Räumliche Hardware : CAAD : Interview mit Ludger Hovestadt über digitales Bauen Autor(en): Stender, Ilka / Lüthi, Sue Objekttyp: Article Zeitschrift: Hochparterre : Zeitschrift für Architektur und Design Band (Jahr): 13 (2000) Heft 9 PDF erstellt am: 22.08.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-121416 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Inwiefern hat Sie Haller und Umgebung als räumliche Hardware zu verstehen. Dann wird die Multimedia- seine System-Architektur beeinflusst? Bei Haller kommt immer erst das System Inszenierung zu einem Kernproblem in der Architektur. m und dann das Haus. Die Systeme von ihm sind hervorragend, sie haben jedoch ei¬ nen Nachteil: Sie sehen immer gleich aus. Dank der Informationstechnologien ist es heute möglich, dass man erst das Haus entwirft und dann das System. Ich denke, dass man an jede Architektur mit moderner Informationstechnologie herangehen und -das ist sicherlich der Die neuen Technologien beeinflussen nicht nur den Entwurf, sondern auch den Bauprozess. Was wird sich dort ändern? Auf der Baustelle werden sich die Pro¬ duktionstechnik und die Koordination wandeln. Zukünftig wird man mit com¬ - dass sich daraus mit der Zeit eine neue Ar¬ che Umstellung erfahren, wie vom Off¬ chitektur entwickeln kann. set- zum Laserdruck. Beim Offsetdruck Wie sähe diese neue Architektur aus? Im Moment wird der Computer etwa so gebraucht: Man zeichnet ein Gebäude in CAD, baut ein Haus und stellt Com¬ sind die Rüstkosten hoch und werden Im Übrigen wurden durch die Massen¬ durch eine hohe Stückzahl eingespielt. Beim Laserdruck ist es gleich, ob man fertigung Raster und Formen standar¬ disiert. Durch die Computer legt man 1000-mal die gleiche Seite druckt, oder looo verschiedene. Im Moment be¬ dagegen puter rein. Denkbar ist aber, dass Ar¬ chitektur Hardware ist, die man mit stimmt noch das Massenprodukt den Bau, preiswerte Elemente werden zu¬ Software bespielt. Die Software würde dann dem Raum immer wieder eine an¬ sammengesetzt. Wenn man Sonderan¬ fertigungen braucht, wird es teuer und zudem oftmals unsauber in der Verar¬ dere Intention geben und viele Perso¬ nen könnten ein und dieselbe Archi¬ und beitung. Wir arbeiten in einem For¬ schungsprojekt mit einem Betonfertig¬ wahrnehmen. Das kann man mit einem Fernsehgerät vergleichen: Ein Fernse¬ her ist im Raum vom Phänomen her ein techniken aus dem Automobilbau über¬ nommen hat. Jetzt fertigen Roboter tektur unterschiedlich nutzen Fenster, aber ein Fenster für jede Sicht. | putergesteuerten Maschinen Kleinse¬ rien zum gleichen Preis von Grossseri¬ en produzieren. Wir werden eine ähnli¬ Traum eines jeden Architekten ^ teilhersteller, der seine Produktions¬ bestimmte Verfahren und Konstruktionsarten fest; Raster und Formen werden prinzipiell beliebig. Wie fliessen diese Vorstellungen von zukünftiger Architektur in ihre Lehr- und Forschungstätigkeit ein? Ich lege drei Schwerpunkte. Der erste liegt im Entwurf von Gebäuden, die Hardware und Software vereinen. Der zweite liegt im Analyseprozess, der dritte indercomputergesteuerten Kon¬ struktion. In derAnalyse-waszur Bau- Die Architektur würde, entsprechend Wandelemente so wie ein Plotter Sei¬ ten bedruckt. Jede mit exakt den Mas¬ dem Fernseher, auf meine Bedürfnisse sen, Installationen, Aussparungen, Oberflächenbeschaffenheiten