übt Angola bis Ende 2010 den Vorsitz aus. Als Aufgaben definiert
die Organisation eine gemeinsame Interessenvertretung nach außen, eine interne
friedliche Streitbeilegung und die Schaffung eines Raumes kollektiver Sicherheit.
Des Weiteren ist Angola Mitglied der Gemeinschaft portugiesischsprachiger Staaten
(CPLP).
62
3.5 Namibia
Allgemein:
Bevölkerungszahl:
2,2 Mio.
Hauptstadt:
Windhuk
Korrespondenzsprache:
Englisch (weitere Sprachen: Afrikaans, Oshivambo, Otjiherero,
Deutsch, ua.)
Offizielle Bezeichnung:
Republik Namibia
Staatsform:
Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt:
Hifikepunye Pohamba
Nächste Wahlen:
2014
Währung:
Namibia Dollar (NAD)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
11,5 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
4,4%
Aufteilung BIP (2008):
Landwirtschaft:9,4%, Industrie: 34,7%, Dienstleistung: 58%
Inflation:
6,5%
Haushaltsgleichgewicht:
-1,6% des BIP
Leistungsbilanz:
-2,2% des BIP
Auslandsschulden (2009):
5,8% des BIP
Exportgüter:
Diamanten, raffiniertes Kupfer und Zink, Metallerze
einschließlich Uran, Vieh, Fisch
Importgüter:
Nahrungsmittel, Erdöl und Erdölerzeugnisse, Maschinen,
elektrische Maschinen und Geräte, Kfz, chemische Stoffe
Handelsvolumen (US-$):
Exporte: 4,7 Mrd., Importe: 5,6 Mrd.
Handelspartner:
Exporte: SACU, Großbritannien, Spanien, Deutschland, Japan
Importe: Südafrika, Deutschland, Schweiz, Großbritannien
Wichtige Sektoren:
Bergbau, Banken, Tourismus, Telekommunikation
ADI (US-$):
Bestand: 4,0 Mrd.
Zuflüsse: 516 Mio.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und -schutzabkommen, in Kraft seit 1997
- Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1995
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
63
Politik
Nachdem Namibia seit dem ersten Weltkrieg unter der Verwaltung und damit auch
unter der Apartheidlsegislatur Südafrikas stand, erlangte es im März 1990 nach mehr
als hundertjähriger Fremdbestimmung seine Unabhängigkeit. Seither ist die aus der
1969
gegründeten
Organisation
Unabhängigkeitsbewegung
hervorgegangene
SWAPO
South
West
Africa
Regierungspartei.
People’s
Bei
den
Präsidentschaftswahlen 2004 wurde Hifikepunye Pohamba zum Nachfolger des
ersten Staatspräsidenten Sam Nujoma gewählt und Ende 2009 erneut in seinem Amt
bestätigt.
Laut
Verfassung
ist
Namibia
eine
parlamentarische
Demokratie
mit
Mehrparteiensystem, freien Wahlen, garantierten Grundrechten, unabhängiger Justiz
und Pressefreiheit. Aufgrund der starken Rolle des Präsidenten und der
Zweidrittelmehrheit der Regierungspartei in beiden Häusern zeigt sich in der
Verfassungswirklichkeit aber ein zentralistisch geführtes Präsidialsystem.
Namibia genießt seit seiner Unabhängigkeit eine hohe politische Stabilität, weist aber
eine, auch im globalen Maßstab, besonders ausgeprägte Ungleichheit der
Einkommensverteilung auf, mit einem Gini-Index von über 0,6. Nach dem Vorbild
Südafrikas soll im Rahmen eines an BBBEE angelehnten Programms die ehemals
benachteiligte, zumeist schwarze Bevölkerung vermehrt an der Wirtschaft beteiligt
und somit auch eine Milderung der Ungleichgewichte in der Einkommensverteilung
sowie eine Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit erreicht werden.
Eine große Herausforderung stellt die hohe HIV/AIDS Infektionsrate dar, welche
erhebliche wirtschaftliche und soziale Auswirkungen zur Folge hat.
Wirtschaft
Namibia hat eine sehr geringe Bevölkerungsdichte. Es verfügt über einen großen
Reichtum
an
Bodenschätzen,
Fisch-
und
Viehbeständen
sowie
über
ein
beträchtliches Potenzial in der Tourismusbranche. Wirtschaftlich ist es jedoch stark
von seinem Bergbausektor abhängig, vor allem von der Förderung und Verarbeitung
von Mineralien für den Export. So ist das Land fünftgrößter Produzent von Uran in
der Welt und Produzent großer Mengen an Kupfer, Zink und Zinn. Es sind jedoch
weniger als drei Prozent der arbeitenden Bevölkerung im Bergbau tätig.
Der Dienstleistungssektor trägt mehr als die Hälfte zum BIP bei und ist einer der
Hauptmotoren
für
das
Wirtschaftswachstum.
Vor
allem
Finanz-
und
64
Wirtschaftsdienstleistungen sowie der Tourismus spielen in Namibia eine große
Rolle.
In der Landwirtschaft finden sich etwa ein Viertel aller Erwerbstätigen, darunter viele
Subsistenzbauern. Gemessen am Entwicklungsstand des Landes ist dieser Anteil
noch sehr hoch. Da außerdem der Beitrag der in der Landwirtschaft Beschäftigten
zur Gesamtproduktion nur schwach ausgeprägt ist, definiert die namibische
Regierung den Ausbau und die Diversifizierung des sekundären Sektors als
strategische Ziele.
Der wichtigste Wirtschaftspartner Namibias ist Südafrika. Der namibische Dollar ist
im Verhältnis 1:1 an den südafrikanischen Rand gebunden. 80 Prozent der
namibischen Importe kommen aus Südafrika sowie 25 Prozent der Exporte gehen
dorthin zurück. Namibia ist mit Südafrika verbunden in der Währungsunion MMA und
der Zollunion SACU.
Die Stärken der namibischen Volkswirtschaft liegen mit einer Staatsschuld von unter
sechs Prozent in der stabilitätsorientierten Geld- und Fiskalpolitik, in der hohen
politischen Stabilität und Rechtssicherheit sowie in einer nach afrikanischen
Maßstäben
gut
entwickelten
Telekommunikation,
Infrastruktur,
Verkehrswege
sowie
vor
allem
in
Seeanbindung.
den
Die
Bereichen
größten
Herausforderungen für das Land finden sich in der geringen Arbeitsproduktivität
breiter Bevölkerungsschichten als Folge fehlender Bildung bzw. Qualifikation sowie in
der hohen Verbreitung von HIV/AIDS.
Der IWF erwartet im Zuge der wirtschaftlichen Erholung für 2011 einen Anstieg des
Wirtschaftswachstums auf 4,8 Prozent und einen Rückgang der Inflation auf 5,9
Prozent. Außerdem ist von einer Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits auf sechs
Prozent auszugehen.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Namibia und Deutschland pflegen auf Grund der gemeinsamen Geschichte eine
besondere Beziehung. Von 1884 bis 1915 war Namibia deutsche Kolonie. Der Wert
des deutsch-namibischen Handelsvolumens ist auch im Krisenjahr 2009 zweistellig
gewachsen. So belief es sich auf € 210 Mio. Die wichtigsten deutschen Exportgüter
sind Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Kraftfahrzeuge und Nahrungsmittel.
Aus Namibia werden nach Deutschland vor allem Fleischwaren, Rohkupfer und
65
Kupferlegierungen sowie Nichteisenmetalle wie beispielsweise Zinn und Zink
eingeführt.
Die nach der Unabhängigkeit erhofften umfangreichen Investitionen aus Deutschland
blieben bisher aus. Im Januar 2009 erfolgte jedoch die Grundsteinlegung für ein
Großprojekt des deutschen Unternehmens Schwenk mit einem Investitionsvolumen
von über € 250 Mio. Das geplante Zementwerk - nahe Otavi im nördlichen
Zentralnamibia gelegen - ist eines der größten deutschen Investitionen in Afrika
überhaupt und auch eines der größten industriellen Projekte in der namibischen
Geschichte.
Es
wird
Namibias
erstes
Zementwerk
sein,
das
mit
einer
Produktionskapazität von 700.000 Tonnen pro Jahr Namibia und Regionen in den
angrenzenden Nachbarländern versorgen können wird.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Namibia ist zwar ein kleiner, aber für deutsche Unternehmen durchaus interessanter
Markt, der sich zudem auch leicht von Südafrika aus betreuen lässt. Sowohl die
Tatsache, dass immer noch viele Deutsche bzw. deutschsprachige Namibier dort
leben, als auch die historische Verbindung zu Deutschland im Zusammenhang mit
einem guten Geschäftsklima und Wachstum machen das Land für deutsche
Unternehmen relativ gut zugänglich. Laut der befragten Experten zeichnet sich
Namibia durch ein einfaches und freundliches Geschäftsumfeld bei politischer
Stabilität aus. Das Land genießt für bestimmte Güter zoll- und quotenfreien Zugang
zum EU Markt.
Potenziale ergeben sich außerdem aus der Mitgliedschaft in der SADC und in der
SACU sowie einer verhältnismäßig guten Infrastruktur und guten Regierungsführung.
Namibia ist mit einer Exportquote von 50 Prozent und einer Importquote von 55
Prozent sehr stark außenwirtschaftlich verflochten. Die Regierung fördert vor allem
exportorientierte Unternehmen. So können seit 1995 Firmen, die mindestens 80
Prozent ihrer Produktion in Länder außerhalb der SACU ausführen, einen ExportProcessing-Zone-Status erlangen, der die Unternehmenssteuer auf unbestimmte Zeit
völlig entfallen lässt.
Schwierigkeiten für ein unternehmerisches Engagement könnten laut der Experten
die
hohe
Kriminalität,
die
schwierigen
Bedingungen
für
den
lokalen
Wertschöpfungsanteil, Währungsschwankungen, unterschiedliche Geschäftskulturen
sowie die Möglichkeiten und Kosten einer Finanzierung bereiten.
66
>> Bergbau
Namibia zählt zu den rohstoffreichsten Ländern des afrikanischen Kontinents und
kann eine große Vielfalt an Mineralien aufweisen. Der Bergbau bildet das Rückgrat
der namibischen Volkswirtschaft und der Abbau von Diamanten, Uran, Zink, Kupfer,
Blei, Zinn, Marmor, Granit sowie Halbedelsteinen und Flussspat stellt eine wichtige
Quelle für Deviseneinnahmen dar. Aufgrund des hohen Technisierungsgrads bietet
der Bergbausektor jedoch nur wenige Arbeitsplätze. Ein höherer Anteil der
Weiterverarbeitung im Land könnte zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Dafür werden
jedoch qualifizierte Arbeitskräfte benötigt, an denen es auch in diesem Sektor zurzeit
mangelt.
Der Uranbergbau erlebt seit 2005 einen enormen Investitionsschub und ist vor dem
Diamantenbergbau wirtschaftlich am bedeutendsten. Drei Minen produzieren bereits,
eine vierte Mine ist in der Warteschleife. Eine der weltweit größten Uranminen ist die
mehrheitlich in australischem Besitz befindliche Rössing-Mine, die 2009 rund 4.600
Tonnen Uran produzierte. 2009 war Namibia der viertgrößte Uranproduzent der Welt.
Allerdings hat die Regierung aktuell einen Stopp für die Ausstellung weiterer
Explorationslizenzen verkündet, um eine Regulierung des Uranbergbaus vornehmen
zu können. Es sollen nachträglich auch Aspekte wie Umweltschutz und
Arbeitssicherheit Beachtung finden. Das Uraninstitut in Swakopmund, getragen von
den Uranminenbetreibern, wird ab 2011 verbindliche Normen für den Uranbergbau
festlegen, um unkontrollierten Abbau zu verhindern. In den nächsten Jahren benötigt
die Minen technologische Neuerungen, wofür umfangreiche Investitionen nötig sein
werden. Zum Beispiel investiert der französische Nuklearkonzern Areva rund US-$
750 Mio. in den Ausbau der Trekkopje-Mine, die nördlich von Rössing gelegen ist.
Bis 2013 will das Unternehmen die Mine in eine Riesenhalde umwandeln, in der
dann jährlich 3.000 Tonnen Uranoxid durch Ausspülung gewonnen werden. Weitere
Produktionsstätten sollen demnächst in Betrieb genommen werden.
Nach einem von der Wirtschaftskrise verschuldeten Umsatzeinbruch von einem
Fünftel in 2009 erwartete die Branche für 2010 ein Wachstum von etwa 10 Prozent.
Um die Erlöse für das Land zu maximieren muss es signifikante Investitionen in eine
modernisierte Infrastruktur wie Wasser, insbesondere Meerwasseraufbereitung,
Elektrizität und Transport sowie in Gesundheit und Bildung geben.
>> Landwirtschaft und Fischerei
67
Neben dem Bergbau ist der zweitwichtigste Sektor Namibias die exportorientierte
kommerzielle Landwirtschaft. Sie besitzt einen Anteil am BIP von 9,6 Prozent und
beschäftigt die Hälfte aller Arbeitskräfte des Landes. Aufgrund des weitgehend
ariden Klimas nimmt die Viehzucht noch weit vor dem Ackerbau eine wichtige
Position ein. Das Fleisch der extensiven Rinder- und Schafzucht wird vor allem nach
Südafrika exportiert. Einige Farmen haben sich außerdem erfolgreich auf die
Produktion von Straußenfleisch spezialisiert.
Die Getreideproduktion hingegen kann Namibias Eigenbedarf nicht konstant decken.
Fortschritte werden jedoch im Anbau von Obst und Gemüse erzielt. Voraussetzung
für weitere Anbaumöglichkeiten ist eine konstante Bewässerung. Dafür wurde 2003
die so genannte Green Scheme Policy eingeführt und im Jahr 2009 erneuert, um die
landwirtschaftliche Produktion und die Versorgungssicherheit von Nahrungsmitteln zu
erhöhen und Investoren anzuziehen.
Die Regierung sucht vor allem im Bereich kommunaler Landwirtschaftsbetriebe nach
Investoren mit Interesse an entsprechenden Partnerschaften und Joint Ventures
sowie verstärktem Wissens- und Technologietransfer, um diese konkurrenzfähiger
und damit unabhängiger von staatlicher Unterstützung zu machen.
Namibia verfügt über einen der reichsten Fischgründe der Welt. Internationale
Vereinbarungen
begünstigen
den
Fischhandel.
Die
Fischerei
und
die
fischverarbeitende Industrie Namibias nehmen einen Exportanteil von 25 Prozent ein.
Davon gehen alleine 70 Prozent in die EU und AKP-Länder sowie die Länder des
südlichen Afrikas. Die Fischverarbeitung hatte in letzter Zeit mit einigen Problemen
zu kämpfen, unter anderem mit einem Rückgang der Fischbestände und hohen
Ölpreisen. Sie soll nun aber mit Hilfe ausländischer Investoren weiter ausgebaut
werden. Außerdem fördert die namibische Regierung 2010/2011 die Aquakultur, vor
allem die Züchtung von Austern, mit ca. US-$ 11 Mio.
>> Telekommunikation
Der Telekommunikationssektor Namibias ist einer der modernsten und effizientesten
in Afrika und weist weiterhin hohe Wachstumsraten auf. Die hohen Investitionen, die
in
den
vergangenen
Jahren
in
den
Ausbau
eines
leistungsfähigen
Telekommunikationsnetzes geflossen sind, dürften in den kommenden Jahren für
sinkende Preise und ein umfangreicheres Dienstleistungsangebot sorgen. Das neue
Unterseekabel
WACS
soll
eine
leistungsstarke
Verbindung
ins
Ausland
68
gewährleisten. Es soll bis Ende 2011 fertig gestellt werden und entlang der
afrikanischen Westküste von Europa bis nach Kapstadt verlaufen.
Technisches Know-how wird auch weiterhin gefragt sein. Die Regierung möchte eine
Teilprivatisierung durchführen, allerdings nur einen geringen Anteil der Aktien
verkaufen. Dieser soll an einen strategischen Partner gehen, der über Erfahrungen in
der Telefonbranche verfügt und die neueste Technologie einführen kann.
Der Mobilfunk befindet sich inzwischen auf hohem technologischem Niveau. Mit
MTC, Leo (früher Cell One) und Namibia Telecom (seit 2007) sind drei Anbieter aktiv
und die Mobilfunkdichte ist mit ca. 1,2 Mio. Nutzern gemessen an anderen
afrikanischen Ländern vergleichsweise hoch. Alle drei Anbieter sind laut GTAI für
strategische Partnerschaften aus dem Ausland offen. Um das Marktpotenzial
ausschöpfen zu können, muss die Vernetzung der ländlichen Gebiete ausgebaut
werden.
>> Energiewirtschaft
Das staatseigene Unternehmen NamPower kann den Strombedarf Namibias nicht
alleine decken. Das Land ist daher auf Einfuhren, vorrangig aus Südafrika,
angewiesen. Engpässe in der Stromversorgung, auch in den Nachbarländern, und
vor allem der energieintensive Uranbergbau bedeuten, dass Namibia dringend seine
Stromerzeugungskapazitäten erweitern muss, um dem steigenden Bedarf gerecht zu
werden und die Abhängigkeit von Südafrika zu verringern. Es existieren bereits
einige Projektpläne, durch die die wachsende Nachfrage nicht nur in Namibia
sondern auch allgemein in der Region befriedigt werden soll. So sollen Kraftwerke
gebaut und sämtliche Kraftwerke im Land instand gehalten bzw. erweitert werden auch jene, die derzeit außer Betrieb sind. Außerdem wird der Ausbau von
Überlandleitungen nach Südafrika und Sambia durch verschiedene Projekte
vorangetrieben. Mit einem weiteren Projekt, Zizabona, in Höhe von US-$ 225 Mio.,
sollen laut GTAI bis 2013 die Stromnetze von Simbabwe, Sambia, Botsuana und
Namibia miteinander verbunden werden.
Immer wieder diskutiert wird über ein zusätzliches Wasserkraftwerk in Partnerschaft
mit Angola am Kunene-Fluss, dem sogenannten Baynes-Kraftwerk. In der
Projektphase befindet sich bereits, mit deutscher finanzieller Unterstützung der KfWBankengruppe, die Erweiterung des Ruacana-Kraftwerkes.
69
Eine
wichtige
Rolle
spielen
in
den
kommenden
Jahren
außerdem
Energiesparprogramme, mit deren Hilfe der Stromverbrauch reduziert werden soll.
Seit der Energiekrise in der Region 2008 wird massiv über Einsparungspotenziale
nachgedacht.
Alternative Energien finden bisher dagegen keine große Beachtung, obwohl Namibia
ideal für die Erzeugung von Sonnen- und Windenergie ist. Eine erste Windkturbine
ging 2005 bei Walvis Bay ans Netz, die jedoch nur im kleinen Maßstab Strom
produziert. Weiter Großprojekte an der Küste um Walvis Bay sind seit Jahren
geplant, ihre Realisierung steht allerdings noch aus. Im Januar 2011 unterzeichnet
indes ein japanisches Unternehmen einen Vertrag für den Bau eines Windparks in
der Lüderitzbucht, im Süden des Landes, welcher ab 2013 zunächst 44 Megawatt
Strom produzieren soll.
>> Wasserwirtschaft
Die
zunehmenden
Bevölkerungswachstum
Aktivitäten
machen
im
die
Uranbergbau
Wasserversorgung
und
das
Namibias
zu
starke
einem
zentralen Thema. Das Land ist generell von Wasserarmut gekennzeichnet und stark
schwankende Regenfälle erschweren die zuverlässige Versorgung. Derzeit werden
einige größere Projekte in der Wasserwirtschaft realisiert oder befinden sich noch im
Planungsstadium.
Im
Süden
des
Landes
wird
ein
Staudamm
für
die
landwirtschaftliche Bewässerung gebaut. Das bereits erwähnte Baynes-Kraftwerk am
Kunene ist mit einem veranschlagten Investitionswert von US-$ 1,1 Mrd. in Planung.
Außerdem investierte das französische Energieunternehmen Areva in den Ausbau
einer Meerwasserentsalzungsanlage für die Versorgung der Trekkopje-Mine, die
durch die Ausspülungstechnik Uranoxid herstellt und dafür Unmengen an Wasser
benötigt. Die Regierung rechnet mit der Eröffnung von einigen weiteren Minen im
Bergbau, die alle mit Wasser versorgt werden müssen. Das staatseigene
Unternehmen NamWater plant daher gemeinsam mit anderen Unternehmen den
weiteren Bau einer Entsalzungsanlage an der Küste, in der Nähe der Areva-Anlage.
Zusätzliche Entsalzungsanlagen sollen in Zukunft im äußersten Norden entstehen,
wo das Grundwasser brackig ist. Dafür werden laut GTAI derzeit deutsche Studien
durchgeführt, die überprüfen sollen, ob sich der Bau von kleineren Anlagen lohnt.
Zunehmende Bedeutung für die Landwirtschaft und für den Bergbau erhält auch die
70
Aufbereitung von Abwasser. Für den Bau solcher Anlagen fehlt es bisher häufig an
Know-how und Geld.
Über diese Ansätze hinaus werden mehrere strategische Projekte, wie die Entnahme
von Wasser aus den Flüssen Okavango und Kunene, diskutiert. Dies verstärkt vor
allem die Sorge des Nachbarlandes Botsuana um ein weiteres Austrocknen des
Okavangodeltas. Das durch die beiden Flüsse versorgte Inlandsdelta des Okavango
stellt einen wichtigen Naturschutzpark und eine große Devisenquelle für den
Tourismus Botsuanas dar.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Aufgrund
der
deutsch-namibischen
Geschichte
wird
die
Bundesregierung
Deutschland ihrer Verantwortung durch eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit
gerecht. Dies spiegelt sich auch im Umfang der deutschen Entwicklungsleistungen
für Namibia wider. Deutschland ist das wichtigste Geberland. Pro Kopf gerechnet
erhält Namibia die höchste deutsche Entwicklungshilfe in ganz Afrika. Schwerpunkte
liegen dabei laut dem BMZ in der ländlichen Entwicklung und dem Schutz natürlicher
Ressourcen, dem Straßentransport sowie in der nachhaltigen Wirtschaftsförderung.
Daneben wird der Förderung von guter Regierungsführung und Gleichberechtigung
sowie
der
Prävention
von
HIV/AIDS
bei
allen
Maßnahmen
der
Entwicklungszusammenarbeit Rechnung getragen.
2007 wurde außerdem die so genannte deutsch-namibische Sonderinitiative
gestartet. Für diese Initiative hat die Bundesregierung zusätzlich zur bilateralen
Entwicklungszusammenarbeit insgesamt € 20 Mio. bereitgestellt. Die Mittel sind für
Maßnahmen der Kommunalentwicklung in den Siedlungsgebieten derjenigen
Volksgruppen vorgesehen, die in besonderer Weise unter der deutschen
Kolonialherrschaft gelitten haben. Die Kleinprojekte sollen die Lebensbedingungen in
diesen Gebieten verbessern und verfolgen teils wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Ziele.
Mit deutscher Unterstützung wurde ein System für Mikrofinanzdienstleistungen
entwickelt. Bislang konnten dadurch bereits über 6.500 Kunden (davon 92 Prozent
Frauen) mit einem kumulierten Darlehen von mehr als € 2,3 Mio. unterstützt werden.
Direkt und indirekt profitierten davon mehr als 40.000 Menschen. Das Projekt wurde
in Namibias erste Mikrofinanz-Bank transferiert.
