« MATERIAL & TECHNIK STEIN IM UND AM BAU. Mitten durch Graubünden geht eine Grenze – die Grenze zwischen Stein- und Holzbau bei Maiensässen und Alpschermen. Während Nord- und Mittelbünden sie vorwiegend mit Holz baute, wurden sie im Engadin gemischt und in einigen Südtälern fast ausschliesslich mit Stein gebaut. Und so prägt das Bauen mit Stein und Holz und mit der Kombination daraus seit jeher die Dörfer und Siedlungen Graubündens. Text : Fridolin Jakober Bilder : Mathias Kunfermann Tonnenschweres Rohmaterial wird bewegt. Genau auf der Grenze zwischen Stein- und Holzbau – unterhalb Qualitäten, widersteht dem Strassensalz und kann hohe Rutsch­ der Passhöhe des San Bernardino – wird seit 2006 auf 1950 m ü. M. festigkeit erreichen. Der Soglio Quarzit ist frostresistent und robust wieder der San Bernardino Silber gebrochen. Dieser Paragneis gegen Aggressoren – man verwendet ihn oft als Natursteinplatte wurde von alters her als Spaltmaterial verwendet. Aus ihm oder Verblender. Auch bei Brunnen, im Gartenbau oder als Terras- entstanden Dacheindeckungen, Mauern und Bodenbeläge, senboden kommt Soglio Quarzit zum Einsatz. Genau wie der Valser welche die Jahrhunderte überdauert haben und welche zu- Gneis, der in sechs Zentimeter dicken Platten den Bundesplatz gleich diskret, aber doch klar viele Bauten und damit auch Sied- ziert. Nur noch an wenigen Stellen abgebaut wird der vor allem lungsbilder prägten und prägen. früher sehr gefragte Speckstein, der Wärme lange speichert und sie langsam abgibt. Noch heute wird dieser weiche Stein aus Von Steinen geprägt Graubünden für die Tavetscheröfen verwendet und sorgt in Ob als Stellriemen oder Pergolapfosten, als Treppenstufe oder so manchen guten Stuben für heimelige Wärme. Geologisch Steinzaun, ob bruchroh, geschliffen, geflammt oder gebürstet – bekannt ist der Bündnerschiefer, der als Sediment in den Alpen San Bernardino Silber zeigt je nach Bearbeitung verschiedene vorkommt. Durch ihn bekommen Mineralwasser ihren einmaligen 36 CUBATURA 1 | 2015 MA TERIAL & TECHNIK Geschmack und auf ihm wachsen einige der berühmtesten Reben. Auch andere malerische Steine prägen Graubünden – etwa der schöne Tuffstein, der den Hauptsitz der Graubündner Kantonalbank ziert, oder der Laaser Marmor, der in der Kathedrale verbaut wurde und den man schon vor mehr als 1000 Jahren aus dem Vintschgau importierte. Andere Gesteine tragen die Ortsnamen des Kantons weit über seine Grenzen hinaus : Der Verde Andeer aus dem Schams etwa, dessen dezentes Grün Fassaden und Plätze ziert. Nicht umsonst wird Graubünden auch als Land der Steine bezeichnet. Energievernunft Als Baumaterial führen Granit und Gneis, aber auch Schieferplatten zurück zu den Wurzeln des Bauens, zu den ersten Steinhäusern, Steindächern, Kellerböden, Treppenstufen und Mauern, welche unsere Vorfahren in den Bündner Bergen aus ihm aufgeschichtet haben und die noch heute allen Witterungseinflüssen trotzen. Das beweist, dass die Schweiz nicht nur reich an Ideen, sondern auch an Steinen ist. Oder wie Titus Toscano, Präsident des Naturstein-Verbands Schweiz ( NVS ), es ausdrückt : « Wir setzen auf Exklusivitäten, also auf den Andeerer Granit oder den San Bernardino Silber, die wir in schwierigem Gelände aus dem Fels brechen. » Da im Kanton Gesteine nicht nur gebrochen, sondern in modernen Werken vor Ort gleich verarbeitet werden, bleibt die Wertschöpfung aus den Gesteinen in Graubünden. Für die Abnehmer aus der Region macht dies die Weiterverarbeitung und das Bauen ungleich einfacher, als wenn sie einen Stein in einer bestimmten Grösse und Verarbeitung im Ausland oder wennmöglich gar in Übersee bestellen müssen. Dass der Schweiz die Steine ausgehen, dazu wird es noch lange Zeit nicht kommen. Im Gegenteil: in den meisten Regionen sind die Abbaupotenziale für verschiedenste Steinsorten nach wie vor « Stein-reiches » Gebirgsland. ungenutzt oder jedenfalls unternutzt. Na- 1 | 2015 CUBATURA 37 Spenglerei Unterdächer André Stieger 7452 Cunter T 081 684 26 74 Steildächer Flachdächer Fassadenbau [email protected] www.astieger.ch RZ_stieger_180x58.indd 1 25.11.14 13:32 STEIN SOLL ES SEIN. HÜ7 DESIGN AG TEL. 0041 81 667 11 65 WWW.LUZINATURSTEIN.CH egmü er egmü er Gartengestalter Natursteinarbeiten Gartenunterhalt Fadail 26 RZ_wegmüller_180x115.indd 1 7078 Lenzerheide 081 353 66 02 [email protected] wegmueller-gaerten.ch 19.12.14 10:35 RUBRIK Die Wertschöpfung bleibt in Graubünden. tursteine aus Graubünden sind also