Fachrichtung Mathematik • Institut für Algebra • Prof. Bodirsky, Dr. Noack Einführung in die Mathematik für Informatiker: Diskrete Strukturen INF 110 Wintersemester 2014/15 13. Kurz-Lösungen für die Woche 26.1. - 1.2.2015 Graphentheorie: gerichtete Graphen Ü74 (a) (⇒) Es sei G kreisfrei. Weiter seien a, b, c ∈ V beliebig mit (a, b) ∈ E und (b, c) ∈ E. Da zwischen a und c eine Kante existiert (Eigenschaft des Turniergraphen), kann es wegen der Kreisfreiheit nur (a, c) sein. (La) Es sei E transitiv. Indirekter Beweis: Annahme, G enthalte einen Kreis v0 , . . . , vn , v0 , d.h. es gilt (vi , vi+1 ) ∈ E und (vn , v0 ) ∈ E. Wegen der Transitivität von E folgt, dass (v0 , v2 ) ∈ E) und damit (v0 , v3 ) ∈ E usw., also (v0 , vn ) ∈ E. Das ist jedoch im Widerspruch zur Eigenschaft des Turniergraphen, dass es zwischen v0 und vn nur genau eine Kante gibt. (b) Induktion über die Anzahl der Knoten n = |V |. IA: n = 1 trivial. IV: Es gelte die Behauptung für einen beliebigen Turniergraph mit n Knoten. IS: z. zg., für einen Turniergraph G = (V, E) mit n+1 Knoten gibt es stets einen gerichteten Pfad, der alle Knoten von G enthält. Beweis: Wählen einen Knoten v ∈ V , dann ist der Teilgraph von G mit der Knotenmenge Ṽ = V \ {v}, bei dem alle die Kanten weggelassen werden, die zu v führen, offenbar wieder ein Turniergraph. Nach (IV) existiert ein Knoten v1 ∈ Ṽ , von dem aus alle anderen Knoten aus Ṽ auf einem gerichteten Pfad erreicht werden. Sie seien in ihrer Reihenfolge auf diesem Pfad von v1 aus mit v2 , . . . , vn bezeichnet. Da G ein Turniergraph ist, liegt entweder (v1 , v) oder (v, v1 ) in E. 1. Fall: (v, v1 ) ∈ E, dann hat offenbar v selbst die gesuchte Eigenschaft. 2. Fall: (v1 , v) ∈ E. Fall 2.1: für alle i ∈ {2, . . . , n} gilt (vi , v) ∈ E. Dann kann v an den Weg am Ende angehängt werden und v1 ist ein Knoten mit der geforderten Eigenschaft für G. Fall 2.2: es existiert ein i ∈ {2, . . . , n}, für das (v, vi ) ∈ E gilt. Wählen unter allen diesen das kleinste. Dann ist (vi−1 , v) ∈ E und v kann in den bestehenden gerichteten Weg zwischen vi−1 und vi eingefügt werden. Damit ist ein Pfad mit der geforderten Eigenschaft gefunden. (c) Induktion über die Anzahl der Knoten n = |V |. IA: n = 1 trivial. IV: Es gelte die Behauptung für einen beliebigen Turniergraph mit n Knoten. IS: z. zg., für einen Turniergraph G = (V, E) mit n + 1 Knoten gibt es stets einen König. Beweis: Wählen einen beliebigen Knoten v ∈ V aus. Dann ist auch G − v ein Turniergraph und hat nach Voraussetzung einen König k ∈ V . 1. Fall: Es existiert ein gerichteter Pfad der Länge höchstens 2 von k nach v. ⇒ k ist auch König für G. 2. Fall: Es existiert kein gerichteter Pfad der Länge höchstens 2 von k nach v. Dann ist v selbst ein König, denn: Es muss (v, k) ∈ E gelten und weiter für jeden Knoten w ∈ V mit (k, w) ∈ E auch (v, w) ∈ E. Bleiben noch die Knoten w0 in V , für die es einen gerichteten Pfad der Länge 2 von k aus gibt. Sei ein solcher Pfad (k, r), (r, w0 ). Dann muss, da (k, r) ∈ E, auch (v, r) ∈ E gelten, also ist w0 von v über einen Pfad der Länge 2 erreichbar. H76 (b) (⇒) Es sei k der einzige König in G. Annahme, er ist kein Diktator, d.h. es gibt eine eingehende Kante. Betrachten die Menge M aller Knoten v von V , die eine Kante (v, k) ∈ E besitzen. Löscht man alle anderen Kanten in G, behält man einen Turniergraphen und dieser hat einen König k 0 . Dieser ist dann auch König für G, denn er erreicht