und Öff¬ und Kunstgeschichte gehört - geht es darum, von Gebäuden eine Art GenCode zu extrahieren. Gebäude sind ge¬ nungen, die wir wünschen. baute mit unterschiedlichen Programmen reagieren. Woher kommt der Wunsch, die Architek¬ tur zur Projektionsfläche für Software zu machen? Architektur als Projektionsfläche für Software ist nicht utopisch, auch wenn es erst einmal so klingt. Alle techni¬ schen Geräte werden formal weniger dominant. Es zeichnet sich ja jetzt schon ab, dass z.B. Arbeitsplatzcom¬ puter vollständig in der Tischober¬ fläche verschwinden werden. Es ist letztlich konsequent, unsere gebaute Das heisst, aus dem Handwerker, der die Massanfertigung macht, wird ein Pro¬ Wiederholungen, nicht nur räumlicher Art. Es finden innerhalb ei¬ nes Gebäudes auch immer wieder die wird auf der einen Sei¬ gleichen Verfahren, Konstruktionen und Herstellungsprozesse statt. Wenn man alle diese Abläufe betrachtet, te sehr viel mit Computern zu tun ha¬ ben. Aber er wird wie bisher seine zum Bau nötig sind, eine Art DNA des¬ grammierer? Ja und Nein! Er Werkzeuge und seine Materialen lie¬ ben müssen, um gute Arbeit machen zu können. Jeder, der einmal versucht hat einen CAD-Plan in Perfektion auszu- plotten, wird bestätigen, wie viel fahrung man dafür braucht. Er¬ kann man aus den Informationen, die tillieren, eine für ein Gebäude minima¬ le Reihe von Information. Wozu braucht man diese DNA? Es ist die denkbar kompakteste und Beschreibung eines Ge- präziseste bäudes. Aus ihr werden unmissverständlich Verfahren und Handlungs¬ anweisungen abgeleitet. Wir entfalten aus dem Code normale CAD-Pläne, 3D-Durchlaufpläne, Ausschreibungen, Baustellensimulationen oder eben die oben beschriebenen Treiber für com¬ putergesteuerte Maschinen oder Ferti¬ gungsanlagen. Immer wichtiger wird der Aspekt, das aus dem Code Verfah¬ Wer liefert die dafür nötigen Technologien Die kommen aus anderen Bereichen, aus der Informationstechnologie bei¬ spielsweise oder der Biotechnologie. Wir greifen Forschungsergebnisse aus diesen Bereichen auf und nutzen sie für unsere Problemstellungen. Letztlich ist das das Wunderbare an einer solchen Hochschule, der Input kommt von allen Seiten und der Austausch unter den ren fürden Betrieb und den Umbau der Disziplinen ist notwendig. Gebäude abgeleitet werden können. Interview: llka Stender und Sue Lüthi Was passiert in der computergesteuerten Konstruktion? Ein Beispiel dafür ist die oben be¬ schriebene Produktion von Betonfer¬ tigteilen mit einer Maschine, die Uni¬ kate produziert. Wenn man aus¬ schliesslich mit solchen Maschinen ar¬ beiten würde, könnte man neue Bau¬ konstruktionen und -verfahren ent¬ Der Birkhäuser Vertag widmet den Auswirkungen der Arbeit mit dem Com¬ puter auf die Architektur eine Taschenbuchreihe. Sechs Experten berichten aus ihrer Praxis, beschrei¬ ¦ ben Projektabläufe und Arbeits¬ wickeln, die ausschliesslich darauf be¬ weisen und zeigen die Möglichkeiten ruhen, dass sie <ausgedruckt> werden. von Computer Aided Design auf. So erörtert Maia Engeli, Assistenz¬ Wie werden diese Entwicklungen von den Studierenden um- und eingesetzt? Ich kann mir vorstellen, dass wir mit den Studierenden jedes Jahr einen CAD-CAM-Pavillon bauen, etwa im Sommer immer den Rohbau und im Winter den Ausbau. Dabei darf nichts gebohrt, gefräst oder gefeilt werden. Alles muss