Vorlesung Theoretische Physik III - WS 2004/2005 - Prof. H. Kroha Nachklausur 22. April 2005 (2+3+3=8 Punkte) 1.) Dirac-Gleichung a) Gib die freie Dirac-Gleichung in kovarianter Form an. Was wird durch diese Gleichung beschrieben ? b) Gib eine Darstellung der Dirac-Matrizen γ µ an. Welche Algebra erfüllen die γ µ ? Warum muß die Dimension der γ µ gerade und ≥ 4 sein ? c) Sei Ψ(x) eine Lösung der freien Dirac-Gleichung. Leite eine Bestimmungsgleichung für eine Spinortransformation S(L) zu der Lorentztransformation L her, so dass Ψ0 (x0 ) = S(L)Ψ(x) die Lorentz-transformierte Dirac-Gleichung löst. (2+4+2+3=11 Punkte) 2.) Pauli-Gleichung In dieser Aufgabe wollen wir den nicht-relativistischen Grenzfall der Dirac-Gleichung betrachten und die Pauli-Gleichung herleiten. (Tipp: Für die folgenden Aufgaben ist es am besten, die Dirac-Matrizen αi und β in StandardDarstellung zu benutzen.) ~ aus ? a) Wie sieht die Dirac-Gleichung in einem elektromagnetischen Feld Aµ = (Φ, A) Den 4-Spinor ψ zerlege man in 2 zweikomponentige Spaltenvektoren χ und φ: ψ = χ φ b) Sei das skalare Potential Φ = 0. Leite mit dem Operator für den kinetischen Impuls ~ im nicht-relativistischen Fall aus der Dirac-Gleichung aus a) die Pauli~π = p~ − ec A Gleichung her: i~ c) Zeige: ~π × ~π = ∂ 1 χ= (~σ · ~π )(~σ · ~π )χ ∂t 2m i~e ~ B c d) Benutze c) und die Identität (~σ · ~u)(~σ · ~v ) = ~u · ~v + i~σ · (~u × ~v ), um die folgende Pauli-Gleichung zu erhalten: 1 e~ 2 e~ 1 ∂ ~ i~ χ = (~p − A) − · ~σ · B χ ∂t 2m c mc 2 Interpretiere diese Gleichung, insbesondere den Vorfaktor vor dem zweiten Term. 3.) Relativistisches Teilchen im Magnetfeld (2+9=11 Punkte) Wir betrachten ein spinloses, relativistisches Teilchen mit Masse m und Ladung q in einem ~ = (0, 0, B)). homogenen Magnetfeld in z-Richtung (B a) Formuliere die zu diesem Problem passende relativistische Wellengleichung. (Bitte inklusive c und ~) b) Zeige, dass die Energieeigenwerte folgendermaßen lauten: p n = 0, 1, 2, . . . En = (mc2 )2 + (pz c)2 + eBc~(2n + 1) Interpretiere die einzelnen Terme. (Nutze Dir bekannte Differentialgleichungen aus...) 4.) Feldoperatoren (2+3+2+3=10 Punkte) a) Schreibe die Vertauschungsrelationen für die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren von fermionischen und bosonischen Einteilchenzuständen (in der Basis |αi) auf. b) Zeige, wie die oben eingeführten Operatoren sich bei einem Wechsel von der EinteilchenBasis |αi zur Einteilchen-Basis |βi transformieren. Bestimme so die Darstellung der Feldoperatoren Ψ(~x), Ψ† (~x) im Ortsraum mit Hilfe der Operatoren a†k , ak im Impulsraum. c) Berechne die (Anti-)Kommutator-Relationen für fermionische und bosonische Ψ(~x), Ψ† (~x). d) Wie ist der Dichteoperator n(~x) definiert ? Berechne dessen Fourier-Transformierte ñq~ und zeige: N := R d3 x n(~x) = ñ~0 . 