LUTS / Benignes Prostatasyndrom (BPS) - CME

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LUTS*/Benignes Prostatasyndrom (BPS)
Schnittstellen Allgemeinmedizin - Urologie
PD Dr. med. Michael J. Mathers
Facharzt für Urologie, Andrologie
Fellow of the European Board of Urology
*Lower Urinary Tract Symptoms
LUTS/Benignes Prostatasyndrom (BPS)
Warum sind Schnittstellen Allgemeinmedizin – Urologie
von Bedeutung?

Bis zum Jahr 2030 wächst der Bevölkerungsanteil von Männern
im Alter 50+ um 3,3 Millionen [1]
Jeder dritte Mann ab 50 = potentieller BPH-Patient
Die Häufigkeit für die Entwicklung einer benignen Prostatahyperplasie
(BPH) nimmt mit dem Alter zu [ 2]


Bis zum 30. Lebensjahr kommt BPH praktisch nicht vor.
Ab dem Alter 50+ ist etwa jeder 3. Mann davon betroffen
Auswirkungen demografischer Wandel
Zunahme BPH-Patienten

Bis zum Jahr 2030 wächst der Bevölkerungsanteil von Männern
im Alter 50+ um 3,3 Millionen [1]
 ca. 1,1 Millionen zusätzliche Patienten mit Benigner
Prostatahyperplasie (BPH) [2,3]
Auswirkungen demografischer Wandel
Schnittstellen Allgemeinmedizin - Urologie

Etwa 1,1 Mio zusätzliche BPH-Patienten müssen von geringerer Zahl
niedergelassener Ärzte diagnostisch abgeklärt und betreut werden.
 Bedeutung der Schnittstellen Allgemeinmedizin – Urologie nimmt zu
Niedergelassene Ärzte nach Gebietsbezeichnung und Altersgruppen [4]
BÄK, Stand 31.12.2015
Gebietsbezeichnung
0
Allgemeinmedizin
Innere Medizin
Urologie
Anzahl Veränderung
absolut zum Vorjahr
in %
2
1
Altersgruppe
bis 34 35-39 40-49 50-59 60-65 über 65
absolut absolut absolut absolut absolut absolut
3
6
8
4
5
7
32.606
–1,4
111
902
6.823
12.784
7.780
4.206
20. 231
0,6
35
579
5.216
8.742
3.410
2.249
2.718
–0,6
7
67
758
1.238
475
173
Bis 2030 in Rente
Häufigkeit von LUTS bei Männern 50+
[5]
Signifikante Zunahme mit steigendem Alter

Auch die Häufigkeit von “Symptomen des unteren Harntrakts”
= Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS) nimmt bei Männern über 50 zu
BPH = häufigste Ursache von LUTS
[6]
LUTS kann vielfältige Ursachen haben.

Die Benigne Prostatavergrößerung mit Harnabfluss-Störung
ist bei Männern 50+ der häufigste Auslöser von LUTS.
Benigne
Überaktive
Blase (OAB)
Prostatavergrößerung
mit HarnabflussStörung (BPO)
Weitere
Ursachen
Nächtliche
Polyurie
Blasentumoren
Hypoaktivität
des Musculus
detrusor
Neurogene
Blasenfunktions
-störung
Steine in
den unteren
Harnwegen
LUTS
Urethralstriktur
Prostatitis
Harnwegsinfektion
Fremdkörper
LUTS / Benignes Prostatasyndrom (BPS)
Assoziierte Begriffe

Etwa die Hälfte der BPH-Patienten entwickelt
„Symptome des unteren Harntrakts“
= Lower urinary tract symptoms „LUTS“

Für „LUTS suggestive of BPH“ wurde Terminus
„Benignes Prostatasyndrom (BPS)“ eingeführt.
Praktischer Hinweis:
 Es besteht nur eine geringe Relation zwischen der Organgröße,
dem Grad der Obstruktion und dem Ausmaß der Beschwerden.
Beschwerden bei LUTS/BPS
Irritative Symptome
Obstruktive Symptome



