ZahngesunDheIt In kInDertagesstätten Grundlageninformationen für Prophylaxefachkräfte sowie Zahnärztinnen und Zahnärzte, die sich in der Gruppenprophylaxe engagieren 2 Herausgeber: Arbeitskreis Zahngesundheit Westfalen-Lippe Auf der Horst 25 · 48147 Münster · Tel.: 0251/507 145 · www.ak-zahngesundheit-wl.de Das Handout basiert auf der von der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Rheinland-Pfalz (LAGZ RLP) erstellten „Grundlageninformation für Erzieherinnen – Gesund beginnt im Mund – Zahngesundheit in Kinder­tagesstätten“ Viele Ausführungen beruhen auf Konzepten, die von der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) entwickelt, erprobt und umgesetzt werden Stand: 8/2014 Impressum: Herausgeber: Arbeitskreis Zahngesundheit Westfalen-Lippe Auf der Horst 25 · 48147 Münster · Tel.: 0251/507 145 · www.ak-zahngesundheit-wl.de Autoren der überarbeiteten Fassung: Dr. Claudia Sauerland ZÄ. Simona Mitter ZÄ. Margret Höltke Dr. Peter Noch Rainer Gude Redaktion: Dr. Claudia Sauerland ZÄ. Simona Mitter ZÄ. Margret Höltke Dr. Peter Noch drs. Axel Kerstan Rainer Gude Klaus Szepannek Heike Hagenhoff-Beuse Grafik und Satz: Nöske Marketing & Kommunikation Tecklenburger Straße 18 · 49525 Lengerich · Tel.: 05481/ 5506 · www.noeske-mk.de 3 Inhalt Wir über uns Seite 4 Vorwort Seite 5 Das Milchzahngebiss Seite 6 Schnuller Seite 9 Schluckmuster Seite 13 Lutschkalender Seite 14 Anatomie Seite 15 Karies Seite 16 Zahnfleischentzündungen Seite 20 Speichel Seite 21 Regeln für gesunde Zähne Seite 23 1. Säule: Zähneputzen mit System Seite 24 2. Säule: Zahngesunde Ernährung Seite 27 3. Säule: Fluoride Seite 30 4. Säule: Zahnärztliche Kontrolle Seite 31 Gewohnheitsbildung Seite 32 Lernprozesse Seite 34 Verhaltensprävention und Verhältnisprävention Seite 36 Prävention und Umgang mit behinderten Kindern Seite 37 Hygieneempfehlung Seite 39 Aufbewahrung von Zahnputzutensilien Seite 41 Organisation - Motivation - Lernverstärker Seite 44 Ziele - Methoden - Medien Seite 46 Lernstationen zum Thema Zahngesundheit Seite 48 Mundmotorik Seite 50 Empfehlenswerte Medien Seite 53 Quellennachweis Seite 54 Anhang Seite 55 Anmerkung: Die Verwendung der weiblichen Form (z. B. Erzieherin) in den folgenden Texten dient ausschließlich der besseren Lesbarkeit. Selbstverständlich sind damit auch Erzieher gemeint. 4 Wir über uns Das sind wir – Der Arbeitskreis Zahngesundheit Der Arbeitskreis Zahngesundheit Westfalen-Lippe engagiert sich seit 1983 auf dem Gebiet der Gruppenprophylaxe zur Verhütung von Erkrankungen der Zähne und der Kiefer. Die Rechtsgrundlagen für die Durchführung der Gruppen­ prophylaxe ergeben sich aus § 21 SGB V und § 13 ÖGDG. Vertreterinnen und Vertreter der Krankenkassen, Prophylaxe-Fachkräfte, Zahnärztinnen und Zahnärzte aus freier Praxis sowie der Zahnärztlichen Dienste der Gesundheitsämter sind gemeinsam in örtlichen Arbeitskreisen in ganz Westfalen-Lippe tätig. Aufgabe des Arbeitskreises Zahngesundheit Westfalen-Lippe ist es, den Mädchen und Jungen zu vermitteln, dass Zähne ein Leben lang gesund bleiben können. Wer seine Zähne gesund erhalten will, muss aber bereits als Kind lernen, auch selber dafür zu sorgen. Daher hat der Arbeitskreis zahnmedizinische Vorsorgeprogramme insbesondere für Kindertagesstätten und Schulen entwickelt. Richtige Mundhygiene, zahngesunde Ernährung, Härten des Zahnschmelzes durch Fluoride und der regelmäßige Zahnarztbesuch sind die Themen, die altersgerecht in Kindertagesstätten und Schulen behandelt werden: Selbstverständlich nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch. Die Freude an diesen Dingen soll schließlich nicht zu kurz kommen. n stellt sich vor Vorwort Vorwort Zähne sind viel mehr als nur Kauwerkzeuge! Ein vollständiges und gesundes Milchzahngebiss ist eine Voraussetzung für schöne bleibende Zähne sowie für ein funktionstüchtiges Gebiss. Dieses macht eine kauaktive und ausgewogene Ernährung erst möglich, die auch zum allgemeinen Wohlbefinden beiträgt. Darüber hinaus beeinflusst die richtige Zahn- und Kieferstellung auch das Aussehen eines Menschen. Die Entwicklung der Gesichtsmuskulatur und die richtige Zungenlage, die durch Saugen und Kauen beeinflusst wird, haben großen Einfluss auf die Sprachentwicklung eines Kindes. Eine gesunde Entwicklung der Zähne und der Kiefer wirkt sich also auf den ganzen Menschen aus. Zahngesundheitserziehung im Kindergarten liegt uns besonders am Herzen. Hier kann Erfolg versprechend gearbeitet werden. Was Kinder in frühen Jahren lernen, praktizieren sie meist ihr Leben lang. Erzieherinnen im Kindergarten sind erste wichtige Bezugspersonen außerhalb der Familie, die gesundheitsförderliches Verhalten unterstützen und begleiten können. Ein wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass im Kindergarten alle Kinder erreicht werden können. Für Kinder aus Familien, in denen die Erziehung zur Zahngesundheit keinen besonders hohen Stellenwert hat, können die Erzieherinnen für Chancengleichheit sorgen. Sie sind unsere wichtigsten Multiplikatoren. Unser Ziel „Kinder mit gesunden Zähnen“ kann nur erreicht werden, wenn alle Beteiligten ein Netzwerk bilden und ihre speziellen Aufgaben übernehmen. Veränderte Lebenswelten machen eine ständige Anpassung erforderlich, so auch im Bereich unserer präventiven Aufgaben. Da in Zukunft immer mehr Kinder ab dem ersten Geburtstag den Kindergarten besuchen, werden auch sie mit neuen Themen konfrontiert. Weitere Fragen stellen sich: Wie lange dürfen die Kinder am Schnuller nuckeln? Wie lässt sich ein Kind vom Schnuller entwöhnen? Welche Auswirkungen auf die Kiefer-, Zahn- und Sprachentwicklung hat eine zu lange Schnullerzeit? Ab wann sollte ein Kind aus dem offenen Becher trinken können? Wie können wir im Kindergarten eine gesunde Entwicklung unterstützen? Wie können wir die Elternberatung verbessern? Auf den nächsten Seiten finden Sie Grundlageninformationen zu allen Themen rund um die Zahngesundheit, die Sie vielleicht noch einmal nachlesen möchten. Eingefügt sind auch Informationen zur Organisation des Zähneputzens im Kindergarten und Beschreibungen einzelner Methoden und Medien, die im Kindergartenalltag sowohl projektbezogen als auch situativ eingesetzt werden können. Darüber hinaus finden Sie Spielanleitungen zur Förderung der Mundmotorik, die sich positiv auf die Sprachentwicklung auswirkt. n 5 6 Das Milchzahngebiss DIe beDeutung Der mIlchZähne Schon im Mutterleib werden im Kiefer des Kindes alle Milchzähne angelegt. Bei der Geburt ist bereits der erste bleibende Zahn im Kiefer als „Zahnkeim“ vorhanden. Mit etwa 2 ½ Jahren sind alle 20 Milchzähne eines Kindes „durchgebrochen“. Abbeißen und Kauen sind die wichtigsten Funktionen der Zähne, sind sie doch eine Voraussetzung für eine gesunde Ernährung. Viele gesunde Nahrungsmittel kann man als kauaktiv bezeichnen. Aktives Kauen erhöht den Speichelfluss. Im Speichel wiederum enthalten ist das Enzym „Amylase“, welches noch im Mund für die erste Stufe der Verdauung sorgt. Ein vollständiges Gebiss sowie richtiges Kauen und Schlucken haben Einfluss auf die Muskelbildung. Diese wiederum beeinflusst die Entwicklung der expressiven Sprache, des aktiven Sprechens bzw. der Aussprache. Die richtige Zungenlage bzw. das richtige Schluckmuster spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Wird das so genannte „infantile“ = „viscerale“ Schluckmuster (beim Schlucken wird die Zunge nach vorne gegen die Schneidezähne gedrückt) durch zu langes Nuckeln an Flasche und Schnuller beibehalten, so wirkt sich dies sowohl auf die Sprachentwicklung als auch auf das Wachstum des Kiefers ungünstig aus. Solch ein inadäquates Schluck- DIe Zähne muster muss evtl. durch logopädische Behandlung therapiert werden. Das „somatische“ Schlucken (der Druck der Zunge beim Schlucken wird vom Gaumen abgefangen) muss dann trainiert werden. Der richtige Zungendruck auf den Gaumen übt einen Wachstumsimpuls auf den Oberkiefer aus, der wichtig für dessen Entwicklung ist. Ist bereits ein „lutschoffener Biss“ (siehe Foto) entstanden, ist oft ein lockerer Lippenschluss nicht mehr möglich. Ein fehlender „Mundschluss“ ist nicht nur ein logopädisches Problem, sondern führt auch zur Mundat- erscheInen In Den lebensmonaten: 1 bis 5 zeigt die Reihenfolge des Zahndurchbruchs. Das Milchzahngebiss gegen die Frontzähne bzw. in die Lücke zwischen den Frontzähnen: Das Kind wird lispeln. Gesunde Zähne, eine optimale Kieferentwicklung sowie eine ungestörte Sprachentwicklung haben auch eine soziale Komponente. Lispeln kann zur Sprachhemmung führen und damit die Kommunikation mit andern Menschen stören. Eine Fehlentwicklung des Kiefers hat negative Auswirkungen auf die Harmonie der Gesichtszüge sowie das Profil eines Menschen und damit auch auf seine Ausstrahlung. Beide Faktoren können die soziale Integration von Kindern in Gruppen schon früh negativ beeinflussen. mung. Unsere natürliche Atmung ist die Nasenatmung. Die Atemluft wird gereinigt, die Schleimhäute bleiben feucht. Bei der Mundatmung trocknen Zähne und Mundschleimhaut schneller aus, mit negativen Folgen für die Gesundheit. Denn der Speichel hat neben der Mineralisierung der Zähne auch die Aufgabe, die Schleimhäute feucht zu halten. Die im Speichel enthaltenen Abwehrzellen bekämpfen virale und bakterielle Krankheitserreger. Die Abwehr wird durch die Mundatmung geschwächt, das Kind wird häufiger an Infektionen im Mund- und Rachenraum leiden. Ein falsches Schluckmuster begünstigt eine falsche Bewegung der Zunge beim Sprechen. Die Zunge stößt Bei einem normalen, harmonischen Gesichtsprofil sind Kiefer-, Nasen- und Stirndrittel etwa gleich hoch. Die Bisslage (Verzahnung) ist normal (Neutralbiss). Bei einem Rückbiss (Retrognathie) kann der Unterkiefer unterentwickelt sein und damit die Kinnspitze zu weit zurückliegen (mandibuläre Retrognathie) oder es kann der Oberkiefer, d. h. das Mittelgesicht, zu weit vorstehen (maxilläre Prognathie). Bei einem Vorbiss (Prognathie) kann der Unterkiefer überentwickelt sein (mandibuläre Prognathie) und die Kinnspitze zu weit vorne liegen (Progenie). Es kann aber auch der Oberkiefer unterentwickelt sein (Mittelgesichtshypoplasie). 7 8 Das Milchzahngebiss Darüber hinaus haben die Milchzähne noch weitere wichtige Funktionen wie z. B. die des Platzhalters. Denn beim vollständigen Milchzahngebiss sind die bleibenden Zähne bereits im Kiefer angelegt. Werden aber die Milchzähne früh zerstört und/oder müssen gezogen werden, so kippen (wandern) die benachbarten Zähne in diese Lücken und beengen den Platz für die nachfolgenden bleibenden Zähne. Ein Engstand der Zähne kann somit auch durch frühzeitigen Milchzahnverlust entstehen. Dies wirkt sich auch auf das weitere Wachstum des Kiefers aus. Die Erhaltung der Milchzähne ist also eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes und schönes bleibendes Gebiss. Die Zähne dienen auch wesentlich der positiven Ausstrahlung und damit auch dem Selbstbewusstsein des Kindes. Gesunde Zähne und ein funktionstüchtiges Gebiss beeinflussen das allgemeine Wohlbefinden deutlich. Daher gilt: Milchzähne sind wichtig! Deshalb ist die gleiche intensive Pflege wie bei den bleibenden Zähnen notwendig! n Schnuller Der Umgang mit dem Schnuller Am besten lässt sich das Saugbedürfnis eines Babys mit Stillen befriedigen. Beim Stillen hat der Säugling automatisch die richtige Zungenlage. Die Zunge drückt beim Schlucken nach hinten - oben gegen den Gaumen. Der Zungendruck ist ein Wachstumsimpuls (siehe Tabelle Seite 13). Kann nicht oder nicht lange genug gestillt werden, sollte ein Sauger mit breitem Lippenschild verwendet werden. Die Lippen liegen auf dem breiten Lippenschild auf und sorgen dafür, dass der „Nuckel“ nicht zu weit in den Mund ragt. So wird eine natürliche Situation hergestellt und das richtige Schlucken gefördert. ler in Größe 3 an – für das Lebensalter ab 18 Monaten. Dieses Saugteil ist viel zu groß für den kleinen Kiefer, wie auf dieser Abbildung deutlich zu erkennen ist. Wenn das Kind anfängt am Daumen zu lutschen, ist es ratsam, einen Schnuller als Ersatz anzubieten. Daumenlutscher behalten diese Angewohnheit häufig bis ins Schulalter hinein bei. Wird nicht nur am Daumen genuckelt, sondern zusätzlich Druck ausgeübt, sind die Auswirkungen auf die Verformung des Kiefers in Einzelfällen stärker als beim Gebrauch eines Schnullers. Der Schnuller sollte nicht als „Dauer-Beruhigungsmittel“ eingesetzt werden, sondern nur als Hilfsmittel für spezielle Situationen - z. B.: Flaschensauger mit breitem Lippenschild Vielen Kindern fällt der Abschied von der Nuckelflasche oder vom Schnuller sehr schwer. Der beste Weg ist deshalb, diese Gewohnheit erst gar nicht entstehen zu lassen. Lässt sich ein Schnuller nicht vermeiden, sollten einige Regeln eingehalten werden: • • • • wenn das Baby besonders aufgeregt ist wenn es sich erschreckt oder wehgetan hat in fremder Umgebung nur zum Einschlafen – nicht während der ganzen Nacht (nach dem Einschlafen herausziehen); ganz ungünstig ist es, den Schnuller an einer Kette zu befestigen; das „Klimpern“ der Kette erinnert das Kind immer wieder an den Schnuller • Nur kiefergerecht geformte Schnuller mit einem kleinen augteil und einem dünnen stufenförmigen Schaft verwenden. Sie sind wesentlich flacher und spreizen die Zahnreihen weniger auseinander. • Schnuller in „Kirschform“ sind für die gesunde Kieferentwicklung ungünstig. Sie spreizen die Zahnreihen zu weit auseinander und lassen der Zunge zu wenig Platz. • Generell gilt: Es sollte die kleinste Schnullergröße verwendet werden. Einige Hersteller bieten Schnul- Babys lieben es, etwas im Mund zu haben. Der angeborene Saugreflex ist für die Nahrungsaufnahme in den ersten sieben Lebensmonaten lebensnotwendig. Mit dem Nuckeln verbinden sie Nahrungsaufnahme, aber auch Beruhigung, Tröstung und Einschlafhilfe. Im siebten Lebensmonat ist in der natürlichen Entwicklung das Ende der Saugphase erreicht. Das Baby ist in der „Beiß-, Kau-, Greif- und Begreifphase“ angekommen. Das Kind hat viel zu erforschen. Es steckt alles in den Mund und greift alles Erreichbare. Es braucht objektiv den Schnuller nicht mehr. Wird der Schnuller nach der abgeschlossenen Saugphase immer wieder zu bestimmten Zeiten eingesetzt, prägt sich diese Handlung aber als Gewohnheit ein und lässt sich nur schwer wieder abgewöhnen – es wird zum inneren Bedürfnis. Der natürliche Drang zu saugen klingt im siebten Lebensmonat ab. Immer wieder, wenn der Beruhigungssauger ange- 9 10 Schnuller boten wird, verlängert sich nur künstlich und unnötig die abgeschlossene Saugphase. (Quelle: Wie Kinder besser sprechen lernen, Dr. Cornelia Tigges-Zuzok, Essen, ISBN 978-3-934333-37-6) Um Kindern Alternativen