RadiojodtheRapie mit jod-131

Werbung
Schilddrüse o.k.
Radiojodtherapie
mit Jod-131
Rundum gut informiert über die Radiojodtherapie
bei Schilddrüsenerkrankungen
Informationsquellen zur
Radiojodtherapie
aus dem Internet
Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Information im Internet nicht immer
am aktuellen Stand ist und die Richtigkeit nicht zu gewährleisten ist. Oft werden
persönliche Eindrücke ge­schil­dert, die nur begrenzt verallgemeinert werden
können. Auch diese Webseiten sind kein Er­satz für das Gespräch mit Ihrem Arzt.
www.selbsthilfegruppe.at
www.thyroidweek.com/de
www.unimedizin-mainz.de/therapiestation/radiojodtherapie.html
www.onmeda.de/behandlung/radiojodtherapie.html
www.sd-krebs.de/index.htm
www.thyroid.org
www.thyca.org
IMPRESSUM
Zusammengestellt von:
Ass.Prof. Dr. Alexander Becherer
O.Univ.Prof. Dr. Robert Dudczak
Universitätsklinik für Nuklearmedizin, AKH Wien
Währinger Gürtel 18-20, A-1090 Wien
Herausgeber: MERCK GmbH, Zimbagasse 5, A-1147 Wien
1. Auflage 2002
2. korrigierte Auflage 2004
3. korrigierte Auflage 2008
4. korrigierte Auflage 2009
5. korrigierte Auflage 2010
6. korrigierte Auflage 2011
7. korrigierte Auflage 2017
2
Inhalt
Vorwort.................................................................................................... 5
Allgemeines zur Schilddrüse................................................................... 6
Lage, Größe (Anatomie der Schilddrüse).................................................... 6
Funktion und Aufgaben............................................................................ 6
Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen................................................. 7
Schilddrüsenerkrankungen..................................................................... 7
Kropf (Struma)....................................................................................... 7
Unterfunktion (Hypothyreose).................................................................. 8
Überfunktion (Hyperthyreose).................................................................. 8
Autonomie der Schilddrüse...................................................................... 8
Immunhyperthyreose (Morbus Basedow)................................................... 9
Karzinome............................................................................................. 9
Differenzierte Tumoren der Schilddrüse.................................................... 10
Andere bösartige Tumoren der Schilddrüse............................................... 11
Die Therapie mit radioaktivem Jod....................................................... 12
Nuklearmedizinische Grundlagen............................................................ 12
Wirkung von Radiojodid (RJ) auf die Schilddrüse....................................... 12
Behandlung mit niedriger Aktivität.......................................................... 13
Behandlung mit hoher Aktivität.............................................................. 13
Unerwünschte Wirkungen...................................................................... 13
Frühe Effekte....................................................................................... 14
Späte Effekte....................................................................................... 14
Kontrolluntersuchungen nach Radiojodtherapie......................................... 15
Allgemeine Voraussetzungen für die Radiojodtherapie....................... 17
Allgemeine Empfehlungen nach der Radiojodtherapie........................ 17
Mit Radiojod behandelbare Schilddrüsenerkrankungen
im Speziellen.......................................................................................... 18
Indikationen zur RJ-Therapie bei Schilddrüsenüberfunktion......................... 18
Indikationen zur RJ-Therapie beim Schilddrüsenkarzinom........................... 19
Häufig gestellte Fragen (Frequently asked questions - FAQs)............ 20
3
Schilddrüse o.k.
Radiojodtherapie
mit Jod-131
Radiojodtherapie
Rundum gut informiert über die
bei Schilddrüsenerkrankungen
4
vorwort
Funktionsstörungen der Schilddrüse
sind in Österreich ein häufiges Problem. Erkran­kun­gen, die mit einer
mehr oder weniger schweren Schilddrüsenüberfunktion einhergehen,
tre­ten mit einer Häufigkeit von rund
einem auf 1.000 Einwohner auf. Vielfach können diese Erkrankungen mit
radioaktivem Jod be­handelt werden,
wodurch sich eine Operation vermeiden lässt. Für die meisten Karzinome
der Schilddrüse ist die Radiojod­
therapie ein unverzichtbarer Bestandteil des Behandlungs­konzepts
im Anschluss an die Operation.
die Schilddrü­sen­unterfunktion kurz
erwähnt, obwohl sie kein Grund für
eine Radiojodtherapie ist.
Diese Broschüre soll Ihnen helfen,
Ihre Er­kran­kung, deren Bedeutung für
Sie und die Be­handlungs­möglichkeiten
besser zu verstehen. Sie kann das
Gespräch mit Ihren Ärztinnen und
Ärzten nicht ersetzen, wird Ihnen aber
als hilfreiche Grundlage da­für dienen.
Dass schon nach zwei Jahren eine
Neu­auflage erforderlich wurde, zeigt,
dass Be­darf nach einer derartigen
Information be­steht und dass die
Broschüre auf Interesse gestoßen ist.
Diese Broschüre wurde erstellt, um
Ihnen, sehr geehrte Patientinnen und
Patienten, eine umfassende Information über die Radio­jod­the­­­rapie von
Schilddrüsenerkrankungen zu bie­ten.
Neben Details über diese elegante
und äußerst nebenwirkungsarme
Behandlung soll Sie Ihnen auch Informationen über die Er­kran­kungen
vermitteln, die eine Indikation für
die Radiojodtherapie darstellen.
Der Voll­ständigkeit halber wird auch
Die zweite Auflage wurde unter Mit­­wir­kung von Univ.-Prof. Dr. Robert
Dudczak, Vorstand der Univ.-Klinik
für Nuklearmedizin Wien und Univ.Prof. Dr. Bruno Niederle, Univ.-Klinik
für Chirurgie Wien überarbeitet. Mein
besonderer Dank gilt ihrer Hilfe und
der Fa. Merck, die die Realisierung
dieses Hefts ermöglicht.
Alexander Becherer
5
Allgemeines
zur Schilddrüse
Allgemeines zur Schilddrüse
Lage, Größe
(Anatomie der Schilddrüse)
Die Schilddrüse hat annähernd die Form
eines Schmetterlings und befindet sich
im Hals, unmittelbar vor dem Kehlkopf.
Ihre Größe ist alters- und geschlechtsabhängig. In Mittel­europa hat sie beim
Erwachsenen normalerweise ein Volumen
von 20 bis 25 ml, das ist soviel wie ein
einfacher Schnaps. Unmittelbar hinter
den oberen und unteren Schilddrüsen­
enden befinden sich die sogenannten
Nebenschild­drü­sen, zumeist vier an der
Zahl. Diese gehören nicht zur Schild­drüse
und sind kleiner als ein Zentimeter.
Funktion und Aufgaben
Die Schilddrüse ist ein hormonprodu­
zierendes Organ, eine sogenannte endokrine Drüse. Das ist der Sammelbegriff für alle Drüsen, die ihre Pro­dukte
direkt ohne abführende Gänge ins Blut
abgeben. Diese Produkte werden Hor­
mo­ne ge­nannt. Sie steuern an ihren
Ziel­organen verschiedene Funktions­
abläufe (der Name „Hor­­mon” leitet sich
vom griechischen Wort „hormao” ab,
was soviel wie „antreiben, in Be­we­gung
setzen” bedeutet).
Das mit der Nahrung aufgenommene
Jod ge­langt ins Blut und wird von der
6
Schilddrüse ak­tiv aufgenommen.
Jod ist ein unverzichtbarer Be­standteil
der Schilddrüsenhormone.
