Prof. Dr. Dr. Petra Reinhold Fachbereich Veterinärmedizin, Institut für Veterinär-Physiologie Husten & Co. Die Besonderheiten der Rinderlunge Kontakt: [email protected] Tel: 03641 – 804 2269 Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 1 Bovine respiratorische Erkrankungen Bezeichnungen / Begriffe • Rindergrippe, Rindergrippe – Komplex • Enzootische Pneumonie (EP) • Enzootische Bronchopneumonie • BRD – bovine respiratory disease • BRDC – bovine repiratory disease complex • Shipping fever • Händlerhusten • Respiratorischer Krankheitskomplex des Rindes Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 2 Bovine respiratorische Erkrankungen = multifaktoriell verursachte Krankheitsgeschehen Faktoren des TIERES STRESS Faktoren der UMGEBUNG mikrobielle Faktoren = ERREGER Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 3 Gliederung 1. Warum sind Rinder besonders anfällig für Atemwegserkrankungen? Entwicklung der Lunge und postnatale Lungenreifung Anatomische und physiologische Besonderheiten der Rinderlunge / Prädispositionen 2. Erreger – Wirt – Interaktionen Zusammenwirken von Bakterien und Viren Interaktionen zwischen Stress und bakteriellen Infektionen 3. Anforderungen an die Haltungsbedingungen von Kälbern / Prophylaxe 4. Konsequenzen von Atemwegserkrankungen für das HKL-System Kälberhaltung - Aulendorf, 26. 02.2015 4 Bovine respiratorische Erkrankungen = multifaktoriell verursachte Krankheitsgeschehen Faktoren des TIERES STRESS Faktoren der UMGEBUNG mikrobielle Faktoren = ERREGER Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 5 Entwicklung der Rinder-Lunge alveolär Endblindsäcke kanalikulär pseudoglandulär Mensch embryonal 1 4 7 10 13 (Burri, 1997) 16 19 22 25 28 31 34 Wochen (embryonale Entwicklung) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 37 40 Rind (de Zabala & Weinman, 1984) 6 Entwicklung der Rinder-Lunge Die Lunge des neugeborenen Kalbes Morphologisch: Grundstruktur einer vollständig entwickelten Lunge Anzahl an Alveolen: 5 - 10 x 109 (= 120 - 150 m² Alveolaroberfläche) Castleman & Lay, Am. J. Vet. Res. 1990 Die "Lungenreifung" findet aber erst wenige Tage vor dem Geburtstermin statt Bildung von Surfactant (oberflächenaktive Substanz) erleichtert beim Einatmen das Ausdehnen der Alveole Atemnotsyndrom bei Frühgeburten (Surfactant-Mangel!) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 7 Entwicklung der Rinder-Lunge Postnatales Wachstum [ nach Castleman & Lay, 1990] Mittlere Anzahl an Alveolen (x 109) 500 20 400 15 300 10 200 5 0 Mittlere Alveolaroberfläche (m²) 100 45 55 80 135 180 0 45 30 60 Lebenstag Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 109 80 135 180 Körpermasse [kg] Körpermasse [kg] 1-7 55 150 1-7 30 60 109 150 Lebenstag 8 Entwicklung der Rinder-Lunge Die wesentlichsten Fakten: Morphologische Grundstruktur einer vollständig entwickelten Lunge zum Zeitpunkt der Geburt Die Entwicklung der Lunge nach der Geburt korreliert besser mit der Körpermasse als mit dem Alter gute Körpermasse-Entwicklung = gute Lungen-Entwicklung ! Vollendung der funktionellen „Lungenreifung“ bei Körpermasse von etwa 300 kg bzw. im Alter von ca. einem Jahr [Lekeux et al., 1984; Gustin et al., 1988] Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 9 Besonderheiten der Rinder-Lunge ► geringes spezifisches Lungenvolumen Die Lunge des Rindes ist klein (im Verhältnis zur Körpermasse) http://www.lungprotectiontherapy.com/veterinarians/techinfo.asp Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 10 Besonderheiten der Rinder-Lunge ► geringe Gasaustauschkapazität (1) Körpermasse Lungenvolumen VO2max / kg spezifisch (ml O2 / sec / kg) (kg) (ml / kg) Hund 28 56 2.27 Ziege 28 64 0.90 Pony 175 56 1.48 Kalb 149 38 0.61 nach Weibel et al. (1987) Respir. Physiology 69, 81-100 Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 11 Besonderheiten der Rinder-Lunge ► geringe Gasaustauschkapazität (2) Alveolar- Kapillar- Schichtdicke oberfläche volumen alv.