zur Beruhigung anzubieten, eignen sich jetzt die sogenannten Übergangsobjekte wie Kuscheltiere, Deckchen oder Ähnliches. Sie werden als Ersatz für das eigentliche Kontaktbedürfnis zur Bezugsperson genutzt, vermitteln Geborgenheit, Wärme und vertrauten Geruch. Sie überbrücken die Zeiten des Alleinseins und können die Schnuller gut ersetzen (vgl. Winicott; 1953, Largo 2011). Trinkflaschen sollten nicht als Schnullerersatz toleriert werden. Dies hat Auswirkungen auf die Zahngesundheit. Werden die Zähne ständig von Flüssigkeit umspült, wird auch der Speichel ständig verdünnt und kann seine Aufgabe nicht mehr erfüllen (Remineralisation und Säureverdünnung). Enthält die Flüssigkeit auch noch zusätzlich Zucker oder Fruchtsäuren, steigt das Kariesrisiko erheblich an: So entsteht die „Nuckelflaschenkaries“ Der richtige Zeitpunkt (Nursing-Bottle-Syndrom). Essen und Trinken bedeutet Nahrungsaufnahme und muss nicht ständig verfügbar sein. Außerdem erhalten die Kinder durch wohlschmeckende Getränke einen zusätzlichen Anreiz, das Nuckeln lange fortzusetzen. Deshalb sollte die Trinkflasche nur ungezuckerten Tee oder Wasser enthalten. Falsche Lernprozesse Auch bei Erwachsenen entsteht eine Prägung durch Gewohnheiten. Nur allzu oft lassen sich die Eltern dazu hinreißen, ein unzufriedenes Kind schnell mit dem Schnuller zu trösten. Ein Schnuller hilft nur den Eltern und nicht dem Kind. Generell sollten die Gefühle des Kindes ernst genommen werden und auf eine echte Bedürfnisbefriedigung geachtet werden. Die Eltern sollten herausfinden, welches Bedürfnis ihr Kind jetzt hat, und sie sollten versuchen, dieses zu befriedigen. Hinter dem Wunsch nach dem Nuckeln steckt oft etwas anderes. Vielleicht braucht das Kind einfach nur Zuwendung oder nur ein bisschen Ablenkung oder Anregung. Der Schnuller darf nicht zur Ersatzbefriedigung werden. zur Dieser hängt insbesondere von der Persönlichkeit und vom jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes ab. Grundsätzlich gilt, dass mit dem siebten Lebensmonat und dem Beginn der „Beiß-, Kau-, Greif- und Begreifphase“ (auch zweite Lallphase genannt) das Lutschen am Schnuller oder Daumen aufhören sollte. Ausnahme: Frühgeborene brauchen den Schuller manchmal (nicht alle!) bis zum 3. Lebensjahr. Schnullerentwöhnung er oft von alleine heraus. Ist dieser Schritt geschafft, sollte im Laufe des zweiten Lebensjahres das Einschlafritual geändert werden. Auch zum Einschlafen eignen sich andere Rituale, die als Gewohnheit geprägt werden können, wie z. B.: beruhigendes Sprechen, leises Singen, Spieluhr, ein neues Kuscheltier oder Körperkontakt. Später können Geschichten erzählt oder ein Buch vorgelesen werden. Welches Ersatzritual hilft, ist von den Vorlieben des Kindes abhängig. (Quelle: Wie Kinder besser sprechen lernen, Dr. Cornelia Tigges-Zuzok, Essen, ISBN 978-3-934333-37-6) Ist der Schnullergebrauch doch zur Gewohnheit geworden, ist eine schrittweise Abgewöhnung der beste Weg. Mit einem Jahr finden die Kinder meistens in einen festen Tagesrhythmus. Oft wird nur noch einmal am Tag ein Mittagsschlaf gehalten. Tagsüber sollten die Eltern/Erzieherinnen das Kind durch Spielen, Beschäftigung und durch Körperkontakt vom Schnuller ablenken. Zum Einschlafen darf der Schnuller noch benutzt werden. Nach dem Einschlafen sollte der Schnuller aus dem Mund gezogen werden. Durch das Erschlaffen der Muskulatur nach dem Einschlafen fällt Schlafplatz für Schnuller Schnuller Im Kindergarten können die Erzieherinnen eine individuelle Lösung für das Kind finden. Der Schnuller könnte auch einen „Schlafplatz“ haben. Dort wird der Schnuller für das jeweilige Kind abgelegt und nur in Notfällen oder zur Schlafenszeit benutzt. Die eigentliche Abgewöhnung des Schnullers liegt in der Verantwortung der Eltern. Befindet sich das Kind in der „Entwöhnungsphase“, ist den Erzieherinnen zu empfehlen, mit den Eltern eine einheitliche Verhaltensweise abzusprechen. Mit zweieinhalb Jahren, spätestens aber mit drei Jahren sollte die Entwöhnung stattgefunden haben. Gelingt eine schrittweise Entwöhnung nicht, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, das Kind zu überzeugen. Tauschen: reicht, an das die Erzieherinnen bzw. die Eltern gemeinsam mit dem Kind jeden Schnuller hängen, von dem das Kind sich trennt. Es ist eine große Leistung für das Kind, deshalb ist hierfür viel Lob erforderlich. Hängen alle Schnuller am Ast, gibt es eine Belohnung. Loch in Schnullerspitze: Ein kleines Loch in den Schnuller schneiden. Beim Nuckeln geht ihm dann buchstäblich die Luft aus und der Schnuller macht keinen „Spaß“ mehr. „Der ist ja kaputt, den werfen wir weg“. An die Ehre der Kinder appellieren: „Du bist ja kein Baby mehr und viel zu groß für den Schnuller“. • Geschenk an die Zahnfee / Schnullerfee; der Schnul- Vergessen: ler wird eingepackt und per Post an die Zahnfee geschickt (Adresse von Freundin – vorher absprechen); die Zahnfee schickt ein Belohnungsgeschenk – muss am selben Tag da sein • Tausche Schnuller gegen Geschenk vom Nikolaus oder Osterhasen • Buch: „Ein Bär von der Schnullerfee“ – Bärbel Spathelf, ISBN Nr. 3-930299-22-4, je nach Entwicklung des Kindes etwa ab 2 ½ Jahre Bewährt hat sich auch das Vergessen des Schnullers bei einer Urlaubsreise. Verschenken: Zahnarzt: Schnuller gegen „Stoppi“ beim Zahnarzt tauschen (ab 2 Jahren). Vorher ist eine Absprache sowohl mit dem Zahnarzt als auch mit dem Kind erforderlich. • Geschenk an neugeborenes Baby im Freundes- und Konsequenz und Zuwendung: Bekanntenkreis • Geschenk an Tierbabys Das Kind hat gerade in Phasen von Müdigkeit und Entspannung ein großes Bedürfnis nach körperlichem Kontakt zu einer Bezugsperson. Hier kann es buchstäblich loslassen, sich entspannen und so leichter in den Schlaf gleiten. Ideal ist die Anwesenheit der Bezugsperson beim Zubettgehen. Die Zeit lässt sich gut durch Vorlesen, Vorsingen, Erzählen oder Beten etwas ausdehnen und wird zum schönen Ritual. Das Kind wird durch die Geschichte abgelenkt und kann sich an der körperlichen Nähe erfreuen und mit einem Wohlgefühl einschlafen. Der Schnuller stört jetzt eher, da er die sprachlichen Rückmeldungen des Kindes auf die Geschichte verhindert. Schnullerbaum: Vielleicht gibt es in der Umgebung einen Schnullerbaum. Es muss kein Baum sein – auch ein Ästchen Will das Kind nur mit dem Schnuller einschlafen und schreit, weil es ihn nicht bekommt? Hier bietet sich der Hinweis an die Eltern an, konsequent zu bleiben und dafür alle fünf Minuten nach dem Kind zu sehen, damit sich das Kind nicht verlassen fühlt. Erfahrungsgemäß wird die Dauer des Schreiens nach kurzer Zeit immer 11 12 Schnuller weniger - das Kind lernt, allein einzuschlafen. Damit hat es auch für sein künftiges Leben eine Lektion erfolgreich gemeistert! Lernen mit Verstärker (operantes Konditionieren, bekannt auch als „Token-System“) Ziel des Token-Systems (gelegentlich auch „Belohnungsplan“ genannt) ist der Aufbau eines erwünschten Verhaltens durch Nutzung systematischer Anreize. In hartnäckigen Fällen kann man z. B. bei Kindern von etwa vier Jahren mit einem Lutschkalender (Muster siehe Seite 14) arbeiten. Wichtig ist, dass man mit dem Kind die Regeln vorher bespricht. Hier muss man die individuelle Situation berücksichtigen. Hat das Kind noch ein starkes Lutschbedürfnis und benutzt den Schnuller/ Daumen mehrmals am Tag, sollte man schrittweise vorgehen: Schafft es das Kind, nur einmal am Tag zu nuckeln, erhält es ein Sternchen in einer Tabelle. Wird dies in der ersten Woche viermal geschafft, erfolgt am Ende der Woche eine Belohnung. In der zweiten Woche wird das Ziel gesteigert. Hat das Kind einen Tag ohne Schnuller geschafft, darf es sich ein Sternchen in den Kalender malen. Für den Anfang genügt es, wenn das Kind drei oder vier Sternchen in der Woche erreicht. So erhält es am Ende der Woche eine kleine Belohnung. Diese sollte natürlich für das Kind einen Anreiz darstellen. In der zweiten Woche können sechs Sternchen erreicht werden, um eine Belohnung zu erhalten. In der dritten oder vierten Woche kann mit sieben Sternchen das Ziel erreicht werden. Bei Rückschritten verlängert sich die Dauer auf fünf oder sechs Wochen. Mit dieser Methode kann auch das Daumenlutschen abgewöhnt werden. Dieses Buch unterstützt: „Pünktchen und der Schnullertrick“, ISBN Nr. 3-8157- 3480-0 - je nach Entwicklung des Kindes etwa ab 3 ½ bis 4 Jahren. Daumenlutschen: Viele Eltern schwören auf das „Daumenbild“: Mit einem schadstofffreien Stift wird ein fröhliches Gesicht auf den Fingernagel gemalt. Dies ist ein lustiger Geselle, der gern zusammen mit dem Kind unterwegs ist – sich aber vor der Dunkelheit im Mund fürchtet und da nicht rein will. Am nächsten Morgen hat das Kind die Kontrolle, ob der „neue Freund“ noch vorhanden ist oder weggenuckelt wurde. Nachts stecken die Kinder unbewusst den Daumen in den Mund. Dies soll durch das aufgemalte Gesicht bewusst gemacht und in der Folge dadurch verhindert werden. Schnuller Schluckmuster Beibehalten des viszeralen Schluckens durch Dauernuckeln (Flasche, Trinklernhilfe, Schnuller u. ä.) Entwicklung des funktionellen Schluckens durch Stillen und Trinken aus dem Becher 1.Zungenlage • falsche Zungenruhelage (im Unterkiefer oder zwischen den Zahnreihen) • ineffizientes Schlucken • physiologische Zungenruhelage (vorderes Zungendrittel am Gaumen, ohne Zahnkontakt) • physiologisches Schlucken Der Speichel wird von den Oberkiefer-Frontzähnen weggesogen und die Zähne werden von der Trinkflüssigkeit umspült. Der Speichel wird gegen die Oberkiefer-Frontzähne gepresst und die Trinkflüssigkeit schneller an den Oberkiefer-Frontzähnen vorbeigeführt. 2.Kariesrisiko Kein Speichel an den Zähnen = kein schützender Speichelfilm auf den Zähnen a hohes Risiko für frühkindliche Karies bei fehlender elterlicher Zahnpflege Schützender Speichelfilm auf den Zähnen in Kombination mit elterlicher Zahnpflege a Zahngesundheit 3.Oberkiefer­- wachstum und Entwicklung der Nasenbasis Fehlender Wachstumsimpuls auf den Oberkiefer a der Oberkiefer ist schmal (gotischer Bogen) häufig kombiniert mit Zahnfehlstellungen und schmaler Nasenbasis. Der Druck der Zunge gegen den Gaumen ist ein Wachstumsimpuls für den Oberkiefer: a Der Oberkiefer ist gut entwickelt (romanischer Bogen), die Zähne stehen richtig und die Nasen basis ist breit. 4.Lippen- muskulatur schlaffere Lippenmuskulatur, geöffnete Lippen a fördert Mundatmung geschlossener Mund (durch aktiven Ringmuskel der Lippen) a fördert Nasenatmung 5.Mundschleim haut Erhöhtes Infektionsrisiko durch Austrocknung der Schleimhäute. Befeuchtete Schleimhäute schützen vor Infektionen. 6.Kaumusku latur • zum Schlucken wird hilfsweise die Gesichts- muskulatur statt der Kaumuskulatur eingesetzt. a „Kaufaule“ = ungeübte Kinder, verschlucken sich häufig an kleinen Stückchen. • zum Schlucken werden die Kaumuskel aktiv = mindestens 600mal am Tag trainiert. a Kinder sind kauaktiv = Kauen bahnt das funktionelle Schlucken (= Vorstufe Sprechen). 7. Atmung Die schmale Nasenbasis behindert die Nasenatmung • fördert Mundatmung • geringere Sauerstoffaufnahme Ausreichend breite Nasenbasis erlaubt eine gute Durchlüftung, Reinigung und Anfeuchtung der Luft • fördert Nasenatmung • es kommt mehr Sauerstoff in jeder Körperzelle an 8.Sprech- und Sprachentwick lung Fehlender Mundschluss ist ein logopädisches Problem: Sprachentwicklung und Artikulation sind gestört. Mundschluss wird beim Schlucken geübt, wodurch eine normale Sprechentwicklung und klare Artikulation gefördert wird. Auswirkungen auf die Umspülung der Zähne mit Speichel Von Anfang an können Kinder das Trinken aus dem Becher üben, mit etwa 18 Monaten können sie sicher aus einem Becher trinken, wodurch die Entwicklung der richtigen Zungenlage und des Mundschlusses gefördert und das funktionelle Schlucken eintrainiert wird, welches etwa im 3. bis 4. Lebensjahr stabil verankert ist. n Quelle: Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) 13 Lutschkalender der Hexe Zauberzahn Montag Montag Montag Woche 2 Woche 3 Woche 4 Dienstag Dienstag Mittwoch Mittwoch Mittwoch Mittwoch Donnerstag Donnerstag Donnerstag Donnerstag Freitag Freitag Freitag Freitag Samstag Samstag Samstag Samstag Sonntag Sonntag Sonntag Sonntag zum Dienstag Dienstag Schade! Du konntest nicht ohne Daumen einschlafen und deine Zähne sind ganz traurig. Aber morgen klappt es bestimmt! Muster: Lutschkalender Faltblätter und Poster, die das richtige Zähneputzen verdeutlichen, können Sie bei Ihrem örtlichen Arbeitskreis kostenlos bestellen. Montag Woche 1 Schön! Du hast es geschafft und heute nicht am Daumen gelutscht. Hexe Zauberzahn und ihre Freunde freuen sich mit dir! Zauberzahn oder den traurigen Zahn beim entsprechenden Wochentag einkleben. Viel Erfolg! Einfach für das Wochen-Ergebnis die Vorlage ausreichend oft kopieren und entweder das Bild der kleinen Hexe „Ich nehm´ den Daumen aus dem Mund, dann bleibt mein Kiefer ganz gesund!” Anerkennung aussprechen. Natürlich kann dieser Kalender auch zu Hause ausgefüllt werden. Wichtig ist, dass Familie sowie Erzieher und Erzieherinnen gemeinsam motivieren, Lob und Anregung zur Selbstkontrolle macht den Erfolg für die Kleinen direkt sichtbar. 