Elektrizitätslehre und Magnetismus Othmar Marti | 05. 06. 2008 | Institut für Experimentelle Physik Physik, Wirtschaftsphysik und Lehramt Physik Seite 2 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Ströme Strom in zwei parallelen Leitern. Die Leiter haben die Länge ` und sind im Abstand r . Sie sind von den Strömen I1 und I2 durchflossen. FM = const · ` · I1 · I2 r Die Kraft ist anziehend, wenn die beiden Ströme in die gleiche Richtung fliessen. Die Kraft FM ist nicht eine elektrostatische Kraft, da eine geerdete Metallplatte die Kraft, anders als bei der Coulomb-Kraft, nicht abschirmt. Die Kraft FM wirkt auf bewegte Ladungen! Seite 3 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Ladungsinvarianz Metallischer Gastank mit Ausströmöffnung. qElektron = −qProton mit einer Genauigkeit von |qElektron |/N = 10−20 qElektron . Die Grösse der Ladung ist unabhängig von der Geschwindigkeit! Seite 4 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Relativistische Berechnung Berechnung der magnetischen Kraft. Links: im Bezugssystem S und rechts:im Bezugssystem S 0 , in dem q in Ruhe ist. Beachte: wir wissen zwar nicht, wie gross der Strom I gemessen im Bezugssystem S im Bezugssystem S 0 ist. Die Ladung ist jedoch invariant. Seite 5 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Relativistische Berechnung Q L0 Im Inertialsystem S ist wegen der Ladungsinvarianz λ0 = Q L Wegen der Längenkontraktion gilt s v2 L0 L= = L0 1 − 02 γ0 c λ= Zusammengenommen erhalten wir λ0 = λ γ0 Seite 6 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Relativistische Rechnung Im Ruhesystem S 0 , in dem das Teilchen mit der Ladung q in Ruhe ist, sieht die Situation anders aus. Die Geschwindigkeit der positiven und der negativen Ladungsketten ist unterschiedlich. deshalb sind sie zusammen nicht mehr elektrisch neutral. Auf die Ladung q wirkt eine elektrostatische Kraft. Da die Relativgeschwindigkeit der positiven Ladungen zu q kleiner ist als die der negativen Ladungen, liegen in S 0 die positiven Ladungen weniger dicht als die negativen. Die beiden Ladungsketten sind insgesamt negativ geladen. Deshalb wird q angezogen, wenn q > 0 ist. Das E 0 -Feld in die z 0 -Richtung erzeugt in S 0 die Kraft Fz0 = q · E 0 Das E-Feld hängt vom Bezugssystem ab, ist also nicht relativistisch invariant! Seite 7 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Relativistische Betrachtung Das elektrische Feld einer Linienladung im Abstand r ist E(r ) = λ 2π0 · r Um das elektrische Feld E 0 berechnen wir die Geschwindigkeiten 0 0 v+ und v− in S 0 . 0 v+ 0 v− = 1− 1+ ≡ γ 0 β+ 0 β− = = 0 0 0 0 0 Mit γ+ ≡ γ(v+ ) und γ− ≡ γ(v− ) und mit λ0 = λ0+ /γ+ erhalten wir v ·v0 c2 0 λ+ v + v0 = ≡ β v − v0 v ·v0 c2 v 0 λ− 0 = γ+ = γ− 0 λ ! γ0 λ ! γ0 Die Netto-Linienladung in S 0 ist dann c 1 p 1 − β2 β0 − β 1 − β0 β β0 + β 1 + β0 β 0 0 0 λ = λ+ − λ− = λ 0 0 γ+ − γ− γ0 Physik | Seite 8 Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Relativistische Rechnung Betrachten wir am Ort der Ladung q das von der Linienladung λ0 hervorgerufene Feld Er0 . Für positives λ0 zeigt dieses in die −z 0 -Richtung. Weiter erhalten wir 0 0 γ+ − γ− q = s 1 − q 2 2 1 − β− 1 − β+ 1 1− = = = 0 1 = β0 −β 1−β0 β Er 1− β0 +β 1+β0 β −2β0 β r 1 − β02 1 − β2 0 λ = −2λββ0 γ = · 1 r Die Kraft im Ruhesystem S 0 des Teilchens ist also 0 0 Fz = q · Er = 2qλv0 v γ(v ) 2π0 c 2 · 1 r Wir verwenden die Lorentztransformation der Impulse pi und der Energie E −2β0 βγ0 γ Also ist 2π0 c 2 2 1 − β0 β 1 + β0 β − r r 1 − β02 1 − β2 1 − β02 1 − β2 λ0 2π0 r 2λv0 v γ(v ) = 1 2 − s − = 0 −2λvv0 c2 γ px = px 0 py = γ(v ) = pz = γ(v ) E − v · py 0 pz 0 E E py − v 2 c Seite 9 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Relativistische Rechnung Der Vierervektor (px , py , pz , cE2 ) transformiert sich wie der Vierervektor (x, y , z, t). Die Kraft transformiert sich also wie Fz0 = dpz0 dpz = p = γ(v )Fz dt 0 1 − β 2 · dt Der Strom in S ist I = 2λv0 Fz (r ) = q·v ·I 1 · 2π0 · c 2 r Multipliziert