Vorlesung Grundlagen der computergestützten Produktion und Logistik W1332 Fakultät für Wirtschaftswissenschaften W. Dangelmaier Grundlagen der computergestützten Produktion und Logistik Inhalt 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Einführung: Worum geht es hier? Produktion System Modell Modellierung von Gegenständen Strukturmodelle (Gebildestruktur) Verhaltensmodelle (Prozessstruktur) Planung von Produktionssystemen Digitale Fabrik Wirtschaftlichkeitsrechnung Glossar Prüfungen 1 3. System Definition System Ein System ist ein aus mehreren Teilen zusammengesetztes Ganzes. Ein System ist eine Gesamtheit von Elementen, die in struktureller und funktioneller Hinsicht auf bestimmte Weise untereinander verbunden sind. Demnach kann ein System durch seine Funktion und durch seine Struktur gekennzeichnet werden. Systembegriff Ein System ist durch 3 Kategorien von Begriffen beschreibbar: Elemente/Subsysteme Eigenschaften Beziehungen zwischen den Elementen Wichtige Teile, die nicht Teil des Systems sind, werden als Umgebung beschrieben. Die Nahtstelle zwischen System und Umgebung heißt Systemgrenze. 3. System Elemente/Subsysteme Elemente/Subsysteme sind irgendwelche reale oder gedachte Dinge, z. B.: Berge, Flüsse, Seen Gebäude, Fahrzeuge, Straßen, Menschen Teile des menschlichen Körpers (Augen, Ohren,...) Zahlen, Variablen Geometrische Figuren, Ziffern, mathematische Symbole Elemente werden auf der jeweiligen Diskursebene nicht mehr weiter unterteilt. 2 3. System Eigenschaften Eigenschaften werden durch qualitative und/oder quantitative Parameter ausgedrückt, z. B.: Farbe, Form, und Abmessungen eines Gegenstands (Elementes) Fähigkeiten eines Menschen Radius, Umfang und Fläche eines Kreises Es werden nur die auf der jeweiligen Diskursebene relevanten Eigenschaften betrachtet. 3. System Beziehungen zwischen den Elementen Die Beziehungen stellen eine Ordnung unter den Elementen und Ihren Eigenschaften dar; sie können ebenfalls qualitativ oder quantitativ beschrieben werden, z. B.: Statische oder dynamische Lagebeziehungen Logische Verknüpfungen Warenaustausch & Devisenfluss zwischen verschiedenen Ländern Umgebung Die Umgebung umfasst alles, was außerhalb eines bestimmten Systems liegt; er werden zweckmäßigerweise nur solche Elemente der Umgebung betrachtet, die relevante Beziehungen zum System aufweisen. Systemgrenze Die Nahtstelle zwischen System und Umgebung ist die Systemgrenze. Systemgrenzen brauchen nicht mit irgendwelchen vorgegebenen Abgrenzungen physischer, geometrischer, organisatorischer oder juristischer Natur sein. Ihre Wahl hängt immer vom Zweck der Untersuchung ab. 3 3. System Systemstruktur Das abstrakte Gerüst der Elemente und ihrer Beziehungen untereinander bezeichnet man als die Struktur eines Systems. Beispiel: Fabrik Rahmenfertigung Zwischenlager Rohmateriallager Gabelfertigung Lackiererei Räderfertigung Entmontage Fertiglager Die Fabrik ist das zu betrachtende System. Elemente sind die verschiedenen Abteilungen. Beziehungen entsprechen dem Materialfluss der Abteilungen, deren Kapazität Eigenschaften der Elemente sind. Lieferanten und Kunden sind nicht Teil des Systems, sie gehören zur Umgebung. 