ausgedruckt werden und die Studierenden entwerfen den Pavil¬ professorin für CAD in der Architektur an der ETH ZUrich, in ihrem Buch <Digital Stories), wie man Informatio¬ nen digital vermittelt und gestaltet, sie die kognitiven Fähigkeiten des Menschen unterstützen. • Digital Stories, Maia Engeli • Natural Born CAADesigners, Christi¬ an Pongraz, Maria Rita Perbellini • Information Architecture, Gerhard Umsetzung. Schmitt ja, das kann man gut arbeitsteilig machen. Ich denke, dass etwa dreissig Studierende gemeinsam so ein Projekt bearbeiten und sich dazu über das In¬ ternet organisieren und koordinieren. Diese Form der Zusammenarbeit müs¬ ¦Irlc:x- der Vernetzung und Gestaltung so eingesetzt werden können, dass lon und entwickeln die Programme zur Das verlangt sicherlich Teamarbeit... ¦ «8%t und fragt, wie die Möglichkeiten • Digital Eisenmann, Luca Galofaro • Hyper Architecture, Luigi Prestinenza Puglisi • Virtual Terragni, Mirko Galli, Clau¬ dia Mühlhoff Alle Bücher sind in englischer Spra¬ che verfasst. Birkhäuser Verlag, Basel 2000, je Fr. 16.80. sen sie lernen, denn in Zukunft wird man nicht anders als mit vielen Spezia¬ listen in grossen Netzwerken arbeiten. Ludger Hovestadt (40) studierte an der Rheinisch Westfälischen Techni¬ schen Hochschule in Aachen Archi¬ Wie spezialisiert wird denn die CAAD-Aus¬ bildung sein? Wir brauchen keine Spezialisten, son¬ der Allrounder! Ich denke, es ist un¬ abdingbar mit Multimedia-Techniken zu arbeiten. Den Studierenden müssen tektur und an der Hochschule für Gestaltung Wien in der Meisterklasse von Clemens Holzbauer. Nach seinem Diplom 1987 arbeitete er als wissen¬ schaftlicher Mitarbeiter und Assistent bei Fritz Haller und N. Kohler an der Technischen Universität Karlsruhe. wir beibringen, viele Programme schnellund pragmatisch zu nutzen.Wir 1994 promovierte er dort zum Thema «Digitales Bauen - Ein Modell für die werden sie kurz in die gängigsten Pro¬ gramme einführen. Alles andere ist weitgehende Computerunterstützung von Entwurf, Konstruktion und Be¬ Übung und letztlich auch nicht die Auf¬ gabe einer Hochschule. Es ist vielmehr wichtig, dass die Studierenden in konkreten Projekten lernen, wie sie ein Ziel erreichen, damit sie wissen, wie es gehen könnte und nicht, dass sie alles bis ins Kleinste perfekt programmiert haben. Also seriöse Spekulation und Möbelsystem: Conrack Wilkhahn AG, 3000 Bern 8, 031 310 13 13, mfo@wilkhahn ch, www wilkhahn.ch trieb von Gebäuden». Von 1997 bis 2000 war er Vertretungsprofessor für das Fach CAAD an der Universität Kai¬ serslautern. 1998 gründete er ge¬ meinsam mit seinem Bruder Volkmar Hovestadt die Firma digitales bauen, Wilkhahn deren Arbeitsfelder u.a. internet¬ basierte Gebäudedokumentation, Gebäudeprogrammierung und compu¬ nicht Hardcore-Informatik, wir bilden schliesslich Architekten und nicht Pro¬ terunterstützte Unikatfertigung von Baukomponenten sind. Seit Juli 2000 ist Hovestadt Professor für Architek¬ grammierer aus. tur und CAAD an der ETH ZUrich. Baden M + 0 Büroplanung AG Basel Domizil M. Stutzer AG Genève Stüssi Collections SA Lausanne Fino Diffusion Sari Luzern Spaeti Seiler AG, Littau Zug Büro Design Burkard, Baar Zürich A.ER.MO Möbel AG, Dietikon, Reymond Büromöbel AG, 2 W Witzig Waser Büromöbel AG, Buchs, 2 W Witzig Waser Büromöbel AG, Zürich FL-Vaduz Ludwig Ospelt AG, Vaduz