Leben mit systemischer Sklerose

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Leben mit
systemischer Sklerose
Patientenratgeber rund um das
Thema systemische Sklerose
Vorwort der Sklerodermie Selbsthilfe e. V.
Werden Sie Ihr eigener Krankheitsmanager
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Gemeinsam sind wir stärker“: Dieser Satz hat nicht nur innerhalb einer Selbsthilfe Gültigkeit
– gemeinsam ist man auch stärker, wenn man über den eigenen Tellerrand hinausschaut, ab
und zu die Fragen stellt: „Wer kann was – was können wir? Wer könnte uns helfen – wem
können wir helfen?“ Und wenn man bereit ist, ungewöhnliche Kooperationen einzugehen.
Nicht nur die Firma Actelion hat, als sie uns um ein wenig Mitwirkung bei der vorliegenden
Patientenbroschüre bat, über den eigenen Tellerrand geschaut. Auch wir, als wir zusagten
und dann noch das Deutsche Netzwerk für Systemische Sklerodermie mit ins Boot holten,
sahen die Chance einer „gemeinsamen Stärke“.
Die Pharmafirma verfügt, um überhaupt Medikamente herstellen zu können, über großes Hintergrundwissen und über die Erfahrung, wie man Broschüren erstellt. Das Deutsche Netzwerk
für Systemische Sklerodermie verfügt über ein unschlagbares und vor allem aktuelles Wissen
um die Krankheit und ist schlechthin „das Adressbuch der Experten“. Unsere Selbsthilfe hat
die nicht zu unterschätzende Betroffenenkompetenz, das Alltagswissen und die Möglichkeit,
viele Betroffene schnell und in kürzester Zeit zu erreichen. Da jeder die Stärken und Besonderheiten der Einzelnen respektierte, machte es sogar richtig Spaß, sich mit dem Herzen
einzubringen und an diesem Werk, wenn auch bescheiden, aber immerhin mitzuwirken.
Diese wunderbare Patientenbroschüre schließt selbst bei langjährigen Mitgliedern unserer
Selbsthilfe die eine oder andere Wissenslücke, auch wenn Sie als Patient bei einem Spezialisten in Behandlung sind und dort optimal betreut werden. Für alle neu Betroffenen, Angehörigen, Nichtmitglieder und sonstigen Interessierten gibt sie einen sachlichen Überblick über die
Erkrankung – angstfrei, aber mit der gehörigen Portion an „respektieren Sie Ihre Krankheit,
gehen Sie zu Experten, nehmen Sie Ihre Medikamente und werden Sie Ihr eigener Krankheitsmanager“. Selbst für Mitarbeiter der Krankenkassen, Physiotherapeuten und sonsti­ge
2
Akteure, die wissen sollten, was systemische
Sklerose ist, was sie macht und dass es
sehr wohl Spielregeln wie z. B. konsequente
Thera­pie, Nicht-Rauchen und Kälte-Meiden
gibt, ist die Broschüre ein wertvolles Werk –
zumal im Anhang die aktuellen Adressen der
Netzwerkteilnehmer – der Expertenzentren
– zu finden sind.
An das Deutsche Netzwerk für Systemische
Sklerodermie und die Firma Actelion ein
herzliches Dankeschön, und Ihnen wünsche
ich beim Studium viele Aha-Erlebnisse im
positiven Sinne.
Ihre Emma M. Reil
Vorsitzende
Sklerodermie Selbsthilfe e. V.
3
Vorwort des Deutschen Netzwerkes
für Systemische Sklerodermie (DNSS)
Liebe Patientin, lieber Patient, liebe Angehörige und Interessierte,
chronische und sehr seltene Erkrankungen wie die systemische Sklerose (häufig auch Skle­
rodermie genannt) stellen oft eine große Belastung für die betroffenen Patienten und deren
Familie sowie eine besondere Herausforderung für den behandelnden Arzt dar. Hinzu kommt,
dass die Ursache der systemischen Sklerose weitgehend ungeklärt ist.
Wird man als Betroffene/-r mit der Diagnose systemische Sklerose konfrontiert, herrscht
zunächst große Unsicherheit. Was ist das für eine Krankheit? Warum wird welche Untersuchung durchgeführt? Wie macht sich die Krankheit bemerkbar und wie wirkt sie sich auf mein
Leben und den Alltag aus? Welchen Verlauf wird sie vermutlich nehmen? Wie wird sie meine
Zukunft beeinflussen? Und welche Therapien sind für mich sinnvoll?
Die systemische Sklerose ist eine ernst zu nehmende und komplexe Erkrankung mit unterschiedlichsten Erscheinungsformen, und als Laie fällt es oftmals schwer, den medizinischen
Erklärungen der behandelnden Ärzte und Fachkräfte zu folgen. Dabei ist das Verständnis für
die eigene Erkrankung und das entsprechende Wissen wichtig, um die Unsicherheiten so
gering wie möglich zu halten und die Sinnhaftigkeit einer Therapie zu erkennen.
Wir wollen Ihnen deshalb mit dieser Broschüre behilflich sein, Ihren Fragen auf den Grund
zu gehen, damit Sie besser mit dieser Erkrankung leben können. Bitte nehmen Sie sich Zeit,
diese Informationen in Ruhe durchzulesen. Über die Vermittlung wichtiger Hintergründe zum
Krankheitsbild hinaus soll Ihnen diese Broschüre jedoch vor allem auch Mut machen und
Zuversicht geben.
Im Abschnitt „Leben mit systemischer Sklerose“ werden Sie sehen, dass dies heute sehr gut
möglich ist. Die Erkrankung gilt zwar noch nicht als heilbar, aber als behandelbar. Eine konsequent durchgeführte Therapie in Verbindung mit gewissen Änderungen in der Lebensweise
4
kann oftmals eine erhebliche Linderung der Beschwerden bewirken und Ihnen somit ein
großes Stück an Lebensqualität zurückgeben.
Viele Patienten mit systemischer Sklerose können mit ihren Beschwerden sehr gut umgehen und den Alltag genießen – deren Erfahrungen sollen Ihnen in dieser Broschüre zugute
kommen.
Im Anschluss finden Sie nützliche Adressen wie die der Selbsthilfeorganisationen, die Ihnen
weitere Tipps zum Umgang mit Ihrer Erkrankung geben können.
Eine Informationsbroschüre kann das persönliche Gespräch mit einem Arzt Ihres Vertrauens
nicht ersetzen, sie kann jedoch als zusätzliche Informationsquelle dienlich sein und helfen,
Unsicherheiten und Angstgefühle zu nehmen oder in konkrete Fragen an Ihren Arzt umzuwandeln.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen alles Gute.
Prof. Dr. med. Nicolas Hunzelmann
Prof. Dr. med. Gabriela Riemekasten
Prof. Dr. med. Ulf Müller-Ladner
PD Dr. med. Christane Pfeiffer
PD Dr. med. Pia Moinzadeh
Vorstandschaft
Deutsches Netzwerk für Systemische Sklerodermie e. V.
5
Inhaltsverzeichnis
Begegnung mit der systemischen Sklerose
8
Krankheitsbild10
Verbreitung der systemischen Sklerose 14
Mögliche Komplikationen bei systemischer Sklerose
14
• Vaskulopathie / Gefäßschädigung
16
•Finger
16
–Raynaud-Syndrom
16
– Geschwollene Finger
18
– Fingergeschwüre (digitale Ulzerationen)
19
• Herz und Lunge
20
–Lungenfibrose
22
– Lungenhochdruck / pulmonal arterielle Hypertonie (PAH)
24
–Herz
26
•Niere
28
•Verdauungstrakt
30
•Haut
32
• Muskulatur und Gelenke
34
Diagnostik36
Frühe Anzeichen
37
Weitere Untersuchungen
38
• Gefäßbeteiligung der Finger
38
•Lungenbeteiligung
38
•Herzbeteiligung
39
•Nierenbeteiligung
40
•Darmbeteiligung
40
•Routine-Untersuchungen
41
6
Umgang mit der systemischen Sklerose
42
Therapie42
• Behandlung der systemischen Sklerose
42
– Immunsystemdämpfende Therapie
44
–Haut
44
–Gefäßbeteiligung
44
–Raynaud-Syndrom
44
– Fingergeschwüre (digitale Ulzerationen)
45
– Lunge und Herz
46
–Niere
46
–Verdauungstrakt
46
– Muskeln und Gelenke
47
Begleitende Therapie
48
•Physiotherapie
48
•Ergotherapie
50
•Psychotherapie
50
• Sexuelle Funktionsstörungen
51
Leben mit systemischer Sklerose
52
•Alltagstipps
•Ernährung
•Schwangerschaft
•Sexualität
•Zahnpflege
•Hautpflege
•Beweglichkeit
•DNSS-Zentrenliste
•Selbsthilfegruppen
•Glossar
• Merkliste für den Arztbesuch
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60
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67
68
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7
BEGEGNUNG MIT DER
SYSTEMISCHEN SKLEROSE
8
Sklerodermie bedeutet wörtlich übersetzt „harte Haut“ (skleros = hart, derma = Haut) und bezeichnet eine seltene Erkrankung, die durch eine Verhärtung der Haut gekennzeichnet ist. Die
Ursache dafür ist eine Verhärtung des Bindegewebes. Inzwischen weiß man, dass auch die
inneren Organe und Blutgefäße betroffen sein
können; deswegen wird heute der Begriff „sysDie Geschichte der
temische Sklerose“ verwendet. Eine vollstänsystemischen Sklerose
dige Heilung der Erkrankung ist derzeit trotz
einiger Fortschritte in der Therapie noch nicht
1753 dokumentiert der neapolitanische
möglich, daher schreitet die Erkrankung über
Arzt Carlo Curzio den Fall einer 17-jähdie Zeit in unterschiedlichem Ausmaß weiter
rigen Patientin, die Symptome wie Vervoran. Aus diesem Grund ist eine bestmögliche
dickung der Haut, Enge um den Mund
und dauerhafte Therapie sehr wichtig, um eine
und Verdickungen um den Hals aufweist.
Verschlechterung des Gesundheitszustands
Zwei Jahre später beschreibt Curzio ihre
durch die Erkrankung aufzuhalten.
Erkrankung zum ersten Mal in einer MoHautschichten
Blutgefäß
Oberhaut
Lederhaut
(Bindegewebe)
Fibroblasten
Unterhaut
(Fettgewebe)
Entzündungszellen
Fibrose
Querschnitt durch die Hautschichten:
Die systemische Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des Bindegewebes. Durch eine Fehlreaktion des Immunsystems entsteht
eine Entzündungsreaktion gegen körpereigene Zellen, und es kommt
zu einer übermäßigen Vermehrung von Bindegewebszellen, den sogenannten Fibroblasten. Diese produzieren verstärkt Kollagen, welches eingelagert wird und zur Verhärtung der Haut führt (Fibrose).
nographie. 1808 und 1818 werden seine
Abhandlungen auch in London und Paris
veröffentlicht.
Der Begriff „Sklerodermie“ wird 1847
durch den französischen Arzt Elie Gintrac
etabliert, der davon ausgeht, dass es sich
um eine reine Hauterkrankung handele.
Nachdem William Osler, ein Mediziner aus
Kanada, erstmals Organbeteiligungen mit
der Hautfibrosierung in Zusammenhang
gebracht hat, schlägt R. Götz 1945 vor, die
Krankheit aufgrund des Verlaufs und der
Organbeteiligungen „progressive systemische Sklerose“ zu nennen.
Einer der bekanntesten Sklerose-Patienten war der Maler Paul Klee (1879 – 1940).
9
Krankheitsbild
Die systemische Sklerose ist eine Autoimmunkrankheit. Das bedeutet, dass das Immunsystem
körpereigene Strukturen fälschlicherweise als fremd erkennt und versucht, diese zu bekämpfen.
Die Ursache für die Entstehung einer systemischen Sklerose ist bis heute nicht vollständig
geklärt. Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, unter anderem genetische
Veranlagung, Umwelteinflüsse und unbekannte Infektionen (siehe auch Kapitel Diagnostik S. 36).
Die systemische Sklerose ist
eine Autoimmunerkrankung
Das Immunsystem zerstört
nicht nur Bakterien, Viren
und andere Schadstoffe …
… sondern auch körpereigene gesunde Zellen.
Daran beteiligt sind
Auto-Antikörper (z. B.
antinukleäre Antikörper).
Mechanismus einer Autoimmunerkrankung
Körpereigene Strukturen werden vom Immunsystem angegriffen.