71
Kennzeichnend für das deutsche Engagement ist nicht nur die staatliche
Entwicklungshilfe, sondern eine Vielfalt privater Initiativen und Aktivitäten von
Nichtregierungsorganisationen. Die deutsche staatliche und private Hilfe seit der
Unabhängigkeit beläuft sich inzwischen auf über eine halbe Milliarde Euro. Für den
Zweijahreszeitraum 2009/2010 hat die Bundesrepublik € 125 Mio. zugesagt.
Einbindung in regionale Organisationen
Seit seiner Unabhängigkeit 1990 ist Namibia Mitglied der südafrikanischen
Regionalorganisation SADC. Als Mitglied der SADC setzt es sich aktiv für die
Förderung der regionalen Integration ein. Der Ausbau der Beziehungen zu den
unmittelbaren Nachbarn steht dabei im Vordergrund.
Die südafrikanische Zollunion SACU ist eine wichtige Quelle für die Einnahmen
Namibias. Bis 2010 bezog das Land 40 Prozent seiner Haushaltseinnahmen aus der
SACU. Seit August 2004 ist Windhuk Sitz des SACU Sekretariats.
Namibia ist außerdem aktives Mitglied in der Afrikanischen Union (AU).
72
3.6 Tunesien
Allgemein:
Bevölkerungszahl:
10,4 Mio.
Hauptstadt:
Tunis
Korrespondenzsprache:
Arabisch, Französisch
Offizielle Bezeichnung:
Tunesische Republik
Staatsform:
Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt:
Interimspräsident ist Moncef Marzouki (Dezember 2011)
Nächste Wahlen:
2012
Währung:
Tunesischer Dinar (TND)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
43,9 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
3,8%
Aufteilung BIP:
Landwirtschaft: 10,9%, Industrie: 35%, Dienstleistung: 42,7%
Inflation:
4,5%
Haushaltsgleichgewicht:
-3 % des BIP
Leistungsbilanz:
-4,5% des BIP
Auslandsschulden:
43,1% des BIP
Exportgüter:
Textilien und Lederwaren, Erdöl und Erdölerzeugnisse,
Elektronik
Importgüter:
Erdöl und Erdölprodukte, Textilien, Elektronik, Maschinen
Handelsvolumen (US-$):
Exporte: 16,7 Mrd., Importe: 20,3 Mrd.
Handelspartner:
Exporte: Frankreich, Italien, Deutschland, Libyen
Importe: Frankreich, Italien, Deutschland, China
Wichtige Sektoren:
Kohlenwasserstoffsektor, Tourismus, Transport und
Kommunikation, Nahrungsmittel, Textilindustrie, Maschinenbau
und Elektrotechnik
ADI (US-$) (2009):
Bestand: 31,9 Mrd.,
Zuflüsse: 1,7 Mrd.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 1966
- Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1976
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
73
Politik
Tunesien war der Ausgangspunkt des politischen Wandels, der Anfang 2011 eine
Vielzahl von arabischen Ländern ergriff. Das nordafrikanische Land wurde seit der
Unabhängigkeit von Frankreich 1956 bis Anfang 2011 von lediglich zwei politischen
Führern regiert. Seit der Unabhängigkeit zunächst von Präsident Habib Bourguiba
und nach einem Putsch von 1987 bis Februar 2011 durch Präsident Ben Ali. Diese
Phase der autoritären und zugleich relativ stabilen politischen Herrschaft endete
Mitte Januar 2011 in Folge größtenteils friedlicher Proteste gegen den Präsidenten
Ben Ali. Der Auslöser der tunesischen Revolution war die Selbstverbrennung eines
Gemüsehändlers, der durch die Behörden so drangsaliert worden war, dass er in
seiner Verzweiflung Selbstmord begann. Die daraus entstandene Protestbewegung
führt innerhalb von einem Monat zum Sturz von Präsident Ben Ali und dessen Flucht
ins Exil. Derzeit wird Tunesien von einer Übergangsregierung regiert. Eine
verfassungsgebende Versammlung arbeitet derzeit an einer neuen Verfassung, die
2012 in Kraft treten soll. Im Anschluss sollen dann Wahlen stattfinden.
Wirtschaft
Die tunesische Wirtschaft wurde durch den politischen Wandel kurzfristig relativ hart
getroffen. Der Tourismus brach ein, die Industrieproduktion ging zurück und auch
eine Reihe von Infrastrukturprojekten kamen zum Stillstand. Grundsätzlich verfügte
Tunesien jedoch in Nordafrika schon vor dem politischen Wandel über eines der
liberalsten
Wirtschaftssysteme.
Landwirtschafts-,
Bergbau-,
Die
Wirtschaft
Tourismus-
und
ist
besonders
Industriesektor
durch
geprägt.
den
Diese
Diversifizierung bewirkt eine relative Belastbarkeit gegenüber internen und externen
Schocks. Die wirtschaftliche Liberalisierung ging auf den ehemaligen Präsidenten
Ben Ali zurück und richtete sich vor allem an ausländische Unternehmen, die in
Tunesien etwa in die Textilproduktion und auch Herstellung von Elektrotechnik
investierten. Diese Politik sorgte für eine nach außen relativ liberale Wirtschaft,
verdeckte jedoch die mangelnden Liberalisierungsbemühungen im Inneren. Die
Präsidentenfamilie schaffte in einigen Wirtschaftsbereichen Monopole oder korrupte
Praktiken, welche eine liberale Wirtschaftspolitik innerhalb Tunesiens verhinderte.
Allerdings
begann
schon
im
letzten
Jahrzehnt
unter
Ben
Ali
eine
Liberalisierungspolitik, welche die Privatisierung des einzigen Stahlproduzenten des
74
Landes, der Versicherung Tunis Ré und des Transportunternehmen CTN vorsah.
Außerdem wurde das Steuersystem vereinfacht.
Der Dienstleistungssektor besitzt mit 53 Prozent einen großen Anteil am BIP.
Besonders bedeutend sind dabei die Bereiche Transport, Kommunikation, Hotellerie
und Gastronomie. Die tunesische Wirtschaft richtet sich sehr stark auf Europa aus,
sowohl was den Außenhandel, als auch die Tourismusbranche betrifft. Die EU hat
am
tunesischen
Handelsvolumen
einen
Anteil
von
fast
80
Prozent.
Die
Haupthandelspartner Tunesiens sind Frankreich, Italien und Deutschland.
2009 war die Wachstumsrate wegen einer verringerter Importnachfrage aus Europa
und eines schwächeren Tourismus auf 3 Prozent gesunken, konnte sich aber 2010
wieder auf fast 4 Prozent steigern. Für 2011 erwartet der IWF derzeit jedoch einen
Rückgang des Wachstums auf 1 Prozent, bevor das BIP ab 2012 wieder deutlich
schneller ansteigt. .
Zukünftige wirtschaftliche Herausforderungen beinhalten die Privatisierung der
Industrie,
die
ausländischer
Liberalisierung
Investitionen,
der
die
Investitionsbestimmungen
Verbesserung
der
zur
Erhöhung
Regierungseffizienz,
die
Reduzierung des Handelsdefizits und die Reduzierung der sozioökonomischen
Unterschiede im verarmten Süden und Westen. Hinzu kommt die Schaffung von
Arbeitsplätzen vor allem bei jungen Akademikern liegt die Arbeitslosenrate bei rund
25 Prozent.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Deutschland ist mit einem Anteil von 9 Prozent der drittgrößte Handelspartner
Tunesiens. Es werden hauptsächlich Elektrotechnik, Kfz und Kfz-Teile, Maschinen,
Textilien und Bekleidung, NE-Metalle, Elektronik und Kunststoffe aus Deutschland
importiert.
Nach
Deutschland
exportiert
werden
Textilien
und
Bekleidung,
Elektrotechnik, Erdöl, Maschinen, Kfz und Kfz-Teile, Nahrungsmittel, Elektronik sowie
Mess- und Regeltechnik.
Für Deutschland ist Tunesien der viertwichtigste Handelspartner auf dem
afrikanischen Kontinent und in Nordafrika nach Ägypten sogar der zweitwichtigste
Markt. Die tunesischen Importe aus Deutschland stiegen 2010 um 31,1 Prozent auf
€ 1,6 Mrd., die Exporte aus Tunesien erhöhten sich um 11,7 Prozent auf € 1,38 Mrd.
Deutschland ist außerdem der viertgrößte ausländische Investor in Tunesien. Der
Bestand der deutschen Direktinvestitionen belief sich 2008 auf € 157 Mio. Die 280 in
75
Tunesien tätigen deutschen Unternehmen bzw. Unternehmen mit deutscher
Kapitalbeteiligung beschäftigen derzeit 45.000 Mitarbeiter. Seit 1979 existiert die
Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer (AHK Tunesien) und vereint
heute ca. 570 deutsche und tunesische Unternehmen, die die bilateralen
Wirtschaftsbeziehungen
stärken.
Wirtschaftsabkommen
zwischen
Investitionsschutzabkommen
und
Weiterhin
beiden
dem
existiert
eine
Ländern.
Abkommen
zur
Reihe
Neben
von
einem
Vermeidung
der
Doppelbesteuerung bestehen Abkommen in den Bereichen Schifffahrt, Luftverkehr,
Rechtsschutz, Straßen- und Güterverkehr sowie Sozialversicherung.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Im Rahmen der politischen Umbrüche seit Januar 2011 war die wirtschaftliche
Aktivität im Land nur kurz zum Stillstand gekommen. Investoren sehen die
Entwicklungschancen Tunesiens weiterhin positiv. Laut der Experten zeichnet die
hohe Arbeitsproduktivität vor allem durch gut ausgebildete Arbeitskräfte, die
räumliche Nähe zum europäischen Markt, die leistungsfähige Infrastruktur und eine
attraktive Förderung der Exportindustrie die Wettbewerbsfähigkeit Tunesiens aus.
Potenziale für unternehmerisches Engagement ergeben sich außerdem durch die
hohe Präsenz deutscher Unternehmen, gute Investitionsbedingungen und die
wachsende Wirtschaft. Zudem bietet Tunesien gute Möglichkeiten als Einstieg in
benachbarte Länder.
2009 wurde in Tunesien eine Kampagne zur Förderung der Industriestrategie des
Landes gestartet, welche als Hauptanliegen das Ziel verfolgt, Tunesien als Industrieund Technologiestandort zu präsentieren. Bis zum Jahr 2016 sollen die Exporte
verdoppelt und die Direktinvestitionen aus dem Ausland verdreifacht werden. Dabei
ist eine Konzentration auf die Branchen vorgesehen, welche im internationalen
Wettbewerb besonders erfolgreich sind. Dazu gehören zum Beispiel die Kfz- und die
Textilindustrie, die Informationstechnologie und die Luftfahrtbranche.
Der vom Weltwirtschaftsforum herausgegebene Global Competitiveness Report
2010/2011 ernannte Tunesien erneut zum wettbewerbsfähigsten Land Afrikas.
Als
mögliche
Hindernisse
gaben
die
befragten
Experten
Sprachbarrieren,
aufwendige Zollregularien, -prozeduren und -bürokratie, die Marktenge sowie die
mangelnde Transparenz von Gesetzen und Bestimmungen an.
76
>> Automobilindustrie und Zulieferer
Tunesien konnte sich mit Hilfe staatlicher Unterstützung zu einem bedeutenden
Standort für die Produktion von Kfz-Teilen und -Zubehör entwickeln. Die Aussichten
für deutsche Unternehmen in dieser Branche sind auch in Zukunft gut.
Der Markt für fertige Fahrzeuge ist relativ begrenzt und kann durch Importe gedeckt
werden. Er wird von wenigen Importkonzessionären beherrscht, die von strengen
Einfuhrregelungen profitieren. Dagegen ist der Markt für Ersatzteile weitgehend
zersplittert und es gelten hier vergleichsweise liberale Importregularien.
Tunesien ist als Absatzmarkt für deutsche Automobilhersteller weniger interessant
und bisher gibt es noch keine Anzeichen, dass es sich zu einem regionalen Standort
für eine Kfz-Montageindustrie entwickeln könnte. Deutsche Hersteller konnten aber
davon profitieren, dass die Pkw- und Lkw-Importe zuletzt zugelegt haben. Das Land
ist vor allem ein attraktiver Standort für Hersteller von Kfz-Teilen geworden. So
werden vor allem für den europäischen Markt Kabelbäume, Elektronikteile,
mechanische Komponenten sowie Kunststoffteile angefertigt. Abnehmer sind
Automobilhersteller wie Daimler, Audi, VW, Renault, Peugeot und Fiat. Insgesamt
lassen 16 deutsche Unternehmen Kfz-Teile in Tunesien produzieren, von denen zwei
Unternehmen führend im Segment Kabelbäume sind. Laut einer Blitzumfrage der
AHK Tunesien im Januar 2011 stammt jeder siebte Kabelbaum eines deutschen
Autos aus Tunesien. Daneben spielt inzwischen aber auch die Herstellung von
mechanischen und elektronischen Teilen, Pumpen, Filtern, Windschutzscheiben,
Kühlern, Lampen und Startbatterien eine Rolle.
Tunesien als Standort profitiert mit seinen niedrigen Löhnen und einer hohen
Produktivität dabei insbesondere vom globalen Kostendruck in der Branche.
>> Gesundheitssektor
Trotz seiner nur 10,4 Mio. Einwohner weist Tunesien den regional am weitesten
entwickelten Markt für Medizintechnik und Gesundheitsdienstleistungen auf.
Angetrieben wurde die Entwicklung durch einen steigenden Lebensstandard und
durch eines der leistungsfähigsten Gesundheitssysteme Afrikas. Auch wenn
deutsche Unternehmen das Marktpotenzial bisher noch nicht optimal genutzt haben,
sehen ihre Geschäftschancen laut GTAI weiterhin gut aus.
77
Auch aus den umliegenden Ländern werden so genannte Medizintouristen nach
Tunesien gelockt. Diese sorgen für rund 25 Prozent des Umsatzes der tunesischen
Krankenhäuser. Europäer nutzen insbesondere die Kur- und Wellness-Angebote.
Das Gesundheitswesen steht dennoch weiterhin im Zentrum der Regierungspläne.
Für den Neubau und die Modernisierung bestehender Krankenhäuser sind laut der
EIU Ausgaben in Höhe von US-$ 370 Mio. geplant. Damit möchte die Regierung
Anschluss an den Privatsektor finden, der sich aufgrund des Medizintourismus in den
letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt hat.
Der tunesische Gesundheitssektor hat insbesondere Bedarf an medizinischen
Großgeräten, vorrangig für die Notfallmedizin. Ebenso wird medizinische Ausrüstung
für die plastische Chirurgie und Thalassotherapien benötigt.
Auch in der Pharmaindustrie bietet Tunesien gute Bedingungen und fördert die
Forschung, insbesondere im Bereich biopharmazeutischer Erzeugnisse. Attraktive
Fördermaßnahmen
und
klare
Regelungen
bieten
internationalen
Pharmaproduzenten gute Möglichkeiten, ihre Fertigung teilweise auszulagern. Bis
2016 soll das Land zu einem Exportzentrum für Pharmaprodukte ausgebaut werden.
Rohmaterialien können von den Herstellern zollfrei eingeführt werden, auch wenn die
Fertigmedikamente nicht exportiert, sondern auf dem nationalen Markt verkauft
werden.
>> Tourismus
Die Tourismusbranche ist in Tunesien ein wichtiger Arbeitgeber und stellt einen
Anteil von knapp 6 Prozent am BIP. Aufgrund günstiger Preise besitzt Tunesien
einen Ruf als Billigreiseland. Allerdings geht die Rentabilität der bislang
vorherrschenden
Tourismusformen
zurück.
Zudem
verschuldet
sich
der
Tourismussektor zunehmend. Da er weiterhin in hohem Maße vom Konjunkturverlauf
in Europa abhängt, musste der Sektor 2009 Einnahmeeinbußen im Zuge der
Wirtschaftskrise verzeichnen. Auch im Jahr 2011 ist aufgrund des politischen
Umsturzes mit Einnahmeeinbußen in der Tourismusbranche zu rechnen. Im Januar
2011 wurde der Ausnahmezustand in Tunesien und von deutscher Seite eine
Reisewarnung ausgesprochen, die erst im April aufgehoben wurde. Das Angebot der
Reiseveranstalter war Anfang des Jahres daher stark eingeschränkt worden und wird
voraussichtlich erst im Jahr 2012 wieder deutlich größer werden.
78
Mit
Hilfe
von
staatlicher
Förderung
in
Höhe
von
€
1,25
Mrd.
und
Modernisierungsmaßnahmen soll nun schrittweise das Qualitätsniveau angehoben
werden. Laut der EIU sind zum Beispiel sechs neue Touristikzentren entlang der
Küste geplant. Dieser Ausbau soll nach Einschätzung der AHK Tunesien auch
deutschen Unternehmen erhebliche Chancen bieten. Bis 2016 soll sich außerdem
die Anzahl der Besucher des Landes– in den letzten Jahren durchschnittlich rund 7
Millionen - nahezu verdoppeln. Ferner soll in Tunis ein internationales Büro
aufgebaut werden, welches Studien und Kommunikationsstrategien für den
Tourismussektor entwerfen soll.
>> Infrastruktur und Wasserwirtschaft
Die Transport- und Kommunikationsinfrastruktur Tunesiens ist im afrikanischen
Vergleich gut entwickelt. Die Regierung plant dennoch weitere Verbesserungen mit
dem Ziel, Tunesien in ein regionales Handels- und Dienstleistungszentrum zu
verwandeln. So soll die Infrastruktur erneuert und der gesamte Sektor dereguliert und
privatisiert werden. Der Infrastrukturausbau wird bisher vor allem von der Regierung
und mit Hilfe internationaler Geber wie der Weltbank vorangetrieben. Die Regierung
möchte jedoch die private Beteiligung erhöhen.
Im Süden des Landes herrscht große Knappheit an qualitativ gutem Trinkwasser.
Aus diesem Grund treibt die nationale Trinkwasserbehörde Sonede ihre Pläne für die
Vergabe von Konzessionen für den Bau und den Betrieb von 20 Entsalzungsanlagen
im Süden des Landes weiter voran. Außerdem wird die Machbarkeit zukünftiger
Entsalzungsanlagen untersucht, die von Wind-, Sonnen- und Atomkraft betrieben
werden.
Die Realisierung weiterer Projekte ist in Planung oder hat bereits begonnen. Zum
Beispiel erstellte Sonede 2010 internationale Ausschreibungen für den Bau von zehn
Brackwasser-Entsalzungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von 36.200 Kubikmeter
in verschiedenen Regionen. Neun der Anlagen sollen Umkehrosmose-Technologie
nutzen, eine jedoch soll die landesweit erste Wechselelektrodialyse verwenden.
Diese Technik ist für hochgradig salzhaltiges Wasser geeignet.
>> Erneuerbare Energien
Derzeit produziert Tunesien 97 Prozent seines Stromes aus fossilen Brennstoffen,
davon 80 Prozent aus Erdgas. Lediglich drei Prozent der Gesamtstromproduktion
79
wird aus Erneuerbaren Energien gewonnen. 2009 wurden 144 Megawatt aus
Erneuerbaren Energien erzeugt, deren Anteil bis 2030 auf 40 Prozent oder 4.700
Megawatt ansteigen soll. Zur Förderung der Erneuerbaren Energien wurde 2009 ein
eigenes Gesetz erlassen. Dieses zielt laut der EIU darauf ab, Strom mittels
Erneuerbarer
Energien
verstärkt
selbst
zu
erzeugen.
Um
die
nationalen
Anstrengungen zu unterstützen, legte die tunesische Regierung den so genannten
Plan Solaire vor. Dieser umfasst eine Steigerung der Energieeffizienz sowie Projekte
in
den
Bereichen
Solartechnik,
Windkraft
und
Bioenergie,
einschließlich
entsprechender Forschungsvorhaben. Insgesamt steht ein Investitionsvolumen von €
2 Mrd. zur Verfügung. Ebenfalls geplant ist eine Kabelverlegung zwischen Tunesien
und Italien, um vorrangig nachhaltig gewonnenen Strom zu exportieren. Die
einzelnen Vorhaben, welche häufig auf der Basis von PPP beruhen, sollen bis 2016
realisiert werden. Die Programme zur Förderung Erneuerbaren Energien sollen laut
Angaben der GTAI auch in Zukunft weiterlaufen und könnten Tunesien zu einem
führenden Produzenten von nachhaltiger Energie in der Region machen.
Die Unterstützung internationaler Geber könnte dadurch gesichert sein, dass der
Plan Solaire sich laut Regierungsangaben auf den Solarplan für das Mittelmeer
bezieht und sich an weiteren Umweltprogrammen, wie der Global Environment
Facility oder dem Clean Technologie Fund der Weltbank, ausrichtet. Der Solarplan
für das Mittelmeer, welcher 2008 von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten und
der Mittelmeeranrainer beschlossen wurde, sieht bis 2020 rund um das Mittelmeer
die Schaffung von zusätzlichen Stromerzeugungskapazitäten in der Höhe von 20
Gigawatt auf der Grundlage von Solarenergie und anderen erneuerbaren
Energiequellen vor.
Bislang dominiert in Tunesien die Windenergie mit einem Anteil von 70 Prozent des
nachhaltig erzeugten Stroms. Es gibt laut der EIU drei neue Windparks in Bizerte,
Jendouba und Beja mit einer Gesamtleistung von 120 Megawatt. Weitere 120
Megawatt Kapazität sind bis 2014 geplant.
Die Solarenergie steht mit 10 Prozent an zweiter Stelle. Trotz jährlich 3.200
Sonnenstunden wird die Solarindustrie im Vergleich zur Windenergie noch als
weniger wettbewerbsfähig angesehen und vorrangig für private Wassererhitzung
genutzt. 2010 ist ein gezieltes Programm für Solarstromanlagen auf Wohnhäusern
angelaufen. Die STEG Énergies Renouvelables, eine Tochter des nationalen
80
Stromversorgers
STEG,
sucht
derweil
unter
anderem
für
den
Bau
von
Gaskraftwerken kombiniert mit Solarthermie private Partner.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Deutschland ist einer der wichtigsten bilateralen Entwicklungspartner für Tunesien,
aber kein Schwerpunktland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die
Schwerpunkte
der
EZ
lagen
bisher
im
Umweltschutz,
speziell
in
der
Abwasseraufbereitung, der Müllbeseitigung, den Erneuerbare Energien und der
Wasserbewirtschaftung, sowie in der Modernisierung der tunesischen Wirtschaft als
Vorbereitung auf die Zollunion mit der EU. Die deutschen Zusagen im Bereich der
bilateralen entwicklungspolitischen Zusammenarbeit betragen seit Beginn der
Zusammenarbeit € 1,8 Mrd.
Einbindung in regionale Organisationen
Tunesien ist einer der Mitbegründer der Union für das Mittelmeer, welche die
gemeinsame Nutzung der Ressourcen und Konzepte in den Bereichen Energie,
Sicherheit,
Terrorismusbekämpfung
sowie
Bekämpfung
von
Korruption,
organisiertem Verbrechen und illegaler Immigration der an das Mittelmeer
angrenzenden Staaten fördern soll.
Tunesien gehört außerdem zur Afrikanischen Union (AU) und zur Arabischen Liga.
Es ist Mitglied in der Organisation der Afrikanischen Einheit und der Organisation der
islamischen Konferenz (OIC), die jene Staaten vereint, in denen der Islam eine
zentrale Rolle spielt. Weiterhin gehört es zur Gruppe der 77 und der Bewegung der
blockfreien Staaten und war an der Gründung der Arabischen Maghreb Union
beteiligt, einem panarabisches Abkommen mit dem Ziel einer wirtschaftlichen Union
und einheitlichen Politik Nordafrikas. Ihre Aktivitäten wurden allerdings in den letzten
Jahren stark durch die Westsaharaproblematik zwischen Algerien und Marokko
eingeschränkt.
