www.evimed.ch Blutzuckersenkende Medikamente: Metformin bleibt die erste Wahl bei Patienten mit Typ 2 Diabetes Frage: Wirksamkeit und Sicherheit der unterschiedlichen blutzuckersenkenden Medikamente, als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Substanzen, bei erwachsenen Typ 2 Diabetes Patienten? Hintergrund: Änderungen der Lebensgewohnheiten und blutzuckersenkende Medikamente sind die Methoden um das Risiko von Komplikationen des Typ 2 Diabetes zu verringern. Eine grosse Gruppe von Medikamentenklassen (einige davon mit fast unaussprechbaren Namen) sind zugelassen: Metformin, Insulin, Sulfonylharnstoff, Thiazolidinedione, Dipeptidyl Peptidase 4 (DDP-4) Inhibitoren, Natrium/Glukose Kotransporter 2 (SLGT-2) Inhibitoren, Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) Rezeptor Agonisten, Meglitinide und Alpha-Glucosidase Inhibitoren. Nach den Guidelines der amerikanischen Diabetesgesellschaft ist Metformin in der Regel das Medikament, das als erstes eingesetzt wird. Wenn es um den Einsatz eines zweiten oder eventuell dritten Medikamentes geht, dann ist die Datenlage zur Wirksamkeit – gemessen mit klinisch relevanten Outcomes – mager. Es wird wahrscheinlich auch nie randomisierte Studien geben in denen alle diese Substanzen miteinander hinsichtlich ihrer Wirksamkeit verglichen werden. Eine Methode, um etwas mehr Wissen über die vergleichende Wirkung der verschiedenen Substanzen zu schaffen, sind „Netzwerk-Metaanalysen“. In dieser Studie wird diese Methode angewandt um die Wirksamkeit und Sicherheit der verschiedenen Substanzen zu vergleichen. Einschlusskriterien: Randomisierte Studien in denen zwei oder mehr der oben genannten Medikamente verglichen wurden und die Nachbeobachtungszeit mehr als 24 Wochen betrug. Ausschlusskriterien: Studien mit Schwangeren und/oder Kindern Studiendesign und Methode: Netzwerkmetaanalyse; Interventionen: Vergleich zwischen verschiedenen blutzuckersenkenden Medikamenten Outcome: Kardiovaskuläre Sterblichkeit Gesamtsterblichkeit Myokardinfarkte; Schlaganfälle; HbA1c-Werte; keine Wirksamkeit was ein Umstellen auf ein anderes Medikament notwendig machte. Schwere Nebenwirkungen, Hypoglykämien und Körpergewicht Resultat: 301 randomisierte Studien mit insgesamt 118'094 Patienten konnten in die NetzwerkMetaanalyse eingeschlossen werden. www.evimed.ch In 109 Studien wurden andere Medikamente zum Metformin hinzugegeben; in 177 Studien wurden die Medikamente als Monotherapie verabreicht. Die Nachbeobachtungszeiten lagen zwischen 24 und 77 Monaten, im Median 6 Monate. Outcome bei Monotherapiestudien: Studien in denen der Effekt eines Medikamentes mit einem anderen Medikament verglichen wurden; bezüglich des primären Outcomes – kardiovaskuläre Mortalität – war zwischen den einzelnen Substanzen kein signifikanter Unterschied ausmachbar. Auf den HbA1c Wert hat Metformin den grössten Effekt, verglichen mit den anderen Substanzen. Hypoglykämien waren häufiger bei Behandlung des Typ 2 Diabetes mit einem Sulfonylharnstoff oder Insulin (basal) – verglichen mit Metformin. Metformin als Basistherapie und eine der anderen Substanzen als zweites Medikament (wenn HbA1c Wert noch nicht tief genug war); zwischen den einzelnen Medikamenten sind auf die HbA1c-Werte keine klaren Unterschiede feststellbar. Wenn ein SGLT-2 Inhibitor zu Metformin gegeben wurde, dann war das Risiko für Hypoglykämien etwas tiefer als bei den anderen Medikamenten. GLP-1 Rezeptorenblocker haben den günstigsten Effekt auf das Körpergewicht, verglichen mit den anderen Substanzklassen. Kommentar: Metformin, als Monotherapie, hat wahrscheinlich den grössten Effekt auf den HbA1c Wert bei Typ 2 Diabetes. Auf die kardiovaskuläre Mortalität waren keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Substanzklassen nachweisbar (dies ist aber kein Beweis dafür, dass das wirklich so ist); es ist der derzeitige Wissensstand. Literatur: Palmer SC et al. Comparison of Clinical Outcomes and Adverse Events Associated with Glucose-Lowering Drugs in Patients with Type 2 Diabetes. A Meta-analysis. JAMA 2016; 316: 313-324 Verfasser: Johann Steurer