10
Zunächst entsteht durch die Fehlreaktion
des Immunsystems eine Entzündungsreaktion ge­gen körpereigene Strukturen. Das bedeutet, dass Zellen des eigenen Immunsystems bestimmte andere Zellen des Körpers
angreifen, obwohl diese eigentlich gesund
sind. Ausdruck einer solchen Fehlreaktion
sind z. B. sogenannte Auto-Antikörper, die
von den Entzündungszellen gebildet werden
und im Blut des Patienten nachweisbar sind.
Das Hauptmerkmal der Erkrankung ist eine
fortschreitende Vermehrung des Bindegewebes durch eine erhöhte Produktion und
Einlagerung von Kollagen (ein Eiweißstoff,
wesentlicher Bestandteil von Knochen und
Zähnen). Dies führt zu einer Verhärtung des
Gewebes (Fibrose), besonders der bindegewebsreichen Haut. Da Bindegewebe aber
überall im Körper vorhanden ist, kann prinzipiell auch jedes andere Organ von einer
Verhärtung betroffen sein.
Dies führt vor allem zu einer krankhaften Veränderung der Blutgefäße, da die Wände der
Blutgefäße dicker werden. Besonders bei den kleinen Blutgefäßen kann dies zu Durchblutungsstörungen führen (Vaskulopathie). Da Blutgefäße sowohl in der Haut als auch in allen
anderen Organen zu finden sind, macht sich dies auch durch Veränderungen einzelner Organ­
funktionen bemerkbar.
Krankheitsmechanismen
Entzündung /
Autoimmunreaktion
Schädigung der Blutgefäße
(Vaskulopathie)
Verhärtung von Haut und
Bindegewebe
Krankheitsbild der systemischen Sklerose
Kennzeichnend sind eine Entzündung, eine Verhärtung von Haut und Bindegewebe und eine Schädigung der Blutgefäße.
11
Subgruppen der Sklerodermie
Systemische Sklerose
Limitierte sys­
temische Sklerose
(lSSc, CREST)
Diffuse
systemische
Sklerose (dSSc)
Lokalisierte (zirkumskripte)
Sklerodermie
Morphea
(zirkumskripte
Sklerodermie)
Lineare
Sklerodermie
Wichtigste Unterformen der systemischen Sklerose
Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Unterformen der systemischen Sklerose: die diffuse systemische Sklerose (dSSc) und die
limitierte systemische Sklerose (ISSc). Diese werden aufgrund der
Hauptsymptomatik eingeteilt. Sind nur die sogenannten Akren
(vorstehende Körperteile, also Hände oder Füße bzw. die Extremitäten unterhalb der Ellenbogen- oder der Kniegelenke, aber auch
Nase oder Kinn) betroffen, spricht man von einer limitierten Form
der systemischen Sklerose. Eine Organbeteiligung ist bei dieser
Form seltener und meist leichter ausgeprägt. Eine Unterform der
limitierten systemischen Sklerose ist das CREST-Syndrom (Calcinosis cutis, Raynaud-Syndrom, ösophageale (engl.: esophageal)
Beschwerden, Sklerodaktylie, Teleangiektasie).
Breitet sich die Sklerose über den ganzen Körper aus, wird von einer diffusen systemischen Sklerose gesprochen. Sie schreitet in
der Regel schneller voran und führt bei manchen Patienten schon
innerhalb eines Jahres zu einer schweren Form von Fibrose (Hautverhärtung). Sehr häufig sind dann auch innere Organe betroffen.
Die „Systemische Sklerose sine scleroderma (ssSSc)“ ist eine
sehr seltene dritte Unterform der systemischen Sklerose. Bei dieser Form sind nur innere Organe betroffen, die typischen äußeren
Merkmale fehlen.
12
Die systemische Sklerose ist eine chronischprogrediente Erkrankung. Das bedeutet, dass
die Krankheit mit der Zeit voranschreitet und
deshalb eine stetige Überwachung und Kontrolle der Symptome wichtig und notwendig
ist. Auch wenn bestimmte Symptome bei
milderen Temperaturen nicht so stark zu Tage
treten und man sich vielleicht nicht akut krank
fühlt, sollte die Therapie nicht ausgesetzt werden. Eine Einhaltung der Therapie ist für die
langfristige Kontrolle des Krankheitsverlaufs
wesentlich.
Bei der zirkumskripten Sklerodermie ist im
Unterschied zur systemischen Sklerose die
Verhärtung auf die Haut beschränkt, auch
wenn benachbarte Strukturen wie Fettgewebe, Muskeln und selten auch Gelenke
mitbetroffen sein können; eine Beteiligung
innerer Organe (Magen-Darm-Trakt, Lunge,
Herz, Nieren) tritt jedoch nicht auf, ebenso
wenig ein Übergang in eine systemische
Sklerose.
13
Verbreitung der systemischen Sklerose
Die systemische Sklerose ist eine seltene Erkrankung. Deutschlandweit leiden etwa 15.000
Menschen an einer systemischen Sklerose, und man schätzt, dass etwa 1.200 Menschen pro
Jahr neu erkranken. Da der Krankheitsverlauf jedoch sehr individuell ist und die Angaben
über die Häufigkeit in der Literatur stark variieren, handelt es sich hierbei nur um Schätzwerte.
Meistens tritt die Erkrankung im Alter von 30 bis 50 Jahren auf, wobei Frauen etwa viermal
häufiger betroffen sind als Männer.
Das Ausmaß der Erkrankung variiert stark: In einigen Fällen sind die Veränderungen nur
nach genauer Untersuchung mit entsprechender Diagnose-Technik nachvollziehbar und
werden von den Betroffenen fast gar nicht wahrgenommen. Andere Erkrankte sind dagegen
deutlich am ganzen Körper betroffen und haben Verhärtungen im Gesicht, Durchblutungsprobleme an den Fingern oder Beeinträchtigungen der inneren Organe. Entsprechend kann die
systemische Sklerose mit ernsthaften Beschwerden bei der Atmung, dem Schlucken und der
Verdauung verbunden sein. Da die Krankheit sehr unterschiedliche Ausprägungen zeigt, vergehen bei milden Verläufen oftmals Monate oder Jahre, bis bei einem Patienten die richtige
Diagnose gestellt wird.
Die systemische Sklerose ist heute zwar leider noch nicht heilbar, aber inzwischen stehen
gute Behandlungsoptionen zur Verfügung, die das Leben mit systemischer Sklerose erleichtern und den Langzeitverlauf positiv beeinflussen.
Mögliche Komplikationen bei systemischer Sklerose
Von der systemischen Sklerose können prinzipiell alle Organe betroffen sein, was zu unterschiedlichen Symptomen und Beschwerden führen kann.
14
Gesicht
Lunge
Hände
Herz
Verdauungstrakt
Gelenke
Haut
Schleimhäute
Geschlechtsorgane
Muskulatur
Gefäße
Niere
Mögliche Begleiterkrankungen bei der systemischen Sklerose
Die Übersicht zeigt verschiedene Organe, die von der systemischen Sklerose betroffen sein können.
15
Vaskulopathie / Gefäßschädigung
Die Schädigung der Gefäße (Vaskulopathie) gehört zu den Hauptmerkmalen der systemischen Sklerose. Die Durchblutung der Gefäße wird durch verschiedene Botenstoffe
reguliert, je nach Bedarf durch eine Verengung (Vasokonstriktion) oder eine Erweiterung
(Vasodilatation) des entsprechenden Gefäßes. Hier spielen drei Botenstoffe eine zentrale
Rolle: Endothelin, Stickstoffmonoxid und Prostazyklin. Geraten diese Regulationsmechanismen aus dem Gleichgewicht, so kommt es zu Durchblutungsstörungen. Im ungünstigsten
Fall kommt es zu einer ausgeprägten Gefäßverengung und einer Minderdurchblutung des
betroffenen Gewebes.
Endothelin ist ein sogenannter Vasokonstriktor, ein körpereigener Stoff, der an den Blutgefäßen eine Verengung auslöst. Wird es in zu großen Mengen freigesetzt, verursacht es eine
Verengung, Verhärtung und Verdickung der Gefäßwände sowie Entzündungen.
In verschiedenen Organen oder Körperteilen – beispielsweise an den Fingern, in der Niere
oder der Lunge – können durch eine Gefäßschädigung schwere Komplikationen auftreten
(siehe hierzu auch Kapitel Fingergeschwüre S. 45, Niere S. 46 und Lungenhochdruck S. 24).
Finger
Raynaud-Syndrom
Eines der frühesten Symptome, das der Erkrankung oft Jahre vorausgeht, ist das sogenannte
Raynaud-Syndrom. Es ist benannt nach seinem Entdecker, dem französischen Arzt Maurice
Raynaud. Mehr als 90 % der Patienten leiden am Raynaud-Syndrom, bei dem sich die Blutgefäße in den Fingern (oder manchmal auch an Zehen, Ohrläppchen oder Nase) anfallsweise
zusammenziehen und der Blutfluss eingeschränkt wird. Als Folge verfärben sich die Finger
zunächst weiß und anschließend aufgrund des Sauerstoffmangels blau. Wenn die Gefäße
sich wieder erweitern, fließt das Blut zurück in die Finger, sodass diese sich dadurch rot
verfärben. Die schnelle Verengung und Erweiterung der Gefäße kann zu starken Schmerzen
16
Raynaud-Syndrom
Normale Durchblutung
Quer- und Längsschnitt
der Arterie
Krampfartiges Zusammenziehen
der Arterien (Vasospasmen)
Die Finger verfärben sich weiß
(Minderdurchblutung)
Die Finger verfärben sich blau
(Sauerstoffmangel)
Die Finger verfärben sich rot
(Gefäße erweitern sich wieder)
Typischer Verlauf einer Raynaud-Attacke
Einzelne Finger werden zunächst weiß, dann blau und schließlich rot.
17
führen. Die drei farblichen Phasen haben dazu geführt, dass das Raynaud-Syndrom auch als
„Tricolore-Phänomen“ (Farben der französischen Flagge) bezeichnet wird.
Das primäre Raynaud-Syndrom tritt unabhängig von einer Grunderkrankung, wie zum Beispiel
der systemischen Sklerose, auf. Etwa 5 bis 12 % der Bevölkerung sind davon betroffen.
Formen des Raynaud-Syndroms
Primäres Raynaud-Syndrom
Sekundäres Raynaud-Syndrom
Hintergrund
Ohne Grunderkrankung
Mit Grunderkrankung
Ursache
Kälte oder Stress
Symptom einer Grunderkrankung,
z. B. systemische Sklerose
Erstes Auftreten
Meistens zwischen dem 15.
und 30. Lebensjahr
Meistens nach dem 30. Lebensjahr
Muster des Auftretens
Symmetrisch
Asymmetrisch
Auswirkungen
Vorübergehende Gefäßverengung,
keine bleibenden Gewebeschäden
Dauerhafte Schäden der Blutgefäße
Geschwollene Finger
Die Finger sind im frühen Stadium der systemischen Sklerose zunächst geschwollen und gerötet („puffy fingers“). Im weiteren Verlauf
können sie immer schmaler werden und
zunehmend versteifen (Sklerodaktylie); vor
allem werden die Fingerbeeren kleiner („Madonnenfinger“). Zusätzlich kann das Nagelwachstum gestört sein: Das Nagelhäutchen
ist häufig verdickt und schmerzempfindlich.
Manchmal treten Einblutungen im Nagelfalz
oder an dessen Rand auf.
18
Puffy fingers
Besonders im Frühstadium der Erkrankung sind die Finger oft geschwollen.
Fingergeschwüre (digitale Ulzerationen)
Fingergeschwüre, medizinisch als digitale Ulzerationen bezeichnet (lat. digis = Finger; ulcus = Geschwür), sind schmerzhafte, schwer heilende Wunden an den Fingern und Zehen. Etwa
30 bis 60 % der Patienten mit systemischer Sklerose leiden mindestens einmal im Krankheitsverlauf an digitalen Ulzerationen. Diese
Digitale Ulzerationen
heilen oftmals sehr langsam ab und können
Kapillarmikroskopie
im Krankheitsverlauf immer wieder auftreten.
Normal
A
B
Hauptursache ist eine mangelnde DurchNormale Dichte und
Form der Kapillaren
blutung, die durch eine Verdickung der
Gefäßwände oder auch durch kleinste Blutgerinnsel zustande kommt. Daneben können
Früh
mechanische Ursachen (Verletzungen oder
Wenige vergrößerte
Druck) zu digitalen Ulzerationen führen.
bzw. Riesenkapillaren
Zur Vermeidung von Infektionen ist eine Abklärung auch kleinerer Wunden durch den behandelnden Arzt und deren frühzeitige Wundversorgung von entscheidender Bedeutung.
