verstehen - ARTHRITIS.at

Werbung
GESUNDHEITSRATGEBER
Bewegungsapparat & Rheuma
verstehen
Euro 4,95
6.
Rheumatoide Arthritis
erweite
r
Auflagete
Knochenerosion
Knorpel
entzündete
­Gelenkinnenhaut
Meniskus
G
IG
UNA
Rheumatoide Arthritis
B
H
ÄN
U
tenExper üft
gepr
GIG
B
UNA HÄN
Gesundes Gelenk
verkleinerter
Gelenkspalt
• Früherkennung
• Aktuelle Therapiemöglichkeiten
• Von Betroffenen & Selbsthilfegruppen empfohlen
N
AB
HÄNG
IG
Bewegungsapparat & Rheuma
verstehen
SEITE
EDITORIAL
5, 7
LEBEN MIT RHEUMA8
ENTZÜNDLICH-RHEUMATISCHE
ERKRANKUNGEN 20
HEUMATOIDE ARTHRITIS
R
(CHRONISCHE POLYARTHRITIS)
21
JUVENILE IDIOPATHISCHE ARTHRITIS (JIA)
27
MORBUS BECHTEREW (SPONDYLOARTHRITIS)
32
PSORIASIS-ARTHRITIS
38
GICHT
43
MEDIKAMENTÖSE THERAPIE
46
BIOSIMILARS: ERGÄNZUNG DER MEDIKAMENTÖSEN OPTIONEN
54
NICHT-MEDIKAMENTÖSE THERAPIE
56
REGELMÄSSIGE KONTROLLEN UND
THERAPIEANPASSUNG62
2 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
INHALT
SEITE
VERSCHLEISSRHEUMATISMUS64
ARTHROSE 65
OSTEOPOROSE
71
WEICHTEILRHEUMATISMUS76
FIBROMYALGIE 77
POLYMYALGIA RHEUMATICA (PMR) 80
SLE83
SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES 84
SCHMERZ: URSACHE UND THERAPIE88
HILFE AUS DER APOTHEKE96
BEWEGUNG & SPORT108
IMPFUNGEN 112
SELBSTTESTS
95, 111
SELBSTHILFEGRUPPEN118
IMPRESSUM:
Herausgeber und Medieninhaber: MedMedia Verlags- und Mediaservice GesmbH, 1070 Wien‚ Seidengasse 9 / Top 1.1. Projektleitung: Alexandra Hindler. Redaktion:
Mag. Nicole Gerfertz. Layout und Grafik: creativedirector.cc lachmair gmbh. Lektorat: Mag. Andrea Crevato. Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, 3580 Horn. Fotos:
shutterstock.com, fotolia.com
Die gesetzliche Offenlegung gemäß § 25 MedienG finden Sie unter www.medmedia.at/home/impressum.
Alle Texte in „Bewegungsapparat & Rheuma verstehen“ wurden nach bestem Wissen recherchiert. Irrtümer sind vorbehalten. Trotz sorgfältiger Prüfung übernehmen Verlag
und Medieninhaber keine Haftung für drucktechnische und inhaltliche Fehler. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird jeweils nur die männliche Form der Bezeichnung
von Personen ( z.B. der Patient ) verwendet, damit ist aber sowohl die weibliche als auch die männliche Form gemeint. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form
(Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert,
verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 3
MITWIRKENDE
WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DIESER AUSGABE:
Prim. Dr. Gabriele Eberl, MBA
Ärztliche Direktorin des Klinikums Malcherhof Baden,
Baden bei Wien
Univ.-Prof. Dr. Winfried Graninger
Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie,
LKH-Universitätsklinikum Graz
Prim. Univ.-Prof. Dr. Ludwig Erlacher
Leiter der 2. Medizinischen Abteilung,
SMZ-Süd, Wien
Prim. Prof. Dr. Günter Höfle
Leiter der Abteilung für Innere Medizin,
LKH Hohenems
MITWIRKENDE DIESER AUSGABE:
Dr. Georg Rüdiger Barisani
Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
Leiter der Abteilung für Unfallchirurgie,
Sanatorium Hera, Wien
Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Dimai
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Knochen
und Mineralstoffwechsel
Vizerektor für Studium und Lehre
Universitätsklinik für Innere Medizin,
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel,
Medizinische Universität Graz
Univ.-Doz. Dr. Johann Gruber
Universitätsklinik für Innere Medizin VI,
Rheumatologie, Innsbruck
Prim. Univ.-Prof. Dr. Burkhard Gustorff, DEAA
Vorstand der Abteilungen für Anästhesie, Intensiv- und
Schmerzmedizin,
Wilhelminenspital der Stadt Wien
Univ.-Doz. Dr. Ursula Hollenstein
Vorstand Reisemedizinisches Zentrum Traveldoc,
Wien
Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian Huemer
Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde,
LKH Bregenz
Prim. Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb
Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung,
Niederösterreichisches Kompetenzzentrum für
­Rheumatologie, Landesklinikum Stockerau
Prim. Dr. Monika Mustak-Blagusz
Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie
SKA-RZ Gröbming, Pensionsversicherungsanstalt
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Quittan, MSc
Vorstand des Instituts für Physikalische Medizin und
­Rehabilitation, SMZ-Süd und SMZ-Floridsdorf, Wien
OÄ Dr. Andrea Studnicka-Benke
Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie
Universitätsklinik für Innere Medizin III, Salzburg
Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger
Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten,
­Universitätsklinikum St. Pölten,
Karl-Landsteiner-Universität für Gesundheitswissenschaften
OÄ Dr. Maria-Christina Walter
2. Medizinische Abteilung, SMZ-Süd, Wien
Wir danken allen Mitwirkenden und dem wissenschaftlichen Beirat
für die Unterstützung und den Einsatz.
Erstellt in Kooperation mit dem
4 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
EDITORIAL
© Harald Eisenberger
Prim. Univ.-Prof. Dr. Ludwig Erlacher,
Wien
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Hiermit dürfen wir Ihnen bereits die 6. überarbeitete und aktualisierte Neuauflage des
Patientenratgebers „Rheuma verstehen“ präsentieren.
Wie auch in den früheren Auflagen wurden die Texte wieder gemeinsam von Experten
und Medizinjournalisten erstellt. Sie finden in diesem Ratgeber umfassende Informationen zu den unterschiedlichen rheumatischen Erkrankungen. Diese wurden klar strukturiert und verständlich aufbereitet. Der bewährte „Frage-Antwort-Modus“ hilft Ihnen
dabei, möglichst leicht genau jene Antworten zu finden, die für Sie wichtig sind.
Betroffene können – so meine langjährige Erfahrung als Facharzt für Rheumatologie
– sehr davon profitieren, mehr über ihre Erkrankung zu wissen. Dies gilt besonders bei
chronischen Erkrankungen, beispielsweise in Bezug auf den alltäglichen Umgang mit der
Krankheit etc. Wichtig dabei ist natürlich immer die Absprache mit den behandelnden
Ärzten.
Gemeinsames Ziel von Arzt und Patient ist es, die Lebensqualität des Betroffenen
wieder herzustellen bzw. zu erhalten und Gelenkentzündungen rechtzeitig zu behandeln
und so Gelenkzerstörungen zu verhindern. Dieser Ratgeber soll Ihnen daher auch eine
Hilfestellung anbieten für die Gespräche mit Ihrem Arzt, damit Sie gemeinsam die für
Sie am besten geeignete Therapie festlegen können.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und alles Gute für die Zukunft!
Prim. Univ.-Prof. Dr. Ludwig Erlacher
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 5
WERBEEINSCHALTUNGEN
Entgeltliche Einschaltungen dieser Ausgabe:
SEITE
KWIZDA KRÄUTERGROSSHANDEL17
ATEIA SPF30 ALPIN GESICHTS- UND LIPPENSOFTGEL63
ALPINAMED® MOBILITÄTSKAPSELN FORTE99
DR. PEITHNER KG: ZEEL, SALBE UND TABLETTEN101
DR. BÖHM® TEUFELSKRALLE 600 MG FILMTABLETTEN 103
DOLO-MENTHONEURIN-GEL 104/105
MOBIFLEX® CLASSIC UND CARE120
6 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
EDITORIAL
Mag. pharm. Dr. Christian Müller-Uri,
Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Die Serie „Gesundheit verstehen“ erfreut sich bei den Apothekenkundinnen und -kunden großer Beliebtheit. So liegt der Ratgeber „Rheuma verstehen“ hiermit nun bereits
in der 6. überarbeiteten und erweiterten Auflage vor. Zum ersten Mal wurde auch ein
Kapitel zum Thema Impfungen hinzugefügt.
Gerade chronisch kranke Menschen haben oftmals viele Fragen und sind auf der Suche nach zuverlässigen und kompetenten Informationen. Hier will der Gesundheitsratgeber „Rheuma verstehen“ leicht verständlich und jedenfalls auch wissenschaftlich
fundiert Antworten zur Verfügung stellen. Der wissenschaftliche Beirat, mit dessen
Unterstützung die Texte erarbeitet wurden, stellt sicher, dass die Inhalte auf dem neuesten Stand der Medizin sind.
Es werden die wichtigsten Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, wie z.B.
rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew, Gicht sowie Arthrose
und Osteoporose, umfassend und übersichtlich erläutert. Neben Therapieoptionen enthält dieser Ratgeber auch Tipps für den Umgang mit der Erkrankung.
Ein eigenes Kapitel „Hilfe aus der Apotheke“ bietet einen Überblick über das unterstützende Angebot, das die Apothekerinnen und Apotheker für Sie bereithalten.
Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre!
Mag. pharm. Dr. Christian Müller-Uri,
Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 7
LEBEN
MIT RHEUMA
Früherkennung ist bei rheumatischen
Erkrankungen von großer Bedeutung,
um entsprechend behandeln zu können.
Denn mit einer konsequenten Therapie
sind die Erkrankungen gut in den Griff zu
bekommen!
Leben mit Rheuma
Rheuma – was ist das eigentlich?
Der Begriff „Rheuma“ kann übersetzt
werden mit „Schmerzen im Bewegungsapparat“. Unter diesem Begriff fasst man
alle Schmerzen und Funktionsstörungen
am Bewegungsapparat (dazu gehören
Knochen, Gelenke und Muskeln) zusammen. „Rheuma“ dient daher als Oberbegriff für rund 400 Erkrankungen, hinter
denen sich eine unendliche Vielzahl an
Beschwerden und Ursachen verbirgt.
Ist Rheuma eine seltene Erkrankung?
Im Gegenteil: Jeder Dritte ist im Laufe
seines Lebens von einer rheumatischen
Erkrankung betroffen. Früherkennung,
d.h. frühzeitige Diagnose, ist dabei besonders wichtig.
Heilt Rheuma von alleine wieder?
Leider nein! Daher sollten Sie gleich beim
Auftreten der ersten Warnsignale (Gelenkschmerzen und -schwellungen, Morgensteifigkeit etc.; siehe Kasten, S. 11)
einen Arzt aufsuchen, damit frühzeitig
eine entsprechende Therapie eingeleitet
werden kann. Doch viele Betroffene setzen sich erst zu spät mit der Möglichkeit,
an Rheuma erkrankt zu sein, auseinander.
Für die Gesunderhaltung der Gelenke ist
es wertvolle Zeit, die hier verstreicht!
Für alle rheumatischen Krankheitsbilder gilt: Wer einmal daran erkrankt ist,
braucht oft eine Therapie auf Dauer. Insbesondere der Entzündungsrheumatismus schreitet, wird er nicht entsprechend
behandelt, in jedem Fall fort. Dies führt
zu Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates und irreversiblen (nicht umkehrbaren) Gelenkzerstörungen. Es dro-
hen Behinderungen bis hin zur
Arbeitsunfähigkeit. Neben den Schmerzen bringt die Erkrankung für die Betroffenen auch eine massive seelische Belastung mit sich.
Ist Rheuma eine „Alte-Leute-­
Krankheit“?
Nein! Rheuma ist nicht zwangsläufig an
ein hohes Lebensalter gekoppelt. Zum
Beispiel:
• Der typische Patient, der an einer chronischen entzündlich-rheumatischen
Systemerkrankung (z.B. rheumatoide
Arthritis) leidet, ist oft um die 40 Jahre
jung und weiblich.
• Patienten, die an Fibromyalgie erkranken, sind im Durchschnitt 35 Jahre alt.
• Morbus Bechterew, eine weitere entzündliche rheumatoide Erkrankung, tritt
mit seinen ersten Symptomen um das
23. Lebensjahr auf.
• Auch Arthrose ist nicht zwangsläufig
eine Alterserscheinung.
Welche Erkrankungen gehören zu
„Rheuma“?
Die diversen rheumatischen Erkrankungen werden entsprechend ihren Ursachen
in verschiedene Gruppen eingeteilt
(„rheumatischer Formenkreis“). Eine
Übersicht über Symptome und Therapie
finden Sie auf Seite 18/19.
1. Entzündungsrheumatismus: entzündlich-rheumatische
Gelenkerkrankung,
z.B. rheumatoide Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis, Psoriasis-Arthritis
2. Abnutzungsrheumatismus: degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenveränderung, z.B. Arthrose
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 9
Leben mit Rheuma
3. Weichteilrheumatismus: auch als extraartikulärer Rheumatismus bezeichnet,
das bedeutet „außerhalb der Gelenkkapsel eines Gelenks gelegen“, z.B. Fibromyalgie. Auch Erkrankungen aufgrund
von Abnützung und Überlastung von
Sehnen oder Schleimbeuteln bei lokalen
Schmerzen in nur einem Gelenk werden
dazu gezählt, z.B. Kalkschulter.
4. Stoffwechselbedingte Gelenkerkrankungen, z.B. Gicht
5. Autoimmunerkrankungen/Kollagenosen: Das Immunsystem führt zu Entzündungen im Körper (Gelenkschwellungen,
Entzündungen der Nieren, der Lunge
usw.)
Was passiert bei den verschiedenen
rheumatischen Erkrankungen?
Beim
Entzündungsrheumatismus
kommt es in unterschiedlichen Gelenken
des Körpers zu immer wiederkehrenden
oder ständig bestehenden (chronischen)
Entzündungen eines Gelenks (Monarthritis), einiger (Oligoarthritis) oder mehrerer
Gelenke (Polyarthritis). Der Grund liegt
in einer überschießenden Reaktion des
Immunsystems, das sich gegen den eigenen Körper richtet. Daher spricht man
auch von einer Autoimmunerkrankung.
Häufigkeit von rheumatoider Arthritis in
Österreich: 70.000–80.000 Menschen.
Beim Abnutzungsrheuma nutzt sich der
Gelenkknorpel ab und der darunter liegende Knochen verändert sich. Dies kann
so weit gehen, dass die Knochen aneinander reiben. Es kann dabei auch zu einer
Entzündung der Gelenkinnenhaut kommen, Schwellungen sind die Folge. Häufigkeit: rund 1,3 Mio. Arthrose-Erkrankte
in Österreich
10 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Gelenkentzündungen, -schwellungen und
-schmerzen sind typisch für rheumatische
Erkrankungen.
Unter Weichteilrheumatismus werden
Erkrankungen der Sehnen, Sehnenscheiden, Muskeln, Bänder und Schleimbeutel, die örtlich eingegrenzt werden können, verstanden. Eine Sonderform stellt
die Fibromyalgie (chronisch weit verteilter Schmerz) dar. Häufigkeit: ca. 5% der
Bevölkerung.
Zu den stoffwechselbedingten rheumatischen Erkrankungen zählt beispielsweise Gicht. Dabei kommt es zu einer Ablagerung von Harnsäurekristallen in den
Gelenken.
Welche Beschwerden deuten auf
Rheuma hin?
Die ersten Beschwerden werden von Betroffenen oft als diffus und schwer zuordenbar dargestellt. Meist denken sie, sie
hätten nur wieder schlecht gelegen oder
ihren Körper überanstrengt. Wie sich
nach mitunter monatelangen Schmerzen
Leben mit Rheuma
herausstellt, waren dies jedoch die Vorboten einer rheumatischen Erkrankung.
Wichtiger Hinweis: Gerade bei rheumatischen Erkrankungen gilt: Je früher diagnostiziert und mit einer entsprechenden
Therapie begonnen wird, desto besser
sind die Behandlungserfolge! So können
Sie bleibende Schäden verhindern.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Immunsystem und Rheuma?
Unser Immunsystem ist dafür verantwortlich, Fremdkörper inklusive Bakterien, die in unseren Körper eindringen,
wirksam auszuschalten. Bei entzündlichrheumatischen Erkrankungen kommt es
jedoch zu einer Störung des Immunsystems: Es kann nicht mehr exakt zwischen
fremden und eigenen Substanzen unterscheiden. Daher greift der Körper seine
eigenen Strukturen, wie beispielsweise
bei der rheumatoiden Arthritis die Gelenk­
innenhaut, an. Die Folge: Das betroffene
Gelenk schwillt an, wird unter Umständen warm und es kommt zu Auswirkungen auf den ganzen Körper. Man spricht
daher von einer entzündlich-rheumatischen Systemerkrankung.
Die Gelenkveränderungen bei Arthrosen
sind überwiegend nicht entzündlich bedingt. Hier ist das Immunsystem nicht
beteiligt.
Entzündungsrheumatismus –
was sind die Ursachen?
Ein eindeutiger Auslöser für die Fehlfunktion des Immunsystems bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen konnte
bisher noch nicht gefunden werden. In
einigen Fällen wurden jedoch familiäre
und geschlechtsspezifische Häufungen
festgestellt. Der Einfluss von Erbfaktoren
ist bewiesen. Das bedeutet jedoch nicht,
dass die jeweilige rheumatische Erkran-
Mögliche erste Symptome – bitte
ärztlich abklären lassen!
1. G
elenkschmerzen und -schwellung
ohne nachvollziehbaren Grund,
Nachtschweiß, Müdigkeit, Morgensteifigkeit; häufig sind zunächst Finger
und Zehen betroffen, später auch die
großen Gelenke; oftmals symmetrische
Schwellungen der gleichen Gelenke
auf beiden Körperseiten: Verdacht einer
chronisch-entzündlichen rheumatischen
Erkrankung
2. S chmerzen, die am Beginn einer
körperlichen Tätigkeit auftreten und
nach kurzer Zeit der Bewegung wieder
nachlassen („Anlaufschmerzen“) sowie
ein Gefühl der Spannung in den Gelenk­
en vor allem bei Wetterumschwung
zu nasskalten Perioden: Verdacht auf
Abnützung (degenerative Erkrankung)
3. S chmerzen in bestimmten Muskeln,
Sehnen und Gelenken; die Schmerzattacken können auch einmal diese,
einmal jene Körperregion betreffen:
Verdacht auf Weichteilrheumatismus
(„wandernder Rheumatismus“)
4. S chmerz, Druckempfindlichkeit und
Schwellung von Gelenken über Nacht;
mitunter kurz vor dem Anfall intensiver
Alkoholkonsum: Verdacht auf Gicht
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 11
Leben mit Rheuma
kung eine Erbkrankheit ist. Es besteht bei
Kindern von Entzündungsrheumatikern
eine nur gering erhöhte Wahrscheinlichkeit, eine rheumatische Entzündungserkrankung zu entwickeln.
Kann eine anderweitige Entzündung
schuld an Arthritis sein?
Grundsätzlich ja. Hier muss jedoch klar
unterschieden werden: Bei der bakteriellen Arthritis kann beispielsweise eine
Infektion eine bakterielle Gelenkeiterung hervorrufen – nachweisbar in der
Gelenkflüssigkeit. Diese Akuterkrankung lässt sich in der Regel mit Antibiotika und Gelenkspülungen gut sanieren. Davon zu unterscheiden ist die
reaktive Arthritis, bei der eine Infektion anderer Organe (Harntrakt, Atemwege, Darm) als Auslöser für eine Gelenkentzündung verantwortlich ist. Dabei
können in den betroffenen Gelenken
selbst keine Keime festgestellt werden,
sehr wohl aber im Harn oder in einer
Stuhlprobe.
Welche Ursachen hat Verschleiß­
rheumatismus?
Zu den Ursachen für degenerative Erkrankungen gehören u.a. Gelenkfehlstellungen, Überlastung der Gelenke durch
Beruf, Übergewicht oder Leistungssport.
Was ist eine Anamnese und wozu
dient sie?
Unter Anamnese versteht man die individuelle Krankheitsgeschichte eines Menschen. Diese liefert Hinweise für eine
richtige Diagnose (Krankheitsbezeichnung). Sinnvoll ist es, wenn der Betroffene schon vor dem ersten Arztbesuch die
12 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
drei so genannten „W“-Fragen für sich
beantwortet (siehe Kasten).
Zu wem gehe ich, wenn ich
­Gelenkschmerzen habe?
• Allgemeinmediziner/praktischer Arzt
(„Hausarzt“): Er ist die erste Anlaufstelle. Der Allgemeinmediziner leitet
seine Patienten bei Bedarf an einen
Facharzt weiter. Deuten die Untersuchungsergebnisse auf eine rheumatische
Erkrankung hin, wird er den Patienten
im Sinne der optimalen Betreuung einem Rheumatologen zuweisen.
• Orthopäde: Fachärzte, die einerseits
chirurgische Operationen durchführen,
andererseits mittels Spritzen (Infiltrationen, Injektionen) und Manualtherapie
(sog. konservative Orthopädie) die
Schmerzen behandeln, aber auch Fehlhaltungen korrigieren. Orthopäden können die Zusatzspezialisierung für Rheumatologie haben.
• Rheumatologe: Facharzt für Innere Medizin mit einer dreijährigen Zusatzausbildung im Bereich der Rheumatologie
Zur Vorbereitung auf den
­Arztbesuch: die 3 „W“-Fragen
• Wann – zu welcher Tageszeit, bei welchem Wetter tritt der Schmerz auf?
• Wo – an welchen Gelenken tritt der
Schmerz/die Schwellung auf?
• Wie – kann man eine Schwellung bemerken, wird das Gelenk warm, ist es am
Morgen steif etc.?
Leben mit Rheuma
Bei rheumatoider Arthritis machen sich die Beschwerden oft zuerst an den Fingergelenken
bemerkbar.
und Immunologie. Er hat spezielle
Kenntnisse in der Diagnose und Therapie von Patienten mit entzündlichen und
degenerativen Skelett-, Weichteil- und
Autoimmunerkrankungen. Rheumatologen sind dafür ausgebildet, gezielte körperliche, laborchemische und radiologische Untersuchungen durchzuführen
oder zu veranlassen. Darauf aufbauend
erstellen sie einen Befund und besprechen geeignete Behandlungsformen und
Maßnahmen mit dem Patienten.
Wie geht der Diagnoseablauf vor
sich?
Die erste Anlaufstelle ist, wie bereits erwähnt, in der Regel der praktische Arzt.
Dieser wird die Krankengeschichte aufnehmen und den Patienten, falls der Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung
besteht, in ein Labor zu einem Blutbe-
fund und zum Röntgen schicken. Erhärtet
sich der Verdacht durch die Laborwerte
und den Röntgenbefund, soll der Patient
an einen Rheumatologen weitergeleitet
werden, damit umgehend mit einer medikamentösen Therapie begonnen werden
kann. Sind die Laborergebnisse nicht aussagekräftig genug, um eine klare Entscheidung zu treffen – was zu 80% in einem frühen Stadium der Fall ist –,
bestehen aber weiterhin Gelenkschmerzen, müssen genauere Untersuchungen,
welche die Entzündungen darstellen können (z.B. Magnetresonanztomografie mit
Kontrastmittel, hochauflösender Gelenk­
ultraschall), durchgeführt werden.
„Moderne Rheumatherapie“ –
was heißt das?
Wichtigstes Element der Therapie ist die
Übereinkunft zwischen Arzt und Patient
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 13
Leben mit Rheuma
über die Ziele der Behandlung. Der Betroffene muss sich von seinem behandelnden Arzt verstanden fühlen. Das Therapiekonzept soll maßgeschneidert sein.
Die Auswahl der Medikation richtet sich
nach Ursache und Verlauf der rheumatischen Erkrankung.
In einem ersten Schritt ist es wesentlich,
die Schmerzen des Betroffenen in den
Griff zu bekommen. Gleichzeitig kann
man heute das Fortschreiten der Erkrankung verzögern, im besten Fall sogar
stoppen.
Ziel einer rechtzeitigen und richtigen
Therapie ist es, die Gelenkzerstörung zu
verhindern und die Gelenkfunktionen zu
erhalten. Wird nicht oder nur unzureichend behandelt, bedeutet das für den Patienten ein Leben mit Schmerzen und
fortschreitender körperlicher Behinderung.
Welche Rolle spielt die Psyche?
Für die Betroffenen bringt die Erkrankung eine starke psychische Belastung
mit sich, da es sich um eine chronische –
oft lebenslange – Erkrankung handelt.
Viel Selbstdisziplin ist für die oft jahrelange medikamentöse Therapie vonnö-
Entspannungstechniken können helfen, mit der
Belastung einer chronischen Rheumaerkrankung umzugehen.
14 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
ten. Schmerz- und Stressmanagement
spielen eine wichtige Rolle. Psychologische Hilfe – vom Stresstraining über autogenes Training bis zur Verhaltenstherapie – kann sich vorteilhaft auf den
Krankheitsverlauf auswirken.
Warum gelten so viele Menschen mit
Rheuma als „nicht therapiert“?
In Österreich ist die Versorgung mit den
entsprechenden Medikamenten, Physiotherapien und anderen Hilfestellungen
sehr gut bis ausgezeichnet. Das Problem
ist an anderer Stelle zu suchen: Jeder
zweite Rheumatiker war mit seinen Beschwerden noch nie beim Arzt! Die Betroffenen ordnen ihre Beschwerden oft
erst spät einer rheumatischen Erkrankung
zu. Somit kann der Allgemeinmediziner
die Zuweisung zu einer Laboruntersuchung oder zu einem Rheumatologen gar
nicht veranlassen.
Gibt es bei rheumatischen
­Erkrankungen geschlechtsspezifische
Unterschiede?
Ja. Frauen sind insgesamt häufiger von
rheumatischen Erkrankungen betroffen.
Hier ein Überblick über den Anteil Frauen – Männer bei den verschiedenen rheumatischen Erkrankungen:
• Rheumatoide Arthritis (RA): Frauen erkranken zwei- bis dreimal häufiger an
RA als Männer. Einen maßgeblichen
Einfluss dürften Hormone haben.
•
Systemischer Lupus erythematodes
(SLE): Der SLE findet sich bei etwa 1
Promille der Bevölkerung und tritt
zehnmal häufiger bei Frauen auf als bei
Männern. Abgesehen von genetischen
Faktoren spielen auch hier hormonelle
Leben mit Rheuma
Faktoren bei der Entstehung der Erkrankung eine große Rolle.
• Fibromyalgie: Auch diese Erkrankung
betrifft Frauen etwa sechsmal häufiger
als Männer.
• Morbus Bechterew: Diese Erkrankung
betrifft Männer gleichermaßen wie
Frauen. Allerdings verläuft Morbus
Bechterew bei Frauen meist deutlich
milder als bei Männern.
Können auch Kinder an Rheuma
erkranken?
Ja. Diese Form von Rheuma nennt man
„juvenile idiopathische Arthritis“ (JIA).
Sie ist eine Autoimmunerkrankung und
kann vom Säugling bis zum Jugendlichen
jeden treffen. Die Ursachen für die Fehlreaktion des Immunsystems sind bisher
nicht gänzlich geklärt.
Ist von einer Schwangerschaft bei
Rheuma abzuraten?
Eine Schwangerschaft ist prinzipiell
möglich, allerdings sollte sie nur in Phasen niedriger bis keiner Krankheitsaktivität und in Absprache mit dem behandelnden Arzt geplant werden. Eine erhöhte
Krankheitsaktivität der Mutter bedeutet
unabhängig von der genauen Diagnose
der rheumatischen Erkrankung ein geringgradig erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt, Frühgeburtlichkeit und Wachstumsstörungen des Kindes.
Vorsicht: Viele Medikamente müssen
rechtzeitig vor einer geplanten Schwangerschaft pausiert werden!
Verändert sich die Krankheitsaktivität
in bzw. nach der Schwangerschaft?
Bei der Mutter hängt die Prognose von
Für RheumaBetroffene gilt:
Schwangerschaften
immer vorab mit
einem Arzt besprechen!
der genauen Diagnose ab: So ist bei rheumatoider Arthritis und Morbus Bechterew eine Verbesserung der Krankheitsaktivität während der Schwangerschaft zu
erwarten. Allerdings kann es bei einem
Drittel der Patientinnen zu einer Zunahme der Krankheitsaktivität kommen. Die
verminderte Krankheitsaktivität wird auf
die veränderte Immunsituation in der
Schwangerschaft, sozusagen das „ToleBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 15
Leben mit Rheuma
Rheuma und Schwangerschaft –
Hinweise für die werdende Mutter:
• Neben der üblichen Schwangerschaftsvorsorge sollten engmaschige rheumatologische Kontrollen erfolgen.
• Sinnvoll ist es, wenn sich die behandelnden Fachärzte (Rheumatologen,
Gynäkologen sowie evtl. Kinderärzte) untereinander besprechen, um gemeinsam
mit der schwangeren Patientin die beste
Vorgehensweise zu wählen.
rieren eines Fremden“, zurückgeführt.
Bei Kollagenosen, wie z.B. systemischem Lupus erythematodes, ist eine Verschlechterung möglich, vor allem bei
Mitbeteiligung der Nieren. Daher erfolgt
eine Zusammenarbeit mit Organspezialisten (z.B. für Nephrologie = Nierenkrankheiten; Dermatologie = Hauterkrankungen; Neurologie = chronische
Nervenentzündungen).
Was bedeutet eine Schwangerschaft
für die Einnahme von Medikamenten?
Im Beipacktext findet sich bei fast allen
Medikamenten der Hinweis: Nicht in der
Schwangerschaft einnehmen! Dies bezieht sich darauf, dass kein Medikament
bei Schwangeren auf Unbedenklichkeit
getestet wurde. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass einzelne Medikamente in der
Schwangerschaft durchaus eingenommen werden können. Hier ist aber in jedem Fall Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten!
16 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Hinweis für männliche Rheumapatienten: Das Thema Medikamente betrifft
nicht nur Frauen. Auch Männer mit einer
rheumatischen Erkrankung sollten bei
Kinderwunsch ihre Medikation nicht einfach absetzen, sondern das Thema ebenfalls mit ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Können während der Schwangerschaft Komplikationen auftreten?
Ja, gerade deshalb ist die regelmäßige
Rücksprache mit den behandelnden Ärzten so wichtig! Bei sich abzeichnenden
Problemen empfiehlt sich die Kontrolle
an einer Risikoambulanz. In der Regel
verlaufen Schwangerschaft und Geburt
problemlos. Oft kommt es jedoch nach
der Geburt zu einem Rheumaschub. Dies
sollte im Rahmen der Vorbereitung besprochen werden, um dann rasch eine geeignete Therapie beginnen zu können.
Neigt mein Kind wahrscheinlich auch
zu Rheuma?
Die angeborene (vererbte, genetische)
Neigung, Rheuma zu bekommen, gibt es.
Studien bei eineiigen Zwillingen haben
jedoch gezeigt, dass sie nur zu einem geringen Teil am tatsächlichen Ausbruch
der Erkrankung beteiligt ist.
Zusammenfassend kann man sagen: Eine
Schwangerschaft ist ein wunderbares Ereignis. Frauen, die an einer rheumatischen
Erkrankung leiden, wird die Planung gemeinsam mit dem behandelnden Rheumatologen empfohlen, damit die Zeit, die so
wichtig für Mutter und Kind ist, auch weitgehend sorgenfrei verlaufen kann.