Schilddrüsenhormone sind lebenswichtig. Ihre Aufgabe ist die Regelung des
Energie­haus­­­halts und einer Vielzahl von
Organ­funk­tionen wie das Herz-Kreislauf-System, die Ver­dauung und das
Nervensystem. Deren Tätig­keit wird
durch eine vermehrte Bildung von
Schild­drü­sen­hormon angeregt,
niedrigere Schild­drüsen­hormonspiegel
verlangsamen sie.
Die Steuerung der Schilddrüse unterliegt einem Regelkreis. Die Regelfaktoren stammen aus einem Teil
des Zwischenhirns (Hypothala­mus)
und der Hirnanhangsdrüse (Hypo­
physe). Die Hypophyse produziert das
„Schilddrüsen­sti­mulie­rende Hormon”
(Thyreoidea stimulierendes Hormon,
TSH), dessen Formierung und
Inkretion vom „TSH freisetzenden
Hormon” (Thyreotropin releasing
Hormon, TRH), das im Hypothalamus gebildet wird, beeinflusst wird.
Entsprechend diesem Regelkreis ist
bei Schild­drüsenüberfunktion TSH
unterdrückt und bei Schilddrüsen­
unterfunktion erhöht. TSH stimuliert
das Wachstum von Schilddrüsenzellen und bewirkt eine Aktivierung
der Synthese und Freisetzung von
Schilddrüsen­hormon.
Schilddrüsenerkrankungen
Schilddrüsenerkrankungen
Diagnostik von Schilddrüsen­
erkrankungen
Hierfür werden nach Erhebung der
Be­schwer­­den (Symptome) und einer
körperlichen Unter­suchung der Hals­
region Blutunter­su­chungen u. a.
zur Bestimmung der Funktions­lage,
apparative Verfahren und gegebenenfalls die Feinnadelpunktion eingesetzt.
Die apparativen Verfahren sind die
Ultra­schall­­untersuchung und die
Schilddrüsen­­szinti­­graphie. Beide sind
schmerzlos.
Der Ultraschall ermöglicht eine sehr
genaue Beurteilung der Schilddrüsenstruktur, mit der Szintigraphie wird die
regionale Funktion der Schilddrüse beurteilt. Es kann damit ermittelt wer­den,
ob ein Knoten eine normale, herabgesetzte bis fehlende oder gesteigerte
Funktion hat.
Die Feinnadelpunktion wird mit einer
dünnen Nadel zur Entnahme einer
Gewebsprobe durchgeführt, die nachfolgend mikroskopisch untersucht wird.
Sie kann in vielen Fällen zur Unter­
scheidung zwischen gutartigen und
bösartigen Schild­drü­senzellen beitragen. Selten sind andere weiterführende
Unter­su­chungen erforderlich.
Es gibt zahlreiche Schilddrüsenerkrank­
un­gen, die mit einer gesteigerten, ver­minderten oder normalen Funktion einhergehen können. Interessanterweise
treten praktisch alle Schilddrüsener­
krank­ungen, gutartig wie bösartig, bei
Frauen häufiger auf als bei Männern. Der
Grund dafür ist allerdings nicht bekannt.
In den weiteren Abschnitten erhalten
Sie ei­nen Überblick über die für Ihre Information wich­tigsten Funktionsstörungen und Erkran­kun­gen der Schilddrüse.
Kropf (Struma)
So wird jede Vergrößerung der Schilddrüse be­zeichnet. Im Falle einer einfachen Größen­zu­nahme ohne Änderung
der Struktur spricht man auch von
einer Struma diffusa, bei gleichzeitigem
knotigem Umbau hingegen von einer
Stru­ma adenomatosa, zu Deutsch Knotenkropf. Ein Kropf bedeutet noch nicht
automatisch eine Funk­tionsstörung, bereitet aber oft den Bo­den dafür.
Behandlungsstrategie
Das Be­hand­lungs­kon­­zept orientiert
sich an den Be­fun­den. Es be­­inhaltet
eine abwartende Strategie, eine me­di­
ka­mentöse Behandlung und auch die
Ope­­ra­tion. Bei nicht eindeutig gutartigen Be­funden ist die Operation die Be­
handlung der Wahl. Gelegentlich wird
auch die Radio­jod­therapie zur Stru­ma­
verkleinerung eingesetzt.
7
Schilddrüsenerkrankungen
Unterfunktion (Hypothyreose)
Überfunktion (Hyperthyreose)
Diese Erkrankung liegt vor, wenn die
Schild­drüse zu wenig Hormon produziert. Die häu­fig­s­te Ursache bei Unterfunktionen ohne vorherige Schilddrüsenbehandlungen oder -operationen ist
eine schmerzlose Entzündung. Sie wird
hervorgerufen durch Abwehrstoffe,
die der Kör­per „irrtümlich” gegen das
eigene Schild­drü­sen­gewebe bildet.
Verschiedene Erkrankungen der Schilddrüse be­wirken eine erhöhte Bildung
und Aus­schüt­tung von Schilddrüsenhormonen. Dies bedingt typische Beschwerden. Häufig bestehen Ner­vo­­­­si­tät,
rascher Herzschlag bis hin zum Herz­
ra­sen auch bei geringer körperlicher
Belastung, vermehrtes Schwitzen,
Durchfall, Gewichts­ver­lust und Haarausfall. Vor allem bei älteren Men­­­­schen
kann die Überfunktion aber auch symp­
tomarm verlaufen und gefährlich werden, da sie länger unerkannt bleibt.
Beschwerden treten erst bei fortgeschrittenerer Unterfunktion auf.
Typisch sind Müdig­keit, Gewichtszunahme, Verstopfung, Kälte­emp­­find­­lichkeit
und eine verminderte Leis­tungs­­fäh­ig­
keit. Zumeist wird die Erkrankung
heutzutage frühzeitig bei Routine­
blutun­ter­su­chun­gen er­kannt.
Im Folgenden werden die häufigsten
Ursa­chen einer Schilddrüsenüber­
funktion beschrieben.
Autonomie der Schilddrüse
Unterfunktionen der Schilddrüse können auch nach Operationen bestehen,
wenn viel Schild­drüsengewebe entfernt
werden musste, sie können durch
Medikamente hervorgerufen werden
oder als Spätfolge einer Behandlung
mit radioaktivem Jod auftreten. Darauf
wird wei­ter unten eingegangen. Heute,
nur mehr sehr selten, finden sich durch
Jodmangel ausgelöste oder angeborene
Schilddrüsen­unter­funk­tionen.
Die Behandlung der meisten Formen der
Schild­drüsenunterfunktion erfolgt durch
die Gabe von Schilddrüsenhormon.
8
Wie zuvor im Abschnitt „Funktion
und Auf­gaben” erwähnt, unterliegt
die Schilddrüse ihrer­­seits einem
Steue­rungsmechanismus. Knoten
der Schilddrüse oder auch das ganze
Organ können eine ungeregelte Aktivität entwickeln, die nicht mehr auf
die Steuerungs­sig­nale reagieren. Man
spricht dann von autonomen Arealen.
Im Szintigramm sind sie im Ver­gleich
zur übrigen Schilddrüse be­son­ders
kräftig an­ge­färbt. Dadurch entsteht
ein charakteristisches Bild, das als
„Heißer Knoten” bezeichnet wird.
Behandlungsstrategie
Eine medikamentöse Behandlung
kann mit sogenannten Thyreostatika,
Tabletten die die Schilddrüsenfunktion
hemmen, durchgeführt werden. Dies
bewirkt aber keine Heilung. Wei­ters
haben diese Medikamente ein gewisses
Ne­benwirkungsrisiko. Sie sind deshalb
nur als Überbrückung bis zur definitiven
Behandlung durch radioaktives
Jod oder eine Operation sinn­voll.
Immunhyperthyreose
(Morbus Basedow)
Hier bildet der Körper „irrtümlich”
Eiweiß­stoffe, die die Schilddrüse zu vermehrter Hor­monproduktion anregen.
