Entwicklungsdiagnostische & therapeutische Ambulatorien in Kärnten Projektbeschreibung Entwicklungsdiagnostische & therapeutische Ambulatorien in Kärnten In Kärnten sind je nach Diagnosegruppen zwischen 29.715 und 44.572 Kinder und Jugendliche von einer neurologischen und/oder psychiatrisch-psychischen Erkrankung betroffen (Arbeitsgruppe Epidemiologie der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters des LKH Klagenfurt, 2002). Bei rund 10 % der Kärntner Kinder im Kleinkind- und Vorschulalter treten Entwicklungsstörungen auf, rund 18% der SchülerInnen zwischen dem 6. und 14. Lebensjahr zeigen Lernstörungen mit oder ohne psychische Auffälligkeiten. Psychische Erkrankungen werden bei rund 20% der Kärntner Kinder und Jugendlichen bis zum 19. Lebensjahr diagnostiziert. Um Eltern/Angehörigen und deren Kindern weite Anfahrtsstrecken für Diagnostik- und Therapietermine zu ersparen, haben im August 2005 in Wolfsberg und im April 2007 in St. Veit die ersten MINI AMBULATORIEN von pro mente kinder jugend familie eröffnet; somit wird eine gemeindenahe Versorgung gewährleistet. Die Inanspruchnahme ist immens: Seit der Eröffnung im August 2005 sind in Wolfsberg 868 Anmeldungen eingegangen; im Zeitraum von 01.08.2005 bis 31.12.2007 wurden 815 Patienten diagnostisch und/oder therapeutisch betreut. In St. Veit haben sich seit der Eröffnung im April 2007 bereits 438 Patienten angemeldet. Von April bis Dezember 2007 wurden 208 Patienten psychologisch betreut und 95 Patienten medizinisch versorgt. 77 Patienten sind derzeit in St. Veit in Behandlung, die Wartelisten für die einzelnen Interventionen sind bereits lang. Die Teams in den MINI AMBULATORIEN bestehend aus ÄrztInnen, PsychologInnen und TherapeutInnen betreuen Kinder, Jugendliche sowie deren Angehörige. Die MINI AMBULATORIEN bieten eine interdisziplinäre Abklärung in relevanten Entwicklungsbereichen wie Motorik, Sprache und Wahrnehmung an. Lernschwierigkeiten im Bereich des Lesens, Rechtschreibens, Rechnens oder anderen Teilleistungsbereichen werden umfassend abgeklärt. Kinder und Jugendliche, die eine geringe Aufmerksamkeit und Konzentration haben, hyperaktiv oder verhaltensauffällig sind, werden nach den neuesten wissenschaftlichen Standards untersucht. Somit kann eine maßgeschneiderte Intervention eingeleitet werden. Neben psychologischer, psychotherapeutischer, medizinischer, logopädischer sowie ergotherapeutischer Behandlung finden auch Lese- und Rechtschreibtherapie, Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen und Therapie von Verhaltensauffälligkeiten im Einzeloder Gruppensetting statt. Als Gruppenangebote sind die Wirbelwind-Gruppe (Behandlung für Kinder/Jugendliche mit Hyperaktivitätsstörungen), die Rasselbande (Behandlung für Kinder/Jugendliche mit Störungen im Sozialverhalten), die Plappergei-Gruppe (Behandlung für Kinder/Jugendliche mit Sprachentwicklungsstörungen) und die Gummibären-Bande (Behandlung für Kinder/Jugendliche mit Übergewicht bzw. Adipositas) zu nennen. In Planung sind Gruppeninterventionen für Mädchen mit Essstörungen, für Kinder/Jugendliche mit internalisierenden Auffälligkeiten sowie für Kinder/Jugendliche mit psychomotorischen Defiziten. Weiters wird im Bereich Motorik zusätzlich zur Ergotherapie Therapeutisches Klettern angeboten. Unsere weiteren Angebote umfassen Aufklärung und Information über Problemfelder im Kindes- und Jugendalter, ausführliche Befundbesprechung, Erziehungsberatung, Elternabende, Helferkonferenzen mit Kindergärten, Schulen, weiteren psychosozialen Einrichtungen sowie Konfliktmanagement in der Familie. Des Weiteren edieren wir quartalsmäßig eine Fachzeitschrift, Standards in Diagnostik und Therapie, welche über neurologische und psychiatrische Störungsbilder im Kindes- und Jugendalter aufklärt; es werden diagnostische und therapeutische Richtlinien vorgestellt. Abläufe in den MINI AMBULATORIEN Die Anmeldung der Patienten erfolgt meist telefonisch; es wird ein sogenanntes Telefonprotokoll mit den Erziehungsberechtigten ausgefüllt, welches die wesentlichsten Daten des Patienten erfasst. Danach findet je nach Vorstellungsgrund der Erstkontakt entweder in der Medizin oder in der klinischen Psychologie statt. Zu diesem Zeitpunkt wird mit den Patienten und deren Angehörigen eine ausführliche Anamnese erhoben, aktuelle Probleme, Auffälligkeiten aber auch Ressourcen und Stärken der Kinder/Jugendlichen und deren Familien werden identifiziert. Nach entsprechendem Beziehungsaufbau, dem Schaffen einer angenehmen Atmosphäre sowie der Herstellung eines Vertrauensverhältnisses wird der diagnostische Prozess eingeleitet, bereits erhobene Befunde werden miteinbezogen. Basierend auf aktuellen und umfassenden Untersuchungsergebnissen werden Interventionsempfehlungen mit den Patienten und deren Familien besprochen sowie ein ausführlicher Befundbericht erstellt. In die Befunderstellung fließen nicht nur die Ergebnisse der Testdiagnostik ein; vielmehr müssen diese in Zusammenschau mit den gesamten Informationen aus der Anamnese, Außenanamnese, Verhaltensbeobachtung und aller erhobener Befunde interpretiert werden. Da Interventionen auch die Umwelt der Patienten betreffen, werden je nach Bedarf Helferkonferenzen durchgeführt. In den Mini Ambulatorien werden in weiterer Folge Behandlungen angeboten; werden diese in Anspruch genommen, findet in den regelmäßigen Teamsitzungen ein kontinuierlicher Austausch zwischen Therapeuten und Diagnostikern statt, um therapeutische Inhalte und Ziele stets an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten bestmöglich anzupassen. Nach dem Erreichen von Meilensteinen in der Behandlung oder Interventionszielen finden Verlaufs- oder Abschlussgespräche statt.