3. System Relationen Eine Relation zwischen zwei Subsystemen eines realen Systems kann funktioneller und raum-zeitlicher Art sein. Gegeben seien zwei Subsysteme vom Rang R-1, die als S(R1) und S(R1) bezeichnet (2) (1) seien. Diese Systeme haben die Subfunktionen 1 ; 2 Der Outputvektor des Subsystems S(1) besteht aus den Outputs 1 , ,…, ; Während der Inputvektor des Subsystems S(2) aus den folgenden Inputs besteht: 2 , ,…, ; Eine funktionelle Relation zwischen ein p und ein q und liegt dann vor, wenn für mindestens Gilt, wenn also mindestens ein Output des Subsystems . mindestens einem Input des Subsystems identisch ist mit 4 3. System Man kann nun eine Matrix aufstellen, bei der die Zeilen den und die Spalten den zugeordnet sind, und festlegen, dass die Elemente dieser Matrix die Werte 0 oder 1 annehmen. y1 y1 y1 x1 x2 x3 S((1R)1) S((R2 )1) y4 y5 x4 x5 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 3. System Gebilde- und Prozessstruktur Bei der Konkretisierung eines Systems in Raum und Zeit kann zwischen ortsabhängigen und zeitabhängigen Relationen unterschieden werden. Die räumliche Anordnung der Subsysteme ergibt die Gebildestruktur des Systems. Die Zeitabhängigkeit der Subfunktionen sowie die zeitabhängigen Relationen hingegen konstituieren die Prozessstruktur des Systems. S( R ) S((1R)1) S((R2 )1) S((R3 )1) S((R4 )1) S((R5 )1) S((R6 )1) 0 0 0 K 12 K 13 K 14 K 21 0 K 23 0 K 25 K 26 0 0 0 0 0 K 36 0 0 0 0 K 46 0 0 0 0 0 0 0 0 0 K 64 K 65 0 0 K … Kopplung 5 3. System Klassifizierung: Statische/dynamische Systeme Statische Systeme sind dadurch gekennzeichnet, dass Elemente, Beziehungen und alle charakterisierenden Größen zeitlich konstant sind. Bei dynamischen Systemen ist eine Reihe weiterer Differenzierungen möglich (determinierter Ablauf, zeitlich variabler Ablauf, zeitlich variables Verhalten, zeitlich variable Struktur): Art und Intensität der Beziehungen zwischen Systemen oder im Inneren des Systems können sich ändern Eigenschaften von Elementen sind veränderlich Änderungen der Struktur können auftreten 3. System Klassifizierung: Input/Output – Systeme Eine weitere Art von Systemen kann dadurch charakterisiert werden, das die Beziehungen in einem Fluss von Material, Energie oder Information bestehen. Die Elemente sind dann durch einen Input und Output entsprechender Größen charakterisiert, weshalb man von Input/Output-Systemen spricht. Gegebenenfalls kann man hier Elemente dadurch untergliedern, das man sie in permanente und temporäre Elemente gliedert. 6 3. System Klassifizierung: Geschlossene/Offene Systeme Systeme, die nur Beziehungen innerhalb der Systemgrenzen enthalten, nennt man geschlossene Systeme. Solche, die auch Beziehungen zur Umwelt aufweisen, werden als offene Systeme bezeichnet. Unternehmen sind immer offene Systeme. Was wäre ein geschlossenes System? Klassifizierung: Komplexität Ein System wird wesentlich charakterisiert durch den Grad der Komplexität. Die Komplexität wird bestimmt durch die Zahl der Elemente und ihrer Parameter sowie durch die Vielfalt und Variabilität der gegenseitigen Beziehungen. Mit steigendem Grad der Komplexität nimmt die Schwierigkeit der Beschreibung eines Systems zu; äußerst komplexe Systeme sind überhaupt nicht mehr vollständig beschreibbar. 