auch beispielhaft, wenn es um die Nutzung der eigenen Rohstoffe geht. Ja mehr noch, sie zeigen in Sachen « graue Energie » grosses Zukunftspotenzial. So zeugt auch der langfristige Trend zum Bauen mit Naturstein von der Rückkehr vieler Bauherren zur Energievernunft. Im Gegensatz zu manchen Exoten aus Brasilien wird in Graubünden das Gestein gleich vor der Haustüre gebrochen – auch massive Blöcke verschlingen also relativ wenig Transportenergie. Steinförderung Steine aus und für Graubünden sind vielfältig und prägen dieses Land und seine Geschichte : Vom weichen Tavetscher Speckstein für die Öfen bis zur exotischen Jade. Graubündens Steine sind unverwechselbar wie der Andeer Granit, dessen Grün so alt ist wie die alpine Gebirgsbildung vor 50 Millionen Jahren. Damals entstand eine Schlucht, deren Name noch heute Programm ist : Via Mala – der böse Weg. Dieser « böse Weg » führt heute zwei- und teilweise vierspurig hinauf ins Land der Steine. Von dort gelangen sie in die Zentren des Bauens und bis hinauf in die 150 Täler des Kantons. Und vielleicht geht es diesem Baumaterial dereinst genau wie seinem Partner, dem Holz, für dessen Verwendung inzwischen mannigfachen Förderprogramme in Forschung und Entwicklung, Werbung und Marketing, Aus- und Weiterbildung, wie auch in Engineering und Architektur auf die Beine gestellt wurden. Wer sich also für Steine aus Graubünden entscheidet, baut auf Tradition und setzt zugleich den Trend für die Vielfalt in Farbe und Struktur. bleibenden Werte aus Graubünden. 1 | 2015 CUBATURA 39 « REPORTAGE TOSCANO – NATURSTEINABBAU BRAUCHT ERFAHRUNG. Am Tor zu Graubünden – auf der unteren Bahnhofstrasse von Kunden bei der Planung und Entwicklung von Naturstein-Pro- Chur – verleihen 900 Tonnen Natursteinplatten aus Andeer Granit jekten beraten. Dabei bauen sie auf die Feedbacks der der Begegnungszone und den Gebäuden eine dauerhafte und Kunden, aber auch auf das Fachwissen von Geologen, Techni- natürliche Wertigkeit. Dieser Naturstein, den die Toscano AG kern und Ingenieuren. Entsprechend kennen sie die Produkte Naturstein im Val Schons fördert und verarbeitet, widersteht dem und ihre Eigenschaften. Im Werk in Andeer werden die Natur- Frost, dem Tausalz und auch dem mechanischen Abrieb. Das steine schonend und professionell bearbeitet. Das bedeutet : macht ihn vielseitig verwendbar – im Aussenbereich für Böden, Die Kunden suchen den gewünschten Stein aus, die Toscano AG Fassaden, Treppen, Fensterstürze, ja sogar für Dächer, im Innen- Naturstein produziert je nach Bedürfnis das gewünschte Produkt bereich als Verblender, Bodenplatten oder für den Nassbereich. – vom der einfachen Mosaikplatte bis hin zu Platten für komplexe Fassadenverkleidungen. Die Toscano AG Naturstein baut in ihren Steinbrüchen Natursteine schonend und emissionsarm ab. Dank grossem Know-how Zur grossen Palette der Bearbeitungsmöglichkeiten ab Werk und langjähriger Erfahrung konnte das Unternehmen ein lei- gehören das Fräsen und Aufbohren des Steins. Seine Oberflä- stungsfähiges Netzwerk im In- und Ausland aufbauen. Steine von chen werden auf Wunsch geschliffen und poliert, sandgestrahlt Toscano werden weltweit eingesetzt – für Wohnprojekte in Grau- oder geflammt. Auch die Kanten werden durch die Toscano AG bünden ebenso wie für Schwimmbäder, an Fassaden in Stuttgart Naturstein bearbeitet – sämtliche Naturstein-Produkte können ebenso wie in Moskau. Dank der verkehrsgünstigen Lage an der fertig abgeholt und verbaut werden. A13 kann der Stein auch überallhin geliefert werden. Verarbeitung stärkt Qualitäten Toscano AG Naturstein Schon beim Abbau zeigt der Stein seine Qualitäten – entspre- Parsagna 7440 Andeer T 081 661 13 70 chend können die Spezialisten der Toscano AG Naturstein ihre [email protected] www.toscano-granit.ch 40 CUBATURA 1 | 2015 REPORTAGE Toscano – Know-how aus drei Generationen 1952 gründete der Misoxer Bauingeni- eur Cleto Toscano die Toscano AG – die im Strassen-, Brücken- und Flussbau tätig war. Das Unternehmen eröffnete 1953 einen Steinbruch am San-BernardinoPass und 1958 den Steinbruch in Andeer, der 1961 durch das Naturstein-Verarbeitungswerk ergänzt wurde. Die Toscano AG Naturstein wird von Verwaltungsrat Titus Toscano in der zweiten Generation und Claudio Toscano als Geschäftsleiter in der dritten Generation geführt und beschäftigt über 20 Personen in Abbau, Produktion, Verkauf und Admin­istration von Naturstein aus Graubünden. REPORTAGE 1 | 2015 CUBATURA CUBATURA 41 41