81
3.7 Botsuana
Allgemein:
Bevölkerungszahl:
1,9 Mio.
Hauptstadt:
Gaborone
Korrespondenzsprache:
Englisch (weitere Sprache: Setswana)
Offizielle Bezeichnung:
Republik Botsuana
Staatsform:
Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt:
Seretse Khama Ian Khama
Nächste Wahlen:
2014
Währung:
Botsuanischer Pula (BWP)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
11,6 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
8,4%
Aufteilung BIP (2008):
Landwirtschaft: 2,3%, Industrie: 45,8%, Dienstleistung: 51,9%
Inflation:
6,7%
Haushaltsgleichgewicht:
-10,1% des BIP
Leistungsbilanz:
-0,3% des BIP
Auslandsschulden:
15,9% des BIP
Exportgüter:
Diamanten, Kupfer, Nickel, Kobalt, Sodaasche, Fleisch,
Textilien
Importgüter:
Nahrungsmittel, Maschinen, elektronische Güter,
Transportausrüstung, Textilien, Erdöl und -gas, Holz-, Papierund Metallprodukte
Handelsvolumen (US-$):
Exporte: 4,1 Mrd., Importe: 4,6 Mrd.
Handelspartner:
Exporte: EU, SACU, USA, China, Indien
Importe: EU-Mitgliedstaaten (insbesondere Großbritannien),
USA, Simbabwe
Wichtige Sektoren:
Bergbau (hauptsächlich Diamanten, aber auch Kupfer, Nickel,
Sodaasche, Kohle), Tourismus, Finanzdienstleistungen,
Viehzucht
ADI (US-$)(2009):
Bestand: 981 Mio.
Zuflüsse: 234 Mio.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit August 2007
- Doppelbesteuerungsabkommen besteht nicht
82
Politik
In Botsuana gibt es regelmäßig freie und faire Wahlen und seit vier Jahrzehnten
herrscht ununterbrochen eine zivile Regierung. Seit den ersten demokratischen
Wahlen 1965 dominiert die demokratische Partei BDP (Botswana Democratic Party)
und es existieren überwiegend nur stark zersplitterte Oppositionsparteien. Eine
Herausforderung für die BDP stellt allerdings die neue Partei BMD (Botswana
Movement for Democracy) dar, die sich 2010 von der BDP abspaltete, und nun die
größte Oppositionspartei ist. Seit sein Vorgänger von allen Ämtern Anfang 2008
zurücktrat, hat Seretse Khama Ian Khama, Sohn des ersten Präsidenten Seretse
Khama, das Amt des Staatspräsidenten inne.
Die politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind darauf
zurückzuführen, dass die Mittel aus den reichhaltigen Diamantenminen seit
Staatsgründung im Gegensatz zur Praxis vieler anderer Rohstoffproduzenten
überwiegend in die Entwicklung des Landes investiert wurden.
Die Beziehungen zu den meisten Ländern der Region sind im Wesentlichen
spannungsfrei, werden jedoch sporadisch durch die steigende Zahl von Immigranten
vor allem aus Simbabwe belastet. Das Ergebnis der Präsidentenwahl 2008 in
Simbabwe und damit der Präsident bzw. die Regierung Mugabe wurden von
Botsuana vorläufig nicht anerkannt. Die botsuanische Regierung hat sich damit
deutlicher als andere Staaten der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft SADC
zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Region bekannt.
Die
Außenpolitik
des
Landes
wird
stark
von
der
wirtschaftlichen
und
verkehrstechnischen Abhängigkeit von Südafrika beeinflusst.
Als Hauptziele verfolgt die botsuanischen Innenpolitik die Aufrechterhaltung und
Stärkung der Demokratie, die Achtung der Menschenrechte sowie die Entwicklung
des Landes. Letztere beinhaltet vor allem die Entwicklung der ländlichen Gebiete
sowie einen Aufbau der Infrastruktur und des Erziehungswesens. Das Hauptproblem
bildet die hohe Verbreitung von HIV/AIDS. Nach offiziellen Angaben sind über 25
Prozent der Gesamtbevölkerung mit dem Virus infiziert, was gravierende
Auswirkungen auf die Wirtschaft und Sozialstruktur des Landes zur Folge hat.
Wirtschaft
Erfolgreiche Investitionen im Bergbausektor, eine solide Haushaltspolitik und eine
fortschrittliche
Sozialpolitik
haben
Botsuana
zu
einer
der
dynamischsten
83
Volkswirtschaften Afrikas werden lassen. Bis zum Ausbruch der HIV/AIDS-Epidemie
war Botsuana eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt mit
einem durchschnittlichen Wachstum von neun Prozent.
Das volkswirtschaftliche Einkommen Botsuanas beruht hauptsächlich auf der
Förderung von Bodenschätzen im Bergbau, vor allem auf dem Abbau von
Diamanten. Das Diamantengeschäft macht ein Drittel des BIP, ca. 70 Prozent der
Exporterlöse und rund die Hälfte der Staatseinnahmen aus. Aber auch die
Fleischproduktion und Einnahmen aus dem Tourismus tragen zur Entstehung des
BIP bei. Die verarbeitende Industrie nimmt nur einen sehr geringen Anteil am BIP ein
und beruht hauptsächlich auf Textilien und Bekleidung. Der Landwirtschaftssektor ist
mit einem Anteil von rund zwei Prozent am BIP sogar noch kleiner und ist aufgrund
des weitgehend ariden Klimas hauptsächlich auf die Viehzucht ausgerichtet.
Die stark einseitige Abhängigkeit von einem Luxusexportgut war ein kritischer Faktor
in der Wirtschaftskrise. Durch den Einbruch der weltweiten Nachfrage nach
Diamanten kam es zu einer negativen Entwicklung des Wirtschaftswachstums, was
zu einem Aussetzen der Abbauaktivitäten in 2008/2009 führte. Inzwischen wurde die
Arbeit wieder aufgenommen und es sind sogar Erweiterungsinvestitionen geplant.
Die Haushaltsüberschüsse der letzten Jahre und ausgedehnte Devisenreserven
ermöglichten es der Regierung die großen Ausgabenprogramme 2009/2010 trotz der
Wirtschaftskrise
fortzusetzen.
Eine
solide
makroökonomische
Politik
der
botsuanischen Regierung, die gute Regierungsführung, Wachstumsaussichten in
verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Botsuanas Bemühungen, ausländische
Investoren anzuziehen, haben das Land die Wirtschaftskrise ohne größeren
Schaden überstehen lassen. Bereits 2010 lag das BIP-Wachstum wieder bei 8,6
Prozent und auch für 2011 erwartet der IWF mit 6 Prozent ein starkes Wachstum..
Das
Leistungsbilanzdefizit
soll
außerdem
im
Zuge
der
Erholung
des
Diamantenexports 2011 auf 1,4 Prozent zurückgehen.
Eine größere Herausforderung für die Wirtschaftspolitik bleibt die Diversifizierung der
Wirtschaft angesichts der Abhängigkeit von der Diamantenproduktion und dem
Bergbau. Zusätzlich erschwert wird dies durch die schleppend verlaufende
Privatisierung staatlicher und halbstaatlicher Unternehmen sowie durch die relativ
hohen
Arbeitskosten
bei
geringer
Produktivität
und
Fachkräftemangel.
Die
Aussichten für den Aufbau einer verarbeitenden Industrie sind daher eher gering.
84
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Botsuana bezieht 80 Prozent seiner Einfuhren aus Südafrika und damit auch vielfach
Produkte deutscher Unternehmen, die statistisch nicht erfasst werden.
Die botsuanischen Exporte nach Deutschland betrugen 2010 rund € 14 Mio. und und
konnten sich im folgenden Jahr um 19 Prozent aus € 17,6 Mio. erhöhen.. Die
direkten Importe aus Deutschland steigerten sich 2010 um 32,2 Prozent auf € 39,3
Mio. Exportgüter sind dabei hauptsächlich Fleisch und Fleischwaren, während
Haupteinfuhrgüter Maschinen und elektrotechnische Erzeugnisse, Fahrzeuge,
Nahrungsmittel,
Metallwaren,
chemische
Erzeugnisse
sowie
Holz-
und
Papiererzeugnisse sind.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Ausländische Investoren verhalten sich aufgrund des relativ kleinen Marktes und der
günstigen Einfuhrmöglichkeiten aus Südafrika, insbesondere wegen der Nähe zum
Wirtschaftszentrum Gauteng, zurückhaltend. Botsuana könnte aber auch für
deutsche Wirtschaftsvertreter aufgrund seiner politischen Stabilität, seiner soliden
Finanzlage sowie aufgrund des wirtschaftsfreundlichen Klimas interessant sein.
Weiterhin herrscht nur in einem geringen Maße Korruption und laut Expertenmeinung
handelt es sich bei Botsuana um einen kleinen stabilen Nischenmarkt mit hohen
Margen. Geschäftschancen für deutsche Unternehmen dürften die geplanten
Infrastrukturvorhaben in den Bereichen Energie, Telekommunikation und Wasser mit
sich bringen. Die Infrastrukturinvestitionen des Staates sorgen zudem für eine große
Dynamik im Bausektor.
Als Hindernisse für ein unternehmerisches Engagement nannten die Experten die
anstrengende Bürokratie, den Mangel an Fachkräften, die nötigen Marktkenntnisse
und Marktzugangsinformationen sowie den mangelhaften Zugang zu und die Kosten
von Finanzierungsmöglichkeiten.
>> Bergbau
Die solide wirtschaftliche Situation Botsuanas lässt sich vor allem auf den
Bergbausektor zurückführen. So ist das Land nach Australien der zweitgrößte
Diamantenproduzent der Welt. Der Diamantenabbau ist außerdem die größte Quelle
für Deviseneinnahmen und liegt in den Händen des Unternehmens Debswana,
welches gemeinsam von deBeers und dem Staat Botsuana betrieben wird. Es
85
unterhält derzeit die vier Minen Orapa, Jwaneng, Lethlhakane und Damtshaa und ist
das mit Abstand wichtigste Unternehmen des Landes. In letzter Zeit halten aber auch
zunehmend kleinere Unternehmen Prospektionslizenzen.
2009 hatte der Bergbau in Botsuana stark unter der weltweiten Wirtschaftskrise zu
leiden. Dies lag vor allem an den gesunkenen Diamantenpreisen. Debswana musste
sogar zeitweise seine Aktivitäten einstellen. Langsam erholt sich aber der
Bergbausektor von der Krise. Ende 2009 begann Deswana damit, umfangreiche
Ausbaumaßnahmen seiner Diamantenmine Jwaneng in Höhe von rund US-$ 3 Mrd.
vorzunehmen, um die Laufzeit der Mine von 2017 auf 2024 verlängern zu können.
Da die bisher gefundenen Diamantenvorkommen voraussichtlich in den kommenden
20-30 Jahren erschöpft sein werden, suchen verschiedene Unternehmen seit Jahren
nach neuen wirtschaftlichen Feldern. Die Chancen, weitere Diamantenvorkommen zu
finden, stehen nach Meinung der Diamantenindustrie gut.
Des Weiteren strebt die Regierung eine Diversifizierung des Bergbausektors an.
Neben dem Diamantenvorkommen verfügt das Land über Kohle, Kupfer, Nickel,
Kobalt und Zink. Zwei kleinere Unternehmen suchen im Land nach Uran. Vor allem
die Bereiche Kupfer und Kohle sollen ausgeweitet werden und auch der Uranabbau
birgt Potenzial.
>> Energiewirtschaft
Fast drei Viertel des in Botsuana verbrauchten Stroms werden bislang aus Südafrika
importiert, welches die Versorgung jedoch nicht in ausreichendem Maß sicherstellen
kann. Die Energieknappheit könnte negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben.
Wegen des Rückgangs beim Bergbau infolge der Wirtschaftskrise und damit
einhergehenden geringeren Energiebedarfs hat sich die Lage auf dem Energiesektor
allerdings vorübergehend entspannt. Dennoch möchte das Land seinen steigenden
Energiebedarf zunehmend selbst decken. Der Energiesektor Botsuanas bietet daher
derzeit viel Potenzial für unternehmerisches Engagement. Bei dem aktuell größten
Projekt handelt es sich um den Ausbau des bislang einzigen Kohlekraftwerks
Morupule in Palapye. Dieses verfügt zurzeit über eine Kapazität von 120 Megawatt,
welche bis 2012 um weitere 600 Megawatt erweitert werden sollen. Ausrüstungen
dafür kommen allerdings hauptsächlich aus der China.
Zusätzlich ist das Kohlekraft Mmamabula im Bau, welches bis zu 1.200 MW Strom
produzieren wird. Es soll zukünftig den eigenen Verbrauch abdecken und sogar für
86
den Export produzieren können. Der Bau des Kraftwerkes wurde aber bereits
mehrmals auf Eis gelegt und aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten die
geplante Kapazität mehrmals herabgesetzt.
Darüber hinaus bemüht sich Botsuana auch um die Nutzung der reichlich
vorhandenen Sonnenenergie. So fertigte das deutsche Unternehmen Fichtner GmbH
& Co. KG eine Machbarkeitsstudie für ein 200 Megawatt Solarthermie-Kraftwerk an,
welche dem Projekt gute Chancen einräumte. Die Regierung bemüht sich nun um die
Umsetzung und Finanzierung des Projekts. Ein Ausbau der internationalen
Stromverbindungen nach Simbabwe, Sambia und Namibia ist derzeit in Planung.
Auch im Bereich Photovoltaik möchte Botsuana zunehmend aktiv werden. Im
Rahmen des National Solar Photovoltaic Programs sollen etwa € 3,5 Mio. in die
Installierung solcher Anlagen fließen. Finanzielle Unterstützung kommt auch von der
Global Environmental Facility (GEF), welche vom United Nations Development
Programme (UNDP) unterstützt wird.
Private Stromproduzenten (Independent Power Producers IPP) sind willkommen, die
rechtlichen Rahmenbedingungen, z.B. Abnahmevereinbarungen, wurden bereits
geschaffen. Mit der Gründung einer Regulierungsbehörde für Wasser und Energie,
die den angestrebten Wettbewerb im Energiesektor beaufsichtigen soll, wurde Mitte
2010 ein Consultingunternehmen beauftragt.
>> Wasserwirtschaft
Im regionalen Vergleich kann Botsuana eine hervorragende Wasserversorgung
gewährleisten. Die Water Utilities Corporation, welche vor einigen Jahren von der
Regierung ins Leben gerufen wurde, übernimmt zunehmend die Wasserversorgung
im Land. Aufgrund der vorherrschenden Trockenheit in Botsuana besitzt Wasser eine
große Bedeutung und in den kommenden Jahren plant die Regierung den massiven
Ausbau
der
Wassergewinnungskapazitäten.
Dies
bietet
zahlreiche
Geschäftschancen. Geplant sind zum Beispiel der Bau mehrerer Staudämme und die
Konstruktion einer Versorgungspipeline, die von Norden nach Süden durch den
relativ dicht besiedelten Osten des Landes laufen soll, der sogenannte North-SouthCarrier II. Des Weiteren muss in 17 Ortschaften die Wasserinfrastruktur modernisiert
werden.
Schwierig bleibt bisher der Bereich der Abwasseraufbereitung. So wird zurzeit in
keiner Kläranlage Wasser mit Trinkwasserqualität hergestellt. Die Regierung
87
beabsichtigt jedoch, bis 2030 rund ein Viertel der Bürger an das Abwassernetz
anzuschließen. Bislang sind es nur 12,5 Prozent. Bis 2014 soll die Water Utilities
Corporation auch die Abwasseraufbereitung von den Städten und Gemeinden
übernehmen. Laut einer Anweisung der Regierung soll das Abwasser nun zumindest
für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden können. Dafür müssen neue
Technologien eingeführt werden, was auch für deutsche Unternehmen zahlreiche
Liefer- und Beratungschancen beinhalten kann. Das mangelnde Know-how führt zu
einem einen gravierenden Engpass für den Sektor. Außerdem muss eine Lösung für
das Problem der hohen Wasserverdunstung in den Stauseen gefunden werden.
Diese soll bei fast 80 Prozent liegen.
Weiterhin ist ein Projekt im Gespräch, welches sich Chobe/Zambezi-Water-TransferScheme nennt. Es geht um die Entnahme von großen Mengen Wasser aus dem
Fluss Sambesi, zu dem Botsuana im äußersten Norden des Landes einen kleinen
Zugang hat. Entnommen werden sollen um die 500 Mio. m3 pro Jahr, es müssen
jedoch noch die anderen Anrainerstaaten des Flusses zustimmen.
>> Gesundheitssektor
Im Vergleich zu den anderen afrikanischen Staaten besitzt Botsuana ein
vergleichsweise gut entwickeltes Gesundheitswesen. Allerdings herrscht ein großer
Mangel an Ärzten und Krankenschwestern, die meistens aus dem Ausland wie aus
Simbabwe angeworben werden müssen. Um diesen Personalmangel zu begegnen,
sind die erstmalige Einrichtung eines Medizinstudiengangs sowie Partnerschaften mit
Bangladesch, Kuba oder China geplant. Das Gesundheitswesen möchte außerdem
in der Hauptstadt Gaborone den Bau einer Rehabilitationsklinik vorantreiben.
Der umfangreiche Ausbau von Krankenhäusern führte in den vergangenen Jahren
zum Teil zu Überkapazitäten, die nun ausgelastet werden sollen und zum Beispiel
durch private Ärzte genutzt werden können. Gerade in Bereichen wie Kardiologie,
Orthopädie oder Ophthalmologie existiert derzeit noch kein Angebot.
Eine große Herausforderung bleibt die hohe HIV/AIDS-Rate von 25 Prozent der
Bevölkerung.
Eine Krankenversicherung gibt es nur für Staatsangestellte. Die Regierung plant
jedoch auch eine Einführung für Angestellte des Privatsektors und ist dabei, den
Gesetzesrahmen dafür vorzubereiten.
88
Das
Gesundheitsministerium
in
Botsuana
ist
der
größte
Anbieter
an
Gesundheitsfürsorge, stellt aber privaten Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen
Training, Ausrüstung und logistische Unterstützung zur Verfügung.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Die Technische Zusammenarbeit zwischen Botsuana und Deutschland wurde 2004,
die Finanzielle Zusammenarbeit bereits 1992 eingestellt. Weiterhin gültig ist jedoch
das Rahmenabkommen von 1974 über die Entsendung von Experten des Deutschen
Entwicklungsdienstes
(DED).
Allerdings
wird
deren
Einsatz
aufgrund
des
Zusatzabkommens von 2004 wegen des Status von Botsuana als „middle income
country“
überwiegend
Entwicklungspolitische
aus
dem
Schwerpunkte
botsuanischen
sind
die
Staatshaushalt
Bereiche
finanziert.
Erziehungs-
und
Ausbildungswesen, Bekämpfung von HIV/AIDS sowie Umweltschutz.
Einbindung in regionale Organisationen
Botsuana ist Gründungsmitglied der südafrikanischen Regionalorganisation SADC,
deren Sekretariat seinen Sitz in Gaborone hat. Das Land beteiligt sich an der
Freihandelszone der SADC und ist Mitglied der Zollunion SACU.
Botsuana setzt sich im Rahmen der AU für die Kooperation der Mitgliedstaaten auf
allen Gebieten ein.
89
3.8 Mauritius
Allgemeines:
Bevölkerungszahl:
1,3 Mio.
Hauptstadt:
Port Louis
Korrespondenzsprache:
Englisch, (Französisch)
Offizielle Bezeichnung:
Republik Mauritius
Staatsform:
Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt:
Anerood Jugnauth
Nächste Wahlen:
2013
Währung:
Mauritius-Rupie (MUR)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
9,4 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
3,6%
Aufteilung BIP (2009):
Landwirtschaft: 4,9%, Industrie: 24,6%, Dienstleistung: 70,5%
Inflation:
2,5 %
Haushaltsgleichgewicht:
-3,6% des BIP
Leistungsbilanz:
-9,4% des BIP
Auslandsschulden:
10,1% des BIP
Exportgüter:
Textilien, Zucker, Schnittblumen, Sirup, Fisch
Importgüter:
Maschinen, Erdölprodukte, Nahrungsmittel, Textilien,
Zwischengüter
Handelsvolumen (US-$):
Importe: 3,6 Mrd., Exporte: 2,1 Mrd.
Handelspartner:
Import: Indien, Frankreich, Südafrika, China
Export: Großbritannien, Frankreich, USA, Italien, Vereinigte
Arabische Emirate (VAE), Belgien, Madagaskar
Wichtigste Sektoren:
Tourismus, Finanzdienstleistungen, Zuckerindustrie,
Textilindustrie, IT-Sektor (insbesondere Call Center)
ADI (US-$) (2009):
Bestand: 1,8 Mrd. ,
Zuflüsse: 468 Mio.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und schutzvertrag, in Kraft seit 1973
- Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1981
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
90
Politik
Mauritius erlangte seine Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahre 1968 und
entwickelte sich seitdem zu einer stabilen Demokratie mir regulären und freien
Wahlen
und
einer
guten
Menschenrechtslage.
Es
handelt
sich
um
eine
parlamentarische Demokratie mit einem Einkammersystem. Der Präsident wird vom
Parlament gewählt.
Bei den Parlamentswahlen im Mai 2010 wurde die sozialdemokratische Alliance
Sociale (AS) unter Navin Ramgoolam erneut als Regierungspartei bestätigt.
Mauritius zeichnet sich durch eine große politische Stabilität und demokratische
Wahlen aus.
Bilateral enge Beziehung pflegt Mauritius immer noch zu den ehemaligen
Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich. In den vergangenen Jahren wandte
sich der Inselstaat aber zunehmend Indien zu, zu dem es enge kulturelle
Verbindungen hat.
Reformen und eine Diversifikation der Wirtschaft werden von der Regierung weiter
vorangetrieben, um das Land widerstandsfähiger gegen externe Schocks zu machen
und seine Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt zu stärken.
Das in den letzten Jahren stark verlangsamte Wirtschaftswachstum führte unter
anderem zu Protesten über die Lebensbedingungen innerhalb der überwiegend
kreolischen Bevölkerungsgruppen. Die Regierung verfolgt deshalb das Ziel, sensibler
auf die Belange der unteren Schichten einzugehen.
Wirtschaft
Mauritius ist das Vorzeigemodell der exportorientierten Industrialisierung. Das Land
hat bereits in den sechziger Jahren begonnen, die dominierende Zuckerwirtschaft
umzustrukturieren. Durch gezielte Maßnahmen wurde die Wirtschaft diversifiziert,
beispielsweise
durch
die
steuerlich
begünstigte
Ansiedlung
ausländischer
Unternehmer und durch die Gründung der Freien Exportzone. Hier siedelten sich
zunächst asiatische Textilunternehmen an, die Mauritius als Sprungbrett für den
Markt der Europäischen Union ansahen (zollfreie Einfuhr für Produkte aus Mauritius).
Später kamen auch andere Industrieunternehmen hinzu. Außerdem entwickelte
Mauritius bereits sehr früh die Tourismusbranche. Es konnte somit schnell von einem
Niedrigeinkommensland zu einem Land mittleren Einkommens aufsteigen.
91
Die Wirtschaft des Landes basiert auf den fünf Pfeilern Zucker, Textilien, Tourismus,
Finanzdienstleistungen und Informations- und Kommunikationstechnologie (vor allem
Call Center und Business Process Outsourcing). Dennoch versucht die Regierung
eine Diversifizierung weiter voranzutreiben. Zwischen Afrika, Asien und Australien
gelegen, bietet Mauritius z.B. als ziviler Schiffs- und Luftverkehrsknotenpunkt weitere
Möglichkeiten.
