Theoretische Physik A (Einführung) Prof. Dr. M. Steinhauser, Dr. L. Mihaila Vorlesung Wintersemester 2007/2008 Mitschrieb von Florian Keller Letzte Aktualisierung February 27, 2008 Zum erstenmal veröffentlicht 14. Januar 2008 Ich erhebe keinen Anspruch darauf, dass dieses Skript komplett oder frei von Fehlern ist. Contents 1 Grundbegriffe 4 2 Kinetmatik 2.1 Mathematischer Einschub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Differentialrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Bahnkurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Bewegung in 1 Dimension . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Bewegung im R3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Koordinatensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Mathematischer Einschub Matrizen . . . . . . . . . . . 2.3.2 Drehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Wechsel der Variablen in 2 und 3 Dimensionen vorteilhaft. Verwende der Symmetrie des Problems angepasste Variablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Inertialsystem und Galilei-Transformation . . . . . . . . . . . 2.4.1 Eigentliche GT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Uneigentliche GT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Newton’sche Axiome 3.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . 3.1.1 Grundlegende Begriffe 3.1.2 Kräfte . . . . . . . . . 3.2 Newton’sche Axiome . . . . 3.3 Mathematischer Einschub Gradient, Rotation, Divergenz 3.4 Erhaltungssätze . . . . . . . . 3.4.1 Impulserhaltung . . . . 3.4.2 Energieerhaltung . . . 3.4.3 Drehimpulserhaltung . 25 29 29 32 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 33 33 34 36 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 43 43 43 50 . . . . . . 51 52 53 53 54 55 56 4 Beschleunigte Bezugsysteme - Scheinkräfte 4.1 Koordinaten Tranformation . . . . . . . . . 4.2 Scheinkräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Translationskraft . . . . . . . . . . . 4.2.2 Zentrifugalkraft . . . . . . . . . . . . 4.2.3 Corioliskraft . . . . . . . . . . . . . . 4.2.4 Azimutal-Kraft . . . . . . . . . . . . 2 5 5 5 6 8 8 9 18 18 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Schwingungen/Harmonischer Oszillator (HO) 5.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Mathematischer Einschub . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1 Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Gewöhnliche Differentialgleichungen (DGL) 5.3 Harmonischer Oszillator (HO) . . . . . . . . . . . . 5.3.1 HO ohne Reibung (1-dimensional) . . . . . . 5.3.2 HO mit Reibung . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.3 Erzwungene Schwingungen . . . . . . . . . . 5.4 Mathematischer Einschub δ-Funktion . . . . . . . . 5.5 Kraftstoß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Zweiteilchensysteme (mit Zentralkraft) 6.1 Relativ- und Schwerpunktkoordinaten . . 6.2 Drehimpulserhaltung, Bahnkurven . . . . 6.3 Mathematischer Einschub Ellipse und Hyperbel . . . . . . . . . . . 6.4 Planetenbewegungen/Kepler-Problem . 6.4.1 Nachtrag: Qualitative Diskussion allgemeines Potential U(r) . . . . 6.4.2 Lenz-Runge-Vektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 56 59 59 60 62 62 62 64 65 67 70 . . . . . . . . . . . . 70 . . . . . . . . . . . . 72 . . . . . . . . . . . . . . . . . . der Bahnkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . für . . . . . 73 . 75 . 76 . 78 7 Streuung von Teilchen 78 7.1 Allgemeine Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 7.2 Rutherford-Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 8 Vielteilchensysteme 82 8.1 Notation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 8.2 Erhaltungssätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 3 1 Grundbegriffe Was ist theoretische Physik? Physik: Aufdeckung und die math. Beschreibung von Naturgesetzen Strategie: • gezielte Experimente • Interpretiert/Vorhersagen durch Aufstellen allgemeiner mathematischer Zusammenhänge zwischen Meßgrößen Aufgaben der Theoretischen Physik: • Theorie zur Beschreibung/Vorhersage von experimentellen Resultaten • neue Konzepte (16/17 Jhdt. Galileo Galilei, Newton; Ende 19 Jhdt. Maxwell; ART; Quantenmechanik) • Theorie und Experiment sind für umfassende aussagekräftige Naturbeschreibung notwendig • Jede Theorie muss experimentell überprüfbar sein • Experiment entscheidet über Richtigkeit der Theorie In dieser VL • Newton’sche Mechanik → Einführung in die Denkweise der theoretischen Physik • Mechanik - ältestes Teilgebiet der Physik - Grundlage für die ganze theoretische Physik 4 2 2.1 2.1.1 Kinetmatik Mathematischer Einschub Vektoren (a) Rn (n ∈ N) = Menge der n-Tupel (x1 , . . . xn ), xi ∈ R hier a1 ax ~a ∈ R3 ;~a = a2 = ay Vektorraum a3 az Punkte des physikalischen Raums können durch Vektoren ~a ∈ R3 beschrieben werden. Notwendig: Koordinatensystem mit Ursprung. 1 0 0 Def: ~ex = 0 ; ~ey = 1 ; ~ez = 0 0 0 1 Einheitsvektoren stehen senkrecht aufeinander ⇒ bilden orthonormale Basis ⇒ ~a = ax~ex + ay ~ey + az ~ez ax , ay , az Koordinaten bezüglich ~ex , ~ey , ~ez 5 (b) 1. Skalarprodukt ~a, ~b ∈ R3 n P ⇒ ~a · ~b := ax bx + ay by + az bz = ai bi i=1 Länge/Betrag eines Vektors (“Norm”) √ √ 2 |~a| = ~a · ~a = ~a = a Winkel zwischen ~a und ~b ~a · ~b = |~a| · |~b| · cos Θ Bemerkungen: • ~a · ~b = 0 falls: Θ = π2 oder a = 0 oder b = 0 • ~a · ~b ist skalar ⇒ unabhängig vom Koordinatensystem (b) 2. Vektorprodukt ay bz − az by ~a × ~b = az bx − ax bz ax by − ay bx (~a × ~b) ⊥ ~a und ⊥ ~b 2.1.2 Differentialrechnung (a) Differentiation reelle Funktion f : x ∈ R 7→ f (x) ∈ R 6 Ableitung nach x d f (x) f (x + h) − f (x) = f ′ (x) := lim h→0 dx h Ableitung nach der Zeit: d f (x) f˙(t) = dt Produktregel: d (f (x) · g(x)) = f ′ (x) · g(x) + f (x) · g ′ (x) dx Kettenregel: d df (g) dg(x) f (g(x)) = · dx dg dx (b) Integration geg.: f (x) ges.: F (x) derart, dass Zx F (x) = f (x′ )dx′ dF (x) = f (x) dx Beispiele: f (x) = sin x ⇒ F (x) = − cos x f (x) = eax ⇒ F (x) = a1 eax unbestimmte Integration: (Suche Stammfunktion F (X)) dF (x) mit = f (x) dx bestimmte Integration: Zb f (x)dx = F (b) − F (a) a partielle Integration: Zx1 Zx1 ′ x1 f (x)g (x)dx = f (x)g(x)|x0 − f ′ (x)g(x)dx x0 x0 7 Bsp.: Zb a b xex dx = xex a − Zb |a 1 · ex dx {z ex |ba Substitutionsregel Zx2 Zg2 dgf (g) = dxf (g(x))g ′(x) x1 g1 Bsp.: Zb a 2.2 } y = x2 + 1 xdx = x2 + 1 dy = 2xdx Bahnkurven 1+b Z 2 1 1 + b2 1 dy = = ln 2 y 2 1 + a2 1+a2 • betrachte Massenpunkt • freier Massenpunkt, falls keine einschränkenden Zwangsbedingungen vorliegen. 