14 Schnuller Abgewöhnen n Anatomie anatomIe Die äußere Schicht der im Mund sichtbaren Zahnkrone besteht aus Zahnschmelz, also aus nichtorganischem Material, und ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Er setzt sich aus kleinen sechskantigen Prismen zusammen, die durch eine Art „Kittsubstanz“ miteinander verbunden sind. Der Zahnschmelz besteht aus Mineralkristallen (Apatitkristalle), hauptsächlich aus Phosphor und Calcium. Darunter liegt das Zahnbein (Dentin), eine knochenähnliche Substanz, die den größten Anteil des Zahnes bildet. Es ist von feinen Kanälchen (Dentinkanälchen) durchzogen, die von der Markhöhle (Pulpa) aus strahlenförmig zum Zahnschmelz verlaufen. Über diese Kanälchen können Temperaturreize und Schmerz von außen in die Pulpa weitergeleitet werden. Wir spüren das, wenn wir heiße Getränke zu uns nehmen oder wenn unsere Zähne mit Eis in Berührung kommen, als leichten Schmerz. So sind wir vor starken Temperaturreizen, die den Zahn schädigen könnten, gewarnt. Die Pulpa, im Volksmund auch der „Nerv“ genannt, besteht aus Bindegewebe, das von kleinsten Blutgefäßen und Nervenfasern durchzogen ist. Über die Wurzelspitze (Apex) steht die Pulpa jedes Zahnes mit dem Ober- und Unterkiefernerv in Verbindung. Im Wurzelbereich ist die äußere Schicht der sogenannte Zahnzement. n Quelle: LAGZ Rheinland-Pfalz Schulzahnarztordner 15 16 Karies karIesentstehung Saubere Zähne werden selten krank! Bei der Geburt ist die Mundhöhle noch völlig frei von Bakterien. Erst nach und nach wird sie von mehreren Milliarden verschiedener Mikroorganismen besiedelt. Kariesbakterien werden in der Regel von den Eltern, z. B. durch Ablecken des Schnullers oder des Löffels, auf das Kind übertragen. Zwischen den unterschiedlichen Bakterienarten besteht ein natürliches Gleichgewicht, so dass kein Stamm überhand nehmen und Schaden anrichten kann. Erst durch häufige Zuckerzufuhr kommt es zu einer übermäßigen Vermehrung der Karieserreger. Die Mundhöhle kann auch als Ökosystem verstanden werden. Im kaum sichtbaren Zahnbelag (Plaque), einer Art Biofilm aus fast 100 Prozent Bakterien, der wie Leim auf den Zähnen haftet, finden wir das spezielle Bakterium Streptococcus mutans - Hauptverursacher für die Entstehung von Karies. Willkommene Nahrung für diese Bakterien ist Zucker. Sie „vergären“ Zucker zu Säuren, die den Zahnschmelz angreifen. Je mehr Nahrung (Zucker) sie bekommen und je länger die Nahrungsreste im Mund bleiben, desto mehr Säure (Milchsäure) können sie produzieren. Dieser Säureangriff löst zunächst die „Kittsubstanz“ zwischen den Schmelzprismen auf und entzieht dem Schmelz Calcium. Der Zahn wird entmineralisiert und durchlässig (porös), Karies entsteht, und im weicheren Dentin kann die Karies schnell fortschreiten. Vergleichen wir den Zahnschmelz mit einem Diamanten, so ist er in der Oberfläche hart und glatt. Nach vielen Säureangriffen wird er porös wie ein Sandstein. Dieser Vorgang ist zu Beginn unsichtbar und auch schmerzlos. Erst nach vielen Säureangriffen sind weiße Flecken auf den Zähnen zu erkennen, so genannte entmineralisierte Stellen. Wird dieser Prozess nicht gestoppt, endet er mit der Zerstörung der Zahnhartsubstanz. Entscheidend ist, wie oft ein Säureangriff auf die Zähne stattfindet. Also die Häufigkeit, mit der wir etwas Zuckerhaltiges essen oder trinken. Das weitere Fortschreiten der Karies führt zum Absterben der Pulpa (Nerv) und zur Vereiterung der Zahnwurzel. Bakterien können sich vom Entzündungsherd aus über den Blutkreislauf im Körper verteilen und dort Schwachstellen angreifen und Erkrankungen verursachen oder verstärken. Wichtig: Nicht die Bakterien verursachen die Karies, sondern die Säure, die durch die Vergärung von Zucker entsteht. Also, durch Verhinderung von Säureangriffen können wir unsere Zähne gesund erhalten. Vergrößerung – Fissuren eines Backenzahnes mit Plaque Eine weitere Vergrößerung der Plaque Mikroskop: eingefärbte sichtbare Bakterien Quelle: LAGZ Rheinland-Pfalz Schulzahnarztordner Gingivitis - Zahnfleischentzündung Karies geschütZt unD versIegelt Einige Stellen der Zähne sind schwer zu reinigen und deshalb ganz besonders gefährdet: Höcker Fissur Fissur • der Übergang vom Zahn zum Zahnfleisch (die soge- nannten Zahnhälse) • die zerklüfteten Kauflächen (mit Höckern, Grübchen und Rillen, sogenannten Fissuren) der Backenzähne • die Zahnzwischenräume Beim Zerkauen der Nahrung werden stets weiche Speisereste in der Tiefe eingeklemmt. Bakterien können sich ungehindert einnisten, vermehren und dort die zahnzerstörende Säure produzieren. Auch durch sorgfältigste Zahnpflege kann bei sehr tiefen Furchen die Kaufläche der Backenzähne nicht vollständig gereinigt werden. Die Nahrungsreste können in der Tiefe der Grübchen und Fissuren von den Borsten einer Zahnbürste nicht erreicht werden. Durch eine Fissurenversiegelung durch den Zahnarzt werden Grübchen und Fissuren mit Kunststoff aufgefüllt. Eine Selbstreinigung durch Speichel sowie eine Bürstenreinigung sind jetzt möglich. Die Vorsorge durch Fissurenversiegelung kann dem Laien wie folgt erklärt werden: • Der Zahnarzt kontrolliert den Zahnschmelz. Der Zahn wird mit Bürste und Reinigungspaste gesäubert, abgesprüht und getrocknet. • Bestehen bereits kleine kariöse Defekte, werden die- se entfernt. • Danach wird der Zahnschmelz der Grübchen und Fissuren mit einer speziellen Säure angeraut, um dem Versiegelungskunststoff genügend Halt zu geben. Die Kaufläche wird noch einmal kräftig mit Wasser abgesprüht und dann absolut trocken geblasen. Der dünnfließende Kunststoff kann jetzt eingebracht und durch das Licht einer besonderen Lampe ausgehärtet werden. Abschließend wird der versiegelte Zahn durch Auftragen eines Fluoridpräparates noch zusätzlich geschützt. Höcker Grübchen Grübchen Fissur Speisereste 17 18 Karies • Der ideale Zeitpunkt für eine Versiegelung ist unmittelbar nach vollständigem Durchbruch der jeweiligen Zähne. Allerdings ist auch eine spätere Versiegelung noch möglich. So sieht das Ergebnis aus Die Fissurenversiegelung ist ein sehr wirksamer Schutz gegen die Kauflächenkaries. Trotzdem muss natürlich weiterhin sorgfältig und systematisch geputzt werden! Zur Ergänzung oder Ausbesserung sollte möglichst eine halbjährliche Kontrolle eingehalten werden. Neben regelmäßigem Zähneputzen ergänzt eine zusätzliche Fluoridierung der Zähne die Kariesvorsorge. Frühkindliche Karies Das Nursing-Bottle-Syndrom bzw. Frühkindliche Karies Typ II (Early Childhood Caries – ECC) stellt ein schwerwiegendes Problem für das Kind dar! keit des Kindergebisses. Die Gründe hierfür sind Hygieneund Ernährungsdefizite sowie der dünnere, porösere und weniger perfekte Milchzahnschmelz, der anfälliger ist als der Zahnschmelz bei bleibenden Zähnen. Der Typ II der frühkindlichen Karies ist besser bekannt als Nursing-Bottle-Syndrom. Er beschreibt die Karies vor allem an den oberen Milchschneidezähnen. Direkt nach dem Zahndurchbruch beginnt die rasante Zerstörung der Schneidezähne. Sie kann zu Schmerzen, Vereiterungen im Kieferknochen und Schädigungen der bleibenden Zahnkeime führen. Zusätzlich können Sprachprobleme auftreten. Gefahren für das Milchgebiss – Karies In den meisten Einrichtungen sind jetzt viel mehr deutlich jüngere Kinder als noch vor einigen Jahren anzutreffen. Durch geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen gibt es nun zahlreiche Kindergartenplätze für die ganz Kleinen. Damit entstehen neue Herausforderungen – auch im Hinblick auf die gesundheitliche Versorgung. Während die Zahnmedizin bei den bleibenden Zähnen große Erfolge im Kampf gegen die Karies verzeichnen kann, ist die Anzahl der kranken Milchzähne immer noch zu hoch. Zur besonderen Herausforderung der Kariesprävention im Milchgebiss gehört die scheinbar höhere Kariesanfällig- Die Ursache für diese Form der Karies ist der hohe Zuckeranteil und / oder Säuregehalt in Getränken in Kombination mit Dauernuckeln! Die sogenannte Nuckel- oder Saugerflaschenkaries entsteht dadurch, dass zuckrige oder zum Teil säurehaltige Flüssigkeiten über einen längeren Zeitraum die Milchzähne umspülen. Besonders gefährlich sind süß-saure Getränke, Limonaden, auch gesüßte Tees und (verdünnte) Fruchtsäfte, wie z. B. Apfelschorle. Die immer im Mund vorhandenen Kariesbakterien verwerten den Zucker. Dabei entstehen Säuren, die zu einer Auflösung der Zahnoberflächen führen. Nach einiger Zeit entsteht dann Karies; ist das Getränk bereits säurehaltig, wird der Zahnschmelz direkt angegriffen. Karies Sehr schlimme Zahnschäden entstehen, wenn kleine Kinder häufig und gewohnheitsmäßig aus Plastik-Saugerflaschen trinken. Manche Eltern überlassen den Kleinen diese Flaschen zur Selbstbedienung, oft sogar über Nacht. Kleine Kinder gewöhnen sich leicht an das Dauernuckeln, und damit sind die Milchzähne in großer Gefahr. Tipp für Eltern und Erzieherinnen: Die neumodischen Ventil-(„Rennfahrer“)Flaschen oder Schnabelgefäße verursachen die gleichen katastrophalen Zerstörungen an den Zähnen. Hierbei kommt es ebenfalls zu einer nuckelnd-saugenden Flüssigkeitsaufnahme, die zu unheilbaren Zahnschäden und zu Schmerzen führen kann. • so schnell wie möglich das Trinken aus Tasse oder Erschreckend ist das häufige Auftreten der frühen Milchzahnkaries: Etwa 15 % der dreijährigen Kindergartenkinder sind bereits davon betroffen. Leider können auch vorbeugende Maßnahmen die Zahnschäden nicht verhindern, solange die Saugerflasche – aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit – zu lange verwendet wird. Kinder nicht länger als bis zum ersten Geburtstag gewohnheitsmäßig aus einer Flasche trinken lassen. Die Kleinen lernen dann schnell, aus einem Becher oder der Tasse ihren Durst zu löschen. Die Empfehlungen müssen lauten: Becher angewöhnen • Wasser als Standardgetränk für zwischendurch verwenden • nächtliches Trinken zucker- und/oder säure­haltiger Getränke aus der Saugerflasche über den 7. Lebens­monat hinaus unbedingt vermeiden • klebrige Zwischenmahlzeiten vermeiden • das tägliche Zähneputzen ab dem ersten Zahn einführen Im Anhang ist die Empfehlung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ) „Frühkindliche Karies: Zentrale Inhalte der Gruppenprophylaxe für unter 3-Jährige“ beigefügt. n 19 20 Zahnfleischentzündungen ZahnFleIschentZünDungen Gingivitis - Zahnfleischentzündung Parodontitis - Zahnbetterkrankung Bei der Gingivitis handelt es sich um eine Zahnfleischentzündung, die durch Bakterien verursacht wird. Bakterien sind in unserer Mundhöhle etwas ganz Normales und die Mehrheit von ihnen ist auch harmlos. Bleiben die verschiedenen Bakterienstämme im Gleichgewicht, bleibt der Mund gesund. Bei unzureichender Zahnpflege vermehren sie sich aber stark. Auf der Zahnoberfläche und am Zahnfleischrand entsteht ein klebriger Belag (Plaque). Die in diesem Belag enthaltenen Bakterien setzen giftige Substanzen – so genannte Toxine – frei, die das Zahnfleisch angreifen und Entzündungen hervorrufen. Es kommt zu Rötungen, Schwellungen und Blutungen. Vor allem die Blutungen sind ein gut sichtbares Warnzeichen! Gesundes Zahnfleisch ist hellrosa und blutet nicht. Unbehandelt kann sich aus der Gingivitis eine Parodontitis entwickeln. Die Parodontitis wird wie die Gingivitis durch bakterielle Plaque ausgelöst. Hauptunterscheidungsmerkmal ist der bei der Parodontitis vorhandene, röntgenologisch nachweisbare Knochenabbau. Eine lange andauernde Gingivitis kann auf Kieferknochen, Wurzelhaut und das Wurzelzement übergreifen. Das führt letztlich zum Verlust von Bindegewebe und Knochen. Als Reaktion auf die Bakterien kommt es zu Zahnfleischbluten, Taschenbildung, Zurückgehen des Zahnfleischs und schließlich Lockerung und Verlust der Zähne. n Speichel körpereIgenes abwehrsystem: speIchel Reparaturwerkstatt Im Hinblick auf unsere Zahngesundheit ist der Speichel ein wichtiger Abwehrspieler. Die Produktion des Speichels erfolgt zum größten Teil in drei Speicheldrüsen, eine Ohrspeicheldrüse, eine Unterkieferspeicheldrüse und eine Unterzungenspeicheldrüse, die jeweils paarig angelegt sind. zuspeicheln, damit wir sie besser schlucken können. Er enthält Verdauungsenzyme, Abwehrzellen, Mineralien wie Fluoride, Natrium, Kalium, Calcium und Chloridionen, Salze und Eiweißstoffe. Calcium, das wichtigste Mineral, ist ein „Werkzeug“ aus der „Reparaturwerkstatt“ Speichel. Der Speichel sorgt dafür, dass Calcium wiedereingelagert (Remineralisation) und beginnende Karies „repariert“ wird. Fluorid hilft bei der Wiedereinlagerung. Dieses System kann nur wirken, wenn der Zahn frei von Zahnbelag ist. „Gut gekaut ist halb verdaut“ Zusätzlich sorgen viele kleine in der Mundschleimhaut verteilte Drüsen für einen gleichmäßigen Flüssigkeitsfilm. Dies geschieht unmerklich und automatisch, gesteuert über das Verdauungs-Nervensystem. Wir kennen das alle: Beim Anblick leckerer Speisen läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Dies wird ausgelöst durch sensorische Reize wie der Geruch, Geschmack und eben der Anblick köstlicher Lebensmittel. Der Speichel erfüllt in unserer Mundhöhle eine ganze Reihe von wichtigen Aufgaben: Er hält die Schleimhäute unserer Mundhöhle feucht und beim Kauen hilft er uns, die Nahrung ein- - sagt der Volksmund, und er hat recht. Die Nahrung wird im Mund zerkleinert und zum Teil fängt die Verdauung hier schon an. Zweifachzucker werden noch im Mund durch Verdauungsenzyme (Biochemisches Werkzeug) in zwei Einfachzucker zerlegt. Leider sind diese Einfachzucker genau der Stoff, den die Mundbakterien für ihre Ernährung brauchen. Sie vergären diese Zucker zu Milchsäure. Die Säure ist für das Herauslösen von Mineralien aus dem Zahnschmelz und damit für die Entstehung von Karies verantwortlich. Sind im Speichel genügend Salze gelöst, die diese Säure neutralisieren können, so ist ihre schädigende Wirkung nicht ganz so groß. Diese Eigenschaft bezeichnet man auch als die „Pufferkapazität“ des Speichels. Ist Speichel in genügender Menge und in dünnflüssiger Form vorhanden, so wird die Säure verdünnt. Darüber hinaus hemmt er den Bakterienstoffwechsel mit Hilfe seiner verschiedenen Abwehrstoffe und des Enzyms Lysozym. Der Anteil an Abwehrzellen, den man im Speichel finden kann, ist für eine direkte bakterienreduzierende Wirkung verantwortlich. Angriff: Abwehr: Durch die Häufigkeit des Zuckerkonsums Kauen regt die Speichelproduktion an Daraus lassen sich Regeln für gesunde Zähne ableiten. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass bei jedem Angriff auf die Zähne doppelt so viel Zeit für die Abwehr erforderlich ist. 21 22 Speichel Alle genannten Faktoren sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Unter Voraussetzung einer gleichwertigen Mundhygiene kann die verschiedenartige Zusammensetzung des Speichels für eine unterschiedliche Anfälligkeit eines jeden Einzelnen gegenüber Karies mitverantwortlich sein. Anders betrachtet, spiegelt sich in den Speichelbestandteilen auch eine gute Mundhygiene wider. Eine große Anzahl an Bakterien lässt entwe- der auf ungenügende Mundhygiene schließen oder aber auf eine Schwäche des Abwehrsystems. Speichel: spült, schützt, repariert und härtet Im Gleichgewicht zu sein bedeutet Zahngesundheit! Zahnfleisch und Zähne bleiben gesund, solange Angriff und Abwehr im Gleichgewicht sind. n Regeln für gesunde Zähne Regeln für gesunde Zähne Ausreichend Zeit für die Reparaturleistungen des Speichels und eine gute Abwehr wird erreicht, wenn + abends vor dem Schlafen die Zähne geputzt werden und danach nichts mehr gegessen und getrunken (außer Wasser) wird (= 12 Stunden säurefreie Reparaturzeit); zusätzlich die Eltern abends alle Kinderzähne von allen Seiten sauberputzen; dies gilt solange, bis die Kinder flüssig Schreibschrift schreiben können – erst dann ist die Mundhygiene so effektiv, dass sie allein in die Hände der Kinder gelegt werden kann; + + + + morgens nach dem Frühstück die Zähne geputzt werden; sich ein zuckerfreier Vormittag (bis zu 16 Stunden ohne Angriffe auf den Zahnschmelz) anschließt; zuckerhaltige Lebensmittel / Getränke weniger häufig – oder allenfalls nach den Hauptmahlzeiten – verzehrt werden, dann kann auch ein süßer Nachtisch mit Genuss und ohne schlechtes Gewissen genossen werden. Angriffe entstehen durch: • Zucker • klebrige Süßigkeiten • zuckerhaltige Getränke • säurehaltige Getränke • keine regelmäßige Zahnpflege • Verwendung von Flaschen mit Ansaugventil • Verwendung von Baby-Trinkflaschen (länger als erforderlich) Immer wiederkehrender Genuss von zucker- und säurehaltigen Lebensmitteln bringt die Abwehr aus dem Gleichgewicht. Die Bildung von Plaque wird erhöht und es kommt zu ständigen Säureangriffen. Abwehr wird gestärkt durch: • körpereigenes Abwehr-System: Speichel • systematische Zahnpflege • fluoridhaltige Zahncreme • fluoridiertes Speisesalz • fluoridhaltiges Mineralwasser • Früherkennung – durch zahnärztliche Kontrolle, zweimal jährlich • Fluoridierung der Zähne im Rahmen der Gruppenprophylaxe und/oder in der zahnärztlichen Praxis • Versiegelung der Backenzähne • ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung • häufig naturbelassene und kauaktive Nahrung Zahngesundheit lässt sich stark vereinfacht durch die Formel Bakterien + Zucker + Zeit = Karies berechnen: Wird die Anzahl der Plaquebakterien reduziert, sinkt automatisch die produzierte Säuremenge. Entzieht man den Bakterien die Nahrung (vor allem Zucker), können sie nur wenig Säure produzieren. Lässt man den Bakterien zur Säureproduktion keine Zeit, indem man nach den Mahlzeiten die Zähne putzt, können sie auch nur wenig Säure produzieren. n Quelle: Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) 23 24 1. Säule: Zähneputzen mit System 1. säule: ZähneputZen mIt Auch bei zahngesunder Ernährung ist die Entfernung von Plaque unerlässlich. Dies sollte ab dem ersten Zahn beginnen. Beim vollständigen Gebiss dauert die Reinigung etwa 2,5 bis 3 Minuten, wenn wirklich jeder Zahn frei von Plaque sein soll. Nach dem Frühstück und vor dem Schlafengehen ist die Zahnpflege unbedingt erforderlich, um Zahngesundheit zu erhalten. Optimal ist zusätzlich das Zähneputzen nach dem Mittagessen. Kinder aus benachteiligten Familien erhalten in der Tagesstätte die Chance auf Zahngesundheit. Außerdem dient es der Gewohnheitsbildung. Systematische Putztechnik K A I = K – Kauflächen A – Außenflächen I – Innenflächen KAI bedeutet: Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen zusammen 2 bis 3 Minuten lang putzen. system Diese einfache Putzsystematik wurde speziell für Kinder im Vorschulalter entwickelt. Die Vorteile liegen in der leicht zu lernenden Unterscheidung von Kauflächen und Außenflächen und in der systematischen Anwendung. Für die Altersgruppe bis 5 Jahre reicht das Putzen der Kauflächen und der Außenflächen. Die Innenseiten werden wegen der geringen Größe der Zähne mit den Kauflächen mitgeputzt. Außerdem können die Kinder diese Bewegung wegen der noch nicht ausgereiften feinmotorischen Entwicklung nur schwerlich ausführen. Mit dem Schulbeginn beherrscht ein Kind die KAI-Zahnputzsystematik meist perfekt. Damit die Zähne wirklich frei von Plaque sind, sollten die Eltern einmal am Tag, idealerweise abends vor dem Schlafengehen, die Zähne ihres Kindes von allen Seiten sauber putzen. Nachts fließt nur ganz wenig Speichel, deshalb ist das Zähneputzen abends besonders wichtig. Erst wenn ein Kind flüssig Schreibschrift schreiben kann, erlernt es die Erwachsenen-Zahnputztechnik. Jetzt werden die Außenflächen von Ober- und Unterkiefer getrennt geputzt. 1. Säule: Zähneputzen mit System Stufe 1 wird mit ca. 3 Jahren erreicht Das 3-jährige Kind bewegt sich von der Schulter bis ins Handgelenk noch völlig steif und malt aus dem ganzen Körper heraus, d. h. es kann nichts anderes malen als steife, geradlinige Striche. Der Dreijährige kann auch in der Regel noch nicht seine Körpermitte übergreifen oder überschreiten, was - auf das Zähneputzen bezogen - das Wechseln der Bürste von der einen in die andere Hand bedingt. Übertragen auf die Zahnpflege bedeutet das: Das Kind kann nur großzügige Hin- und Her-Bewegungen auf den Kauflächen - das „K“ der KAI-Systematik – machen. Stufe 2 wird mit ca. 3,5 Jahren erreicht Der noch steife Arm wird aus der lockeren Schulter bewegt. Dies ermöglicht dem Kind die Ausführung großer Kreise. Zahnputztechnisch heißt das, dass das Kind nun die Außenflächen mit großen Kreisen putzen kann. Das entspricht dem „A“ der KAI-Systematik. Stufe 3 wird mit ca. 4 bis 5 Jahren erreicht Die Kreise werden kleiner und runder, da sie aus dem Ellenbogen bei noch steifer Hand gemalt werden. Das „A“ der KAI-Systematik wird nun durch kleinere Kreise auf den Außenflächen perfektioniert. Stufe 4 wird mit ca. 5 bis 7 Jahren erreicht Die Bewegungen, die das Kind jetzt ausführt, kommen aus dem lockeren Handgelenk und den Fingern. Diese Entwicklung macht den Weg frei für das Reinigen der Innenflächen mit kleinen Kreisen oder Auswischbewegungen. Das „I“ der KAI-Zahnputzsystematik kann jetzt zahnputztechnisch umgesetzt werden. Quelle: Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) – Die KAI-Zahnputzsystematik wurde in Hessen weiterentwickelt zur KAI plus Systematik. - Hier erfahren Sie mehr 25 26 1. Säule: Zähneputzen mit System Wichtig: Zähneputzen im 10 überzeugende Argumente Kindergarten • Die Kinder lernen, Eigenverantwortung für ihre Ge- • Die Fähigkeit zur Zahnpflege ist nicht angeboren – • • • • sie muss erlernt und trainiert werden! Das tägliche Zähneputzen bietet Chancengleichheit, insbesondere für Kinder aus benachteiligten Familien, in denen das Thema Zahnpflege keinen so hohen Stellenwert besitzt. Der Kindergarten trägt durch das Thema Mundhygiene zur Bewusstseinsbildung und durch das tägliche Putzen zur Gewohnheitsbildung bei. Auch wenn die Putztechnik durch die altersbedingte Motorik noch nicht so ausgefeilt ist, wird eine regelmäßige lokale Fluoridierung der Kinderzähne erreicht. Die Förderung der Persönlichkeit der Kinder und die Erziehung zur Selbstständigkeit ist ein wichtiges Ziel im Kindergarten. Das tägliche Zähneputzen eignet sich bestens dafür. • • • • sundheit zu übernehmen, und sie werden sich auch später gesundheitsbewusster in anderen Bereichen verhalten. Durch die Ausgabe von Zahnpflege-Bechersets und die Information mittels Broschüre gehen Impulse auch ins Elternhaus. Wird das Thema im Kindergarten aufgegriffen, geben die Erzieherinnen die Botschaft an die Eltern: „Wichtig“. Sie verstärken damit unsere präventiven Maßnahmen. Das Gruppenerlebnis erhöht die Motivation und Lernbereitschaft der Kinder. Kinder sind bis zu acht Stunden in der Kita, zwei Drittel ihrer wachen Zeit! Es werden eine Hauptmahlzeit und zwei Zwischenmahlzeiten eingenommen. Den Eltern bleibt wenig Zeit für die Erziehung. Arbeitskreis Zahngesundheit informiert: W ann werden Z ähne geputzt ? Immer wieder wird in Kindergärten die Frage gestellt: „Können wir direkt nach dem Frühstücken / Mittagessen mit den Kindern zum Zähneputzen gehen?“ Hintergrund dieser Frage ist die von Zahnärzten gelegentlich ausgesprochene Empfehlung, nach dem Verzehr säurehaltiger Nahrungsmittel mit dem Zähneputzen zu warten, um Mineralienverlust im Zahnschmelz durch Erosionen vorzubeugen. Die Universitätszahnklinik Gießen hat dies untersucht und konnte feststellen, dass diese Beobachtungen nur bei extremen Essgewohnheiten oder bei Erkrankungen wie z. B. Bulimie von Bedeutung sind. Hingegen war das sofortige Putzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpaste der wichtigste Faktor, um dem Zahn ausreichend Mineralien zuzuführen. Für den Kindergartenalltag behält somit der bekannte Spruch seine Gültigkeit: „Nach dem Essen – Zähneputzen nicht vergessen“. Oder mit anderen Worten: Zähneputzen direkt nach dem Frühstück und ohne Wartezeit ist nach wie vor der wissenschaftliche Standard für Kinder. n Literatur: N. Schmidt, C. Ganß, J. Klimek – Oralprophylaxe 3/2003; A. Lussi, Th. Jaeggi – Prophylaxe Impuls 2/2002; C. Ganß, N. Schlüter, D. Friedrich, J. Klimek – Efficacy of waiting periods and topical fluoride treatment on toothbrush abrasion of eroded enamel in situ. Caries Res. 2007, 41(2): 146-51 2. Säule: Zahngesunde Ernährung 2. Säule: Zahngesunde Ernährung Zahnfreundliche Lebensmittel: Milchprodukte: Eine vollwertige Ernährung ist nicht nur gut für den ganzen Körper, sondern auch für die Zähne. Gesunde Lebensmittel wie z. B. rohes Gemüse, frisches Obst, Vollkornprodukte und Nüsse enthalten viele Nährstoffe und regen den Speichelfluss an, weil sie kräftig gekaut werden müssen. Gleichzeitig wird das Zahnfleisch massiert und die Kaumuskulatur trainiert. Durch das Kauen der gesunden Lebensmittel entsteht sehr viel mehr und qualitativ besserer Speichel. Käse, Milch, Quark und Naturjoghurt sind als zahnfreundlich anzusehen. Sie enthalten viel Calcium und nur wenig Milchzucker. Ein Schluck Milch neutralisiert Säuren. Die Produkte kleben nicht an den Zähnen. Ein Glas Milch enthält etwa 250 mg Calcium. Lebensmittel, die häufig als gesund eingestuft werden: Honig, Trockenfrüchte, Müsliriegel und Fruchtjoghurt Alle Zuckerarten Haushaltszucker, Saccharose Traubenzucker, Glucose, Dextrose Invertzuckersirup Puderzucker Milchzucker, Lactose Kandis Glucosesirup Ahornsirup Obstsäfte Süßmolkenpulver Milchschokolade Honig gezuckerte Vollmilch brauner Zucker Vollrohrzucker Fruchtzucker, Fructose getrocknete Früchte Rosinen, Sultaninen Maltodextrin Malzzucker, Maltose Malzextrakt Karamell machen Fruchtpulver Karies! 27 28 2. Säule: Zahngesunde Ernährung enthalten viel Zucker und sind zum Teil sehr klebrig. Hier kann der Speichel nicht mehr ausgleichen. Versteckte Zucker: Zwieback, Cornflakes, saure Gurken, Chips und Ketchup schmecken kaum oder gar nicht süß, enthalten aber Zucker und sind als kariogen einzustufen. Eine Flasche Ketchup (500 ml) enthält bis zu 150 Gramm Zucker. Kohlenhydratreiche Lebensmittel: Z. B. Brot, Getreide, Nudeln, Reis und Kartoffeln enthalten Stärke. Bleiben Speisereste von stärkehaltigen Lebensmitteln über einen längeren Zeitraum im Mund, wird die Stärke mit Hilfe des Speichelenzyms Amylase „verstoffwechselt“ und in Zucker aufgespalten. Bei mangelnder Mundhygiene verursachen also auch diese Lebensmittel Karies. Frisches Obst: Alle Obstsorten enthalten Fructose oder Glucose, trotzdem wirken sie wenig kariogen. Die meisten Obstsorten sind saftig und kleben nicht an den Zähnen. Hier kann der Speichel schnell neutralisieren. Eine Ausnahme bilden die Bananen. Sie werden wegen ihrer Klebrigkeit als kariogen eingestuft. Zucker: Haushaltszucker, Fruchtzucker, Traubenzucker, Milchzucker, Malzzucker, Vollrohrzucker und brauner Zucker gelten als kariogen. Besondere Bedeutung im Hinblick auf Zahngesundheit haben die Getränke! Viele Getränke enthalten nicht nur Zucker, sondern auch zugesetzte Fruchtsäuren und Säuerungsmittel, die ebenfalls die Zahnoberfläche angreifen: insbesondere Cola, Iso- und Sportler-Getränke, Eistee, Energydrinks, Alkopops und Fruchtsäfte. Einige dieser Getränke enthalten bis zu 37 % Phosphorsäure. Auch zuckerfreie „Light-Getränke“ enthalten Säuerungsmittel. Werden diese Getränke auch noch aus sog. Trink-Caps oder Radlerflaschen mit Ansaugventil getrunken, kommt zum säurehaltigen Inhalt auch noch eine mechanische Belastung hinzu. Wer aus diesen Flaschen trinken möchte, muss unter Einbeziehung der Mund- und Lippenmuskulatur daran saugen. So wird der Inhalt mit Druck auf die Zahnoberfläche und in die Zahnzwischenräume gepresst, während beim Trinken aus einem Glas die Zähne nur geringfügig mit der Flüssigkeit in Berührung kom- men. Auf Dauer führt das Trinken aus diesen Flaschen zu einer Aufweichung des Zahnschmelzes (Erosion) im Frontzahnbereich. Besonders Kinder im Kindergartenalter werden durch diese Flaschen zusätzlich zum Dauernuckeln verführt. In der Öffentlichkeit ist diese Gefahr für die Zähne kaum bekannt. Aufklärung der Eltern und Erzieherinnen ist hier dringend erforderlich. Alle Lebensmittel und Getränkeverpackungen enthalten Angaben über die Inhaltsstoffe. Lesen lohnt sich! Text: Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) 2. Säule: Zahngesunde Ernährung Zucker: Wo 100 g 100 g 1 100 g 100 g 1 2 100 g 1 1 100 g 1 100 g 100 g 25 g 1 100 g 1 1 EL 100 g 100 g 100 g 100 g 100 g ist er überall versteckt ? Schaumküsse (4 Stück) Kinderschokolade Streifen Kaugummi Vollmilchschokolade Nuss-Nougat-Creme Glas Nuss-Nougat-Creme Teelöffel Nuss-Nougat-Creme Marmelade Milchschnitte (30 g) Duplo (12 g) Bonbons Bonbon Gummibärchen gefüllte Waffel (Nuss-Nougat) Karamellriegel Müsliriegel (40 g) Fertig Müsli Flasche Ketchup (500 ml) Ketchup Joghurt mit 20 % Fruchtanteil Fruchtzwerge Pudding zur Kaltzubereitung Konservenobst Fruchteis Anzahl der Würfelzuckerstücke 22 13 1 19 18-22 79 4 22-23 5 4 32 2 26 21 6 8 7-10 50 1 4-5 5 21-25 5-19 bis 11 Gramm Zucker 66 39 3 57 54-66 237 12 66-69 15 12 96 6 78 63 18 24 21-30 150 3 12-15 15 63-75 15-57 bis 33 Quelle: Nährwerttabelle des Forschungsinstituts für Kinderernährung, Dortmund, Binder/Wahler „Zucker, nein danke“, 1 Würfelzuckerstück = ca. 2,5 g bis 3 g Zucker 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l 0,2 l in Getränken Limonade Cola Fruchtnektar Kakao Instant Kindertee (Granulat) Eistee Apfelsaft Apfelschorle Caprisonne, Power Team Caprisonne, Jungle Drink Wasser Powerade Anzahl der Würfelzuckerstücke 8 7 bis 13 9 7 5 7 4 7 5 0 3 Gramm Zucker 24 21 bis 30 26 19 14 20 12,5 20 14 0 7 Quelle: Blickpunkt Ernährung, eine Landesinitiative des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg 2009, 1 Würfelzuckerstück = ca. 2,5 g bis 3 g Der auf der Packung angegebene Kohlenhydratanteil des Produkts ist meist bis auf geringfügige Abweichungen der Gesamtzuckergehalt. n 29 30 3. Säule: Fluoride 3. Säule: Fluoride – Abwehrspieler Fluorid Fluorid ist ein natürlicher Bestandteil des pflanzlichen und tierischen und damit auch des menschlichen Lebens. Fluoride sind die Mineralsalze des Fluors. Es kommt je nach Region in unterschiedlichen Mengen in der Natur vor, hier nur chemisch gebunden, hauptsächlich in Mineralien. Besonders hoch sind die Fluoridgehalte in vulkanischem Gestein. Fluorid wird als ein wesentliches Spurenelement zum Knochen- und Zahnaufbau angesehen. Wir nehmen über unsere Nahrung und über unser Trinkwasser immer gewisse Mengen Fluorid auf. Diese Mengen reichen für den Stoffwechsel aus, aber nicht für den Kariesschutz. Fluoridempfehlung der Im Mund wirken Fluoride mehrfach: • Sie bremsen die Bildung von Karies auslösenden Säuren, die durch Bakterien in Zahnbelägen entstehen. • Sie bremsen das Herauslösen von Mineralstoffen aus dem Zahnschmelz. • Sie beschleunigen den Einbau von Mineralstoffen in den Zahnschmelz. Steht uns zur Verfügung in: • Trinkwasser / Mineralwasser • Speisesalz mit Fluorid • Zahnpasta mit Fluorid DGZMK Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde empfiehlt die „lokale Fluoridierung“, also direkt am Zahn. Darüber hinaus gibt die DGZMK folgende Empfehlung. 