Das Auftreten neuer digitaler Ulzerationen ist
dabei unabhängig von der Jahreszeit, auch
wenn andere Symptome für eine verminderte
Durchblutung, zum Beispiel das Raynaud-Syndrom, im Sommer weniger häufig auftreten.
Deswegen sollte der Entstehung von digitalen
Ulzerationen das ganze Jahr über vorgebeugt
werden. Dazu gehört, die Finger auch im Sommer stets warm zu halten (siehe auch Kapitel
Therapie S. 42, Fingergeschwüre S. 45).
und kapilläre
Mikrohämorrhagien
Aktiv
Häufige Mega­kapil­
laren und Hämor­
rhagien, moderater
Kapillarverlust
Spät
Schwerer Kapillarverlust, Desorgani­sation
des Kapillar­musters
Kapillarmuster bei digitalen Ulzerationen
A: Änderung der mit Kapillarmikroskopie (weitere Informationen siehe
Seite 36) beobachteten Kapillarmuster im Krankheitsverlauf. Mit
einer Kapillarmikroskopie lassen sich die kleinen Blutgefäße (Kapillaren) in den Fingern beurteilen. Eine geringe Anzahl an Kapillaren
pro Millimeter erhöht das Risiko für digitale Ulzerationen.
B: Die Entstehung digitaler Ulzerationen hängt mit einer verminderten Durchblutung der Finger zusammen.
19
Herz und Lunge
Herz und Lunge arbeiten bei der Sauerstoffversorgung eng zusammen. Um das Blut mit Sauerstoff anzureichern, pumpt das Herz das Blut in die Lunge, sammelt es erneut im Herzen und
pumpt es dann in den gesamten Körper. Ist bei einer Erkrankung die Lunge beteiligt, hat dies
zwangsläufig oft auch Auswirkungen auf das Herz, das das Blut durch die Lunge pumpt.
Herz-Lungen-Kreislauf
Das Herz des Menschen kann als in zwei Hälften geteilt betrachtet werden. Die rechte
Herzhälfte pumpt das Blut durch den Lungenkreislauf, wo es mit Sauerstoff angereichert
wird. Danach strömt es in die linke Herzhälfte. Die linke Herzhälfte pumpt das mit Sauerstoff angereicherte Blut durch den Körperkreislauf, um alle Organe mit Sauerstoff zu
versorgen und Kohlendioxid von den Organen zur Lunge zu transportieren und dort wieder
abzugeben. Es gibt also einen Lungenkreislauf (rechtes Herz – Lunge – linkes Herz) und
einen Körperkreislauf (linkes Herz – Körper – rechtes Herz).
Der Druck im Lungenkreislauf ist sehr viel niedriger als im Körperkreislauf und die Wanddicke der Lungengefäße entsprechend dünn, sodass Sauerstoff besser aufgenommen
werden kann.
Die beiden wichtigsten Formen der Lungenbeteiligungen bei systemischer Sklerose sind die
Lungenfibrose (Beteiligung des Lungengewebes) und der Lungenhochdruck (Beteiligung der
Lungengefäße).
20
Herz-Lungen-Kreislauf
Rechte Lunge
Linke Lunge
Lungenarterie
Lungenvene
Körperkreislauf Vene
Körperkreislauf Arterie
Herzklappen
Rechtes Herz
Linkes Herz
Herzbeutel
Herzmuskel
Der Herz-Lungen-Kreislauf
Das linke Herz pumpt das Blut durch den Körper in die verschiedenen Gewebe, um diese mit Sauerstoff zu versorgen. Von dort gelangt das sauerstoffarme Blut zurück ins rechte Herz. Neben dem Körperkreislauf gibt es den
Lungenkreislauf. Hier wird das Blut aus dem rechten Herzen zur Anreicherung
mit Sauerstoff in die Lunge und anschließend in das linke Herz gepumpt. Der
Körper- und der Lungenkreislauf haben unterschiedliche Gefäßwiderstände
und auch verschiedene Drücke.
21
Lungenfibrose
Eine Lungenfibrose tritt bei ca. 50 % der Patienten mit systemischer Sklerose auf. Hierbei
kommt es zu einer Ablagerung von Bindegewebe in den Lungenbläschen und den kleinen
Luftwegen. Dabei ist der Verlauf sehr unterschiedlich. Bei vielen Patienten verläuft die Erkrankung sehr langsam. Zu Beginn spürt man die Veränderungen im Lungengewebe kaum,
als Symptome können allerdings Kurzatmigkeit und trockener Husten auftreten.
Schreitet die Erkrankung fort und verdickt sich das Bindegewebe in der Lunge weiter, kann
es zu einem gestörten Sauerstoffaustausch kommen. Daher und aufgrund einer (ebenfalls
durch die Sklerose bedingten) Verengung der Blutgefäße braucht das Herz mehr Kraft, um
Gesunde Lunge
Lunge bei Lungenfibrose
Bronchiole
Fibrose
Lungenbläschen
Alveolitis: Sklerose
und Entzündung der
Lungenbläschen
Mögliche Schädigung des Lungengewebes bei Lungenfibrose
Die Lungenfibrose ist durch Entzündung und Verhärtung des Lungengewebes gekennzeichnet.
22
das Blut durch den Lungenkreislauf zu pumpen. Eine zunehmende Herzschwäche durch
den erhöhten Pumpwiderstand kann gegebenenfalls später, wenn sie nicht adäquat
behandelt wird, zu Wassereinlagerungen in
den Beinen führen.
23
Lungenhochdruck (pulmonal arterielle Hypertonie (PAH))
Bei der systemischen Sklerose können aufgrund verschiedener pathologischer Prozesse
die Blutgefäße der Lunge immer weiter verengen. Damit durch die verengten Lungengefäße
eine ausreichende Blutmenge fließt, muss die rechte Herzhälfte erheblich mehr leisten und
gegen den Widerstand der Lungengefäße anpumpen. Im Laufe der Erkrankung verändert
sich das Gewebe der Blutgefäße in der Lunge immer mehr und das Blut muss mit weiter zunehmendem Druck durch die Gefäße gepumpt werden. Aufgrund der zusätzlichen Belastung
vergrößert sich das rechte Herz; man spricht von Rechtsherzhypertrophie.
Zum Krankheitsbild des Lungenhochdrucks gibt es eine Vielzahl von Aufklärungsbroschüren
sowie ein entsprechendes Online-Angebot unter www.lungenhochdruck-infocenter.de.
Lungenhochdruck (PAH)
Bei der PAH ist der Druck in der Lungenarterie durch ein gestörtes Gleichgewicht von
Regulationsmechanismen erhöht. Die Folge ist eine Verengung der Gefäße (Vasokonstriktion), wodurch der Druck in der Lungenarterie ansteigt. Auf Dauer kommt es auch zu einer
Verdickung der Gefäßwand, was den Druck weiter verstärkt.
24
Lungenhochdruck (PAH)
Gesundes Herz
Lungenarterie
normal
Herz bei PAH
Lungenarterie
verengt
Vergrößerung des
rechten Herzens
Querschnitt durch das Herz und die Lungenarterie
Bei Lungenhochdruck wird das rechte Herz durch einen erhöhten Gefäßwiderstand in der Lungenarterie stark belastet.
25
Herz
Auch das Herz selbst kann von der systemischen Sklerose betroffen sein. Die Herzmuskulatur kann durch eine Verhärtung des
Bindegewebes in seiner Pumparbeit gestört
sein, ebenso der das Herz umgebende Herzbeutel. Beides kann zu einer verminderten
Pumpleistung des Herzens führen. Auch die
Herzklappen können in ihrer Funktion eingeschränkt sein.
Seltener ist auch die Herzreizleitung (der Teil
des Herzens, der den Grundrhythmus des
Herzens vorgibt) in Mitleidenschaft gezogen,
was in Einzelfällen zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
26
Mögliche Herzbeteiligung bei systemischer Sklerose
Reizleitungs-/
Rhythmusstörung
Herzmuskelentzündung
Minderdurchblutung
des Herzmuskels
Verhärtung der
Herzmuskulatur
Herzbeutel-Erguss
Querschnitt durch das Herz
Das Herz kann auf verschiedene Art und Weise betroffen sein.
27
Niere
Nierenfunktionsstörungen entstehen durch eine Veränderung der kleinen Gefäße in den
Nieren. Diese verengen sich, und die Gefäßwände werden dicker und verhärten. Dies führt
zu einer verminderten Durchblutung. Eine gefährliche Komplikation dabei ist die sogenannte
renale Krise, die jedoch bei regelmäßigen Kontrollen nur noch selten vorkommt. Darunter
versteht man eine sich sehr schnell verschlechternde Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen. Deswegen ist es sehr wichtig, eine wirksame Therapie einzuleiten, sobald erste
Symptome auf eine Beteiligung der Nieren hinweisen.
Das erste Symptom ist in der Regel eine plötzliche Erhöhung des Blutdruckes. Oft geht dies
mit Sehstörungen, starken Kopfschmerzen und Atemnot einher. Patienten mit Risikofaktoren
sollten ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren und bei untypisch starken Veränderungen
sofort den behandelnden Arzt aufsuchen.
Blutdruck bei Nierenbeteiligung
Eine verminderte Durchblutung der Niere wird durch eine spezielle Funktionseinheit
der Niere, den juxtaglomerulären Apparat (Teil des Nierenkörperchens), gemessen.
Ist der Blutdruck zu niedrig, wird ein Protein, das Renin, freigesetzt. Dies aktiviert
das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, eines der wichtigsten blutdruckregulierenden Systeme im Körper. Wird Renin freigesetzt, so erhöht sich der
Gesamtblutdruck im Körper.
28
Mögliche Nierenbeteiligung
Gefäße in der Niere
Nierenkörperchen
Schlechte Durchblutung,
verminderte Nierenfunktion
Steuerung des Flüssigkeitshaushalts (Blutdruck)
Lage der Nieren im Körper
Nierenbeteiligung
Die Abbildung zeigt einen Querschnitt durch die Niere. Durch eine verminderte Durchblutung kann es zu Einschränkungen in der Nierenfunktion kommen.
29
Verdauungstrakt
Viele Patienten mit systemischer Sklerose leiden auch an Symptomen im Verdauungstrakt.
Diese können in jedem Abschnitt des Verdauungstraktes auftreten, der sich vom Mund über
die Speiseröhre bis in den Magen und das Darmsystem erstreckt.
Trockenheit im Mund kann durch eine Störung der Speicheldrüsenfunktion bedingt sein.
Dadurch wird das Kauen und Schlucken erschwert. Wenn zusätzlich die Mundöffnung verkleinert und das Zungenbändchen verhärtet ist, wird dazu noch die Zahnhygiene erschwert
(siehe auch Kapitel Zahnpflege S. 59).
Im Bereich der Speiseröhre (Ösophagus) treten oft eine Verhärtung und eine verminderte
Beweglichkeit (Peristaltik) auf. Speisen können dann nicht mehr zügig in den Magen transportiert werden und bleiben in der Speiseröhre hängen.
Auch der Mageneingang selbst kann betroffen sein: Wenn sich der Mageneingang nicht mehr
richtig schließt, kann der saure Magensaft zurück in die Speiseröhre fließen und Sodbrennen
verursachen (siehe auch Kapitel Ernährung S. 56, Sodbrennen S. 57).
Ist der Magen in seiner Motilität eingeschränkt, verbleiben Speisen dort länger, was zu einem
schnellen, anhaltenden Sättigungsgefühl führt.
Auch im Dünndarm ist die Passagezeit der Nahrung durch eingeschränkte Motilität oft verlängert. Das kann zu Stuhlunregelmäßigkeiten, Unwohlsein, Blähungen und einer verminderten
Nahrungsaufnahme im Darm führen. In schweren Fällen kann dann eine Mangelernährung
auftreten. Veränderungen der Blutgefäße im Verdauungstrakt können zu Problemen führen
(z. B. Blutungen in der Magenschleimhaut).
30
Verdauungstrakt
normal
verhärtet
Speiseröhre
Verhärtung der Speiseröhre
(Motorik verschlechtert)
Magen
Mageneingang steht offen:
Sodbrennen (Reflux)
Magen
„Wassermelonenmagen“
Darm
Verhärtung der Darmwand
(Bewegungsstörungen)
Mögliche Symptome im Verdauungstrakt
Im Verdauungstrakt können verschiedene Symptome, wie zum Beispiel Sodbrennen, auftreten.