Leben mit Rheuma
Übersicht
Symptome
1. Chronisch-entzündliche Erkrankungen
a. Rheumatoide Arthritis, RA
(= CP; chronische Polyarthritis)
Gelenkschmerzen oder -schwellung,
Druckschmerz, Morgensteifigkeit von mindestens
einer halben Stunde
b. Juvenile idiopathische Arthritis
(= JIA)
Schmerzen/Schwellung, Überwärmung der
Gelenke, Morgensteifigkeit, Müdigkeit,
Weinerlichkeit
c. M
orbus Bechterew
tief sitzende Kreuzschmerzen, morgendliche
Steifigkeit der Wirbelsäule, Brustkorb- oder
Rückenschmerzen, Hüftschmerzen in der Leiste,
Versteifung der Wirbelsäule
d. Psoriasis-Arthritis
(= PsA; Schuppenflechte mit Gelenkerkrankung)
strahlenförmige Entzündung der Gelenke von
Händen und Zehen, damit einhergehende
Hautprobleme, Sehnenansatzentzündung mit
­Schwellung
2. Nicht-entzündliche rheumatische Erkrankungen
a. Arthrose
(= Abnutzungserkrankung der Gelenke)
Schmerzen bei Beginn einer Bewegung,
­Bewegungseinschränkungen, Muskelverspannungen,
Gelenkverformungen
b. Fibromyalgie
(= eine Form des „Weichteilrheumatismus“)
großflächige Schmerzen von Kopf bis Fuß, Schlafoder Angststörungen, chronische Müdigkeit,
­Depressionen, u.U. Schwellungsgefühle in Händen,
Füßen und Gesicht, Kälteempfindlichkeit
18 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Leben mit Rheuma
Therapie – medikamentös
Therapie – nicht-medikamentös
Seite
NSAR (= nicht-steroidale Antirheumatika), Basistherapeutika (z.B. Methotrexat,
Sulfasalazin, Leflunomid), Kortison,
Biologika (TNF-alpha-Blocker, Interleukin1-Rezeptor-Blocker, T-Zell-Hemmer,
B-Zell-Antikörper, Interleukin-6-RezeptorBlocker)
Heilgymnastik, Ergotherapie, Thermotherapie,
Elektrotherapie, Ultraschall
21
NSAR, Kortison, Basistherapeutika
(Methotrexat), TNF-alpha-Blocker,
Interleukin-6-Rezeptor-Blocker,
T-Zell-Hemmer
Physiotherapie, Ergotherapie, gelenk­
schonende Sportarten
27
NSAR, TNF-alpha-Blocker
tägliche Gymnastik, Wärme-, Kältetherapie,
Massagen
32
NSAR, Kortison bei Schüben, Basistherapeutika, Phosphodiesterase-Hemmer,
TNF-alpha-Blocker, Interleukin-12/23Blocker
Physiotherapie
38
Rheumasalben/-gels, NSAR (= nichtsteroidale Antirheumatika), Kortison
bei aktivierter Arthrose (in die Gelenke
gespritzt), evtl. Hyaluronsäure
ausreichend Bewegung, Gelenkschutz (z.B.
durch Hilfsmittel), Abbau von Übergewicht,
Ergo-, Wärme- und Kältetherapie, Elektrotherapie, Aquatraining, Alltagshilfen (Stöcke oder
festes Schuhwerk)
65
Antidepressiva, Analgetika (Schmerzmedikamente), muskelentspannende
Präparate, Substanzen gegen neuropathische Schmerzen
psychologische Betreuung, Bewegungs-/­
Trainingstherapie
77
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 19
ENTZÜNDLICHRHEUMATISCHE
ERKRANKUNGEN
Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste und bekannteste der
entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.
20 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
RHEUMATOIDE ARTHRITIS
(CHRONISCHE POLYARTHRITIS)
Blick:
Auf einen
ritis
oide Arth
Rheumat
dlich-
gste entzün
• ist die häufi rkrankung
E
rheumatische
bweise
• verläuft schu
wellungen
ündlichen Sch
tz
en
it
m
t
eh
• g
enhaut einher
der Gelenkinn
ie
ingt so früh w
• sollte unbed elt werden, um
d
möglich behan en zu verhindern
ng
ru
ö
st
er
Gelenkz
tika gut
asistherapeu
• kann mit B
den
behandelt wer
Was ist rheumatoide Arthritis?
Rheumatoide Arthritis (kurz: RA) oder
auch chronische Polyarthritis (kurz: CP)
ist eine Form der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Sie verläuft oftmals schubweise. Charakteristisch sind
entzündliche Schwellungen der Gelenk­
innenhaut und der gelenknahen Struk­
turen (z.B. Schleimbeutel).
Wer ist betroffen?
Die rheumatoide Arthritis betrifft Frauen
dreimal häufiger als Männer, mit einem
Altersgipfel zwischen dem 40. und 60.
Lebensjahr. In Österreich leiden rund
70.000–80.000 Menschen an rheumatoider Arthritis. Jährlich gibt es zwischen
2.400 und 4.800 Neuerkrankungen.
Welche Auslöser gibt es?
Nach derzeitigem Erkenntnisstand sind
keine einzelnen Auslöser für den Ausbruch von RA verantwortlich, sondern
ein Zusammenspiel von erblicher Veranlagung und äußeren Faktoren. Dies kann
zu einer Fehlleistung des Immunsystems
führen. Das heißt, die Abwehrkräfte
richten sich gegen den eigenen Körper,
in diesem Fall gegen die Gelenke. In den
letzten Jahren ist man zu der Erkenntnis
gelangt, dass in Tiermodellen Viren am
Ausbruch der Erkrankung beteiligt sein
dürften. Allerdings gibt es dazu beim
Menschen bisher noch keine beweisenden Untersuchungsergebnisse, sodass
eine ursächliche Behandlung derzeit
noch nicht existiert.
Was passiert bei RA im Körper?
Normalerweise produziert die Gelenk­
innenhaut (= Membrana synovialis) die
Gelenkschmiere. Diese ist für reibungsarme Bewegungen des Gelenks verantwortlich und versorgt das Knorpelgewebe. Bei
RA kommt es durch das überschießende
Immunsystem zu einer Entzündung dieser
Gelenkinnenhaut. Schlüsselrolle in dieser
Entzündungskaskade spielen die so genannten proinflammatorischen (entzündungsfördernden) Zytokine. Das sind
Proteine und Botenstoffe, die im Immunsystem die körpereigene Abwehr steigern
und Entzündungen verursachen oder verstärken. Zu den bekanntesten proinflam­
matorischen Zytokinen gehören beispielsBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 21
Rheumatoide Arthritis
weise TNF-alpha (Tumor-Nekrose-Faktor
alpha), Interleukin-1 und Interleukin-6.
Unter dem Einfluss dieser proinflammatorischen Zytokine kommt es nun zu einer
erhöhten Produktion von entzündlich veränderter Gelenkschmiere. Daraus resultieren schmerzhafte Schwellungen der
Gelenke und unter Umständen eine Ergussbildung. Später wächst die Gelenkinnenhaut wie ein gutartiger Tumor in das
Gelenk hinein. Knorpelgewebe und auch
der darunter liegende Knochen werden
angegriffen und das Gelenk verformt sich.
Woran merke ich, dass ich RA habe?
Die RA zeigt sich individuell unterschiedlich, sie kann plötzlich ausbrechen oder
sich schleichend durch unspezifischere
Symptome ankündigen. Am häufigsten ist
die klassische Verlaufsform:
•
Gelenkschmerzen oder -schwellungen,
wovon zunächst meist symmetrisch die
Fingergrund- und -mittelgelenke betroffen sind, im höheren Lebensalter auch
größere Gelenke
• Schwellung, Überwärmung und Druckschmerzhaftigkeit mehrerer Gelenke
• schmerzhafte
Bewegungseinschrän­
kungen
• uncharakteristische Vorboten wie Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, starkes
Schwitzen, erhöhte Temperatur und Abgeschlagenheit
• Morgensteifigkeit (mindestens eine Stunde lang), die das Anziehen und Waschen
erschwert; die Symptome verschwinden
je nach Schwere und Aktivität der Erkrankung im Laufe des Tages.
• nach Jahren: Auftreten von Rheumaknoten (= derbe Knötchen unter der Haut, oft
an der Streckseite der Ellbogengelenke)
22 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Kennzeichnend für RA: Entzündungen der
Gelenke
Was passiert, wenn keine Therapie
eingeleitet wird?
Wird das fehlgesteuerte Immunsystem
nicht eingebremst, schreitet die Zerstörung der Gelenke innerhalb weniger
Monate und Jahre unaufhaltsam voran.
Entzündungen bilden sich teilweise nach
Wochen zurück, um dann schubweise
wieder aufzutreten und dabei die Gelenkstrukturen weiter anzugreifen. Da es
sich bei der rheumatoiden Arthritis um
eine Systemerkrankung handelt, ist bei
längerer Krankheitsdauer auch ein entzündlicher Befall innerer Organe möglich, z.B. an den Gefäßen sowie Herz,
Nieren und Lunge. Die Krankheit birgt
per se ein gesteigertes Infektionsrisiko.
Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit, an
Lymphdrüsenkrebs zu erkranken, erhöht. Mit fortschreitender Gelenkzerstörung kann die Krankheit durch Gelenkversteifungen und Gelenkdeformationen
bis zur Invalidität führen.
Was kann einen Schub auslösen?
Einhellige Meinung herrscht darüber,
dass psychische Aspekte oft eine Rolle
Rheumatoide Arthritis
spielen. Denn Stress, Sorgen und ungelöste Probleme können das Immunsystem beeinflussen. Für einen an RA Erkrankten kann dies einen neuen Schub
zur Folge haben. Bemerkbar für den
Betroffenen macht sich ein Schub durch
die Zunahme der Gelenkschmerzen und
-schwellungen, vermehrte Abgeschlagenheit und deutlich stärkere Bewegungs- und/oder Ruheschmerzen.
Wie erfolgt die Diagnose?
Zunächst erhebt der Arzt die Anamnese
(= Krankengeschichte) durch Befragung des Patienten und führt eine klinische Untersuchung durch – idealerweise einschließlich der Erfassung des so
genannten „Rheumastatus“. Besteht
danach der Verdacht auf RA, erfolgt die
Diagnoseabsicherung mittels bildgebender Verfahren sowie Laboruntersuchungen. Wenn die Befunde vorliegen
und der Verdacht bestätigt wurde, sollte
der Patient unbedingt zur Beratung und
optimalen Therapieeinstellung einen
Rheumatologen aufsuchen.
Was zeigen die Befunde?
Laborbefunde allein liefern keinen eindeutig gesicherten Beweis für das Vorliegen einer RA. Ergänzend zum klinischen Befund (= Schmerzen des
Patienten und Schwellungen der Gelenke) sind sie aber oft bestätigend. Weiters sind sie bei vorliegender Diagnose
nützlich, um die Aktivität der Krankheit
zu beurteilen.
Die Blutwerte zeigen bei einer Entzündung häufig eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit und ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP). Der
Wert der Blutsenkung und des CRP gibt
jedoch lediglich an, dass eine Entzündung im Körper vorliegt, enthält aber
keine Aussage darüber, ob es sich um
eine Entzündung der Gelenke handelt
und damit tatsächlich eine RA vorliegt.
Was sind Rheumafaktoren?
Rheumafaktoren (RF) sind körpereigene Abwehrstoffe, die sich an die eigenen Immunglobuline (= Antikörper)
binden, die also gegen ihresgleichen
gerichtet sind. Sie werden im Blut
nachgewiesen. Der Rheumafaktor kann
den ärztlichen Verdacht des Vorliegens
einer RA bestätigen, ist jedoch alleine
noch kein Beweis für eine Rheumaerkrankung. Bei bis zu 85% der Patienten
mit RA werden im Laufe der Erkrankung Rheumafaktoren im Blutserum
nachgewiesen. Ein eindeutiger Nachweis für das Vorliegen einer RA ist dies
aber nicht, da es auch Patienten mit RA
gibt, die keinen Rheumafaktor haben (=
negativ, seronegativ). Auch der Umkehrschluss stimmt nicht. Denn wer
diesen Faktor im Blut aufweist, muss
nicht zwangsläufig an Rheuma erkranken. Bis zu 20% der gesunden älteren
Menschen weisen einen erhöhten Rheumafaktor auf.
Die modernste Labormethode zur Diagnosesicherung ist der ACPA-Test (=
Test zum Nachweis „anti-citrullinierter
Peptid-Antikörper“, wie z.B. AntiCCP- oder Anti-MCV-Antikörper).
Bei Bestehen klinischer Beschwerden
des Patienten ohne eindeutigen Blutbefund bedarf es in jedem Fall weiterer
Schritte, um eine eindeutige Diagnose
zu stellen.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 23
Rheumatoide Arthritis
Welche Bedeutung haben
­bildgebende Verfahren?
Im Röntgen können die für die RA typischen Veränderungen nachgewiesen und
der Zustand der Gelenke sichtbar gemacht
werden. Es sind dies gelenknahe Erosionen (= Defekte im Bereich der KnorpelKnochen-Grenze). Mittels Röntgen können jedoch nur bereits vorhandene
Zerstörungen nachgewiesen werden.
Bei Frühformen einer RA und (noch)
unauffälligem Röntgen ist der Einsatz
einer MRT (Magnetresonanztomografie
oder Kernspintomografie) sinnvoll. Mittels MRT gelingt es, ohne Strahlenbelastung aktive Gelenkentzündungen frühzeitig zu erkennen, noch bevor schwer
wiegende Zerstörungen an Knorpel oder
Knochen eingetreten sind. Zu diesem
Zweck wird ein Kontrastmittel in die
Vene injiziert.
Vorteil eines hochauflösenden Ultraschalls (Gelenkultraschall) ist einerseits
das Fehlen jeglicher Strahlenbelastung
und andererseits, dass die Beobachtung
Bei RA führen Entzündungen zu Gelenk­
verformungen.
24 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
in Bewegung gemacht werden kann. Es
können hier mithilfe des Schalls Entzündungen der Gelenkinnenhaut nachgewiesen und betroffene Bereiche genau
lokalisiert werden. Ultraschalluntersuchungen kommen vor allem bei Handund Fingergelenken, aber auch bei Vorfuß-, Fußwurzel- und Schultergelenken
zum Einsatz.
Warum ist eine fachärztliche
­Untersuchung notwendig?
Wenn ein Patient mit klinischen Beschwerden zum Rheumatologen kommt,
kann dieser aufgrund seiner speziellen
Ausbildung weitere Aspekte abklären
und so die Bestätigung für eine rheumatologische Erkrankung liefern. Der
Facharzt ist speziell darauf geschult, diese sehr individuellen Faktoren, wie z.B.
Schwellungen, Funktionsbeeinträchtigungen, Hautveränderungen etc., zu bewerten.
Welche Ziele verfolgt eine Therapie
der RA?
An erster Stelle stehen Schmerzlinderung
und Beseitigung der Entzündung. Die
abschwellenden Rheumaschmerzmittel
(NSAR = nicht-steroidale Antirheumatika) sind dabei sehr wirksam. Der Rheumatologe wird unmittelbar nach Diagnosestellung versuchen, mithilfe eines so
genannten Basistherapeutikums die Entzündung und das fehlgesteuerte Immunsystem in den Griff zu bekommen. Dazu
ist eine oft lebenslange Einnahme dieser
Medikamente notwendig.
Am häufigsten kommt hier der Wirkstoff
Methotrexat (MTX) zum Einsatz. Die
Wirkung des Basistherapeutikums tritt oft
Rheumatoide Arthritis
erst nach ein bis zwei Monaten ein, wobei
nicht alle Patienten auf die Basistherapie
sofort ansprechen. In der Regel tritt bei
40% der Betroffenen eine Besserung der
Entzündungsreaktion ein. In 15% der Fälle kann sogar von einer gänzlichen Remission (= Wegfall der Krankheitssymptome)
gesprochen werden. Aufgrund des verzögerten Wirkeintritts schlägt der Rheumatologe oft vor, das körpereigene Nebennierenhormon Kortison für die Zeit der
Überbrückung bis zum Wirkeintritt der
Basistherapie einzusetzen. Bei gleichzeitiger Einnahme von Kortison und einem
NSAR muss in jedem Fall ein Magenschutzpräparat gegeben werden, um das
Risiko für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre zu senken. Obwohl viele Patienten die Kortisonmedikamente zuerst
skeptisch betrachten, ist die Wirkung vor
allem bei ausgeprägten Gelenkschwellungen doch meist so befreiend, dass Betroffene die Präparate gerne einige Wochen
einnehmen.
Was ist, wenn die Basistherapie
keinen Erfolg bringt?
Kommt es mit der Basistherapie nicht
zum gewünschten Erfolg – also zu einem Aufhalten der Entzündung –, kann
zu einem anderen Basistherapeutikum
gewechselt oder ein zweites dazugegeben werden (Kombinationstherapie).
Eine weitere viel versprechende Option
stellen die so genannten Biologika dar.
Dazu gehören die TNF-alpha-Blocker
(Adalimumab, Certolizumab, Etanercept, Golimumab, Infliximab) sowie
Abatacept, welches die Aktivierung von
T-Zellen bremst, und der Interleukin6-Blocker Tocilizumab. Sie kommen
zum Einsatz, wenn die Behandlung mit
herkömmlichen chemischen Basistherapeutika oder die Kombination von Basistherapeutika nicht erfolgreich war.
Biologika wirken am besten in Kombination mit herkömmlichen Basistherapeutika. Innerhalb von wenigen Wochen
weiß man, ob die gewünschte Wirkung
mit Biologika eintritt. Sollte dies nicht
der Fall sein, besteht die Möglichkeit, zu
einem anderen Biologikum zu wechseln.
Wird die Entzündung nicht dauerhaft reduziert oder gestoppt, stehen dem Rheumatologen noch weitere immuntherapeutische Konzepte zur Verfügung, die
ebenfalls zu den Biologika gehören:
Hemmung der B-Zellen mittels der Substanz Rituximab.
Langfristig sollte es zu einem Rückgang
der entzündlichen Aktivität kommen.
Damit wird auch die Gelenkzerstörung
eingedämmt bzw. gestoppt und Schmerzfreiheit erzielt.
Was ist entscheidend für eine
erfolgreiche Therapie?
Der Behandlungserfolg ist abhängig
vom Behandlungsbeginn: Ein optimales
Behandlungsergebnis ist bei Frühtherapie schon 12–16 Wochen nach Krankheitsbeginn zu erwarten. Die Entwicklung der Erkrankung hängt von der
Mitarbeit des Patienten ab: Es ist unbedingt notwendig, dass die Medikamente
konsequent eingenommen werden!
Auch regelmäßige Kontrolltermine sind
notwendig. Der Rheumatologe wird die
Therapie so lange anpassen, bis die
Krankheit zumindest eine niedrige
Krankheitsaktivität oder eine völlige Remission aufweist; dieses Vorgehen wird
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 25
heute fachärztlich „Treat to Target“ genannt.
Welche Zusatzbehandlungen gibt es
bei RA?
Eine Kräftigung der Muskulatur wird mit
Physiotherapie und gezielter Heilgymnastik erreicht. Massagen tragen zur Steigerung der Durchblutung und zur Muskelentspannung bei, denn Patienten mit
RA leiden nicht selten an massiven Muskelverspannungen. Abgesehen von der
medikamentösen Therapie machen Zusatzbehandlungen vor allem im Schmerzbereich immer Sinn, wenn der Patient damit sein subjektives Wohlbefinden und
seine Lebensqualität steigern kann.
Grundsätzlich sollte bei RA die Anwendung von starker Wärme oder der Aufenthalt in zu heißem Wasser (über 32
°C) vermieden werden. Besonders bei
einem akuten Schub sind Kryotherapien
(Kryo = Kälte) empfehlenswert, wenn
dies subjektiv vom Patienten als angenehm empfunden wird.
Vorsicht: Bei einem akuten Schub sind
Heilgymnastik und Elektrotherapie
nicht zielführend und sollten daher nicht
angewendet werden!
Welche Hilfen gibt es für den Alltag?
Das ist die Domäne der Ergotherapeuten.
Wenn alltägliche Tätigkeiten wie das Halten einer Kaffeetasse, das Schneiden von
Brot oder das Zuknöpfen des Hemdes unmöglich werden, gibt es Hilfsmittel im gut
sortierten Fachhandel. Finger- und Handhalterungsschalen können ebenso helfen
wie die so genannten Knopfloch- und
Schwanenhalsschienen oder Metakarpal26 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Kühlung kann bei entzündeten und geschwollenen Gelenken Schmerzen lindern.
spangen. Spezielle Messer (der Griff ist
90 Grad von der Klinge weggebogen) und
spezielle Flaschenöffner erweisen ebenfalls gute Dienste.
Wann ist eine Operation unumgänglich?
Operationen werden nur dann durchgeführt, wenn andere Therapieformen nicht
den erwarteten Erfolg bringen. Bei der so
genannten Synovektomie – das ist eine
gelenkerhaltende Therapiemaßnahme –
wird die entzündete Gelenkinnenhaut
durch Ausschälen des betroffenen Gelenks operativ entfernt (siehe S. 56). Innerhalb einiger Wochen wächst die Gelenk­
innenhaut wieder nach (Regenerat).
Tipps für den Alltag
• Tragen Sie Lasten mit Rucksack, damit
das Gewicht gleichmäßig verteilt wird.
• Vermeiden Sie Erschütterungen der
Gelenke (vibrierende Geräte, Schütteln
der Gelenke).
• Überschreiten Sie Ihre Belastungsgrenze
nicht, muten Sie sich nicht zu viel zu.
• Unterstützen Sie Ihre Handgelenke bei
belastenden Tätigkeiten.
• Sorgen Sie mit Freizeitaktivitäten, die
Spaß machen, für glückliche Momente.
JUVENILE IDIOPATHISCHE
­ARTHRITIS (JIA)
Blick:
Auf einenpathische
io
Juvenile id is
Arthrit
etes
ufig wie Diab
n ebenso hä
er
d
in
K
ei
b
• ist
mellitus
Gelenk­
den, um eine
er
w
t
el
d
an
• muss beh
verhindern
zerstörung zu
bemerkterschiedlich
un
hr
se
ch
si
nen Facharzt
• macht
ung durch ei
är
kl
b
A
er
ah
bar, d
notwendig
sowie
: Schmerzen
en
ch
ei
nz
A
te
• Ers
Gelenke
überwärmte
,
ne
lle
o
w
ch
­ges
llen Therapie
nen individue
ei
t
n,
er
te
rd
o
en
rf
e
am
•
ik
ation aus Med sycho­sozialer
plan (Kombin
p
,
ie
ie, Ergotherap
­Physiotherap
)
Unterstützung
Was bedeutet „juvenile idiopathische
Arthritis“?
Juvenil = kindlich/jugendlich; idiopathisch = Erkrankung ungeklärter Ursache; Arthritis = Gelenkentzündung
Verschwindet Rheuma bei Kindern
wieder?
Von alleine nicht, daher muss kindliches
Rheuma behandelt werden! In vielen
Fällen ist es jedoch möglich, die Erkrankung mit der richtigen Therapie zum
Stillstand zu bringen oder sie so stark zu
verlangsamen, dass es sich gut mit ihr
leben lässt. Wichtig ist, während des
Stadiums einer aktiven Gelenkentzündung vor allem mit medikamentöser
Therapie zu verhindern, dass bleibende
Gelenkschäden entstehen.
Wie häufig ist kindliches Rheuma?
In Österreich gibt es jährlich ungefähr
140 Neuerkrankungen, bundesweit sind
etwa 1.700 Kinder und Jugendliche an
chronischer Arthritis erkrankt. Rheuma
ist somit bei Kindern ebenso häufig zu
finden wie Diabetes mellitus.
Wie äußert sich eine JIA?
Rheuma bei Kindern macht sich sehr unterschiedlich bemerkbar: Die Anzahl betroffener Gelenke kann variieren, Haut,
Bänder und Sehnen können ebenfalls am
Entzündungsprozess beteiligt sein. Auch
der Krankheitsverlauf ist unterschiedBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 27
Juvenile idiopathische Arthritis
lich: Bei manchen Kindern entzünden
sich die Gelenke immer wieder, bei anderen nur selten; oft ist auch nur ein Gelenk betroffen.
Ärzte sprechen von einer JIA, wenn die
Gelenkentzündung mindestens sechs
Wochen anhält und die Erkrankung
vor dem 16. Lebensjahr beginnt.
Was können erste Anzeichen sein?
So unterschiedlich die JIA auch verlaufen kann, allen Verlaufsformen gemeinsam ist die Gelenkentzündung. Erste
Anzeichen sind Schmerzen sowie geschwollene, überwärmte Gelenke. Am
Morgen ist auch oft eine Steifigkeit der
Gelenke festzustellen.
Welche weiteren Beschwerden
­können auftreten?
Wachstumsstörungen, Entzündung der
Augen oder Beeinträchtigung des Entwicklungszustandes
Wie verläuft eine JIA?
Wie sich eine JIA entwickelt und ob sie
sich bis ins Erwachsenenalter bemerkbar
macht, lässt sich schwer voraussagen.
Der Verlauf ist oft von der genauen Erkrankungsform abhängig.
Ärzte unterscheiden folgende Formen
der JIA:
• Oligoarthritis: Ein bis vier Gelenke
sind betroffen, sehr häufig das Kniegelenk. Oft verläuft die Erkrankung nicht
gleichmäßig an beiden Körperhälften,
sondern asymmetrisch. Augenentzündungen sind häufig. Die Krankheit beginnt im Kleinkindalter.
28 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
• Polyarthritis: Mindestens fünf Gelenke sind betroffen. Am häufigsten sind
Hand-, Finger-, Ellbogen-, Knie- und
Sprunggelenke entzündet.
• Systemische Arthritis: Beginnt meist
mit hohem Fieber und Hautausschlägen im Kleinkindalter. Neben den Gelenken sind auch Organe, wie z.B.
Herz, Lymphknoten, Milz, Leber, Nieren oder Lunge, beteiligt.
• Psoriasis-Arthritis: Beschwerden des
Kniegelenks und der kleineren Gelenke (Hände, Füße) treten hier gemeinsam mit einer Schuppenflechte (Psoriasis) auf. Anzeichen: scharf begrenzte,
rötliche Areale auf der Haut, die mit
silbrig-weißen Schuppen bedeckt sind.
Bevor es zu einer Psoriasis kommt, zeigen sich oft Nagelveränderungen sowie auch ein Anschwellen ganzer Finger oder Zehen.
• Enthesitis-assoziierte Arthritis: Gelenkbeschwerden sowie Entzündung
von Bändern und Sehnen, insbesondere der Ferse. Diese Form der JIA beginnt meist im Schulalter und kommt
häufiger bei Buben vor. Die Gelenke
sind in der Regel asymmetrisch betroffen, vorzugsweise die Knie- und
Sprunggelenke.
Wo finde ich ärztliche Hilfe, die auf
kindliche Bedürfnisse eingeht?
Aufgrund der Besonderheiten kindlichrheumatischer Erkrankungen sollte die
Therapie durch ein spezialisiertes Team
(Kinderrheumatologen, Kinderphysiound -ergotherapeuten, -orthopäden,
-psychologen sowie pädiatrisch geschulte Augenärzte) erfolgen. In Österreich
gibt es elf Spitäler, deren Kinderabtei-
Juvenile idiopathische Arthritis
Die Therapie der JIA sollte durch ein
­spezialisiertes Team erfolgen.
lung über eine kinderrheumatologische
Ambulanz verfügt. In besonders schwierigen Phasen der Erkrankung kann auch
ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig werden.
Wie wird Rheuma bei einem Kind
festgestellt?
An erster Stelle steht das ausführliche
Gespräch mit dem Kinderrheumatologen. Wichtige Fragen sind:
• Gibt es in der Familie Rheumatiker?
• Wann haben die Schmerzen angefangen?
• Wie oft treten die Schmerzen auf?
•
Wurde auch eine Veränderung beispielsweise an der Haut oder den Augen bemerkt?
Diese Fragen dienen dazu, möglichst
viele Informationen aus der Vorgeschichte des jungen Patienten zu sammeln und
Zusammenhänge mit den aktuellen Beschwerden herzustellen. Neben der
gründlichen Untersuchung der entzündeten Gelenke erfolgt eine weitere Einschätzung der Krankheit mittels bildgebender Verfahren wie Ultraschall,
Röntgen, Magnetresonanz und selten
Computertomografie. Wichtig für die
Diagnose ist auch ein Blutbild. Bei der
Blutsenkungsgeschwindigkeit
(BSG)
wird das Verhalten der roten Blutkörperchen beobachtet. Daraus lassen sich
Rückschlüsse auf eine Entzündung im
Körper ziehen. Auch die Menge des Creaktiven Proteins (CRP) – eines Eiweißstoffes im Blut – nimmt zu, wenn
eine Entzündung im Körper vorliegt: je
höher die Werte, desto aktiver das Entzündungsgeschehen.
Wie wird kindliches Rheuma
­behandelt?
Hauptziel der Behandlung ist es, die
Entzündung vollständig zu stoppen und
damit bleibende Schäden an den Gelenken zu verhindern. Der Therapieplan ist
je nach Patient unterschiedlich und besteht aus einer Kombination von Medikamenten, Physiotherapie, Ergotherapie,
psychosozialer Unterstützung und selten
auch Operationen.
Welche Medikamente kommen
zum Einsatz?
Häufig sind mehrere Medikamente notwendig, um die verschiedenen Symptome der Entzündung und der Schmerzen
in den Griff zu bekommen:
• Nicht-steroidale Antirheumatika wirken entzündungshemmend und zum
Teil auch schmerzlindernd.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 29
Juvenile idiopathische Arthritis
• Kortikoide hemmen die Entzündung.
Sie werden Kindern und Jugendlichen
nicht nur in Form von Tabletten oder
Infusionen verabreicht, sondern häufig
auch als Injektion. Die Gabe wird sorgfältig dosiert und die Dauer der Einnahme möglichst kurz gehalten. Eine
einmalige hohe Verabreichung erfolgt
nur in seltenen Fällen, etwa wenn die
Entzündung besonders stark ist und
schnell eingedämmt werden muss.
• Basistherapeutika kommen bei schweren Formen der JIA zum Einsatz. Sie
nehmen direkten Einfluss auf den
Krankheitsprozess und damit auf den
Krankheitsverlauf. Methotrexat ist eines der am häufigsten eingesetzten Basismedikamente.
• Biologika greifen ebenfalls direkt in
das Krankheitsgeschehen ein. Biologika wie Etanercept oder Adalimumab
blockieren den körpereigenen Botenstoff Tumor-Nekrose-Faktor alpha
(TNF-α) und kommen dann zum Einsatz, wenn andere Medikamente keine
ausreichende Wirkung zeigen oder
nicht vertragen werden. Oft werden
Biologika (z.B. Abatacept) mit Basistherapeutika kombiniert, um gezielt
den Entzündungsprozess zu beeinflussen. Auch der Interleukin-6-Hemmer
Tocilizumab kommt bei der Behandlung des kindlichen Rheumas zum Einsatz. Die Wirkung der Biologika tritt
im Unterschied zu den klassischen Basistherapien schon innerhalb weniger
Wochen ein.
• Schmerztherapie: Bei schweren Verläufen der JIA können starke Schmerzen auftreten. Hier sind neben der
medikamentösen Behandlung auch
­
30 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
physikalische Methoden zielführend.
Gerade die medikamentöse Schmerztherapie beim Kind braucht viel Erfahrung zur angemessenen Dosierung und
Verträglichkeit der Schmerzmittel.
Welche therapieunterstützenden
Maßnahmen gibt es?