Die Offenheit der Volkswirtschaft macht das Land sehr anfällig für externe Schocks.
In den letzten Jahren verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum in Folge von
Naturkatastrophen, fallenden Zuckerpreisen sowie einer abnehmenden Textil- und
Zuckerproduktion.
Seit
2006
wird
deshalb
eine
angebotsorientierte,
wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik mit Steuerreduzierungen und Deregulierung
betrieben. In diesem Sinne kündigte die Regierung im Dezember 2008 ein
Konjunkturpaket von US-$ 326 Mio. zur Belebung der Wirtschaft an. Sie plant
außerdem bis 2016 über US-$ 5 Mrd. für die Infrastruktur, unter anderem für IKT,
auszugeben. Die umfangreichen Ausgaben werden trotz ernster Bedenken wegen
des Haushaltsdefizits fortgesetzt.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Für Deutschland ist Mauritius bisher ein kleiner Handelspartner. Im Jahr 2010
wurden Waren im Wert von € 40,3 Mio. aus Mauritius importiert. Die Exporte nach
Mauritius konnten dagegen um 45,9 Prozent auf € 108 Mio. gesteigert werden.
Die wichtigsten Einfuhren aus Mauritius sind Textilien und Zucker, die wichtigsten
Ausfuhren nach Mauritius sind chemische Erzeugnisse, Maschinen sowie Kfz und –
Kfz-Teile.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Die stabile makroökonomische und politische Lage von Mauritius erhöht die
Attraktivität für Investoren. Außerdem verfügt das Land über widerstandsfähige
Institutionen, eine effiziente Verwaltung, ein günstiges Aufsichtsumfeld und ein gut
entwickeltes Finanzsystem. So sind die inländischen Banken profitabel, liquide und
mit einer ausreichenden Kapitalbasis ausgestatten. Aus diesen Gründen zieht das
Land in einem beachtlichen Ausmaß ausländische Investitionen an und kann eines
von Afrikas höchsten Pro-Kopf-Einkommen vorweisen. Laut der Experten zeichnet
92
sich Mauritius durch eine gute globale Vernetzung der Wirtschaft sowie eine breite
Basis an Mittelständlern aus und bietet ein gutes unternehmerisches Umfeld. Im
Ranking 2011 des „Ease of Doing Business“ der Weltbank belegt Mauritius Platz 20
und liegt damit noch vor Deutschland (Platz 22).
Da die Lohnkosten für afrikanische Verhältnisse relativ hoch sind, bietet sich laut
GTAI der Dienstleistungssektor stärker an als arbeitsintensive Produktionen. So hat
in vergangenen Jahren der Bereich Informationstechnologie (IT) / Outsourcing
deutlich an Gewicht gewonnen.
Geschäftschancen versprechen außerdem die Infrastrukturbereiche Energie, Wasser
und Gesundheit. Mauritius rangiert außerdem gemäß eines Berichts der Weltbank
aus dem Jahr 2010, in dem der regulatorische Rahmen für ADI bei 87 Ländern der
Welt untersucht wird, unter den am stärksten für ausländischen Besitz geöffneten
Ländern der Welt. Nach diesem Bericht gehört das Land auch beständig zu den
größten Empfängern von ADI pro Kopf. Unter 33 untersuchten Sektoren sind alle bis
auf den Fernsehrundfunk vollständig für ausländische Investitionen geöffnet. Als
Hindernisse wurden von den Experten ein Mangel an Fachkräften, häufig fehlendes
Know-how in der Verwaltung, der kleine Markt und die geografische Lage genannt.
>> Agrarsektor
Der Landwirtschaftssektor wird in Mauritius vom Zuckerrohranbau sowie der
Produktion und Weiterverarbeitung von Zucker dominiert. Zuckerrohr wird auf fast 90
Prozent der kultivierten Fläche angebaut und ist einer der Hauptarbeitgeber des
Landes. Allerdings nahm der Anteil des Zucker am BIP in den vergangenen Jahren
stetig und betrug 2009 nunmehr noch 2,2 Prozent. Die Ernte ist außerdem durch die
Abhängigkeit von den Niederschlagsmengen starken Schwankungen unterworfen.
Durch die 2006 getroffene EU-Entscheidung über die Kürzung der garantierten
Zuckerpreise und das Auslaufen der Präferenzabkommen im Zuckersektor erhöht
sich der Anpassungsdruck an die Weltmärkte. Aus diesem Grund wird die
Umstrukturierung in diesem Bereich von der Regierung vorangetrieben und passend
dazu eine Strategie mit Mitteln in Höhe von US-$ 796 Mio. bis 2015 umgesetzt. Unter
anderem soll eine starke Ausweitung der Stromerzeugung aus Bagasse, einem
Nebenprodukt der Zuckerfabrikation, und der Produktion von Ethanol aus Molasse
93
bis 2015 stattfinden. Hierfür erhielt das Land als Ausgleich von der EU-Beihilfen in
der Höhe von € 120 Mio.
Die Regierung verfolgt derzeit das Ziel, den Nicht-Zuckerbereich auszuweiten. Es
wird vor allem die Entwicklung der Fischerei und der Meeresfrüchteverarbeitung
gefördert. Dieser Bereich ist in die letzten Jahre von hohen Wachstumsraten
gekennzeichnet und machte 2009 rund 15 Prozent der Exporte aus. Mauritius verfügt
über große und reichhaltige Fischbestände. Die Entwicklung eines so genannten
Seafood Hubs wird von der Regierung forciert. Dieser soll laut dem Ministerium für
Fischerei ein effizientes und attraktives Umfeld für die gesamte Wertschöpfungskette
der Fisch- und Meeresfrüchteindustrie schaffen. Dies erfordert eine steigende und
diversifiziertere lokale Meeresfrüchteproduktion, den Export von Fischprodukten,
Infrastrukturinvestitionen, Qualitätssicherung, Training und Management sowie
Investitionen in neue Technologie. Außerdem soll am Standort Bain des Dames ein
neuer Fischereihafen angelegt werden. Auch die Nahrungsmittelproduktion und verarbeitung sowie Viehbestände sollen ausgeweitet werden.
>> Telekommunikation
Marktexperten sehen auch in den kommenden Jahren ein gutes Wachstumspotenzial
für den im afrikanischen Vergleich sehr gut entwickelten Telekommunikationsmarkt in
Mauritius. Mit Orange, Emtel und Mahanagar sind drei Mobilfunkanbieter aktiv. Die
Mobilfunkdichte ist bereits sehr hoch, aber Touristenzahlen von einer Million pro Jahr
garantieren durch ihre Nutzung des Mobilfunknetzes zusätzliche Einnahmen.
Attraktivität gewinnt der Markt auch dadurch, dass, anders als in den meisten
Ländern des afrikanischen Festlandes, neben Prepaid-Angeboten auch der
Abschluss von Handyverträgen eine wichtige Rolle spielt.
Aufgrund
der
dichten
Besiedelung
des
Landes
wird
der
Ausbau
der
Festnetzinfrastruktur vereinfacht und ist rentabel. So kommt dem Festnetz eine
deutlich höhere Bedeutung zu als in den großflächigen Staaten Afrikas.
Im Jahr 2005 hat die Regierung mit der Zulassung weiterer Anbieter die
Liberalisierung des Festnetzmarktes eingeleitet. Dennoch hält sie immer noch 60
Prozent am führenden Festnetzanbieter MT (Mauritius Telecom). Darauf lassen sich
auch die noch sehr hohen Telekommunikationskosten zurückführen.
Zu den großen Zukunftsbranchen des Landes zählt der Bereich der Business
Process Outsourcing-Dienstleistungen (BPO), der seit einigen Jahren einen enormen
94
Aufschwung erlebt und auf neueste Technologie angewiesen ist. Während die
Branche zurzeit noch von Call Centern dominiert wird, sollen zukünftig laut GTAI
zunehmend auch anspruchsvollere Leistungen angeboten werden wie Back Office
Support und Softwareentwicklung. Größere Call Center können ohne Probleme
Aufträge
aus
Deutschland
entgegennehmen.
Auch
IT-Abteilungen
größerer
europäischer Unternehmen werden teilweise nach Mauritius verlegt. Das Land bildet
inzwischen verstärkt die für solche Aufgaben benötigten IT-Ingenieure aus. Anreize
bilden vor allem niedrigere Lohnkosten und eine relativ geringe Gewinnsteuer von
nur 15 Prozent. Außerdem wird die Branche von der Regierung gefördert.
>> Energie- und Wasserwirtschaft
Einziger Stromversorger in Mauritius ist das Energieunternehmen Central Electricity
Board
(CEB),
welches
als
100-prozentiges
Staatsunternehmen
alleiniger
Stromversorger ist und bisher noch die Preise festlegt. Es gibt jedoch Pläne für die
Gründung einer unabhängigen Regulierungsbehörde. CEB gewinnt ca. 40 Prozent
der 400 MW, die Mauritius jährlich verbraucht, allein aus dem Verbrennen von
Schweröl und Wasserkraft. Ein beträchtlicher Teil des mauritischen Stroms wird von
Privatunternehmen hergestellt. Dies sind vor allem Zuckerproduzenten, die während
der Erntezeit von Juni bis Dezember ihre Bagasse in Wärmekraftwerken verbrennen
und daraus Strom gewinnen.
Im Energiesektor in Mauritius werden aktuell einige interessante Projekte
vorangetrieben. Erneuerbare Energien und das Thema Energieeffizienz gewinnen
dabei an Bedeutung. So will CEB zunehmend auf Erneuerbare Energien setzen.
Solarboiler und Energiesparlampen werden bereits subventioniert. In absehbarer Zeit
sollen außerdem Gutachter für Energieeffizienz ausgebildet werden, die das
Energieeinsparpotenzial in Unternehmen einschätzen sollen. Erneuerbare Energien
sollen bis 2025 einen Anteil von 35 Prozent an der Stromerzeugung einnehmen. Der
Bereich der Windkraft besitzt großes Potenzial, vor allem im Norden und Süden des
Landes, aber auch die Nutzung von Sonnenenergie und Kraft-Wärmekopplung ist
möglich. Auch die bereits erwähnte Ausweitung der Stromerzeugung aus Bagasse
und der Produktion von Ethanol aus Molasse bis 2015 sind vorgesehen.
In der konventionellen Energie gibt es Projektpläne zur Kapazitätserweiterung in
bereits bestehenden Wärmekraftwerken.
95
Mauritius muss in den kommenden Jahren außerdem in allen Bereichen seiner
Wasserinfrastruktur investieren, um ein Versorgungsengpässe zu vermeiden.
Grundsätzlich steht mit 2000 mm Niederschlag jährlich genügend Wasser zur
Verfügung. Der steigende Bedarf und das veraltete und schlecht geführte
Versorgungsnetz machen Investitionen jedoch dringend erforderlich.
Es gibt bereits Pläne für neue Staudämme sowie Aufbereitungsanlagen für Trinkund
Abwasser.
Zudem
investieren
einige
private
Hotels
in
Anlagen
zur
Meerwasserentsalzung.
>> Textilsektor
Die Textilbranche ist der wichtigste Industriesektor auf Mauritius und mit einem Anteil
von etwa 40 Prozent die mit Abstand größte Quelle für Deviseneinahmen des
Landes. Sie hatte 2009 jedoch aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise den größten
Absatzrückgang seit ihrem Bestehen zu verzeichnen. Fast 80 Prozent der Exporte
gehen in die EU. Inzwischen setzt eine Erholung ein und für 2011 wird ein Wachstum
von über zwei Prozent erwartet. Für die Herstellung arbeitsintensiver Textilien ist
Mauritius aufgrund hoher Löhne weniger attraktiv als beispielsweise Madagaskar. In
Mauritius wird vor allem kapitalintensive Qualitätsware gefertigt und das Land bleibt
somit insbesondere für die Lieferung hochwertiger Textilmaschinen auch für
deutsche Unternehmen interessant. Die Regierung bietet zudem dem Textilsektor
Unterstützung an. Vorteile bietet zum Beispiel der Export-Processing-Status, der
Firmen, die ihre gesamte Produktion exportieren, Steuererlasse, Zollbefreiungen und
günstige Kredite gewährt. Unternehmen aus Mauritius sind regelmäßige Teilnehmer
an der internationalen Textilmaschinenmesse in München.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Die entwicklungspolitische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Mauritius
wurde wegen des hohen Entwicklungsstandes weitgehend eingestellt. Die giz (früher
Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH
- InWent) und der
Pädagogische Austauschdienst (PAD) vergeben allerdings laut dem Auswärtigen
Amt in geringem Umfang Stipendien. Die Friedrich-Ebert-Stiftung arbeitet mit
politischen Institutionen wie dem Parlament und der Regierung, mit Gewerkschaften
und der Zivilgesellschaft zusammen.
96
Einbindung in regionale Organisationen
Mauritius hat gute Beziehungen zu den Ländern der Region und bemüht sich um die
Vermittlung bei Konflikten in der Region und beteiligt sich an Friedensmissionen der
AU. Es ist Mitbegründer der von Frankreich initiierten und von der EU geförderten
Commission de l’Océan Indien (COI), die ihren Sitz in Mauritius hat und sich für die
Kooperation der Mitgliedsstaaten einsetzt. Weitere Mitgliedsländer sind Madagaskar,
die Seychellen und die Komoren.
Mauritius ist außerdem aktiv in der Indian Ocean Rim Association of Regional
Cooperation
(IOR-ARC),
welche
eine
internationale
Organisation
für
den
Informationsaustausch über Handel und Investitionstätigkeiten ist. Weiterhin ist das
Land Mitglied der SADC und der Common Market for Eastern and Southern Africa
(COMESA), einer Organisation mit dem Ziel der Schaffung eines gemeinsamen
Marktes für die Länder des östlichen und südlichen Afrikas.
97
3.9 Algerien
Allgemeines:
Bevölkerungszahl:
35,5 Mio.
Hauptstadt:
Algier
Korrespondenzsprache:
Arabisch, Französisch
Offizielle Bezeichnung:
Demokratische Volksrepublik Algerien
Staatsform:
Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt:
Abdelaziz Bouteflika
Nächste Wahlen:
2012/2014
Währung:
Algerischer Dinar (DZD)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
159 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
3,8%
Aufteilung BIP:
Landwirtschaft: 8,4%, Industrie: 61,2%, Dienstleistung: 30,4%
Inflation:
5,5%
Haushaltsgleichgewicht:
-3,9% des BIP
Leistungsbilanz:
-8,5% des BIP
Auslandsschulden:
2,8% des BIP
Exportgüter:
Erdöl und Erdölprodukte, Kohlenwasserstoffe,
Halbfabrikate
Importgüter:
Kapitalgüter, Halbfabrikate, Konsumgüter, Nahrungsmittel.
Maschinen
Handelsvolumen (US-$):
Exporte: 57,6 Mrd., Importe: 37,9 Mrd.
Handelspartner:
Export: USA, Italien, Spanien
Import: Frankreich, China, Italien, Spanien, Deutschland
Wichtigste Sektoren:
Erdöl- und Erdgaswirtschaft
ADI (US-$) (2009)
Bestand: 17,3 Mrd., Zuflüsse: 2,8 Mrd.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit Mai 2002
- Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit Dezember 2008
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
98
Politik
Algerien erlangte 1962 nach einem der längsten und härtesten Kolonialkriege in
Afrika seine Unabhängigkeit von Frankreich. Seit dem Erreichen der Unabhängigkeit
dominiert die Nationale Befreiungsfront FLN (Front de Libération Nationale) die
Politik des Landes. Das Militär, welches seit der algerischen Unabhängigkeit die
bestimmende Kraft im Land ist, zieht sich mittlerweile schrittweise aus der Politik
zurück. Die Verfassung gewährt theoretisch einen hohen Grundrechtsschutz und
neben verschiedenen Nicht-Regierungsorganisationen soll auch eine staatliche
Institution
die
Einhaltung
der
Menschenrechte
fördern.
Hinweise
auf
Menschenrechtsverletzungen haben auch mit dem Ende des Bürgerkriegs Ende der
1990er Jahre schrittweise abgenommen, bestehen jedoch fort. Auch Algerien wurde
Anfang 2011 von Protesten erfasst, in denen sich die Protestierenden für mehr
Demokratie, Freiheit und einen besseren Schutz der Menschenrechte einsetzten. Der
seit 1992 andauernde Ausnahmezustand wurde in Folge dessen aufgehoben. Im
Justizwesen, im Bildungssystem sowie bei dem Übergang von einer staatlich
dominierten Wirtschaft zur freien Marktwirtschaft sind weit reichende Reformen
geplant
und
teilweise
angelaufen.
Diese
sind
jedoch
restriktiven
Rahmenbedingungen ausgesetzt.
Nachdem 2008 mit einer Verfassungsänderung die Beschränkung der Amtszeit des
Präsidenten auf zwei Perioden aufgehoben wurde, konnte Abdelaziz Bouteflika,
welcher seit 1999 das Amt des Präsidenten belegt, 2009 mit über 90 Prozent der
Stimmen wiedergewählt werden. Präsident Abdelaziz Boutefklika hat angesichts der
Proteste politische Reformen sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen angekündigt.
Auch ein Ausbau auf dem Wohnungsmarkt werde vorangetrieben.
Neben der Zusammenarbeit mit den arabischen Staaten misst Algerien den
Beziehungen zu den wichtigsten westlichen Industriestaaten (EU-Mitgliedsstaaten
und USA) große Bedeutung bei. Außenpolitisch schwieriger ist die Situation
zwischen Algerien und dem Nachbarland Marokko. Das Verhältnis zwischen beiden
Ländern ist seit Jahren angespannt und die Landgrenzen sind geschlossen. Die
weiterhin
ungelöste
Westsahara-Problematik
erschwert
eine
Normalisierung.
Marokko erhebt darin Anspruch auf die Zugehörigkeit der Westsahara zum eigenen
Staatsgebiet, Algerien erkennt diese jedoch nicht an.
99
Wirtschaft
Die Förderung und der Export von Erdöl und Erdgas bestimmen die Entwicklung der
algerischen Wirtschaft. Das Land ist folglich von den Preisschwankungen an den
Rohstoffmärkten deutlich betroffen. So macht dieser Sektor knapp 98 Prozent der
Exporterlöse und 45,5 Prozent des BIP aus.
Mit seinen hohen Devisenreserven und einem aus früheren Öleinnahmen
angesparten Ausgleichsfond ist Algerien noch auf Jahre hinaus in der Lage, seine
ehrgeizigen Infrastrukturvorhaben aus eigener Kraft zu finanzieren. Es sind mit
weniger als drei Prozent des BIP so gut wie keine Auslandsschulden zu verzeichnen.
Die Investitionen, die zu einem Großteil in den Erdöl- und Erdgassektor gehen,
konnten im letzten Jahrzehnt deutlich gesteigert werden und die Regierung versucht
diese Entwicklung durch die Einführung eines Entwicklungsplans in Höhe von US-$
150 Mrd. bis 2014 aufrechtzuerhalten.
Zwischen der EU und Algerien bestehen enge Handelsbeziehungen. 2008 gingen
etwa 48,7 Prozent des Gesamtwerts der algerischen Exporte in die EU. Gleichzeitig
stammen 44,5 Prozent der algerischen Importe von dort.
Der Staat dominiert die meisten Bereiche der algerischen Wirtschaft. Eine
schrittweise Liberalisierung seit Mitte der 90er Jahre hat die Wirtschaft zwar
zunehmend für private inländische und ausländische Beteiligungen geöffnet, derzeit
werden aber neue Beschränkungen für Investoren und Importeure eingeführt, welche
die Einfuhren zurückdrängen und den Aufbau der nationalen Produktion unterstützen
sollen.
Die Entwicklung des Bankensektors, der Ausbau der Infrastruktur und andere
strukturelle Reformen wurden durch Korruption und bürokratische Widerstände
behindert. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit bleibt ein großes Stabilitätsrisiko. So sind
nach unabhängigen Schätzungen über 25 Prozent der unter 20-Jährigen arbeitslos
(in Städten über 30 Prozent) und mehr als 70 Prozent aller Arbeitslosen jünger als 30
Jahre.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Die
Bedeutung
Algeriens
für
Europa
nimmt
vor
allem
im
Bereich
der
Energieversorgung zu. Das Land gehört zu den wichtigsten Produzenten von Erdöl
und Erdgas. Die deutsche Wirtschaft hat großes Interesse an Algerien. So sind rund
100
200 deutsche Unternehmen bereits mit Niederlassungen, Verbindungsbüros und
Handelsvertretern auf dem algerischen Markt aktiv. Darunter befinden sich auch
mehrere bedeutende Joint Ventures, wie zum Beispiel bei der Herstellung von
Industriegasen und im Bereich der Elektrifizierung der Eisenbahn. Das deutsche
Importvolumen aus Algerien stieg 2010 um 6,1 Prozent auf € 693,4 Mio. Davon
resultierten über 95 Prozent aus Erdöl und Mineralölerzeugnissen, deren Exporte
vom Volumen her zurückgingen. Der Wert der Exporte nach Algerien sank im Jahr
2010 um knapp 10 Prozent auf € 1,43 Mrd. Trotzdem ist Algerien weiterhin der
fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands in Afrika.
Die 2005 eröffnete Deutsch-Algerische Industrie- und Handelskammer (AHK
Algerien) ihr Büro in Algerien und ist heute mit 700 Mitgliedern neben dem AfrikaVerein
der
deutschen
Wirtschaft
die
wichtigste
Institution
der
bilateralen
Wirtschaftsbeziehungen. Im März 2011 fand in Berlin die erste Sitzung der DeutschAlgerischen Gemischten Wirtschaftskommission statt, die mit der Unterzeichnung
eines Protokolls über die deutsch-algerische Zusammenarbeit insbesondere in den
Bereichen
Energie,
Investitionen,
Unternehmenszusammenarbeit,
ländliche
Entwicklung sowie Transport und Infrastruktur endete.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Laut der befragten Experten sind positive wirtschaftliche Entwicklungen in Algerien
aufgrund des Wachstums in der Energie- und Ölindustrie zu erwarten. Weitere
Potenziale für ein unternehmerisches Engagement ergeben sich aus der
Rohstoffvielfalt, dem Angebot an qualifizierten Arbeitskräften, der Größe der
Volkswirtschaft
sowie
dem
Aufbrechen
von
Monopolen
französischer
und
italienischer Unternehmen.
Für den Zeitraum 2010 bis 2014 hat die Regierung ein Investitionsprogramm in Höhe
von US-$ 150 Mrd. aufgelegt, rund 70 Prozent dieser Summe sollen dem Bausektor
zugutekommen. Schwerpunkte bilden der Wohnungsbau, der Neu- und Ausbau von
Straßen, wie zum Beispiel die 1.200 km lange Ost-West-Autobahn, und der
Schienenverkehr.
Chancen für deutsche Unternehmen ergeben sich vor allem aus dem enormen
Modernisierungsbedarf von Industrieanlagen und der Infrastruktur. Durch neu
eingeführte
Beschränkungen
für
Investoren
und
Importeure
wird
das
Investitionsklima jedoch etwas gedämpft. Die Beschränkungen sehen seit 2009 die
101
Pflicht eines mindestens 51-prozentigen Eigentumsanteils eines algerischen Partners
für neue ausländische Investitionen in Form von Beteiligungen vor. Weiterhin gilt ein
Importverbot für pharmazeutische Produkte, die auch lokal produziert werden. Aktuell
werden diese Beschränkungen jedoch von der Regierung neu überprüft. Beim
Besuch des algerischen Präsidenten Bouteflika im Dezember 2010 in Berlin hat der
Afrika-Verein
der
deutschen
Wirtschaft
außerdem
gemeinsam
mit
dem
Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Deutschen Industrie- und
Handelskammertag (DIHK) eine Verlautbarung überreicht, welche die eingeleitete
Modernisierung und Diversifizierung der algerischen Volkswirtschaft begrüßte.