31
Haut
Typisch für die systemische Sklerose ist die Verdickung und Verhärtung der Haut. Meistens
beginnt diese an Händen, Füßen und im Gesicht – die Haut wirkt straffer und glänzender und
lässt sich schlechter verschieben. Später sind bei der diffusen Form der systemischen Skle­
rose auch Oberarme, Oberschenkel und Rumpf betroffen. Die Haut ist steif, kann nicht mehr
so gut bewegt werden und ist eher trocken.
Auch das Nagelwachstum kann gestört sein und mit einem verdickten Nagelhäutchen einhergehen.
Mit dem Fortschreiten der Krankheit nimmt das Fettgewebe unter der Haut ab, und die Haut
wird insgesamt wieder dünner.
Durch Gefäßveränderungen, besonders im Bereich des Gesichts und des Dekolletés, können
kleine rote Punkte auftreten, sogenannte Teleangiektasien. Diese erweiterten Kapillargefäße
sind aber in der Regel harmlos und bedürfen keiner Behandlung.
Bei der diffusen systemischen Sklerose können vorwiegend an den Händen und Unterarmen
in Einzelfällen Kalkablagerungen (Kalzinosen) als Knötchen auftauchen.
32
Verhärtung der Haut
Normale Haut
Verhärtete Mimik und verkleinerter Mundraum
Verhärtete Haut
Kontrakturen (Sklerodaktylie)
Fibrose
Haut
Der Querschnitt durch die Hautschichten zeigt die Verhärtung der Haut durch die sogenannte Fibrose (vermehrte Einlagerung von Kollagen im Bindegewebe).
Besonders an den Händen verhärtet sich die Haut, was zu Kontrakturen führen kann. Im Gesicht zeigt sich eine mimische Starre, und die Mundöffnung kann
verkleinert sein.
33
Muskulatur und Gelenke
Durch die Hautverhärtung im Bereich der Gelenke ist die Beweglichkeit oft eingeschränkt.
Besonders betroffen sind die kleineren Gelenke, also Finger-, Sprung- und Handgelenke.
Die verminderte Beweglichkeit der Gelenke kann zusätzlich zu einem Abbau der Muskulatur
führen. Weiterhin können Entzündungen sowohl die Gelenke direkt als auch die Muskulatur
belasten.
Gelenkschmerzen, sowohl in Ruhe als auch
in Bewegung, treten deshalb recht häufig
auf und ähneln den Beschwerden einer
rheu­matischen Erkrankung mit der typischen
Morgensteifigkeit. Dauerhaften Bewegungseinschränkungen der Gelenke sollte mit einer
konsequenten und raschen Therapie vorgebeugt werden (siehe auch Kapitel Begleitende
Therapie S. 48, Physiotherapie S. 48 und Kapitel Beweglichkeit S. 63).
Degenerative Erkrankungen der Muskulatur
– wie Muskelschwäche oder -rückbildung –
treten dagegen relativ selten auf.
34
Knochen
Untersuchungen haben gezeigt, dass
Patienten mit systemischer Sklerose ein
erhöhtes Risiko für eine Osteoporose
(Knochenschwund) aufweisen. Die Ursache dafür ist noch nicht vollständig geklärt, ein möglicher Grund könnte aber die
verminderte Aufnahme von Kalzium und
Vitamin D in Magen und Darm und eine
veränderte Lebensweise (weniger Bewegung) sein. Weiterhin ist die systemische
Sklerose oft mit einem niedrigen Körpergewicht und Nierenfunktionsstörungen
verbunden, welche eine Osteoporose
zusätzlich begünstigen.
Mögliche Beteiligung von Gelenken und Muskulatur
Gelenke
Muskulatur
Arthritis
Verkürzung der
Fingerendknochen
Entzündung
der Muskulatur
Muskelschwäche
Mögliche Beteiligung von Gelenken und Muskulatur
Durch die Verhärtung der Haut kann die Gelenkbeweglichkeit eingeschränkt sein.
35
Diagnostik
Da im Anfangsstadium der systemischen Sklerose oft kein klares Krankheitsbild zu erkennen
ist, ist deren Diagnose nicht einfach, und Patienten haben oft eine wahre Odyssee hinter
sich, bevor die Krankheit erkannt wird. Verschiedene Organe können auf unterschiedliche
Weise betroffen sein, und es existieren meist wenig eindeutige Erkennungsmerkmale für
eine verlässliche Diagnose. Außerdem ist die systemische Sklerose eine seltene Krankheit,
an die – selbst wenn es Hinweise gibt – oft nicht sofort gedacht wird. Häufige Diagnosen
sind Durchblutungsstörungen oder Gelenkbeschwerden. Dazu kommt, dass Mischformen mit
anderen rheumatologischen Erkrankungen möglich sind.
Moderne Untersuchungsmethoden
Kapillarmikroskopie
Eine hilfreiche Untersuchung für die Diagnose
einer systemischen Sklerose ist die Kapillarmikroskopie. Mit einem Lichtmikroskop
wird die Durchblutung der kleinsten Gefäße
(Kapillaren) beurteilt, um festzustellen, ob eine
Schädigung der Blutgefäße vorliegt. Dazu
eignet sich besonders der Nagelfalz bzw. das
Nagelhäutchen der Finger (oder der Füße),
denn hier sind die kleinsten Blutgefäße in
ihrer gesamten Struktur erkennbar.
36
Normal
Früh
Aktiv
Spät
Frühe Anzeichen
Mögliche frühe Anzeichen sind ein RaynaudSyndrom, geschwollene Finger und eine
reduzierte Belastbarkeit. Da es sich bei der
systemischen Sklerose um eine Autoimmunkrankheit handelt, können häufig bestimmte
Antikörper, sogenannte antinukleäre Antikörper (ANA), relativ früh nachgewiesen werden.
Auf diese Weise ergeben sich Hinweise
zu dem Verlauf der Krankheit (Prognose).
Einzelne Antikörper weisen auf bestimmte
Krankheitsbilder hin. Wahrscheinlich tauchen
antinukleäre Antikörper schon vor Ausbruch
der Krankheit auf.
Autoantikörper gegen
Anti-Scl70(Topoiso­
merase I)-Antikörper
Autoantikörper gegen
Anti-ZentromerAntikörper
Antinukleäre Antikörper
Bei der systemischen Sklerose werden bei 90 – 95 % der Patienten
antinukleäre Antikörper nachgewiesen. Die Bilder zeigen mikroskopische Aufnahmen, bei denen antinukleäre Antikörper (Anti-Scl70und Anti-Zentromer-Antikörper) mittels einer bestimmten Unter­
suchungsmethode, der Immunfluoreszenz, angefärbt wurden und
somit in den Zellen sichtbar werden.
Antinukleäre Antikörper (ANA)
Antikörper sind Eiweißstoffe, die vom Immunsystem zur Abwehr
von Krankheitserregern gebildet werden. Bei Autoimmunkrankheiten bildet das Immunsystem Antikörper gegen körpereigene
Strukturen; deswegen werden diese auch Auto-Antikörper
genannt. Unter dem Begriff antinukleäre Antiköper (ANA) fasst
man alle Antikörper zusammen, die Strukturen des Zellkerns (lat.
nucleus = Kern) angreifen. Ein erhöhter ANA-Wert weist häufig auf
eine Bindegewebserkrankung (Kollagenose) hin.
Schematische Struktur
eines Antikörpers
37
Weitere Untersuchungen
Da es sich bei der systemischen Sklerose um eine Erkrankung handelt, die den gesamten
Körper betreffen kann, sind weitere Untersuchungen sinnvoll. Diese können das mögliche
Auftreten von Komplikationen frühzeitig erkennen lassen. Dazu gehört die Untersuchung von
Hautveränderungen mit einem standardisierten Verfahren (mRSS, modifizierter Rodnan Skin
Score). Dabei wird der Körper in 17 Bereiche eingeteilt, die jeweils auf die Hautdicke untersucht werden. Die Hautdicke in jedem Areal wird anhand eines Scores von 0 bis 3 (normale
Dicke bis schwerwiegende Hautverdickung) beurteilt. Je höher der Gesamt-Score aus allen
Arealen ist, desto schwerer ist die Hautbeteiligung.
Eine Blutuntersuchung kann Rückschlüsse auf Entzündung und Funktion verschiedener Organe geben und auch eine mögliche Herz- oder Lungenbeteiligung anzeigen. Hierzu können
bestimmte Stoffe im Blut nachgewiesen werden.
Die unterschiedlichen Organsysteme sollten genau untersucht werden, um Organbeteiligungen möglichst frühzeitig zu erkennen.
Gefäßbeteiligung der Finger
Eine kapillarmikroskopische Untersuchung des Nagelfalzes kann Aufschluss über eine
Schädigung der Gefäße in den Fingern geben. Diese Untersuchung dient vor allem der
Risikoeinschätzung: Je größer die Schädigung, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten von
Fingergeschwüren.
Lungenbeteiligung
Die Kontrolle der Lungenbeteiligung ist sehr wichtig, da Komplikationen in der Lunge
unbehandelt schwere Verläufe nehmen können und nach wie vor eine der häufigsten
38
krank­heitsbezogenen Todesursachen der systemischen Sklerose sind (siehe auch Kapitel
Herz und Lunge S. 20). Auch für Patienten, die keine Lungenbeschwerden haben, empfiehlt
sich eine regelmäßige Untersuchung der Lunge, da gegebenenfalls eine Therapie frühzeitig
erwogen werden sollte. Zunächst muss unterschieden werden, ob das Gewebe der Lunge
oder die Blutgefäße betroffen sind (Lungenfibrose oder Lungenhochdruck, siehe auch Kapitel
Herz und Lunge S. 20). Am besten lässt sich das in einer hochauflösenden Computertomographie beurteilen. Lungenfunktionstests geben zusätzlich Aufschluss über Lungenvolumen,
Atemfluss, Widerstand im Bronchialsystem und Sauerstoffaustausch. Weiterhin kann auch
die individuelle Leistungsfähigkeit, u. a. mit einem sogenannten 6-Minuten-Gehtest, ermittelt
werden.
Herzbeteiligung
Zur Untersuchung einer Herzbeteiligung wird oft eine echokardiographische Untersuchung
des Herzens empfohlen. Dabei wird durch Ultraschall das Herz auf seine Funktion überprüft
und das Gewebe des Herzens auf Verdickungen und Entzündungen untersucht. Hierbei kann
man die Größe und Dicke des Herzens bestimmen, die Klappen und deren Funktion und ob
sich Flüssigkeit im Raum zwischen dem Herzbeutel und dem davon umschlossenen Herzen
befindet (Herzbeutelerguss oder medizinisch Perikarderguss genannt). Da sich der Blutdruck
in der Lungenarterie durch diese Ultraschalluntersuchung abschätzen lässt, kann dies einen
Hinweis auf einen möglichen Lungenhochdruck geben. Bei Verdacht kann ein Rechtsherzkatheter (dabei wird eine Messsonde durch die Gefäße zum Herzen gebracht, um den Druck in
der Lungenarterie genau zu messen) durchgeführt werden.
Ein Elektrokardiogramm (EKG) gibt einen guten Überblick über Herzrhythmus und -frequenz
sowie die Erregungsleitung des Herzens und liefert Hinweise für weitere Veränderungen
(Sauerstoffarmut, Herzgröße, Herzbelastung, Entzündung).
Zur Sicherheit sollte einmal jährlich eine Kontrolle beim Lungen- und Herzspezialisten erfolgen. Dies sollte zusammen mit dem behandelnden Arzt entschieden werden (siehe auch
Tabelle Empfehlungen zur ärztlichen Betreuung S. 41).
39
Nierenbeteiligung
Eine Nierenschädigung kann sehr gefährlich sein und muss umgehend behandelt werden.
Ansonsten können ein bleibender Nierenschaden mit dauerhaftem Nierenversagen und die
Notwendigkeit einer regelmäßigen Dialyse die Folge sein. Hochrisikopatienten sollten deshalb
gut über die Symptome Bescheid wissen. Ein typischer Hinweis auf eine Nierenschädigung ist
ein plötzlicher Anstieg des Blutdruckes (siehe auch Kapitel Niere S. 28).
Eine Beteiligung der Niere lässt sich relativ gut im Blut und im Urin bestimmen.
Darmbeteiligung
Eine Beteiligung des Darms tritt sehr häufig auf und kann verschiedene Formen annehmen.