2.2.1 Bewegung in 1 Dimension (a) Lage/Ort des Massenpunktes als Funktion der Zeit: x(t) Geschwindigkeit: dx(t) = v(t) dt v(t) ≥ 0, ≤ 0 möglich Beschleunigung: d2 x(t) dv(t) = = ẍ = a(t) dt dt2 (b) Beispiel geg.: Bewegung mit Geschwindigkeit: v(t) Anfangszeitpunkt: t1 Endzeitpunkt: t2 8 Abstand Zt2 |x(t2 ) − x(t1 )| = v(t)dt t1 zurückgelegter Weg Zt2 s = |v(t)|dt t1 2.2.2 Bewegung im R3 (a) Ort des Massenpunktes zur Zeit ~r(t) Kartesisches Koordinatensystem x(t) ~r(t) = x(t)~ex + y(t)~ey + z(t)~ez = y(t) z(t) Bemerkungen: • ~r(t) Zeit als Parameter allgemein ~r s ∈ R → R3 9 • ~r(t) enthält die volle Information über die Bewegung des Massenpunktes Beispiel: Wurfparabel im Schwerefeld der Erde Bewegung in x-z-Ebene: y(t) = 0 Scheitelpunkt: t = 0, ~r(t) = 0 x(t) = vx t y(t) = 0 g · t2 mit g = 9, 81 sm2 z(t) = − 2 vx · t ⇒ ~r(t) = 0 2 − gt2 (b) Geschwindigkeit und Beschleunigung 10 Geschwindigkeit: ẋ(t) ~r(t + ∆t) − ~r(t) v(t) = ~r˙ (t) = lim = ẏ(t) ∆t→0 ∆t ż(t) ~v (t) ist Tangente an die Bahnkurve ~r(t) Beschleunigung: ~a(t) = ~v˙ (t) = ~r¨(t) Beispiel: Wurfparabel vx 0 0 ; ~a(t) = 0 ~v (t) = −gt −g (c) Bogenlänge s = Länge der Raumkurve 11 ~ra = ~r(ta ) ~rb = ~r(tb ) Zerlege Intervall [ta , te ] tn = ta + n · ∆t, n = 0, 1 · · · , N te − ta mit to = ta ; tN = te → ∆t = N ~r(tn ) = ~rn Verbinde ~rn mit Geradenstücken → Polygonzug mit der Länge L: L(ta , te ) = = ∆t→0 N −1 X n=0 N −1 X −−−→ n=0 Zte ta |~rn+1 − ~rn | |~rn+1 − ~rn | ∆t ∆t |~v(t)|dt = Bogenlänge 12 Bogenlänge: Zt d~r ′ ′ s(t) = t dt dt t0 Beachte: ds d~r(t) ≥0 = dt dt ⇒ s(t) ist monoton wachsende Funktion, die eindeutig nach t aufgelöst werden kann: t = t(s) ⇒ Benutze s zur Parametrisierung von ~r: ~r(t) → ~r(t(s)) = r(s) d~r(s) d~r(t) dt ~v = · = =: ~τ (Tangenteneinheitsvektor) ds dt ds |~v| |~τ (s)| = 1 Beispiel: Wurfparabel -berechne Bogenlänge p d~r = |~v | = vx2 + g 2 t2 ; Wähle: t0 = 0 dt Zt p s(t) = vx2 + g 2 t′2 dt′ 0 2 v g 1 p 2 x t vx + t2 g 2 + · Arsinh(t ) = 2" g vxs !# 2 2g2 p v t 1 g t vx2 + t2 g 2 + x · ln t + 1 + 2 = 2 g vx vx Grenzfälle: vx2 g 1 tvx + t + . . . = vx t= ˆ gleichförmige Beweg → 0 ⇒ s(t) → 2 g vx gung in x-Richtung 13 vx → 0 vx2 tg 1 2 1 + ... ⇒ s(t) → t g + t ln = gt2 = ˆ freier Fall 2 g vx 2 | {z } →0 f ür vx →0 (d) (nochmal) Beschleunigung ~a = ~r¨ = ~v˙ d a = v̇ = |~v | dt Betrachte nun ~v(s) d~r ds d~r(s) = · = ~τ (s) · v dt ds dt d d~v (s) = [~τ · v] = ~τ v + ~τ a ~a(s) = dt dt d~τ 2 v + ~τ a ~a = ds ~v (s) = Interpretation: • ~τ Tangenteneinheitsvektor an der Bahnkurve • ~τ (s)→ Richtung vom ~τ ändert sich mit s → Änderung von ~τ ist Maß für Krümmung Definition: d~τ (s) Krümmung κ := ds 1 ρ := Krümmungsradius κ Beispiel: Richtung von τ ändert sich nicht κ = 0, ρ = ∞ (Gerade) d~τ ! d =0 ⇒ ~τ 2 = 2~τ ~τ˙ = 2vτ · dt ds d~τ ⇒ ~τ ⊥ ds • ~τ 2 = 1 • ~ak := ~τ a, a = v̇ Beschleunigung in Bewegungsrichtung ändert Betrag der Geschwindigkeit 14 • ~a⊥ := v 2 d~τ ds Zentripetalbeschleunigung ändert die Richtung der Bewegung • ~a = ~ak + ~a⊥ Achtung: d~v 6= d |~v| |~a| = 6 a dt dt ~v ~v = |~v| v ~τ = ~v ~a d~τ = − 2 v̇ + dt v v ~v ~a⊥ = − a + ~a = ~a − ~ak v a ~ak = ~v v Beispiel: Wurfparabel 0 vx p ~v = 0 ; v = vx2 + g 2 t2 ; ~a = 0 −g −gt a = v̇ = ~ak = g 2t v g2t ~v v2 0 vx 2 g t ~a⊥ = ~a − ~ak = 0 − 2 0 v −g −gt vx g t 0 ⇒ ~a⊥ = − 2 v g 2 v2 gt − 2 tg vx g2t 0 =− 2 v vx2 2 gt g 2 t 2 vx2 ~a⊥ · ~v = − 2 vx − gt = 0 v gt 15 g 2t vx2 + g 2 t2 q 4 2 g t vx2 + gv2xt2 |~ak | = p |~a⊥ | = =p vx2 + g 2t2 Grenzfälle: g · vx vx2 + g 2 t2 * t → 0 |~ak | = 0, ~a⊥ zeigt in negative z-Richtung * t → ∞ |~ak | → g, |~a⊥ | → 0 = ˆ freier Fall * vx = 0 |~a⊥ | = 0= ˆ freier Fall * g = 0 |~ak | = |~a⊥ | = 0= ˆ gleichförmige Bewegung in x-Richtung (b) (i) Kreisbahn, mit Radius R cos Rs ~r(s) = R sin Rs s = (s(t)) (ii) Geschwindigkeit d~r d~r − sin Rs ~v = = ·v =v cos Rs dt ds ~v~r = 0 (iii) Beschleunigung d~v d~τ 2 = v + ~τ a a = v̇ dt ds ~v 1 − cos Rs dτ − sin Rs ~τ = = = ; cos Rs v ds R − sin Rs ~a = 16 v2 ~v ⇒ ~a = − 2 ~r + a r } |{z} v | {z =~a⊥ =~ak (iv) Betrachte s(t) = a0 2 t 2 ⇒ v = a0 t ⇒ a = a0 v2 a2 t2 = 0 R R |~ak | = a0 |~a⊥ | = Frage: Wie groß ist der Winkel zwischen ~r und ~a? cos ϕ = ~r · ~a |~r| · |~a| ~r · ~a = ~r~a⊥ ~r~ak = −v 2 |{z} 0 |~r| = R r s a2 t4 |~a| = ~a2⊥ + ~a2k + 2~a⊥~ak = a0 1 + 0 2 R | {z } 0 ⇒ cos ϕ = − Ra0 a2 t2 r0 ⇒ ϕ = arcos − 1+ a 2 t4 0 R2 2 ra0 t R 1+ a 2 t4 0 R2 17 Grenzfälle: t = 0, ϕ = π 2 ⇒ ~a ⊥ ~r t → ∞, ϕ → arcos(−1), ϕ → π (f) Typische Fragestellung geg.: ~a(t), ~v(t), ~v (t0 ) ges.: ~r(t) .. . d~v → ~v (t0 ) + Lösung : ~a = dt Zt dt′~a(t′ ) d~r → r(t0 )~v(t0 )(t − t0 ) ~v = dt Zt Zt′ t0 2.3 2.3.1 t0 dt′ dt′′~a(t′′ ) t0 Koordinatensysteme Mathematischer Einschub Matrizen Bisher Vektoren = ˆ Zahlentupel (a) Def: A ∈ Rn×m gegeben durch a11 · · · a1m ) .. n Zeilen, .. A = ... . . an1 · · · anm {z } | aij ∈ R m Spalten Schreibweise: (A)ij = aij i = 1...n j = 1...m (b) spezielle Matrizen (i) n = m “quadratische” Matrix (ii) m = 1 n-Tupel “Spaltenvektor” (iii) n = 1 “Zeilenvektor” 18 heißt Matrix (c) Rechenregeln (i) Mulitplikation mit Zahl λ ∈ R, (λ · A)ij = λaij (ii) Addition von Matrizen: A, B ∈ Rn×m (A + B)ij = aij + bij = (A)ij + (B)ij (iii) MultiplikationA ∈ Rn×m , B ∈ Rm×k m P (A · B)ij = ail blj l=1 a11 · · · a1m b11 · · · b1k .. .. · .. .. .. .. . . . . . . an1 · · · anm bm1 · · · bmk C = A · B ∈ Rn×k Regel: Multipliziere i-te Zeile von A mit j-tem Spaltenvektor um das Element (ij) des Produktes (AB) zu bekommen. Bemerkungen: • A · B ∈ Rn×k , B · A nicht definiert für k 6= m • A, B ∈ Rn×n A · B 6= B · A • A ∈ R1×m Zeilenvektor B ∈ Rm×1 Spaltenvektor ⇒ A · B =“Zahl”, B · A ∈ Rm×m m P A ∈ Rn×m Ail bl A · b ∈ Rn , (Ab)i = • m b∈R l=1 Beispiele: 0 1 1 0 A= B= 1 0 0 −1 0 −1 0 1 AB = BA = 1 0 −1 0 (iv) Determinante einer Matrix Für n × n-Matrix rekursiv definiert. Hier nur n = 2 und n = 3 19 a11 a12 n=2 A= a21 a21 ⇒ det A = |A| = a11 a22 − a21 a12 a11 a12 a13 n = 3 A = a21 a21 a23 a31 a32 a33 ⇒ det A = a11 a22 a33 + a12 a23 a31 + a13 a21 a32 −a13 a22 a31 − a12 a21 a33 − a11 a23 a32 Beispiel: 0 1 2 det(A) = det 3 4 5 = 0 + 30 + 42 − 48 − 0 − 24 = 0 6 7 8 Bemerkungen: • det(A · B) = det(A) · det(B) • Falls det(A) = 0 → mindestens eine Zeile(Spalte) ist Linearkombination der anderen Zeilen(Spalten) (v) AT ist die transponierte Matrix (AT )ij = (A)ji Beispiel: 0 1 2 0 3 T A= 3 4 5 A = 1 4 6 7 8 2 5 (d) Weitere spezielle Matrizen von A 6 7 8 (i) A ∈ Rn×n heißt Diagonalmatrix, falls aij =0 für i 6= j x ··· 0 .. A = . x ... 