Bei etwa einem Drittel der Fälle geht
die Krankheit mit einer Erkran­kung
der Augen einher. Die Patienten klagen
anfangs über Lichtempfindlichkeit und
Fremd­körpergefühl in den Augen. Beim
Fort­schreiten können die Augen dann
auch für an­de­re Per­sonen erkennbar
hervortreten.
Behandlungsstrategie: In den europäischen Ländern wird diese Form der
Schilddrüsen­über­­funktion zunächst mit
den im vorigen Ab­satz genannten
Thyreostatika behandelt. Nach einer
Behandlungszeit von ein bis zwei Jahren kommt die Erkrankung bei einem
Drittel bis der Hälfte der Patienten zum
Stillstand. Es besteht aber eine Neigung zu Rückfällen. In derartigen Fäl­len
ebenso wie bei medikamentös nicht
be­herrsch­baren Formen muss eine
definitive Be­hand­lung mit Radiojod oder
die Ope­ration durch­geführt werden.
Karzinome
Schilddrüsenkarzinome gehören zu
den seltenen Krebsarten. Sie treten in
Mitteleuropa mit einer Häufigkeit von
etwa zwei bis drei Fällen pro 100.000
Einwohner auf und machen ca.
ein Prozent aller Krebserkrankungen
aus. Von Schild­­drüsenzellen ausgehende Karzinome wer­den entsprechend
dem Grad ihrer Entar­tung in differenzierte und undifferenzierte Formen
unterteilt. Selten können auch nicht
von Schild­drü­senzellen ausgehende
Tumore in der Schild­drü­­se beobachtet
werden.
Verdächtige Symptome sind ein
rasch wachsender schmerzloser
Knoten am Hals, der sich hart anfühlt
und schlecht verschieblich ist. Durch
Druck auf die Stimmbandnerven kann
Heiserkeit ausgelöst werden, auch
Hustenreiz und Druckgefühl im Hals
sind möglich.
Sehr häu­fig wird die Diagnose heute
aber schon vor dem Auftreten subjektiver Beschwerden ge­stellt, nachdem bei Routineuntersuchungen ein
verdächtiger Knoten entdeckt wurde.
Es han­delt sich dabei um Knoten, die
in der Szin­ti­­­gra­phie typischerweise
weniger von der radioaktiven Un­­
tersuchungssubstanz (Tracer) aufnehmen als die übrige Schilddrüse. Sie
werden auch „Kalte Knoten” genannt.
Sie sollten sicherheits­halber mit einer
dünnen Nadel punktiert werden.
Dies ist weitgehend schmerz­los
und ungefährlich.
9
Schilddrüsenerkrankungen
Behandlungsstrategie
Die wichtigste Be­hand­lung des Schilddrüsenkarzinoms ist die Ope­ration.
Mehrheitlich ist eine hochdosierte
Radiojodtherapie ein weiterer
Behandlungs­schritt. Nachfolgend ist
eine lebenslange Be­handlung mit
Schilddrüsenhormonen erforderlich.
Selten beinhaltet der Behandlungsplan
eine Strah­lentherapie von außen
und/oder eine Che­motherapie. Die
meisten Krebsarten der Schilddrüse
ha­ben eine ausgesprochen gute
Prognose. Da sie aber das Risiko eines
er­neuten Auftretens auch nach erfolgreicher Be­handlung bergen, ist eine
regelmäßige Kon­trolle lebenslang
nötig. So wird ein Rezidiv meist frühzeitig erkannt und ist gut behandelbar.
häufigste Neu­bildung. Er hat durch
eine radikale Ope­ra­tion (Totalentfernung
der Schilddrüse und der Lymphknoten)
und eine anschließende Radio­jod­
ablation, die vier bis sechs Wochen nach
der chirurgischen Behandlung stationär
durchgeführt wird, eine 5-JahresHei­lungsrate von etwa 90 %. Das heißt,
dass nach fünf Jahren bei neun von
zehn Patienten die Erkran­kung nicht
wieder aufgetreten ist. Bei weniger als
10 % der Pa­tienten führt die Erkrankung
innerhalb von 10 Jahren zum Tode.
Gut drei Viertel aller Schilddrüsen­
karzinome gehören in diese Gruppe. Sie
entstehen aus normalem Schilddrüsengewebe und sind von diesem oft schwer
zu unterscheiden. Mit Ausnahme des
medullären Karzinoms haben sie die
Fähigkeit der Jod­spei­cherung.
Tumorab­sie­delungen in Halslymphknoten, sogenannte Lymph­kno­ten­metas­
tasen sind zum Zeit­punkt der Diagnose
häufig und werden üblicher­weise bei der
Radikal­operation erkannt und mitentfernt. Die Prognose der Erkrankung wird
durch Lymphknotenmetastasen nicht
verschlechtert, wenn sie entsprechend
behandelt werden. Sie können aber
auch noch später auftreten. Darum sind
konsequente Kontrollunter­su­chun­gen
notwendig. Diese brin­gen durch Blut­un­
ter­suchungen Hinweise, wenn Sie selbst
noch keine Schwellung am Hals tasten
können. Wann immer möglich, werden
auch verspätet auftretende Lymph­knoten
chirurgisch entfernt, und eine weitere
Radio­jod­the­rapie angeschlossen.
Papilläres Schilddrüsenkarzinom
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom
Dieser Tumor liegt bei 60 bis 70 % der
Schild­drüsenkarzinome vor und ist die
Cirka 20 bis 30 % aller Schilddrüsenkarzinome gehören zu diesem Typ.
Differenzierte Tumore
der Schilddrüse
10
Die Prognose wird von der Tumorausbreitung (Tumorinvasivität) zum Zeitpunkt der Diagnose bestimmt. Sie ist
insgesamt etwas schlechter als die des
papillären Karzinoms, da hier häufiger
entfernte Tochter­ge­schwülste (Metastasen) in anderen Organen, vor allem
in der Lunge und im Knochen auftreten
können. Die 5-Jahres-Überlebensrate
beträgt bei geringer, mittlerer und hoher
Tumorinvasi­vität 95 %, 80 % und 40 %.
Trotzdem ist auch in diesen Fällen der
Tumor durch radikale Ope­ra­tion und
wiederholte Behandlungen mit Radio­
jod gut be­herrsch­bar. Das follikuläre
Schilddrüsen­kar­zi­nom tritt insbesondere
häufiger im Zu­sammenhang mit Kröp­
fen auf, die durch Jodmangel ausgelöst
wurden. Da heute die Jodversorgung der
österreichischen Bevöl­kerung generell
deutlich besser ist, werden die­se bösartigeren Tumorformen seltener.
in den C-Zellen ge­bildet und von diesen
in die Blutbahn freigesetzt wird!
Andere bösartige Tumore
der Schilddrüse
Das anaplastische (undifferenzierte)
Schild­drüsenkarzinom hat mit der
Einführung der Jodierung des Speise­
salzes er­freulicherweise stark abgenommen. Hier ist nämlich die Chance
auf Heilung gering.
Weitere bösartige Schilddrüsentumore
gehen von Lymphzellen in der Schild­
drü­se oder vom Bindegewebe der
Schilddrüse aus. Radiojod ist bei
undifferenzierten Schild­drü­sentumoren
und anderen Malignomen nicht
in­diziert. Insgesamt sind derartige
Tu­more selten.