alle Knoten aus M in höchstens 2 Schritten und alle Knoten aus V \ M ebenfalls, und zwar über k , die diese Knoten direkt mit k verbunden sind (ausgehende Kanten). Widerspruch dazu, dass es nur einen König gibt. (⇐) Klar, da der Diktator von keinem anderen Knoten erreichbar ist. Annahme: G besitzt genau 2 Könige k1 , k2 ∈ V . Dann gibt es einen Pfad der Länge höchstens 2 von k1 nach k2 und ebenso von k2 nach k1 . Folglich besitzen k1 und k2 eingehende Kanten. Da es genau zwei Könige sind und jeder Turniergraph einen König besitzt, ist k1 einziger König in G − k2 und k2 einziger König in G − k1 . Folglich sind beide dort jeweils Diktatoren, haben also nur ausgehende Kanten in den reduzierten Graphen. Damit ist aber nicht gleichzeitig ein Pfad von k1 zu k2 und umgekehrt in G möglich. Induktion über die Anzahl der Knoten n = |V |. (a) (⇒) IA: n = 1 trivial. IV: Es gelte die Behauptung für einen beliebigen Turniergraph mit n Knoten. IS: z. zg., für einen Turniergraph G = (V, E) mit n + 1 Knoten gibt es einen gerichteten Hamiltonkreis. Beweis: Wählen einen beliebigen Knoten v ∈ V aus. Dann ist auch G−v ein Turniergraph und hat nach Voraussetzung einen gerichteten Hamiltonkreis v1 , . . . , vn , v1 (passende Numerierung der Konten gewählt). Da G stark zusammenhängender Turniergraph, liegt v auf einem gerichteten Kreis. Folglich besitzt v eingehende und ausgehende Kanten. Es sei i ∈ {1, . . . , n} mit (vi , v) ∈ E. Laufen auf dem Hamiltonkreis solange weiter, bis erstmals (v, vk ) ∈ E gilt. Dann ist (vk−1 , v) ∈ E und man kann v zwischen vk−1 und vk in den Kreis einsortieren. H77 (a) Die Flussstärke beträgt 16 Einheiten. (b) Partitionierung V = {q, a, b, e} ∪ {c, d, f, s}. ⇒ s1 s2 ⇒ s1 − s2 = f (a, d) + f (a, c) + f (q, c) + f (e, f ) + f (e, s) = 5 + 2 + 7 + 4 + 7 = 25 = f (c, b) + f (c, e) + f (d, e) = 4 + 3 + 2 = 9 16 = kf k. = Partitionierung V = {q, a, b} ∪ {c, d, e, f, s}. ⇒ s1 s2 ⇒ s1 − s2 = f (a, d) + f (a, c) + f (q, c) + f (b, e) = 5 + 2 + 7 + 6 = 20 = f (c, b) = 4 = 16 = kf k. H78 Markierungsalgorithmus für 12 q 6 a 8 5 c 15 2 b 4 d 20 5 s Start mit Fluss der Stärke 0. 1. Durchlauf des Algorithmus: 1. 2. 3. 4. q a b s → Marke (−, ∞) → Marke ((q, a), 12) (min(∞, 12)=12) → Marke ((a, b), 6) (min(12, 6)=6) → Marke ((b, s), 5) (min(6, 5)=5) ⇒ Flusserhöhung um Stärke 5. q 12|5 6|5 a 8|0 5|0 b 2|0 4|0 c 15|0 d 20|0 5|5 s 2. Durchlauf des Algorithmus: 1. q → Marke (−, ∞) 2. a → Marke ((q, a), 7) (min(∞, 12 − 5)=7) 3. b → Marke ((a, b), 1) (min(7, 6 − 5)=1) 4. d → Marke ((b, d), 1) (min(1, 4)=1) 5. s → Marke ((d, s), 1) (min(1, 20)=1) ⇒ weitere Flusserhöhung um 1. q 12|6 6|6 a 8|0 5|0 b 2|0 4|1 c 15|0 d 20|1 5|5 s 3. Durchlauf des Algorithmus: 1. q → Marke (−, ∞) 2. a → Marke ((q, a), 6) (min(∞, 12 − 6)=6) 3. c → Marke ((a, c), 5) (min(6, 5)=5) 4. d → Marke ((c, d), 5) (min(5, 15)=5) 5. s → Marke ((d, s), 5) (min(5, 20 − 1)=5) ⇒ weitere Flusserhöhung um 5. q 12|11 6|6 a 8|0 5|5 b 2|0 4|1 c 15|5 d 20|6 5|5 s 4. Durchlauf des Algorithmus: 1. q → Marke (−, ∞) 2. c → Marke ((q, c), 8) (min(∞, 8)=8) 3. d → Marke ((c, d), 8) (min(8, 15 − 5)=8) 4. s → Marke ((d, s), 8) (min(8, 20 − 5)=8) ⇒ weitere Flusserhöhung um 8. q 12|11 6|6 a 8|8 5|5 2|0 4|1 c 15|13 d 20|14 b 5|5 s Weiterer Durchlauf stoppt, nachdem nur q und a markiert sindn ⇒ maximaler Fluss ist der o letztangegebene und hat die Stärke 19. Minimaler Schnitt ist S = (q, c), (a, c), (a, b) . Kapazität ist 8+5+6 = 19.