3. System • Klassifizierung: Komplexität • Gerüst: Absolut statische Struktur; feste, zeitlich invariable Elemente und Beziehungen; der Aufbau eines solchen Gerüsts ist meist ein erster Schritt im Hinblick auf eine systematische Durchdringung eines Sachverhalts; z. B. Straßennetz • Uhrwerk: Einfachste dynamische Struktur mit genau vorhersehbaren Bewegungsabläufen; zu den „Uhrwerken“ werden auch dynamische Systeme im Gleichgewicht gerechnet, sofern das ruhende Gleichgewicht als Spezialfall einer Bewegung aufgefasst wird; z. B. Waage, Dieselmotor • Regler/Thermostat: Einfache dynamische Struktur, die mit vorhersagbaren Bewegungsabläufen permanent von außen her vorgegebene Gleichgewichtszustände anzustreben versucht; z. B. drehzahlgeregelte Maschine 7 3. System • Klassifizierung: Komplexität • Zelle: Offene Systeme, mit sich selbsterhaltender Struktur; Entwicklung eines Eigenlebens; z. B. Amöben, Viren • Pflanze: Arbeitsteilige, gegenseitig aufeinander angewiesene Zellen; schwache Empfänglichkeit für äußere Reize • Tier: Organismen mit stark ausgeprägter Mobilität; Sinnesaufnahme (Augen, Ohren, Nervensystem und Hirn); Formung und Mutierung eines Umweltbildes durch Filterung der Umwelteindrücke • Mensch: Selbstbewusstsein; überdenkt Umwelteindrücke; Fähigkeit, Symbole und Sprache zu benutzen; Zeitbewusstsein • Menschliche Organisation/Gesellschaft: System des Zusammenspiels von verschiedenen Individualfunktionen; Beziehungen zwischen Individuum durch Kommunikation; z. B. Unternehmen, Volkswirtschaft • Transzendentes System: Noch nicht bekannt; mit dem heutigen menschlichen Intellekt nicht zu erfassende Systeme 3. System Hierarchie Die Systemdefinition enthält per se keine Zuordnung, ob etwas als System, Subsystem oder als Element zu betrachten ist. Es ist zulässig, ein Element heraus zu greifen, und in weitere Bestandteile aufzugliedern, die dann als Sub-/ Untersystem bezeichnet werden. Der umgekehrte Schritt lässt Übersysteme entstehen, die ein System nur noch als „Black-Box“ sehen. Man kann ein System also als Ganzes oder detailliert betrachten. Fahrradfabrik Übersystem: Gesamtes Unternehmen Untersystem: Hochregallager 8 3. System Hierarchie: Untersystem Greift man ein Element aus einem System heraus, zerlegt es in Bestandteile niedrigerer Ordnung, und betrachtet auch deren gegenseitigen Beziehungen, so entsteht ein Untersystem. Alle dem ursprünglichen Element zugeordneten Beziehungen werden zu äußeren Beziehungen des Untersystems zu seiner Umwelt. Die Systemgrenze entspricht dem Umfang des ausgewählten Elementes. Hierarchie: Übersystem Man kann aber auch in umgekehrter Richtung ein System als Teil eines übergeordneten Gebildes, eines Übersystems, betrachten. Das ursprüngliche System wird dann selber zu einem Element des Übersystems. Bei diesem Wechsel der Betrachtungsweise werden innere Beziehungen des ursprünglichen Systems vernachlässigt, und das System wird nur noch als Ganzes wahrgenommen. 3. System Subsysteme Die Subsysteme eines Systems lassen sich ebenso wie dieses selbst durch ihre Funktion kennzeichnen; die Funktion eines Subsystems wird als Subfunktion bezeichnet. Die Art der Subsysteme wird also durch die Subfunktion und, soweit dies erforderlich ist, wiederum durch deren Struktur bestimmt. Hat ein System den Rang R, so gilt für die Subsysteme dieses Systems der Rang R-1. Hierarchie Ein System vom Rang R-1 ist Element im System vom Rang R, während dieses wiederum Element im System vom Rang R+1 ist. 9 3. System Funktion eines Systems Ein System S habe die Eingänge , , … , und die Ausgänge , , … , . Die