0 ··· x (ii) Diagonalmatrix mit aii = 1 heißt Einheitsmatrix 1 ··· 0 .. 1 = . 1 ... 0 ··· 1 20 (iii) B ist die inverse Matrix von A ∈ Rn×n falls gilt B·A=1 Schreibweise: B = A−1 Es gilt: B · A = A · B = 1 ! Achtung nicht alle Matrizen haben eine Inverse (nur solche mit det A 6= 0) 2.3.2 Drehungen (a) Drehung in 2 Dimensionen System S ′ ist gegenüber S um ∢ Θ verdreht. Frage: Koordinaten von P in S ′ ? (i) aus der Skizze yP′ = yP cos Θ − xP sin Θ x′P = xP cos Θ + yP sin Θ (ii) xP = x′P cos Θ − yP′ sin Θ yP = yP′ cos Θ + x′P sin Θ ~rP = xP ~ex + yP ~ey = x′P ~e′x + yP′ ~e′y (iii) 2 Drehungen zuerst um Θ, dann um Φ ϕ Θ → (x′′P , yP′′ ) (xP , yP ) − → (x′P , yP′ ) − x′′P = x′P cos ϕ + x′P sin ϕ = (xP cos Θ + yP sin Θ) cos ϕ + (yP cos Θ − xP sin Θ) sin ϕ = xP (cos Θ cos ϕ − sin Θ sin ϕ) +yP (sin Θ cos ϕ + cos Θ sin ϕ) | | {z } {z } =cos(Θ+ϕ) =sin(Θ+ϕ) 21 Analog: yP′′ = yP cos(Θ + ϕ) − xP sin(Θ + ϕ) = ˆ einer Drehung um ∢ (Θ + ϕ) (b) kompakte Schreibweisen xP x′P cos Θ sin Θ = ′ yP − sin Θ cos Θ yP (x, y) → (x1 , y1 ) unterdrücke Index“P” cos Θ sin Θ ~x = O~x mit O = − sin Θ cos Θ Frage: Welche Eigenschaften muss Matrix O haben, damit sie eine Drehung beschreibt? (i) det O = 1 (ii) Zeilen und Spalten müssen Länge 1 haben (iii) Zeilen und Spalten müssen orthogonal zueinander sein cos Θ − sin Θ T OT · O = 1 (iv) O = sin Θ cos Θ (Bemerkung (ii)+(iii) ↔ (iv) Matrizen mit den Eigenschaften (i) - (iv) nennt man orthonormale Matrizen Betrachte: |O~x| = |~x| T 2 Beweis: |O~x|2 = (O~x)T (O~x) = ~xT O | {zO} ~x = |~x| 1 cos Θ sin Θ − sin Θ cos Θ cos Θ O~ex = − sin Θ Wende O = auf einen ~ex an. 22 OS ′ = OS + d~ ~r′ = ~r − d~ (c) Drehung in 3 Dimensionen (→ orthogonale 3 × 3 Matrizen) 23 (i) Drehung um Koordinatenachsen z-Achse cos Θz sin Θz 0 Oz = − sin Θz cos Θz 0 0 0 1 x-Achse 1 0 0 Ox = 0 cos Θx sin Θx 0 − sin Θx cos Θx y-Achse cos Θy 0 − sin Θy 1 0 Ox = 0 sin Θy 0 cos Θy (ii) Jede beliebige Drehung läßt sich folgendermaßen darstellen: (1) Drehung um z-Achse ∢ϕ (2) Drehung um x-Achse ∢Θ (3) Drehung um z-Achse ∢ψ ϕ, Θ, ψ 3 Euler-Winkel O = Oz (ψ)Ox (Θ)Oz (ϕ) 24 ϕ (x, y, z) → (x′ , y ′, z ′ ) Θ → (x′′ , y ′′, z ′′ ) ψ → (x′′′ , y ′′′.z ′′′ ) x ~r = y in K, Drehung K → K ′ z ~e′(x y z)T = O~e′(x y z)T (“passive Drehung”) = x~ex + y~ey + z~ez = x′~e′x + y ′~e′y + z ′~e′z ← gedrehter Vektor in K ~r′ = x′~ex + y ′~ey + z ′~ez O~r′ = x′~e′x + y ′~e′y + z ′~e′z = ~r ⇒ ~r′ = O −1~r → “aktive Drehung” 2.3.3 Wechsel der Variablen in 2 und 3 Dimensionen vorteilhaft. Verwende der Symmetrie des Problems angepasste Variablen (a) Polarkoordinaten 25 (x1 , y1 ) → (r, ϕ) x1 = r cos ϕ y1 = e sin ϕ (∗) (r, ϕ)-Ebene wird Punkt für Punkt in (x, y)-Ebene abgebildet. r 6= p 0 r = x21 + y12 y1 ϕ = arctan x1 Jeder Punkt (x1 , y1 ) ist eindeutig einem (r, ϕ) zugeordnet, d.h. (∗) ist umkehrbar. r = 0 Alle Punkte (=, ϕ) werden auf (x1 = 0, y1 = 0) abgebildet. (b) Kommentare zur allgemeinen Variablentransformation in d-Dimensionen (x1 , x2 , . . . , xd ) ↔ (y1 , y2 , . . . , yd ) Forderungen: 1. Jeder Punkt (x1 , x2 , . . . , xd ) ist durch die neue Koordinate (y1 , y2 , . . . , yd) darstellbar. 2. Die Transformation soll |fast {z immer} lokal umkehrbar | {z } sein. (∗) (+) (*) nicht umkehrbar, nur in Bereichen mit Dimensionen d′ < d (+) zu jedem (x1 , x2 , . . . , xd ) gehört genau ein (y1 , y2 , . . . , yd) (c) Nochmal Polarkoordinaten x r cos ϕ ~r = = = r · ~er y r sin ϕ ˙~r = ṙ cos ϕ − r ϕ̇ sin ϕ = ṙ~er + r ϕ̇~eϕ ṙ sin ϕ + r ϕ̇ cos ϕ − sin ϕ cos ϕ ~eϕ = ~er = cos ϕ sin ϕ ~er , ~eϕ sind Einheitsvektoren, orthogonal → lokales Koordinatensystem 26 ~r¨= r̈~er + ṙ ϕ̇~eϕ + ṙϕ̇~eϕ + r ϕ̈~eϕ − r ϕ̇2~er = (r̈ − r ϕ̇2 )~er + (2ṙϕ̇ + r ϕ̈)~eϕ Beispiel: Massenpunkt auf Kreisbahn mit konstanter Geschwindigkeit kartesische Koordinaten: cos ωt = R(cos ωt~ex + sin ωt~ey ) ~r(t) = R sin ωt Polarkoordinaten: ~r(t) = R~er ~r˙ (t) = Rϕ̇~eϕ mit ϕ̇ = ω ~r¨(t) = −r ϕ̇2~er 27 ϕ(t) = ωt, ϕ̇ = ω (d) Kugelkoordinaten x r sin Θcosϕ ~r = y = r sin Θ sin ϕ z r cos Θ ϕ: ∢ in x-y-Ebene Θ: ∢ zwischen ~r und z-Achse sin Θcosϕ ~er = sin Θ sin ϕ cos Θ − sin ϕ ~eϕ = cos ϕ 0 28 Einheitsvektor in e-Richtung ~eΘ ⊥ ~er ; ~eΘ ⊥ ~eϕ , ~er × ~eΘ = ~eϕ cos Θ cos ϕ ~eΘ = cos Θ sin ϕ − sin Θ 2.4 Inertialsystem und Galilei-Transformation Definition: Ein Inertialsystem (IS) ist ein Koordinatensystem, in dem sich ein kräftefreier Massenpunkt mit konstanter Geschwindigkeit bewegt. Bemerkungen: (i) Inertialsystem in der Praxis? hier pragmatisches Vorgehen: es gibt ein IS (ii) Im IS ist die Beschreibung einfacher Transformation, die ein IS in ein anderes IS überführt, nennt man GalileiTransformation (GT). Frage: Wie sieht die allgemeinste GT aus? x(t) Bahnkurve im IS ~r(t) = y(t) z(t) ′ x IS’ r~′ = y ′ z′ 2.4.1 Eigentliche GT (i) Verschiebung, gleichförmige Bewegung ~ Verschiebung des Ursprungs von IS bzgl. IS’ d(t) 29 ~r′ = ~r − d~ Kräftefreier Massenpunkt IS: d2~r =0 dt2 d2~r′ = 0 ← hier stimmt doch was net dt2 d2~r d2 d~ ! ⇒ 2 − 2 =0 dt dt |{z} im IS’ 0 ~b ⇒ d~ = |{z} wt ~ + |{z} (∗) (+) (*) gleichförmige Bewegung von IS’ mit der Geschwindigkeit w ~ (+) konstante Verschiebung des Nullpunktes (ii) Drehungen Koordinaten IS’ sind bzgl. IS verdreht ~r′ = O −1 |{z} ~r 3 Euler