Studie des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft Marktchancen in Afrika 2011/12 Potenzial für den deutschen Mittelstand v Marktchancen in Afrika 2011/12 Potenzial für den deutschen Mittelstand Eine Studie des: In Zusammenarbeit mit: Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung ............................................................................................................III 1 Einleitung..................................................................................................................1 2 Bewertung der afrikanischen Länder .......................................................................3 2.1 Volkswirtschaftliche Analyse ..............................................................................3 2.2 Befragung von Experten ...................................................................................8 2.3 Auswahl der am geeignetsten besten geeigneten Länder für unternehmerisches Engagement ...........................................................................11 3 Die Marktchancen in den ausgewählten Länder.....................................................13 3.1 Südafrika..........................................................................................................14 3.2 Nigeria..............................................................................................................27 3.3 Ägypten............................................................................................................40 3.4 Angola..............................................................................................................52 3.5 Namibia............................................................................................................63 3.6 Tunesien ..........................................................................................................73 3.7 Botsuana..........................................................................................................82 3.8 Mauritius ..........................................................................................................90 3.9 Algerien............................................................................................................98 3.10 Ghana ........................................................................................................107 3.11 Marokko .......................................................................................................116 4 Neufassung des südafrikanischen Gesellschaftsrechts: Katalysator für die wirtschaftliche Entwicklung Südafrikas ....................................................................126 Abkürzungsverzeichnis............................................................................................131 Abbildungsverzeichnis .............................................................................................134 Quellenverzeichnis ..................................................................................................135 Anhang ...................................................................................................................137 II Vorbemerkung Die deutsche Wirtschaft interessiert sich zunehmend für Afrika. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft unterstützt die Unternehmen dabei, in Afrika aktiv zu werden und bietet ein breites Angebot an Informationen, Dienstleistungen und individuellen Kontakten. Bereits 2007 hatte der Afrika-Verein erstmals eine Studie vorgelegt, welche die Marktchancen für deutsche Unternehmen in Subsahara-Afrika darstellte. Diese Studie erweitert den Blick auf den gesamten Kontinent und bietet eine aktualisierte Darstellung der interessantesten Märkte für deutsche Unternehmen auf dem Kontinent. Die Grundlage für diese Studie bilden volkswirtschaftliche Daten, politische Indikatoren und Befragungen von deutschen Unternehmen. Die quantitativen und qualitativen Faktoren haben wir ausgewertet und darauf basierend eine Rangfolge erstellt. Die wichtigsten elf Märkte – drei Länder teilen sich den gemeinsamen neunten Platz – stellen wir in einzelnen Länderporträts vor. Der interessanteste Markt ist demnach die Republik Südafrika, aber auch Länder wie Botsuana und Ghana sind vertreten. Die Befragung der Unternehmen wurde größtenteils vor dem Ausbruch des „arabischen Frühlings“ durchgeführt. Die Bedeutung der nordafrikanischen Staaten Ägypten, Algerien, Marokko und Tunesien wird aber in Zukunft nicht weniger groß sein und besonders die reformfreudigen Länder, wie z.B. Tunesien, werden voraussichtlich eine noch größere Rolle für die deutsche Wirtschaft spielen. Wir bedanken uns bei Rödl & Partner für die freundliche Unterstützung. Rödl & Partner hat seine Aktivitäten in Afrika in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und ist die erste deutsche Prüfungs- und Beratungsgesellschaft mit eigenen Büros in Subsahara-Afrika (und u.a. in Südafrika). Einen Artikel von Rödl & Partner über das neue Gesellschaftsrecht in Südafrika finden Sie im Anschluss an die eigentliche Studie Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und Rödl & Partner freuen sich darüber, Ihnen mit dieser Studie einen ersten Einblick in den afrikanischen Markt zu verschaffen. Für weitere Informationen und Unterstützung stehen wir Ihnen gerne bereit. III 1 Einleitung Der afrikanische Kontinent hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte in seiner sozialen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung gemacht. Im letzten Jahrzehnt vor der globalen Wirtschaftskrise erreichte Afrika ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 6 Prozent und lag damit deutlich über dem Wachstum anderer Regionen. Auch für 2011 rechnet der IWF wieder mit einer Wachstumsrate von über 5 Prozent für den Kontinent. Die Länder profitierten dabei von einer Kombination vorteilhafter Faktoren wie hohe Rohstoffpreise und schnell wachsendes Exportvolumen, allgemein umsichtige Wirtschaftspolitik, Schuldenerlass, die Steigerung der Zusagen der Geberländer sowie Zuflüsse von ausländischen Direktinvestitionen (ADI). Diese Entwicklung belegt, dass Afrika die globale Wirtschaftskrise relativ gut überstanden hat. Vor allem der afrikanische Bankensektor war aufgrund der geringen Integration in den Weltmarkt kaum von der Krise betroffen. Eine schnelle Erholung der Rohstoffpreise und des globalen Handels sowie der Gebrauch von antizyklischer Fiskalpolitik unterstützten die Normalisierung der Wirtschaft des Kontinents. Vor allem Investitionsprogramme Infrastrukturbereiche der Regierungen, Energieversorgung, insbesondere Straßenverkehr, in Schifffahrt die und Telekommunikation bieten vielfältige Chancen für ausländische und damit auch für deutsche Unternehmer. Die deutsche Wirtschaft ist hat an den positiven wirtschaftlichen Entwicklungen in Afrika bisher nur durchschnittlich teilgenommen. Der Anteil Afrikas am gesamten deutschen Außenhandel liegt bei lediglich 2 Prozent und verzeichnet erst in den letzten Jahren wieder ein leicht ansteigendes Niveau. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der deutsch-afrikanische Außenhandel im Jahr 2010 um 17 Prozent auf € 37 Mrd., vor allem im südlichen Afrika konnte der Anteil des bilateralen Außenhandels erhöht werden. Auch im ersten Halbjahr 2011 konnten die deutschen Exporte nach Afrika gesteigert werden. Die Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika hat dem Land und der Region einen sehr positiven Wachstumsschub gebracht, wodurch die Wirtschaftskrise schnell überwunden werden konnte. Da Afrika bei vielen Unternehmen bisher unzureichend als Markt erkannt wurde, aber in letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerät, wurde die vorliegende Studie 1 „Marktchancen in Afrika“ erstellt. Es handelt sich um eine Aktualisierung und Ausweitung der Studie „Marktchancen im subsaharischen Afrika“ aus dem Jahr 2007 auf Gesamtafrika und soll deutschen Unternehmen einen Überblick über einige afrikanische Volkswirtschaften geben. In diesem Rahmen werden die afrikanischen Länder vorgestellt, deren wirtschaftliches Potenzial besondere Chancen für ein erfolgreiches unternehmerisches Engagement des deutschen Mittelstandes aufweist. Um eine aussagekräftige Rangfolge erstellen zu können, wurden alle Länder Afrikas einer qualitativen und quantitativen Analyse des Wirtschaftsumfelds unterzogen. Die quantitative Analyse besteht aus der Zusammenfassung ökonomischer Indikatoren wie z.B. dem Bruttoinlandprodukt pro Kopf, sowie dem Ease of Doing Business Index der Weltbank und dem Freedom House Index. Die Länder Afrikas wurden anhand dieser Kennzahlen geordnet, so dass sich eine erste Rangfolge ergab. Im Rahmen der qualitativen Analyse wurde anschließend eine Befragung von Afrikaexperten über die Geschäftssituation in den einzelnen Ländern Afrikas vorgenommen, um auch Aspekte berücksichtigen zu können, die sich nicht in statistischen Zahlen widerspiegeln. Aus dieser Befragung konnte eine weitere Rangliste erstellt werden, die angibt, welche Länder für ein mittelständisches Engagement laut Expertenmeinung am ehesten in Betracht zu ziehen sind. Diese Analyse wird im ersten Teil der Studie näher beleuchtet. Die Zusammenführung der quantitativen und der qualitativen Analyse ergaben eine endgültige Ordnung der Länder, deren Top 10 im zweiten Teil der Studie detailliert dargestellt wird. Da einige der Länder dieselbe endgültige Punktwertung erhalten haben, werdendie Marktchancen der ersten elf Ländern dieser Rangliste – Südafrika, Nigeria, Ägypten, Angola, Namibia, Tunesien, Botsuana, Mauritius, Algerien, Ghana und Marokko – näher beleuchtet. In diesem Rahmen wird ein Überblick über die politische und die wirtschaftliche Entwicklung des jeweiligen Landes gegeben und auf seine Potenziale für mittelständisches unternehmerisches Engagement näher eingegangen. 2 2 Bewertung der afrikanischen Länder Zur Identifikation der Potenziale der afrikanischen Länder für ein unternehmerisches Engagement des deutschen Mittelstandes wurden sowohl eine volkswirtschaftliche Analyse als auch volkswirtschaftliche eine Befragung Analyse besteht von aus Afrikaexperten der durchgeführt. Zusammenfassung von Die fünf ökonomischen Indikatoren. Diese werden durch den Ease of Doing Business Index der Weltbank und dem Freedom House Index ergänzt, um insgesamt ein ausgewogenes Bild der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aller Länder zu liefern. Aber nicht alle entscheidenden Faktoren für die Investitionsentscheidungen eines Unternehmens sind messbar. So lassen sich zum Beispiel konkrete unternehmerische Erfahrungen oder das Vorhandensein von Netzwerken nur schwer in Zahlen ausdrücken. Deshalb ergeben die Indikatoren allein kein hinreichendes Bild über die Chancen und Risiken für unternehmerische Tätigkeiten. Aus diesem Grund wurden im Rahmen einer Befragung Afrikaexperten um ihre persönliche Einschätzung zu der wirtschaftlichen Entwicklung in Afrika gebeten. Diese Afrikaexperten stammen größtenteils aus der Privatwirtschaft, Verbänden, Wissenschaft und Politik und zeichnen sich durch ein fundiertes Wissen über die Bedingungen in den afrikanischen Märkten aus. Anhand dieser Befragung kann eine qualitative Rangliste der wirtschaftlichen Situation der afrikanischen Länder erstellt werden. Gemeinsam mit der volkswirtschaftlichen Analyse ergibt sich eine Rangliste, mit deren Hilfe Länder identifiziert werden können, die das beste Umfeld für mittelständisches unternehmerisches Engagement in Afrika bieten können. 2.1 Volkswirtschaftliche Analyse Aus der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und allgemeinen wirtschaftliche Situation einer Volkswirtschaft können Rückschlüsse auf das Potenzial für unternehmerisches Engagement in diesem Land gezogen werden. Es lassen sich für eine Bewertung verschiedene insbesondere makroökonomische solche Indikatoren Kennzahlen zur heranziehen. Anwendung kommen, Hier die sollen auch für mittelständische Unternehmen eine Bedeutung besitzen. Aus diesem Grund wurden für diese Studie das Bruttoinlandprodukt (BIP) sowie das BIP-Wachstum, das durchschnittliche BIP pro Kopf der letzten fünf Jahre, die ausländischen Direktinvestitionen (ADI), das Handelsvolumen mit Deutschland, der Doing Business Index und der Freedom House Index ausgewählt. Der Betrachtungszeitraum der 3 vorliegenden Studie endet je nach vorliegenden Informationen 2010 oder 2011. Untersucht wurden alle Länder Afrikas mit Ausnahme Somalias, für dessen volkswirtschaftliche Entwicklung seit 1991 kaum belastbares Zahlenmaterial verfügbar ist. Das BIP Das Bruttoinlandsprodukt gibt den Wert aller Güter und Dienstleistungen an, die in einem Jahr innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erwirtschaftet werden. Es lässt Rückschlüsse Leistungsfähigkeit der auf die Volkswirtschaft absolute und Marktgröße, somit auf die die allgemeine Absatz- bzw. Investitionsmöglichkeiten im jeweiligen Land zu. Das BIP-Wachstum Unter dem Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft wird die Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Produktion bzw. des gesamtwirtschaftlichen Einkommens verstanden. Als Messgröße dient dafür die Veränderungsrate des realen BIP, welche somit die Dynamik und den gesamtwirtschaftlichen Trend eines Landes anzeigt. Wachstum ist ein bedeutender Indikator für mittelständische Unternehmen, da höhere Wachstumsraten auch grundsätzlich die Geschäftsmöglichkeiten erhöhen. Das BIP pro Kopf Das BIP pro Kopf setzt die absolute Größe einer Volkswirtschaft in das Verhältnis zu der Bevölkerungsgröße und erlaubt daher am ehesten eine Vergleichbarkeit der Entwicklungsstufen verschieden großer Volkswirtschaften untereinander. Die ADI ADI bezeichnen Vermögensanlagen ausländischer Unternehmen in einem Land, mit dem Ziel, Einfluss und Kontrolle über die erworbenen Aktiva auszuüben. Hohe ADI in einer Volkswirtschaft weisen somit grundsätzlich auf ein attraktives Umfeld für ausländische Unternehmen hin und werden deshalb in die quantitative Analyse mit einbezogen. Das Handelsvolumen 4 Das Handelsvolumen umfasst die Ein- und Ausfuhren eines Landes und beschreibt hier somit den Umfang direkter geschäftlicher Beziehungen eines Landes mit Deutschland. Der Ease of Doing Business Index Der von der Weltbank erstellte Ease of Doing Business Index sortiert die Länder der Welt im Hinblick auf die in einem Land vorherrschende Einfachheit bzw. Komplexität der Regularien hinsichtlich des Aufbaus, der Führung und der Schließung eines Unternehmens, indem er Faktoren wie die Anzahl notwendiger Verwaltungsvorgänge zur Gründung eines Unternehmens misst sowie deren Auswirkungen insbesondere auf die Geschäftstätigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen. Der Freedom House Index Der Freedom House Index misst die formal verbrieften und die tatsächlichen politischen und zivilen Rechte, die in einem Land existieren. Diese Bedingungen lassen Rückschlüsse auf das Entwicklungsniveau politischer Institutionen zu und damit auch auf die Effizienz und Transparenz von Verwaltungsstrukturen sowie auf die Freiheit des Unternehmertums. Mit Hilfe dieser Indikatoren können die Länder Afrikas in eine Rangfolge gebracht werden, welche die Länder mit den im interregionalen Vergleich günstigsten volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln anzeigt1. Für jeden Indikator werden die Länder entsprechend der Indikatorwerte absteigend sortiert und die Werte in Prozentangaben umgewandelt, wobei dem Land mit dem höchsten Wert jeweils 100 Prozentpunkte zugeordnet werden. Hiervon ausgehend werden den nachfolgenden Ländern wiederum Prozentwerte in Abhängigkeit des höchsten absoluten Wertes (100 Prozent) des jeweiligen Indikators zugewiesen. Durch diese Methode können die Abstände zwischen den einzelnen Ländern zueinander berücksichtigt werden. Es lässt sich außerdem eine Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Indikatoren herstellen und sie können zusammengefasst werden, so dass letztendlich eine Rangfolge entsteht, die die ökonomischen Rahmenbedingungen approximiert. 1 Für genauere Informationen über die Methodik siehe die näheren Angaben im Anhang. 5 Die Länder werden in Abbildung 1 entsprechend der aufaddierten Prozentwerte der Indikatoren in eine Rangfolge gebracht und bekommen jeweils eine Rangzahl zugeordnet, die alle fünf ökonomischen Indikatoren beinhaltet. Abbildung 1: Zusammenfassung der ökonomischen Kennzahlen Rang Land 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 23 25 26 27 28 29 30 31 31 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 Rep. Südafrika Angola Nigeria Ägypten Libyen Äquatorialguinea Algerien Seychellen Marokko Sudan Tunesien Mauritius Gabun Äthiopien Kap Verde Botsuana Namibia Rep. Kongo Uganda Tansania Sambia Ghana Ruanda Mosambik Kenia Malawi Liberia São Tomeé & Príncipe Dem. Rep. Kongo Dschibuti Mali Swasiland Sierra Leone Burkina Faso Gambia Mauretanien Côte d’Ivoire Niger Kamerun Senegal Madagaskar Benin Lesotho Guinea Burundi Guinea-Bissau BIP BIP pro v.H. Kopf v.H. 100,0 60,8 23,9 41,5 60,4 11,9 65,4 25,6 21,0 99,5 4,3 100,0 49,0 42,0 0,3 93,7 31,6 29,9 19,0 14,6 14,0 40,2 3,1 71,4 3,8 78,0 11,3 4,1 0,6 36,0 4,1 66,9 3,3 47,4 3,3 26,5 5,5 5,0 7,8 5,8 4,5 11,3 5,4 7,0 1,8 5,6 3,4 4,9 11,4 9,5 1,6 3,4 0,3 2,5 0,1 12,3 3,9 1,8 0,4 13,6 3,1 6,9 1,0 30,3 0,7 3,2 2,8 5,9 0,3 4,6 1,1 10,2 7,8 11,0 1,8 3,9 7,7 11,6 4,4 10,4 3,0 4,3 2,3 7,4 0,6 6,7 1,5 4,3 0,5 1,7 0,3 5,4 Wachstum v.H. 25,3 100,0 41,8 41,9 41,0 67,1 20,1 23,8 33,6 54,2 32,4 22,8 14,9 79,1 48,6 12,0 24,5 35,4 57,2 47,3 41,1 39,8 53,2 49,0 31,6 49,1 47,4 39,0 39,6 33,0 35,7 15,7 42,2 36,2 39,7 28,4 14,3 36,1 18,9 23,2 24,8 26,4 22,0 16,5 24,4 19,5 HandelsV v.H. 100,0 4,3 20,2 27,8 46,5 0,8 22,5 0,5 15,5 2,4 20,6 1,2 1,1 2,0 0,1 0,3 1,3 0,9 1,0 1,8 0,5 2,6 0,4 1,3 2,7 0,7 2,4 0,0 0,7 0,1 0,6 0,1 0,4 0,2 0,1 1,2 7,3 0,2 1,4 0,7 1,0 0,5 0,1 1,0 0,2 0,0 ADI v.H. Summe 40,2 86,9 100,0 71,9 17,0 15,2 15,0 1,6 2,9 23,0 0,2 1,6 2,1 3,1 1,3 3,1 4,5 12,8 5,3 5,2 6,7 7,2 0,4 2,8 1,8 0,5 1,0 0,2 2,9 1,3 1,1 0,2 0,6 1,1 0,6 3,0 3,2 0,7 2,6 2,5 5,1 1,0 0,9 3,8 0,0 0,1 326,3 256,6 234,3 232,6 225,0 187,3 148,7 119,8 113,4 113,3 107,4 100,1 99,9 99,5 86,6 86,3 81,0 78,8 73,9 67,8 64,2 62,1 61,4 61,4 57,0 55,2 53,5 51,5 48,9 48,4 47,4 47,4 47,1 46,1 45,2 43,9 43,5 42,8 42,3 41,2 38,2 37,6 30,3 27,2 26,8 25,2 6 47 Zentralafrikanische Republik 0,7 4,7 18,8 0,1 0,5 24,8 48 Tschad 2,4 7,2 8,7 0,3 4,8 23,3 49 Togo 1,0 4,4 15,7 1,0 0,6 22,7 50 Komoren 0,2 8,3 11,2 0,0 0,0 19,8 51 Eritrea 0,7 3,8 -4,4 0,2 0,0 0,3 52 Simbabwe 1,5 3,9 -24,8 1,0 0,5 -17,8 Die Zusammenfassung der ökonomischen Kennzahlen zur Erzeugung einer Rangfolge der Länder Diese Indikatoren werden durch den Doing Business Index und den Freedom House Index ergänzt. Dafür wird für jedes Land die Gesamtkennzahl der ökonomischen Indikatoren mit dem Faktor fünf gewichtet und es werden die Rangzahlen, die sich aus der Reihenfolge des Ease of Doing Business Index und des Freedom House Index ergeben haben, hinzugefügt. Aus den sich so ergebenden drei Rangzahlen wird der einfache Durchschnitt gebildet, welcher letztendlich Auskunft über die endgültige Rangfolge der Länder in der Zusammenfassung der gewählten Indikatoren gibt, wie Abbildung 2 verdeutlicht: Abbildung 2: Ermittlung der endgültigen Rangfolge der quantitativen Analyse Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 8 10 11 12 13 14 15 16 16 18 19 20 21 22 23 23 25 26 27 28 Land Rep. Südafrika Nigeria Seychellen Mauritius Ägypten Angola Marokko Algerien Botsuana Namibia Kap Verde Tunesien Äthiopien Äquatorialguinea Ghana Libyen Sambia Sudan Gabun Uganda Tansania Mosambik Kenia Ruanda Malawi Rep. Kongo Liberia São Tomé & Príncipe ökonom . Rang 1 3 8 12 4 2 9 7 16 17 15 11 14 6 22 5 21 10 13 19 20 23 25 23 26 18 27 28 *5 5 15 40 60 20 10 45 35 80 85 75 55 70 30 110 25 105 50 65 95 100 115 125 115 130 90 135 140 Doing Business 2 15 12 1 10 38 16 22 3 4 24 6 11 39 8 52 7 28 31 13 18 21 9 5 19 47 27 48 Freedom Durchschnitt 4 23 10 2 34 34 23 34 8 4 1 42 29 49 2 49 14 49 34 23 14 14 20 34 14 34 14 4 1,6 7,6 8,9 9,0 9,1 11,7 12,0 13,0 13,0 13,3 14,3 14,7 15,7 16,9 17,1 18,0 18,0 18,1 18,6 18,7 18,9 21,4 22,0 22,0 23,3 24,4 25,1 27,4 7 28 Mali 31 155 29 8 30 Sierra Leone 33 165 26 10 31 Swasiland 31 155 14 42 32 Dschibuti 30 150 34 29 33 Burkina Faso 34 170 25 20 34 Gambia 35 175 23 29 35 Dem. Rep. Kongo 29 145 50 42 36 Senegal 40 200 30 10 37 Lesotho 43 215 17 10 38 Mauretanien 36 180 36 34 39 Madagaskar 41 205 20 29 40 Benin 42 210 41 4 41 Côte d’Ivoire 37 185 37 34 41 Niger 38 190 43 23 43 Kamerun 39 195 40 42 44 Burundi 45 225 45 23 45 Komoren 50 250 33 14 46 Guinea-Bissau 46 230 49 20 47 Togo 49 245 35 23 48 Guinea 44 220 42 47 Zentralafrikanische Republik 47 235 51 29 49 50 Tschad 48 240 46 47 51 Simbabwe 52 260 32 42 52 Eritrea 51 255 44 49 Zusammenführung der ökonomischen Rangzahlen mit dem Ease of Doing Business Index und dem Freedom House Index zur Ermittlung einer endgültigen Rangfolge 27,4 28,7 30,1 30,4 30,7 32,4 33,9 34,3 34,6 35,7 36,3 36,4 36,6 36,6 39,6 41,9 42,4 42,7 43,3 44,1 45,0 47,6 47,7 49,7 2.2 Befragung von Experten Die Indikatoren der quantitativen Analyse liefern ein annäherndes Bild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der allgemeinen wirtschaftliche Situation der afrikanischen Volkswirtschaften. Um einen umfassenderen Überblick über das Geschäftsklima zu erreichen, sind aber zusätzliche Informationen nötig. So geben sie keine Auskunft über Erfahrungen aus Unternehmenssicht in und mit dem Land und lassen nur begrenzte Aussagen über die Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen zu. Entscheidungen über Investitionen oder solche zum Anknüpfen von Handelsbeziehungen von deutschen Unternehmen gehen oft auf Faktoren zurück, die mit den gewählten klassischen Indikatoren nicht zu erfassen sind. Hierzu zählen insbesondere der Entwicklungsgrad des Privatsektors und seine Freiheit von Regierungsinterventionen. Die absolute Anzahl geberfinanzierter Projekte kann ebenso ein entscheidender Faktor sein wie die meist unberechenbare und teure Energieversorgung in vielen Ländern der subsaharischen Region, die die Produktionskosten prohibitiv hoch werden lassen kann. Die geographische Lage beeinflusst entscheidend die in Afrika allgemein hohen Transportkosten. Aber auch die Nähe zu Absatzmärkten im Zusammenhang mit der in mehreren afrikanischen 8 Wirtschaftblöcken voranschreitenden regionalen (Zoll-)Integration kann unternehmerische Entscheidungen beeinflussen. Darüber hinaus geben nicht selten weitere und schwer messbare Faktoren den Ausschlag dazu, in einem Land eine Geschäftstätigkeit aufzunehmen. Hier sind neben individuellen Kontakten und Beziehungen insbesondere Faktoren wie die allgemeine Lebensqualität in einem bestimmten Land oder eine enge bilaterale Beziehung zu Deutschland zu nennen. Da all diese Faktoren in der bisherigen Betrachtung kaum eine Rolle spielen, wurden 23 Personen aus der Privatwirtschaft, Verbänden, Wissenschaft und Politik befragt, deren besondere Kenntnisse über die politische und wirtschaftliche Lage in den einzelnen Ländern Afrikas sowie des privatwirtschaftlichen Engagements deutscher Unternehmen sie als Experten auf dem Gebiet der Geschäftschancen in Afrika qualifizieren. Es handelt sich bei dieser Befragung um eine qualitative Umfrage, anhand welcher eine Rangliste erstellt werden kann, die solche Aspekte wie die soeben genannten beinhaltet. Im Rahmen dieser Umfrage mussten die Befragten in einem Fragebogen ihre persönliche Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage in den einzelnen Ländern sowie zur Entwicklung der Geschäftslage in den folgenden 12 Monaten angeben. Außerdem sollten unter der Angabe von Gründen mindestens drei, aber maximal zehn Länder genannt werden, in denen sich ein klein- oder mittelständisches Unternehmen engagieren sollte, unter der Berücksichtigung aller relevanten politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Faktoren. Daran anknüpfend sollten für die ausgewählten Länder jeweils die zwei Sektoren einschließlich einer Begründung genannt werden, welche die größten Chancen für unternehmerisches Handeln bieten. Außerdem sollten für die ausgewählten Länder jeweils die zwei wichtigsten Hindernisse für unternehmerische Aktivitäten angegeben werden. Die Ergebnisse der quantitativen Studie wurden nicht bekannt gegeben, um eine Unvoreingenommenheit zu bewahren. Bei der Frage nach der allgemeinen Bewertung der aktuellen Geschäftssituation in Gesamtafrika zeigten sich die Experten mit der Lage insgesamt zufrieden. So schätzten sie die Situation in Nordafrika als überwiegend gut ein, wobei Marokko und Ägypten dabei am besten abschnitten. Ausnahmen bilden Mauretanien und der Sudan, die sehr schlechte Bewertungen erhielten. Die aktuelle Geschäftssituation im südlichen Afrika wurde als insgesamt gut bis befriedigend eingeschätzt, wobei die 9 Lage in den Ländern Angola, Botsuana, Mauritius und Namibia eher besser als befriedigend beurteilt wurde. Ausnahmen bilden die Länder Madagaskar, Simbabwe und Swasiland, in denen die Geschäftschancen als eher schlecht bewertet wurden. In Ost- sowie West- und Zentralafrika wurde die aktuelle Situation der Geschäftschancen als insgesamt befriedigend eingeschätzt, wobei die Länder Eritrea, Guinea-Bissau, Gambia, Kap Verde, die Demokratische Republik Kongo, die Republik Kongo, Niger, São Tomé & Príncipe sowie der Tschad und die Zentralafrikanische Republik nicht so gut abschneiden und die Lage in Somalia als sehr negativ bewertet wurde. Befriedigend bis gut schneiden dagegen Uganda und Ghana ab. Bei der Frage nach der Entwicklung der unternehmerischen Chancen in den kommenden 12 Monaten wurde die Geschäftslage der einzelnen Regionen Nord-, Süd-, West- und Zentralafrika als gleich bleibend bewertet. Positive Ausnahmen bilden vor allem Marokko, Angola, Kenia und Tansania, denen eine Verbesserung in der zukünftigen Entwicklung der Geschäftschancen bescheinigt wurde. Auch die Entwicklung der Geschäftslage der Länder Mosambik, Namibia, Südafrika, Uganda, Ghana, Kamerun, Nigeria und Sierra Leone weist nach der Einschätzung der Experten insgesamt eine positive Tendenz auf. Im Sudan wurde im Vorfeld des Referendums zur Unabhängigkeit des Südsudans eine starke Verschlechterung der Situation und in den Ländern Madagaskar, Eritrea, Somalia, Kap Verde, Mali, Tschad und der Zentralafrikanischen Republik insgesamt eine negative Tendenz erwartet. Bei den Antworten zu der Frage, in welchen Ländern Afrikas ein klein- und mittelständisches Unternehmen aktiv werden sollte, wurde für jedes Land zunächst ermittelt, wie häufig es insgesamt genannt wurde. Die absolute Häufigkeit der Ländernennungen konnte so, wie Abbildung 3 verdeutlicht, in eine Rangfolge überführt werden, bei der den 31 genannten Ländern jeweils entsprechend der Häufigkeit der Nennungen eine Rangzahl von 1 bis 21 zugewiesen wurde. Abbildung 3: Anzahl der Ländernennungen 10 Rang Land Rep. Südafrika Ghana Namibia Ägypten Nigeria Tunesien 1 2 3 4 4 4 Häufigkeit der Nennungen Rang 16 9 7 6 6 6 12 12 12 12 21 21 Land Mauritius Ruanda Senegal Tansania Burkina Faso Dem. Rep. Kongo Gabun Kamerun Kap Verde Lesotho Malawi Mali Mosambik Simbabwe Togo Angola 5 7 21 Botsuana 5 7 21 Algerien 4 9 21 Marokko 3 10 21 Uganda 3 10 21 Äthiopien 2 12 21 Côte d’Ivoire 2 12 21 Kenia 2 12 21 Liberia 2 12 21 Libyen 2 12 Rangfolge gemäß der Häufigkeit der Ländernennungen aus der Umfrage Häufigkeit der Nennungen 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 In Kapitel 2.3 wird diese Tabelle mit der Rangfolge der volkswirtschaftlichen Analyse zusammengefügt. Die Kombination dieser Daten dient als Grundlage für die Auswahl der für unternehmerisches Engagement attraktivsten Länder. Die ausführlichen Gründe für die jeweilige Länderwahl einschließlich der geeigneten Sektoren und der jeweiligen Hindernisse spiegeln sich im zweiten Teil dieser Studie in der Potenzialanalyse der ausgewählten Länder wider. 2.3 Auswahl der am besten geeigneten Länder für unternehmerisches Engagement Für die Zusammenführung der Rangfolge der Länder aus der volkswirtschaftlichen Bewertung und aus der Befragung der Experten werden nur die Länder aufgeführt, die auch in der Umfrage genannt wurden. In einem letzten Schritt wird von den beiden Rangzahllisten der einfache Durchschnitt ermittelt. So ergibt sich eine endgültige Rangliste, wie Abbildung 4 verdeutlicht: Abbildung 4: Die endgültige Rangliste Rang 1 2 3 4 4 Land Rep. Südafrika Nigeria Ägypten Angola Namibia quantitativer Rang 1 2 5 6 10 qualitativer Durchschnitt Rang 1 1,0 4 3,0 4 4,5 7 6,5 3 6,5 11 6 Botsuana 8 7 7,5 7 Tunesien 12 4 8,0 7 Mauritius 4 12 8,0 9 Algerien 8 9 8,5 9 Ghana 15 2 8,5 9 Marokko 7 10 8,5 12 Äthiopien 13 12 12,5 13 Libyen 16 12 14,0 14 Uganda 20 10 15,0 15 Kap Verde 11 21 16,0 Tansania 16 21 12 16,5 17 Kenia 23 12 17,5 17 Ruanda 23 12 17,5 19 Liberia 27 12 19,5 Gabun 20 19 21 20,0 21 Mosambik 22 21 21,5 22 Malawi 25 21 23,0 23 Senegal 36 12 24,0 24 Côte d’Ivoire 41 12 26,5 25 Dem. Rep. Kongo 35 21 28,0 Lesotho 26 37 21 29,0 27 Kamerun 43 21 32,0 47 21 28 Togo 34,0 29 Simbabwe 51 21 36,0 Zusammenführung der quantitativen und qualitativen Ergebnisse zu einer endgültigen Rangliste der Länder Die ersten elf Plätze belegen die Länder Südafrika, Nigeria, Ägypten, Angola, Namibia, Botsuana, Tunesien, Mauritius, Algerien, Ghana und Marokko. Diese Rangfolge lässt sich nicht wie ursprünglich angedacht auf eine Top 10 reduzieren, da die Plätze neun bis elf von Algerien, Ghana und Marokko mit demselben Durchschnitt von 8,5 belegt werden. Die elf genannten Länder werden im folgenden Kapitel als die für unternehmerisches Engagement am besten geeigneten Länder Afrikas vorgestellt. Dabei soll insbesondere auf ihre Potenziale und die Chancen für deutsche mittelständische Unternehmen eingegangen werden. 12 3 Die Marktchancen in den ausgewählten Länder Um die Chancen für ein unternehmerisches Engagement identifizieren zu können wurden einerseits volkswirtschaftliche Daten ausgewertet und zum anderen Personen mit langjähriger Afrika-Erfahrung befragt, um auch Faktoren in die Betrachtung mit einbeziehen zu können, die sich nicht in statistischen Angaben wieder finden. Die folgenden Potenzialanalysen der ausgewählten Länder geben einen Überblick über die aktuelle Situation und die wirtschaftliche Entwicklung der zuvor ausgewählten Länder. Um die Marktchancen aufzuzeigen wird zunächst für jedes Land jeweils eine kurze Zusammenfassung wichtiger politischer und wirtschaftlicher Daten wiedergegeben. Danach erfolgt ein Überblick über die politische Situation und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Anschließend wird näher auf die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland eingegangen. In einem nächsten Abschnitt, in dem sich auch die Ergebnisse der Befragung der AfrikaExperten widerspiegeln, werden die Potenziale des jeweiligen Landes zusammengefasst und die wirtschaftlich attraktivsten Sektoren vorgestellt. Außerdem wird auf den Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit dem Land und auf seine Einbindung in regionale Organisationen eingegangen, um die Nähe zu Absatzmärkten im Zusammenhang mit der in mehreren afrikanischen Wirtschaftblöcken voranschreitenden regionalen (Zoll-)Integration aufzuzeigen. 13 3.1 Südafrika Allgemein: Bevölkerungszahl: 49,99 Mio. Hauptstadt: Pretoria Korrespondenzsprache: Englisch (Weitere Sprachen: Afrikaans, Xhosa, Zulu, u.a.) Offizielle Bezeichnung: Republik Südafrika Staatsform: Präsidialrepublik mit föderalen Elementen Staatsoberhaupt: Präsident Jacob Zuma Nächste Wahlen: 2014 Währung: Südafrikanischer Rand (ZAR) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 351 Mrd. Wirtschaftswachstum: 3,0% (2011 geschätzt: 3,5%) Aufteilung BIP: Landwirtschaft: 3%, Industrie: 31,1%, Dienstleistung: 65,8% Inflation: 5,6% Haushaltsgleichgewicht: -6,1% des BIP Leistungsbilanz: -4,3% des BIP Auslandsschulden: 28,0% vom BIP Exportgüter: Platin, Gold, Kohle, Kraftfahrzeuge (Kfz), Nahrungsmittel Importgüter: chemische Produkte, Kfz-Zubehör, Kfz und Maschinen, Erdöl Handelsvolumen (US-$): Export: 66,6 Mrd., Import: 66,0 Mrd. Handelspartner: Export: China, USA, Japan, Deutschland Import: China, Deutschland, USA, Saudi-Arabien Wichtige Sektoren: Bergbau (Gold, Diamanten, Platin, Chrom, Vanadium, Mangan, Uran, Eisenerz und Kohle), Automobil-, Textil-, Metallindustrie, Maschinen, Eisen und Stahl, chemische und Pharmaindustrie, Düngemittel, Nahrungsmittel ADI (US-$) (2009): Bestand: 125,1 Mrd., Zuflüsse: 5,7 Mrd. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 1998 - Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1975 (neues Doppelbesteuerungsabkommen bereits 2008 unterschrieben) Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 14 Politik Mit dem Ende der Apartheid 1994 begann die demokratische Herrschaft der größten Partei des Landes, des African National Congress (ANC). Nach den vierten freien Parlamentswahlen im April 2009 verfügt der ANC auch weiterhin über eine absolute Mehrheit im südafrikanischen Parlament. Staatspräsident ist seither Jacob Zuma, der seit Dezember 2007 Parteipräsident des ANC ist und einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel angestoßen hat. Die Regierung definiert ihre Wirtschaftspolitik nach dem Vorbild eines Developmental State, in dem der Staat aktiv in die Wirtschaft eingreift mit dem Ziel, Armut zu verringern und neue wirtschaftliche Möglichkeiten zu eröffnen. In den vergangenen Jahren kämpfte der ANC fortwährend mit innerparteilichen Differenzen. Diese führten unter anderem zum Rücktritt von Thabo Mbeki im September 2008. Ein weiterer Höhepunkt der internen Machtkämpfe bildete die Abspaltung einer neuen Partei, dem Congress of the People (COPE), der sich im Dezember 2008 gründete und als neuer Hoffnungsträger für die Parlamentswahlen 2009 galt. Aufgrund von Führungsstreitigkeiten und einem fehlenden politischen Konzept konnte COPE die hohen Erwartungen jedoch bisher nicht halten, Wirtschaftspolitische Differenzen wie zum Beispiel der Ruf nach Verstaatlichung der Minen (durch den Ex-Vorsitzenden der ANC Youth League Julius Malema) verstärken zudem die ideologische Unterschiede zwischen den Parteien der Tritpartite Alliance (ANC, kommunistische Partei SACP, Gewerkschaftsdachverband COSATU). Weitere Herausforderungen für die demokratischen Verhältnisse und die politische Stabilität Südafrikas stellen unter anderem hohe HIV/AIDS- und Kriminalitätsraten, ethnische und rassische Probleme, sowie durch wachsende soziale Ungleichheit und Korruption, die sich mitunter in Fremdenfeindlichkeit entlädt. Die fortbestehende Dominanz der Wirtschaft durch die weiße Minderheit sollen mittels Programmen wie Broad-Based Black Economic Empowerment (B-BBEE) weiter korrigiert werden. Beim B-BBEE handelt es sich um eine langfristig angelegte politische Strategie Südafrikas, um mit Hilfe einer Reihe von Maßnahmen die wirtschaftliche Gleichstellung der schwarzen Bevölkerung in diversen Wirtschaftsbereichen zu fördern. Trotz bestehender Kritikpunkte, bildete sich in den vergangenen Jahren dadurch eine wachsende schwarze Mittelschicht aus, die zunehmend Bedeutung im südafrikanischen Wirtschaftssystem erlangt. 15 Die im Jahr 2006 ins Leben gerufene wirtschaftspolitische Initiative für ein beschleunigtes und gemeinschaftliches Wachstum in Südafrika AsgiSA (Accelerated and Shared Growth Initiative for South Africa), welche Hindernisse für ein rasches und breiten Bevölkerungskreisen zugute kommendes Wachstum beseitigen soll, wird die Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre bestimmen. Im Fokus stehen dabei unter anderem die Halbierung der Arbeitslosigkeit und Armut bis 2014, die Ausweitung der Infrastrukturausgaben, der Schutz und die Erhöhung der Ausgaben für soziale Bereiche sowie vermehrte Bildungsanstrengungen und der Abbau der Belastungen für klein- und mittelständische Unternehmen. Sie löste das Programm GEAR (Growth, Employment and Redistribution Plan) aus dem Jahr 1996 ab. Wirtschaft Südafrika stellt den größten und am weitesten entwickelten Markt des südlichen Afrikas dar. Die Wirtschaft orientiert sich stark am Außenhandel und der Kapitalmarkt gehört zu den größten 20 der Welt. Das Land verfügt über gut entwickelte finanzwirtschaftliche, Rechts- und Kommunikationssektoren, hohe Börsenumsätze und eine regional betrachtet sehr gute Infrastruktur. Im überregionalen Vergleich ist diese aber ausbaubedürftig. Ausgelöst durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise kam es 2008/2009 zur ersten Rezession seit 17 Jahren. Aufgrund der größeren Integration in den Weltmarkt wurde Südafrika stärker als die meisten anderen afrikanischen Volkswirtschaften von der Finanzkrise getroffen. Die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise auf Rohstoffpreise und Nachfrage bewirkten außerdem eine steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Steuereinnahmen und somit ein steigendes Haushaltsdefizit. Dies und die vorsichtigere Kreditvergabe sowie eine zurzeit sehr starke Landeswährung haben ein begrenztes Wachstum zur Folge. Der Finanzsektor ist trotz der Krise jedoch relativ stabil. Insbesondere die südafrikanischen Banken haben die Finanzkrise deutlich besser überstanden als ihre nordamerikanischen und europäischen Wettbewerber. Dank eines finanziellen Spielraums konnte die Regierung wesentliche staatliche Expansionen vornehmen, um die schwache private Nachfrage auszugleichen. Dieser Spielraum ergibt sich durch eine jahrelange Haushaltsdisziplin und geringe öffentliche Verschuldung, zusammen mit liquiden Kapitalmärkten und einem kontinuierlichem Zugang zur 16 globalen Finanzwirtschaft sowie disziplinierteren Praktiken zur Darlehens- und Kreditvergabe (gesichert durch den National Credit Act von 2007). Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und den Folgewirkungen der FußballWeltmeisterschaft ist eine mittelfristige Verbesserung des Staatshaushaltes und steigendes Wachstum zu erwarten. Der IWF erwartet ein Ansteigen des Wachstums auf 3,5 Prozent für das Jahr 2011 mit Prognosen von bis zu 4,5 Prozent bis 2015, ein Verharren der Inflationsrate auf unter 6 Prozent sowie eine Verlangsamung der Ausweitung des Zahlungsbilanzdefizits. Die größte wirtschaftspolitische Herausforderung für Südafrika liegt neben der schnellen Erholung des Landes von der Rezession eine Verringerung der Arbeitslosigkeit. Um eine nachhaltige Verringerung der Arbeitslosenrate, die derzeit bei 24,8 Prozent liegt, zu erreichen, ist jedoch ein Wirtschaftswachstum von ca. 6 Prozent nötig. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Für die bilateralen Beziehungen von großer Bedeutung ist die seit 1996 stattfindende deutsch-südafrikanische Binationale Kommission (BNK). Sie ist ein wichtiges Gremium für den gemeinsamen Politikdialog und setzt sich aus sechs Fachkommissionen in den Bereichen Entwicklung, Verteidigung, Umwelt, Wirtschaft, Wissenschaft/Forschung und Kultur zusammen. Neben einer stetigen Bestandsaufnahme werden in diesem Rahmen konkrete Vorhaben der sechs Ressorts diskutiert und beschlossen und gehen weit über Entwicklungszusammenarbeit hinaus. Den Vorsitz der Binationalen Kommission haben die Außenminister beider Länder. Südafrika bleibt weiterhin der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Afrika und der siebtwichtigste Abnehmer von Waren in Übersee. Ebenso ist Deutschland nach wie vor einer der wichtigsten Handelspartner Südafrikas und ein wichtiger Investor. Das Handelsvolumen von Deutschland und Südafrika steigerte sich 2010 um rund 35 Prozent auf € 13 Mrd. Der Bestand an deutschen Direktinvestitionen belief sich 2008 auf € 4 Mrd. Die wichtigsten deutschen Ausfuhrgüter 2009 waren Kraftfahrzeuge (Kfz) und –Teile, Maschinen sowie chemische und elektrotechnische Erzeugnisse. Bei den wichtigsten deutschen Importen handelte es sich um Rohstoffe, Maschinen, Kfz und Nicht-EisenMetalle (NE-Metalle). 17 Derzeit sind etwa 600 deutsche Unternehmen sowie Tochterunternehmen in Südafrika registriert. Diese beschäftigen ca. 90.000 Arbeitnehmer und die Schwerpunktbranchen sind der Automobilsektor, die chemische Industrie, der Maschinenbau und die Elektrotechnik. Ein Großteil dieser Unternehmen ist Mitglied der Deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK Südliches Afrika) in Johannesburg, welche bereits seit über 50 Jahren im südlichen Afrika aktiv ist. Gemeinsam mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft ist sie der erste Ansprechpartner für deutsche Unternehmen mit Interesse am südlichen Afrika. Beide Partner haben 2009 das Deutsch-Südafrikanische Wirtschaftsforum ins Leben gerufen, welches die zentrale Plattform für bilaterale Wirtschaftsbeziehungen ist. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Südafrika zeichnet sich durch ein relativ stabiles sowie wirtschaftlich und volkswirtschaftlich diversifiziertes Umfeld mit hoher Rechtssicherheit aus. Die Rahmenbedingungen für Geschäftstätigkeiten entsprechen europäischen Standards und die Politik wird von den befragten Experten als unternehmerfreundlich bezeichnet. Südafrika verfügt über eine relativ gute und moderne Infrastruktur und ist als stärkstes Mitglied der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft SADC (Southern African Development Community) Dreh- und Angelpunkt für den Wirtschaftsverkehr innerhalb des südlichen Afrikas. Es bietet somit sehr gute Voraussetzungen, um auch die SADC-Region zu erschließen und wird häufig als Sprungbrett in das südliche Afrika genutzt. Außerdem spielt das Land aufgrund großer Reserven an natürlichen Ressourcen und Basismetallen (Gold, Platin, Diamanten, Kohle und verschiedene Metalle) sowohl international, als auch auf dem eigenen Kontinent eine bedeutende Rolle. Ein weiterer Vorzug für deutsches unternehmerisches Engagement ist die Tatsache, dass bereits viele deutsche Unternehmen bzw. deutsche Industrien vor Ort anzutreffen sind. 1996 wurde zudem die Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ins Leben gerufen, welche durch ihr Engagement auf das große Potenzial der Region aufmerksam machen und die deutsche Wirtschaft zu einem noch stärkeren Engagement in der Region veranlassen möchte. Als weitere Plattform für die bilateralen Wirtschaftsbeziehung hat sich das seit 2009 jährlich stattfindende 18 Deutsch-Südafrikanische südafrikanische Vertreter Wirtschaftsforum aus Politik entwickelt, und welches Wirtschaft deutsche und zusammenbringt und Möglichkeiten zur Geschäftsanbahnung bietet. 2008 wurde ein neues Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Südafrika unterzeichnet, welches eine Erweiterung des bereits geschlossenen Doppelbesteuerungabkommens aus dem Jahr 1975 ist, aber zum Druck dieser Studie noch nicht in Kraft getreten ist Deutsche Unternehmen können aktuell wieder mit einem Anziehen des SüdafrikaGeschäfts rechnen. Güter und Dienstleistungen (insbesondere Beratung) sind in nahezu allen Sektoren gefragt. Insbesondere die in den kommenden Jahren geplanten hohen Infrastrukturausgaben der südafrikanischen Regierung bringen großen Importbedarf mit sich: Ausrüstungsgüter und Bauleistungen, vor allem Transport und Verkehr, Energie, Telekommunikation, Wasser und staatliche Krankenhäuser. Auch private Investitionen dürften wieder deutlich zunehmen. So sind größere Vorhaben u.a. in der Automobilindustrie und im Bergbau zu erwarten. Zum Beispiel plant der Münchner Autobauer BMW, ab 2012 seine neue 3er Serie in Südafrika zu montieren. Im Bergbau dürften hohe Rohstoffpreise für eine Ausdehnung der Produktion sorgen. Diese Trends werden von den letzten Ergebnissen des SADC Business Climate Survey bestätigt, die der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft jährlich unter deutschen Unternehmen durchführt, die Geschäfte in Ländern der SADC betreiben. Als größte Hindernisse für die Aufnahme unternehmerischen Engagements nannten die befragten Experten Kriminalität und Korruption, Zollregularien, -prozeduren und bürokratie, die Regularien des Broad-Based Black Economic Empowerment (BBBEE), die schlechte Sicherheitslage und Währungsschwankungen. Von besonderer Bedeutung sind die Probleme bei der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, bei den Preisen und der Zuverlässigkeit der Energie- und Wasserversorgung, bei der Transparenz von Gesetzen und Bestimmungen und bei den Bedingungen für einen lokalen Wertschöpfungsanteil (Rules of Origin). > Energiewirtschaft Der südafrikanische Energiesektor steht vor besonderen Herausforderungen. Jahrzehntelang wurde zu wenig in die Infrastruktur investiert, so dass es in den letzten Jahren teilweise auch zu Stromausfällen und geregelten Abstellungen kam. 19 Derzeit verfügt Südafrika über eine installierte Kapazität von 40.000 MW. Federführend für die Energiepolitik ist das Energieministerium (Department of Energy), welches 2009 aus der Aufteilung des Ministeriums für Bergbau und Energie in zwei getrennte Bereiche hervorging. Es nennt als kurz- und mittelfristige Priorität den generellen Zugang zu Energie. Der staatliche Energieversorger Eskom plant im Laufe der nächsten zwanzig Jahre deren Verdoppelung. Südafrika ist der größte Energieverbraucher und -produzent auf dem afrikanischen Kontinent und sein Energiebereich steuert knapp ein Sechstel zum BIP bei, wobei Kohle mit Abstand der wichtigste Energieträger ist. Aufgrund des hohen Investitionsbedarfs und wieder günstigeren Wachstumsperspektiven sowie einem ausgezeichneten Investitionsklima bieten sich gute Chancen für verstärktes Engagement deutscher Unternehmen. Eskom startet ein groß angelegtes Programm zur Modernisierung und Erweiterung der Strominfrastruktur. Zahlreiche Initiativen und Projekte sollen die Versorgungsprobleme lindern und mit dem Bau zweier neuer Kohlekraftwerke wurde bereits begonnen. Das Unternehmen unternimmt außerdem die Reaktivierung von drei Kraftwerken, die in den 90ern stillgelegt wurden und eine Verbesserung der Energieeffizienz insbesondere durch den Einsatz neuer Turbinen und Generatoren und Energiesparinitiativen. In Südafrika überwiegt mit ca. 94 Prozent der Gesamtproduktion die Stromerzeugung mit Kohle. Auch in der gesamten Energieproduktion dominiert die Kohle als Rohstoff mit 72,1 Prozent. Diese Dominanz kommt vor allem durch die hohen Kohlevorkommen im Land zustande und wird durch den erwähnten Bau neuer Kohlekraftwerke weiter gefestigt. In der Nähe Kapstadts befindet sich zusätzlich ein Kernkraftwerk. Die Regierung plant auch in diesem Bereich Investitionen. Das bisher einzige Atomkraftwerk soll bis 2016 durch ein zweites mit einer mehr als doppelt so hohen Megawattleistung ergänzt werden. Die Planungen hierfür ziehen sich allerdings bereits über Jahre ohne erkennbares Ergebnis hin. Erneuerbare Energien spielen in der Energieproduktion Südafrikas bisher eine verschwindend geringe Rolle. In den letzten Jahren entwickelt sich dennoch eine steigende Nachfrage seitens der öffentlichen Stellen und der Industrie. Vor allem Windenergie wird von der südafrikanischen Regierung als Sektor mit hohem Wachstumspotenzial eingeschätzt. Möglichkeiten für das unternehmerische Engagement deutscher Unternehmen bestehen zum Beispiel bei emissionsarmen 20 Kraftwerkstechnologien, Energieeffizienz auf Erzeuger- und Verbraucherseite sowie im gesamten Bereich der Erneuerbaren Energien. Dieser zieht nationale und internationale Investoren nach Südafrika. Bereits im Jahr 2003 wurde das Weißbuch für Erneuerbare Energien von der südafrikanischen Regierung veröffentlicht. Ziele sind unter anderem eine Produktion von 10.000 GWh aus Erneuerbaren Energien bis 2013. 4 Prozent des gesamten Strombedarfs sollen bis dahin aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden. Die Realität hängt allerdings den ambitionierten Zielen hinterher. Im Jahr 2008 wurde nur 278 GWh durch Erneuerbare Energien erzeugt. Um die Anreize für die Einführung Erneuerbarer Energien zu erhöhen, hat die nationale Energieregulierungsbehörde NERSA im Jahr 2009 Einspeisetarife für vier Technologien erlassen. In einer zweiten Phase wurden weitere umweltfreundliche Technologien hinzugefügt. Damit ist Südafrika eines der ersten afrikanischen Länder mit Einspeisetarifen für Erneuerbare Energien. Erneuerbare Energien wurden 2010 als Priorität verschiedenster Ressorts der südafrikanischen Regierung identifiziert und könnten somit eine nachhaltige Entwicklung in dem Sektor befördern. Den größten Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung weist Wasserkraft mit 2,2 Prozent an der gesamten Stromerzeugung auf. Solarenergie trug 2008 lediglich 0,2 Prozent bei. Windenergie wird vom DoE das größte Potenzial eingeräumt. Im Western Cape entstand 2008 die erste Windfarm (Darling Wind Farm), die mit deutscher Hilfe installiert wurde. Ferner gibt es zwei weitere Windfarmen im Western und Eastern Cape. Weitere private Windparks sollen ab 2011 ans Netz gehen können. Insgesamt ist das Potenzial jedoch in allen Bereichen groß. Hohe Sonneneinstrahlung, lange Küstenlinien, gute Windverhältnisse und große unbesiedelte Flächen begünstigen die Entwicklung eines ausgeglichenen Energiemixes. >> Automobilindustrie und Zulieferer Der südafrikanische Automobilsektor ist einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren des Landes und einer der stärksten Automobilmärkte weltweit. 2008 betrug sein Anteil am BIP rund 8 Prozent. Auch für deutsche Hersteller bietet Südafrika einen günstigen Produktionsstandort. Volkswagen produziert in Uitenhage bei Port Elizabeth, Daimler in East London und BMW in Rosslyn bei Pretoria. Die Aussichten 21 sind positiv, so wird BMW die neue 3er Serie ab 2012 bauen, Mercedes Benz SA die neue C-Klasse ab 2014. 2009 wurde der Sektor stark von der internationalen Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden geringeren weltweiten Nachfrage getroffen. Doch bereits 2010 erholte sich die Branche wieder mit einer jährlichen Produktion von 472.000 Fahrzeugen. Für 2011 wird mit einer weiteren Produktionssteigerung von ca. 17,5 Prozent gerechnet. Dabei profitiert der Automobilstandort Südafrika insbesondere von der Unterstützung der Regierung. Zur Bekämpfung der Krise legte das Wirtschaftsministerium einen Qualifizierungsfonds auf, den die Automobilhersteller, insbesondere auch deutsche Unternehmen, zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter während der Kurzarbeits-Phasen nutzen konnten. Außerdem wurde eine anhaltende staatliche Unterstützung bis 2020 zugesichert. So profitiert die deutsche Automobilindustrie seit 1995 von dem Entwicklungsprogramm Motor Industry Development Program (MIDP), welches 2012 ausläuft und durch das Förderprogramm Automotive Production Development Programme (APDP) abgelöst werden soll. Dieses gewährt deutliche Produktionsanreize für Hersteller und Zulieferer. Im Gegensatz zum Vorgängerprogramm beziehen sich die Anreize auf eine Produktionsausdehnung und nicht mehr auf Exporte. In den Unternehmen wurde die Ankündigung des neuen Programms aufgrund der nun deutlich höheren Planungssicherheit für Neuinvestitionen positiv aufgenommen. Zudem ist der weitere Ausbau des Sektors geplant. Dies dürfte auch für Zulieferer gute Nachrichten bedeuten, da weiterhin mit Aufträgen aus Südafrika zu rechnen ist. Außerdem ist es für die Automobilfirmen aufgrund des derzeitig sehr starken Randkurses zum Euro vergleichsweise billig, zu importieren. >> Maschinen und Anlagenbau Der südafrikanische Maschinenbausektor produziert hauptsächlich Ausrüstungen für den Bergbau. In allen anderen Bereichen ist das Land auf den Import von Maschinen und Anlagen angewiesen. Südafrika bietet somit auch in Zukunft gute Absatzchancen für deutsche Maschinen und Anlagen. So ist der Bedarf groß und Kapital für den Kauf neuer Produkte vorhanden. Während die verarbeitende Industrie und der Bergbau unter Abnahme der ökonomischen Aktivitäten und mangelnder 22 ausländischer Nachfrage litten, konnte der Bausektor, vor allem wegen WMInfrastruktur Projekten, in 2009 positives Wachstum verzeichnen. Deutsche Anbieter sind nach wie vor die wichtigsten Lieferanten im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus. Südafrika importierte 2009 nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Maschinen im Gesamtwert von etwa € 4,1 Mrd. Mit einem Lieferanteil von rund 22 Prozent sind deutsche Anbieter mit Abstand Marktführer. Benötigt werden in Südafrika vor allem Baumaschinen und Maschinen in den Infrastrukturbereichen Transport, Energie, Wasser und Informationstechnologie. Vorhaben im Kraftwerksbau, Erweiterungsinvestitionen in der Petrochemie sowie der Aufbau eines weiteren Telefonnetzes durch Neotel bieten gute Chancen. Auch der andauernde Bau des Schnellzugs Gautrain, der unter anderem von Bombardier gebaut wird und zwischen Johannesburg und Pretoria fahren soll, wird weiterhin für Bedarf an Anlagen sorgen (siehe Infrastruktur). Auch die Aussichten für den Absatz von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen haben sich verbessert. Der lokale Verpackungssektor mit seinen beiden Marktführern Nampak und Strapak gilt als international hochgradig wettbewerbsfähig und investiert fortlaufend in neueste Produkttechnologien. Von den umfangreichen Ausgaben im Automobilsektor sollte auch der Absatz von Werkzeugmaschinen profitieren und durch die anstehenden Projekte im Bergbau, insbesondere bei Platin, Kohle und Eisenerz, ist ebenfalls die Nachfrage nach Bergbaumaschinen und -anlagen gesichert. Von Südafrika aus werden auch die Nachbarländer mit Bergbaumaschinen und -ausrüstungen beliefert (zum Beispiel Sambias Kupfergürtel, Titansand- und Kohleprojekte in Mosambik, Namibias Uranminen und die Platinindustrie in Simbabwe), wodurch sich Absatzmöglichkeiten für Zulieferer über die südafrikanischen Landesgrenzen hinaus ergeben. Für ausländische Maschinenlieferanten wirkt sich zudem die derzeitige Stärke der südafrikanischen Währung förderlich aus. Einfuhren aus Europa werden dadurch spürbar günstiger. >> Infrastruktur Südafrika besitzt eine allgemein gut ausgebaute Kommunikations-, Energie- und Transportinfrastruktur. Dominiert wird der Infrastruktursektor überwiegend von staatlichen Unternehmen, die für 2011 und die weitere Zukunft erhebliche 23 Investitionen planen. Betroffen sind davon insbesondere die Bereiche Transport und Verkehr (Ausschreibungen durch das Staatsunternehmen Transnet), Energie (Eskom), Telekommunikation (Telkom und Sentech), Wasser (Department of Water Affairs and Forestry und die staatlichen Wasserversorger) sowie die staatlichen Krankenhäuser (Department of Health). In diesen Bereichen besteht ein stetiger Bedarf an ausländischer Technik sowie Beratung und die Regierung kündigte dafür laut GTAI Investitionen im Umfang von € 80 Mrd. an. Aus diesem Grund verspricht das Land für 2011 weiterhin gute Lieferchancen für deutsche Unternehmen. Der Importanteil bei den jeweiligen Projekten ist sehr hoch. Der größte Anteil (ungefähr 36 Prozent) wird für das Elektrizitätsangebot ausgegeben. Darauf folgen Projekte in den Bereichen Transport, Wasser, Wohnungsbau, Schulen und Krankenhäuser. Geplant ist außerdem Hafenausbauten in Durban, Ngqura, Richards Bay und Saldanha Bay. Mit Abschluss der ersten Phase des Schnellzugprojekt Gautrain wurde eine Verbindung des O.R. Tambo International Airports mit Sandton hergestellt. Die zweite Phase nach Pretoria soll 2011 beendet werden. Für das südafrikanische Transportwesen werden private Investoren gesucht. Auch in der Trinkwasserversorgung besteht Nachholbedarf. In die Wasserinfrastruktur sollen bis 2018 mindestens € 2,7 Mrd. investiert werden und vor allem der Bau von Staudämmen steht dabei im Vordergrund. Zu den anstehenden Großprojekten gehört zum Beispiel das Olifants River Water Resource Development Project, welches in einer ersten Phase die Fertigstellung eines Staudamms bis 2012 vorsieht. >> Gesundheitssektor Das Gesundheitssystem Südafrikas gewährleistet eine gute bis hervorragende medizinische Versorgung. Es besteht aus einem großen öffentlichen Sektor, der die medizinische Grundversorgung kostenlos zur Verfügung stellt, und einem kleineren, aber schneller wachsenden Privatsektor, welcher vor allem hochspezialisierte Gesundheitsdienstleistungen anbietet. Der Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi will die Kooperation von staatlichen Einrichtungen und privaten Trägern ausbauen und für beide Bereiche insgesamt ungefähr € 10 Mrd. ausgeben. Neben den regelmäßigen Investitionen im privaten Krankenhaussektor werden in den kommenden Jahren vor allem Projekte zur Modernisierung der staatlichen Krankenhäuser erwartet, da hier einiger Nachholbedarf besteht. 24 Der südafrikanische Markt für Medizintechnik hat laut GTAI mit zukünftigen Wachstumsraten von fast 8 Prozent zu rechnen. Es werden außerdem nur etwa 10 Prozent des Gesamtbedarfs an Medizintechnik im Land selbst produziert, während die übrigen 90 Prozent importiert werden müssen. Deutschland gehört dabei mit einem Marktanteil von 15 Prozent zu den wichtigsten Lieferanten. Chancen für deutsche Unternehmen bieten sich zurzeit vor allem in den Bereichen Orthopädietechnik, Prothesen und Zahnmedizin. Auch der Arzneimittelimportbedarf wird weiterhin hoch bleiben. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Offizielle staatliche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) wurde erst mit Ende des Apartheid-Regimes ab 1992 gewährt und Südafrika ist heute trotz seiner Entwicklungsstandes ein Schwerpunktland der deutschen EZ. Im Rahmen seiner Südafrikareise sagte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel im April 2010 Mittel in Höhe von € 112,5 Mio. für den Zweijahreszeitraum 2010 bis 2011 zu. Die Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit im Land liegen weiterhin in der Unterstützung zur Förderung Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz, und Klimaschutz. So werden beispielsweise mit deutscher Unterstützung über südafrikanische Institutionen zinsverbilligte Darlehen an kleine und mittelständische südafrikanische Unternehmen für Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen vergeben. Weitere Themen sind gute Regierungsführung, öffentliche Verwaltung, im Bereich Berufsausbildung sowie HIV/AIDS. Deutschland ist einer der größten bilateralen Geber Südafrikas. Einbindung in regionale Organisationen Südafrika ist die wichtigste Regionalmacht des südlichen Afrikas. In der südafrikansichen Entwicklungsgemeinschaft (Southern African Development Community - SADC), deren Vorgänger ursprünglich als Gegenmacht zu ApartheidSüdafrika gegründet wurde, ist das Land die mit Abstand wichtigste Ökonomie und der größte Geldgeber. Die SADC ist die wichtigste Regionalorganisation des südlichen Afrikas mit derzeit 15 Mitgliedsstaaten. Sie ist mittlerweile die einflussreichste Regionalorganisation des afrikanischen Kontinents. Die SADC versucht sich am Modell der EU zu orientieren, kommt aber in ihrem Bestreben zur verstärkten Integration der Region südliches Afrika nur langsam voran. Die regionale 25 Hegemonialstellung Südafrikas ist ein bedeutendes Hindernis zu einer vertieften Integration innerhalb der SADC. Fünf dieser Länder (Südafrika, Botswana, Namibia, Lesotho und Swasiland) sind zudem in der Südafrikanischen Zollunion (Southern African Customs Union - SACU) zusammengeschlossen, die bereits im Jahr 1910 gegründet wurde. Diese Länder, mit Ausnahme von Botswana, sind zusätzlich in einer Währungsunion (Common Monetary Area – CMA) vereint und die Währungen der Länder sind an den südafrikanischen Rand gebunden. Thabo Mbeki, der frühere Präsident Südafrikas, war ferner einer der Initiatoren und Südafrika somit eines der Gründungsländer der New Partnership for Africa’s Development (NePAD). Sie wurde im Jahr 2001 von der Afrikanischen Union (AU) angenommen und stellt eine positive Initiative von Afrikanern für die eigenständige Entwicklung Afrikas dar. Auch außerhalb der Region ist Südafrika ein zunehmend aktives Mitglied. In den vergangenen Jahren hatte das Land den Vorsitz in einer Reihe internationaler Organisationen inne wie United Nation Conference on Trade and Development (UNCTAD), G77 oder dem Commonwealth. Auch in der Afrikanischen Union (AU) ist Südafrika einer der wichtigsten Akteure. 26 3.2 Nigeria Allgemein: Bevölkerungszahl: 158 Mio. Hauptstadt: Abuja Korrespondenzsprache: Englisch (weitere Sprachen: Hausa, Yoruba, Igbo, u.a). Offizielle Bezeichnung: Bundesrepublik Nigeria Staatsform: Präsidiale Bundesrepublik Staatsoberhaupt: Dr. Goodluck Jonathan Nächste Wahlen: 2015 Währung: Nigerianische Naira (NGN) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 222,7 Mrd. Wirtschaftswachstum: 7,4% Aufteilung BIP: Landwirtschaft: 33,1%, Industrie: 33,8%, Dienstleistung:33,1% Inflation: 11,9% Haushaltsgleichgewicht: -5,9% des BIP Leistungsbilanz: 6,6% des BIP Auslandsschulden: 2,2% des BIP Exportgüter: Erdöl und Erdölprodukte, Kakao, Kautschuk Importgüter: Industriegüter, chemische Produkte, Maschinen, Transportausrüstung Handelsvolumen (US-$): Export: 74.6 Mrd, Import: 41,2 Mrd. Handelspartner: Import: China, USA, Niederlande, Südkorea Export: USA, Brasilien, Indien, Spanien Wichtige Sektoren: Erdöl und -gas, Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion, Kohle, Gummiprodukte, Holz, Leder und Häute, Textilien, Zement ADI (US-$)(2009): Bestand: 69,1 Mrd., Zuflüsse: 5,9 Mrd. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und –schutzvertrag, in Kraft seit 2007 - Doppelbesteuerungsabkommen besteht nicht Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 27 Politik Nigeria erlangte seine Unabhängigkeit im Jahr 1960. Mit dem Ende der Militärregierungen und den demokratischen Wahlen im Jahr 1999 setzte sich in Nigeria ein Prozess wirtschaftliche der Reformen Demokratisierung haben seitdem in Gang. Demokratische und zu einer Verbesserung des Investitionsklimas und der wirtschaftlichen Bedingungen beigetragen. Bei den letzten Wahlen im April 2011 wurde mit Goodluck Jonathan zum dritten Mal ein Präsident Nigerias demokratisch gewählt. Er war bereits seit Februar 2010 der amtierende Präsident, da sein Vorgänger Umar Yar’Adu während seiner ersten Amtszeit verstarb. Präsident setzt inhaltlich die Politik Yar’Aduas fort. Diese positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nigeria noch immer vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen steht. Dazu zählen die politisch motivierten Unruhen im Niger-Delta und die aus Migrationsbewegungen entstandenen Spannungen zwischen Christen und Muslimen, die auch während der jüngsten Wahlen wieder viele Todesopfer forderten. Es kommt immer wieder zu Konflikten, welche in einzelnen Fällen mehrere Hundert Tote fordern wie zuletzt im zentralnigerianischen Jos Ende 2008 sowie Ende 2011. Die Menschenrechtssituation hat sich seit Amtsantritt der Zivilregierung erheblich verbessert. Die Regierung bekennt sich ausdrücklich zum Schutz der Menschenrechte, die auch in der Verfassung einklagbar sind. Probleme wie Armut, Analphabetismus, Gewalt, Kriminalität, ethnische Spannungen, Korruption sowie die Scharia-Rechtspraxis im Norden des Landes bestehen jedoch fort. Die Regierung hat Maßnahmen zur Verbesserung des Wachstums und der makroökonomischen Stabilität aufgenommen und entwickelte eine Wachstumsstrategie für den Zeitraum 2009-2011. Ein sieben Punkte umfassender Plan hat außerdem die Verbesserung der sieben Schlüsselsektoren Landwirtschaft, Nahrungsmittelversorgung, Energieversorgung, Armutsbekämpfung, Stärkung der öffentlichen Sicherheit (Niger-Delta), Beschäftigung, Transport und Bildung zum Ziel. Ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die stark verbreitete Korruption ist die Einführung eines geordneten Verfahrens bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und die Schaffung größerer Transparenz bei den Einnahmen im Öl- und Gasgeschäft sowie die Einrichtung einer Economic and Financial Crimes Comission (EFCC) zur Bekämpfung von Korruption und Wirtschaftsverbrechen. 28 Wirtschaft Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und bietet somit einen großen Absatzmarkt. Es verfügt über einen großen Reichtum an Bodenschätzen, vor allem über sehr große Öl- und Gasvorkommen. So stammen über 90 Prozent der Exporterlöse und 80 Prozent der Staatseinnahmen aus der Erdöl- und Erdgasförderung (rund ein Drittel des BIP). Das Wachstum der letzten Jahre wurde aber hauptsächlich von der starken Leistung der Nicht-Öl-Sektoren angetrieben, insbesondere durch Landwirtschaft und Dienstleistungen, aber auch durch Transport und Kommunikation. 2009 verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Landes aufgrund des Einbruchs der Ölpreise und dem Zerfall des inländischen Finanzsystems, ausgelöst durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Insgesamt hat sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Jahren jedoch verbessert und zurückliegende Reformen haben die Fähigkeit des Landes gestärkt, auf die internationale Krise zu reagieren. Außerdem zeigen aktuelle Trends eine größere Diversifikation der Zuflüsse in die Nicht-Öl-Sektoren, unter anderem unterstützt durch das Regierungsprogramm Nigerias Vision 2020, welches bis 2020 den sehr ambitionierten Plan verfolgt, Nigeria unter den Top 20 der Volkswirtschaften der Welt zu platzieren. Die Grundlage der wirtschaftlichen Reformen bildet die National Economic Empowerment and Development Strategy (NEEDS), welche eine generelle Erhöhung der Wirtschaftsleistung, eine Senkung der Staatsausgaben, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verringerung der Armut sowie die Privatisierung einiger Industrieunternehmen und des Energie- und Telekommunikationssektors anstrebt und den Kampf gegen Korruption fokussiert. Das Nachfolgeprogramm NEEDS-2 liegt im Entwurf bereits vor und beinhaltet insbesondere die Kreditvergabe an klein- und mittelständische Unternehmen. Aktuelle Umstrukturierungen im Bankensektor haben den Anteil Notleidender Kredite nachhaltig verringert, wodurch die meisten Banken wieder liquide und profitabel sind. Seit 2004 werden außerdem überschüssige Einnahmen aus Ölexporten auf einem Sonderkonto der nigerianischen Zentralbank (CBN) festgelegt, um eine stabilere Fiskalpolitik zu erzielen, einen Inflationsschub zu verhindern und Reserven für schwierige Zeiten anzulegen. Seit im Frühjahr 2005 mit dem „Pariser Club“ der internationalen Gläubiger ein Schuldenerlass von rund 60 Prozent der gesamten Auslandsschulden Nigerias in 29 Höhe von US-$ 30 Mrd. ausgehandelt werden konnte, ist die externe Staatsverschuldung des Landes stark reduziert worden. Seit 2008 belaufen sich die Auslandsverbindlichkeiten auf rund 2 Prozent des BIP. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet für Nigeria außerdem ein langsames Absinken des Inflationswertes auf bis zu 9,8 Prozent bis 2011. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Nigeria ist der zweitwichtigste Handelspartner Deutschlands in Afrika südlich der Sahara. Im Zusammenhang mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sank der Wert der Importe Deutschlands aus Nigeria im Jahr 2009 um 34 Prozent auf fast € 1,2 Mrd. Hauptsächlich verantwortlich für diese starke Reduzierung war der Verfall des Ölpreises, welches mit einem Anteil von über 90 Prozent das wichtigste Einfuhrgut darstellt. 2010 stieg der Import nigerianischer Waren wieder sprunghaft an und belief sich zum Jahresende auf € 2 Mrd (ein Plus von 69 Prozent). Die deutschen Exporte nach Nigeria blieben 2010 im Vergleich zum Vorjahr mit € 1,08 Mrd. stabil. Bei den wichtigsten deutschen Ausfuhrgütern handelt es sich um Maschinen, Kfz und Kfz-Teile, chemische und elektrotechnische Produkte. Im Zentrum der wirtschaftlichen Zusammenarbeit steht der Energiebereich, insbesondere die Rehabilitierung und Weiterentwicklung der Stromproduktion in Nigeria, auch mittels Nutzung Erneuerbarer Energien, sowie eine stärkere Beteiligung deutscher Firmen an der Gewinnung von Energieträgern in Nigeria. Diese Zusammenarbeit wurde 2008 mit der Gründung der Deutsch-Nigerianischen Energiepartnerschaft durch die Regierungen beider Länder offiziell definiert. Die Delegation der deutschen Wirtschaft in Nigeria (AHK Nigeria), die ihren Hauptsitz in Lagos hat, wurde bereits 1984 gegründet und bietet die erste Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Nigeria. An die AHK Nigeria angebunden ist der nigerianisch-deutsche Unternehmerverband (Nigerian-German Business Association – NGBA), deren Vorgänger bereits 1986 gegründet wurde. Beide Institutionen arbeiten eng und erfolgreich miteinander, mit dem Ziel der Intensivierung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Etwa 50 deutsche Unternehmen sind in Nigeria teils mit Produktionsstätten teils mit Repräsentanzen vertreten und größtenteils in beiden Organisationen vertreten. Im Jahr 2008 begründete der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft das Deutsch-Nigerianische Wirtschaftsforum gemeinsam mit der AHK Nigeria und der NGBA, welches jährlich alternierend in Deutschland und 30 Nigeria stattfindet und entscheidende Wirtschaftspartner beider Länder zusammenbringt. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Der Anreiz für unternehmerisches Engagement in Nigeria liegt nach Ansicht der befragten Experten vor allem in seinem Rohstoffreichtum und seiner Marktgröße. Mit fast 160 Mio. Einwohnern ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land des afrikanischen Kontinents und bietet allein dadurch einen wichtigen Absatzmarkt. Attraktivität gewinnt das Land außerdem durch die zunehmende Verbesserung seines allgemeinen Investitionsklimas, die positiven Entwicklungen in der Ölindustrie, die erfolgreichen Reformen im Finanz- und Bankensektor und das steigende Einkommen der Bevölkerung. Wachstumsbranchen sind neben der dominierenden Erdölförderung und des zunehmend wichtigeren Erdgassektors vor allem die Telekommunikation, die Bauwirtschaft und die Agroindustrie. Klein- und mittelständische Unternehmen sind unter anderem in den Bereichen Energietechnik, Nahrungsmittelverarbeitung, Anlagenbau und Medizintechnik tätig. Deutsche Unternehmen engagieren sich schwerpunktmäßig im Bausektor, in der Elektroindustrie und im Fahrzeugbau. Bei dem anstehenden massiven Ausbau der Energieinfrastruktur soll die Rolle des Privatsektors als Investor im Rahmen von Public Private Partnerships (PPP) gestärkt werden. Aber auch andere Sektoren, wie zum Beispiel Landwirtschaft, sollen gefördert und ausgebaut werden und können somit Investitionspotenzial für deutsche Unternehmen bieten. Als Hindernisse für wirtschaftliches Engagement wurden von den Experten die mangelnde Transparenz von Gesetzen und Bestimmungen, Zollregularien, prozeduren und -bürokratie, Kriminalität, Rechtsunsicherheit, hohe Nebenkosten, die politische Instabilität sowie die Kosten und Zuverlässigkeit der Energie- und Wasserversorgung genannt. Größte Herausforderungen der nigerianischen Regierung bleiben weiterhin die Reduzierung der Armut, Diversifikation der extrem erdölabhängigen Wirtschaft sowie der politische und wirtschaftliche Ausgleich zwischen verschiedenen Gruppierungen, die immer wieder Unruhen hervorrufen (z.B. Konflikte zwischen Ethnien und Religionsgruppen). 31 >> Energiewirtschaft Der Erdölsektor dominiert die Wirtschaft Nigerias seit 1970. Das Land ist der größte Erdölproduzent Subsahara-Afrikas und steht unter den Ölförderländern weltweit an zwölfter Stelle. Die Gaswirtschaft ist außerdem dabei, sich zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Nigeria zu entwickeln. Geschäftsmöglichkeiten können sich hier vor allem hinsichtlich Technologie und Infrastrukturaufbau, aber auch für Produkte und Dienstleistungen ergeben. Aktuell gibt es Pläne für eine Trans-Sahara-Pipeline über Niger nach Algerien um den europäischen Markt zu versorgen. Die Kosten für den Bau werden auf US-$ 7 Mrd. bis 10 Mrd. geschätzt. Sowohl Russland/Gazprom, als auch die EU haben Interesse an einer Beteiligung an dem Projekt geäußert. Weitere anstehende Großprojekte bieten entsprechende Zuliefererchancen. So ist eine erhebliche Ausweitung der Förderung von Gas und seiner Umwandlung zu Flüssiggas geplant. Da die Vermarktung des Erdgas' ein zentrales Anliegen der Regierung ist, werden Investitionen in diesem Bereich besonders gefördert. So genießen solche Projekte unter anderem eine mehrjährige Steuerbefreiung, vergünstigte Abschreibungsvorschriften sowie eine Investitionszulage. Ausländische Investoren in Nigerias Erdöl- und Erdgaswirtschaft müssen jedoch künftig mit verschärften Bedingungen hinsichtlich der Bestimmungen zum inländischen Wertschöpfungsanteil rechnen. Nach einer Gesetzesvorlage der Regierung soll grundsätzlich ein Pflichtanteil inländischer Beschäftigter von 60 Prozent des Managements und 95 Prozent bei der sonstigen Belegschaft eingeführt werden. Für die Implementierung dieser Vorschriften soll eine Übergangsperiode gelten, wobei von fünf bis zehn Jahren die Rede ist. Die Deutsch-Nigerianische Energiepartnerschaft sieht eine Reihe gemeinsamer Projekte vor. Diese betreffen unter anderem die Bereiche Erdgas, Instandsetzung und Neubau von Kraftwerken, Erneuerbare Energien und Abwärmenutzung. Kern der Vereinbarung ist)die Unterstützung Nigerias beim Ausbau und bei der Verbesserung der Stromversorgung durch deutsche Firmen. Im Gegenzug sollen deutsche Unternehmen Zugang zu den Gasvorkommen und Flüssiggaslieferungen erhalten. 