TUE GUTES! WARUM? Aufzeichnung vom 20. August 2012 Hintergrundinformationen CSR Begriffsklärung CSR (Corporate Social Responsibility) bezeichnet die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen. Insbesondere die Handlungsfelder Soziales und Ökologie - Stichwort Nachhaltigkeit - sind seit den 70er Jahren immer mehr in den Focus gerückt und bilden den Kern moderner CSR-Definitionen. CSR basiert auf Freiwilligkeit: Als freiwillige Selbstverpflichtung des Unternehmens geht es über gesetzliche Forderungen - die allerdings die Grundlage bilden - hinaus. Moderne Konzepte bemühen sich um einen ganzheitlichen Ansatz und fassen unter "CSR" die Wechselbeziehungen zu sämtlichen Stakeholdern, also den gesellschaftlichen Gruppen, mit denen das Unternehmen in Beziehung steht, zusammen. Grundlage vieler europäischen Definitionen ist die der Europäischen Kommission im Grünbuch von 2001, die CSR beschreibt als "ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren.“ Heute wird CSR meist explizit mit dem Begriff der Nachhaltigkeit - verstanden als gleichwertige Berücksichtigung der drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales - verbunden. In diesem Sinne ist CSR nicht mehr (nur) etwas, was über das unternehmerische Kerngeschäft hinausweisen würde, sondern integraler Bestandteil desselben. So definiert das Nationale CSR-Forum CSR 2009 wie folgt: "Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen über gesetzliche Anforderungen hinaus. CSR steht für eine nachhaltige Unternehmensführung im Kerngeschäft, die in der Geschäftsstrategie des Unternehmens verankert ist. CSR ist freiwillig, aber nicht beliebig." Als die vier strategischen Handlungsfelder für CSR nennt das Forum: Markt, Umwelt, Arbeitsplatz und Gemeinwesen - also die drei Säulen der Nachhaltigkeit sowohl in interner (Arbeitsplatz) als auch in externer Perspektive, was wiederum den ganzen Fächer der Stakeholder abdeckt. Zusammenfassend resümiert der aktuelle Wikipedia-Eintrag: "CSR umschreibt den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, die über die gesetzlichen Forderungen (Compliance) hinausgeht. CSR steht für verantwortliches unternehmerisches Handeln in der eigentlichen Geschäftstätigkeit (Markt), über ökologisch relevante Aspekte (Umwelt) bis hin zu den Beziehungen mit Mitarbeitern (Arbeitsplatz) und dem Austausch mit den relevanten Anspruchsbzw. Interessengruppen (Stakeholdern)." Geschichtlicher Abriss und theoretisches Fundament Bereits im Mittelalter gibt es das Leitbild des "Ehrbaren Kaufmanns", der seinem wirtschaftlichen Handeln ethisch-moralische Normen zugrundelegt. In der Pionierzeit der Industrialisierung folgen dem "philantropisch" gesinnte Unternehmerpersönlichkeiten wie z.B. Werner von Siemens, die für ihre Mitarbeiter - noch vor staatlicher Regelung - Sozialleistungen wie Pensions- Witwen- und Waisenfonds einführen. Von reiner, z.B. religiös motivierter, Mildtätigkeit unterscheiden sich diese Haltungen bereits dadurch, dass ihnen bereits die Verantwortung des Unternehmers gegenüber den von seiner Unternehmung berührten gesellschaftlichen Bereichen innewohnt. Im Nachkriegs-Deutschland schlägt sich das Bewusstsein unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung im Konzept der sozialen Marktwirtschaft nieder, das seinen Ausdruck auch in Artikel 14, Absatz 2 des Grundgesetzes gefunden hat. Darin ist Verantwortung sogar als Pflicht formuliert: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Auch Mäzenatentum und modernes Sponsoring ist von der Idee geleitet, der Gesellschaft, aus der heraus ein Unternehmen seinen Gewinn