Nykturie:
Vermehrtes nächtliches
Wasserlassen
Pollakisurie:
Häufiges Wasserlassen am Tag

Dysurie:
Erschwertes, mitunter schmerzhaftes Wasserlassen

Imperativer Harndrang

Restharn-Gefühl

Drang-Inkontinenz
Verzögerter Miktionsbeginn

Abgeschwächter Harnstrahl

Verlängerte Miktionszeit

Harnstottern, Nachträufeln

Restharn-Bildung
LUTS / Benignes Prostatasyndrom (BPS)
Assoziierte Begriffe

LUTS
lower urinary tract symptoms
Symptome des unteren Harntrakts
Weitere in Fachpublikationen verwendete Begriffe:

BPE

BOO
bladder outlet obstruction
Blasenauslass-Obstruktion:
Harnröhre ist mechanisch eingeengt, Blasenentleerung erfolgt über erhöhte Drücke
 Zunahme der Detrusordicke

BPO
benign prostatic obstruction
benigne Prostatavergrößerung als
Ursache für die Blasenauslass-Obstruktion
benign prostatic enlargement
benigne Prostatavergrößerung
benign prostatic
enlargement
bladder outlet
obstruction
lower urinary
tract symptoms
LUTS/Benignes Prostatasyndrom (BPS)
Progredienter Krankheitsverlauf
[7-9]
20-30 % der BPS-Patienten haben innerhalb von 3-5 Jahren nach Diagnosestellung eine

Symptomatische Progression von LUTS
Zunahme ≥ 4 Punkte im I-PSS-Fragebogen*

Klinische Progressionen sind jedoch selten (< 10%)
z.B. rezidivierende Harnwegsinfektionen, Blasensteine,
Harninkontinenz, Harnverhalt, operative Therapie
Risikofaktoren für die Krankheitsprogression

Alter, Symptomintensität, Prostatavolumen (>30-40ml), erhöhte
Serum-PSA-Konzentration, Verschlechterung maximale Harnflussrate
und Restharnmenge
* Internationaler Prostata-Symptomen-Score, 7 Fragen zu obstruktiven und irritativen Symptomen der letzten 4 Wochen.
Je nach Schweregrad 0-5 Punkte, Gesamtscore 0-35 Punkte (s. Chart 15 + 16)
Benigne Prostatavergrößerung
Pathologie

Gutartiges Wachstum von Zellen des Stroma- und Drüsengewebes,
v. a. in der periurethralen Zone
 messbare Größenzunahme (> 25 ml)

Bildung charakteristischer Knoten
 allmähliche Einengung der Harnröhre mit erschwertem Wasserlassen

Begleitende Entzündung und Ödembildung
 zusätzliche Erschwernis beim Wasserlassen
Normale
Prostata
Zellvermehrung,
Größenzunahme
Zellvermehrung +
Entzündung/Ödem
LUTS / Benignes Prostatasyndrom
Die Prostata verursacht LUTS durch
 …eine statische Komponente
Obstruktion bedingt durch Volumenzunahme
der Prostata (BPE)
 …eine dynamische Komponente
Obstruktion bedingt durch α1A-Adrenorezeptorvermittelte Kontraktion der glatten Muskulatur
der Prostata
 …obstruktionsbedingte sekundäre Veränderungen
im Detrusor
(Musculus detrusor vesicae)
Praktischer Hinweis
 Es besteht nur geringe Relation zwischen Organgröße, dem
Grad der Obstruktion und dem Ausmaß der Beschwerden.
Rasche Identifizierung des LUTS/BPS
Praxistipp 1: Patienten für das Thema sensibilisieren

LUTS/BPS bleiben in der täglichen Praxis oft unentdeckt.

