Sterndl schaun im Juli 2017 Liebe Hörerinnen und Hörer des Freien Radion Freistadts und des Radio Oberpullendorf, ich begrüße Sie wieder herzlich zur Sendung Sterndl schaun. In dieser Ausgabe stelle ich Ihnen den Sternenhimmel des Monats Juli vor. Am 21. Juni war Sonnenwende mit der kürzesten Nacht und dem längsten Tag es des Jahres. Dadurch ist derzeit die Gelegenheit zum Sterne beobachten wirklich sehr eingeschränkt, trotzdem sollte man sich die Schönheiten des Sommerhimmels nicht entgehen lassen. Es gibt besonders schöne Sommersternbilder, z. B den Skorpion, in dessen Nähe sich derzeit der Planet Saturn aufhält oder den Schwan, der mitten durch die Sommermilchstraße fliegt. Das Highlight des Monats ist dieses Mal unsere Milchstraße weil sie jetzt bei dunklem Himmel besonders schön zu sehen ist. Immerhin blicken wir im Sternbild Schütze direkt in ihr Zentrum. Wir beginnen mit der Sonne: Am 1.Juli erfolgt ihr Aufgang in Freistadt um 5:05, in Oberpullendorf um 5:00 Uhr und ihr Untergang in Freistadt um 21:05 Uhr, in Oberpullendorf um 20:54, die Tageslänge beträgt 16:00 Stunden. Am 31. Juli geht sie schon wieder merkbar später auf und früher unter, nämlich in Freistadt um 5:36 auf und um 20:39 unter, in Oberpullendorf um 5:30 auf und um 20:29 unter, der Tag ist dann mit 15:00 Std. schon wieder um 1 Std. kürzer als am Monatsanfang. Die Sonne wechselt am 21. Juli vom Sternbild Zwillinge in das Sternbild Krebs, was sich natürlich nicht beobachten lässt, da die Sonne keinen Blick auf die sie umgebenden Sterne zulässt. Am 3. Juli durchläuft die Erde den sonnenfernsten Punkt ihrer Umlaufbahn. Der Abstand zwischen Erde und Sonne beträgt dann das Maximum von ca. 152 Millionen Kilometer. Die Sonne verringert ihre Mittagshöhe von 64,5 Grad am 1. Juni auf 59,5 Grad am Monatsletzten. Nun zu unserem Mond: Am Ende des Vormonats konnte man das Wachsen der zunehmenden Mondsichel im Westen gut beobachten. Des erste Viertel, also den zunehmenden Halbmond erreicht der Mond am 1. Juli um 2:51 im Sternbild Jungfrau, er steht am Abendhimmel nach dem Dunkelwerden hoch im Süden. Vollmond ist am 9. Juli um 6:07 Uhr im Sternbild Schütze. Am 16. erreicht der Mond den abnehmenden Halbmond, das sog. letzt Viertel. Am 23. ist Neumond, er steht dann vor der Sonne und damit am Tageshimmel und ist somit nicht zu sehen. Bereits am Abend des 25. Juli kann man die ganz schmale Sichel des zunehmenden Mondes am Westhorizont wieder erblicken. Man nennt das Neulicht. Die Mondsichel wird jeden Tag ein wenig dicker und steigt täglich höher auf. Bitte beobachten sie in dieser Zeit auch das sog. aschgraue Mondlicht, das ist das schwache Leuchten, des nicht von der Sonne beleuchteten Teil des Mondes, das durch das reflektierte Licht Erde auf dem Mond zustande kommt. Auf dem Mond scheint nämlich gerade die fast voll beleuchtete Erde. Am 28. kommt der Mond ganz nahe an Jupiter heran. In Erdnähe steht der Mond am 21., in Erdferne am 6. Juli. Wo stehen die Planeten im Juli? Merkur erreicht am 30. Juli den größten östlichen Winkelabstand zur Sonne, die sog. östl. Elongation. Trotzdem kann man ihn bei uns nicht am Abendhimmel erblicken, weil er derzeit sehr weit südlich steht. In größeren südlichen Breiten, so z. B. in Griechenland und Italien kann man ihn aber für kurze Zeit am Abend im Westen erblicken. Venus beherrscht mit ihrem Glanz den Morgenhimmel, wir sehen sie als strahlenden Morgenstern. Im Juni stand sie in größter westlicher Elongation, also im größtmöglichen Winkelabstand zur Sonne. Sie wandert durch das Sternbild Stier in die Zwillinge und gewinnt immer höhere Positionen. Die Aufgangszeiten des Morgensterns verändern sich kaum. Am ersten geht er um 2:52, und am 31. Juli um 2:43 Uhr auf. Bereits rund eine Stunde später beginnt die Venus in der zunehmenden Dämmerung zu verblassen. Bis Monatsende geht ihre Helligkeit leicht auf -4 Größenklassen zurück. Es lohnt sich