Mit einer Magenspiegelung lassen sich Speiseröhre, Magen und ein Stück des Dünndarms
auf Veränderungen der Schleimhäute untersuchen. Mittels Röntgenaufnahmen und Sondenmessungen lassen sich Veränderungen in der Beweglichkeit der Speiseröhre und beim
Schließen des Magens genauer feststellen.
Eine Darmspiegelung kann Aufschluss über Veränderungen des restlichen Darmes geben.
Durch eine gestörte Darmbeweglichkeit kann es auch zu einer lokalen Vermehrung von Bakterien kommen, was zu Durchfällen führen kann.
40
Routine-Untersuchungen
Im Verlauf der systemischen Sklerose ist es sehr wichtig, in regelmäßigen Abständen Untersuchungen durchführen zu lassen, um frühzeitig mögliche Organbeteiligungen zu diagnostizieren und die bestmögliche Therapie zu erhalten.
Bei der Diagnose der Erkrankung sollten betroffene Patienten sich auf jeden Fall einen Spezialisten suchen. Ein internistischer Rheumatologe oder ein Dermatologe, der sich auf Autoimmunerkrankungen spezialisiert hat, kann hier am besten helfen. Der Spezialist kennt sich mit
den Formen der systemischen Sklerose gut aus, kann individuell beraten und den Verlauf der
Krankheit kontrollieren. Es empfiehlt sich, ihn alle drei Monate aufzusuchen.
Empfehlungen zur ärztlichen Betreuung
Arzt / Therapeut
Vorgeschlagener Zeitabstand
Warum?
Spezialist für systemische
Sklerose (Rheumatologe,
Dermatologe, Angiologe)
Alle 3 Monate
Durchgehende Betreuung und Überwachung, evtl. Wundversorgung
Lungenspezialist (Pneumologe)
Einmal im Jahr
Überprüfung der Funktion der Lunge
Herzspezialist (Kardiologe)
Einmal im Jahr, bei Lungen­
hochdruck häufiger
Überprüfung der Funktion
des Herzens
Magen-Darm-Spezialist
(Gastroenterologe)
Bei Bedarf, eventuell bei der
ersten Untersuchung
Überprüfung, ob eine Beteiligung
des Magen-Darm-Traktes vorliegt,
ansonsten bei Reflux oder Ähnlichem
Wundspezialist
Bei Bedarf
Bei offenen Wunden
Ergotherapeut
Regelmäßig oder bei Bedarf
Hilfe im Alltag
Physiotherapeut
Variabel
Bei Funktionseinschränkungen
und Ödemen
Psychotherapeut
Bei Bedarf
Krankheitsbewältigung
41
Therapie
Behandlung der
systemischen Sklerose
Da die Ursache der systemischen Sklerose
bis heute nicht bekannt ist, gibt es keine Kausaltherapie (Heilung der Krankheit), jedoch
können die Symptome sehr gut behandelt
werden. Diese treten aber nicht alle gleichzeitig oder in vollständiger Ausprägung auf.
Experten empfehlen, zu Beginn der Erkrankung eine umfassende Untersuchung durchzuführen, um neben dem Status der Sklerose
eine mögliche Beteiligung verschiedener
Organe frühzeitig zu erkennen.
UMGANG MIT DER
SYSTEMISCHEN SKLEROSE
42
Eine Behandlung muss sich vorwiegend darauf konzentrieren, den Krankheitsprozess
an der Haut und den inneren Organen zu verlangsamen, die Beschwerden zu lindern und
die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten.
Nach der Diagnose lässt sich eine angemessene Therapie einleiten und eine sinnvolle
Zusammenstellung von Kontrolluntersuchungen planen.
Wichtig ist, dass aufgrund der Seltenheit
der Erkrankung nur wenige Medikamente
eine spezielle Zulassung für die systemische
Sklerose haben, sodass Ihnen Ihre Ärztin / Ihr Arzt trotz Wirksamkeit bestimmte Medikamente nur nach Genehmigung durch die
Krankenkasse verschreiben kann.
43
Immunsystemdämpfende Therapie
Der Verlauf der Erkrankung kann unter bestimmten Umständen mit Medikamenten, die die Reaktion
des Immunsystems abschwächen (Immunsuppression), verlangsamt werden. Dies gilt bei hochaktiven oder sich schnell verschlechternden Verläufen auch für die Stammzelltransplantation.
Haut
Zur Behandlung der Hautsklerose gibt es keine sicher wirkenden Ansätze. Lediglich für
Methotrexat gibt es positive Erfahrungen bei der Behandlung im sehr frühen Stadium. Auch
eine Lichttherapie (UV-Strahlung) kann bei milderen Formen erwogen werden. Bei starkem
Juckreiz oder Brennen können ebenfalls Behandlungen mit einer Lichttherapie (UV-Strahlung), Antihistaminika oder Medikamente und Salben gegen „Nervenschmerzen“ helfen.
Gefäßbeteiligung
Im gesunden Organismus gibt es ein Zusammenspiel zwischen gefäßerweiternden und gefäßverengenden Stoffen, sodass der Körper je nach Bedarf die Blutzufuhr in den Gefäßen
verringern oder erhöhen kann. Im Krankheitsfall kann dieses Gleichgewicht jedoch gestört
sein, sodass es zu einer übermäßigen Gefäßverengung kommt. Es gibt verschiedene Strategien, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen.
Neben dem Meiden von Kälte, dem Verzicht auf Nikotin sowie auf Wärmeanwendungen
wie Kohlendioxid- oder Paraffinbäder ist die Gabe von durchblutungsfördernden und gefäß­
erweiternden Medikamenten ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.
Raynaud-Syndrom
Für die Behandlung des Raynaud-Syndroms kommen in erster Linie Kalzium-Kanalblocker
(eine Gruppe von Medikamenten, die u. a. zur Behandlung von Bluthochdruck, koronaren
Herzkrankheiten und Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden) infrage. Weitere Medikamente sind u. a. sogenannte Phosphodiesterase-Hemmer (z. B. Sildenafil) oder intravenöse
44
Vasodilatatoren (gefäßverengende Medikamente, z. B. Prostaglandine). Gefäßverengende
Beta­blocker sollten vermieden werden.
Fingergeschwüre (digitale Ulzerationen)
Digitale Ulzerationen (Fingergeschwüre) sind sehr schmerzhaft und können im Extremfall bis
zum Verlust der betroffenen Gliedmaßen führen. Um die Durchblutung der Finger zu verbessern,
ist der Einsatz blutgefäßerweiternder Substanzen angeraten. Bei akuten digitalen Ulzerationen
kommen intravenös verabreichte Prostazykline infrage. Zur Verminderung der Anzahl neuer
Geschwüre ist seit 2007 Bosentan (ein Endothelin-Rezeptor-Antagonist) zugelassen.
Endothelin-Rezeptor-Antagonisten hemmen den im Überschuss gebildeten natürlichen
Botenstoff Endothelin, der eine Verengung der Blutgefäße, eine chronische Entzündungsreaktion und auf Dauer einen Umbau der Gefäße bewirkt.
Behandlung der Gefäßerkrankung (Vaskulopathie)
Zur Behandlung der Vaskulopathie kommen verschiedene medikamentöse Maßnahmen
infrage. Das Ziel ist die Verbesserung der Durchblutung. Aber auch begleitende Maßnahmen wie Wärmebäder, der umgehende Rauch-Stopp und die Vermeidung von Kälte sind
wichtig.
Als durchblutungsfördernde Medikamente können u. a. Kalziumkanalblocker und Angiotensin-Rezeptor-Blocker (z. B. Amlopidin) zum Einsatz kommen.
Bei digitalen Ulzerationen werden intravenöse Vasodilatatoren (z. B. Iloprost), Phosphodiesterase-Hemmer (z. B. Sildenafil) zur Unterstützung der Abheilung sowie Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Bosentan) zur Vermeidung neuer Wunden eingesetzt.
Neben der medikamentösen Therapie ist bei digitalen Ulzerationen eine begleitende
Wundbehandlung sehr wichtig, ebenso wie die Vorbeugung gegen Raynaud-Attacken
durch Handschuhe, Handwärmer, Schutzkleidung und Meidung von Nikotin.
45
Lunge und Herz
Eine schnell fortschreitende Lungenfibrose kann mit einer hochaktiven Immunsuppression
(z. B. Cyclophosphamid / Endoxan) behandelt werden. Für alle anderen Immunsuppressiva
steht leider bis heute der Beweis noch aus, bei welchen Patienten diese wirken können. Ein
Lungenhochdruck (PAH) sollte möglichst früh erkannt und behandelt werden. Zur medikamentösen Behandlung stehen einige effektive Medikamente verschiedener Wirkstoffgruppen
zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie unter www.lungenhochdruck-infocenter.de.
Bei einer reinen Herzbeteiligung muss je nach Krankheitsbild die Therapie individuell entschieden werden.
Niere
Das Hauptsymptom einer Nierenbeteiligung ist ein schneller Anstieg des Blutdruckes; deswegen ist das Ziel einer medikamentösen Behandlung dessen sofortige Senkung. Eine wichtige
Gruppe von blutdrucksenkenden Medikamenten sind hierbei ACE-Hemmer, die sehr schnell in
hoher Dosierung eingesetzt werden müssen, sonst besteht das Risiko einer Dialysepflichtigkeit.
Verdauungstrakt
Die Ausprägungen im Bereich des Verdauungstraktes können sehr vielfältig sein, betreffen
in unterschiedlicher Form aber fast alle Patienten. Bei Refluxerkrankung (und Husten durch
Reflux) sind Protonenpumpenhemmer sehr wirksam. Wichtig ist die ausreichend hohe Dosierung morgens und abends. Zur Anregung der Peristaltik (Muskeltätigkeit der Speiseröhre, des
Magens und des Darms) können Prokinetika hilfreich sein.
Bei Motilitätsstörungen können sowohl Durchfall als auch Verstopfung die Folge sein. Diese
lassen sich relativ gut mit Medikamenten gegen Durchfall bzw. mit Abführmitteln behandeln.
Ist die normale Darmflora durch Fehlbesiedelung gestört, können Antibiotika eingesetzt werden. Wenn die Nahrungsaufnahme stark beeinträchtigt ist, ist es möglicherweise nötig, (über
die Venen oder ein Portsystem) Ergänzungsstoffe einzunehmen.
46
Muskeln und Gelenke
Bei Gelenk- oder Muskelentzündungen kommen dieselben immunsuppressiven und entzündungshemmenden Medikamente infrage, welche sich auch bei anderen rheumatischen
Erkrankungen bewährt haben. Dazu zählt zum Beispiel Methotrexat.
Medikamentöse Behandlung
Raynaud-Syndrom
Blutgefäßerweiternde Substanzen (z. B. Kalziumantagonisten, Prostaglandine)
Digitale Ulzerationen
Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Bosentan) zur Reduktion der
Anzahl neuer digitaler Ulzerationen. Zur Unterstützung der Abheilung wird
oft intravenöses Prostazyklin (z. B. Iloprost) eingesetzt, bei Vorliegen von
Infektionen Antibiotika.
Lungenbeteiligung
Fibrose: eventuell Cyclophosphamid
PAH: Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Macitentan), sGC-Stimulatoren
(z. B. Riociguat), Prostazyklin-Analoga (z. B. Iloprost) oder PhosphodiesteraseHemmer (z. B. Sildenafil)
Beteiligung des MagenDarm-Traktes
Protonenpumpenhemmer, Prokinetika, Antibiotika, Somatostatin i. m.,
Abführmittel oder Medikamente gegen Durchfall
Nierenbeteiligung
Spezielle Bluthochdruckmedikamente (z. B. ACE-Hemmer).
Sofortige Behandlung
Hautbeteiligung
In Frühstadien z. B. Methotrexat
Muskel- und Gelenkbeteilung
Immunsuppressive und entzündungshemmende Medikamente
(z. B. Methotrexat)
47
Begleitende Therapie
Die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten, ist eines der
vorrangigen Ziele bei der Therapie der systemischen Sklerose. Dazu eignen sich neben der
medikamentösen Therapie auch verschiedene andere Therapieformen. Hierzu zählen die
Physiotherapie und die Ergotherapie, die der besseren Beweglichkeit dienen (siehe auch
Kapitel Beweglichkeit S. 63). Regelmäßige Lymphdrainage-Behandlungen sowie Bindegewebsmassagen, Kohlensäurebäder, Elektrotherapie und Wärmebehandlungen (Kneten von
Paraffin) können ebenfalls ratsam sein. Die physikalische Therapie ist sehr wichtig, um die
Schmerzsymptomatik zu lindern und die Beweglichkeit bestmöglich zu erhalten. Was im Einzelfall guttut, hängt auch von der individuellen Wahrnehmung des Patienten ab und sollte in
enger Abstimmung ausgewählt werden.