Medulläres Schilddrüsenkarzinom
Dieser deutlich seltenere Tumor
(5 bis 10 %) geht von Zellen aus, die
ebenfalls in der Schild­drüse angesiedelt sind, aber andere Aufgaben als
die oben genannten Schilddrüsen­zellen
haben. Da die sogenannten C-Zellen,
von denen sich das medulläre Karzinom
ableitet, kein Jod speichern, ist die
Radiojodtherapie bei dieser Er­krankung
nicht sinnvoll. Ein wichtiger Tumor­
marker zur Früherkennung dieses
Tu­mors ist das Hormon Calcitonin, das
11
Die Therapie
MIT radioaktivem Jod
Die Therapie
mit radioaktivem Jod
Nuklearmedizinische Grundlagen
Zum besseren Verständnis der weiteren
Ka­pitel möchten wir Ihnen kurz erklären, was Nuklearmedizin bedeutet: In
der Nuklear­me­dizin werden radioaktive
Arzneimittel zur Un­tersuchung und Behandlung verwendet. Diese verteilen sich
in Abhängigkeit des Funk­tions­zustandes
des Körpers bzw. des Organs.
Die Methoden der Nuklearmedizin werden seit etwa 60 Jahren angewandt.
Schon in der An­fangszeit wurde nicht
nur nuklearmedizinisch untersucht sondern auch behandelt. Die Schilddrüse
war das „Pionierorgan”. 1940 wur­de sie
erstmals mittels radioaktiven Jods un­
tersucht, 1941 fand die erste Behandlung einer Überfunktion statt und 1944
wurde erstmals ein Schilddrüsenkarzinom behandelt. Dement­spre­chend liegt
hier eine jahrzehntelange Er­fahrung vor.
Für die Diagnostik (Untersuchung)
werden nur ganz geringe Mengen des
radioaktiven Arz­neimittels benötigt. Man
nennt diese geringe Men­ge „Spürdosis”
oder – mit einem englischen Ausdruck
– „Tracer”. Die Verteilung des Tracers
kann man von außen messen und als
Bild darstellen. Das Instrument dafür ist
heutzutage die Gammakamera.
Die Therapie (Behandlung) funktioniert
prin­zipiell genauso, nur dass dafür mehr
12
Radio­aktivität nötig ist. Das Gewebe
wird so „von innen” bestrahlt. Im Falle
der Schilddrüse nützt man aus, dass sie
Jod, inaktives wie radioaktives, von allen
Organen des Körpers weitaus am bes­ten
aufnimmt. Prinzipiell reichern zwar auch
einige andere Organe etwas Jod an, die
Schild­drüse hat aber als einziges Organ
die Fähigkeit, Jod richtiggehend in sich
hinein zu pumpen. Dadurch nimmt sie
das Jod aus dem vorbeifließenden Blut
mit besonders hoher Ef­fek­tivität auf.
Wirkung von Radiojod (RJ)
auf die Schilddrüse
Zwischen „normalem”, das heißt nicht radioaktivem Jod und radioaktivem Jod zu
un­ter­schei­den, ist der Schilddrüse allerdings nicht möglich. Sie speichert jedes
Jod, das ihr angeboten wird, gleich gut.
Dies lässt sich für die The­rapie ausnützen. Man bietet den Schilddrü­senzellen
ein radioaktives Jod-Isotop an, das von
ihnen aufgenommen und fest gespeichert
wird. Durch ein geeignetes Isotop wie das
Jod-Isotop mit der relativen Atommasse
131 wird durch die Strahlenwirkung eine
eng begrenzte Entzündungsreaktion ausgelöst, die in weiterer Folge mit einem
Absterben der Zellen endet. Die Fähigkeit
der Schilddrüsenzellen, Jod aufzunehmen, hängt vom Schilddrüsenfunk­tions­­
zustand ab. Bei einer Autonomie z. B.
wird das Jod vor allem von den stark aktiven Schild­drü­senbezirken aufgenommen,
während das übrige normal funktionierende Gewebe von der Radioaktivität
relativ verschont bleibt.
Die Menge an Radioaktivität wird in Be­
que­rel, abgekürzt Bq angegeben. Ein Bq
bedeutet einen Kernzerfall pro Sekunde.
Viel­fach ist auch noch die alte Einheit Curie (Ci) in Ver­wendung. Ein Tausendstel
Ci (1 mCi) sind 37 Millionen Zerfälle pro
Sekunde, also 37 Me­ga­bequerel (MBq).
Die Dosierung von Radiojod erfolgt in
Ab­hängigkeit von der Schilddrüsener­
kran­kung mit niedrigen oder hohen
Aktivitäten. Nie­drige Aktivitäten werden
bei gutartigen, hohe Ak­tivitäten bei
bösartigen Schilddrüsenerkran­kun­gen
eingesetzt. Bei gutartigen Schilddrü­sen­­­
er­kran­kungen wird die Verminderung von
funktionstüchtigem Schilddrüsengewebe
an­ge­strebt, bei bösartigen die Zerstörung jegli­chen nach der Operation verbliebenen Ge­we­bes, Tu­mor wie normale
Restschilddrüse. Die­ses radioaktive Jod
wird in Kapselform oder als Trink­lösung
verabreicht.
Ab dem Zeitpunkt der Kapseleinnahme
ist der Körper radioaktiv. In den
nächsten Tagen wird die eingenommene
Radio­aktivität langsam ausgeschieden,
ferner nimmt die Radio­ak­tivität entsprechend den physikalischen Be­dingungen
von Jod-131 kontinuierlich ab. Die
physikalische Halbwertszeit von Jod-131,
d. h. die Zeit in der die jeweilige Aktivi­
tät auf die Hälfte des Ausgangswerts
abnimmt, beträgt acht Tage. Infolge der
zusätzlich stattfindenden Aus­­scheidung
aus dem Körper ist die Abnahme der
Körperaktivität insgesamt rascher als die
allein auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten be­ruhende Aktivitätsabnahme.
Behandlung mit niedriger Aktivität
(185–1110 MBq bzw. 5–30 mCi)
Ein Teil der Schilddrüsenzellen wird durch
die Radiojodbehandlung derart geschädigt,
dass sie ihre Funktion einstellen und schließlich durch bindegewebige Zellen ersetzt werden. Die Schilddrüse behält insgesamt ihre
Fähigkeit der Hormonproduktion bei, allerdings auf einem niedrigeren Niveau.
Behandlung mit hoher Aktivität
(1850–7400 MBq bzw. 50–200 mCi)
Diese Therapieform wird nur bei Schild­drü­
senkarzinomen angewendet. Es werden die
Zel­len hierdurch so nachhaltig geschädigt,
dass das gesamte Schilddrüsengewebe
abstirbt und dadurch keinerlei Funktion der
Schilddrüse mehr besteht. Vor der Gabe
von hohen Akti­vi­tä­ten sollte die Schilddrüse zuvor so gut wie möglich entfernt werden. Bei großen Schild­drü­senresten nach
Operationen oder gar bei nicht voroperierten Schilddrüsen ist die Re­aktion auf die
Strahlung heftig. Es ist dann mit Schwellungen und Beschwerden zu rechnen.
Unerwünschte Wirkungen
Es gibt in der Medizin praktisch keine
Be­handlung, bei der nicht auch Effekte
verursacht werden können, die nicht erwünscht oder ge­plant waren. Im Falle der
Radiojod­the­rapien wer­den heutzutage
durch die genauen Me­tho­den der Voruntersuchungen und da­durch gute Planbarkeit der Therapie aber im Nor­mal­fall nur
leichte Nebenwirkungen beobachtet und
selbst dies nur gelegentlich. Sie entstehen
zumeist in Or­ganen, die neben der Schilddrüse eine höhere Strahlendosis erhalten.