Die Physiotherapie hilft, Fehlstellungen
und Versteifungen von Gelenken, die
z.B. durch Schonhaltungen entstehen
können, zu verhindern oder zu korrigieren. Wichtig ist es, die Übungen nach
ausführlicher Einschulung durch einen
Therapeuten auch zu Hause regelmäßig
durchzuführen, um die Beweglichkeit zu
erhalten und zu fördern.
Mithilfe der Ergotherapie werden gelenkschonende Bewegungsabläufe geübt, die auch alltägliche Handgriffe
­erleichtern sollen. Hilfsmittel, wie z.B.
individuell angefertigte Schienen,
Griffverstärkungen für Schreibgeräte
oder spezielle Dreiräder, können nützlich sein. Ein Bett in richtiger Sitzhöhe
erleichtert beispielweise das Aufstehen,
ein höhenverstellbarer Schreibtisch und
ein ergonomischer Schreibtischsessel
sind ebenfalls wichtige Hilfen im Alltag.
Was ist bei der Ernährung zu
­beachten?
Da sich bei Kindern und Jugendlichen
der Körper noch in der Wachstumsphase
befindet, sollte man besonders auf eine
ausgewogene Ernährung mit frischem
Obst und Gemüse, Milch- und Vollkornprodukten, Fisch und pflanzlichen Fetten
achten. Einseitige Diäten sind unbedingt
zu vermeiden!
Juvenile idiopathische Arthritis
Anzeichen der JIA sind geschwollene,
überwärmte Gelenke.
Wann muss operiert werden?
Wenn bereits Schäden am Bewegungsapparat entstanden sind, können Operationen
an rheumatisch deformierten Gelenken
helfen, die Funktion wiederherzustellen
bzw. eine weitere Beeinträchtigung zu
vermeiden. Eine häufig angewandte
­invasive Maßnahme besteht in der Durchführung einer so genannten intraartikulären Steroidinjektion: Das heißt, durch die
einmalige Verabreichung eines entzündungshemmenden Medikaments mittels
Injektion kann die Gelenkentzündung
sehr effektiv unterdrückt werden.
Wie soll die Familie mit der
­Erkrankung umgehen?
malen Tagesablauf haben. Es ist wichtig,
die Krankheit nicht zu verschweigen,
sondern sie zu akzeptieren. Es gilt das
Kind zu ermutigen, das Beste aus der Situation zu machen. Dazu gehört auch,
bewusst darauf schauen, welche Hobbys
oder Bewegungsformen trotz körperlicher Einschränkung möglich sind. Der
Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern
betroffener Kinder über die Österreichische Rheumaliga oder eine Selbsthilfegruppe (www.rheumaliga.at, www.
rheumalis.org) kann viele wertvolle und
praktische Tipps für die Eltern bringen.
Aber auch für die jungen Rheumapatienten selbst kann es wichtig sein, mit anderen Betroffenen in Kontakt zu kommen.
Kann mein Kind Sport betreiben?
Ja, unbedingt! Sport wirkt sich positiv auf
die Beweglichkeit aus. Auch wenn bei
schweren Verläufen manche Sportarten,
wie Tennis oder Fußball, nicht empfohlen
werden, so gibt es Alternativen, trotzdem
beweglich zu bleiben. Gelenkschonende
und daher empfehlenswerte Sportarten
sind z.B. Schwimmen, Reiten, Tanzen,
Radfahren oder etwa Tischtennis.
Schwimmen zählt bei JIA zu den
empfohlenen Sportarten.
Zunächst sollten alle im unmittelbaren
Verwandten- und Bekanntenkreis von
der Krankheit des Kindes informiert
werden, also Lehrer, Schulkollegen,
Freunde etc. Arztbesuche und Therapiemaßnahmen müssen in den Alltag integriert werden; abgesehen davon soll das
Kind aber trotzdem einen möglichst norBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 31
MORBUS BECHTEREW
(SPONDYLOARTHRITIS)
Blick:
Auf einenhritis (AS)
art
Spondylo r auch
ode
echterew
Morbus B
Erkrankung
h-entzündliche tuell der
sc
ni
ro
ch
ne
en
d ev
• ist ei
mgelenke un
der Kreuzdar elenke
g
kleinen Wirbel
merzen
f sitzende Sch zen im
tie
nd
si
ch
is
chmer
• Typ
eich sowie S
im Gesäßber elsäule. Zusätzlich ist
irb
er
Bereich der W ng der Beweglichkeit d
ku
än
hr
sc
in
E
eine
öglich.
Wirbelsäule m
heumatologie
Facharzt für R
m
ne
ei
n
vo
• sollte
den
behandelt wer
erden.
s therapiert w ik eine
tö
en
am
ik
ed
Gymnast
• muss m
regelmäßige
.
Zudem spielt Rolle bei der Behandlung
e
d
en
d
ei
ch
ts
en
Was ist eine Spondyloarthritis?
Eine Spondyloarthritis ist eine Entzündung der Kreuzdarmgelenke und der kleinen Gelenke in der Wirbelsäule. Der Begriff bezieht sich auf eine Gruppe von
Erkrankungen, manchmal kann es auch
zu Entzündungen in anderen Gelenken,
wie z.B. im Kniegelenk, kommen.
Begriffserklärung: Spondyl = Wirbel;
Arthros = Gelenk; -itis = Entzündung;
„entzündetes Wirbelgelenk“
In kompletter Ausprägung wird eine
Spondyloarthritis Morbus Bechterew
(lat.: Spondylitis ankylosans) genannt.
32 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
„Ankylosierend“ = knöchern zusammenwachsen; „Spondylitis“ = Entzündung der Wirbelkörper
Was passiert bei Spondyloarthritis im
Körper?
Die Entzündung spielt sich in den
Kreuzdarmgelenken und zum Teil in den
kleinen Gelenken der Wirbelsäule ab.
Dabei können diese Gelenke teilweise
knöchern durchbaut werden und in der
Folge verliert die Wirbelsäule ihre Beweglichkeit.
Formen der Erkrankung:
• undifferenzierte Spondyloarthritis
• nicht-radiografische axiale Spondylo­
arthritis
• Spondyloarthritis bei reaktiver Arthritis
• Spondyloarthritis assoziiert mit Psoriasis vulgaris
Morbus Bechterew
• Spondyloarthritis assoziiert mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung
(Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn)
Was versteht man unter einer
nicht-radiografischen axialen
­Spondyloarthritis?
Patienten mit einer nicht-radiografischen
axialen Spondyloarthritis haben im normalen Übersichtsröntgen der Sakroiliakalgelenke (SIG = „Kreuz-DarmbeinGelenke“) einen unauffälligen Befund.
Mithilfe der Magnetbilduntersuchung
(MRI) kann die Entzündung allerdings
sehr oft nachgewiesen werden.
Was bedeutet die Unterscheidung
„axial“ und „peripher“?
Eine Spondyloarthritis kann auch als
„axial“ oder „peripher“ klassifiziert werden, je nachdem, ob hauptsächlich die
Wirbelsäule oder die Gelenke der Extremitäten betroffen sind. Bei einer axialen
Spondyloarthritis bestehen hauptsächlich Symptome im Bereich der Wirbelsäule. Bei Patienten mit peripherer
Spondyloarthritis treten vorwiegend Gelenkschwellungen in den Gelenken der
unteren Extremität auf.
Welche Symptome treten bei
­Spondyloarthritis auf?
Das häufigste Symptom ist ein tief sitzender Schmerz im Bereich der Kreuzdarmgelenke und somit im Gesäßbereich. Weitere typische Symptome sind
Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule.
In Spätstadien treten manchmal eine
verminderte Beweglichkeit sowie ein
Gefühl der Steifigkeit in der Wirbelsäule
auf.
Weitere typische Anzeichen der Entzündung der Kreuzdarmgelenke sind: Verschlechterung durch Ruhe, nachts eher
Schmerzen in den frühen Morgenstunden, Besserung durch Bewegung.
Zusätzlich können folgende Beschwerden vorkommen: Entzündung des Hüftgelenks („Coxarthritis“) mit Schmerzausstrahlung in die Leisten oder
Schmerzen beim Gehen; Entzündungen
und Schmerzen in anderen Gelenken
(Knie, Sprunggelenke); Entzündungen
an den Ansatzpunkten großer Sehnen an
den Knochen – hauptbetroffen: Achillessehne).
Allgemeinsymptome:
Augenentzündung, Müdigkeit, Krankheitsgefühl, erhöhte Entzündungswerte
Wie erfolgt die Diagnose?
Die Diagnose wird aufgrund der Symptome, der Krankenuntersuchung und der
Bildgebung (Röntgen, MRI) gestellt.
Bei entsprechenden Beschwerden wird
sie auch durch den Nachweis von HLAB27 in der Blutuntersuchung unterstützt.
Es gibt keinen Labortest, der definitiv
die Diagnose einer Spondyloarthritis bestätigt oder ausschließt.
Bildgebung: Es zeigen sich typische
Veränderungen in den Sakroiliakalgelenken (Gelenke, die die Wirbelsäule mit
dem Becken verbinden). Diese Veränderungen sind in Spätstadien auf Röntgenbildern zu erkennen, früher jedoch mittels Magnetresonanz-Imaging (MRI).
Was ist HLA-B27?
Das Merkmal HLA-B27 ist ein angeborenes Merkmal der weißen Blutkörperchen. Es verändert sich im Laufe des
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 33
Morbus Bechterew
Lebens nicht. Der Nachweis, dass man
Träger dieses Merkmals ist, bedeutet
eine höhere Wahrscheinlichkeit, an
Spondyloarthritis zu erkranken. HLAB27 kann aber auch bei völlig Gesunden
vorkommen.
Was sind weitere Risikofaktoren für
eine Spondyloarthritis?
Diese Erkrankung kann in manchen Familien gehäuft auftreten, vor allem bei
Verwandten ersten Grades (Eltern, Geschwister). AS ist bei Männern häufiger
als bei Frauen. Sie wird häufig schon im
Alter zwischen 20 und 30 Jahren diagnostiziert.
Welche Komplikationen können
auftreten?
Uveitis anterior: Eine chronische Entzündung der Lederhaut des Auges ist die
häufigste Mitbeteiligung neben den Gelenken. Sie führt zu Schmerzen im Auge,
verschwommenem Sehen und Lichtempfindlichkeit. Auffallend ist eine Rötung des Augapfels. Diese Komplikation
sollte sofort behandelt werden, um bleibende Schäden am Auge zu verhindern;
unbehandelt kann sie langfristig zu
Blindheit führen.
Osteoporose: Osteoporose ist bei Patienten mit Morbus Bechterew häufig,
deshalb sollte bei jedem Patienten eine
Knochendichtemessung durchgeführt
werden.
Brüche (Frakturen) der Wirbelsäule
und Verletzungen des Rückenmarks:
Brüche der Wirbelsäule und Verletzungen des Rückenmarks sind bei AS-Patienten vier- bzw. elfmal häufiger als bei
Gesunden.
34 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Ein Röntgenbefund gibt Auskunft, wie weit
Morbus Bechterew fortgeschritten ist.
Kardiovaskuläre Erkrankungen: Selten
kommt es zu einer Beteiligung der Aortenklappe, die nicht mehr ganz schließt.
Lungenerkrankungen: Viele AS-Patienten können aufgrund der Versteifung
der Gelenke im Brustraum die Lunge
nicht mehr voll entfalten. In der Folge
kommt es zu Veränderungen der Lungenfunktion.
Darmentzündungen: Einige Patienten
mit AS entwickeln Entzündungen im
Darm.
Beeinflusst die AS den Alltag?
AS kann den Alltag insbesondere in folgenden Bereichen behindern: beim Anziehen, vom Sessel Aufstehen, vom Boden Hochkommen, gerade Stehen,
Stiegensteigen, auf die Seite oder über
die Schulter Schauen, Verrichten von
Haushaltsarbeiten. Diese Einschränkungen können durch die verminderte Gelenk- und Wirbelsäulenbeweglichkeit
auftreten und haben Auswirkungen sowohl auf den Patienten als auch seine
Familie.
Wie wird AS behandelt?
Die Behandlung wird an die spezifi-
Morbus Bechterew
schen Beschwerden angepasst. Folgende
Elemente sollten Teil des Behandlungsplans sein:
Heilgymnastische Übungen: „Bechterew-Gymnastik“ sollte bei jedem Patienten mit Spondyloarthritis Teil des Behandlungsplans sein. Die Übungen umfassen
täglich selbstständig durch­
zuführende
Heimübungen sowie Ein­­­­­­­­zel- oder
­Gruppentherapie mit einem Physiotherapeuten oder auch physiotherapeutische
Anwendungen wie Wärme/Strom/Ultraschall/Massagen. Die Heimübungen
sollten Haltungstraining, Atemtherapie,
Rückenkräftigung und Dehnungsübungen beinhalten.
Welche Medikamente kommen zum
Einsatz?
Nicht-steroidale
Antirheumatika
(NSAR): NSAR werden häufig eingesetzt, um Schmerzen zu verringern. Diese Medikamente können regelmäßig genommen werden. Leider sind sie
manchmal nicht gut verträglich und können zu ernsthaften Nebenwirkungen
führen. Deshalb sollte die Tageshöchstdosis nicht überschritten werden und
verschiedene NSAR sollten nicht gleichzeitig eingenommen werden.
Sulfasalazin: Dieses Basistherapeutikum kommt bei entzündlicher Mitbeteiligung peripherer Gelenke zum Einsatz,
hat jedoch auf die Entzündung der Wirbelsäule selbst keinen Einfluss. Es kann
gleichzeitig mit NSAR verordnet werden.
Anti-Tumornekrosefaktor-Therapie:
Diese gentechnisch hergestellten Medikamente sind als Spritzen bzw. Pen oder
Infusionen verfügbar. Bei AS zeigen sie
oftmals eine hohe Wirksamkeit hinsichtlich der Schmerzen und der allgemeinen
Entzündung. Wirkstoffe: Infliximab,
Etanercept, Adalimumab, Certolizumab
pegol sowie Golimumab
Glukokortikoide: Eine Kortisoninjektion in ein besonders geschwollenes oder
schmerzhaftes Gelenk zeigt zumeist
eine gute Wirksamkeit.
Operationen: Hüftgelenk- oder Wirbelsäulenoperationen können manchmal
notwendig werden. Insbesondere die
Hüftgelenkersatz-Operation
kommt
häufiger vor: Bei dauerhaften starken
Schmerzen oder schwerer Bewegungseinschränkung wird gelegentlich eine
Prothese notwendig.
Welche allgemeinen Maßnahmen
können zur Besserung beitragen?
Es gibt einige Maßnahmen, von denen
alle Patienten profitieren:
•
Rauchstopp: Rauchen schädigt die
Lunge, die auch durch die Erkrankung
selbst schon angegriffen sein kann.
Deshalb ist ein Nikotinstopp doppelt
sinnvoll!
• Achten Sie auf eine gute Körperhaltung und die Teilnahme an einem
Übungsprogramm.
• Achten Sie auf eine adäquate Einnahme von Kalzium und Vitamin D, um
das Risiko von Knochenschwund (Osteoporose) zu verringern. Produkte, die
Kalzium und Vitamin D enthalten, sind
Milchprodukte wie Milch, Käse und
Jogurt.
• Medikamente zur Behandlung von Osteoporose können empfohlen werden,
wenn bereits ein Knochenschwund
nachweisbar ist.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 35
Morbus Bechterew
1A
2A
1B
Mobilisieren der Wirbelsäule
2B
Stärkung der oberen Rückenmuskulatur
3
Stärkung der Bauch- und Gesäßmuskeln
Tägliche Gymnastik
bei Morbus Bechterew
In der Therapie des Morbus Bechterew ist
die regelmäßige (tägliche) und gezielte
Gymnastik ein fixer Bestandteil. Das gezielte Muskeltraining trägt zur Schmerzlinderung und zum Erhalt der Beweglichkeit der Wirbelsäule bei. Damit beugt
man auch der frühzeitigen Versteifung
der Wirbelsäule und Fehlhaltungen vor.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Therapeuten die Übungen dem Krankheitsstadium angepasst zusammenzustellen.
Im Folgenden sind einige Übungen beispielhaft angeführt, die Sie einfach zu
Hause ausprobieren können. Die Übungen sollten auf einer Turnunterlage in
bequemer Kleidung mindestens 5x wiederholt werden. Wichtig ist es dabei, die
Spannung ca. 5 Sekunden lang zu halten. Sollten Sie Schmerzen haben, hören
36 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
4
Stärkung der Bauchmuskeln
Sie mit der Übung auf und sprechen Sie
mit Ihrem Arzt darüber. Bei den Übungen müssen Sie auf Ihre bestehenden
Bewegungseinschränkungen Rücksicht
nehmen.
1. Mobilisieren der Wirbelsäule
Gehen Sie auf die Knie und stützen Sie
sich mit den Händen schulterbreit auf.
Die Hände sind leicht gebeugt, die Knie
stehen unter den Hüftgelenken, die Halswirbelsäule ist gestreckt (Blick auf den
Boden, Nacken lang machen). In dieser
Position („Vierfüßlerstand“) machen Sie
nun abwechselnd einen „Buckel“ – dabei
ziehen Sie das Kinn zur Brust – und danach bewusst ein Hohlkreuz – Kopf wieder in die Ausgangsposition.
2. S
tärkung der oberen
Rückenmuskulatur
Legen Sie sich auf den Bauch und ver-
Morbus Bechterew
schränken Sie die Hände vor dem Kopf.
Dabei liegen die Handflächen auf dem
Boden, die Stirn stützen Sie darauf ab.
Heben Sie nun die Ellbogen langsam
an und ziehen Sie den Kopf nach oben.
Halten Sie diese Position. Danach legen
Sie sich wieder flach auf die Matte und
entspannen, bevor Sie die Übung wiederholen.
3. S
tärkung der Rücken- und
­Gesäßmuskeln
Gehen Sie in den „Vierfüßlerstand“.
Strecken Sie abwechselnd einen Arm
oder ein Bein in Verlängerung des Rückens aus. Halten Sie den Rumpf stabil.
Fällt Ihnen diese Übung leicht, strecken
Sie den linken Arm und das rechte Bein
bzw. den rechten Arm und das linke Bein
gleichzeitig aus.
4. Stärkung der Bauchmuskeln
Legen Sie sich auf den Rücken und winkeln Sie Ihr rechtes Bein so ab, dass ein
rechter Winkel in der Hüfte entsteht.
Drücken Sie nun den linken Arm gegen
das rechte Knie und halten Sie gleichzeitig mit dem Bein dagegen. Spüren Sie
dabei, wie Sie Ihre Bauchmuskeln anspannen. Wiederholen Sie das mit dem
anderen Arm und Bein.
5. Stärkung der Schultermuskulatur
Setzen Sie sich gerade auf eine harte
Unterlage (z.B. Sesselkante). Neigen
Sie den Oberkörper leicht nach vorne
und strecken Sie dabei die Arme nach
oben. Die Daumen zeigen nach hinten,
der Rücken bleibt gerade. Atmen Sie tief
ein und aus und versuchen Sie dabei, die
Spannung zu halten.
5
Stärkung der Schultermuskulatur
Weitere Empfehlungen
Gezielte Atemübungen: Diese müssen eigentlich in jedes Therapieprogramm von
Morbus Bechterew miteinbezogen werden, da die Atmung durch den Beweglichkeitsverlust der Wirbelsäule sowie durch
Schmerzen eingeschränkt sein kann. Diese
Übungen können nach Anweisung durch
einen Spezialisten zu Hause regelmäßig –
eingebunden in das Gymnastikprogramm
– ausgeführt werden. Damit wird sich Ihre
Lungenfunktion merkbar verbessern, das
konnte auch in Studien nachgewiesen werden.
Ebenso werden Rotationsübungen für
den Brustkorb, Dehnungsübungen sowie
Gymnastikübungen für die Halswirbelsäule seitens der physikalischen Medizin
angeraten.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, er wird Sie
gegebenenfalls an einen Spezialisten überweisen.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 37
PSORIASIS-ARTHRITIS
Was ist Psoriasis-Arthritis?
Blick:
Auf einen
-Arthritis
Psoriasis einsam mit
n
enflechte gem
• Tritt Schupp ungen auf, spricht man vo
nd
zü
Gelenkent
itis (PsA).
Psoriasis-Arthr
leichermaßen
Frauen sind g riasis-Arthritis
d
un
r
ne
än
so
• M
Kindern tritt P
betroffen. Bei
ne Rolle.
selten auf.
agung spielt ei
nl
ra
Ve
e
ch
is
• Die genet
n zumeist
erden beginne
• Die Beschw 35. und 45. Lebensjahr.
zwischen dem
ng kann
itige Behandlu
• Eine frühze ngen verhindern.
ru
Gelenkzerstö
38 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Die Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris)
ist eine chronische Hauterkrankung, die
sich durch gerötete und meist stark
schuppende Hautveränderungen, die
entweder nur an bestimmten Stellen
(z.B. Ellbogen, Knie, Kopfhaut, Nägel)
oder manchmal auch am ganzen Körper
auftreten, äußert. In Österreich leiden
vermutlich 2–3% der Bevölkerung an
Schuppenflechte, davon erkranken 10–
20% auch an schmerzhaften Gelenkentzündungen.
Was sind die Ursachen?
Sowohl bei Psoriasis als auch bei Pso­
riasis-Arthritis handelt es sich um Autoimmunerkrankungen, bei denen das
Psoriasis-Arthritis
Immunsystem körpereigenes Gewebe
als Fremdkörper bekämpft. Voraussetzung für die Entstehung der Krankheit
ist eine genetische Veranlagung. Das
heißt, dass Menschen mit bestimmten
Erbanlagen eine Neigung zur Entwicklung von Psoriasis und Psoriasis-Arthritis besitzen, unter der es entweder von
selbst oder durch äußere Auslöser – wie
etwa Infektionskrankheiten – zu diesem Fehlverhalten des Immunsystems
kommt.
Wie äußert sich die Erkrankung?
Oft zeigen sich einige Jahre nach Auftreten der Schuppenflechte schmerzhafte
entzündliche Veränderungen der Gelenke. Nur bei etwa jedem zehnten Betroffenen stellt sich der Hautbefall erst nach
der Gelenkerkrankung ein. Meist treten
Haut- und Gelenkbeschwerden jedoch
gleichzeitig auf.
Welche Körperteile sind hauptsächlich
betroffen?
Körperteil ist vom Ansatz bis zur Spitze wurstförmig geschwollen und verursacht starke Schmerzen.
• Sehr häufig sind die Mittel- und Endgelenke betroffen (Daktylitis). Dies
unterscheidet die Psoriasis-Arthritis
von anderen Formen des entzündlichen
Rheumas, bei denen körpernähere Gelenke befallen sind.
• Entzündung des Sehnenansatzes, die
sich in ausgeprägter Schwellung und
Schmerzen äußert (häufig z.B. am Fersenbein, wo die Achillessehne ansetzt).
• Es kommt zu einer Entzündung der
Iliosakralgelenke, also der Gelenkverbindungen zwischen Becken und
Kreuzbein. Die Betroffenen klagen oft
über Schmerzen in den Gesäßbacken.
• Im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis ist die Gelenkbeteiligung bei der
Psoriasis-Arthritis oft asymmetrisch,
d.h. es sind an der rechten oder an der
linken Körperhälfte unterschiedliche
Gelenke befallen.
Gelenke, Knochen und teilweise auch
Sehnen sind in unterschiedlicher Ausprägung von der Erkrankung betroffen.
Am häufigsten zeigt sich die PsoriasisArthritis an den kleinen Gelenken von
Fingern und Zehen.
Wichtiger Hinweis: Wenn die PsoriasisArthritis nicht rechtzeitig behandelt
wird, kann es ähnlich wie bei anderen
rheumatischen Gelenkerkrankungen zu
einer irreparablen Zerstörung der Gelenke kommen!
Welche Symptome treten auf?
• Strahlenförmige Entzündung einzelner Finger oder Zehen. Der betroffene
Charakteristisch: wurstförmig geschwollener
Finger
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 39
Psoriasis-Arthritis
• Wenn die Schuppenflechte die Zehenoder Fingernägel befällt, ist das ein
wichtiger Hinweis für das Vorliegen
einer Psoriasis-Arthritis, wenn Gelenkschwellungen vorliegen. Man findet
beispielsweise stecknadelkopfgroße
Grübchen auf der Nagelplatte, die Nagelplatte kann gelblich verfärbt sein
(sog. Ölflecke), der Nagel kann sich
vom Nagelbett abheben und manchmal
auch vollständig zerstört werden.
Wie verläuft die Erkrankung?
Sowohl die Psoriasis als auch die Psoriasis-Arthritis haben in der Regel einen
chronisch-schubweisen Verlauf. Das
heißt, Phasen der Verschlechterung
wechseln sich mit Phasen der Besserung
oder sogar Beschwerdefreiheit ab. Während der Hautbefall in jeder Erkrankungsphase zur vollständigen Rückbildung gebracht werden kann, können die
Gelenkentzündungen zu bleibenden
Schäden mit Bewegungseinschränkungen der betroffenen Gelenke führen.
Krankheitsbild. Untersuchungen belegen, dass Kinder vor allem um das 2.
und 5. Lebensjahr erkranken. Die kleinen Patienten leiden häufig an schmerzhaften Schwellungen und Entzündungen
der Finger- oder Zehengelenke. Die Kinder belasten das betroffene Gelenk weniger und ­wollen getragen werden. Bei älteren Kindern zeigen sich Entzündungen
der Sehnenansätze oder auch der Wirbelsäulengelenke, die sich durch
Schmerzen in der Lendenwirbelsäule
äußern können. Auch Fieber, das über
einen längeren Zeitraum mit oder ohne
begleitenden Hautausschlag auftritt,
oder eine Entzündung der Regenbogenhaut am Auge kann ein erstes Anzeichen
sein.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Der Arzt beurteilt das Krankheitsbild
nach
• dem Befallmuster der Gelenke,
• dem Erscheinungsbild der Haut,
• dem Verlauf,
• möglichen Begleiterscheinungen,
• der Ausprägung der Erkrankung,
• den Ergebnissen von Röntgen- und
­Laborbefunden.
Was ist dabei zu ­beachten?
Der Hautbefall kann zur vollständigen ­Rückbildung gebracht werden.
Woran erkenne ich Psoriasis-Arthritis
bei meinem Kind?
Psoriasis-Arthritis im Kindesalter ist
selten und zeigt kein einheitliches
40 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Bei Psoriasis-Arthritis ist es wichtig, die
Erkrankung von anderen rheumatischen
Krankheitsbildern, wie z.B. rheumatoide
Arthritis, Morbus Bechterew oder Abnützungserscheinungen der Gelenke
(Arthrose, Osteoarthritis), zu unterscheiden. Nicht immer zeigen Haut und Gelenke die oben beschriebenen typischen
Veränderungen (siehe „Welche Symptome sind typisch für PsA?“); dann ist eine
Psoriasis-Arthritis
eindeutige Diagnose schwierig und kann
oft längere Zeit benötigen. Durch Zusammenarbeit von Rheumatologen und
Hautärzten ist es jedoch meist möglich,
rasch eine eindeutige Diagnose zu stellen.
Welche Laboruntersuchungen
gibt es?
Eine Blutuntersuchung kann hilfreich
sein, auch wenn es keine eindeutigen
Marker für die Psoriasis-Arthritis gibt.
Neben allgemeinen Entzündungszeichen
(Blutsenkungsgeschwindigkeit,
CRP) wird dabei auch der so genannte
Rheumafaktor bestimmt, der bei der
Psoriasis-Arthritis im Gegensatz zur
rheumatoiden Arthritis in aller Regel negativ (d.h. nicht nachweisbar) ist. Patienten mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis
besitzen ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselstörungen, daher ist auch die
Untersuchung von Blutfetten und Harnsäure mit entsprechender Beratung sinnvoll.
Welche bildgebenden Verfahren
helfen bei der Diagnose?
Das Skelettröntgen ist ein wesentliches
bildgebendes Verfahren, sowohl an den
Gelenken als auch an der Wirbelsäule.
Häufig findet man asymmetrische Veränderungen mit so genannten Usuren
(lochartigen Substanzdefekten) oder
Proliferationen (knöchernen Anlagerungen). In sehr fortgeschrittenen Stadien
der Erkrankung entstehen schwere Verformungen der Knochen.
Gelegentlich werden auch Ultraschall
und Magnetresonanztomografie (MRT)
zur Diagnostik eingesetzt. MRT ist eine
Der MRT-Befund kann den Verdacht auf
Psoriasis-Arthritis erhärten.
besonders wertvolle Untersuchung zur
früheren Erkennung von bereits eingetretenen Gelenkschäden und schweren
Verlaufsformen der Psoriasis-Arthritis.
Wie wird die Erkrankung behandelt?
Die Gabe von Medikamenten zur Entzündungshemmung und Unterdrückung
der Krankheitsaktivität ist die wichtigste
therapeutische Maßnahme. Darüber hi­
naus stellt die Physiotherapie eine zusätz­
liche Behandlungsform dar. Sie stärkt
die Muskulatur, entlastet die Gelenke
und hilft den Betroffenen, richtige Bewegungsmuster zu erlernen. Sehr selten
sind operative Eingriffe nötig.
Welche Medikamente gibt es?
Medikamente aus der Substanzgruppe
der nicht-steroidalen Antirheumatika
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 41
Psoriasis-Arthritis
(NSAR) lindern wirksam Schmerzen,
können aber den Verlauf der PsoriasisArthritis nicht beeinflussen. NSAR werden vor allem dann eingesetzt, wenn die
Erkrankung sehr mild ausgeprägt ist.
Bei akuten Schüben der Psoriasis-Arthritis kann kurzfristig auch Kortison verabreicht werden.
Langfristig werden vor allem so genannte immunmodulierende Substanzen
(Basistherapeutika) eingesetzt, die als
Langzeittherapie geeignet sind, die
Krankheitsaktivität – meist sowohl an
Haut als auch an Gelenken – zu unterdrücken. Zu diesen Medikamenten, die
meistens in Tablettenform verabreicht
werden, gehören in erster Linie Substanzen, die auch bei anderen rheumatischen
Erkrankungen eingesetzt werden, wie
Methotrexat, aber auch Sulfasalazin und
Leflunomid. Eine völlig neue Substanzklasse stellt der PhosphodiesteraseHemmer Apremilast dar, der ebenfalls in
Tablettenform vorliegt.
Eine gezieltere Wirkung auf das Immunsystem besitzen neuere Medikamente,
die man unter dem Begriff Biologika zusammenfasst. Diese kommen seit Jahren
in der Therapie der Schuppenflechte
zum Einsatz und zeigen auch sehr gute
Erfolge bei Psoriasis-Arthritis. Mit diesen Substanzen, die als Infusionen oder
subkutane Injektionen verabreicht werden, können gezielt bestimmte körpereigene Botenstoffe, die die Entzündungen
in Haut und Gelenken mitverursachen,
blockiert werden. Zur Anwendung kommen derzeit so genannte TNF-alphaBlocker und Interleukin-12/23-Blocker,
eine Reihe neuer Substanzen befindet
sich in Entwicklung. Auch die Biologika
42 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
sind gleichermaßen zur Behandlung der
Haut- wie auch der Gelenkerscheinungen und ähnlich wie die oben genannten
älteren Medikamente auch für die
Langzeittherapie geeignet. Biologika
­
kommen dann zum Einsatz, wenn Methotrexat nicht ausreichend wirksam
oder unverträglich ist.
