Vorlesung Theoretische Physik III - WS 2004/2005 - Prof. H. Kroha Klausur 28. Januar 2005 1.) Relativistische Wellengleichungen (3+3+4+2=12 Punkte) a) Gib die freie Klein-Gordon-Gleichung und die freie Dirac-Gleichung in kovarianter Form an. Gib dabei auch eine Darstellung der Dirac-Matrizen γ µ an. Was wird durch diese Gleichungen beschrieben ? b) Gib den Antikommutator der Dirac-Matrizen γ µ an. Zeige, dass für die Spur Sp(γ µ ) = 0 gilt. c) Sei Ψ(x) eine Lösung der freien Dirac-Gleichung. Leite eine Bestimmungsgleichung für eine Spinortransformation S(L) zu der Lorentztransformation L her, so dass Ψ0 (x0 ) = S(L)Ψ(x) die Lorentz-transformierte Dirac-Gleichung löst. d) Die Paritätstransformation (Raumspiegelung) Lp ist ein besonderes Element der Lorentzgruppe. Bestimme S(Lp ). 2.) Eichinvarianz der Dirac-Gleichung (2+4=6 Punkte) a) Wie sieht die Dirac-Gleichung in einem elektromagnetischen Feld Aµ aus ? b) Sei Ψ(x) eine Lösung der Dirac-Gleichung im elektromagnetischen Feld Aµ . Zeige, dass e die Wellenfunktion e−i h̄c α(x) Ψ(x) eine Lösung der Dirac-Gleichung in einem Feld A˜µ ist. Bestimme A˜µ . Welcher Erhaltungssatz folgt daraus? 3.) Teilchen im Magnetfeld (1+2+8=11 Punkte) Wir betrachten ein spinloses, relativistisches Teilchen mit Masse m und Ladung e in einem homogenen Magnetfeld in y-Richtung. ~ = (0, B, 0) entspricht. a) Zeige, dass die Eichung Aµ = (0, Bz, 0, 0) einem Magnetfeld B b) Formuliere die zu diesem Problem passende relativistische Wellengleichung. c) Zeige, dass die Energieeigenwerte folgendermaßen lauten: q n = 0, 1, 2, . . . En = (mc2 )2 + (py c)2 + eBch̄(2n + 1) Interpretiere die einzelnen Terme. 4.) Erzeuger und Vernichter von Vielteilchenzuständen (1+3+2+2+2=10 Punkte) a) Gib die Definition des Vernichtungsoperators aα , der ein Teilchen im Ein-TeilchenZustand |αi vernichtet, im Besetzungszahlformalismus für den bosonischen Fall wieder, d.h. gib an, wie er auf einen Vielteilchenzustand wirkt. b) Bestimme aus a) den Erzeuger eines bosonischen Zustands |αi und seine Wirkung auf den Vielteilchenzustand. Wie ist der Teilchenzahloperator n̂α definiert ? c) Schreibe die Vertauschungsrelationen für die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren von Fermionen (Antikommutator) und Bosonen (Kommutator) auf. d) Berechne die Kommutatorrelationen [n̂α , aβ ]− und [n̂α , a†β ]− für fermionische und bosonische Operatoren. e) Stelle den normierten N-Teilchenzustand |n1 ..nα ..i durch wiederholte Anwendung von fermionischen bzw. bosonischen Erzeugungsoperatoren auf den Vakuumzustand dar und begründe die Normierung. 5.) Zeitabängigkeit von Greensfunktionen (nichtrelativistisch) (2+6+3+2+2+3=18 Punkte) a) Leite die Bewegungsgleichung eines nicht explizit zeitabängigen Operators A im Heisenberg-Bild her. b) Bestimme die Zeitabhängigkeit von ckσ (t) und c†kσ (t) für das freie Elektronengas mit P H = kσ k c†kσ ckσ . 