Betroffene sprechen das Thema aus Scheu oder aufgrund der Vorstellung,
dass es sich um eine unabwendbare Alterserscheinung handele, beim
Arztbesuch nicht an.
Praxistipp:
Denken Sie bei Männern im Alter 50+ auch bei anderen Untersuchungsanlässen als der Krebsvorsorge daran und stellen 3 einfache Fragen:
„Haben Sie Veränderungen
beim Wasserlassen bemerkt?“
„Müssen Sie nachts aufstehen
um Wasser zu lassen?“
„Hat sich ihr Sexualleben verändert?“
Rasche Identifizierung des LUTS/BPS
Praxistipp 2: Anwendung von Fragebogen zum Wasserlassen
International Prostate Symptom Score (I-PSS)
[10]
Rasche Identifizierung des LUTS/BPS
Praxistipp 2: Anwendung von Fragebogen zum Wasserlassen

International Prostate Symptom Score (I-PSS)
[10]
7 Fragen zu obstruktiven und irritativen Symptomen der letzten 4 Wochen.

Auswertung:
Je nach Schweregrad 0-5 Punkte, Gesamtscore 0-35 Punkte
1 - 7 Punkte
8 - 19 Punkte
20 - 35 Punkte



milde Symptomatik
mittelschwere Symptomatik
schwere Symptomatik
Zusatzfrage zur Lebensqualität (Qol):
"ausgezeichnet" bis "sehr schlecht“, Gesamtscore 0 - 6 Punkte
Hausärztliche Basisdiagnostik bei LUTS / BPS
[11]

Anamnese
incl. Medikamentenanamnese, Trinkgewohnheiten

Quantifizierung Symptome, Leidensdruck/Lebensqualität
(I-PSS-Fragebogen)



Körperliche und digitorektale Untersuchung (DRU)



Serum-Kreatinin
Urinstatus (Stix /Mikroskopie)
Prostata-spezifisches Antigen (Serum-PSA)
(Prostata-Carcinom/Progressionswahrscheinlichkeit)
Sonographie Blase (inkl. Restharnbestimmung) und Nieren
Sonographie Prostata (transrektal, TRUS)
 Sonographische Untersuchungen meist beim Urologen
Zusatzdiagnostik bei LUTS / BPS
[11]
Uroflowmetrie
Normalerweise glockenförmiger Kurvenverlauf, Miktionszeit
< 60 s, Qmax abhängig von Miktionsvolumen, Alter, Geschlecht
und Tagesform. Bei Erwachsenen sollten nur Harnstrahlmessungen > 150 ml interpretiert werden.

Miktionsprotokoll über 48 Std.:

Urodynamik, Druckfluss-Messung

Sonographische Messung der
Blasenwanddicke (Detrusordicke)

Ausscheidungsurogramm

Urethrozystographie

Urethrozystoskopie
(Trink- u. Urinmenge, Einschlaf- u.
Aufstehzeit, Medikamenteneinnahme,
Beschwerden)
Maximaler Harnfluss nimmt jährlich ab
Olmsted County Studie, Minnesota USA
*
Durchschnittlicher Max.
Harnfluss. Qmax (ml/s)
25
[12]*
Daten von 2115 Männern 40–79 Jahre
20
15
10
5
0
40-49 Jahre
Studienbeginn
50-59 Jahre
+1 Jahr
60-69 Jahre
+2 Jahre
70-79 Jahre
+3 Jahre
Patientenselektion
Für medikamentöse BPS-Therapie
Patienten sind für die medikamentöse Therapie geeignet, wenn sie
LUTS mit Leidensdruck und keine absolute OP-Indikationen haben.
 Ausschluss absolute Operationsindikation:
 Rezidivierende Harnverhalte
 Rezidivierende Harnwegsinfektionen (bei Restharnbildung)
 Rezidivierende Makrohämaturien (konservativ nicht beherrschbar)
 Harnblasenkonkremente
 Dilatation des oberen Harntraktes, eingeschränkte Nierenfunktion
oder Niereninsuffizienz durch Blasenauslassobstruktion (BOO)
BPS-Diagnostik und Therapie
Algorithmus für Hausärzte
Anamnese, klinische Untersuchung
Urinstatus, Laborwerte:
Verdacht auf OAB* oder BPS?
Nein
Ja
Ja
I-PSS ≤ 7 ?
Nein
Sonografische Restharnbestimmung
>50 ml, und/oder
PSA-Wert erhöht, und/oder
digital-rektale Untersuchung suspekt?
Beschwerden eher obstruktiv
BPS
-
Nein
Mischformen
Lebensstilmodifizierung
Phytopharmaka (Sabal/Urtica-Extrakt)
α-Blocker
5-α-Reduktase-Hemmer
Operation
* OAB = Overactive Bladder
Ja
Weitere Abklärung,
gegebenenfalls Überweisung
• Lebensstiländerung
• Watchful Waiting,
regelmäßige Kontrollen
• Bei Leidensdruck
Therapiebeginn
Überweisung zum Urologen
und weitere Abklärung
Beschwerden eher irritativ
OAB
- Blasentraining
- Phytopharmaka
- Muskarinrezeptor-Antagonisten
Konservative BPS-Therapie
Nach den Standards der BPS-Behandlung [13] sollte