13
Die Therapie
MIT radioaktivem Jod
Frühe Effekte
Unter frühen oder akuten Effekten
versteht man solche, die unmittelbar
in Zusammenhang mit der Therapie
auftreten. Im Fall der Radio­jod­therapie
bedeutet dies, dass sie 24 bis 48 Stun­­
den nach der Verabreichung beobachtet werden. Durch Gabe von entzündungshemmenden Substanzen, unter
Umständen einer kurzfristigen niedrig
dosierten Kortisongabe, sind sie immer
rasch behebbar.
Bei gutartigen
dungs­reaktion. Hier können verminderter Spei­chelfluss, Geschmacksminderung und vorübergehende Übelkeit
beobachtet werden.
Die Reizung der Speicheldrüsen kann
leichte Symptome ähnlich dem Mumps
bewirken. Zur Vorbeugung sollen Sie
die Speicheldrüsen zur Speichelproduktion anregen. Am einfachsten geschieht
dies durch Lutschen von Zitronen, die
Ihnen zur Verfügung gestellt werden.
Eine Magenreizung ist selten und tritt
nur nach hohen Aktivitäten auf. Durch
entspre­hen­de Medikamente wird hier
rasch Abhilfe geschaffen.
Schilddrüsenerkrankungen
Sie können im Halsbereich eine
Schwellung verspüren, auch Schluckbeschwerden treten gelegentlich innerhalb von 24 bis 48 Stunden auf. Eine
Verstärkung der Beschwerden durch
die Überfunktion kann eine Woche nach
Verabreichung der Therapie durch eine
kurzfristig vermehrte Freisetzung von
Schilddrüsen­hor­monen auftreten.
Bei bösartigen
Schilddrüsenerkrankungen
Auch hier werden Halsschwellungen und
Schmerzen infolge einer Entzündungs­
reaktion beobachtet. Kurzfristig kann
Heiserkeit auftreten, selten Atemnot.
Andere Organe, die manchmal
Beschwerden verursachen, sind die
Speicheldrüsen und der Magen,
ebenfalls durch eine leichte Entzün­
14
Späte Effekte
Späte Effekte machen sich meist erst
sechs bis 12 Wo­chen nach Therapie
bzw. erst nach Jahren be­merk­­bar. Sie
nehmen einen Verlauf über lan­ge Zeit.
Bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen: Hypothyreose
Nach der Radiojodbehandlung einer
Schild­drüsenüberfunktion stellt sich
in der Mehrzahl der Fälle nach einigen
Jahren eine Unter­funk­tion ein. Dies wird
durch einen bindegewebigen Umbau
der Schilddrüse als Folge der Be­strah­
lung verursacht. Man könnte sagen,
die Schild­drüse verändert sich narbenartig. Aus medizinischer Sicht ist dies
harmlos. Die Be­handlung er­folgt mit
Schilddrüsenhor­mo­nen, wie sie auch
häufig zur Wachs­tums­verlang­samung
bei einer Vergröße­rung der Schild­drü­se
ge­geben werden. In richtiger Dosierung
sind Schild­drüsenhormone praktisch
neben­wir­­kungs­­frei und es bedarf nur
gelegentlicher Kontrollen etwa alle ein
bis zwei Jahre.
Bei Schilddrüsenkarzinom
Die folgenden Nebenwirkungen
beziehen sich nur auf wiederholte
hochdosierte Gaben.
Effekte auf die Keimdrüsen
Bei jüngeren Frauen wurde bis zu
einer Ge­samt­aktivität von 300 mCi
(11 100 MBq) keine bleibende
Unfruchtbarkeit beobachtet.
Ab 800 mCi (29 600 MBq) kann eine
solche die Folge sein, aber vermutlich
nur bei der Hälfte der Pa­tientinnen.
Bei Männern kann eine vorübergehende Funk­tionsstörung der Spermien
zwar schon nach einmaliger Radio­jod­
therapie mit 100 mCi (3700 MBq)
auftreten, eine permanente Ste­ri­lität
fand sich je­doch in weniger als 10 %
der Patienten, die 300 mCi (11 100
MBq) erhalten hatten.
Diese hat schlechte Heilungs­aus­sich­ten.
Es muss allerdings nochmals darauf
hingewiesen werden, dass Radiojodinduzierte Leuk­ämien nur nach hohen
Gesamtaktivitäten be­schrieben wurden.
Ebenfalls nach sehr hohen Ak­tivitäten
wur­de eine etwas höhere Rate an
Bla­sen­kar­zi­no­men und Darmkarzinomen beobachtet.
Auch wenn diese Nebenwirkungen
prinzipiell schwer sind, muss doch bedacht werden, dass sie der Preis für eine Kontrolle des Schild­drü­­sen­karzinoms
sind, das in diesen Fällen sonst un­
gehindert fortschreiten würde. Die
strahleninduzierten Knochenmarkschäden und Tumore können nur deshalb
auftreten, weil das Überleben seitens
des Schilddrüsenkarzinoms verlängert
wurde. Man kennt zudem heute auch
ei­nige Möglich­keiten, um das Risiko
dieser Ne­ben­­wirkungen zu minimieren.
Effekte auf die Speicheldrüsen
Ebenfalls nur nach wiederholten hohen
Ak­tivitäten im Rahmen der Karzinombehandlung kann eine irreversible
Störung der Speichel­pro­duktion
verursacht werden. Die Folge ist das
Ge­­fühl der Mundtrockenheit.
Effekte auf das Knochenmark,
Tumorinduktion
Nach wiederholter Gabe von sehr hohen Ak­ti­vitäten von insgesamt über
1000 mCi (37 000 MBq), wie es ausschließlich bei metastasierenden Schild­
drü­­­sen­karzinomen erforderlich sein
kann, treten manchmal irreversible
Schäden des Kno­chen­marks mit Blutbildveränderungen auf. In etwa 0,5 %
kann sich eine Leukämie entwickeln.
Kontrolluntersuchungen
nach Radiojodtherapie
Bei Patienten mit
Schilddrüsen­überfunktion
n Kontrolluntersuchungen
orientieren
sich an den erhobenen Blutbefunden,
die die Stoff­wech­sellage definieren,
und sind mehrheitlich zu­nächst sechs
bis acht Wochen nach der Ra­dio­
15
Die Therapie
MIT radioaktivem Jod
jodtherapie vorgesehen, danach sind
Kon­trolluntersuchungen zumindest
einmal pro Jahr erforderlich. Die
Kontrollun­tersu­chun­­gen dienen zur
Über­prüfung der Effek­ti­vität der
Radio­jodt­herapie, d. h. ob durch
diese eine normale Stoffwechsel­funk­
tion erreicht werden konnte, ferner
zur rechtzeitigen Er­ken­nung einer
Schilddrüsen­unterfunktion, die auch
Jah­re nach einer Ra­diojodtherapie
auftreten kann.
Bei Patienten mit
Schilddrüsenkarzinom
n Die
Prognose ist gut, dennoch ist
es erfor­der­lich, dass lebenslang
Kontrollunter­su­chun­­gen er­folgen.
Diese Kontrollunter­su­chungen sind
anfangs alle zwei bis drei Monate,
später nur einmal jährlich bis einmal
alle zwei Jahre vorgesehen.
n Diese Kontrolluntersuchungen
dienen zur Über­prüfung, ob die
Schilddrüsenhormon­er­­satz­therapie
ausreichend und richtig do­siert ist
und ferner, dass keine Hinweise
auf ein Re­zidiv oder Fernabsiedlungen vorliegen. Hier­zu werden
meist Blutuntersu­chun­gen durchgeführt. Die ausreichende Schild­
drü­sen­hormonersatztherapie
wird mittels Be­stimmung von
Schilddrüsenfunktionspa­ra­metern
(TSH, fT4, fT3) überprüft. Darüber­
hinaus erlaubt der Tumormarker
16
Thyreo­glo­bulin (Tg) Informationen
über die erfolgreiche Behandlung
des Tumors. Zusätzlich werden die
Sonographie der Halsorgane und
ein Rönt­gen der Lunge ein­gesetzt.