Winkel hier: det O = 1; (detO = −1 → später) 2 d2~r′ d dO −1 r dO −1 d~r −1 d~ −1 d r ! d2 O −1 · =0 = = ~ r + O ~ r + 2 + O dt2 dt2 dt dt dt dt } dt | {zdt2} | {z (∗) 30 =0 (*) falls nicht ≡ 0 → Zentripetalbeschleunigung → IS’ ist kein Inertialsystem (iii) Verschiebung des Zeitnullpunktes t′ = t + s Zusammen: ~r′ = O −1~r − wt ~ − ~b ′ t =t+s Geschwindigkeit ~r˙ ′ = O −1~r˙ − w ~ Beschleunigung ~r¨′ = O −1~r¨ ← ist das hier richtig?? Parameter 3 +3 +3 +1 ~b O w ~ s =10 Bemerkung: ′ ~r ~r O −1~r − wt ~ − ~b (i) g : → ′ = t t t+s bildet eine Gruppe: eigentliche (det O = +1) orthochrome ↑ ←t′ =+t+s (t′ = +t + s) Galilei-Gruppe G+ ←det O=+1 ”Beweis in Übung Blatt 07“ (ii) GT ist ein Spezialfall der Lorentztransformation. LT respektiert spezielle Relativitätstheorie. Hauptunterschied: LT Transformation der Zeit (iii) Ein abgeschlossenes n-Teilchensystem hat genau hat genau 10 Erhaltungsgrößen die sich mit der Zeit ändern. 31 2.4.2 Uneigentliche GT det O = −1, t′ − t + s (i) t → −t + s Zeitumkehrung (a) |{z} ~a = −k~x ist invariant unter t → −t (∗) d~x2 dt2 ⇒ Alle physikalisch möglichen Bahnkurven können in beide Richtungen durchlaufen werden. (*) (b) ~a = −k~x + k ′~v t → −t ⇒ ~a = −k~x − k ′~v nicht invariant unter t → −t t → −t = ˆ anderer physikalischer Prozeß (ii) det O = −1 Jede Matrix O kann geschrieben werden als P O = |{z} R · |{z} (∗) (+) (*) Drehmatrix det R = 1 −1 0 0 (+) P = 0 −1 0 P =Raumspiegelung ˆ 0 0 −1 32 3 Newton’sche Axiome 3.1 Vorbemerkung 3.1.1 Grundlegende Begriffe (i) Teilchen: Definiert durch Energie-Impuls-Beziehung relativistisch: E = p m p m2 c4 + p2 c2 , c: Lichtgeschwindigkeit p: Impuls des Teilchens ≪c ⇒nicht relativistisch: E = mc2 |{z} Ruheenergie + p2 2m |{z} +... kinetische Energie (ii) Masse: charakteristische Konstante des Teilchens T (iii) d = 3-dimensionaler Raum Jedes T hat d Freiheitsgrade(=Anzahl der unabhängigen Koordinaten zur Festlegung des Ortes) (iv) Kraft wirkt von außen auf T (v) Zustände sind festgelegt durch ~r und ~v (für jedes T) → Zustandsraum, Phasenraum Beispiel: d=1, T bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit 33 3.1.2 Kräfte (a) Beispiele (i) Gravitationskraft von m1 auf m2 ausgeübte Kraft: F21 = G m2 m1 ~r2 − ~r1 |~r2 − ~r1 | |~r2 − ~r1 | 3 m mit G = 6, 67 · 10−11 kgs 2 (ii) Coulombkraft m1 → e1 m2 → e2 −1 e1 e2 ~r2 − ~r1 ⇒ F21 = 4πε0 |~r2 − ~r1 | |~r2 − ~r1 | mit −1 = 8, 98 · 109 VAsm 4πε0 (iii) harmonische Kraft F~21 = k|~r2 − ~r1 | ∼Auslenkung, anziehend (iv) konstante Kraft Beispiel: Gravitationskraft nahe der Erdoberfläche GMErde F~ = m · ~g mit |~g | = 2 RErde Richtung: zum Erdmittelpunkt (v) Lorentz-Kraft Kraft auf ein T mit Ladung e ~ + ~v × B) ~ E ~ elektrisches Feld F~L = e(E ~ magnetische Induktion B 34 (vi) Reibungskraft F~R = −f (v)~v f =konstant Stockes’sche Reibung f ∼v Newton’sche Reibung (b) innere und äußere Kräfte innere Kräfte: von den T eines Systems aufeinander ausgeübte Kräfte äußere Kräfte: haben den Ursprung außerhalb des Systems abgeschlossenes System: falls keine äußeren Kräfte vorliegen (c) Kraftfeld äußere Kräfte F~ = F~ (~r) jedem Punkt ~r wird ein Vektor F~ (~r) zugeordnet → Kräftefeld Beispiele: F~ (~r) = −mg~ez 35 ~r 1 F~ (~r) ∼ |~r| |~r|2 ~ allgemeines Vektorfeld V 3 3 ~ : ~r ∈ R → R V Skalarfeld S S : ~r ∈ R3 → R Beispiel: Temperaturverteilung im Raum 3.2 Newton’sche Axiome Newton 1687 “Principia Mathematica” 1. Kräftefreie Körper bewegen sich geradlinig und gleichförmig 2. Die Änderung des Impulses ist gleich der auf den Körper wirkenden Kraft 3. Die Kräftewirkung zweier Körper aufeinander sind entgegengesetzt gleich (“actio = reactio”) 36 Erläuterung und Interpretation zu 1: • “geradlinig”: Bewegung auf einer Geraden • “gleichförmig”: konstante Geschwindigkeit • “kräftefrei”: Körper ist sich selbst überlassen, kein anderer Körper, keine Gravitationskraft, kein elektromagnetisches Feld • “Körper”: Massenpunkt, mechanisches System ohne Freiheitsgrade • Definition von IS IS = Koordinatensystem in dem das 1. Newton’sche Axiom gilt zu 2: • gilt nur im IS • Impuls ~p = m~v • ~p˙ = F~ • m 6= m(t) ⇒ m · ~a = F~ Dieselbe Kraft F~ wirkt auf 2 Körper (1-dimensional) m1 a2 F = m1 a1 o ⇒ = F = m2 a2 m2 a1 ⇒ messe Beschleunigungen ⇒ Aussage über Masse 1. Axiom ist Spezialfall des 2. Axioms mit F~ = 0 zu 3: (“actio =reactio”) • 2 Massenpunkte: m1 , m2 F12 : Kraft von m2 auf m1 F21 : Kraft von m1 auf m2 ⇒ F~12 = −F~21 • Gesamtimpuls p~ = ~p1 + p~2 2.Axiom 3.Axiom ~p˙ = p~˙1 + ~p˙2 = F12 + F21 = 0 ⇒ Gesamtimpuls ist erhalten 2 Zusätze 37 • Superpositionsprinzip: wirken mehrere Kräfte auf einen Massenpunkt n P → resultierende Kraft ist gegeben durch: F~ = F~i i=1 • 2 Massenpunkte: Kräfte wirken auf Verbindungslinie Beispiele (i) F = −kx Newton ⇒ mẍ = −kx (ii) Gravitation m1 m2 ~r F~ = G 2 r r Newton m1 m2 ~r2 − ~r1 ⇒ m1~r¨ = G (~r2 − ~r1 )2 |~r2 − ~r1 | ⇒ m1~r¨ = −G m1 m2 ~r2 − ~r1 (~r2 − ~r1 )2 |~r2 − ~r1 | (iii) Atwood-Maschine 38 Frage: a1 , a2 , Spannung im Seil T ? m2 : m1 : 2T − m2 g= m2 a2 t − m1 g = m1 a1 3. Gleichung y1 = −2y2 a1 = −2a2 2m2 − 4m1 4m1 + m2 2m1 − m2 a2 = g 4m1 + m2 3m1 m2 g T = 4m1 + m2 ⇒ a1 = g 3.3 Mathematischer Einschub Gradient, Rotation, Divergenz (a) Vektorfeld f1 (~r) f~(~r) = f2 (~r) : ~r ∈ R3 → R3 f3 (~r) Skalarfeld ϕ : ~r ∈ R3 → R (b) Partielle Ableitung geg: ϕ(~r) Frage: Wie ändert sich ϕ falls ~r → ~r + d~r Beachte zunächst die Änderung von ϕ entlang einer Koordinatenachse: ⇒ effektiv hängt ϕ dann nur von 1 Variablen ab 39 ⇒ wende bekannte Regeln an ϕ(x1 + h, x2 , x3 − ϕ(x1 , x2 , x3 ) lim = h→0 h ∂ϕ ∂x1 x2 ,x3 partielle Ableitung von ϕ nach x1 , x2 , x3 sind konstant ∂ϕ ∂ϕ = = ∂x1 ϕ = ϕx1 Schreibweisen: ∂x1 x2 ,x3 ∂x1 Differentiationsregeln wie bei der Abhängigkeit von 1 Variablen Beispiel: ϕ(x1 , x2 , x3 ) = sin(x1 x2 ) + x1 x3 ∂ϕ = x2 cos(x1 x2 ) + x3 ∂x1 Mehrfache und gemischte Ableitung ∂nϕ ∂ ∂ n−1 ϕ = (rekursiv definiert) · ∂xni ∂xi ∂xin−1 ∂2ϕ ∂ ∂ϕ = · ∂x1 ∂x2 ∂xi ∂xj Falls ϕ stetige partielle Ableitung bis mindestens 2. Ordnung ∂2ϕ ∂2ϕ ⇒ = ∂xi ∂xj ∂xj ∂xi Kettenregel (1) ϕ = ϕ(x1 (t1 ), x2 (t2 ), x3 (t3 ) ∂ϕ dx1 ∂ϕ = ∂t1 ∂x1 dt1 (2) ϕ = ϕ(~r(t)) = ϕ(x1 (t), x2 (t), x3 (t)) dϕ ∂ϕ dx1 ∂ϕ dx2 ∂ϕ dx3 = + + dt ∂x1 dt ∂x2 dt ∂x3 dt 3 X ∂ϕ dxi totales Differential der Funktion ϕ ⇒ dϕ = ∂xi i=1 40 (c) Gradient, Rotation, Divergenz (i) Gradient geg.: stetig differenzierbare skalare Funktion ϕ Dann: grad ϕ := ∂ϕ ∂x1 ∂ϕ ∂x2 ∂ϕ ∂x3 Vektorfeld, Gradientenfeld Definition: ∂ Nabla Operator ∂x1 ~ = ∂ ∇ ∂x2 ∂ ∂x3 ~ ⇒ grad ϕ = ∇ϕ −→ Richtung ist wichtig Ableitung wirkt immer nach Rechts Interpretation Betrachte infinitesimale Änderung von ϕ : ~r = ~r0 + d~r ~ ϕ(~r) = ϕ(~r0 ) + dϕ = ϕ(~r0 ) + ∇ϕdr ~ ⊥ d~r dϕ = 0 falls ∇ϕ ~ zeigt dϕ ist am größten, falls d~r in Richtung ∇ϕ (ii) Divergenz ~ r ) = f1 , f2 , f3 geg: Vektorfeld f(~ div f~ = 3 X ∂fi ~ · f~ (=Skalar) =∇ ∂x i i=1 Beschreibt den Teilchenfluss durch eine bestimmte Fläche (iii) Rotation ~ f1 , f2 , f3 = fx , fy , fz geg: Vektorfeld f ∂fy ∂fz − ∂z ∂yx ∂f z ~ × f~ =∇ rot f~ = ∂f − ∂z ∂x ∂fy x − ∂f ∂x ∂y Interpretation 41 Behauptung: (rot f~)z dxdy | {z } = Fläche d. Rechtecks R f~d~r gegen den Uhrzeigersinn 1 3 dy = 0 z = 0 , 2 4 dx = 0 , R f~d~r= x+dx R x dx,dy→0 = − y+dy R fx ( ξ, y ) − fx (ξ, y + dy ) dξ + fy (x + dx, η) − fy ( x, η ) dη |{z} | {z } | {z } |{z} y 1 x+dx Z x = 3 2 y+dy Z ∂fy ∂fx dydξ + dxdη dy (x,y) x (x,y) y ∂fy ∂fx − ∂x ∂y dxdy = (rot f~)z dxdy • analog für y-z-Ebene und x-z-Ebene • Verallgemeinerung Satz von Stokes Z R ~ ~ r ~ rot fdA = fd~ O |C {z } Kurvenintegral Integral über Oberfläche O mit Berandung C 42 4 3.4 Erhaltungssätze Eine physikalische Größe G ist “erhalten”, falls sie nicht von der Zeit abhängt, d.h. falls d G=0 G ist “Integral der Bewegung” dt 3.4.1 Impulserhaltung folgt aus 2. und 3. Newton’schen Axiom) Betrachte 2 Massenpunkt a, b: t = t1 : ~pa (t1 ) p~b (t1 ) t = t2 : ~pa (t2 ) p~b (t2 ) 2. Axiom ⇒ p~a (t2 ) − p~a (t1 ) = 2. Axiom = ⇒ 3.4.2 −(~pb (t2 ) − p~b (t1 )) Rt2 3. Axiom F~ab dt = t1 p~a (t1 ) + p~b (t1 ) = p~a (t2 ) + ~pb (t2 ) Energieerhaltung (a) 1 Raumdimension (hier m = konst.) betrachte F = F (x) dv dv =m v dt dx ⇔ F dx = mvdv v(x) R Rx mv ′ dv ′ ⇒ F (x′ )dx′ = F = ma = m ⇒ Rx x0 v(x0 ) = v0 v0 x0 F (x)dx = 21 mv 2 − 12 mv02 Definition: Rx V (x) := − F (x)dx potentielle Energie x0 E := 21 mv0 Energie 43 Rt2 t1 −F~ba dt ⇒ E = 21 mv 2 +V (x) = konstant auf der Bahnkurve des Massenpunktes Beispiele: (i) freier Fall E = 21 mv 2 + V (x) = 12 m(gt)2 + mg(h − 21 gt2 ) = mgh (ii) Feder F (x) = −kx ⇒ mẍ = −kx ⇒ x(t) = A sin ωt + B cos ωt; ω= V (x) = 12 kx2 r k m E = 21 mv 2 + 12 kx2 = 21 k(A2 + B 2 ) Bemerkungen: (i) Sowohl E als auch V hängen von (beliebigen ) x0 ab, E − V nicht! 44 (ii) Wähle ein für das Problem passendes x0 Beispiel: F = −mg ⇒ x0 = 0 (iii) Rx2 x1 F (x′ )dx′ ≡ Wx1 →x2 = 12 mv 2 (x1 ) − 21 mv 2 (x2 ) = Arbeit, die am Massenpunkt verrichtet wird, um von x1 zu x2 gelangen (iv) Potentialdiagramm dx (v) E = 21 ( )2 + V (x)x(t0 ) = x0 dt 2 Zx Zt dx dx 2 q → = (E − V ) → dt = dt m ± m2 (E − V ) x0 t0 (i) → t = t(x) (ii) → x = x(t) (b) konservative Kräfte in 1 Dimension (i) F = F (x) 45 Rx2 F (x)dx ist unabhängig vom genauen Weg des Massenpunktes, x1 hängt nur von x1 und x2 ab. (ii) F = F (t) F = F (v) ) ⇒ Wx1 →x2 hängt vom Weg ab Beispiel: Reibung WReibung = −µmg|∆x| Definition: F ist konservativ, d.h. Wx1 →x2 hängt nur von x1 und x2 ab. ↔ F = F (x) (F 6= F (t, v)) Bemerkungen: (i) V (x) = − Rx F (x)dx ist potentielle Energie x0 ⇔ F (x) konservativ (ii) falls Rx F (x)dx von Details abhängt, macht die Definition von V (x) x0 keinen Sinn (c) Konservative Kräfte in 3 Dimensionen analog zum 1-dimensionalen Fall Definition: R~r1 F~ = F~ (~r) ist konservativ, falls F d~r unabhängig vom Weg ist. ~ r0 • F~ d~r = Fx dx + Fy dy + Fz dz • 1D: es gibt nur einen Weg 3D: es gibt ∞ viele Wege Theorem F~ = F~ (~r) ist konservativ ⇔ rot F~ = 0 46 Bemerkungen: (i) Falls F~ konservativ ist kann Potential definiert R~r werden V (~r) F (~r′)d~r′ ~ r0 (ii) Wegintegral R~r1 F d~r = ~ r0 Rt1 t0 F (~r(t) · ~r˙ (t)dt Beispiel: ~r F~ (~r) = r ~r(t0 ) = ~r0 ; ~r(t1 ) = ~r1 t+1 ~r(t) = 0≤t≤1 t R F~ d~r= Z1 0 = Z1 0 ~r(t) |~r(t)| √ 1 dt 1 √ 2t + 1 dt = 5 − 1 2t2 + 2t + 1 Beweis des Theorems: “⇒” bekannt: 47 R R ~ × F~ )z dxdy F~ d~r = (∇ nach Voraussetzung R R F~ d~r = 2 F~ d~r ~ × F~ )z = 0 ⇒ R F~ d~r = 0 ⇒ (∇ ~ × F~ analog für x- und y-Komponente von ∇ 1R ~ × F~ = 0 ist notwendige Bedingung für Wegunabhängigkeit ⇒∇ “⇐” Satz von Stokes: R R ~ ~= (∇ × F~ )dA F~ d~r O C R ~ × F~ ≡ 0 auf O ⇒ ∇ F~ d~r = 0 C 48 R R ⇒ 1 F~ d~r = 2 F~ d~r → Wegunabhängigkeit Bemerkung: Falls F~ konservativ ist gilt: dV = −F~ d~r = −(Fx dx + Fy dy + Fz dz) = ∂V ∂V ∂V dx + dy + dz ∂x ∂y ∂z ⇒ F~ (~r) = − grad V (~r), F~ ist ein Gradientenfeld rot F~ = − rot grad V ≡ 0 (d) Energieerhaltung in 3 Dimensionen 2. Newton’sches Axiom dVx Vx dx m konst dV ˙ ~ F = p~ = m~a = m Vy dyy z Vx dV dz • 3 Gleichungen • multipliziere dx, dy, dz • addiere dVy dVz dVx Fx dx + Fy dy + Fz dz = m Vx dx + Vy dy + Vz dz | {z } dx dy dz ~ d~ F r Integriere R~r ⇒ F~ d~r + E = 12 m~v 2 ~ r0 E = 12 m~v02 ; ~v (~r0 ) = ~v0 ⇒ E = 21 m~v + V (~r) (für konservative Kräfte) 49 3.4.3 Drehimpulserhaltung ~ = ~r × p~ Drehimpuls Defintion: L ~ = ~r × F~ Drehmoment M Beispiele: (a) Kreisbewegung L = Rmv Richtung: aus der Ebene heraus (b) lineare Bewegung von einem Außenpunkt L = bmv in die Ebene hinein (c) ... 50 M =R·F Betrachte d~ L = ~r˙ × p~ + ~r × p~˙ dt ~ m ~|r˙ {z × ~r}˙ +~r × F~ = M =0 ~ = 0, so ist L ~ eine Erhaltungsgröße Drehimpulserhalung: Ist M ~ Insbesondere: Falls F~ eine Zentralkraft ist, d.h. F~ ∼ ~r, dann ist L erhalten. 