5.) Bewegungsgleichung von Greensfunktionen (nichtrelativistisch) (2+4+4+2+2+4=18 Punkte) a) Leite die Bewegungsgleichung eines nicht explizit zeitabängigen Operators A im Heisenberg-Bild her. 0 b) Wie ist die retardierte Greensfunktion GR kσ (t − t ) definiert? Leite die zugehörige Bewegungsgleichung her. c) Bestimme aus b) die Bewegungsgleichung der freien Greensfunktion G0,R kσ (ω) zum HamiltonP † 0 operator H = kσ k ckσ ckσ im Frequenzraum. d) Gib G0,R kσ (ω) an. Welche Randbedingungen gelten für die retardierte Greensfunktion für t ≶ t0 und wie werden sie hier realisiert ? e) Für die volle Greensfunktion in einem wechselwirkenden System gilt die Dyson-Gleichung 0,R 0,R R GR kσ (ω) = Gkσ (ω) + Gkσ (ω)Σ(ω)Gkσ (ω), mit der Selbstenergie Σ = ΣR + iΣI , die hier ω-unabhängig sein soll. Leite die retardierte, volle Greensfunktion GR kσ (ω) her. R 0 dω R 0 f) Berechne die Fourier-Transformierte GR G (ω)e−iω(t−t ) . Interpretiere kσ (t − t ) = 2π kσ das Ergebnis für ΣI < 0 und beliebiges ΣR und vergleiche mit der freien, zeitabängigen Greensfunktion. 6.) Streutheorie (2+2+6+1+2=13 Punkte) a) Formuliere das optische Theorem. Was besagt es physikalisch? b) Gegeben sei der Hamilton-Operator H = H0 + V mit dem räumlich lokalisierten Streupotential V . Leite aus der Schrödingergleichung die Lippmann-Schwinger-Gleichung her. c) Wir betrachten als Streupotential ein kugelsymmetrisches Kastenpotential V (r) = V0 Θ(R − r). Ein Teilchen der Masse m wird an diesem Potential gestreut. Berechne die Streuphase δ`=0 (k) durch Lösen der Schrödingergleichung exakt. Betrache nur sWellen-Streuung. d) Diskutiere, wie δ`=0 (k) vom Vorzeichen von V0 abhängt. e) Gib die Streuamplitude und den differentiellen Wirkungsquerschnitt für c) an. (2+1+4+2+2=11 Punkte) 7.) Bornsche Näherung a) Wie lautet der differentielle Wirkungsquerschnitt für die elastische Streuung an einem Potential V (~r) in Bornscher Näherung? b) Für den Impulsübertrag gelte ~q = k~i − k~f und k = |k~i | = |k~f |. Zeige: |~q| = 2k sin 2θ (θ sei der Streuwinkel.) c) Führe für ein radialsymmetrisches Potential die Winkelintegration in a) aus und berechne dσ für einen kugelsymmetrischen Potentialtopf (Tiefe V0 , Radius r0 ). dΩ d) Berechne dσ dΩ für das Yukawa-Potential: V (r) = κr e−r/r0 e) Betrachte für d) den Grenzfall r0 → ∞. Welchem Potential entspricht dies? Wie ist das Verhalten bei Vorwärtsstreuung? (5+2+4+2+5=18 Punkte) 8.) Feynman-Diagramme a) Betrachte im Folgenden den Hamilton-Operator H = H0 + V , wobei H0 der freie Einteilchen-Hamiltonoperator ist. Leite die zugehörige Bewegungsgleichung für nicht explizit zeitabhängige Operatoren AI (t), die Zustände |Ψ(t)iI und den Zeitentwicklungsoperator S(t, t0 ) im Wechselwirkungsbild her. Wie sieht die Lösung für S(t, t0 ) aus (nur hinschreiben...)? b) Zeige, dass für den Operator AH (t) im Heisenbergbild gilt: AH (t) = S −1 (t, t0 )AI (t)S(t, t0 ) c) Jetzt sei der Wechselwirkungsterm gegeben durch: Z 1X V = d3 x1 d3 x01 Ψ†σ1 (x~1 )Ψ†σ2 (x~2 )V (x~1 − x~2 )Ψσ2 (x~2 )Ψσ1 (x~1 ) 2 σ ,σ 1 2 Zeige, dass die volle, zeitgeordnete Einteilchen-Greensfunktion für die Feldoperatoren † 0 0 0 ~ Gσ (x, x ) = −i H hΦ0 |T Ψσ,H (~x, t)Ψσ,H (x , t ) |Φ0 iH durch eine Reihenentwicklung ausgedrückt werden kann, wobei die einzelnen Reihenglieder im Wesentlichen durch freie N-Teilchen-Greensfunktionen gegeben sind. d) Gib in einem Satz die Aussage des Wick Theorems wieder. e) Zeichne alle Feynman-Diagramme bis zu erster Ordnung Störungstheorie und gib den entsprechenden mathematischen Ausdruck an (im Ortsraum). Viel Erfolg!