Gegebenfalls werden sie durch andere Untersuchungen er­gänzt, wie die
Computertomographie der Lunge, die
Sonographie des Bauches und die Positronenemissionstomographie (PET).
n Radioaktives Jod wird auch zu
Untersu­chungs­­zwecken im weiteren
Verlauf herangezogen (Jodszinti­
graphie oder Jodscan), einerseits um
die Effektivität der ersten Ra­dio­­jod­
be­hand­lung zu überprüfen und andererseits um sicherzustellen, dass
kein jodspeicherndes Gewebe (das
eine neuerliche Ra­diojodthe­ra­pie
erfordern würde) vorliegt. Die erste
Radio­jod­ganzkörperuntersuchung
wird drei bis 12 Mo­nate nach der
Radio­jod­the­rapie geplant. Ge­
gebenenfalls sind weitere Unter­
suchungen, jedoch in längeren
Inter­val­len, vorgesehen. Um ein verwertbares Un­ter­­su­chungs­ergebnis zu
gewährleisten, muss diese Radiojodganzkörperuntersuchung unter speziellen Gege­benheiten, d. h. im Zustand der Schild­drü­sen­unterfunktion
oder alternativ nach vorbereitenden
Injektionen mit rhTSH, durchgeführt werden. Sie werden darüber
im Einzel­fall von Ihrer be­treuenden
Stelle genau informiert.
Allgemeine Vorraussetzungen
für die Radiojodtherapie
Allgemeine Voraussetzungen
für die Radiojodtherapie
Allgemeine Empfehlungen
nach der Radiojodtherapie
n Schilddrüsenwirksame
n Es
Medikamente
müssen rechtzeitig abgesetzt werden.
Sollten Sie ein Schilddrüsenmedikament nehmen, welches auch immer,
fragen Sie Ihren Arzt, wann es abgesetzt werden soll.
n Es darf keine Jodexposition in den
letzten drei, besser sechs Mo­naten
stattgefunden haben. Dies wäre z. B.
möglich durch die intravenöse Ga­be
von Röntgenkontrastmitteln, durch
jodhaltige Des­infektionsmittel, durch
be­stimmte Medikamente (Kalium­jo­didtab­letten), durch manche in Österreich
aber eher handelsunübliche Mi­ne­ral­­wässer oder durch sehr häufigen
Ge­nuss von Meeresfisch und Seetangbzw. Al­gen­produkten (asiatische
Küche!). Salzen Sie sparsam oder
verwenden Sie un­jodiertes Salz,
das Sie in Reformhäusern er­halten.
n Bei Frauen muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen sein, stillende
Mütter müssen vor der Radiojod­
therapie abstillen.
n Bei der Behandlung von Patienten mit
Schild­drüsenkarzinom ist der Zustand
der Schild­drüsenunterfunktion bzw.
eine hohe TSH-Konzentration im Blut
für die Behand­lung er­wünscht, dies
fördert die Aufnahme von ra­dio­aktivem
Jod in das Schilddrü­sen­restge­webe
bzw. jedes jodspeichernde Ge­webe.
muss bei Frauen und Männern
im reproduktionsfähigen Alter eine
sichere Empfäng­nis­verhütung bis
sechs Monate nach der Radio­
jodtherapie durchgeführt werden.
n Es muss die Möglichkeit der Isolation
gegeben sein. Der beste Strahlenschutz für andere Personen ist nämlich die räumliche Ent­fer­nung (die
Intensität der Strahlung nimmt mit
dem Quadrat der Entfernung ab).
Die folgenden Maßnahmen sollen über
einen bestimmten Zeitraum – ein bis
zwei Wochen in Abhängigkeit von individuellen Gegebenheiten – nach der
Entlassung aus dem Krankenhaus be­
achtet werden:
n Ver­meidung von engem Kontakt zu
Schwan­geren und Kindern unter
10 Jahren; von längerem persönlichen
Kontakt gegenüber allen Personen. Als
enger Kontakt ist alles unter Armreichweite anzusehen, als längerer Kon­takt
ist alles, was über die Zeit einer ge­
meinsamen Mahlzeit hinausgeht.
n Kinder unter zwei Jahren sollten,
wenn möglich, von anderen Personen
betreut werden.
n Über die genannten Zeiträume sollten
Sie al­lein schlafen, ist dies nicht möglich, sollte Ihr Bett drei Meter vom
Nachbarbett entfernt sein. Gegenüber
17
Mit Radiojod behandelbare
Schilddrüsenerkrankungen
im Speziellen
Personen ab dem 60. Le­bens­­­jahr
kann die Einhaltung dieser Vor­sichts­
maßnahmen großzügiger gehandhabt
werden.
n Kurzbesuche – weniger als eine
Stunde – sind un­problematisch.
Halten Sie Abstand von etwa zwei
Meter ein und vermeiden Sie möglichst en­gen Kontakt. Besuche durch
Klein­kinder und Schwangere sollten
unterbleiben.
n Haustieren gegenüber müssen keine
speziellen Maßnahmen beachtet
werden.
n Verwenden Sie eigenes Essbesteck,
spülen Sie dieses nach Gebrauch ab,
bevor Sie es in den Geschirrspüler
geben. Beim Kochen sollte mit dem
zum Kosten verwendeten Be­steck
nicht nachher umgerührt werden.
Nach dem Spü­len bzw. Waschen ist
dieses aber vollkommen un­gefährlich.
n Empfehlenswert wäre, die Leibwäsche
für eine Woche getrennt in einem
Sack zu sammeln. Ihre Leibwäsche
sollte zunächst vorgewaschen werden, bevor Sie diese mit der übrigen
Wäsche waschen.
n Es empfiehlt sich die Toilette gut zu
spülen (zweimal) und die WC-Brille
zu reinigen; wenn möglich benutzen
Sie eine eigene Toi­lette. Auch Männer sollten in dieser Zeit­span­ne beim
Wasserlassen eine sitzende Stel­lung
18
einnehmen, damit kein Harn verspritzt
wird. Wichtig ist das Händewaschen
nach Be­nut­zung der Toilette.
n Sie sollten in der einen Woche auch
täglich duschen.
n Berufstätige sollten nach der Spitals­ent­­
la­ss­ung noch einen einwöchigen Kran­
kenstand ein­pla­nen, dies gilt insbesondere bei einer Be­schäf­ti­gung die engen
Kontakt mit Kolle­gen/Kun­den oder gar
Kindern unter 10 Jah­ren er­fordert.
n Besuchen Sie keine Massenveranstaltungen (z. B. Kino, Theater).
n Bei ambulanter Behandlung empfiehlt
sich in den ersten drei Tagen ein häufiges Lüften des Aufenthaltsraums.
Mit Radiojod behandelbare
Schilddrüsenerkrankungen
im Speziellen
Indikationen zur Radiojodtherapie
bei Schilddrüsenüberfunktion
Autonomien der Schilddrüse
Radiojod als Alternative zur Operation
oder bei einem Rezidiv nach bereits
erfolgter Ope­ra­tion
Voraussetzung: Das autonome Volumen
darf nicht zu groß sein. Aufenthaltsdauer: meist eine Wo­che (drei bis 14
Tage). Nebenwirkungen: meist keine,
eventuell leichtes Druckgefühl über der
Schilddrüse, sehr selten Schwellung im
Indikationen zur Radiojodtherapie
beim Schilddrüsenkarzinom
Nach jeder Erstoperation eines
Schilddrüsenkarzinoms
Hals, Schmerzen, Atem­be­schwerden,
Ver­stär­kung der Überfunktion (siehe
Seite 14 frühe Effekte). Äußerst selten
wur­de die Aus­lösung einer Ba­se­dow‘sche
Er­krankung be­schrie­ben. Spät­fol­gen:
Schilddrü­sen­­­un­ter­funk­tion nach Jah­ren
(siehe Seite 14 späte Effekte). Kontrolle nach der Be­hand­lung: sechs bis acht
Wochen in Ihrer Schild­drüsen­am­bulanz,
weitere Kon­trol­len nach Vereinbarung.