Wichtiger Hinweis: Um eine sichere
Langzeittherapie mit immunmodulierenden Substanzen zu gewährleisten,
muss vor Therapiebeginn eine ausführliche Beratung und Aufklärung über
erforderliche Vor- und Kontrollunter­
­
suchungen, Nebenwirkungen und Komplikationen durch einen mit diesen Therapien erfahrenen Arzt erfolgen.
Gibt es Begleiterkrankungen?
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass
andere chronische Erkrankungen besonders häufig bei Personen mit Psoriasis
oder Psoriasis-Arthritis auftreten. Dazu
zählen beispielsweise Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht, Diabetes
mellitus und Herzkranzgefäßverkalkung. Die Ursachen für diesen Zusammenhang sind noch nicht restlos geklärt,
ebenso wenig wie die Frage, ob eine erfolgreiche Therapie der Psoriasis-Arthritis auch zu einer Besserung dieser Begleiterscheinungen führt. Sicher ist
jedenfalls, dass Patienten mit schwerer
Psoriasis und Psoriasis-Arthritis besonders auf einen gesunden Stoffwechsel
und eine gesunde Lebensführung mit
Vermeidung zusätzlicher Risikofaktoren
(z.B. Zigarettenrauchen) achten sollen
und diesbezügliche Beratung und Aufklärung Teil eines umfassenden Behandlungskonzeptes sein sollte.
GICHT
Blick:
Auf einen
Gicht
,
g der Gelenke
he Erkrankun
lic
d
ffe
ün
ro
tz
et
b
en
in den
• ist eine
nsäurekristalle
die durch Har rvorgerufen wird
n he
nen Gelenke
ng von
me: Schwellu
to
p
ym
S
e
ch
merzen
• Typis
d starke Sch
un
n
ke
en
el
G
ischen dem
ht
eist Männer zw
• betrifft zum Lebensjahr (oftmals beste
.
0
el
6
eg
d
R
un
er
d
40.
Frauen sind in
Übergewicht); echseljahren betroffen.
W
erst nach den
Entstehung
spielt bei der Rolle.
ng
ru
äh
rn
E
e
• Die
entscheidend
von Gicht eine
ist daher eine
ng
ru
der Ernäh
ng
lu
el
st
m
U
rapie.
• Die
säule der The
nd
ru
G
e
ig
ht
ic
w
abgelagerte
Harnsäurekristalle
Die Gelenkschmerzen beginnen häufig am
Grundgelenk der großen Zehe.
Was geschieht bei Gicht?
Bei Gicht (Arthritis urica) kommt es
durch Harnsäurekristalle in den betroffenen Gelenken zu einer Entzündung: Die
Gelenke schwellen an und schmerzen.
Welche Symptome treten auf?
Der erste akute Gichtanfall tritt völlig
unerwartet auf, zumeist nachts oder in
den frühen Morgenstunden. Typische
Symptome sind heftige Gelenkschmerzattacken. Meistens ist das Grundgelenk
der großen Zehe betroffen. Es schwillt
an und ist oft so prall, dass die Haut
glänzend gespannt ist und sehr stark
schmerzt. Das betroffene Gelenk kann
kaum berührt oder bewegt werden. Auch
andere Gelenke können beteiligt sein,
wie z.B. Sprung- oder Daumengrundgelenk. In manchen Fällen ist der Allgemeinzustand schlecht, Fieber und Unwohlsein können hinzukommen. Nach
einigen Tagen klingen die Symptome
meistens wieder ab. Bis zu einem neuerlichen Gichtanfall können mitunter Wochen oder sogar Jahre vergehen.
Halten die Symptome an, spricht man
von chronischer Gicht. Sie kann zu dauerhaften Gelenkdeformationen führen
und eventuell auch andere Organe schädigen.
Warum ist der Harnsäurewert erhöht?
Zeigen die Laborwerte eine zu hohe
Harnsäurekonzentration, nehmen Sie
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 43
Gicht
entweder über die Nahrung zu viele Purine auf (Purine sind neben Pyrimidinen
wichtige Bausteine der Nukleinsäuren)
und/oder Ihre Niere scheidet zu wenig
Harnsäure aus. Lebensmittel tierischer
Herkunft enthalten viele Purine. Bei
Menschen werden die Purine zu Harnsäure abgebaut. Je höher der Harnsäurewert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Gichterkrankung zu leiden.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Ein erhöhter Harnsäurespiegel kann bereits viele Jahre ohne Beschwerden bestehen, ehe es zum ersten Gichtanfall
kommt. Während oder nach einem akuten Gichtanfall sind oft gar keine stark
erhöhten Harnsäurewerte im Blut mehr
festzustellen. Es sind lediglich erhöhte
Entzündungswerte (CRP) festzustellen
und die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sind ebenfalls häufig erhöht. Für
eine sichere Diagnose sind daher oft
Harnsäureuntersuchungen nicht aussagekräftig.
Aufschlussreicher sind die Entnahme von
Gelenkflüssigkeit und die anschließende
Untersuchung dieses Punktats auf Harnsäurekristalle. Ob es schon zu dauerhaften Schädigungen von Gelenken gekommen ist, kann durch bildgebende
Verfahren (Röntgen-, Ultraschall- und
CT-Untersuchung) gut festgestellt werden.
Wie kommt es zu einem Gichtanfall?
Verantwortlich für Gicht kann vor allem
die Ernährung gemacht werden. Schweres, üppiges (purinreiches) Essen oder
hoher Alkoholkonsum löst nicht selten
einen akuten Gichtanfall aus. Auch die
44 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
erbliche Veranlagung spielt eine wesentliche Rolle. Andere Krankheiten sowie
Medikamenteneinnahme, Bewegungsmangel und Übergewicht begünstigen
darüber hinaus den Ausbruch von Gicht.
Wie sieht die Behandlung aus?
Erster Schritt ist eine umfassende Ernährungsumstellung. Es gilt eine purinarme Ernährung einzuhalten. Das bedeutet:
• Verzichten Sie auf Innereien und
•
essen Sie rotes Fleisch (z.B. Rind,
Schwein oder Gans) nur in Maßen.
• Fisch ist erlaubt, aber:
• Makrelen, Sardinen, Heringe, Sardellen oder auch Meeresfrüchte (z.B.
Krustentiere und Muscheln) können
den Harnsäurespiegel erhöhen und
sollten daher nur selten verzehrt werden.
• Auf Alkohol sollten Sie besser ebenfalls verzichten.
•
Trinken Sie 2,5 Liter Mineral- oder
Leitungswasser täglich, um die Harnsäure mit dem Harn auszuspülen.
• Essen Sie viel Obst und Gemüse.
• Nehmen Sie möglichst fettarme Speisen zu sich.
• Zucker und Salz sollten nur in Maßen
konsumiert werden.
Bei Frauen tritt
Gicht zumeist erst
nach den Wechseljahren auf.
Gicht
Kein Widerspruch: Angegriffene Gelenke profitieren von Bewegung.
Weitere Lebensstilmaßnahmen:
• Bei Übergewicht ist eine vorsichtige
Gewichtsreduktion hilfreich.
•
Sportliche Betätigung (spazieren gehen, Rad fahren, schwimmen) wirkt
sich mehrfach positiv aus, nämlich einerseits auf das Körpergewicht und andererseits auch auf den erhöhten Harnsäurespiegel.
Welche medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Genügt die Ernährungsumstellung nicht,
um den Harnsäurespiegel in den Normalbereich zu bringen, ist bei wiederholten
Gichtanfällen zusätzlich eine medikamentöse Therapie erforderlich, um eine
dauerhafte Schädigung an Gelenken bzw.
Organen zu verhindern. Medikamentöse
Behandlungsmöglichkeiten alleine bringen jedoch wenig Erfolg, wenn nicht auch
die erforderliche Umstellung der Lebensweise eingeleitet wird!
Was kann man bei einem akuten
Gichtanfall tun?
Bei einem akuten Gichtanfall kommen
Schmerzmittel sowie schmerz- und entzündungshemmende
Antirheumatika
(NSAR) zum Einsatz. Manchmal wird
auch Kortison (als Tablette oder Injektion) eingesetzt. Durch die Akuttherapie
können die Schmerzen innerhalb weniger Stunden deutlich verringert werden.
Zur Langzeittherapie können purinsenkende Medikamente angewendet werden
(Allopurinol, Febuxostat). Diese können
auch erneuten Gichtanfällen vorbeugen.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 45
MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG
BEI ENTZÜNDLICH-RHEUMATISCHEN
­ERKRANKUNGEN
Blick:
Auf einen
apie
töse Ther
n
e
m
a
ik
d
en
Me
h-rheumatisch
entzündlic
nen
• Die meisten können heute mit moder
en
.
g
Erkrankun
elt werden
n gut behand
können
Medikamente
erstörungen t
kz
en
el
G
t,
te
• Das bedeu er zumindest verlangsam
verhindert od
werden.
ch verringert.
werden dadur
n
ze
er
m
ch
S
•
kommen so
n und NSAR m Einsatz.
o
is
rt
o
K
en
a zu
• Neb
istherapeutik
genannte Bas
nach einem
ts
ikamen wird der Arzt
ed
M
es
d
l
ah
as
ept, d
• Die W
Therapiekonz
individuellen dem Patienten festlegt,
it
gemeinsam m
n.
getroffe
e der
liche Einnahm Bedeutung für
er
ui
in
nt
ko
ie
• D
ist von großer
Medikamente folg.
er
den Therapie
Welche Medikamente gibt es?
Zu den Arzneimitteln, die vor allem
schmerzstillend wirken, zählt die große
Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR = kortisonfreie
Rheumaschmerzmittel). Im Gegensatz
dazu sind jene entzündungshemmenden
Rheumaarzneien, die das körpereigene
Hormon Kortison enthalten, zu erwähnen. Beide Medikamentengruppen entfalten eine rasche Wirkung. Sie wirken
jedoch nur gegen die Krankheitszeichen, wie beispielsweise Schmerz und
Schwellung, beeinflussen aber den längeren Krankheitsverlauf nicht oder –
wie bei Kortison – nur beschränkt.
Umso wichtiger ist der Einsatz von so
genannten Basistherapeutika oder
auch DMARDs (Disease Modifying
Antirheumatic Drugs), die zumeist als
Übersicht medikamentöse Therapie
Schmerzbekämpfung
und
Entzündungshemmung
Bekämpfung der
Gelenkschwellung
Bekämpfung der
radiologischen
Veränderung
(Gelenkdeformation)
NSAR
ja
ja
nein
Kortison
ja
ja
nein
(im Frühstadium ja)*
Klassische
Basistherapeutika
ja
ja
ja
Biologika/Biosimilars
ja
ja
ja
* keine Indikation für Langzeittherapie
46 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Medikamentöse Therapie
Dauermedikation verabreicht werden.
Sie sollen den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, die aktive Entzündung
über einen längeren Zeitraum zum
Stillstand bringen und somit eine Erhaltung der Gelenkfunktion sicherstellen.
Zur Gruppe der Basistherapeutika gehören die seit 1999 am Markt befindlichen so genannten Biologika sowie seit
Kurzem auch deren „Nachbauten“, die
Biosimilars.
Was bedeutet Basistherapie oder
DMARD?
Basistherapeutika sind Medikamente,
die bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zur Verbesserung der Gelenksymptomatik und zur Verminderung bzw. im Idealfall zum Stopp der
Gelenkzerstörung führen. Der englische Begriff „Disease Modifying Antirheumatic Drug“ (DMARD), also
krankheitsbeeinflussendes
Medikament, trifft den Effekt der Substanz
wohl am ehesten. Folgende Wirkstoffe
– neben den Biologika/Biosimilars –
zählen zu den Basistherapeutika und
finden in Österreich häufig Anwendung: Sulfasalazin, Hydroxychloroquin, Leflunomid und Methotrexat. Die
Dosierung liegt üblicherweise bei bis
zu 30 mg einmal pro Woche. Die Verabreichung erfolgt entweder als Tablette
oder als Spritze unter die Haut.
Wie wirken Basistherapeutika?
Sie „dämpfen“ bzw. normalisieren die
„überschießende“ Antwort des Immunsystems. Dies führt zu einer Verringerung der entzündlichen Reaktionen in
den Gelenken, wodurch Gelenkschwel-
lungen verhindert werden sollen. Basistherapeutika üben eine Langzeitwirkung auf den Krankheitsverlauf aus,
indem sie die fortschreitende Zerstörung der Knorpel und Knochen verhindern oder zumindest verzögern. Die
Wirkung der Substanzen zeigt sich oft
erst nach einigen Monaten. Nach längerer Einnahme sollte es zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden bis
hin zur Beschwerdefreiheit und im Idealfall zum Stillstand der Erkrankung
kommen. Sie müssen regelmäßig eingenommen werden und dürfen nur nach
Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Zumeist ist eine dauerhafte Einnahme erforderlich. Bei gutem Therapieansprechen des Patienten kann die
Dosis reduziert werden.
Kommt es bei Basistherapeutika zu
Nebenwirkungen?
Wie bei allen Medikamenten können
vereinzelt Nebenwirkungen auftreten.
Deshalb muss von Beginn an eine kontinuierliche Kontrolle durch den behandelnden Arzt erfolgen: anfangs alle vier
bis sechs Wochen, danach in zwei- bis
dreimonatigen Abständen. So können
frühzeitig oft subjektiv nicht sichtbare
Nebenwirkungen rasch und zielgerichtet behandelt werden. Die häufigsten
Nebenwirkungen sind Infektionen,
Übelkeit, Durchfall, leichter Haarausfall sowie Leberfunktionsstörungen. Da
eine Schädigung der Keimzellen durch
Basistherapeutika nicht ausgeschlossen
werden kann, raten Ärzte, eine Schwangerschaft erst mehrere Monate nach
Abschluss der Behandlung in Betracht
zu ziehen.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 47
Medikamentöse Therapie
Wann kommen Basistherapeutika
zum Einsatz?
Bei:
• rheumatoider Arthritis
• juveniler idiopathischer Arthritis
• Psoriasis-Arthritis
• Spondyloarthritis mit Gelenkschwellungen
• zum Teil bei Kollagenosen (z.B. systemischer Lupus erythematodes)
Wie wirkt Kortison?
Kortison bremst die Immunreaktionen
und wirkt damit effizient gegen starke
Entzündungen. Gerade bei rheumatischen Erkrankungen kommt dieser Effekt zum Tragen, denn Kortison unterdrückt die Entzündung in den Gelenken
wirksam und schnell. Meist bessern
sich die Beschwerden innerhalb von ein
bis zwei Stunden nach der Einnahme.
Oft wird Kortison zur Überbrückung
eingesetzt, bis die Basistherapie greift.
Wichtiger Hinweis: Kortison beseitigt
aber nur das Symptom, eine Heilung
kann dadurch nicht bewirkt werden.
Warum ist Kortison so gefürchtet?
In den 1970er-Jahren wurde Kortison
häufig überdosiert und zu lange verabreicht. Dadurch kam es zu den bekannten Nebenwirkungen. Heute weiß man,
dass große Mengen Kortison nur für
kurze Zeit gezielt angewendet werden
sollen, und handelt dementsprechend.
Die Nebenwirkungen von vernünftig
dosiertem Kortison sind wesentlich geringer ausgeprägt.
48 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Es stehen Wirkstoffe als
­Medikamente zur oralen Einnahme,
als Fertigspritze bzw. Pen sowie
in Form von Infusionen
zur Verfügung.
Medikamentöse Therapie
Was ist bei der Einnahme von
­Kortison zu beachten?
Kortisonpräparate müssen regelmäßig
und zum vorgesehenen Zeitpunkt eingenommen werden. Sie sollten nach
längerer Einnahme niemals plötzlich
abgesetzt werden, sondern die Dosis
muss Schritt für Schritt verringert werden. Denn der Körper kann während
der Therapie die eigene Kortisonproduktion einstellen und daher kann es
bei plötzlichem Absetzen des Präparats
zu lebensgefährlichen Reaktionen kommen. Weiters muss das Risiko für das
Auftreten von Osteoporose vor Beginn
der Therapie mittels Knochendichtemessung abgeklärt werden. Ebenso
sind regelmäßige Blutdruck-, Blutzucker- und Gewichtskontrollen sinnvoll.
Wie wirken Biologika?
Biologicals, auch Biologics oder Biologika genannt, sind mittels modernster
Biotechnologie und unter sehr hohem
technischem Aufwand hergestellte Eiweiße. Diese sind in der Lage, die Regulationsmechanismen bei entzündlich-rheumatischen
Erkrankungen
wesentlich zu beeinflussen. Dadurch
unterscheiden sie sich von den restlichen in der Rheumatherapie einge­
setzten Präparaten. Biologika greifen
gezielt in den immunologischen Abwehrmechanismus des Körpers ein: Sie
schalten beispielsweise Zytokine – also
Botenstoffe, die für die Immunantwort
des Körpers zuständig sind – aus.
Spätfolgen, wie z.B. Gelenkveränderungen bis hin zur Gelenkzerstörung,
können mithilfe von Biologika gemin-
dert, gestoppt oder zumindest hinausgezögert werden.
Seit Kurzem stehen zudem „Nachbau“Präparate von Biologika, die so genannten Biosimilars, zur Verfügung
(siehe Seite 54).
Wie sieht der Therapieablauf aus?
Die gängige Therapie besteht darin,
dass die Gabe von Basistherapeutika
beibehalten wird, wenn mit einer Biologikatherapie begonnen wird. Innerhalb
von 2–4 Wochen tritt oftmals eine Besserung ein, nach rund 8–16 Wochen ist
das Wirkungsmaximum erreicht. Sollte
nach 3–4 Monaten kein entsprechender
Therapieerfolg erzielt worden sein,
sollte ein Wechsel auf ein anderes Biologikum oder ein anderes Wirkprinzip
ins Auge gefasst werden.
Wann wird mit einer Biologikatherapie
begonnen und welche Vorteile hat
sie?
Biologika werden erst nach erfolglosen
Versuchen mit Basistherapeutika eingesetzt. Die Biologika sind also für die
Behandlung jener Patienten zugelassen,
bei denen die Basismedikamente nicht
oder nicht ausreichend wirken. Die
gleichzeitige Einnahme von Biologika
und Basistherapeutika ist in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis
nahezu immer angezeigt (Kombinationstherapie). Patienten mit PsoriasisArthritis und Spondylarthropathien
(Morbus Bechterew) können auch mit
einer Biologika-Monotherapie behandelt werden.
Bis zur Hälfte der mit den neuen Wirkstoffen behandelten Patienten berichtet,
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 49
Übersicht: Biologika in der Rheumatologie
Wirkstoff
Darreichungsform
Zugelassen für
Infliximab
intravenöse Infusion, zunächst in Woche
0, 2 und 6, danach alle vier bis acht
Wochen, abhängig von der Erkrankung
rheumatoide Arthritis, PsoriasisArthritis, Morbus Bechterew,
Morbus Crohn, Colitis ulcerosa,
Morbus Crohn mit Fistelbildung,
pädiatrischer Morbus Crohn
Adalimumab
subkutan: Fertigspritze oder Pen; Durchstechflasche ausschließlich für Kinder,
alle zwei Wochen
rheumatoide Arthritis, PsoriasisArthritis, Morbus Bechterew, Morbus Crohn, juvenile idiopathische
Arthritis, Colitis ulcerosa
Etanercept
Durchstechflasche; subkutan: Fertigspritze oder Pen, ein- oder zweimal
wöchentlich
rheumatoide Arthritis, PsoriasisArthritis, Morbus Bechterew,
juvenile idiopathische Arthritis
Certolizumab
subkutan: Fertigspritze, zwei Injektionen
jeweils in Woche 0, 2 und 4, danach eine
Injektion jede zweite Woche
rheumatoide Arthritis, PsoriasisArthritis, Morbus Bechterew
Golimumab
subkutan: Fertigspritze oder Pen, einmal
monatlich
rheumatoide Arthritis, PsoriasisArthritis, Morbus Bechterew,
Colitis ulcerosa
Interleukin-12/23Blocker
Ustekinumab
subkutan: Durchstechflasche oder
Fertigspritze, erste Injektion in Woche 0,
zweite nach vier Wochen, danach alle
zwölf Wochen
Psoriasis-Arthritis
B-Zell-Antikörper
Rituximab
intravenöse Infusion, in Woche 0 und 2
eine Infusion, danach alle sechs Monate
bzw. nach Bedarf
rheumatoide Arthritis
Selektiver T-ZellCo-Stimulationshemmer
Abatacept
intravenöse Infusion: in Woche 0, 2 und 4
einmal, danach alle vier Wochen;
subkutan: zu Beginn der Therapie
optional einmalige intravenöse Infusion
(Loading-Dose);
generell: wöchentlich subkutane Injektion
rheumatoide Arthritis, juvenile
idiopathische Arthritis
IL-6-RezeptorInhibitor
Tocilizumab
intravenöse Infusion, alle vier Wochen;
subkutan: Fertigspritze, einmal
wöchentlich
rheumatoide Arthritis, juvenile
idiopathische Arthritis
IL-1-RezeptorInhibitor
Anakinra
subkutan: Fertigspritze, einmal täglich
rheumatoide Arthritis
BLyS-Inhibitor
Belimumab
intravenöse Infusion, zunächst in Woche
0, 2 und 4, danach alle vier Wochen
systemischer Lupus erythematodes
PhosphodiesteraseHemmer
Apremilast
Filmtablette zum Schlucken
Psoriasis-Arthritis
TNF-alphaBlocker
50 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Medikamentöse Therapie
dass sich ihre Beschwerden deutlich gebessert haben – wobei auch hier wieder
der rechtzeitige Beginn der Behandlung
entscheidend für den Therapieerfolg ist.
Lagerung der Substanz, wenn man beispielsweise auf Urlaub fährt, wegfällt.
Ebenso entfallen Umstände bei der
Selbstverabreichung.
Bei welchen Erkrankungen kommen
Biologika zum Einsatz?
Biologika in Form von Fertigspritzen
oder Pens – welche Vorteile bringen
sie?
Bei:
• rheumatoider Arthritis
• juveniler idiopathischer Arthritis
• Psoriasis
• Psoriasis-Arthritis
• Morbus Bechterew
• chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
• Regenbogenhautentzündung
•
systemischer Lupus erythematodes
u.a.
Biologika in Form von Infusionen –
wo liegen die Vorteile?
Die Infusion wird über eine Vene des Patienten in der Ordination oder an einer
Tagesstation vom Facharzt verabreicht.
Die Vorteile bei der Verabreichung von
Infusionen sind maßgeschneiderte Dosierung, längere Intervalle und direkte
Kontrolle durch den verabreichenden
Arzt (Pflegepersonal). Nach der Infusion
tritt die Wirkung bei den meisten Biologika sehr rasch ein. Schmerzen und
Morgensteifigkeit werden reduziert.
Auch die Entzündungszeichen im Blut
(CRP, Blutsenkung) bessern sich. Wesentlich ist, die Behandlung weiterzuführen, auch wenn sich die Symptome
gebessert haben, andernfalls kann sich
die Krankheit wieder verschlimmern.
Als vorteilhaft empfinden Patienten,
dass sie sich um nichts kümmern müssen. Das bedeutet, dass die Sorge um die
Die erste Verabreichung der Wirksubstanzen mittels Fertigspritze oder Pen sollte
unter Anleitung des behandelnden Arztes
erfolgen. Die Substanzen werden beispielsweise als fertige Lösung in einem
vordosierten Pen mit inkludierter Nadel
ohne weitere Vorbereitungsmaßnahmen
verabreicht. Hat der Patient genügend Sicherheit in der eigenständigen Anwendung erlangt, verabreicht er sich den
Wirkstoff zu Hause selbst. Dies stellt für
viele Patienten einen Vorteil dar, weil sie
dadurch unabhängig vom Spital oder vom
behandelnden Arzt sind. Wichtig ist allerdings, darauf hinzuweisen, dass der Betroffene zu Hause für eine entsprechende
Kühlung der Substanz im Kühlschrank
(bei ca. 2–8 °C) sorgen muss.
Was bewirken TNF-alpha-Blocker?
Ein typisches Beispiel für den oben genannten Wirkmechanismus sind die
TNF-alpha-Blocker (Tumor-NekroseFaktor alpha). Die zum Einsatz kommenden Substanzen – Adalimumab,
Certolizumab, Etanercept, Golimumab
und Infliximab – blockieren den körpereigenen, entzündungsauslösenden
Botenstoff TNF-alpha. Über diesen
Wirkmechanismus hemmen sie damit
das weitere Fortschreiten der Gelenkentzündung, wodurch der Gelenkzerstörung Einhalt geboten wird. Die BeBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 51
Medikamentöse Therapie
weglichkeit des Gelenks bleibt erhalten.
Die Vorteile gegenüber herkömmlichen
Basismedikamenten: Viele Patienten
sprechen gut und rasch auf TNF-alphaBlocker an, die Entzündung in den Gelenken nimmt ab, zudem wird das Voranschreiten der Knochenveränderungen
eingedämmt bzw. gestoppt. Der Patient
bemerkt den Behandlungserfolg, indem
er weniger Schmerzen verspürt und die
Gelenkschwellung abnimmt bzw. im
Idealfall ganz verschwindet. Als Nachteil sind die hohen Kosten und ein erhöhtes Infektionsrisiko anzuführen.
Wichtig: Vor dem Verabreichen der
Substanz muss das Vorliegen einer Infektion, insbesondere von Tuberkulose,
ausgeschlossen werden!
Welche Bedeutung kommt der
B-Zell-Therapie zu?
Im Gegensatz zu den TNF-alpha-Blockern, bei denen das Hauptaugenmerk
auf der Regulation von Zytokinen liegt,
ist diese Therapie auf die B-Zellen oder
B-Lymphozyten, einer Unterklasse der
weißen Blutkörperchen, ausgerichtet.
Eine wichtige Aufgabe der B-Zellen ist
es, Antikörper zu bilden. Bei rheumatoider Arthritis werden die B-Zellen jedoch zur „Attacke“ gegen die eigenen
Gelenke gerufen. Durch die B-ZellTherapie werden B-Zellen, die auf ihrer
Oberfläche ein spezielles Merkmal
(CD20) tragen, stark vermindert. Dadurch können die Krankheitsaktivität
und die radiologisch nachweisbare Zerstörung der Gelenke verringert werden.
Die dabei zum Einsatz kommende Substanz Rituximab wurde ursprünglich
52 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
für die Therapie von bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems
entwickelt. Zellen wie z.B. Plasmazellen, die das Merkmal CD20 nicht tragen, werden nicht eliminiert, wodurch
ein Teil der körpereigenen Abwehrkraft
erhalten bleibt. Es werden in der Regel
zwei Infusionen im Abstand von 14 Tagen verabreicht – wenn sich keine Wirkung zeigt, kommt es zu keinem weiteren Einsatz von Rituximab. Zeigt sich
ein positiver Effekt der Therapie, hält
dieser zwischen sechs Monaten und einem Jahr an. Meist wird Rituximab mit
einem Basistherapeutikum kombiniert.
Blockade der Aktivierung der T-Zellen
– was bringt das?
Wenn ein Patient auf die Therapie mit
Basistherapeutika nicht zufriedenstellend anspricht oder diese nicht verträgt,
kann Abatacept als Biologikum zum
Einsatz kommen. Die Substanz ist für
Patienten mit moderater bis schwerer
rheumatoider Arthritis (RA) sowie mit
juveniler idiopathischer Arthritis (JIA)
zugelassen und wird zumeist zusammen
mit Methotrexat angewendet. Seine immunmodulierende Wirkung kommt
durch die Blockade der Aktivierung von
T-Zellen zustande. Der Wirkstoff hemmt
die Aktivierung von T-Lymphozyten
(T-Zellen), die bei der Steuerung von
­
Abwehrvorgängen des Immunsystems
eine Rolle spielen, und unterdrückt dadurch die Entzündungsvorgänge.
Wann kommt ein Interleukin-6-­
Rezeptor-Inhibitor zum Einsatz?
Beim IL-6-Rezeptor-Inhibitor handelt
es sich um einen humanisierten mono-
Medikamentöse Therapie
klonalen Antikörper gegen den Interleukin-6-Rezeptor (IL-6), der die Aktivität von IL-6 – einem anderen
wichtigen Auslöser des Entzündungsprozesses – unterdrückt. Die Substanz
Tocilizumab, die hier zum Einsatz
kommt, ist zur Behandlung von Patienten mit mäßiger bis schwerer aktiver
RA bzw. mit polyartikulärer juveniler
idiopathischer Arthritis zugelassen, die
unzureichend auf eine Therapie mit Basistherapeutika angesprochen haben.
Die Wirkweise reduziert die Entzündung der Gelenke und lindert die systemischen Symptome. Der Wirkungseintritt ist in der Regel sehr rasch zu
erwarten.
Welche weiteren medikamentösen
Optionen gibt es?
• Eine weitere Therapieoption bei der
rheumatoiden Arthritis stellt der IL1-Rezeptor-Inhibitor Anakinra dar.
Dieser kommt ebenfalls bei erwachsenen Patienten, die nur unzureichend
auf Basistherapeutika ansprechen,
zum Einsatz. Die Substanz hemmt
den entzündungsfördernden Botenstoff Interleukin-1. Anakinra ist allerdings in seiner Wirksamkeit den anderen Biologika unterlegen und kommt
daher nicht primär zur Anwendung.
• Bei der Psoriasis-Arthritis sind der
Interleukin-12/23-Blocker Ustekinumab sowie der PhosphodiesteraseHemmer Apremilast weitere medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten.
Ustekinumab setzt bei den Entzündungsbotenstoffen Interleukin-12 und
-23 an und kann dadurch die Entzündungen verringern. Apremilast hemmt
das Enzym Phosphodiesterase IV, wodurch ebenfalls die Entzündungsreaktion reduziert wird.
• Ein Biologikum, das bei Patienten mit
systemischem Lupus erythematodes
(siehe S. 84), die trotz Standardtherapie eine hohe Krankheitsaktivität aufweisen, eingesetzt wird, ist der so genannte BLyS-Inhibitor Belimumab.
Seine Wirkung beruht auf der Bindung an das lösliche humane B-Lymphozyten-Stimulator-Protein BLyS,
was zu einer Verkürzung der Lebensdauer von B-Lymphozyten führt.
Welche Kontrollen sind bei einer
Dauertherapie wesentlich?
Um Schäden, die subjektiv nicht merkbar sind, rechtzeitig zu erkennen, sollten folgende Werte regelmäßig kontrolliert werden: Blutbild, Leberwerte,
Nierenwerte, CRP und Harn. Einige
Präparate oder die Kombination mehrerer Substanzen erfordern noch zusätzliche Kontrolluntersuchungen.
Regelmäßige
Blutkontrollen sind
erforderlich.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 53
BIOSIMILARS:
ERGÄNZUNG DER MEDIKAMENTÖSEN
OPTIONEN
Blick:
Auf einen
rs
Biosimila
er Originalerprodukte“ d identisch
hm
ha
ac
„N
d
n
• sin
nicht mit diese
Biologika, aber
eit von
rh
he
it und Sic
ke
m
sa
irk
W
so vertrauen
• Der
nnen Sie eben
kö
rs
ila
m
si
io
B
iologika!
wie der von B
senden
es für Sie pas delnden
d
l
ah
w
us
A
an
• Die
liegt beim beh
­Arzneimittels
Arzt.
Sind Biologika und Biosimilars
­dasselbe?
Nein, nicht ganz. Biosimilars sind
„Nachbauten“ von Biologika: Sie sind
ihnen ähnlich, aber nicht identisch.