0-6 Monate keine Fluoridierungsmaßnahmen ab Zahndurchbruch Zu Hause: Eltern putzen 1-mal täglich die Zähne mit einem „Hauch“ fluoridhaltiger Kinderzahnpasta 500 ppm In der Kita: Erzieherinnen putzen im Regelfall mit einer feuchten Zahnbürste ohne Zahnpasta ab dem 2. Geburtstag Zu Hause: 2-mal täglich Zähne putzen mit einer erbsengroßen Menge fluorid haltiger Kinderzahnpasta 500 ppm In der Kita: Damit der empfohlene Fluoridgehalt nicht überschritten wird, putzen die Erzieherinnen in der Kita nur mit einem Hauch Zahnpasta ab „Tisch-Ess-Alter“ Zu Hause: zusätzlich fluoridiertes Speisesalz im Essen ab 6 Jahren mindestens 2-mal täglich Zähne putzen mit einer erbsengroßen Menge fluoridhaltiger Erwachsenenzahnpasta 1000 ppm bis 1500 ppm Diese Empfehlung zur Anwendung fluoridierter Zahnpasta ab dem ersten Milchzahn macht die Verabreichung von Fluorid-Tabletten entbehrlich. Sie kommen nur noch zum Einsatz, wenn ab dem ersten Milchzahn keine fluoridhaltige Zahnpasta verwendet wird und im Haushalt kein fluoridhaltiges Speisesalz zum Einsatz kommt. Bei Überdosierung kann sich eine „Schmelzfluorose“ entwickeln. n 4. Säule: Zahnärztliche Kontrolle 4. Säule: Zahnärztliche Kontrolle „Eine erste zahnbezogene Untersuchung der Mundhöhle ist bis zum Alter von 12 Monaten sinnvoll und gehört auch zur Gruppenprophylaxe. Nur so kann z. B. der Nuckelflaschenkaries entschieden entgegen getreten werden. Außerdem geht es darum, das Kind frühzeitig an eine zahnärztliche Untersuchung zu gewöhnen und Vertrauen zum Zahnarzt aufzubauen. Macht es bei den ersten Besuchen eine positive Erfahrung, stehen die Chancen gut, dass es sich im Falle einer entdeckten Karies auch behandeln lässt“. Darüber hinaus dienen diese Untersuchungen der Früherkennung von Karies. Entmineralisierte Stellen am Zahnschmelz können rechtzeitig fluoridiert und eventuell rückgängig gemacht werden. Die Eltern erhalten Hinweise zur zahngesunden Ernährung und zur richtigen Mundhygiene. Wird festgestellt, dass es sich um ein Kind mit hohem Kariesrisiko handelt, können die Zähne in der Praxis gezielt mit höher konzentriertem fluoridhaltigem Lack behandelt werden. Häufig wird diese zahnärztliche Vorsorge in den Einrichtungen durch Untersuchungen des Zahnärztlichen Dienstes der Gesundheitsämter eingeleitet. In der zahnärztlichen Praxis können nur die Menschen beraten werden, die die Praxis auch aufsuchen. Leider zeigt die Erfahrung, dass speziell in der Altersgruppe der 1- bis 6-Jährigen der Anteil nicht sehr groß ist. Hier ist die Aufklärung der Eltern ein wichtiger Faktor unserer präventiven Aufgabe. Planen Sie einen Praxisbesuch mit den Vorschulkindern in Ihre Projektarbeit ein. Er dient dem Angstabbau sowie dem Kennenlernen der Instrumente und Geräte. Der Besuch einer Zahnarztpraxis kann zu einer spannenden Entdeckungsreise werden, die sich bei den Kindern als positives Erlebnis einprägt. Hier können die Erzieherinnen besonders diejenigen Kinder unterstützen, die in Familien leben, die dieser Aufgabe nicht gewissenhaft nachkommen: Sie bieten so ein Stück Chancengleichheit. Das Thema Zahngesundheit kann situativ sehr gut aufgegriffen werden, es eignet sich insbesondere auch als Projektarbeit. Das Thema Zähne kann hervorragend in andere Themen integriert oder kombiniert werden. Zum Beispiel: • • • • • • • • • Ernährung und Zähne Indianer oder Ritter – Wie pflegten sie die Zähne? Experimente – Zahnpasta selbst herstellen Mein Körper – Zähne Bewegung – Kauen ist gutes Muskeltraining Berufe – Zahnarzt Tiere und Zähne Sprache und Zähne Unfall – Zahnunfall n 31 32 Gewohnheitsbildung Gewohnheitsbildung Gewohnheitsbildung bedeutet auch Ritualbildung. Der Mensch besitzt die Neigung, Rituale auszubilden. Diese Tatsache können wir in der Gesundheitspädagogik positiv einsetzen, indem gesundheitsförderliche Handlungen ritualisiert werden. Ein Teilaspekt der Zahngesundheitserziehung, die tägliche Zahnpflege, eignet sich bestens dafür. In der menschlichen Entwicklung gibt es besonders günstige Altersabschnitte, in denen bestimmtes Verhalten leichter gelernt wird als davor oder danach. Diesen Zeitraum nennt man Entwicklungsfenster. Das Entwicklungsfenster für motorische Fertigkeiten, wie z. B. die Geschwindigkeit der Fingerbewegung oder Gelenkigkeit der Glieder, ist zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr besonders weit geöffnet. Das heißt, in diesem Zeitraum ist es besonders leicht, bestimmte Sportarten oder das Spielen von Musikinstrumenten zu erlernen. Auch die feinmotorischen Anforderungen zum Ausführen der Zahnputztechnik können jetzt gezielt geschult werden. Das Entwicklungsfenster für den Aufbau von Gewohnheiten, wie sie Zahnpflege und Ernährung darstellen, ist bereits in den ersten drei Lebensjahren am weitesten geöffnet. Was wir essen, wie viel wir essen und welche Gefühle damit verbunden werden, wird in den ersten zwei Lebensjahren gelernt. Die Bevorzugung von süßem Geschmack wird bereits im ersten Lebensjahr geprägt. Werden gesundheitsfördernde Gewohnheiten so früh wie möglich aufgebaut, erweisen sie sich als besonders stabil gegenüber Veränderungen. Ein Kind beginnt am Ende des ersten Lebensjahres damit, vieles aus seinem Umfeld nachzuahmen und sich einzuprägen, auch ohne dass es den Sinnzusammenhang versteht. Schaut es den Eltern zu, wie sie ihre Zähne putzen, wird es diese Hand- lung auch bei sich selbst dulden und sogar neugierig darauf werden. Das zweite Lebensjahr gilt als die empfänglichste Zeitspanne für automatisierte Handlungsabläufe. Ein strukturierter Tagesablauf spielt sich ein. Viele Handlungen erhalten einen rituellen Charakter. Jeden Morgen waschen, anziehen und frühstücken, gemeinsame Mahlzeiten, jeden Abend eine Geschichte erzählen usw. Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Jetzt kann die Zahnpflege als wiederkehrendes Ritual am besten in den Tagesablauf zu Hause integriert werden. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Darf das Kind eine eigene Zahnbürste in der Hand halten, lässt es sich bestimmt gerne die Zähne putzen und wird dies bald auch selbstständig machen wollen. Wird die Ritualbildung mit einer angenehmen und freundlichen Atmosphäre unterstützt, steigt damit auch die Chance, beim Kind eine positive Einstellung zu erreichen. Es lässt sich auch ein Gefühl für saubere Zähne entwickeln. Ist die Zahnpflege nach den Mahlzeiten zur Gewohnheit geworden, werden wir sie vermissen, wenn dies einmal nicht möglich ist. Hier sind die Eltern und auch Erzieherinnen Vorbild und leisten einen wichtigen Beitrag zu gesundheitsförderlichem Verhalten. Gewohnheitsbildung Gewohnheitsbildung in der Kindertagesstätte Wie können die Erzieherinnen die Gewohnheitsbildung unterstützen? Kann die Kindertagesstätte ausgleichen, was im Elternhaus versäumt wurde? Ist dies auch Aufgabe der Kindertagesstätte? Sicher liegt die Verantwortung für gesunde Kinderzähne bei den Eltern. Im Hinblick auf das beste Entwicklungsfenster für Gewohnheiten haben sie die größte Chance, durch eine frühe Ritualbildung dauerhaft die Gewohnheit der Zahnpflege zu prägen. Da Kindergartenpädagogik grundsätzlich eine Pädagogik der Chancengleichheit ist, hat hier die Erzieherin die wertvolle Aufgabe, mit der täglichen Zahnpflege einen wichtigen Beitrag dazu zu leisten. So haben auch Kinder aus benachteiligten Familien, in denen die tägliche Zahnpflege keinen so hohen Stellenwert besitzt, die Chance auf Zahngesundheit. Durch das tägliche Zähneputzen in der Kindertagesstätte wird die bisher fehlende Gewohnheitsbildung ausgeprägt oder weiterentwickelt. Im Sinne einer ganzheitlichen Erziehung ist die Förderung zur Zahngesundheit ein wichtiger Aspekt der Gesundheitsbildung. Viele Kindertagesstätten bieten Ganztagsbetreuung an. Um eine im Elternhaus geprägte Gewohnheitsbildung nicht zu verlieren, ist es wichtig, den Kindern nach dem Mittagessen das Zähneputzen zu ermöglichen. Diese ritualisierte Handlung wurde ja gekoppelt an: Nach dem Essen folgt das Zähneputzen. Durch die Entwicklung hin zu mehr Ganztagsbetreuung in vielen Kindertagesstätten sind die Erzieherinnen gefordert, für diese Kinder familienähnliche Bedingungen zu schaffen. Damit erhalten auch die Gewohnheitsbildung und die Erziehung zur regelmäßigen Zahnpflege einen hohen Stellenwert und eine gewisse Selbstverständlichkeit. In den ersten Lebensjahren übernimmt ein Kind von den Eltern Körperpflegeverhalten und führt das aus, wozu es direkt angehalten wird. Wenn die Zähne nach den Mahlzeiten geputzt werden, gleichgültig wo sich das Kind befindet, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Körperpflege inklusive Zähneputzen bereits im Vorschulalter zur Gewohnheit wird. In der Kindertagesstätte übernehmen die Erzieherinnen diese Vorbildrolle. n 33 34 Lernprozesse Lernprozesse mit Aufbaufaktoren In der Gesundheitspädagogik kann gesundheitsorientiertes Verhalten durch die Arbeit mit Aufbaufaktoren gestützt und gestärkt werden. Geeignete Aufbaufaktoren sind frühere Bewegungs-, Ernährungs-, Wärme- und Zuwendungserlebnisse usw., die angenehm waren. Hier setzt in vielen Schritten die gesundheitspädagogische Begleitung und Beratung an. Neben der Projektarbeit kann das Thema in regelmäßigen Abständen kurz in den Kindergartenalltag integriert werden. Dies kann situativ geschehen, z. B. wenn ein Kind einen Wackelzahn hat oder ein Termin beim Zahnarzt ansteht. Das einmalige Einüben der Putztechnik reicht nicht aus, um die Kinder zu gesundheitsförderlichem Verhalten zu erziehen. Unterstützung und positive Verstärkung sind Hauptmerkmale einer aufbauenden gesundheitspädagogischen Arbeit. Fertigkeiten zum Zähneputzen müssen erlernt und trainiert werden. Stabilisiert werden sie durch Wiederholungen. Unterstützung: Für die Aufgabe der Erzieherinnen bedeutet dies, dass sie gesundheitsförderliches Verhalten im Kindergarten grundsätzlich unterstützen sollten. Indem sie den Kindern das tägliche Zähneputzen im Kindergarten ermöglichen, schaffen sie die Voraussetzung dafür und bieten eine optimale Unterstützung, die zusätzlich durch Projektarbeit und Aktionen von Seiten der Gruppenprophylaxe verstärkt wird. Positiv erlebte Reize wirken zusätzlich als Aufbaufaktoren! Positive Reize schaffen wir durch Stimuli, die als anregend, angenehm und lustvoll erlebt werden. Damit der Aufbau von gesundheitsförderlichem Verhalten gelingt, ist es wichtig, dort anzuknüpfen, wo die einzelnen Kinder stehen. In einer gemischten Gruppe (1 bis 6 Jahre) gibt es große Unterschiede bezüglich der motorischen Entwicklung. Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden muss, ist die individuelle soziale und psychische Entwicklung der einzelnen Kinder. Die Kinder haben zu Hause unterschiedliche Voraussetzungen und bringen unterschiedliche Erfahrungen mit. Bei vielen Kindern wurde das Zähneputzen nach den Mahlzeiten in den ersten drei Lebensjahren bereits als Gewohnheit geprägt, die hier durch die Unterstützung der Erzieherinnen weiter gefestigt wird. Bei anderen Kindern ohne familiäre Unterstützung und vor allem bei jüngeren Kindern trägt der Kindergarten durch das tägliche Zähneputzen maßgeblich zur Gewohnheitsbildung bei. Diese Reize können bereits im Verhalten des Menschen angelegt sein. Eine Tätigkeit, die dem Menschen Spaß macht, lässt sich als Aufbaufaktor nutzen. Hier können wir auf innere Bedürfnisse und Fähigkeiten aufbauen. Dies fördert eine langfristige positive Verhaltensänderung. Ein eigenes inneres Bedürfnis nach sauberen Zähnen ist nicht angeboren, sondern muss erst entwickelt werden. Die Kinder putzen ihre Zähne wegen des zu erwartenden Lobes von Seiten der Eltern oder Erzieherinnen oder wegen der Handlung an sich. Deshalb sollte sie lustvoll sein und Spaß machen. Kinder ahmen gerne nach, besonders die unter Dreijährigen sind sehr gut über diesen Weg zu erreichen. Hier bietet die Gruppe im Kindergarten einen großen Vorteil. Die älteren Kinder übernehmen automatisch die Vorbildrolle für die jüngeren Kinder und verstärken damit den Nachahmungstrieb. Kinder leben im „Hier und Jetzt“. Ein Blick in die Zukunft („Ich will immer gesunde Zähne haben“) ist im Kindesalter nicht zu erwarten. Aufbaufaktoren bauen auf den individuellen Voraussetzungen der Menschen auf. Lernprozesse Kinder lernen durch spielerische Betätigung. Spielen und Ausprobieren ist ein natürliches und notwendiges Lernverhalten von Kindern. Neben dem Spiel ist das alterstypische Lernverhalten des Kindergarten-Kindes das aktive Beobachten. Die Kinder imitieren Bezugspersonen, indem sie deren Verhalten beobachten und möglichst aktiv und zeitgleich das Neue mitmachen. Das bedeutet für das Einüben der Zahnputztechnik und zur Verstetigung dieser Handlung, dass die Bezugsperson als Vorbild dient und zeitgleich täglich ihre Zähne putzt. Deren körperliche Nähe stellt einen positiven Verstärker dar, da diese von jungen Kindern bewusst gesucht wird. Gewohnheitsbildungen, Rituale, Einstellungen und Wertschätzungen („Wie wichtig ist mir Zähneputzen?“) werden bereits im Kindesalter geprägt. Je einheitlicher die Bezugspersonen (Eltern, Erzieherinnen) sich dabei verhalten, umso wahrscheinlicher und stabiler ist die Übernahme von Verhaltensweisen für das gesamte spätere Leben. Wird gesundheitsförderliches Verhalten gelobt, bildet es einen positiven Verstärker. Wichtig ist, dass die Handlungen rund um die Zahngesundheitserziehung Spaß machen und mit einem positiven Gefühl verknüpft werden. Ein positiver Reiz wirkt zusätzlich aufbauend. Generell sollte positives Verhalten Aufmerksamkeit und Lob auf sich ziehen. Bringt ein Kind anstatt des gewohnten Nutella-Brotes z. B. ein mit Käse belegtes Brot und ein Stück Möhre zum Knabbern mit, kann man dies positiv bewerten. „Du hast heute ein gesundes Frühstück mitgebracht. Das macht gesund und stark und deine Zähne freuen sich auch darüber.“ Dies bedeutet - lernen mit „Aufbaufaktoren“. Auf das Positive aufbauen und nicht mit negativen Verstärkern oder Verboten arbeiten. Ein negativer Verstärker wäre z. B.: „Das Nutella-Brot ist aber nicht gut für deine Zähne, da ist zu viel Zucker drin und das schadet den Zähnen.