Ausnahmen: Niedrigste Risikogruppe
bei papillären Schilddrüsenkarzinom
(einseitiger Tumor unter einem Zentimeter Durchmesser, Alter < 45 Jah­re),
ana­plastisches Schilddrüsenkarzinom,
medulläres Schilddrüsenkarzinom.
Erhöhter Thyreoglobulinspiegel
Fehlender Abfall oder erneuter Anstieg
des Thy­reo­globulins nach einer Radiojodtherapie.
Morbus Basedow
Nach erfolgloser medikamentöser
Behandlung
Voraussetzung: Es sollte keine
floride Augen­symptomatik vorliegen.
Aufenthaltsdauer: meist etwas mehr
als eine Wo­che (fünf bis 16 Ta­ge).
Nebenwirkungen: leichtes Druckgefühl
über der Schilddrüse, sehr selten
Schwellung im Hals, Schmerzen oder
Atem­beschwerden (s. frühe Nebenwirkungen). Spätfolgen: Schild­­drü­­senun­ter­
funktion nach Jahren (s. späte Effekte),
von einer Ver­schlech­terung einer zum
Zeitpunkt der Radiojod­the­rapie aktiven
Augen­sympto­ma­tik ist berichtet worden.
Als vorbeugende Maßnahme wird die
Radioj­odbe­hand­lung bei Patienten mit
Augen­be­teiligung in der Vor­ge­schichte
daher unter kurzfristigem Korti­son­schutz
durchgeführt. Kontrolle nach der
Be­handlung: sechs bis acht Wochen
in Ihrer Schild­drü­senambulanz,
weitere Kon­trollen nach Verein­barung.
Nachweis von jodspeicherndem Gewebe
Im Rahmen der Kontrolluntersuchungen
im Sin­ne von Wiederauftreten des Karzi­
noms im Hals­be­reich oder in entfernten
Körperregionen (Fern­metastasen). Wenn
nötig geht der Radio­jodtherapie eine
operative Tumor­ent­fer­nung vor­aus.
Voraussetzung: ausreichende Ope­ra­tion,
hypothyreote Stoffwechsellage, Jod­ver­ar­mung des Körpers. Aufenthalts­
dauer: drei bis vier Ta­ge (zwei bis 10
Tage). Häufigere Nebenwirkungen: Bei
größeren Schild­drüsenresten Schwellung, Druck­ge­­fühl, Schmer­­zen. Daher
erfolgt in diesen Fällen die Verabreichung von entzündungshemmenden
Medikamenten und/oder eine kurz
dauernde Kor­­ti­­sonprophylaxe. Leichte
Be­schwer­­den in den Speicheldrüsen
(mumpsartig). Siehe auch frühe und
späte Effekte. Kon­trollen nach der Behandlung: acht Wochen nach der Behandlung in Ihrer Spezialambulanz.
19
Häufig gestellte Fragen
(Frequently Asked
Questions – FAQs)
Häufig gestellte Fragen
(Frequently asked questions
- FAQs)
1.Wie hoch ist meine
Strahlenbelastung durch
die Ra­diojodtherapie?
Eine Aktivität von 20 mCi (740 MBq)
verursacht Ihnen eine Ganzkörper­
belastung von 40 mSv (sprich Milli­
sie­vert). Dies entspricht etwa vier
Un­ter­su­chun­gen mittels Computer­
to­mo­graphie, der natürlichen Be­
strah­lung durch 10 Jahre Auf­ent­halt
im Wald­­viertel oder durch zwei Jahre
Auf­ent­halt in bestimmten bewohnten
(!) Ge­­bieten in Brasilien und Indien.
Die Ganzkör­perbe­las­tungen bei Rad­io­
jodtherapien für Kar­zi­nome sind ent­
sprechend höher. Auch hier gilt trotz
der niedrigen Wahr­­schein­­lichkeit an
der Grund­erkrankung zu ver­ster­ben,
dass das Gesund­heits­risiko durch das
Schild­­drü­sen­karzinom viel höher ist
als das durch die Ra­dio­jodtherapie.
2.Werde ich mich nach der
Verabreichung von radioaktivem
Jod krank fühlen?
Nein. Nur selten verspüren wenige
Patien­ten ein Span­­nungsgefühl, bzw.
20
eine Schwel­lung im Hals und Hals­
schmerzen. Dieses Span­­nungs­gefühl
tritt meist erst 24 Stun­den nach Ver­
ab­reichung von radioaktivem Jod auf
und ist die Folge einer normalen Ent­­
zündungsreaktion. Die Beschwerden
sind vergleichbar mit Hals­schmerzen
und klingen auch ohne Be­handlung ab.
Eine Besserung kann jedoch mit einfa­
chen Mitteln – mittels medikamentöser
Unter­stüt­zung – rascher her­beigeführt
werden. Wenige Pa­ti­en­ten beschreiben
auch an­fangs Ge­schmacks­stö­run­gen
oder einen trockenen Mund.
3.Was kann ich zur Reduktion der
Strahlen­be­lastung und zur Vorbeugung von Neben­wir­ungen tun?
Das nicht in die Schilddrüse aufge­
nommene radioaktive Jod wird vor­
wiegend mit dem Harn ausgeschieden,
ge­ringe Mengen auch mit dem Spei­
chel, Schweiß und Stuhl. Eine reich­
liche Flüssig­keits­zu­fuhr und häufiges
Harn lassen in den ersten zwei Ta­gen
nach der Behandlung fördert die Aus­
scheidung von nicht in die Schild­drüse
aufgenommenem Jod. Eben­so sollte ein
Stuhlgang pro Tag angestrebt werden.
Sie können das Risiko einer Speichel­­drü­sen­schä­di­gung vermindern, indem
Sie während des Auf­ent­halts an Zi­tronen
lutschen. Auch Lutschbonbons oder
Kau­gummis sind geeignet. Sie erhal­
ten bei stationären Ra­dio­jodtherapien
Entsprechendes vom Per­so­nal der
nuklearmedi­zinischen Station. Eine
symp­­tomatische Maß­­nahme gegen
schwere Mund­trockenheit exis­tiert in
Form von künstlichem Speichel.
Wenn Sie unter Verstopfung leiden,
z. B. we­gen der künstlich herbeigeführ­
ten Schild­drüsenun­ter­funk­tion, ist zur
Verminderung der Darmbe­strahlung
die Gabe von Abführ­mitteln gut. Die
Blasenbelas­tung re­duzieren Sie durch
reichlich Zufuhr von Flüssig­keit. Trin­
ken Sie mindestens zwei Liter pro Tag
zu­­sätzlich zum Früh­stücks­getränk und
zu Suppen und entleeren Sie die Bla­se
häufig. Sollten z. B. Ma­gen­beschwerden
auftreten, tei­len Sie dies mit. Eine me­
dikamen­töse Behandlung verschafft
binnen 24 Stun­den Abhilfe.
4.Ich habe ein Haustier.
Kann ich ihm schaden?
Nein. Es besteht kein wissenschaftlich
gesicherter Hinweis, dass Sie mit der
Menge an Ra­dio­aktivität, mit der Sie ent­
lassen werden, noch irgendeinem Le­be­
wesen gefährlich sind. Für Menschen sind
die Vor­sichts­maßnahmen aber sinnvoller­
weise besond­ers streng gefasst.