die Therapie individuell angepasst sein

die Wahl des Behandlungsverfahrens nach Aufklärung des
Patienten gemeinsam von Patient und Arzt getroffen werden.
Leidensdruck des Patienten beeinflusst gemeinsame Therapieentscheidung:

„Watchful-Waiting“ – risikoadaptiert einsetzen

Lebensstilmodifikation als Bestandteil jeder Therapie

Bei konservativen Maßnahmen sind regelmäßige Kontrolltermine erforderlich
Medikamentöse Therapiemöglichkeiten

α-Rezeptorenblocker

5-α-Reduktasehemmer (5ARI)

Phosphodiesterase-Hemmer (Tadalafil)

Evidenzbasierte Phytopharmaka,
z.B. Kombination aus Sabal-Urtica-Extrakt PRO 160/120
LUTS / BPS
Empfehlungen zur Lebensstilmodifikation [13]

Regulierung der Flüssigkeitszufuhr
(ca. 1500 ml / 24 Std)

Gleichmäßige Verteilung über den Tag,
geringe Flüssigkeitsmengen am Abend

Vermeidung von übermäßigem Kaffee- und
Alkoholgenuss sowie scharfen Gewürzen

Überprüfung bzw. Vermeidung von diuretischen
Medikamenten am Abend, ggf. Medikamentenumstellung

„Ausstreichen“ der Harnröhre nach der Miktion

Blasentraining
LUTS /BPS – α-Rezeptorenblocker
In Deutschland zugelassene Wirkstoffe
[14]
Alfuzosin, Doxazosin, Silodosin, Tamsulosin, Terazosin
Wirksamkeit der Substanzen ist ähnlich (vorausgesetzt sie werden in der
richtigen Dosierung gegeben). Wirkprofil und Nebenwirkungen sind
dosisabhängig.
Symptomatische Wirkung:






verringern Muskeltonus in der Prostata,
am Blasenhals und in der prostatischen
Harnröhre
hemmen spinale Reflexe
erleichtern Abfluss aus der Harnröhre,
verringern die Restharnmenge
verbessern subjektiv störende Symptome, Senkung I-PSS um 35-40 %
schneller Wirkeintritt (innerhalb weniger Tage)
keine Verkleinerung der Prostata, kein Einfluss auf Krankheitsprogression, Serum-PSA-Konzentration bleibt unverändert
LUTS /BPS – α-Rezeptorenblocker
Therapiehinweise
[14]
Nebenwirkungen
Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel, Kopfschmerz, Diarrhoe, Schwellung
der Nasenschleimhaut, grippale Symptome, abnormale Ejakulationen
Orthostatische Hypotonie mit Sturzrisiko – vor allem zu Therapiebeginn,
daher einschleichend dosieren und Patienten aufklären