Eingänge des Systems können zu einem Input-Vektor , ,…, Und die Ausgänge zu einem Output-Vektor , ,…, Zusammengefasst werden. Die Funktion eines Systems besteht nun „in der Überführung bestimmter Eingangsgrößen in bestimmte Ausgangsgrößen“, die Funktion eines Systems S ist also durch die Transformation des Vektors x in den Vektor y definiert: T nennt man den Transformations-Operator; er gibt die Regel an, nach der der Vektor in den Vektor überführt wird. 3. System Dieser Definition liegt der allgemeine mathematische Funktionsbegriff zugrunde: Eine mathematische Funktion ist eine eindeutige Abbildung aus einer Menge X in eine Menge Y; sie besteht in der Vorschrift, die jedem Element ∈ genau ein Element ∈ zuordnet. X nennt man den Definitionsbereich, Y den Wertebereich der Funktion; allgemein kann man auch vom Funktionsbereich sprechen. Der Definitionsbereich der Systemfunktion ist durch den Input-Vektor, ihr Wertebereich durch den Output-Vektor gegeben. 10 3. System Systemgliederung nach Aspekten Überall dort, wo Verknüpfungen zwischen den Subsystemen existieren, sind die Querbeziehungen aufzuzeigen, um trotz der Aufgliederung die Zusammenhänge des Gesamtsystems sichtbar zu machen. Dabei können verschiedene Aspekte unterschieden werden: Die Aspektbetrachtung Teilsysteme konzentriert sich auf einzelne Merkmale. Bei einer solchen Gliederung nach Aspekten können Überschneidungen vorkommen, Elemente also in mehreren Teilsystemen auftauchen. Beispiel: Energiefluss, Materialfluss, Informationsfluss, Personenfluss, … 3. System Sub-/Untersystem Wir wählen ein Gliederungskriterium das partitionierend wirkt (abgegrenzte Untersysteme!) lokale Zusammenhänge schafft. Jedes Element nur in einem einzigen Untersystem. Teilsystem/Aspekt Wir wählen ein Gliederungskriterium das überall gilt (Zusammenhang!) sich von anderen Gliederungskriterien gut separieren lässt. Jedes Element kann in allen Teilsystemen auftreten. 11 3. System Beispiel 1 R = {(1, 1), (2,2)} und S = {(1, 1), (2, 2), (1, 2)} seien Relationen auf A = {1, 2}. Gebe die Vereinigung und den Durchschnitt von R und S, sowie das Komplement von R in an. Ist eine Relation eine Teilmenge der anderen? Lösung: ∪ 1, 1 , 2, 2 , 1, 2 , ∩ 1, 1 , 2, 2 , Komplement \R 1, 2 , 2, 1 und ⊆ . Beispiel 2 Wenn R die Relation „m kann eingebaut werden in i“ zwischen einer Menge M von Schaltungen und einer Menge I von Fahrrädern ist, was sagt dann aus? Lösung: R gibt an, welche Schaltung in welches Fahrrad eingebaut werden kann. 3. System Beispiel 3: Montage von Tischen B 1712 2712 A Tisch 3712 4712 5712 5711 4711 3711 2711 1711 Tischplatte nacheindeutig/vorvollständig Bei Nacheindeutigkeit hat jeder Tisch eine Relation zu genau einer Tischplatte. Vorvollständigkeit liegt vor, wenn alle Tische Bestandteil einer Relation sind. 12 3. System Beispiel 3: Montage von Tischen B 1712 6711 5711 4711 3711 2712 A Tisch 2711 1711 Tischplatte 3712 injektiv Bei Voreindeutigkeit hat eine Tischplatte eine Beziehung zu jeweils nur einem Tisch. 4712 5712 3. System Beispiel 3: Montage von Tischen B 1712 2712 A Tisch 3712 4712 5711 4711 3711 2711 1711 Tischplatte 5712 6712 surjektiv Zusätzlich zu den Anforderungen einer Funktion (vorvollständig, nacheindeutig) sorgt die Nachvollständigkeit dafür, dass jede Tischplatte in mindestens einer Beziehung vertreten ist. 13 3. System Beispiel 3: Montage von Tischen B 1712 Tisch 5711 4711 3711 2712 A 2711 1711 Tischplatte 3712 4712 5712 bijektiv Nachvollständigkeit und Voreindeutigkeit führen zur vollständigen Abdeckung der Tischplatte und dazu, dass jedes Element in nur einer Beziehung auftritt. 