schöpft, etwas zurückzugeben. Spenden und Stiftungen sind Ausdruck einer solchen "philanthropischen" Haltung: Das Unternehmen spendet etwas von seinen Überflüssen. "Gewinn" und "Überflüsse" beziehen sich aber in erster Linie auf den ökonomisch-finanziellen Aspekt wirtschaftlichen Gewinnstrebens - Spendengelder z.B. erscheinen aus dieser Perspektive als Kosten, die bestenfalls einen Imagegewinn erbringen. Die aktuelle CSR-Diskussion weitet hier den Blick, indem sie wirtschaftliches Handeln eben nicht mehr nur mit Blick auf finanziellen Gewinn, sondern auch auf Human- und natürliche Ressourcen betrachtet - ganz im Sinne der drei Säulen der Nachhaltigkeit. Damit aber wandelt sich auch der Blick auf die CSR-Ausgaben entscheidend: sie erscheinen nicht mehr nur als Kosten, sondern vielmehr als Investitionen, z.B. in Mitarbeiter oder Umweltbedingungen. Damit entfernt sich CSR immer weiter von Charity und klassischem Sponsoring: Während letzteres etwas ist, was die eigentliche unternehmerische Tätigkeit gar nicht berühren muss, da es als Extraleistung erwirtschaftete Überflüsse ausgibt, ist nachhaltige CSR im modernen Sinne eine strategische unternehmerische Entscheidung für handlungsleitende Werte, die im besten Fall in sämtliche Unternehmensprozesse hineinwirkt. Moderne CSR betrifft den Kern des Unternehmens, nicht nur die Peripherie. Insofern können CSR-Aktivitäten als langfristig angelegte Investitionen betrachtet werden, die sich in der Zukunft für das Unternehmen auszuahlen sollen. "Auf diese Weise kann CSR die Bedingungen nachhaltig funktionierender Märkte verbessern und gewinnbringend für Gesellschaft und Unternehmen sein. Strategisch angelegte CSR wird zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor", so das Nationale CSR-Forum. "Gleichzeitig stärkt CSR den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft und leistet einen Beitrag zur sozialen und ökologischen Gestaltung der Globalisierung." Moderne CSR-Konzepte sprechen auch gern von einer Win-win-Situation - soweit die Theorie. In Studien, die versucht haben, einen messbaren Mehrwert und Wettbewerbsvorteil für Unternehmen fassbar zu machen, herrscht Einigkeit eigentlich nur in der Überzeugung, dass CSR für Unternehmen von Vorteil sein KANN. Objektiv ist dieser Zusammenhang aber nicht klar belegbar. Studien, die positive Effekte bezeugen, stützen sich dabei in der Regel auf Aussagen von Führungskräften. Der am besten belegbare Wettbewerbsvorteil - insbesondere für KMU - ist sicherlich die Motivation der Mitarbeiter und das Anziehen und Halten von Talenten durch nachhaltige Arbeitsbedingungen. Kosteneffizienz, Innovationsfreudigkeit und die Erschließung neuer Märkte stehen erst an zweiter Stelle. Risikomanagement, Reputation und Investor Relations sind dagegen weniger relevant. Eine Studie von Loew und Clausen (2010) kommt daher zu dem Ergebnis: "CSR ist "verantwortliche Unternehmensführung" - nicht mehr, und auch nicht weniger. CSR - auch das ist sicher - schadet dem Unternehmen nicht und nützt im Regelfall vielen." Im Zusammenhang mit gutem Produkt- , Qualitäts- und Risikomanagement "kann CSR aber ein Schritt zu unternehmerischer Exzellenz sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger." In der Praxis betrachten immer mehr Unternehmen CSR als relevante Größe, was sich allein in der wachsenden Zahl von CSR-Reports niederschlägt. Es ist aber im Einzelfall zu fragen, ob die beschriebene Nachhaltigkeit tatsächlich strategische Relevanz hat oder ob es sich nur um "greenwashing" - CSR-Rhetorik ohne Einbettung in die Unternehmenswerte - handelt. Damit