“ Ob ein Kind die Auswahl für das Kindergartenfrühstück beeinflussen kann, hängt natürlich von den Eltern ab. Deshalb ist ein sensibler Umgang mit diesem Thema erforderlich. Wie lässt sich ein inneres Bedürfnis für saubere und gesunde Zähne entwickeln? Ein Schritt in diese Richtung ist, dass ein Bewusstsein für die Bedeutung der Zähne entwickelt wird: • Wofür sind die Zähne wichtig? • Was könnten wir ohne Zähne essen? • Wie würden wir ohne Zähne aussehen? • Wie würden wir sprechen, wenn wir keine Zähne hätten? Bei 5- bis 6-Jährigen kann auf Fähigkeiten aufgebaut werden, die sie bereits beherrschen und wofür eventuell auch schon ein Bedürfnis entwickelt wurde. Der Körper wird gewaschen und gepflegt. Wenn man barfuß über die Wiese läuft, sind die Füße schmutzig und werden gewaschen. Die Zähne werden beim Essen schmutzig und wollen danach auch geputzt werden. Die Haare werden gekämmt, besonders Mädchen in diesem Alter legen schon Wert auf eine schöne Frisur. Haarschmuck in jeder Form ist sehr beliebt. Kleidung soll schon modisch sein. Hier kann man anknüpfen. Zu diesem Erscheinungsbild gehören auch schöne und saubere Zähne. Viele Jungs üben im Rollenspiel das Erwachsensein. Dabei ist die Rolle eines Helden sehr beliebt. Starke Helden haben auch starke Zähne. Der Kindergartenalltag bietet viele Möglichkeiten, die Bewusstseinsbildung zu entwickeln. Die Ernährungslenkung ist ein wichtiger Schritt, um Zahngesundheit zu erhalten. Süßes zu verbieten wäre ein Schritt in die falsche Richtung. Hier kann man aufbauen, indem man gesunde Lebensmittel positiv in Szene setzt. Möhrenschiffchen, Käsemäuschen oder Gurkenfrösche verleiten durch das ansprechende Aussehen zum Probieren. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Die Kinder können hier aktiv beteiligt werden, und die Wertschätzung für Lebensmittel kann ausgebildet werden. Der Geschmackssinn wird bewusst gemacht, indem mit geschlossenen Augen Lebensmittel gegessen werden und bewusst „geschmeckt“ wird. Aus Obst lassen sich ansprechende Zwischenmahlzeiten zubereiten, die auch den Hunger oder die Lust auf Süßes befriedigen. Hier sollte eine vielseitige Auswahl angeboten werden, um jedem Kind mit seinen Geschmacksvorlieben gerecht zu werden. So ist es möglich, die Ernährung mit Geboten in die richtige Richtung zu bringen. Nach einem gemeinsamen Frühstück kann man die Kinder fragen, wie sich ihre Zähne jetzt anfühlen. Mit der Zunge kann ertastet werden, wo sich noch Krümel vom Frühstück befinden. Nach dem Zähneputzen kann noch einmal mit der Zunge gefühlt werden, wie glatt und sauber sich die Zähne jetzt anfühlen und wie frisch der Mund jetzt riecht. Durch Wiederholungen kann durch diese Impulse ein Bewusstsein für saubere Zähne entwickelt werden. Die Arbeit mit Aufbaufaktoren geht über primäre Prävention hinaus. Sie wirkt ganzheitlich vitalisierend und stärkt die Lebenskraft. Die genannten Beispiele lassen sich leicht im Kindergartenalltag umsetzen. n 35 36 Verhaltensprävention und Verhältnisprävention Verhaltensprävention und Verhaltensprävention wurde jahrelang betrieben, mit wenig Erfolg. Der Erfolg ist abhängig von der Motivation sowie vom Informationsstand der einzelnen Personen und erfordert viel Selbstdisziplin. Weder Ernährungsaufklärung noch Ernährungsberatung haben in den letzten 50 Jahren ihr Ziel erreicht. Ernährungsabhängige Erkrankungen sind nicht rückläufig, Übergewicht nimmt weiterhin zu. Die rein kognitive Aufklärung allein genügt nicht. Erst wenn auch über verhältnispräventive Maßnahmen das Umfeld verändert wird, kann die Chance steigen, verhaltenspräventive Maßnahmen zu realisieren. Verhältnisprävention niger wahrscheinlich machen oder verzögern“ (Walter et al. 2001). Verhältnisprävention muss Verhaltensprävention ergänzen. Quelle: Volker Pudel, Göttingen Dies bedeutet konkret im Kindergarten: Das Thema Gesundheitsförderung gehört in jede Einrichtungskonzeption und sollte für den Abschnitt Zahngesundheit folgende Aspekte berücksichtigen Verhältnisprävention bedeutet, dass man die Verhältnisse so herstellt, dass gesundheitsbewusstes Verhalten leicht fällt. Hierfür müssen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Die Verhaltensprävention will die Vermeidung von gesundheitsgefährdendem Verhalten (z. B. Rauchen, Essgewohnheiten, Vernachlässigung der Zahnpflege) erzielen. Die Verhältnisprävention dagegen befasst sich mit technischen, organisatorischen und sozialen Bedingungen des gesellschaftlichen Umfeldes und der Umwelt sowie deren Auswirkung auf die Entstehung von Krankheiten (z. B. auch Auswirkungen von Stress)“. Quelle: Oberender et al. 2002 Prävention soll hier verstanden werden als „... alle zielgerichteten Maßnahmen und Aktivitäten, die eine bestimmte gesundheitliche Schädigung verhindern, we- • • • • • • • • Vorbildrolle der Erzieherinnen Kindergarten bietet zuckerfreie Getränke an Kindergarten stellt Trinkbecher zur Verfügung Verhaltensregel: Wir trinken aus dem Becher/Glas Zähneputzen ermöglichen Ernährungsbildung und -lenkung Elternaufklärung Schnullerentwöhnung ist ein Bildungsziel und wird gemeinsam mit den Eltern umgesetzt n Prävention und Umgang mit behinderten Kindern Prävention und Umgang Eine Definition dieses Personenkreises stößt schnell an Grenzen durch die sehr unterschiedlichen Formen und Ausprägungen. Eine recht allgemeine Beschreibung ergibt sich durch folgende Formulierung: Behinderung ist eine Funktionsstörung, die die Anpassungsfähigkeit oder das Leistungsvermögen nachhaltig einschränkt, begrenzt und erschwert. Besondere Probleme ergeben sich schon beim Erkennen, Realisieren und Annehmen der Behinderung seitens der Eltern, Geschwister und des Umfeldes (z. B. Kindergarten) mit vielschichtigen Folgen für das weitere Leben, das häufig geprägt ist von Frühförderung, Therapien, Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten. mit behinderten kindergärten ausschließlich für behinderte Kinder gibt es insbesondere im Bereich der geistig behinderten Kinder. II. Häufige Auswirkungen im Mundbereich Folgende Auffälligkeiten und Störungen sind im Umgang mit behinderten Kindern zu berücksichtigen und prägen teilweise den Tagesablauf im Kindergarten: • eingeschränkte Nahrungsaufnahme • unkoordiniertes Atmen und Schlucken • gestörte Mundmotorik / Sensibilität / Zungenaktivi• • I. Einteilung Insbesondere für eine gezielte Förderung findet eine Einordnung in verschiedene Arten von Behinderungen statt: Kindern • • • tät (Mundausspülen!) erhöhter Speichelfluss Wucherungen der Gingiva durch Medikamentengabe (Hydantoin) Knirschen / Pressen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte Zahnfehlstellungen, Unterzahl an Zähnen III. Zahnpflege • • • • • körperbehinderte Kinder sinnes-, sprachbehinderte Kinder geistig behinderte Kinder lernbehinderte Kinder mehrfach-/schwerstbehinderte Kinder Die Abgrenzungen sind dabei oft fließend und durch Kombinationen von Beeinträchtigungen gekennzeichnet. Die Integration von behinderten Kindern im Kindergarten hat bereits eine lange Tradition und lässt sich hier deutlich leichter umsetzen als im Schulbereich; Sonder- Dreikopfzahnbürste 40 % der Kinder sind zur selbstständigen Pflege in der Lage, weitere 40 % benötigen ständige Hilfen und 20 % erfordern besondere Zuwendung in Einzelbetreuung. Soweit es sich realisieren lässt, sollten behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam im Waschraum Zähne putzen - auch Kleingruppen bieten sich hier an; dies gilt insbesondere für Kinder, die selbstständig eine Zahnbürste halten und führen können; je nach Behinderungsgrad wird dann zunehmend die Erzieherin/Prophy- Mehrfach behindertes Mädchen im Kindergarten mit erlernter Technik zum selbstständigen Zähneputzen 37 38 Prävention und Umgang mit behinderten Kindern laxefachkraft die Handbewegungen führen oder ganz übernehmen. Als Zahnbürste empfiehlt sich eine kleine Bürste mit besonders dickem Griff (zur selbsttätigen Nutzung durch die Kinder) oder die Doppel-Dreikopfzahnbürste (Superbrush) zur schnelleren, da gleichzeitigen Reinigung aller Zahnflächen (zur Anwendung durch Hilfspersonen). Gerade bei besonders beeinträchtigten Kindern sind oft individuelle Lösungen gefragt, die sich nicht pauschalieren lassen (s. Bilder). Körperlich und geistig behinderter Junge, der durch „Selbststabilisierung“ Geistig behinderte Kinder sind in besonderer Weise schnell abgelenkt und oft nur kurzzeitig in der Lage, sich zu konzentrieren, wodurch sich ein kleines Zeitfenster für gezielte Tätigkeiten (wie auch die Zahnpflege) ergibt, das es zu nutzen gilt. Daher ist in integrativen Einrichtungen unbedingt ein anderer Personalschlüssel erforderlich. Die Beschäftigung mit behinderten Kindern erfordert viel Energie und Aufmerksamkeit – man bekommt andererseits auch viel Vertrauen und Anerkennung zurück. Empfehlenswert ist z. B. auch ein gemeinsames Frühstück mit den Kindern, was die Vertrautheit mit den jeweiligen Bezugspersonen stärkt und die Freude an der Arbeit steigert. n zwischen 2 Waschbecken zur eigenständigen Zahnpflege in der Lage ist Schwerstbehinderter Junge, der individuell betreut werden muss (hier mit Zahnbürste und aufgesetztem Fingerling) Frühstück im Freien in einem integrativen Kindergarten Hygieneempfehlung Hygieneempfehlung – Robert Koch-Institut (RKI) Zur Frage, ob es Empfehlungen zum Umgang mit Zahnbürsten in Kindergemeinschaftseinrichtungen gibt, führt das RKI Folgendes aus: „Die Mundhöhle gehört zu den am intensivsten bakteriell besiedelten Regionen des Menschen. Zudem ist sie durch die Aufnahme von Nahrung gegenüber Mikroorganismen aus der Umwelt grundsätzlich exponiert. Im Kindergarten kommt es bekanntermaßen durch Speichel- oder Tröpfcheninfektion immer wieder zu Ansteckungen, wenn sich Kinder anniesen oder anhusten. Auch beim Spielen kommt es z. B. durch Spielzeug in den Mund stecken immer wieder zu Keimübertragungen, die mitunter zu Infekten führen können. Erfahrungsgemäß werden die dabei übertragenen Keime rasch von der körpereigenen Infektabwehr eliminiert. Dieses Abwehrsystem unseres Körpers beginnt in der Mundhöhle und verhindert, dass jeder Kontakt mit Infektionserregern auch tatsächlich eine Erkrankung nach sich zieht. Auch die benutzte Zahnbürste ist nach dem Zähneputzen mit Mikroorganismen kontaminiert, die üblicherweise zur normalen Schleimhautflora des Mundes gehören. Eine anschließende Vermehrung von Bakterien und Pilzen soll durch gründliches Ausspülen der Bürste mit Leitungswasser und Trocknung bei Raumtemperatur vermieden werden. Dennoch können Keime mit der Zahnbürste weitergegeben werden, genauso wie mit Spielzeug oder durch persönlichen Kontakt sowie in Form von Speichel- und Tröpfcheninfektionen. Aus diesem Grund hat sich eine Vielzahl von Studien mit der Frage beschäftigt, ob eine Infektionsgefährdung von der Zahnbürste ausgeht. Sie kommen zu dem Schluss, dass eine Gefahr für die Übertragung gefährlicher Krankheitserreger beim Verwechseln von Zahnbürsten nicht ersichtlich ist. Es sind keine Berichte über virale oder bakterielle Infektionen beim Verwechseln von Zahnbürsten mitgeteilt worden. Zahnbürsten sind keine Medizinprodukte, sondern Bedarfsgegenstände des täglichen Lebens, für die die Kosmetikverordnung und übergeordnet das Lebensmittelund Bedarfsgegenständegesetz gilt. Die Borstenstruktur handelsüblicher Zahnbürsten ist so gestaltet, dass sie aus glatten, gerundeten Nylonborsten bestehen und somit die Anheftung von Mikroorganismen erschweren. Zudem besitzen Zahnpasten viele Bestandteile, die eine antimikrobielle Wirksamkeit besitzen und eine Hemmung des Wachstums oraler Keime bewirken. Für das tägliche Putzen im Kindergarten sollten folgende Regeln beachtet werden: • Jedes Kind hat seine eigene Zahnbürste und seinen eigenen Becher. • Nach dem Zähneputzen sollte die Bürste gründlich unter fließendem Wasser ausgespült werden. • Aufbewahrung stehend mit dem Kopf nach oben bei Zimmertemperatur. Zahnbürsten müssen spätestens nach drei Monaten gewechselt werden, denn abgenutzte bzw. zerkaute Bürsten haben eine schlechtere Reinigungswirkung. Nur in den Fällen, in denen die Besorgnis der Eltern von Kindergartenkindern über eine mögliche Weitergabe von Krankheitserregern durch vertauschte Zahnbürsten nicht anderweitig zerstreut werden kann, besteht die Möglichkeit der Reinigung und weitgehender Keimbefreiung in der Spülmaschine, obwohl diese im Temperaturbereich von unter 60 ° C nicht die hygienischen Anforderungen für Medizinprodukte erfüllen. In Kindergärten kommt deshalb folgendes Verfahren als praktikables Vorgehen in Betracht: Freitags werden die namentlich gekennzeichneten Zahnbürsten in der nur mit diesen beladenen Spülmaschine gereinigt, getrocknet, gegebenenfalls neu gekennzeichnet und stehen montags wieder zum Zähneputzen zur Verfügung.“ Quelle: www.rki.de 39 40 Hygieneempfehlung hygIeneempFehlung – ZähneputZen In kInDertagesstätten Zum Zähneputzen in Kindertagesstätten lassen sich folgende Regeln zusammenfassen: • Bürsten und Becher sind mit dem Namen des Kin• • • • • • • • • des gekennzeichnet (wasserfester Stift) trockene, saubere Aufbewahrung der Zahnbürsten Aufbewahrung stehend mit dem Kopf nach oben in Bechern oder Halterungen Ausspülen und Ausspucken mit dem Kopf tief übers Waschbecken („Zielspucken“) nach dem Zähneputzen Bürsten unter fließendem Wasser abspülen und am Waschbeckenrand ausklopfen Zahnputzanleitung „KAI“ und Sanduhr aufhängen Becher spülen und trocken aufbewahren (z. B. jeden Freitag) falls erforderlich, Bürsten und Becher in Spülmaschine reinigen jeweils vor den Ferien Zahnbürsten entsorgen nach den Herbst-, Weihnachts-, Oster- und Sommerferien neue Zahnbürsten austeilen; sinnvollerweise gibt es eine Person, die die Verantwortung für Hygiene und Ordnung im Bereich „Zähneputzen“ übernimmt und einmal in der Woche den Zustand der Bürsten / Zahnputzschränke usw. überprüft – sie kann ebenso die Beschaffung von Zahnpasta und Zahnbürsten organisieren Die örtlichen Arbeitskreise Zahngesundheit unterstützen in Fragen der Hygiene im Zusammenhang mit dem Zähneputzen alle Schulen und Kindertagesstätten, die das tägliche Zähneputzen umsetzen. Erbsengroße Menge an Kinderzahnpasta Fragen beantwortet der örtlich zuständigen Arbeitskreis Zahngesundheit. n Aufbewahrung von Zahnputzutensilien Aufbewahrung von Zahnputzutensilien Die hygienische Aufbewahrung ist auch mit einfachen und preiswerten Materialien möglich. Reagenzglasständer aus Acryl Die Ständer sind spülmaschinenfest, preiswert und ermöglichen die hygienisch einwandfreie Aufbewahrung auf kleinstem Raum. Petlinge mit Kunststoff-Klipsen Eine kostengünstige und Platz sparende Lösung: PETFlaschen-Rohlinge, auch bekannt unter dem Begriff Petlinge. Die Petlinge hängen in so genannten Kunststoff-Klipsen für Plastik- oder Kupferrohre. Diese sind an einer Holz­ platte befestigt. Holzregal mit Öffnung für die Petlinge. Die Petlinge sollten etwa 11 cm lang sein und einen Durchmesser von 2 cm haben. Kosten: Petlinge 0,40 E bis 1,00 E (Bestelladressen siehe Seite 53) Kunststoff-Klipse 0,50 E (erhältlich in Baumärkten und Fachhandel) 41 42 Aufbewahrung von Zahnputzutensilien Zahnputzbox (hygbox) Kann dank integrierter Führungsschienen beliebig miteinander