Gleichzeitig wurde jedoch auch die algerische Regierung gebeten, die Gesetzgebung
über
eine
51-prozentige
Beteiligung
eines
algerischen
Partners
an
einer
Firmengründung wieder zu lockern. Diese Beteiligungspflicht hat nach Ansicht der
deutschen Institutionen die Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen in
Algerien wesentlich eingeschränkt.
Weitere Hindernisse für ökonomische Aktivitäten sind laut Expertenmeinung in der
mangelhaften
Rechtssicherheit,
vor
allem
bei
Einfuhr,
Verzollung
und
Versteuerungen, den rechtlichen Rahmenbedingungen, den Bedingungen für den
Land- und Eigentumserwerb sowie hohen bürokratischen Hürden zu finden. Die
politische Situation in Algerien bleibt trotz außerdem weiterhin relativ instabil. Sollten
die angekündigten Reformen durch Präsident Bouteflika nicht zügig vorangetrieben
werden, könnte dies zu stärkeren Ausschreitungen und Beinträchtigungen der
Wirtschaft führen.
>> Baugewerbe
Lange Zeit wurde zu wenig in Algerien investiert, die Folgen sind ein Mangel an
Wohnraum und ein hoher Modernisierungsbedarf. Das Investitionsprogramm der
Regierung für den Zeitraum 2010 bis 2014 in Höhe von ungefähr US-$ 150 Mrd. wird
dem Baugewerbe eine große Anzahl von Bauvorhaben verschaffen. So sollen 70
Prozent des Investitionsvolumens in diesen Sektor fließen. Im Mittelpunkt stehen
dabei der Wohnungsbau, der Neu- und Ausbau von Straßen sowie der
Schienenverkehr.
Diese
ehrgeizigen
Investitionsvorhaben
können
aus
dem
algerischen Ausgleichsfonds finanziert werden und sind aufgrund der verfallenen
Bausubstanz und des hohen Bevölkerungswachstums dringend notwendig.
102
Die Regierung hat bereits zahlreiche Projekte in Angriff genommen, darunter
befinden sich zum Beispiel der Bau von einer Millionen neuer Wohnungen sowie
neuer Krankenhäuser. Geplant sind außerdem der Bau von Straßen, Schulen, einer
Universität, die Sanierung von Kläranlagen sowie die Errichtung von Mülldeponien,
Kraftwerken,
Staudämmen
und
Meerwasserentsalzungsanlagen
sowie
die
Erneuerung des Wasserleitungssystems.
Weiterhin ist der Bau einer neuen Autobahnstrecke mit einem Investitionsvolumen
von rund US-$ 10 Mrd. in Planung. Neben dem Straßenverkehr sieht das
Regierungsprogramm
auch
eine
Modernisierung
und
Erweiterung
des
Schienennetzes sowohl im Fern- als auch im städtischen Nahverkehr und der Seeund Flughäfen vor.
>> Infrastruktur
Das
Wachstum
Algeriens
wird
zurzeit
unter
anderem
vom
staatlichen
Ausgabenprogramm zum Ausbau der Infrastruktur angetrieben. Neben den
Bauvorhaben im Wohnungs- und Verkehrsbereich bietet der Infrastruktursektor im
Bereich Telekommunikation vielfältiges Potenzial. Mit dem Programm e-Algérie misst
die Regierung der Entwicklung der IKT Branche eine hohe Bedeutung bei. Deshalb
kann in den nächsten Jahren mit zunehmenden Neuinvestitionen in die Branche und
somit auch mit wachsenden Lieferchancen gerechnet werden. Ebenfalls gefragt sind
Beratung und IKT-Anbieter. Eine algerische Delegation bekundete beim 1. DeutschAfrikanischen IKT-Forum im Oktober 2010 in Berlin auch besonderes Interesse an
einer Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen.
Die Algérie Télécom plant Ausgaben in Höhe von US-$ 6 Mrd. für die Modernisierung
ihres Fest- und Mobilfunknetzes und möchte bis 2013 die Anzahl seiner Festnetzund Mobilfunkkunden drastisch erhöhen.
Laut
offizieller
Stellen
sollen
insbesondere
öffentliche
Einrichtungen
wie
Regierungsstellen, Universitäten und Krankenhäuser eine Breitbandverbindung
erhalten und es soll verstärkt in IKT-Ausbildung, Forschung und Entwicklung
investiert
werden.
Die
Regierung
unterstützt
die
Entwicklung
von
vier
Technologieparks.
Neben der IKT Branche besitzt auch der Ausbau von Kraftwerkskapazitäten und
Leitungssystemen in Algerien Priorität. Die neu strukturierte Versorgungsgesellschaft
Sonelgaz plant bis 2017 Investitionen von mehr als US-$ 30 Mrd. in die
103
Elektrizitätswirtschaft und in das Gasnetz. Davon will sie etwa die Hälfte selbst
aufbringen. Die andere Hälfte soll ein Kooperationspartner beitragen. Ausländische
Unternehmen sind zwar derzeit als Mehrheitspartner bei Betreibergesellschaften
nicht mehr gefragt, aber der Markt für Kraftwerks- und Übertragungstechnik steht
ihnen weiterhin offen.
>> Energiewirtschaft
Die Energiewirtschaft wird bisher von Erdgas und Erdöl dominiert. Vor allem das
staatliche Gasunternehmen Sonelgaz realisiert in diesem Bereich bisher eine
Vielzahl von Projekten, etwa den Bau von Gaskraftwerken und Stromnetzen. In
Zukunft
will
das
Land
jedoch
nicht
nur
seine
nahezu
unerschöpflichen
Erdgasreserven für die Stromerzeugung nutzen, sondern auch mit Hilfe von Windund Sonnenenergie Strom produzieren. Bisher spielten die Erneuerbaren Energien
so gut wie keine Rolle in Algerien und der Großteil der erzeugten Stromkapazität
stammt von gasbefeuerten Kraftwerken in Algier, Annaba und Oran. Bis 2020 soll der
Anteil der Erneuerbaren Energien jedoch auf 40 Prozent deutlich gesteigert werden.
So ist mit dem Bau von Wind- und Solarkraftanlagen bereits begonnen worden und
es werden weitere große Investitionen erwartet. Es sollen zum Beispiel neue
Hybridkraftwerke auf der Basis von Solarthermie und Erdgas gebaut werden. Einige
kleinere Wasserkraftwerke stehen bereits in der Region Kabylia. Weiterhin werden
isolierte Dieselkraftwerke im Süden des Landes nach und nach unter Nutzung von
Solar- und Windenergie zu Hybridkraftwerken umgewandelt.
Einen wichtigen Auftrieb erhalten die Erneuerbaren Energien in Algerien auch durch
das ambitionierte Programm Desertec, welches das Ziel verfolgt bis 2050 15 Prozent
des Strombedarfs in Europa mit Solar- und Windkraftanlagen zu decken, die
insbesondere in Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten errichtet werden.
Deshalb möchte die algerische Regierung neben der Deckung des eigenen Bedarfs
mittel-
bis
langfristig
auch
Solarstrom
nach
Zentraleuropa,
einschließlich
Deutschland, exportieren. Auch Photovoltaik wird gefördert. In allen Bereichen
besteht ein erheblicher Bedarf an Wissenstransfers und modernen Technologien.
>> Agrarsektor
Angesichts des starken Anstiegs der Importnachfrage nach Lebensmitteln will die
algerische Regierung die nationale Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie
104
fördern. Da sich der Sektor überwiegend in privater Hand befindet, bieten sich gute
Anknüpfungspunkte für spezialisierte internationale Unternehmen in Bezug auf
Kooperationen und Lieferung von angepasster Technologie. Es besteht ein großer
Modernisierungsbedarf in allen Bereichen. Vor allem in der Zucker- und
Milchwirtschaft müssen die Kapazitäten der rasch steigenden Nachfrage angepasst
werden. So sind Kapazitätsausweitungen in der Zuckerindustrie und die Errichtung
von Großfarmen in der Milchwirtschaft bereits in Planung. Großer Bedarf besteht
auch an Kühl- und Gefrierkapazitäten.
In Algerien werden hauptsächlich Getreide, vor allem Weizen und Gerste, Kartoffeln
sowie Hülsenfrüchte angebaut. Die landwirtschaftliche Produktion ist stark abhängig
von den Witterungsbedingungen und deckt aufgrund des größtenteils ariden Klimas
lediglich 30 Prozent des nationalen Lebensmittelbedarfs. Auch aus diesem Grund ist
Algerien der zweitgrößte Getreideimporteur der Welt.
Der Sektor besteht zu 95 Prozent aus Kleinbetrieben, meist Familienunternehmen.
Mit der algerischen Cevital-Gruppe hat sich jedoch auch ein Großunternehmen
etabliert, welches zudem offen für die Zusammenarbeit mit internationalen
Technologielieferanten ist. Geplante Projekte seitens des Unternehmens sind zum
Beispiel der Bau einer Ölmühle und der Aufbau eines Betriebs zur Züchtung von
Kartoffelsamen. Für beide Projekte kommen Kooperationen mit ausländischen
Partnern in Frage.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Deutschland
ist
für
Algerien
ein
zuverlässiger
Partner
in
der
bilateralen
Entwicklungszusammenarbeit, aber kein Schwerpunktland der deutschen EZ. Seit
1962 ist die deutsche EZ mit einigen Unterbrechungen in Algerien aktiv. Die
akkumulierten Zahlungen Deutschlands belaufen sich im Rahmen der Technischen
Zusammenarbeit auf insgesamt rund € 200 Mio. und bei der Finanziellen
Zusammenarbeit auf ungefähr € 180 Mio. Die Schwerpunkte der deutschen EZ in
Algerien
sind
derzeit
Nachhaltige
Wirtschaftsentwicklung
sowie
nachhaltig
integriertes Ressourcenmanagement im Wasser- und Umweltbereich. Zusätzlich gibt
es Projekte, die die Gesundheitssituation speziell der ärmeren Bevölkerung
verbessern sollen.
Einbindung in regionale Organisationen
105
Algerien ist Mitglied in der Afrikanischen Union und der Arabischen Maghreb Union,
einer Organisation bestehend aus Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien und
Tunesien, mit dem Ziel einer einheitlichen Politik und Wirtschaft unter Bewahrung der
Souveränität der einzelnen Staaten. Weiterhin engagiert sich das Land im Rahmen
der Organisation Öl-fördernder Staaten OPEC und ist Mitglied der Organisation
arabischen Öl-fördernden Staaten OAPEC sowie der Arabischen Liga. Außerdem ist
Algerien Mitglied der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), die mit ihren
derzeit 57 Mitgliedern den Anspruch erhebt, die islamische Welt zu repräsentieren.
Algerien ist außerdem Mitglied in der Wirtschaftskommission für Afrika (Economic
Commission for Africa - ECA) der Vereinten Nationen, welche 1958 gegründet wurde
und zur Aufgabe hat, die ökonomische und soziale Entwicklung ihrer 53
afrikanischen Staaten sowie die regionale Integration voranzutreiben.
106
3.10 Ghana
Allgemeines:
Bevölkerungszahl:
23,8 Mio.
Hauptstadt:
Accra
Korrespondenzsprache:
Englisch
Offizielle Bezeichnung:
Republik Ghana
Staatsform:
Präsidialdemokratie
Staatsoberhaupt:
John Evans Atta Mills
Nächste Wahlen:
2012
Währung:
Ghanaischer Cedi (GHS)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
18,1Mrd.
Wirtschaftswachstum:
5%
Aufteilung BIP (2008):
Landwirtschaft: 40,2%, Industrie: 28,0%, Dienstleistung: 31,8%,
Inflation:
10,6%
Haushaltgleichgewicht:
-8% des BIP
Leistungsbilanz:
-11,6% des BIP
Auslandsschulden(2009):
41,7% des BIP
Exportgüter:
Gold, Kakao, Edelholz, Thunfisch, Bauxit, Aluminium,
Manganerz, Diamanten
Importgüter:
Anlagegüter, Erdöl, Nahrungsmittel
Handelsvolumen:
Exporte: US-$ 6,1 Mrd., Importe: US-$ 10,1Mrd.
Handelspartner:
Exporte: Südafrika, Niederlande, Indien, UK, Deutschland
Importe: China, Nigeria, USA, Deutschland
Wichtigste Sektoren:
Bergbau (insbesondere Gold), Kakaoindustrie
ADI (US-$) (2009)
Bestand: 6,6 Mrd., Zuflüsse: 1,7 Mrd.
Bilaterale Sonderregelungen:
- Investitionsförderungs- und -schutzabkommen, in Kraft seit 1998
- Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 2007
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
107
Politik
1957 erlangte Ghana als erstes Land Subsahara-Afrikas die Unabhängigkeit mit dem
berühmten Freiheitskämpfer Kwame Nkrumah als erstem Präsidenten. Seit Mitte der
1960er Jahre kam es immer wieder zu politischen Umstürzen und das Land wurde
von wechselnden Militärregierungen beherrscht. Anfang der 1990er Jahre leitete die
Regierung unter Jerry Rawlings, der seit 1981 Militärdiktator war, schließlich einen
tief greifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformprozess ein, in dessen
Folge Ghana einen erfolgreichen Demokratisierungsprozess durchlaufen und
wirtschaftspolitische Reformen wirksam umsetzen konnte. 1993 wurde er erstmals
als Präsident frei gewählt. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2000 gelang der
erste demokratische Machtwechsel. Auch die Wahl im Dezember 2008 verlief
weitgehend friedlich und stellte den zweiten gewaltlosen Machtwechsel dar. Es
erfolgte ein Regierungswechsel von der New Patrotic Party (NPP) zum National
Democratic Congress (NDC) unter Präsident John Evans Atta Mills.
Heute gilt Ghana im afrikanischen Vergleich als politisch stabil und zeichnet sich
durch ein hohes Maß an Liberalität aus. Das Land setzt sich für regionale
Zusammenarbeit und die friedliche Lösung von Konflikten ein und bemüht sich um
ein gutes Verhältnis zu den Nachbarländern.
Die Innenpolitik ist vor allem auf die Bekämpfung der Armut, die weitere
Konsolidierung der Demokratie, die Verbesserung der Infrastruktur und der inneren
Sicherheit, die Förderung der Privatwirtschaft sowie die Bekämpfung des
Drogenhandels und der Korruption gerichtet. Positiv hervorzuheben sind die in den
Medien praktizierte Meinungsfreiheit, die religiöse Toleranz der Regierung und der
Religionsgemeinschaften, die Versammlungsfreiheit und die relativ starke Position
und
Unabhängigkeit
der
in
der
Verfassung
verankerten
staatlichen
Menschenrechtskommission.
Herausforderungen bieten das schwierige makroökonomische Umfeld und ein starker
Anstieg der Staatsverschuldung aus Zeiten der Vorgängerregierung.
Wirtschaft
Obwohl Ghana über eine große Anzahl natürlicher Ressourcen verfügt, ist die
Wirtschaft des Landes traditionell vom Export einiger weniger Produkte abhängig.
Besonders wichtig ist seit der Kolonialzeit der Kakaound Ghana war lange Zeit
108
größter Kakaoproduzent der Welt. Mittlerweile steht das Land auf Platz zwei der
größten Hersteller, auch als Exportgut des Landes liegt Kakao nur noch auf dem
zweiten Platz. Seit 2006 ist jedoch Gold, mit Unterstützung des hohen Goldpreises,
vor Kakao das wichtigste Exportgut und generiert mehr als ein Drittel der gesamten
Exporterlöse.
Große Erwartungen und zugleich auch Befürchtungen werden außerdem mit den
Entdeckungen wesentlicher Ölvorkommen vor Ghanas Küste im Jahr 2007 in
Verbindung gebracht, deren Förderung im Dezember 2010 begann. Im Verlauf des
Jahres 2011 soll die Produktion auf 120.000 Barrel/Tag erhöht werden. Der IWF
erwartet für 2011 im Zuge des Beginns von Ölexporten einen Anstieg des
Wirtschaftswachstums
auf
10
Prozent
und
einen
Rückgang
des
Leistungsbilanzdefizits.
Die Landwirtschaft erzeugt über ein Drittel des BIP und beschäftigt mehr als die
Hälfte der Arbeitskräfte. Ihre Produktivität ist jedoch immer noch sehr gering.
Ausländische Investoren werden in Ghana zum Teil noch durch bürokratische
Hürden
und
Unsicherheiten
bei
der
Durchsetzung
von
Rechtsansprüchen
abgeschreckt. Auch fehlende Kommunikationsverbindungen und die unzureichende
Ausbildung der Arbeitskräfte hemmen Auslandsinvestitionen. Die Regierung bemüht
sich jedoch, diese Rahmenbedingungen zu verbessern und hat mit dem Ghana
Investment Promotion Centre (GIPC) eine erste Anlauf-Behörde für Investoren
geschaffen.
Außerdem
werden
umfangreiche
Verbesserungen
im
Infrastrukturbereich geplant.
Um die Regierung bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Gegenmaßnahmen zur
Wirtschaftskrise zu unterstützen, erhielt das Land kürzlich sowohl von der Weltbank
als auch vom IWF finanzielle Beihilfen. Der Kredit der Weltbank betrug US-$ 535
Mio., der IWF stellte US-$ 600 Mio. zur Verfügung. Insgesamt bleibt Ghana stark
abhängig von internationaler finanzieller und technischer Unterstützung, denn gut ein
Drittel des Staatshaushaltes ist geberfinanziert.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner für Ghana und führt vor allem Kakao,
Holz und Aluminium ein. 2009 war Ghana eines der wenigen afrikanischen Länder, in
109
denen trotz der globalen Wirtschaftskrise die Im- und Exporte anstiegen. Die Exporte
nach Deutschland stiegen 2010 um weitere 33,7 Prozent auf € 147,6 Mio. an. Aus
Deutschland bezieht Ghana hauptsächlich Fahrzeuge, Maschinen und chemische
Erzeugnisse, die deutschen Exporte betrugen 2010 € 207,7 Mio.
In Ghana gibt es etwa 90 deutsche Firmen mit Niederlassungen, einschließlich
lokaler Unternehmen mit deutscher Geschäftsführung, die sind vor allem in den
Bereichen
Transport/Logistik,
Zementherstellung,
Krankenhausausstattung,
Maschinen-, Werkzeughandel, Busmontage und in der Nahrungsmittelherstellung
tätig.
Außerdem
interessieren
sich
immer
mehr
deutsche
Firmen
für
Palmenplantagen und Palmenöl zur Energiegewinnung. Ein Großteil dieser
Unternehmen ist im Ghanaisch-Deutschen Wirtschaftsverband (Ghanaian-German
Economic Association - GGEA) organisiert, der die Wirtschaftsbeziehungen zwischen
Ghana und Deutschland fördert. Anfang 2011 wurde außerdem das Delegiertenbüro
der deutschen Wirtschaft in Ghana eröffnet, welches eines der derzeit vier Standorte
des deutschen Kammersystems ist und als weiterer Ansprechpartner für deutsche
sowie ghanaische Unternehmen dient. Mittelfristig soll dieses Delegiertenbüro mit der
GGEA zu einer Auslandshandelskammer verschmolzen werden.
Ende 2007 hat Ghana mit der EU ein EPA unterzeichnet, welches einen freien
Zugang zu europäischen Märkten für ghanaische Exporte garantiert und teilweise
den Marktzugang für europäische Produkte in Ghana liberalisiert.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Die von der Regierung eingeleiteten Maßnahmen, die unter anderem die Aufnahme
von Krediten und die Gründung von Unternehmen erleichtern sollen, machten Ghana
aus Sicht der Weltbank zum investitionsfreundlichsten Land Westafrikas in den
Jahren 2007/2008. So bietet es ein einfaches und geordnetes Geschäftsfeld bei
hoher politischer Stabilität. Potenziale für unternehmerisches Engagement ergeben
sich laut der Expertenmeinung außerdem aus der guten Regierungsführung, den
allgemein
guten
Rahmenbedingungen
sowie
der
Ende
2010
begonnenen
Ölförderung und der daraus zu erwartenden Einnahmen. Im Ranking des Ease of
Doing Business 2011 der Weltbank steht Ghana an fünfter Stelle Subsahara-Afrikas.
Neben dem Wirtschaftsaufschwung und dem Entstehen einer Mittelschicht wurde
außerdem die Möglichkeit positiv hervorgehoben, Ghana als Sprungbrett für das
anglophone Westafrika zu nutzen. Zudem existiert mit dem Delegiertenbüro und der
110
GGEA, die bei ihren Serviceleistungen zunehmend den regionalen Aspekt in den
Vordergrund rückt, eine gute Vertretung und Beratung für deutsche Unternehmen vor
Ort.
Da die Finanzierung von Investitionen generell durch die internationale Krise
erschwert wurde, hat die nationale Handelskammer, die Ghana National Chamber of
Commerce
&
Industry
(GNCCI),
die
Gründung
einer
eigenen
Bank
als
Finanzierungsinstitut speziell für klein- und mittelständische Unternehmen bekannt
gegeben. Das Land hat in den letzten Jahren außerdem einen enormen Aufschwung
der Direktinvestitionen aus dem Ausland erlebt. Lag der Wert der Zuflüsse der ADI
zwischen 1995 und 2005 noch bei durchschnittlich US-$ 132 Mio., wurden 2010 US$ 1,3 Mrd. investiert.
Als Hindernisse wurden vorrangig die geringe Marktgröße, die Zollregularien, die
schwierigen Bedingungen für den Land- und Eigentumserwerb sowie der Zugang zu
und die Kosten von Finanzierungsmöglichkeiten genannt. Außerdem können sich
laut der Experten Probleme für unternehmerische Aktivitäten durch Mängel in der
Rechtssicherheit,
der
Verfügbarkeit
qualifizierter
Arbeitskräfte
und
der
Energieversorgung sowie unterschiedliche Geschäftskulturen und dem starken
Wettbewerb ergeben.
>>Erdöl
Mit der Förderung der im Jahr 2007 vor Ghanas Küste entdeckten Ölfunde wurde
Ende 2010 begonnen. Das Jubilee Ölfeld beherbergt Vorkommen von insgesamt 1,5
Mrd. Barrel Öl. Derzeit werden ca. 70.000 Barrel/Tag gefördert, ab Anfang 2012
rechnet der Betreiber mit einer Fördermenge von bis zu 120.000 Barrel pro Tag. Die
Funde werden vor allem von kleineren Ölfirmen genutzt. Es handelt sich um die
irische Tullow-Oil und die amerikanische Anadarko Petroleum, die die größten
Anteile an den Feldern besitzen.
Von den neuen Aktivitäten können erhebliche positive Auswirkungen auch auf die
übrigen Wirtschaftsbereiche und eine starke Erhöhung des Wirtschaftswachstums
erwartet werden. So erhofft sich das Land durch diese Ölfunde zusätzliche
Deviseneinnahmen von bis zu US-$ 1 Mrd. im Jahr. Davon soll jedoch nur ein Teil in
den allgemeinen Haushalt fließen. Der Rest soll in einen Fond zum Kapitalaufbau
und
in
Erneuerbare
Energien
investiert
werden.
Zudem
soll
die
Einnahmeverwendung transparent gehalten werden.
111
Noch
herrscht
jedoch
einige
Unsicherheit
über
die
gesetzlichen
Rahmenbedingungen. Zudem hat Regierung durch eine Blockade des Verkaufs von
Anteilen eines Joint-Venture-Partners für großes Aufsehen in internationalen
Investorenkreisen gesorgt. Das Land bemüht sich um eine möglichst weitgehende
Beteiligung der breiten Bevölkerung an dem neuen Reichtum und um die
Vermeidung derselben Fehler, die in den etablierten afrikanischen Erdölländern
begingen wurden. In diesem Sinne sollen auch die in anderen Ländern erzeugten
Umweltschäden aus der Förderung vermieden werden. Allerdings sind auch hierfür
die Rahmenvorschriften noch nicht verabschiedet.