Physiotherapie
Ziel der Physiotherapie ist die Behandlung von körperlichen Funktions- und Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.
Ein gezieltes und individuelles Krafttraining kann helfen, dem Kraftverlust der Muskeln entgegenzuwirken und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Um Schwellungen zu behandeln, eignen
sich manuelle Lymphdrainagen, die Flüssigkeitsansammlungen mobilisieren und damit die
Entstauung unterstützen.
Eine wichtige Maßnahme ist außerdem die Erhaltung der Beweglichkeit von Gelenken. Hier
helfen aktive Übungen, Dehnungen und manuelle Techniken (siehe auch Kapitel Beweglichkeit S. 63).
Regelmäßiges Ausdauertraining hat den Vorteil, dass das Herz-Kreislauf-System trainiert, der
Stoffwechsel angeregt und die Sauerstoffversorgung der Organe verbessert wird. Zusätzlich
erhält tägliche Bewegung die Lebensqualität (wie z. B. Spaziergänge, Yoga und Gymnastik).
48
>> Einmal in der Woche gehe ich
zur Physiotherapie und mache
täglich Yoga zur Entspannung. <<
49
Ergotherapie
Bei der Ergotherapie stehen Betätigungen
und Einschränkungen des täglichen Lebens
im Mittelpunkt. Ergotherapeuten können
helfen, einen persönlichen Therapieplan zu
erstellen, der verschiedene Maßnahmen
zur Unterstützung beinhaltet. Diese können
sowohl praktische Tipps für den Alltag betreffen, aber auch den Umgang im sozialen
Umfeld.
Psychotherapie
Im Umgang mit der Erkrankung kann durch
ein Gefühl von Überforderung, Angst, Traurigkeit, Hilflosigkeit oder Zorn eine depressive
Stimmungslage entstehen. Eine psychotherapeutische Behandlung, möglichst auch
unter Einbezug der Angehörigen und der
Austausch mit anderen Betroffenen kann
dem entgegenwirken. Auch eine medikamentöse Behandlung (z. B. mit Antidepressiva) ist
möglich.
Begleitende
Therapiemaßnahmen
•Kraftaufbauende Übungen /
Dehnübungen
• Physikalische Therapie
•Wärmebehandlungen
(z. B. Paraffinkneten)
•Massagen
•Lymphdrainage
• TENS bei analer Dysfunktion
•Bäder (zum Beispiel Schwefeloder CO2-Bäder)
•Anleitung zu gelenkschonendem
Verhalten im Alltag
•Anleitung und Hilfsmittelempfehlungen
zum Schutz vor Kälte und Verletzungen
•Hautpflege
•Wundpflege
•Ernährungstipps
•Tipps für eine kraftsparende
Alltagsorganisation
•Hilfe bei psychischer Belastung
und Verantwortung
•Tipps für den Umgang mit
systemischer Sklerose
50
Sexuelle Funktionsstörungen
Die Gründe für sexuelle Funktionsstörungen sind vielfältig, da hier eine Anzahl verschiedener Faktoren zusammenspielen. Eine verminderte Durchblutung, lokale Trockenheit und eine
depressive Stimmungslage können z. B. eine Ursache sein. Teilweise ist hier eine medikamentöse Behandlung möglich, häufig kann aber schon eine psychologische Beratung zu einer
Besserung führen.
Mögliche sexuelle Funktionsstörungen
Männliche Geschlechtsorgane
Erektile
Dysfunktion
Weibliche Geschlechtsorgane
Vaginale
Trockenheit
Dyspareunie
Vaginale Enge
Sexuelle Funktionsstörungen im Überblick
Die Abbildung zeigt einen Querschnitt durch die männlichen (links) und weiblichen (rechts) Geschlechtsorgane. Physische und psychische
Ursachen können bei Männern zur erektilen Dysfunktion führen, während bei Frauen vaginale Trockenheit und Enge sowie Dyspareunie
ausgeprägt sein können.
51
Viele fühlen sich mit der Diagnose einer
Autoimmunkrankheit wie der systemischen
Sklerose erst einmal überfordert. Für andere
wiederum ist es auch eine Erleichterung,
endlich die Ursache für ihre jahrelangen Beschwerden zu erfahren.
In jedem Fall ist es wichtig, bei einer chronischen Erkrankung das Seelenleben nicht außer Acht zu lassen. Psychologische Hilfe kann
den Umgang mit der Erkrankung wesentlich
erleichtern.
Wie auch immer Betroffene sich mit der Diagnose fühlen, wichtig ist, sich auf die neue Situation einzulassen und mit Hilfe der Ärzte und
Therapeuten eine bestmögliche Behandlung
und eine gute Lebensqualität zu erreichen.
LEBEN MIT
SYSTEMISCHER SKLEROSE
52
Dass die Krankheit jetzt einen Namen hat, sollte
nicht abschrecken – im Gegenteil: Jetzt weiß
man, zu welchen Experten man gehen sollte,
denn heutzutage kann man die Symptome einer systemische Sklerose gut therapieren.
Außerdem sollte man sich immer wieder sagen: Ich bin nicht allein! Es gibt Selbsthilfegruppen (www.sklerodermie-selbsthilfe.de / www.scleroliga.de), deren Mitglieder ihre
Krankheit sehr gut kennen und viele hilfreiche Ratschläge geben können. Es hilft
immer, sich gegenseitig auszutauschen und
Erfahrungen zu teilen.
Actelion bietet eine Beratung per E-Mail
mit Experten für systemische Sklerose an.
Weitere Informationen hierzu stehen auf der
Website www.leben-mit-sklerodermie.de zur
Verfügung.
Wichtig sind beim Umgang mit der systemischen Sklerose vor allen Dingen zwei Punkte:
1 Zu akzeptieren, dass sich die
Krankheit nicht ändern lässt
2 Die
Verantwortung für die eigene
Gesundheit zu übernehmen
Belastungsfaktoren
•Viele Umwege bis zur Diagnose
•Gefühl von Endgültigkeit, keine Heilung
• Wenig Wissen über die Erkrankung
•Beschwerden
• Warum trifft es mich?
• Schwierigkeiten im sozialen Umfeld
•Hemmungen, Hilfe anzunehmen und
darum zu bitten
53
>> Wenn ich unterwegs bin,
habe ich immer eine Tüte
Pfefferminzbonbons dabei.
Das Sprechen fällt mir
gleich viel leichter. <<
Alltagstipps
Da die Ursachen der Erkrankung unbekannt sind, gibt es keine erprobten vorbeugend wirkenden
Maßnahmen. Die Symptome der systemischen Sklerose lassen sich jedoch zumindest mildern:
Die Kleidung sollte darauf abgestimmt sein, dem Körper und den Extremitäten den bestmöglichen Schutz vor Kälte zu bieten. Am besten zieht man mehrere Schichten übereinander.
Thermoeinlagen und Hand- oder Fußwärmer können zusätzlich schützen. Hier hilft es auch,
Spaziergänge bei windigem und nasskaltem Wetter zu vermeiden.
Orthopädische Einlagen und Schuhe sowie Gelenkschienen können die Gelenke entlasten.
Grundsätzlich erleichtern verschiedene Hilfsmittel wie ergonomische Türöffner, ein ergonomischer Schreibtischstuhl oder eine beheizbare Maus das Leben.
Auch in der Küche vereinfachen viele Tricks den Alltag. Zum Beispiel kann eine Universalzange
benutzt werden, um die Armaturen von Ofen oder Wasserhahn zu benutzen. Daneben gibt es
viele weitere Hilfsmittel wie abgewinkelte Messer, ergonomische Scheren, Sparschäler oder
Öffnungshilfen.
Mehr Tipps für den Haushalt erfährt man bei den Selbsthilfegruppen und auf der Patientenwebsite www.leben-mit-sklerodermie.de.
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Hilfsmittel im Alltag
1: Apfelteiler, 2: Winkelmesser mit Zähnen, 3: Universalöffner, Dosen-, Flaschen-, Schraubdeckelöffner, 4: Gemüse-/ Obstschäler, 5: Deckel­
öffner für Gläser mit Blechdeckel, 6: Flaschenaufschrauber, z. B. für Wasserflaschen, 7: Selbstöffnende Schere, 8: Kugelschreiber mit extradickem Griff, 9: Extralanger Schuhlöffel, 10: Dosenöffnerhilfe, 11: Wärmflasche
Weitere, nicht abgebildete Hilfsmittel: Knöpf- und Reißverschlusshilfe, Wärmekissen, Muff, Lammfellfäustlinge, Handwärmer, Taschenofen,
Lenkradbezug aus Lammfell, beheizbare Computermaus, beheizbare Handschuhe, beheizbare Einlegesohlen
55
Ernährung
Die Ernährung spielt gerade bei chronischen
Erkrankungen eine wichtige Rolle, denn sie
kann mithelfen, Haut und Knochen optimal
zu ernähren und die Heilung zu fördern, und
spendet zudem wärmende Energie. Deshalb
sollte die Ernährung bei der Therapieplanung
eine wichtige Rolle einnehmen.
Insgesamt sollte bei systemischer Sklerose
auf eine ausgewogene Ernährung geachtet
werden. Ansonsten ist es – weil die systemische Sklerose sehr verschieden verlaufen
kann – wichtig, auf den Körper zu hören und
herauszufinden, welche Nahrungsmittel guttun und welche nicht.
Gerade bei Beteiligung des Verdauungstraktes kann es zu einer gestörten Aufnahme von
Vitaminen und Mineralstoffen kommen. Insgesamt ist eine ausgewogene Vollwertkost
mit Nahrungsergänzungsmitteln (Vitamine,
Spurenelemente) sinnvoll, um den Allgemeinzustand zu verbessern und die Wundheilung
zu begünstigen.
56
Unterstützende Nahrungsergänzungsmittel
Vitamin A:
Wichtig beim Aufbau der Haut und der
Schleimhaut; Milch und Milchprodukte
sowie Eier decken den größten Bedarf.
✓
Vitamin C:
Essentielles Vitamin für die Kollagen­
bildung
✓
Vitamin D und Kalzium:
Wichtig für die Knochen, Vorbeugung
einer Osteoporose
✓
Vitamin E:
Entzündungshemmend, unterstützt die
Heilung von Wunden; in pflanzlichen Ölen
enthalten (Weizenkeim-, Distel-, Rapsöl).
✓
Eisen:
Wichtig bei der Kollagensynthese und
für den Sauerstofftransport in Form
von Hämoglobin, unterstützt die Wundheilung; in Fleisch und grünen Gemüsesorten enthalten.
✓
Eiweiß:
Wichtig für Reparaturprozesse in
den Zellen
✓
Zink:
Stabilisiert Zellmembranen, wichtig beim
Wundverschluss; in Fleisch, Nüssen und
Getreideprodukten enthalten.
✓
Sodbrennen
Bei Sodbrennen hilft die Aufteilung des Essens in mehrere kleine Mahlzeiten. Nach dem Essen
sollte man sich nicht hinlegen. Eine Erhöhung des Kopfteiles des Bettes kann Reflux, den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, vermindern. Es ist wichtig, Tabak ganz zu meiden und
Alkohol, Kaffee, kohlensäurehaltige Getränke, schwarzen Tee, Schokolade, stark säurehaltige
und fettige Lebensmittel zu reduzieren oder darauf zu verzichten. Oft kann es auch helfen, das
Tragen (vor allem an der Taille) enger Kleidungsstücke zu vermeiden.
Bei verkleinerter Mundöffnung und Schluckbeschwerden empfehlen sich kleinere Bissen, weiche
und feuchte Speisen und ein Glas Wasser – eventuell mit Trinkhalm – als Schluckhilfe parat zu haben. Viele weitere Tipps zur Ernährung bietet die Patientenwebsite www.leben-mit-sklerodermie.de.