Noch einmal kurz zusammengefasst:
Biologika sind Medikamente, die auf
biotechnologischem Wege hergestellt
werden, d.h. unter Zuhilfenahme lebender Zellen. Die meisten biotechnologisch hergestellten Wirkstoffe bestehen
aus Hunderten von Aminosäuren. Diese
werden zu „therapeutischen Proteinen“
aufbereitet. Durch ihre komplexe Struktur wirken sie sehr gezielt. So können
sie beispielsweise bei entzündlichrheumatischen Erkrankungen gewisse
Entzündungvorgänge und dadurch den
Krankheitsmechanismus beeinflussen.
54 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Was sind nun Biosimilars?
Seit Kurzem steht eine weitere Medikamentengruppe zur Verfügung, die so
genannten „Biosimilars“. Dabei handelt es sich um Nachfolgeprodukte von
Original-Biologika, deren Patentschutz
abgelaufen ist.
Sind Biosimilars also Generika?
Nein! Läuft der Patentschutz eines Medikaments ab, darf ein anderer Hersteller den Wirkstoff ebenfalls auf den
Markt bringen. Bei synthetischen Arzneimitteln wird das Medikament nachgebaut. Diese „Nachbau-Medikamente“ nennt man Generika.
Bei Biologika sind identische Nachbauten nicht möglich. Der Grund liegt
Biosimilars
im Herstellungsprozess: Dieser ist bei
herkömmlichen Arzneimitteln einfach.
Daher können von diesen chemisch
idente Kopien produziert werden, eben
die so genannten Generika. Die Struktur eines Biologikums wird aber sehr
stark durch den Herstellungsprozess
beeinflusst. Daher können Biologika
nicht identisch kopiert werden.
Biosimilars sind somit keine
„Biologika-Kopien“?
Genau! Biosimilars sind biologische
Arzneimittel, die einem Biologikum
ähnlich sind. Ähnlich bedeutet aber nun
einmal nicht identisch. Daher heißen
die Nachfolgeprodukte von Biologika
„Biosimilars“: „similar“ (englisch) =
„ähnlich“.
Was bedeutet „ähnlich“ in diesem
Zusammenhang?
Ein Biosimilar entspricht im Wesentlichen dem Original-Biologikum. Aufgrund der komplexen Struktur und des
aufwendigen Herstellungsverfahrens
kann es jedoch geringe Unterschiede
geben.
Das gilt in gewissem Sinne übrigens
auch für Biologika: Auch die OriginalBiologika haben – ebenso wie die Biosimilars – ein gewisses Maß an so genannter natürlicher Variabilität. Das
heißt, es sind aufgrund des komplexen
Herstellungsprozesses gewisse Abweichungen auch bei Biologika möglich.
Wichtiger Hinweis: Diese Variabilität
hat aber üblicherweise keine Auswirkungen auf Wirksamkeit und Sicherheit
der Biologika und Biosimilars!
Biosimilars erfordern – genauso wie Biologika –
einen aufwendigen Herstellungsprozess.
Wird die Wirksamkeit von Biosimilars
überprüft?
Ja! Die Ähnlichkeit eines Biosimilars
zum Original-Biologikum muss in verschiedenen Prüfungen nachgewiesen
werden und wird von der europäischen
Arzneimittelbehörde EMA (European
Medicines Agency) kontrolliert. Dabei
werden u.a. Kriterien wie pharmazeutische Qualität sowie klinische Wirksamkeit und Sicherheit überprüft. Ein von
der EMA zugelassenes Biosimilar erfüllt damit alle Anforderungen in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 55
NICHT-MEDIKAMENTÖSE
BEHANDLUNG BEI ENTZÜNDLICH-
RHEUMATISCHEN ERKRANKUNGEN
Blick:
Auf einenamentöse
dik
Nicht-me
en
Maßnahm
sätzlich den
haben grund
n:
ne
io
at
er
p
• O
Gelenks zu
fähigkeit des
ns
tio
nk
Fu
ie
Sinn, d
zu lindern
d Schmerzen
un
rn
se
es
rb
ve
: dienen dem
e Maßnahmen
ch
lis
ka
si
hy
P
•
eglichkeit
Erhalt der Bew
Alltags
ältigung des
ew
B
ie
d
ll
so
ie:
• Ergotherap
ittel stehen
iverse Hilfsm
n,
erleichter d
zur Verfügung
56 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Wann ist eine Operation sinnvoll?
Operationen sind niemals ein Ersatz für
eine medikamentöse Therapie, sondern
werden dann durchgeführt, wenn alle herkömmlichen Methoden (wie physikalische Therapie, Medikamente, Hilfsmittel
etc.) ausgeschöpft sind und trotzdem anhaltende Schmerzen in einem Gelenk bestehen. Operationen können entweder
eine vorbeugende oder eine wiederherstellende Maßnahme darstellen.
Welche Operationsmethoden gibt es?
• Synovektomien: Dabei wird entzündete
Gelenkschleimhaut entfernt. Mithilfe
Nicht-medikamentöse Therapie
dieser chirurgischen Behandlung kann
das Fortschreiten der Gelenkzerstörung
entscheidend verzögert und in manchen
Fällen sogar zum Stillstand gebracht
werden. Durch die Möglichkeiten der so
genannten Schlüssellochchirurgie mittels Arthroskopie kann der Eingriff vor
allem am Knie oder an der Schulter ohne
große Schnitte erfolgen. Bei den Handoder Fingergelenken ist eine Arthroskopie jedoch oft nicht möglich, weil Bänder oder Sehnen mitbehandelt werden
müssen. Dann kann lediglich eine „offene“ Synovektomie erfolgen, die größere
Schnitte notwendig macht. Nach dem
Eingriff wächst die Gelenkinnenhaut
(Synovia) innerhalb weniger Wochen
wieder nach.
• Korrekturoperationen bei Gelenkfehlstellungen oder Funktionseinschränkungen (präventive und rekonstruktive Eingriffe)
• Gelenkersatz (= Teil- oder Totalendoprothesen)
• Arthrodesen, Spondylodesen (= stabilisierende Versteifungsoperation)
Was ist eine Radiosynoviorthese?
Bei der Radiosynoviorthese wird eine
schwach radioaktiv strahlende Flüssigkeit in ein chronisch entzündetes Gelenk
injiziert. Dadurch verödet die entzündete
Gelenkinnenhaut oberflächlich. Diese
Behandlungsform wird jedoch erst dann
angewendet, wenn die Basistherapie und
die Kortisongabe direkt ins Gelenk nicht
ausreichend wirksam waren.
Wann ist ein Gelenkersatz notwendig?
Ist ein bestimmtes Maß an Zerstörung
erreicht, bleibt nur noch der künstliche
Gelenkersatz mit Materialien wie Metall, Keramik, Polyethylen oder Silastic.
Der Eingriff ist an fast allen Gelenken
möglich, etwa an Schulter-, Ellbogen-,
Hand-, Finger-, Hüft-, Knie-, oberem
Sprunggelenk oder an den Zehengelenken. Am häufigsten wird er beim Hüftund Kniegelenk durchgeführt.
Im Allgemeinen kann gesagt werden,
dass Kunstgelenke zu einem hohen Prozentsatz Schmerzfreiheit und annähernd normale Beweglichkeit erwarten
lassen können. 90–95% der Implantate
halten mindestens 15 Jahre, bei sehr aktiven jüngeren Patienten kann es etwas
kürzer sein. Bestimmte Materialpaarungen haben einen extrem niedrigen
Abrieb, wie z.B. Keramik-Keramik,
wodurch auch eine starke Belastung im
Rahmen sportlicher Betätigung möglich wird.
Was versteht man unter einer
­Versteifungsoperation?
Eine operative Gelenkversteifung wird
beispielsweise bei einer sehr schweren
rheumatischen Erkrankung vorgenommen (oft bei kleineren Gelenken im Bereich der Fuß- und Wirbelgelenke) und
dient vor allem der Schmerzlinderung.
Die Bewegungsfähigkeit des Gelenks
wird unterbunden, die Knochenteile
des versteiften Gelenks wachsen zusammen.
Welche Operationsmöglichkeiten
gibt es?
• Bei rheumatoider Arthritis (RA): Je
nach Stadium wird die entzündlich
veränderte Gelenkkapsel oder Sehnenscheide entfernt (Synovektomie).
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 57
Nicht-medikamentöse Therapie
Zerstörte Sehnen werden wiederhergestellt, eine Gelenkteilentfernung
(Resektionsarthroplastik) wird vorgenommen, eine Gelenkversteifung (Arthrodese) durchgeführt oder ein
künstliches Gelenk eingesetzt. Künstliche Gelenke werden häufig im Bereich von Hüfte, Knie oder Schulter
eingesetzt, im Bereich des Ellbogens
oder Sprunggelenks eher seltener.
Bei kleineren Gelenken wird oft auch
eine Versteifungsoperation durchgeführt. Bei Patienten mit rheumatoider
Arthritis kommt es häufig im Bereich
des 2. Halswirbelkörpers zu entzündlichen Veränderungen, die im fortgeschrittenen Stadium zu neurologischen Ausfällen führen können. Die
beginnende Schädigung des Rückenmarks zeigt sich durch HinterkopfNacken-Schmerzen, eine Schwächung an den Extremitäten und
Unsicherheit beim Gehen. Durch eine
Versteifungsoperation kann das Rückenmark geschützt und eine weitere
Schädigung verhindert werden.
• Bei Morbus Bechterew: Im Vordergrund steht lebenslange Gymnastik
zur Kräftigung der Rückenstrecker.
Wenn der Krankheitsverlauf jedoch so
stark fortschreitend ist, dass die
Krümmung der Wirbelsäule stark zunimmt, sollte rechtzeitig eine Versteifungsoperation im Bereich der Wirbelsäule durchgeführt werden. Dabei
werden Schrauben in die Wirbelkörper eingebracht und untereinander mit
Stäben verbunden, um eine Stabilisierung zu erreichen. Diese Implantate
sind nur vorübergehend als Stabilisatoren gedacht, bis eine knöcherne
58 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
„Brücke“ entsteht, die das Fortschreiten der Erkrankung stoppt.
• Bei Psoriasis-Arthritis: Je nach Stadium wird die entzündlich veränderte
Gelenkkapsel oder Sehnenscheide
entfernt (Synovektomie), zerstörte
Sehnen werden wiederhergestellt,
eine Gelenkteilentfernung (Resektionsarthroplastik) wird vorgenommen,
eine Gelenkversteifung (Arthrodese)
durchgeführt oder ein künstliches Gelenk eingesetzt.
Welche physikalischen Maßnahmen
gibt es?
Physikalische Maßnahmen sind bei allen Erkrankungen des Bewegungs- und
Stützapparates für den Erhalt der Gelenkbeweglichkeit wichtig. Hierzu zählen:
• Bewegungstherapie
• Wärme- und Kältetherapie
• Massage (manuelle und Reflextherapie)
• Elektrotherapie
• medizinische Trainingstherapie
Warum ist Bewegung so wichtig?
Mit Heilgymnastik kann eine Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit, eine
Kräftigung der Muskulatur sowie eine
Schmerzlinderung erreicht werden.
Vorsicht: Bei einem akuten Schub sollte die Heilgymnastik pausiert werden!
Wann kommt Wärme, wann Kälte zur
Anwendung?
Durch die Wärmetherapie sollen
Schmerzen gelindert und Muskeln entspannt werden. Warme Wickel, Bäder,
Moor-, Fango- oder Schlickpackungen,
Nicht-medikamentöse Therapie
te Moorpackungen, Kryopacks (Kryo =
Kälte) und Kältebäder (15 °C) bis zu
Ganzkörpertherapien in Kältekammern
mit Temperaturen bis -110 °C.
Vorsicht: Nicht angewendet werden
darf die Kältetherapie bei Fieber, Nieren- und Blasenleiden, Kälteüberempfindlichkeit sowie bei Gefäßentzündungen!
Was bewirken Massagen?
Massagen entspannen verhärtete Muskeln, was sich wiederum entlastend auf
die Gelenke auswirkt. Zudem fördern
Massagen die Durchblutung und regen
den Muskeltonus an. Massagen können
auch Schwellungen reduzieren. Wichtig
ist, dass sie vom Patienten als angenehm empfunden werden.
Was ist Elektrotherapie?
Kältetherapien, wie z.B. Kryopacks, können bei
akuten Entzündungen helfen, Schmerzen zu
lindern.
Heusäcke oder Paraffin als Wärmeträger (oft bei Arthrose in den Finger- oder
Kniegelenken) sowie Bestrahlung mit
Infrarotlampen sind Möglichkeiten der
Wärmebehandlung.
Vorsicht: Bei akuten Entzündungen
soll Wärme nicht angewendet werden,
da diese die Symptomatik der Erkrankung verschlimmern kann!
Die Kältetherapie wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und bewegungsfördernd. Sie wird bei geschwollenen Gelenken, Schmerzen und akuten
Entzündungen angewendet. Die Techniken reichen von Eispackungen über kal-
Die Verfahren der Elektrotherapie beinhalten die therapeutische Anwendung
von elektrischem Strom in der Medizin.
Sie unterscheiden sich sowohl physikalisch als auch biologisch voneinander.
Die Hochfrequenztherapie ist eine reine Wärmetherapie mit großer Tiefenwirkung. Mittels spezieller Elektroden
wird hochfrequenter Strom durch die
Haut geleitet und im Körper in Wärme
umgewandelt.
Achtung: Für Patienten mit einer Prothese im zu behandelnden Gebiet oder
mit einem Herzschrittmacher ist diese
Form der Therapie nicht geeignet.
Die Niederfrequenztherapie arbeitet
im Frequenzbereich bis 1.000 Hertz.
Sie dient der Schmerzlinderung, dem
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 59
Nicht-medikamentöse Therapie
Muskeltraining und der Durchblutungsförderung. Dadurch können Schmerzmedikamente eingespart oder ein kreislaufschondendes
Muskeltraining
durchgeführt werden.
Achtung: Bei aktiven Entzündungen
oder Hautdefekten sollte die Niederfrequenztherapie nicht angewendet werden.
Wann ist eine medizinische Trainingstherapie sinnvoll?
In
chronischen
Krankheitsphasen
kommt es häufig zu Muskelschwund.
Hier ist ein richtig dosiertes, ärztlich
überwachtes Ausdauer- und Krafttraining indiziert. Natürlich müssen die
biomechanischen Gelenkveränderungen berücksichtigt und Trainingsgeräte
sowie Trainingsintensität individuell
angepasst werden. Die Effekte zeigen
sich jedoch nicht nur in einer besseren
körperlichen Leistungsfähigkeit und
gesteigertem Wohlbefinden, sondern
auch in einer Abnahme der Entzündungsaktivität.
Was bewirkt Ergotherapie?
Die Ergotherapie versucht, dem erkrankten Menschen trotz einer beeinträchtigenden Erkrankung größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu
ermöglichen. Gemeinsam mit dem Betroffenen werden Hilfsmittel ausprobiert und gegebenenfalls angeschafft.
Es wird genau besprochen, wie beispielsweise der Arbeitsplatz gelenkschonend gestaltet werden kann oder
welche Übungen bei sportlicher Betätigung weniger belastend sind. Es gibt
auch spezielle orthopädische Hilfsmit60 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Bewegungstherapie mit einem Physiotherapeuten
wird empfohlen.
tel, wie z.B. Gelenkschienen, die helfen, den Alltag besser zu meistern. Ziele sind mehr Selbstständigkeit im
täglichen Leben, weniger Schmerzen
und eine Schonung des betroffenen Gelenks.
Was bedeutet Gelenkschutz?
Gelenkschutz bedeutet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ruhe und Belastung. Die Gelenke sollten achsengerade belastet, d.h. nicht verdreht
werden, wie es z.B. beim Auswinden
eines Tuches der Fall ist. Gelenke sollten auch keiner Vibration ausgesetzt
werden: So sollte man beispielsweise
nicht mit einem Küchenmixer arbeiten,
der starke Vibrationen erzeugen kann.
Die Belastung sollte mäßig sein und auf
Nicht-medikamentöse Therapie
Vibrationen schaden den Gelenken.
Überblick: Nicht-medikamentöse
Behandlungen
Zur Schmerzbehandlung:
Thermotherapie, Elektrotherapie,
­Ultraschall, Massagen (je nach Schmerz­
ursache unterschiedliche Auswahl an
Therapieverfahren)
so viele Gelenke wie möglich verteilt
werden – so sollten z.B. Lasten beidhändig getragen, Trinkgefäße mit beiden Händen gehalten werden etc.
Welche Hilfen gibt es für den Alltag?
Im gut sortierten Fachhandel stehen unterschiedliche Hilfsmittel zur Verfügung, z.B.:
• Finger- und Handhalterungsschalen
• Knopfloch- und Schwanenhalsschienen
• spezielle Messer (der Griff ist 90 Grad
von der Klinge weggebogen) und Flaschenöffner
• ergonomische Computertastaturen
• Computermaus, die die Handgelenke
nicht belastet
• Handstöcke und Gehstützen
Zur Entzündungshemmung:
Thermotherapie (Kälte bei akuten, Wärme
bei chronischen Entzündungen)
Zur Behandlung von
Bewegungsstörungen:
Heilgymnastik, Ergotherapie, Sporttherapie
Zur Muskelentspannung und
Verbesserung der Durchblutung:
Heilgymnastik, klassische Massage,
­Wärmetherapie, Kältetherapie
Zur Muskelkräftigung:
Heilgymnastik, Reizstromtherapie,
­Elektrotherapie
Zur Verhütung und Korrektur
von Fehlstellungen:
Heilgymnastik, Ergotherapie, Sporttherapie
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 61
REGELMÄSSIGE KONTROLLEN UND
­THERAPIEANPASSUNG
Warum ist eine frühzeitige Therapie
so wichtig?
Beim Auftreten von unklaren Gelenkschmerzen und/oder Gelenkschwellungen, verbunden mit Morgensteifigkeit,
sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden!
Denn je früher Patienten mit rheumatoider
Arthritis identifiziert werden und mit einer Rheuma-Basistherapie begonnen
wird, desto besser kann die Krankheitsaktivität eingedämmt werden.
Was kann der Patient selbst beitragen?
Patienten können das Fortschreiten der
rheumatoiden Arthritis am besten verhindern bzw. verlangsamen, indem sie
die empfohlenen medikamentösen und
nicht-medikamentösen
Maßnahmen
konsequent durchführen und die vereinbarten ärztlichen Kontrollen einhalten.
Warum sind zu Beginn der Therapie
häufige Arztbesuche erforderlich?
Wer eine Basistherapie einer rheumatischen Erkrankung beginnt, muss zunächst in kürzeren Intervallen Kontrolltermine wahrnehmen. Dadurch kann
der Rheumatologe überprüfen, ob die
The­rapie auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist, ob die Behandlungsziele erreicht wurden bzw. ob
eventuell Therapieanpassungen notwendig sind. Eines der Hauptziele der
Therapie ist die Beschwerdefreiheit des
Betroffenen (= Remission). Sollte das
Erreichen einer Remission nicht mög62 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
lich sein, soll zumindest ein Zustand
mit geringer Krankheitsaktivität erreicht werden.
Was versteht man unter dem Begriff
„Remission“?
Remission bezeichnet das Erreichen eines Zustandes, in dem keine Schwellungen mehr vorhanden sind bzw. nur noch
ein Gelenk geschwollen ist und auch
keine Schmerzen mehr vorliegen. Dies
geht mit dem Wiedererlangen bzw. dem
Erhalt der Funktionsfähigkeit der Gelenke einher.
Welche Kontrollen sind bei einer
Dauertherapie wesentlich?
Klinische Kontrollen beim Rheumatologen sind notwendig, um die Effektivität
der eingesetzten Basistherapie zu beurteilen. Im Arzt-Patient-Gespräch werden
auch die Verträglichkeit der Medikamente und eine eventuelle Änderung
oder Ergänzung der bestehenden Therapie erörtert. Außerdem sind Überprüfungen der Blutwerte notwendig, um Nebenwirkungen der Medikamente, welche
man selbst nicht immer bemerken würde, zu erkennen. In bestimmten Abständen werden auch entsprechende Röntgenkontrollen durchgeführt. Zudem
können auch Begleitmaßnahmen wie
Ergotherapie, Hilfsmittelversorgung sowie die berufliche Situation und eventuell die Notwendigkeit einer Rehabilitation besprochen werden.
HIGH-TECH SONNENPFLEGE
DNA-REPARATURENZYME PLUS NOPAL-KAKTUS
ALL-IN-ONE GESICHTSUND LIPPENSOFTGEL
ALPIN SPF 30
✦ kann vor UV-Licht-bedingten
Hautschäden schützen
✦ optimal für sonnenempfindliche
Haut geeignet
✦ Kälteschutz / Schwitzfest /
Parfumfrei / ohne Parabene
✦ im praktischen Pocket-Format
UVB + UVA
www.ateia.at
SPEZIELL ENTWICKELT FÜR
ALPINE BEDINGUNGEN
✦ Erhältlich in Ihrer Apotheke.
VERSCHLEISSRHEUMATISMUS
64 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Frauen sind von Arthrosen
häufiger betroffen als
Männer.
ARTHROSE
Welche Gelenke sind betroffen?
Blick:
Auf einen
Arthrose
ische Gelenk­
ativ-rheumat
er
en
eg
d
ne
cheinungen“)
• ist ei
bnutzungsers
A
(„
ng
ku
an
erkr
sterreich rund
• b etrifft in Ö
Menschen
1,4 Millionen
s bei
bei Frauen al
• tritt häufiger
Männern auf
em
st zwischen d nter
• beginnt mei
itu
r,
Lebensjah m
50. und 60.
ch
na
üher (z.B.
auch schon fr
letzung)
der einer Ver
o
l
al
nf
U
m
eine
Wie kommt es zu Arthrose?
Arthrosen sind chronische Gelenkerkrankungen, die aufgrund von Veränderungen
des Gelenkknorpels und des darunter liegenden Knochengewebes entstehen. Die
Ursache sind Umbauprozesse im Knorpelgewebe und im gelenknahen Knochengewebe. Dabei kommt es zu einer Störung
des Gleichgewichts im Knorpelstoffwechsel. Den Verlust von Knorpelgewebe kann
der Körper nicht mehr ausgleichen. Die
Folge: Schmerzen, Muskelverspannungen, Bewegungseinschränkungen und vereinzelt auch Schwellungen im Bereich der
betroffenen Gelenke. Mit der Zeit kann es
zu Gelenkverformungen und damit zu einer nicht mehr rückbildungsfähigen Funktionseinschränkung kommen. Ein Trauma
(Unfall, Verletzung) kann die Entstehung
von Arthrose begünstigen.
Oftmals sind Knie- und Hüftgelenke
betroffen, da diese stark belastet werden,
müssen sie doch einen großen Teil des
Körpergewichts tragen. Die verminderte
Beweglichkeit und Belastbarkeit infolge
einer Arthrose verändern die Haltung
und den Gang.
Auch die Arthrose der kleinen Fingergelenke (Fingerarthrose), die vor allem
die Fingerendgelenke (Heberden-Arthrose), die Fingermittelgelenke (Bouchard-Arthrose) sowie die Daumensattelgelenke
(Rhizarthrose)
betrifft,
kommt sehr häufig vor.
Welche Faktoren begünstigen die
Entstehung einer Arthrose?
• Alter: Fast jeder zweite über 70-Jährige
hat Abnutzungserscheinungen an den
Gelenken, die sich unterschiedlich
stark mit Schmerzen bemerkbar machen können.
• Genetik: Es gibt Familien, bei denen
die Erkrankung häufiger auftritt. Ursache dafür dürften arthrosespezifische
Gene sein.
Unterschied zwischen
Arthritis und Arthrose
• Unter dem Begriff Arthritis werden
entzündliche Gelenkleiden zusammengefasst.
• Bei der Arthrose liegt eine primär nicht
entzündliche Abnutzungserkrankung vor.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 65
Arthrose
Veränderungen des Gelenkknorpels können zu Arthrose führen.
• Starkes Übergewicht: Mehr Gewicht
belastet die Gelenke zusätzlich und
fördert somit auch die Entstehung von
Abnutzungserscheinungen. Vor allem
die Kniegelenke und in geringerem
Ausmaß auch die Hüftgelenke sind bei
übergewichtigen Menschen häufig von
Arthrose betroffen.
• Fehlstellungen: Gelenke, die von Geburt an fehlgestellt sind (X-Beine, OBeine), bzw. Personen, die Verletzungen (wie Meniskusschäden) erlitten
haben, neigen besonders zur Entwicklung einer Arthrose.
Wichtiger Hinweis: Durch ein Ultraschall-Screening von Neugeborenen
66 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
kann eine Fehlstellung der Hüfte festgestellt und so bereits früh behandelt
werden, z.B. durch breites Wickeln
oder eine so genannte Spreizhose.
• Stoffwechselstörungen wie Eisenspeicherkrankheit
• Überbelastung: Jahrelange schwere
körperliche Arbeit, wie etwa lange Tätigkeiten im Stehen mit zusätzlichem
Anheben von schweren Gewichten
(schaufeln, hacken etc.) oder Tätigkeiten mit hoher Belastung bestimmter
Gelenke bzw. Gelenkregionen (z.B.
Kniescheiben bei Fliesenlegern), kann
Arthrose fördern.
• Extremsport: Fußballer beispielsweise
Arthrose
leiden besonders häufig an einer Arthrose der Knie, der Hüfte oder auch der
Knöchelgelenke, Radsportler an Veränderungen der Kniescheiben bzw. der
Kniegelenke, Balletttänzer an Arthrose
in den Sprunggelenken.
Wie sieht der typische Verlauf aus?
Der Verlauf ist unterschiedlich. Vom Erscheinungsbild her unterscheidet man das
klinisch stumme Stadium (Arthrose im
Röntgenbild ohne Beschwerden), das
chronische Stadium (leichte bis starke
Schmerzen bei verschiedenen Belastungsniveaus) und das Stadium der akuten (bzw. aktivierten) Arthrose mit Gelenkschwellung, Überwärmung, Ergüssen
und Schmerzen.
Welche Beschwerden treten auf?
Typisch ist der Startschmerz zu Beginn
einer Bewegung, der dann nach wenigen
Schritten nachlässt. Es kann aber auch
zu einem Belastungsschmerz kommen,
der sich etwa bei längeren Gehstrecken
oder beim Hinuntersteigen von Treppen
äußert. Im Ruhezustand oder im Schlaf
tritt der Schmerz selten auf. Mit der Zeit
kann es zu Gelenkverformungen kommen. Die betroffenen Gelenke sind hart
und knöchern, oft knotig verändert, aufgetrieben und „knirschen, reiben oder
knacken“ bei bestimmten Bewegungen.
Wie erfolgt die Diagnose?
Eine erste Verdachtsdiagnose wird mittels Untersuchung von Bewegungseinschränkungen sowie der Funktion, der
Bandstabilität und der Gelenkkontur getroffen. Dazu kommen die Abklärung
von eventuellen Fehlstellungen (z.B. der
Beine) sowie Schmerztests. Wichtig für
die Diagnose ist beispielsweise, wann
und bei welchen Tätigkeiten der Schmerz
auftritt.
Welche bildgebenden Verfahren
­werden eingesetzt?
• Röntgenuntersuchung: macht u.a.
Veränderungen wie Gelenkspaltverschmälerungen, Defekte, Zerstörung
von Gelenkknorpel und Knochen sowie Zystenbildung sichtbar
• Gelenkpunktion: kommt beim Auftreten einer Gelenkschwellung zum Einsatz. Mittels Punktion wird Gelenkflüssigkeit entnommen und im Labor
untersucht. Die Gelenkpunktion nimmt
zum einen die schmerzhafte Spannung
vom Gelenk, zum anderen ermöglicht
die Laboruntersuchung, verschiedene
Gelenkerkrankungen voneinander abzugrenzen (bakterielle Infektionen,
Kristallablagerungserkrankung u.a.).
• Ultraschalluntersuchung: eignet sich
zur Beurteilung von Sehnen, Muskeln,
Schleimbeutelentzündungen und Gelenkergüssen
• Magnetresonanztomografie (MRT)
oder Magnetic Resonance Imaging
(MRI): kommt zur Beurteilung des
Knorpels zum Einsatz
Welche Laboruntersuchungen
sind sinnvoll?
Laborbefunde, die Arthrose nachweisen,
gibt es noch nicht. Es können aber laborchemisch Erkrankungen, die Arthrose
verursachen oder sich ähnlich wie Arthrose präsentieren können, ausgeschlossen werden. Dazu gehören folgende Laborwerte:
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 67
Arthrose
• Rheumafaktor: normal
• Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG):
normal oder nur leicht erhöht
• ACPA: negativ (anti-citrullinierte Peptid-Antikörper, wie z.B. Anti-CCPoder Anti-MCV-Antikörper; werden
zur Diagnose des Frühstadiums einer
rheumatoiden Arthritis verwendet)
Welche Behandlungsmöglichkeiten
gibt es?
Bei der Arthrosetherapie geht es darum,
Beschwerden zu lindern und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verlang­
samen. Trotz des Gelenkverschleißes
sollen mithilfe der Therapie die Belastbarkeit und die Beweglichkeit des Gelenks noch für möglichst lange Zeit erhalten bleiben. Sind die Zerstörungen zu
groß und die Schmerzen unerträglich,
bleibt nur noch der Ersatz des Gelenks.
Wichtige Maßnahmen sind:
• ausreichende Bewegung ohne Überlastung
• Schutz vor Gelenkverletzungen
• Verhinderung bzw. Abbau von Übergewicht
• medikamentöse Therapie
Welche nicht-medikamentösen
­Maßnahmen gibt es?
Physikalische Maßnahmen: Elektrotherapie, Ultraschall, Wärme und Kälte
sowie Massagen sollten bei Arthrose regelmäßig zur Anwendung kommen.
Die Heil- bzw. Krankengymnastik und die
Ergotherapie verbessern die Funktionen
der erkrankten Gelenke. Zusätzlich kommen Hilfsmittel wie Gummibänder, Bälle,
Schienen und Bandagen zum Einsatz.
68 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Die medizinische Trainingstherapie
verbessert die Ausdauer und die Muskelkraft durch systematisches Training
an speziellen Geräten.
Spezielle Hilfsmittel im Alltag unterstützen die Gelenke und verzögern das
Fortschreiten der Erkrankung. Eventuell
können Schienen, festes Schuhwerk
oder das Verwenden eines Stocks die
Gelenke entlasten.
Besonders hilfreich und wirksam ist
auch die Behandlung im Wasser (Aqua­
training).
Wie verläuft die medikamentöse
Behandlung?
Ein wesentliches Ziel der medikamentösen Therapie ist die Schmerzlinderung.
Allerdings können Schmerzmittel die
der Erkrankung zugrunde liegende
Schädigung des Knorpels nicht beein-
Arthrose
Neben Knie und Hüftgelenk sind
auch die kleinen Fingergelenke
oftmals von Arthrose betroffen.
flussen. Aber erst durch weitgehende
Schmerzfreiheit ist es möglich, eine Bewegungstherapie durchzuführen – und
Bewegung wiederum ist notwendig.
Wie erfolgt die Schmerzlinderung?
• „Rheumasalben“: Sie sind zur lokalen
Anwendung als entzündungshemmende Salben bzw. Gels erhältlich. Salbenverbände haben den Vorteil, dass der
Wirkstoff nicht so schnell in die Haut
einzieht, sondern ein ausreichend großer Anteil als „Nachschub“ auf der
Haut verbleibt.
• Nicht-steroidale
Antirheumatika
(NSAR): Diese Antirheumatika blockieren Gewebshormone (Prostaglandine), die den Schmerz weiterleiten.
Neben der schmerzlindernden besteht
auch eine entzündungshemmende Wirkung, die u.a. Schwellungen lindert.
NSAR sollten nur nach Absprache mit
dem Arzt eingenommen werden.