2008 entwarf die nigerianische Regierung eine neue nationale Öl- und Gaspolitik, welche die Dezentralisierung des Sektors verfolgt, um die Ressourcenverwaltung zu verbessern und den Sektor effizienter zu gestalten. Als einen ersten Schritt war die Einstellung des bislang üblichen Abfackelns der bei der Ölförderung freigesetzten 32 Gasmengen verkündet worden. Die nachgewiesenen Erdgasvorkommen zählen zu den größten der Welt und können selbst als Energieträger gewinnbringend nutzbar gemacht werden. Erneuerbare Energien werden zunehmend als Alternative zu herkömmlichen Energiequellen betrachtet, die Regierung plant bis 2015 fünf Prozent des Energiebedarfs durch Erneuerbare Energien zu decken. Die von deutschen Firmen in diesem Bereich angebotenen Erzeugnisse und Dienstleistungen gelten als qualitativ hochwertig und zuverlässig. Geschäftspotenzial besteht grundsätzlich auch für Solartechnik, Windenergie und Kraftstoffgewinnung. >> Infrastruktur Nigerias Infrastrukturbereich besitzt weiterhin einen hohen Nachholbedarf. So beeinträchtigt das Fehlen zentraler Infrastruktur, insbesondere in den Bereichen Elektrizitätsversorgung, Straßen, Schienen, Häfen, Flughäfen, Binnenwasserwegen und Flusshäfen die Entwicklung des Landes und das wirtschaftliche Wachstum. Aus diesem Grund hat die Regierung den Ausbau und die Pflege der Schlüsselinfrastrukturen ins Zentrum für die Zielerreichung der Vision 2020 gerückt. Insgesamt sind über 90 Prozent des Investitionshaushalts für Infrastrukturprojekte vorgesehen. Dabei soll vor allem die Rolle des Privatsektors als Investor gestärkt und Infrastrukturprojekte sollen somit insbesondere im Rahmen von Public-Private Partnerships (PPP) abgewickelt werden. Die zu diesem Zweck eingesetzte Kommission, die Infrastructure Concession Regulatory Commission (ICRC), soll die Beteiligung des Privatsektors an der Finanzierung und dem Betrieb von Infrastrukturvorhaben als PPP überwachen und ein geeignetes Regelwerk entwickeln. Umgerechnet US-$ 3,2 Mrd. sind schwerpunktmäßig für den Transportsektor vorgesehen. In der Hauptstadt Abuja soll zum Beispiel der internationale Flughafen ausgebaut werden und ein neues internationales Terminal sowie eine zweite Landebahn erhalten. Im öffentlichen Sektor versucht die Regierung Straßenbau- und andere Infrastrukturvorhaben unter anderem durch PPP zu realisieren. Nahezu die Hälfte des insgesamt 195.000 km langen Straßennetzes soll gemäß einem Weltbankbericht von 2007 instandsetzungsbedürftig sein. So wurde Ende 2008 die 33 erste Mautstraßenkonzession Westafrikas für den Lekki Expressway in Lagos vergeben. Von Bedeutung ist außerdem das Eisenbahnnetz, welches sich derzeit in einem sehr maroden Zustand befindet. Erste Instandsetzungsmaßnahmen wurden bereits durchgeführt. Die erste 488 km lange Strecke zwischen Lagos und Jebba wurde mit Hilfe eines chinesischen Unternehmens bereits im März 2011 fertiggestellt. Die Gesamtstrecke von Lagos über Jebba nach Kano beträgt 1.300 km.. Ende 2009 wurde ein spezielles Investitionsprogramm für das Niger-Delta mit einem Betrag von rund US-$ 1,2 Mrd. verabschiedet. Die Mittel stammen aus dem von Ölerlösen gespeisten Excess Crude Account von insgesamt US-$ 2 Mrd. und sind für rund 45 verschiedene Projekte in den neun Bundesstaaten des Deltas bestimmt. Es geht dabei vor allem um den Bau von Straßen, Brücken, Krankenhäusern und Schulen. Mit der Durchführung wurde die Niger Delta Development Commission beauftragt. Nigeria besitzt einen Telekommunikationssektor mit den im afrikanischen Vergleich höchsten Wachstumsraten. Seine Liberalisierung hat dem Land eine enorme Investitionssteigerung von US-$ 50 Mio. in 2000 auf insgesamt über 12 Mrd. bis 2010 eingebracht. Dennoch gilt er als weitgehend unerschlossen und bietet weiterhin Potenzial für das Engagement ausländischer Unternehmen. >> Baugewerbe Die durch die starke Ausweitung der Staatsausgaben für Infrastruktur ausgelösten regen Aktivitäten im Bausektor werden derzeit vor allem durch die schwierige Lage des Finanzmarktes in Nigeria gedämpft. Im Infrastrukturausbau besteht jedoch weiterhin ein hoher Nachholbedarf, insbesondere bei Straßen, Eisenbahnen und Flughäfen. Neben Infrastrukturvorhaben und dem öffentlichen und privaten Gebäudebau bilden Projekte für die Erdöl- und Gasindustrie für die führenden Baufirmen im Land ein weiteres Geschäftsfeld. So ist auch in den kommenden Jahren mit einer anhaltenden, wenn auch durch die Finanzkrise gedämpften, Expansion des Bausektors zu rechnen. Laut GTAI ist Nigeria dabei, sich längerfristig zu einem der größten Märkte für die Bauindustrie in Afrika zu entwickeln. So erwartet die Branche ab 2011 wieder robuste Wachstumsraten, so dass schon 2012 ein Marktvolumen von etwa US-$ 6 Mrd. erreicht werden könnte. 34 Im Central Business District von Lagos gibt es zurzeit rege private Bauaktivitäten. Mit dem so genannten „Lagos Island Central Business District Revitalisation/Marina City Project 2008“ wurde ein Fünfjahresprogramm gestartet, welches vor allem den Bau beziehungsweise die Modernisierung eines neu angelegten Geschäfts- und Einkaufsviertels mit Restaurants, Vergnügungszentren, Freizeitanlagen und Bürogebäuden verfolgt. Weiterhin wurde die nigerianische Hypothekenbank durch zahlreiche Maßnahmen umstrukturiert, um effizientere Wohnungsbauprogramme durch den Zugang zu Finanzierungspaketen des National Housing Fund zu gestalten. Die Federal Housing Authority hat 2007 ein Fünfjahresprogramm zum Bau von zwei Millionen Niedrigpreishäusern gestartet. Im Baugewerbe in Nigeria sind Hunderte kleine lokale Firmen tätig, aber nur wenige Hauptakteure. Die führenden Unternehmen, wie zum Beispiel Julius Berger, sind vorwiegend in ausländischer Hand. Durch das Tochterunternehmen Julius Berger ist die Bilfinger Berger SE eines der wenigen großen deutschen Bauunternehmen in Afrika, das dauerhaft in Afrika engagiert ist. >> Agrarsektor In Nigeria werden hauptsächlich Palmöl, Süßkartoffeln, Kassava, Mais, Kokosnuss, Hirse und Erdnuss angebaut. Das Land ist außerdem der mit steigender Tendenz weltweit viertgrößte Kakaoproduzent. Der Anteil des Agrarsektors am BIP liegt derzeit bei über 40 Prozent und sein Wachstum erzielte in den letzten Jahren mit sieben bis acht Prozent überdurchschnittliche Raten. Über 70 Prozent der Beschäftigten Nigerias sind in der sehr arbeitsintensiven Landwirtschaft tätig, die zugleich eine nur sehr geringe Produktivität aufweist. Die Desertifikation im Norden und Erosion im Süden bilden ein Hindernis für die Landwirtschaft und die ökologische Nachhaltigkeit. Das Ziel der Regierung ist die Modernisierung des Landwirtschaftssektors, so dass eine profitable und nachhaltige Landwirtschaft entstehen kann. Im Fokus steht die verbesserte Produktivität und Exportförderung von verarbeiteten Landwirtschaftsprodukten. Dafür soll das Landnutzungsgesetz von 1978 so modifiziert werden, dass vermehrt auch mittelgroße und große Landwirtschaftsunternehmen aufgebaut werden können. Außerdem soll für Bauern der Zugang zu Krediten verbessert werden. Weiterhin soll bis 2015 die Produktivität 35 verdreifacht und die Fläche bewässerten Anbaulandes von aktuell unter einem Prozent auf 10 Prozent, bis 2020 sogar auf 25 Prozent vergrößert werden. Barrieren sollen abgebaut werden, um Investitionen anzuziehen, die dazu beitragen, dass die Düngemittel-Produktion angekurbelt und der Vertrieb von Düngemitteln dereguliert wird. Kommerziell orientierte Landwirtschaft soll durch PPP-Projekte stimuliert werden. Es ist geplant, die Produktivität der Landwirtschaft auch durch die Förderung moderner Technologien und der Mechanisierung für kleine, mittlere und große Bauernbetriebe zu gewährleisten. Biotechnologien sollen für Nachhaltigkeit sorgen. Geplant ist zum Beispiel die Nutzung der Wasserkraft, Solar- und Windenergie zur Herstellung von genügend Elektrizität für den Betrieb von Wasserpumpen bei Bewässerungsprojekten. Die CBN verkündete Mitte 2010, dass die zweite Tranche des Commercial Agricultural Credit Scheme gestartet wurde. Das Programm besteht seit 2009. >> Gesundheitssektor Für die Gesundheitsversorgung Nigerias besteht ein großer Nachholbedarf. So sind die Indikatoren im regionalen Vergleich ungünstig und die landesweite Versorgung weder flächendeckend, noch bedarfsgerecht. Zum Beispiel gibt es einen erheblichen Bedarf an Krankenhaus- und sonstigen Versorgungseinrichtungen, dessen Deckung eine erhöhte Nachfrage nach importierten medizintechnischen Ausrüstungen schaffen würde. Die nigerianische Regierung plant eine intensive Reform des Gesundheitssektors und eine erhebliche Verbesserung der Versorgung. Das nigerianische Gesundheitsministerium hat dafür einen Entwicklungsplan vorgelegt, den National Strategic Health Development Plan (NSHDP), der ein umfassendes Rahmenwerk bereitstellen soll. Es sind erhöhte Regierungsausgaben vorgesehen, gleichzeitig werden private Investoren gesucht. Außerdem ist eine Modernisierung der Krankenhäuser angelaufen und es wurde ein Rahmenplan für PPP im Gesundheitswesen eingeführt. Seit 2006 gibt es eine nationale Krankenversicherung, das "National Health Insurance Scheme". Hauptsächlich sind Beschäftigte im öffentlichen Dienst und im formellen privaten Wirtschaftssektor darüber versichert. Die technische Ausstattung der staatlichen Einrichtungen ist modernisierungsbedürftig. Absatzmöglichkeiten für deutsche Geräte bestehen vor allem bei Spezialausrüstungen. Laut GTAI gehen Fachleute für den Markt für 36 Medizintechnik von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum vom circa 5 Prozent aus. Sie halten das Potenzial des Absatzes in Nigeria für zukunftsträchtig und rechnen mit stabilen Steigerungsraten. Private Kliniken und Arztpraxen nach westlichen Standards – als potenzielle Abnehmer für hochwertige Medizintechnik – existieren nur im Wirtschaftszentrum Lagos und der Hauptstadt Abuja. Eine Evaluierung der Versorgungseinrichtungen erfolgt unter anderem in regelmäßigen Abständen durch den Regionalarzt des Auswärtigen Amtes, dessen Bericht den deutschen Organisationen vor Ort zugänglich gemacht wird. Die nationale Aufsichtsbehörde für öffentliche Beschaffungen (Bureau of Public Procurement - BPP) hat gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium und der Normierungsbehörde Richtlinien für die Beschaffung von medizinischer Ausrüstung erlassen. Hierzu veröffentlicht das BPP jährlich eine Liste mit anerkannten Herstellern von Medizintechnik. In dieser Liste finden sich auf deutscher Seite vor allem Hersteller von Röntgenapparaten, Mammographie- und Ultraschalltechnik, Dentaltechnik, Mikroskopen und Operationszubehör. Besonderer Gerätebedarf besteht landesweit vor allem im Diagnosebereich für gängige Tropen- und zunehmende Zivilisationskrankheiten wie Diabetes sowie Herzund Kreislauferkrankungen. Als neuester Trend wird derzeit die Telemedizin eingeführt. In Nigeria werden keine medizinischen Geräte gefertigt, somit handelt es sich um einen reinen Importmarkt, der zu etwa 60 Prozent von europäischen Firmen bedient wird. Geräte aus Deutschland nehmen dabei einen verhältnismäßig niedrigen Marktanteil ein. So wurden beispielsweise in 2009 medizintechnische Produkte im Wert von US-$ 115,7 Mio. nach Nigeria eingeführt, wobei Deutschland nur mit einem Warenwert von US-$ 6,2 Mio. vertreten war. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Einfuhr von Arzneimitteln mit einem Gesamtwert von US-$ 565,9 Mio. in 2009. Deutsche Pharmaunternehmen steuerten einen Warenwert von € 10,9 Mio. bei, was im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 9,2 Prozent bedeutet. Dieser Trend scheint sich fortzusetzen, da die Arzneimitteleinfuhren aus Deutschland bereits in der ersten Jahreshälfte 2010 € 5,9 Mio. betrugen. Für die Zulassung medizintechnischer Geräte in Nigeria ist die National Agency for Food & Drug Administration & Control (NAFDAC) in Lagos zuständig. Der Antrag muss vom Produzenten gestellt werden. Außerdem muss sich das Unternehmen auf der Liste der anerkannten Lieferanten des BPP befinden. Da sich die Beschaffungssysteme in staatlichen und privaten Kliniken sehr komplex gestalten, 37 sind laut GTAI lokale Vertreter mit einem effizienten Vertriebssystem sowie ein funktionierender After-Sales-Service unumgänglich. Hierzu gehören unter anderem Ausbildung, Training, Reparatur und Wartung sowie Beratung in allen Fragen zum Betrieb der Anlagen. Nach einem Erfahrungsbericht in der Zeitschrift "NigerianGerman Business Quarterly" werden insbesondere in diesem Sektor Geduld und Ausdauer als wesentliche Voraussetzungen für Markterfolg in Nigeria angesehen. Ebenso spielen persönliche Beziehungen eine entscheidende Rolle für erfolgreiche Geschäftsabschlüsse. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Nigeria ist für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit kein Schwerpunktland. Dennoch gibt es einige entwicklungspolitische Projekte mit Nigeria, zum Beispiel die beschäftigungsorientierte Förderung von Kleinst-, Klein- und mittelständiger Unternehmen (KKMU) in den Bundesstaaten Niger, Nasarawa und Plateau. Insgesamt belaufen sich die Mittelzusagen an Nigeria seit Beginn der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit im Jahr 1963 auf über € 360 Mio, die allerdings während der Abacha-Diktatur (1993 - 1998) eingefroren wurde. Rund zwei Drittel entfallen auf die finanzielle Zusammenarbeit, ein Drittel auf die technische Zusammenarbeit. Einbindung in regionale Organisationen Als größte Ökonomie Westafrikas besitzt Nigeria eine Hegemonialstellung in der Region. Das Verhältnis Nigerias zu den westafrikanischen Nachbarstaaten ist von einer zunehmenden Kooperation im Rahmen der Regionalorganisation ECOWAS (Economic Community of West African States) geprägt, welche eine westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft mit dem Ziel der wirtschaftlichen Integration der Mitgliedsländer ist. Dabei sind die Grenzen der beteiligten Länder aufgrund der Niederlassungsfreiheit und des relativ freien Warenverkehrs für ECOWAS-Bürger zumindest offiziell weitgehend offen. Abuja ist der Sitz von ECOWAS-Kommission und –Parlament. 2009 stand der damalige Präsident Yar’Adua dem Rat der Staatsund Regierungschefs von ECOWAS vor. Für 2010 übernahm der jetzige Präsident Jonathan Goodluck dieses Amt. 38 Der Sicherheitsapparat ECOWAS Monitoring Group (ECOMOG), der seit den 1990er Jahren mehrmals zur Eindämmung militärischer Krisen in der Region eingesetzt wurde, war personell und logistisch von den nigerianischen Streitkräften dominiert und demonstrierte die Vorherrschaft Nigerias auch in der Konfliktlösung der Region. Weiterhin hat sich Nigeria mit fünf ECOWAS-Staaten, die nicht Mitglieder der frankophonen Wirtschafts- und Währungsunion UEMOA (Union Economique et Monétaire Ouest Africaine) sind, zur Währungsunion WAMZ (West African Monetary Zone) zusammengeschlossen, deren Ziel die Schaffung einer Zentralbank und der gemeinsamen Währung Eco bis 2015 ist. Nigeria ist Mitglied der Organisation Erdöl-exportierender Länder (OPEC), der Arabischen Liga und war mit Ex-Präsident Olusegun Obasanjo Gründungmitglied der NePAD (siehe Südafrika, Einbindung in regionale Organisationen). 39 3.3 Ägypten Allgemein: Bevölkerungszahl: 79,9 Mio. Hauptstadt: Kairo (al-Qahira) Korrespondenzsprache: Hocharabisch, Englisch Offizielle Bezeichnung: Arabische Republik Ägypten Staatsform: Präsidialrepublik Staatsoberhaupt: Mohammed Hussein Tantawi (Übergangsweise seit Feb. 2011) Nächste Wahlen: 2011/12 Währung: Ägyptisches Pfund (EGP) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 215,8 Mrd. Wirtschaftswachstum: 5,3% Aufteilung BIP: Landwirtschaft: 13,7%, Industrie: 37,6%, Dienstleistung: 48,7% Inflation: 11,7% Haushaltsgleichgewicht: -8,1% des BIP Leistungsbilanz: -5,5% des BIP Auslandsschulden (2009) 16,8% des BIP Exportgüter: Erdöl und -produkte (inklusive Holzkohle), Fertigerzeugnisse (inklusive Textilien), Halbfertigerzeugnisse, Eisen und Stahl Importgüter: Maschinen- und Ausrüstung, Kfz, Halbfertigerzeugnisse, Kapitalgüter, Konsumgüter, Erdöl und Erdölprodukte Handelsvolumen(US-$): Import: 52,2 Mrd., Export: 25,2 Mrd. Handelspartner (2009): Export: Spanien, Italien, USA, Indien Import: USA, China, Deutschland, Italien Wichtigste Sektoren: Erdöl-/Erdgasförderung, Tourismus, Textil, Automobilbranche, Medizintechnik und Schiffsbau ADI (US-$) (2009): Bestand: 66,7 Mrd. Zuflüsse: 6,7 Mrd. Bilaterale Sonderregelungen: - revidierter Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 2009 - Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 2005 Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 40 Politik Ägypten hat Anfang des Jahres 2011 den bisher größten politischen Veränderungsprozess seit der Unabhängigkeit begonnen. Der jahrzehntelang amtierende Präsident Mubarak wurde abgesetzt und durch eine Übergangsregierung abgelöst. Ein Demokratisierungsprozess hat begonnen und erste Verfassungsreformen wurden verabschiedet, aber eine stabile Regierungsform hat sich noch nicht wieder entwickelt, so dass die in diesem Artikel aufgezeigten wirtschaftlichen Chancen derzeit unter einem politischen Vorbehalt stehen. Als Königreich Ägypten erhielt das Land 1922 unter König Fuad I. die formelle Unabhängigkeit und erlangte nach dessen Tod 1936 die vollständige Souveränität. Die darauf folgende Monarchie wurde 1952 durch einen Militärputsch beendet. Anschließend führte Gamal Abdel Nasser von 1954 bis 1970 das Präsidentschaftsamt. Sein Nachfolger Anwar Sadat bemühte sich um eine eher westlich und liberaler ausgerichtete Politik. 1979 unterzeichnete er einen Friedensvertrag mit Israel, was zu einer temporären Isolation Ägyptens innerhalb der arabischen Welt führte. Diese konnte erst durch den bis Februar 2011 amtierenden Präsidenten Hosni Mubarak beendet werden, der nach der Ermordung seines Vorgängers 1981 ins Amt kam und die Friedenspolitik gegenüber Israel fortsetzt. Die politische Lage Ägyptens war lange durch eine Kontinuität in der politischen Führung des Landes gekennzeichnet. Formal verfügte das Land über ein Mehrparteiensystem, die Macht lag tatsächlich aber beim Präsidenten und wurde durch die staatstragende National-Demokratische Partei (NDP) und das Militär gestützt. Unter der dreißigjährigen Herrschaft Mubaraks kam es vermehrt zu Verletzungen der Menschenrechte, willkürlichen Verhaftungen, Folter und Misshandlungen. Die Opposition wurde unterdrückt. Der Ruf in der Zivilgesellschaft nach einer tatsächlichen Demokratisierung, mehr Transparenz, Rechtsstaatlichkeit und Respektierung der Menschenrechte wurde bereits in den vergangenen Jahren lauter. Im Zuge der politischen Umbrüche in Tunesien begann auch das ägyptische Volk, im Januar 2011 gegen die Herrschaft des amtierenden Präsidenten zu demonstrieren. Mubarak sah sich schließlich gezwungen im Februar 2011 zurückzutreten, nachdem die Demonstrationen wochenlang anhielten. Das Militär übernahm daraufhin vorläufig die politische Macht. Die Militärregierung begann sehr schnell mit den 41 Verhandlungen zu Verfassungsreformen, die auch bereits verabschiedet worden sind. Der politische Prozess der Veränderungen ist jedoch noch nicht abgeschlossen, da von Teilen der Zivilgesellschaft weitergehende Reformen verlangt werden und die Wahlen zum Parlament noch laufen (Stand: Dezember 2011) und für Präsidentenamt noch nicht stattgefunden haben. Das Militär übt zudem noch immer die Macht aus und verfügt weiterhin über einen großen Einfluss. Wirtschaft Nach Südafrika ist Ägypten das am stärksten industrialisierte Land Afrikas. Seit 2005 wird der Übergang von einer staatlich gelenkten Wirtschaftsordnung zu einer Marktwirtschaft aktiv vorangetrieben. Die Regierung hat zwischen 2008 und 2009 drei verschiedene Konjunkturprogramme ins Rollen gebracht und laut dem Doing Business Report 2010 der Weltbank hat sich vor allem der Umgang mit Baugenehmigungen, die Einrichtung von Handelsgerichten, um die Durchsetzung von Verträgen zu beschleunigen, der Zugang zu Kreditinformationen und das Entfernen von Anforderungen einer Mindestkapitalausstattung für Existenzgründungen verbessert. Die ägyptische Wirtschaft ist relativ stark von externen Einflüssen abhängig, da die Haupteinnahmequellen die Förderung und der Export von fossilen Energieträgern (Erdöl und -gas), Einnahmen aus dem Tourismus, Rücküberweisungen der ägyptischen Arbeitnehmer im Ausland sowie Einnahmen aus dem Suezkanal sind. Alle diese Sektoren mit internationalem Bezug wurden durch die weltweite Finanzund Wirtschaftskrise negativ beeinflusst. Ägypten konnte sich jedoch in der Krise relativ gut behaupten. Die Inlandsnachfrage erwies sich insgesamt als widerstandsfähig. Sie wurde durch ein mittelgroßes Konjunkturprogramm, welches vor allem in die Infrastruktur floss, sowie durch einen reformierten Bankensektor und eine insgesamt geringe Integration in die globalen Finanzmärkte unterstützt. Der IWF hat für 2011 für Ägypten ursprünglich ein Wachstum von 5,5 Prozent vorhergesagt, welches allerdings im April 2011 auf nur noch 1 Prozent geschätzt wird. Aufgrund der politischen Umbrüche Anfang 2011 wird die Tourismusbranche wohl vorübergehende Einbrüche erleben, auch wenn beispielsweise die Bundesregierung die Reisewarnung nach Ägypten nach Rücktritt Mubaraks bereits wieder aufgehoben hat. Die Einbrüche des ersten Quartals bei den Tourismuszahlen und im Handel, 42 sowie die länger andauernde Unsicherheit bezüglich der politischen Entwicklung, führen jedoch zu einem deutlichen Wachstumsdämpfer. Herausforderungen bleiben mittelfristig die geringen ADI, eine niedrige Sparquote und daraus resultierend geringe Investitionen, steigende Arbeitslosigkeit, die ungleiche Einkommensverteilung, die Gesundheitsversorgung und die Bildungssituation. Trotz der hohen Wachstumsraten der letzten Jahre bleibt der Lebensstandard der Bevölkerung relativ niedrig. Eine Erhöhung des Lebensstandards für weite Teile der Bevölkerung wird die Herausforderung der neu zu bildenden Regierung Ägyptens sein. Für deutsche Unternehmen gilt es, die politischen Entwicklungen zu verfolgen. Inwiefern sich die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung verändern wird, ist noch nicht abschätzbar. Es ist indes nicht mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu rechnen. Die folgenden Aussagen sollten dennoch teilweise unter Vorbehalt gesehen werden, da sie die Entwicklungen und Einschätzungen größtenteils bis Ende 2010 widerspiegeln. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Der wichtigste Handelspartner für Deutschland im nördlichen Afrika ist Ägypten. Zwischen beiden Ländern besteht eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie ein vielfältiger Kultur- und Wissensaustausch. Das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern konnte sich 2010 im Vergleich zum Vorjahr deutlich erholen. 2010 wurde Waren aus Ägypten im Wert von € 954,8 Mio. nach Deutschland eingeführt, ein Plus von 15 Prozent. Deutsche Exporte nach Ägypten betrugen € 2,98 Mrd. und damit 11 Prozent mehr als 2009. betrug 2009 € 3,5 Mrd. Die deutschen Exporte fielen 2009 um 2,4 Prozent auf € 2,7 Mrd. Sie umfassten insbesondere Maschinen, Kfz-Teile, Elektrotechnik, Kunststoffe, Arzneimittel sowie Mess- und Regeltechnik. Bei den Importen aus Ägypten handelt es sich insbesondere um Erdöl, Textilien, Bekleidung und Nahrungsmittel und sie fielen insgesamt um 29,6 Prozent auf € 0,8 Mrd., was hauptsächlich durch die rückläufigen Importe von Erdöl und Erdgas verschuldet wurde. 2008 besuchten rund 1,2 Mio. deutsche Touristen das Land, die damit die zweitgrößte Gruppe ausländischer Touristen ist. . In Kairo ist seit mehr als 60 Jahren die Deutsch-Arabische Industrie- und Handelskammer (AHK Ägypten) tätig und unterhält ein Projektbüro im Haus der 43 deutschen Wirtschaft in Berlin. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft hat 2010 ein Partnerabkommen mit der AHK in Ägypten abgeschlossen. Mit über 1.500 Mitgliedsunternehmen ist die AHK Ägypten eine der größten deutschen Auslandshandelskammern. Sie bietet sowohl deutschen als auch ägyptischen Unternehmen eine Anlaufstelle. Überdies hat ein Korrespondent von GTAI in Kairo seinen Standort, der über die wirtschaftlichen Entwicklungen in mehreren arabischen Ländern informiert. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren In Ägypten herrschen durch Steuerreduzierungen, klare Investitionsregelungen sowie eine westlich orientierte Bankenlandschaft gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Das Land verfügt über einen großen Binnenmarkt und ein hohes wirtschaftliches Wachstumspotenzial. Laut der befragten Experten stellt es zudem ein Sprungbrett in die Maghrebregion und die Region Nah-Mittel-Ost dar. Weitere Potenziale erschließen sich durch die Modernisierung der Infrastruktur, welche in vollem Gange ist, durch die Nähe zu Europa und durch das Vorhandensein qualifizierter Arbeitskräfte. Die Banken verfügen außerdem über eine solide Kapitalbasis. Ägyptens Markt für Medizintechnik bietet nachhaltige Wachstumsperspektiven, aufgrund Regierungsreformen zur Modernisierung des Gesundheitswesens und der Expansion des privaten Gesundheitssektors. Weitere Wachstumssektoren sind die Rohstoffindustrie, die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), die Bauindustrie und der Groß- und Einzelhandel. Als die größten Hindernisse für ein unternehmerisches Engagement wurden von den Experten die Kosten und Zuverlässigkeit der Energie- und Wasserversorgung, Zollregularien, Marktkenntnisse bzw. Marktzugangsinformationen, politische Risiken, Bürokratie, Kriminalität und Korruption, Bedingungen für den Land- und Eigentumserwerb sowie fehlende Infrastruktur genannt. >> Infrastruktur Der Infrastruktursektor in Ägypten floriert. Die geographische Lage des Landes verleiht ihm eine wichtige Rolle im internationalen Handel und die Regierung strebt eine massive Ausweitung im Exportbereich an. Hierfür ist der weitere Ausbau der 44 Infrastruktur vor allem bei See- und Flughäfen dringend notwendig. Ein großer Bedarf besteht auch in dem Bereich Wasser- und Abwassersysteme. Aktuell hat das Land über 40 Infrastrukturprojekte mit einem Gesamtvolumen von US-$ 16 Mrd. ausgeschrieben. Großprojekte sind beim Flughafenausbau, beim Schienenverkehr und im Tourismus geplant. Es sollen beispielsweise zwei Eisenbahntrassen, zwölf Häfen und eine Autobahn gebaut werden. Das wichtigste Projekt ist der Hafenausbau bei East Port Said. Bis 2030 sollen dort 22 Terminals errichtet werden. Aktuell gibt es Pläne für einen Tunnelbau in Höhe von US-$ 1 Mrd. unter dem Suezkanal in Port Said. Laut der Regierung möchte Ägypten mit internationalen Investmentfonds kooperieren, um das Projekt zu finanzieren. Im Mittelpunkt der Pläne der Regierung stehen PPP-Projekte, für die die Volksversammlung eigens ein neues Gesetz auf den Weg gebracht hat, welches die Rahmenbedingungen für Betreiber verbessern soll. Ägypten investiert jedes Jahr in sein Stromnetz, um dem steigenden Bedarf in den Ballungszentren nachzukommen. Auch für die nächsten Jahre wird eine Ausweitung der Erzeugungskapazitäten angestrebt. Der IKT Sektor war 2008/2009 mit einer Wachstumsrate von 15 Prozent einer der am schnellsten wachsenden Sektoren und seine Infrastruktur gehört zu den am besten entwickelten und wettbewerbsfähigsten im Nahen Osten und in Afrika. Private Investitionen haben zwar in 2009 einen starken Rückgang zu verzeichnen, dieser wurde aber durch öffentliche Investitionen in Infrastruktur im Rahmen der Konjunkturpakete der Regierung kompensiert. 2014 sollen die jährlichen Ausgaben für IT bei US-$ 2,1 Mrd. liegen. Auch in Zukunft werden die Dezentralisierung des Telekom-Sektors und die Reform des Postsystems unter der IKT-Strategie der Regierung weiter vorangetrieben und der IT-Sektor bietet lukrative Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen, die ihre Aktivitäten in Nordafrika ausweiten möchten. Das Land bleibt außerdem ein attraktiver Standort für IT-Outsourcing. >> Maschinen- und Anlagenbau Ägypten bietet gute wirtschaftliche Möglichkeiten für Anbieter von Maschinen und Anlagen. Da der inländische Markt für Maschinen- und Anlagenbau nur klein ist und 45 weitgehend einfache Maschinen produziert werden, bleibt das Land auf Maschinenlieferungen und Wissenstransfers aus dem Ausland angewiesen. Ägypten bleibt nach wie vor einer der bedeutendsten Handelspartner der Branche für Deutschland in Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten. Kooperationen mit deutschen Partnern werden in den Bereichen Technologie- und Know-how-Transfer, Produktentwicklung, Problemlösung, Verbesserung der Fertigung und Design gesucht. Die asiatische Konkurrenz gewinnt einen zunehmend stärkeren Einfluss. Die Bereiche Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung expandieren und Investitionen in Logistik und Verpackungen, Labore, Qualitätskontrolle, Kühlung und Nahrungsmittelmaschinen sind deshalb in den nächsten Jahren notwendig. Auch Landmaschinen sollten laut GTAI gefragt sein, da zum Beispiel die Zuckerindustrie ausgebaut wird. Weiterhin werden Dosier- und Füllmaschinen benötigt und die Textilund Bekleidungsindustrie spielt eine wichtige Rolle. Auf die wenigen großen Verlags- und Druckhäuser fällt ein überwiegender Teil der Investitionen der Druckindustrie. Sie fragen zudem nach technisch anspruchsvollen und teuren Geräte. Außerdem besteht Bedarf an Maschinen und Anlagen in der Verpackungs-, Papier-, Zement- und Stahlindustrie sowie in der Öl- und Gasindustrie. So werden jährlich etwa US-$ 1,5 Mrd. für Ausrüstungen und Dienste im Öl- und Gassektor ausgegeben. Die Regierung möchte in einem Umfang von rund US-$ 20 Mrd. bis 2022 die Petrochemie ausbauen. In diesem Zuge wird auch der Ausbau der Kunststoffindustrie erwartet. Weiterhin schafft der Ausbau von See-, Binnen- und Flughäfen, Logistik und des organisierten Binnenhandels sowie der boomende Wohnungsbau Nachfrage nach moderner Hebe- und Fördertechnik sowie Logistiksystemen. Weitere dynamisch wachsende Branchen, die damit einen Bedarf an Maschinen und Ausrüstungen haben, sind Gesundheit, Produktion und Export pharmazeutischer Produkte, Medizintechnik, IKT und vor allem Infrastruktur und der Energiesektor. Ein Anliegen der Regierung ist es, verstärkt den Privatsektor in Form von PPP in die Realisierung der Projekte mit einzubinden. >> Energiewirtschaft Der Energiesektor Ägyptens bietet große Chancen für unternehmerisches Engagement. Die Regierung konzentrierte sich in den vergangenen Jahrzehnten in erster Linie auf die Erdöl- und Erdgasvorkommen. Inzwischen wurde jedoch auch die 46 Bedeutung der Erneuerbaren Energien für die Sicherung der einheimischen Energieversorgung sowie für den Export erkannt, vor allem deshalb, da Ägypten nur mäßig mit Öl- und Gasvorkommen ausgestattet ist. Bis 2050 sollen laut der DeutschArabischen Industrie- und Handelskammer 50 Prozent des in Ägypten erzeugten Stroms aus regenerativen Quellen stammen. Außerdem soll der Energiemarkt weitestgehend liberalisiert werden. Um den steigenden Energiebedarf zu decken, sind in den nächsten Jahren Großinvestitionen im Elektrizitätssektor geplant. Die derzeit vorhandene Kapazität beträgt 27 Gigawatt. Diese soll bis zum Jahr 2020 auf 50 Gigawatt erweitert werden. Langfristig ist eine Kapazitätserhöhung auf 120 Gigawatt bis zum Jahr 2050 vorgesehen. Im August 2010 erhielt Ägypten einen Kredit in Höhe von € 300 Mio. von der Europäischen Investitionsbank als Unterstützung für den Bau eines Kraftwerks am Rande von Kairo. Ägypten ist afrikanischer Vorreiter im Bereich der Erneuerbaren Energien und bietet gerade für Technologien und Produkte deutscher Unternehmen hervorragende Geschäftschancen, da diese in dem Bereich ein sehr hohes Ansehen genießen und Ägypten auf ausländische Erfahrung und Technologien angewiesen ist. Außerdem unterstützt das BMZ die ägyptische Politik in diesem Bereich. Es existieren bereits erste erfolgreiche deutsch-ägyptische Kooperationsprojekte. Die Regierung will vor allem Windkraft, aufgrund deren geringer Kosten und hohen Effizienz, deutlich stärker als bisher nutzen. Außerdem sollen die Energiegewinnung aus Sonne und Biomasse gefördert werden. So gehört Ägypten zu den Pionierländern im Bereich Solarthermie. Es wird zurzeit eines der weltweit ersten solarthermischen Kombikraftwerke im Süden von Kairo mit konzessionären Krediten gebaut. Als ausbaufähig können auch die Bereiche der Warmwassserbereitung und die Kälteerzeugung mit Solarthermie sowie Photovoltaik gelten. Die Energiestrategie beschränkt sich allerdings nicht auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Es soll auch die Nutzung von Kernenergie aufgebaut werden, um mögliche Angebotslücken in Zukunft zu vermeiden. >> Automobilindustrie In Ägypten befinden sich Produktionseinrichtungen der weltweit größten Autohersteller wie Daimler, BMW, Peugeot, Suzuki, Hyundai, Nissan, Daewoo, Citroen, Chrysler, Opel, Kia und Fiat. Der Automobilsektor konzentriert sich vor allem 47 auf die beiden Kernbereiche Montage und Zulieferer und baut seine Position stetig aus. In den letzten Jahren durchlebte der Sektor eine dynamische Wachstumsphase. So wurden 2008 mit 261.000 Einheiten mehr als dreieinhalb Mal so viele Fahrzeuge abgesetzt wie 2003. Die internationale Wirtschaftskrise hatte 2009 jedoch negative Auswirkungen auf den Sektor, betroffen waren der Markt für Importfahrzeuge, die lokale Montage und auch der Kfz-Teile-Sektor. Im Januar 2010 hatte das Ministerium für Industrie und Handel die Standards für importierte Kfz-Teile hochgesetzt, um die Sicherheit der Autofahrer zu erhöhen. Dies bringt vor allem für europäische Zulieferer erhöhte Exportchancen auf dem ägyptischen Markt. Das zuletzt stark verbesserte Konsumklima begünstigte die Anschaffung von PKW, die Autofinanzierung über Banken scheint wieder einfacher und die Kreditvergabe wieder lockerer zu werden. Das Absatzpotenzial für Pkw bleibt hoch. Das schnelle Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, der noch niedrige Motorisierungsgrad sowie zahlreiche Altfahrzeuge bilden mittelfristig gute Perspektiven. Auch umweltfreundliche Technologien gewinnen, nicht zuletzt wegen der gravierenden Umweltprobleme, zunehmend an Bedeutung. Zusätzlich wurden im Rahmen des Taxi Replacement Programme der Regierung Mittel in Höhe von US-$ 96 Mio freigesetzt. Es sah vor, in Kairo alte Fahrzeuge bis Ende 2010 durch Unterstützung einer Art Abwrackprämie zu ersetzen. In diesem Jahr sollte das Programm auf andere Städte ausgeweitet werden, was der Branche zusätzliche positive Wachstumsprognosen verleiht. Für die Kfz-Montage besteht eine „Local Content“ Erfordernis von 45 Prozent des Fahrzeugwerts. Die Montagefirmen sind deshalb daran interessiert, ihre Zulieferer ins Land zu holen. Auf der anderen Seite berechtigt diese Erfordernis zu Zollermäßigungen bei importierten so genannten ckd (completely knocked down) Bausätzen, welches bedeutet, dass das Fahrzeug als vollständig zerlegter Bausatz geliefert wird. Dieser Vorteil kann auch durch die Ausfuhr inländischer Wertschöpfung realisiert werden. So plant beispielsweise Mercedes die Produktion von einer Million Bremsscheiben für den Export. Eine Infrastruktur für hoch automatisierte Fertigung ist laut GTAI derzeit in Ägypten noch nicht vorhanden und eine periphere Industrie für Teilehersteller zum Beispiel im Formen- und Werkzeugbau noch aufzubauen. 48 >> Gesundheitssektor In den letzten Jahren haben sich die Ausgaben für das ägyptische Gesundheitswesen deutlich erhöht. Die ansteigenden staatlichen Ausgaben, das fortdauernde Wirtschaftswachstum und die demografische Entwicklung ebenso wie Regierungsreformen zur Modernisierung des Gesundheitswesens und die Expansion des privaten Gesundheitssektors bieten nachhaltige Wachstumsperspektiven und bewirken, dass das Land auch in Zukunft weiter ein attraktiver Standort sein wird. Der kontinuierliche Abbau von Handelsbarrieren wirkt sich zusätzlich positiv aus. Das öffentliche Gesundheitssystem gilt als ineffizient und unterfinanziert und ist durch qualitativ schlechte medizinische Ausrüstungen und das Fehlen moderner Infrastrukturen gekennzeichnet. Dieser Nachholbedarf bietet ausländischen Unternehmen in den nächsten Jahren zahlreiche Geschäftschancen in der gesamten Bandbreite der medizinischen Versorgung. Exportierende Unternehmen werden von staatlicher Seite mit Steuererleichterungen gefördert. Beim Ausbau des Gesundheitssektors erhält das Land außerdem auch internationale Unterstützung, zum Beispiel durch Programme und Gelder der EU, der Weltbank oder der Weltgesundheitsorganisation. Angesichts der unbedeutenden Produktion im Inland erfolgt die Bedarfsdeckung weitestgehend durch Importe. Das Marktvolumen für Medizintechnik belief sich 2008 auf geschätzte US-$ 280 Mio. bis US-$ 320 Mio. Die Wachstumsprognosen für die kommenden Jahre reichen von jährlich drei bis zu 10 Prozent. Schwerpunkte der lokalen Produktion sind Verbrauchsgüter, Medizinmöbel sowie kleinere Low-TechGeräte und -Apparate (insbesondere Industrie- und Laboröfen, Inkubatoren, Elektrokardiographen, Ultraschallgeräte und einfache Röntgenapparate). Die Regierung plant mit dem so genannten Health Sector Programme im Zeitraum von 2007/2008 bis 2011/2012 Investitionen von rund € 3,7 Mrd. in den Gesundheitssektor. Außerdem soll die Zahl der Krankenhausbetten erhöht werden. Weiterhin soll die gesetzliche Krankenkasse, bei der derzeit erst die Hälfte der Ägypter Mitglied sind, bis 2010/2011 auf die gesamte Bevölkerung ausgeweitet werden. Bereits Ende 2009 wurde der Bau von zwei Unikliniken und einer Blutbank für die Universität Alexandria ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist aber bis Juni 2011 verlängert,. Im April 2009 wurde ein Kooperationsvertrag zwischen der ägyptischen Regierung und britischen Investoren zum Bau der größten „Medical City“ im Nahen 49 und Mittleren Osten sowie in Nordafrika unterzeichnet, mit dem südlich von Kairo unter anderem 13 Spezialkliniken sowie einem internationalem Zentrum für Medizinund Pharmaforschung entstehen soll. Investoren für ähnliche Projekte werden gesucht. Die Prognosen für die zukünftige Entwicklung des ägyptischen Gesundheitssystems und die dazu gehörigen Industriezweige sind trotz Wirtschaftskrise durchweg positiv. Die derzeitige Situation bietet den Unternehmen die Chance, sich international stärker zu etablieren. Auch das Investitionsklima wird sich weiterhin verbessern. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Bei Ägypten handelt es sich um ein Schwerpunktland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Gesamtzusagen der deutschen EZ belaufen sich seit 1963 auf rund € 5,5 Mrd., womit das Land eines der größten Empfänger deutscher EZ ist. Eine wichtige Aufgabe für die deutsche Zusammenarbeit mit der neu zu bildenden Regierung wird weiterhin die Bekämpfung der Armut sein. Unmittelbar nach dem Volksaufstand hat die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Sofortmaßnahmen zur Unterstützung der Transformation in den Bereichen Jugend, Beschäftigung beispielsweise in Form von neuen Jobcentern, Demokratieförderung und der Förderung unabhängiger Medien eingeleitet. Die bereits im Jahr 2010 vom BMZ zugesagten Mittel in Höhe von € 190 Mio. werden wie geplant in den Schwerpunkten Nutzung und Management von Wasserressourcen sowie für den Umwelt- und Klimaschutz verwendet werden. Es laufen außerdem derzeit Projekte in den Bereichen Berufsbildung/Beschäftigungsförderung, Stadtentwicklung, Grundbildung sowie Förderung von Frauenrechten. Im Zuge der aktuellen politischen Entwicklungen wird sich die Bundesregierung außerdem in den Bereichen Demokratieförderung sowie guter Regierungsführung engagieren. Einbindung in regionale Organisationen Die Ägyptische Diplomatie spielt in allen Gremien der Vereinten Nationen, der Entwicklungsländer und der Zusammenarbeit mit Europa eine sichtbare Rolle. Das Land gehört zur Afrikanischen Union (AU) und ist zudem Mitglied in der Organisation der Nilstaaten und in der Organisation der arabischen, Erdöl exportierenden Länder 50 OAPEC (Organisation of Arab Petroleum Exporting Countries) sowie der Arabischen Liga. Als südlicher Ko-Vorsitzender der Union für das Mittelmeer begrüßt das Land die Zusammenarbeit mit der EU. Seit seiner Rückkehr in die Arabische Liga vor 20 Jahren ist Ägypten wieder Sitz der arabischen Organisation und unterstützt in diesem Rahmen auch die von dem langjährigen ägyptischen Außenminister Amr Moussa eingeleiteten Reformbemühungen für mehr Effektivität und größere Handlungsfähigkeit der Organisation. Als Mitglied der Nilbecken-Initiative verfolgt Ägypten sein Hauptinteresse in der Sicherung seiner Wasserversorgung. 51 3.4 Angola Allgemein: Bevölkerungszahl: 19 Mio. Hauptstadt: Luanda Korrespondenzsprache: Portugiesisch (Weitere Sprachen: Umbundu, Kimbundu, Kikongo, u.a.) Offizielle Bezeichnung: Republik Angola Staatsform: Präsidialrepublik Staatsoberhaupt: José Eduardo dos Santos Nächste Wahlen: 2012 Währung: Kwanza (AOA) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 85,5 Mrd. Wirtschaftswachstum: 5,9% Aufteilung BIP (2008): Landwirtschaft: 9,6%, Industrie: 65,8%, Dienstleistung: 24,6% Inflation: 13,3% Haushaltsgleichgewicht: 3,0% des BIP Leistungsbilanz: -2,3% des BIP Auslandsschulden: 20,8% des BIP Exportgüter: Rohöl, Diamanten, raffiniertes Erdöl Importgüter: Konsumgüter, Investitionsgüter, Halbwaren Handelsvolumen (US-$): Exporte 52,2 Mrd., Importe: 24,9 Mrd. Handelspartner: Exporte: China, USA, Frankreich, Brasilien Importe: Portugal, China, Brasilien, USA Wichtigste Sektoren: Erdöl, Bergbau (insbesondere Diamanten) ADI (US-$)(2009): Bestand: 16,5 Mrd. Zuflüsse: 13,1 Mrd. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 2007 - Doppelbesteuerungsabkommen besteht nicht Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 52 Politik Angola erlangte seine Unabhängigkeit im Jahr 1975. Bis 2002 herrschte daraufhin ein von einzelnen Phasen der Waffenruhe unterbrochener Bürgerkrieg, bei dem Kämpfe zwischen der MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola), der Volksbewegung zur Befreiung Angolas, unter dem heutigen Präsidenten Eduardo dos Santos, und der Bewegung UNITA (União Nacional para a Independência Total de Angola) geführt wurden. Seit dem Tod des Anführers der UNITA, Jonas Savimbi, herrscht ein anhaltender Frieden im Land und Angola steht im Zeichen der politischen Stabilisierung und des nationalen Wiederaufbaus. 2008 fanden die ersten Parlamentswahlen nach 1992 statt. Dabei konnte die seit der Unabhängigkeit 1975 regierende MPLA mit einem Stimmenanteil von 81,6 Prozent einen klaren Sieg erringen. Im Januar 2010 billigte die Nationalversammlung eine neue Verfassung, die das provisorische Grundgesetz von 1991 ablöst und unter anderem eine Wahlrechtsreform beinhaltet, welche die bisherige Wahl des Präsidenten durch das Volk abschafft und dessen Amtszeit auf maximal zweimal fünf Jahre festlegt. Präsident wird demnach der jeweilige Vorsitzende der regierenden Partei. Diese Änderung ermöglicht dem seit 1979 amtierenden Präsidenten dos Santos bei entsprechenden Wahlsiegen der MPLA zwei weitere Amtsperioden ab 2012. Seit Mitte des letzten Jahrzehnts hat sich die Menschenrechtslage in Angola prinzipiell verbessert, insbesondere bei der Meinungs- und Pressefreiheit. Bei der Polizei, in der Justiz und im Strafvollzug gibt es jedoch noch immer Missstände. Die Ernährungs- und Gesundheitssituation eines Großteils der angolanischen Bevölkerung bleibt in vielen ländlichen Gebieten des Landesinneren unbefriedigend. Unmittelbar vor dem Fünf-Jahres-Kongress der MPLA im November 2009 rief der Präsident eine Kampagne gegen Korruption ins Leben und belebte damit ein Versprechen wieder, welches er vor den parlamentarischen Wahlen 2008 gegeben hatte. Korruption bleibt eine der wesentlichen Herausforderungen der Modernisierung der angolanischen Gesellschaft. Wirtschaft Angola verfügt über große Vorräte an natürlichen Ressourcen (Erdöl, Diamanten, Mineralien, Landwirtschaft und Fischerei). Die traditionelle Landwirtschaft beschäftigt 53 einen Großteil der Bevölkerung, jedoch vor allem in der Subsistenzwirtschaft, sodass die die Hälfte der Nahrungsmittel immer noch importiert werden muss. Der importabhängige Erdölsektor bestimmt zum größten Teil die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Angola ist mit derzeit ca. 1,7 Mio. Barrel/Tag nach Nigeria der zweitgrößte Erdölproduzent in Afrika südlich der Sahara. Die Erdölerlöse stehen für etwa 95 Prozent der Exporte und 80 Prozent des BIP. Diese einseitige Abhängigkeit führte dazu, dass das Land schwer von dem Einbruch der Ölpreise 2009 getroffen wurde. War es zuvor eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt, kam das Wirtschaftswachstum 2009 zum Stillstand. Die monetären Politikinstrumente, die als Reaktion auf die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise angewendet wurden, und das Beharren auf der Nutzung von Devisen, um den Kwanza gegen den Dollar zu stabilisieren, führten zu einer beispiellosen Liquiditätskrise und einer hohen Inflationsrate. Ende 2009 stellte die Regierung einen Antrag für eine Intervention des IWF, welcher eine Bereitschaftskreditvereinbarung in Höhe von US-$ 1,4 Mrd. mit Angola traf, bei der vor allem die Unterstützung der angolanischen Zahlungsbilanz im Mittelpunkt steht. Später zeigte sich der IWF bereit, eine weitere Milliarde US-$ aufzubringen. Seit Anfang 2010 belebte sich die angolanische Wirtschaft wieder, wodurch bis Ende des Jahres die Wirtschaft des Landes um 1,6 Prozent wuchs. Laut IWF ist für 2011 wieder ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum von 7,8 Prozent zu erwarten. Ein bedeutender Teil der Infrastruktur des Landes ist auch nach dem Krieg noch beschädigt oder unterentwickelt. Landminen aus der Zeit des Bürgerkrieges erschweren immer noch landwirtschaftliche Tätigkeiten. Die allgemeinen makroökonomischen Bedingungen haben sich jedoch seit dem Ende des Bürgerkriegs stetig verbessert und die Regierung reformiert die Wirtschaft durch ein Programm der Privatisierung bzw. der Restrukturierung öffentlicher Unternehmen, um diese effizienter zu gestalten. Außerdem verändert sie die Steuerpolitik, mit dem Ziel einer vergünstigten nationalen Produktion außerhalb des Erdölsektors. Als wichtigste Aufgaben der Wirtschaftspolitik gelten unverändert die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Ankurbelung der Privatwirtschaft in den nicht mit dem Ölsektor verbundenen Branchen und die Ausdehnung von Kapazitäten, vor allem in Landwirtschaft und Industrie. 54 Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Angola, dem zweitwichtigsten deutschen Absatzmarkt im südlichen Afrika, weisen eine hohe Dynamik in ihrer Entwicklung auf. So stieg der deutschen Export seit 2002 von € 56 Mio. auf € 402 Mio. in 2008. Davon sind allein 76 Prozent Fahrzeuge und Ausrüstungslieferungen. Importiert wird von Deutschland mit einem Anteil von fast 96 Prozent hauptsächlich Rohöl. Das jährliche Importvolumen aus Angola schwankt dementsprechend gemäß der Erdöleinfuhren und belief sich 2008 auf rund € 468 Mio. 2009 gingen die deutschen Exporte um fast 30 Prozent zurück auf € 298 Mio. und die angolanischen Exporte um fast die Hälfte auf € 252 Mio. Aufgrund der Liquiditätsengpässe angolanischer Institutionen und Unternehmen ging der Außenhandel 2010 weiter zurück, auch im bilateralen Handel mit Deutschland (deutsche Exporte nach Angola: € 263 Mio., deutsche Importe aus Angola: € 228 Mio.). Seit Beginn des Jahres 2011 zeichnet sich indes wieder ein Anstieg des Außenhandels und der allgemeinen Wirtschaftsaktivitäten Angolas ab. Anlässlich des Besuchs von Staatspräsident dos Santos in Berlin im Februar 2009 manifestierten beide Regierungen ihre wachsenden bilateralen Beziehungen mit der Unterzeichnung einer Gemeinsame Absichtserklärung über eine strategische Partnerschaft zur Erweiterung und Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Angola durch Präsident dos Santos und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diesem Abkommen ging eine Absichtserklärung aus dem Jahr 2007 voraus, die der damalige Wirtschaftsminister Glos im Rahmen seiner Angola-Reise unterschrieb. Im Jahr 2008 wurde vom AfrikaVerein der deutschen Wirtschaft das jährlich stattfindende Deutsch-Angolanische Wirtschaftsforum ins Leben gerufen, welches die einzige große Plattform für Kontaktund Geschäftsanbahnung für und mit Angola ist. Ein weiterer Schritt zur Vertiefung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen war die Eröffnung des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft in Luanda (AHK Angola) im Juli 2010, die gleichzeitig mit dem dritten Deutsch-Angolanischen Wirtschaftsforum in Luanda stattfand. Die AHK Angola bietet sowohl deutschen als auch angolanischen Unternehmen eine erste Anlaufstelle. 55 Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Angola zeichnet sich durch zunehmend stabilere politische Verhältnisse aus. Die mittel- und langfristigen Chancen für unternehmerisches Engagement sind hoch und deutsche Unternehmen und Produkte haben in Angola einen guten Ruf. Das Land besitzt einerseits aufgrund der Einnahmenbasis aus der Ölindustrie, andererseits aufgrund des Bedarfs zum Wiederaufbau nach dem jahrelangen Bürgerkrieg eine dynamische Wirtschaft. Somit besteht ein hohes Potenzial, erfolgreich auf dem angolanischen Markt aktiv zu sein, welches von den befragten Experten bestätigt wurde. Weitere Absatzmöglichkeiten bestehen in der Bereitstellung von Konsum- und Investitionsgütern, da der Großteil aller in Angola verkauften Waren importiert werden muss. Wachstumsbranchen und Märkte sind die Erdölwirtschaft, Infrastrukturprojekte (zum Beispiel Straßen- und Brückenbau, Ausbau von Häfen und Flughäfen), Energiewirtschaft, Telekommunikation, Bauwirtschaft Landwirtschaft und (z.B. Wohnungsbau), Nahrungsmittelherstellung sowie die Hotellerie. Als Hindernisse für die Entwicklung einer dynamischen Privatwirtschaft nannten die Experten vor allem der Mangel an ausgebildeten Fachkräften, die Zollregularien und -prozeduren, die übermäßige und schwerfällige Bürokratie, unzureichende Regulierungssysteme, Korruption, die hohen Lebenskosten sowie Schwachstellen bei der Gerichtsbarkeit und die schwierigen Bedingungen für den lokalen Wertschöpfungsanteil. Für einen erfolgreichen Eintritt in den angolanischen Markt sind außerdem erhebliche Vorleistungen ,große Ausdauer sowie Kenntnisse der portugiesischen Sprache erforderlich. >> Erdöl und Erdgas Seit den 1980er Jahren stieg die Erdölproduktion Angolas stetig an, erfuhr aber erst seit Ende des Bürgerkrieges eine rasante Zunahme. Im Jahr 2008 förderte das Land über 2 Mio. Barrel/Tag und wurde damit kurzzeitig der größte Ölproduzent SubSahara Afrikas. Nach Einbuch der Erdölpreise 2008 sank die Produktion wieder auf 1,7 Mio. bis 1,9 Mio. Barrel/Tag. Die Erdölproduktion stellt die dominierende Größe der angolanischen Volkswirtschaft dar, was unter anderem der Tatsache geschuldet ist, dass sich während des Krieges ein allgemeiner wirtschaftlicher Niedergang 56 abzeichnete, im Zuge dessen alle wirtschaftlichen Aktivitäten außer denen im Offshore-Ölsektor nahezu eingestellt wurden. Die staatliche Erdölgesellschaft Sonangol E.P., die 1976 nach der Unabhängigkeit gegründet wurde, ist mit ihren zahlreichen Tochterunternehmen die dominierende Einheit der angolanischen Erdölindustrie und an fast allen Projekten der Branche als Teilhaber beteiligt. Diverse aktuell bedeutende industrielle Vorhaben sind in der Erdölindustrie angesiedelt, in der in den nächsten Jahren ausländische Investitionen in der Größenordnung von über US-$ 50 Mrd. erwartet werden. Ein weiteres Projekt ist der Bau der Raffinerie Sonaref in Lobito, die nach Fertigstellung 200.000 Barrel/Tag verarbeiten soll. Geplant ist der Produktionsbeginn 2012. In Soyo, im Norden Angolas, ist die Gasverflüssigungsanlage AngolaLNG seit 2007 im Bau, die nach Fertigstellung eine Produktionskapazität von 5,2 Mio. Tonne pro Jahr haben wird. Federführung für die Anlage in Soyo hat der amerikanische Konzern Chevron mit Beteiligung von Sonangol, der britischen BP, der französischen TOTAL und und der italienischen ENI, die gemeinsam ca. US-$ 9 Mrd. in den Bau investiert haben. Die Anlage soll einerseits sämtliches bisher auf hoher See abgefackeltes Gas, andererseits aber auch speziell gefördertes Gas größtenteils für den Export verarbeiten. AngolaLNG soll laut angolanischer Angaben noch im Jahr 2011 mit der Produktion beginnen können. Derweil gehen die Planungen für eine zweite LNG-Anlage weiter. Die Erdöl- und Erdgasreserven des Landes bieten der deutschen petrochemischen Industrie gute Chancen. Vor allem auch in der Bereitstellung von Maschinen und Einzelteilen für die Produktion sowie der Logistik haben deutsche Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten. >> Energiewirtschaft Angola ist derzeit mit elektrischer Energie unterversorgt, wodurch sich viele Geschäftschancen auch für deutsche Unternehmen ergeben. Das angolanische Stromnetz ist in drei Regionalnetze (Nord, Mitte, Süd) gegliedert, die nicht miteinander verbunden sind. Es kommt durch die Mangelversorgung häufig zu Stromausfällen, sodass viele Haushalte und Unternehmen, zumindest in den Städten, Dieselgeneratoren als Notlösung besitzen. Nach Angaben der Regierung 57 aus dem Jahr 2010 benötigt das Land Investitionen mindestens in Höhe von US-$ 18 Mrd., um die Energieversorgung der sich industrialisierenden Wirtschaft sicherstellen zu können. Diese Summe soll bis 2018 den Ausbau der Energieinfrastruktur sichern. Das größte Potenzial zur Energiegewinnung besitzt Angola in seinen reichhaltigen Wasservorkommen, die geschätzt bis zu 18.000MW produzieren könnten. Jedoch ist der Großteil des Landes dünn besiedelt und eine flächendeckende Versorgung mit Strom sehr kostspielig. Die heutige Stromgewinnung durch Wasserkraft liegt bei 900 Megawatt. Auch für Solarenergie besteht in Angola Potenzial. Bisher wird diese Art der Stromgewinnung noch in geringem Maße genutzt, doch für nicht an das nationale Stromnetz angeschlossene Orte besteht durchaus Bedarf. Auch im Rahmen der Initiative der angolanischen Regierung zum Bau von einer Million Häuser innerhalb von vier Jahren, welche 2009 ins Leben gerufen wurde, wird Solarenergie als potenzielle Stromquelle für Wohnhäuser diskutiert. Windenergie ist in Angola z.B. entlang der 1.600 km langen Küste gut nutzbar. Dennoch gibt es bisher auf diesem Gebiet keine größten Planungen. Mit Hilfe brasilianischer Partner wurde die angolanische Companhia de Bioeneria de Angola (Biocom) vor einigen Jahren gegründet, die bereits Zuckerrohrplantagen angelegt hat. Ende 2011 soll voraussichtlich die Produktion von Biokraftstoff beginnen und damit den Einstieg Angolas in den Biokraftstoffmarkt bezeichnen. Bereits im Jahr 2010 erließ die angolanische Regierung ein Gesetz zur Förderung von Biokraftstoffen. So sollen unter anderem Anbauflächen über die bisherige Grenze der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche vergeben sowie andere (finanzielle) Anreize bewilligt werden können. >> Bergbau Umfangreiche Mittel der Regierung sind auch zur Diversifizierung des Bergbaus vorgesehen. Um die Abhängigkeit vom Diamantensektor zu verringern, sollen in den Kupfer-, Manganerz- und Eisenerzbergbau bis 2012 rund US-$ 3 Mrd. investiert werden. Für die Großprojekte werden internationale Investoren gesucht und es ergeben sich auch Chancen für Zulieferer von Ausrüstungen. So soll zum Beispiel demnächst die stillgelegte Kupfermine Mavoio nördlich der Stadt Uige wieder in Betrieb genommen werden, welche bis zu 20.000 Tonnen Kupfer pro Monat produzieren könnte. Des Weiteren wird es ein Joint Venture für ein groß angelegtes 58 Vorhaben im Eisen- und Manganerzabbau mit Investitionen in Höhe von US-$ 6 Mrd. geben. Weitere Projekte sind vor allem im Eisenerzbergbau zu finden. Der Diamantenbergbau erholt sich wieder von der Wirtschaftskrise und es können weitere Projekte erwartet werden. Ausländische Unternehmen können sich im Diamantenbergbau jedoch nur im Rahmen von Joint Ventures mit der staatlichen Diamantengesellschaft Endiama engagieren. Per Gesetz ist die Beteiligung auf 40 Prozent begrenzt. Berichtet wird ferner über die Entdeckung von Goldvorkommen in der Provinz Huíla. Laut Branchenberichten soll die Bergbauindustrie bis 2014 einen Produktionswert von insgesamt rund US-$ 6,4 Mrd. erreichen und Experten sprechen von einem riesigen noch ungenutzten Potenzial an Diamantenvorkommen. Angola verfügt auch über reiche Vorkommen an Zinn, Phosphaten, Kaolin, Blei, Zink, Beryll, Vanadin, Titan, Chrom, Quarz, Gips, Wolfram, Marmor und Granit, die bisher unzureichend abgebaut werden. >> Agrarsektor Angola besitzt ein beachtliches Potenzial in der Landwirtschaft und könnte nach Schätzungen ein Vielfaches seiner Bevölkerung ernähren. Das Land verfügt nach Schätzungen des IWFs über 56 Mio. Hektar ungenutztes Agrarland, von dem nur rund 10 Prozent genutzt werden und ist zudem mit ausreichenden Wasserreserven ausgestattet. Die Hälfte aller Beschäftigten ist in der Landwirtschaft tätig, welche jedoch nur 9,6 Prozent des BIP ausmacht. Große kommerzielle Farmen und Plantagen gibt es kaum, der Großteil der landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung ist in der Subsistenzwirtschaft beschäftigt. In den 1960er und 1970er besaß Angola eine sehr weit entwickelte Landwirtschaft und exportierte diverse Produkte z.B. Kaffee oder Zucker. Heute, verursacht durch den jahrzehntelangen Bürgerkrieg liegen weite Teile des landwirtschaftlich nutzbaren Landes brach und sind teilweise noch massiv vermint, sodass große Mengen Nahrungsmittel importiert werden müssen. Die Wiederbelebung der Landwirtschaft ist aufgrund dessen eine Priorität der angolanischen Regierung. Zur Entwicklung des Landwirtschaftssektors plant die angolanische Regierung laut GTAI bis 2012 Investitionen im Umfang von insgesamt US-$ 1,2 Mrd. Weiterhin will der International Fund for Agriculture Development (IFAD) US-$ 50 Mio. für Projekte in der angolanischen Landwirtschaft anbieten. Im März 2011 verkündete das 59 angolanische Landwirtschaftsministerium die Gewährung von Kredit für nationale Produzenten in Höhe von US-$ 5.000 für langfristige Projekte. Diese Kredite werden über einige kommerzielle angolanische Banken vergeben. Des Weiteren als prioritär sieht die angolanische Regierung die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte. Einige Fabriken zur Herstellung von Fruchtsäften, Molkereiprodukten u.ä. existieren bereits, allerdings reicht die Produktion für den angolanischen Bedarf bei weitem nicht aus. Hier bieten sich Chancen der deutschen Industrie, an der angolanischen Entwicklung teilzuhaben. Derweil prüft das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) eine mögliche Zusammenarbeit mit Angola in Bereich der Landwirtschaft. >> Infrastruktur und Baugewerbe Seit dem Ende des Krieges fließen Milliardenbeträge in den Wiederaufbau der größtenteils zerstörten Infrastruktur. Dennoch besteht immer noch ein großer Nachholbedarf. 2011 beginnt die zweite Phase des Infrastrukturwiederaufbauprogramms der Regierung, welches auch der Bauwirtschaft weitere lukrative Aufträge verschaffen soll. Es legt seinen Schwerpunkt auf den Transportsektor, vor allem auf den Hafen- und Flughafenausbau. Im Rahmen der Wirtschaftskrise 2009/2010 gingen die Güterströme deutlich zurück, dennoch sind fast alle Häfen des Landes dauerhaft überlastet. Zu den wichtigsten Projekten zählen der Hafenausbau in Luanda und in Cabinda sowie die Errichtung eines neuen Containerterminals in einer Bucht nördlich Luandas. Laut aktuellen Berichten aus Angola wurden die Abfertigungsverfahren im Hafen von Luanda bereits erheblich verbessert und die durchschnittliche Wartezeit für ankommende Schiffe von 80 auf zehn Tage reduziert. Langfristig stehen außerdem Projekte im Straßen- und Brückenbau sowie die Erweiterung des Schienennetzes auf dem Programm. Unter den geplanten Großvorhaben ist insbesondere der Plan über einen Brückenbau in Höhe von US-$ 3 Mrd. hervorzuheben, der die durch die Demokratische Republik Kongo abgetrennte Exklave Cabinda mit dem Rest des Landes verbinden soll. Investitionen in Milliardenhöhe in den Wiederaufbau der Infrastruktur haben der Bauwirtschaft eine Hochkonjunktur verschafft. Ein Problem stellen jedoch die Schwächen im administrativen Bereich dar, durch die die Durchführung zahlreicher Großprojekte behindert wird. Durch die Wirtschaftskrise konnte die Regierung 2009 60 außerdem vorübergehend ihre Zahlungsverpflichtungen aufgrund der knappen öffentlichen Kassen nicht erfüllen und baute Ausstände von bis zu US-$ 6 Mrd auf, wodurch viele Bauvorhaben ins Stocken gerieten. Der Großteil dieser Ausstände ist aber mittlerweile wieder beglichen. Die Bauwirtschaft hat somit Ende 2010 langsam wieder Fahrt aufgenommen. Die Initiative zum Bau von einer Million Häuser innerhalb von vier Jahren (bis 2013) bietet auch für deutsche Unternehmen Geschäftschancen. Jedoch ging auch in diesem Bereich die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei, sodass viele Baueinheiten zwar vergeben aber die Baumaßnahmen in Verzug geraten sind. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Angola ist kein Schwerpunktpartnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, dennoch gibt es verschiedene durch Deutschland finanzierte Projekte im Land. Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit wurden seit 1992 drei Projekte aus dem Bereich entwicklungsorientierte Nothilfe durchgeführt. Im Jahr 2003 wurden zwei der Projekte in das integrierte Programm „Lokale Entwicklung und Reintegration“ aufgenommen. Außerdem wurden aus Gründen der Post- Konfliktmaßnahme zwischen 2007 und 2009 ehemalige Militärs an einer aus Projektmitteln finanzierten Wildhüterschule für den Einsatz in Naturreservaten ausgebildet. Seit 2011 wird von der Bundesregierung ein Programm zur Verbesserung der Berufsausbildung durchgeführt, welches mit den Sektoren Landwirtschaft und Baugewerbe in Sumbe, südlich von Luanda, beginnen wird. Auch die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern ist seit 2010 im Bereich der Berufsbildung in Angola aktiv. Mit Hilfe der Stärkung des angolanischen Industrieverbandes AIA sollen Berufsbildungsmöglichkeiten nach deutschem dualem System geschaffen werden. Einbindung in regionale Organisationen Es ist Mitglied in der Afrikanischen Union (AU) und der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft SADC. Von letzter übernimmt das Land 2011 die jährlich rotierende Präsidentschaft. Der Beitritt des Landes zur 2008 von der SADC eingerichteten Freihandelszone ist jedoch weiterhin verschoben. 2007 trat Angola der OPEC bei, deren Vorsitz es 2009 trotz Wirtschafts- und Finanzkrise unter Erhalt der OPEC-Kohärenz und -disziplin erfolgreich ausübte. 61 Auch in der Kommission der Golf von Guinea-Staaten, deren Sekretariat sich in Luanda befindet, übt Angola bis Ende 2010 den Vorsitz aus. Als Aufgaben definiert die Organisation eine gemeinsame Interessenvertretung nach außen, eine interne friedliche Streitbeilegung und die Schaffung eines Raumes kollektiver Sicherheit. Des Weiteren ist Angola Mitglied der Gemeinschaft portugiesischsprachiger Staaten (CPLP). 62 3.5 Namibia Allgemein: Bevölkerungszahl: 2,2 Mio. Hauptstadt: Windhuk Korrespondenzsprache: Englisch (weitere Sprachen: Afrikaans, Oshivambo, Otjiherero, Deutsch, ua.) Offizielle Bezeichnung: Republik Namibia Staatsform: Parlamentarische Demokratie Staatsoberhaupt: Hifikepunye Pohamba Nächste Wahlen: 2014 Währung: Namibia Dollar (NAD) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 11,5 Mrd. Wirtschaftswachstum: 4,4% Aufteilung BIP (2008): Landwirtschaft:9,4%, Industrie: 34,7%, Dienstleistung: 58% Inflation: 6,5% Haushaltsgleichgewicht: -1,6% des BIP Leistungsbilanz: -2,2% des BIP Auslandsschulden (2009): 5,8% des BIP Exportgüter: Diamanten, raffiniertes Kupfer und Zink, Metallerze einschließlich Uran, Vieh, Fisch Importgüter: Nahrungsmittel, Erdöl und Erdölerzeugnisse, Maschinen, elektrische Maschinen und Geräte, Kfz, chemische Stoffe Handelsvolumen (US-$): Exporte: 4,7 Mrd., Importe: 5,6 Mrd. Handelspartner: Exporte: SACU, Großbritannien, Spanien, Deutschland, Japan Importe: Südafrika, Deutschland, Schweiz, Großbritannien Wichtige Sektoren: Bergbau, Banken, Tourismus, Telekommunikation ADI (US-$): Bestand: 4,0 Mrd. Zuflüsse: 516 Mio. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und -schutzabkommen, in Kraft seit 1997 - Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1995 Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 63 Politik Nachdem Namibia seit dem ersten Weltkrieg unter der Verwaltung und damit auch unter der Apartheidlsegislatur Südafrikas stand, erlangte es im März 1990 nach mehr als hundertjähriger Fremdbestimmung seine Unabhängigkeit. Seither ist die aus der 1969 gegründeten Organisation Unabhängigkeitsbewegung hervorgegangene SWAPO South West Africa Regierungspartei. People’s Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 wurde Hifikepunye Pohamba zum Nachfolger des ersten Staatspräsidenten Sam Nujoma gewählt und Ende 2009 erneut in seinem Amt bestätigt. Laut Verfassung ist Namibia eine parlamentarische Demokratie mit Mehrparteiensystem, freien Wahlen, garantierten Grundrechten, unabhängiger Justiz und Pressefreiheit. Aufgrund der starken Rolle des Präsidenten und der Zweidrittelmehrheit der Regierungspartei in beiden Häusern zeigt sich in der Verfassungswirklichkeit aber ein zentralistisch geführtes Präsidialsystem. Namibia genießt seit seiner Unabhängigkeit eine hohe politische Stabilität, weist aber eine, auch im globalen Maßstab, besonders ausgeprägte Ungleichheit der Einkommensverteilung auf, mit einem Gini-Index von über 0,6. Nach dem Vorbild Südafrikas soll im Rahmen eines an BBBEE angelehnten Programms die ehemals benachteiligte, zumeist schwarze Bevölkerung vermehrt an der Wirtschaft beteiligt und somit auch eine Milderung der Ungleichgewichte in der Einkommensverteilung sowie eine Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit erreicht werden. Eine große Herausforderung stellt die hohe HIV/AIDS Infektionsrate dar, welche erhebliche wirtschaftliche und soziale Auswirkungen zur Folge hat. Wirtschaft Namibia hat eine sehr geringe Bevölkerungsdichte. Es verfügt über einen großen Reichtum an Bodenschätzen, Fisch- und Viehbeständen sowie über ein beträchtliches Potenzial in der Tourismusbranche. Wirtschaftlich ist es jedoch stark von seinem Bergbausektor abhängig, vor allem von der Förderung und Verarbeitung von Mineralien für den Export. So ist das Land fünftgrößter Produzent von Uran in der Welt und Produzent großer Mengen an Kupfer, Zink und Zinn. Es sind jedoch weniger als drei Prozent der arbeitenden Bevölkerung im Bergbau tätig. Der Dienstleistungssektor trägt mehr als die Hälfte zum BIP bei und ist einer der Hauptmotoren für das Wirtschaftswachstum. Vor allem Finanz- und 64 Wirtschaftsdienstleistungen sowie der Tourismus spielen in Namibia eine große Rolle. In der Landwirtschaft finden sich etwa ein Viertel aller Erwerbstätigen, darunter viele Subsistenzbauern. Gemessen am Entwicklungsstand des Landes ist dieser Anteil noch sehr hoch. Da außerdem der Beitrag der in der Landwirtschaft Beschäftigten zur Gesamtproduktion nur schwach ausgeprägt ist, definiert die namibische Regierung den Ausbau und die Diversifizierung des sekundären Sektors als strategische Ziele. Der wichtigste Wirtschaftspartner Namibias ist Südafrika. Der namibische Dollar ist im Verhältnis 1:1 an den südafrikanischen Rand gebunden. 80 Prozent der namibischen Importe kommen aus Südafrika sowie 25 Prozent der Exporte gehen dorthin zurück. Namibia ist mit Südafrika verbunden in der Währungsunion MMA und der Zollunion SACU. Die Stärken der namibischen Volkswirtschaft liegen mit einer Staatsschuld von unter sechs Prozent in der stabilitätsorientierten Geld- und Fiskalpolitik, in der hohen politischen Stabilität und Rechtssicherheit sowie in einer nach afrikanischen Maßstäben gut entwickelten Telekommunikation, Infrastruktur, Verkehrswege sowie vor allem in Seeanbindung. den Die Bereichen größten Herausforderungen für das Land finden sich in der geringen Arbeitsproduktivität breiter Bevölkerungsschichten als Folge fehlender Bildung bzw. Qualifikation sowie in der hohen Verbreitung von HIV/AIDS. Der IWF erwartet im Zuge der wirtschaftlichen Erholung für 2011 einen Anstieg des Wirtschaftswachstums auf 4,8 Prozent und einen Rückgang der Inflation auf 5,9 Prozent. Außerdem ist von einer Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits auf sechs Prozent auszugehen. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Namibia und Deutschland pflegen auf Grund der gemeinsamen Geschichte eine besondere Beziehung. Von 1884 bis 1915 war Namibia deutsche Kolonie. Der Wert des deutsch-namibischen Handelsvolumens ist auch im Krisenjahr 2009 zweistellig gewachsen. So belief es sich auf € 210 Mio. Die wichtigsten deutschen Exportgüter sind Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Kraftfahrzeuge und Nahrungsmittel. Aus Namibia werden nach Deutschland vor allem Fleischwaren, Rohkupfer und 65 Kupferlegierungen sowie Nichteisenmetalle wie beispielsweise Zinn und Zink eingeführt. Die nach der Unabhängigkeit erhofften umfangreichen Investitionen aus Deutschland blieben bisher aus. Im Januar 2009 erfolgte jedoch die Grundsteinlegung für ein Großprojekt des deutschen Unternehmens Schwenk mit einem Investitionsvolumen von über € 250 Mio. Das geplante Zementwerk - nahe Otavi im nördlichen Zentralnamibia gelegen - ist eines der größten deutschen Investitionen in Afrika überhaupt und auch eines der größten industriellen Projekte in der namibischen Geschichte. Es wird Namibias erstes Zementwerk sein, das mit einer Produktionskapazität von 700.000 Tonnen pro Jahr Namibia und Regionen in den angrenzenden Nachbarländern versorgen können wird. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Namibia ist zwar ein kleiner, aber für deutsche Unternehmen durchaus interessanter Markt, der sich zudem auch leicht von Südafrika aus betreuen lässt. Sowohl die Tatsache, dass immer noch viele Deutsche bzw. deutschsprachige Namibier dort leben, als auch die historische Verbindung zu Deutschland im Zusammenhang mit einem guten Geschäftsklima und Wachstum machen das Land für deutsche Unternehmen relativ gut zugänglich. Laut der befragten Experten zeichnet sich Namibia durch ein einfaches und freundliches Geschäftsumfeld bei politischer Stabilität aus. Das Land genießt für bestimmte Güter zoll- und quotenfreien Zugang zum EU Markt. Potenziale ergeben sich außerdem aus der Mitgliedschaft in der SADC und in der SACU sowie einer verhältnismäßig guten Infrastruktur und guten Regierungsführung. Namibia ist mit einer Exportquote von 50 Prozent und einer Importquote von 55 Prozent sehr stark außenwirtschaftlich verflochten. Die Regierung fördert vor allem exportorientierte Unternehmen. So können seit 1995 Firmen, die mindestens 80 Prozent ihrer Produktion in Länder außerhalb der SACU ausführen, einen ExportProcessing-Zone-Status erlangen, der die Unternehmenssteuer auf unbestimmte Zeit völlig entfallen lässt. Schwierigkeiten für ein unternehmerisches Engagement könnten laut der Experten die hohe Kriminalität, die schwierigen Bedingungen für den lokalen Wertschöpfungsanteil, Währungsschwankungen, unterschiedliche Geschäftskulturen sowie die Möglichkeiten und Kosten einer Finanzierung bereiten. 66 >> Bergbau Namibia zählt zu den rohstoffreichsten Ländern des afrikanischen Kontinents und kann eine große Vielfalt an Mineralien aufweisen. Der Bergbau bildet das Rückgrat der namibischen Volkswirtschaft und der Abbau von Diamanten, Uran, Zink, Kupfer, Blei, Zinn, Marmor, Granit sowie Halbedelsteinen und Flussspat stellt eine wichtige Quelle für Deviseneinnahmen dar. Aufgrund des hohen Technisierungsgrads bietet der Bergbausektor jedoch nur wenige Arbeitsplätze. Ein höherer Anteil der Weiterverarbeitung im Land könnte zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Dafür werden jedoch qualifizierte Arbeitskräfte benötigt, an denen es auch in diesem Sektor zurzeit mangelt. Der Uranbergbau erlebt seit 2005 einen enormen Investitionsschub und ist vor dem Diamantenbergbau wirtschaftlich am bedeutendsten. Drei Minen produzieren bereits, eine vierte Mine ist in der Warteschleife. Eine der weltweit größten Uranminen ist die mehrheitlich in australischem Besitz befindliche Rössing-Mine, die 2009 rund 4.600 Tonnen Uran produzierte. 2009 war Namibia der viertgrößte Uranproduzent der Welt. Allerdings hat die Regierung aktuell einen Stopp für die Ausstellung weiterer Explorationslizenzen verkündet, um eine Regulierung des Uranbergbaus vornehmen zu können. Es sollen nachträglich auch Aspekte wie Umweltschutz und Arbeitssicherheit Beachtung finden. Das Uraninstitut in Swakopmund, getragen von den Uranminenbetreibern, wird ab 2011 verbindliche Normen für den Uranbergbau festlegen, um unkontrollierten Abbau zu verhindern. In den nächsten Jahren benötigt die Minen technologische Neuerungen, wofür umfangreiche Investitionen nötig sein werden. Zum Beispiel investiert der französische Nuklearkonzern Areva rund US-$ 750 Mio. in den Ausbau der Trekkopje-Mine, die nördlich von Rössing gelegen ist. Bis 2013 will das Unternehmen die Mine in eine Riesenhalde umwandeln, in der dann jährlich 3.000 Tonnen Uranoxid durch Ausspülung gewonnen werden. Weitere Produktionsstätten sollen demnächst in Betrieb genommen werden. Nach einem von der Wirtschaftskrise verschuldeten Umsatzeinbruch von einem Fünftel in 2009 erwartete die Branche für 2010 ein Wachstum von etwa 10 Prozent. Um die Erlöse für das Land zu maximieren muss es signifikante Investitionen in eine modernisierte Infrastruktur wie Wasser, insbesondere Meerwasseraufbereitung, Elektrizität und Transport sowie in Gesundheit und Bildung geben. >> Landwirtschaft und Fischerei 67 Neben dem Bergbau ist der zweitwichtigste Sektor Namibias die exportorientierte kommerzielle Landwirtschaft. Sie besitzt einen Anteil am BIP von 9,6 Prozent und beschäftigt die Hälfte aller Arbeitskräfte des Landes. Aufgrund des weitgehend ariden Klimas nimmt die Viehzucht noch weit vor dem Ackerbau eine wichtige Position ein. Das Fleisch der extensiven Rinder- und Schafzucht wird vor allem nach Südafrika exportiert. Einige Farmen haben sich außerdem erfolgreich auf die Produktion von Straußenfleisch spezialisiert. Die Getreideproduktion hingegen kann Namibias Eigenbedarf nicht konstant decken. Fortschritte werden jedoch im Anbau von Obst und Gemüse erzielt. Voraussetzung für weitere Anbaumöglichkeiten ist eine konstante Bewässerung. Dafür wurde 2003 die so genannte Green Scheme Policy eingeführt und im Jahr 2009 erneuert, um die landwirtschaftliche Produktion und die Versorgungssicherheit von Nahrungsmitteln zu erhöhen und Investoren anzuziehen. Die Regierung sucht vor allem im Bereich kommunaler Landwirtschaftsbetriebe nach Investoren mit Interesse an entsprechenden Partnerschaften und Joint Ventures sowie verstärktem Wissens- und Technologietransfer, um diese konkurrenzfähiger und damit unabhängiger von staatlicher Unterstützung zu machen. Namibia verfügt über einen der reichsten Fischgründe der Welt. Internationale Vereinbarungen begünstigen den Fischhandel. Die Fischerei und die fischverarbeitende Industrie Namibias nehmen einen Exportanteil von 25 Prozent ein. Davon gehen alleine 70 Prozent in die EU und AKP-Länder sowie die Länder des südlichen Afrikas. Die Fischverarbeitung hatte in letzter Zeit mit einigen Problemen zu kämpfen, unter anderem mit einem Rückgang der Fischbestände und hohen Ölpreisen. Sie soll nun aber mit Hilfe ausländischer Investoren weiter ausgebaut werden. Außerdem fördert die namibische Regierung 2010/2011 die Aquakultur, vor allem die Züchtung von Austern, mit ca. US-$ 11 Mio. >> Telekommunikation Der Telekommunikationssektor Namibias ist einer der modernsten und effizientesten in Afrika und weist weiterhin hohe Wachstumsraten auf. Die hohen Investitionen, die in den vergangenen Jahren in den Ausbau eines leistungsfähigen Telekommunikationsnetzes geflossen sind, dürften in den kommenden Jahren für sinkende Preise und ein umfangreicheres Dienstleistungsangebot sorgen. Das neue Unterseekabel WACS soll eine leistungsstarke Verbindung ins Ausland 68 gewährleisten. Es soll bis Ende 2011 fertig gestellt werden und entlang der afrikanischen Westküste von Europa bis nach Kapstadt verlaufen. Technisches Know-how wird auch weiterhin gefragt sein. Die Regierung möchte eine Teilprivatisierung durchführen, allerdings nur einen geringen Anteil der Aktien verkaufen. Dieser soll an einen strategischen Partner gehen, der über Erfahrungen in der Telefonbranche verfügt und die neueste Technologie einführen kann. Der Mobilfunk befindet sich inzwischen auf hohem technologischem Niveau. Mit MTC, Leo (früher Cell One) und Namibia Telecom (seit 2007) sind drei Anbieter aktiv und die Mobilfunkdichte ist mit ca. 1,2 Mio. Nutzern gemessen an anderen afrikanischen Ländern vergleichsweise hoch. Alle drei Anbieter sind laut GTAI für strategische Partnerschaften aus dem Ausland offen. Um das Marktpotenzial ausschöpfen zu können, muss die Vernetzung der ländlichen Gebiete ausgebaut werden. >> Energiewirtschaft Das staatseigene Unternehmen NamPower kann den Strombedarf Namibias nicht alleine decken. Das Land ist daher auf Einfuhren, vorrangig aus Südafrika, angewiesen. Engpässe in der Stromversorgung, auch in den Nachbarländern, und vor allem der energieintensive Uranbergbau bedeuten, dass Namibia dringend seine Stromerzeugungskapazitäten erweitern muss, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden und die Abhängigkeit von Südafrika zu verringern. Es existieren bereits einige Projektpläne, durch die die wachsende Nachfrage nicht nur in Namibia sondern auch allgemein in der Region befriedigt werden soll. So sollen Kraftwerke gebaut und sämtliche Kraftwerke im Land instand gehalten bzw. erweitert werden auch jene, die derzeit außer Betrieb sind. Außerdem wird der Ausbau von Überlandleitungen nach Südafrika und Sambia durch verschiedene Projekte vorangetrieben. Mit einem weiteren Projekt, Zizabona, in Höhe von US-$ 225 Mio., sollen laut GTAI bis 2013 die Stromnetze von Simbabwe, Sambia, Botsuana und Namibia miteinander verbunden werden. Immer wieder diskutiert wird über ein zusätzliches Wasserkraftwerk in Partnerschaft mit Angola am Kunene-Fluss, dem sogenannten Baynes-Kraftwerk. In der Projektphase befindet sich bereits, mit deutscher finanzieller Unterstützung der KfWBankengruppe, die Erweiterung des Ruacana-Kraftwerkes. 