3. System Beispiel 3: Montage von Tischen B 1711 A Tischplatte 2711 3711 4711 5711 5712 4712 3712 2712 1712 Tisch invers Die Umkehrung der Relation erhält exakt dieselben, jetzt umgekehrt geordneten Paare. Die Relation könnte jetzt als Teileverwendung der Tischplatten interpretiert werden. 14 3. System Beispiel 4: Relatives Produkt Das relative Produkt von Relationen R und S wird mit Hilfe des Symbols „ ∘ “ bezeichnet, und wie folgt definiert: ; →∃ ∧ • • Die Relation „Schwägerin sein von“ ist das relative Produkt der Relation „Ehefrau sein von“ und der Relation „Bruder sein von“, denn für jedes x und y gilt: x ist die Schwägerin von y es gibt ein solches z, dass x die Ehefrau von z ist und z der Bruder von y ist. Die Relation „Onkel sein von“ ist das relative Produkt der Relationen „Bruder sein von“ und „Elternteil sein von“, denn der Onkel ist der Bruder eines Elternteils. In einzelnen Fällen kann S gleich R sein. Wenn zum Beispiel R die Relation „Kind sein von“ ist, dann ist das relative Produkt ∘ die Relation „Enkel oder Enkelin sein von“, denn für jedes x und y gilt: x ist ein Enkel oder eine Enkelin von y es gibt ein solches z, dass x ein Kind von z ist und z ein Kind von y ist. 3. System • Die Relation „Fahrradbauteil sein von“ ist das relative Produkt der Relation „Vorderradbauteil sein von“ und der Relation „Vorderrad sein von“, denn für jedes x und y gilt: x ist ein Bauteil von Fahrrad y es gibt ein solches Vorderrad z, dass x Bauteil von Vorderrad z und Vorderrad z ist Bauteil von Fahrrad y. Aus diesen Beispielen ist sofort zu ersehen, dass das relative Produkt von Relationen nicht kommutativ ist: Die Ehefrau des Bruders ist jemand anderes als der Bruder der Ehefrau; der Bruder der Mutter ist jemand anderes als die Mutter des Bruders. 15 3. System Beispiel 5: Assoziativität Für das relative Produkt von Relationen gilt das Assoziativitätsgesetz: ∘ ; ; ; . Nach diesem Theorem ist der Onkel der Ehefrau gleich dem Bruder der Schwiegermutter des Ehemanns, denn der Onkel ist der Bruder der Mutter und die Schwiegermutter des Ehemanns ist die Mutter der Ehefrau. 3. System Beispiel 6: Welcher Tisch kann mit welchem Furnier geliefert werden? Tischplatte R 4712 1711 Tisch 47121 47122 2711 3711 4711 5711 Furnier S 4712 Tisch47121 platte 47122 Eiche Buche Teak 16 3. System Furnier ∘ Tisch Eiche Buche 1711 Teak 2711 3711 4711 5711 3. System Beispiel 7: Verkettung von Relationen a) Gesucht ist die Verkettung ∘ der Relationen R = {(Nirwana, Sputnik), (Footstrong, Futur)} und S = {(Sputnik, Leder), (Futur, Leder), (Futur, Vinyl)} ∘ = {(Nirwana, Leder), (Footstrong, Leder), (Footstrong, Vinyl)} b) Gesucht ist die Verkettung der Relationen R = {(Merkel, Berlin), (Obama, Washington), (Paus, Paderborn)} S = {(Berlin, Kanzler), (Washington, Präsident), (Paderborn, Bürgermeister)} ∘ = {(Merkel, Kanzler), (Obama, Präsident), (Paus, Bürgermeister)} c) Die Sandplatz haben folgende Familienverhältnisse: R = {(Max, Anna), (Max, Hans), (Siegfried, Max)} sei die Relation „v ist Vater von k“ auf der Menge {Max, Siegfried, Anna, Hans}. Wie viele Kinder hat Max? In welchem Verhältnis steht Max zu Siegfried? Lösung: Max hat 2 Kinder. Max ist der Sohn von Siegfried. 