Prof. Dr. Jörn Steuding, Pascal Stumpf Institut für Mathematik, Universität Würzburg 2/3/4. November 2016 Elementare Zahlentheorie — 2. Übung Präsenzaufgabe 1. P a) Schreibe die folgenden Ausdrücke mit Hilfe des Summationsymbols : (i) 1 1 1 1 + + + ... + , 1·2 2·3 3·4 n(n + 1) (ii) −1 + 2 − 3 + 4 − 5 ± . . . + n falls n gerade, bzw. −1 + 2 − 3 + 4 − 5 ± . . . − n falls n ungerade. b) Versuche einen geschlossenen Ausdruck für die Summen in a) zu raten und versuche anschließend, diese zu beweisen! Präsenzaufgabe 2. Beweise folgende Identitäten: (i) Für n ∈ N gilt n X j 2 = 16 n(n + 1)(2n + 1), j=1 (ii) Für n ∈ N gilt n X j=1 j(j + 1) = 31 n(n + 1)(n + 2). Lösungsskizze Aufgabe 1: Zu a): In (i) werden die Kehrwerte zweier aufeinanderfolgender ganzer Zahlen, 1 , für j von 1 bis n aufsummiert, d.h. also j(j+1) n X 1 1 1 1 1 + + + ... + = . 1·2 2·3 3·4 n(n + 1) j(j + 1) j=1 In ii) werden die ersten n natürlichen Zahlen j = 1, 2, . . . , n mit wechselndem Vorzeichen aufsummiert, wobei die geraden Zahlen positives und die ungeraden Zahlen negatives Vorzeichen haben, was wir mit einem Faktor (−1)j für den j-ten Summanden ausdrücken. Also n X (−1)j j −1 + 2 − 3 + 4 − 5 ± . . . + (−1)n n = j=1 Wollte man die Summe 1 − 2 + 3 − 4 ± . . . behandeln, so müsste man nur noch einen zusätzlichen Faktor (−1) einbauen. Zu b): Wir setzen zunächst ein paar Werte ein: 1 1 1 1 1 1 4 2 = , + = + = = ; 1·2 2 1·2 2·3 2 6 6 3 vielleicht ist es sinnvoll, gar nicht das größte Produkt im Nenner auszuführen? Wir berechnen noch den folgenden Wert: 1 1 6+2+1 3·3 3 1 + + = = = , 1·2 2·3 3·4 3·4 3·4 4 und vermuten die Formel n X 1 1 1 1 n 1 + + + ... + = = 1·2 2·3 3·4 n(n + 1) j(j + 1) n+1 j=1 Wir beweisen diese mit vollständiger Induktion nach n: Induktionsanfang n = 1: siehe oben. Induktionsschritt n 7→ n + 1: Angenommen die Formel gilt für n, so folgt damit durch Einsetzen n+1 n X X 1 1 1 = + j(j + 1) j(j + 1) (n + 1)(n + 2) j=1 j=1 = 1 n2 + 2n + 1 n+1 n + = = , n + 1 (n + 1)(n + 2) (n + 1)(n + 2) n+2 womit die Formel also für alle n ∈ N gültig ist. Setzen wir in der Summe ii) für n die ersten natürlichen Zahlen n = 1, 2, . . . , 5 ein, so ergibt sich für die Summen der Reihe nach −1, −1+2 = +1, −1+2−3 = −2, −1+2−3+4 = +2, −1+2−3+4−5 = −3. Wir erkennen ein Muster: Es entstehen die von 0 verschiedenen ganzen Zahlen −1, +1, −2, +2, −3 und entsprechend erwarten wir für n = 6 als Summenwert n = +3, für n = 7 dann −4, für n = 8 dann +4 usw. Wir vermuten also n X n/2 falls n gerade, j n (−1) j = −1 + 2 − 3 + 4 − 5 ± . . . + (−1) n = −(n + 1)/2 falls n ungerade. j=1 Den Beweis führen wir mit vollständiger Induktion nach n: Induktionsanfang n = 1 und n = 2: Die linke Seite unserer vermuteten Formel ist gleich −1; weil n = 1 ungerade ist, ist die rechte Seite unserer vermuteten Formel −(1 + 1)/2 = 1, was mit der linken Seite also übereinstimmt. Wir müssen zudem noch den Fall einer geraden Zahl verankern, also n = 2. In diesem Fall finden wir −1 + 2 = +1 auf der linken Seite in Übereinstimmung mit 2/2 = 1 auf der rechten Seite. Induktionsschritt n 7→ n + 1: Wir setzen die Formel für n voraus und haben die Formel für n + 1 (statt n) herzuleiten. Wir müssen wieder unterscheiden, ob n gerade oder ungerade ist. Zunächst sei n ungerade. Es gilt −1 + 2 ∓ . . . + (−1)n n + (−1)n+1 (n + 1) = −1 + 2 ∓ . . . − n + (n + 1) Für die ersten n Summanden dürfen wir die Induktionsvoraussetzung benutzen und erhalten daher n+1 (n + 1) + (n + 1) = , −1 + 2 ∓ . . . + (−1)n n + (−1)n+1 (n + 1) = − 2 2 was korrekt ist, da n + 1 in diesem Fall gerade ist. Ist hingegen n gerade, so ergibt sich ganz ähnlich −1 + 2 ∓ . . . + (−1)n n + (−1)n+1 (n + 1) = −1 + 2 ∓ . . . + n −(n + 1) n (n + 1) + 1 = −(n + 1) = − , 2 2 was ebenfalls korrekt ist, da nun n + 1 ungerade ist. Damit gilt die Formel für alle n ∈ N. Lösungsskizze Aufgabe 2 (sehr kurz): Zu i): Wiederum mit vollständiger Induktion zeigt man hier die Gültigkeit der Formel für n = 1 (Induktionsannahme) und macht den Induktionsschritt wie folgt: n+1 X j 2 = n X j 2 + (n + 1)2 j=1 j=1 = 1 6 n(n + 1)(2n + 1) + (n + 1)2 = 61 (n + 1)(n + 2)(2n + 3). Zu ii): Ganz ähnlich gilt auch hier die Induktionsannahme. Der Induktionsschritt verifiziert sich so: n n+1 X X j(j + 1) + (n + 1)(n + 2) j(j + 1) = j=1 j=1 = 1 3 n(n + 1)(n + 2) + (n + 1)(n + 2) = 31 (n + 1)(n + 2)(n + 3). Beide Formeln sind somit für alle n ∈ N bewiesen.