jetzt ein frühes Aufstehen, um dieses großartige Gestirn zu beobachten. Am 20. kommt die Sichel des abnehmenden Mondes bei der Venus vorbei. Mars hat sich vom Abendhimmel zurückgezogen und ist damit nicht mehr zu sehen. Er steht am 27. in Konjunktion mit der Sonne, also von uns aus gesehen, hinter ihr. Die Entfernung beträgt an diesem Tag fast 400 Mio. km. Durch diese Stellung ist für mindestes 2 Wochen auch der Funkempfang der Marssonden und Marsrover, die gerade den Planeten erforschen, unterbunden oder gestört, weil die Sonne selbst eine starke Radiostrahlung hat und die schwachen Sonden-Funksignale darin untergehen. Jupiter steht bei Einbruch der Dunkelheit im Südosten im Sternbild Jungfrau als hellstes Gestirn des Himmels. Er ist in der ersten Nachthälfte bis Mitternacht gut zu beobachten. Am 1. erfolgt sein Untergang um 1:19 Uhr und am 31. schon um 23:23 Uhr. Die Jupiterhelligkeit liegt bei -2 mag. Bitte nutzen Sie die Gelegenheit, den Riesenplaneten mit seinen Wolkenstreifen und Monden zu beobachten, jetzt ist eine ideale Zeit dafür. Die 4 großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Kallisto zeigen im Fernrohr täglich ein anderes Bild, weil sie den Planeten relativ schnell umkreisen. Da wir von der Seite auf die Umlaufbahnen der Monde blicken, scheinen sie vor Jupiter hin und herzupendeln. Manchmal werden sie von Jupiter verdunkelt, eine andermal werfen sie Schatten auf die Jupiterkugel. Wann man diese Erscheinungen beobachten kann, findet man in den astronomischen Kalendern oder im Internet. Der zunehmende Mond wandert am 1. am 28. Juli knapp bei Jupiter vorbei. Saturn befindet sich am südlichen Abendhimmel im Sternbild Schlangenträger und hat derzeit die besten Sichtbedingungen, weil er im Vormonat in Opposition, also von uns aus gesehen gegenüber der Sonne stand. Er ist damit fast die ganze Nacht zu sehen. Er geht am 1. Juli um 4:24 Uhr und am 31. Juli um 2:19 unter. Die Kulmination, also den höchsten Punkt im Süden erreicht er bei nur 18 Grad Höhe, das heißt, er steht nicht weit über dem Horizont. Die Saturnhelligkeit liegt bei ungefähr 0,2 Größenklassen, er ist damit ziemlich hell, aber bei weitem nicht so strahlend wie Jupiter. Mit dem Fernrohr kann man sein wunderbares, derzeit weit geöffnetes Ringsystem sehen, das derzeit intensiv von der Saturnsonde Cassini erforscht wird. Ein interessantes Objekt für Fernglas und Teleskop ist auch der größte Saturnmond Titan, der täglich seine Position zum Planeten leicht verändert weil er ihn in rund 15 Tagen einmal umkreist. Dieser Mond ist wirklich besonders, weil er wie die Erde eine Stickstoffatmosphäre hat. Die Temperaturen sind dort mit -170 sehr ungemütlich. Man fand auch Meere und Seen, die allerdings nicht aus Wasser, sondern aus flüssigen Methan bestehen. Der noch fast volle Mond besucht den Ringplaneten in der Nacht von 6. auf den 7. Juli. Uranus hält sich derzeit im Sternbild Fische auf und kann noch nicht am Morgenhimmel gesehen werden weil er sich noch nicht aus der Dämmerung gelöst hat, bevor die Sonne aufgeht. Neptun ist am Morgenhimmel im Sternbild Wassermann sichtbar, man braucht allerdings ein Fernrohr, um ihn zu sehen. Sternenhimmel im Juli Im Juli nehmen die Sommersternbilder den gesamten Himmel für sich ein. Besonders empfehlenswert ist ein Blick um Mitternacht Richtung Süden. Unverkennbar mit seinen Scheren steht dort knapp über dem Horizont das Sternbild Skorpion. Zwar werden wir in Mitteleuropa den Skorpion nie vollständig sehen können, doch allein seine Scheren und der rötlich funkelnde Hauptstern Antares sind schon sehr eindrucksvoll. Rechts vom Skorpion findet man die Waage, die in Verlängerung seiner Scheren steht. Links daneben finden wir das Sternbild Schütze, das eigentlich mehr wie eine Teekanne aussieht. Noch weiter östlich tauchen dann später schon die schwachen Sterne des Steinbocks aus dem Horizontdunst auf. Vom Schützen aus