0 c) Wie ist die freie, retardierte Greensfunktion G0,R kσ (t − t ) definiert? Berechne mit Hilfe des Ergebnisses aus b) ihre explizite Form. R i(ω+iη)τ d) Zeige G0,R (ω) = dτ G0,R = ω−1k +iη mit |η| → 0. (Hier und im Folgenden kσ kσ (τ )e ist h̄ = 1.) Wie ist das Vorzeichen von η zu wählen? Warum? e) Für die volle Greensfunktion in einem wechselwirkenden System gilt die Dyson-Gleichung 0,R 0,R R GR kσ (ω) = Gkσ (ω) + Gkσ (ω)Σ(ω)Gkσ (ω), mit der Selbstenergie Σ = ΣR + iΣI , die hier ω-unabhängig sein soll. Leite die retardierte, volle Greensfunktion GR kσ (ω) her. R 0 dω R 0 G (ω)e−iω(t−t ) . f) Berechne die Fourier-Transformierte GR kσ (t − t ) = 2π kσ 6.) Streutheorie (2+3+5+1+2=13 Punkte) a) Gegeben sei der Hamilton-Operator H = H0 + V mit dem räumlich lokalisierten Streupotential V . Leite aus der Schrödingergleichung die Lippmann-Schwinger-Gleichung her. b) Wie ist der Übergangsoperator T definiert? Folgere eine Lippmann-Schwinger-Gleichung für T . Drücke die Streuamplitude f als Matrixelement von T aus. c) Ein Teilchen der Masse m wird am Potential einer harten Kugel (V (r) = ∞ für r < a, V = 0 sonst) gestreut. Wir betrachten nur s-Wellenstreuung. Berechne die Streuphase δl=0 (k) durch Lösen der Schrödingergleichung exakt. Betrachte dazu das Stetigkeitsverhalten der Wellenfunktionen bei r=a. d) Formuliere allgemein das optische Theorem. e) Wie lautet die Friedelsche Summenregel? Was bedeutet sie physikalisch? 7.) Bornsche Näherung (2+6+4=12 Punkte) a) Gib den differentiellen Wirkungsquerschnitt für elastische Streuung an einem Potential V (~r) in Bornscher Näherung an. b) Jetzt sei V (~r) das Potential einer Ladungsverteilung ρ(~r). Zeige, dass für die Streuung eines Teilchens mit der Ladung e an diesem Potential in Bornscher Näherung gilt: dσ 32π 3 m2 e2 1 = |ρ̃(~q)|2 dΩ |~q|4 h̄4 R d3 r wobei ~q der Impulsübertrag und ρ̃(~q) = (2π) r)ei~q~r . 3/2 ρ(~ c) Nun sei die Ladungsverteilung gegeben durch ρ(~r) = dσ . Was folgt für a → 0 ? Berechne dΩ Q δ(r 4πa2 8.) Spinwellen − a) mit r = |~r|. (2+9+3+4=18 Punkte) Ein Modell für das Auftreten von Magnetismus in Isolatoren ist das so genannte HeisenbergModell. Hierbei betrachtet man ein Gitter mit lokalisierten Spins S = 12 (und damit magnetischen Momenten) auf den einzelnen Gitterplätzen, die effektiv miteinander wechselwirken. Der zugehörige Hamilton-Operator ist gegeben durch H=− N X ~i S ~j Jij S i,j=1 ~i = (S x , S y , S z ) der Spinoperator am Gitterplatz r~i ist. wobei S i i i Die Wechselwirkung zwischen einem Spin auf den Gitterplätzen r~i , r~j wird vermittelt durch X Jij = Jji Jii = 0 J0 = Jij i a) Zeige, dass mit den Auf- und Absteige-Operatoren Si± = Six ± iSiy gilt: H=− X1 i,j 2 Jij Si+ Sj− + Si− Sj+ + Jij Siz Sjz b) Die Spin-Operatoren Si± , Siz werden definiert als Si+ = h̄φ(n̂i )ai Si− = h̄a†i φ(n̂i ) Siz = h̄ 1 − n̂i 2 (1) √ mit φ(n̂i ) = 1 − n̂i , wobei a†i , ai bosonische Erzeuger/Vernichter sind und n̂i = a†i ai . Zeige, dass die so definierten Operatoren tatsächlich den Spinoperatoren entsprechen, ~ d.h. überprüfe hierzu die Kommutatorrelationen für die Komponenten von S. (Die Darstellung (1) heißt Holstein-Primakoff-Transformation.) c) Da die Funktion φ(n̂i ) aus der Quadratwurzel eines Operators besteht, muss sie im Allgemeinen entwickelt werden. Die einfachste Näherung ist gegeben durch φ(n̂i ) ' 1, wobei zusätzlich im gesamten Hamilton-Operator nur Terme bis zu erster Ordnung in n̂i berücksichtigt werden sollen. Berechne den Hamilton-Operator HSW in dieser so genannten Spinwellennäherung. d) Die Erzeuger/Vernichter auf den Gitterplätzen lassen sich darstellen durch 1 X i~kr~i ai = √ e a~k N ~ 1 X −i~kr~i † e a~k a†i = √ N ~ k k Zeige hiermit für HSW im k-Raum HSW = 0 + X h̄ω(~k)a~†k a~k ~k und bestimme einen Ausdruck für 0 und ω(~k). (Hinweis: Beachte, dass Jij nur von der Differenz r~i − r~j abhängt !) Viel Erfolg!