4 Beschleunigte Bezugsysteme - Scheinkräfte Newton’sche Axiome gelten für Inertialsysteme Frage: Können Newton’sche Axiome so modifiziert werden, dass sie für nicht-ISe gelten? Antwort: Ja. Führe (sog.) Scheinkräfte ein, dann gilt wieder F~ = m~a Scheinkräfte: nur in nicht-ISen vorhanden 51 4.1 Koordinaten Tranformation IS: ~ex , ~ey , ~ez beschl. KS: ~e′x , ~e′y , ~e′z ~r′ = ~r − d~ Ziel: d2~r′ bilde 2 und interpretiere Ergebnis als F~ = m~a im beschleunigten KS. dt benutze ~r′ = x′~e′x + y ′~e′y + z ′~e′z ~r = x~ex + y~ey + z~ez d~ = dx~ex + dy~ey + dz~ez d~e′y dr ′ dx′ ′ dy ′ ′ dz ′ ′ d~e′ e′x ′ ′ d~ = ~ex + ~ey + ~ez + x +y + z′ z dt dt{z dt } | dt dt} |dt {zdt (∗) (*) =: δ~ r′ dt (+) Änderung von ~r′ gemessen in KS (+) Drehung von KS um ~ω , ~ω = ~ω (t) δ~r′ d~r′ = +w ~ × ~r dt dt (~e′x , ~e′y , ~e′z haben feste Länge) ⇒ 52 ′ δ 2~r′ δ~r′ d~ω δ~r d~r′ ′ ′ = 2 + ~ω × + × ~r + ~ω × + ~ω × ~r dt2 dt δt dt dt δ 2~r′ δ~r′ d~ω ′ + ω ~ × (~ ω × ~ r ) + 2~ ω × +· × ~r′ 2 dt δt dt d~ω ~a′ +~ω × (~ω × |{z} ~r′ ) + 2 · ~ω × |{z} ~v ′ + × ~r′ |{z} dt ∗ ∗∗ ∗∗∗ * Beschleunigung ** Ort *** Geschwindigkeit im bewegten KS ~r′ = ~r − d~ d2~r d2 d~ d2~r′ − = ⇒ dt2 dt2 dt2 |{z} F =m mit oberer Gleichung: d2 d~ d~ω ⇒ m~a′ = F~ −m 2 −m~ω × (~ω × ~r′ ) −2m~ ω × ~v}′ −m × ~r′ | {z {z } | dt dt | | {z } {z } ~trans F ~Cor F ~Zent F Translations-, Zentrifugal-, Coriolis-, Azimutalkraft → Scheinkräfte Beachte: ~r′ , ~v ′ , ~a′ hängen von Bewegung des T ab ω, d~ Eigenschaften des Bezugsystems 4.2 4.2.1 Scheinkräfte Translationskraft d2 d~ F~trans = −m 2 dt beschleunigte geradlinige Bewegung 53 ~az F 4.2.2 Zentrifugalkraft F~Zent = −m~ω × (~ω × ~r) ↔ Zentripetalkraft Bsp.: Karussell - rotiert in x-y-Ebene ω ~ = ω~ez - Person P im Abstand r ′ vom Zentrum Wie groß ist F~Zent ? |~ω × ~r′ | = ωr ′, ~ω × ~r′ zeigt tangential in Bewegungsrichtung ⇒ |~ω × (~ω × ~r′ )| = ω 2 r ′ , ω ~ × (~ω × ~r′ ) zeigt zum Zentrum nach innen ⇒ F~Zent zeigt radial nach außen F~Zentripetal zeigt nach innen, |F~Zentripetal | = mω 2 r ′ Kräftebilanz im Karussellsystem: (1) Reibungskraft nach innen (2) Zentrifugalkraft nach außen heben sich auf; P ist in Ruhe Kräfte im IS 54 nur (1) → Kraft nach innen (Zentripetalkraft) die P auf der Kreisbahn hält. 4.2.3 Corioliskraft F~Cor 6= 0 falls ~v ′ 6= 0 2 Spezialfälle (i) Radiale Bewegung auf Karussell P bewegt sich Richtung Zentrum mit ~v ′ ⇒ F~Cor = −2m~ω × ~v ′ tangential zur Bewegungsrichtung P muss F~Cor entgegenwirken (ii) Tangentiale Bewegung auf Karussell 55 P bewegt sich tangential auf Karusell F~Cor zeigt nach außen 4.2.4 Azimutal-Kraft d~ω F~az = −m × ~r′ dt ω ~ Faz 6= 0 falls d~ 6= 0 dt hier: betrachte Fall, dass sich |~ω | ändert aber nicht die Richtung ~ω ⇒ F~az = −mω̇ × ~r zeigt entgegen Bewegungsrichtung ω P auf Karussell Karussell beschleunigt atan = r ′ ω̇ FReib = matan Reibungskraft Faz ist Gegenkraft zu FReib 5 Schwingungen/Harmonischer Oszillator (HO) 5.1 Motivation • HO rücktreibende Krqaft ∼ Auslenkung potentielle Energie ∼ (Auslenkung)2 → Schwingungen, “sin”, “cos” 56 • HO tritt in der Natur in vielen Formen auf, oft nach Idealisierung • HO exakt lösbar • Beispiele (i) schwingende Feder F = −kx V = 21 kx2 mẍ = −kx ⇒ ẍ + ω02x = 0 mit ω02 = k m (ii) Federpendel 57 F = −mg sin ϕ ms̈ = F~ s = lϕ ∗ ⇒ mϕ̈ = −mg sin ϕ = −mgϕ * kleine Auslenkung < 5˚, sin ϕ = ϕ ⇒ ϕ̈ + ω02 ϕ = 0 mit ω02 = g l (iii) Schwingung von Molekülen (iv) Bewegung eines T im Potential V (x) kleine Auslenkung um x0 ⇒ Entwickle V (x) um x0 (Taylor-Entwicklung) 1 ⇒ V (x) = V (x0 ) + V ′ (x0 )(x − x0 ) + V ′′ (x0 )(x − x0 )2 + (x − x0 )3 | {z } | {z } |2 {z } =konst (∗) F = − =0 (∗) dV = V ′′ (x − xo ) → HO dx 58 5.2 5.2.1 Mathematischer Einschub Komplexe Zahlen Definition : √ i := −1 imaginäre Einheit i2 = −1 Komplexe Zahl: z = a + ib; ab ∈ R a = Re(z) Realteil b = Im(z) Imaginärteil z̄ = a − ib komplex konjugierte Zahl Graphische Darstellung z = a + ib = r(cos ϕ + i sin ϕ) r = |z| Betrag ϕ = arg z Phase bzw. Argument Es gilt: r 2 = a2 + b2 b ϕ = arctan a −π < ϕ6π Rechenregeln: z1 = a1 + ib1 , z2 = a2 + ib2 59 Additon z1 + z2 = a1 + a2 + i(b1 + b2 ) Multiplikation z1 · z2 = a1 a2 − b1 b2 + i(a1 b2 + a2 b1 ) Division z1 z1 z¯2 a1 a2 + b1 b2 + i(−a1 b2 + a2 b1 = = Z2 z2 z¯2 a22 + b22 Betrachte: f (y) = cos y + i sin y df = − sin y + i cos y = if (y) dy deiy = ieiy dy f (y) = eiy eiy = cos y + i sin y Euler’sche Formel ⇒ jede komplexe Zahl kann geschrieben werden als z = reiϕ allgemeine Potenz z α = r α eiϕα α = n ∈ N → (cos ϕ + i sin ϕ)n = cos(nϕ) + i sin(nϕ) Satz von Moliere Logarithmus von komplexen Zahlen: w = ez , z = ln w = ln reiϕ = ln r + ln eiϕ = ln r + iϕ (Achtung: ln ist mehrdeutig) 5.2.2 Gewöhnliche Differentialgleichungen (DGL) Definition: Eine Gleichung der Form y n (x) = f (y n−1, y n−2, . . . , y ′, y, x) heißt DGL nter Ordnung (y = y(x)) • Wichtig in der Physik: DGL 2. Ordnung (Bewegungsgleichung) 60 • Oft: DGL nicht analytisch lösbar → numerische Methoden Wichtige Spezialfälle (a) lineare DGL y n + n−1 P a(i) (x)y (i) + b(x) = 0 i=0 (b) lineare DGL mit konstantem Koeffizienten ai (x) = konstant (c) homogene, lineare DGL mit konstantem Koeffizienten → b(x) = 0 Vorschrift um Lösung zu erhalten (i) Ansatz: y(x) = eλx (ii) einsetzen ⇒ λn + an−1 λn−1 + . . . + a0 (iii) Bestimme n-Lösungen λi , i = 1, n (iv) Allgemeine Lösung y(x) = P cj eλix Beispiel: ẍ(t) + ω02 x(t) = 0 (i) x(t) = eλt (ii) (λ2 + ω02 )eλt = 0 (iii) λ1/2 = ±iω0 (iv) x(t) = c1 eiω0 t + c2 e−iω0 t = (c1 + c2 ) cos(ω0 t) + i(c1 − c2 ) sin(ω0 t) c1 , c2 ∈ C c1 , c2 aus: x(t0 ) = x0 , ẋ(t0 ) = v0 Bemerkungen zu (b) Lösung besteht aus 2 Anteilen 61 1. Allgemeine Lösung der homogenen Gleichung (vgl. (c)) 2. Eine Lösung der inhomogenen Gleichung (“raten”) → Allgemeine Lösung der inhomogenen Gleichung: y(x) = yn (x) + yp (x) p: partikulär 5.3 Harmonischer Oszillator (HO) 5.3.1 HO ohne Reibung (1-dimensional) rücktreibende Kraft: F (x) = −kx Newton mẍ(t) = F (x) ⇒ ẍ + ω02x = 0, Lösung: siehe 2.2. 5.3.2 ω02 = HO mit Reibung FReibung = −Rẋ • wirkt der Bewegungsrichtung entgegen • FReibung ∼ Geschwindigkeit Bewegungsgleichung: mẍ = −kx − Rẋ k R ⇒ ẍ + ̺ẋ + ω02 x = 0, ω02 = m , ̺= m >0 Ansatz: x(t) = eλt ⇒ λ2 + ̺λ + r ω02 = 0 ̺ 2 ̺ λ1/2 = − ± − ω02 2 2 Fallunterscheidung ̺ Schwingungsfall 2 ̺ (b) ω0 < Kriechfall 2 ̺ (c) ω0 = Aperiodischer Grenzfall 2 (a) ω0 > 62 k m zu (a) : ω0 > ̺ 2 r ̺ 2 ̺ ⇒ λ1/2 = − ± iΩ, Ω = ω02 − 2 2 → 2 unabhängige Lösungen ̺ x1/2 = e− 2 t e±iΩt reelle Lösungen ̺ xc (t) = e− 2 t cos(Ωt) ̺ 1 xs (t) = (x1 − x2 ) = e− 2 sin(Ωt) 2i Allgemeine Lösungen: x(t) = Axc (t) + Bxs (t) 2 Relaxationszeit = Zeit nach der die Ampli̺ abgefallen ist Definition: τ = tude auf zu (b) : ω0 < λ1/2 1 e ̺ 2 ̺ =− ± 2 r | ̺ 2 − ω02 < 0 2 {z } < ̺2 2 unabhängige Lösungen: x1/2 (t) = e−γ1/2 t , γ1/2 = −λ1/2 > 0 keine Schwingung ̺ zu (c) : ω0 = 2 Nullstellen fallen zusammen λ1 = λ2 = − ̺2 ̺ ⇒ x1 (t) = e− 2 t ̺ Behauptung: x2 (t) = te− 2 t Beweis: Einsetzen . . . 