69 Eine wichtige Rolle spielen in den kommenden Jahren außerdem Energiesparprogramme, mit deren Hilfe der Stromverbrauch reduziert werden soll. Seit der Energiekrise in der Region 2008 wird massiv über Einsparungspotenziale nachgedacht. Alternative Energien finden bisher dagegen keine große Beachtung, obwohl Namibia ideal für die Erzeugung von Sonnen- und Windenergie ist. Eine erste Windkturbine ging 2005 bei Walvis Bay ans Netz, die jedoch nur im kleinen Maßstab Strom produziert. Weiter Großprojekte an der Küste um Walvis Bay sind seit Jahren geplant, ihre Realisierung steht allerdings noch aus. Im Januar 2011 unterzeichnet indes ein japanisches Unternehmen einen Vertrag für den Bau eines Windparks in der Lüderitzbucht, im Süden des Landes, welcher ab 2013 zunächst 44 Megawatt Strom produzieren soll. >> Wasserwirtschaft Die zunehmenden Bevölkerungswachstum Aktivitäten machen im die Uranbergbau Wasserversorgung und das Namibias zu starke einem zentralen Thema. Das Land ist generell von Wasserarmut gekennzeichnet und stark schwankende Regenfälle erschweren die zuverlässige Versorgung. Derzeit werden einige größere Projekte in der Wasserwirtschaft realisiert oder befinden sich noch im Planungsstadium. Im Süden des Landes wird ein Staudamm für die landwirtschaftliche Bewässerung gebaut. Das bereits erwähnte Baynes-Kraftwerk am Kunene ist mit einem veranschlagten Investitionswert von US-$ 1,1 Mrd. in Planung. Außerdem investierte das französische Energieunternehmen Areva in den Ausbau einer Meerwasserentsalzungsanlage für die Versorgung der Trekkopje-Mine, die durch die Ausspülungstechnik Uranoxid herstellt und dafür Unmengen an Wasser benötigt. Die Regierung rechnet mit der Eröffnung von einigen weiteren Minen im Bergbau, die alle mit Wasser versorgt werden müssen. Das staatseigene Unternehmen NamWater plant daher gemeinsam mit anderen Unternehmen den weiteren Bau einer Entsalzungsanlage an der Küste, in der Nähe der Areva-Anlage. Zusätzliche Entsalzungsanlagen sollen in Zukunft im äußersten Norden entstehen, wo das Grundwasser brackig ist. Dafür werden laut GTAI derzeit deutsche Studien durchgeführt, die überprüfen sollen, ob sich der Bau von kleineren Anlagen lohnt. Zunehmende Bedeutung für die Landwirtschaft und für den Bergbau erhält auch die 70 Aufbereitung von Abwasser. Für den Bau solcher Anlagen fehlt es bisher häufig an Know-how und Geld. Über diese Ansätze hinaus werden mehrere strategische Projekte, wie die Entnahme von Wasser aus den Flüssen Okavango und Kunene, diskutiert. Dies verstärkt vor allem die Sorge des Nachbarlandes Botsuana um ein weiteres Austrocknen des Okavangodeltas. Das durch die beiden Flüsse versorgte Inlandsdelta des Okavango stellt einen wichtigen Naturschutzpark und eine große Devisenquelle für den Tourismus Botsuanas dar. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Aufgrund der deutsch-namibischen Geschichte wird die Bundesregierung Deutschland ihrer Verantwortung durch eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit gerecht. Dies spiegelt sich auch im Umfang der deutschen Entwicklungsleistungen für Namibia wider. Deutschland ist das wichtigste Geberland. Pro Kopf gerechnet erhält Namibia die höchste deutsche Entwicklungshilfe in ganz Afrika. Schwerpunkte liegen dabei laut dem BMZ in der ländlichen Entwicklung und dem Schutz natürlicher Ressourcen, dem Straßentransport sowie in der nachhaltigen Wirtschaftsförderung. Daneben wird der Förderung von guter Regierungsführung und Gleichberechtigung sowie der Prävention von HIV/AIDS bei allen Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit Rechnung getragen. 2007 wurde außerdem die so genannte deutsch-namibische Sonderinitiative gestartet. Für diese Initiative hat die Bundesregierung zusätzlich zur bilateralen Entwicklungszusammenarbeit insgesamt € 20 Mio. bereitgestellt. Die Mittel sind für Maßnahmen der Kommunalentwicklung in den Siedlungsgebieten derjenigen Volksgruppen vorgesehen, die in besonderer Weise unter der deutschen Kolonialherrschaft gelitten haben. Die Kleinprojekte sollen die Lebensbedingungen in diesen Gebieten verbessern und verfolgen teils wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ziele. Mit deutscher Unterstützung wurde ein System für Mikrofinanzdienstleistungen entwickelt. Bislang konnten dadurch bereits über 6.500 Kunden (davon 92 Prozent Frauen) mit einem kumulierten Darlehen von mehr als € 2,3 Mio. unterstützt werden. Direkt und indirekt profitierten davon mehr als 40.000 Menschen. Das Projekt wurde in Namibias erste Mikrofinanz-Bank transferiert. 71 Kennzeichnend für das deutsche Engagement ist nicht nur die staatliche Entwicklungshilfe, sondern eine Vielfalt privater Initiativen und Aktivitäten von Nichtregierungsorganisationen. Die deutsche staatliche und private Hilfe seit der Unabhängigkeit beläuft sich inzwischen auf über eine halbe Milliarde Euro. Für den Zweijahreszeitraum 2009/2010 hat die Bundesrepublik € 125 Mio. zugesagt. Einbindung in regionale Organisationen Seit seiner Unabhängigkeit 1990 ist Namibia Mitglied der südafrikanischen Regionalorganisation SADC. Als Mitglied der SADC setzt es sich aktiv für die Förderung der regionalen Integration ein. Der Ausbau der Beziehungen zu den unmittelbaren Nachbarn steht dabei im Vordergrund. Die südafrikanische Zollunion SACU ist eine wichtige Quelle für die Einnahmen Namibias. Bis 2010 bezog das Land 40 Prozent seiner Haushaltseinnahmen aus der SACU. Seit August 2004 ist Windhuk Sitz des SACU Sekretariats. Namibia ist außerdem aktives Mitglied in der Afrikanischen Union (AU). 72 3.6 Tunesien Allgemein: Bevölkerungszahl: 10,4 Mio. Hauptstadt: Tunis Korrespondenzsprache: Arabisch, Französisch Offizielle Bezeichnung: Tunesische Republik Staatsform: Präsidialrepublik Staatsoberhaupt: Interimspräsident ist Moncef Marzouki (Dezember 2011) Nächste Wahlen: 2012 Währung: Tunesischer Dinar (TND) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 43,9 Mrd. Wirtschaftswachstum: 3,8% Aufteilung BIP: Landwirtschaft: 10,9%, Industrie: 35%, Dienstleistung: 42,7% Inflation: 4,5% Haushaltsgleichgewicht: -3 % des BIP Leistungsbilanz: -4,5% des BIP Auslandsschulden: 43,1% des BIP Exportgüter: Textilien und Lederwaren, Erdöl und Erdölerzeugnisse, Elektronik Importgüter: Erdöl und Erdölprodukte, Textilien, Elektronik, Maschinen Handelsvolumen (US-$): Exporte: 16,7 Mrd., Importe: 20,3 Mrd. Handelspartner: Exporte: Frankreich, Italien, Deutschland, Libyen Importe: Frankreich, Italien, Deutschland, China Wichtige Sektoren: Kohlenwasserstoffsektor, Tourismus, Transport und Kommunikation, Nahrungsmittel, Textilindustrie, Maschinenbau und Elektrotechnik ADI (US-$) (2009): Bestand: 31,9 Mrd., Zuflüsse: 1,7 Mrd. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 1966 - Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1976 Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 73 Politik Tunesien war der Ausgangspunkt des politischen Wandels, der Anfang 2011 eine Vielzahl von arabischen Ländern ergriff. Das nordafrikanische Land wurde seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1956 bis Anfang 2011 von lediglich zwei politischen Führern regiert. Seit der Unabhängigkeit zunächst von Präsident Habib Bourguiba und nach einem Putsch von 1987 bis Februar 2011 durch Präsident Ben Ali. Diese Phase der autoritären und zugleich relativ stabilen politischen Herrschaft endete Mitte Januar 2011 in Folge größtenteils friedlicher Proteste gegen den Präsidenten Ben Ali. Der Auslöser der tunesischen Revolution war die Selbstverbrennung eines Gemüsehändlers, der durch die Behörden so drangsaliert worden war, dass er in seiner Verzweiflung Selbstmord begann. Die daraus entstandene Protestbewegung führt innerhalb von einem Monat zum Sturz von Präsident Ben Ali und dessen Flucht ins Exil. Derzeit wird Tunesien von einer Übergangsregierung regiert. Eine verfassungsgebende Versammlung arbeitet derzeit an einer neuen Verfassung, die 2012 in Kraft treten soll. Im Anschluss sollen dann Wahlen stattfinden. Wirtschaft Die tunesische Wirtschaft wurde durch den politischen Wandel kurzfristig relativ hart getroffen. Der Tourismus brach ein, die Industrieproduktion ging zurück und auch eine Reihe von Infrastrukturprojekten kamen zum Stillstand. Grundsätzlich verfügte Tunesien jedoch in Nordafrika schon vor dem politischen Wandel über eines der liberalsten Wirtschaftssysteme. Landwirtschafts-, Bergbau-, Die Wirtschaft Tourismus- und ist besonders Industriesektor durch geprägt. den Diese Diversifizierung bewirkt eine relative Belastbarkeit gegenüber internen und externen Schocks. Die wirtschaftliche Liberalisierung ging auf den ehemaligen Präsidenten Ben Ali zurück und richtete sich vor allem an ausländische Unternehmen, die in Tunesien etwa in die Textilproduktion und auch Herstellung von Elektrotechnik investierten. Diese Politik sorgte für eine nach außen relativ liberale Wirtschaft, verdeckte jedoch die mangelnden Liberalisierungsbemühungen im Inneren. Die Präsidentenfamilie schaffte in einigen Wirtschaftsbereichen Monopole oder korrupte Praktiken, welche eine liberale Wirtschaftspolitik innerhalb Tunesiens verhinderte. Allerdings begann schon im letzten Jahrzehnt unter Ben Ali eine Liberalisierungspolitik, welche die Privatisierung des einzigen Stahlproduzenten des 74 Landes, der Versicherung Tunis Ré und des Transportunternehmen CTN vorsah. Außerdem wurde das Steuersystem vereinfacht. Der Dienstleistungssektor besitzt mit 53 Prozent einen großen Anteil am BIP. Besonders bedeutend sind dabei die Bereiche Transport, Kommunikation, Hotellerie und Gastronomie. Die tunesische Wirtschaft richtet sich sehr stark auf Europa aus, sowohl was den Außenhandel, als auch die Tourismusbranche betrifft. Die EU hat am tunesischen Handelsvolumen einen Anteil von fast 80 Prozent. Die Haupthandelspartner Tunesiens sind Frankreich, Italien und Deutschland. 2009 war die Wachstumsrate wegen einer verringerter Importnachfrage aus Europa und eines schwächeren Tourismus auf 3 Prozent gesunken, konnte sich aber 2010 wieder auf fast 4 Prozent steigern. Für 2011 erwartet der IWF derzeit jedoch einen Rückgang des Wachstums auf 1 Prozent, bevor das BIP ab 2012 wieder deutlich schneller ansteigt. . Zukünftige wirtschaftliche Herausforderungen beinhalten die Privatisierung der Industrie, die ausländischer Liberalisierung Investitionen, der die Investitionsbestimmungen Verbesserung der zur Erhöhung Regierungseffizienz, die Reduzierung des Handelsdefizits und die Reduzierung der sozioökonomischen Unterschiede im verarmten Süden und Westen. Hinzu kommt die Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem bei jungen Akademikern liegt die Arbeitslosenrate bei rund 25 Prozent. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Deutschland ist mit einem Anteil von 9 Prozent der drittgrößte Handelspartner Tunesiens. Es werden hauptsächlich Elektrotechnik, Kfz und Kfz-Teile, Maschinen, Textilien und Bekleidung, NE-Metalle, Elektronik und Kunststoffe aus Deutschland importiert. Nach Deutschland exportiert werden Textilien und Bekleidung, Elektrotechnik, Erdöl, Maschinen, Kfz und Kfz-Teile, Nahrungsmittel, Elektronik sowie Mess- und Regeltechnik. Für Deutschland ist Tunesien der viertwichtigste Handelspartner auf dem afrikanischen Kontinent und in Nordafrika nach Ägypten sogar der zweitwichtigste Markt. Die tunesischen Importe aus Deutschland stiegen 2010 um 31,1 Prozent auf € 1,6 Mrd., die Exporte aus Tunesien erhöhten sich um 11,7 Prozent auf € 1,38 Mrd. Deutschland ist außerdem der viertgrößte ausländische Investor in Tunesien. Der Bestand der deutschen Direktinvestitionen belief sich 2008 auf € 157 Mio. Die 280 in 75 Tunesien tätigen deutschen Unternehmen bzw. Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung beschäftigen derzeit 45.000 Mitarbeiter. Seit 1979 existiert die Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer (AHK Tunesien) und vereint heute ca. 570 deutsche und tunesische Unternehmen, die die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen stärken. Wirtschaftsabkommen zwischen Investitionsschutzabkommen und Weiterhin beiden dem existiert eine Ländern. Abkommen zur Reihe Neben von einem Vermeidung der Doppelbesteuerung bestehen Abkommen in den Bereichen Schifffahrt, Luftverkehr, Rechtsschutz, Straßen- und Güterverkehr sowie Sozialversicherung. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Im Rahmen der politischen Umbrüche seit Januar 2011 war die wirtschaftliche Aktivität im Land nur kurz zum Stillstand gekommen. Investoren sehen die Entwicklungschancen Tunesiens weiterhin positiv. Laut der Experten zeichnet die hohe Arbeitsproduktivität vor allem durch gut ausgebildete Arbeitskräfte, die räumliche Nähe zum europäischen Markt, die leistungsfähige Infrastruktur und eine attraktive Förderung der Exportindustrie die Wettbewerbsfähigkeit Tunesiens aus. Potenziale für unternehmerisches Engagement ergeben sich außerdem durch die hohe Präsenz deutscher Unternehmen, gute Investitionsbedingungen und die wachsende Wirtschaft. Zudem bietet Tunesien gute Möglichkeiten als Einstieg in benachbarte Länder. 2009 wurde in Tunesien eine Kampagne zur Förderung der Industriestrategie des Landes gestartet, welche als Hauptanliegen das Ziel verfolgt, Tunesien als Industrieund Technologiestandort zu präsentieren. Bis zum Jahr 2016 sollen die Exporte verdoppelt und die Direktinvestitionen aus dem Ausland verdreifacht werden. Dabei ist eine Konzentration auf die Branchen vorgesehen, welche im internationalen Wettbewerb besonders erfolgreich sind. Dazu gehören zum Beispiel die Kfz- und die Textilindustrie, die Informationstechnologie und die Luftfahrtbranche. Der vom Weltwirtschaftsforum herausgegebene Global Competitiveness Report 2010/2011 ernannte Tunesien erneut zum wettbewerbsfähigsten Land Afrikas. Als mögliche Hindernisse gaben die befragten Experten Sprachbarrieren, aufwendige Zollregularien, -prozeduren und -bürokratie, die Marktenge sowie die mangelnde Transparenz von Gesetzen und Bestimmungen an. 76 >> Automobilindustrie und Zulieferer Tunesien konnte sich mit Hilfe staatlicher Unterstützung zu einem bedeutenden Standort für die Produktion von Kfz-Teilen und -Zubehör entwickeln. Die Aussichten für deutsche Unternehmen in dieser Branche sind auch in Zukunft gut. Der Markt für fertige Fahrzeuge ist relativ begrenzt und kann durch Importe gedeckt werden. Er wird von wenigen Importkonzessionären beherrscht, die von strengen Einfuhrregelungen profitieren. Dagegen ist der Markt für Ersatzteile weitgehend zersplittert und es gelten hier vergleichsweise liberale Importregularien. Tunesien ist als Absatzmarkt für deutsche Automobilhersteller weniger interessant und bisher gibt es noch keine Anzeichen, dass es sich zu einem regionalen Standort für eine Kfz-Montageindustrie entwickeln könnte. Deutsche Hersteller konnten aber davon profitieren, dass die Pkw- und Lkw-Importe zuletzt zugelegt haben. Das Land ist vor allem ein attraktiver Standort für Hersteller von Kfz-Teilen geworden. So werden vor allem für den europäischen Markt Kabelbäume, Elektronikteile, mechanische Komponenten sowie Kunststoffteile angefertigt. Abnehmer sind Automobilhersteller wie Daimler, Audi, VW, Renault, Peugeot und Fiat. Insgesamt lassen 16 deutsche Unternehmen Kfz-Teile in Tunesien produzieren, von denen zwei Unternehmen führend im Segment Kabelbäume sind. Laut einer Blitzumfrage der AHK Tunesien im Januar 2011 stammt jeder siebte Kabelbaum eines deutschen Autos aus Tunesien. Daneben spielt inzwischen aber auch die Herstellung von mechanischen und elektronischen Teilen, Pumpen, Filtern, Windschutzscheiben, Kühlern, Lampen und Startbatterien eine Rolle. Tunesien als Standort profitiert mit seinen niedrigen Löhnen und einer hohen Produktivität dabei insbesondere vom globalen Kostendruck in der Branche. >> Gesundheitssektor Trotz seiner nur 10,4 Mio. Einwohner weist Tunesien den regional am weitesten entwickelten Markt für Medizintechnik und Gesundheitsdienstleistungen auf. Angetrieben wurde die Entwicklung durch einen steigenden Lebensstandard und durch eines der leistungsfähigsten Gesundheitssysteme Afrikas. Auch wenn deutsche Unternehmen das Marktpotenzial bisher noch nicht optimal genutzt haben, sehen ihre Geschäftschancen laut GTAI weiterhin gut aus. 77 Auch aus den umliegenden Ländern werden so genannte Medizintouristen nach Tunesien gelockt. Diese sorgen für rund 25 Prozent des Umsatzes der tunesischen Krankenhäuser. Europäer nutzen insbesondere die Kur- und Wellness-Angebote. Das Gesundheitswesen steht dennoch weiterhin im Zentrum der Regierungspläne. Für den Neubau und die Modernisierung bestehender Krankenhäuser sind laut der EIU Ausgaben in Höhe von US-$ 370 Mio. geplant. Damit möchte die Regierung Anschluss an den Privatsektor finden, der sich aufgrund des Medizintourismus in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt hat. Der tunesische Gesundheitssektor hat insbesondere Bedarf an medizinischen Großgeräten, vorrangig für die Notfallmedizin. Ebenso wird medizinische Ausrüstung für die plastische Chirurgie und Thalassotherapien benötigt. Auch in der Pharmaindustrie bietet Tunesien gute Bedingungen und fördert die Forschung, insbesondere im Bereich biopharmazeutischer Erzeugnisse. Attraktive Fördermaßnahmen und klare Regelungen bieten internationalen Pharmaproduzenten gute Möglichkeiten, ihre Fertigung teilweise auszulagern. Bis 2016 soll das Land zu einem Exportzentrum für Pharmaprodukte ausgebaut werden. Rohmaterialien können von den Herstellern zollfrei eingeführt werden, auch wenn die Fertigmedikamente nicht exportiert, sondern auf dem nationalen Markt verkauft werden. >> Tourismus Die Tourismusbranche ist in Tunesien ein wichtiger Arbeitgeber und stellt einen Anteil von knapp 6 Prozent am BIP. Aufgrund günstiger Preise besitzt Tunesien einen Ruf als Billigreiseland. Allerdings geht die Rentabilität der bislang vorherrschenden Tourismusformen zurück. Zudem verschuldet sich der Tourismussektor zunehmend. Da er weiterhin in hohem Maße vom Konjunkturverlauf in Europa abhängt, musste der Sektor 2009 Einnahmeeinbußen im Zuge der Wirtschaftskrise verzeichnen. Auch im Jahr 2011 ist aufgrund des politischen Umsturzes mit Einnahmeeinbußen in der Tourismusbranche zu rechnen. Im Januar 2011 wurde der Ausnahmezustand in Tunesien und von deutscher Seite eine Reisewarnung ausgesprochen, die erst im April aufgehoben wurde. Das Angebot der Reiseveranstalter war Anfang des Jahres daher stark eingeschränkt worden und wird voraussichtlich erst im Jahr 2012 wieder deutlich größer werden. 78 Mit Hilfe von staatlicher Förderung in Höhe von € 1,25 Mrd. und Modernisierungsmaßnahmen soll nun schrittweise das Qualitätsniveau angehoben werden. Laut der EIU sind zum Beispiel sechs neue Touristikzentren entlang der Küste geplant. Dieser Ausbau soll nach Einschätzung der AHK Tunesien auch deutschen Unternehmen erhebliche Chancen bieten. Bis 2016 soll sich außerdem die Anzahl der Besucher des Landes– in den letzten Jahren durchschnittlich rund 7 Millionen - nahezu verdoppeln. Ferner soll in Tunis ein internationales Büro aufgebaut werden, welches Studien und Kommunikationsstrategien für den Tourismussektor entwerfen soll. >> Infrastruktur und Wasserwirtschaft Die Transport- und Kommunikationsinfrastruktur Tunesiens ist im afrikanischen Vergleich gut entwickelt. Die Regierung plant dennoch weitere Verbesserungen mit dem Ziel, Tunesien in ein regionales Handels- und Dienstleistungszentrum zu verwandeln. So soll die Infrastruktur erneuert und der gesamte Sektor dereguliert und privatisiert werden. Der Infrastrukturausbau wird bisher vor allem von der Regierung und mit Hilfe internationaler Geber wie der Weltbank vorangetrieben. Die Regierung möchte jedoch die private Beteiligung erhöhen. Im Süden des Landes herrscht große Knappheit an qualitativ gutem Trinkwasser. Aus diesem Grund treibt die nationale Trinkwasserbehörde Sonede ihre Pläne für die Vergabe von Konzessionen für den Bau und den Betrieb von 20 Entsalzungsanlagen im Süden des Landes weiter voran. Außerdem wird die Machbarkeit zukünftiger Entsalzungsanlagen untersucht, die von Wind-, Sonnen- und Atomkraft betrieben werden. Die Realisierung weiterer Projekte ist in Planung oder hat bereits begonnen. Zum Beispiel erstellte Sonede 2010 internationale Ausschreibungen für den Bau von zehn Brackwasser-Entsalzungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von 36.200 Kubikmeter in verschiedenen Regionen. Neun der Anlagen sollen Umkehrosmose-Technologie nutzen, eine jedoch soll die landesweit erste Wechselelektrodialyse verwenden. Diese Technik ist für hochgradig salzhaltiges Wasser geeignet. >> Erneuerbare Energien Derzeit produziert Tunesien 97 Prozent seines Stromes aus fossilen Brennstoffen, davon 80 Prozent aus Erdgas. Lediglich drei Prozent der Gesamtstromproduktion 79 wird aus Erneuerbaren Energien gewonnen. 2009 wurden 144 Megawatt aus Erneuerbaren Energien erzeugt, deren Anteil bis 2030 auf 40 Prozent oder 4.700 Megawatt ansteigen soll. Zur Förderung der Erneuerbaren Energien wurde 2009 ein eigenes Gesetz erlassen. Dieses zielt laut der EIU darauf ab, Strom mittels Erneuerbarer Energien verstärkt selbst zu erzeugen. Um die nationalen Anstrengungen zu unterstützen, legte die tunesische Regierung den so genannten Plan Solaire vor. Dieser umfasst eine Steigerung der Energieeffizienz sowie Projekte in den Bereichen Solartechnik, Windkraft und Bioenergie, einschließlich entsprechender Forschungsvorhaben. Insgesamt steht ein Investitionsvolumen von € 2 Mrd. zur Verfügung. Ebenfalls geplant ist eine Kabelverlegung zwischen Tunesien und Italien, um vorrangig nachhaltig gewonnenen Strom zu exportieren. Die einzelnen Vorhaben, welche häufig auf der Basis von PPP beruhen, sollen bis 2016 realisiert werden. Die Programme zur Förderung Erneuerbaren Energien sollen laut Angaben der GTAI auch in Zukunft weiterlaufen und könnten Tunesien zu einem führenden Produzenten von nachhaltiger Energie in der Region machen. Die Unterstützung internationaler Geber könnte dadurch gesichert sein, dass der Plan Solaire sich laut Regierungsangaben auf den Solarplan für das Mittelmeer bezieht und sich an weiteren Umweltprogrammen, wie der Global Environment Facility oder dem Clean Technologie Fund der Weltbank, ausrichtet. Der Solarplan für das Mittelmeer, welcher 2008 von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten und der Mittelmeeranrainer beschlossen wurde, sieht bis 2020 rund um das Mittelmeer die Schaffung von zusätzlichen Stromerzeugungskapazitäten in der Höhe von 20 Gigawatt auf der Grundlage von Solarenergie und anderen erneuerbaren Energiequellen vor. Bislang dominiert in Tunesien die Windenergie mit einem Anteil von 70 Prozent des nachhaltig erzeugten Stroms. Es gibt laut der EIU drei neue Windparks in Bizerte, Jendouba und Beja mit einer Gesamtleistung von 120 Megawatt. Weitere 120 Megawatt Kapazität sind bis 2014 geplant. Die Solarenergie steht mit 10 Prozent an zweiter Stelle. Trotz jährlich 3.200 Sonnenstunden wird die Solarindustrie im Vergleich zur Windenergie noch als weniger wettbewerbsfähig angesehen und vorrangig für private Wassererhitzung genutzt. 2010 ist ein gezieltes Programm für Solarstromanlagen auf Wohnhäusern angelaufen. Die STEG Énergies Renouvelables, eine Tochter des nationalen 80 Stromversorgers STEG, sucht derweil unter anderem für den Bau von Gaskraftwerken kombiniert mit Solarthermie private Partner. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Deutschland ist einer der wichtigsten bilateralen Entwicklungspartner für Tunesien, aber kein Schwerpunktland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Schwerpunkte der EZ lagen bisher im Umweltschutz, speziell in der Abwasseraufbereitung, der Müllbeseitigung, den Erneuerbare Energien und der Wasserbewirtschaftung, sowie in der Modernisierung der tunesischen Wirtschaft als Vorbereitung auf die Zollunion mit der EU. Die deutschen Zusagen im Bereich der bilateralen entwicklungspolitischen Zusammenarbeit betragen seit Beginn der Zusammenarbeit € 1,8 Mrd. Einbindung in regionale Organisationen Tunesien ist einer der Mitbegründer der Union für das Mittelmeer, welche die gemeinsame Nutzung der Ressourcen und Konzepte in den Bereichen Energie, Sicherheit, Terrorismusbekämpfung sowie Bekämpfung von Korruption, organisiertem Verbrechen und illegaler Immigration der an das Mittelmeer angrenzenden Staaten fördern soll. Tunesien gehört außerdem zur Afrikanischen Union (AU) und zur Arabischen Liga. Es ist Mitglied in der Organisation der Afrikanischen Einheit und der Organisation der islamischen Konferenz (OIC), die jene Staaten vereint, in denen der Islam eine zentrale Rolle spielt. Weiterhin gehört es zur Gruppe der 77 und der Bewegung der blockfreien Staaten und war an der Gründung der Arabischen Maghreb Union beteiligt, einem panarabisches Abkommen mit dem Ziel einer wirtschaftlichen Union und einheitlichen Politik Nordafrikas. Ihre Aktivitäten wurden allerdings in den letzten Jahren stark durch die Westsaharaproblematik zwischen Algerien und Marokko eingeschränkt. 81 3.7 Botsuana Allgemein: Bevölkerungszahl: 1,9 Mio. Hauptstadt: Gaborone Korrespondenzsprache: Englisch (weitere Sprache: Setswana) Offizielle Bezeichnung: Republik Botsuana Staatsform: Parlamentarische Demokratie Staatsoberhaupt: Seretse Khama Ian Khama Nächste Wahlen: 2014 Währung: Botsuanischer Pula (BWP) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 11,6 Mrd. Wirtschaftswachstum: 8,4% Aufteilung BIP (2008): Landwirtschaft: 2,3%, Industrie: 45,8%, Dienstleistung: 51,9% Inflation: 6,7% Haushaltsgleichgewicht: -10,1% des BIP Leistungsbilanz: -0,3% des BIP Auslandsschulden: 15,9% des BIP Exportgüter: Diamanten, Kupfer, Nickel, Kobalt, Sodaasche, Fleisch, Textilien Importgüter: Nahrungsmittel, Maschinen, elektronische Güter, Transportausrüstung, Textilien, Erdöl und -gas, Holz-, Papierund Metallprodukte Handelsvolumen (US-$): Exporte: 4,1 Mrd., Importe: 4,6 Mrd. Handelspartner: Exporte: EU, SACU, USA, China, Indien Importe: EU-Mitgliedstaaten (insbesondere Großbritannien), USA, Simbabwe Wichtige Sektoren: Bergbau (hauptsächlich Diamanten, aber auch Kupfer, Nickel, Sodaasche, Kohle), Tourismus, Finanzdienstleistungen, Viehzucht ADI (US-$)(2009): Bestand: 981 Mio. Zuflüsse: 234 Mio. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit August 2007 - Doppelbesteuerungsabkommen besteht nicht 82 Politik In Botsuana gibt es regelmäßig freie und faire Wahlen und seit vier Jahrzehnten herrscht ununterbrochen eine zivile Regierung. Seit den ersten demokratischen Wahlen 1965 dominiert die demokratische Partei BDP (Botswana Democratic Party) und es existieren überwiegend nur stark zersplitterte Oppositionsparteien. Eine Herausforderung für die BDP stellt allerdings die neue Partei BMD (Botswana Movement for Democracy) dar, die sich 2010 von der BDP abspaltete, und nun die größte Oppositionspartei ist. Seit sein Vorgänger von allen Ämtern Anfang 2008 zurücktrat, hat Seretse Khama Ian Khama, Sohn des ersten Präsidenten Seretse Khama, das Amt des Staatspräsidenten inne. Die politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind darauf zurückzuführen, dass die Mittel aus den reichhaltigen Diamantenminen seit Staatsgründung im Gegensatz zur Praxis vieler anderer Rohstoffproduzenten überwiegend in die Entwicklung des Landes investiert wurden. Die Beziehungen zu den meisten Ländern der Region sind im Wesentlichen spannungsfrei, werden jedoch sporadisch durch die steigende Zahl von Immigranten vor allem aus Simbabwe belastet. Das Ergebnis der Präsidentenwahl 2008 in Simbabwe und damit der Präsident bzw. die Regierung Mugabe wurden von Botsuana vorläufig nicht anerkannt. Die botsuanische Regierung hat sich damit deutlicher als andere Staaten der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft SADC zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Region bekannt. Die Außenpolitik des Landes wird stark von der wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Abhängigkeit von Südafrika beeinflusst. Als Hauptziele verfolgt die botsuanischen Innenpolitik die Aufrechterhaltung und Stärkung der Demokratie, die Achtung der Menschenrechte sowie die Entwicklung des Landes. Letztere beinhaltet vor allem die Entwicklung der ländlichen Gebiete sowie einen Aufbau der Infrastruktur und des Erziehungswesens. Das Hauptproblem bildet die hohe Verbreitung von HIV/AIDS. Nach offiziellen Angaben sind über 25 Prozent der Gesamtbevölkerung mit dem Virus infiziert, was gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft und Sozialstruktur des Landes zur Folge hat. Wirtschaft Erfolgreiche Investitionen im Bergbausektor, eine solide Haushaltspolitik und eine fortschrittliche Sozialpolitik haben Botsuana zu einer der dynamischsten 83 Volkswirtschaften Afrikas werden lassen. Bis zum Ausbruch der HIV/AIDS-Epidemie war Botsuana eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt mit einem durchschnittlichen Wachstum von neun Prozent. Das volkswirtschaftliche Einkommen Botsuanas beruht hauptsächlich auf der Förderung von Bodenschätzen im Bergbau, vor allem auf dem Abbau von Diamanten. Das Diamantengeschäft macht ein Drittel des BIP, ca. 70 Prozent der Exporterlöse und rund die Hälfte der Staatseinnahmen aus. Aber auch die Fleischproduktion und Einnahmen aus dem Tourismus tragen zur Entstehung des BIP bei. Die verarbeitende Industrie nimmt nur einen sehr geringen Anteil am BIP ein und beruht hauptsächlich auf Textilien und Bekleidung. Der Landwirtschaftssektor ist mit einem Anteil von rund zwei Prozent am BIP sogar noch kleiner und ist aufgrund des weitgehend ariden Klimas hauptsächlich auf die Viehzucht ausgerichtet. Die stark einseitige Abhängigkeit von einem Luxusexportgut war ein kritischer Faktor in der Wirtschaftskrise. Durch den Einbruch der weltweiten Nachfrage nach Diamanten kam es zu einer negativen Entwicklung des Wirtschaftswachstums, was zu einem Aussetzen der Abbauaktivitäten in 2008/2009 führte. Inzwischen wurde die Arbeit wieder aufgenommen und es sind sogar Erweiterungsinvestitionen geplant. Die Haushaltsüberschüsse der letzten Jahre und ausgedehnte Devisenreserven ermöglichten es der Regierung die großen Ausgabenprogramme 2009/2010 trotz der Wirtschaftskrise fortzusetzen. Eine solide makroökonomische Politik der botsuanischen Regierung, die gute Regierungsführung, Wachstumsaussichten in verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Botsuanas Bemühungen, ausländische Investoren anzuziehen, haben das Land die Wirtschaftskrise ohne größeren Schaden überstehen lassen. Bereits 2010 lag das BIP-Wachstum wieder bei 8,6 Prozent und auch für 2011 erwartet der IWF mit 6 Prozent ein starkes Wachstum.. Das Leistungsbilanzdefizit soll außerdem im Zuge der Erholung des Diamantenexports 2011 auf 1,4 Prozent zurückgehen. Eine größere Herausforderung für die Wirtschaftspolitik bleibt die Diversifizierung der Wirtschaft angesichts der Abhängigkeit von der Diamantenproduktion und dem Bergbau. Zusätzlich erschwert wird dies durch die schleppend verlaufende Privatisierung staatlicher und halbstaatlicher Unternehmen sowie durch die relativ hohen Arbeitskosten bei geringer Produktivität und Fachkräftemangel. Die Aussichten für den Aufbau einer verarbeitenden Industrie sind daher eher gering. 84 Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Botsuana bezieht 80 Prozent seiner Einfuhren aus Südafrika und damit auch vielfach Produkte deutscher Unternehmen, die statistisch nicht erfasst werden. Die botsuanischen Exporte nach Deutschland betrugen 2010 rund € 14 Mio. und und konnten sich im folgenden Jahr um 19 Prozent aus € 17,6 Mio. erhöhen.. Die direkten Importe aus Deutschland steigerten sich 2010 um 32,2 Prozent auf € 39,3 Mio. Exportgüter sind dabei hauptsächlich Fleisch und Fleischwaren, während Haupteinfuhrgüter Maschinen und elektrotechnische Erzeugnisse, Fahrzeuge, Nahrungsmittel, Metallwaren, chemische Erzeugnisse sowie Holz- und Papiererzeugnisse sind. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Ausländische Investoren verhalten sich aufgrund des relativ kleinen Marktes und der günstigen Einfuhrmöglichkeiten aus Südafrika, insbesondere wegen der Nähe zum Wirtschaftszentrum Gauteng, zurückhaltend. Botsuana könnte aber auch für deutsche Wirtschaftsvertreter aufgrund seiner politischen Stabilität, seiner soliden Finanzlage sowie aufgrund des wirtschaftsfreundlichen Klimas interessant sein. Weiterhin herrscht nur in einem geringen Maße Korruption und laut Expertenmeinung handelt es sich bei Botsuana um einen kleinen stabilen Nischenmarkt mit hohen Margen. Geschäftschancen für deutsche Unternehmen dürften die geplanten Infrastrukturvorhaben in den Bereichen Energie, Telekommunikation und Wasser mit sich bringen. Die Infrastrukturinvestitionen des Staates sorgen zudem für eine große Dynamik im Bausektor. Als Hindernisse für ein unternehmerisches Engagement nannten die Experten die anstrengende Bürokratie, den Mangel an Fachkräften, die nötigen Marktkenntnisse und Marktzugangsinformationen sowie den mangelhaften Zugang zu und die Kosten von Finanzierungsmöglichkeiten. >> Bergbau Die solide wirtschaftliche Situation Botsuanas lässt sich vor allem auf den Bergbausektor zurückführen. So ist das Land nach Australien der zweitgrößte Diamantenproduzent der Welt. Der Diamantenabbau ist außerdem die größte Quelle für Deviseneinnahmen und liegt in den Händen des Unternehmens Debswana, welches gemeinsam von deBeers und dem Staat Botsuana betrieben wird. Es 85 unterhält derzeit die vier Minen Orapa, Jwaneng, Lethlhakane und Damtshaa und ist das mit Abstand wichtigste Unternehmen des Landes. In letzter Zeit halten aber auch zunehmend kleinere Unternehmen Prospektionslizenzen. 