• Systemische Analgetika (z.B. Para­
cetamol)
• Kortison: Ist die Gelenkinnenhaut eines einzelnen Gelenks krankhaft stark
verändert bzw. entwickelt sich ein entzündlicher Verlauf, so kann über einen
kurzen Zeitraum Kortison gezielt ins
Gelenk gespritzt werden. Es wirkt stark
entzündungshemmend.
• Injektion von Hyaluronsäure direkt
ins Kniegelenk: Man erhofft sich davon eine schmerzlindernde Wirkung.
Denn ein krankes Gelenk kann keine
Hyaluronsäure mehr produzieren, die
den Abrieb von Knorpelsubstanz reduziert.
• Knorpelschutzsubstanzen oder Aufbaupräparate: Hierzu zählen Substanzen wie Glucosamin(-sulfat) oder
Chondroitinsulfat, die den Knorpelabbau bremsen sollen. Ihre Wirksamkeit
wird kontroversiell gesehen.
Wann wird eine Arthroskopie
durchgeführt?
Diese Maßnahme kommt vor allem bei
der Untersuchung und Behandlung von
Knie-, Sprung- und Schultergelenk zum
Einsatz. Bei dieser speziellen endoskopischen Untersuchung von Gelenken
führt man ein Arthroskop – ähnlich einer
kleinen Kamera – durch einen kleinen
Hautschnitt in einen Gelenkraum ein.
Auf diese Weise kann der Arzt die Gelenkstrukturen direkt betrachten. Meistens werden Arthoskopien eingesetzt,
um zeitgleich mit der Diagnostik auch
Operationen
zur
Gelenksanierung
durchzuführen. Gegenüber den offenen
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 69
Arthrose
plastik, mit deren Hilfe die Regeneration
von körpereigenem Knorpel angeregt
werden soll.
Wann wird ein Gelenkersatz
erwogen?
Bei Hüfte, Knie oder Schulter kann ein
Gelenkersatz erwogen werden, wenn die
medikamentöse Therapie nicht ausreicht.
chirurgischen Verfahren besitzt die minimal-invasive Chirurgie den Vorteil der
geringeren Belastung für den Organismus, geringerer Schmerzen nach der
Operation, kürzerer Heilungszeiten und
dadurch einer schnelleren Wiedereingliederung in die Alltagsaktivitäten.
Was passiert bei einer Abrasion?
Als Abrasion (lat.: abrasio = Abkratzung) wird in der orthopädischen Medizin ein Verfahren bezeichnet, mit dem
organisches Material, z.B. Knochen,
mechanisch abgetragen wird. Eine Anwendungsform ist die Abrasionsarthro70 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Bei starken Beschwerden und Behinderungen kann ein künstliches Gelenk Erleichterung schaffen und die Beweglichkeit wiederherstellen. Bei allen großen
und mittleren Gelenken (wie Hüfte,
Knie, Schulter) ist der Gelenkersatz die
erfolgreichste Therapieform, wenn trotz
medikamentöser Behandlung weiterhin
ständig Schmerzen vorhanden sind und
die Funktionalität des Gelenks stark eingeschränkt ist.
Nach einem operativen Eingriff sind Bewegungstherapie und physikalische Therapiemaßnahmen wichtige Voraussetzungen für die bestmögliche Funktion
des künstlichen Gelenks.
Was ist nach der Operation
zu beachten?
Im Allgemeinen beginnt die Mobilisation bereits am Tag nach der Operation.
Dazu gehören Bewegungsübungen und
leichte Gymnastik unter therapeutischer
Anleitung. Diese Übungen sind sehr
wichtig und senken unter anderem das
Risiko einer Thrombose. Später folgt
eine intensive Krankengymnastik, um
den Muskelaufbau zu fördern und die
Beweglichkeit der betroffenen Gelenke
zu verbessern. Ein spezielles Bewegungsprogramm sollte danach auch zu
Hause täglich durchgeführt werden.
Das allfällige Ausmaß der sportlichen
Betätigung sollte vorab mit der operierenden Stelle geklärt werden.
OSTEOPOROSE
Blick:
Auf einen
ose
Osteopor
reich
schen in Öster
en
M
0
0
.0
0
nkung
• Rund 80
r Skeletterkra
und“
sind von diese
„Knochenschw
h
lic
ch
ra
p
ss
(umgang
roffen.
genannt) bet
chendichte
niedrige Kno
ne
ei
n
he
te
es
qualität.
• Es b
erte Knochen
g
in
rr
ve
ne
ei
und
chenmasse
ch mehr Kno
tli
eu
d
ird
w
s
wird der
• E
aut, dadurch
eb
fg
au
s
al
ab
rechlicher.
hstäblich zerb
uc
b
en
ch
no
K
mt erhebenbrüche nim
ch
no
K
r
fü
o
ik
ensjahr.
• Das Ris
dem 70. Leb
ab
m
le
al
r
vo
lich zu,
Welche Rolle spielt die Knochen­
masse für unseren Körper?
Unser Knochenskelett hat zahlreiche
wichtige Aufgaben. So schützt es unter
anderem die inneren Organe, reguliert
unseren Kalziumhaushalt und trägt uns
durchs Leben. Knochen sind lebende
„Materie“, sie sind stark durchblutet und
ständig wird Knochenmasse auf- und
wieder abgebaut. Dazu verfügt der Körper über eigene Zellen: Die Knochenabbauzellen (Osteoklasten) „rüsten“ den
Knochen ab, die Knochenaufbauzellen
(Osteoblasten) füllen die Vertiefungen
im Knochengewebe wieder auf. Beide
Prozesse befinden sich normalerweise
im Gleichgewicht, welches maßgeblich
durch „ruhende“ Knochenzellen, die Osteozyten, mitreguliert wird.
Warum nimmt die Knochendichte mit
zunehmendem Alter ab?
Ein messbarer physiologischer Verlust
der Knochendichte setzt etwa ab dem
30. Lebensjahr ein. Der Verlust beträgt
rund 0,5–1,0% pro Jahr und kann beim
weiblichen Geschlecht mit Eintritt in die
Wechseljahre zumindest vorübergehend
auf 8–10% pro Jahr ansteigen.
Tipp: Viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung (Kalzium, Vitamin D)
tragen dazu bei, diesen Prozess langsamer ablaufen zu lassen!
Welche Folgen hat Osteoporose?
Bei der Osteoporose handelt es sich um
eine Skeletterkrankung, die durch niedrige Knochendichte und verringerte
Knochenqualität gekennzeichnet ist. Es
wird deutlich mehr Knochenmasse abals aufgebaut, dadurch wird der Knochen buchstäblich zerbrechlicher. Das
Risiko für Knochenbrüche nimmt erheblich zu. Vor allem im höheren Lebensalter steigt diese Gefahr stark an. Für die
Osteoporose typisch sind Brüche der
Wirbelkörper, der Hüfte (v.a. der Schenkelhalsregion) sowie des Ober- oder
Unterarms. Osteoporotische Knochen­
brüche treten typischerweise durch minimale Krafteinwirkung auf.
Kann es zu Verformungen der
Wirbelsäule kommen?
Ja. Bei Patienten mit osteoporotischen
Wirbelkörperbrüchen kann es neben einer erheblichen Abnahme der KörperBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 71
Osteoporose
Bei Osteoporose wird deutlich mehr Knochenmasse ab- als aufgebaut.
Dadurch wird der Knochen zerbrechlicher.
größe zu Verformungen der Wirbelsäule
kommen, die zum so genannten „Witwenbuckel“ führen.
Warum sind Frauen häufiger
betroffen?
Die Knochenmasse der Frau ist genetisch bedingt geringer als jene des Mannes. Hinzu kommt, dass mit Eintreten
der Menopause immer weniger Östrogen produziert wird. Dieses Hormon hat
72 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
einen knochenschützenden Effekt.
Nimmt also das Östrogen ab, wird auch
mehr Knochensubstanz ab- als aufgebaut.
Aber nicht nur Frauen in den Wechseljahren sind häufiger von Osteoporose
betroffen: Untergewichtige Mädchen
und Frauen haben ebenfalls ein erhöhtes
Osteoporoserisiko, weil zumeist auch
eine Störung des weiblichen Hormonhaushalts vorliegt.
Osteoporose
Empfohlene
Vorsorgeuntersuchungen
Knochendichtemessung:
• zum ersten Mal – je nachdem, welche
Risikofaktoren vorliegen (mit Arzt abstimmen!) – zwischen dem 50. und
65. Lebensjahr durchführen lassen
• bei Frauen ohne Risikofaktoren für
Frakturen das erste Mal mit 65 Jahren
• bei Frauen mit Risikofaktoren schon
früher
• bei Männern ohne Risikofaktoren erste
Messung mit dem 70. Lebensjahr
• bei Männern mit Risikofaktoren
unabhängig vom Alter
Röntgen-, CT- oder MRT-Untersuchungen: stellen bei starken Veränderungen der Wirbelsäule wichtige Diagnosemöglichkeiten dar
Welche Risikofaktoren begünstigen
Osteoporose?
•G
eschlecht: Frauen erkranken häufiger.
•G
enetik
•F
ortgeschrittenes Lebensalter: Mit jeder Dekade (60, 70, 80 Jahre etc.) steigt
das Risiko für neue Knochenbrüche.
•K
nochenbrüche:
Vorangegangene
Knochenbrüche erhöhen das Risiko für
weitere Knochenbrüche.
•E
rhebliche Bewegungseinschränkung
(etwa durch Bettlägerigkeit)
•V
orerkrankungen: z.B. Schilddrüsenüberfunktion, rheumatoide Arthritis,
Diabetes Typ 1, aber auch Typ 2, Nie-
ren- bzw. Leberleiden, COPD, Hormonstörungen, Darmleiden wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
oder Zöliakie
• Mangel des Hormons Testosteron
beim Mann
• Verkürzte Bildung des Hormons Östrogen bei der Frau: z.B. durch späte
erste Regelblutung (nach dem 16. Lebensjahr), frühe Menopause (vor dem
45. Lebensjahr) oder häufige Zyklus­
störungen
• Ungesunder Lebenswandel: Bewegungsmangel, langjähriges Rauchen,
zu viel Alkohol, Mangelernährung mit
zu wenig Kalzium, zu wenig Vitamin D
und Eiweiß, z.B. bei Magersucht
• Untergewicht bzw. sehr schlanke Statur (Body-Mass-Index < 18)
• Medikamente: Manche Medikamente
können den Knochenstoffwechsel negativ beeinflussen. So reduziert z.B.
Kortison die Kalziumaufnahme in den
Knochen, wenn es länger als drei Monate eingenommen wird. Dasselbe gilt
für Glitazone (für Diabetiker).
Was sind die ersten Anzeichen?
Osteoporose macht sich zu Beginn u.a.
durch chronische Rückenschmerzen,
Verlust an Körpergröße, zunehmende
­
Rundrückenbildung, vermehrte Faltenbildung am Rücken sowie Brüche vor allem
im Bereich der Unterarme, Rippen und
Hüften (keine Sport- oder Verkehrsunfälle) bemerkbar. Diese Beschwerden treten
zumeist nach dem 70. Lebensjahr auf.
Wie wird behandelt?
Die Basis jeder Osteoporosebehandlung ist die ausreichende Zufuhr von
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 73
Osteoporose
Reich an Kalzium sind zum Beispiel Spinat und Brokkoli.
Kalzium (1.000–1.500 mg täglich) und
Vitamin D (800 Einheiten täglich), deren Dosierung vom Arzt festgelegt wird.
Was ist bei der Ernährung
zu beachten?
Wichtige Kalziumlieferanten sind
Milch und Milchprodukte, aber auch
Spinat, Brokkoli, Haselnüsse sowie
­kalziumreiches Mineralwasser. Es sollte
jedoch unbedingt die gesamte Kalzium­
zufuhr berücksichtigt werden, da
mittlerweile gut gesichert ist, dass ein
Zuviel an Kalzium, insbesondere wenn
es über Medikamente verabreicht wird,
dem Organismus auch Schaden zufügen
kann.
Negativen Einfluss auf den Kalziumspiegel können Alkohol in großen Mengen sowie übermäßiger Rauchgenuss
haben.
Tipp: Kalzium sollte mit reichlich Wasser eingenommen werden!
74 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Das Knochenvitamin D wird in bedeutendem Maße nur durch Sonnenlicht gebildet. Daher sollte man mindestens 30
Minuten täglich im Freien verbringen.
Ein geringerer Anteil kann auch mit der
Nahrung aufgenommen werden. Reichlich Vitamin D enthalten beispielsweise
fetter Fisch sowie Eigelb.
Wichtiger Hinweis: In der Kindheit und
Jugend werden die Knochen aufgebaut,
der Bedarf an Kalzium und Vitamin D ist
daher in diesem Alter besonders hoch!
Warum ist Bewegung wichtig?
Die zweite wichtige Säule der Behandlung stellt regelmäßige Bewegung dar.
Risikopatienten sollten mit Unterstützung eines Therapeuten spezielle Übungen zur Muskel- und Knochenstärkung
durchführen. Mithilfe einer gezielten
Schmerztherapie ist auch für Osteoporosepatienten Bewegung wieder möglich
und nötig.
Osteoporose
Welche Medikamente helfen
bei Osteoporose?
Als drittes Standbein der Behandlung
können medikamentöse Wirkstoffklassen
zum Einsatz kommen, um das Risiko für
einen Bruch zu senken, den Verlust an
Knochenmasse zu minimieren bzw. den
Knochenaufbau und somit die Knochenstabilität wieder zu fördern. Diese
­Medikamente sollten in jedem Fall entsprechend der ärztlichen Vorgabe eingenommen werden, da sonst die Gefahr für
Knochenbrüche wieder zunimmt.
1. Knochenabbauhemmende Substanzen
Dies sind Stoffe, die in erster Linie den
Knochenabbau hemmen. Sie erhöhen
die Knochendichte in allen Skelettregionen und reduzieren bei kontinuierlicher
Einnahme die Häufigkeit von Frakturen.
Zu dieser Substanzklasse gehören:
• Bisphosphonate: bremsen die Aktivierung jener Zellen (Osteoklasten), die
am Knochenabbau beteiligt sind. Sie
können als Tablette einmal täglich, einmal wöchentlich oder einmal monatlich eingenommen werden; weiters stehen sie als Dreimonatsspritze oder
Kurzinfusion – einmal im Jahr verabreicht – zur Verfügung. Bisphosphonate führen zu einer Verbesserung der
Knochenstabilität durch eine verstärkte Mineralisation des Knochengewebes.
• Denosumab: zählt zu den so genannten Biologika und führt, ähnlich wie
die Bisphosphonate, zu einer erhöhten
Knochenstabilität durch eine Zunahme
der Mineralisation. Die Verabreichung
erfolgt in halbjährlichen Abständen als
Injektion in die Unterhaut.
• Selektive Ö(E)strogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM): wirken ebenfalls
durch Hemmung der Osteoklasten. Sie
können allerdings das Knochenbruchrisiko am Schenkelhals nicht vermindern.
2. Zweifach wirksame Substanz
• Strontiumranelat: vermindert das Knochenbruchrisiko durch Förderung des
Knochenaufbaus und Hemmung des
Knochenabbaus
3. Knochenaufbaufördernde Substanz
Diese Substanz kommt bei Hochrisikopatienten, die besonders frakturgefährdet
sind, zum Einsatz, wenn eine Behandlung
mit Bisphosphonaten nicht ausreicht.
• Parathormon PTH-Analogon 1–34
­(Teriparatid): stimuliert die Knochen
aufbauenden Zellen und führt somit zu
einer „echten“ Knochenneubildung.
Die Verabreichung erfolgt einmal täglich, bevorzugt in die Bauchhaut. Die
Behandlungsdauer ist auf zwei Jahre
­
begrenzt. Danach wird der erzielte
­
­Knochenaufbau mit knochenabbauhemmenden Medikamenten konsolidiert.
Bei Osteoporose wird der Knochen
porös und dadurch brüchig.
WEICHTEIL­
RHEUMATISMUS
Hierzu gehören die Fibromyalgie
sowie die Polymyalgia rheumatica
(PMR).
76 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
FIBROMYALGIE
Blick:
Auf einen
lgie
Fibromya
erzen im
it Schm
rkrankung m t entzündlich
E
he
sc
ni
o
hr
ch
• c
pparat, die ni uft
Bewegungsa
rlä
ve
nd
re
ie
orm
u.a.
und nicht def
sehr vielfältig, des
werden sind
d
ch
un
es
r
B
tu
la
ie
D
ku
•
zen der Mus
treten Schmer auf.
Bindegewebes
annt; Wissen­
n sind unbek törung der
he
ac
rs
U
ie
D
•
von einer S
schafter gehen eitung aus.
b
Schmerzverar
ie Therapie
cht heilbar. D einen
ni
t
is
it
he
nk
n jedoch
• Die Kra
en Betroffene
ermöglicht d til.
ss
aktiven Leben
Welche Symptome gibt es?
Bei Fibromyalgie weisen die Patienten
sowohl körperliche als auch psychische
Symptome auf; sie fühlen sich krank, abgeschlagen und müde. Typische Kennzeichen sind so genannte Ganzkörperschmerzen, die über mindestens drei
Monate anhalten: Der Patient klagt über
großflächige (Muskel-)Schmerzen von
Kopf bis Fuß, vor allem an der Wirbelsäule, an Armen und Beinen, aber auch
Schlaflosigkeit, Angststörungen, Erschöpfung, chronische Müdigkeit und
Depression können auftreten. Diese Beschwerden sind unterschiedlich stark
ausgeprägt und treten häufig bereits
nach minimalen körperlichen Belastungen auf.
Häufig werden die Schmerzen durch
Stress, Kälte oder körperliche Belastung
verstärkt, es kann zu einem subjektiv
wahrgenommenen Anschwellen der Ex­
tremitäten und zu brennenden Hautschmerzen kommen. Weiters werden reduzierte Leistungsfähigkeit, trockene
Augen oder Mund, Reizdarmsyndrom,
Kopfschmerzen, Beklemmungsgefühle,
Kälteempfindlichkeit, Migräne oder
Herzbeschwerden angegeben.
Welche Folgen hat die Erkrankung?
Fibromyalgie ist nicht nur mit einem
enormen Leidensdruck für die Patienten
verbunden, sondern kann in vielen Fällen auch zu sozialen Beeinträchtigungen
führen, wie z.B. zum Verlust des Arbeitsplatzes, zu Problemen in der Partnerschaft und sozialem Rückzug.
Wer ist betroffen?
In Österreich dürften weit über 100.000
Personen an dieser Erkrankung leiden.
Frauen sind von Fibromyalgie siebenmal
häufiger betroffen als Männer. Zumeist
beginnt die Krankheit eher schleichend
im Alter von etwa 35 Jahren und erreicht
im Klimakterium ihren Höhepunkt. Selten sind auch Kinder betroffen.
Eine „sekundäre Fibromyalgie“ kann
auch als Folge einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung wie der chronischen Polyarthritis oder bei systemischem Lupus auftreten.
Mit welchen Methoden wird die
Erkrankung diagnostiziert?
Zunächst müssen andere Krankheitsbilder ausgeschlossen werden, denn hinter
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 77
Fibromyalgie
den Symptomen können sich auch andere
Erkrankungen verbergen. Daher wird eine
rheumatologische Untersuchung des gesamten Bewegungsapparates durchgeführt, es werden Labor- und Röntgenbefunde erstellt, auch um entzündliche
Rheumaformen oder Schilddrüsenstörungen auszuschließen. Sind diese Befunde
unauffällig, kommt das FibromyalgieSyndrom als Diagnose infrage.
Wichtige Diagnosehilfen können druckempfindliche Punkte am Körper sein.
Der Arzt drückt mit dem Daumen auf
bestimmte Stellen, die über den ganzen
Körper verteilt sind. Diese so genannten
„Tender Points“ im Nacken, oberhalb
der Schulterblätter, bei den Schlüsselbeinen, in der Kreuzbeingegend, an den
äußeren Oberschenkeln (unterhalb des
Beckenknochens) und an weiteren Stellen sind allerdings nicht beweisend.
Wie wird Fibromyalgie behandelt?
Die Fibromyalgie ist nicht heilbar. Wichtigstes Behandlungsziel ist, den Patienten zu einem aktiven Lebensstil zu motiTrainingstherapie
ist ein wichtiger
Teil der
Behandlung.
78 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
vieren und dadurch seine sozialen und
beruflichen Funktionen zu erhalten. Jede
Therapie muss individuell an die jeweilige Krankheitsaktivität angepasst werden. Grundsätzlich bedarf die Behandlung großer persönlicher Zuwendung
und ist meist sehr zeitintensiv. Als therapeutische Maßnahmen stehen – nach erstellter Diagnose –Psychotherapie, Entspannungstraining sowie eine individuell
angepasste, abgestufte Trainingstherapie, die den Patienten nicht überfordert,
an erster Stelle. Als medikamentöse Begleittherapie können Antidepressiva,
Antiepileptika und andere Substanzen
zum Einsatz kommen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten
gibt es noch?
Da Schmerzmittel nur beschränkt einsetzbar sind, setzen Experten bei der Fibromyalgie unter anderem auf folgende
(„multimodale“) Methoden:
• physikalische Therapie, Verhaltensund Bewegungstherapie sowie aktive
Techniken zur Schmerzkontrolle
Fibromyalgie
• Wärmebehandlungen mit lokalen Packungen, Ultraschall oder Heilbäder
wirken muskelentspannend und
schmerzlindernd.
• Lymphdrainagen und Akupunktmassagen vermindern lokale Stauungen
und reduzieren Schmerzen.
• Behandlungen in Infrarotwärmekabinen, aber auch in der Kältekammer
können zu sehr guten Ergebnissen
führen.
• Spezielle Formen der Elektrotherapie
können Schmerzen lindern.
rapie werden Akupunktur, traditionelle
chinesische Medizin (TCM), Osteopathie, Kraniosakraltherapie, Homöopathie, Neuraltherapie, manuelle Medizin
und sogar Dauermagnetfelder eingesetzt. Es wird ein Ausgleich im Gesamt­
energiehaushalt des Körpers und damit
eine Schmerzlinderung angestrebt.
Warum ist psychische Betreuung
notwendig?
Bewegung ist ein wichtiger Teil des Rehabilitationsprogramms, allerdings unter Aufsicht und in Maßen, damit es zu
keinem Rückfall kommt.
• Ein Herz-Kreislauf-Training (Ergometer, Nordic Walking, Crosstrainer)
wirkt leistungsfördernd.
• Zusätzlich ist Heilgymnastik zur Muskelstärkung und Haltungsverbesserung notwendig. Einzelheilgymnastik
und Kleingruppen haben sich sehr bewährt.
• Unterwassergymnastik ist für ihre
ausgezeichnete Wirkung auf Schmerz
und Psyche bekannt.
• Tipp: Die Kombination von Heilgymnastik und Unterwassergymnastik ist
äußerst sinnvoll, wobei jedes Training
immer ganz behutsam begonnen werden sollte.
• Auch Körperselbstwahrnehmungsprogramme haben sehr gute Erfolge
erzielt. Die Patienten lernen hierbei,
mit ihrem Körper und ihrer Energie
besser umzugehen. Generell ist auf ein
Gleichgewicht zwischen Aktivität und
Erholungsphasen zu achten.
Die psychotherapeutische Therapie
zielt auf eine Veränderung von Einstellungen und Verhaltensmustern ab. Patienten mit Fibromyalgie neigen dazu,
vieles als Katastrophe zu sehen und
sich dadurch selbst sehr unter Stress zu
setzen. Da Stress bei der Entstehung
der Krankheit eine Schlüsselrolle spielen kann, wird den Betroffenen empfohlen, mit einem Therapeuten an der
Bewältigung von Problemsituationen
zu arbeiten. Oftmals ist es wichtig, die
Familienmitglieder in die Therapie einzubeziehen. Auch Selbsthilfegruppen
können hilfreich sein.
Tipp: Zusätzlich wirken sich bei Stress
Entspannungsübungen wie progressive
Muskelentspannung, autogenes Training und andere Entspannungstechniken positiv aus.
Welche komplementären Heilmethoden können helfen?
Als Ergänzung zur „klassischen“ The-
Besprechen Sie komplementäre Maßnahmen immer mit Ihrem behandelnden Arzt!
Wie wichtig ist Bewegung?
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 79
POLYMYALGIA RHEUMATICA (PMR)
Blick:
Auf einen
tica
ia rheuma ­
lg
a
y
m
ly
o
P
Immun
ität des
ner Überaktiv gegen den
ei
nd
ru
g
uf
A
s
•
et sich diese
systems richt .
er
eigenen Körp
nkheits­
en: akuter Kra
ch
ei
nz
en
K
e
zen
• Typisch
ftige Schmer
latur
beginn und he und Becken­gürtelmusku
rte
in der Schul
t werden!
gut behandel
• Kann sehr
t von großer
e Diagnose is der
g
iti
ze
üh
fr
ie
it
• D
amit rasch m
Bedeutung, d Behandlung begonnen
en
entsprechend
.
nn
ka
en
d
wer
Wer ist von PMR betroffen?
Die Polymyalgia rheumatica (PMR;
griech./lat.: „rheumatischer Vielmuskelschmerz“) ist eine relativ häufige entzündliche Erkrankung, die meist nach
dem 50. Lebensjahr auftritt. Frauen sind
deutlich häufiger betroffen als Männer.
Jährlich erkranken in Österreich zwischen 2.000 und 4.000 Personen.
Welche Symptome treten auf?
Typische Symptome sind starke Schmerzen in der Schultermuskulatur auf beiden Seiten. Teilweise ist das Heben der
Arme kaum möglich. Auch Beschwerden im Beckengürtel- und Oberschenkelbereich treten auf. Die Handkraft
kann verringert sein. In der Nacht und
80 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
am frühen Morgen sind die Schmerzen
oftmals besonders stark. Die Oberarme
und Oberschenkel sind häufig deutlich
druckempfindlich. Morgens fühlen sich
Arme und Beine steif an, die Beweglichkeit bessert sich im Tagesverlauf.
Verantwortlich für die Beschwerden ist
eine Entzündung der Schleimbeutel vor
allem im Bereich von Schulter- und
Hüftgelenken, die im Ultraschall sichtbar wird. Je nach Entzündungsaktivität
kommt es zu Gewichtsabnahme, erhöhter Körpertemperatur und allgemeinem
Krankheitsgefühl.
Was ist eine Riesenzellarteriitis
(GCA)?
In etwa 10% der Fälle besteht gleichzei-
Polymyalgia rheumatica
tig mit der PMR auch eine Riesenzellarteriitis, vor allem der Temporalarterie im
Bereich der Schläfe (Morbus Horton).
Es sind die großen Arterien des Blutkreislaufs betroffen, meist im Versorgungsbereich der äußeren Halsschlagader (Arteria carotis externa) oberhalb
der Aorta.
Die Riesenzellarteriitis gehört zur Gruppe der Gefäßentzündungen. Betroffen
sind großteils Frauen über 50 Jahren, der
Häufigkeitsgipfel liegt um das 70. Lebensjahr.
Was passiert bei der Riesenzell­
arteriitis?
Die anhaltende Entzündungsaktivität hat
eine Verengung der betroffenen Gefäße
zur Folge bis hin zum Verschluss, wodurch schwere Schäden entstehen
können. Das kann beispielsweise zu
­
Schmerzen beim Kauen führen. Ohne
Behandlung kann daher auch eine Schädigung des Auges drohen, im schlimmsten Fall die Erblindung.
Es stehen jedoch Therapien zur Verfügung, durch die bei fast allen Patienten
Beschwerdefreiheit erreicht und gehalten werden kann. Auch hier gilt: Je früher die Krankheit erkannt und mit der
Behandlung begonnen wird, desto geringer ist die Gefahr, dass dauerhafte Schäden entstehen.
gemeiner Schwäche. Die weiteren Beschwerden sind unterschiedlich – je
nachdem, welcher Gefäßbereich betroffen ist. Die Arteriitis temporalis Horton
beispielsweise verursacht pochende,
einseitige Kopfschmerzen im Bereich
der Schläfen. Bei manchen Patienten
kommt es zu Sehstörungen (Doppelbilder), Augenbewegungsschmerzen oder
einer Sehminderung.
Wie diagnostiziert der Arzt eine PMR?
Legen die Symptome den Verdacht nahe,
dass es sich um eine PMR handelt, müssen bei der Diagnosestellung zunächst
andere Erkrankungen ausgeschlossen
werden, die ähnliche Beschwerden her-
Welche Beschwerden verursacht die
Riesenzellarteriitis?
Patienten mit Riesenzellarteriitis leiden
unter einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Sie fühlen sich „grippig“, eventuell
verbunden mit Fieber, Gewichtsverlust,
Nachtschweiß, Appetitlosigkeit und all-
Manchmal treten bei Riesenzellarteriitis auch
Sehstörungen auf.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 81
Polymyalgia rheumatica
Häufig beginnt eine PMR
mit starken Nacken- und
­Oberarmschmerzen.
vorrufen. Bestimmte Kriterien werden
dann zur Bestätigung der Diagnose Polymyalgia rheumatica herangezogen. So
sind beispielsweise bei den Laborbefunden die Blutsenkung und andere Entzündungsparameter zumeist stark bis sehr
stark erhöht. Typisch für die PMR ist
auch das Fehlen von Laborwerten, die
eine Schädigung der Muskulatur anzeigen (z.B. keine Erhöhung der so genannten Kreatinkinase).
Reduktion der Medikamentendosis bis
hin zu einer minimalen Erhaltungsdosis.
Grundsätzlich kann von einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von
etwa einem Jahr ausgegangen werden.
Liegt neben der PMR auch eine Riesenzellarteriitis vor, sind höhere Medikamentendosierungen erforderlich, um die
Entzündungen zu verringern und Dauerschädigungen zu verhindern.
Wie wird die PMR behandelt?
Bei rheumatischen Erkrankungen kommen Glukokortikoide – das sind natürliche Hormone, die in der Nebennierenrinde des Menschen produziert werden
– zum Einsatz, vor allem aufgrund ihres
stark entzündungshemmenden Effekts.
Sie unterdrücken die Entzündungen
wirksam und schnell; dadurch lässt auch
der Schmerz, der durch die Entzündung
entsteht, rasch nach.
Die PMR kann mit Glukokortikoiden
(Kortison) ausgezeichnet behandelt werden. Charakteristisch für die PMR ist
das beinahe unmittelbare Ansprechen
des Patienten auf die Behandlung. Die
Wirkung der Therapie wird über die
Kontrolle der Symptome und der Entzündungsparameter überprüft. Dementsprechend erfolgt auch eine langsame
82 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Wie wirken Glukokortikoide?
SLE
Systemischer Lupus erythematodes ist eine
Autoimmunerkrankung (Kollagenose), die
u.a. zu Entzündungen der inneren Organe
und der Gelenke führen kann.
SYSTEMISCHER LUPUS
ERYTHEMATODES
Blick:
Auf einen cher
Systemismatodes
the
Lupus ery
ng
ku
oimmunerkran
• ist eine Aut
bweise
• verläuft schu
der Haut, der
ntzündungen
s und der
• kann mit E
Nervensystem
­Gelenke, des
e einhergehen
nd
­inneren Organ
nkung aufgru
hielt die Erkra
er
en
am
N
im
ungen
• Den
Hautveränder
n
der typischen
rbungen sehe
na
er
V
en und
ng
tu
ö
:
R
us
:
p
ht
lu
ic
Ges
“ (lat.
olfsausschlag
aus wie ein „W
: rot).
es
d
o
ythemat
er
.
ch
rie
g
lf;
Wo
treten
tbeteiligungen ren
au
H
en
er
hw
• Solche sc
der viel besse
ute aufgrund
r sehr
allerdings he
eiten nur meh
hk
lic
g
ö
sm
ng
Behandlu
selten auf.
aber in Wirklichkeit nichts zu tun. Wenn
lediglich die Haut betroffen ist, lautet
die Diagnose „chronisch diskoider Lupus erythematodes“ (CDLE) oder „subakut kutaner Lupus erythematodes“
(SCLE).