Eine große kanadische Studie bei Patienten > 66 Jahren zeigte, dass auch
„uroselektive“ α-Blocker insbesondere zu Therapiebeginn das Sturzrisiko
erhöhen.[15]
Eine weitere Studie aus Taiwan ergab ein erhöhtes Schlaganfallrisiko
in den ersten Wochen unter α-Blocker-Therapie, speziell bei Patienten,
die bisher keine Antihypertonika einnahmen. [16]
Medikamenteninteraktion mit erhöhtem Orthostase-Risiko
z. B. ß-Blocker, Diuretika, Ca-Antagonisten, ACE-Hemmer, PDE-5-Hemmer
Kontraindikation
Anamnestisch bekanntes Orthostasesyndrom, gleichzeitige Therapie mit
anderen α-Blockern, pektanginöse Beschwerden
LUTS /BPS – 5-α-Reduktase-Hemmer
In Deutschland zugelassene Wirkstoffe [17]
Finasterid, Dutasterid
Sie hemmen die Umwandlung von Testosteron durch das Enzym 5-α-Reduktase
zum aktiven Dihydrotestosteron (DHT). Dadurch sinkt die intraprostatische DHTKonzentration.
5-ARI*
hemmt
Wirkungen:




Prostatawachstum wird gehemmt,
Verkleinerung des Drüsenvolumens
ca. 18-28 %, insb. ab 40 ml Volumen
verbessern maximalen Harnfluss
und Symptome um ca. 15-30 %
Nachteil: Langsamer Wirkeintritt,
max. Effekte erst nach 6-12 Monaten
Therapie sollte nicht unterbrochen
werden
*5-Alpha-Reductase
Inhibitor (= Finasterid, Dutasterid)
LUTS /BPS – 5-α-Reduktase-Hemmer
Therapiehinweise
Nebenwirkungen:
 Senken den PSA-Wert – dieser muss neu interpretiert werden
 Ejakulationsstörungen (ca. 2 %)
 Libidoverlust (ca. 2 %)
 Erektile Dysfunktion (1-8 %)
 Gynäkomastie (1-2 %)
 Die Einnahme von Finasterid führt möglicherweise zu Suizidgedanken.
Der kanadischen Gesundheitsbehörde «Health Canada» liegen zwölf
Verdachtsfälle, die der Behörde seit 1992 gemeldet wurden, vor –
dies sowohl in der Dosierung bei BPS-Therapie (5mg / Tag) als auch in
der niedrigen Dosierung gegen Haarausfall (1 mg / Tag). Die Behörde
überprüft derzeit ob es einen möglichen Zusammenhang gibt [18]
LUTS /BPS – Phosphodiesterase-Hemmer
In Deutschland zugelassener Wirkstoff
[19,20]
Tadalafil 5 mg/d
4 Studien mit Tadalafil bei Männern mit LUTS/BPS zeigten signifikante
Symptomverbesserung gemessen anhand des I-PSS-Fragebogens.
Nebenwirkungen:
 Kopfschmerzen, verstopfte Nase, Hautrötung, Dyspepsie,
gastroösophag. Reflux, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen,
Schmerzen in den Extremitäten
 Schwindel, Tinnitus, Tachykardie/Palpitationen, Hypotonie, Hypertonie,
Atemnot, Nasenbluten, Brustschmerz, verschwommenes Sehen,
Augenschmerzen, Hämaturie, Hautausschlag, Hyperhidrosis
Kontraindikationen:
 Kardiale Risiken, u.a. Herzinsuffizienz NYHA II, Hypotonie
 Komedikation mit Nitraten und NO-Donatoren, da bedrohliche
Verstärkung des blutdrucksenkenden Effekts möglich
 NAION (nichtarteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie)
LUTS /OAB* – Antimuskarinika
In Deutschland zugelassene Substanzen
[21,22]
Darifenacin, Fesoterodin, Oxybutynin, Propiverin, Solifenacin,
Tolterodin, Trospiumchlorid
 Die Hemmung von Muskarinrezeptoren führt zur Abnahme der Detrusorkontraktilität und zur Hemmung unwillkürlicher Detrusorkontraktionen.
 Die Wirksamkeit der Substanzen ist ähnlich, Nebenwirkungsprofil
und Kontraindikationen sind zu beachten.
Nebenwirkungen:





