Stummfilm Konzert mit Shirley Anne Hofmann Nanook of the North

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Stummfilm Konzert mit Shirley Anne Hofmann
Nanook of the North / Nanuk, der Eskimo
[Robert Flaherty, USA 1922]
Ein extremer, bildgewaltiger und doch einfacher Dokumentarfilm über die Eskimos im
hohen Norden Kanadas. Robert Flaherty operiert an der Grenze zwischen
Dokumentar- und Spielfilm: Einerseits wirken seine Bilder authentisch und
dokumentieren den erbitterten Überlebenskampf der Inuit im ewigen Eis. Andererseits
sind viele Szenen des Films reine Fiktion und romantisierende Verklärung.
Nanook steht im Duell mit dem ewigen Eis. Mit seiner Familie lebt er in einer
unwirtlichen, dunklen und kargen Eislandschaft weitab von der Zivilisation. Nanook,
der erfolgreichste Jäger seines Stammes, geht das ganze Jahr über auf die Jagd. Nur
einmal im Sommer, wenn der Schnee schmilzt, hat er frei. Dann reist die Familie im
Kajak zur Handelsstation, um die Jagdbeute gegen Messer und Werkzeuge
einzutauschen. Schon bald aber geht es zurück in Schnee, Eis und Kälte.
Flahertys dynamische Kamera und sensible Beobachtungsgabe revolutionierten
damals den Dokumentarfilm. Heute hat dieser Film, der damals die Welt begeisterte,
nichts von seiner Faszination verloren. Gezeigt in Originalversion, wird der Film von der
kanadischen Musikerin und Komponistin Shirley Anne Hofmann live begleitet.
Mit dieser neuen Soloperformance kombiniert Hofmann verschiedene akkustische
Instrumente mit modernster, heutiger Technologie (Livesampling). In ihrer, zum Teil
improvisierten Musik setzt Sie einige Merkmale der Inuitischen Folklore ein. Sie verleiht
den unvergesslichen Bildern Flahertys eine congeniale und poetische Dimension.
Ein musikalisches und cinematographisches Erlebnis für klein und gross.
Weitere Infos zum Film
Robert Flaherty reiste mehrmals zu den Inuit und sammelte zwischen 1914 und 1916
ganz unterschiedliches Material, das er später auf Vorträgen darbot. Auch einen Film
wollte er drehen, doch das bereits belichtete Filmmaterial ging bei einem Brand
verloren. Flaherty benötigte mehrere Jahre, um Geld für einen neuen Film
aufzutreiben. Da keine Filmgesellschaft die Produktion übernehmen wollte,
finanzierte eine New Yorker Pelzhandelsfirma den Film als eine Werbemaßnahme.
1920 brach Flaherty erneut nach Norden auf. In „Nanook of the North“ fungiert
Flaherty als Regisseur, Kameramann, Drehbuchautor, Cutter und Produzent. In der
Folge drehte er weitere ethnographische Filme: in der Südsee „Moana“ (1926), an
der irischen Westküste „Man of Aran“ (1934).
In „Nanuk, der Eskimo“ interessierte Flaherty sowohl die ethnographische
Beobachtung als auch die Präsentation und optimale Vermarktung derselben. Er
scheute sich nicht, nachgestellte Bilder als authentische auszugeben und den nichtfiktionalen Stoff zu dramatisieren – sicherlich einer der Gründe, warum der Film
international sehr erfolgreich in den Kinos lief und heute als erster langer
Dokumentarfilm der Filmgeschichte gilt. Flahertys Bilder haben ein Eigenleben: In den
langen Einstellungen des Films hat der Zuschauer genügend Zeit, sich den
zahlreichen aufscheinenden Details zu widmen. Da Flaherty mehrere Monate unter
den Inuit verbrachte, fließen seine Erfahrungen und Beobachtungen fast beiläufig in
die Bilder ein. Auch führte Flaherty die fertigen Aufnahmen nach jedem Dreh den
Inuit vor und musterte nicht gelungene Einstellungen aus.
Doch die Erzähltechniken des Hollywood-Kinos sind auch bei Flaherty präsent:
Nanook ist ein Filmstar, ein Held, der sich nicht von seinen Vorbildern in der
Traumfabrik unterscheidet. Seine Abenteuer sind es, die der Zuschauer begierig
verfolgt und erlebt. Dramatische Spannungsbögen erzeugt Flaherty durch raffinierte
und effektvoll inszenierte Parallelmontagen und ungewöhnlich pointierte
Zwischentitel („Suspense begins“).
Flahertys ethnographische Filme sind romantisierende Filme. Die „fiktiven“ Inuit seiner
Filme sind naiver, fröhlicher und beim Jagen geschickter als die realen. Die
traditionelle Kleidung, die im Film zu sehen ist, trugen die Eskimos in Wirklichkeit schon
lange nicht mehr. Auch jagten sie mittlerweile mit Gewehren und nicht mit
Harpunen, wie der Film behauptet. Und technikfeindlich waren die Inuits schon gar
nicht. Ganz im Gegenteil, sie sind es, die Flahertys Kamera reparieren und sein
Filmmaterial entwickeln.
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