Übungen zu den Grundlagen der Mechanik, WS 2015/16 Hausaufgabenblatt 3 Dr. Anne Stockem Novo Abgabe bis 17.11.2015, 8:30 Uhr, im Briefkasten gegenüber NB 7/67 Aufgabe 3.1 (10 Punkte) Betrachten Sie eine punktförmige Masse m, die an einer masselosen Feder aufgehängt ist. Das Koordinatensystem wird so gewählt, dass die x-Achse vertikal nach oben zeigt und die Ruhelage des Pendels mit dem Ursprung zusammenfällt. Zusätzlich zur Federkraft (Federkonstante k) soll die Masse auch Stokessche Reibung erfahren (Reibungskoeffizient µ). Die Gewichtskraft beeinflusst hier lediglich die Ruhelage und ist daher nicht weiter relevant. Aus rein physikalischen Gründen erwarten Sie, dass die Bewegung eine gedämpfte Schwingung ist, weshalb der folgende Ansatz sinnvoll erscheint: x(t) = A e−γt cos(ωt + δ) . x k 0 m (∗) Darin bezeichnen A und δ die beiden Integrationskonstanten, die den noch unbestimmten Anfangsbedingungen entsprechen. Die Parameter γ und ω sind vorläufig unbestimmte und positive Konstanten. (a) Stellen Sie die Bewegungsgleichung des Federpendels auf und geben Sie seine Eigenfrequenz ω0 an. (b) Zeigen Sie, dass der oben vorgeschlagene Ansatz (∗) tatsächlich die Bewegungsgleichung löst. Wie müssen die Parameter γ und ω dann gewählt werden? Welche Voraussetzung muss erfüllt werden, damit die angesetzte Lösung tatsächlich physikalisch sinnvoll (also insbesondere reellwertig) ist? (c) Um typische Zeitskalen TS und TD für Schwingung bzw. Dämpfung abzuschätzen, betrachten Sie beide Effekte zunächst isoliert: Im ungedämpften Fall (µ = 0) schwingt das Federpendel mit der Eigenfrequenz gemäß cos(ω0 t + δ). Wie groß ist die Periodendauer TS dieser Oszillation? Ignoriert man umgekehrt die Oszillation (k = 0), kann das exponentielle Abklingen gemäß exp(−γt) isoliert untersucht werden. Nach welcher Zeit TD ist die Amplitude auf das (1/e)-fache gefallen? Stellen Sie durch Vergleich beider Zeitskalen ein Kriterium für schwache Dämpfung auf und vergleichen Sie es mit dem rein mathematisch auftretenden Kriterium aus Abschnitt 2.5.2 des Skriptes. Hinweis: Betrachten Sie jeweils nur die isolierten Terme cos(ω0 t + δ) bzw. exp(−γt), um TS und TD zu bestimmen, und geben Sie beide Zeitskalen als Funktion der Parameter ω0 und γ an. Gründen Sie die Herleitung des Kriteriums darauf, dass die Dämpfung dann schwach ist, wenn sie sich später bemerkbar macht als die Schwingung. Bitte wenden! (d) Allein aufgrund Ihres Wissens über Schwingungsgleichungen können Sie bereits einiges über elektromagnetische Schwingkreise erschließen. Diese bestehen aus der Reihenschaltung einer Spule mit Induktivität L, eines ohmschen Widerstandes R sowie eines Kondensators mit Kapazität C und werden beschrieben durch die Gleichung LQ̈ + RQ̇ + C −1 Q = 0 . Darin bezeichnet Q die elektrische Ladung, deren zeitliche Änderungsrate gerade der Stromstärke I = Q̇ entspricht. Geben Sie die Eigenfrequenz des Schwingkreises an und identifizieren Sie anhand des entsprechenden Termes in der Gleichung, welches Bauteil die Dämpfung verursacht. Aufgabe 3.2 (10 Punkte) Betrachten Sie noch einmal das reibungsfrei schwingende Federpendel (vgl. Abschnitt 2.4.3 des Skriptes). Nehmen Sie nun an, dass zusätzlich zur linearen Rückstellkraft FR = −kx auch noch die periodisch antreibende Kraft FP = F0 sin(ωt) wirkt. Darin bezeichnen F0 eine Konstante und ω = (k/m)1/2 die Eigenfrequenz dieses Oszillators. (a) Stellen Sie die Bewegungsgleichung des Massenpunktes auf, d. h. geben Sie die Differentialgleichung für die Auslenkung x(t) an. (b) Bestimmen Sie die Lösung der Differentialgleichung, welche den Anfangsbedingungen x(0) = 0 und ẋ(0) = −F0 /2mω genügt. Gehen Sie dazu wie folgt vor: (1) Transformieren Sie die Bewegungsgleichung auf die neue Variable y(t), die definiert ist durch x = y cos(ωt). (2) Transformieren Sie die resultierende Differentialgleichung auf die neue Variable z = 2ω ẏ + F0 /m. Lösen Sie die entstandene Gleichung für z durch Separation der Variablen (siehe Hausaufgabenblatt 1). Nutzen Sie dabei, dass ˆ 1 dt tan(ωt) = − ln|cos(ωt)| + const. ω (3) Führen Sie die Rücktransformation von z auf ẏ durch und bestimmen Sie y(t) durch Integration. Nutzen Sie dabei, dass ˆ 1 dt cos−2 (ωt) = tan(ωt) + const. ω (4) Führen Sie die Rücktransformation von y auf x durch und legen Sie die Integrationskonstanten anhand der Anfangsbedingungen fest. (c) Bestimmen Sie den Grenzwert |x(t → ∞)|, um das Langzeitverhalten zu charakterisieren. Welchen Fall beschreibt die in (b) gefundene Lösung anschaulich in der Terminologie von Abschnitt 2.5.3 des Skriptes?