Wer erkrankt an SLE?
Der systemische Lupus erythematodes
ist mit ca. 50 Betroffenen unter 100.000
Menschen selten. Die Patienten sind
überwiegend junge Frauen im Alter von
15 bis 40 Jahren (Verhältnis weiblich :
männlich = 10 : 1). Bei Kindern tritt
SLE vorwiegend zwischen dem 11. und
15. Lebensjahr auf. Auch hier sind Mädchen deutlich häufiger betroffen als Jungen. Aus diesem Grund vermutet man,
dass die weiblichen Hormone (Östrogene) Einfluss auf die Krankheitsentstehung haben.
Welche Ursachen hat der
systemische Lupus erythematodes?
Was versteht man unter dem
Begriff „Systemischer Lupus
erythematodes“?
„Systemisch“ im Krankheitsnamen steht
dafür, dass innere Organe von der Erkrankung betroffen sind. Der systemische Lupus erythematodes wird dem
rheumatischen Formenkreis und den
Kollagenosen (früher: „Bindegewebserkrankungen“) zugeordnet. Mit dem Kollagen, also der Bindegewebsgrundsubstanz unseres Körpers, hat die Krankheit
84 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Die genauen Ursachen von SLE sind
bisher nicht bekannt. Fest steht, dass im
Blut Antikörper gegen Zellbestandteile,
häufig gegen den Zellkern, gebildet werden. Diese so genannten Autoantikörper
heften sich an körpereigenes, gesundes
Gewebe an und lösen dort Entzündungen aus. In weiterer Folge lagern sich
Gebilde aus Autoantikörpern und Zelltrümmern sowie Immunzellen an den
Wänden kleiner Blutgefäße ab. Dadurch
kommt es zu Entzündungen in verschiedenen Organen. Vorwiegend sind die
Systemischer Lupus erythematodes
Typisch, aber nicht immer vorhanden:
­schmetterlingsförmige Rötung des Gesichts
Blutgefäße der Haut, der Nieren sowie
der Gelenke betroffen.
Eine Häufung der Erkrankung in manchen Familien deutet auf eine genetische
Veranlagung hin. Wissenschafter vermuten einen erblichen Fehler des programmierten Zelltods bestimmter Immunzellen. Das Risiko, die Erkrankung an
eigene Kinder weiterzugeben, wird dennoch als gering eingestuft.
Auch verschiedene Umweltfaktoren
könnten als Auslöser bei der Entstehung
von SLE eine Rolle spielen, z.B. Infektionen mit Viren oder Bakterien, intensive
Sonneneinstrahlung, extremer Klimawechsel, große psychische Belastungen
sowie hormonelle Umstellungen, wie sie
etwa in Pubertät, Schwangerschaft und
Wechseljahren auftreten.
Eine extrem seltene Sonderform der Erkrankung stellt der so genannte medikamenteninduzierte Lupus erythematodes dar: Bei bestimmten Personen
können einige Medikamente (z.B. Anti­
epileptika, Blutdruckmedikamente, Antibiotika, Hormone) SLE auslösen. Die
Beschwerden verschwinden zumeist
nach Absetzen des entsprechenden Medikaments wieder zur Gänze.
Was sind die Anzeichen eines SLE?
Ein systemischer Lupus erythematodes
macht sich durch viele verschiedene
Symptome bemerkbar. Ein bekanntes,
aber nicht immer vorhandenes Anzeichen für die Erkrankung ist eine schmetterlingsförmige Rötung (Erythem) des
Gesichts (auf beiden Wangen sowie über
dem Nasenrücken), die bei Sonnenbestrahlung stärker ausgeprägt ist. Weitere
Symptome sind Gelenkschmerzen,
Durchblutungsstörungen der Finger und
Organbeteiligungen (z.B. Nierenent­
zündung, Rippenfellentzündung oder
Herzbeutelentzündung). Die meisten
­
Betroffenen fühlen sich müde und abgeschlagen, viele leiden unter Fieber,
Schwächegefühl und Gewichtsverlust.
Die Lymphknoten sind zumeist vergrößert. Welche Organe betroffen sind und
wie stark die Symptome auftreten, ist
individuell sehr unterschiedlich.
In sehr seltenen Fällen greift der SLE
auf die Nerven über, dadurch kommt es
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 85
Systemischer Lupus erythematodes
zu Taubheitsgefühl, Schmerzen sowie erhöhter Empfindlichkeit und herabgesetztem Temperaturempfinden. Diese Gefühlsstörungen treten meist beidseitig an Händen
und Füßen auf. Auch Kopfschmerzen, epileptische Anfälle, Sehstörungen, Verwirrtheit und Depressionen können beim systemischen Lupus erythematodes auftreten.
Kommt es zu bleibenden
Gelenkschäden?
Im Gegensatz zu anderen rheumatischen
Erkrankungen verursacht SLE meist keine
bleibenden, im Röntgenbild erkennbaren
Schädigungen der Gelenke.
Wie erfolgt die Diagnose?
Die Diagnose, ob ein systemischer Lupus
erythematodes vorliegt, wird anhand der
Anamnese, einer eingehenden klinischen
Untersuchung sowie mithilfe von bildgebenden Verfahren und Labortests gestellt.
Hilfreich ist dabei die Bestimmung der vom
Immunsystem gegen Teile des eigenen
Körpers gebildeten Abwehrstoffe (Autoantikörper).
Wichtiger Hinweis: Die Feststellung der
Krankheit (Diagnose), die Behandlung und
die Betreuung gehören unbedingt in die
Hand von Spezialisten (auf SLE spezialisierte Fachärzte für Innere Medizin und
Rheumatologie); reine Hautformen werden
von spezialisierten Hautärzten betreut. Die
enge Zusammenarbeit zwischen Spezialisten und Hausarzt ist bei SLE besonders
wichtig.
Wie wird SLE behandelt?
Auch wenn ein systemischer Lupus erythematodes nicht heilbar ist, so ist die
86 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Erkrankung doch gut behandelbar. Ziel
der Behandlung ist es, die Abwehrreaktion des Körpers zu beruhigen (Immunmodulation). Dabei kommen verschiedene
Medikamentengruppen
zum
Einsatz. Zunächst gilt es, die Beschwerden mit Rheumaschmerzmitteln zu lindern. Welche Therapie zum Einsatz
kommt, wird anhand der Schwere der
Erkrankung und der befallenen Organe
von einem Spezialisten (Rheumatologen) festgelegt.
Welche Medikamente kommen
zum Einsatz?
Für die Behandlung des Lupus erythematodes werden folgende Medikamente
eingesetzt:
• Schmerzmittel
• Antimalariamittel (z.B. Chloroquin,
Hydroxychloroquin)
• Kortison
• Immunsuppressiva (Medikamente, die
die Aktivität des überaktiven Immunsystems abschwächen, z.B. Azathioprin, Ciclosporin A, MycophenolatMofetil)
• Biologika (Belimumab)
• Zytostatika (z.B. Methotrexat, Cyclophosphamid)
Mithilfe dieser Medikamente sollen die
Entzündung und die überschießende Aktivität des Immunsystems eingedämmt
werden. Mit Antimalariamitteln erzielt
man bei Lupus erythematodes besonders
gute Erfolge bezüglich Hauterscheinungen und Gelenkproblemen. Immunsuppressiva und Zytostatika werden bei
schwereren Krankheitsverläufen eingesetzt.
Systemischer Lupus erythematodes
Welche Nebenwirkungen können
auftreten?
Wie bei allen Medikamenten kann es auch
bei der Basistherapie des systemischen
Lupus erythematodes zu Nebenwirkungen
kommen. Diese sind individuell verschieden. Daher sind regelmäßige Blutuntersuchungen unerlässlich.
Was sollten Betroffene
noch beachten?
• Sonnenlicht und UV-Licht können den
Krankheitsverlauf verstärken. Daher
sollten Betroffene direkte Sonneneinstrahlung meiden und stets Sonnenschutzmittel verwenden. Vor allem sollten sie kein Solarium (Bräunungsstudio)
aufsuchen!
• SLE-Patienten weisen ein erhöhtes Risiko für Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“) auf, daher muss Nikotinkonsum
vermieden werden!
• Verhütungsmittel und Schwangerschaft
(unbedingt rechtzeitig!) mit einem auf
Lupus erythematodes spezialisierten
Rheumatologen besprechen.
• Impfungen (z.B. Grippeschutzimpfung)
sollten SLE-Patienten vorab mit ihrem
behandelnden Arzt besprechen.
• Bewegung und Sport sind empfehlenswert, da Bewegung die Funktion des Immunsystems und der Psyche unterstützt.
• Zudem sollten Betroffene versuchen, das
Leben trotz der Erkrankung positiv zu
sehen. Denn das Immunsystem arbeitet
besser, wenn man sich psychisch gut
fühlt. Hier kann beispielsweise der Austausch mit anderen Betroffenen im Rahmen einer Selbsthilfegruppe hilfreich
sein. In spezialisierten Zentren gibt es
psychologische Beratungsprogramme
zur Krankheitsbewältigung (Coping).
SLE und Kinderwunsch
Ein Kinderwunsch wirft für Frauen, die
an SLE erkrankt sind, viele Fragen auf.
Grundsätzlich ist nicht ausgeschlossen,
dass von Lupus erythematodes betroffene Frauen schwanger werden können.
Bei schwerer Krankheitsaktivität oder
Nierenbeteiligung sollte allerdings aufgrund der zu hohen Risiken für Mutter
und Kind ein günstigerer Zeitpunkt für
eine Schwangerschaft abgewartet werden. Ein Kinderwunsch sollte eingehend
mit dem b­ ehandelnden Rheumatologen
in Zusammenarbeit mit dem Frauenarzt
besprochen werden.
Bei SLE-Patienten besteht
ein erhöhtes Risiko für
Arteriosklerose.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 87
SCHMERZ:
URSACHE UND
THERAPIE
Schmerzen sollten unbedingt
rasch abgeklärt werden!
88 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Schmerz: Ursache und Therapie
Blick:
Auf einenrzen
Schme
t
mit einem Arz
edingt rasch
b
un
en
llt
o
s
•
werden!
besprochen
Abklärung
urch ärztliche
• Denn nur d
se und
htige Diagno
können die ric
.
unden werden
Therapie gef
der Schmerz
eiterer Folge
w
in
erden.
nn
ka
o
• S
t gemildert w
es
d
in
m
zu
er
beseitigt od
Wie erfolgt die ärztliche Abklärung?
An erster Stelle stehen eine gründliche
Untersuchung, klinische Befunde, bildgebende Verfahren (Sonografie, Magnet­
resonanztomografie) und Labor, wobei
vor allem Entzündungswerte erhoben
werden.
Oft haben Betroffene Schwierigkeiten,
ihren Schmerz zu beschreiben. Hier
kann die Selbsteinschätzung mithilfe einer Schmerzskala helfen: Auf einer Skala kann der Patient seinen aktuellen
Schmerz als Punkt markieren – dies hilft
auch dem Arzt, die Intensität einzuschätzen.
Wie werden Schmerzen behandelt?
Nach den heutigen Standards wird die
medikamentöse
Schmerzbehandlung
von chronischen Schmerzen nach den
Regeln der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) durchgeführt.
Als Basistherapie (Stufe 1) werden so
genannte nicht-opioide Analgetika eingesetzt
(Paracetamol,
Metamizol,
NSAR, COX-2-Hemmer); als Stufe 2,
wenn die Stufe-1-Medikation nicht ausreicht oder nicht vertragen wird, erfolgt
eine Kombination mit schwach wirksamen Opioiden. Erst nach Ausschöpfung
auch dieser Möglichkeit kommen starke
Opioide zum Einsatz (Stufe 3).
Stufe 1: Was sind
nicht-opioide Analgetika?
Nicht-opioide Analgetika sind schmerzstillende Arzneimittel (= Analgetika),
die ihre Wirkung durch Unterdrückung
von Schmerz auslösenden biochemischen Prozessen entfalten. Im Idealfall
unterdrücken sie die Schmerzempfindung, ohne das Bewusstsein, die sensorische Wahrnehmung und andere wichtige Funktionen des Zentralnervensystems
zu beeinflussen. Substanzen wie Metamizol oder Paracetamol finden bei leichten bis mäßig starken Schmerzen Anwendung. Viele nicht-opioide Analgetika
Zur
Schmerzabklärung
Die Beantwortung folgender
Fragen ist eine gute Grundlage
für das Arztgespräch:
• Wo und wann treten Schmerzen auf?
• Wie stark sind sie?
• Kommt es zu Steifigkeit oder
Bewegungseinschränkungen?
• Treten die Schmerzen gemeinsam mit
Schwellungen auf?
• Sind die Schmerzen auch von
Schwäche, Angst oder Müdigkeit
begleitet?
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 89
Schmerz: Ursache und Therapie
haben auch eine fiebersenkende Wirkung.
Einige Substanzen aus der Gruppe der
nicht-opioiden Analgetika wirken zusätzlich entzündungshemmend, diese
Arzneigruppe wird auch nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) genannt.
Dazu gehören beispielsweise die Substanzgruppen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Dexibuprofen, Diclofenac und
Coxibe. Sie gelten aufgrund ihrer entzündungshemmenden Eigenschaft auch
als Mittel der Wahl bei Rheumaschmerzen.
Wie wirken NSAR?
NSAR – nicht-steroidale Antirheumatika – sind klassische Schmerzmittel. Sie
wirken entzündungshemmend und
schmerzstillend. Der komplexe Name
besagt nichts anderes, als dass es sich
um Substanzen handelt, die nichts mit
Kortison zu tun haben (= nicht-steroidal). Die Wirkung von NSAR tritt oft
schon innerhalb von Stunden ein. Sie
können als Tablette, Zäpfchen, Spritze
Gemeinsam mit NSAR sollte ein
­Magenschutzpräparat eingenommen werden.
90 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
oder teilweise auch als Gel verabreicht
werden. Auch Präparate in Retard-Form
– das heißt, die Wirkung setzt mit Zeitverzögerung ein – sind erhältlich. Die
Wahl des geeigneten Mittels sollte in
jedem Fall mit dem behandelnden Arzt
abgestimmt werden!
Gibt es Nebenwirkungen von NSAR?
Je länger die Behandlungsdauer und je
höher die Dosis, umso eher können unerwünschte Effekte auftreten. Vor allem
die Schleimhaut des Magen-DarmTrakts wird zur Zielscheibe dieser Nebenwirkungen. Insbesondere bei älteren
Patienten können NSAR zudem die Nierenfunktion beeinträchtigen und zu einer
Wasseransammlung in den Beinen
(Ödeme) oder zu hohem Blutdruck führen.
Besonders gefährdet sind Patienten, die
• älter als 65 Jahre sind,
• in der Vergangenheit bereits einmal ein
Magengeschwür oder ein Zwölffingerdarmgeschwür (Ulkus) hatten oder
Schmerz: Ursache und Therapie
• neben den NSAR zusätzlich Kortison
erhalten oder
• blutverdünnende Medikamente einnehmen.
Was ist bei der Einnahme
von NSAR zu beachten?
• Periodische Blutkontrollen in Bezug
auf die Leber- und Nierenwerte sind
wesentlich.
• Die Einnahme von zwei verschiedenen
NSAR erhöht das Risiko von Nebenwirkungen massiv.
• Es sollte gemeinsam mit NSAR ein
Magenschutzpräparat eingenommen
werden.
Unter einer medikamentösen
­Rheumatherapie sollten regelmäßig
Blutkontrollen durchgeführt werden.
Was bedeutet Magenschutz
im Zusammenhang mit NSAR?
Wie bereits erwähnt, gehört das Angreifen der Magenschleimhaut zu einer der
wesentlichen Nebenwirkungen der
NSAR. Daher sollte (v.a. bei den zuvor
beschriebenen Risikopatienten) eine
„Magenschutztherapie“ zum Einsatz
kommen. Drei Wirkprinzipien stehen
dabei zur Verfügung:
• Protonenpumpenhemmer (PPI): reduzieren die Magensäure und verhindern so Defekte an der Magenschleimhaut
• Prostaglandine (Pg): schützen die
Magenschleimhaut
• H2-Blocker: können in höheren Dosierungen verwendet werden, wenn
PPI oder Pg kontraindiziert sind
Wie wirken COX-2-Hemmer?
Diese Substanzgruppe steht dafür, dass
sie zwar die Wirkung, nicht jedoch die
unerwünschten Nebenwirkungen der
NSAR im Bereich des Magen- und
Zwölffingerdarms hat. Die verbesserte
Magen-Darm-Verträglichkeit der Coxibe beruht auf der unterschiedlichen
Hemmung der beiden CyclooxygenaseEnzyme (COX-1 und COX-2).
Wie die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) hemmen auch die Coxibe die
Bildung der körpereigenen Prostaglandin-Schmerzbotenstoffe (über eine
COX-2-Hemmung). COX-2 wird vor
allem bei Entzündungsprozessen im geschädigten Gewebe aktiviert. COX-1,
für den Schutz der Magenschleimhaut
vor Magensäure verantwortlich, wird allerdings nicht gehemmt. Coxibe lassen
also die Wirksamkeit des schützenden
COX-1-Enzyms unberührt, während sie
gezielt die Funktion des Enzyms COX-2
unterdrücken.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 91
Schmerz: Ursache und Therapie
Gibt es Nebenwirkungen
bei COX-2-Hemmern?
Leider sind auch selektive COX-2-Hemmer nicht völlig frei von Nebenwirkungen. Aufgrund des Wirkprinzips kann
zwar die Rate an Magen-Zwölffingerdarm-Nebenwirkungen deutlich gesenkt
werden. Wie bei allen anderen NSAR ist
allerdings bei bekannter Herz-, Kreislauf- oder Nierenerkrankung besondere
Vorsicht geboten, vor allem dann, wenn
sie über mehrere Wochen täglich eingenommen werden.
Der Einsatz von COX-2-Hemmern hat
jedoch durchaus seine Berechtigung,
nämlich bei Patientengruppen mit einem
Risiko für das Auftreten von MagenZwölff ingerdarm-Nebenwirkungen
durch ein NSAR.
Stufe 2 und Stufe 3: Wann werden
Opioide angewendet?
Laut nationalen und internationalen
Empfehlungen werden Opioide in der
Behandlung rheumatischer Schmerzen
dann eingesetzt, wenn diese mit anderen
Maßnahmen nicht zufriedenstellend
behandelt werden können bzw. wenn
­
aufgrund der Nebenwirkungen ein Absetzen der bisherigen Medikation erforderlich ist. Auch hier wird im Wesentlichen laut WHO-Stufenplan vorgegangen,
wonach zunächst schwache Opioide,
wie z.B. Tramadol oder Dihydrocodein,
zum Einsatz kommen. Auch schwache
Opioide können allerdings – vorwiegend
während der Einstellphase – Nebenwirkungen wie Brechreiz und Verstopfung
verursachen. Mithilfe einer begleitenden
Behandlung mit Quellstoffen bzw. Medikamenten gegen Übelkeit und Erbre92 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
chen (Antiemetika) kann jedoch gut gegengesteuert werden.
Wird auch mit dieser Kombination keine
Schmerzfreiheit erzielt, werden schwache Opioide durch starke Opioide (Oxycodon, Hydromorphon, Buprenorphin,
Fentanyl) ersetzt (Stufe 3).
Wie groß ist die Suchtgefahr bei
Opioiden?
Bei sachgemäßer Anwendung ist die
Sorge vor einer möglichen Suchtentstehung unbegründet.
Werden auch Antidepressiva in der
Schmerzbehandlung eingesetzt?
Antidepressiva können bei Patienten mit
Fibromyalgie einen wichtigen Beitrag
zur Schmerzfreiheit leisten, indem sie
einerseits die Stimmungslage verbessern
und andererseits das Schmerzempfinden
beeinflussen.
Was bringen physikalische
Behandlungen?
Die Anwendung von physikalischen
Therapiemaßnahmen bei Schmerzpatienten hat eine lange Tradition. Wichtig
bei der Therapiezusammenstellung ist,
auf die jeweiligen Probleme des einzelnen Patienten einzugehen und Behandlungsmöglichkeiten zu kombinieren.
Welche weiteren nichtmedikamentösen Maßnahmen
kommen zum Einsatz?
Ein fixer Bestandteil der nicht-medikamentösen Schmerztherapie ist die Elek­
trotherapie. Konstante Galvanisation,
Iontophorese,
Impulsgalvanisation,
Schwellstrom und diadynamische Ströme
Schmerz: Ursache und Therapie
sind nur einige Stromformen, die aufgrund ihrer durchblutungsfördernden,
schmerzlindernden und muskelentspannenden Wirkung zum Einsatz kommen.
Zu den Impulsgalvanisationen zählt
auch TENS: Die „transkutane elektrische Nervenstimulation“ ist eine Therapieform, mit deren Hilfe man akute und
chronische Schmerzen mit Strom unterschiedlicher Frequenz behandeln kann.
Im Wesentlichen wirkt TENS nach dem
Prinzip der Gegenirritation von
Schmerzreizen und durch eine Erhöhung
der körpereigenen Endorphine. Es gibt
auch kleine, tragbare TENS-Geräte, die
Patienten selbstständig zu Hause – nach
Einschulung durch den Arzt oder Therapeuten – verwenden können.
Massagen können helfen,
Verspannungen zu lösen.
Wie lange dauert eine TENS-Sitzung?
Eine Sitzung dauert normalerweise etwa
20–50 Minuten. Da die schmerzlindernde Wirkung meist nur wenige Stunden
anhält, muss die Behandlung mehrmals
täglich wiederholt werden (zwei- bis
viermal). Bei chronischen Schmerzen
hingegen wird TENS oft jahrelang eingesetzt, z.B. in Heimbehandlung. Nach
Ansicht von Experten eignet sich TENS
sehr gut als Begleittherapie, um Beschwerden unmittelbar und für kurze
Zeit zu lindern.
Wichtiger Hinweis: Folgende Personengruppen dürfen TENS erst nach Rücksprache mit ihrem Arzt anwenden:
• Menschen mit einem Herzschrittmacher oder einem anderen implantierten
elektrischen Gerät
• wenn eine Thrombose vorliegt
• Schwangere
Wie kann Massage
bei Schmerzen helfen?
Mit Massage wird über das Lösen von
Verspannungen und durch den Abtransport von Schmerz erzeugenden Substanzen (z.B. Milchsäure) ein schmerzlindernder Effekt erzeugt. Die ausgeprägte
psychische
Wirkung
durch
die
Be„hand“lung und Zuwendung darf dabei nicht unterschätzt werden. Als Spezialmassagen sind die Bindegewebsmassage, die manuelle Lymphdrainage, die
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 93
Schmerz: Ursache und Therapie
Fußreflexzonenmassage und die Periostmassage zu erwähnen.
Was bringt Wärme- bzw.
­Kältetherapie?
Über die Anwendung von Wärme
kommt es zur Durchblutungssteigerung
und Muskelentspannung im Behandlungsareal und damit zur Schmerzlinderung. Wärme kann in Form von Packungen (z.B. Fango, Moor oder Munari),
Wickeln, Bädern und Heißluft (Sauna)
verabreicht werden. Zu den Wärmetherapien zählen auch die Ultraschalltherapie und die Hochfrequenztherapie.
Kältetherapie, sei es in Form von Eispackungen oder als Kaltluft in Kältekammern, ist eine weit verbreitete, unterstützende Therapieform bei rheumatischen,
insbesondere bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen. Kältetherapie ist
für einzelne Gelenke und Körperteile
lokal anwendbar. Sie wird jedoch auch
als Ganzkörpertherapie eingesetzt. Die
Behandlung einzelner Körperpartien
­erfolgt durch Kältebeutel mit ca. minus
10 °C. Bei der Behandlung mit Kältebeuteln muss darauf geachtet werden,
dass die Kälte trocken über ein Leinentuch auf die Haut übertragen wird, um
Schädigungen der Hautoberfläche zu
vermeiden.
Inwiefern kann Akupunktur die
Rheumatherapie unterstützen?
Akupunktur wird in erster Linie ergänzend zur Schmerzlinderung eingesetzt.
Bei der Akupunktur werden gewisse
Schmerzpunkte am Körper mithilfe von
Akupunkturnadeln aktiviert. Diese
Punkte liegen auf bestimmten Linien auf
94 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
der Haut – den so genannten Meridianen
– und entfalten bei mechanischer Reizung bestimmte Wirkungen im Körper.
Manche Patienten sprechen auf eine
Therapie mit Akupunktur gut an.
Wichtiger Hinweis: Akupunktur kann
zwar chronische Schmerzen lindern, den
Verlauf der Erkrankung aber nicht beeinflussen.
Wie wichtig ist Bewegung in der
Schmerztherapie?
Einen wichtigen Bestandteil der
Schmerztherapie bildet sowohl die passive als auch die aktive Bewegung. Dies
beinhaltet auch jede noch so kleine Bewegung im Zuge der alltäglichen Verrichtungen. Spezielle physiotherapeutische Krankengymnastik bekämpft nicht
nur Symptome wie beispielsweise die
Morgensteifigkeit, sondern vermindert
zusätzlich auch die Angst vor dem
Schmerz.
Warum sollten Schmerzpatienten
auch psychologische Beratung
in Anspruch nehmen?
Eine psychologische Betreuung kann
Patienten mit chronischen Schmerzen
helfen, die oft belastenden Folgen derartiger Erkrankungen, wie soziale Isolation und Hoffnungslosigkeit, zu vermeiden. Eine derartige fachmännische
Beratung sollte daher ebenfalls einen
festen Platz im therapeutischen Konzept
einnehmen. Zusätzlich kann dadurch
auch die Motivation für die langfristigen, mitunter unangenehmen Therapien
erhöht und damit ihr Erfolg verbessert
werden.
Selbsttest
Selbsttest zu entzündlichem Rheuma
1. Haben Sie zwei oder mehr Gelenkschwellungen an Ihren Fingergrund- oder
Fingermittelgelenken bzw. Zehengrund- oder Zehenmittelgelenken?
ja nein
2. Leiden Sie seit mehr als sechs Wochen unter Gelenkschmerzen, die
nicht von einer Verletzung herrühren?
ja nein
3. Sind Ihre Hände morgens so steif, dass Sie länger als eine Stunde
Probleme haben, eine Faust zu machen?
ja nein
4. Verstärken sich Ihre Gelenkschmerzen, wenn Sie sich bewegen?
ja nein
5. Haben Sie Schmerzen beim Stufensteigen bzw. Treppabgehen?
ja nein
6. Können Sie in Gelenknähe oder bei Knochenvorsprüngen unter der
Haut liegende Knötchen ertasten?
ja nein
7. Haben Sie Beschwerden in Gelenkregionen auf beiden Körperseiten
(beide Hände, beide Schultergelenke, beide Fußgelenke etc.) schon
über einen Zeitraum von sechs Wochen?
ja nein
8.Hat Sie in der letzten Zeit einmal ein Arzt nach einer Blutuntersuchung
darauf hingewiesen, dass Ihre Entzündungswerte im Blut erhöht sind?
ja nein
9. Haben Sie Schmerzen beim Händedruck?
ja nein
10. Leiden ein Elternteil oder nahe Verwandte an entzündlichem Rheuma
(Veranlagung als Ursache)?
ja nein
Wenn Sie Frage 1 mit „ja“ beantwortet oder von den restlichen Fragen mehr als drei
mit „ja“ beantwortet haben, sollten Sie umgehend einen Spezialisten (Rheumatologen) aufsuchen.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 95
HILFE AUS
DER APOTHEKE
Mögliche Ergänzungen
zur Basistherapie
96 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
SELBSTMEDIKATION ALS
EVENTUELLE ERGÄNZUNG
ZUR BASISTHERAPIE
Blick:
Auf einen ikation
d
Selbstme len keinen
Präparate stel
pie
• Rezeptfreie etablierte Rheumathera
Ersatz für eine
dar!
ch
e sollte nur na
• Die Einnahm mit dem Arzt erfolgen.
Rücksprache
Gelenkmerzen und ologisch
ch
S
e
nd
te
al
mat
• Anh
müssen rheu
schwellungen en! Nur so kann frühzeitig
d
abgeklärt wer gestellt und mit der
se
no
g
ia
n Therapie
eine D
en spezifische
d
en
ch
re
p
ts
en
den.
begonnen wer
Selbstmedikation – was heißt
das genau?
Oft wollen Betroffene zusätzlich zu den
vom Arzt verordneten Präparaten etwas
tun, um ihren Gesundheitszustand zu
verbessern. Hier kommen oftmals rezeptfreie, also nicht verschreibungspflichtige Präparate aus der Apotheke
zum Einsatz. Diese sind selbst zu bezahlen. Es liegt in der Entscheidung des Patienten, den Nutzen dieser Produkte abzuwägen.
Wichtiger Hinweis: Auf jeden Fall sollten Sie die Einnahme vorher mit Ihrem
Arzt besprechen und sich auch vom
Apotheker beraten lassen!
Wie sinnvoll ist eine zusätzliche
Schmerztherapie?
Als Zusatztherapie bei akuten Schmerzen im Sinne der Selbstmedikation können – im Akutfall und nur kurzfristig! –
rezeptfreie schmerzstillende Mittel
eingesetzt werden. Dies ist aber unbedingt vorher mit dem Arzt zu besprechen, u.a. um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneien abzuklären.
Rezeptfreie Schmerzmittel sollten nicht
länger als zwei Tage eingenommen werden.
Zu den bewährten Substanzen zählen
u.a.:
• Acetylsalicylsäure
• Paracetamol
• Ibuprofen
Diese wirken schmerzlindernd, teilweise
entzündungshemmend und fiebersenkend.
Welchen weiteren Stoffen wird ein
positiver Effekt bei rheumatischen
Beschwerden zugesprochen?
In der Apotheke sind rezeptfreie Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel oder
diätetische Lebensmittel in Tablettenoder Kapselform erhältlich, die unterstützend bei Entzündungen zum Einsatz
kommen. So wird z.B. Omega-3-Fettsäuren zugesprochen, dass sie bei rheumatischen Beschwerden zur Linderung
beitragen können. Diese Präparate könBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 97
Hilfe aus der Apotheke
Omega-3-Fettsäuren können regulierend in Entzündungsprozesse eingreifen.
nen ergänzend zu einer vom Arzt verordneten medikamentösen Therapie eingesetzt werden. Vor der Einnahme sollten
Sie jedoch in jedem Fall Ihren Arzt über
die Absicht dieser zusätzlichen Therapie
informieren.
Was können Omega-3-Fettsäuren
bewirken?
Bestimmte Fettsäuren kann der menschliche Organismus nicht selbst produzieren, sie müssen mit der Nahrung zuge98 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
führt werden. Dazu zählen auch die so
genannten Omega-3-Fettsäuren. Dabei
handelt es sich um essenzielle Fettsäuren, die lebenswichtig sind, weil sie für
die verschiedensten Zellfunktionen von
grundlegender Bedeutung sind. Gerade
im Hinblick auf rheumatische Erkrankungen geht man davon aus, dass Omega-3-Fettsäuren regulierend in den Entzündungsprozess eingreifen können.
Aufgenommen werden Omega-3-Fettsäuren, wie erwähnt, über die Nahrung.
Stark bei
Gelenksbeschwerden.
GCB.ALP-MOK150702
Die Urkraft der Grünlippmuschel für Sie.