2. betrachte Lösungen (für λ1 6= λ2 ) 1 (eλ1 t ± eλ2 t ) x± = λ1 ± λ2 bilde lim λ1 →λ2 ⇒ x+ (t) = λ1 eλ2 t 63 1 − e(λ2 −λ1 ) λ1 →λ2 λ1 − λ2 2 −(λ 2 − λ1 )t + O((λ2 − λ1) ) = eλ2 t lim = eλ2 t t λ1 →λ2 λ1 − λ2 x− (t)= lim eλ1 t e(λ2 −λ1 )t 5.3.3 λ1 →λ2 = 1 + (λ2 − λ1 )t + O((λ2 − λ1 )2 ) Erzwungene Schwingungen Betrachte zusätzlich eine äußere zeitabhänige Kraft Fa (t) (∗) F ⇒ ẍ + ̺ẋ + ω02 x = f (t); f (t) = m inhomogene, lineare DGL 2. Ordnung Allgemeine Lösung: x(t) = xn (t) + xp (t) xn (t) : siehe 5.3.2 enthält 2 freie Konstanten, die durch Anfangsbedingungen (“x0 , v0 ”) festgelegt sind xp : eine Lösung von (*) Beachte: (i) Für ̺ 6= 0 klingt xn exponentiell ab ⇒ nach Einschwingungsvorgang bleibt nur xp übrig (“stationärer Zustand”) (ii) xp1 (t) und xp2 (t) seien Lösungen zu f1 (t) und f2 (t) ⇒ a1 xp1 (t) + a2 xp2 (t) ist Lösung zu a1 f1 (t) + a2 f2 (t) 64 (a) Betrachte harmonische äußere Kraft f (t) = f0 eiωt , f0 ∈ C ̺=0 ⇒ ẍ + ω02 = f0 eiωt √ xn Ansatz: xp = ceiωt ⇒ c(−ω 2 + ω02)eiωt = f0 eiωt f0 ⇒c= 2 ω0 − ω 2 reelle Lösungen f (t) = f0 cos(ωt) xcos p (t) = Rexp (t) sin f (t) = f0 sin(ωt) xp (t) = Imxp (t) (b) f (t) = f0 eiω0 t ; ̺ = 0; ω0 = ω Ansatz: xp (t) = dteiω0 t tf0 iωt e einsetzen ⇒ xp (t) = 2iω Amplitude ∼ t (c) ̺ 6= 0 → Übungen Amplitude c ∼ ω2 1 − ω02 + i̺ω Phasenverschiebung δ = δ(ω) ω→0 ⇒ δ→0 ω→∞ ⇒ δ→π 5.4 Mathematischer Einschub δ-Funktion Definiere Funktion δ(t) über die Eigenschaft Z−∞ f (t0 ) = δ(t − t0 )f (t)dt +∞ für beliebige “Testfunktion” f (t) (f (t) sei stetig) Dirac’sche δ-Funktion Eigenschaften (i) δ(t) = 0 δ(t) = ∞ −∞ R für t 6= 0 mit δ(t)dt = 1 für t = 0 +∞ 65 (ii) δ(t) ≈ Verallgemeinerung des Kronecker-δ’s P fj = dij fj j ′ i, Pj → Rt, t → (iii) saloppe Schreibweise δ(t) ist der Grenzwert einer Funktionenfolge δa für a → 0 mit −∞ R δn (t) = 1 +∞ Beispiele (i) δa (t) = ( 1 für|x| < a 2a 0 sonst t2 1 (ii) δn (t) = √ e− a2 a π 66 Problem der Mathematik (Distributionstheorie) Z ? R lim δn (t − t′ )f (t′ )dt′ = lim δa (t − t′ )f (t′ )dt′ a→0 a→0 {z } | =f (t) Physik: Grenzwert a → 0 nicht durchführen, sondern setze a gleich mit der kleinsten bekannten Zeit, Ort, . . . In der Praxis: befolge Rechenregeln ⇒ richtiges Ergebnis Rechenregeln: (i) δ(−t) = δ(t) (ii) tδ(t) = 0 (iii) δ(at) = 1 δ(t) |a| (iv) δ(t2 − a2 ) = 1 (δ(t 2a ′ − a) + δ(t + a)) (v) f (t)δ(t − t′ ) = f (t )δ(t − t′ ) n 1 t>0 (vi) Θ(t) = 0 t<0 d Θ(t) = δ(t) dt 5.5 Kraftstoß Betrachte HO in Ruhe. Zum Zeitpunkt t = t′ wirkt eine äußere Kraft in Form eines Kraftstoßes, d.h. Kraft wirkt eine infinitesimal kurze Zeit mit unendlicher Stärke 67 f (t) = δ(t − t′ ) ẍ(t) + ̺ẋ(t) + ω02 x(t) = δ(t − t′ ) Ziel: Berechne x(t) mit x(t < t′ ) = 0 ẋ(t < t′ ) = 0 (a) x(t) → x(t, t′ ) x(t, t′ ) = 0 für t < t′ (b) x(t, t′ ) hängt nur von t − t′ ab → x(t − t′ ) (c) t > t′ ẍ + ̺ẋ + ω02 x = 0 −̺ ′ ′ ⇒ x(t − tq ) = e 2 (t−t ) [c1 cos(Ω(t − t′ )) + c2 sin(Ω(t − t′ ))] ω02 − mit Ω = ̺2 4 (d) Integriere DGL über infinitesimal kleinen Bereich um t = t′ ε>0 lim Zt+ε ε→0 t′ −ε →0 }| { Zt+ε d d 2 ′ +̺ +ω0 x(t − t )dt = lim dtδ(t − t′ ) = 1 2 ε→0 dt dt |{z} t′ −ε z 2 (∗) t′ +ε d ′ = lim x(t − t ) = lim ẋ(0) = 1 ε→0 dt ε→0 t′ −ε (*) (x(ε) − x(−ε)) = 0 Außerdem lim x(ε) = x(=) = 0 (Stetigkeit) ε→0 (e) einsetzen ⇒ c1 = 0 1 c2 = Ω ( 1 − ̺ (t−t′ ) e 2 sin(Ω(t − t′ )) t > t′ (f) x(t − t ) = − Ω 0 t < t′ heißt Green’sche Funktion des HO (ẍ + ̺ẋ + ω02 x = 0) G(t − t′ ) ′ 68 Eigenschaften (i) G(t − t′ ) = 0 t < t′ wegen Kausalität (Wirkung kommt nach Ursache) (ii) Wirkung nicht instantan, sondern retardiert (d.h. ausgedehnt, verzögert) (iii) Beliebige äußere Kraft +∞ R Behauptung: x(t) = dt′ G(t − t′ )f (t′ ) −∞ löst ẍ + ̺ẋ + ω02 x = f (t) Beweis: Z+∞ 2 d d ′ 2 ′ ẍ + ̺ẋ + ω02 x = dt′ + ̺ + ω 0 G(t − t ) f (t ) = f (t) 2 dt dt | {z } −∞ δ(t−t′ ) f (y) = R δ(x − y)f (x)dx H.O: ẍ + ̺ẋ + ω02 x = f (t) • • • • ̺ = 0, ̺ 6= 0, ̺ 6= 0, ̺ 6= 0, f =0 f =0 f ∼ eiωt beliebigesf (t) 1 ̺ x(t) = G(t − t′ ) = e− 2 t sin(Ω(t − t′ )) Ω +∞ R G(t − t∗)f (t′ )dt′ ⇒ x(t) = −∞ 69 6 6.1 Zweiteilchensysteme (mit Zentralkraft) Relativ- und Schwerpunktkoordinaten • Anzahl der Freiheitsgrade: f = 6 ~r • F~21 = −F~12 ∼ |~r| • Bewegungsgleichung: m1~r¨1 = F~21 m2~r¨2 = F~12 Erhaltungsgrößen 70 Impuls: P~ = ~p1 + p~2 = m1~r˙1 + m2~r˙2 ~ = ~r1 × p~1 + ~r2 × p~2 Drehimpuls: L Energie: E = 21 m1~r˙12 + 21 m2~r˙22 + U(r), F~ = − grad U(r) Wechsle Koordinaten: • ~r = ~r1 − ~r2 (*) Relativkoordinaten m1~r1 + m2~r2 (**) Schwerpunktkoordinaten • m1 + m2 m1 + m2 = M ~ + m2 ~r ⇒ ~r1 = R M ~ + m1 ~r ~r2 = R M ~˙ = m1~r˙1 + m2~r˙2 = P~ (**) ⇒ M R ~¨ = P~˙ = 0 MR (*) ⇒ ~r¨ = ~ r¨1 − ~r¨2 = m11 F~21 − m12 F~12 = m11 + m12 F~21 (~r) 1 1 1 = + m reduzierte Masse m m1 m2 Drehimpuls ~˙ + m2 ~r˙ ) + (R ~˙ − m1 ~r˙ ) ~ − m1 ~r) × m2 (R ~ (R ~ + m2 ~r) × m1 (R L= M M M M 2 2 ~ ×R ~˙ + m1 m2 + m1 m2 ~r × ~r˙ = L ~ Sp + L ~ rel = MR 2 M | {z } =m Energie 1 ~˙ 2 1 ˙ 2 E= M R + m~r + U(r) |2 {z } |2 {z } = ESp + Erel L~Sp und L~rel / E~Sp und E~rel sind getrennt erhalten. 