5.Fangen die Gegenstände, die ich
berühre, auch an zu strahlen?
Nein. Nur Ihre Körperausscheidungen
(am stärksten Harn, weiters Speichel,
Schweiß, Stuhl) strahlen. Was damit
in Berührung kommt, kann gering
radioaktiv verunreinigt werden (da­her
beim Ko­chen nicht vom Koch­löffel kos­
ten, wenn andere Per­sonen mitessen).
6.Kann ich die Gegenstände,
die ich in das Kranken­haus
mitnehme, wieder verwenden?
Die benutzten Gegenstände (Bücher,
Schreib­uten­si­lien, Hausschuhe, usw.)
können wei­ter­ver­wendet wer­­den,
ebenso die Kleidung. Es emp­fiehlt sich
le­dig­lich die wäh­rend des Auf­enthaltes
getragene Un­ter­wäsche zu sammeln
und danach zu Hause ge­trennt zu
waschen. Die Radioaktivität, die von
Ihnen vorübergehend ausgeht, nimmt
kontinuierlich ab, sie bleibt nicht auf
Gegenständen haften.
Die mit Kör­per­sekreten (Harn,
Speichel, Schweiß, Stuhl) ausgeschie­
dene Radio­ak­ti­vi­­tät ist leicht von den
Sachen (z. B. Wä­sche), die mit diesen
Aus­­schei­dun­gen in Kon­­takt ge­kommen
sind, zu reinigen.
21
Häufig gestellte Fragen
(Frequently Asked
Questions – FAQs)
7.Wie soll ich meine Wäsche
und mein Geschirr wa­schen?
Ihre Wäsche heben Sie am besten eine
Wo­che lang auf, das Bettzeug wechseln
Sie einfach wenn möglich erst nach ei­
ner Wo­che. Dann können Sie Ihre Wä­
sche mit der Ihrer Mitbe­wohner normal
wa­schen. Eine andere Mög­lich­keit ist,
Ihre Wäsche in dieser Zeit separat zu
waschen. Ihr Essgeschirr wa­schen Sie
vier Tage am besten getrennt vom
anderen Geschirr ab.
8.Vielleicht ist jemand in meiner
Umgebung ohne es zu wissen
schwanger. Kann ich dem Baby
schaden?
Nein. Es gibt keine seriösen Forschungs­
ar­bei­ten, die bei so geringen Strah­
lungen eine Ge­sundheits­ge­fähr­dung
für ungeborene Kin­­dern nachweisen,
insbesondere wenn die allgemeinen
Vorsichts­maß­nahme beachtet werden.
9.Was passiert, wenn ich noch ein
Kind will?
Nach der ersten oder zweiten Therapie
nichts Be­son­deres. Sollten weitere The­
ra­pien erforderlich sein, ist bei Männern,
die noch ein Kind zeugen wollen, even­
tuell eine Sper­ma­einlage­rung sinnvoll.
22
Bei Frauen wurde erst ab hohen Ge­
samtaktivitäten eine gehäufte Unfrucht­
bar­keit gefunden. Daher ist in den sel­
tenen Fällen, in denen bei einer jungen
Frau so viele Be­hand­lungen nötig sind,
eine Eier­stock­punktion zu erwägen.
Eine effektive Empfängnisverhütung
über sechs Monate nach jeder Radiojod­
therapie, insbesondere nach höher do­
sierten ist sicherheitshalber erforderlich.
Das gilt für beide Ge­schlech­ter.
10.Wie erfolgt der Heimtransport?
Der Entlassungszeitpunkt von TherapiePa­tien­ten wird durch gesetzliche Bestim­
mun­gen geregelt. Diese Regelungen
basieren auf höchstzulässigen Strahlen­
dosen für be­stimm­te Personengruppen
mit denen der Pa­tient nach seiner Ent­
lassung Umgang haben kann und die
nicht überschritten werden dürfen.
Zur Ermittlung der möglichen Strahlen­
be­las­tung für Kontaktpersonen durch
den „strahlenden Patienten” gibt der
Patient vor der Ent­lassung sein Umfeld
(Kontakt mit Fremden, Nachbarn, hel­
fenden Personen usw.), das Transport­
mittel (Privatauto, Rettungsfahr­zeug,
öffentliche Transport­mit­tel) und die
Dauer der Heimreise bekannt. Aus
diesen Angaben und einer Strah­lungs­
messung am Patienten wird eine mögli­
che Strahlendosis für Kontaktpersonen
berechnet; dieser Dosiswert bestimmt
den frühest möglichen Entlassungs­
zeitpunkt. Vor der Entlassung wird der
Patient noch über Verhaltensregeln auf­
geklärt, die vom Patienten ab dem Ent­
lassungszeitpunkt eingehalten wer­den
müssen. Zusätzlich wird dem Patienten
eine Hinweiskarte ausgefolgt, die der
Patient für einen Zeitraum von ca. zwei
Monaten stets mitzuführen hat.
11.Wie wird radioaktives Jod
verabreicht?
Radioaktives Jod wird in Kapselform ver­
abreicht. Sie werden ersucht diese Kapsel
zu schlucken. Um eine mög­lichst hohe
Auf­nah­me aus dem Magen-Darm­-Be­reich
in Ihr Blut zu gewährleisten ist eine
Nahrungs­auf­nah­me acht Stunden vor­
her und bis eineinhalb Stun­den nach der
Kapseleinnahme zu vermeiden. Über das
Blut wird nachfolgend radioaktives Jod
zu Ihrer Schilddrüse trans­por­tiert. Alter­
nativ ist die Ver­ab­rei­chung von radioak­
tivem Jod als Trink­lö­sung möglich; diese
Trinklösung ist farb- und ges­chmack­los.
12.Wie viele Behandlungen sind
erforderlich?
Mehrheitlich ist eine Behandlung aus­
reichend. Je­doch kann es auch erfor­
derlich sein, die Be­hand­lung ein zweites
Mal oder auch öfter zu wiederholen. Die
Blut­unter­suchungen und die Ergebnisse
der übrigen Kon­trolluntersu­chun­gen
zeigen ob eine weitere Be­hand­lung
durchgeführt werden soll.
13.Was ist mit meiner derzeitigen
Medikamenteneinnahme?
Ihr behandelnder Spitalsarzt wird Ihnen
An­wei­sungen über die zu nehmenden
Me­di­ka­mente ge­ben. Alle Schild­drüsen­
me­dika­men­te müssen vor der Behand­
lung ausgesetzt werden. Vermutlich
haben Sie diese In­formationen bereits
erhalten. Fer­ner sind alle jodhaltigen
Medikamente zu vermeiden. Es empfiehlt
sich auch eine jodarme Diät einzuhalten.
14.Wo erfolgt die Radiojodtherapie?
Die Behandlung erfolgt in der Nuklear­
me­dizin in Ab­hängigkeit von der erfor­
derlichen Aktivi­täts­do­sierung, entweder
ambulant oder stationär. Während
einer stationären Be­­handlung besteht
aus rechtlichen Grün­den Be­suchs­ver­
bot. Den Kontakt mit ihren Angehöri­
gen können Sie mittels Telefon (Te­­le­
fonwertkarten) auf­rechterhalten. An
per­sönlichen Gegen­stän­den benötigen
Sie nur Hausschuhe und Toil­ett­en­
artikel. Wä­sche und Hand­tücher werden
von der An­stalt zur Verfügung gestellt.
23
www.medimerck.at
AT/EUT/0217/000
April 2017
Für den Inhalt verantwortlich:
MERCK GesmbH
Zimbagasse 5
A-1147 Wien
Herunterladen