Mund- und Rachentrockenheit
Obstipation
Nasopharyngitis
Schwindel, Akkomodationsstörungen
Bei Männern ohne BOO** ist der Anstieg der Restharnmenge
unter Therapie minimal.
Vorsichtsmaßnahmen:
 Bei Männern mit BOO Gefahr der Restharnbildung und des Harnverhalts!
* OAB = Overactive Bladder, ** BOO = bladder outlet obstruction
LUTS /BPS – Dokumentierte Phytopharmaka
BPS-Phytokombination PRO 160/120
Sabal-Extrakt
Sägepalme
(Sabal serrulata, Serenoa repens)
Medizinisch verwendet werden Extrakte
aus reifen getrockneten Früchten
Inhaltsstoffe
Freie Fettsäuren und Fettsäureester,
langkettige Alkohole, Phytosterole,
andere Lipide, fette Öle, Harze
[23]
Urtica-Extrakt
Große Brennnessel (Urtica dioica)
Medizinisch verwendet werden Extrakte
aus den Wurzeln
Inhaltsstoffe
Fettsäuren, Alkohole, Phenylpropan-Derivate
(z.B. Lignane, Cumarine), Phytosterole,
Ceramide, Triterpen-Derivate,
Lektine, Polysaccharide.
LUTS /BPS – Dokumentierte Phytopharmaka
Multifaktorieller Wirkansatz der BPS-Phytokombination
PRO 160/120 [23-27]
LUTS /BPS - Dokumentierte Phytopharmaka
Evidenzbasierte und leitliniengestützte BPS-Phytokombination (1)
Die Wirksamkeit der Kombination wurde in randomisierten
kontrollierten klinischen Studien (RCT)* umfassend untersucht
 Im Plazebovergleich signifikanter Vorteil hinsichtlich Verbesserung
von Miktionsfrequenz, Harndrang und Lebensqualität [28]
 Vergleichbare symptomatische Wirkeffekte wie Finasterid [29]
 Im Plazebovergleich signifikanter Vorteil hinsichtlich Verbesserung
von Miktionsbeschwerden. Anhaltende Wirksamkeit in der
Langzeitanwendung.[30, 31]
 Wirkäquivalenz zu Tamsulosin [32]
 Gute Verträglichkeit in allen Studien, Rate unerwünschter Ereignisse
auf Plazebo-Niveau [28-32]
* RCT = randomized clinical trial
LUTS /BPS - Dokumentierte Phytopharmaka
Evidenzbasierte und leitliniengestützte BPS-Phytokombination (2)
Anerkennung in aktuellen Leitlinien
 Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) [33]
Phytotherapeutika, die in Studien eine Überlegenheit gegenüber
Placebo gezeigt haben, können bei Patienten mit geringen bis
moderaten Beschwerden und Leidensdruck in Betracht kommen,
wenn chemisch definierte Präparate abgelehnt werden.
(Evidenzniveau 1+, Empfehlungsgrad B)
 European Association of Urology (EAU)
[6]
Sabal-Urtica-Kombination erreicht nach den Kriterien der
evidenzbasierten Medizin eine hohe Stufe der Evidenz
(= mindestens eine randomisierte kontrollierte Studie)
PRO 160/120 vergleichbar wirksam wie Tamsulosin
Verbesserung der Miktionssymptomatik


Randomisierte doppelblinde Langzeitstudie (140 Patienten) [32]
Nach 60-wöchiger Behandlung zeigte sich in beiden Therapiegruppen ein
vergleichbarer Rückgang des I-PSS* (- 9 Punkte, Mediane)
* I-PSS = International Prostate Symptom Score
Vergleich zu 5-α-Reduktasehemmer (1)
Subjektive Verbesserung der Miktionssymptomatik


Randomisierte Doppelblindstudie (543 Patienten) [29]
Nach 48 wöchiger Therapie vergleichbare symptomatische
Wirksamkeit wie Finasterid
* I-PSS = International Prostate Symptom Score
Vergleich zu 5-α-Reduktasehemmer (2)
Objektive Verbesserung des Harnsekundenvolumens


Randomisierte Doppelblindstudie (543 Patienten) [29]
PRO 160/120 zeigt mit Finasterid vergleichbare Besserung des Harnflusses.
Einfluss von PRO 160/120 und gängige synthetische
BPS-Präparate auf Nykturie
Die durchschnittliche Abnahme der Nykturie war bei den
untersuchten BPS-Präparaten vergleichbar:

50-70% der BPS-Patienten berichteten unter Therapie weniger als 2
nächtliche Toilettengänge [34]
Zusammenfassung

LUTS/BPS* ist bei Männern 50+ ein sehr häufiges Problem mit hohem
Leidensdruck

Rasche Identifizierung in hausärztlicher Praxis möglich
(3 Einstiegsfragen + I-PSS-Fragebogen)

Basisdiagnostik in hausärztlicher Praxis, Zusatzdiagnostik in urologischer
Praxis (s. Algorithmus)

Medikamentöser Therapieeinstieg bei LUTS mit Leidensdruck
(Ausschluss absolute OP-Indikation)

Vergleichende, kontrollierte und randomisierte Studien zeigen ähnliche
symptomatische Wirksamkeit der BPS-Präparate bei unterschiedlichen
Nebenwirkungsprofilen
Therapie
OAB**
Meist Antimuskarinika
BPS+LUTS α-Blocker
5-α-Reduktase-Hemmer,
Evidenzbasierte Phytopharmaka (vergleichbare Besserung Nykturie)
* LUTS = lower urinary tract symptoms, BPS = Benignes Prostatasyndrom, ** OAB = overactive bladder
Literaturverzeichnis (1)
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Bevölkerungsvorausberechung - Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands, Variante 2 (bei stärkerer Zuwanderung jüngerer Männer)
2) Berry S.J. et al.; The development of human benign prostatic hyperplasia with age. J Urol 1984, 132: 474-479
3) Berges R., Epidemiology of benign prostatic syndrome. Associated risks and management data in German men over age 50, Urologe A, 2008
Feb;47(2):141-8. doi: 10.1007/s00120-008-1624-6.
4) Bundesärztekammer, Ärztestatistik 2014, http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdfOrdner/Statistik2015/Stat15AbbTab.pdf, Download 27.06.2016
5) Herner LUTS-Studie (2000), modifiziert nach Berges R., Epidemiology of benign prostatic syndrome. Associated risks and management data
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6) Gravas, S. (Chair) et al. Treatment of Non-neurogenic Male LUTS , incl. Benign Prostatic Obstruction, 2015
https://uroweb.org/wp-content/uploads/EAU-Guidelines-Non-Neurogenic -Male-LUTS-Guidelines-2015-v2.pdf (Download 27.06.2016)
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http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa030656#t=articleBackground
8) Berges R., Epidemiology of benign prostatic syndrome. Associated risks and management data in German men over age 50, Urologe A, 2008
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9) Roehrborn CG, Siami P, Barkin J et al., The effects of combination therapy with dutasteride and tamsulosin on clinical outcomes in men with
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http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19825505
10) Fragebogen zum Wasserlassen, I-PSS - International Prostate Symptom Score, http://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/Ipss.pdf
11) DGU-Leitlinie Diagnostik und Differentialdiagnostik des Benignen Prostatasyndroms (BPS), Stand 02/2009, verlängert bis 1.2.2014, in
Überarbeitung (Stand 27. Juni 2016)
12) Jacobsen S.J. et al. Treatment for benign prostatic hyperplasia among community dwelling men: the Olmsted
County study of urinary tract symptoms and health status. J Urol 1999, 162 (4), 1301-1306 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10492184
13) S2e-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und des Berufsverbands deutscher Urologen (BDU):
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14) Oelke M. et al. Medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms mit α1-Rezeptorblockern. Urologe 2002, A 41, 425-441
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12426859
15) Welk B. et al. The risk of fall and fracture with the initiation of a prostate-selective α antagonist: a population based cohort study. BMJ.
2015; 351: h5398. Published online 2015 Oct 26. doi: 10.1136/bmj.h5398 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4620650
16) Lai, C.L et al. Risk of ischemic stroke during the initiation period of α-blocker therapy among older men. CMAJ. 2015 Dec 7. pii: maj.150624.
[Epub ahead of print]http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26644502
Literaturverzeichnis (2)
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http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2809314/
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