erstreckt sich die Milchstraße über den Himmel, wobei sich das galaktische Zentrum genau in diesem Sternbild befindet. Diesen Bereich mit der besonders hohen Sterndichte und dem Schwarzen Loch in seinem Inneren bekommen wir aber nicht zu sehen, da uns etliche Dunkelwolken den Blick darauf verwehren. Über Skorpion und Schütze thront im Süden das großflächige Sternbild Schlangenträger mit dem zweiteiligen Bild der Schlange. Der Kopf der Schlange schaut Richtung Arktur im Bootes, der Schwanz Richtung Altair im Adler. Im Westen finden wir zu Dämmerungsende noch das Frühlingsdreieck mit den hellen Sternen Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arcturus im Bootes bzw. Bärenhüter oder Rinderhirte. Hoch im Südosten befindet das Sommerdreieck mit den hellen Sternen Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler. In seiner Nähe findet man das kleine aber hübsche Sternbild Delphin, das wirklich einen aus dem Wasser springenden Tümmler ähnelt. Hoch oben im Zenit befinden sich die Sternbilder Herkules (ein größeres Sternenviereck) und Drache (ein kleineres Sternenviereck mit Sternenkette). Die zirkumpolaren Sternbilder sind natürlich in jedem Monat beobachtbar. Sie verändern nur ihre Lage am Himmel. Im Juli sinkt der Große Wagen/Großer Bär herab und bewegt sich auf den nördlichen Horizont zu. Cassiopeia dagegen, die ihm am Himmel gegenübersteht, steigt auf und findet sich kurz vor der Morgendämmerung über unseren Köpfen wieder. Genau im Norden, knapp über dem Horizont, blinkt und funkelt eifrig ein heller Stern. Das ist Capella aus dem Herbststernbild Fuhrmann. Sie zeigt uns, dass auch der Herbst nicht mehr allzu weit weg ist. Internationale Raumstation ISS sie ist ab 8. Juli bis Montatsende in der Zeit um und nach Mitternacht immer wieder zu sehen. Als strahlend heller Stern zieht sie in mehreren Minuten über den Himmel. Man muss nur genau wissen, wann und wo man sie findet. Eine gute Homepage dafür ist Heavens-above.com. Mann muss nur den eigenen Beobachtungsort (für Freistadt 48,5 Grad nördl. Breite und 14,5 Grad östliche Länge) ins Programm eingeben. Nun zu unserem Monatshighlight, der Milchstraße Die Milchstraße zieht sich von Süden nach Norden über den gesamten Himmel und ist derzeit gut zu sehen, wenn es so um 23:00 Uhr einmal richtig dunkel geworden ist. Sie beherbergt die wichtigsten Sommersternbilder. Wir sehen die Milchstraße als silbriges Band, das durch das schwache Leuchten von Millionen fernen Sternen entsteht. Erst mit einem Teleskop löst sich das Band in Abertausende einzelne Sterne auf, die dicht gedrängt am Himmel stehen. Es ist ein Blick hinein in unsere eigene Galaxie. Die Milchstraße, ist die Galaxie, in der sich unser Sonnensystem mit der Erde befindet. Sie hat die Form einer flachen Scheibe, die aus ca. 100 bis 200 Milliarden von Sternen und vielen Gas- und Staubnebeln besteht. Der Namen Milchstraße, kommt davon, dass sie in der Innenansicht von der Erde aus wie ein quer über das Firmament gesetzter milchiger Pinselstrich erscheint. Dass dieses weißliche Band sich in Wirklichkeit aus unzähligen einzelnen Sternen zusammensetzt, wurde erst 1609 von Galileo Galilei erkannt, der die Erscheinung als Erster durch ein Fernrohr betrachtete. Ihr altgriechischer Name galaxias, von dem auch der heutige Fachausdruck „Galaxis“ stammt – ist von dem griechischen Wort für Milch, „gala“, abgeleitet. Wie dem deutschen Wort „Milchstraße“ liegt also auch dem altgriechischen Begriff das „milchige“ Aussehen zugrunde. Eine antike griechische Sage versucht, diesen Begriff mythologisch zu erklären: Danach habe Zeus seinen Sohn Herakles, den ihm die sterbliche Frau Alkmene geschenkt hatte, an der Brust seiner göttlichen Frau Hera trinken lassen, als diese schlief. Herakles sollte auf diese Weise göttliche Kräfte erhalten. Aber er saugte so ungestüm, dass Hera erwachte und den ihr fremden Säugling zurückstieß; dabei