-kap. Membran (m² / kg KM) (ml / kg KM) (10-4 cm) Hund 2.75 4.18 0.51 Ziege 2.43 4.38 0.52 Pony 1.85 3.12 0.51 Kalb 1.43 2.39 0.42 nach Weibel et al. (1987) Respir. Physiology 69, 81-100 Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 12 Besonderheiten der Rinder-Lunge ► starke Segmentierung Segment = • kleinster diskreter Teil einer Lunge, der von bindegewebigem Septum umgeben ist • ein zuführender Bronchus • ein funktionell zugehöriges Blutsystem bovine Lunge = 71 Segmente ovine Lunge = 18 Segmente humane Lunge = 18 Segmente Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 13 Besonderheiten der Rinder-Lunge ► Konsequenzen der Segmentierung hoher Anteil von Bindegewebe in der Lunge höhere resistive Widerstände geringe Dehnbarkeit des Lungengewebes Interpretation von Röntgenbildern - CAVE ! jedes Segment ist eine funktionelle Einheit chirurgisch gut trennbar Erkrankungen bleiben oft lokal begrenzt Befunde eines Segmentes sind nicht auf andere Lungenbezirke übertragbar (Nachteil bei BAL !) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 14 Besonderheiten der Rinder-Lunge ► Konsequenzen der Segmentierung auf das Atmungsmuster: gering geringere Dehnbarkeit = geringere Atemtiefe Ruheatmung Lungentyp I Lungentyp III Atemzugvolumen / kg KM 8-10 ml/kg 12 ml/kg Atemzugvolumen (Vt) [KM = 500 kg] 4-5 Liter 6 Liter Atmungsfrequenz (fR) 20 AZ/min 12 AZ/min Atemzeitvolumen (Vmin = Vt x fR) 80-100 Liter 72 Liter Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 15 Besonderheiten der Rinder-Lunge ► hohe Ventilationsleistung schon bei Ruheatmung Atemzugvolumen in Relation zum totalen Lungenvolumen Atemminutenvolumen in Relation zum totalen Lungenvolumen [VTidal / VLunge] [VMin / VLunge] Mensch 11 1,3 Hund 14 2,8 Katze 8 1,5 Ziege 8 1,5 Rind 29 8,7 Pferd 14 1,6 [nach Veit & Farrell, 1978] weniger Reserven für Ventilation (z.B. bei Transporten oder Erkrankungen) intensiver Austausch mit Umgebungsluft (hohe Exposition gegenüber Schadgasen, Erregern, …, sofern in Stallluft vorhanden) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 16 Besonderheiten der Rinder-Lunge ► alveoläre Belüftung: keine kollateralen Atemwege! Martin’sche Kanäle > 120 µm Lambert’sche Kanäle 30 µm Alveolarporen (Kohn) 2 - 30 µm ( hohe kollaterale Resistance ) Hund / Katze / Frettchen / Kaninchen : vorhanden Pferd / Schaf : teilweise vorhanden Rind / Schwein : nicht vorhanden ! Bei Obstruktionen zuführender Atemwege : ATELEKTASEN ! Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 17 Besonderheiten der Rinder-Lunge Prädispositionen für Atemwegs- und Lungenerkrankungen Rinder haben (pro kg Körpermasse) eine kleine Lunge und eine geringe alveolare Gasaustauschfläche Die Lunge des Rindes ist stark segmentiert BAL-Befunde nicht übertragbar auf gesamte Lunge geringere Dehnbarkeit = geringere Atemtiefe + hohe Atmungsfrequenz Um den O2-Bedarf zu decken, müssen schon in Ruheatmung größerer Anteile der Lunge belüftet werden als bei anderen Tierarten d.h. weniger Reserven für Ventilation (z.B. bei Transporten oder Erkrankungen) d.h. intensiver Austausch mit Umgebungsluft (hohe Exposition gegenüber Schadgasen, Erregern, etc.) Kollaterale Atemwege fehlen (Neigung zu Atelektasen!) keine Kompensationsmöglichkeit bei