man Gleichung (9) mit der Dichte der Ladungsträger n (Einheit [n] = 1/m), so erhält man die zu I2 proportionale Kraft pro Länge F(r ). F(r ) = n · Fz (r ) = n·q·v ·I 1 I2 · I 1 · = · 2π0 · c 2 r 2π0 · c 2 r Seite 10 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Magnetische Kraft Die magnetische Kraft Fm im Laborsystem S ist die relativistisch transformierte elektrostatische Kraft auf die Ladung q in deren Ruhesystem S 0 . Die magnetische Kraft kann als relativistische Korrektur zur elektrostatischen Kraft verstanden werden. Seite 11 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Lorentz-Kraft FL = q · v × B B(r ) = I 1 · 2 r 2π0 c Induktionskonstante µ0 = B(r ) = 1 0 c 2 µ0 I · 2π r Seite 12 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Strom und Magnetische Induktion Lage der magnetischen Induktion zum Strom und zur Geschwindigkeit der Ladung. Seite 13 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Magnetische Induktion µ0 N = 10−7 2 4π A Die Einheit der magnetischen Induktion ist [B] = Tesla = T = N ·s N V ·s = = C·m Am m2 Seite 14 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Magnetfeld Wir haben F (r ) = `F(r ) = Magnetische Induktion B(r ) = µ0 I 2π r µ0 ` I2 · I 2πr Magnetfeld H(r ) = I 2π r F (r ) = B(r ) · I2 F (r ) = µ0 H(r ) · I2 FL = q v × B F L (r ) = q v × (µ0 H(r )) B hängt vom Material ab H hängt nicht vom Material ab entspricht der dielektrischen Verschiebung D entspricht dem elektrischen Feld E Seite 15 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Magnetfeld [H] = A m Das magnetische Feld H ist unabhängig von der Materie die den betrachteten Raum erfüllt. Die magnetische Induktion B hängt vom den Raum füllenden Material ab. elektrisches Feld E l magnetisches Feld H ⇔ dielektrische Verschiebung D = 0 E l ⇔ magnetische Induktion B = µµ0 H Seite 16 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Kraft auf ein Leiterelement Berechnung der Kraft auf ein Leiterelement. Seite 17 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Beispiel 1 Die Kraft für eine beliebig geformte geschlossene Leiterschleife in einem homogenen Magnetfeld ist I I F = I · d` × B = I · d` × B H Da das Linienintegral d` × B über eine geschlossene Schleife null ist (die positiven und die negativen Anteile heben sich auf) ist F = 0. Seite 18 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Drehmoment auf Leiterschleife (Motor) Drehmoment auf eine Leiterschleife im homogenen Magnetfeld Seite 19 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Beispiel 2: Leiterschlaufe Bezüglich 0 ist die Situation symmetrisch. Die in der Zeichnung vertikalen Leiterelemente liefern kollineare sich aufhebende Kräfte. Die horizontalen Segmente ergeben das Drehmoment dM = (r 1 + r 3 ) × dF 1 + (r 1 + r 4 ) × dF 1 + (r 2 + r 3 ) × dF 2 + (r 2 + r 4 ) × dF 2 = 2 · r 1 × dF 1 + 2 · r 2 × dF 2 Das gesamte Drehmoment ist M = r1 × F1 + r2 × F2 = 2 · r1 × F1 Das Drehmoment M liegt in der Ebene der Leiterschlaufe. Wenn φ der Winkel zwischen der Normalen auf die Ebene der Leiterschlaufe und B ist, gilt mit F1 = a · I · B: b sin φ · F1 = a · b · I · sin φ · B 2 Wir definieren das magnetische Moment m so, dass es senkrecht auf die Ebene der Leiterschlaufe steht und dass |m| = Fläche · Strom = a · b · I ist. Damit ist M=2 M =m×B Drehspulinstrumenten, Motoren, Sichtbarmachung von Magnetfeldern mit Eisenfeilspänen Seite 20 Physik | Klassische und Relativistische Mechanik | 05. 06. 2008 Potentielle Energie einer stromdurchflossenen Leiterschlaufe Die potentielle Energie einer um den Winkel φ gegenüber dem Magnetfeld verdrehten stromdurchflossenen Leiterschlaufe wird berechnet, indem man von φ = 0 ausgeht und die Schlaufe langsam zum Winkel φ dreht. Die Arbeit, um von φ0 nach φ0 + dφ0 zu drehen ist b dU = 2 · F1 sin φ0 · · dφ0 = a · b · I · B · sin φ0 · dφ0 2 Damit erhalten wir Zφ U(φ) = a · b · I · B · sin φ0 · dφ0 = −a · b · I · B · (cos φ − 1) 0 Wenn wir U(φ = π/2) = 0 wählen haben wir U = −m · B