57
Schwangerschaft
Schwangerschaften sind prinzipiell auch mit systemischer Sklerose möglich – die Krankheit
wird nicht vererbt. Wenn eine frühe diffuse Form der systemischen Sklerose oder ein schwerer
Lungenhochdruck vorliegt, erhöht sich allerdings das Risiko für Mutter und Kind. Bei der Planung einer Schwangerschaft sollte die momentane Krankheitsaktivität berücksichtigt werden
und durch engmaschiges Monitoring sowie eine Anpassung der Therapie positiv beeinflusst
werden. Am besten geschieht dies in Absprache mit einem Facharzt. Gegebenenfalls sollte
man – je nach Medikament, das man einnimmt – auf das Stillen verzichten.
Sexualität
Sowohl Männer als auch Frauen haben oft Probleme, mit der Erkrankung ein ausgefülltes
Sexualleben zu erleben. Aber nur 16 % der Patienten sind bereit, über diese Probleme mit
ihrem Arzt zu reden.
Sexuelle Funktionsstörung bei systemischer Sklerose
Dabei ist eine sexuelle Funktionsstörung, bei der eine erfüllte Sexualität nicht erreichbar ist,
bei systemischer Sklerose weit verbreitet – mehr als 80 % der Patienten leiden darunter. Während die Ursache für die erektile Dysfunktion bei den männlichen Patienten in einer Störung
in den Gefäßen liegt und somit vor allem organischer Natur ist, ist die Ursache bei Frauen
sehr viel komplexer. Neben Ursachen, die auf die systemische Sklerose schließen lassen
(trockene Vagina, Schmerzen, Müdigkeit), spielen hier auch andere physische Probleme (wie
starke Gelenkschmerzen) oder die psychische Belastung eine Rolle.
Es ist wichtig, hier mit dem Arzt des Vertrauens über Probleme zu sprechen. Es geht vielen
Patienten so, und man kann heutzutage sehr viel dagegen tun. Die Diagnose erfolgt meist über
einen Fragebogen, sodass man sich in Ruhe damit auseinandersetzen kann. Man darf nicht
vergessen: Sexualität ist wichtig für die Erfüllung und die Befriedigung von Bedürfnissen. In
58
der Partnerschaft ist sie ein wichtiger Faktor für mehr körperliches Wohlbefinden und Lebensqualität. Andererseits ist Sex in einer guten Partnerschaft nicht das einzig Verbindende
und kann gut kompensiert werden. Offene Gespräche mit der Partnerin / dem Partner zeigen,
wenn beide ihre Wünsche und Grenzen aussprechen, neue Zuneigungsmöglichkeiten auf.
Zahnpflege
Eine verkleinerte Mundöffnung und Mund­
trockenheit erschweren oft die Mundhygiene, was Karies, Zahnfleischerkrankungen
und Mundgeruch begünstigt.
Eine gute Zahn- und Mundhygiene und der
regelmäßige Gang zum Zahnarzt sind deshalb besonders wichtig. Am besten sollte
man eine Zahncreme mit Fluor benutzen und
mindestens viermal im Jahr die Zahnbürste
wechseln. Auch die Zunge sollte regelmäßig gereinigt werden. Für eine verkleinerte
Mundöffnung sind auch spezielle Zahnbürsten erhältlich. Bei Reflux-Ösophagitis,
also dem Rückfluss von Magensäure in die
Speiseröhre, sollte der Mund regelmäßig
mit klarem Wasser und Mundwasser gespült
werden, um die Zähne vor Erosionen zu
schützen.
Hilfsmittel
Kinderzahnbürste:
Auch Kinderzahnbürsten sind in elektrischer Form erhältlich – sie haben
den Vorteil kleinerer Bürstenköpfe und
weicherer Borsten. Außerdem ist der
Griff oft vergrößert.
Zahnzwischenräume:
Interdentalbürsten und Zahnseide-Sticks
sind praktisch zum Reinigen der Zahnzwischenräume; wenn dies zu mühsam ist,
kann auch eine Munddusche angewendet werden.
Reinigungsstäbchen:
Spezielle Reinigungsstäbchen (Denta­
swab) ermöglichen eine vereinfachte
und gründliche Mundhygiene in Ergän­
zung zu der normalen Mundhygiene.
Besonders bei offenen Stellen im Mund
sind sie schonend.
59
Hautpflege
Bei systemischer Sklerose verändert sich die Haut – durch die starke Vermehrung von Bindegewebe verdickt und verhärtet sie sich, zunächst besonders an Händen, Füßen und im
Gesicht (siehe auch Kapitel Haut S. 32). Vor allem dort, wo eine dünnere Fettschicht unter
der Haut liegt, also zum Beispiel an Ellenbogen, Fingergelenken, Füßen, Ohrmuscheln und
Steißbein, erhöht sich damit die Verletzungsgefahr.
Dem Fortschreiten der Verdickung und Verhärtung sowie der verminderten Durchblutung entgegenzuwirken, ist auch für jeden Patienten möglich: Es gilt, Trigger für das Raynaud-Syndrom
(z. B. Kälteexposition) zu meiden, die Hautbarriere durch eine adäquate Pflege zu schützen
und die Beweglichkeit der Gelenke durch Dehnübungen aufrechtzuerhalten.
Es ist deshalb wichtig, die Haut vor allem an diesen Stellen, aber auch generell gut zu pflegen.
Rückfettende Cremes und Duschgele helfen dabei, indem sie die Elastizität der Haut fördern.
Besonders gefährdet sind die Hände. Diese sollten mehrmals täglich eingecremt werden, am
besten mit Pflegeprodukten mit einem Fettanteil von 30 bis 40 % und einem Urea-Anteil von
4 bis 5 % (als Feuchtigkeitsspender).
60
>> Wohltuend ist ein Paraffinölbad.
Paraffinöl gibt über einen längeren Zeitraum
konstante Wärme ab und hinterlässt
einen pflegenden Ölfilm auf der Haut. <<
61
>> Gleich morgens nach dem Aufstehen
sind meine Hände besonders steif.
Nach kleinen Dehnübungen
fühle ich mich schon viel besser. <<
62
Beweglichkeit
Einfache Dehnübungen können bequem zu Hause durchgeführt werden. Gerade bei Beweglichkeitseinschränkungen durch Hautverhärtungen können hier gute Erfolge erzielt werden,
sodass die Beweglichkeit weitgehend erhalten bleibt.
Dehnübungen für zwischendurch
Beweglichkeit
Einfache Dehnübungen können bequem zu Hause durchgeführt werden.
Beispiele für weitere Übungen
Übungen mit Hilfsmitteln
zur Dehnung der Hände
Beweglichkeit der Hände
und der Ellenbogen
• Warme Knetmasse mit den Fingern rollen. •Mit den unteren Fingergliedern auf ein
Stück warme Knetmasse drücken.
• Hand über eine Plastikflasche rollen.
• Plastikflaschen greifen.
• Ball kneten.
•Ball über die Handfläche zu sich hin
rollen.
•In sitzender Position mit einem Tuch auf
dem Tisch vor- und zurückwischen.
63
DNSS-Zentrenliste
64
Klinik
Abteilung
Adresse
LKH-Univ. Klinikum Graz
Medizinische Klinik und Poliklinik II
Auenbruggerplatz 8,
8036 Graz, Österreich
Universitätsklinikum Carl Gustav
Carus an der TU Dresden
Klinik und Poliklinik
für Dermatologie
Fetscherstraße 74,
01307 Dresden
Charité – Universitätsmedizin
Berlin
Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie
Charitéplatz 1,
10117 Berlin
Charité – Universitätsmedizin
Berlin
Med. Klinik mit Schwerpunkt
Rheumatologie und Klinische
Immunologie
Charitéplatz 1,
10117 Berlin
Immanuel Krankenhaus Berlin
Abteilung für Innere Medizin,
Rheumatologie und Klinische
Immunologie
Lindenberger Weg 19,
13125 Berlin-Buch
Johanniter-Krankenhaus im
Fläming Treuenbrietzen
Klinik für Rheumatologie, Orthopädie
und Rheumachirurgie
Johanniterstraße 1,
14929 Treuenbrietzen
Schön Klinik Hamburg
Zentrum für Kinder- und Jugend­
rheumatologie
Dehnhaide 120,
22081 Hamburg
Asklepios Klinik Altona
Rheumatologie, klinische
Immunologie, Nephrologie
Paul-Ehrlich-Straße 1,
22763 Hamburg
Universitätsklinikum SchleswigHolstein Lübeck
Klinik für Rheumatologie
Ratzeburger Allee 160,
23538 Lübeck
Klinikum Bad Bramstedt GmbH
Klinik für Rheumatologie und
Immunologie
Oskar-Alexander-Straße 26,
24576 Bad Bramstedt
Universitätsmedizin Göttingen
Abteilung für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie
Robert-Koch-Straße 40,
37075 Göttingen
Universitätsklinikum Düsseldorf
Klinik für Rheumatologie
MNR-Klinik, Moorenstraße 5,
40225 Düsseldorf
Klinik
Abteilung
Adresse
Krankenhaus St. Josef Wuppertal
Medizinische Klinik und Poliklinik III
– Innere Medizin mit den Schwerpunkten Onkologie, Hämatologie
und Rheumatologie
Bergstraße 6 – 12,
42105 Wuppertal
HELIOS Klinikum Wuppertal
Zentrum für Dermatologie,
Allergologie und Dermatochirurgie
Heusnerstraße 40,
42283 Wuppertal
HELIOS St. Elisabeth Klinik
Oberhausen
Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie (auch Kinder und
Jugendliche mit Sklerodermie)
Josefstraße 3,
46045 Oberhausen
Universitätsklinikum Münster
Klinik für Hautkrankheiten –
Allgemeine Dermatologie
und Venerologie
Von-Esmarch-Straße 58,
48149 Münster
Universitätsklinikum Köln
Klinik und Poliklinik für Dermatologie
und Venerologie (auch Kinder und
Jugendliche mit Sklerodermie)
Kerpener Straße 62,
50937 Köln
Universitätsklinikum Bonn
Klinik für Hämatologie,
Onkologie und Rheumatologie
Sigmund-Freud-Straße 25,
53127 Bonn
Universitätsklinikum Frankfurt
Medizinische Klinik II: Hämatologie
und Onkologie, Rheumatologie,
Infektiologie, Therapie der HIVErkrankung
Theodor-Stern-Kai 7,
60590 Frankfurt am Main
Kerckhoff-Klinik GmbH
Klinik für Rheumatologie und
klinische Immunologie
Benekestraße 2 – 8,
61231 Bad Nauheim
Universitätsklinikum Heidelberg
Abteilung Innere Medizin V –
Klinik für Rheumatologie
Im Neuenheimer Feld 410,
69120 Heidelberg
Universitätsklinikum Tübingen
Innere Medizin II – Onkologie,
Hämatologie, Klinische Immunologie,
Rheumatologie und Pulmologie
Otfried-Müller-Straße 10,
72076 Tübingen
65
DNSS-Zentrenliste
66
Klinik
Abteilung
Adresse
Universitätsklinikum Tübingen
Universitäts-Hautklinik
Liebermeisterstraße 25,
72076 Tübingen
Universitätsklinikum Freiburg
Klinik für Rheumatologie und
Klinische Immunologie – Klinische
Forschergruppe für Rheumatologie
(KFR)
Hugstetterstraße 55,
79106 Freiburg
Klinikum der LMU München
Klinik und Poliklinik für Dermatologie
und Allergologie
Frauenlobstraße 9 – 11,
80337 München
Universitätsklinikum Ulm
Klinik für Dermatologie
und Allergologie
Albert-Einstein-Allee 23,
89081 Ulm
Universitätsklinikum Erlangen
Hautklinik
Ulmenweg 18,
91054 Erlangen
Universitätsklinik Erlangen
Medizinische Klinik 3 –
Rheumatologie und Immunologie
Ulmenweg 18,
91054 Erlangen
Universitätsklinikum Würzburg
Klinik für Internistische
Rheumatologie
Oberdürrbacher Straße 6,
97080 Würzburg
Selbsthilfegruppen
Sklerodermie Selbsthilfe e. V.
Am Wollhaus 2
74072 Heilbronn
Tel. 07131 39024-25
Fax 07131 39024-26
E-Mail: [email protected]
Internet: www.sklerodermie-selbsthilfe.de
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V.
Maximilianstraße 14
53111 Bonn
Tel. 0228 76606-0
Fax 0228 76606-20
E-Mail: [email protected]
Internet: www.rheuma-liga.de
Scleroderma Liga e. V.
Maria Reeb
Kastanienweg 4
85469 Walpertskirchen
Tel. 08122 540903
E-Mail: [email protected]
Internet: www.scleroliga.de
FESCA – Europäischer Verbund von
Sklerodermie-Selbsthilfegruppen
Internet: www.fesca-scleroderma.eu
pulmonale hypertonie (ph) e. v.