>> IKT
Der Telekommunikationssektor Ghanas weist ein enormes Wachstumspotenzial auf.
Bei der Liberalisierung und Modernisierung dieses Bereiches nimmt Ghana eine
Vorreiterrolle in Afrika ein. Auf dem Markt zeigt sich ein reger Wettbewerb und die
Zahl der Mobilfunkanbieter gehört mit sechs Konkurrenten zu den höchsten der
Region. Auch die Mobilfunkdichte ist mit 63 Prozent regional eine der höchsten.
Spektakulär war 2009 der Markteintritt von Vodafone durch die Übernahme von 70
Prozent an der nationalen Festnetz-Telefongesellschaft Ghana Telecom für US-$
900 Mio.
Mit deutscher Unterstützung hat das Tiefseekabel Main One zwischen Portugal und
Westafrika mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von US-$ 240 Mio. im Juli 2010
den Betrieb aufgenommen. Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft
(DEG) beteiligte sich mit US-$ 20 Mio. an der Finanzierung. Zu den Kapitalgebern
gehörten auch die Afrikanische Entwicklungsbank mit US-$ 55 Mio. sowie zwei
nigerianische Geschäftsbanken mit US-$ 45 Mio. Von dieser Glasfaserverbindung,
welche allen Betreibern offen stehen soll, wird vor allem eine Verbesserung der
Kommunikationsstruktur und eine Reduzierung der Kommunikationskosten sowie
mehr Wettbewerb in der Branche erwartet. In Zukunft soll das Projekt noch weiter
ausgebaut werden.
Durch den Anschluss an internationale Glasfaserkabel sind vielfältige Chancen für
unternehmerisches Engagement zu erwarten. So werden moderne Technologien für
die Telefon- und Datenkommunikation benötigt, zum Beispiel für ein Outsourcing von
Dienstleistungen. Weiterhin gelten neue Lizenzen im Bereich des schnurlosen
Breitbandzugangs als Schlüsselvorhaben für die Entwicklung.
112
Großer Nachholbedarf besteht bei der Internet- und Breitbandnutzung in der
Bevölkerung. So gab es nach Angaben der International Telecommunication Union
nur eine Verbreitungsdichte von Internetanschlüssen von 4,2 Prozent.
>> Bergbau
Auch die ghanaische Bergbauindustrie ist von der globalen Finanzkrise nicht
verschont geblieben und hatte unter der damit einhergehenden Nachfrageschwäche
zu leiden. Für den dominierenden Goldbergbau stehen die Aussichten jedoch
weiterhin gut, da die Goldproduktion in den vergangenen Jahren ein kontinuierliches
Wachstum von 25 Prozent verzeichnete. Die Goldreserven konzentrieren sich in der
Ashanti Region und in West- und Zentral-Ghana. Gold und andere Rohstoffe sind mit
ungefähr 50 Prozent die größten Exporteinnahmequellen in Ghana. In letzter Zeit
kommt es vermehrt zu Spannungen zwischen der Bevölkerung und den
Bergbaufirmen, da sich die Schürfaktivitäten negativ auf umliegende Kommunen
auswirken. Aus diesem Grund hat die Bergbaukammer eine Kampagne zur Erhaltung
und Stärkung des Bergbaus als unverzichtbarer Faktor nachhaltiger Entwicklung für
die ghanaische Volkswirtschaft gestartet.
Größere Projekte werden zurzeit von einem der führenden Goldkonzerne, der
Newmont Mining aus den USA, mit einem Investitionsvolumen von rund US-$ 850
Mio. durchgeführt. Bei der AngloGold Ashanti stehen umfangreiche Investitionen in
die Erschließung des Tiefenbergbaus an. Solche und andere Projekte bieten auch für
deutsche Unternehmen Zuliefererchancen.
Ghana verfügt außerdem über große Diamantenvorkommen, die sich überwiegend
im Birim Basin in Zentralghana befinden. Überdies ist das Land einer der größten
Manganexporteure der Welt. Neben der Wirtschaftskrise stellt vor allem auch eine
mangelnde zuverlässige Eisenbahninfrastruktur ein großes Hindernis sowohl für den
Mangan- als auch für den Bauxitbergbau dar. Nichtsdestotrotz gilt das noch
unerschlossene Potenzial des Bergbaus als beachtlich. Vor allem die großen
Bauxitbestände werden bisher nur zu einem kleinen Teil abgebaut. Der einzige
Bauxitproduzent ist die Ghana Bauxit Company.
>> Infrastruktur und Energie
Der Infrastruktursektor in Ghana besitzt einen enormen Nachholbedarf. Die
Regierung plant daher diverse Projekte. Zu den Wichtigsten gehören derzeit der
113
Ausbau der Kraftwerkskapazitäten sowie die Diversifizierung der Energiequellen, um
die Abhängigkeit von der Wasserkraft zu verringern. Der Volta-Staudamm ist derzeit
der inländische Haupterzeuger von Strom.
Ein
wichtiger
Bereich
bleibt
aber
auch
die
Schaffung
einer
adäquaten
Wasserversorgung aller Bevölkerungsteile und die Wasseraufbereitung. Um 80
Prozent der Bevölkerung bis zum 2015 mit Wasser zu versorgen, wären laut des
zuständigen Ministeriums zusätzliche Investitionen von US-$ 1,6 Mrd. notwendig. Im
Bereich der Energieversorgung werden bis 2012 Investitionen von bis zu € 700 Mio.
benötigt, um ein verlässliches Distributionsnetz zu gewährleisten.
Nachfrage besteht auch im Bereich von Privathäusern. Einen besonderen
Stellenwert nimmt der Straßenbau ein, da zurzeit viele Straßen in Ghana ausgebaut
und erneuert werden. Neben nationalen sind auch viele ausländische Firmen in
diesem Sektor anzutreffen, die insbesondere größere Bauvorhaben wie Autobahnen
und Küstenprojekte übernehmen. Lokale Firmen spielen eher beim Bau von
Zubringerstraßen
eine
Rolle.
Pläne
gibt
es
außerdem
im
Bereich
der
Schieneninfrastruktur und im Flughafenausbau. Die Regierung möchte Ghana als
Tor zu Westafrika positionieren.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Ghana
ist
eines
der
Schwerpunktpartnerländer
für
die
deutsche
Entwicklungszusammenarbeit. Für Ghana zählt Deutschland zu den wichtigsten
Geberländern.
Schwerpunkte
der
Entwicklungszusammenarbeit
zwischen
Deutschland und Ghana liegen in der Dezentralisierung, der Landwirtschaft und der
Privatsektorentwicklung. Für diese Bereiche hat das Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für den Zeitraum 2009 bis
2011 € 130 Mio., zugesagt. Dies stellt eine Steigerung von 60 Prozent zur
Vorperiode dar, welche durch die besondere Unterstützung für Länder mit guter
Regierungsführung begründet wird. Dieser Betrag gliedert sich in € 108 Mio. für
Finanzielle und € 22 Mio. für Technische Zusammenarbeit. Das Gesamtvolumen der
deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Ghana beläuft sich seit 1961 auf € 1,2
Mrd.
114
Einbindung in regionale Organisationen
Die wichtigste regionale Organisation für Ghana ist die westafrikanischen
Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Erklärung siehe Nigeria). Es ist zusätzlich
Mitglied in der westafrikanischen Zollunion WAMZ der größtenteils anglophonen
Länder Westafrikas.
Ghana
war
bereits
Gründungsmitglied
der
Vorgängerorganisation
des
Commonwealth of Nations.
Außerdem ist Ghana sehr aktiv in der AU. Ghana ist das erste Land, das den African
Peer
Review
Mechanism
(APRM)
der
NePAD
im
Jahr
2006
erfolgreich
abgeschlossen hat. APRM ist eine rein afrikanische Initiative und bildet einen
Mechanismus der freiwilligen Prüfung der Regierungsführung eines Landes.
Seit 2003 ist es Mitglied der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI),
welche sich für eine möglichst große Transparenz im Rohstoffsektor einsetzt.
115
3.11 Marokko
Allgemein:
Bevölkerungszahl:
31,3 Mio.
Hauptstadt:
Rabat
Korrespondenzsprache:
Arabisch, Französisch
Offizielle Bezeichnung:
Königreich Marokko
Staatsform:
Konstitutionelle Monarchie
Staatsoberhaupt:
König Mohammed VI.
Nächste Wahlen:
König durch Erbfolge, Parlamentswahlen: 2015
Währung:
Marokkanischer Dirham (MAD)
Wirtschaftsdaten (2010):
BIP total (US-$):
91,7 Mrd.
Wirtschaftswachstum:
4%
Aufteilung BIP:
Landwirtschaft: 15,8%, Industrie: 25,3%, Dienstleistung: 58,9%
Inflation:
1,5%
Haushaltgleichgewicht:
-1,4% des BIP
Leistungsbilanz (2009):
-6,3% des BIP
Auslandsschulden:
20,4 % des BIP
Exportgüter:
Textilien, Phosphatsäure, chemische und natürliche
Düngemittel, Phosphate, Kabel
Importgüter:
Brennstoffe, Maschinen, Elektrotechnik, Fahrzeuge, Eisen und
Stahl
Handelsvolumen (US-$):
Exporte: 14,7 Mrd., Importe: 30,7 Mrd.
Handelspartner:
Exporte: Spanien, Frankreich, Indien, Italien
Importe: Frankreich, Spanien, China, USA
Wichtige Sektoren:
Tourismus, Immobilien, Banken, Telekommunikation
ADI (US-$) (2009):
Bestand: 40,7 Mrd.
Zuflüsse: 1,3 Mrd.
Bilaterale Sonderregelungen:
- revidierter Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 2008
- Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1974
Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank
116
Politik
Marokko erreichte im Jahr 1956 seine Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien.
Laut der Verfassung von 1972 handelt es sich bei der Staatsform um eine
konstitutionelle Monarchie mit Elementen einer parlamentarischen Demokratie. Aus
den Parlamentswahlen vom September 2007 ging mit der Istiqlal die ehemalige
Trägerin der marokkanischen Unabhängigkeitsbewegung überraschend als Siegerin
hervor. König Mohammed VI. ist seit 1999 der Throninhaber. Er ist zugleich weltlicher
Herrscher und geistlicher Führer. In den letzten Jahren zeichnete sich Marokko durch
seine politische Stabilität und relativ gute Beziehungen zu den Nachbarländern aus.
Die Proteste in der arabischen Welt seit Januar 2011 führten auch in Marokko immer
wieder zu Demonstrationen. Im März kündigte König Mohammed VI. schließlich,
tiefgreifende politische Reformen einzuleiten und das Parlament mit mehr
Befugnissen auszustatten. Gleichzeitig wurden einige Proteste gewaltsam von der
Polizei aufgelöst. Die vorgezogenen Parlamentswahlen von November 2011 gewann
die moderate islamische Partei PJD.
Seit seinem Amtsantritt hat der König eine politische Öffnung und Fortschritte bei
Reformen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich sowie in Bezug auf die
Menschenrechte eingeleitet. Zudem hat er bei der Bekämpfung der Armut und des
Bildungsnotstands,
bei
der
Aufarbeitung
der
Vergangenheit
und
bei
der
Gleichberechtigung der Frau Initiative gezeigt. Die Außenpolitik steht im Zeichen
einer strategischen Westorientierung. Die europäischen Nachbarn bleiben das
gesellschaftspolitische Vorbild und die USA der wichtigste sicherheitspolitische
Partner. Im Verhältnis zur EU strebt das Königreich einen Ausbau der jetzt schon in
mancher Hinsicht privilegierten Stellung an. Ein besonders enges Verhältnis besteht
traditionell zur ehemaligen Protektoratsmacht Frankreich.
Marokkanische Innenbehörden gehen von einer erheblichen Gefahr terroristischer
Anschläge aus. Die Selbstmordattentate in Casablanca im Mai 2003 erschütterten
Marokkos Ruf als ruhiges Land mit religiöser Mäßigung. Ein zentrales Problem bleibt
außerdem das Anliegen des Landes der dauerhaften Sicherung der Zugehörigkeit
der Westsahara zu Marokko. Dieser Konflikt belastet noch immer die Beziehungen
zwischen
Marokko
und
Algerien
und
behindert
eine
engere
regionale
Zusammenarbeit im Rahmen der Arabischen Maghreb Union.
Wirtschaft
117
Marokko befindet sich in einem Prozess des Wandels von einem Agrarland hin zu
einem Industrie- und Dienstleistungsland. Noch ist aber fast die Hälfte aller
Beschäftigten
in
der
Landwirtschaft
tätig.
Diese
leidet
unter
starken
Klimaschwankungen, einer Knappheit der Wasserressourcen und unter der in weiten
Gebieten verbreiteten Verschlechterung der Bodenqualität durch Übernutzung.
Programme zur Strukturanpassung haben zu einer erheblichen Verbesserung der
makroökonomischen Rahmenbedingungen und des Investitionsklimas geführt. Die
Auswirkungen
der
weltweiten
Finanz-
und
Wirtschaftskrise
stellen
jedoch
insbesondere die staatliche Investitionspolitik vor erhebliche Herausforderungen. Die
bis 2011 amtierende Regierung unter Premierminister Abbas al-Fassi reagierte mit
einer Reihe von großen, über mehrere Jahre angelegten und ambitionierten
sektorspezifischen
Investitionsprogrammen,
für
die
2009
bereits
eine
Investitionssumme von € 11,8 Mrd. (davon 31 Prozent aus dem Staatshaushalt, 57,5
Prozent
von
staatlichen
Unternehmen)
bereitgestellt
wurde.
Diese
Investitionsprogramme konzentrieren sich auf die Bereiche Landwirtschaft, Trink- und
Abwasserwirtschaft, Energie, Infrastruktur, Industrie sowie Wohnungsbau. Die Krise
hatte
außerdem
einen
negativen
Einfluss
auf
Tourismuseinnahmen
und
Rücküberweisungen marokkanischer Emigranten. Diese beiden wichtigen Quellen für
Deviseneinnahmen haben bisher das Defizit in der Handelsbilanz ausgeglichen und
eine positive Zahlungsbilanz ermöglicht.
Marokko hat im Oktober 2008 im Verhältnis zur EU einen „Statut Avancé“ erhalten.
Damit wird eine Politik anerkannt, die sich weit über den wirtschaftspolitischen
Rahmen hinaus konsequent zur EU zuwendet. Vereinbart wurde die schrittweise
Übernahme des Acquis Communautaire, welches den Gesamtbestand an Rechten
und Pflichten bezeichnet, der für die Mitgliedstaaten der EU verbindlich ist.. Diese
enge
Verknüpfung
mit
Europa
soll
mittelfristig
die
wirtschaftliche
und
gesellschaftliche Entwicklung Marokkos sichern. Im Juli 2010 unterzeichnete
Marokko außerdem gemeinsam mit der EU ein Zwei-Jahres-Kooperationsabkommen
in Höhe von € 580,5 Mio., welches 2011 startet. Dieses Abkommen unterstützt
Regierungsprogramme in den fünf Schlüssel-Bereichen soziale Entwicklung,
wirtschaftliche Modernisierung, institutionelle Reformen, Menschenrechtsschutz und
Umweltpolitik.
Große Herausforderung bleiben die zu niedrige Produktivität aufgrund der geringen
Qualität der Industriegüter, ein zu beschränktes Angebot an Fertigwaren und ein
118
Mangel an qualifiziertem Personal. Diese Mängel bewirken, dass die Exportwirtschaft
bisher nicht konkurrenzfähig ist. Weitere Probleme und zum Teil Gefahren für die
Sicherheit resultieren aus dem Drogenanbau und -schmuggel, den wachsenden
Umweltproblemen, der Abhängigkeit von teuren Erdölimporten, Korruption, einer
hohen
Analphabetenrate
und
unzureichender
Bildung
sowie
hoher
Jugendarbeitslosigkeit.
Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen
Deutschland gehört neben Frankreich, Spanien, Saudi-Arabien, Italien und China zu
den größten Handelspartnern Marokkos. Die deutschen Urlauber sind wichtig für das
Tourismusgeschäft des Landes und deutsche Unternehmen profitieren von den
zahlreichen Abkommen zwischen Marokko und der EU.
Im November 2008 wurden zudem Verhandlungen zwischen Deutschland und
Marokko über eine Novellierung des bilateralen Doppelbesteuerungsabkommens
aufgenommen. In diesem Rahmen ist auch die für 2012 geplante Freihandelszone
mit der EU von großer Bedeutung. Im Februar 2011 wurde außerdem eine
Absichtserklärung zwischen beiden Regierungen über die Einrichtung einer DeutschMarokkanisch Gemischten Wirtschaftskommission unterschrieben, deren erste
Sitzung noch im Jahr 2011 stattfinden soll.
Deutschland exportiert im Wesentlichen seine traditionellen Exportgüter nach
Marokko. Diese Exporte 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 Prozent auf € 1,37
Mrd., während auch die Importe aus Marokko wieder zulegen konnten. 2010
importierte Deutschland marokkanische Waren im Wert von € 598 Mio., ein Plus von
13,8 Prozent. Aus Marokko bezog Deutschland hauptsächlich Textilien, Schuhe und
Nahrungsmittel.
Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft bietet interessierten Unternehmen gern
seine Unterstützung an. Daneben gibt es seit 1997 die Deutsche Industrie- und
Handelskammer in Marokko (AHK Marokko) hat in Casablanca ihren Sitz und zählt
über 350 Mitglieder.
Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren
Laut der Experten bieten sich in Marokko relativ verlässliche Rahmen- und gute
Investitionsbedingungen für deutsche klein- und mittelständische Unternehmen.
Weiterhin zeichnet sich das Land durch seine liberale Wirtschaftspolitik und seine
119
Nähe zum europäischen Markt aus. Auch wenn die Exportwirtschaft in Marokko von
der Nachfrage in Europa und den USA abhängig ist und sich somit der
Wirtschaftskrise nicht entziehen konnte, wird die Attraktivität des marokkanischen
Marktes dadurch kaum geschmälert. So werden die umfangreichen Infrastruktur- und
Industrieprojekte wie geplant durchgeführt und die Inlandsnachfrage bleibt aufgrund
hervorragender Ergebnisse in der Landwirtschaft auf hohem Niveau.
Neben dem Bereich der Lohnveredelung bieten sich deutschen Unternehmen
Investitionspotenziale auch in den Bereichen Infrastruktur, Energie (Erneuerbare
Energien,
Energietransport,
Energieeffizienz,
Gaskraftwerke),
Tourismus
und
hochwertige Bauausstattung.
Als Hindernisse für ein unternehmerisches Engagement in Marokko wurden von den
Experten der Fachkräftemangel, die geringe Größe der Volkswirtschaft und der
schlechte Zugang zu den Nachbarländern identifiziert.
>> Energiewirtschaft
Die nationale Stromerzeugung in Marokko kann den stetig wachsenden Bedarf nicht
decken und muss durch Importe aus Europa ergänzt werden. Aus diesem Grund hat
die Regierung einen Energieplan ins Leben gerufen, der von 2009 bis 2015 eine
Verdoppelung
der
Stromkapazitäten
zum
Ziel
hat.
Die
marokkanische
Elektrizitätsgesellschaft Office National de l'Electricité kündigte außerdem an,
während der nächsten fünf Jahre nahezu € 1 Mrd. pro Jahr zu investieren, um der
Nachfrage gerecht werden zu können. Der größte Teil dieser Ausgaben ist für die
Verstärkung und Erweiterung der Übertragungs- und Verteilernetze eingeplant. Es
sollen außerdem kohlebefeuerte Kraftwerke ausgebaut und die Kernenergie
weiterentwickelt werden. Weiterhin wird der Bau eines Terminals für die Entladung
von Flüssiggas mit einer Kapazität von fünf bis zehn Milliarden Kubikmeter pro Jahr
verfolgt. Größtes Projekt des Kraftwerkprogramms ist der Bau eines Kohlekraftwerks
in Safi mit der Kapazität von 1.320 Megawatt.
Der Energiesektor Marokkos bietet somit vielfältige Chancen für unternehmerisches
Engagement, auch für ausländische Firmen, da sowohl eine Diversifizierung bei den
Energieträgern als auch bei den Versorgungswegen angestrebt wird. Für deutsche
Unternehmen bieten sich sowohl Zulieferchancen als auch die Möglichkeit als
Betreiber unter einem zuverlässigen gesetzlichen Rahmen am Ausbau der
Kraftwerke mitzuwirken.
120
Ein besonderes Augenmerk legt die Regierung außerdem auf eine höhere
Energieeffizienz und auf die Stärkung der Erneuerbaren Energien, welche bis 2015
18 Prozent der Stromerzeugung stellen sollen. Marokko bietet ideale Standorte für
die Nutzung Erneuerbarer Energien, insbesondere im Bereich Wind- und
Sonnenenergie. So plant die Wüstenstrominitiative Desertec zurzeit in Marokko ihren
ersten
Kraftwerkspark,
der
einen
Verbund
von
Anlagen
unterschiedlicher
Technologien wie Solarthermie, Photovoltaik oder Windkraft vorsieht. Insgesamt soll
mit dem Projekt Energie in Höhe von 500 bis 1000 Megawatt erzeugt werden.
Marokko wird das erste Land sein, welches im Rahmen von Desertec Strom liefern
wird. So werden die Kraftwerke voraussichtlich 2013 ausgeschrieben, damit 2015 der
erste Strom fließen kann. 80 Prozent der damit erzeugten Stromes sollen nach
Europa exportiert werden.
Die marokkanische Regierung hat bereits selbst mit dem Bau des modernsten
Solarkraftwerks der Welt begonnen. Des Weiteren gibt es im Rahmen des Plan
Solaire Marocain Planungen von 10.000 Hektar Solaranlagen an fünf Standorten, die
ab 2020 insgesamt 2.000 Megawatt Strom erzeugen sollen. Das Investitionsvolumen
beläuft sich auf US-$ 9 Mrd.
Im Bereich der Windenergie werden verschiedene Projekte entlang der Atlantikküste
durchgeführt, die auch von deutschen Entwicklungsagenturen wie der KfW-Bank
unterstützt werden.
Marokko verfügt zwar nicht über eine generelle Einspeisevergütung für Erneuerbare
Energien, aufgrund der politischen Unterstützung können aber vor allem bei
größeren
Projekten
Abnahmegarantien
erwartet
werden.
Vorhaben
könnten
außerdem auch über den Export grünen Stroms nach Europa finanziert werden. Für
das Engagement mittelständischer Unternehmen sind vor allem Projekte in den
Bereichen Windenergie und Biomasse interessant, da bei diesen Gestehungskosten
erzielt werden können, die jetzt schon konkurrenzfähig sind. Die meisten
Energieprojekte sollen mit Hilfe von PPP finanziert werden. Dies gilt auch für den,
Plan Solaire Marocain.
>> Automobilsektor
Der marokkanische Kfz-Sektor dehnt sich trotz der schwierigen Lage des
Weltmarktes weiterhin aus. Die Anzahl von Neuzulassungen von Kfz stieg im Jahr
121
2009 auf knapp 190.000 Einheiten an, was sich auf einen Importboom bei
gebrauchten
Fahrzeugen
zurückführen
lässt.