verbunden werden. Das System bleibt erweiterbar. Die Zahnputzbox ist gut durchlüftet, spülmaschinenfest und lebensmittelecht. Sie ist mit kindgerechten Namensschildern ausgestattet. Wandhalter für Zahnbürste und Becher vom Verein für Zahnhygiene. Die Zahnbürste hängt im Wandhalter, der Becher hängt über der Zahnbürste. Putzbus – B&S GmbH – Bereich Zahnfit-Putzmunter Holzbord mit Öffnung für die Becher Ein Leichtbeton-Lochstein, ein Holzblock (siehe Abbildung) oder eine Küchenarbeitsplatte bieten einfache und preiswerte Möglichkeiten der Aufbewahrung. Löcher sollten durchgebohrt sein, damit das Wasser abtropfen kann. Aufbewahrung von Zahnputzutensilien Zahnbürsten mit Halterung mit einem wasserfesten Stift beschriften. Hygiene Bedenken von Seiten der Eltern in Bezug auf die Einhaltung der Hygiene müssen ernst genommen werden. Das Robert-Koch-Institut hat bereits 2004 entsprechende Empfehlungen für den Umgang mit Zahnbürsten in Kindergemeinschaftseinrichtungen herausgegeben (siehe Seite 39). Falls erforderlich, können die Zahnbürsten auch in einer Spülmaschine gereinigt werden. Becher und Petlinge sollten einmal wöchentlich gereinigt werden. Dies ist sowohl von Hand als auch in der Spülmaschine möglich. n 43 44 Organisation - Motivation - Lernverstärker Organisation - Motivation - Lernverstärker Organisation des Zähneputzens Die einfachste und schnellste Lösung: Der Becher dient nur noch als Halterung für die Zahnbürste. Wenn ohne Becher geputzt wird, fallen für die Kinder viele einzelne Arbeitsschritte weg. Da kein Becher mehr aufgenommen werden muss, kann die Zahnbürste beim Putzen immer in einer Hand bleiben und muss nicht am Beckenrand oder auf dem Becher abgelegt werden. Eine Erzieherin begleitet die Kinder in den Waschraum (zwei Kinder pro Waschbecken) und teilt die beschrifteten Zahnbürsten aus. Die Kinder halten die Zahnbürsten unter Wasser. Eine altersgemäße Menge Kinder-Zahnpasta wird von der Erzieherin auf die Zahnbürsten verteilt. Die Kinder putzen ca. 2 bis 3 Minuten. Ideal wäre, wenn die Erzieherin als Vorbild zeitgleich mitputzt. Anschließend die Zahnbürste unter fließendem Wasser ausspülen, am Waschbeckenrand ausklopfen und die Zahnbürste mit dem Bürstenkopf nach oben in die Halterung stecken. Die Kinder müssen nicht ausspülen, ausspucken genügt. So wird der Speichel mit Fluorid angereichert = lokale Fluoridierung. Nach 5 Minuten sind die Kinder fertig. Ablauf nach dem freien Frühstück: Eine Möglichkeit, um einer Überfüllung des Waschraumes vorzubeugen, bietet die Wäscheklammerlösung: An einem Band oder einer Leiste befinden sich Wäscheklammern. Die Anzahl entspricht den vorhandenen Plätzen zum Putzen. Jedes Kind, das in den Waschraum geht, nimmt sich eine Klammer mit und klemmt sie nach dem Putzen wieder an das Band. Sind keine Klammern mehr da, so muss das Kind warten bis ein Platz frei wird. Motivation Eine Möglichkeit zu motivieren und auch Aufgaben zu verteilen, ist es, Paten einzuteilen. Jedes der 5- und 6-jährigen Kinder übernimmt eine Patenschaft für ein 3- oder 4-jähriges Kind. Es sorgt nach einer Übungsphase für das selbstständige Zähneputzen und nimmt sein „Patenkind“ mit. Eine weitere Möglichkeit zur Motivation und auch zur Selbstständigkeitserziehung bietet ein Ämterplan. Jedes Kind hat ein Symbol, z. B. Memory-Kärtchen. Für jede Aufgabe, die ein Kind übernehmen soll, ist auf dem Ämterplan ein Symbol gezeichnet: z. B. Blumen gießen, Zahnputzchef, Spülen. Zieht ein Kind das Kärtchen mit der Zahnbürste, ist es Zahnputzchef. Es hat die Aufgabe, die Zahnpasta zu verteilen und kleineren Kindern zu helfen. Pro Gruppe können zwei Kinder die Aufgabe übernehmen. Lernverstärker Ablauf nach einem gemeinsamen Frühstück - Mittagessen: Die Gruppe kann geteilt werden. Während eine Gruppe zum Zähneputzen geht, räumt die andere Gruppe das Geschirr weg. Spaßfaktor für das Zähneputzen in der Gruppe „Zahnputzzug“: Die Kinder bilden einen Zug und fahren in den Waschraum. Ein von den Kindern dargestellter „Schaffner“ teilt die Zahnpasta aus. Die Erzieherin hängt im Gruppenraum eine Zahnputzliste auf. Jedes Kind ist dort mit einem Kästchen vertreten. Sobald ein Kind sich die Zähne geputzt hat, bekommt es einen Punkt eingetragen. Wer sein Kästchen bis zum Ende der Woche voll hat, bekommt einen kleinen Preis. Der Beste ist „Der Zahnputzkönig“* und darf die dafür gebastelte Krone tragen. Er darf die Zahnpasta austeilen, sich ein Spiel wünschen oder kann Anführer bei einer beliebten Aktion sein. Haben alle Kinder die volle Punktzahl erreicht, kann eine Belohnung als Lernverstärker für die Gruppe eingesetzt werden, z. B. in Form eines Spiels, welches alle Kinder schön finden. *Quelle: Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) Organisation - Motivation - Lernverstärker Für Krippengruppen mit Kindern unter drei Jahren gilt: Für diese Kinder ist die Erzieherin die wichtigste Person, die unbedingt mit in den Waschraum gehen und sich selbst auch ihre Zähne putzen muss. Kinder in reinen Krippengruppen haben keine älteren Vorbildkinder und sind auch noch so egozentriert, dass sie sich allgemeinem Verhalten nur schwer anschließen können. Es ist wichtig, dass die Erzieherinnen mit kleinen Gruppen von 2 bis 4 Kindern in den Waschraum gehen, um genug Aufmerksamkeit für jedes einzelne Kind zu haben. Diese Kinder benötigen besondere Zuwendung und positive Rückmeldung, sie sind aber sehr motiviert, alle Handlungen ihrer Vorbilder auch selbständig ausführen zu können. Weitere Möglichkeit zur Motivation und zur Entwicklung des Eigenimpulses Spiel mit pantomimischer Zahnpflege nach der KAISystematik (Quelle: Theaterpädagoge Karl-Heinz Paul, Künstlername: „Mausini“®) „Seeräuber Zuckerlein“ Wir stehen mit den Kindern im Kreis. Die Erzieherin erzählt: Der „Seeräuber Zuckerlein“ hat uns alle gefangen und hat uns die Hände auf dem Rücken gefesselt (symbolisch – Kinder halten die Hände auf dem Rücken). Der Seeräuber jagt seine gemeinen Zuckerteufelchen auf uns und wir müssen sie verjagen. Ein Zuckerteufelchen springt auf den rechten Fuß. (Die Gefangenen müssen sich, ohne die Hände zu befreien, irgendwie an dieser Stelle kratzen oder reiben, um die Zuckerteufel zu vertreiben, z. B. den rechten Fuß am linken abstreifen, vormachen!). Dies fördert die Eigenbeweglichkeit und den Kontakt untereinander. Es lockert die Kinder, fördert ihre Lernbereitschaft und bringt Abwechslung. Die Erzieherin nennt andere Körperteile, auf die die Zuckerteufelchen springen, z. B.: Ein Zuckerteufelchen springt auf das Knie – auf den Rücken – auf die Schulter – auf den linken Fuß – wieder auf den Rücken – auf den Popo – andere Schulter – auf die Nase. Nach jedem genannten Körperteil reiben die Kinder die Zuckerteufelchen weg. Und jetzt springt uns ein Zuckerteufelchen in den Mund! Das lassen wir uns nicht gefallen! Wir reißen unsere Hände los und putzen unsere Zähne. Pantomimisch! Ein Zeigefinger wird ausgestreckt, pantomimisch bewegen wir außerhalb vom Mund in Höhe der Backenzähne den Finger hin und her. Dabei den Spruch vorsagen: „Hin und her – ist nicht schwer“, Unterkiefer rechts und links je 1-mal, Oberkiefer rechts und links je 1-mal, = 4-mal diesen Spruch! Jetzt bewegen wir unsere „Zahnbürste“ (Zeigefinger) in kreisenden Bewegungen mit dem Spruch: „Immer im Kreis von rot nach weiß“, 1-mal vor den Schneidezähnen, 1-mal rechts vor der Wange und 1-mal links = 3 mal. Sind die Kinder mindestens fünf Jahre alt, kann die Zahnputztechnik KAI um die Innenflächen erweitert werden. Den Zeigefinger ausstrecken und eine Drehbewegung aus dem Handgelenk heraus (wie Gas geben beim Motorrad) mit dem Spruch: „Innen wischen – Zahn erfrischen“, 1-mal vor den Schneidezähnen, 1-mal rechts und 1-mal links. „Jetzt sind alle Zähne von allen Seiten sauber geputzt.“ Dieses Spiel eignet sich als „Trockenübung“ zur Vorbereitung auf das Zähneputzen. Durch Wiederholung wird die KAI-Systematik spielerisch gelernt. Der „Weg“, den die Zahnbürste nimmt, Kauflächen – Außenflächen – Innenflächen, wird trainiert. Die Bewegung der Zahnbürste (hin und her, kreisen, wischen) prägt sich ein. Dies ist auch deshalb sinnvoll, weil die Erzieherin beim täglichen Zähneputzen mit vielen Kindern im Waschraum aus zeitlichen Gründen nicht kontrollieren kann, ob die Zahnputztechnik richtig angewendet wird. n 45 46 Ziele - Methoden - Medien Ziele - Methoden - Medien Hinweis: Angaben zu den Bezugsquellen der hier angegebenen Medien finden Sie auf der Seite 53. Ziel: Kinder kennen und erleben zahngesunde Zwischenmahlzeiten Medien und Methoden: Es können die Spiele „Putzmunter“ und „Zahnmemo“ eingesetzt werden. Die Erzieherinnen bereiten gemeinsam mit den Kindern ein zahngesundes Frühstück zu. Während der Zubereitung und während die Mahlzeit gemeinsam verzehrt wird, kann die Aufmerksamkeit der Kinder auf Lerninhalte gelenkt und das Bewusstsein für zahngesunde Ernährung entwickelt werden. Die Arbeit mit Aufbaufaktoren kann hierbei einsetzen. Man sollte dabei berücksichtigen, dass Ess- und Trinkverhalten durch die Erlebnis- und Gefühlswelt der Kinder beeinflusst wird. Hier haben die Erzieherinnen die Chance, positiv darauf einzuwirken. Die Kinder vertiefen dieses Wissen und basteln Collagen, z. B. Feinde der Zähne und Freunde der Zähne. Es können aus Salzteig zahngesunde Lebensmittel hergestellt und im Kaufladen angeboten werden, um anschließend eine zahngesunde Mahlzeit einzukaufen. Weitere Medien: Diverse Malblätter, Buch: „Bert der Gemüsekobold“. Ziel: Kinder entwickeln ein Bewusstsein für gesunde und schöne Zähne Medien und Methoden: Auch hier eignet sich die Arbeit mit Aufbaufaktoren. Die Kinder können Fotos mitbringen und die Zähne schwarz anmalen. Puzzle: Auf eine Pappe werden Fotos vom lachenden Mund der Kinder geklebt. Jetzt müssen die Kinder sich anhand der Zahnform zuordnen. Weitere Medien: Spiele, diverse Malblätter, Bastelarbeiten, Zahnputzlieder, CD Hörspiel, Videofilme, Bücher: „Der kleine Riese will gesunde Zähne“, „Das Wackelzahnbuch“. Ziel: Kinder erleben, dass nach dem Essen die Zähne „schmutzig“ sind und geputzt werden wollen Medien und Methoden: Die Kinder führen das Experiment „Was musst du kräftig kauen?“ durch. Sie können mit geschlossenen Augen verschiedene Lebensmittel, die in Probierhäppchen angeboten werden, testen. Sie sollen differenzieren nach „hart = kräftig kauen“ und „weich = wenig kauen“ sowie „klebt an den Zähnen“. So erleben die Kinder bewusst die Klebrigkeit mancher Lebensmittel. Im Gespräch kann man die gesunden Lebensmittel, die gut gekaut werden müssen, positiv bewerten. „Das hält die Zähne gesund und macht sie stark.“ Nach einem gemeinsamen Frühstück kann jedes Kind mit Hilfe eines Spiegels nachschauen, ob im Mund noch Krümel zu finden sind. Es kann mit Wasser den Mund Ziele - Methoden - Medien ausspülen und dabei in ein Glas spucken. Jetzt sieht man deutlich die Speisereste im Wasser schwimmen. Dies lässt sich auch am Modellgebiss demonstrieren, indem man es z. B. mit Nuss-Nougat-Creme oder Lebensmittelfarbe einreibt und die Zähne mit einem Tuch oberflächlich abwischt. Jetzt wird deutlich, dass die Kauflächen und Zahnzwischenräume nicht sauber werden. Nur die Zahnbürste schafft das. Die Kinder können anschließend die Putztechnik am Modell üben und erfahren und erleben dadurch ein wichtiges Lernziel: Zähne werden vom Essen schmutzig, durch Putzen werden sie wieder sauber. Medien und Methoden: Durch Anschauen im Spiegel (Spiel von „Mausini“ „Zungen-Mäuschen in der Mundhöhle“) - die Kinder ertasten mit dem Finger die unterschiedlichen Formen der Zahnflächen. Modellieren eines Zahnmodells aus Knete (Wackelzahnbuch) - aus Knete kann ein Mund mit Zähnen geformt und auf Pappe aufgeklebt werden. Ziel: Kinder sind auf einen Zahnarztbesuch vorbereitet Ziel: Kinder können zuckerhaltige Lebensmittel von nicht zuckerhaltigen unterscheiden Medien und Methoden: Beliebte Lebensmittel der Kinder erfragen und den Zuckergehalt mit Hilfe von Zuckerstücken, die zu einem Turm zusammen geklebt werden, sichtbar machen. Folgende Medien können eingesetzt werden: Spiele „Zahnmemo“ und „Putzmunter“, Buch „Bert der Gemüsekobold“, Projektmappe „Kinderleicht“ (von Annetrud Eckert – zu beziehen über die Druckerei Kindermann, Mainz) Ziel: Kinder kennen und erleben die Zahnform Medien und Methoden: Im modellierten Zahn aus Knete wird mit einem Zahnstocher ein Loch gebohrt und mit andersfarbiger Knete gefüllt. Das Kind lernt, dass der Zahnarzt einen kranken Zahn wieder heilt. Im Rollenspiel kann ein Wartezimmer aufgebaut werden. Mit einem Kinder-Liegestuhl wird der Behandlungsstuhl des Zahnarztes dargestellt. Ein Kind kann Zahnarzt spielen und mit einem Einmalmundspiegel in den Mund des Patienten schauen. Gleichzeitig ist dies auch eine Vorbereitung auf den Praxisbesuch mit der Kindergartengruppe. Diese Aktionen dienen dem Angstabbau. Es soll eine positive Einstellung zum Zahnarztbesuch geprägt werden. Als Medium kann die CD „Der kleine Brummbär im Zahnzauberland“ (Verein für Zahnhygiene, Darmstadt) eingesetzt werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die Erziehung zur Zahngesundheit in andere Projektthemen zu integrieren. n 47 48 Lernstationen zum Thema Zahngesundheit Lernstationen zum Thema Zahngesundheit Mit diesen Stationen kann das Thema Zahngesundheit vor- oder nachbereitet werden. Sinnesschulung Station: „Fühlen wie es schmeckt“ Fragestellung: „Welches Lebensmittel schmeckst Du?“ Fragestellung: „Was musst du kräftig kauen?