Enterovirus/Parechovirus Infektionen Daniela Huzly Institut für Virologie Freiburg Virologie • Beide gehören zur Familie der PICORNAVIRIDAE • Enteroviren werden traditionell unterteilt in: –Poliovirus 1‐3 – Echoviren (28 Serotypen) –Coxsackie A (23 Serotypen) and B (6 Serotypen) auf der Grundlage von Tierpathogenität • Neu entdeckte Enteroviren werden nummeriert • Genetsch 4 EV Spezies: A ‐ D Virologie • Parechoviren – Die ersten beiden Parechovirus Typen wurden vor 50 Jahren isoliert • Damals als Echovirus 22 und 23 eingruppiert – Genetisch unterschiedliche kodierende Regionen: neuer Genus Parechovirus – 6 humanpathogene Echoviren bekannt – Echovirus 22 jetzt HPeV 1, Echovirus 23 jetzt HPeV2 Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen (und Schwangeren) ‐ Enteroviren • Saisonnalität (warme Monate) • „Sommergrippe“ • Häufigster viraler Erreger aseptischer Meningitiden • Erkrankungen von Haut/Schleimhäuten Medicalcontent.blogspot Hand‐Fuß‐Mund‐ Erkrankung Herpangina Primehealthchannel.com Hämorrhagische Konjunktivitis Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen‐ Parechoviren • Milde respiratorische oder gastrointestinale Symptome • Wahrscheinlich oft asymptomatische oder sehr mild verlaufende Infektion Erkrankungen bei Säuglingen Enteroviren • Breite Symptompalette, von milder febriler Erkrankung bishin zu Multiorganerkrankung mit letalem Ausgang – Abhängig von Virustyp und Übertragungsweg • Häufigste infektiöse Ursache für Fieber in den ersten drei Lebensmonaten Erkrankungen bei Säuglingen Parechoviren • Parechovirus Typ 3 häugig nachgewiesen bei Säuglingen <3 Mo. mit Sepsis‐ähnlicher Erkrankung – Saisonnalität, Ausbrüche • • • • Neonatale Meningitis/Enzephalitis Gastrointestinale Symptome Pneumonie Babies mit Parechovirus 3 Infection haben oft makulopapulöses Exanthem an Fußsohlen und Handflächen Daten aktueller Studien • Liquor von Kindern <6 Mo. (Messacar et al, J Med Virol 2015 – 12,1% Enteroviren – 2,9% Parechoviren • Fieber und Leukopenie – Saisonnalität, warme Monate • Daten aus England und Wales: Kinder <3 Mo. of jährliche Inzidenz von 238/100.000 bei Enterovirusinfektionen (Clin Microbiol infect 2014, Kadambari et al) Übertragung • Kinder und Erwachsene: Kontaktinfektion/Schmierinfektion • Säuglinge: – Enterovirusinfektion kann pränatal in der Spätschwangerschaft übertragen werden, aufsteigende Infektion (wahrscheinlich) oder transplazentär (möglich aber nicht sicher bewiesen) – Parechoviren postnatale Infektion durch Kontakt – Bei beiden häufig nosokomiale Übertragung ‐ Viren bleiben auf Oberflächen tagelang überlebensfähig Nosokomiale Übertragung • Übertragungsraten zwische 20 and 50% wurden gezeigt • Pflegende und vertikal infizierte nicht diagnostizierte Säuglinge als Quelle • Klinisches Bild of weniger schwer als bei vertikaler Übertragung • wahrscheinlich durch infektiöse Dosis bedingt Diagnose – Entero‐ und Parechoviren • PCR in Stuhl, Liquor und bei Neugeborenen auch im Blut • Stuhl ist für mehrere Wochen positiv, Liquor nur in den ersten Erkrankungstagen • Bei Pneumonie oder Herpanginga Nasopharynx‐Abstriche oder Sekret ebenfalls positiv Soll man bei Schwangeren eine Labordiagnostik durchführen? • Nicht routinemäßig • Wenn Schwangere bei einem stationären Aufenthalt typische Zeichen wie Hand‐Fuß‐ Mund oder Herpangina zeigen, sollte PCR durchgeführt werden, um Hygiene‐ management anzupassen – Alternativ Isolierung der Patientin, Desinfektion mit viruziden Mitteln • Die meisten Infektionen werden nicht erkannt Wann und warum sollte Labordiagnostik durchgeführt werden? • Bei Neugeborenen oder Säuglingen <3 Mo. mit plötzlich auftretendem Fieber, sepsis‐ ähnlicher Erkrankung und/oder Meningitis sollte eine PCR für Entero‐ und Parechoviren durchgeführt werden • Frühe Diagnose von Entero‐ oder Parechovirusinfektionen kann zur Reduktion von Antibiotika und Klinikaufenthalt sowie diagnostischer Prozeduren beitragen Warum sollte man Diagnostik machen? • Entero‐ und Parechoviren sind unbehüllte Viren und erfordern spezielles Hygienemanagement – Nosokomiale Übertragung häufig, oft weil Diagnostik nicht durchgeführt wurde – Vor allem bei schwerer Enterovirus‐ Erkrankung (Coxsackie B, Echovirus) müssen Übertragungen strikt vermieden werden – Disinfektion mit viruziden Substanzen Diagnostik von Entero‐ und Parechovirus‐Infektionen • Parechoviren nicht mit Enterovirus‐PCR detektierbar • Beide PCRs weisen die 5‘ non‐coding region nach • Multiplex Teste möglich – Z.B. Cabrerizo et al, J Virol Methods 2015, Pabbaraiu, Mol Cell Probes 2015 • Zellkultur für Parechoviren und manche Enteroviren schwierig Rapid detection of enteroviruses Gene Xpert Fallbericht • 10 Tage alter Säugling, sehr krank, graue Haut, trinkfaul, schläfrig, aufgeblasenes Abdomen • Fieber 39°C, plötzlicher Beginn • Anruf von Station um mikrobiologische Tests aus Liquor zu besprechen • Mutter hatte milden Infekt vor ein paar Tagen • Parechovirus‐RNA nachgewiesen • 2 Tage später sieht das Baby wieder rosig aus, Antibiotika wurden abgesetzt, Mutter und Baby gehen nach Hause • Stuhl der Mutter positiv für Parechovirus • Stuhl des älteren Brudes ebenfalls positiv