wurde ein Strahl ihrer Milch über den ganzen Himmel verspritzt. Alle etwa bis zu 6000 Sterne, die am gesamten Himmel mit bloßem Auge gesehen werden können, gehören zum Milchstraßensystem. In größerer Entfernung und außerhalb der Milchstraße ist so nur noch die Andromedagalaxie, unsere Nachbarmilchstraße gerade noch mit freien Auge zu erkennen. Das Milchstraßenband verläuft durch die Sternbilder Schütze - in dieser Richtung liegt auch das galaktische Zentrum -, Adler, Schwan, Kassiopeia, Perseus, Fuhrmann, Zwillinge, Orion, Kiel des Schiffs, Zentaur, Kreuz des Südens. Ihre Ausdehnung in der galaktischen Ebene beträgt etwa 100.000 Lichtjahre, die Dicke der Scheibe etwa 3000 Lichtjahre. Das Milchstraßensystem ist eine Spiralgalaxie, deswegen besitzt sie die charakteristischen Spiralarme. In den Spiralarmen befinden sich enorme Ansammlungen von Wasserstoffgas und Staub, durch deren Zusammenballung bilden sich die Sternentstehungsgebiete unserer Galaxis. Daher befinden sich dort auch viele Protosterne, nämlich junge, neu entstandene Sterne und die sie umgebenden protoplanetaren Scheiben, aus denen sich gleichzeitig neuen Planeten bilden. Pro Jahr bilden sich in unserer Galaxis ca. 3 neue Sterne. Die Sonne umkreist das Zentrum des Milchstraßensystems in einem Abstand von 25.000 bis 28.000 Lichtjahren und befindet sich nördlich der Mittelebene der galaktischen Scheibe innerhalb des OrionArms, in einem weitgehend staubfreien Raumgebiet, das als „Lokale Blase“ bekannt ist. Für einen Umlauf um das Zentrum der Galaxis, ein so genanntes galaktisches Jahr, benötigt sie 220 bis 240 Millionen Jahre, was einer Rotationsgeschwindigkeit von etwa 220 km/s entspricht. Die Sonne bewegt sich auf das Sternbild Herkules zu. Das Zentrum des Milchstraßensystems liegt im Sternbild Schütze und ist hinter dunklen Staub- und Gaswolken verborgen, so dass es im sichtbaren Licht nicht direkt beobachtet werden kann. Beginnend in den 1950er Jahren ist es gelungen, im Radiowellenbereich sowie mit Infrarotstrahlung und Röntgenstrahlung zunehmend detailreichere Bilder aus der nahen Umgebung des galaktischen Zentrums zu gewinnen. Man hat dort eine starke Radioquelle entdeckt, bezeichnet als Sagittarius A*, die aus einem sehr kleinen Gebiet strahlt. Aus den Beobachtungen der Bewegungen der Sterne des zentralen Sternhaufens ergibt sich, dass sich innerhalb dieser Region von 15,4 Millionen km Durchmesser, das ist eine Zehntel der Entfernung zur Sonne, eine Masse von geschätzten 4,3 Millionen Sonnenmassen befinden muss. Die im Rahmen der Relativitätstheorie plausibelste Erklärung für diese große Massenkonzentration ist die Anwesenheit eines Schwarzen Lochs. Umgeben ist die Milchstraßenscheibe vom dem kugelförmigen galaktischen Halo mit einem Durchmesser von etwa 200.000 Lichtjahren. In ihm befinden sich etwa 150 Kugelsternhaufen. Das sind kugelförmige Ballungen von 100.000 bis zu 1 Million Sternen. Die bekanntesten davon stehen am Sommerhimmel in den Sternbildern Herkules (M13) und Schlange (M5). Zu den Kugelsternhaufen kommen große Mengen dunkler Materie mit etwa 1 Billion Sonnenmassen, von der man bisher noch nicht weiß, aus welcher Art von Materie sie sich zusammensetzt. Um das Milchstraßensystem herum sind einige Zwerggalaxien versammelt. Die bekanntesten davon sind die Große und die Kleine Magellansche Wolke, die man schön am Südhimmel beobachten kann. Unser großer Nachbar ist allerdings die etwas größere Andromedagalaxie, die in 2,5 Mio Lichtjahren steht. Sie nähert sich unserer Galaxis an und wird mit ihr in einigen Milliarden Jahren verschmelzen. Wir sind nun am Ende unserer Sendung angelangt. Ich wünsche ihnen viel Spaß beim Sterndl schaun im Juli. Erfreuen sie sich an den Schönheiten des Sommerhimmels, besonders an der herrlichen Sommermilchstraße und an den hoffentlich noch vielen lauen Sommernächten. Das war die Sendung Sterndl schaun im mit Franz Hofstadler