2009 hatte der Bergbau in Botsuana stark unter der weltweiten Wirtschaftskrise zu leiden. Dies lag vor allem an den gesunkenen Diamantenpreisen. Debswana musste sogar zeitweise seine Aktivitäten einstellen. Langsam erholt sich aber der Bergbausektor von der Krise. Ende 2009 begann Deswana damit, umfangreiche Ausbaumaßnahmen seiner Diamantenmine Jwaneng in Höhe von rund US-$ 3 Mrd. vorzunehmen, um die Laufzeit der Mine von 2017 auf 2024 verlängern zu können. Da die bisher gefundenen Diamantenvorkommen voraussichtlich in den kommenden 20-30 Jahren erschöpft sein werden, suchen verschiedene Unternehmen seit Jahren nach neuen wirtschaftlichen Feldern. Die Chancen, weitere Diamantenvorkommen zu finden, stehen nach Meinung der Diamantenindustrie gut. Des Weiteren strebt die Regierung eine Diversifizierung des Bergbausektors an. Neben dem Diamantenvorkommen verfügt das Land über Kohle, Kupfer, Nickel, Kobalt und Zink. Zwei kleinere Unternehmen suchen im Land nach Uran. Vor allem die Bereiche Kupfer und Kohle sollen ausgeweitet werden und auch der Uranabbau birgt Potenzial. >> Energiewirtschaft Fast drei Viertel des in Botsuana verbrauchten Stroms werden bislang aus Südafrika importiert, welches die Versorgung jedoch nicht in ausreichendem Maß sicherstellen kann. Die Energieknappheit könnte negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Wegen des Rückgangs beim Bergbau infolge der Wirtschaftskrise und damit einhergehenden geringeren Energiebedarfs hat sich die Lage auf dem Energiesektor allerdings vorübergehend entspannt. Dennoch möchte das Land seinen steigenden Energiebedarf zunehmend selbst decken. Der Energiesektor Botsuanas bietet daher derzeit viel Potenzial für unternehmerisches Engagement. Bei dem aktuell größten Projekt handelt es sich um den Ausbau des bislang einzigen Kohlekraftwerks Morupule in Palapye. Dieses verfügt zurzeit über eine Kapazität von 120 Megawatt, welche bis 2012 um weitere 600 Megawatt erweitert werden sollen. Ausrüstungen dafür kommen allerdings hauptsächlich aus der China. Zusätzlich ist das Kohlekraft Mmamabula im Bau, welches bis zu 1.200 MW Strom produzieren wird. Es soll zukünftig den eigenen Verbrauch abdecken und sogar für 86 den Export produzieren können. Der Bau des Kraftwerkes wurde aber bereits mehrmals auf Eis gelegt und aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten die geplante Kapazität mehrmals herabgesetzt. Darüber hinaus bemüht sich Botsuana auch um die Nutzung der reichlich vorhandenen Sonnenenergie. So fertigte das deutsche Unternehmen Fichtner GmbH & Co. KG eine Machbarkeitsstudie für ein 200 Megawatt Solarthermie-Kraftwerk an, welche dem Projekt gute Chancen einräumte. Die Regierung bemüht sich nun um die Umsetzung und Finanzierung des Projekts. Ein Ausbau der internationalen Stromverbindungen nach Simbabwe, Sambia und Namibia ist derzeit in Planung. Auch im Bereich Photovoltaik möchte Botsuana zunehmend aktiv werden. Im Rahmen des National Solar Photovoltaic Programs sollen etwa € 3,5 Mio. in die Installierung solcher Anlagen fließen. Finanzielle Unterstützung kommt auch von der Global Environmental Facility (GEF), welche vom United Nations Development Programme (UNDP) unterstützt wird. Private Stromproduzenten (Independent Power Producers IPP) sind willkommen, die rechtlichen Rahmenbedingungen, z.B. Abnahmevereinbarungen, wurden bereits geschaffen. Mit der Gründung einer Regulierungsbehörde für Wasser und Energie, die den angestrebten Wettbewerb im Energiesektor beaufsichtigen soll, wurde Mitte 2010 ein Consultingunternehmen beauftragt. >> Wasserwirtschaft Im regionalen Vergleich kann Botsuana eine hervorragende Wasserversorgung gewährleisten. Die Water Utilities Corporation, welche vor einigen Jahren von der Regierung ins Leben gerufen wurde, übernimmt zunehmend die Wasserversorgung im Land. Aufgrund der vorherrschenden Trockenheit in Botsuana besitzt Wasser eine große Bedeutung und in den kommenden Jahren plant die Regierung den massiven Ausbau der Wassergewinnungskapazitäten. Dies bietet zahlreiche Geschäftschancen. Geplant sind zum Beispiel der Bau mehrerer Staudämme und die Konstruktion einer Versorgungspipeline, die von Norden nach Süden durch den relativ dicht besiedelten Osten des Landes laufen soll, der sogenannte North-SouthCarrier II. Des Weiteren muss in 17 Ortschaften die Wasserinfrastruktur modernisiert werden. Schwierig bleibt bisher der Bereich der Abwasseraufbereitung. So wird zurzeit in keiner Kläranlage Wasser mit Trinkwasserqualität hergestellt. Die Regierung 87 beabsichtigt jedoch, bis 2030 rund ein Viertel der Bürger an das Abwassernetz anzuschließen. Bislang sind es nur 12,5 Prozent. Bis 2014 soll die Water Utilities Corporation auch die Abwasseraufbereitung von den Städten und Gemeinden übernehmen. Laut einer Anweisung der Regierung soll das Abwasser nun zumindest für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden können. Dafür müssen neue Technologien eingeführt werden, was auch für deutsche Unternehmen zahlreiche Liefer- und Beratungschancen beinhalten kann. Das mangelnde Know-how führt zu einem einen gravierenden Engpass für den Sektor. Außerdem muss eine Lösung für das Problem der hohen Wasserverdunstung in den Stauseen gefunden werden. Diese soll bei fast 80 Prozent liegen. Weiterhin ist ein Projekt im Gespräch, welches sich Chobe/Zambezi-Water-TransferScheme nennt. Es geht um die Entnahme von großen Mengen Wasser aus dem Fluss Sambesi, zu dem Botsuana im äußersten Norden des Landes einen kleinen Zugang hat. Entnommen werden sollen um die 500 Mio. m3 pro Jahr, es müssen jedoch noch die anderen Anrainerstaaten des Flusses zustimmen. >> Gesundheitssektor Im Vergleich zu den anderen afrikanischen Staaten besitzt Botsuana ein vergleichsweise gut entwickeltes Gesundheitswesen. Allerdings herrscht ein großer Mangel an Ärzten und Krankenschwestern, die meistens aus dem Ausland wie aus Simbabwe angeworben werden müssen. Um diesen Personalmangel zu begegnen, sind die erstmalige Einrichtung eines Medizinstudiengangs sowie Partnerschaften mit Bangladesch, Kuba oder China geplant. Das Gesundheitswesen möchte außerdem in der Hauptstadt Gaborone den Bau einer Rehabilitationsklinik vorantreiben. Der umfangreiche Ausbau von Krankenhäusern führte in den vergangenen Jahren zum Teil zu Überkapazitäten, die nun ausgelastet werden sollen und zum Beispiel durch private Ärzte genutzt werden können. Gerade in Bereichen wie Kardiologie, Orthopädie oder Ophthalmologie existiert derzeit noch kein Angebot. Eine große Herausforderung bleibt die hohe HIV/AIDS-Rate von 25 Prozent der Bevölkerung. Eine Krankenversicherung gibt es nur für Staatsangestellte. Die Regierung plant jedoch auch eine Einführung für Angestellte des Privatsektors und ist dabei, den Gesetzesrahmen dafür vorzubereiten. 88 Das Gesundheitsministerium in Botsuana ist der größte Anbieter an Gesundheitsfürsorge, stellt aber privaten Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen Training, Ausrüstung und logistische Unterstützung zur Verfügung. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Die Technische Zusammenarbeit zwischen Botsuana und Deutschland wurde 2004, die Finanzielle Zusammenarbeit bereits 1992 eingestellt. Weiterhin gültig ist jedoch das Rahmenabkommen von 1974 über die Entsendung von Experten des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED). Allerdings wird deren Einsatz aufgrund des Zusatzabkommens von 2004 wegen des Status von Botsuana als „middle income country“ überwiegend Entwicklungspolitische aus dem Schwerpunkte botsuanischen sind die Staatshaushalt Bereiche finanziert. Erziehungs- und Ausbildungswesen, Bekämpfung von HIV/AIDS sowie Umweltschutz. Einbindung in regionale Organisationen Botsuana ist Gründungsmitglied der südafrikanischen Regionalorganisation SADC, deren Sekretariat seinen Sitz in Gaborone hat. Das Land beteiligt sich an der Freihandelszone der SADC und ist Mitglied der Zollunion SACU. Botsuana setzt sich im Rahmen der AU für die Kooperation der Mitgliedstaaten auf allen Gebieten ein. 89 3.8 Mauritius Allgemeines: Bevölkerungszahl: 1,3 Mio. Hauptstadt: Port Louis Korrespondenzsprache: Englisch, (Französisch) Offizielle Bezeichnung: Republik Mauritius Staatsform: Parlamentarische Demokratie Staatsoberhaupt: Anerood Jugnauth Nächste Wahlen: 2013 Währung: Mauritius-Rupie (MUR) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 9,4 Mrd. Wirtschaftswachstum: 3,6% Aufteilung BIP (2009): Landwirtschaft: 4,9%, Industrie: 24,6%, Dienstleistung: 70,5% Inflation: 2,5 % Haushaltsgleichgewicht: -3,6% des BIP Leistungsbilanz: -9,4% des BIP Auslandsschulden: 10,1% des BIP Exportgüter: Textilien, Zucker, Schnittblumen, Sirup, Fisch Importgüter: Maschinen, Erdölprodukte, Nahrungsmittel, Textilien, Zwischengüter Handelsvolumen (US-$): Importe: 3,6 Mrd., Exporte: 2,1 Mrd. Handelspartner: Import: Indien, Frankreich, Südafrika, China Export: Großbritannien, Frankreich, USA, Italien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Belgien, Madagaskar Wichtigste Sektoren: Tourismus, Finanzdienstleistungen, Zuckerindustrie, Textilindustrie, IT-Sektor (insbesondere Call Center) ADI (US-$) (2009): Bestand: 1,8 Mrd. , Zuflüsse: 468 Mio. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und schutzvertrag, in Kraft seit 1973 - Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1981 Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 90 Politik Mauritius erlangte seine Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahre 1968 und entwickelte sich seitdem zu einer stabilen Demokratie mir regulären und freien Wahlen und einer guten Menschenrechtslage. Es handelt sich um eine parlamentarische Demokratie mit einem Einkammersystem. Der Präsident wird vom Parlament gewählt. Bei den Parlamentswahlen im Mai 2010 wurde die sozialdemokratische Alliance Sociale (AS) unter Navin Ramgoolam erneut als Regierungspartei bestätigt. Mauritius zeichnet sich durch eine große politische Stabilität und demokratische Wahlen aus. Bilateral enge Beziehung pflegt Mauritius immer noch zu den ehemaligen Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich. In den vergangenen Jahren wandte sich der Inselstaat aber zunehmend Indien zu, zu dem es enge kulturelle Verbindungen hat. Reformen und eine Diversifikation der Wirtschaft werden von der Regierung weiter vorangetrieben, um das Land widerstandsfähiger gegen externe Schocks zu machen und seine Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt zu stärken. Das in den letzten Jahren stark verlangsamte Wirtschaftswachstum führte unter anderem zu Protesten über die Lebensbedingungen innerhalb der überwiegend kreolischen Bevölkerungsgruppen. Die Regierung verfolgt deshalb das Ziel, sensibler auf die Belange der unteren Schichten einzugehen. Wirtschaft Mauritius ist das Vorzeigemodell der exportorientierten Industrialisierung. Das Land hat bereits in den sechziger Jahren begonnen, die dominierende Zuckerwirtschaft umzustrukturieren. Durch gezielte Maßnahmen wurde die Wirtschaft diversifiziert, beispielsweise durch die steuerlich begünstigte Ansiedlung ausländischer Unternehmer und durch die Gründung der Freien Exportzone. Hier siedelten sich zunächst asiatische Textilunternehmen an, die Mauritius als Sprungbrett für den Markt der Europäischen Union ansahen (zollfreie Einfuhr für Produkte aus Mauritius). Später kamen auch andere Industrieunternehmen hinzu. Außerdem entwickelte Mauritius bereits sehr früh die Tourismusbranche. Es konnte somit schnell von einem Niedrigeinkommensland zu einem Land mittleren Einkommens aufsteigen. 91 Die Wirtschaft des Landes basiert auf den fünf Pfeilern Zucker, Textilien, Tourismus, Finanzdienstleistungen und Informations- und Kommunikationstechnologie (vor allem Call Center und Business Process Outsourcing). Dennoch versucht die Regierung eine Diversifizierung weiter voranzutreiben. Zwischen Afrika, Asien und Australien gelegen, bietet Mauritius z.B. als ziviler Schiffs- und Luftverkehrsknotenpunkt weitere Möglichkeiten. Die Offenheit der Volkswirtschaft macht das Land sehr anfällig für externe Schocks. In den letzten Jahren verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum in Folge von Naturkatastrophen, fallenden Zuckerpreisen sowie einer abnehmenden Textil- und Zuckerproduktion. Seit 2006 wird deshalb eine angebotsorientierte, wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik mit Steuerreduzierungen und Deregulierung betrieben. In diesem Sinne kündigte die Regierung im Dezember 2008 ein Konjunkturpaket von US-$ 326 Mio. zur Belebung der Wirtschaft an. Sie plant außerdem bis 2016 über US-$ 5 Mrd. für die Infrastruktur, unter anderem für IKT, auszugeben. Die umfangreichen Ausgaben werden trotz ernster Bedenken wegen des Haushaltsdefizits fortgesetzt. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Für Deutschland ist Mauritius bisher ein kleiner Handelspartner. Im Jahr 2010 wurden Waren im Wert von € 40,3 Mio. aus Mauritius importiert. Die Exporte nach Mauritius konnten dagegen um 45,9 Prozent auf € 108 Mio. gesteigert werden. Die wichtigsten Einfuhren aus Mauritius sind Textilien und Zucker, die wichtigsten Ausfuhren nach Mauritius sind chemische Erzeugnisse, Maschinen sowie Kfz und – Kfz-Teile. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Die stabile makroökonomische und politische Lage von Mauritius erhöht die Attraktivität für Investoren. Außerdem verfügt das Land über widerstandsfähige Institutionen, eine effiziente Verwaltung, ein günstiges Aufsichtsumfeld und ein gut entwickeltes Finanzsystem. So sind die inländischen Banken profitabel, liquide und mit einer ausreichenden Kapitalbasis ausgestatten. Aus diesen Gründen zieht das Land in einem beachtlichen Ausmaß ausländische Investitionen an und kann eines von Afrikas höchsten Pro-Kopf-Einkommen vorweisen. Laut der Experten zeichnet 92 sich Mauritius durch eine gute globale Vernetzung der Wirtschaft sowie eine breite Basis an Mittelständlern aus und bietet ein gutes unternehmerisches Umfeld. Im Ranking 2011 des „Ease of Doing Business“ der Weltbank belegt Mauritius Platz 20 und liegt damit noch vor Deutschland (Platz 22). Da die Lohnkosten für afrikanische Verhältnisse relativ hoch sind, bietet sich laut GTAI der Dienstleistungssektor stärker an als arbeitsintensive Produktionen. So hat in vergangenen Jahren der Bereich Informationstechnologie (IT) / Outsourcing deutlich an Gewicht gewonnen. Geschäftschancen versprechen außerdem die Infrastrukturbereiche Energie, Wasser und Gesundheit. Mauritius rangiert außerdem gemäß eines Berichts der Weltbank aus dem Jahr 2010, in dem der regulatorische Rahmen für ADI bei 87 Ländern der Welt untersucht wird, unter den am stärksten für ausländischen Besitz geöffneten Ländern der Welt. Nach diesem Bericht gehört das Land auch beständig zu den größten Empfängern von ADI pro Kopf. Unter 33 untersuchten Sektoren sind alle bis auf den Fernsehrundfunk vollständig für ausländische Investitionen geöffnet. Als Hindernisse wurden von den Experten ein Mangel an Fachkräften, häufig fehlendes Know-how in der Verwaltung, der kleine Markt und die geografische Lage genannt. >> Agrarsektor Der Landwirtschaftssektor wird in Mauritius vom Zuckerrohranbau sowie der Produktion und Weiterverarbeitung von Zucker dominiert. Zuckerrohr wird auf fast 90 Prozent der kultivierten Fläche angebaut und ist einer der Hauptarbeitgeber des Landes. Allerdings nahm der Anteil des Zucker am BIP in den vergangenen Jahren stetig und betrug 2009 nunmehr noch 2,2 Prozent. Die Ernte ist außerdem durch die Abhängigkeit von den Niederschlagsmengen starken Schwankungen unterworfen. Durch die 2006 getroffene EU-Entscheidung über die Kürzung der garantierten Zuckerpreise und das Auslaufen der Präferenzabkommen im Zuckersektor erhöht sich der Anpassungsdruck an die Weltmärkte. Aus diesem Grund wird die Umstrukturierung in diesem Bereich von der Regierung vorangetrieben und passend dazu eine Strategie mit Mitteln in Höhe von US-$ 796 Mio. bis 2015 umgesetzt. Unter anderem soll eine starke Ausweitung der Stromerzeugung aus Bagasse, einem Nebenprodukt der Zuckerfabrikation, und der Produktion von Ethanol aus Molasse 93 bis 2015 stattfinden. Hierfür erhielt das Land als Ausgleich von der EU-Beihilfen in der Höhe von € 120 Mio. Die Regierung verfolgt derzeit das Ziel, den Nicht-Zuckerbereich auszuweiten. Es wird vor allem die Entwicklung der Fischerei und der Meeresfrüchteverarbeitung gefördert. Dieser Bereich ist in die letzten Jahre von hohen Wachstumsraten gekennzeichnet und machte 2009 rund 15 Prozent der Exporte aus. Mauritius verfügt über große und reichhaltige Fischbestände. Die Entwicklung eines so genannten Seafood Hubs wird von der Regierung forciert. Dieser soll laut dem Ministerium für Fischerei ein effizientes und attraktives Umfeld für die gesamte Wertschöpfungskette der Fisch- und Meeresfrüchteindustrie schaffen. Dies erfordert eine steigende und diversifiziertere lokale Meeresfrüchteproduktion, den Export von Fischprodukten, Infrastrukturinvestitionen, Qualitätssicherung, Training und Management sowie Investitionen in neue Technologie. Außerdem soll am Standort Bain des Dames ein neuer Fischereihafen angelegt werden. Auch die Nahrungsmittelproduktion und verarbeitung sowie Viehbestände sollen ausgeweitet werden. >> Telekommunikation Marktexperten sehen auch in den kommenden Jahren ein gutes Wachstumspotenzial für den im afrikanischen Vergleich sehr gut entwickelten Telekommunikationsmarkt in Mauritius. Mit Orange, Emtel und Mahanagar sind drei Mobilfunkanbieter aktiv. Die Mobilfunkdichte ist bereits sehr hoch, aber Touristenzahlen von einer Million pro Jahr garantieren durch ihre Nutzung des Mobilfunknetzes zusätzliche Einnahmen. Attraktivität gewinnt der Markt auch dadurch, dass, anders als in den meisten Ländern des afrikanischen Festlandes, neben Prepaid-Angeboten auch der Abschluss von Handyverträgen eine wichtige Rolle spielt. Aufgrund der dichten Besiedelung des Landes wird der Ausbau der Festnetzinfrastruktur vereinfacht und ist rentabel. So kommt dem Festnetz eine deutlich höhere Bedeutung zu als in den großflächigen Staaten Afrikas. Im Jahr 2005 hat die Regierung mit der Zulassung weiterer Anbieter die Liberalisierung des Festnetzmarktes eingeleitet. Dennoch hält sie immer noch 60 Prozent am führenden Festnetzanbieter MT (Mauritius Telecom). Darauf lassen sich auch die noch sehr hohen Telekommunikationskosten zurückführen. Zu den großen Zukunftsbranchen des Landes zählt der Bereich der Business Process Outsourcing-Dienstleistungen (BPO), der seit einigen Jahren einen enormen 94 Aufschwung erlebt und auf neueste Technologie angewiesen ist. Während die Branche zurzeit noch von Call Centern dominiert wird, sollen zukünftig laut GTAI zunehmend auch anspruchsvollere Leistungen angeboten werden wie Back Office Support und Softwareentwicklung. Größere Call Center können ohne Probleme Aufträge aus Deutschland entgegennehmen. Auch IT-Abteilungen größerer europäischer Unternehmen werden teilweise nach Mauritius verlegt. Das Land bildet inzwischen verstärkt die für solche Aufgaben benötigten IT-Ingenieure aus. Anreize bilden vor allem niedrigere Lohnkosten und eine relativ geringe Gewinnsteuer von nur 15 Prozent. Außerdem wird die Branche von der Regierung gefördert. >> Energie- und Wasserwirtschaft Einziger Stromversorger in Mauritius ist das Energieunternehmen Central Electricity Board (CEB), welches als 100-prozentiges Staatsunternehmen alleiniger Stromversorger ist und bisher noch die Preise festlegt. Es gibt jedoch Pläne für die Gründung einer unabhängigen Regulierungsbehörde. CEB gewinnt ca. 40 Prozent der 400 MW, die Mauritius jährlich verbraucht, allein aus dem Verbrennen von Schweröl und Wasserkraft. Ein beträchtlicher Teil des mauritischen Stroms wird von Privatunternehmen hergestellt. Dies sind vor allem Zuckerproduzenten, die während der Erntezeit von Juni bis Dezember ihre Bagasse in Wärmekraftwerken verbrennen und daraus Strom gewinnen. Im Energiesektor in Mauritius werden aktuell einige interessante Projekte vorangetrieben. Erneuerbare Energien und das Thema Energieeffizienz gewinnen dabei an Bedeutung. So will CEB zunehmend auf Erneuerbare Energien setzen. Solarboiler und Energiesparlampen werden bereits subventioniert. In absehbarer Zeit sollen außerdem Gutachter für Energieeffizienz ausgebildet werden, die das Energieeinsparpotenzial in Unternehmen einschätzen sollen. Erneuerbare Energien sollen bis 2025 einen Anteil von 35 Prozent an der Stromerzeugung einnehmen. Der Bereich der Windkraft besitzt großes Potenzial, vor allem im Norden und Süden des Landes, aber auch die Nutzung von Sonnenenergie und Kraft-Wärmekopplung ist möglich. Auch die bereits erwähnte Ausweitung der Stromerzeugung aus Bagasse und der Produktion von Ethanol aus Molasse bis 2015 sind vorgesehen. In der konventionellen Energie gibt es Projektpläne zur Kapazitätserweiterung in bereits bestehenden Wärmekraftwerken. 95 Mauritius muss in den kommenden Jahren außerdem in allen Bereichen seiner Wasserinfrastruktur investieren, um ein Versorgungsengpässe zu vermeiden. Grundsätzlich steht mit 2000 mm Niederschlag jährlich genügend Wasser zur Verfügung. Der steigende Bedarf und das veraltete und schlecht geführte Versorgungsnetz machen Investitionen jedoch dringend erforderlich. Es gibt bereits Pläne für neue Staudämme sowie Aufbereitungsanlagen für Trinkund Abwasser. Zudem investieren einige private Hotels in Anlagen zur Meerwasserentsalzung. >> Textilsektor Die Textilbranche ist der wichtigste Industriesektor auf Mauritius und mit einem Anteil von etwa 40 Prozent die mit Abstand größte Quelle für Deviseneinahmen des Landes. Sie hatte 2009 jedoch aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise den größten Absatzrückgang seit ihrem Bestehen zu verzeichnen. Fast 80 Prozent der Exporte gehen in die EU. Inzwischen setzt eine Erholung ein und für 2011 wird ein Wachstum von über zwei Prozent erwartet. Für die Herstellung arbeitsintensiver Textilien ist Mauritius aufgrund hoher Löhne weniger attraktiv als beispielsweise Madagaskar. In Mauritius wird vor allem kapitalintensive Qualitätsware gefertigt und das Land bleibt somit insbesondere für die Lieferung hochwertiger Textilmaschinen auch für deutsche Unternehmen interessant. Die Regierung bietet zudem dem Textilsektor Unterstützung an. Vorteile bietet zum Beispiel der Export-Processing-Status, der Firmen, die ihre gesamte Produktion exportieren, Steuererlasse, Zollbefreiungen und günstige Kredite gewährt. Unternehmen aus Mauritius sind regelmäßige Teilnehmer an der internationalen Textilmaschinenmesse in München. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Die entwicklungspolitische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Mauritius wurde wegen des hohen Entwicklungsstandes weitgehend eingestellt. Die giz (früher Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH - InWent) und der Pädagogische Austauschdienst (PAD) vergeben allerdings laut dem Auswärtigen Amt in geringem Umfang Stipendien. Die Friedrich-Ebert-Stiftung arbeitet mit politischen Institutionen wie dem Parlament und der Regierung, mit Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft zusammen. 96 Einbindung in regionale Organisationen Mauritius hat gute Beziehungen zu den Ländern der Region und bemüht sich um die Vermittlung bei Konflikten in der Region und beteiligt sich an Friedensmissionen der AU. Es ist Mitbegründer der von Frankreich initiierten und von der EU geförderten Commission de l’Océan Indien (COI), die ihren Sitz in Mauritius hat und sich für die Kooperation der Mitgliedsstaaten einsetzt. Weitere Mitgliedsländer sind Madagaskar, die Seychellen und die Komoren. Mauritius ist außerdem aktiv in der Indian Ocean Rim Association of Regional Cooperation (IOR-ARC), welche eine internationale Organisation für den Informationsaustausch über Handel und Investitionstätigkeiten ist. Weiterhin ist das Land Mitglied der SADC und der Common Market for Eastern and Southern Africa (COMESA), einer Organisation mit dem Ziel der Schaffung eines gemeinsamen Marktes für die Länder des östlichen und südlichen Afrikas. 97 3.9 Algerien Allgemeines: Bevölkerungszahl: 35,5 Mio. Hauptstadt: Algier Korrespondenzsprache: Arabisch, Französisch Offizielle Bezeichnung: Demokratische Volksrepublik Algerien Staatsform: Präsidialrepublik Staatsoberhaupt: Abdelaziz Bouteflika Nächste Wahlen: 2012/2014 Währung: Algerischer Dinar (DZD) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 159 Mrd. Wirtschaftswachstum: 3,8% Aufteilung BIP: Landwirtschaft: 8,4%, Industrie: 61,2%, Dienstleistung: 30,4% Inflation: 5,5% Haushaltsgleichgewicht: -3,9% des BIP Leistungsbilanz: -8,5% des BIP Auslandsschulden: 2,8% des BIP Exportgüter: Erdöl und Erdölprodukte, Kohlenwasserstoffe, Halbfabrikate Importgüter: Kapitalgüter, Halbfabrikate, Konsumgüter, Nahrungsmittel. Maschinen Handelsvolumen (US-$): Exporte: 57,6 Mrd., Importe: 37,9 Mrd. Handelspartner: Export: USA, Italien, Spanien Import: Frankreich, China, Italien, Spanien, Deutschland Wichtigste Sektoren: Erdöl- und Erdgaswirtschaft ADI (US-$) (2009) Bestand: 17,3 Mrd., Zuflüsse: 2,8 Mrd. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit Mai 2002 - Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit Dezember 2008 Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 98 Politik Algerien erlangte 1962 nach einem der längsten und härtesten Kolonialkriege in Afrika seine Unabhängigkeit von Frankreich. Seit dem Erreichen der Unabhängigkeit dominiert die Nationale Befreiungsfront FLN (Front de Libération Nationale) die Politik des Landes. Das Militär, welches seit der algerischen Unabhängigkeit die bestimmende Kraft im Land ist, zieht sich mittlerweile schrittweise aus der Politik zurück. Die Verfassung gewährt theoretisch einen hohen Grundrechtsschutz und neben verschiedenen Nicht-Regierungsorganisationen soll auch eine staatliche Institution die Einhaltung der Menschenrechte fördern. Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen haben auch mit dem Ende des Bürgerkriegs Ende der 1990er Jahre schrittweise abgenommen, bestehen jedoch fort. Auch Algerien wurde Anfang 2011 von Protesten erfasst, in denen sich die Protestierenden für mehr Demokratie, Freiheit und einen besseren Schutz der Menschenrechte einsetzten. Der seit 1992 andauernde Ausnahmezustand wurde in Folge dessen aufgehoben. Im Justizwesen, im Bildungssystem sowie bei dem Übergang von einer staatlich dominierten Wirtschaft zur freien Marktwirtschaft sind weit reichende Reformen geplant und teilweise angelaufen. Diese sind jedoch restriktiven Rahmenbedingungen ausgesetzt. Nachdem 2008 mit einer Verfassungsänderung die Beschränkung der Amtszeit des Präsidenten auf zwei Perioden aufgehoben wurde, konnte Abdelaziz Bouteflika, welcher seit 1999 das Amt des Präsidenten belegt, 2009 mit über 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt werden. Präsident Abdelaziz Boutefklika hat angesichts der Proteste politische Reformen sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen angekündigt. Auch ein Ausbau auf dem Wohnungsmarkt werde vorangetrieben. Neben der Zusammenarbeit mit den arabischen Staaten misst Algerien den Beziehungen zu den wichtigsten westlichen Industriestaaten (EU-Mitgliedsstaaten und USA) große Bedeutung bei. Außenpolitisch schwieriger ist die Situation zwischen Algerien und dem Nachbarland Marokko. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern ist seit Jahren angespannt und die Landgrenzen sind geschlossen. Die weiterhin ungelöste Westsahara-Problematik erschwert eine Normalisierung. Marokko erhebt darin Anspruch auf die Zugehörigkeit der Westsahara zum eigenen Staatsgebiet, Algerien erkennt diese jedoch nicht an. 99 Wirtschaft Die Förderung und der Export von Erdöl und Erdgas bestimmen die Entwicklung der algerischen Wirtschaft. Das Land ist folglich von den Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten deutlich betroffen. So macht dieser Sektor knapp 98 Prozent der Exporterlöse und 45,5 Prozent des BIP aus. Mit seinen hohen Devisenreserven und einem aus früheren Öleinnahmen angesparten Ausgleichsfond ist Algerien noch auf Jahre hinaus in der Lage, seine ehrgeizigen Infrastrukturvorhaben aus eigener Kraft zu finanzieren. Es sind mit weniger als drei Prozent des BIP so gut wie keine Auslandsschulden zu verzeichnen. Die Investitionen, die zu einem Großteil in den Erdöl- und Erdgassektor gehen, konnten im letzten Jahrzehnt deutlich gesteigert werden und die Regierung versucht diese Entwicklung durch die Einführung eines Entwicklungsplans in Höhe von US-$ 150 Mrd. bis 2014 aufrechtzuerhalten. Zwischen der EU und Algerien bestehen enge Handelsbeziehungen. 2008 gingen etwa 48,7 Prozent des Gesamtwerts der algerischen Exporte in die EU. Gleichzeitig stammen 44,5 Prozent der algerischen Importe von dort. Der Staat dominiert die meisten Bereiche der algerischen Wirtschaft. Eine schrittweise Liberalisierung seit Mitte der 90er Jahre hat die Wirtschaft zwar zunehmend für private inländische und ausländische Beteiligungen geöffnet, derzeit werden aber neue Beschränkungen für Investoren und Importeure eingeführt, welche die Einfuhren zurückdrängen und den Aufbau der nationalen Produktion unterstützen sollen. Die Entwicklung des Bankensektors, der Ausbau der Infrastruktur und andere strukturelle Reformen wurden durch Korruption und bürokratische Widerstände behindert. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit bleibt ein großes Stabilitätsrisiko. So sind nach unabhängigen Schätzungen über 25 Prozent der unter 20-Jährigen arbeitslos (in Städten über 30 Prozent) und mehr als 70 Prozent aller Arbeitslosen jünger als 30 Jahre. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Die Bedeutung Algeriens für Europa nimmt vor allem im Bereich der Energieversorgung zu. Das Land gehört zu den wichtigsten Produzenten von Erdöl und Erdgas. Die deutsche Wirtschaft hat großes Interesse an Algerien. So sind rund 100 200 deutsche Unternehmen bereits mit Niederlassungen, Verbindungsbüros und Handelsvertretern auf dem algerischen Markt aktiv. Darunter befinden sich auch mehrere bedeutende Joint Ventures, wie zum Beispiel bei der Herstellung von Industriegasen und im Bereich der Elektrifizierung der Eisenbahn. Das deutsche Importvolumen aus Algerien stieg 2010 um 6,1 Prozent auf € 693,4 Mio. Davon resultierten über 95 Prozent aus Erdöl und Mineralölerzeugnissen, deren Exporte vom Volumen her zurückgingen. Der Wert der Exporte nach Algerien sank im Jahr 2010 um knapp 10 Prozent auf € 1,43 Mrd. Trotzdem ist Algerien weiterhin der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands in Afrika. Die 2005 eröffnete Deutsch-Algerische Industrie- und Handelskammer (AHK Algerien) ihr Büro in Algerien und ist heute mit 700 Mitgliedern neben dem AfrikaVerein der deutschen Wirtschaft die wichtigste Institution der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Im März 2011 fand in Berlin die erste Sitzung der DeutschAlgerischen Gemischten Wirtschaftskommission statt, die mit der Unterzeichnung eines Protokolls über die deutsch-algerische Zusammenarbeit insbesondere in den Bereichen Energie, Investitionen, Unternehmenszusammenarbeit, ländliche Entwicklung sowie Transport und Infrastruktur endete. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Laut der befragten Experten sind positive wirtschaftliche Entwicklungen in Algerien aufgrund des Wachstums in der Energie- und Ölindustrie zu erwarten. Weitere Potenziale für ein unternehmerisches Engagement ergeben sich aus der Rohstoffvielfalt, dem Angebot an qualifizierten Arbeitskräften, der Größe der Volkswirtschaft sowie dem Aufbrechen von Monopolen französischer und italienischer Unternehmen. Für den Zeitraum 2010 bis 2014 hat die Regierung ein Investitionsprogramm in Höhe von US-$ 150 Mrd. aufgelegt, rund 70 Prozent dieser Summe sollen dem Bausektor zugutekommen. Schwerpunkte bilden der Wohnungsbau, der Neu- und Ausbau von Straßen, wie zum Beispiel die 1.200 km lange Ost-West-Autobahn, und der Schienenverkehr. Chancen für deutsche Unternehmen ergeben sich vor allem aus dem enormen Modernisierungsbedarf von Industrieanlagen und der Infrastruktur. Durch neu eingeführte Beschränkungen für Investoren und Importeure wird das Investitionsklima jedoch etwas gedämpft. Die Beschränkungen sehen seit 2009 die 101 Pflicht eines mindestens 51-prozentigen Eigentumsanteils eines algerischen Partners für neue ausländische Investitionen in Form von Beteiligungen vor. Weiterhin gilt ein Importverbot für pharmazeutische Produkte, die auch lokal produziert werden. Aktuell werden diese Beschränkungen jedoch von der Regierung neu überprüft. Beim Besuch des algerischen Präsidenten Bouteflika im Dezember 2010 in Berlin hat der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft außerdem gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) eine Verlautbarung überreicht, welche die eingeleitete Modernisierung und Diversifizierung der algerischen Volkswirtschaft begrüßte. Gleichzeitig wurde jedoch auch die algerische Regierung gebeten, die Gesetzgebung über eine 51-prozentige Beteiligung eines algerischen Partners an einer Firmengründung wieder zu lockern. Diese Beteiligungspflicht hat nach Ansicht der deutschen Institutionen die Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen in Algerien wesentlich eingeschränkt. Weitere Hindernisse für ökonomische Aktivitäten sind laut Expertenmeinung in der mangelhaften Rechtssicherheit, vor allem bei Einfuhr, Verzollung und Versteuerungen, den rechtlichen Rahmenbedingungen, den Bedingungen für den Land- und Eigentumserwerb sowie hohen bürokratischen Hürden zu finden. Die politische Situation in Algerien bleibt trotz außerdem weiterhin relativ instabil. Sollten die angekündigten Reformen durch Präsident Bouteflika nicht zügig vorangetrieben werden, könnte dies zu stärkeren Ausschreitungen und Beinträchtigungen der Wirtschaft führen. >> Baugewerbe Lange Zeit wurde zu wenig in Algerien investiert, die Folgen sind ein Mangel an Wohnraum und ein hoher Modernisierungsbedarf. Das Investitionsprogramm der Regierung für den Zeitraum 2010 bis 2014 in Höhe von ungefähr US-$ 150 Mrd. wird dem Baugewerbe eine große Anzahl von Bauvorhaben verschaffen. So sollen 70 Prozent des Investitionsvolumens in diesen Sektor fließen. Im Mittelpunkt stehen dabei der Wohnungsbau, der Neu- und Ausbau von Straßen sowie der Schienenverkehr. Diese ehrgeizigen Investitionsvorhaben können aus dem algerischen Ausgleichsfonds finanziert werden und sind aufgrund der verfallenen Bausubstanz und des hohen Bevölkerungswachstums dringend notwendig. 102 Die Regierung hat bereits zahlreiche Projekte in Angriff genommen, darunter befinden sich zum Beispiel der Bau von einer Millionen neuer Wohnungen sowie neuer Krankenhäuser. Geplant sind außerdem der Bau von Straßen, Schulen, einer Universität, die Sanierung von Kläranlagen sowie die Errichtung von Mülldeponien, Kraftwerken, Staudämmen und Meerwasserentsalzungsanlagen sowie die Erneuerung des Wasserleitungssystems. Weiterhin ist der Bau einer neuen Autobahnstrecke mit einem Investitionsvolumen von rund US-$ 10 Mrd. in Planung. Neben dem Straßenverkehr sieht das Regierungsprogramm auch eine Modernisierung und Erweiterung des Schienennetzes sowohl im Fern- als auch im städtischen Nahverkehr und der Seeund Flughäfen vor. >> Infrastruktur Das Wachstum Algeriens wird zurzeit unter anderem vom staatlichen Ausgabenprogramm zum Ausbau der Infrastruktur angetrieben. Neben den Bauvorhaben im Wohnungs- und Verkehrsbereich bietet der Infrastruktursektor im Bereich Telekommunikation vielfältiges Potenzial. Mit dem Programm e-Algérie misst die Regierung der Entwicklung der IKT Branche eine hohe Bedeutung bei. Deshalb kann in den nächsten Jahren mit zunehmenden Neuinvestitionen in die Branche und somit auch mit wachsenden Lieferchancen gerechnet werden. Ebenfalls gefragt sind Beratung und IKT-Anbieter. Eine algerische Delegation bekundete beim 1. DeutschAfrikanischen IKT-Forum im Oktober 2010 in Berlin auch besonderes Interesse an einer Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen. Die Algérie Télécom plant Ausgaben in Höhe von US-$ 6 Mrd. für die Modernisierung ihres Fest- und Mobilfunknetzes und möchte bis 2013 die Anzahl seiner Festnetzund Mobilfunkkunden drastisch erhöhen. Laut offizieller Stellen sollen insbesondere öffentliche Einrichtungen wie Regierungsstellen, Universitäten und Krankenhäuser eine Breitbandverbindung erhalten und es soll verstärkt in IKT-Ausbildung, Forschung und Entwicklung investiert werden. Die Regierung unterstützt die Entwicklung von vier Technologieparks. Neben der IKT Branche besitzt auch der Ausbau von Kraftwerkskapazitäten und Leitungssystemen in Algerien Priorität. Die neu strukturierte Versorgungsgesellschaft Sonelgaz plant bis 2017 Investitionen von mehr als US-$ 30 Mrd. in die 103 Elektrizitätswirtschaft und in das Gasnetz. Davon will sie etwa die Hälfte selbst aufbringen. Die andere Hälfte soll ein Kooperationspartner beitragen. Ausländische Unternehmen sind zwar derzeit als Mehrheitspartner bei Betreibergesellschaften nicht mehr gefragt, aber der Markt für Kraftwerks- und Übertragungstechnik steht ihnen weiterhin offen. >> Energiewirtschaft Die Energiewirtschaft wird bisher von Erdgas und Erdöl dominiert. Vor allem das staatliche Gasunternehmen Sonelgaz realisiert in diesem Bereich bisher eine Vielzahl von Projekten, etwa den Bau von Gaskraftwerken und Stromnetzen. In Zukunft will das Land jedoch nicht nur seine nahezu unerschöpflichen Erdgasreserven für die Stromerzeugung nutzen, sondern auch mit Hilfe von Windund Sonnenenergie Strom produzieren. Bisher spielten die Erneuerbaren Energien so gut wie keine Rolle in Algerien und der Großteil der erzeugten Stromkapazität stammt von gasbefeuerten Kraftwerken in Algier, Annaba und Oran. Bis 2020 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien jedoch auf 40 Prozent deutlich gesteigert werden. So ist mit dem Bau von Wind- und Solarkraftanlagen bereits begonnen worden und es werden weitere große Investitionen erwartet. Es sollen zum Beispiel neue Hybridkraftwerke auf der Basis von Solarthermie und Erdgas gebaut werden. Einige kleinere Wasserkraftwerke stehen bereits in der Region Kabylia. Weiterhin werden isolierte Dieselkraftwerke im Süden des Landes nach und nach unter Nutzung von Solar- und Windenergie zu Hybridkraftwerken umgewandelt. Einen wichtigen Auftrieb erhalten die Erneuerbaren Energien in Algerien auch durch das ambitionierte Programm Desertec, welches das Ziel verfolgt bis 2050 15 Prozent des Strombedarfs in Europa mit Solar- und Windkraftanlagen zu decken, die insbesondere in Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten errichtet werden. Deshalb möchte die algerische Regierung neben der Deckung des eigenen Bedarfs mittel- bis langfristig auch Solarstrom nach Zentraleuropa, einschließlich Deutschland, exportieren. Auch Photovoltaik wird gefördert. In allen Bereichen besteht ein erheblicher Bedarf an Wissenstransfers und modernen Technologien. >> Agrarsektor Angesichts des starken Anstiegs der Importnachfrage nach Lebensmitteln will die algerische Regierung die nationale Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie 104 fördern. Da sich der Sektor überwiegend in privater Hand befindet, bieten sich gute Anknüpfungspunkte für spezialisierte internationale Unternehmen in Bezug auf Kooperationen und Lieferung von angepasster Technologie. Es besteht ein großer Modernisierungsbedarf in allen Bereichen. Vor allem in der Zucker- und Milchwirtschaft müssen die Kapazitäten der rasch steigenden Nachfrage angepasst werden. So sind Kapazitätsausweitungen in der Zuckerindustrie und die Errichtung von Großfarmen in der Milchwirtschaft bereits in Planung. Großer Bedarf besteht auch an Kühl- und Gefrierkapazitäten. In Algerien werden hauptsächlich Getreide, vor allem Weizen und Gerste, Kartoffeln sowie Hülsenfrüchte angebaut. Die landwirtschaftliche Produktion ist stark abhängig von den Witterungsbedingungen und deckt aufgrund des größtenteils ariden Klimas lediglich 30 Prozent des nationalen Lebensmittelbedarfs. Auch aus diesem Grund ist Algerien der zweitgrößte Getreideimporteur der Welt. Der Sektor besteht zu 95 Prozent aus Kleinbetrieben, meist Familienunternehmen. Mit der algerischen Cevital-Gruppe hat sich jedoch auch ein Großunternehmen etabliert, welches zudem offen für die Zusammenarbeit mit internationalen Technologielieferanten ist. Geplante Projekte seitens des Unternehmens sind zum Beispiel der Bau einer Ölmühle und der Aufbau eines Betriebs zur Züchtung von Kartoffelsamen. Für beide Projekte kommen Kooperationen mit ausländischen Partnern in Frage. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Deutschland ist für Algerien ein zuverlässiger Partner in der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit, aber kein Schwerpunktland der deutschen EZ. Seit 1962 ist die deutsche EZ mit einigen Unterbrechungen in Algerien aktiv. Die akkumulierten Zahlungen Deutschlands belaufen sich im Rahmen der Technischen Zusammenarbeit auf insgesamt rund € 200 Mio. und bei der Finanziellen Zusammenarbeit auf ungefähr € 180 Mio. Die Schwerpunkte der deutschen EZ in Algerien sind derzeit Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sowie nachhaltig integriertes Ressourcenmanagement im Wasser- und Umweltbereich. Zusätzlich gibt es Projekte, die die Gesundheitssituation speziell der ärmeren Bevölkerung verbessern sollen. Einbindung in regionale Organisationen 105 Algerien ist Mitglied in der Afrikanischen Union und der Arabischen Maghreb Union, einer Organisation bestehend aus Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien und Tunesien, mit dem Ziel einer einheitlichen Politik und Wirtschaft unter Bewahrung der Souveränität der einzelnen Staaten. Weiterhin engagiert sich das Land im Rahmen der Organisation Öl-fördernder Staaten OPEC und ist Mitglied der Organisation arabischen Öl-fördernden Staaten OAPEC sowie der Arabischen Liga. Außerdem ist Algerien Mitglied der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), die mit ihren derzeit 57 Mitgliedern den Anspruch erhebt, die islamische Welt zu repräsentieren. Algerien ist außerdem Mitglied in der Wirtschaftskommission für Afrika (Economic Commission for Africa - ECA) der Vereinten Nationen, welche 1958 gegründet wurde und zur Aufgabe hat, die ökonomische und soziale Entwicklung ihrer 53 afrikanischen Staaten sowie die regionale Integration voranzutreiben. 106 3.10 Ghana Allgemeines: Bevölkerungszahl: 23,8 Mio. Hauptstadt: Accra Korrespondenzsprache: Englisch Offizielle Bezeichnung: Republik Ghana Staatsform: Präsidialdemokratie Staatsoberhaupt: John Evans Atta Mills Nächste Wahlen: 2012 Währung: Ghanaischer Cedi (GHS) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 18,1Mrd. Wirtschaftswachstum: 5% Aufteilung BIP (2008): Landwirtschaft: 40,2%, Industrie: 28,0%, Dienstleistung: 31,8%, Inflation: 10,6% Haushaltgleichgewicht: -8% des BIP Leistungsbilanz: -11,6% des BIP Auslandsschulden(2009): 41,7% des BIP Exportgüter: Gold, Kakao, Edelholz, Thunfisch, Bauxit, Aluminium, Manganerz, Diamanten Importgüter: Anlagegüter, Erdöl, Nahrungsmittel Handelsvolumen: Exporte: US-$ 6,1 Mrd., Importe: US-$ 10,1Mrd. Handelspartner: Exporte: Südafrika, Niederlande, Indien, UK, Deutschland Importe: China, Nigeria, USA, Deutschland Wichtigste Sektoren: Bergbau (insbesondere Gold), Kakaoindustrie ADI (US-$) (2009) Bestand: 6,6 Mrd., Zuflüsse: 1,7 Mrd. Bilaterale Sonderregelungen: - Investitionsförderungs- und -schutzabkommen, in Kraft seit 1998 - Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 2007 Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 107 Politik 1957 erlangte Ghana als erstes Land Subsahara-Afrikas die Unabhängigkeit mit dem berühmten Freiheitskämpfer Kwame Nkrumah als erstem Präsidenten. Seit Mitte der 1960er Jahre kam es immer wieder zu politischen Umstürzen und das Land wurde von wechselnden Militärregierungen beherrscht. Anfang der 1990er Jahre leitete die Regierung unter Jerry Rawlings, der seit 1981 Militärdiktator war, schließlich einen tief greifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformprozess ein, in dessen Folge Ghana einen erfolgreichen Demokratisierungsprozess durchlaufen und wirtschaftspolitische Reformen wirksam umsetzen konnte. 1993 wurde er erstmals als Präsident frei gewählt. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2000 gelang der erste demokratische Machtwechsel. Auch die Wahl im Dezember 2008 verlief weitgehend friedlich und stellte den zweiten gewaltlosen Machtwechsel dar. Es erfolgte ein Regierungswechsel von der New Patrotic Party (NPP) zum National Democratic Congress (NDC) unter Präsident John Evans Atta Mills. Heute gilt Ghana im afrikanischen Vergleich als politisch stabil und zeichnet sich durch ein hohes Maß an Liberalität aus. Das Land setzt sich für regionale Zusammenarbeit und die friedliche Lösung von Konflikten ein und bemüht sich um ein gutes Verhältnis zu den Nachbarländern. Die Innenpolitik ist vor allem auf die Bekämpfung der Armut, die weitere Konsolidierung der Demokratie, die Verbesserung der Infrastruktur und der inneren Sicherheit, die Förderung der Privatwirtschaft sowie die Bekämpfung des Drogenhandels und der Korruption gerichtet. Positiv hervorzuheben sind die in den Medien praktizierte Meinungsfreiheit, die religiöse Toleranz der Regierung und der Religionsgemeinschaften, die Versammlungsfreiheit und die relativ starke Position und Unabhängigkeit der in der Verfassung verankerten staatlichen Menschenrechtskommission. Herausforderungen bieten das schwierige makroökonomische Umfeld und ein starker Anstieg der Staatsverschuldung aus Zeiten der Vorgängerregierung. Wirtschaft Obwohl Ghana über eine große Anzahl natürlicher Ressourcen verfügt, ist die Wirtschaft des Landes traditionell vom Export einiger weniger Produkte abhängig. Besonders wichtig ist seit der Kolonialzeit der Kakaound Ghana war lange Zeit 108 größter Kakaoproduzent der Welt. Mittlerweile steht das Land auf Platz zwei der größten Hersteller, auch als Exportgut des Landes liegt Kakao nur noch auf dem zweiten Platz. Seit 2006 ist jedoch Gold, mit Unterstützung des hohen Goldpreises, vor Kakao das wichtigste Exportgut und generiert mehr als ein Drittel der gesamten Exporterlöse. Große Erwartungen und zugleich auch Befürchtungen werden außerdem mit den Entdeckungen wesentlicher Ölvorkommen vor Ghanas Küste im Jahr 2007 in Verbindung gebracht, deren Förderung im Dezember 2010 begann. Im Verlauf des Jahres 2011 soll die Produktion auf 120.000 Barrel/Tag erhöht werden. Der IWF erwartet für 2011 im Zuge des Beginns von Ölexporten einen Anstieg des Wirtschaftswachstums auf 10 Prozent und einen Rückgang des Leistungsbilanzdefizits. Die Landwirtschaft erzeugt über ein Drittel des BIP und beschäftigt mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte. Ihre Produktivität ist jedoch immer noch sehr gering. Ausländische Investoren werden in Ghana zum Teil noch durch bürokratische Hürden und Unsicherheiten bei der Durchsetzung von Rechtsansprüchen abgeschreckt. Auch fehlende Kommunikationsverbindungen und die unzureichende Ausbildung der Arbeitskräfte hemmen Auslandsinvestitionen. Die Regierung bemüht sich jedoch, diese Rahmenbedingungen zu verbessern und hat mit dem Ghana Investment Promotion Centre (GIPC) eine erste Anlauf-Behörde für Investoren geschaffen. Außerdem werden umfangreiche Verbesserungen im Infrastrukturbereich geplant. Um die Regierung bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Gegenmaßnahmen zur Wirtschaftskrise zu unterstützen, erhielt das Land kürzlich sowohl von der Weltbank als auch vom IWF finanzielle Beihilfen. Der Kredit der Weltbank betrug US-$ 535 Mio., der IWF stellte US-$ 600 Mio. zur Verfügung. Insgesamt bleibt Ghana stark abhängig von internationaler finanzieller und technischer Unterstützung, denn gut ein Drittel des Staatshaushaltes ist geberfinanziert. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner für Ghana und führt vor allem Kakao, Holz und Aluminium ein. 2009 war Ghana eines der wenigen afrikanischen Länder, in 109 denen trotz der globalen Wirtschaftskrise die Im- und Exporte anstiegen. Die Exporte nach Deutschland stiegen 2010 um weitere 33,7 Prozent auf € 147,6 Mio. an. Aus Deutschland bezieht Ghana hauptsächlich Fahrzeuge, Maschinen und chemische Erzeugnisse, die deutschen Exporte betrugen 2010 € 207,7 Mio. In Ghana gibt es etwa 90 deutsche Firmen mit Niederlassungen, einschließlich lokaler Unternehmen mit deutscher Geschäftsführung, die sind vor allem in den Bereichen Transport/Logistik, Zementherstellung, Krankenhausausstattung, Maschinen-, Werkzeughandel, Busmontage und in der Nahrungsmittelherstellung tätig. Außerdem interessieren sich immer mehr deutsche Firmen für Palmenplantagen und Palmenöl zur Energiegewinnung. Ein Großteil dieser Unternehmen ist im Ghanaisch-Deutschen Wirtschaftsverband (Ghanaian-German Economic Association - GGEA) organisiert, der die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Ghana und Deutschland fördert. Anfang 2011 wurde außerdem das Delegiertenbüro der deutschen Wirtschaft in Ghana eröffnet, welches eines der derzeit vier Standorte des deutschen Kammersystems ist und als weiterer Ansprechpartner für deutsche sowie ghanaische Unternehmen dient. Mittelfristig soll dieses Delegiertenbüro mit der GGEA zu einer Auslandshandelskammer verschmolzen werden. Ende 2007 hat Ghana mit der EU ein EPA unterzeichnet, welches einen freien Zugang zu europäischen Märkten für ghanaische Exporte garantiert und teilweise den Marktzugang für europäische Produkte in Ghana liberalisiert. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Die von der Regierung eingeleiteten Maßnahmen, die unter anderem die Aufnahme von Krediten und die Gründung von Unternehmen erleichtern sollen, machten Ghana aus Sicht der Weltbank zum investitionsfreundlichsten Land Westafrikas in den Jahren 2007/2008. So bietet es ein einfaches und geordnetes Geschäftsfeld bei hoher politischer Stabilität. Potenziale für unternehmerisches Engagement ergeben sich laut der Expertenmeinung außerdem aus der guten Regierungsführung, den allgemein guten Rahmenbedingungen sowie der Ende 2010 begonnenen Ölförderung und der daraus zu erwartenden Einnahmen. Im Ranking des Ease of Doing Business 2011 der Weltbank steht Ghana an fünfter Stelle Subsahara-Afrikas. Neben dem Wirtschaftsaufschwung und dem Entstehen einer Mittelschicht wurde außerdem die Möglichkeit positiv hervorgehoben, Ghana als Sprungbrett für das anglophone Westafrika zu nutzen. Zudem existiert mit dem Delegiertenbüro und der 110 GGEA, die bei ihren Serviceleistungen zunehmend den regionalen Aspekt in den Vordergrund rückt, eine gute Vertretung und Beratung für deutsche Unternehmen vor Ort. Da die Finanzierung von Investitionen generell durch die internationale Krise erschwert wurde, hat die nationale Handelskammer, die Ghana National Chamber of Commerce & Industry (GNCCI), die Gründung einer eigenen Bank als Finanzierungsinstitut speziell für klein- und mittelständische Unternehmen bekannt gegeben. Das Land hat in den letzten Jahren außerdem einen enormen Aufschwung der Direktinvestitionen aus dem Ausland erlebt. Lag der Wert der Zuflüsse der ADI zwischen 1995 und 2005 noch bei durchschnittlich US-$ 132 Mio., wurden 2010 US$ 1,3 Mrd. investiert. Als Hindernisse wurden vorrangig die geringe Marktgröße, die Zollregularien, die schwierigen Bedingungen für den Land- und Eigentumserwerb sowie der Zugang zu und die Kosten von Finanzierungsmöglichkeiten genannt. Außerdem können sich laut der Experten Probleme für unternehmerische Aktivitäten durch Mängel in der Rechtssicherheit, der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und der Energieversorgung sowie unterschiedliche Geschäftskulturen und dem starken Wettbewerb ergeben. >>Erdöl Mit der Förderung der im Jahr 2007 vor Ghanas Küste entdeckten Ölfunde wurde Ende 2010 begonnen. Das Jubilee Ölfeld beherbergt Vorkommen von insgesamt 1,5 Mrd. Barrel Öl. Derzeit werden ca. 70.000 Barrel/Tag gefördert, ab Anfang 2012 rechnet der Betreiber mit einer Fördermenge von bis zu 120.000 Barrel pro Tag. Die Funde werden vor allem von kleineren Ölfirmen genutzt. Es handelt sich um die irische Tullow-Oil und die amerikanische Anadarko Petroleum, die die größten Anteile an den Feldern besitzen. Von den neuen Aktivitäten können erhebliche positive Auswirkungen auch auf die übrigen Wirtschaftsbereiche und eine starke Erhöhung des Wirtschaftswachstums erwartet werden. So erhofft sich das Land durch diese Ölfunde zusätzliche Deviseneinnahmen von bis zu US-$ 1 Mrd. im Jahr. Davon soll jedoch nur ein Teil in den allgemeinen Haushalt fließen. Der Rest soll in einen Fond zum Kapitalaufbau und in Erneuerbare Energien investiert werden. Zudem soll die Einnahmeverwendung transparent gehalten werden. 111 Noch herrscht jedoch einige Unsicherheit über die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Zudem hat Regierung durch eine Blockade des Verkaufs von Anteilen eines Joint-Venture-Partners für großes Aufsehen in internationalen Investorenkreisen gesorgt. Das Land bemüht sich um eine möglichst weitgehende Beteiligung der breiten Bevölkerung an dem neuen Reichtum und um die Vermeidung derselben Fehler, die in den etablierten afrikanischen Erdölländern begingen wurden. In diesem Sinne sollen auch die in anderen Ländern erzeugten Umweltschäden aus der Förderung vermieden werden. Allerdings sind auch hierfür die Rahmenvorschriften noch nicht verabschiedet. >> IKT Der Telekommunikationssektor Ghanas weist ein enormes Wachstumspotenzial auf. Bei der Liberalisierung und Modernisierung dieses Bereiches nimmt Ghana eine Vorreiterrolle in Afrika ein. Auf dem Markt zeigt sich ein reger Wettbewerb und die Zahl der Mobilfunkanbieter gehört mit sechs Konkurrenten zu den höchsten der Region. Auch die Mobilfunkdichte ist mit 63 Prozent regional eine der höchsten. Spektakulär war 2009 der Markteintritt von Vodafone durch die Übernahme von 70 Prozent an der nationalen Festnetz-Telefongesellschaft Ghana Telecom für US-$ 900 Mio. Mit deutscher Unterstützung hat das Tiefseekabel Main One zwischen Portugal und Westafrika mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von US-$ 240 Mio. im Juli 2010 den Betrieb aufgenommen. Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) beteiligte sich mit US-$ 20 Mio. an der Finanzierung. Zu den Kapitalgebern gehörten auch die Afrikanische Entwicklungsbank mit US-$ 55 Mio. sowie zwei nigerianische Geschäftsbanken mit US-$ 45 Mio. Von dieser Glasfaserverbindung, welche allen Betreibern offen stehen soll, wird vor allem eine Verbesserung der Kommunikationsstruktur und eine Reduzierung der Kommunikationskosten sowie mehr Wettbewerb in der Branche erwartet. In Zukunft soll das Projekt noch weiter ausgebaut werden. Durch den Anschluss an internationale Glasfaserkabel sind vielfältige Chancen für unternehmerisches Engagement zu erwarten. So werden moderne Technologien für die Telefon- und Datenkommunikation benötigt, zum Beispiel für ein Outsourcing von Dienstleistungen. Weiterhin gelten neue Lizenzen im Bereich des schnurlosen Breitbandzugangs als Schlüsselvorhaben für die Entwicklung. 112 Großer Nachholbedarf besteht bei der Internet- und Breitbandnutzung in der Bevölkerung. So gab es nach Angaben der International Telecommunication Union nur eine Verbreitungsdichte von Internetanschlüssen von 4,2 Prozent. >> Bergbau Auch die ghanaische Bergbauindustrie ist von der globalen Finanzkrise nicht verschont geblieben und hatte unter der damit einhergehenden Nachfrageschwäche zu leiden. Für den dominierenden Goldbergbau stehen die Aussichten jedoch weiterhin gut, da die Goldproduktion in den vergangenen Jahren ein kontinuierliches Wachstum von 25 Prozent verzeichnete. Die Goldreserven konzentrieren sich in der Ashanti Region und in West- und Zentral-Ghana. Gold und andere Rohstoffe sind mit ungefähr 50 Prozent die größten Exporteinnahmequellen in Ghana. In letzter Zeit kommt es vermehrt zu Spannungen zwischen der Bevölkerung und den Bergbaufirmen, da sich die Schürfaktivitäten negativ auf umliegende Kommunen auswirken. Aus diesem Grund hat die Bergbaukammer eine Kampagne zur Erhaltung und Stärkung des Bergbaus als unverzichtbarer Faktor nachhaltiger Entwicklung für die ghanaische Volkswirtschaft gestartet. Größere Projekte werden zurzeit von einem der führenden Goldkonzerne, der Newmont Mining aus den USA, mit einem Investitionsvolumen von rund US-$ 850 Mio. durchgeführt. Bei der AngloGold Ashanti stehen umfangreiche Investitionen in die Erschließung des Tiefenbergbaus an. Solche und andere Projekte bieten auch für deutsche Unternehmen Zuliefererchancen. Ghana verfügt außerdem über große Diamantenvorkommen, die sich überwiegend im Birim Basin in Zentralghana befinden. Überdies ist das Land einer der größten Manganexporteure der Welt. Neben der Wirtschaftskrise stellt vor allem auch eine mangelnde zuverlässige Eisenbahninfrastruktur ein großes Hindernis sowohl für den Mangan- als auch für den Bauxitbergbau dar. Nichtsdestotrotz gilt das noch unerschlossene Potenzial des Bergbaus als beachtlich. Vor allem die großen Bauxitbestände werden bisher nur zu einem kleinen Teil abgebaut. Der einzige Bauxitproduzent ist die Ghana Bauxit Company. >> Infrastruktur und Energie Der Infrastruktursektor in Ghana besitzt einen enormen Nachholbedarf. Die Regierung plant daher diverse Projekte. Zu den Wichtigsten gehören derzeit der 113 Ausbau der Kraftwerkskapazitäten sowie die Diversifizierung der Energiequellen, um die Abhängigkeit von der Wasserkraft zu verringern. Der Volta-Staudamm ist derzeit der inländische Haupterzeuger von Strom. Ein wichtiger Bereich bleibt aber auch die Schaffung einer adäquaten Wasserversorgung aller Bevölkerungsteile und die Wasseraufbereitung. Um 80 Prozent der Bevölkerung bis zum 2015 mit Wasser zu versorgen, wären laut des zuständigen Ministeriums zusätzliche Investitionen von US-$ 1,6 Mrd. notwendig. Im Bereich der Energieversorgung werden bis 2012 Investitionen von bis zu € 700 Mio. benötigt, um ein verlässliches Distributionsnetz zu gewährleisten. Nachfrage besteht auch im Bereich von Privathäusern. Einen besonderen Stellenwert nimmt der Straßenbau ein, da zurzeit viele Straßen in Ghana ausgebaut und erneuert werden. Neben nationalen sind auch viele ausländische Firmen in diesem Sektor anzutreffen, die insbesondere größere Bauvorhaben wie Autobahnen und Küstenprojekte übernehmen. Lokale Firmen spielen eher beim Bau von Zubringerstraßen eine Rolle. Pläne gibt es außerdem im Bereich der Schieneninfrastruktur und im Flughafenausbau. Die Regierung möchte Ghana als Tor zu Westafrika positionieren. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Ghana ist eines der Schwerpunktpartnerländer für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Für Ghana zählt Deutschland zu den wichtigsten Geberländern. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Ghana liegen in der Dezentralisierung, der Landwirtschaft und der Privatsektorentwicklung. Für diese Bereiche hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für den Zeitraum 2009 bis 2011 € 130 Mio., zugesagt. Dies stellt eine Steigerung von 60 Prozent zur Vorperiode dar, welche durch die besondere Unterstützung für Länder mit guter Regierungsführung begründet wird. Dieser Betrag gliedert sich in € 108 Mio. für Finanzielle und € 22 Mio. für Technische Zusammenarbeit. Das Gesamtvolumen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Ghana beläuft sich seit 1961 auf € 1,2 Mrd. 114 Einbindung in regionale Organisationen Die wichtigste regionale Organisation für Ghana ist die westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Erklärung siehe Nigeria). Es ist zusätzlich Mitglied in der westafrikanischen Zollunion WAMZ der größtenteils anglophonen Länder Westafrikas. Ghana war bereits Gründungsmitglied der Vorgängerorganisation des Commonwealth of Nations. Außerdem ist Ghana sehr aktiv in der AU. Ghana ist das erste Land, das den African Peer Review Mechanism (APRM) der NePAD im Jahr 2006 erfolgreich abgeschlossen hat. APRM ist eine rein afrikanische Initiative und bildet einen Mechanismus der freiwilligen Prüfung der Regierungsführung eines Landes. Seit 2003 ist es Mitglied der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI), welche sich für eine möglichst große Transparenz im Rohstoffsektor einsetzt. 115 3.11 Marokko Allgemein: Bevölkerungszahl: 31,3 Mio. Hauptstadt: Rabat Korrespondenzsprache: Arabisch, Französisch Offizielle Bezeichnung: Königreich Marokko Staatsform: Konstitutionelle Monarchie Staatsoberhaupt: König Mohammed VI. Nächste Wahlen: König durch Erbfolge, Parlamentswahlen: 2015 Währung: Marokkanischer Dirham (MAD) Wirtschaftsdaten (2010): BIP total (US-$): 91,7 Mrd. Wirtschaftswachstum: 4% Aufteilung BIP: Landwirtschaft: 15,8%, Industrie: 25,3%, Dienstleistung: 58,9% Inflation: 1,5% Haushaltgleichgewicht: -1,4% des BIP Leistungsbilanz (2009): -6,3% des BIP Auslandsschulden: 20,4 % des BIP Exportgüter: Textilien, Phosphatsäure, chemische und natürliche Düngemittel, Phosphate, Kabel Importgüter: Brennstoffe, Maschinen, Elektrotechnik, Fahrzeuge, Eisen und Stahl Handelsvolumen (US-$): Exporte: 14,7 Mrd., Importe: 30,7 Mrd. Handelspartner: Exporte: Spanien, Frankreich, Indien, Italien Importe: Frankreich, Spanien, China, USA Wichtige Sektoren: Tourismus, Immobilien, Banken, Telekommunikation ADI (US-$) (2009): Bestand: 40,7 Mrd. Zuflüsse: 1,3 Mrd. Bilaterale Sonderregelungen: - revidierter Investitionsförderungs- und -schutzvertrag, in Kraft seit 2008 - Doppelbesteuerungsabkommen, in Kraft seit 1974 Quelle: EIU, IWF, UNCTAD, OECD, CIA, GTAI, Bundesbank 116 Politik Marokko erreichte im Jahr 1956 seine Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien. Laut der Verfassung von 1972 handelt es sich bei der Staatsform um eine konstitutionelle Monarchie mit Elementen einer parlamentarischen Demokratie. Aus den Parlamentswahlen vom September 2007 ging mit der Istiqlal die ehemalige Trägerin der marokkanischen Unabhängigkeitsbewegung überraschend als Siegerin hervor. König Mohammed VI. ist seit 1999 der Throninhaber. Er ist zugleich weltlicher Herrscher und geistlicher Führer. In den letzten Jahren zeichnete sich Marokko durch seine politische Stabilität und relativ gute Beziehungen zu den Nachbarländern aus. Die Proteste in der arabischen Welt seit Januar 2011 führten auch in Marokko immer wieder zu Demonstrationen. Im März kündigte König Mohammed VI. schließlich, tiefgreifende politische Reformen einzuleiten und das Parlament mit mehr Befugnissen auszustatten. Gleichzeitig wurden einige Proteste gewaltsam von der Polizei aufgelöst. Die vorgezogenen Parlamentswahlen von November 2011 gewann die moderate islamische Partei PJD. Seit seinem Amtsantritt hat der König eine politische Öffnung und Fortschritte bei Reformen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich sowie in Bezug auf die Menschenrechte eingeleitet. Zudem hat er bei der Bekämpfung der Armut und des Bildungsnotstands, bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und bei der Gleichberechtigung der Frau Initiative gezeigt. Die Außenpolitik steht im Zeichen einer strategischen Westorientierung. Die europäischen Nachbarn bleiben das gesellschaftspolitische Vorbild und die USA der wichtigste sicherheitspolitische Partner. Im Verhältnis zur EU strebt das Königreich einen Ausbau der jetzt schon in mancher Hinsicht privilegierten Stellung an. Ein besonders enges Verhältnis besteht traditionell zur ehemaligen Protektoratsmacht Frankreich. Marokkanische Innenbehörden gehen von einer erheblichen Gefahr terroristischer Anschläge aus. Die Selbstmordattentate in Casablanca im Mai 2003 erschütterten Marokkos Ruf als ruhiges Land mit religiöser Mäßigung. Ein zentrales Problem bleibt außerdem das Anliegen des Landes der dauerhaften Sicherung der Zugehörigkeit der Westsahara zu Marokko. Dieser Konflikt belastet noch immer die Beziehungen zwischen Marokko und Algerien und behindert eine engere regionale Zusammenarbeit im Rahmen der Arabischen Maghreb Union. Wirtschaft 117 Marokko befindet sich in einem Prozess des Wandels von einem Agrarland hin zu einem Industrie- und Dienstleistungsland. Noch ist aber fast die Hälfte aller Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig. Diese leidet unter starken Klimaschwankungen, einer Knappheit der Wasserressourcen und unter der in weiten Gebieten verbreiteten Verschlechterung der Bodenqualität durch Übernutzung. Programme zur Strukturanpassung haben zu einer erheblichen Verbesserung der makroökonomischen Rahmenbedingungen und des Investitionsklimas geführt. Die Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise stellen jedoch insbesondere die staatliche Investitionspolitik vor erhebliche Herausforderungen. Die bis 2011 amtierende Regierung unter Premierminister Abbas al-Fassi reagierte mit einer Reihe von großen, über mehrere Jahre angelegten und ambitionierten sektorspezifischen Investitionsprogrammen, für die 2009 bereits eine Investitionssumme von € 11,8 Mrd. (davon 31 Prozent aus dem Staatshaushalt, 57,5 Prozent von staatlichen Unternehmen) bereitgestellt wurde. Diese Investitionsprogramme konzentrieren sich auf die Bereiche Landwirtschaft, Trink- und Abwasserwirtschaft, Energie, Infrastruktur, Industrie sowie Wohnungsbau. Die Krise hatte außerdem einen negativen Einfluss auf Tourismuseinnahmen und Rücküberweisungen marokkanischer Emigranten. Diese beiden wichtigen Quellen für Deviseneinnahmen haben bisher das Defizit in der Handelsbilanz ausgeglichen und eine positive Zahlungsbilanz ermöglicht. Marokko hat im Oktober 2008 im Verhältnis zur EU einen „Statut Avancé“ erhalten. Damit wird eine Politik anerkannt, die sich weit über den wirtschaftspolitischen Rahmen hinaus konsequent zur EU zuwendet. Vereinbart wurde die schrittweise Übernahme des Acquis Communautaire, welches den Gesamtbestand an Rechten und Pflichten bezeichnet, der für die Mitgliedstaaten der EU verbindlich ist.. Diese enge Verknüpfung mit Europa soll mittelfristig die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Marokkos sichern. Im Juli 2010 unterzeichnete Marokko außerdem gemeinsam mit der EU ein Zwei-Jahres-Kooperationsabkommen in Höhe von € 580,5 Mio., welches 2011 startet. Dieses Abkommen unterstützt Regierungsprogramme in den fünf Schlüssel-Bereichen soziale Entwicklung, wirtschaftliche Modernisierung, institutionelle Reformen, Menschenrechtsschutz und Umweltpolitik. Große Herausforderung bleiben die zu niedrige Produktivität aufgrund der geringen Qualität der Industriegüter, ein zu beschränktes Angebot an Fertigwaren und ein 118 Mangel an qualifiziertem Personal. Diese Mängel bewirken, dass die Exportwirtschaft bisher nicht konkurrenzfähig ist. Weitere Probleme und zum Teil Gefahren für die Sicherheit resultieren aus dem Drogenanbau und -schmuggel, den wachsenden Umweltproblemen, der Abhängigkeit von teuren Erdölimporten, Korruption, einer hohen Analphabetenrate und unzureichender Bildung sowie hoher Jugendarbeitslosigkeit. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Deutschland gehört neben Frankreich, Spanien, Saudi-Arabien, Italien und China zu den größten Handelspartnern Marokkos. Die deutschen Urlauber sind wichtig für das Tourismusgeschäft des Landes und deutsche Unternehmen profitieren von den zahlreichen Abkommen zwischen Marokko und der EU. Im November 2008 wurden zudem Verhandlungen zwischen Deutschland und Marokko über eine Novellierung des bilateralen Doppelbesteuerungsabkommens aufgenommen. In diesem Rahmen ist auch die für 2012 geplante Freihandelszone mit der EU von großer Bedeutung. Im Februar 2011 wurde außerdem eine Absichtserklärung zwischen beiden Regierungen über die Einrichtung einer DeutschMarokkanisch Gemischten Wirtschaftskommission unterschrieben, deren erste Sitzung noch im Jahr 2011 stattfinden soll. Deutschland exportiert im Wesentlichen seine traditionellen Exportgüter nach Marokko. Diese Exporte 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 Prozent auf € 1,37 Mrd., während auch die Importe aus Marokko wieder zulegen konnten. 2010 importierte Deutschland marokkanische Waren im Wert von € 598 Mio., ein Plus von 13,8 Prozent. Aus Marokko bezog Deutschland hauptsächlich Textilien, Schuhe und Nahrungsmittel. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft bietet interessierten Unternehmen gern seine Unterstützung an. Daneben gibt es seit 1997 die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko (AHK Marokko) hat in Casablanca ihren Sitz und zählt über 350 Mitglieder. Potenziale für unternehmerisches Engagement und ausgewählte Sektoren Laut der Experten bieten sich in Marokko relativ verlässliche Rahmen- und gute Investitionsbedingungen für deutsche klein- und mittelständische Unternehmen. Weiterhin zeichnet sich das Land durch seine liberale Wirtschaftspolitik und seine 119 Nähe zum europäischen Markt aus. Auch wenn die Exportwirtschaft in Marokko von der Nachfrage in Europa und den USA abhängig ist und sich somit der Wirtschaftskrise nicht entziehen konnte, wird die Attraktivität des marokkanischen Marktes dadurch kaum geschmälert. So werden die umfangreichen Infrastruktur- und Industrieprojekte wie geplant durchgeführt und die Inlandsnachfrage bleibt aufgrund hervorragender Ergebnisse in der Landwirtschaft auf hohem Niveau. Neben dem Bereich der Lohnveredelung bieten sich deutschen Unternehmen Investitionspotenziale auch in den Bereichen Infrastruktur, Energie (Erneuerbare Energien, Energietransport, Energieeffizienz, Gaskraftwerke), Tourismus und hochwertige Bauausstattung. Als Hindernisse für ein unternehmerisches Engagement in Marokko wurden von den Experten der Fachkräftemangel, die geringe Größe der Volkswirtschaft und der schlechte Zugang zu den Nachbarländern identifiziert. >> Energiewirtschaft Die nationale Stromerzeugung in Marokko kann den stetig wachsenden Bedarf nicht decken und muss durch Importe aus Europa ergänzt werden. Aus diesem Grund hat die Regierung einen Energieplan ins Leben gerufen, der von 2009 bis 2015 eine Verdoppelung der Stromkapazitäten zum Ziel hat. Die marokkanische Elektrizitätsgesellschaft Office National de l'Electricité kündigte außerdem an, während der nächsten fünf Jahre nahezu € 1 Mrd. pro Jahr zu investieren, um der Nachfrage gerecht werden zu können. Der größte Teil dieser Ausgaben ist für die Verstärkung und Erweiterung der Übertragungs- und Verteilernetze eingeplant. Es sollen außerdem kohlebefeuerte Kraftwerke ausgebaut und die Kernenergie weiterentwickelt werden. Weiterhin wird der Bau eines Terminals für die Entladung von Flüssiggas mit einer Kapazität von fünf bis zehn Milliarden Kubikmeter pro Jahr verfolgt. Größtes Projekt des Kraftwerkprogramms ist der Bau eines Kohlekraftwerks in Safi mit der Kapazität von 1.320 Megawatt. Der Energiesektor Marokkos bietet somit vielfältige Chancen für unternehmerisches Engagement, auch für ausländische Firmen, da sowohl eine Diversifizierung bei den Energieträgern als auch bei den Versorgungswegen angestrebt wird. Für deutsche Unternehmen bieten sich sowohl Zulieferchancen als auch die Möglichkeit als Betreiber unter einem zuverlässigen gesetzlichen Rahmen am Ausbau der Kraftwerke mitzuwirken. 120 Ein besonderes Augenmerk legt die Regierung außerdem auf eine höhere Energieeffizienz und auf die Stärkung der Erneuerbaren Energien, welche bis 2015 18 Prozent der Stromerzeugung stellen sollen. Marokko bietet ideale Standorte für die Nutzung Erneuerbarer Energien, insbesondere im Bereich Wind- und Sonnenenergie. So plant die Wüstenstrominitiative Desertec zurzeit in Marokko ihren ersten Kraftwerkspark, der einen Verbund von Anlagen unterschiedlicher Technologien wie Solarthermie, Photovoltaik oder Windkraft vorsieht. Insgesamt soll mit dem Projekt Energie in Höhe von 500 bis 1000 Megawatt erzeugt werden. Marokko wird das erste Land sein, welches im Rahmen von Desertec Strom liefern wird. So werden die Kraftwerke voraussichtlich 2013 ausgeschrieben, damit 2015 der erste Strom fließen kann. 80 Prozent der damit erzeugten Stromes sollen nach Europa exportiert werden. Die marokkanische Regierung hat bereits selbst mit dem Bau des modernsten Solarkraftwerks der Welt begonnen. Des Weiteren gibt es im Rahmen des Plan Solaire Marocain Planungen von 10.000 Hektar Solaranlagen an fünf Standorten, die ab 2020 insgesamt 2.000 Megawatt Strom erzeugen sollen. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf US-$ 9 Mrd. Im Bereich der Windenergie werden verschiedene Projekte entlang der Atlantikküste durchgeführt, die auch von deutschen Entwicklungsagenturen wie der KfW-Bank unterstützt werden. Marokko verfügt zwar nicht über eine generelle Einspeisevergütung für Erneuerbare Energien, aufgrund der politischen Unterstützung können aber vor allem bei größeren Projekten Abnahmegarantien erwartet werden. Vorhaben könnten außerdem auch über den Export grünen Stroms nach Europa finanziert werden. Für das Engagement mittelständischer Unternehmen sind vor allem Projekte in den Bereichen Windenergie und Biomasse interessant, da bei diesen Gestehungskosten erzielt werden können, die jetzt schon konkurrenzfähig sind. Die meisten Energieprojekte sollen mit Hilfe von PPP finanziert werden. Dies gilt auch für den, Plan Solaire Marocain. >> Automobilsektor Der marokkanische Kfz-Sektor dehnt sich trotz der schwierigen Lage des Weltmarktes weiterhin aus. Die Anzahl von Neuzulassungen von Kfz stieg im Jahr 121 2009 auf knapp 190.000 Einheiten an, was sich auf einen Importboom bei gebrauchten Fahrzeugen zurückführen lässt. Dieser lässt sich laut dem marokkanischen Verkehrsministerium wiederum durch die gesunkenen Einfuhrzölle für die Überführung von Wagen im Ausland lebender Marokkaner erklären. Den marokkanischen Exportmarkt beherrschen nach dem Branchenbericht von GTAI vor allem französische Fabrikate wie beispielsweise Renault, da diese direkt vor Ort montiert werden. Renault baut zurzeit in der Nähe des Tiefseehafens Tanger-Med eine zweite PKW-Fabrik, die 2012 in Betrieb genommen werden soll. Typisch für Marokko ist auch der große Bestand an Altfahrzeugen, welches eine rege Nachfrage nach Ersatzteilen zur Folge hat. Der marokkanische Automobilsektor besitzt einen Anteil am BIP von etwas mehr als fünf Prozent, welcher während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise einbrach. Vor allem die Zulieferbranche hatte unter den Produktionsrückgängen in Europa zu leiden. Ihre Lage hat sich seit Ende 2009 jedoch wieder verbessert. Marokko als Produktionsstandort ist laut GTAI in erster Linie aufgrund des globalen Margendrucks in der Automobilbranche mit seinen logistischen und kostenmäßigen Vorteilen interessant. Außerdem herrscht zurzeit eine anziehende Nachfrage bei Maschinen und Anlagen für die Kfz- und Kfz-Teile-Produktion aufgrund des Baus des Dacia-Werkes sowie Neu- und Folgeinvestitionen internationaler Automobilunternehmen. Politische Unterstützung erfährt die Automobilindustrie durch den Abbau bürokratischer Hürden, die Sicherung steuerlicher Vorteile für Automobilunternehmen sowie die Bezuschussung der Ausbildung von Ingenieuren, ungelernten Arbeitern und Facharbeitern. Anfang 2010 wurde der Einfuhrzoll für PKW aus Europa um etwa vier Prozent gekürzt. Deutschen Anbietern bieten sich Chancen vor allem bei Allradfahrzeugen sowie Fahrzeugen der Oberklasse, die zwar einen kleinen, aber zahlungskräftigen Markt in Marokko bildet. >> Agrarsektor Die marokkanische Landwirtschaft zählt mit beinahe 50 Prozent aller Erwerbstätigen nach wie vor zu den wichtigsten Sektoren des Landes und trägt 15,8 Prozent zum BIP bei. Der Sektor wird von dem Getreideanbau dominiert, danach folgen Gemüse und Zitrusfrüchte. Zurzeit ist der Sektor durch eine sehr günstige Entwicklung gekennzeichnet, der Getreideanbau ist jedoch ein entscheidender Grund für die 122 jährlichen Schwankungen des Wirtschaftswachstums. Diese resultieren in erster Linie daraus, dass die Landwirtschaft aufgrund der extensiven Anbaumethoden stark von witterungsbedingten Einflüssen abhängig ist. Aus diesem Grund richtet das Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei den Sektor mit besonderem Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Ökologie derzeit neu aus. Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll er zum Wachstumsmotor des Landes ausgebaut werden. Diese Entwicklungen bieten auch deutschen Herstellern von Landwirtschaftsmaschinen und Nahrungsmitteln Kooperations- und Handelschancen. Der staatliche Entwicklungsplan Plan Maroc Vert sieht für 2009 bis 2020 Investitionen in Höhe von € 10,5 Mrd. vor, die insbesondere auch für eine Verbesserung der Produktivität und der Exportfähigkeit marokkanischer Agrarprodukte verwendet werden sollen. Die Landwirtschaftsmesse SIAM, die mit über 840 Ausstellern aus 30 Ländern die größte ihrer Art in Nordafrika ist, fand 2010 zum fünften Mal statt und hat inzwischen ein sehr professionelles Niveau erreicht. Im August 2010 genehmigte die EU-Kommission eine erneute finanzielle Unterstützung zur Förderung der Agrarpolitik in Höhe von € 70 Mio. >> Infrastruktur/Bauwirtschaft Die marokkanische Regierung investiert nach wie vor in den Ausbau des Straßen-, Hafen- und Schienennetzes. Hieraus ergeben sich laut GTAI trotz der globalen Wirtschaftskrise vielfältige Geschäftschancen. Die Regierung investiert im Auftrag des Königs insbesondere in die lange vernachlässigte Infrastruktur des Nordens und Ostens Marokkos entlang der 500 km langen Mittelmeerküste. Dies betrifft vor allem die Bereiche Hafenausbau, Straßenund Eisenbahnbau, Tourismusanlagen und Technologieparks. Ein Großprojekt, welches das Wachstum des Landes stark anregen wird, ist zum Beispiel der Bau des Tiefseehafens Tanger-Med an der Straße von Gibraltar, welcher vor allem die Integration des Landes in den Welthandel unterstützen soll. Außerdem ist der Baustart für den Tiefseehafen Nador West Med geplant. Weitere wichtige Projekte betreffen den Straßenbau. So werden die Autobahnstrecken Rabat-Casablanca und Marrakesch-Agadir ausgebaut. Eine Autobahnverbindung zwischen Fes und Oujda befindet sich in der Bauphase und soll 2011 fertig gestellt werden. Deutsche Unternehmen müssen sich allerdings bei der Auftragsvergabe von Großprojekten gegen die Dominanz französischer Unternehmen durchsetzen. Ein Großteil der 123 Projekte wird über bi- und multilaterale Kredite zu Sonderkonditionen finanziert, weswegen Unternehmen zur Projektfinanzierung nicht auf den internationalen Kapitalmarkt angewiesen sind. Anstehende Infrastrukturmaßnahmen in Milliardenhöhe betreffen den Bau von einer Millionen Wohneinheiten im Rahmen eines staatlichen Wohnungsbauprogramms sowie die Errichtung von Abwasser- und Abfallanlagen. Der marokkanische Staat unterstützt den sozialen Wohnungsbau durch die Befreiung von Steuern auf Baumaterialien sowie der Einkommen- und Gesellschaftssteuer befreit. Außerdem vergibt er günstige Baukredite im Rahmen dieses Programms. Der Plan Azur von König Mohammed VI., der das Ziel verfolgt, sechs Touristenzentren bis 2016 zu schaffen, ist in der Krise in Stocken geraten, könnte aber ab 2011 neuen Aufwind bekommen. Zur Modernisierung des Transportwesens hat die Regierung Anfang 2010 zwei Logistikprogramme vorgestellt. Ziel ist die Optimierung des Binnenverkehrs für Waren und die Effizienzsteigerung des Warenverkehrs im Großraum Casablanca. Unter anderem sollen eine Reihe neuer Logistikzentren entstehen und mehrere Umschlagplätze gebaut werden. Zuletzt genehmigte die EU-Kommission im August 2010 Zuschüsse für ein sektorales Programm zur Unterstützung der Strategie zur Einbeziehung der Bevölkerung in entlegenen Gebieten in Höhe von € 55 Mio. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit Die marokkanisch-deutsche Entwicklungszusammenarbeit bettet sich in die Gesamtstrategie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für die Region ein und hat einen engen Bezug zu der Entwicklungsstrategie der EU für Marokko. Das Land ist außerdem Schwerpunktland der deutschen EZ. Sie konzentriert sich vor allem auf die Bereiche Nutzung und Management von Wasserressourcen, Umwelt und Klimawandel, einschließlich der Förderung Erneuerbarer Energien, sowie nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Die Bundesregierung hat Marokko für die Jahre 2010 und 2011 insgesamt € 131 Mio. zur Verfügung gestellt, davon entfielen € 119,5 Mio. auf die Finanzielle Zusammenarbeit und € 11,5 Mio. auf die Technische Zusammenarbeit. Einbindung in regionale Organisationen 124 Marokko ist ein Mitglied der Arabischen Maghreb Union und der Arabischen Liga. Außerdem setzt das Land sich im Rahmen der Wirtschaftskommission ECA der Vereinten Nationen für die ökonomische und soziale Entwicklung Afrikas sowie die regionale Integration ein. Marokko ist das einzige afrikanische Land, das nicht Mitglied der Afrikanischen Union ist. Aufgrund des Westsaharakonfliktes trat Marokko aus der Vorgängerorganisation der AU aus und ist auch zurzeit nicht an einer Mitgliedschaft interessiert. 125 4 Neufassung des südafrikanischen Gesellschaftsrechts: Katalysator für die wirtschaftliche Entwicklung Südafrikas Die stetig steigende Bedeutung Südafrikas als Wirtschaftsstandort im internationalen Kontext erfordert eine Anpassung des entsprechenden gesetzlichen Rahmens. Nach mehr als 10 Jahren der Diskussion und Vorbereitung ist am 1. Mai 2011 ein reformiertes Gesetzeswerk in Kraft getreten. Im Folgenden möchten wir einige insbesondere für Investoren interessante Neuregelungen vorstellen. I. Reform der Gesellschaftsformen Eine ganz wesentliche Veränderung, die das neue Gesellschaftsrecht vorsieht, betrifft die bis dato bekannten Gesellschaftsformen. So wird das Modell der in Südafrika bislang sehr populären Form der Private Company für kleine und mittlere Unternehmen, der sog. Close Corporation, nunmehr vollständig aufgegeben. Jedoch können bereits bestehende Close Corporations ihre Geschäfte unter Beachtung des neuen Rechts fortführen. Im Ergebnis wird das Gesellschaftsrecht Südafrikas durch die Reduzierung der Gesellschaftsformen vereinfacht. Da keine neuen Close Corporations mehr gegründet werden können, bleibt nur noch die Private Company (Pty) Ltd. als wirkliche Option für den Unternehmensgründer, soweit er keine Aktiengesellschaft gründen möchte. In Bezug auf die Gründungskosten bedeutet dies jedoch keine bedeutende Verschlechterung, da die Gründung einer Pty. Ltd nur minimal teurer ist als die einer Close Corporation. Nachdem das neue Gesetz den Unternehmer von einigen Verwaltungs- und Prüfungspflichten befreit, fallen die vormaligen Vorteile in Bezug auf die Handhabung der Close Corporation gegenüber der Pty. Ltd. auch nicht mehr so deutlich ins Gewicht. II. Vereinfachung der Gründungsmodalitäten Die Gründung einer Gesellschaft wird in Südafrika sehr erleichtert – eine Maßnahme, die insbesondere auch den ausländischen Investoren zugutekommen wird. Die Gründungserklärung (sog. Memorandum of Incorporation „MOI“) dient zugleich als Satzung der Gesellschaft. Zusammen mit der Gründungsurkunde 126 (Notice of Incorporation) ist sie eines der zwei Dokumente, die nunmehr für eine Gründung in Südafrika notwendig sind. Eine Satzung kann auch als Standardformular ausschließlich nach den Mindestvorgaben des Gesetzes formuliert sein. Für einen ausländischen Investor bedeutet dies, dass er in einem schnellen und unkomplizierten Verfahren mit einer Standardsatzung gründen kann. Die Satzung der so gegründeten Gesellschaft – zumeist der am ehesten mit unserer GmbH vergleichbaren Pty. Ltd. – kann sodann nach der Gründung bei Bedarf noch individuell angepasst werden. Auch das Konzept der Shelf Companies, also der Erwerb einer bereits registrierten und gegründeten Vorratsgesellschaft ist nach den neuen Regelungen weiter möglich. III. Reform der Compliance-Regeln Eines der vorrangigen Ziele des neuen Gesetzes ist es, eine Überregulierung von Unternehmen zu vermeiden. Entsprechend wird den Verantwortlichen auf der Führungsebene grundsätzlich eine unbeschränkte rechtliche Vollmacht garantiert, die Geschäfte des Unternehmens im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften frei zu leiten. So ist zum Beispiel für eine Kapitalerhöhung nach den neuen Regelungen nicht mehr die Beteiligung des Handelsregisters notwendig, sondern sie kann allein im Unternehmen beschlossen und durchgeführt werden. Strafrechtliche Sanktionen gegen den handelnden Unternehmer sind nur noch bei groben Verstößen gegen das Gesetz vorgesehen, die auch nach deutschem Recht geahndet würden. Das Gesetz versucht im Grunde, eine Wandlung von strafrechtlichen hin zu verwaltungsrechtlichen Ordnungsmaßnahmen zu schaffen und viele der früheren Delikte in Bezug auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu entkriminalisieren. IV. Reform der Prüfungspflichten Zwar sind auch nach der Gesetzesreform alle Gesellschaften gehalten, jährlich einen Jahresabschluss zu erstellen, jedoch unterliegen ausschließlich Public Companies, staatseigene Betriebe und große Private Companies einer umfassenden gesetzlichen Prüfungspflicht. Große Private Companies werden 127 anhand eines Punktesystems bewertet, wobei die Zahl der Beschäftigten, der Umsatz, die Höhe der nicht besicherten Verbindlichkeiten und die Zahl der Gesellschafter Berücksichtigung finden. Auch müssen die großen Gesellschaften einen Prüfungsausschuss (Audit Committee) einrichten. Hingegen sind die Prüfungspflichten für die kleinen Private Companies erheblich reduziert worden. Sie müssen ihre Bilanz lediglich einer prüferischen Durchsicht durch einen unabhängigen, qualifizierten Abschlussprüfer unterziehen. Die Durchsicht basiert ausschließlich auf den durch das Unternehmen zur Verfügung gestellten Informationen und ist nicht so umfassend wie eine vollumfängliche Jahresabschlussprüfung, die auch die zugrundeliegenden Geschäftsvorgänge im Detail untersucht. Die Reduzierung der Prüfungspflichten v.a. für die kleineren Gesellschaften bedeutet damit eine immense Kostenerleichterung und eine deutliche Reduzierung des Verwaltungsaufwands und somit Zeitersparnis. Dem Unternehmer wird so ermöglicht, sich weniger auf bürokratische Abläufe und mehr auf das eigentliche Geschäft zu konzentrieren. An dieser Stelle darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass der Bankensektor mit den neuen, erleichterten Prüfungsvorgaben alles andere als zufrieden ist. Dem Unternehmer sollte also bewusst sein, dass er für eine Finanzierung in jedem Fall mit einem nach IFRS-Standards geprüften Jahresabschluss aufwarten muss. Entsprechend werden sich in der Praxis auch viele der kleinen Unternehmen freiwillig den umfassenderen Prüfungspflichten unterwerfen und die vermeintliche Kostenersparnis wird an den Vorgaben der Kreditinstitute scheitern. V. Hilfestellung für Unternehmen in der Krise Auch in Südafrika wird nunmehr ein Konzept für Unternehmen in der Krise vorgestellt, dass jedoch mit sechs Monaten eine wesentlich längere Frist für die Insolvenzanmeldung vorsieht, wie dies nach § 15a der deutschen Insolvenzordnung der Fall ist. Das neue Gesetz installiert strengere Vorgaben für die Geschäftsführung in der Krise und verbietet bestimmte riskante Transaktionen während der Sanierungsphase. Zudem wird die Unternehmensleitung im Falle einer verspäteten Anmeldung zum sog. Business Rescue Plan persönlich haftbar gemacht. 128 Nach erfolgter Anmeldung wird ein fachlich auf ein solches Verfahren spezialisierter Verwalter – ähnlich dem deutschen Insolvenzverwalter – bestellt, der gehalten ist, einen Sanierungsplan zu erstellen. Während des Verfahrens gilt ein allgemeiner Zahlungsaufschub zwischen der Gesellschaft und ihren Gläubigern, um eine Sanierung des Unternehmens erst zu ermöglichen. Mit dem Sanierungskonzept und den entsprechenden begleitenden Vorschriften soll eine Alternative zur Liquidierung geschaffen werden. Vormals entsprach die südafrikanische der deutschen Praxis im Insolvenzverfahren und Unternehmen in der Krise hatten nach Anmeldung zum Verfahren kaum eine Chance auf Fortbestand. VI. Rechtsmittel bei gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten Die Neuregelungen bieten zudem praktikable Rechtsmittel bei gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten. Es sind vier Alternativen vorgesehen, um einen Verstoß gegen das neue Gesetz geltend zu machen. Die beschwerte Partei kann: (1) Die Streitigkeit durch Alternative Dispute Resolution („ADR“) lösen; (2) Eine Entscheidung des Companies Tribunal beantragen, soweit ein entsprechendes Antragsrecht besteht; (3) Einen Antrag zum High Court stellen; (4) Eine Eingabe bei der Companies and Intellectual Property Commission vorbringen (ersetzt frühere CIPRO – Companies and Intellectual Property Registration Office). Im Ergebnis bleibt der High Court das primäre Rechtsorgan zur Lösung von gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten. Jedoch sind die übrigen aufgezeigten Alternativen schneller, einfacher und billiger. Auch im südafrikanischen Recht besteht eine wechselseitige Pflicht, die Kosten für gerichtliche Auseinandersetzungen so niedrig wie möglich zu halten. Im Falle der umgehenden Anrufung des High Court riskiert man somit, eine vorläufige Ablehnung zu erhalten, bis die übrigen Maßnahmen ausgeschöpft sind. Aus deutscher Sicht mag man die vorgerichtlichen Maßnahmen am ehesten mit einer Streitbeilegung im Schlichtungsverfahren oder einem Versuch der gütlichen Einigung im Rahmen eines Mediationsverfahrens vergleichen. Ob die 129 südafrikanischen Alternativen zur gerichtlichen Klärung von gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten mehr Resonanz finden als die deutschen Varianten, bleibt abzuwarten. XI. Resümee Mit der Neufassung zum South African Companies Act wurde ein Regelwerk geschaffen, das dazu geeignet ist, die Geschäftstätigkeit von Unternehmen generell zu fördern und auch das Engagement ausländischer Investoren in Südafrika zu erleichtern. Zwar bedeutet die Anpassung an internationale Standards nicht in jedem Bereich eine Verbesserung und die praktische Anwendung des Gesetzes wird dessen mögliche Unzulänglichkeiten aufzeigen. Die Orientierung am international geltenden Gesellschaftsrecht sollte aber den ausländischen Investoren zum Vorteil gereichen, die sich somit in einem relativ vertrauten rechtlichen Rahmen bewegen können. Das neue Gesetz ist durch Flexibilität, Klarheit, Einfachheit und Eindeutigkeit seiner Vorschriften gekennzeichnet und trägt so in der Tat zur Deregulierung der Materie bei. Damit darf das neue Gesetz als ein wichtiger Schritt zur Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung Südafrikas gewertet werden. Er verspricht die dringend notwendige Modernisierung und Liberalisierung des Gesellschaftsrechts, die dem Status und Potential Südafrikas als Wirtschaftsstandort gerecht wird und die Stellung des Landes im internationalen Wettbewerb weiter verbessert hilft. 130 Abkürzungsverzeichnis ADI Ausländische Direktinvestitionen AKP Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten ANC African National Congress, Südafrika APDP Automotive Production Development Programme AS Alliance Sociale, Mauritius AsgiSA Accelerated and Shared Growth Initiative for South Africa AU Afrikanische Union BBBEE Broad-Based Black Economic Empowerment BDI Bundesverband der Deutschen Industrie BDP Botswana Democratic Party BEE Black Economic Empowerment BIP Bruttoinlandsprodukt BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit CBN Central Bank of Nigeria Ckd completely knocked down CMA Common Monetary Area COI Commission de l'Océan Indien COMESA Common Market for Eastern and Southern Africa COPE Congress of the People DAWI Deutsch- Angolanische Wirtschafts- Initiative e.V. DED Deutscher Entwicklungsdienst DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag EAC Eastern African Community ECA Economic Commission for Africa ECCAS Economic Community of Central African States ECOMOG ECOWAS Monotoring Group ECOWAS Economic Community of West African States EFCC Economic and Financial Crimes Comission, Nigeria EPA Economic Partnership Agreement EU Europäische Union FAO Food and Agriculture Organisation FLN Front de Libération Nationale, Algerien 131 GGEA Ghanaian-German Economic Association GIPC Ghana Investment Promotion Centre GNCCI Ghana National Chamber of Commerce & Industry GTAI Germany Trade and Invest ICRC Infrastructur Concession Regulatory Commission IFAD International Fund for Agriculture Development IKT Informations- und Kommunikationstechnologie InWent Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH IOR-ARC Indian Ocean Rim Association of Regional Cooperation IT Informationstechnologie IWF Internationaler Währungsfond Kfz Kraftfahrzeug MIDP Motor Industry Development Program MMA Multilateral Monetary Agreement MPLA Movimento Popular de Libertação de Angola MT Mauritius Telecom NDC National Democratic Congress, Ghana NDP National Democratic Party, Ägypten NEEDS National Economic Empowerment and Development Strategy, Nigeria NE-Metalle Nicht-Eisen-Metalle NePAD New Partnership for Africa’s Development NGBA Nigerian-German Business Association NPP New Patriotic Party Ghana NSHDP National Strategic Health Development Plan OAPEC Organization of Arab Petroleum Exporting Countries OIC Organisation der islamischen Konferenz OPEC Organization of Petroleum Exporting Countries PAD Pädagogischer Austauschdienst PDP Peoples Democratic Party, Nigeria PPP Public Private Partnership PRGF Powerty Reduction and Growth Facility RCD Rassemblement Constitutionnel Démocratique, Tunesien RCREEE Regional Center for Renewable Energies and Energy Efficiency 132 SACU Southern African Customs Union SADC Southern African Development Community SAFRI Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft SWAPO South West Africa People’s Organisation TDCA Trade, Development and Cooperation Agreement UNCTAD United Nations Conference on Trade and Development UNITA União Nacional para a Independência Total de Angola WAEMU West African Economic and Monetary Union WAMZ West African Monetary Zone WB Weltbank WEO World Economic Outlook des IWF 133 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Zusammenfassung der ökonomischen Kennzahlen ...............................7 Abbildung 2: Ermittlung der endgültigen Rangfolge der quantitativen Analyse............8 Abbildung 3: Anzahl der Ländernennungen...............................................................12 Abbildung 4: Die endgültige Rangliste.......................................................................13 Abbildung 5 Anhang: Das Absolute Bruttoinlandsprodukt 2009 ..............................150 Abbildung 6 Anhang: Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2005 bis 2009 in Prozent ..................................................................................151 Abbildung 7 Anhang: Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2009...............................152 Abbildung 8 Anhang: Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen von 2005 bis 2009 ........................................................................................................................153 Abbildung 9 Anhang: Durchschnittliches Handelsvolumen mit Deutschland von 2005 bis 2009 ...................................................................................................................154 Abbildung 10 Anhang: Der Ease of Doing Business Index von 2009 ......................155 Abbildung 11 Anhang: Freedom House Index 2009 ................................................156 134 Quellenverzeichnis Die Informationen der folgenden Seiten setzen sich aus der Recherche der Regionalreferate des Umfrageergebnissen Afrika-Vereins und der der deutschen Auswertung Wirtschaft, bestehender aus den Potenzialanalysen verschiedener Institutionen wie der Economic Intelligence Unit (EIU), dem Weltwirtschaftsausblick des IWF (World Economic Outlook - WEO), dem afrikanischen Wirtschaftsausblick (African Economic Outlook) der Organisation of Economic Cooperation and Development (OECD) sowie Länderberichten des Auswärtiges Amtes und von Germany Trade and Invest (GTAI) zusammen. Bei den Daten und Zahlen handelt es sich um geschätzte Angaben ebendieser Institutionen. Für Ägypten, Algerien, Marokko und Tunesien wurde jeweils auf Informationen der Industrie und Handelskammer zurückgegriffen Auswärtiges Amt: Länder, Reisen und Sicherheit http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/LaenderReiseinformationen.jsp Bundesbank Statistik http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_aussenwirtschaft.php Deutsch-Algerische Industrie- und Handelskammer http://algerien.ahk.de Deutsch-Arabische Industrie- und Handelskammer http://Aegypten.ahk.de Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko http://marokko.ahk.de Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer http://tunesien.ahk.de Economic Intelligence Unit http://www.eiu.com/ 135 Freedomhouse: Freedom in the World 2010 http://www.freedomhouse.org/uploads/fiw10/FIW_2010_Tables_and_Graphs .pdf Germany Trade and Invest: Außenwirtschaft http://www.gtai.de/DE/Navigation/home/home.html Internationaler Währungsfond: World Economic Outlook Report April 2010 http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2010/01/pdf/text.pdf Organisation of Economic Cooperation and Development: African Economic Outlook http://www.africaneconomicoutlook.org/en/ United Nations Conference on Trade and Development: World Investment Report 2009 http://stats.unctad.org/FDI/TableViewer/tableView.aspx United Nations Conference on Trade and Development: World Investment Report 2010 http://www.unctad.org/en/docs/wir2010_en.pdf Weltbank: Ease of Doing Business Report 2010 http://www.doingbusiness.org/economyrankings/ 136 Anhang Anhangsverzeichnis: 1. Die Indikatoren 2. Das absolute Bruttoinlandsprodukt 3. Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts 4. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 5. Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen 6. Das durchschnittliche Handelsvolumen mit Deutschland 7. Der Ease of Doing Business Index 8. Der Freedom House Index Abbildungsverzeichnis des Anhangs: Abbildung 5 Anhang: Abbildung 6 Anhang: Abbildung 7 Anhang: Abbildung 8 Anhang: Abbildung 9 Anhang: Abbildung 10 Anhang: Abbildung 11 Anhang: Das absolute Bruttoinlandsprodukt 2009 Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2005 bis 2009 in Prozent Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2009 Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen von 2005 bis 2009 Durchschnittliches Handelsvolumen mit Deutschland von 2005 bis 2009 Der Ease of Doing Business Index von 2009 Freedom House Index 2009 1. Die Indikatoren Für jeden Indikator werden die Länder entsprechend der Indikatorwerte absteigend sortiert und die Werte in Prozentangaben umgewandelt, wobei dem Land mit dem höchsten Wert jeweils 100 Prozentpunkte zugeordnet werden. Hiervon ausgehend werden den nachfolgenden Ländern wiederum Prozentwerte in Abhängigkeit des höchsten absoluten Wertes (100%) des jeweiligen Indikators zugewiesen. Durch diese Methode werden die Abstände zwischen den einzelnen Ländern zueinander berücksichtigt. Es lässt sich außerdem eine Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Indikatoren herstellen und sie können zusammengefasst werden, so dass letztendlich eine Rangfolge entsteht, die die ökonomischen Rahmenbedingungen approximiert. Diese Indikatoren werden durch den Doing Business Index und den Freedom House Index ergänzt. Dies sind Maßzahlen für Geschäftsbedingungen in den Ländern, die von den anderen Indikatoren nicht berücksichtigt werden, wie einerseits die Stärke der Geschäftsregulierung und die Rechtssicherheit und andererseits die Situation der demokratische Freiheit sowie ziviler und politischer Rechte. Diese Bedingungen 137 lassen Rückschlüsse auf das Entwicklungsniveau politischer Institutionen und damit auch auf die Effizienz und Transparenz von Verwaltungsstrukturen sowie auf die Freiheit des Unternehmertums zu. Die verwendeten Zahlen und Daten beruhen auf Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank (WB) und der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) sowie des Doing Business- und des Freedom House Berichts. 2.Das absolute Bruttoinlandsprodukt Die folgende Abbildung 5 listet das aktuelle absolute BIP in Milliarden US-$ des Jahres 2009 für die betrachteten 52 Staaten in absteigender Rangfolge auf. Die rechte Spalte ordnet diesen absoluten Werten jeweils einen Prozentwert zu – ausgehend von der mit dem Wert 100 beschriebenen größten Volkswirtschaft Südafrika. Abbildung 5 Anhang: Das Absolute Bruttoinlandsprodukt 2009 Rang Land 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Rep. Südafrika Ägypten Nigeria Algerien Marokko Angola Libyen Sudan Tunesien Kenia Äthiopien Elfenbeinküste Tansania Kamerun 15 16 17 18 19 Uganda Ghana Sambia Senegal Äquatorialguinea 20 21 Botsuana Dem. Rep. Kongo Gabun Mosambik Rep. Kongo Namibia 22 23 24 25 BIP 2009 in Mrd. US-$ 287,2 188,0 173,4 140,8 90,8 68,8 60,4 54,7 40,2 32,7 32,3 22,5 22,3 22,2 BIP v.H. Rang Land BIP 2009 in Mrd. US-$ 8,8 8,6 8,1 6,9 6,7 5,3 5,2 4,6 4,4 4,4 3,0 3,0 2,9 2,0 BIP v.H. 100,0 65,4 60,4 49,0 31,6 23,9 21,0 19,0 14,0 11,4 11,3 7,8 7,8 7,7 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 Mauritius Madagaskar Burkina Faso Tschad Benin Niger Ruanda Malawi Simbabwe Guinea Mauretanien Swasiland Togo Zentr. Afr. Republik 15,7 15,5 13,0 12,7 12,2 5,5 5,4 4,5 4,4 4,3 41 42 43 44 45 Sierra Leone Eritrea Kap Verde Lesotho Burundi 1,9 1,9 1,8 1,6 1,3 0,7 0,7 0,6 0,6 0,5 11,6 4,0 46 47 Dschibuti 1,1 0,4 11,1 11,0 9,8 9,5 9,5 3,9 3,8 3,4 3,3 3,3 Liberia Guinea-Bissau Seychellen Gambia Komoren 0,9 0,8 0,8 0,7 0,5 0,3 0,3 0,3 0,3 0,2 48 49 50 51 138 3,1 3,0 2,8 2,4 2,3 1,8 1,8 1,6 1,5 1,5 1,1 1,0 1,0 0,7 26 Mali 9,0 3,1 Sao Tome & Principe 52 0,2 0,1 Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf das absoluten BIP von 2009 Quelle:IWF Auffallend sind hier die massiven, aber für Afrika typischen Unterschiede der Marktgrößen auf den vorderen Rängen. Auf den nachfolgenden Rängen ist eine zunehmende Verkleinerung der Abstände einzelner Volkswirtschaften zueinander festzustellen. 3. Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts In Abbildung 6 ist das durchschnittliche Wachstum der Jahre 2005 bis 2009 einschließlich der dazugehörigen Prozentzahlen dargestellt, um die für Entwicklungsländer typischen singulären Ausschläge in einzelnen Jahren, die zum Beispiel durch Großinvestitionen vor allem im Bereich der extraktiven Rohstoffindustrien erzeugt werden, zu glätten. Abbildung 6 Anhang: Das durchschnittliche Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2005 bis 2009 in Prozent Rang Land BIP Wachstum 2005-2009 14,4 11,4 9,7 100,0 79,1 67,1 27 28 29 Tunesien Kenia Mauritanien v.H. Rang Land BIP Wachstum 2005-2009 4,7 4,6 4,1 32,4 31,6 28,4 v.H. 1 2 3 Angola Äthiopien Äquatorialguinea 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Uganda Sudan Ruanda Malawi Mosambik Kap Verde Liberia Tansania Sierra Leone Ägypten Nigeria Sambia Libyen 8,3 7,8 7,7 7,1 7,1 7,0 6,8 6,8 6,1 6,0 6,0 5,9 5,9 57,2 54,2 53,2 49,1 48,9 48,6 47,4 47,3 42,2 41,9 41,8 41,1 41,0 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 Benin Rep. Südafrika Madagaskar Namibia Burundi Seychellen Senegal Mauritius Lesotho Algerien Guinea-Bissau Kamerun Zentr. Afr. Republik 3,8 3,7 3,6 3,5 3,5 3,4 3,3 3,3 3,2 2,9 2,8 2,7 2,7 26,4 25,3 24,8 24,5 24,4 23,8 23,2 22,8 22,0 20,1 19,5 18,9 18,8 17 18 19 Ghana Gambia Dem. Rep. Kongo Sao Tome & Principe 5,8 5,7 39,8 39,7 43 44 45 Guinea Swasiland 2,4 2,3 16,5 15,7 5,7 5,6 39,6 39,0 46 Togo Gabun 2,3 2,2 15,7 14,9 Burkina Faso Niger 5,2 5,2 36,2 36,1 47 48 Elfenbeinküste Botsuana 2,1 1,7 14,3 12,0 20 21 22 139 23 Mali 5,2 24 Rep. Kongo 5,1 25 Marokko 4,8 26 Dschibuti 4,8 Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick 2005 bis 2009 49 35,7 Komoren 1,6 50 35,4 Tschad 1,3 51 33,5 Eritrea -0,6 52 33,0 Simbabwe* -3,6 auf das durchschnittliche Realwachstum des BIP von 11,2 8,7 -4,4 -24,8 Quelle: IWF 4. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf In Abbildung 7 sind die aktuellen Werte des BIP pro Kopf von 2009 in US-$ einschließlich der jeweiligen Prozentzahlen aufgelistet. Abbildung 7 Anhang: Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2009 Rang Land BIP 2009 pro Kopf 9.579,9 100,0 27 Komoren v.H. Rang Land BIP 2009 pro Kopf 798,8 v.H. 1 Äquatorialguinea 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Libyen Seychellen Gabun Mauritius Botsuana Rep. Südafrika Namibia Algerien Angola Tunesien Kap Verde Swasiland 9.529,3 8.973,4 7.468,3 6.838,1 6.406,9 5.823,6 4.542,9 4.026,9 3.971,6 3.851,6 3.444,7 2.906,9 99,5 93,7 78,0 71,4 66,9 60,8 47,4 42,0 41,5 40,2 36,0 30,3 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 Benin Tschad Ghana Mali Lesotho Burkina Faso Tansania Ruanda Guinea-Bissau Uganda Mosambik Zentr. Afr. Republik 711,3 687,2 671,3 655,9 641,7 564,2 550,5 535,7 512,8 474,0 464,5 447,2 7,4 7,2 7,0 6,8 6,7 5,9 5,7 5,6 5,4 4,9 4,8 4,7 14 15 16 17 18 19 Marokko Rep. Kongo Ägypten* Sudan Dschibuti Sao Tome & Principe 2.864,5 2.537,9 2.450,4 1.397,8 1.304,2 1.174,1 29,9 26,5 25,6 14,6 13,6 12,3 40 41 42 43 44 45 Gambia Togo Guinea Madagaskar Äthiopien Simbabwe 440,0 421,8 414,1 412,0 390,3 374,8 4,6 4,4 4,3 4,3 4,1 3,9 20 21 22 23 24 25 Nigeria Kamerun Sambia Elfenbeinküste Senegal 1.141,9 1.115,3 1.086,1 1.052,0 993,7 11,9 11,6 11,3 11,0 10,4 46 47 48 49 50 51 Niger Eritrea Malawi Sierra Leone Liberia Dem. Rep. Kongo Mauretanien 975,4 10,2 26 52 Kenia 911,9 9,5 Burundi Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf das BIP pro Kopf von 2009 370,7 362,9 328,1 310,8 238,9 3,9 3,8 3,4 3,2 2,5 171,5 162,9 1,8 1,7 Quelle: IWF 140 8,3 5. Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen Aus denselben Gründen wie in der Betrachtung des Realwachstums werden in Abbildung 8 die durchschnittlichen ausländischen Direktinvestitionen der letzten fünf Jahre in Millionen US-$ betrachtet. Abbildung 8 Anhang: Durchschnittliche ausländische Direktinvestitionen von 2005 bis 2009 Rang Land ADI 2005-2009 in Mio. US-$ 10867,2 8640,8 7537,2 5302,8 2905,0 2783,4 2144,8 2031,2 2006,2 1854,8 1122,8 908,2 860,4 100,0 79,5 69,4 48,8 26,7 25,6 19,7 18,7 18,5 17,1 10,3 8,4 7,9 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 Mauritius Kenia Gabun Senegal Seychellen Liberia Dschibuti Kap Verde Burkina Faso Mali Benin Tschad Malawi v.H. Rang Land ADI 2005-2009 in Mio. US-$ 225,2 207,6 204,2 203,6 193,2 180,2 150,4 147,0 144,0 132,2 126,8 91,8 75,8 v.H. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Angola Ägypten Nigeria Rep. Südafrika Libyen Sudan Marokko Tunesien Algerien Rep. Kongo Äquatorialguinea Ghana Dem. Rep. Kongo 14 15 16 17 18 19 Sambia Uganda Tansania Madagaskar Namibia Mosambik 839,0 668,6 612,4 578,0 548,5 432,4 7,7 6,2 5,6 5,3 5,0 4,0 40 41 42 43 44 45 Lesotho Ruanda Sierra Leone Simbabwe Gambia Zentral Afr. Republik 70,0 66,8 65,0 64,8 61,8 56,6 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6 0,5 20 21 22 Botsuana Elfenbeinküste Niger 403,0 389,8 303,0 3,7 3,6 2,8 46 47 48 Togo Swasiland Sao Tomé & Principe 55,4 39,0 31,6 0,5 0,4 0,3 23 Kamerun 285,0 2,6 Guinea Bissau 13,2 49 24 Mauritanien 281,4 2,6 Komoren 5,4 50 25 Äthiopien 247,0 2,3 Burundi 5,2 51 26 Guinea 227,8 2,1 Eritrea -0,2 52 Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf ihre durchschnittlichen ausländischen Direktinvestitionen 2005 bis 2009 0,1 0,0 0,0 0,0 Quelle: UNCTAD Problematisch bei der Einbeziehung der absoluten Höhe ausländischer Direktinvestitionen in Afrika ist die zugrunde liegende Tatsache, dass ein großer Teil dieser Investitionen von multinationalen Unternehmen im Bereich der extraktiven Rohstoffindustrien getätigt werden. Als beispielhaft sind hier Milliardeninvestitionen in die Öl- und Gasförderung in Ländern wie Nigeria, Angola und Sudan oder im Bereich 141 2,1 1,9 1,9 1,9 1,8 1,7 1,4 1,4 1,3 1,2 1,2 0,8 0,7 des Abbaus mineralischer Erze in Länder wie Sambia oder der Demokratischen Republik Kongo Rückschlüsse anzuführen. auf mögliche Solche Investitionen Geschäftsfelder für lassen allenfalls deutsche bedingt mittelständische Unternehmen außerhalb der direkten vor- und nachgelagerten Zuliefer- und Serviceindustrien zu. Aufgrund fehlenden Datenmaterials für einige Länder ist die reine Betrachtung von Investitionen außerhalb der genannten Sektoren jedoch nicht umsetzbar. Auffallend und bestätigend ist, dass sämtliche vorderen Ränge in Abbildung 4 von typischen Öl- und Gasförderländern bzw. Bergbauländern belegt werden. In Südafrika gelten die eben gemachten Aussagen aufgrund der bestehenden und weitgehenden Diversifizierung der südafrikanischen Volkswirtschaft jedoch nur bedingt. 6. Das durchschnittliche Handelsvolumen mit Deutschland Da die Handelsbeziehungen zu afrikanischen Staaten im Zeitablauf typischerweise starken Schwankungen unterliegen, ist in Abbildung 9 wiederum das durchschnittliche Handelsvolumen der vergangenen fünf Jahre in Millionen € und der dazugehörigen prozentualen Angaben aufgestellt. Abbildung 9 Anhang: Durchschnittliches Handelsvolumen mit Deutschland von 2005 bis 2009 Rang Land Handelsvolumen 2005-2009 in Mio € 11056,6 5143,1 100,0 46,5 27 28 Rep. Kongo Äquatorialguinea 29 30 Senegal Dem. Rep. Kongo Malawi Mali Sambia Benin Seychellen Sierra Leone Ruanda Botsuana Tschad Burundi Niger Burkina Faso Eritrea v.H. 1 2 Rep. Südafrika Libyen 3 4 Ägypten 3076,9 27,8 Algerien Tunesien Nigeria Marokko Elfenbeinküste Angola Kenia Ghana Sudan Liberia Äthiopien Tansania Kamerun Mosambik 2492,2 2277,8 2228,9 1713,4 807,3 471,8 300,3 291,2 267,6 260,4 223,6 197,1 158,2 146,8 22,5 20,6 20,2 15,5 7,3 4,3 2,7 2,6 2,4 2,4 2,0 1,8 1,4 1,3 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Rang 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 Land Handelsvolumen 2005-2009 in Mio € 99,1 82,7 v.H. 0,9 0,7 81,5 0,7 80,0 76,3 64,2 59,8 54,4 52,1 46,4 45,6 35,0 32,9 26,9 25,1 20,7 19,7 0,7 0,7 0,6 0,5 0,5 0,5 0,4 0,4 0,3 0,3 0,2 0,2 0,2 0,2 142 18 19 20 21 22 23 Namibia Mauretanien Mauritius Gabun Uganda Simbabwe 142,2 136,8 132,5 125,5 113,6 112,7 1,3 1,2 1,2 1,1 1,0 1,0 44 45 46 47 48 49 24 25 26 Madagaskar Guinea Togo 111,7 109,7 107,7 1,0 1,0 1,0 50 51 52 Dschibuti Kap Verde Swasiland Lesotho Gambia Zentr. Afr. Republik Komoren Guinea Bissau Sao Tome & Principe Ranfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf das Handelsvolumen 12,8 11,8 9,7 9,7 9,6 5,6 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 2,7 1,6 0,9 0,0 0,0 0,0 Quelle. Bundesbank Auch hier gilt das grundsätzliche Problem, dass Rohstoffe in die Datenerhebung mit einfließen. 7. Der Ease of Doing Business Index In Abbildung 10 sind die afrikanischen Länder gemäß Ihrer vom Ease of Doing Business Report zugewiesenen Werte in eine regionale Rangfolge gebracht worden. Abbildung 10 Anhang: Der Ease of Doing Business Index von 2009 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Land Mauritius Rep. Südafrika Botsuana Namibia Ruanda Tunesien Sambia Ghana Kenia Ägypten Äthiopien Seychellen Uganda Swasiland Nigeria Marokko Lesotho Tansania Malawi Madagaskar Mosambik Algerien Gambia Kap Verde Ease of Doing Business 17 34 45 66 67 69 90 92 95 106 107 111 112 115 125 128 130 131 132 134 135 136 140 146 Rang 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 Land Liberia Sudan Mali Senegal Gabun Simbabwe Komoren Dschibuti Togo Mauretanien Elfenbeinküste Angola Äquatorialguinea Kamerun Benin Guinea Niger Eritrea Burundi Tschad Rep. Kongo Sao Tomé & Principe Guinea-Bissau Dem. Rep. Kongo Ease of Doing Business 149 154 156 157 158 159 162 163 165 166 168 169 170 171 172 173 174 175 176 178 179 180 181 182 143 25 Burkina Faso 147 51 Zentral Afr.Republik 183 Sierra Leone 148 Libyen2 26 52 Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf ihren Wert beim Ease of Doing Business Report 2010 Quelle: Weltbank 8. Der Freedom House Index In der Abbildung 11 sind die Länder gemäß ihrer von Freedom House zugewiesenen Werte in eine Rangfolge gebracht worden. Auf einer Skala von 1 bis 7 bedeutet der Wert 1 „vollkommen frei“ und der Wert 7 „vollkommen unfrei“. Abbildung 11 Anhang: Freedom House Index 2009 Rang 1 2 2 4 4 4 4 Land Kap Verde Ghana Mauritius Benin Namibia Sao Tomé & Principe Rep. Südafrika Freedom House Index 1 1,5 1,5 2 2 2 2 Rang 23 23 29 29 29 29 29 Land Uganda Togo Äthiopien Dschibuti Gambia Madagaskar Zentral Afr. Republik Freedom House Index 4,5 4,5 5 5 5 5 5 Botsuana 2,5 Ägypten 5,5 8 34 Mali 2,5 Algerien 5,5 8 34 Lesotho 3 Angola 5,5 10 34 Senegal 3 Elfenbeinküste 5,5 10 34 Seychellen 3 Gabun 5,5 10 34 Sierra Leone 3 Rep. Kongo 5,5 10 34 Komoren 3,5 Mauretanien 5,5 14 34 Liberia 3,5 Ruanda 5,5 14 34 Malawi 3,5 Kamerun 6 14 42 Mosambik 3,5 Dem. Rep. Kongo 6 14 42 Sambia 3,5 Simbabwe 6 14 42 Tansania 3,5 Swasiland 6 14 42 Burkina Faso 4 Tunesien 6 20 42 Guinea-Bissau 4 Guinea 6,5 20 47 Kenia 4 Tschad 6,5 20 47 Burundi 4,5 Äquatorialguinea 7 23 49 Marokko 4,5 Eritrea 7 23 49 Niger 4,5 Libyen 7 23 49 Nigeria 4,5 Sudan 7 23 49 Rangfolge der afrikanischen Länder im Hinblick auf die ihnen im Bericht Freedom in the World 2010 zugeordneten Kennzahlen für Freiheit Quelle: Freedomhouse 2 Libyen wurde im Ease of Doing Business Report der Weltbank nicht erfasst, deshalb erhält es hier den schlechtesten Rang. 144 Herausgeber Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V. Neuer Jungfernstieg 21 20354 Hamburg Tel. 040 – 41 91 33 0 www.afrikaverein.de Redaktion Lisa Kroeber, Dipl.-Volkswirtin Michael Monnerjahn, Referent für Öffentlichkeitsarbeit Haftungsausschluss Alle Angaben wurden mit größter Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernimmt der Herausgeber jedoch keine Gewähr. Die im Fachartikel von Rödl & Partner zum neuen Gesellschaftsrecht in Südafrika enthaltenen Informationen dienen allgemeinen Informationszwecken und beziehen sich nicht auf spezielle Situationen einer Einzelperson oder einer juristischen Person. Sie stellen keine betriebswirtschaftliche, rechtliche oder steuerliche Beratung dar. Im konkreten Einzelfall kann der vorliegende Inhalt keine individuelle Beratung durch fachkundige Personen ersetzen. Das Informationsangebot stellt insbesondere kein bindendes Vertragsangebot durch Rödl & Partner dar. Obwohl sich Rödl & Partner bei der Auswahl des Informationsangebotes um größtmögliche Sorgfalt bemüht, haftet Rödl & Partner nicht für dessen Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit. 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