Hans-Dieter Kulla
Rheinaustraße 94
76287 Rheinstetten
Tel. 07242 9534-141
Fax 07242 9534-142
E-Mail: [email protected]
Internet: www.phev.de
Raynaud’s & Scleroderma Association
112 Crewe Road
Alsager
Cheshire
ST7 2JA
United Kingdom
Tel. +44 1270 872776 oder +44 800 9172494
E-Mail: [email protected]
Internet: www.raynauds.org.uk
67
Glossar
6-Minuten-GehtestTest zur Ermittlung der individuellen körperlichen Leistungsfähigkeit
(Länge der Strecke, die in 6 Minuten zurückgelegt wird)
ACE-Hemmer Englisch: Angiotensin-Converting-Enzyme (= angiotensinver­
wandelndes Enzym), blutdrucksenkendes Medikament
Alveolitis Erkrankung des Lungengewebes und der Lungenbläschen
(Alveolen)
Angiotensin-
Rezeptor-Blocker
Arzneistoffe, die zur Behandlung von Bluthochdruck oder Herz­insuffizienz eingesetzt werden
AntikörperEiweißstoffe zur Immunabwehr im Blut
Antinukleäre AntikörperSog. ANA, eine bestimmte Art von Auto-Antikörpern, die mit
bestimmten Strukturen des Kerns körpereigener Zellen (griechisch:
nukleus) reagieren; kommen bei Autoimmunerkrankungen vor.
ArterienVom Herzen wegführende Blutgefäße
Auto-AntikörperAntikörper, die fälschlicherweise körpereigene Strukturen als
fremd erkennen und eine Immunantwort auslösen
AutoimmunerkrankungNormalerweise gehen die von unserem Körper gebildeten Antikörper gegen körperfremde Stoffe wie z. B. Bakterien oder Viren vor.
Bei Autoimmunkrankheiten greift das Immunsystem körpereigene
Stoffe an und löst somit eine Entzündungsreaktion aus.
BindegewebeStütz- oder Gerüstgewebe, das in allen menschlichen Organen
vorkommt; es hält im Grunde die einzelnen Organe zusammen.
Botenstoffe
Chemische Substanzen, die bestimmte Signale im Körper übertragen
Chronisch-progre-
diente Erkrankung
68
Dauerhafte (chronisch) und fortschreitende (progredient) Erkrankung
CREST-Syndrom Unterform der limitierten systemischen Sklerose
(CREST = Calcinosis cutis, Raynaud-Syndrom, ösophageale (engl.:
esophageal) Beschwerden, Sklerodaktylie, Teleangiektasie)
CyclophosphamidMedikament zur immunsuppressiven Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes (SLE) oder
systemische Sklerose
DialyseGriechisch dialysis = „Auflösung“; Blutreinigungsverfahren, das bei
Nierenversagen als Ersatzverfahren zum Einsatz kommt
Diffuse systemische Sklerose
Diffuse Form der systemischen Sklerose; die Sklerose breitet sich
über den ganzen Körper aus.
Digitale UlzerationenGeschwüre, die an den Fingern und Zehen auftreten
EchokardiographieForm der Ultraschalluntersuchung zur Untersuchung des Herzens
ElektrokardiogrammKurz EKG; zeichnet die Summe der elektrischen Aktivitäten aller
Herzmuskelfasern auf. Aus dem EKG können Herzfrequenz, Herzrhythmus und weitere Herzparameter abgelesen werden.
EndothelinPotente körpereigene, stark gefäßverengende Substanz
Endothelin-
Medikamente, die den Rezeptor für Endothelin blockieren und EndoRezeptor-Antagonistenthelin somit daran hindern, seine stark gefäßverengende Wirkung
zu entfalten
Erektile DysfunktionSexuelle Funktionsstörung, bei der es einem Mann über einen längeren Zeitraum hinweg in der Mehrzahl der Versuche nicht gelingt,
eine für ein befriedigendes Sexualleben ausreichende Erektion des
Penis zu erzielen oder beizubehalten
ErosionHaut- oder Schleimhautveränderung, die durch einen Verlust
der Oberhaut bzw. bei Schleimhäuten des Epithels bei intakter
Lederhaut bzw. Schleimhaut-Eigenschicht gekennzeichnet ist.
69
Fibroblasten
Zellen, die ein Hauptbestandteil des Bindegewebes sind. Die Fibroblasten bilden das Kollagen, das mit anderen Substanzen für die
Festigkeit und Elastizität des Bindegewebes verantwortlich ist.
FibroseKrankhafte Vermehrung des Bindegewebes in Geweben und
Organen, dessen Hauptbestandteil Kollagenfasern sind. Dabei
wird das Gewebe des betroffenen Organes verhärtet, es entstehen
narbige Veränderungen, die im fortgeschrittenen Stadium zur
Einschränkung der jeweiligen Organfunktion führen.
ImmunsuppressionSchwächung des Immunsystems, die u. a. von Medikamenten
hervorgerufen werden kann
KalzinoseKrankhafte Ablagerung von Kalziumsalzen in der Haut und in
Körperorganen
KalziumantagonistenGruppe von Arzneistoffen, die hauptsächlich zur Behandlung
von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit und Herzrhythmus­
störungen eingesetzt werden
KapillareHaarfeine Blutgefäße, z. B. in den Fingerspitzen
KapillarmikroskopieVideogestützte Mikroskoptechnik zur Beurteilung der Mikro­
zirkulation der Haut
KollagenStrukturprotein des Bindegewebes, bildet stützende Strukturen
in allen Organen.
KollagenoseStörungen des Bindegewebes, denen Autoimmunerkrankungen zugrunde liegen. Zu den Kollagenosen gehören systemischer Lupus
erythematodes (SLE), Polymyositis und Dermatomyositis, SjögrenSyndrom, systemische Sklerose und Sharp-Syndrom.
KontrakturenFunktions- und Bewegungseinschränkung von Gelenken, die durch
Verkürzung umliegender Weichteile wie Muskeln, Sehnen, Bänder
und Faszien entsteht
70
Limitierte systemische Form der systemischen Sklerose, betrifft aber nur die vorstehenden
SkleroseKörperteile (Hände oder Füße bzw. die Extremitäten unterhalb der
Ellenbogen- oder der Kniegelenke, aber auch Nase oder Kinn).
LungenfibroseErkrankung des Lungengewebes durch verstärkte Einlagerung von
Bindegewebe zwischen den Lungenbläschen und Blutgefäßen
LungenfunktionstestVerschiedene Untersuchungsverfahren für die Bestimmung von
Lungenvolumina und anderen Kennzahlen der Lungenfunktion
Lungenhochdruck /
pulmonal arterielle
Hypertonie
Lungenbeteiligung bei systemischer Sklerose, bei der die Lungengefäße betroffen sind
LymphdrainagePhysikalische Therapie, dient vor allem als Ödem- und Entstauungstherapie ödematöser Körperregionen.
MadonnenfingerBezeichnet bei systemischer Sklerose ein Symptombild, das durch
auffallend dünne und spitz zulaufende Finger gekennzeichnet ist.
Madonnenfinger treten oft gleichzeitig mit einer Sklerodaktylie auf.
MethotrexatZytostatikum in der Chemotherapie, Basistherapie bei verschiedenen rheumatischen Erkrankungen
MikrostomieAus dem Griechischen stoma = Mund. Mundverengung, Kleinheit
des Mundes
NekroseAus dem Griechischen nékrosis = Tod, Absterben; Absterben
einzelner oder mehrerer Zellen an lebenden Organismen
ÖdemSchwellung des Gewebes aufgrund einer Einlagerung von
Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem
ÖsophagusSpeiseröhre
Ösophagus-
motilitätsstörung
Bewegungsstörung der Speiseröhre
71
Phosphodiesterase-
Arzneimittel, die Enzyme aus der Gruppe der Phosphodiesterasen
Hemmerhemmen. Sie werden u. a. bei erektiler Dysfunktion und bei pulmonaler Hypertonie eingesetzt.
PortsystemDirekter Venenzugang zur Verabreichung von Nahrungs- und
Nahrungsergänzungsmitteln sowie von Medikamenten
ProkinetikaMedikamente, die die Muskeltätigkeit der Speiseröhre, des
Magens und des Darms anregen
ProstazyklinKörpereigene Substanz, die wegen ihrer gefäßerweiternden,
wachstumshemmenden und zellschützenden Eigenschaften
auch als Medikament verabreicht wird
Protonenpumpen-
hemmer
Medikamente, die die Freisetzung von Magensäure blockieren.
Sie werden bei der Refluxkrankheit eingesetzt.
Puffy fingersBezeichnung für die im frühen Stadium der systemischen Sklerose
zunächst geschwollenen und geröteten Finger
Raynaud-SyndromVorübergehende Gefäßspasmen (Krämpfe), treten meistens an den
Fingern und Zehen auf. Die Blutzufuhr des betroffenen Gebietes
wird vermindert, und es treten schubweise nacheinander Blässe,
Blauverfärbung und Rötung der Finger oder Zehen auf.
RechtsherzhypertrophieGrößenzunahme des Herzens aufgrund von Zellvergrößerung
RefluxSodbrennen
Renale KriseGefährliche Komplikation bei systemischer Sklerose, unter der
man eine sich sehr schnell verschlechternde Nierenfunktion bis
hin zum Nierenversagen versteht. Warnzeichen hierfür ist ein
starker Blutdruckanstieg.
(Modified) Rodnan
Skin Score (mRSS)
72
Standardisiertes Verfahren zur Untersuchung von Änderungen der
Hautdicke und -festigkeit im Krankheitsverlauf
SklerodaktylieBezeichnung für die im weiteren Verlauf der systemischen Sklerose
durch die Sklerose der Fingerhaut immer schmaler werdenden,
zunehmend versteifenden und ggf. kontrakturbedingt gebeugten
Finger (Krallenhand)
Stammzell-
Übertragung von Stammzellen von einem Spender an einen Emptransplantationfänger. Als Stammzellen werden allgemein Körperzellen bezeichnet,
die sich in verschiedene Zelltypen oder Gewebe entwickeln können.
Systemische Sklerose Unterform der systemischen Sklerose, bei der nur innere Organe
sine Skleroderma betroffen sind, während die typischen äußeren Merkmale (Haut­
sklerose) fehlen
TeleangiektasienDauerhafte Erweiterung kleiner Blutgefäße direkt unter der Haut
TENSTranskutane elektrische Nerven-Stimulation, eine elektromedizinische Reizstromtherapie, die vor allem zur Behandlung von Schmerzen und zur Muskelstimulation eingesetzt wird
VaskulopathiePrimär nicht entzündliche Gefäßerkrankungen unterschiedlicher
Ursache, die zu einem teilweisen oder vollständigen Verschluss
eines Gefäßes führen
VasodilatationWeitstellung der Blutgefäße
VasokonstriktionEngstellung der Blutgefäße
VasospasmenVerkrampfung der Blutgefäße
WassermelonenmagenBestimmte Form der Gefäßerweiterungen der Magenschleimhaut.
Der Begriff Wassermelonenmagen leitet sich von dem Wassermelonen ähnlichen rot-streifigen Bild ab, das bei der Magenspiegelung
vorgefunden wird.
Zirkumskripte
Bei der zirkumskripten Sklerodermie ist die Verhärtung auf die Haut
Sklerodermiebeschränkt, auch wenn benachbarte Strukturen wie Fettgewebe,
Muskeln und selten auch Gelenke mitbetroffen sein können; eine
Beteiligung innerer Organe tritt nicht auf.
73
Notizen
74
75
Sklerodermie Selbsthilfe e. V.
Am Wollhaus 2 74072 Heilbronn
Tel. 07131 39024-25 Fax 07131 39024-26
E-Mail: [email protected]
Internet: www.sklerodermie-selbsthilfe.de
Deutsches Netzwerk für Systemische Sklerodermie (DNSS)
Koordinierungszentrale
Klinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsklinikum Köln
Kerpener Str. 62 50937 Köln Postanschrift: 50924 Köln
Tel. 0221 47882288 Fax 0221 47886916
E-Mail: [email protected]
Internet: www.sklerodermie.info
Actelion Pharmaceuticals Deutschland GmbH
Konrad-Goldmann-Straße 5b 79100 Freiburg
Tel. 0761 4564-0 Fax 0761 4564-45
E-Mail: [email protected]
Internet: www.actelion.de www.leben-mit-sklerodermie.de
EX-Mktg-1386-20072015
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