Dieser
lässt
sich
laut
dem
marokkanischen Verkehrsministerium wiederum durch die gesunkenen Einfuhrzölle
für die Überführung von Wagen im Ausland lebender Marokkaner erklären. Den
marokkanischen Exportmarkt beherrschen nach dem Branchenbericht von GTAI vor
allem französische Fabrikate wie beispielsweise Renault, da diese direkt vor Ort
montiert werden. Renault baut zurzeit in der Nähe des Tiefseehafens Tanger-Med
eine zweite PKW-Fabrik, die 2012 in Betrieb genommen werden soll. Typisch für
Marokko ist auch der große Bestand an Altfahrzeugen, welches eine rege Nachfrage
nach Ersatzteilen zur Folge hat.
Der marokkanische Automobilsektor besitzt einen Anteil am BIP von etwas mehr als
fünf Prozent, welcher während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise einbrach.
Vor allem die Zulieferbranche hatte unter den Produktionsrückgängen in Europa zu
leiden. Ihre Lage hat sich seit Ende 2009 jedoch wieder verbessert.
Marokko als Produktionsstandort ist laut GTAI in erster Linie aufgrund des globalen
Margendrucks in der Automobilbranche mit seinen logistischen und kostenmäßigen
Vorteilen interessant. Außerdem herrscht zurzeit eine anziehende Nachfrage bei
Maschinen und Anlagen für die Kfz- und Kfz-Teile-Produktion aufgrund des Baus des
Dacia-Werkes
sowie
Neu-
und
Folgeinvestitionen
internationaler
Automobilunternehmen. Politische Unterstützung erfährt die Automobilindustrie durch
den Abbau bürokratischer Hürden, die Sicherung steuerlicher Vorteile für
Automobilunternehmen sowie die Bezuschussung der Ausbildung von Ingenieuren,
ungelernten Arbeitern und Facharbeitern. Anfang 2010 wurde der Einfuhrzoll für
PKW aus Europa um etwa vier Prozent gekürzt.
Deutschen Anbietern bieten sich Chancen vor allem bei Allradfahrzeugen sowie
Fahrzeugen der Oberklasse, die zwar einen kleinen, aber zahlungskräftigen Markt in
Marokko bildet.
>> Agrarsektor
Die marokkanische Landwirtschaft zählt mit beinahe 50 Prozent aller Erwerbstätigen
nach wie vor zu den wichtigsten Sektoren des Landes und trägt 15,8 Prozent zum
BIP bei. Der Sektor wird von dem Getreideanbau dominiert, danach folgen Gemüse
und Zitrusfrüchte. Zurzeit ist der Sektor durch eine sehr günstige Entwicklung
gekennzeichnet, der Getreideanbau ist jedoch ein entscheidender Grund für die
122
jährlichen Schwankungen des Wirtschaftswachstums. Diese resultieren in erster
Linie daraus, dass die Landwirtschaft aufgrund der extensiven Anbaumethoden stark
von witterungsbedingten Einflüssen abhängig ist. Aus diesem Grund richtet das
Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei den Sektor mit besonderem Augenmerk
auf Nachhaltigkeit und Ökologie derzeit neu aus. Innerhalb der nächsten zehn Jahre
soll er zum Wachstumsmotor des Landes ausgebaut werden. Diese Entwicklungen
bieten
auch
deutschen
Herstellern
von
Landwirtschaftsmaschinen
und
Nahrungsmitteln Kooperations- und Handelschancen.
Der staatliche Entwicklungsplan Plan Maroc Vert sieht für 2009 bis 2020
Investitionen in Höhe von € 10,5 Mrd. vor, die insbesondere auch für eine
Verbesserung
der
Produktivität
und
der
Exportfähigkeit
marokkanischer
Agrarprodukte verwendet werden sollen. Die Landwirtschaftsmesse SIAM, die mit
über 840 Ausstellern aus 30 Ländern die größte ihrer Art in Nordafrika ist, fand 2010
zum fünften Mal statt und hat inzwischen ein sehr professionelles Niveau erreicht. Im
August 2010 genehmigte die EU-Kommission eine erneute finanzielle Unterstützung
zur Förderung der Agrarpolitik in Höhe von € 70 Mio.
>> Infrastruktur/Bauwirtschaft
Die marokkanische Regierung investiert nach wie vor in den Ausbau des Straßen-,
Hafen- und Schienennetzes. Hieraus ergeben sich laut GTAI trotz der globalen
Wirtschaftskrise vielfältige Geschäftschancen.
Die Regierung investiert im Auftrag des Königs insbesondere in die lange
vernachlässigte Infrastruktur des Nordens und Ostens Marokkos entlang der 500 km
langen Mittelmeerküste. Dies betrifft vor allem die Bereiche Hafenausbau, Straßenund Eisenbahnbau, Tourismusanlagen und Technologieparks. Ein Großprojekt,
welches das Wachstum des Landes stark anregen wird, ist zum Beispiel der Bau des
Tiefseehafens Tanger-Med an der Straße von Gibraltar, welcher vor allem die
Integration des Landes in den Welthandel unterstützen soll. Außerdem ist der
Baustart für den Tiefseehafen Nador West Med geplant. Weitere wichtige Projekte
betreffen den Straßenbau. So werden die Autobahnstrecken Rabat-Casablanca und
Marrakesch-Agadir ausgebaut. Eine Autobahnverbindung zwischen Fes und Oujda
befindet sich in der Bauphase und soll 2011 fertig gestellt werden. Deutsche
Unternehmen müssen sich allerdings bei der Auftragsvergabe von Großprojekten
gegen die Dominanz französischer Unternehmen durchsetzen. Ein Großteil der
123
Projekte wird über bi- und multilaterale Kredite zu Sonderkonditionen finanziert,
weswegen Unternehmen zur Projektfinanzierung nicht auf den internationalen
Kapitalmarkt angewiesen sind.
Anstehende Infrastrukturmaßnahmen in Milliardenhöhe betreffen den Bau von einer
Millionen Wohneinheiten im Rahmen eines staatlichen Wohnungsbauprogramms
sowie die Errichtung von Abwasser- und Abfallanlagen. Der marokkanische Staat
unterstützt den sozialen Wohnungsbau durch die Befreiung von Steuern auf
Baumaterialien sowie der Einkommen- und Gesellschaftssteuer befreit. Außerdem
vergibt er günstige Baukredite im Rahmen dieses Programms.
Der Plan Azur von König Mohammed VI., der das Ziel verfolgt, sechs
Touristenzentren bis 2016 zu schaffen, ist in der Krise in Stocken geraten, könnte
aber ab 2011 neuen Aufwind bekommen.
Zur Modernisierung des Transportwesens hat die Regierung Anfang 2010 zwei
Logistikprogramme vorgestellt. Ziel ist die Optimierung des Binnenverkehrs für
Waren und die Effizienzsteigerung des Warenverkehrs im Großraum Casablanca.
Unter anderem sollen eine Reihe neuer Logistikzentren entstehen und mehrere
Umschlagplätze gebaut werden. Zuletzt genehmigte die EU-Kommission im August
2010 Zuschüsse für ein sektorales Programm zur Unterstützung der Strategie zur
Einbeziehung der Bevölkerung in entlegenen Gebieten in Höhe von € 55 Mio.
Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit
Die
marokkanisch-deutsche
Entwicklungszusammenarbeit
bettet
sich
in
die
Gesamtstrategie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) für die Region ein und hat einen engen Bezug zu der
Entwicklungsstrategie der EU für Marokko. Das Land ist außerdem Schwerpunktland
der deutschen EZ. Sie konzentriert sich vor allem auf die Bereiche Nutzung und
Management von Wasserressourcen, Umwelt und Klimawandel, einschließlich der
Förderung Erneuerbarer Energien, sowie nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Die
Bundesregierung hat Marokko für die Jahre 2010 und 2011 insgesamt € 131 Mio. zur
Verfügung gestellt, davon entfielen € 119,5 Mio. auf die Finanzielle Zusammenarbeit
und € 11,5 Mio. auf die Technische Zusammenarbeit.
Einbindung in regionale Organisationen
124
Marokko ist ein Mitglied der Arabischen Maghreb Union und der Arabischen Liga.
Außerdem setzt das Land sich im Rahmen der Wirtschaftskommission ECA der
Vereinten Nationen für die ökonomische und soziale Entwicklung Afrikas sowie die
regionale Integration ein.
Marokko ist das einzige afrikanische Land, das nicht Mitglied der Afrikanischen Union
ist. Aufgrund des Westsaharakonfliktes trat Marokko aus der Vorgängerorganisation
der AU aus und ist auch zurzeit nicht an einer Mitgliedschaft interessiert.
125
4 Neufassung des südafrikanischen Gesellschaftsrechts:
Katalysator für die wirtschaftliche Entwicklung Südafrikas
Die stetig steigende Bedeutung Südafrikas als Wirtschaftsstandort im internationalen
Kontext erfordert eine Anpassung des entsprechenden gesetzlichen Rahmens. Nach
mehr als 10 Jahren der Diskussion und Vorbereitung ist am 1. Mai 2011 ein
reformiertes Gesetzeswerk in Kraft getreten. Im Folgenden möchten wir einige
insbesondere für Investoren interessante Neuregelungen vorstellen.
I.
Reform der Gesellschaftsformen
Eine ganz wesentliche Veränderung, die das neue Gesellschaftsrecht vorsieht,
betrifft die bis dato bekannten Gesellschaftsformen. So wird das Modell der in
Südafrika bislang sehr populären Form der Private Company für kleine und
mittlere Unternehmen, der sog. Close Corporation, nunmehr vollständig
aufgegeben. Jedoch können bereits bestehende Close Corporations ihre
Geschäfte unter Beachtung des neuen Rechts fortführen. Im Ergebnis wird das
Gesellschaftsrecht Südafrikas durch die Reduzierung der Gesellschaftsformen
vereinfacht. Da keine neuen Close Corporations mehr gegründet werden
können, bleibt nur noch die Private Company (Pty) Ltd. als wirkliche Option für
den Unternehmensgründer, soweit er keine Aktiengesellschaft gründen möchte.
In Bezug auf die Gründungskosten bedeutet dies jedoch keine bedeutende
Verschlechterung, da die Gründung einer Pty. Ltd nur minimal teurer ist als die
einer Close Corporation. Nachdem das neue Gesetz den Unternehmer von
einigen Verwaltungs- und Prüfungspflichten befreit, fallen die vormaligen
Vorteile in Bezug auf die Handhabung der Close Corporation gegenüber der
Pty. Ltd. auch nicht mehr so deutlich ins Gewicht.
II.
Vereinfachung der Gründungsmodalitäten
Die Gründung einer Gesellschaft wird in Südafrika sehr erleichtert – eine
Maßnahme, die insbesondere auch den ausländischen Investoren
zugutekommen wird.
Die Gründungserklärung (sog. Memorandum of Incorporation „MOI“) dient
zugleich als Satzung der Gesellschaft. Zusammen mit der Gründungsurkunde
126
(Notice of Incorporation) ist sie eines der zwei Dokumente, die nunmehr für eine
Gründung in Südafrika notwendig sind. Eine Satzung kann auch als
Standardformular ausschließlich nach den Mindestvorgaben des Gesetzes
formuliert sein.
Für einen ausländischen Investor bedeutet dies, dass er in einem schnellen und
unkomplizierten Verfahren mit einer Standardsatzung gründen kann. Die
Satzung der so gegründeten Gesellschaft – zumeist der am ehesten mit
unserer GmbH vergleichbaren Pty. Ltd. – kann sodann nach der Gründung bei
Bedarf noch individuell angepasst werden. Auch das Konzept der Shelf
Companies, also der Erwerb einer bereits registrierten und gegründeten
Vorratsgesellschaft ist nach den neuen Regelungen weiter möglich.
III.
Reform der Compliance-Regeln
Eines der vorrangigen Ziele des neuen Gesetzes ist es, eine Überregulierung
von Unternehmen zu vermeiden. Entsprechend wird den Verantwortlichen auf
der Führungsebene grundsätzlich eine unbeschränkte rechtliche Vollmacht
garantiert, die Geschäfte des Unternehmens im Rahmen der gesetzlichen
Vorschriften frei zu leiten. So ist zum Beispiel für eine Kapitalerhöhung nach
den neuen Regelungen nicht mehr die Beteiligung des Handelsregisters
notwendig, sondern sie kann allein im Unternehmen beschlossen und
durchgeführt werden.
Strafrechtliche Sanktionen gegen den handelnden Unternehmer sind nur noch
bei groben Verstößen gegen das Gesetz vorgesehen, die auch nach
deutschem Recht geahndet würden. Das Gesetz versucht im Grunde, eine
Wandlung von strafrechtlichen hin zu verwaltungsrechtlichen Ordnungsmaßnahmen zu schaffen und viele der früheren Delikte in Bezug auf die
Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu entkriminalisieren.
IV.
Reform der Prüfungspflichten
Zwar sind auch nach der Gesetzesreform alle Gesellschaften gehalten, jährlich
einen Jahresabschluss zu erstellen, jedoch unterliegen ausschließlich Public
Companies, staatseigene Betriebe und große Private Companies einer
umfassenden gesetzlichen Prüfungspflicht. Große Private Companies werden
127
anhand eines Punktesystems bewertet, wobei die Zahl der Beschäftigten, der
Umsatz, die Höhe der nicht besicherten Verbindlichkeiten und die Zahl der
Gesellschafter Berücksichtigung finden. Auch müssen die großen
Gesellschaften einen Prüfungsausschuss (Audit Committee) einrichten.
Hingegen sind die Prüfungspflichten für die kleinen Private Companies
erheblich reduziert worden. Sie müssen ihre Bilanz lediglich einer prüferischen
Durchsicht durch einen unabhängigen, qualifizierten Abschlussprüfer
unterziehen. Die Durchsicht basiert ausschließlich auf den durch das
Unternehmen zur Verfügung gestellten Informationen und ist nicht so
umfassend wie eine vollumfängliche Jahresabschlussprüfung, die auch die
zugrundeliegenden Geschäftsvorgänge im Detail untersucht.
Die Reduzierung der Prüfungspflichten v.a. für die kleineren Gesellschaften
bedeutet damit eine immense Kostenerleichterung und eine deutliche
Reduzierung des Verwaltungsaufwands und somit Zeitersparnis. Dem
Unternehmer wird so ermöglicht, sich weniger auf bürokratische Abläufe und
mehr auf das eigentliche Geschäft zu konzentrieren. An dieser Stelle darf
jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass der Bankensektor mit den neuen,
erleichterten Prüfungsvorgaben alles andere als zufrieden ist. Dem
Unternehmer sollte also bewusst sein, dass er für eine Finanzierung in jedem
Fall mit einem nach IFRS-Standards geprüften Jahresabschluss aufwarten
muss. Entsprechend werden sich in der Praxis auch viele der kleinen
Unternehmen freiwillig den umfassenderen Prüfungspflichten unterwerfen und
die vermeintliche Kostenersparnis wird an den Vorgaben der Kreditinstitute
scheitern.
V.
Hilfestellung für Unternehmen in der Krise
Auch in Südafrika wird nunmehr ein Konzept für Unternehmen in der Krise
vorgestellt, dass jedoch mit sechs Monaten eine wesentlich längere Frist für die
Insolvenzanmeldung vorsieht, wie dies nach § 15a der deutschen
Insolvenzordnung der Fall ist. Das neue Gesetz installiert strengere Vorgaben
für die Geschäftsführung in der Krise und verbietet bestimmte riskante
Transaktionen während der Sanierungsphase. Zudem wird die
Unternehmensleitung im Falle einer verspäteten Anmeldung zum sog. Business
Rescue Plan persönlich haftbar gemacht.
128
Nach erfolgter Anmeldung wird ein fachlich auf ein solches Verfahren
spezialisierter Verwalter – ähnlich dem deutschen Insolvenzverwalter – bestellt,
der gehalten ist, einen Sanierungsplan zu erstellen. Während des Verfahrens
gilt ein allgemeiner Zahlungsaufschub zwischen der Gesellschaft und ihren
Gläubigern, um eine Sanierung des Unternehmens erst zu ermöglichen.
Mit dem Sanierungskonzept und den entsprechenden begleitenden Vorschriften
soll eine Alternative zur Liquidierung geschaffen werden. Vormals entsprach die
südafrikanische der deutschen Praxis im Insolvenzverfahren und Unternehmen
in der Krise hatten nach Anmeldung zum Verfahren kaum eine Chance auf
Fortbestand.
VI.
Rechtsmittel bei gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten
Die Neuregelungen bieten zudem praktikable Rechtsmittel bei
gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten. Es sind vier Alternativen vorgesehen, um
einen Verstoß gegen das neue Gesetz geltend zu machen. Die beschwerte
Partei kann:
(1)
Die Streitigkeit durch Alternative Dispute Resolution („ADR“) lösen;
(2)
Eine Entscheidung des Companies Tribunal beantragen, soweit ein
entsprechendes Antragsrecht besteht;
(3)
Einen Antrag zum High Court stellen;
(4)
Eine Eingabe bei der Companies and Intellectual Property Commission
vorbringen (ersetzt frühere CIPRO – Companies and Intellectual Property
Registration Office).
Im Ergebnis bleibt der High Court das primäre Rechtsorgan zur Lösung von
gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten. Jedoch sind die übrigen aufgezeigten
Alternativen schneller, einfacher und billiger. Auch im südafrikanischen Recht
besteht eine wechselseitige Pflicht, die Kosten für gerichtliche
Auseinandersetzungen so niedrig wie möglich zu halten. Im Falle der
umgehenden Anrufung des High Court riskiert man somit, eine vorläufige
Ablehnung zu erhalten, bis die übrigen Maßnahmen ausgeschöpft sind. Aus
deutscher Sicht mag man die vorgerichtlichen Maßnahmen am ehesten mit
einer Streitbeilegung im Schlichtungsverfahren oder einem Versuch der
gütlichen Einigung im Rahmen eines Mediationsverfahrens vergleichen. Ob die
129
südafrikanischen Alternativen zur gerichtlichen Klärung von
gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten mehr Resonanz finden als die deutschen
Varianten, bleibt abzuwarten.
XI.
Resümee
Mit der Neufassung zum South African Companies Act wurde ein Regelwerk
geschaffen, das dazu geeignet ist, die Geschäftstätigkeit von Unternehmen
generell zu fördern und auch das Engagement ausländischer Investoren in
Südafrika zu erleichtern. Zwar bedeutet die Anpassung an internationale
Standards nicht in jedem Bereich eine Verbesserung und die praktische
Anwendung des Gesetzes wird dessen mögliche Unzulänglichkeiten aufzeigen.
Die Orientierung am international geltenden Gesellschaftsrecht sollte aber den
ausländischen Investoren zum Vorteil gereichen, die sich somit in einem relativ
vertrauten rechtlichen Rahmen bewegen können. Das neue Gesetz ist durch
Flexibilität, Klarheit, Einfachheit und Eindeutigkeit seiner Vorschriften
gekennzeichnet und trägt so in der Tat zur Deregulierung der Materie bei.
Damit darf das neue Gesetz als ein wichtiger Schritt zur Unterstützung der
wirtschaftlichen Entwicklung Südafrikas gewertet werden. Er verspricht die
dringend notwendige Modernisierung und Liberalisierung des
Gesellschaftsrechts, die dem Status und Potential Südafrikas als
Wirtschaftsstandort gerecht wird und die Stellung des Landes im internationalen
Wettbewerb weiter verbessert hilft.
130
Abkürzungsverzeichnis
ADI
Ausländische Direktinvestitionen
AKP
Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten
ANC
African National Congress, Südafrika
APDP
Automotive Production Development Programme
AS
Alliance Sociale, Mauritius
AsgiSA
Accelerated and Shared Growth Initiative for South Africa
AU
Afrikanische Union
BBBEE
Broad-Based Black Economic Empowerment
BDI
Bundesverband der Deutschen Industrie
BDP
Botswana Democratic Party
BEE
Black Economic Empowerment
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BMZ
Bundesministerium
für
wirtschaftliche
Entwicklung
und
Zusammenarbeit
CBN
Central Bank of Nigeria
Ckd
completely knocked down
CMA
Common Monetary Area
COI
Commission de l'Océan Indien
COMESA
Common Market for Eastern and Southern Africa
COPE
Congress of the People
DAWI
Deutsch- Angolanische Wirtschafts- Initiative e.V.
DED
Deutscher Entwicklungsdienst
DIHK
Deutscher Industrie- und Handelskammertag
EAC
Eastern African Community
ECA
Economic Commission for Africa
ECCAS
Economic Community of Central African States
ECOMOG
ECOWAS Monotoring Group
ECOWAS
Economic Community of West African States
EFCC
Economic and Financial Crimes Comission, Nigeria
EPA
Economic Partnership Agreement
EU
Europäische Union
FAO
Food and Agriculture Organisation
FLN
Front de Libération Nationale, Algerien
131
GGEA
Ghanaian-German Economic Association
GIPC
Ghana Investment Promotion Centre
GNCCI
Ghana National Chamber of Commerce & Industry
GTAI
Germany Trade and Invest
ICRC
Infrastructur Concession Regulatory Commission
IFAD
International Fund for Agriculture Development
IKT
Informations- und Kommunikationstechnologie
InWent
Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH
IOR-ARC
Indian Ocean Rim Association of Regional Cooperation
IT
Informationstechnologie
IWF
Internationaler Währungsfond
Kfz
Kraftfahrzeug
MIDP
Motor Industry Development Program
MMA
Multilateral Monetary Agreement
MPLA
Movimento Popular de Libertação de Angola
MT
Mauritius Telecom
NDC
National Democratic Congress, Ghana
NDP
National Democratic Party, Ägypten
NEEDS
National Economic Empowerment and Development Strategy,
Nigeria
NE-Metalle
Nicht-Eisen-Metalle
NePAD
New Partnership for Africa’s Development
NGBA
Nigerian-German Business Association
NPP
New Patriotic Party Ghana
NSHDP
National Strategic Health Development Plan
OAPEC
Organization of Arab Petroleum Exporting Countries
OIC
Organisation der islamischen Konferenz
OPEC
Organization of Petroleum Exporting Countries
PAD
Pädagogischer Austauschdienst
PDP
Peoples Democratic Party, Nigeria
PPP
Public Private Partnership
PRGF
Powerty Reduction and Growth Facility
RCD
Rassemblement Constitutionnel Démocratique, Tunesien
RCREEE
Regional Center for Renewable Energies and Energy Efficiency
132
SACU
Southern African Customs Union
SADC
Southern African Development Community
SAFRI
Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft
SWAPO
South West Africa People’s Organisation
TDCA
Trade, Development and Cooperation Agreement
UNCTAD
United Nations Conference on Trade and Development
UNITA
União Nacional para a Independência Total de Angola
WAEMU
West African Economic and Monetary Union
WAMZ
West African Monetary Zone
WB
Weltbank
WEO
World Economic Outlook des IWF
133
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zusammenfassung der ökonomischen Kennzahlen ...............................7
Abbildung 2: Ermittlung der endgültigen Rangfolge der quantitativen Analyse............8
Abbildung 3: Anzahl der Ländernennungen...............................................................12
Abbildung 4: Die endgültige Rangliste.......................................................................13
Abbildung 5 Anhang: Das Absolute Bruttoinlandsprodukt 2009 ..............................150
Abbildung 6 Anhang: Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts
von 2005 bis 2009 in Prozent ..................................................................................151
Abbildung 7 Anhang: Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2009...............................152
Abbildung 8 Anhang: Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen von 2005 bis
2009 ........................................................................................................................153
Abbildung 9 Anhang: Durchschnittliches Handelsvolumen mit Deutschland von 2005
bis 2009 ...................................................................................................................154
Abbildung 10 Anhang: Der Ease of Doing Business Index von 2009 ......................155
Abbildung 11 Anhang: Freedom House Index 2009 ................................................156
134
Quellenverzeichnis
Die Informationen der folgenden Seiten setzen sich aus der Recherche der
Regionalreferate
des
Umfrageergebnissen
Afrika-Vereins
und
der
der
deutschen
Auswertung
Wirtschaft,
bestehender
aus
den
Potenzialanalysen
verschiedener Institutionen wie der Economic Intelligence Unit (EIU), dem
Weltwirtschaftsausblick des IWF (World Economic Outlook - WEO), dem
afrikanischen Wirtschaftsausblick (African Economic Outlook) der Organisation of
Economic Cooperation and Development (OECD) sowie Länderberichten des
Auswärtiges Amtes und von Germany Trade and Invest (GTAI) zusammen. Bei den
Daten und Zahlen handelt es sich um geschätzte Angaben ebendieser Institutionen.