Atemwegs-Obstruktionen verminderte lokale Abwehr in schlecht ventilierten Alveolarbereichen Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 18 Bovine respiratorische Erkrankungen = multifaktoriell verursachte Krankheitsgeschehen Faktoren des TIERES STRESS Faktoren der UMGEBUNG mikrobielle Faktoren = ERREGER Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 19 Physiologische Abwehrmechanismen ► mukoziliäre Clearance in den Atemwegen Transportgeschwindigkeit 1,5 - 2,0 cm / min ( Trachea > Bronchien > Bronchiolen ) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 20 Viren Parainfluenza 3-Virus (PI-3) Bovines Adenovirus (BAV) REO-Virus Rhinovirus 1 und 2 Bovines Coronavirus (BCV) mögliche Wegbereiter für bakterielle Sekundärinfektionen Bovines Respiratorisches Synzytial-Virus (BRSV) Bovines Herpesvirus-1 (BHV-1) Bovines Virusdiarrhoe-Virus (BVDV) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 21 Virale Infektion Schädigungsmechanismus (1) Zilien der Epithelzellen ‚abrasiert‘ Mukozilare Clearance gestört „Wegbereiter“ für Sekundärinfektionen Foto: Prof. Morgenroth, Bochum Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 22 Virale Infektion Schädigungsmechanismus (2) Ödem der Bronchialschleimhaut Bronchospasmus Obstruktionen (erhöhte Atemwegswiderstände) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 Minderbelüftung nachgeordneter Alveolarbezirke 23 Folgen einer Obstruktion ► alveoläre Belüftung beeinflusst lokale Abwehr Die Abwehrleistung der Alveolarmakrophagen wird durch das lokale Angebot an O2 beeinflusst. minderbelüftete Alveolarbereiche = alveoläre Hypoxie ( PAO2 ) Phagozytose Foto: Prof. Morgenroth, Bochum Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 24 Bakterien = fakultativ pathogen, z.T. ubiquitär vorhanden Pasteurellen • Mannheimia haemolytica • Pasteurella multocida gram-negative Bakterien, Endotoxin (LPS) und andere Toxine als Pathogenitätsfaktoren, Vorkommen auf gesunden Schleimhäuten (d.h. in Nasen-oder Rachentupfern gesunder Tiere) Mykoplasmen • M. bovis • M. dispar ‚atypische‘ Bakterien, sehr klein, keine Zellwand, variable Oberflächenantigene, entziehen sich oft der Immunantwort des Wirtes, können im Wirt persistieren Trueperella (ehem. Arcanobacterium) pyogenes Histophilus somni (vormals Haemophilus somnus) opportunistische Erreger Chlamydien ??? Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 25 Bovine respiratorische Erkrankungen Zusammenwirken von Krankheitserregern Viren (z.B. PI-3, BRSV) Entzündung der Atemwege Bronchitis / Bronchiolitis • Zilienrasen der Epithelzellen ‚abrasiert‘ • mukoziliäre Clearance gestört • Bronchospasmen Bakterien und deren Toxine: Entzündung des Lungengewebes Pneumonie • Zellinfiltration – Lungengewebe • Gefäßschäden – Exsudat – Ödem • Surfactant ? Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 26 Bovine respiratorische Erkrankungen … der typische Krankheitsverlauf bakterielle Sekundärinfektion Virusinfektion AVA, 2012 Foto: FLI Tier wirkt matt & abgeschlagen Fieber, Appetit reduziert Atmungsfrequenz: erhöht Augen/Nase: wässrig-seröse Sekrete Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 2–3d Nasenausfluss: muko-purulent 27 Bovine respiratorische Erkrankungen = multifaktoriell verursachte Krankheitsgeschehen Faktoren des TIERES STRESS Faktoren der UMGEBUNG mikrobielle Faktoren = ERREGER Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 28 Stress und Stress-Antwort STRESS Stressrezeptoren im Gehirn Aktivierung des Hypothalamus Aktivierung des sympathischen NS CRH HVL Aktivierung der HHN-Achse NN-Mark NN-Rinde: cAMP ↑ Ausschüttung von