“ Die Kinder können mit verbundenen Augen verschiedene Lebensmittel, die in Probierhäppchen angeboten werden, testen. Sie sollen differenzieren nach „hart = kräftig kauen“ und „weich = wenig kauen“ sowie „klebt an den Zähnen“. So erleben die Kinder bewusst die Klebrigkeit mancher Lebensmittel. Im Gespräch kann man gesunde Lebensmittel, die gut gekaut werden müssen, positiv bewerten. „Das hält die Zähne gesund und macht sie stark“. „Gutes kauen = gut für die Zähne“. Hierfür können verschiedene Lebensmittel benutzt werden: verschiedene Brotsorten wie Mehrkornbrot, Vollkornbrot und Toastbrot. Nuss-Nougat-Creme, Müsliriegel, Trockenfrüchte und Honig kleben an den Zähnen. Möhren, Äpfel, Paprika und ähnliche Lebensmittel kleben nicht an den Zähnen. Schulung Feinmotorik Station: Station: Bastelangebot zum Thema Zähne, z. B. Malen - Kleben - Collage - Mobile nach verschiedenen Anleitungen Modellieren, z. B. Zahn aus Knete formen, Loch reinbohren, mit andersfarbiger Knete Füllung modellieren; ebenfalls gut geeignet für das Thema Zahnarztbesuch – was macht der Zahnarzt? Konzentration und Wissen vertiefen mit Spiel und Spaß Station: Brettspiele rund um das Thema Zähne Wissensvermittlung Station: Station: Station: Bücher zum Vorlesen und Anschauen Zahnkino, z. B. verschiedene Videofilme, DVDs oder Hörspiele, Spiele, etc. Gesunde Ernährung - nicht nur lernen sondern erleben Zahngesundes Frühstück gemeinsam mit den Kindern herstellen Experimentieren und entdecken Station: Station: Experiment Zahnpasta selbst herstellen Geschichte der Mundhygiene, Mittelalter oder Indianer Wie pflegte man früher die Zähne? Wie pflegen wir heute unsere Zähne? Früher z. B. mit Kräutern oder mit Siwakholz. Bereits im alten Ägypten, um 600 v. Chr., stellten kundige Ärzte Zahnpulver her: Sie zerstießen Bimsstein zu Pulver und vermischten ihn mit Essig. Die Mixtur wurde dann mit kleinen Stöckchen auf die Zähne gerieben. Diese Methode diente hauptsächlich der Behandlung von Zahnkrankheiten. Später gehörten Mundspülungen mit Natron im alten Ägypten zur täglichen Morgenwäsche. Lernstationen zum Thema Zahngesundheit Musikalität und Unterstützung für den Lernprozess Station: Musik – Singen Diverse Musik CD´s mit Zahnputzliedern und Texten Die Kinder entwickeln ein Bewusstsein für gesunde und schöne Zähne Station: Fotos - Meine Zähne Die Kinder können Fotos mitbringen und die Zähne schwarz anmalen. Ein Plakat wird erstellt. Hier werden Fotos vom lachenden Mund der Kinder aufgeklebt (nur den Mund fotografieren, zeitaufwändig). Jetzt müssen die Kinder sich anhand der Zahnform zuordnen. „Welcher Mund gehört wem?“ Förderung der Mundmotorik Station: Hilfestellung geben drei kleine Bücher von Ewa Morkowska Diese enthalten Anleitungen für unterhaltsame Sprechübungen. Hiermit fördern Sie die Sprachentwicklung sowie die Mundmotorik. Das Buch „Wau, wau, miau und kikeriki“ (ISBN-13: 978-3-7058-5527-4) bietet Anregungen zum nachahmenden und lautmalerischen Sprechen mit den Kleinsten. „Warum gähnt das Nilpferd?“ (ISBN-13: 978-3-4642-5060-0) enthält Übungen zur motorischen Geschicklichkeit von Lippen, Zunge und Kiefer. „Fauchen wie ein Drache“ (ISBN-13: 978-37058-5513-7) fördert das richtige Atmen als Grundlage deutlichen Sprechens. n 49 50 Mundmotorik Förderung der Mundmotorik Ein wichtiger Beitrag zur Sprachförderung in der Kindertagesstätte Zunge rausstrecken erlaubt!! Spielerische Übungen zur Förderung der Mundmotorik helfen Kindern, ihren Mundraum besser kennen zu lernen und wahrzunehmen. Sie führen zu einer Verbesserung der Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit und Geschicklichkeit von Lippen und Zunge. Um Laute richtig bilden zu können, ist eine gewisse Geschicklichkeit im Gebrauch der Sprechwerkzeuge notwendig. Somit sind Spiele, Geschichten und Übungen rund um den Mundraum ein wichtiger Beitrag zur Sprachförderung. Nachfolgend finden Sie einige Beispiele: Pusten und Blasen • • • • • • • • • • • • Luftschlangen herauspusten eine Erbse mit einem Strohhalm ansaugen Seifenblasen eine Wattekugel von Hand zu Hand blasen Papier mit dem Strohhalm ansaugen mit einem Strohhalm Luft in ein mit Wasser gefülltes Glas pusten in ein Glas mit Seifenlösung pusten und einen möglichst hohen Schaumberg erzeugen die Kinder sitzen um einen Tisch herum und pusten sich einen Wattebausch zu Papiertüten aufblasen und evtl. mit einem Knall zerplatzen lassen mit einem Strohhalm einen Farbklecks über ein Blatt Papier blasen Federn in die Luft werfen und durch Pusten möglichst lange in der Luft halten Kerzen ausblasen Lippenbeweglichkeit • Schmatzen • zuckerfreie Gummibärchen oder Bonbons mit den Lippen aufnehmen • Lippen anmalen und auf einem Blatt Papier Abdrücke machen • Dinge mit den Lippen festhalten und dabei durch den Raum gehen • Wangen und Mundwinkel einsaugen Zungenbeweglichkeit • wer schafft es, mit der Zunge die Nase zu berühren? • die Zunge weit rausstrecken und nach rechts, links, • • • • • oben und unten bewegen mit der Zunge eine dicke Backe machen, abwechselnd rechts und links die Ober- und Unterlippe von einem zum anderen Mundwinkel ablecken mit der Zunge z. B. Sonnenblumenkerne oder Rosinen aufsammeln schnalzen mit der Zunge „Zähneputzen“ Eine Zungengeschichte Frau Zunge auf dem Weg in die Schule Es ist ganz früh am Morgen. Frau Zunge liegt noch im Bett. Die Tür ihres Schlafzimmers ist ganz fest geschlossen (Lippen fest zusammenpressen). Da klingelt ein Wecker auf ihrem Nachttisch (rrrrrrr). Ganz schnell springt Frau Zunge aus dem Bett und schaut aus dem Fenster hinaus (Zunge rausstrecken). Sie schaut nach rechts und links und auch hinauf zum Himmel (Zunge Richtung Nase führen). Plötzlich kommt Wind auf und bläst Frau Zunge kräftig ins Gesicht (feste blasen). Nun muss sich Frau Zunge aber beeilen. Schnell geht sie ins Bad (schmatzen oder schnalzen) und wäscht sich gründlich (ablecken beider Lippen). Danach putzt sie sich die Zähne (obere und untere Zahnleiste von innen und außen ablecken) und spült danach ihren Mund aus (gurgeln). Anschließend geht sie frühstücken (schmatzen oder schnalzen). Sie isst ein Müsli mit harten Nüssen (schmatzen und schlucken) und trinkt dazu einen Tee (schlürfen). Dann guckt sie auf Mundmotorik die Uhr oben an der Wand (Zunge rausstrecken und nach oben führen). Oh je, es ist ja schon ganz spät! Jetzt muss sie sich aber wirklich beeilen. Schnell wie der Blitz rennt Frau Zunge zur Schule (Zunge reinund rausstrecken) und kommt völlig aus der Puste in der Schule an (nach Luft schnappen). Doch außer ihr ist niemand da! Warum nicht? Es ist Sonntag und alle haben frei. Frau Zunge seufzt und geht langsam zurück (schnalzen). Zu Hause angekommen, geht sie sofort wieder ins Schlafzimmer, schließt die Tür (Mund schließen) und schläft sofort ein (Schnarchgeräusch)..... Fünf Gespenster(chen) hocken vor dem Fenster(chen) Das 1. schreit: Haaaa! Das 2. heult: Hoooo! Das 3. brummt: Huuuu! Das 4. lacht: Hiiiiiiiii! Das 5. schwebt zu dir herein und flüstert: „Woll’n wir Freunde sein?“ (Mit dem Daumen beginnend, beim Sprechen jeweils einen anderen Finger zeigen) Kannst Du das? Mit den Lippen an den Zähnen entlang lecken – Zunge rausstrecken, Kussmund machen – ganz breit lachen, mit der Zunge an die Nase tippen, so – und nun versteck’ die Lippen, Lippen aufeinander legen, und nun ganz leise – nicht bewegen! Die kleine Maus schaut, ob heute die Sonne scheint. Die Zungenspitze streckt sich weit heraus und biegt sich nach oben zur Nasenspitze hin. Wenn das nicht geht, schiebt sich die Zungenspitze von der Oberlippe zur Nasenwurzel. Dann schaut sie, ob heute Besuch kommt. Die Zunge streckt sich weit nach außen links um den Mundwinkel, dann um den rechten Mundwinkel. Sie überlegt, was sie tun möchte. Den Kopf nach links und rechts neigen. Die Zungenspitze drückt innen bei geschlossenem Mund gegen die Wange links, dann rechts. Die kleine Maus hat eine gute Idee. Sie möchte ihre Wohnung neu streichen, zuerst die Decke. Die Zungenspitze streicht von vorne nach hinten über den ganzen Gaumen. Dann streicht die kleine Maus die Wände. Die Zungenspitze streicht innen wie ein Pinsel die ganze Wange rauf und runter (vom Mundwinkel nach hinten Richtung Kiefergelenk und zurück. Erst links, dann rechts). Die Wand über der Tür streicht sie auch. Die Zungenspitze streicht innen wie ein Pinsel die ganze Oberlippe rauf und runter (von links nach rechts und zurück). Oh weh, die Fenster sind voll Farbe. Jetzt muss die Maus die Fenster putzen. Die Zungenspitze streicht über die Zähne. Innen und außen, oben und unten. Quelle: Kitakram.de Die Maus-Geschichte Mundmotorik-Übungen mit Lioba Schlee-Tullius Die kleine Maus wohnt in ihrem Haus, dem Mund. Sie schläft noch. Den Mund offen zeigen, die Zunge liegt locker oben hinter den Schneidezähnen, leicht angekuschelt an den Gaumen. Eines Morgens wacht sie auf, reckt und streckt sich. Gähnen, die Zunge spannt sich im Mund. „Hab ich auch alle geputzt?“ denkt die kleine Maus. Sie zählt mit Zungenspitzentippen nacheinander alle Zähne nach. Der Boden ist bekleckert und wird auch noch geputzt. Die Zungenspitze biegt sich nach unten und wischt den Mundboden. Auch der Türrahmen hat Farbspritzer. Die Zunge wischt innen und außen an den Lippen hin und her, und zwar oben und unten. 51 52 Mundmotorik Upps. Ein paar kleine Spritzer sind noch da. Die Maus wischt schnell noch einmal nach. Die Zunge kreist hinter und auf der Ober- und Unterlippe, erst rechts herum, dann links herum. Nun kuschelt sie wieder in ihrer Schlafecke. Den Mund offen zeigen, die Zunge liegt wieder lecker oben hinter den Schneidezähnen, leicht angekuschelt an den Gaumen. Nun ist alles fertig. Die kleine Maus ist stolz und schaut, ob jemand kommt und alles bewundert. Die Zunge streckt sich noch einmal nach außen links um den Mundwinkel, dann um den rechten Mundwinkel. Die kleine Maus schläft nun wieder gemütlich in ihrem Haus. Der Mund ist geschlossen, die Zungenlage soll noch nachgespürt werden. Es ist spät geworden, alle Freunde schlafen. Die kleine Maus sieht schon den Mond am Himmel. Mit der Zungenspitze noch einmal versuchen, an die Nasenspitze zu kommen. Die kleine Maus ist auch ganz müde. Gähnen, die Zunge spannt sich wieder an im Mund, zieht sich zurück. Es ist schon dunkel und still. Die Kinder schließen die Augen, alle lauschen. Vielleicht hört ihr die kleine Maus schnarchen. Einatmen mit Schnarchgeräusch. Ausatmen mit „LippenfIattern“ Quelle: L S T Logopädische Seminare und Therapie, Lioba Schlee-Tullius, www.quatschtante.de n Empfehlenswerte Medien Empfehlenswerte Medien: Spiele: Bestelladressen: • Putzmunter und Zahnmemo Putzbus: B&S GmbH Bereich Zahnfit-Putzmunter Herrn Marcel Gruss Schwelmer Str. 59 42389 Wuppertal Tel.: 0151 25953140 Fax: 02058 / 913257 [email protected] Verein für Zahnhygiene e. V., Darmstadt, www.zahnhygiene.de • Dein Essen – Deine Zähne z. B. www.didagoshop.de oder www.widmaier-spielen.de Bücher: • Blitzeblank sind alle meine Zähne Arena Verlag ISBN-13: 978-3-401-09177-8 • Das Wackelzahnbuch Coppenrath Verlag ISBN-13: 978-3-815-73992-1 • Die Zahnputzfee Albarello Verlag ISBN-13: 978-3-930-29956-0 • Bert, der Gemüsekobold Albarello Verlag ISBN-13: 978-3-930-29976-8 • Leo Lausemaus will sich nicht die Zähne putzen Lingen-Verlag ISBN-13: 978-3-938-32318-2 • Rund um den Mund MAUSINI® ISBN-13: 978-3876526621 • „Gesunde Zähne“ – Materialien für den Kindergarten und ähnliche Einrichtungen Es werden verschiedene Bausteine dargestellt, die im Kindergarten zum Thema Zähne Anwendung finden können, Verein für Zahnhygiene e. V., Darmstadt, www.zahnhygiene.de Weitere empfehlenswerte Links: • • • • www.ak-zahngesundheit-wl.de www.lagz-rlp.de www.lagh.hzn.de www.daj.de – Mediendatenbank und allgemeine Informationen zur Zahngesundheit Reagenzglasständer aus Plexiglas oder Acryl im freien Handel für Laborbedarf Petlinge PET-Flaschen Rohlinge*: Mindestgröße 10 cm, Ø höchstens bis 2 cm www.deine-dose.de www.flaschenland.de www.geoparadise.de www.cacher-zentrale.de Wandhalter für Zahnbürste und Becher* Zahnputzbox (hygbox) Verein für Zahnhygiene e. V. Liebigstraße 25 64293 Darmstadt Tel.: 06151 / 1373710 Fax: 06151 / 1373730 [email protected] www.zahnhygiene.de *Leisten und Halterungen aus Holz sind in Handarbeit angefertigt (Hausmeister oder Eltern). 53 54 Quellennachweis Quellennachweis Foto Fotos in der Reihenfolge des Abdrucks in den jeweiligen Kapiteln: • Titel: Oksana Kuzmina © www.fotolia.de Oksana Kuzmina © www.fotolia.de beerkoff © www.fotolia.de • Wir über uns: Florian Berger © www.fotolia.de • Vorwort: proDente e. V. • Das Milchzahngebiss: LAGZ Bayern Nöske Marketing & Kommunikation Prof. Dr. Peter Schopf, Frankfurt Dr. Jürgen Böcker, Datteln LAGZ Bayern Dr. Jürgen Böcker, Datteln Dr. Jürgen Böcker, Datteln Dr. Eva Coenen-Thiele, Minden LAGZ Bayern Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse • Schnuller: Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse © iStockphoto.com / Laborer Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse LAGZ Rheinland-Pfalz © Norbert Kaiser Dr. Hinz Dental Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG • Anatomie: LAGZ Rheinland-Pfalz • Karies: LAGZ Rheinland-Pfalz LAGZ Rheinland-Pfalz LAGZ Rheinland-Pfalz Nöske Marketing & Kommunikation Nöske Marketing & Kommunikation Nöske Marketing & Kommunikation Nöske Marketing & Kommunikation Nöske Marketing & Kommunikation KZV Westfalen-Lippe LAGZ Bayern henrikbolin © www.fotolia.de Aleksandr Ugorenkov © www.fotolia.de Lennartz © www.fotolia.de und Grafiken: photocrew © www.fotolia.de © BettinaF / PIXELIO • 3. Säule: Fluoride: Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse • 4. Säule: Zahnärztliche Kontrolle: proDente e. V. • Gewohnheitsbildung: proDente e. V. Margret Höltke, Barntrup Margret Höltke, Barntrup • Lernprozesse: Trueffelpix © www.fotolia.de • Verhaltensprävention und Verhältnisprävention: MAK © www.fotolia.de • Prävention und Umgang mit behinderten Kindern: Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Dr. Peter Noch Dr. Peter Noch Dr. Peter Noch Dr. Peter Noch • Hygieneempfehlung: Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse proDente e. V. Zentrum Zahnärztliche Qualität (ZZQ), Berlin • Aufbewahrung von Zahnputzutensilien: Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse LAGZ Rheinland-Pfalz LAGZ Rheinland-Pfalz LAGZ Rheinland-Pfalz Verein für Zahnhygiene e. V., Darmstadt Verein für Zahnhygiene e. V., Darmstadt Verein für Zahnhygiene e. V., Darmstadt Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse LAGZ Rheinland-Pfalz LAGZ Rheinland-Pfalz • Organisation - Motivation - Lernverstärker: Kzenon © www.fotolia.de • Zahnfleischentzündungen: ZahnRat • • Speichel: wikipedia Justice scales © www.fotolia.de • Lernstationen zum Thema Zahngesundheit: Arbeitskreis Zahngesundheit Recklinghausen proDente e .V. • Regeln für gesunde Zähne: Thomas Francois © www.fotolia.de Photographee.eu © www.fotolia.de • Mundmotorik: Claudia Paulussen © www.fotolia.de • 1. Säule: Zähneputzen mit System: Nöske Marketing & Kommunikation Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen • 2. Säule: Zahngesunde Ernährung: Nöske Marketing & Kommunikation © Rainer-Sturm / PIXELIO Ziele - Methoden - Medien: Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Arbeitskreis Zahngesundheit WL, Heike Hagenhoff-Beuse Claudia Paulussen © www.fotolia.de • Rückseite: BeTa-Artworks © www.fotolia.de Anhang anhang 55 56 Anhang Anhang 57 58 Anhang Anhang Folgende Printmedien können im Kindergartenbereich zur Unterstützung bei Eltern und Erzieherinnen eingesetzt werden: Die Merkblätter stehen auch in den Fremdsprachen Russisch und Türkisch zur Verfügung. Zahnputzposter KAI und Leporello 59 60 Arbeitskreis Zahngesundheit Westfalen-Lippe Auf der Horst 25 • 48147 Münster Tel. (0251) 507 145 • Fax (0251) 507 278 E-Mail: [email protected] www.ak-zahngesundheit-wl.de 8/2014