17 3. System Beispiel 8: Produktdatenbank Die Fa. Cyberbikes betreibt einen Fahrrad-Spezialversand. Wir bereiten den Aufbau der Produktdatenbank der Cyberbikes vor. Dazu stellen wird die Relationen in Form von Tabellen dar. Die einzelnen n-Tupel einer Relation sind dabei die Zeilen einer Tabelle. (Beispiel: Die Produkte der Cyberbikes). Die Spalten gehören zu gewissen Attributen (wie „Produkt“, „Preis“, usw.). Rp P. Nr. Produkt Preis Hersteller-Nr. 1 Nirwana 990 1 2 Footstrong 590 2 3 Cosmos 2150 2 4 Plusquamperfekt 95 3 Die Zeilen (1, Nirwana, 990, 1), ... sind Elemente der Produktmenge N CHAR (15) N N. Analog enthält die Relation RH = {(Sandplatz, Kalkburg), ...} N CHAR (15) CHAR(15) nähere Informationen zu den Herstellern. 3. System RH Hersteller-Nr. Name Ort 1 Sandplat Kalkburg 2 Prophete Rheda 3 Nixe Ludwigsburg Die beiden Relationen RP und RH bilden eine einfache Datenbank. Wenn wir auch Abfragen durchführen wollen, führt das zur relationalen Algebra: • Die Bedingung wählt alle Zeilen aus, für die die Bedingung erfüllt ist. Beispiel: Wählen wir aus RH alle Zeilen aus, deren Attribut Name den Wert „Prophete“ hat: Name=Prophete (RH) = {(2, Prophete, Rheda)}. • Die , ,… -Bedingung wählt die Spalten , ,… aus. Beispiel: Projizieren wir RH auf die Spalten mit den Attributen Name und Ort: Name, Ort (RH)= {(Sandplatz, Kalkburg), (Prophete, Rheda), (Nixe, Ludwigsburg)}. 18 3. System • Die , -Bedingung „verkettet“ die Relationen und bezüglich der gemeinsamen Attributwerte (von ) und (von ). Die Zeilen der neuen Relation entstehen durch Aneinanderreihung von je einer Zeile der ersten und der zweiten Relation, deren Attributwerte von und übereinstimmen. Beispiel: Die Relationen und können bezüglich des gemeinsamen Attributs HerstellerNr. verkettet werden. RP (Hersteller-Nr., Hersteller-Nr.] RH P. Nr. Produkt Preis Hersteller-Nr. Name Ort 1 Nirwana 990 1 Sandplatz Kalkburg 2 Footstrong 590 2 Prophete Rheda 3 Cosmos 2150 2 Prophete Rheda 4 Plusquamperfekt 95 3 Nixe Ludwigsburg 3. System Die Anfrage „Preis aller von Prophete hergestellten Produkte“ könnte damit wie folgt formuliert werden: Produkt, Preis (Name=Prophete (Rp[Hersteller-Nr., Hersteller-Nr.] RH)), Schritt 1: Verkettung Rp[Hersteller-Nr., Hersteller-Nr.] RH)): R1 = RP (Hersteller-Nr., Hersteller-Nr.] RH P. Nr. Produkt Preis Hersteller-Nr. Name Ort 1 Nirwana 990 1 Sandplatz Kalkburg 2 Footstrong 590 2 Prophete Rheda 3 Cosmos 2150 2 Prophete Rheda 4 Plusquamperfekt 95 3 Nixe Ludwigsburg 19 3. System Schritt 2: Auswahl der Zeilen mit „Name = Prophete“: R2 = Name=Prophete R1 P. Nr. Produkt Preis Hersteller-Nr. Name Ort 2 Footstrong 590 2 Prophete Rheda 3 Cosmos 2150 2 Prophete Rheda Schritt 3: Projektion auf die Spalten Produkt und Preis R3 = Produkt, Preis R2 Produkt Preis Footstrong 590 Cosmos 2150 Ergebnis ist die geforderte Preisinformation. 