71 6.2 (a) Drehimpulserhaltung, Bahnkurven dL~rel = 0 ⇒ Bewegung verläuft in der Ebene; o.B.d.A x-y-Ebene dt Polarkoordinaten: x = r cos ϕ ẋ = ṙ cos ϕ − r ϕ̇ sin ϕ y = r sin ϕ ẏ = ṙ sin ϕ + r ϕ̇ sin ϕ ~ rel )z = m(xẏ − ẋy) = mr 2 ϕ̇ Lz = (L Erel ≡ E= 21 m(ẋ2 + ẏ 2 ) + U(r) = 21 mṙ 2 + 12 mr 2 ϕ̇2 + U(r) 1 L2z = m~r˙ 2 + + U(r) 2 2mr 2 • DGL 1. Ordnung • effektives Potenzial Uef f (r) = L2z + U(r) 2mr 2 • ⇒ 1-dim Problem: T mit Energie E bewegt sich im effektiven Potenzial Ue f f (r) betrachte U(r) = − α r α = m1 m2 G > 0 72 (b) Aus E = const. folgt dt = q dr 2 (E m − Ueff ) (1) Berechne t(r) (2) ⇒ r(t) Einfacher: r(ϕ) mr 2 dϕ ⇒ dt = dϕ Lz = mr 2 dt Lz ⇒ Zϕ dϕ = ϕ0 = Zr r0 Zr r0 q q Lz dr mr 2 2E m + 2α rmE − L2z m2 r 2 Lz dr mr 2 2E m + α2 L2z Lz α x= − mr Lz Zx(r) Lz − ( mr − α 2 ) Lz → dx = − Lz dr mr 2 dx x = arcos =! ϕ − ϕ0 2 2 A A −x x(r0 ) s Lz 2E α2 α ⇒ − = + 2 cos(ϕ − ϕ0 ) mr Lz m Lz =− 6.3 √ 2E α2 mit A2 = + 2 m Lz Mathematischer Einschub Ellipse und Hyperbel Ellipse 73 Hyperbel Exzetrizität: Bahnkurve: Ellipse f ǫ= <1 a x2 y 2 + 2 =1 a2 b Hyperbel f ǫ= >1 a x2 y 2 − 2 =1 a2 b b2 a Polarkoordinaten, Ursprung in einem der Brennpunkte Parameter: p = y(x = f ) = x = f + r cos ϕ p y = r sin ϕ ⇒ = 1 + ǫ cos ϕ Normalform r Halbachsen: p 1 − ǫ2 p b= √ 1 − ǫ2 a= p −1 p b= √ 2 ǫ −1 a= ǫ2 74 6.4 Planetenbewegungen/Kepler-Problem (a) Vgl. Lz α − =. . . mr Lz p L2 mit = 1+ǫ cos ϕ ⇒α>0 p = z ; ǫ = r mα α gr. Halbachse: a = 2|E| Lz kl. Halbachse: b = p 2m|E| r 2EL2z 1+ = mα2 (b) Umlaufzeit des Planeten (E < 0) dϕ ⇒ Lz = mr 2 dt ZT 0 dt= Z2π 0 mr 2 dϕ Lz Z2π 1 2 (*) r dϕ 2 |0 {z } Fläche der Ellipse = πab 2πm Lz = ap Lz 2m|E| = 2 Lmz = 2π r m 3 a2 = T α 1 dF Lz (*)dF = r 2 dϕ ⇒ = 2 dt 2m 75 ( < 1 für E < 0 → Ellipse = 1 für E = 0 → Parabel > 1 für E > 0 → Hyperbel (c) Kepler’sche Gesetze (1618) (1) Planeten bewegen sich auf Ellipsen um die Sonne (mSonne ≪ mP ) (2) ,,Fahrstrahl” überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen (3) Die Quadrate der Umlaufzeiten sind proportional zu den Kuben der großen Halbachse 6.4.1 Nachtrag: Qualitative Diskussion der Bahnkurve für allgemeines Potential U(r) E > 0 infinite Bewegung • T. läuft von großem Abstand auf Potentialzentrum zu. • Umkehrpunkt r = rmin : Radialgeschwindigkeit: ṙ < 0 → ṙ > 0 • wegbewegung vom Zentrum ∆ϕ = Z∞ rmin Lz dr mr 2 q ; θ = 2∆ϕ − π (E − Uef f ) m2 76 E < 0 finite Bewegung • Bahnkurve muss nicht geschlossen sein ∆ϕ : rmax → rmin → rmax rZmax Lz 2 dr q mr ∆ϕ = 2 2 (E − Uef f ) m rmin i m • Bahnkurven sind geschlossen, falls ∆ϕ = 2π n, m ∈ N n α 2 • U(r) = − und U(r) = kr → Bahnkurve geschlossen r 77 6.4.2 Lenz-Runge-Vektor ~ = ~v × L ~ − α ~r ist erhalten, zeigt zum Perihel Λ r Beweis: ˙ ˙ ˙ ~ dΛ ~ − α ~r + α ~rṙ = − 1 α ~r × L ~ − α ~r + α ~r~r = ~r¨ × L dt r r3 m r3 r r3 r × ~r × m~r˙ = m −r 2~r˙ + ~r~r˙ =− α 2 ˙ ˙ ~r~r˙ ~r˙ −r + α ~ r + ~ r ~ r ~ r − α r3 r r3 Richtung: wähle ϕ = 0 ⇒ ~r zeigt zum Perihel ~r = ~ex r r= p 1+E ϕ̇ = Lz mr 2 L2z mα 2 2 L 1 + E L z z ~ = ~ey × ~ez r ϕ̇Lz − α~ex = ~ex Λ − α = ~ex −α mr m p = ~ex αǫ ⇒ zeigt zum Perihel ~ = ~ez Lz ~v = ~ey r ϕ̇ L 7 7.1 p= Streuung von Teilchen Allgemeine Überlegungen hier: elastische Streuung; T. hat zu Anfang und Ende Geschwindigkeit v∞ 78 • wirkungsquerschnitt b = b(θ) i.A.: b ր⇒ θ ց T. im Intervall [b, b + db] und [ϕ, ϕ + dϕ] → Streuung in Kegel mit Öffnungswinkel : dΩ = sin θ dθdϕ = dF Detektoroberfläche R2 Abstand Detektor-Streufläche Streuung an U = U(r) ⇒ T-Bahnen verlaufen in Ebenen, Unabhängigkeit von ϕ dσ Anzahl T. die in das Raumwinkelelement dΩ gestreut werden/Zeit = dΩ Anzahl einlaufende T./(Fläche × Zeit) = ∆N dΩdt j j = Stromdichte 79 √ • Drehimpuls bzgl. Streuzentrum I = bmv∞ = b 2mE ist erhalten • Betrachte einfallenden T-Strom : Iin = j2πb|db| dσ ∆N gestreuten T-Strom : Iout = j 2π sin θ dθ = dΩ | {z } ∆t =dΩ benutze Iin = Iout b db dσ = → dΩ sin θ dθ • Totaler wirkungsquerschnitt σtot = • Problem/Aufgabe b = b(θ) 7.2 Z dσ dΩ = dΩ Z dσ sin θdθ dϕ |{z} dΩ 2π Rutherford-Streuung 1912-1913 Beschuß einer Goldfolie mit α-Teilchen (He4 -Kerne) →Bohrsches Atommodell: punktförmiger Kern, ausgedehnte e− -Hülle α>0 z1 z2 e2 α z1 = 2 Streuung am Coulomb-Potential: U(r) = − = r r z2 = 79 Bahnkurve Hyperbel: 80 p = 1 − ǫ cos ϕ r r EL2z <1 ǫ= 1+2 mα2 p= L2z mα Lz = l • min. Abstand für ϕ = 0: rmin = p 1−ǫ • r → ∞: 1 1 1 cos ∆ϕ = = q =p ǫ l2 1 + tan2 ∆ϕ 1 + 2E mα 2 2Eb ⇒ tan ∆ϕ = |α| cos 2θ sin π−θ θ π−θ 2 = = cot = π−θ θ 2 2 cos 2 sin 2 θ |α| 1 α 2 cos 2 1 dσ ⇒ b(θ) = = ⇒ 2E sin2 θ2 dΩ 2E sin θ 2 sin2 tan ∆ϕ = θ 2 1 α2 = 16E 2 sin4 θ 2 Interpretation: dσ 1 • θ → 0 d.h. b → ∞; ∼ 4 dΩ θ Z dσ dΩ → divergent dΩ T. in großer Entfernung werden auch abgelenkt → “Langreichweitigkeit des Coulombpotentials” Realität: Abschirmung durch negative Ladung der Elektronen z1 z2 e2 − rr U(r) → UA (r) = e 0 r0 = Atomdurchmesser “Abschirmlänge” r • θ = π : Rückstreuung; gute Übereinstimmung von Theorie und Experiment 81 • Ergebnis der klassischen Behandlung stimmt mit quantenmechanischer Herleitung überein • dσ ist unabängig vom VZ von α → gilt für anziehende und abstoßende dΩ Potentiale • Obige Formel gilt im Schwerpunktsystem 8 8.1 Vielteilchensysteme Notation Betrachte N Massenpunkte m1 , . . . , mN mit inneren Kräften F~ik zwischen Ti ~ i (auf Ti ) und Tk und äußere Kräfte K ~rk − ~ri F~ik = fik (rik ) rik = |~ri − ~rk | Kraft von Ti auf Tk rik F~ik seien konservativ: d ~ k Uik (rik ), ∇ ~k = ⇒ F~ik = −∇ dxk d dyk d dzk Bewegungsgleichungen N X ¨ m~ri = F~ik + ~ki i = 1, . . . , N k=1 k 6= i Gesamtimpuls Schwerpunkt Gesamtmasse Drehimpuls 8.2 P P~ = N mi r~˙i i=1 P N ~ = 1 R m ~r M PN i=1 i M = i=1 mi ~ = PN mi~ri × r~˙i L i=1 Erhaltungssätze (a) Impulssatz i6=k N N N N X X X X X dP~ ¨ ~ ~ ~ ~ ~i (Fki + Fik ) + Fik + Ki = = mi r~i = K | {z } dt i=1 i=1 i=1 i<k i,k=1 =0 dP~ = 0 für ein abgeschlossens System ⇒ dt 82 (b) Schwerpunktsatz P mi r~˙i = P~ M Ṙ = N Pi=1 N ~ M R̈ = i=1 Ki ~ ~0 abgeschlossenes System: R(t) = ~v0 t + R (c) Drehimpuls d ~ PN L= i=1 mi~ri × r~¨i dt N N N X X X ~ ~ri × ~ki = ~ri × Fki + i=1 = = | X i<k i=1 k=1 k 6= i {z } X ri × F~ki + rk × F~ki i<k (~ri − ~rk ) × F~ki = 0 ~ ~ = 0 ⇒ dL = 0 abgeschlossenes System: D dt ~i (d) Energiesatz mi r~¨i = −∇ N X ~i Uki (rki ) + K ˙i |~r, k=1 k 6= i N N X X X d mi ˙2 ~ i r~˙i ~ i Uki (rki ) + K r~˙i ∇ ~ri = − dt 2 i=1 i=1 i, k k 6= i X X ~ i + r~˙k ∇ ~ k Uki (rki) = d Uki (rki ) r~˙i ∇ = dt i<k ! i<k N N X ˙ X X d mi r~i ~ i r~˙i ⇒ + Uki (rki) = K dt i=1 2 i<k ⇒ dE = dt N X N X i=1 i<k ~ i r~˙i abgeschlossenes System → Energieerhaltung K |i=1{z } Leistung 83 (e) Zusammenfassung Ein abgeschlossenes N-Teichensystem wird durch 10 Integrationskonstanten beschrieben: ~ 0 , L, ~ E P~ , R (3), (3), (3), (1) Erinnerung: eigentliche orthochrone GT hat 10 Parameter; Zshg. NoetherTheorem 84