Für Ägypten, Algerien, Marokko und Tunesien wurde jeweils auf Informationen der
Industrie und Handelskammer zurückgegriffen
Auswärtiges Amt: Länder, Reisen und Sicherheit
http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/LaenderReiseinformationen.jsp
Bundesbank Statistik
http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_aussenwirtschaft.php
Deutsch-Algerische Industrie- und Handelskammer
http://algerien.ahk.de
Deutsch-Arabische Industrie- und Handelskammer
http://Aegypten.ahk.de
Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko
http://marokko.ahk.de
Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer
http://tunesien.ahk.de
Economic Intelligence Unit
http://www.eiu.com/
135
Freedomhouse: Freedom in the World 2010
http://www.freedomhouse.org/uploads/fiw10/FIW_2010_Tables_and_Graphs
.pdf
Germany Trade and Invest: Außenwirtschaft
http://www.gtai.de/DE/Navigation/home/home.html
Internationaler Währungsfond: World Economic Outlook Report April 2010
http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2010/01/pdf/text.pdf
Organisation of Economic Cooperation and Development: African Economic Outlook
http://www.africaneconomicoutlook.org/en/
United Nations Conference on Trade and Development: World Investment Report
2009
http://stats.unctad.org/FDI/TableViewer/tableView.aspx
United Nations Conference on Trade and Development: World Investment Report
2010
http://www.unctad.org/en/docs/wir2010_en.pdf
Weltbank: Ease of Doing Business Report 2010
http://www.doingbusiness.org/economyrankings/
136
Anhang
Anhangsverzeichnis:
1. Die Indikatoren
2. Das absolute Bruttoinlandsprodukt
3. Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts
4. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
5. Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen
6. Das durchschnittliche Handelsvolumen mit Deutschland
7. Der Ease of Doing Business Index
8. Der Freedom House Index
Abbildungsverzeichnis des Anhangs:
Abbildung 5 Anhang:
Abbildung 6 Anhang:
Abbildung 7 Anhang:
Abbildung 8 Anhang:
Abbildung 9 Anhang:
Abbildung 10 Anhang:
Abbildung 11 Anhang:
Das absolute Bruttoinlandsprodukt 2009
Das durchschnittliche Realwachstum des
Bruttoinlandsprodukts von 2005 bis 2009 in Prozent
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2009
Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen von
2005 bis 2009
Durchschnittliches Handelsvolumen mit Deutschland von
2005 bis 2009
Der Ease of Doing Business Index von 2009
Freedom House Index 2009
1. Die Indikatoren
Für jeden Indikator werden die Länder entsprechend der Indikatorwerte absteigend
sortiert und die Werte in Prozentangaben umgewandelt, wobei dem Land mit dem
höchsten Wert jeweils 100 Prozentpunkte zugeordnet werden. Hiervon ausgehend
werden den nachfolgenden Ländern wiederum Prozentwerte in Abhängigkeit des
höchsten absoluten Wertes (100%) des jeweiligen Indikators zugewiesen.
Durch diese Methode werden die Abstände zwischen den einzelnen Ländern
zueinander berücksichtigt. Es lässt sich außerdem eine Vergleichbarkeit zwischen
den einzelnen Indikatoren herstellen und sie können zusammengefasst werden, so
dass
letztendlich
eine
Rangfolge
entsteht,
die
die
ökonomischen
Rahmenbedingungen approximiert.
Diese Indikatoren werden durch den Doing Business Index und den Freedom House
Index ergänzt. Dies sind Maßzahlen für Geschäftsbedingungen in den Ländern, die
von den anderen Indikatoren nicht berücksichtigt werden, wie einerseits die Stärke
der Geschäftsregulierung und die Rechtssicherheit und andererseits die Situation der
demokratische Freiheit sowie ziviler und politischer Rechte. Diese Bedingungen
137
lassen Rückschlüsse auf das Entwicklungsniveau politischer Institutionen und damit
auch auf die Effizienz und Transparenz von Verwaltungsstrukturen sowie auf die
Freiheit des Unternehmertums zu.
Die verwendeten Zahlen und Daten beruhen auf Angaben des Internationalen
Währungsfonds (IWF), der Weltbank (WB) und der United Nations Conference on
Trade and Development (UNCTAD) sowie des Doing Business- und des Freedom
House Berichts.
2.Das absolute Bruttoinlandsprodukt
Die folgende Abbildung 5 listet das aktuelle absolute BIP in Milliarden US-$ des
Jahres 2009 für die betrachteten 52 Staaten in absteigender Rangfolge auf. Die
rechte Spalte ordnet diesen absoluten Werten jeweils einen Prozentwert zu –
ausgehend von der mit dem Wert 100 beschriebenen größten Volkswirtschaft
Südafrika.
Abbildung 5 Anhang: Das Absolute Bruttoinlandsprodukt 2009
Rang
Land
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Rep. Südafrika
Ägypten
Nigeria
Algerien
Marokko
Angola
Libyen
Sudan
Tunesien
Kenia
Äthiopien
Elfenbeinküste
Tansania
Kamerun
15
16
17
18
19
Uganda
Ghana
Sambia
Senegal
Äquatorialguinea
20
21
Botsuana
Dem. Rep.
Kongo
Gabun
Mosambik
Rep. Kongo
Namibia
22
23
24
25
BIP 2009
in Mrd. US-$
287,2
188,0
173,4
140,8
90,8
68,8
60,4
54,7
40,2
32,7
32,3
22,5
22,3
22,2
BIP v.H.
Rang
Land
BIP 2009
in Mrd. US-$
8,8
8,6
8,1
6,9
6,7
5,3
5,2
4,6
4,4
4,4
3,0
3,0
2,9
2,0
BIP v.H.
100,0
65,4
60,4
49,0
31,6
23,9
21,0
19,0
14,0
11,4
11,3
7,8
7,8
7,7
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
Mauritius
Madagaskar
Burkina Faso
Tschad
Benin
Niger
Ruanda
Malawi
Simbabwe
Guinea
Mauretanien
Swasiland
Togo
Zentr. Afr.
Republik
15,7
15,5
13,0
12,7
12,2
5,5
5,4
4,5
4,4
4,3
41
42
43
44
45
Sierra Leone
Eritrea
Kap Verde
Lesotho
Burundi
1,9
1,9
1,8
1,6
1,3
0,7
0,7
0,6
0,6
0,5
11,6
4,0
46
47
Dschibuti
1,1
0,4
11,1
11,0
9,8
9,5
9,5
3,9
3,8
3,4
3,3
3,3
Liberia
Guinea-Bissau
Seychellen
Gambia
Komoren
0,9
0,8
0,8
0,7
0,5
0,3
0,3
0,3
0,3
0,2
48
49
50
51
138
3,1
3,0
2,8
2,4
2,3
1,8
1,8
1,6
1,5
1,5
1,1
1,0
1,0
0,7
26
Mali
9,0
3,1
Sao Tome &
Principe
52
0,2
0,1
Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf das absoluten BIP von 2009
Quelle:IWF
Auffallend sind hier die massiven, aber für Afrika typischen Unterschiede der
Marktgrößen auf den vorderen Rängen. Auf den nachfolgenden Rängen ist eine
zunehmende Verkleinerung der Abstände einzelner Volkswirtschaften zueinander
festzustellen.
3. Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts
In Abbildung 6 ist das durchschnittliche Wachstum der Jahre 2005 bis 2009
einschließlich
der
dazugehörigen
Prozentzahlen
dargestellt,
um
die
für
Entwicklungsländer typischen singulären Ausschläge in einzelnen Jahren, die zum
Beispiel
durch
Großinvestitionen
vor
allem
im
Bereich
der
extraktiven
Rohstoffindustrien erzeugt werden, zu glätten.
Abbildung 6 Anhang: Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts
von 2005 bis 2009 in Prozent
Rang
Land
BIP Wachstum
2005-2009
14,4
11,4
9,7
100,0
79,1
67,1
27
28
29
Tunesien
Kenia
Mauritanien
v.H.
Rang
Land
BIP Wachstum
2005-2009
4,7
4,6
4,1
32,4
31,6
28,4
v.H.
1
2
3
Angola
Äthiopien
Äquatorialguinea
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
Uganda
Sudan
Ruanda
Malawi
Mosambik
Kap Verde
Liberia
Tansania
Sierra Leone
Ägypten
Nigeria
Sambia
Libyen
8,3
7,8
7,7
7,1
7,1
7,0
6,8
6,8
6,1
6,0
6,0
5,9
5,9
57,2
54,2
53,2
49,1
48,9
48,6
47,4
47,3
42,2
41,9
41,8
41,1
41,0
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
Benin
Rep. Südafrika
Madagaskar
Namibia
Burundi
Seychellen
Senegal
Mauritius
Lesotho
Algerien
Guinea-Bissau
Kamerun
Zentr. Afr.
Republik
3,8
3,7
3,6
3,5
3,5
3,4
3,3
3,3
3,2
2,9
2,8
2,7
2,7
26,4
25,3
24,8
24,5
24,4
23,8
23,2
22,8
22,0
20,1
19,5
18,9
18,8
17
18
19
Ghana
Gambia
Dem. Rep.
Kongo
Sao Tome &
Principe
5,8
5,7
39,8
39,7
43
44
45
Guinea
Swasiland
2,4
2,3
16,5
15,7
5,7
5,6
39,6
39,0
46
Togo
Gabun
2,3
2,2
15,7
14,9
Burkina Faso
Niger
5,2
5,2
36,2
36,1
47
48
Elfenbeinküste
Botsuana
2,1
1,7
14,3
12,0
20
21
22
139
23
Mali
5,2
24
Rep. Kongo
5,1
25
Marokko
4,8
26
Dschibuti
4,8
Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick
2005 bis 2009
49
35,7
Komoren
1,6
50
35,4
Tschad
1,3
51
33,5
Eritrea
-0,6
52
33,0
Simbabwe*
-3,6
auf das durchschnittliche Realwachstum des BIP von
11,2
8,7
-4,4
-24,8
Quelle: IWF
4. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
In Abbildung 7 sind die aktuellen Werte des BIP pro Kopf von 2009 in US-$
einschließlich der jeweiligen Prozentzahlen aufgelistet.
Abbildung 7 Anhang: Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2009
Rang
Land
BIP 2009
pro Kopf
9.579,9
100,0
27
Komoren
v.H.
Rang
Land
BIP 2009
pro Kopf
798,8
v.H.
1
Äquatorialguinea
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
Libyen
Seychellen
Gabun
Mauritius
Botsuana
Rep. Südafrika
Namibia
Algerien
Angola
Tunesien
Kap Verde
Swasiland
9.529,3
8.973,4
7.468,3
6.838,1
6.406,9
5.823,6
4.542,9
4.026,9
3.971,6
3.851,6
3.444,7
2.906,9
99,5
93,7
78,0
71,4
66,9
60,8
47,4
42,0
41,5
40,2
36,0
30,3
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
Benin
Tschad
Ghana
Mali
Lesotho
Burkina Faso
Tansania
Ruanda
Guinea-Bissau
Uganda
Mosambik
Zentr. Afr.
Republik
711,3
687,2
671,3
655,9
641,7
564,2
550,5
535,7
512,8
474,0
464,5
447,2
7,4
7,2
7,0
6,8
6,7
5,9
5,7
5,6
5,4
4,9
4,8
4,7
14
15
16
17
18
19
Marokko
Rep. Kongo
Ägypten*
Sudan
Dschibuti
Sao Tome &
Principe
2.864,5
2.537,9
2.450,4
1.397,8
1.304,2
1.174,1
29,9
26,5
25,6
14,6
13,6
12,3
40
41
42
43
44
45
Gambia
Togo
Guinea
Madagaskar
Äthiopien
Simbabwe
440,0
421,8
414,1
412,0
390,3
374,8
4,6
4,4
4,3
4,3
4,1
3,9
20
21
22
23
24
25
Nigeria
Kamerun
Sambia
Elfenbeinküste
Senegal
1.141,9
1.115,3
1.086,1
1.052,0
993,7
11,9
11,6
11,3
11,0
10,4
46
47
48
49
50
51
Niger
Eritrea
Malawi
Sierra Leone
Liberia
Dem. Rep.
Kongo
Mauretanien
975,4
10,2
26
52
Kenia
911,9
9,5
Burundi
Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf das BIP pro Kopf von 2009
370,7
362,9
328,1
310,8
238,9
3,9
3,8
3,4
3,2
2,5
171,5
162,9
1,8
1,7
Quelle: IWF
140
8,3
5. Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen
Aus denselben Gründen wie in der Betrachtung des Realwachstums werden in
Abbildung 8 die durchschnittlichen ausländischen Direktinvestitionen der letzten fünf
Jahre in Millionen US-$ betrachtet.
Abbildung 8 Anhang: Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen von 2005 bis
2009
Rang
Land
ADI
2005-2009
in Mio. US-$
10867,2
8640,8
7537,2
5302,8
2905,0
2783,4
2144,8
2031,2
2006,2
1854,8
1122,8
908,2
860,4
100,0
79,5
69,4
48,8
26,7
25,6
19,7
18,7
18,5
17,1
10,3
8,4
7,9
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
Mauritius
Kenia
Gabun
Senegal
Seychellen
Liberia
Dschibuti
Kap Verde
Burkina Faso
Mali
Benin
Tschad
Malawi
v.H.
Rang
Land
ADI
2005-2009
in Mio. US-$
225,2
207,6
204,2
203,6
193,2
180,2
150,4
147,0
144,0
132,2
126,8
91,8
75,8
v.H.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
Angola
Ägypten
Nigeria
Rep. Südafrika
Libyen
Sudan
Marokko
Tunesien
Algerien
Rep. Kongo
Äquatorialguinea
Ghana
Dem. Rep.
Kongo
14
15
16
17
18
19
Sambia
Uganda
Tansania
Madagaskar
Namibia
Mosambik
839,0
668,6
612,4
578,0
548,5
432,4
7,7
6,2
5,6
5,3
5,0
4,0
40
41
42
43
44
45
Lesotho
Ruanda
Sierra Leone
Simbabwe
Gambia
Zentral Afr.
Republik
70,0
66,8
65,0
64,8
61,8
56,6
0,6
0,6
0,6
0,6
0,6
0,5
20
21
22
Botsuana
Elfenbeinküste
Niger
403,0
389,8
303,0
3,7
3,6
2,8
46
47
48
Togo
Swasiland
Sao Tomé &
Principe
55,4
39,0
31,6
0,5
0,4
0,3
23
Kamerun
285,0
2,6
Guinea Bissau
13,2
49
24
Mauritanien
281,4
2,6
Komoren
5,4
50
25
Äthiopien
247,0
2,3
Burundi
5,2
51
26
Guinea
227,8
2,1
Eritrea
-0,2
52
Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf ihre durchschnittlichen ausländischen
Direktinvestitionen 2005 bis 2009
0,1
0,0
0,0
0,0
Quelle: UNCTAD
Problematisch
bei
der
Einbeziehung
der
absoluten
Höhe
ausländischer
Direktinvestitionen in Afrika ist die zugrunde liegende Tatsache, dass ein großer Teil
dieser Investitionen von multinationalen Unternehmen im Bereich der extraktiven
Rohstoffindustrien getätigt werden. Als beispielhaft sind hier Milliardeninvestitionen in
die Öl- und Gasförderung in Ländern wie Nigeria, Angola und Sudan oder im Bereich
141
2,1
1,9
1,9
1,9
1,8
1,7
1,4
1,4
1,3
1,2
1,2
0,8
0,7
des Abbaus mineralischer Erze in Länder wie Sambia oder der Demokratischen
Republik
Kongo
Rückschlüsse
anzuführen.
auf
mögliche
Solche
Investitionen
Geschäftsfelder
für
lassen
allenfalls
deutsche
bedingt
mittelständische
Unternehmen außerhalb der direkten vor- und nachgelagerten Zuliefer- und
Serviceindustrien zu. Aufgrund fehlenden Datenmaterials für einige Länder ist die
reine Betrachtung von Investitionen außerhalb der genannten Sektoren jedoch nicht
umsetzbar. Auffallend und bestätigend ist, dass sämtliche vorderen Ränge in
Abbildung 4 von typischen Öl- und Gasförderländern bzw. Bergbauländern belegt
werden.
In Südafrika gelten die eben gemachten Aussagen aufgrund der bestehenden und
weitgehenden Diversifizierung der südafrikanischen Volkswirtschaft jedoch nur
bedingt.
6. Das durchschnittliche Handelsvolumen mit Deutschland
Da die Handelsbeziehungen zu afrikanischen Staaten im Zeitablauf typischerweise
starken
Schwankungen
unterliegen,
ist
in
Abbildung
9
wiederum
das
durchschnittliche Handelsvolumen der vergangenen fünf Jahre in Millionen € und der
dazugehörigen prozentualen Angaben aufgestellt.
Abbildung 9 Anhang: Durchschnittliches Handelsvolumen mit Deutschland von 2005
bis 2009
Rang Land
Handelsvolumen
2005-2009 in
Mio €
11056,6
5143,1
100,0
46,5
27
28
Rep. Kongo
Äquatorialguinea
29
30
Senegal
Dem. Rep.
Kongo
Malawi
Mali
Sambia
Benin
Seychellen
Sierra Leone
Ruanda
Botsuana
Tschad
Burundi
Niger
Burkina Faso
Eritrea
v.H.
1
2
Rep. Südafrika
Libyen
3
4
Ägypten
3076,9
27,8
Algerien
Tunesien
Nigeria
Marokko
Elfenbeinküste
Angola
Kenia
Ghana
Sudan
Liberia
Äthiopien
Tansania
Kamerun
Mosambik
2492,2
2277,8
2228,9
1713,4
807,3
471,8
300,3
291,2
267,6
260,4
223,6
197,1
158,2
146,8
22,5
20,6
20,2
15,5
7,3
4,3
2,7
2,6
2,4
2,4
2,0
1,8
1,4
1,3
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
Rang
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
Land
Handelsvolumen
2005-2009 in
Mio €
99,1
82,7
v.H.
0,9
0,7
81,5
0,7
80,0
76,3
64,2
59,8
54,4
52,1
46,4
45,6
35,0
32,9
26,9
25,1
20,7
19,7
0,7
0,7
0,6
0,5
0,5
0,5
0,4
0,4
0,3
0,3
0,2
0,2
0,2
0,2
142
18
19
20
21
22
23
Namibia
Mauretanien
Mauritius
Gabun
Uganda
Simbabwe
142,2
136,8
132,5
125,5
113,6
112,7
1,3
1,2
1,2
1,1
1,0
1,0
44
45
46
47
48
49
24
25
26
Madagaskar
Guinea
Togo
111,7
109,7
107,7
1,0
1,0
1,0
50
51
52
Dschibuti
Kap Verde
Swasiland
Lesotho
Gambia
Zentr. Afr.
Republik
Komoren
Guinea Bissau
Sao Tome &
Principe
Ranfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf das Handelsvolumen
12,8
11,8
9,7
9,7
9,6
5,6
0,1
0,1
0,1
0,1
0,1
0,1
2,7
1,6
0,9
0,0
0,0
0,0
Quelle. Bundesbank
Auch hier gilt das grundsätzliche Problem, dass Rohstoffe in die Datenerhebung mit
einfließen.
7. Der Ease of Doing Business Index
In Abbildung 10 sind die afrikanischen Länder gemäß Ihrer vom Ease of Doing
Business Report zugewiesenen Werte in eine regionale Rangfolge gebracht worden.
Abbildung 10 Anhang: Der Ease of Doing Business Index von 2009
Rang
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
Land
Mauritius
Rep. Südafrika
Botsuana
Namibia
Ruanda
Tunesien
Sambia
Ghana
Kenia
Ägypten
Äthiopien
Seychellen
Uganda
Swasiland
Nigeria
Marokko
Lesotho
Tansania
Malawi
Madagaskar
Mosambik
Algerien
Gambia
Kap Verde
Ease of
Doing
Business
17
34
45
66
67
69
90
92
95
106
107
111
112
115
125
128
130
131
132
134
135
136
140
146
Rang
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
Land
Liberia
Sudan
Mali
Senegal
Gabun
Simbabwe
Komoren
Dschibuti
Togo
Mauretanien
Elfenbeinküste
Angola
Äquatorialguinea
Kamerun
Benin
Guinea
Niger
Eritrea
Burundi
Tschad
Rep. Kongo
Sao Tomé & Principe
Guinea-Bissau
Dem. Rep. Kongo
Ease of
Doing
Business
149
154
156
157
158
159
162
163
165
166
168
169
170
171
172
173
174
175
176
178
179
180
181
182
143
25
Burkina Faso
147
51
Zentral Afr.Republik
183
Sierra Leone
148
Libyen2
26
52
Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf ihren Wert beim Ease of Doing Business Report
2010
Quelle: Weltbank
8. Der Freedom House Index
In der Abbildung 11 sind die Länder gemäß ihrer von Freedom House zugewiesenen
Werte in eine Rangfolge gebracht worden. Auf einer Skala von 1 bis 7 bedeutet der
Wert 1 „vollkommen frei“ und der Wert 7 „vollkommen unfrei“.
Abbildung 11 Anhang: Freedom House Index 2009
Rang
1
2
2
4
4
4
4
Land
Kap Verde
Ghana
Mauritius
Benin
Namibia
Sao Tomé & Principe
Rep. Südafrika
Freedom
House Index
1
1,5
1,5
2
2
2
2
Rang
23
23
29
29
29
29
29
Land
Uganda
Togo
Äthiopien
Dschibuti
Gambia
Madagaskar
Zentral Afr. Republik
Freedom
House Index
4,5
4,5
5
5
5
5
5
Botsuana
2,5
Ägypten
5,5
8
34
Mali
2,5
Algerien
5,5
8
34
Lesotho
3
Angola
5,5
10
34
Senegal
3
Elfenbeinküste
5,5
10
34
Seychellen
3
Gabun
5,5
10
34
Sierra Leone
3
Rep. Kongo
5,5
10
34
Komoren
3,5
Mauretanien
5,5
14
34
Liberia
3,5
Ruanda
5,5
14
34
Malawi
3,5
Kamerun
6
14
42
Mosambik
3,5
Dem. Rep. Kongo
6
14
42
Sambia
3,5
Simbabwe
6
14
42
Tansania
3,5
Swasiland
6
14
42
Burkina Faso
4
Tunesien
6
20
42
Guinea-Bissau
4
Guinea
6,5
20
47
Kenia
4
Tschad
6,5
20
47
Burundi
4,5
Äquatorialguinea
7
23
49
Marokko
4,5
Eritrea
7
23
49
Niger
4,5
Libyen
7
23
49
Nigeria
4,5
Sudan
7
23
49
Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf die ihnen im Bericht Freedom in the World 2010
zugeordneten Kennzahlen für Freiheit
Quelle: Freedomhouse
2
Libyen wurde im Ease of Doing Business Report der Weltbank nicht erfasst, deshalb erhält es
hier den schlechtesten Rang.
144
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