zeigt sich ein weiteres Merkmal von CSR: Die Maßnahmen und deren Kommunikation müssen glaubwürdig sein, zum Unternehmen "passen", also nah genug am Unternehmenszweck liegen, um dessen Werte transportieren zu können. CSR-Felder Wenn "Markt, Umwelt, Arbeitsplatz und Gemeinwesen" die strategischen Felder von CSR ebenso beschreiben wie die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales, dann ist klar, dass es kaum einen unternehmerischen Bereich geben kann, der von CSR nicht berührt wird. Darin liegt die Gefahr, dass CSR beliebig wird, weil man fast alles als "CSR" deklarieren kann. Umso mehr kommt es darauf an, dass ein Unternehmen deutlich und glaubhaft machen kann, dass es sich in seinem Handeln von Werten leiten lässt, die das spezifische Engagement des Unternehmens bestimmen. CSR nach innen/Arbeitsplatz: Soziales Hier ist der ganze Bereich der Mitarbeiterförderung zu nennen: Arbeitsplatzgestaltung und -sicherung, Aus- und Weiterbildung, Work-Life-Balance und Arbeitszeitmodelle, Gesundheitsschutz, Mitbestimmungsmöglichkeiten und Vorschlagswesen, ein Betriebsklima gegenseitiger Wertschätzung. (In global agierenden Unternehmen gehört zu diesem Komplex auch die Beachtung von Menschenrechten und Einhaltung von Arbeitssicherheitsstandards.) Ziel ist die langfristige Gewinnung und Bindung qualifizierter und motivierter Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren. Qualifikation und Motivation von in den CSR-Prozess eingebunden Mitarbeitern wiederum stärken auch die Innovationsfähigkeit des Unternehmens. CSR nach außen/Markt: Ökonomie Hier ist die gesamte Lieferkette in den Blick zu nehmen: Faire Behandlung der Marktpartner, Transparenz und Anti-Korruptions-Strategie, aber auch verantwortliche Sicherung der eigenen Marktposition; außerdem faire Kundenbeziehungen: faire Preisgestaltung, Verbraucherschutz, Berücksichtigung von Kundeninteressen, marktgerechte Produktentwicklung, Kundenprogramme und -förderungen, Ziel ist hier ganz klassisch Festigung und Ausbau der eigenen Marktposition, aber dies gerade durch den Aufbau langfristiger Beziehungen durch fairen Umgang mit Lieferanten und Kunden. Transparenz ist gleichzeitig eine Voraussetzung von Glaubwürdigkeit, die zu den vielleicht wichtigsten "weichen" Kriterien von CSR gehört. CSR nach innen und außen/Umwelt: Ökologie Ökologische Nachhaltigkeit in sämtlichen Unternehmensprozessen - von der Beschaffung über die Produktion bis hin zur Energieeffizienz im Unternehmen - gehört in diesen Bereich. Dazu gehört intelligentes Energie- und Abfallmanagement und ressoucenschonende Produktion ebenso wie die Förderung von Energiebewußtsein im Unternehmen selbst. Ziel ist einerseits, dem gewachsenen Forderungen der Öffentlichkeit nachzukommen, andererseits aber auch, über Einsparpotenziale Kosteneffizienz zu realisieren. CSR nach außen/Gemeinwesen: Soziales In diesen Bereich fallen die "klassischen" Themen des Sponsoring: Stiftungen, (regionale) Förderung von Jugend, Sport, Kultur, Bildung; soziales Engagement etc. Im Sinne des "integrativen" Ansatzes von CSR ist in diesem Bereich vor allem Know-How-Transfer zu nennen: Ein Unternehmen stellt nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern seine Kernkompetenz in einem definierten Teilbereich oder -projekt in den Dienst der Allgemeinheit und unterstützt damit bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftliche Entwicklung. Ziel ist einerseits Imagegewinn und Transport der eigenen Kompetenz, aber auch die Schaffung eines Umfeldes, in dem das Unternehmen selbst langfrsitig Marktpartner, Mitarbeiter und Kunden findet.