3. System Beispiel Presswerk Auftrag: Ein Auftrag der Fertigungssteuerung an das Presswerk, bestimmte Teile zu bestimmten Mengen und Terminen zu fertigen. Teil: Ein Teil ist ein nicht zerlegbarer Gegenstand aus einem Stoff. Arbeitsgang: Ein Arbeitsgang ist eine Teilverrichtung auf einer Maschine. Pressenstraße: Die Pressen sind im Presswerk in Pressenstraßen gruppiert. Eine Pressenstraße umfasst 8 Pressen. Die Kopfpresse hat ca. 2.000 to Presskraft und ist eine Ziehpresse, mit der die Kontur eines Karosserieteils gezogen wird. Die nachfolgenden Pressen haben zwischen 800 to und 1.500 to Presskraft und dienen zum endgültigen Beschneiden des Bleches. Da das Presswerk insgesamt 5 Straßen umfasst, stehen im Presswerk 40 Pressen. 20 3. System Kostenstelle: Eine Kostenstelle ist ein autonomes Gebilde hinsichtlich der Betriebsmittel- und Personalkapazität. Sie umfasst jeweils eine Pressenstraße. Rüstkapazität: Die Rüstkapazität steht für das gesamte Presswerk zur Verfügung. Fertigungssteuerung: Die Fertigungssteuerung erfolgt im Presswerk durch dezentrale Werkverteiler. Transport: Die Anlieferung der geschnittenen Platinen erfolgt per Kran. Der Abtransport der fertigen Teile wird von Traktoren in Behältern erledigt. 3. System Begriff: Beispiel: Systemgrenzen: Zum Materialeinkauf: Zur Fertigungssteuerung: Zum Lager: usw. Bereitstellung des Materials Übermittlung der Aufträge Anlieferung der fertigen Teile Umwelt: Einkauf Energieversorgung Direktion Aspekt Produktionsversion Aspekt Energie Aspekt Information Übersystem: System: Untersystem: Gesamtes Automobilwerk bzw. Produktion Presswerk z. B. 1 Presse / Leitstand der FST Hierarchie: Hierarchie der Funktionen / Objekte 21 3. System Begriff: Beispiel: Element: Aufträge: Element von Auftragsbestand Pressen, Bedienungsperson usw. Element von Produktionssystem Globale / Detaillierte Betrachtung: Global: Detail: Teilsystem (Aspekte): Aspekt Produktion: Teilsysteme sind die Fertigungseinrichtungen, die Fördersysteme, das Personal und die Aufträge Komplexität: Höchste bekannte Stufe Black Box: Annahme: Input: Output: Presswerk als Ganzes mit Input und Output z. B. 1 Presse mit 4 Mann Bedienung Produktionssystem sei Black Box Aufträge, Material, Energie Fertige Teile, Abfall 3. System Zusammenfassung Das Systemkonzept erlaubt ein komplexes Gebilde in logisch geordneter Art und Weise aufzugliedern und dabei einzelne Teile für eine detaillierte Untersuchung heraus zu greifen, ohne dabei den Gesamtzusammenhang aus den Augen zu verlieren. Diese Technik kann einmal bei der Analyse existierender Systeme angewendet werden, das heißt bei der deskriptiven Betrachtung. Dieselbe Technik lässt sich auch anwenden bei der konstruktiven, gestaltenden Arbeit an Systemen. 22 3. System Aufgabe 1: Beschreiben Sie die Mensa der Universität Paderborn als System. Aufgabe 2: Auf welcher Stufe der Komplexität steht Ihr PC? Aufgabe 3: Gliedern Sie diesen Hörsaal die Stadt Paderborn Ihren Laptop in Subsysteme und Teilsysteme. Zeigen Sie die Hierarchie Ihrer Gliederung, Elemente, Umsysteme, Beziehungen zwischen den Elementen. 3. System Aufgabe 4: a. Definieren Sie ein System und nennen Sie die 3 Kategorien, durch die ein System beschreibbar ist. b. Beschreiben Sie ein System „Fahrradfabrik“ beispielhaft anhand der 3 Kategorien und grenzen Sie das System von der Umwelt ab. Verwenden Sie die Untersysteme Verwaltung, Wareneingang, Produktion und Versand. c. Erstellen Sie eine Systemhierarchie für die oben genannte Fahrradfabrik. Erweitern Sie das System um die Untersysteme: Einkauf, Verkauf, Konstruktion, Gebäudereinigung, Teilefertigung, Vormontage, Montage und Auslieferlager. Erläutern Sie Ihre Lösung. 23