Katecholaminen Adrenalin Noradrenalin Synthese/Sekretion von Glukokortikoiden Cortisol Corticosteron (Säuger) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 ‚slow acting‘ ‚fast acting‘ ACTH (Vögel, Nager) 29 Stress und bakterielle Infektionen … ein komplexer Zusammenhang Stresshormone (Katecholamine, Glukokortikoide) traditionelle Sichtweise: Beeinflussung des Immunsystems des Wirtes neues Forschungsfeld: direkte Effekte auf Mikroorganismen (gilt insbesondere für Bakterien, die als ‚silent carrier‘ bereits im Wirt vorhanden sind) = „mikrobielle Endokrinologie“ (Interaktionen zwischen Mikrobiologie & Neurophysiologie) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 30 Stress und bakterielle Infektionen … ein komplexer Zusammenhang Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 31 Stress und bakterielle Infektionen ► Reaktion der im Wirt vorhandenen Bakterien bei Stress 1. Bakterien ‚schlummern‘ im Wirt / Wirtstier klinisch unauffällig 2. akuter Stress Bakterien registrieren die Stresshormonen im Wirt (kleine hormon-ähnliche Moleküle; ‚Histidin-Sensor-Kinasen‘) Bakterien „quorum sensing“ gram - / gram + erhöhte Expression von Stress-Response-Genen: • Metabolismus ↑ • Wachstum ↑ • Virulenz ↑ • Kolonisation / Adhärenz ↑ Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 Fe als Nahrungsquelle für Bakterienwachstum Adrenalin Noradrenalin Katecholamine mobilisieren Eisen aus Fe-bindenden Proteinen des Wirtes (z.B. Transferrin, Laktoferrin) 32 Stress und bakterielle Infektionen ► Akuter Stress wirkt anders als chronischer Stress! SympathikusAktivierung (Katecholamine) Aktierung HHN-Achse (Glukokortikoide) Erreger & Wirtsorganismus akuter Stress: schnelle Reaktion der Bakterien dominiert Vermehrung der Erreger chronischer Stress: • Verschiebung der Zytokinbalance im Wirt von Th-1 zu Th-2 Antwort • Suppression zellvermittelter Immunreaktionen Infektion nimmt anderen Verlauf …. Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 33 Stress und bakterielle Infektionen ► typische Stressoren in der Kälberhaltung Fütterung Haltungsbedingungen Futterumstellungen Stallklima (Temp., rel. LF, Schadgase) STRESS Mikroklima (direkte Umgebung des Tieres) Belegungsdichte & Gruppengröße Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 Tiertransporte Umstallungen Rangordnung 34 Bovine respiratorische Erkrankungen = multifaktoriell verursachte Krankheitsgeschehen Faktoren des TIERES Faktoren der UMGEBUNG mikrobielle Faktoren STRESS Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 = ERREGER 35 Anforderungen an die Haltung ► Bedeutung der Luftqualität WIE (viel) atmet ein Kalb ? (80 kg KM) Atemzugvolumen: 10 ml/kg = 800 ml Atmungsfrequenz: 20 – 30 min-1 Ventilation pro Minute: 16 - 24 Liter Ventilation pro Stunde : ca. 1200 Liter Ventilation pro Tag : ca. 30.000 Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 Liter 36 Anforderungen an die Haltung Gestaltung des Raumklimas für Tiere Ställe müssen… … ausreichend wärmegedämmt und so ausgestattet sein, dass Zirkulation, Staubgehalt, Temperatur, relative Feuchte und Gaskonzentration der Luft in einem Bereich gehalten werden, der für die Tiere unschädlich ist. Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 37 Auch plötzliche Schwankungen der Umgebungstemperatur führen zum Auftreten respiratorischer Erkrankungen 18 – 20 °C 5 °C 35 °C Mykoplasmen dominant Pasteurellen dominant n = 12 n = 11 n=8 Lunge obB vereinzelte Pneumonieherde pneumonische Veränderungen bis zur Größe eines Lungenlappens > 50 % der Lunge pneumonisch verändert [Reinhold P; Elmer S (2002): DTW 109 (Heft 4), 193-198] Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 38 Bovine respiratorische Erkrankungen = die wesentlichsten Aspekte der Prophylaxe Gutes Geburtsmanagement (Atemnot & Infektionen beim Neugeborenen vermeiden) + optimale Versorgung mit Kolostrum (Immunschutz) Gute Fütterung / Körpermasse-Entwicklung bis zur Vollendung der funktionellen Lungenreife Gute Qualität der eingeatmeten Luft - d.h. frei von Schadgasen (z.B. Ammoniak) und Erregern (Viren, Bakterien, Pilzsporen) Vermeidung von starken Temperaturschwankungen, Zugluft oder schleusendem Wind bei niedrigen Temperaturen Vermeidung jeglicher sonstiger Stressoren Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 39 Bovine respiratorische Erkrankungen ► Was zu beachten ist… Immunsystem stärken Kolostrum Wirt: Die Lunge des Kalbes ist prädisponiert ‚Stressoren‘ vermeiden UMGEBUNG optimieren! • Stallklima • Fütterung Transporte ↓ Belegungsdichte ↓ Erregerdruck reduzieren STRESS Gruppengröße ↓ ERREGER minimieren! • Viren • Bakterien Hygiene, Reinigung, Desinfektion Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 40 Bovine respiratorische Erkrankungen ► Konsequenzen für das Herz-Kreislauf-System V‘ Q‘ V‘ / Q‘ – Quotient = 1 Die kleinen Arterien im pulmonalen Kreislauf reagieren direkt und unmittelbar auf den O2-Gehalt in den Alveolen ! Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 41 Das pulmonale Gefäßbett und seine physiologischen Reaktionen normale alveoläre Belüftung PAO2 13,3 kPa Minderbelüftung alveoläre Hypoxie PAO2 hypoxische pulmonale Vasokonstriktion (HPV) Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 42 Bovine respiratorische Erkrankungen ► Entstehung einer pulmonalen Hypertonie PO2 normaler Gefäßdurchmesser Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 irreversibel akute hypoxische pulmonale Vasokonstriktion ( HPV ) Proliferation der Gefäßwand 43 Bovine respiratorische Erkrankungen ► Entstehung eines Cor pulmonale HPV lokal als physiologischer Adaptationsmechanismus • HPV generalisiert • bei lokalen alveolären Hypoxien bei dauerhafter alveolärer Hypoxie z. B. Höhenluft z. B. Atemwegserkrankungen Ziel : - ständige Anpassung der regionalen Durchblutung an die regionale Belüftung = Maximierung des Sauerstoffgehaltes im arteriellen Blut Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 Konsequenzen : - pulmonale Hypertonie - struktureller Umbau der Gefäßwand - Rechtsherzinsuffizienz ( Cor pulmonale ) 44 Vasokonstriktion Das pulmonale Gefäßbett reagiert tierartlich verschieden stark Rind & Schwein: starke Reaktion Pferd, Ziege, Kaninchen: mittelgradige Reaktion Hund, Katze, Schaf : geringe Reaktion Schichtdicke der Gefäßmuskulatur [Cunningham: Textbook of Veterinary Physiology] Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 45 Bovine respiratorische Erkrankungen Literaturempfehlungen Kaske M, Kunz H-J, Reinhold P (2012): Die enzootische Bronchopneumonie des Kalbes – ein Update. Praktischer Tierarzt 93 (Heft 3), 232-245 Kaske M, Kunz H-J, Reinhold P, Zwick YC (2012): Atemwegserkrankungen beim Kalb. Die Essenz unter dem Aspekt von Haltung, Management und Kälbergesundheit. Agrar- und Veterinärakademie (AVA), Reihe Nutztierpraxis Rind Müller KE (2012): Bedeutung von Stressoren im Komplex der enzootischen Bronchopneumonie der Kälber und Jungrinder. Tierärztliche Umschau 67, 55-61 Proceedings of the 2009 Bovine Respiratory Disease (BRD) Symposium, 5–6 August 2009, Colorado Springs, Colorado, USA, Animal Health Research Reviews 10(2), 99, Cambridge University Press, ISSN 1466-2523, doi:10.1017/S1466252309990089 Kälberhaltung – Aulendorf 26.02.2015 46