Alpinamed® Mobilitätskapseln Forte lindern
Gelenksbeschwerden durch Abnützung oder
rheumatische Entzündung mit einem Lipidextrakt
aus der Neuseeländischen Grünlippmuschel. Für
mehr Beweglichkeit und Gelenkigkeit im Alltag.
Jetzt neu in der 60-Stück-Vorteilspackung.
Erhältlich in Ihrer Apotheke.
Diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke.
Tipp: Mobilisieren und kräftigen
Sie Ihre Gelenke mit einfachen
Übungen. Jetzt als Trainingsvideo
auf www.alpinamed.at
Gebro Pharma GmbH, 6391 Fieberbrunn, Österreich, www.alpinamed.at
Hilfe aus der Apotheke
Die wesentlichsten Quellen sind Pflanzenöle wie Leinsamen-, Sonnen­blumen-,
Maiskeim-, Raps- und Sojaöl sowie maritime (fettreiche) Kaltwasserfische wie
Hering oder Makrele. Schon zwei Fischmahlzeiten pro Woche können ausreichend Omega-3-Fettsäuren liefern. Da
viele Menschen aber nur wenig oder gar
keinen Fisch essen, werden manchmal
zu wenig Omega-3-Fettsäuren aufgenommen. Daher ist oftmals die Einnah-
Reich an
Omega-3-­
Fettsäuren
me von hoch dosierten Omega-3-Fettsäure-Präparaten eine Möglichkeit.
Diese können zusätzlich zur Standardtherapie eingenommen werden und sind
in Ihrer Apotheke erhältlich.
Können homöopathische
Arzneien helfen?
Manche Betroffene greifen auch zu Mitteln aus der Homöopathie, die von dem
Grundsatz ausgeht, die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen. Homöopathische Arzneien zielen also auf die
Wiedergewinnung von natürlicher Reaktion und Eigenregulation des Körpers
ab. Wie alle anderen rezeptfreien Präparate sollten homöopathische Mittel jedoch nur als Ergänzung, keineswegs als
Ersatz für Basistherapeutika eingesetzt
werden! Wissenschaftliche Belege für
die Wirksamkeit sind auch hier nicht
vorhanden.
Gibt es Hilfe aus der Natur gegen
rheumatische Beschwerden?
Auch manche Erzeugnisse aus Naturstoffen können eine gewisse positive
Wirkung haben. Dazu gehören so genannte Phytopharmaka, also standardisierte Arzneimittel, die aus Pflanzen hergestellt werden. Es handelt sich dabei
um Pflanzen und Pflanzenteile, die durch
Trocknen lagerfähig gemacht wurden,
oder um Extrakte, die zu Tabletten, Kapseln etc. weiterverarbeitet wurden. Um
einen therapeutischen Effekt zu erzielen,
ist – wie bei allen Arzneimitteln – eine
exakte Dosierung erforderlich. Bei Unterdosierung tritt keine Wirkung ein, bei
extremer Überdosierung können unerwünschte Erscheinungen auftreten.
100 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
HOMÖOPATHIE
gebracht.
chen
s
i
t
a
m
u
e
h
r
i
Be
n
Beschwerde
HOMBew_150804_Prg
auf den
HOMÖOPATHISCHE ARZNEIMITTEL DER
DR. PEITHNER KG:
Wirken punktgenau. Mit der Erfahrung von Millionen
behandelter Menschen. Ihr Apotheker berät Sie gerne über
unser umfangreiches Sortiment mit den Produktlinien von:
l DHU l Heel l Dr. Peithner KG
www.peithner.at
Homöopathie dient zur Anregung der körpereigenen Regulation. Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.
Hilfe aus der Apotheke
Lassen Sie sich daher ausführlich in
der Apotheke beraten und besprechen
Sie die Einnahme von Zusatzpräparaten immer mit Ihrem behandelnden
Arzt!
Welche Pflanzen stehen speziell für
rheumatische Beschwerden
zur Verfügung?
Für die zusätzliche Behandlung von
chronischen Gelenkbeschwerden werden Extrakte aus der Teufelskralle (Harpagophytum procumbens), der Katzenkralle (Uncaria tomentosa) oder des
Weihrauchharzes eingesetzt. Entsprechende Präparate stehen in der Apotheke
zur Verfügung. Auch Extrakten der Pappel- und Weidenrinde sowie der Brenn-
nessel wird eine hemmende Wirkung auf
das Immunsystem zugesprochen, was
die Beschwerden unter Umständen lindern kann.
Die Anwendung beruht zumeist lediglich auf Erfahrungswerten und ist nicht
durch Studien belegt. So wird beispielsweise die Teufelskralle in Afrika seit
Jahrhunderten zur Linderung von
Schmerzen und Entzündungen eingesetzt. Bei uns sind Extrakte der Teufelskralle als so genannte „traditionell
pflanzliche Arzneimittel“ rezeptfrei in
der Apotheke erhältlich.
Gibt es Salben, die Linderung
verschaffen können?
Einige schmerzlindernde Inhaltsstoffe,
wie z.B. Ibuprofen oder Diclofenac, sind
auch in Form von Salben verfügbar. Sie
können die Schmerzen verringern und
wirken darüber hinaus entzündungshemmend. Einige Pflanzenwirkstoffe
(z.B. Beinwell, Arnika) kommen ebenfalls in Salbenform zum Einsatz. Zur
äußerlichen Anwendung haben sich zudem bei manchen Betroffenen u.a. auch
Cayennepfeffer, Eukalyptusöl sowie
Fichten- oder Kiefernadelöl bewährt.
Wichtiger Hinweis:
Teufelskralle
102 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Pflanzenpräparate sowie andere rezeptfreie
Produkte stellen keinen Ersatz für eine Basistherapie dar, sondern lediglich eine mögliche
Ergänzung. Die Einnahme sollte jedenfalls in
Absprache mit dem Arzt erfolgen. Von einer
Eigentherapie mit Produkten aus dem Internet
wird dringend abgeraten!
QUALITÄT AUS IHRER APOTHEKE
Das
pflanzliche
Schmerzmittel
Wirkt schmerzstillend und leicht
entzündungshemmend bei
Nacken- und Rückenschmerzen
rheumatischen Beschwerden
Morgensteifigkeit
Ö S T
E R R
E I C
H I S
C H E
RHEUM
ALIGA
empfiehlt
Teufelskr
a
www.rheu
lle
maliga.at
Dr. Böhm® Teufelskralle Filmtabletten sind gut verträglich und können über
mehrere Monate eingenommen werden. Die Wirkung setzt schon nach
wenigen Tagen ein und steigert sich in weiterer Folge.
Dr. Böhm®: Qualität, die Vertrauen schafft.
Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. Die Anwendung dieses traditionellen
pflanzlichen Arzneimittels in den genannten Anwendungsgebieten beruht ausschließlich auf langjähriger Verwendung.
Zum Teufel mit
dem Schmerz!
Hilfe aus der Apotheke
Schmerzmittel zur topischen Anwendung (= über die Haut)
Wirkstoff
Erläuterung
Diclofenac
Gehört als „Essigsäure-Abkömmling“ zur Gruppe der so genannten CyclooxygenaseHemmstoffe, also zu jenen Schmerzmitteln, die keine Opiat-Abkömmlinge sind.
Besitzt neben der schmerzstillenden auch eine sehr gute entzündungshemmende
Wirkung und kommt daher als eines der so genannten nicht-steroidalen Antirheumatika
(NSAR) bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen häufig zum Einsatz.
Ibuprofen,
Ketoprofen
Beide Wirkstoffe sind Propionsäure-Abkömmlinge und gehören ebenfalls zu den
Cyclooxygenase-Hemmern und damit zu den NSAR. Werden zur Schmerzlinderung
und Entzündungshemmung sowie bei Fieber eingesetzt.
Diethylamin­
salicylat, Hydroxyethylsalicylat
Gehören zu den Salicylaten und sind damit ebenfalls NSAR. Kommen zur lokalen
Therapie von Entzündungen und Schmerzen zum Einsatz.
Durchblutungsfördernde topische Mittel
Inhaltsstoff
Erläuterung
Capsaicinoide
Scharfstoffe aus Paprika oder Cayennepfeffer. Aufgetragen auf die Haut, regen sie die
Durchblutung an und erzeugen so eine örtliche Erwärmung. Manche Anwender
berichten von einem angenehmen Effekt bei schmerzenden Gelenken.
Benzylnicotinat
Arzneistoff aus der Gruppe der Nikotinsäureester; steigert ebenfalls die Durchblutung
in dem Areal, auf das er aufgetragen wird.
Ätherische Öle
(Campher, Eukalyptus, Salbei, Lavendel, Pfefferminzöl,
Rosmarinöl u.a.)
Da es bei rheumatischen Erkrankungen aufgrund der Schmerzen häufig zu Muskel­
verspannungen kommt, können ätherische Öle, die entspannend und entkrampfend
auf die Muskeln wirken, angewendet werden.
Das Schmerz-Gel mit der
bewährten ➏ -fach Wirkung!
➊
schmerzstillend
➋
entzündungshemmend
➌
durchblutungsfördernd
Wirkstoff Diethylaminsalicylat, Heparin-Natrium, Menthol. Quelle: Fachinformation, Stand: 07/2012.
104 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
DOLPT08151
Hilfe aus der Apotheke
Darreichungsform
Für die topische Anwendung stehen Salben, Pflaster und Gele zur Verfügung.
Ibuprofen steht als Salbe oder Gel, Ketoprofen als Gel oder Spray zur äußeren Anwendung zur Verfügung.
Stehen als Gel oder Salbe zur Verfügung.
Darreichungsform
Kommt als Salbe zum Einsatz.
Achtung: Nur auf unverletzte Haut und nicht auf Schleimhäute auftragen! Danach gründlich Hände waschen!
als Creme erhältlich
Als Badezusatz, zum Einreiben, als Massageöl oder Kompresse einsetzbar.
Achtung: Ätherische Öle können Nebenwirkungen haben! Verwenden Sie nicht zu viel und lassen Sie sich
vom spezialisierten Apotheker beraten! Schwangere sollten besonders vorsichtig sein. Hautverträglichkeit
am besten vorab auf einer kleinen Stelle testen.
Bei Sportverletzungen,
Verstauchungen, Prellungen,
Zerrungen, Quetschungen
und Blutergüssen.
➍
abschwellend
➎
heilungsbeschleunigend
➏
sofort kühlend
Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkung informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 105
Hilfe aus der Apotheke
Einfache Schmerzmittel zur oralen Einnahme (= zum Schlucken)
Wirkstoff
Erläuterung
Paracetamol
Nicht-opioides Schmerzmittel; verringert Schmerzen, hat aber im Gegensatz zu den
NSAR keine entzündungshemmende Wirkung.
NSAR zur oralen Einnahme (= zum Schlucken)
Wirkstoff
Erläuterung
Diclofenac
siehe topische Anwendung
Acetylsalicylsäure
Ebenfalls ein NSAR; wirkt schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend.
Abkömmling der Salicylsäure, die ursprünglich aus dem Saft der Weidenrinde gewonnen wurde, mittlerweile jedoch chemisch im Labor hergestellt wird.
Ibuprofen
siehe topische Anwendung
Dexibuprofen,
Naproxen
NSAR mit schmerz- und entzündungshemmender Wirkung
Chondroprotektiva: „Knorpel aufbauende“ Substanzen
(Wirksamkeit nicht wissenschaftlich bewiesen)
Inhaltsstoff
Erläuterung
Chondroitinsulfat
Gehört zur Gruppe der Glykosaminoglykane. Ist ein natürlicher Bestandteil der Proteoglykane, die zusammen mit den Kollagenfasern die Gelenkknorpelstruktur bilden. Kann
bei Arthrosen eingenommen werden, da ihm ein schmerzlindernder und entzündungshemmender Effekt zugesprochen wird.
Glucosamin
Wirkstoff aus der Gruppe der Aminozucker. Kann bei Arthrosen eingenommen werden,
da ihm ein schützender bzw. aufbauender Effekt auf die Knorpelsubstanz zugesprochen
wird.
Hagebuttenextrakt
Die Hagebutte enthält einen entzündungshemmenden Bestandteil, ein so genanntes
Galaktolipid. Dieser Stoff ist hitzeempfindlich, in Hagebuttentee oder -marmelade ist er
daher nicht mehr enthalten. Für Fertigpräparate aus der Apotheke werden die Früchte
einer bestimmten Hagebutten-Unterart besonders schonend aufbereitet, um möglichst
viel des wirksamen Inhaltsstoffes zu erhalten. In dieser Form wird der Hagebutte ein
entzündungshemmender Effekt zugesprochen.
106 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Hilfe aus der Apotheke
Darreichungsform
Steht als Tablette sowie als Granulat (direkt auf die Zunge geben und schlucken) zur Verfügung.
Darreichungsform
als Tablette oder Weichkapsel verfügbar
als Tablette oder Brausetablette (in Wasser auflösen und dann trinken) verfügbar
Es stehen Tabletten, Kapseln und Granulate (zum Auflösen in Wasser) zur Verfügung,
als Tablette verfügbar
Darreichungsform
als Kapseln in der Apotheke erhältlich
als Kapsel sowie als Salbe erhältlich
als Trinkgranulat und als Kapsel erhältlich
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 107
KAPITEL 7
BEWEGUNG
& SPORT
Ideal sind Sportarten, die die
Gelenke wenig belasten.
Bewegung & Sport
Blick:
Auf einen ung
Beweg
, um
atiker wichtig
• ist für Rheum eit der Gelenke
hk
die Beweglic
zu erhalten
h
lic
g
bestmö
tlastet
Muskulatur en
• Eine starke
elenke.
zudem die G
lls vermieden
sollte ebenfa
ht
.
ic
ew
g
er
b
• Ü
uziert werden
rhanden, red
vo
lls
fa
.,
zw
b
Welche Vorteile bringt
regelmäßige Bewegung?
Regelmäßige Bewegung ist gerade bei
Rheumatikern ein entscheidender Faktor
im Kampf gegen Schmerzen und die
Steifigkeit der Gelenke. Es kommt nicht
darauf an, sportliche Höchstleistungen
zu erzielen, sondern die Muskulatur auf
schonende Weise zu kräftigen. Denn
körperliche Bewegung kann die Gelenkschmerzen lindern, die Beweglichkeit fördern und die Muskelkraft erhöhen. Außerdem hilft die körperliche
Betätigung beim Abnehmen, denn bedenken Sie: Jedes Kilogramm Übergewicht belastet Ihre Gelenke unnötig und
verschlimmert Ihre Beschwerden!
Wichtiger Hinweis: Vor jeder Ausübung
einer neuen Sportart sollte Rücksprache
mit dem Arzt gehalten werden!
Welche Sportarten sind für die
Gelenke wenig belastend?
Als geeignete Sportarten etwa bei Arthrosen der Hüft-, Knie- oder Sprunggelenke gelten:
• Radfahren (starke Steigungen wegen
des erhöhten Drucks auf Knie- und
Hüftgelenk vermeiden!)
•S
chwimmen (bei Beschwerden der
Halswirbelsäule
besser
Rückenschwimmen oder Kraulen als Brustschwimmen!)
• Aquagymnastik
• Nordic Walking
• Gymnastik
Tipp: Viele Rheumakranke führen Gymnastikübungen auch gerne in der Gruppe
unter Anleitung eines Trainers durch, da
man dabei hilfreiche Bewegungsabläufe
genau einstudiert, Fehlhaltungen rasch
korrigiert werden und die Motivation oft
viel größer ist.
Welche weiteren Bewegungsarten
werden empfohlen?
• Feldenkrais-Methode: Bewegungslernmethode, bei der die individuelle
Verbesserung der Bewegungsqualität
und der persönliche Bewegungslernprozess im Mittelpunkt stehen
• Pilates: sanftes, aber sehr effizientes
Training, das den ganzen Körper beansprucht. Die Muskeln werden so trainiert, dass aus den von Rheuma geplagten Muskelknoten lang gestreckte,
geschmeidige Muskelstränge werden.
Sport trotz Schmerzen – ja oder nein?
Generell sollten Sie Ihr Sport- bzw. Bewegungsprogramm mit Ihrem Arzt besprechen. Dies gilt besonders, wenn Sie
unter Schmerzen leiden. Ein langsamer
Einstieg ist auf jeden Fall anzuraten. So
können auch ältere Menschen oder Ungeübte das Bewegungsprogramm finden,
das ihrem Körper gut tut und gleichzeiBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 109
Bewegung & Sport
tig Spaß macht. Viele Rheumakranke
berichten davon, dass nur die ersten paar
Schritte (Walking, Jogging) oder Schläge (Tennis, Tischtennis, Golf) sehr unangenehm bis schmerzhaft sind, die
Schmerzen aber nach einer kurzen
„Warmlaufphase“ wieder verschwinden.
Sollte man auf Krafttraining
verzichten?
Nein! Krafttraining ist das Pendant zum
Ausdauertraining und zielt darauf ab, die
Muskeln gesund und kräftig zu erhalten.
Gerade bei einer rheumatischen Erkrankung kommt einem gesunden Muskelsystem eine sehr bedeutende Rolle zu: Die
Aktivitäten des täglichen Lebens werden
Ihnen dadurch leichter fallen und auch das
Verletzungsrisiko wird durch funktionales
Krafttraining – Stichwort: Sturzprophylaxe – deutlich gesenkt.
Welche Sportarten sollte man
lieber nicht ausüben?
Alle Sportarten, bei denen die Gelenke
heftigen Belastungen durch Stöße ausgesetzt sind, sind für Rheumakranke nur
sehr bedingt empfehlenswert (Basketball, Volleyball). Jedoch gibt es hier keine generellen Richtlinien. Finden Sie für
sich selbst heraus, welche Sportart Ihnen
liegt oder welche Sie schon vor der Erkrankung ausgeübt haben, und besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob und welche
Gefahren für Sie bestehen könnten.
Tipps für
das Krafttraining:
• Trainieren Sie die großen Muskelpartien
des Körpers wie Beine, Brust, Rücken
und Schultern. Geeignet sind leichte
Hanteln, Gymnastikstäbe und elastische
Bänder (z.B. Thera-Band®). Optimal sind
Krafttrainingsgeräte, da diese eine physiologische Gelenkführung gewährleisten
und so die Verletzungsgefahr minimieren.
• „Über-Kopf-Übungen“, also Übungen,
bei denen Sie Gewichte höher als bis zu
den Schultern heben, sollten nur unter
therapeutischer Anleitung erfolgen.
• Absolvieren Sie das Krafttraining zunächst nur ein- bis zweimal pro Woche.
Später können Sie auf dreimal pro
Woche steigern.
• Trainieren Sie ruhig und kontrolliert. Konzentrieren Sie sich auf den beanspruchten Muskel und vermeiden Sie dabei
Ablenkung (Radio, TV, Plauderei).
• Überfordern Sie sich nicht! Beginnen
Sie mit leichten Gewichten – 0,5 kg
bis maximal 2,5 kg, abhängig von der
jeweiligen Übung – und steigern Sie das
Gewicht dann langsam.
Pro Übung sollten Sie 2–3 Sätze mit
etwa 15 Wiederholungen anstreben.
Selbsttest
Selbsttest zu degenerativem Rheuma – Arthrose
1. Sind Sie älter als 40 Jahre?
ja nein
2. Sind Sie übergewichtig?
ja nein
3. S ind in Ihrer Familie Fälle von Gelenkerkrankungen, Fehlhaltungen
oder Arthrose bekannt?
ja nein
4. H
aben Sie einen Beruf, bei dem Sie oft schwer tragen müssen oder
­hauptsächlich kniende Tätigkeiten ausführen?
ja nein
5. Bewegen Sie sich täglich weniger als 30 Minuten?
ja nein
6. L eiden Sie unter „Anlaufschmerzen“, Druckschmerzen oder
plötzlichem Bewegungsausfall?
ja nein
7. H
aben Sie das Gefühl, Ihre Gelenke reiben bei Bewegung aneinander
oder „krachen“?
ja nein
8. S chmerzen die Knie- oder Hüftgelenke bei den ersten Schritten und
„gehen sie sich dann ein“?
ja nein
9. Treten Ihre Beschwerden auch in Ruhephasen – sprich, ohne Bewegung – auf?
ja nein
10. Hatten Sie bereits Gelenkverstauchungen oder Prellungen?
ja nein
Wenn Sie mehr als drei Fragen mit „ja“ beantwortet haben, sollten Sie umgehend einen
Spezialisten (Rheumatologen) aufsuchen.
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 111
KAPITEL 7
IMPFUNGEN
Personen mit chronischen entzündlichrheumatischen Erkrankungen weisen ein
erhöhtes Infektionsrisiko auf. Daher sind
Impfungen für Rheumapatienten besonders
sinnvoll.
112 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Blick:
Auf einenen bei
Impfung roffenen
Bet
RheumaBasistherapie
aeiner Rheum
n
hem Impfpla
• Vor Beginn
hi
Österreic sc
ut
la
ührt
ef
ie
g
d
ch
en
ur
sollt
rungen d
ie
is
un
m
Im
empfohlenen
nten sind
Rheumapatie
n
en
d
,
en
d
wer
e Personen.
ger als ander
lli
fä
an
ns
io
kt
infe
llten keine
istherapie so
as
B
r
ne
ei
durch­
• Während
dimpfstoffen
en
eb
L
it
m
Impfungen
en.
geführt werd
behandelnllten mit dem
so
.
en
ng
fu
p
chen werden
• Alle Im
en abgespro
g
lo
o
at
um
he
den R
Warum sollten sich Rheuma-­
Betroffene impfen lassen?
Zum einen, weil aufgrund der Erkrankung ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Zum anderen senken auch viele
der Basistherapeutika, die dabei zum
Einsatz kommen, die körpereigene Immunabwehr. Das heißt, Infektionen sind
leichter möglich, da die Abwehrkräfte
weniger aktiv sind. Daher sind Impfungen – gerade vor Beginn einer Basistherapie – besonders empfehlenswert!
Wann sollte geimpft werden?
Wurde gerade eine entzündlich-rheumatische Erkrankung diagnostiziert, sollten
Sie Ihren Impfstatus mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Dieser wird Ihnen sagen, welche Impfungen noch vor
Beginn der Basistherapie aufgefrischt
bzw. neu vorgenommen werden sollten.
Falls Sie bereits auf eine Basistherapie
eingestellt wurden, sollten Sie im Idealfall erst in „stabilen Krankheitsphasen“,
also wenn nach Möglichkeit keine aktiven Entzündungsprozesse vorliegen, geimpft werden. Auch hierzu berät Sie Ihr
Arzt gerne.
Welche Impfungen sollten NICHT
während einer Basistherapie durchgeführt werden?
Von „Lebendimpfungen“, d.h. Impfungen gegen Mumps, Masern, Röteln,
Windpocken (Feuchtblattern) und Gürtelrose, Kinderlähmung (oral), Typhus
(oral), Gelbfieber und Rotavirus (Durchfallviren), wird im Allgemeinen wähBewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 113
Impfungen
rend einer Basistherapie abgeraten.
Denn bei einem Lebendimpfstoff macht
der Körper nach der Impfung eine
schwache Infektion durch, erkrankt aber
nicht ernsthaft. Ist das Immunsystem jedoch durch immundämpfende Medikamente geschwächt, besteht das Risiko,
dass die normalerweise harmlosen, abgeschwächten Erreger des Impfstoffes
zu einer schweren Infektion führen.
Welche Impfungen sind
empfehlenswert?
Alle Impfungen des Österreichischen
Impfplans sind auch für Rheumapatienten empfohlen, dies gilt insbesondere für
die Influenza. Eine Impfung gegen
Pneumokokken (Lungenentzündung),
114 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
die für die Allgemeinbevölkerung ab
dem 50. Lebensjahr Sinn macht, sollte
bei rheumatischen Erkrankungen unabhängig vom Lebensalter erfolgen. Sprechen Sie jedoch jede Impfung vorab mit
Ihrem behandelnden Rheumatologen ab.
Was ist bei Reiseimpfungen zu
beachten?
Impfungen mit Totimpfstoffen (der
Großteil aller Reiseimpfungen) sind
möglich, jene mit Lebendimpfstoffen,
wie Gelbfieber oder die orale Typhusimpfung, jedoch nicht. Erkundigen Sie
sich rechtzeitig über Impfempfehlungen
für Ihr Reiseziel und besprechen Sie
eventuell nötige Impfungen unbedingt
vorab mit Ihrem Rheumatologen!
Impfungen
Impfkalender aller empfohlenen Impfungen für Erwachsene
18.–
80.
30. 40. 50. 60. 65. 70. 75.
20.
Jahre
Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre
Jahre
usw.
Alter p
Impfung s
Diphtherie (DIP)
Tetanus (TET)
Pertussis (PEA)
Poliomyelitis (IPV)
alle 10 Jahre auffrischen
Humane
­Papillomaviren (HPV)
gegebenenfalls nachholen
}
Mumps
Masern (MMR)
Röteln
gegebenenfalls nachholen
FSME
alle 5 Jahre auffrischen
Pneumokokken
alle 3 Jahre auffrischen
siehe Empfehlung S. 114
Herpes Zoster (HZV)
Influenza (IV)
n kostenfrei
alle 5 Jahre auffrischen
einmalige Gabe
IV jährlich
n nicht kostenfrei
Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015 115
Impfungen
Impfungen bei Kindern, die mit Immunsuppressiva behandelt werden
Diphtherie/Tetanus/Keuchhustenempfohlen
Kinderlähmung (Polio), Schluckimpfung
(in Europa nicht mehr in Verwendung)
nicht erlaubt
Kinderlähmung, inaktivierte Poliovakzine
empfohlen
Masern/Mumps/Röteln
nicht erlaubt
Haemophilus influenzae B
empfohlen
Pneumokokkenempfohlen*
Influenza (Grippe)
empfohlen
Tuberkulose (BCG) (seit vielen Jahren nicht mehr
Teil des Österreichischen Kinderimpfplans)
nicht erlaubt
Hepatitis B
empfohlen
Meningokokken (alle derzeit verfügbaren Impfstoffe)
erlaubt
* im Gegensatz zu gesunden Kindern unabhängig vom Alter
Was ist bei Kindern, die an Rheuma
erkranken, bei Impfungen zu
­beachten?
Kinder, die an juveniler idiopathischer
Arthritis (JIA) erkranken, weisen ebenfalls ein erhöhtes Infektionsrisiko bzw.
das Risiko von Infektionskomplikationen auf. Das empfohlene Impfprogramm
für Kinder bei ihnen durchzuführen ist
daher besonders anzuraten. Eine Einschränkung besteht allerdings für
116 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
­inder, die mit Immunsuppressiva
K
(Medikamente, die das Immunsystem
­
„herunterfahren“) oder höheren Kortisondosen behandelt werden müssen. Bei
ihnen dürfen Impfungen mit Lebend­
impfstoffen nicht durchgeführt werden.
Mehr dazu siehe Kasten.
Für nähere Informationen sprechen
Sie mit dem behandelnden Arzt Ihres
Kindes!
Euro 4,95
GESUNDHEITSRATGEBER
gig
U
n
ab
häng
ig
uterus
b
nExperte
t
geprüf
Diabetes
bladder
Una
än
verstehen
Euro 4,95
ig
g
b
Una hän
G E S U N D H E I T S R AT G E B E R
h
Gynäkologie
4.
aktualisie
Neuaufl rte
age
verstehen
clitoris
B
• Zuckerkrank – was bedeutet das?
• Aktuelle Therapiemöglichkeiten
• Diabetes im Alter
• Neue Richtlinien in der Ernährung
ÄN
GIG
U
Teil 1
• Blasenprobleme
• Scheideninfektionen
• Wechselbeschwerden
Euro 4,95
N
AB
HÄNG
IG
G E S U N D H E I T S R AT G E B E R
B
b
U
ig
N
AB
HÄNG
IG
• Vorsorge – (s)ein leidiges Thema
• Sexuelle Gesundheit ist kein Luxus
• Kommt auch ER in den Wechsel?
• Prostataerkrankungen
Una
gig
U
verstehen
ig
nExperte
t
geprüf
GIG
Männergesundheit
g
än
ÄN
nExperte
t
geprüf
b
Una hän
UNA
häng
IG
h
G
H
B
UNA HÄN
Euro 4,95
G E S U N D H E I T S R AT G E B E R
ab
UNA
nExperteft
geprü
n
IG
H
B
UNA HÄN
vagina
G
Bewegungsapparat
verstehen
• Gelenke: Aufbau und Funktion
• So hält Sport gesund
• Was tun bei Verletzungen und Schmerzen?
• Rheuma und Arthrose
Bücherserie
„Gesundheit
verstehen“
Auch wenn sich Ärzte alle Mühe geben,
ihren Patienten gute und verständliche Erklärungen zu liefern, bleiben dennoch nach
dem Gespräch oft noch viele Fragen offen.
er
geber d e in
t
a
R
e
i
D
ten Si
l
a
h
r
e
e
Seri
heke.
pot
Ihrer A
Die Bücherserie „Gesundheit verstehen“
bietet Patienten zum Nachlesen zu Hause
von hochkarätigen Experten gut verständlich aufbereitete, zusätzliche Informationen
rund um ihre Krankheit und wertvolle Tipps
für die Bewältigung des Alltags.
Selbsthilfegruppen
Ansprechpartner in
sozialen Fragen:
• Bundessozialamt
1010 Wien, Babenbergerstraße 5
Tel.: 05 99 88
[email protected]
www.sozialministeriumservice.at/
• Bundesministerium für Finanzen
1030 Wien, Hintere Zollamtsstraße 2b
Bürgerservice: Tel.: 0810 001 228
www.bmf.gv.at
• Fonds Soziales Wien
Pflege und Betreuung
1030 Wien, Guglgasse 7-9
Tel.: 01/24 5 24
[email protected]
www.pflege.fsw.at
• Bundesministerium für Arbeit,
Soziales und Konsumentenschutz
(BMASK)
1010 Wien, Stubenring 1
Tel.: 01/711 00-0
BürgerInnenservice Tel.: 0800/20 16 11
(kostenfrei aus ganz Österreich)
www.bmask.gv.at
Selbsthilfegruppen:
• Österreichische Rheumaliga (ÖRL)
Gertraud Schaffer (Präsidentin)
5762 Maria Alm, Dorfstraße 4
Tel.: 0699/155 41 679
www.rheumaliga.at
• Österreichische Vereinigung
Morbus Bechterew (ÖVMB)
Ing. Paul Pocek (Präsident)
1020 Wien, Obere Augartenstraße 26-28
Tel.: 01/332 28 10
www.bechterew.at
• PSO Austria (Selbsthilfeverein der
PsoriatikerInnen Österreichs)
Gabriele Schranz (Vereinsobfrau)
1020 Wien,
Obere Augartenstraße 26-28/1.18
Tel.: 0664/731 11 991
[email protected]
• Rheumalis (SHG für Eltern
rheumaerkrankter Kinder und
Jugendlicher)
Karin Formanek (Leiterin)
Tel.: 0699/197 48 811
www.rheumalis.org
Weitere Links:
www.rheumatologie.at
www.rheuma-online.at
www.netdoktor.at
118 Bewegungsapparat & Rheuma verstehen 2015
Wir danken folgenden Firmen für die freundliche Unterstützung:
www.mobiflex.at
Bei jeder Hetz
GELENKIG
JETZT!
675_MOB_0715
JETZT
NEU!
®
Mobiflex
CARE
Gut für die Gelenke*
Gut für die Knorpelfunktion*
Mobiflex Classic mit nativem Kollagen,
*Vitamin C und Mangan.
Mobiflex® Care mit Soja- und Avocadoöl-Extrakt,
nativem Kollagen, *Vitamin C und Mangan.
®
Exklusiv in Ihrer Apotheke erhältlich.
Herunterladen